Dreileiter-Magazin, Ausgabe 6
Inhalt der Ausgabe 6 - Wichtige Neuheiten - Anlagenportrait MSKK (Belgien) - Zwergenaufstand - zweiachsige Kesselwagen im Überblick - Test Baureihe 86 von Roco - Test Baureihe 107 von Piko - Einsteiger-Serie, Teil 7 - Transportlösungen für Fahrzeugmodelle - Landschaftsgestaltung: Farbenfrohes Frühlingserwachen - Baubeschreibung Landhandel (Busch) - Draculas Schloss als Geburtstagsmodell von Faller - Medientipps
Inhalt der Ausgabe 6
- Wichtige Neuheiten
- Anlagenportrait MSKK (Belgien)
- Zwergenaufstand - zweiachsige Kesselwagen im Überblick
- Test Baureihe 86 von Roco
- Test Baureihe 107 von Piko
- Einsteiger-Serie, Teil 7
- Transportlösungen für Fahrzeugmodelle
- Landschaftsgestaltung: Farbenfrohes Frühlingserwachen
- Baubeschreibung Landhandel (Busch)
- Draculas Schloss als Geburtstagsmodell von Faller
- Medientipps
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<strong>Ausgabe</strong> 6<br />
<strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 6<br />
D reileiter<br />
<strong>Magazin</strong><br />
Unabhängige Informationsplattform nicht nur für Märklin-Bahner<br />
Neuheiten im<br />
Zeichen von Corona<br />
Werkstatt: Modelle<br />
sicher transportieren<br />
Farbenfrohes<br />
Frühlingserwachen<br />
Deutschland 8,00 Euro<br />
Schweiz 14,00 CHF<br />
Anlagenporträt:<br />
Frühzeit der Bahn-<br />
mit viel Raum für<br />
Landschaft<br />
Im Testeinsatz:<br />
Die Baureihen 86 und 107<br />
sowie zweiachsige Kesselwagen
Editorial<br />
G<br />
anz sicher nicht nur zu unserem<br />
Leidwesen hat es auch bis<br />
zum Erscheinen dieser sechsten<br />
<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />
länger gedauert, als die ehrgeizige<br />
Planung vorgab. Optimistisch, mit dem<br />
im letzten Quartal 2019 angelaufenen<br />
flächendeckenden Kioskverkauf an den<br />
Bahnhofsbuchhandlungen nun eine gesicherte<br />
wirtschaftliche Basis und als<br />
einzige Unwägbarkeit die Liefertermine<br />
der Modellbahnhersteller zu haben,<br />
machte uns ein kleines Virus im März<br />
einen großen Strich durch die Rechnung.<br />
Denn es entfielen nicht nur über<br />
mehr als zwei Monate die Erlöse aus<br />
dem Verkauf der <strong>Magazin</strong>e, sondern<br />
auch wichtige Einnahmen aus der Fotografie<br />
auf Messen, in Vereinen etc.<br />
Und auch Auftragsarbeiten oder Seminare<br />
als Einnahmequelle entfielen, weil<br />
Modellbahn eben nicht systemrelevant<br />
ist und die meisten Sammler leider zu<br />
so genannten Risikogruppen gehörten.<br />
Natürlich waren wir dennoch nicht<br />
untätig und haben trotz geschlossener<br />
Baumärkte einiges an Beiträgen (vor-)<br />
produzieren können - glücklicherweise<br />
sind nicht alle Hersteller hart getroffen<br />
und eingetretene Verschiebungen von<br />
einigen Wochen bei der Lieferung von<br />
Neuheiten sind inzwischen ja fast normal.<br />
Immerhin bescherte und die Corona-Krise<br />
auch einige Überraschungen,<br />
beispielsweise in Form der Baureihe<br />
38.10 von Märklin als Sommerheuheit,<br />
die es als Neukonstruktion noch in die<br />
Vorschau dieser <strong>Ausgabe</strong> schaffte und<br />
die wir in der kommenden <strong>Ausgabe</strong> zusammen<br />
mit den dann hoffentlich lieferbaren<br />
verwandten 78ern von Märklin<br />
und Piko als würdige Vertreter des preußischen<br />
Lokbaus vorstellen wollen.<br />
Inspiriert vom Farbenrausch dieses<br />
Frühjahres, zu dessen Betrachtung<br />
ausreichend Muße bestand und den<br />
mehr oder minder parallel ausgelieferten<br />
Neuheiten in Sachen Landschaftsgestaltung<br />
bei Heki, Microrama und<br />
Noch nimmt die Natur in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
einmal einen etwas breiteren Raum<br />
ein, denn auch die vorgestellte Anlage<br />
wird nicht wie üblich von ausgedehnten<br />
Gleisanlagen, sondern gut gestalteten<br />
Landschaften dominiert.<br />
Im weiteren spielt im vorliegenden<br />
<strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong> auch der Gebäudebau<br />
eine wichtige Rolle. Als Beispiel<br />
für gute Lasercut-Bausätze stellen wir<br />
Ihnen den recht universell einsetzbaren<br />
Landhandel von Busch vor. Und in die<br />
Kategorie Vorplanung fällt ganz sicher<br />
die von Faller als Jubiläumsmodell in<br />
Aussicht gestellte Burg Bran aus Rumänien,<br />
die dort als Dracula-Museum<br />
vermarktet wird. Bereits das in Nürnberg<br />
von Faller präsentierte Handmuster<br />
überzeugt mit einer Vielzahl von Details<br />
von der Putzmodellierung bis hin<br />
zu den wiedergegebenen Anschriften.<br />
Hin und wieder ist es auch im <strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
angezeigt, Dinge abzuschließen.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> betrifft<br />
dies unserer Einsteigerserie. Aber keine<br />
Bange, die nächste Anlage ist bereits<br />
im Bau und auch dort werden wir<br />
Sie, liebe Leser, mit Schritt-für-Schritt-<br />
Anleitungen ab der kommenden <strong>Ausgabe</strong><br />
am Gedeihen teilhaben lassen.<br />
Wir wünschen Ihnen in der leider nur<br />
eingeschränkt und ohne Messen beginnenden<br />
Modellbausaison trotz allem<br />
viel Vergnügen und reichlich Inspiration,<br />
unabhängig, ob Sie an einer weihnachtlichen<br />
Kleinanlage werkeln oder Größeres<br />
fürs kommende Jahr beginnen.<br />
2<br />
Titelbild<br />
Beim Blick über den Tellerrand zu<br />
Ausstellungen in Belgien entdeckten<br />
wir eine etwas andere Märklin-Anlage.<br />
Die bevorzugt eingesetzten<br />
Fahrzeuge der Epochen I und II<br />
rollen überwiegend durch großzügig<br />
gestaltete Landschaften denn durch<br />
üppige Bahnhofsanlagen.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Michael U. Kratzsch-Leichsenring
Inhalt<br />
Wichtige Neuheiten 4<br />
Anlagenvorstellung<br />
Untypisch Grün 12<br />
Draculas Wohnsitz... 58<br />
Meinung<br />
Zwergenaufstand 22<br />
Testen und Messen<br />
Ungleiche Schwestern 28<br />
Exotischer Lückenfüller 32<br />
Erste Schritte<br />
Nach der Startpackung, Teil 7 (Schluss) 36<br />
Werkstatt<br />
Ersatzlösung nach Bedarf 42<br />
Begrünung<br />
Frühlingserwachen 46<br />
Bauwerke<br />
Lasercut, solide 54<br />
Medientipps / Kleinanzeigen 64<br />
Vorschau 66<br />
Impressung / Abo-Verwaltung 67<br />
www.dreileiter-magazin.de / facebook.com/dreileiter<br />
3
Neuheiten<br />
MÄRKLIN: Exot mit Wachstumspotential<br />
Mit der 78 1001 schuf Märklin einer Randentwicklung des westdeutschen Lokbaus ein würdiges Denkmal. Selbstverständlich<br />
erfüllt das Modell eine Vielzahl aktueller Standards in Sachen Beleuchtung, Sound, Dampf und mehr.<br />
Für das zweite Insider-Modell des<br />
Jahres 2019 suchte sich Märklin<br />
ein mit der Tenderlok 78 1001 recht<br />
exotisches Vorbild. Es entstand aus der<br />
Baureihe 38, von denen die junge Bundesbahn<br />
überzählige Exemplare besaß.<br />
Sie sollte in der verkürzten Ausführung<br />
helfen, den sich etablierenden Vorort-<br />
Verkehr westdeutscher Großstädte zu<br />
beschleunigen. Allerdings erfüllten die<br />
Loks bei Rückwärtsfahrt die in sie gesetzten<br />
Erwartungen nicht und so schieden<br />
die beiden 1951 in Dienst gestellten<br />
Baumuster nach Ablauf aller Fristen<br />
nach acht Einsatzjahren im Raum München<br />
und später am Bodensee aus. Die<br />
ihnen zugedachten Aufgaben nahmen<br />
neben den besser geeigneten neuen<br />
65ern bewährte 78er und zunehmend<br />
moderne S-Bahn-Triebzüge wahr.<br />
Während die ersten der recht üppig<br />
ausgestatten Insider-Modelle bereits<br />
Ende 2019 zu den Besitzern rollten,<br />
mussten andere, wie wir als Redaktion,<br />
bis ins Frühjahr 2020 warten. Die Zeit hat<br />
sich allerdings gelohnt, denn die 78.10<br />
überzeugt durch ihre Filigranität und<br />
ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten.<br />
Dass es sich bei der Neukonstruktion<br />
nicht einfach um eine Abwandlung der<br />
vorhandenen hauseigenen P8 analog<br />
dem Vorgehen beim Vorbild handelt, zeigen<br />
jetzt stimmige Details, die vorher (an<br />
der P8) fehlerhaft waren: Nun korrekt an<br />
der Unterkante der Pufferbohle sitzenden<br />
Puffer an der Front, zusätzliche freistehende<br />
Kesselleitungen, korrekt umgesetzte<br />
Pumpenhalterungen und vieles<br />
mehr, nicht zu vergessen die Besonderheiten<br />
wie das geschlossene Führerhaus,<br />
welches später ähnlich bei den mit<br />
Wannentender ausgestatteten P8 vor<br />
Wendezügen zur Anwendung kam.<br />
Im Gegensatz zum Vorbild macht im<br />
Modell der Kurztender auch bei Rückwärtseinsätzen<br />
auf Radius 1 mit einer<br />
Höchstgeschwindigkeit von umgerechnet<br />
116,6 km/h keine Probleme. Dass<br />
sich sein Abstand anpassen lässt, versteht<br />
sich inzwischen von selbst. Aber<br />
auch das Rangieren zum Zug macht<br />
mit der 78.10 Freude, denn bereits mit<br />
1,5 km/h gleitet das Modell sicher über<br />
die Gleise, Weichenstraßen werden<br />
ab 3 km/h ruckfrei durchfahren. Beim<br />
Abschalten auf Fahrstufe 0 beträgt der<br />
Auslauf noch gut 1,1 m. Die Zugkraft<br />
des 365g schweren Modells ist mit 125g<br />
in der Ebene und 95g in der 10%-Steigung<br />
angemessen.<br />
4<br />
Auch von hinten betrachtet hinterlässt das Modell einen guten Eindruck. Die Herkunft von der P8 ist trotz Kurztender<br />
und neuem Führerhaus unverkennbar. Über die rückseitige Kupplung ist eine Zugbeleuchtung steuerbar
Fotos (5): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Der Lok-Tender-Abstand lässt sich wie gewohnt anpassen. Bedruckung und<br />
Farbgebung des Modells sind korrekt und tadellos ausgefallen.<br />
In Sachen Elektrik und Digitalausstattung<br />
gibt es neben viel Licht in Form zahlreicher<br />
sinnvoller Betriebsgeräusche und<br />
Funktionen auch Schatten: So muss beim<br />
Soundbetrieb mit Licht die Lichtmaschine<br />
separat angeschaltet werden, ähnliches<br />
gilt für die Beleuchtung beim Rangieren.<br />
Auch erfordert ein fehlender Pufferkondensator<br />
für störungsfreien Soundgenuss<br />
stets optimal geputzte Gleise.<br />
Dass die Rangier- ebenso wie die<br />
Schlussbeleuchtung eher heutigen Modellbahn-Gepflogenheiten<br />
denn dem<br />
Signalbuch der 1950er-Jahre entspricht,<br />
MÄRKLIN: ETWAS PRODUKTPFLEGE<br />
Zu den unscheinbaren, aber zumindest im Rangierdienst<br />
lange unverzichtbaren Maschinen gehört die<br />
preußische T13. Die nun angediehene Produktpflege<br />
mit neuem Spielewelt-Sounddecoder war daher<br />
mehr als überfällig. Eine Zugabe ist Lokpersonal<br />
von Preiser. Auf dem alten Stand geblieben ist leider<br />
Ausführung der Frontlaternen, die für die korrekte<br />
Höhe wenig realistisch auf einem Sockel sitzen.<br />
• Artikel 39923, 349,99 Euro<br />
ist ein weiterer Kritikpunkt, der bei Nutzung<br />
zweifarbiger LED leicht zu umgehen<br />
gewesen wäre. Das es in Teilen<br />
auch anders gehen kann, zeigt das Modell<br />
ja beim Kohleschaufeln mit automatisch<br />
aktiviertem Feuerflackern.<br />
Nichts desto Trotz ist die Neukonstruktion<br />
dieses Exoten begrüßenswert.<br />
Unsere Spekulation auf eine baldige<br />
Neuauflage einer dann auch im Bereich<br />
der Pufferbohle fehlerfreien P8 bewahrheitete<br />
sich mit den Sommerneuheiten<br />
(siehe Vorschau).<br />
• 78 1001, #39781; UVP 499,00 Euro<br />
Kommentar<br />
GEMISCHTE AUSSICHT<br />
Dass dieses Modelljahr 2020 etwas<br />
anders werden könnte als gewohnt,<br />
zeichnete sich schon Anfang des<br />
Jahres auf der Spielwarenmesse in<br />
Nürnberg ab. Der Grund waren aber<br />
nicht die angekündigten Neuheiten<br />
oder die Anzahl der ausstellenden<br />
Modellbahnhersteller, sondern die sich<br />
bereits mit Desinfektionsständen und<br />
Masken ankündigende Corona-Krise.<br />
Besonders weit Blickende und in China<br />
gut Vernetzte befürchten bereits zu<br />
dieser Zeit, dass ein Teil der Neuheiten<br />
wohl nicht wie geplant geliefert werden<br />
könnte.<br />
Branchenprimus Märklin war davon<br />
per se zunächst ja nicht betroffen, dessen<br />
Modellbahnen entstehen bekanntlich<br />
in Györ und Göppingen. Für Piko,<br />
Roco, LS Models und andere dagegen<br />
sah es weniger gut aus. Angesichts der<br />
aktuellen Auslieferungen von Neuheiten<br />
auch aus chinesischer Produktion<br />
könnte es zwar den Anschein haben,<br />
alles sei gut. Verzögerungen von einem<br />
oder zwei Monaten gab es ja schon<br />
früher. Soweit, so halbwahr.<br />
Denn die nachfolgenden Einschränkungen<br />
des öffentlichen Lebens hierzulande<br />
betrafen ja nicht nur Modellbahnmessen<br />
wie Mannheim, Dortmund,<br />
Leipzig oder nun Friedrichshafen. In<br />
Modellbahnclubs darf erst bei Erscheinen<br />
dieser <strong>Ausgabe</strong> wieder langsam<br />
gearbeitet werden und viele Modellbahnhändler<br />
ohne großen Online-Shop<br />
mussten nicht unerhebliche Umsatzeinbußen<br />
hinnehmen. Denn nicht jeder<br />
hatte das Glück, dass seine Kunden<br />
aus Frust über Homeoffice und fehlende<br />
Ablenkung in Gaststätten, Kinos<br />
etc. im Onlineshop in Modellbahnprodukte<br />
investierten. Im Gegenteil - nicht<br />
wenige Kunden halten angesichts nun<br />
im Raum stehender Sorgen um den<br />
Arbeitsplatz ihr Geld zusammen und<br />
begnügen sich mit dem Status, den ihre<br />
Anlagen gerade haben.<br />
Dennoch haben auch viele gerade in<br />
den schwierigen Zeiten den Reiz des<br />
(familiären) Modellbahnvergnügens entdeckt.<br />
Bleibt zu wünschen, dass dies<br />
anhält und an vielen Orten die Freude<br />
über die nun anrollenden Neuheiten geteilt<br />
werden kann. Gemeinsames Spiel<br />
auch in größerem Kreis ist ja wieder<br />
erlaubt.<br />
Ihr Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
5
Neuheiten<br />
Märklin: Mehrsystem aus Osten<br />
Die moderne Skoda-Baureihe 380 wurde von der CD für grenzüberschreitende Verkehre nach Österreich beschafft, wo sie sowohl<br />
vor Personen- wie auch Güterzügen zum Einsatz kommt. Die Farbvariante der Märklin-Lok entspricht in der technischen Ausstattung<br />
der bereits bekannten und bis auf die Dachausrüstung baugleichen Baureihe 102 der DBAG, die Märklin im vergangenen<br />
Jahr auslieferte. Passende Personenwagen sind die überarbeiteten Eurofima-Wagen der CD (42745f.). Für den Einsatz im Güterverkehr<br />
eignen sich die Sets 47090 und -91. Sie sind zwar werksseitig vergriffen, aber im Netz zu haben.<br />
• Artikel 37928; 465 Euro<br />
Märklin: Betagtes Arbeitstier<br />
Auch zu Beginn der Epoche IV waren einige<br />
T16.1 im schweren Rangierdienst<br />
vor allem in den großen Güterknoten<br />
des Ruhrgebietes noch unverzichtbar.<br />
Märklin erinnert an die unermüdlichen<br />
Helfer mit einer besonderen Version:<br />
Sie besitzt neben der EDV-Beschilderung<br />
auch beidseitig die neuen<br />
Telex-Kupplungen. Als passende Güterwagen<br />
empfehlen sich beispielsweise<br />
die Kokskübel von Trix 24175/-77)<br />
• Artikel 37180; 385 Euro<br />
Fotos (13): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
6<br />
Märklin: Bergsteiger mit Anhang<br />
Auf die Insider-DB-Version folgt in Sachen<br />
BR 95 nun die Epoche-II-Ausführung der<br />
gelungenen und digital gut ausgestatte-<br />
ten Miniatur. Dazu passend legt Märklin<br />
ein siebenteiliges Güterzugset auf, dem<br />
als standesgemäßer (fränkischer) Blickfang<br />
ein Drehschemelpärchen sowie ein<br />
neuer Bierwagen beiligen. Die Kohle- wie<br />
Holzladungen sind echt.<br />
• Artikel 39098 (BR95); 450 Euro<br />
• Artikel 46017 (7 tlg. Zugset); 210 Euro
Der Realität der Graffitti-verzierten Wagen<br />
hat sich Piko unter anderem mit diesem<br />
ab Werk sehr rasch ausverkauften<br />
Schiebewandwagen angenähert. Das<br />
Modell des SBB-Waggons ist von beiden<br />
Seiten mit unterschiedlichen Motiven<br />
bedruckt.<br />
• Artikel 58966, UVP 34,99 Euro<br />
Märklin: Ochsenlok 2.0<br />
Die Baureihe 41 war eine der wichtigsten Baureihen der DB und auch in der Epoche<br />
IV unverzichtbar, vor allem in der Ausführung mit Hochleistungs-Ersatzkessel. Diesen<br />
spendierte Märklin nun in Kombination mit Kohletender seiner bekannten Neukonstruktion<br />
und lässt sie als Formvariante zu den Fachhändlern rollen. Sie eignet sich<br />
sowohl für schnelle Güter- wie auch mittelschwere Personen- und Eilzüge.<br />
Epochengerecht ist die Indusi mit dem markanten Magneten nachgebildet, als Laternen<br />
sind die Reflexglasausführungen installiert. Der Lok-Tender-Abstand lässt sich<br />
entsprechend den Radien der eigenen Anlage einstellen, als Zurüstteile liegen Kolbenstangenschutzrohre,<br />
Kupplungsnachbildungen und Bremsschläuche bei. Zudem<br />
besitzt die Lok den Spieleweltdecoder für realitätsnahes Steuern auf der CS3.<br />
• Artikel 37928; 465 Euro<br />
Für saubere Schienen sorgt der bekannte<br />
Trocken-Reinigungswagen von Piko<br />
in Form eines Gbs der NS.<br />
• Artikel 54446; 43,99 Euro<br />
Rivarossi: Blütezeit der Nachtzüge<br />
Auch wenn sie derzeit beim Vorbild nur als Privat- oder ÖBB-Zug verkehren, erinnert<br />
Rivarossi mit der Neuauflage des ICN von Talgo an die große Zeit der Nachtzüge Mitte<br />
der 1990er-Jahre. Aufgelegt wurden ein sechsteiliges Grund- und ein dreiteiliges<br />
Ergänzungset. Das reicht zwar nicht für das 18 bis 26 Wagen umfassende Original,<br />
dürfte aber etliche Heimanlagenbesitzer schon in Bedrängnis bringen. Die passenden<br />
120er als Zuglok liefern wahlweise Märklin oder Piko.<br />
• Artikel HR4291 (Grundset); 199,90 Euro<br />
• Artikel HR4292 (Erweiterungsset); 99,90 Euro<br />
ESU: Amerikaner in Holland<br />
Ungewöhnlichere Farben trägt die Class 66 in der Version der der amerikanischen<br />
Genesee & Wyoming gehörenden Rotterdam Railfeeding, die vier davon besitzt. Sie<br />
laufen bevorzugt im Hinterlandverkehr der Häfen Rotterdam und Antwerpen. Das Modell<br />
besitzt die von ESU gewohnten Funktionen wie dynamischer Rauch, umfassender<br />
Sound (5.0) und die entsprechend angepassten Lichtfunktionen. Die Zugkraft des<br />
weitgehend aus Metall bestehenden Modells ist über jeden Zweifel erhaben.<br />
• Artikel 31287; 439 Euro<br />
Für viele Sammler sehr attraktiv wirkt<br />
die schwarze 232 des EBS mit der Silhouette<br />
des Erfurter Doms mit Severikirche,<br />
die Piko nun auch als AC-Version<br />
umsetzte.<br />
Artikel 52775; 184,99 Euro<br />
Neben dem Vectron aus dem Hause<br />
Siemens gelangen auch immer attraktivere<br />
Pendants von Bombardier in Form<br />
der Baureihe 187 auf die Vorbildgleise.<br />
Zu den interessanten Versionen gehört<br />
dabei die aufwändig gestaltete der Eisenbahngesellschaft<br />
Potsdam, die Piko<br />
nun als Expert-Modell auf die H0-AC-<br />
Gleise stellte.<br />
• Artikel 51589; 209,99 Euro<br />
Fotos (5): Piko<br />
7
Neuheiten<br />
ROCO: Hoch hinaus<br />
Fotos: Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Passend zu 100 Jahren elektrischer<br />
Zugförderung am Gotthard<br />
und 60 Jahren Roco liefern die<br />
Bergheimer ein recht gewichtiges Geschenk,<br />
nämlich die gründlich überarbeitete<br />
Ae 8/14 als Lok 11851 der SBB,<br />
deren Schwesterlok 11852 (Landi-Lok)<br />
mit abweichendem stromlinienförmigen<br />
Gehäuse in den 1990er-Jahren Teil des<br />
Roco-Sortimentes war. Von dieser imposanten<br />
Doppellok existierten lediglich<br />
drei Prototypen, das Vorbild des<br />
Roco-Modells wurde leider als einziges<br />
1977 verschrottet.<br />
Das Vorbild wurde 1932 als zweite<br />
Ae 8/14 der SBB in Dienst gestellt. Im<br />
Gegensatz zur Schwesterlok 11801 als<br />
doppelte Ae 4/7 wurde sie jedoch nicht<br />
von SLM und BBC, sondern von SLM<br />
und MFO entwickelt. Statt eines Buchli-<br />
Antriebes besaß sie den SLM-Universalantrieb<br />
mit je zwei Fahrmotoren je<br />
Treibachse. Bei gleichen Gesamtabmessungen<br />
und gleichem Gesamtgewicht<br />
konnte die installierte Leistung<br />
damit auf 6070 kW (8250 PS) gesteigert<br />
werden Anlässlich eines Umbaus<br />
im Jahr 1961 erhielt die Lokomotive<br />
neue geschweißte Führerstände für<br />
sitzende Bedienung, baugleich denen<br />
der neuen Ae 6/6. Die Lok 11851 war<br />
in diesem teilmodernisierten Zustand<br />
noch bis 1976 in Betrieb.<br />
Das aktuelle, mit 980 g recht gewichtige<br />
H0-Modell gibt die Lok im Zustand<br />
der letzten 15 Einsatzjahre wieder. Wie<br />
es sich gehört, sind alle acht Treibachsen<br />
auch im Modell angetrieben. Für<br />
die nötige Zugkraft von mehr als 230 g<br />
an der Seilrolle sorgen zwei fünfpolige<br />
Motoren mit Schwungmassen, kontrolliert<br />
von Decodern mit Plux22-Schnittstelle.<br />
Diese erlauben auch den korrekten<br />
Schweizer Lichtwechsel. Für<br />
störungsfreien Sound- und Fahrgenuss<br />
sorgen Pufferkondensatoren in jedem<br />
Auch in der modernisierten Forn mit<br />
den der Ae6/6 entlehnten Fronten<br />
wirkt die schwere Doppellok wie<br />
aus einer anderen Welt. Schweiz-<br />
Fans dürfen der gewichten Neuheit<br />
ganz entspannt ebensolche Züge<br />
anvertrauen, denn auch in diesem<br />
Punkt entspricht das Modell ganz<br />
dem Vorbild.<br />
Lokteil. Zum Geräuschpaket gehören<br />
neben den markanten Betriebsgeräuschen<br />
aus Lüftern und Schaltwerk auch<br />
verschiedene Pfiffe. Zudem kann manuell<br />
korrekt der jeweils nötige Schluss<br />
eingestellt werden, also Weiß für letztes<br />
arbeitendes Triebfahrzeug des Zuges<br />
oder rot für Zugende, falls die Maschine<br />
einmal allein unterwegs ist.<br />
Dem Modell liegen alle nötigen Teile<br />
bei, um eine oder ggf. auch beide Seiten<br />
komplett zuzurüsten.<br />
• Artikel 79814; 669,90 Euro<br />
Die Dachausstattung entspricht dem Vorbild, die Machart der Isolatoren,<br />
Dachleitungen, Lüftergitter sowie Tritte vermag zu gefallen.<br />
Die Stromabnehmer bieten ein Optimum<br />
zwischen Filigranität und<br />
Stabilität.<br />
Die Kupplungsführung ist nur gesteckt,<br />
das macht den Abbau im Falle<br />
des kompletten Zurüstens einer Front<br />
mit Luftbehältern und Bremsschläuchen<br />
recht einfach.<br />
8
ZU ENDE GEDACHT<br />
Jeder Motor besitzt zwei Schwungmassen für ruhigen Lauf.<br />
Der Decoder fand seinen Platz unterhalb der Platine. Der<br />
damit höhere Rahmen erhöht Gewicht und Zugkraft.<br />
Motorische Antriebe<br />
• Kompakte Abmessungen<br />
• Langsame und leise Stellbewegungen<br />
• Variable Stellwege<br />
• 1 bis 4 Schaltkontakte<br />
Basisversion Weichenantrieb<br />
• Standardversion<br />
• 1 zusätzlicher Schaltkontakt<br />
Formneu sind die Getreidewagen<br />
der Bauart Tagnpps aus dem Hause<br />
nme ja nicht wirklich, aber die aktuell<br />
ausgelieferte Farbvariante der sächsischen<br />
Agro fällt auf. Traktioniert von<br />
Captrain-Loks der Baureihen 185 oder<br />
193 verkehren diese Wagen als Ganzzug<br />
zwischen Heidenau und Hamburg.<br />
Folgerichtig gibt es von den Modellen<br />
dieser Wagen auch für AC-Fahrer stets<br />
mehrere Nummern.<br />
Als kleine, nicht ganz ernst zu nehmende<br />
Zugabe gibt es die Wagen auch mit<br />
einem beleuchteten Zugschluss nach<br />
Art der bis zur Epoche IV üblichen Zugschlusslaternen.<br />
Wer es vorbildgerecht<br />
mag, versieht einen normalen Waggon<br />
mit den als Zubehör lieferbaren<br />
deutschen Zugschlusstafeln, die sich<br />
natürlich auch an andere Fahrzeuge<br />
montieren lassen.<br />
• Artikel 512650ff.; 59,90 Euro:<br />
• Artikel 512691 (m. Schlusslat.); 89,90 Euro<br />
• Artikel 950090 (Schlusstafel); 12,90 Euro<br />
www.nme-online.de<br />
Erweiterter Weichenantrieb<br />
• Ansteck-Klemme<br />
• 2 Schaltkontakte<br />
• vielseitige<br />
Anschlussmöglichkeiten<br />
Der impulsgesteuerte Weichenantrieb<br />
www.mtb-model.com<br />
• Impulsgesteuerte<br />
Spezialausführung<br />
• 2 + 2 Schaltkontakte<br />
Zunehmend mit maßgeschneiderten<br />
(Mit-) Fahrerinnen aus dem 3D-Drucker<br />
in zeitgemäßer Kleidung stattet Busch<br />
seine Fahrzeuge aus. Den Anfang<br />
machen einige beliebte Traktoren der<br />
Epoche III/IV:<br />
• Artikel 40071 (Kramer); 25,99 Euro:<br />
• Artikel 42855 (ZT303); 19,99 Euro<br />
9
Neuheiten<br />
Roco: Europäer im Doppelpack<br />
Die seit Mitte der 2000er-Jahre nicht nur in Polen, sondern auch Deutschland, den Niederlanden und Österreich mit Kohle, Holz<br />
wie auch Containern verkehrenden Wagen der deutsch-polnischen CTL nahm sich nun Roco an und liefert die ganzzugtauglichen<br />
Miniaturen in preiswerten Zweiersets mit herausnehmbarer Echtkohleladung.<br />
• Artikel 76086; 76,90 Euro<br />
Joswood: Schöne Nebensächlichkeiten<br />
Aus dem 2020er-Neuheitenprogramm lieferbar sind derzeit<br />
folgende Produkte des Lasercut-Spezialisten:<br />
Ein offener Unterstand in Ziegel- (nebenstehend, 23019)<br />
oder auch Holzbauweise (23020), ein einfacher Lagerschuppen<br />
(25025) sowie ein kleines Herzchenhäuschen (40182)<br />
für den Bereich Bauwerke. Stellvertretend für die Kategorie<br />
Ladegüter oder Ladestraßenausschmückung seien neutrale<br />
Kisten in verschiedenen Größen (40178-40181) oder<br />
nebenstehende Kranbrücke (40188) zu nennen. Zur Ausgestaltung<br />
vom Umfriedungen und Dekoration von Mauerkronen<br />
geeignet sind die beiden Metallgeländerausführungen<br />
Wuppertal (40190) sowie Jugendstil (40191).<br />
Weitere Informationen zu den genannten Bausätzen und<br />
die zugehörigen Verkaufspreise finden sich im Netz unter<br />
www.lasercut-shop.de<br />
Skandinavische Güterwagen - Jetzt im Handel<br />
SJ Hbis<br />
DK-872207/8/9/10 UVP 46,85€<br />
SJ Q12 / Uh Kesselwagen<br />
DSB Shell Kesselwagen<br />
DK-871020 UVP 49,99€ DK-871021 UVP 49,99€<br />
DSB IGK Fleischwagen<br />
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10
NMJ: Wiederauflage mit Zuwachs<br />
Der kleine Bahnhof Hell von NMJ erlebt eine Wiederauflage in verschiedenen Farben, darunter auch im hier vorgestellten Aussehen<br />
der späten Epoche IV. Erstmals verfügbar ist der kleine, zugehörige Güterschuppen. Beide Gebäude werden als fertig<br />
lackierte Resin-Modelle geliefert. Anpassungen im Inneren sind lediglich im Falle aufwändigerer Beleuchtungsinstallationen<br />
angezeigt, ansonsten sind die Bauten quasi einbaufertig. Als Set gekauft, offeriert NMJ einen kleinen Preisnachlass.<br />
• Empfangsgebäude Hell, NMJH15128, 119 Euro<br />
• Güterschuppen Hell NMJH15110, 49 Euro<br />
Busch: Moderne der Vergangenheit<br />
Erbaut in den 1930er- oder 1950er-Jahren, prägten derartige Landwarenhäuser etliche<br />
Dörfer in Ost und West. Eine ansprechende Miniatur lässt sich aus dem neuen<br />
Bausatz von Busch zaubern. Anpassungen und Bautipps finden sich ab Seite 54 in<br />
dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />
• Landwarenhaus, Artikel 1381, 49,99 Euro<br />
Kibri: Einheitsbau<br />
Der Grundtyp dieses Wohngebäudes<br />
wurde ab den späten 1920er-Jahren<br />
sowohl als Einzelhaus bis hin zu ganzen<br />
Siedlungen erbaut und passt daher<br />
gut zu Modellbahnanlagen der Epochen<br />
II bis VI. Insoweit ist es sehr begüßenswert,<br />
dass Kibri diesen Bausatz aus der<br />
Versenkung holte und als Wohnhaus<br />
Pappelweg neu auflegt. Bleibt zu wünschen,<br />
dass auch die Formvarianten<br />
mit Anbauten bald folgen.<br />
• Artikel 38178, 32,50 Euro<br />
Busch: Ausstattung fürs Dorf<br />
Im ländlichen Bereich überlebten etliche Leiterwagen den Traktionswandel vom<br />
Pferd zum Traktor durch einfaches Anpassen der Deichsel. Busch liefert nun einen<br />
entsprechenden Bausatz für zwei Leiterwagen in unterschiedlicher Ausprägung aus<br />
Echtholz. Die Halterung der Deichsel ist allerdings aus Kunststoff und die Achsen<br />
bestehen aus Metall. Durch Weglassen von Stirmbretten etc. lassen sich die Wagen<br />
bedarfsgerecht variieren, bis hin zum einfachen Langholzwagen mit nur vier Rungen.<br />
Überzählige Teile können dann noch zur Ausschmückung eines Gehöfts dienen.<br />
• Artikel 1385 Heuwagen, 13,99 Euro
Anlagenportrait<br />
Untypisch Grün<br />
12
Foto: Markus Tiedtke<br />
Auf Messen erkennt man Märklin-Anlagen<br />
oft schon von weitem an der Gleis- und Gebäudefülle. Dass es auch<br />
anders geht, zeigt dieses belgische Beispiel nach deutschen Länderbahnmotiven<br />
mit ungewöhnlich großzügiger Landschaftsgestaltung. 13
Anlagenportrait<br />
Nicht alle Garnituren sind vorbildgerecht.<br />
Oft genügt ein „es hätte sein können“ und es zählt<br />
allein die Freude am (Farben-) Spiel.<br />
Auf allen Modulen bilden Kulissen einen nicht zu<br />
unterschätzenden Abschluss der zu betrachtenden<br />
Szenerien. Nicht immer lassen sich dafür alle<br />
Übergänge perfekt tarnen.<br />
14
Die eher ins Startup-Sortiment passende Länderbahnlok kann sich beim MSKK ihren Unterhalt noch durch Rangierfahrten<br />
im Steinbruch verdienen, wo an dieser Rampe nach realem Vorbild gleich fleißig umgeladen wird.<br />
Angetan haben es den belgischen Modellbahnern die<br />
hochrädrigen und eleganten Lokkonstruktionen<br />
nach bayerischen und Württemberger<br />
Vorbildern, wie etwa die C.<br />
Wer hin und wieder einmal heimische<br />
Gefilde verlässt und<br />
sich in der Ferne umschaut,<br />
entdeckt sehr oft Neues außerhalb<br />
ausgetretener Pfade. So ging es nicht<br />
nur dem Autor dieses Beitrages, der<br />
auf einer sehr attraktiven Ausstellung<br />
im belgischen Leuwen Ende 2018 diese<br />
ungewöhnliche Märklinanlage entdeckte.<br />
Auch die Mitglieder des austellenden<br />
Clubs brachen hier mit üblichen<br />
Gepflogenheiten. Was die Anlagenerbauer<br />
teilten, war ihre Liebe zu den<br />
deutschen Mittelgebirgen sowie zu der<br />
recht farbenfrohen Fahrzeugvielfahlt<br />
der deutschen Länderbahnen der späten<br />
Epoche I.<br />
Doch wie bringt man dies am besten<br />
und vor allem halbwegs plausibel<br />
zusammen? Die Freude am Spiel und<br />
Fahren sollte immer überwiegen, aber<br />
all zu weit entfernt vom Vorbild wollte<br />
man auch nicht bauen. Die Lösung lag<br />
am Ende in der Wahl der Region Thüringen:<br />
Durch Kleinstaaterei zerklüftet,<br />
existierten neben der auf den wichtigen<br />
Hauptstrecken dominierenden preußischen<br />
Staatsbahn zahlreiche private<br />
Bahngesellschaften und es verkehrten<br />
von Franken/Bayern und Hessen her<br />
auch entsprechende Fremdlokomotiven<br />
mitsamt zugehörigem Wagenpark.<br />
Wobei durchaus anzumerken ist, dass<br />
es in der gewählten Epoche die noch<br />
heute gültigen wichtigen Abkommen<br />
zum freizügigen grenzüberschreitenden<br />
Übergang von Waggons zwischen<br />
Bahnverwaltungen gültigen Internationalen<br />
Abkommen für Güterwagen (RIV)<br />
und Reisezugwagen (RIC) bereits gab<br />
und damit auch, unterbrochen vom<br />
Ersten Weltkrieg, die Blütezeit der großen<br />
D-Züge als Basis etlicher Kurswagen-Verbindungen<br />
begann.<br />
DAS KONZEPT<br />
Während die Masse der auf Ausstellungen<br />
zu sehenden Märklin-Anlagen<br />
noch immer von großen Bahnhöfen<br />
15
Anlagenportrait<br />
Heute allein hygienisch kaum vorstellbar war die Milchgewinnung vor mehr als einhundert Jahren - die Kühe werden<br />
im Sommer auf der Weide von Hand gemolken und ihre Milch dann im Anschluss in Kannen per Handkarren zur Weiterverarbeitung<br />
in die (hofeigene) Meierei gebracht.<br />
16<br />
und Betriebswerken dominiert werden,<br />
ging es den Modellbauern des MSKK<br />
vordergründig um lange, glaubwürdig<br />
in die Landschaft integrierte Strecken.<br />
Schließlich ist dies das häufiger Bild<br />
von Eisenbahn beim Vorbild, denn<br />
Bahnhöfe finden sich nur punktuell.<br />
Hinzu kommt der Anspruch, Strecken<br />
so einzubetten, dass der Betrachter<br />
glauben muss, die Strecke hätte gar<br />
nicht anders gebaut werden können.<br />
Um auch bei kleineren Bahnhöfen<br />
mit wenig Gleisen auf einer darartigen<br />
Anlage einen für das Publikum attraktiven<br />
Verkehr abwickeln zu können,<br />
bedurfte es natürlich auch hinreichend<br />
dimensionierter Schattenbahnhöfe beziehungsweise<br />
Kreuzungs- und Überholungsmöglichkeiten<br />
hinter den Kulissen.<br />
Damit ist sichergestellt, dass die<br />
Pausen zwischen einzelnen Zugfahrten<br />
nicht zu lange dauern und stets irgendwo<br />
auf der Anlage etwas rollt.<br />
Ein wichtiger Trumpf ist jedoch die<br />
verschachtelte Gleisführung auch<br />
durch die umgebende Kulisse hindurch,<br />
die den Blick der Betrachter immer<br />
wieder auf die Anlage selbst lenkt<br />
und ein Abgleiten in den sonstigen Ausstellungsraum<br />
sehr wirksam verhindert.<br />
Denn nur so kann man der Magie der<br />
Züge erliegen und gleichzeitig die zahlreichen<br />
kleinen Details der Anlage erkennen.<br />
DIE GLEISANLAGEN<br />
Als Gleissystem für ihren Anlagenbau<br />
nutzten die MSKK-Modellbauer das<br />
K-Gleis von Märklin, setzten jedoch bevorzugt<br />
die schlanken Weichenformen<br />
ein. Zwar fallen die Punktkontakte beim<br />
K-Gleis gegenüber der C-Version gröber<br />
aus, dafür entschädigen aber die<br />
eleganten Gleisbögen, die sich so nur<br />
mit dem Flexgleis anlegen lassen.<br />
Für eine realistische Wirkung der<br />
Gleisanlagen wurden selbstverständlich<br />
alle Schienen rostbraun eingefärbt<br />
und die Weichen besitzen Unterflurantriebe.<br />
Die Signalisierung auf der Anlage<br />
ist sparsam, was zum einen den Gepflogenheiten<br />
des Vorbildes aber auch<br />
dem fehlenden Angebot des Marktes<br />
geschuldet ist. So gibt es einigermaßen<br />
passende Signale nur als aufwändig<br />
zu montierende Bausätze. Deren Filigranität<br />
wiederum ist nur schwer mit<br />
den rauen Bedingungen des Ausstallungsbetriebes<br />
vereinbar. Und so entschieden<br />
sich die MSKK-Modellbauer<br />
für den Verzicht auf Signale anstatt das<br />
Aufstellen falscher Typen. (Allerdings<br />
gilt auch hier - ganz fertig ist die Anlage<br />
bis heute nicht...)<br />
Weniger Kompromisse erforderte<br />
das Umfeld: So wurde die Einbettung<br />
der Gleisanlagen in hinreichend breite<br />
unbewachsene Abschnitte umgesetzt,<br />
denn zur dargestellten Zeit spielte die<br />
Vegetationskontrolle und damit der<br />
Brandschutz entlang der Strecke eine<br />
weitaus größere Rolle als heute. Bis<br />
dicht ans Gleis wachsende Bäume und<br />
Sträucher waren undenkbar.<br />
Hinzu kommt entlang weiter Teile der<br />
Strecke die Installation einer vorbildgerechten<br />
Telegrafenleitung. Die Masten<br />
entstanden nach alten Zeichnungen im<br />
Eigenbau aus Holz und Draht.<br />
DIE GEBÄUDE<br />
Die meisten Gebäude entstammen dem<br />
wohlbekannten Sortiment von Auhagen,<br />
ergänzt um repräsentative Stadtbauten<br />
von Faller. Ausgewählt wurden<br />
für das Umfeld des Bahnhofes Saale<br />
vor allem die kleinstädtischen Haustypen,<br />
die sich im gemischten H0/TT-Angebot<br />
finden. Selbstredend wurde nicht<br />
rein nach Anleitung gebaut, sondern
Von der Liebe zum Detail zeugt<br />
diese Fuhrwerksszene mitsamt<br />
niedergebundener Heuladung.<br />
Der Feldweg ist offenbar unbedeutend<br />
und wenig genutzt,<br />
sonst hätte die Brücke ein<br />
Geländer erhalten.<br />
Wenig Gleis in viel Landschaft - das ist<br />
echte Modellbahn nach Vorbild<br />
An vielen Stellen der Anlage ist der Übergang zum Hintergrund<br />
aus beinahe jedem Betrachtungswinkel lobenswert.<br />
Hier tragen zur Wirkung sicher auch die gekonnt gesetzten<br />
Figuren bei.<br />
17
Anlagenportrait<br />
DIE TECHNIK DAHINTER<br />
Die Thüringer Bahn des belgischen<br />
Modelspoorklub van de Kust (MSKK)<br />
wurde als Länderbahn-Anlage mit dem<br />
Märklin-K-Gleis aufgebaut. Die ersten<br />
Ideen dazu gab es bereits im Jahre<br />
2006. Die Anlage sollte als Segmentbeziehungsweise<br />
Modulbahn gebaut<br />
werden.<br />
Ganz bewusst fiel die Wahl des MSKK<br />
auf den Zeitraum von 1910 bis 1920,<br />
denn seinerzeit gab es in Thüringen<br />
eine Vielzahl von Bahnlinien, aber keine<br />
eigene Eisenbahngesellschaft. Statt<br />
dessen fuhren preußische, bayerische<br />
sowie hessische Züge, hin und wieder<br />
trifft man im Modell sogar württembergische<br />
Lokomotiven an.<br />
Im Dezember 2013 war die Modellbahn<br />
mit einem Flächenbedarf von etwa 8 x<br />
4 Metern fertiggestellt. Die Eisenbahnmodule<br />
zeigen eine recht verschlungene<br />
eingleisige Strecke, die sich entlang<br />
der Saale durch den Süden Thüringen<br />
erstreckt. Auf der mehrfach verschlungenen<br />
Route befinden sich zwei<br />
kleinere Durchgangsbahnhöfe, nämlich<br />
„Oberwirbach“ und „Saale“. Ferner gibt<br />
Übersichtsskizze der Anlage. 1) ist<br />
der Schattenbahnhof, der durch<br />
eine sich an den oberen Kanten<br />
fortsetzende Kulisse abgetrennt ist.<br />
es einen kleinen Anschluss in der Nähe<br />
des Steinbruches.<br />
Für Abwechslung hinter den Kulissen<br />
sorgt ein viergleisiger Schattenbahnhof.<br />
Gefahren wird selbstverständlich digital,<br />
wobei zwischen Automatik und manuellem<br />
Betrieb gewechselt werden kann.<br />
Wie es sich für Ausstellungsanlagen<br />
aus dem Beneluxraum geziemt,<br />
besitzen alle Segmente durchgehend<br />
Hintergünde sowie eine in entsprechenden<br />
Blendenkästen installierte Anlagenbeleuchtung<br />
(siehe rechts).<br />
Mehr unter www.mskk.be<br />
Grafik: MSKK<br />
Der Bahnhof Oberwirbach überzeugt durch seine eigenwillige Architektur.<br />
Epochenüblich ist der Bahnsteigzugang noch ebenerdig. Der noch kahle<br />
Fels im Vordergund ist auch (rastlosen) Händen der Besucher geschuldet.<br />
18
Als Empfangsgebäude des Bahnhofes Saale benutzten die belgischen Modellbauer Neupreußen von Auhagen,<br />
welches aber ohne Bahnsteigdach errichtet und zudem farblich etwas abgewandelt wurde. Passend dazu wartet eine<br />
T18 mit einem leichten Güterzug auf den Abfahrauftrag.<br />
vieles durch Kitbashing und farbliche<br />
Behandlung angepasst. Das gilt auch<br />
für das Bahnhofsensemble aus dem<br />
Empfangsgebäude Neupreussen und<br />
dem zugehörigen Güterschuppen von<br />
Karow am See, der noch verlängert<br />
wurde. Lediglich im zweiten Bahnhof<br />
Oberwirbach dominieren Eigenbauten,<br />
basierend auf Bausatzteilen.<br />
Sehr angenehm fällt auf, dass die Dimensionen<br />
der Umschlaganlagen weitaus<br />
vorbildgrechter ausfallen, als sonst<br />
auf vielen Anlagen üblich. So können<br />
Fuhrwerke wirklich glaubhaft wenden<br />
beziehungsweise es ist genügend<br />
Raum, um auch an abgestellten vorbeizufahren.<br />
Auch wurden zeitübliche Details,<br />
so Prellsteine an den Ladekanten,<br />
nicht vergessen.<br />
LANDSCHAFT<br />
Die Landschaftsgestaltung erfolgte<br />
nicht zuletzt auch aus Gründen des<br />
Budgets mit Standardprodukten aus<br />
dem Heki- und Faller-Programm, wobei<br />
für die Laubbäume und Büsche auf Heki-Seemoos<br />
als Ausgangsmaterial zurückgegriffen<br />
wurde. Fallweise wurde<br />
dessen Belaubung mit feinen Flockagen<br />
verdichtet. Nadelbäume entstammen<br />
dagegen dem Faller-Programm.<br />
Dass die Abstimmung der Vegetation<br />
auch farblich gut gelang, beweisen vor<br />
allem die Aufnahmen auf der vorhergehenden<br />
Doppelseite.<br />
Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Güterschuppen und Ladestraße sind sehr großzügig<br />
angelegt und sprechen für das Aufkommen dieses<br />
Kleinstadtbahnhofes.<br />
19
Anlagenportrait<br />
Die Ausgestaltung der Güteranlage überzeugt nicht nur durch den großzügig verlängerten Auhagen-Schuppen, sondern<br />
auch die hinreichend breite Ladestraße mit den seinerzeit typischen Prellsteinen als Begrenzung zum Gleis hin.<br />
20<br />
Neben der natürlich wirkenden Patina gefallen vor allem die kleinen Figuren-Arrangements - hier kann man förmlich<br />
hören, wie der Zeitungsjunge kurz vor der Ankunft des Zuges laut rufend Abnehmer zu gewinnen sucht.
Fotos (15): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Die Bauten aus den Sortimenten von Auhagen und Faller kommen nicht einfach schachtelfrisch, sondern abgewandelt<br />
und patiniert zum Einsatz. Auch hier gehören belebende kleine Figurengruppen zur Ausgestaltung dazu.<br />
21
Meinungen<br />
Zwergenaufstand<br />
Die Zweiachser-Kesselwagen der Bauart Deutz ohne durchgehenden Rahmen nahm sich 2017 ESU unter der Marke<br />
Pullman zum Vorbild für den Einstieg in die Güterwagenproduktion. Es waren die ersten filigranen Großserienmodelle<br />
des weit verbreiteten und primär für Mineralöltransporte konstruierten und gebauten Vorbildes und in den ersten ausgelieferten<br />
Tranchen überraschend schnell vergriffen. Aktuell gibt es einige neue Farbvarianten.<br />
22<br />
Für Generationen von Modellbahnern<br />
gehörten die kurzen zweiachsigen<br />
Kesselwagen zum alltäglichen<br />
und auch unverzichtbaren<br />
Bild auf ihren Anlagen wie auch dem<br />
Vorbild. Aber auch für die Hersteller<br />
waren die Modelle in der Regel recht<br />
einträglich, denn es gab Vorbilder für<br />
Farbvarianten zuhauf und verschiedene<br />
technische Umbauten im Laufe der<br />
Zeit erlaubten mit den entsprechenden<br />
Formänderungen weitere Versionen:<br />
Ersatz von Holztritten durch metallene,<br />
Austausch von Laufbohlen durch Riffelblech<br />
und später Gitterroste, Entfall<br />
von Bremserhäusern etc.<br />
Leider war es bei großen Herstellern<br />
wie Märklin, Roco oder Piko lange Zeit<br />
Praxis, zwar die Farben zu verändern,<br />
nicht aber die Detaillierung anzupassen,<br />
beispielsweise durch filigranere<br />
Geländer oder feinere Achshalter oder<br />
Schlussscheibenhalter etc. Wobei natürlich<br />
anzumerken ist, dass die Basismodelle<br />
vom Märklin und Piko einige<br />
Jahrzehnte länger existieren, als die<br />
vergleichbaren Wagen von Roco. Die<br />
Zweiachser von Fleischmann oder Tillig/Sachsenmodelle<br />
spielen hier nur<br />
eine untergeordnete Rolle, denn deren<br />
Vorbilder basieren zum Teil auf Bauarten<br />
aus Länderbahnzeiten. Betrachtet<br />
werden aber die Neubau-Formen der<br />
späten 1930er-Jahre (siehe Kasten).<br />
Naturgemäß fällt bei einer in die Tausende<br />
gehenden Zahl an Vorbildern mit<br />
einer entsprechend großen Varianz an<br />
Aufbauten und besagten Veränderungen<br />
im Laufe der Zeit ein direkter Vergleich<br />
der Modelle schwer beziehungsweise<br />
ist im Zweifel gar nicht möglich.<br />
Dennoch gibt es durchaus vergleichbare<br />
Gemeinsamkeiten - ein Messen an<br />
heutigen Ansprüchen an die Ausführungen<br />
von Fahrwerken, der Detaillierung<br />
im Allgemeinen und dem Laufverhalten<br />
auch in längeren Zügen sowie in aufwie<br />
absteigenden Wendeln und damit<br />
eine kritische Einordnung sind sehr<br />
wohl möglich. Aus diesem Grund geht<br />
für Märklin auch nicht der klassische<br />
und mittlerweile im Startup-Segment<br />
einsortierte Kesselwagen ins Rennen,<br />
sondern die im Standardprogramm angesiedelte<br />
und beim Vorbild offenbar<br />
durch Modernisierung eines Länderbahnwagens<br />
mit neuem Kessel entstandene<br />
Ausführung mit beheizbarem<br />
30-m 3 -Kessel und Arbeitsbühne statt<br />
Laufweg auf dem Kesselscheitel. Und<br />
das auch nur als Zaungast, ebenso<br />
wie die aktuelle Version eines Zweiachsers<br />
mit beheiztem und isoliertem<br />
20-m 3 -Kessel für Bitumen aus dem<br />
Hause Tillig mit osteuropäischem Hintergrund.<br />
Wie das Märklin-Modell dient<br />
dieser Wagen nur der Illustration dessen,<br />
was heute zu vertretbaren Kosten<br />
machbarer Standard ist.<br />
NEUE STANDARDS<br />
Bereits seit Jahren wachsen auch unter<br />
dem Einfluss von Kleinserienherstellern<br />
wie Kuswa, Wagenwerk und anderen<br />
sowie Metallspezialisten wie Weinert
Lange spielten die zweiachsigen Kesselwagen trotz ihrer Vielfalt<br />
nur eine untergeordnete Rolle, zeitgemäße Neuheiten waren<br />
Mangelware. Mit seinen Deutz-Miniaturen setzte ESU/Pullman ab<br />
2017 neue Maßstäbe, dann folgten Exact-train, Dekas und nun<br />
Brawa mit der ähnlichen Uerdinger Bauform und diversen Kesseltypen.<br />
Brawa, Exact-train sowie Dekas nutzen für ihre Neuheiten die Kesselwagenbauarten mit 30 und 24 Kubikmetern Volumen<br />
der Bauart Uerdingen mit zusätzlichen Blech-Langträger. Hier zu sehen sind drei Versionen von Exact-train.<br />
oder der Westsächsischen Feingusswerke<br />
die Ansprüche der ernsthafteren<br />
Modellbahner und Sammler. Durch<br />
Zurüstteile wie geätzte Geländer und<br />
Laufbleche, Leitern oder Aufstiegstritte<br />
bis hin zu Pufferbohlenausrüstungen<br />
und neuen Achslagern reicht das angebotene<br />
Spektrum, mit denen sich mit<br />
oft gar nicht großem Aufwand aus den<br />
groben Standardmodellen filigrane Einzelstücke<br />
fertigen lassen.<br />
Und so gehört es heute zum guten<br />
Ton, dass zeitgemäße (Kessel-) Wagen<br />
ein detailliertes Laufwerk mit ansatzweise<br />
nachgebildetem Bremsgestänge<br />
und Bremsklötzen in Radebene, halbwegs<br />
maßstäbliche Handläufe sowie<br />
Aufstiegsleitern und Laufstege in korrekter<br />
Vorbildstärke aufweisen und einiges<br />
mehr. Mit modernen Kunststoffen<br />
sowie einer Mischbauweise auch mit<br />
Metall lässt sich davon etliches Umsetzen.<br />
Natürlich darf dabei weder eine<br />
hinreichende Stabilität und Grifffestig-<br />
23
Meinungen<br />
Noch in den 1970er-Jahren war das Bild der Güterzüge, hier gezogen von einer ölgefeuerten 44 im Saaletal, deutlich<br />
bunter und zweiachsige Kesselwagen in den unterschiedlichsten Bauformen waren deren regelmäßiger Bestandteil.<br />
Die heute üblichen längeren vierachsigen Pendants, hier an zweiter Stelle eingereiht, waren (noch) Ausnahmen.<br />
KESSELWAGEN DER BAUARTEN UERDINGEN UND DEUTZ<br />
24<br />
In den 1930er-Jahren waren einerseits<br />
diverse genietete Kesselwagenkonstruktionen<br />
überaltert, andererseits<br />
stieg durch die zunehmende Verbreitung<br />
von Dieselmotoren der Bedarf<br />
an Transportkapazität für Kraftstoffe.<br />
Letzteres spielte natürlich auch bei<br />
der Wehrertüchtigung Deutschlands<br />
am Vorabend des Zweiten Weltkrieges<br />
eine Rolle. Maßgabe bei der<br />
Entwicklung neuer Kesselwagen war<br />
der sparsame Umgang mit Rohstoffen<br />
durch Anwendung der neuesten<br />
Technologien des Leichtbaues sowie<br />
der Schweißtechnik.<br />
Aus diesem Grund erhielt die<br />
Waggonfabrik Uerdingen 1938 einen<br />
Auftrag zur Entwicklung eines<br />
Leichtbaukesselwagens mit 30 m³<br />
Ladevolumen. Bereits 1939 konnten<br />
die drei Prototypen an zwei private<br />
Güterwagenvermieter sowie<br />
die staatliche Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft<br />
(Wifo) zur Erprobung<br />
übergeben werden. Nach<br />
einer kleinen Zwischenserie im Jahr<br />
1940 begann 1941 die Serienfertigung<br />
der 30m³-Leichtbaukesselwagen<br />
Uerdinger Bauart. Größter<br />
Besteller war mit ca. 2.200 Stück<br />
die Luftwaffe, gefolgt von der Wifo<br />
und vielen kleineren Betrieben. Insgesamt<br />
wurden rund 3.700 Wagen<br />
dieses Typs gebaut, darunter auch<br />
Bauformen mit etwas kleineren Kesseln.<br />
Vor allem wegen der Problematik<br />
der verminderten Fließfähigkeit<br />
von Diesel bei niedrigeren Temperaturen<br />
besaßen etliche Wagen zusätzlich<br />
Heizleitungen.<br />
In der Nachkriegszeit verteilten<br />
sich die Wagen der Wifo und Luftwaffe<br />
auf andere Waggoneinsteller<br />
in beiden deutschen Staaten. Vornehmlich<br />
setzten größere Firmen<br />
der Mineralölindustrie, aber auch auf<br />
kleinere private Unternehmen sowie<br />
DB und DR selbst die Wagen in den<br />
folgenden Jahrzehnten ein. Daneben<br />
verblieb ein Teil der Wagen im<br />
Ausland und wurde dort durch neue<br />
Eigentümer eingesetzt. Im internen<br />
Werksverkehr konnte man 2016 bei<br />
Haltermann in Hamburg noch einen<br />
Wagen ausfindig machen.<br />
Auch die Firma Westwaggon in<br />
Köln-Deutz entwickelte unter dieser<br />
Maßgabe einen Typ ohne separates<br />
Untergestell, bei dem die Kopfstücke<br />
des Rahmens direkt mit dem<br />
Kesselboden verschweißt wurden.<br />
Um durch die im Betrieb auftretenden<br />
Zug- und Stoßkräfte Beschädigungen<br />
des Kessels zu vermeiden,<br />
wurde dessen unterer Teil als Wanne<br />
ausgebildet. Damit entfielen auch<br />
die vertikalen Schweißnähte der<br />
üblichen Kesselschüsse. Vom nach<br />
dem Firmensitz des Entwicklers als<br />
Bauart Deutz bezeichneten Typ entstanden<br />
zwischen 1941 und 1944<br />
etwa 2000 Fahrzeuge.<br />
Während die der ersten Serie an<br />
private Eigentümer wie Mineralölfirmen<br />
geliefert wurden, erhielten militärische<br />
Stellen, wie die Luftwaffe<br />
den Löwenanteil der weiteren Lieferungen.<br />
Eingestellt waren die Wagen alle<br />
bei der mittlerweile nur noch als<br />
Deutsche Reichsbahn firmierenden<br />
Staatsbahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
verblieben die privaten Wagen<br />
bei den Nachfolgegesellschaften der<br />
Ölvereine, die staatlichen Wagen im<br />
Westen wurden in die am 5. November<br />
1951 gegründete Vereinigte Tanklager<br />
und Transportmittel GmbH<br />
(VTG) überführt. Die VTG besaß<br />
1953 insgesamt 9791 Kesselwagen<br />
verschiedener Bauarten.<br />
Diese Wagen waren einzeln oder in<br />
kleinen Gruppen in der ganzen Bundesrepublik<br />
bis weit in die Epoche IV<br />
zu sehen, ebenso die Pendants der<br />
privaten Einsteller wie Shell, ESSO,<br />
ARAL oder Texaco. Um 1990 schieden<br />
die letzten Exemplare des Typs<br />
Deutz aus den Beständen aus.
Foto: Leikra/Andreas Wagner<br />
keit außer acht gelassen werden, wie<br />
auch brauchbare Fahreigenschaften<br />
sowohl einzeln als auch geschobenen<br />
im längeren Zugverband.<br />
Luft nach oben bieten schließlich Extras<br />
wie nachgebildete Fangbügel am<br />
Bremsgestänge, der Detaillierungsgrad<br />
von Anbauteilen wie Entnahmeventilen,<br />
Heizanschlüssen etc. oder Federpuffer,<br />
die auch in vorbildwidrig engen Radien<br />
möglicht oft ein vorbildgerechtes<br />
Fahren Puffer-an-Puffer ermöglichen.<br />
Schließlich erwartet der Durchschnittsmodellbahner<br />
noch immer Wunder,<br />
auch wenn er den dafür nötigen Arbeitsaufwand<br />
- gemeinhin auch Preis<br />
genannt - nicht immer akzeptieren<br />
möchte.<br />
MODELLE IM EINZELNEN<br />
ESU/Pullman: Beim Erscheinen der<br />
von ESU unter dem neuen Markennamen<br />
Pullman aufgelegten Kesselwagen<br />
der Bauart Deutz war vor allem unter<br />
den Sammlern und Dioramenbahnern<br />
die Freude groß, nun endlich sehr detaillierte<br />
Modelle zu bekommen, ohne<br />
dafür Stunden in der eigenen Werkstatt<br />
verbringen zu müssen.<br />
Als erstes fallen bei den Miniaturen<br />
die sehr zierlich ausgefallenen und dennoch<br />
formstabilen Geländer ins Auge.<br />
Je nach Vorbild sind die Laufstege als<br />
Holzbohle oder Gitterrost ausgeführt.<br />
Ein Blickfang ist auch der sehr detailreich<br />
ausgeführte und bei dieser Bauart<br />
recht gut einsehbare Unterboden.<br />
Selbst die Lösezüge des Bremsventils<br />
sind ab Werk nachgebildet und die obligatorische<br />
Kulissenführung fällt kaum<br />
auf. Durch entsprechend konstruierte<br />
Werkzeuge besitzt der Vorbau die nötigen<br />
Kanten, die beim Vorbild durch das<br />
Verschweißen der Bleche entstehen,<br />
einschließlich der zugehörigen Verstärkungswinkel.<br />
Um bei den Achshaltern<br />
Filigranität und Stabilität in Einklang zu<br />
bringen, bestehen diese aus Metall und<br />
die Imitationen der Federpakete und<br />
Achslager aus Kunststoff sind aufgesetzt.<br />
Die Pufferbohlen besitzen Rangiergriffe,<br />
die verkürzten Zughaken und<br />
Bremsschlauchattrappen lassen sich im<br />
Falle des Einsatzes als Schlusswagen<br />
oder Dekoobjekt an der Ladestraße<br />
durch beiliegende vollwertige Miniaturen<br />
ersetzen.<br />
Mit 45 g besitzt der Waggon auch<br />
das nötige Eigengewicht, um selbst in<br />
längeren Verbänden gezogen wie geschoben<br />
sicher durch Gleisbögen und<br />
Weichenstraßen zu kommen. Auf Federpuffer<br />
hat ESU verzichtet. Wo es nö-<br />
ZWEIACHSER IM DIREKTVERGLEICH<br />
Märklin bietet als<br />
filigranstes Modell<br />
diesen Zweiachser<br />
mit 30-m 3 -Kessel. Er<br />
besitzt einen klassischen<br />
Rahmen mit<br />
angenieteten Achshaltern<br />
und steht<br />
damit recht hoch.<br />
Seit Jahren im<br />
Grundaufbau unverändert<br />
ist der kleine<br />
Uerdinger von Roco,<br />
der durch feinere Aufstiege<br />
und Geländer<br />
als die baugleichen<br />
Pendants von Märklin<br />
oder Piko besticht.<br />
Brawa liefert aktuell<br />
verschiedene<br />
Versionen der neu<br />
konstruierten Uerdinger<br />
Zweiachser aus,<br />
darunter auch diesen,<br />
Epoche-III-typisch mit<br />
Werbetafel ausgestatten<br />
Wagen der Esso.<br />
Exact-train bietet<br />
seit 2019 Uerdinger<br />
an, darunter auch<br />
diese Ausführung mit<br />
einem 24- statt 30-m 3 -<br />
Tank, etwas anderen<br />
Kopfstücken sowie<br />
Federpuffern und<br />
Fangbügel.<br />
Dekas benutzt durch<br />
die Kooperation mit<br />
Exact-Train identische<br />
Basistypen, wandelt<br />
sie aber korrekt<br />
entsprechend der<br />
skandinavischen Vorbilder<br />
ab, so hier mit<br />
farbigen Achslagern.<br />
ESU begann den<br />
Reigen der Neukonstruktionen,<br />
nutzte<br />
als Vorbild aber die<br />
Bauart Deutz ohne<br />
durchgehenden<br />
Langträger, wodurch<br />
die Waggons luftiger<br />
wirken.<br />
25
Meinungen<br />
Die Vergleichskandidaten und ihre Zaungäste aus der Vogelperspektive (von links): Tillig, Märklin, Exact-train, Dekas,<br />
ESU/Pullman, Brawa sowie das bislang tonangebende Standardmodell von Roco.<br />
26<br />
Generationen im Direktvergleich: Der<br />
Wagen von ESU/Pullman setzt<br />
mit der Ausführung<br />
von Geländer,<br />
Leiter sowie<br />
Unterboden<br />
im Vergleich<br />
zu Roco<br />
(unten)<br />
Akzente.<br />
Selber Grundaufbau, aber<br />
verschiedene Details<br />
wie Tritte und Tafeln<br />
bei Exact-train<br />
(oben) und<br />
Dekas.<br />
tig wird, können spezielle AC-Radsätze<br />
geordert werden.<br />
Exact-train: Auch der aus den Niederlanden<br />
stammende Hersteller nahm<br />
sich der lange vernachlässigten Zweiachser<br />
an, wählte aber die Bauart Uerdingen<br />
mit durchgehendem Langträger<br />
und seitlichen, stabilisierenden Blechprofilen<br />
als Basis. Neben den weit verbreiteten<br />
Kesseln mit 30 m 3 Fassungsvermögen<br />
für leichtere Ladegüter wie<br />
Kraftstoffe werden aber auch Versionen<br />
mit kleinerem 24-m 3 -Tank aufgelegt,<br />
wie sie zum Transport von Chemikalen<br />
oder auch Säuren benutzt werden.<br />
Detaillierung und Filigranität stehen<br />
den ESU-Wagen nicht nach: Auch hier<br />
finden sich neben den Lösezügen der<br />
Bremse Rangiergriffe unter den (Feder-)<br />
Puffern, selbst die Ösen für das<br />
Bewegen des Wagens mit Spillanlagen<br />
sind vorhanden. Der Stabilität wegen<br />
besteht das feine Geländer auf dem<br />
Wagen samt Leiter aus Metall. Der Belag<br />
der Bremserbühne oder Laufstege<br />
ist vorbildentsprechend wie bei ESU<br />
entweder als geschlossene Holzbohlennachbildung<br />
oder durchbrochenes<br />
Ätzmetall-Bauteil ausgeführt.<br />
Die bei einigen Wagen in der Ausführung<br />
der Epoche III vorhandenen<br />
Werbetafeln des einstellenden Mineralölunternehmens<br />
sind in einer maßstäblichen<br />
Dicke wie beim Vorbild als<br />
freistehende ovale oder auch eckige<br />
lackierte Metallplatte angesetzt.<br />
Ein besonderer Blickfang sind die<br />
Fangbügel für das zierliche Bremsgestänge<br />
sowie die mehrfarbige Bedruckung<br />
am Rahmen. Selbstverständlich<br />
lassen sich auch bei den Modellen von<br />
Exact-train die Pufferbohlen bei Bedarf<br />
mit Bremsschläuchen etc. bestücken.<br />
Mit 38 g Eigengewicht sind auch diese<br />
Wagen schwer genug, um in längeren<br />
Verbänden absolut betriebssicher
Tillig offerierte zwar bereits 2015<br />
seine Neukonstruktion eines zweiachsigen<br />
Kesselwagen, allerdings<br />
dienten dort osteuropäische Fahrzeuge<br />
als Vorbild. Sie besitzen<br />
quasi als Übergangsform zur Bauart<br />
Uerdingen im Eigengewicht reduzierte<br />
Rahmen, deren Steifigkeit<br />
durch seitliche Blechträger, die<br />
auch den Tanksattel bilden, verstärkt<br />
wird. Die teilweise Verwendung<br />
von Draht ermöglicht sehr<br />
filigrane Geländer. Schön wäre es,<br />
derartiges künftig auch bei anderen<br />
Tillig-Kesselwagentypen zu finden.<br />
eingesetzt werden zu können. Die<br />
Kulissenführung bewegt sich sehr geschmeidig<br />
und stellt gut zurück.<br />
Dekas: Bei der Beschaffung der Wagenmodelle<br />
arbeitet der dänische Hersteller<br />
sehr eng mit den Kollegen aus<br />
den Niederlanden zusammen, weshalb<br />
auch die Verpackung bis auf die Bedruckung<br />
quasi identisch ist. Bei den<br />
Modellen nach dänischen und schwedischen<br />
Vorbildern handelt es sich bei<br />
weitem aber nicht nur um einfache<br />
Farb varianten, sondern entsprechend<br />
den jeweiligen Vorbildern mit weiteren<br />
Details wie zusätzlichen Anschriftentafeln,<br />
rückwärtigen Schlussscheibenhaltern<br />
etc. ausgestatteten Versionen.<br />
Brawa: Als letzte Neukonstruktion der<br />
Uerdinger Kesselwagen rollten Brawas<br />
Miniaturen seit Ende Mai 2020 in<br />
die Ladenregale. Sie folgen im Aufbau<br />
gerade bei den Achshaltern wie auch<br />
den Rahmen den Pullman-Konstruktionen,<br />
besitzen aber als Besonderheit<br />
flach ausgeführte Rahmenenden, wodurch<br />
sie sich von den Typen der Mitbewerber<br />
unterscheiden. Modellbahner<br />
profitieren davon durch ein weniger<br />
gleichförmiges Bild bei Wagengruppen.<br />
Ansonsten finden sich auch hier Griffe<br />
unter den starren Puffern, separat angesetzte<br />
Zettelkästen sowie zierliche<br />
Leitern und Tritte. Das Bremsgestänge<br />
ist der filigran, auf die Nachbildung von<br />
Fangbügeln oder Lösezügen wurde<br />
aber verzichtet.<br />
Mit 30 g fällt das Gewicht im Vergleich<br />
etwas geringer aus, was sich jedoch<br />
erst bei mehr als 2 m langen Zugverbänden<br />
durch leichteres Abheben, etwa<br />
beim Anfahren in Gleisbögen, bemerkbar<br />
macht. Dort sind Brawas Waggons<br />
im hinteren Zugteil besser aufgehoben.<br />
Tillig: Entgegen dem sonst von den Länderbahn-Zweiachsern<br />
aus diesem Haus<br />
gewohnten und inzwischen teils grenzwertigen<br />
Erscheinungsbild wirkt der<br />
Osteuropäer wie aus einer anderen<br />
Welt. Neben der Bauform als isolierter<br />
und beheizbarer 20-m 3 -Wagen besticht<br />
die Miniatur durch sehr feine Aufstiege<br />
und Ladebühnengeländer aus Metall.<br />
Die filigranen Griffstangen der Aufstiege<br />
sowie die Leitern bestehen aus<br />
formstabilen Kunststoff.<br />
Der Rahmen ist sehr filigran ausgeführt,<br />
ebenso die seitlichen Blechträger.<br />
Auch die Achshalter und -lager überzeugen<br />
vollauf. Schwachstelle ist der<br />
zu weich ausgefallene kulissengeführte<br />
NEM-Schacht, der unter Belastung,<br />
etwa beim Fahren in einer Wendel<br />
abwärts, abknickt und so zu Überpufferungen<br />
führen kann. Daher ist dieses<br />
Modell bei längeren Zügen definitiv ein<br />
Kandidat für den Zugschluss. Das Gewicht<br />
wiederum ist mit 44 g sehr gut bemessen,<br />
Rangierunfälle durch Aufklettern<br />
wird es damit kaum geben.<br />
FAZIT<br />
Technisch wie optisch betrachtet bieten<br />
alle Neukonstruktionen keinen Grund<br />
zur Klage sondern schließen eine zu<br />
lang offene Lücke. Dass Exact-train und<br />
Dekas dabei zeigen, was alles technisch<br />
umsetzbar ist, vermag wahrlich<br />
zu begeistern, hat aber am Ende auch<br />
seinen Preis, denn die Miniaturen kosten<br />
und sind empfindlich. Für die meisten<br />
anspruchsvollen Sammler dürften<br />
daher Modelle von Brawa oder Pullman<br />
den Ansprüchen vollauf genügen. Das<br />
gilt auch für den Exoten von Tillig.<br />
Und die abgebildeten Zweiachser<br />
von Roco und Märklin? Mit etwas Patina<br />
versehen machen auch sie im Zugverband<br />
noch immer eine gute Figur<br />
und überzeugen durch Zuverlässigkeit.<br />
Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Fotos (13): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Aktuelle Ausführungen der Uerdinger Kesselwagen von Brawa (links) sowie Dekas rollen hier auf dem Testgleis zur<br />
Parade heran. Letztere Wagen entsprechen technisch denen von Exact-train und sind für Skandinavien angepasst.<br />
27
Testen und Messen<br />
UNGLEICHE SCHWESTERN<br />
Auf eine zeitgemäße Baureihe 86 mussten ihre Fans lange warten.<br />
Nun löst Roco die betagten Konstruktionen von Märklin und<br />
Fleischmann ab - sowohl als DB- wie auch DR- und DRG-Version.<br />
Angesichts der Konstruktionsjahre<br />
der Modelle von Märklin (1971)<br />
und Fleischmann (1993) war<br />
die Neukonstruktion einer 86er mehr<br />
als überfällig. Sie stand beim Vorbild<br />
zwar oft im Schatten ihrer größeren<br />
Schwestern, war aber in vielen Regionen<br />
Deutschlands über Jahrzehnte<br />
unverzichtbar und bespannte dabei neben<br />
den obligatorischen Personen- und<br />
Güterzügen auch hochwertige Eil- und<br />
D-Züge. Insofern ist sie eigentlich auch<br />
für viele Modellbahner ein universell<br />
einsetzbares Modell.<br />
Nach den ersten Ausführungen in der<br />
Epoche-III-Version der DB und Epoche-IV-Ausführung<br />
der DR der DDR folgten<br />
in den vergangenen Monaten noch<br />
28<br />
Leider ist das Spitzensignal das<br />
einzige, was die neue 86 von<br />
Roco kann. Gut getan hätte neben<br />
einem schaltbaren Rangierlicht<br />
oder Schluss, beide wurden vergessen,<br />
auch ein wärmeres Weiß<br />
sowie weniger eckige Lichtleiter.
Ganze Arbeit beim Kampf um die Käufergunst<br />
leistete Roco mit seinen 86ern, die entsprechend den markanten Vorbildern<br />
unterschiedliche Wasserkästen, Aufstiege oder Laternenhalter besitzen.<br />
eine Version für die DRG-Epoche II und<br />
aktuell eine Lok für die spätere Bundesbahn<br />
in Epoche IV. Die unterschiedlichen<br />
Ausführungen unterscheiden sich dabei<br />
in weit mehr als nur den Anschriften am<br />
Führerhaus.<br />
GUT VORGELEGT<br />
In Fragen des optischen Erscheinungsbildes<br />
hatte das bis vor einigen Jahren<br />
werksneu verfügbare Fleischmann-Modell<br />
durchaus vorgelegt: Das Führerhaus<br />
war dank des Rundmotors im<br />
Kessel frei, die Kuppelstangen sowie<br />
Radsätze filigran und mit recht niedrigen<br />
Spurkänzen versehen, Kesselleitungen<br />
teils freistehend etc.<br />
Dennoch findet sich an den neuen<br />
Roco-Modellen etliches mehr: So überzeugen<br />
die Modelle durch entsprechend<br />
der jeweiligen Vorbilder unterschiedlich<br />
gestaltete Ausführungen: Wasserkästen<br />
in kurz oder lang, Frontpartien mit und<br />
ohne Aufstiegsleitern, angepasste Speichenzahl<br />
an Vor- und Nachlaufachse,<br />
unterschiedliche Anbauteile wie Halter<br />
für Zugschlusslaternen (DR-Version),<br />
Läutewerke, verschiedene Griffstangen<br />
an den Frontlaternen sowie einiges mehr.<br />
Wie schon beim Fleischmann-Modell<br />
ist die Maßhaltigkeit sehr hoch, dank<br />
des von 263 auf nun 359g erhöhten<br />
Reibungsgewichtes und einem Fünfpolmotor<br />
samt großer Schwungmasse<br />
Trotz Schleifer blieb genug Platz für<br />
ein detailliert nachgebildetes Bremsgestänge.<br />
Direkt angetrieben ist nur<br />
Achse 4, den Rest übernehmen die<br />
Kuppelstangen.<br />
Die Menge der Zurüstteile<br />
der 86 bewegt sich im für Roco<br />
üblichen Rahmen und umfasst<br />
Schutzrohre, Bremsschlauch- sowie<br />
Kupplungsattrappen und Ätzschilder.<br />
29
Testen und Messen<br />
So dürften wohl die meisten Fans die 86 noch im Dienst kennengelernt<br />
haben: Vor Personen- und Güterzügen auf den Erzgebirgsstrecken der<br />
DR. Nun gibt es für die Wagen von Roco oder Piko die passende Lok.<br />
Bei der Bundesbahn schon früh ausgeschieden und dort oft im Schatten<br />
der noch attraktiveren Schlepptenderloks der Baureihen 01, 44 und 50<br />
stehend, konnten die 86er bei der DR bis 1988 im Erzgebirge bewundert<br />
werden. Nicht wenige westdeutsche Dampflokfans pilgertern daher vor allem ab<br />
1982 verstärkt ins Erzgebirge zur Nebenbahn Schlettau - Crottendorf, um dort<br />
die beiden 86 1001 oder 1501 noch vor Personen- und Güterzügen zu fotografieren.<br />
Im Gegensatz zu den früheren Einsatzzeiten der späten 1970er-Jahre<br />
fuhren die Loks dann auch stets fotogen Kessel voran nach Crottendorf.<br />
Etliche Jahre später begeisterte die nach der Wende in den Westen verkaufte<br />
und dort dank Signet und passenden Laternen auf DB getrimmte 86 333 als<br />
eine der wenigen aktiven Vertreterinnen dieser Baureihe unter anderem auf der<br />
Sauschwänzlebahn regelmäßig die Besucher und erinnerte so an gute alte Zeiten.<br />
Heute steht sie jedoch wieder im ihr besser passenden DR-Erscheinungsbild<br />
für Sonderfahrten zur Verfügung.<br />
An die aktiven Zeiten der<br />
DB-Schwestern erinnert im<br />
Juli 2011 die entsprechend<br />
frisierte DR-Lok 86 333. Trotz<br />
nicht vorhandener Aufstiegsleitern<br />
besitzt sie eine<br />
verbreiterte Pufferbohle.<br />
Fotos (10): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
sind die Fahreigenschaften absolut auf<br />
der Höhe der Zeit. Dank entsprechender<br />
Programmierung des Decoders sowie<br />
eines großen Pufferkondensators<br />
fährt die Maschine nicht nur in deutlich<br />
weniger als Schrittgeschwindigkeit<br />
auch durch längere Weichenstraßen,<br />
sondern Züge auch nur mit minimal<br />
mehr als der zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />
des Vorbildes von 80<br />
km/h. Die Zugkraft des konventionell<br />
nur auf einer Achse direkt angetriebenen<br />
Modells ist mit 150 g über die Seilrolle<br />
auch für den Einsatz auf modellbahnüblichen<br />
Steigungen vor längeren<br />
Zügen ausreichend bemessen.<br />
WO LICHT IST...<br />
... gibt es natürlich ab und an auch<br />
Schatten. Während in punkto Detaillierung<br />
an Rocos 86ern wenig zu kritisieren<br />
ist, sieht es in Sachen digitaler Funktionen<br />
leider etwas anders aus. Zwar<br />
gibt es jede Menge durchaus durchdachter<br />
Sound- und Lichtfunktionen, so<br />
verlöscht die Führerstandsbeleuchtung<br />
absolut vorbildgetreu beim Anfahren,<br />
sind verschiedene Geschwindigkeiten<br />
der Pumpen wählbar etc. Allerdings<br />
fehlt eine von anderen Herstellern<br />
schon umgesetzte zeitgemäße Lösung,<br />
etwa im Falle des Fahrlichtes - der<br />
Sound der Lichtmaschine muss zugeschaltet<br />
werden - oder beim Schlusssignal<br />
- es gibt es schlicht nicht. Gut,<br />
im bei den meisten Sammlern überwiegenden<br />
Zugbetrieb stört das auch<br />
nicht, denn da ist es wagenseitig immer<br />
dunkel. Aber wenn die Maschine solo<br />
oder als Schiebelok fahren soll, wäre<br />
eine zuschaltbare Schlusslaterne in<br />
Rot schon etwas Feines, zumal dies mit<br />
neuen zweifarbigen LED nur Centbeträge<br />
Aufpreis in der Fertigung bedeutet.<br />
Das wiederum beim Aktivieren des<br />
Rangierganges nicht automatisch an<br />
beiden Seiten Licht leuchtet, ist dagegen<br />
verschmerzbar, denn Tags blieben<br />
bis in die Epoche IV hinein die Laternen<br />
aus. Absolut inakzeptabel ist dagegen,<br />
dass die Rangierbeleuchtung nicht nur<br />
nicht entsprechend Signalbuch mit nur<br />
einer Laterne geschaltet werden kann,<br />
sondern einfach gar nicht existiert. Auf<br />
Nachfrage erklärte Roco, dies bei künftigen<br />
Auflagen ändern zu wollen.<br />
30<br />
FAZIT<br />
Mit seinen Versionen der Baureihe 86<br />
dürfte Roco den Geschmack sehr vieler<br />
Sammler treffen, denn ein heutigen Ansprüchen<br />
in Sachen Detaillierung und<br />
Fahreigenschaften genügendes Modell
war mehr als überfällig. Einige wenige<br />
Kompromisse an dieser Stelle sind<br />
dem freizügigen Einsatz auf üblichen<br />
Modellbahnanlagen geschuldet.<br />
Angesichts des Preises für das nur<br />
mit Sound zu habende AC-Modell ist es<br />
aber unverständlich, dass an wirkungsvollen<br />
Kleinigkeiten wie der Spitzenbeleuchtung<br />
so massiv gespart wurde.<br />
Nachstehende Modelle sind teils ab<br />
Werk vergriffen, aber sämtlich im einschlägigen<br />
(Online-) Handel zu haben:<br />
• DRG Ep. II, 79027; 364,90 Euro<br />
• DB Ep. III, 79023; 364,90 Euro<br />
• DB Ep. IV, 78318; 364,90 Euro<br />
• DR Ep. IV, 79021; 364,90 Euro<br />
Roman Lohr<br />
MASSTABELLE DER BAUREIHE 86<br />
• Grundmaße Vorbild 1:87 Roco 86 257 Punkte<br />
Länge über Puffer 13.920 mm 160,0 mm 160,1 mm 10 / 10<br />
Pufferhöhe 1.025 mm 11,8 mm 11,8 mm 5 / 5<br />
Größte Breite 3.050 mm 35,1 mm 35,7 mm 7 / 10<br />
Höhe Schornstein 4.165 mm 47,9 mm 47,8 mm 10 / 10<br />
Höhe Kesselmitte 2.700 mm 31,0 mm 30,8 mm 4 / 5<br />
Radstand gesamt 10.300 mm 118,4 mm 118,3 mm 10 / 10<br />
Radstand V/N 2.600 mm 29,9 mm 29,9 mm 5 / 5<br />
Raddurchmesser Kuppel. 1.400 mm 16,1 mm 15,9 mm 4 / 5<br />
Raddurchmesser V/N 850 mm 9,8 mm 9,7 mm 5 / 5<br />
Spurkranzhöhe – 1,2 (NEM) 0,8 mm 5 / 5<br />
Reibungsgewicht 359 g 9 / 10<br />
Zugkraft (Rolle) 150 g 9 / 10<br />
• Fahrverhalten Langsamfahrt<br />
v min digital – 2,0 km/h bei FS 1/128 5 / 5<br />
Streckenfahrt<br />
v Vorbild digital 80 km/h bei FS125 von 128 5 / 5<br />
v max digital – 81,4 km/h bei FS 128 5 / 5<br />
Auslauf aus v max digital – 950 mm 4 / 5<br />
Beim Vergleich der Frontpartien<br />
vom Fleischmann- mit dem Roco-Modell<br />
(rechts) fallen vor allem<br />
die filigraneren Haltebügel, Aufstiege<br />
und Bahnräumer sowie die<br />
zeitgemäßeren Laternen angenehm<br />
auf. Die breitere Pufferbohle mit<br />
Aufstiegsleitern war ein Merkmal<br />
der Vorbilder mit niedrigeren Ordnungsnummern<br />
bei DRG und DB.<br />
• Fahrzeuggestaltung<br />
Farbgebung lackiert Deckend und sauber, 10 / 10<br />
ohne erkennbare Einschlüsse,<br />
scharfe Trennkanten<br />
Beschriftung Schilder und Gestochen scharf, 5 / 5<br />
Lack<br />
größenrichtig aufgedruckt;<br />
Detaillierung naturgemäß sehr hoch, Nachrüsten 6 / 10<br />
sehr hoch nur bei Bremsschläuchen<br />
Führerstandsnachbildung nur<br />
einfarbig, Kein Rangierlicht,<br />
keine Schlussbeleuchtung<br />
• ENDERGEBNIS<br />
123 von 135 Punkten Sehr gut<br />
Auch die Rückansicht offenbart,<br />
dass es immer noch eine Idee feiner<br />
gehen kann: Leiter, Bahnräumer<br />
oder Laufbretter - die Neukonstruktion<br />
(rechts) hat da klar die Nase<br />
vorn. Vorbildgerecht besitzt der<br />
Kohlekasten hier eine Verlängerung<br />
mit Holzbrettern anstatt Blech wie<br />
beim Fleischmann-Modell, welches<br />
eine spätere Ausführung zeigt.<br />
Positiv ist die Nachrüstoption der<br />
Pufferbohlenausstattung.<br />
Zum Lösen des<br />
zweigeteilten Gehäuses<br />
wird zuerst eine Schraube im<br />
ersten Dampfdom gelöst. Den Motor<br />
erreicht man nach dem Lösen weiterer<br />
Schrauben im Führerhaus. Gut erkennbar<br />
ist der verbaute Pufferkondensator.<br />
31
Testen und Messen<br />
Exotischer Lückenfüller<br />
32<br />
Bei der DR oblag den 20 beschafften Loks zunächst<br />
der Verschubdienst im Leipziger Hauptbahnhof, wo<br />
sie die Baureihe 80 ablösten. Gut erkennbar ist hier<br />
auch der markante Funkname ROSA an der Front.<br />
Foto: Archiv Leikra Fotografie
Eine engere Verbindung zu Zementzügen hatten die DR-Loks der Baureihe 107 weniger, dafür die ersten und letzten<br />
hierzulande eingesetzten Loks des Zementwerkes Karsdorf beziehungsweise der Karsdorfer Eisenbahn. Dank Pikos<br />
Modell kommen nun auch AC-Fahrer ohne Umbauten an einen Hektor, wie die Baureihe im Herkunftsland heißt.<br />
Mit der Baureihe 107 schließt Piko eine Lücke im hauseigenen<br />
Dieselsortiment. Weil sie überraschend auch mit Schleifer<br />
geliefert wird, profitieren davon ebenso die AC-Fans.<br />
Während ihrer gesamten Einsatzzeit<br />
bei der Deutschen<br />
Reichsbahn existierte die V75<br />
beziehungsweise ab 1970 als 107 bezeichnete<br />
Rangierlok nicht als (H0-)<br />
Modell. Ein solches lieferten CStrain<br />
und später pmt erst ab 2000. Allerdings<br />
entsprechend seinerzeitigen Gepflogenheiten<br />
nur in einer DC-Version, deren<br />
Umbau für AC-Systeme wegen des<br />
sehr knappen Freiraumes unterhalb<br />
der Drehgestelle nicht ganz ohne ist.<br />
Der seit der Bahnreform mögliche<br />
deutschlandweite Einsatz im Bauzugdienst<br />
sowie der Umstand, dass eine<br />
Lok heute wieder im alten Lack (museal)<br />
unterwegs ist, waren wohl für<br />
Piko der Gründe genug, die eigene<br />
Neukonstruktion auch für den Einsatz<br />
auf Märklins Gleisen auszulegen. Zum<br />
Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
war leider noch keine Soundversion zu<br />
haben, diese folgt leider erst.<br />
Für eine Rangierlok wie die V75 besonders<br />
wichtig sind naturgemäß die<br />
Langsamfahreigenschaften. Neben einem<br />
gut abgestimmten Antriebsstrang<br />
vom Motor bis zum Getriebe im Drehgestell<br />
sind dafür in digitalen Zeiten<br />
auch entsprechende Pufferkondensatoren<br />
einzusetzen, damit beim Fahren<br />
mit Sound minimale Verunreinigungen<br />
das Vergnügen nicht trüben.<br />
AUFBAU UND TECHNIK<br />
Trotz des engen, langgezogenen<br />
Vorbaus besitzt Pikos Konstruktion ei-<br />
Größenvergleich im Modell: Links der große Hektor T458 (mtb) mit dreiteiligem<br />
Seitenfenster, größeren Lampen und höherem Rahmen, rechts die T435 (Piko).<br />
33
Testen und Messen<br />
Anfang der 1970er-Jahre ist 107 014 bereits im Rangierdienst entbehrlich<br />
und bespannt einen Schotterzug auf dem Müchelner Viadukt der Strecke<br />
Querfurt - Merseburg im heutigen Sachsen-Anhalt.<br />
Mit den Worten „Die könnt ihr gleich da lassen“ und einem Koffer voll Geld<br />
begann der Einsatz der V75 in Deutschland. Allerdings nicht bei der<br />
Deutschen Reichsbahn, sondern auf der Werkbahn des Zementwerkes<br />
Karsdorf, dessen verantwortlicher Betriebsleiter die Lok auf der Leipziger Frühjahrsmesse<br />
1960 direkt vom Messestand weg einkaufte. Die guten Erfahrungen<br />
mit der dieselelektrischen Maschine und ihrer gerade im niedrigen Geschwindigkeitsbereich<br />
sehr hohen Zugkräfte bewegten neben der Reichsbahn auch die<br />
Leuna-Werke sowie die Werksbahn des Petrolchemischen Kombinates Schwedt<br />
zur Beschaffung dieser Baureihe, die im Herkunftsland Tschechoslowakei als<br />
T435 eine sehr weite Verbreitung fand. Das Karsdorfer Zementwerk erwarb später<br />
noch weitere drei Maschinen aus Beständen der Leuna-Werke sowie der DR.<br />
Im Westen bekannt wurde die dank schmalem Vorbau und breitem Führerhaus<br />
nur an einem Ende ungewöhnliche Baureihe vor allem durch die seit 1997<br />
deutschlandweit agierende Karsdorfer Eisenbahngesellschaft (KEG), die mit ihren<br />
vier Loks nach anfänglichen Einsätzen als Schiebelok im Mineralölverkehr<br />
vor allem Fahrleitungsmontagewagen und Arbeitszüge bespannte, beispielsweise<br />
auch auf der ICE-Neubaustrecke Köln - Frankfurt. Ab Ende 2000 kamen noch<br />
zwei ähnliche Maschinen der Baureihe T458 hinzu.<br />
Nach dem Ende der KEG 2004 gelangten drei T435 zur Privatbahn RP, darunter<br />
die frühere DR-Lok 107 018 als einzige derzeit betriebsfähige Lok. Diese wurde<br />
dort wieder in ihren Ursprungszustand versetzt und kam danach auch bei Sonderfahrten<br />
mit Fotogüterzügen überwiegend im Osten des Landes zum Einsatz.<br />
Im Oktober 2002 steht 0701 der<br />
KEG mit einen Waggon voll<br />
Schotter für das Museums-<br />
Betriebswerk Arnstadt<br />
abfahrbereit in<br />
Rottenbach.<br />
Foto: Archiv Leikra Fotografie<br />
Foto: Leikra Fotografie / Uwe Juditzki<br />
nen Mittelmotor mit zwei Schwungmassen,<br />
der über Kardanwellen alle Achsen<br />
in beiden Drehgestellen antreibt.<br />
Zur Erhöhung der Zugkraft dienen zudem<br />
zwei diagonal montierte Haftreifen<br />
auf den Achsen 2 und 3.<br />
Ans Innere des Modells kommt man<br />
durch das Lösen von zwei Schrauben<br />
unter dem Führerhaus und einer dritten<br />
auf der Oberseite - diese ist allerdings<br />
erst nach dem vorsichtigen Demontieren<br />
des Lüftergitters und des darunter<br />
befindlichen Lüfterrades zugänglich.<br />
Sobald die Maschine offen ist, sollte<br />
man die Gelegenheit nutzen, den recht<br />
detailliert nachgebildeten Führerstand<br />
mit etwas Farbe aufzuwerten (siehe unten),<br />
einschließlich eines dunkelbraunen<br />
bis schwarzen Fußbodens.<br />
Lobenswerterweise ist die Anzahl<br />
der Zurüstteile bei Piko auf das Minimum<br />
beschränkt und umfasst nur<br />
Bremsschläuche und die Kupplungsattrappen.<br />
Wer möchte, kann auch die<br />
Öffnungen in den Bahnräumern durch<br />
Steckteile weiter reduzieren.<br />
Beschriftung und Farbgebung des<br />
Modells sind weitestgehend korrekt.<br />
Lediglich das Weiß der metallenen Geländer<br />
findet sich auch auf zeitgenössischen<br />
Vorbildfotos nicht.<br />
In Sachen Fahreigenschaften lag die<br />
Messlatte des (umgebauten) pmt-Modells<br />
sehr hoch, Piko kann jedoch sehr<br />
gut mithalten. Vorteilhaft sind die zeitgemäßen<br />
Lichtfunktionen des Modells,<br />
welches auch ein klassisches Rangierloksignal<br />
in Form nur einer weißen Laterne<br />
zeigen kann.<br />
FAZIT<br />
Pikos Modell hat gegenüber dem älteren<br />
Modell von CStrain/pmt in Details naturgemäß<br />
mehr zu bieten. Größter Pluspunkt<br />
bleibt die erstmalige AC-Ausstattung.<br />
Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
34<br />
Blick in den Führerstand der 0704<br />
der KEG mit ihrem Lokführer Wolfgang<br />
Maecker im Oktober 2002.
MASSTABELLE DER BAUREIHE 107 DER DR<br />
• Grundmaße Vorbild 1:87 Piko Punkte<br />
Länge über Puffer 12.560 mm 144,4 mm 144,7 mm 9 / 10<br />
Pufferhöhe 1.045 mm 12,0 mm 11,9 mm 5 / 5<br />
Größte Breite 3.105 mm 35,7 mm 35,6 mm 10 / 10<br />
Höhe 4.165 mm 47,9 mm 46,7 mm 7 / 10<br />
Radstand Lok 8.700 mm 100,0 mm 100,1 mm 10 / 10<br />
Radstand Drehgestell 2.400 mm 27,6 mm 27,6 mm 5 / 5<br />
Rad-Durchmesser 1.000 mm 11,5 mm 11,5 mm 5 / 5<br />
Drehgestell-Abstand 6.300 mm 72,4 mm 72,4 mm 5 / 5<br />
Spurkranzhöhe – 1,2 (NEM) 1,2 mm 5 / 5<br />
Die Seitenfenster sind bündig, absolut<br />
plan und geben den Blick ins<br />
gut gestaltete Innere frei. Scheibenwischer<br />
sind graviert und bedruckt,<br />
auch die Windabweiser sind ab<br />
Werk montiert. Das leider in Weiß<br />
statt Schwarz ausgeführte Metallgeländer<br />
am Umlauf ist filigran, allerdings<br />
am Führerhaus nur angelehnt<br />
und nicht fest eingesteckt.<br />
Reibungsgewicht 314 g 7 / 10<br />
Zugkraft (Rolle) 125 g 8 / 10<br />
• Fahrverhalten Langsamfahrt<br />
v min digital – 1,5 km/h bei FS 2/128 5 / 5<br />
Streckenfahrt<br />
v Vorbild digital 60 km/h bei FS 128 von 128 5 / 5<br />
v max digital – 60,2 km/h bei FS 128 5 / 5<br />
Auslauf aus v max digital – 950 mm 3 / 5<br />
• Fahrzeuggestaltung<br />
Farbgebung lackiert Deckend und sauber, 9 / 10<br />
ohne erkennbare Einschlüsse,<br />
scharfe Trennkanten,<br />
seidenmatt;<br />
Griffstangen leider Weiß<br />
Beschriftung Schilder und Gestochen scharf, 5 / 5<br />
Lack<br />
größenrichtig aufgedruckt;<br />
Detaillierung naturgemäß sehr hoch, selbst Wind- 9 / 10<br />
sehr hoch abweiser am Seitenfenster<br />
nachgebildet, Bahnräumer<br />
verschließbar, Führerstand<br />
detailreich, aber nur einfarbig;<br />
• ENDERGEBNIS<br />
117 von 130 Punkten Sehr gut<br />
Die Bahnräumer an der Front sind<br />
verschließbar, das beleuchtete<br />
Nummerschild oben schaltbar. Die<br />
Bedruckungen sind gestochen<br />
scharf und größenrichtig.<br />
Selbst Details am Tank fehlen nicht.<br />
Die Fahrmotornachbildungen lassen<br />
genug Raum für den Schleifer.<br />
Fotos (7): Michael Kratzsch-Leichsening<br />
Das Gehäuse lässt sich nach Lösen zweier Schrauben unter dem Führerhaus<br />
und einer unter dem Lüfterrad abheben. Decoder und Pufferkondensator sind<br />
dann gut erreichbar, Motor und Schwungmasse sitzen unter der Verkleidung.<br />
35
Erste Schritte<br />
Nach der Startpackung,<br />
Teil VII (Schluss)<br />
36<br />
Mit der Ausgestaltung der im Mittelgebirge angesiedelten Rückseite<br />
endet unsere Serie über den Bau der ersten Einsteigeranlage.<br />
Fortsetzungen findet das Thema Anlagenbau zukünftig sowohl<br />
in neuen Serien sowie diversen einzelnen Beiträgen.
Mit der im vorliegenden siebenten<br />
Teil beschriebenen finalen<br />
Ausgestaltung der Rückseite<br />
unserer ersten Einsteigeranlage soll<br />
diese erste Einsteigerserie enden -<br />
die wesentlichen Bauschritte wurden<br />
ausreichend beschrieben, vielfältige<br />
Anleitungen zum Bau einer ersten eigenen<br />
Anlage sowohl in Flachland- als<br />
auch einer Mittelgebirgsumgebung sind<br />
dann gegeben.<br />
Vor der Schotterverladung<br />
schützt ein<br />
Geländer dort aussteigende<br />
Reisende<br />
vor einem zu geringen<br />
Abstand. Wer möchte,<br />
kann diesem noch<br />
einen Warnanstrich in<br />
Rot/Weiß verleihen.<br />
DIE LANDSCHAFT<br />
Wie bereits in der vorhergehenden Folge<br />
im <strong>Dreileiter</strong><strong>Magazin</strong> 5 ausgeführt,<br />
ist das Motiv der Rückseite im Mittelgebirgsraum<br />
angesiedelt. Mithin dominieren<br />
die Landschaft neben den beiden<br />
Tunneln mehr oder weniger felsige<br />
Erhebungen. Nacktes Gestein muss<br />
dabei nicht immer großflächig sichtbar<br />
sein, wie Wanderungen beispielsweise<br />
im Steigerwald, der Eifel oder auch<br />
im Erzgebirge schnell zeigen. Oft sind<br />
es dort nur einzelne Stellen, an denen<br />
der felsige Untergrund direkt sichtbar<br />
ist, weitaus häufiger bemerkt man das<br />
Gestein nur anhand des spärlichen Bewuchses<br />
der Oberfläche.<br />
Um die Landschaftsgestaltung zu<br />
vereinfachen und später durch Transporte<br />
etc. grasarme Stellen nicht sofort<br />
als Schäden sichtbar zu machen,<br />
empfielt es sich, die komplette Landschaftshaut<br />
felsig durchzugestalten.<br />
Der erste Schritt dazu war die bereits<br />
in Teil 5 beschriebene Art des Auftrages<br />
des deckenden Haftputzes: Weil dieser<br />
sowohl per Hand angerührt wie auch<br />
ohne weitere Hilfsmittel aufgetragen<br />
wird, ist ein entsprechend geformter<br />
Untergrund mit einer felsigen Rohstruktur<br />
quasi vorhanden. Was fehlt, ist die<br />
passende Farbgebung.<br />
ES WERDE FELS<br />
Nun ist auch in der freien Natur Fels<br />
nicht gleich Fels. In Deutschland dominieren<br />
im wesentlichen vier Gesteinsarten<br />
- Sandstein, Granit, Kalk sowie<br />
Basalt. Erster erscheint eher in fahlen<br />
Gelb- und Ockertönen, zweiter und dritter<br />
in diversen Grautönen und letzter<br />
in Dunkelgrau bis hin zu Schwarz. Natürlich<br />
existieren durch Ablagerungen,<br />
Luftverschmutzungen etc. noch weitere<br />
Färbungen, hinzu kommen die recht<br />
unterschiedlichen Strukturen. Den entsprechenden<br />
Details werden aber später<br />
eigene Beiträge gewidmet sein. Weil<br />
allerdings auf unserer Einsteiger-Anlage<br />
kein nacktes Gestein großflächig<br />
Den Übergang zum<br />
Hintergund lockern<br />
auch kleinere Büsche<br />
auf. Einige Figuren<br />
beleben die Szenerie<br />
und sollten daher nicht<br />
vergessen werden.<br />
An der kleinen<br />
Ladestraße wird gerade<br />
ein Kohlenwagen zur<br />
Entladung bereitgestellt.<br />
Auch hier wirken<br />
Figuren und Fahrzeuge<br />
belebend.<br />
Büsche und kleinere<br />
Laubbäume sind an<br />
dieser Stelle als verdichtende<br />
Vegetation<br />
besser geeignet als<br />
größere Nadelbäume<br />
gezeigt werden soll, spielt dieser Punkt wie gegenüber.<br />
37
Erste Schritte<br />
38<br />
DIE BASIS - FELSGESTALTUNG<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Mit einem Fels-Farbset,<br />
beispielsweise<br />
von Noch, ist die<br />
farbliche Gestaltung<br />
von Sandstein (links)<br />
wie auch Granit- oder<br />
Kalk-Felsen (rechts)<br />
leicht umsetzbar.<br />
Durch die Verwendung<br />
eines Schwämmchens<br />
anstatt Borstenpinsel<br />
lassen sich Granierungseffekte<br />
an der<br />
Oberfläche einfacher<br />
realisieren.<br />
In die farbliche Anpassung<br />
sollten auch<br />
Stützmauern und<br />
die Tunnelportale<br />
einbezogen werden,<br />
schließlich ist beim<br />
Vorbild das Material oft<br />
identisch.<br />
Zwischenstand während<br />
einer Trocknungspause.<br />
Im Bereich dünneren<br />
Baumbestandes<br />
darf für Lichtungen etwas<br />
mehr Grün sowie<br />
Braun durchscheinen.<br />
an dieser Stelle auch keine tragende<br />
Rolle. Wichtig ist hier allein das plausible<br />
Einfärben des Untergrundes.<br />
Zum Färben von Felsen bieten inzwischen<br />
alle Zubehörhersteller abgestimmte<br />
Farbsets, hier kam ein entsprechendes<br />
von Noch zum Einsatz.<br />
Es enthält neben den Farben auch einen<br />
Pinsel zum Auftragen. Der besteht<br />
aber nicht aus einzelnen Borsten, sondern<br />
einem Schwämmchen. Damit lassen<br />
sich später Akzentuierungen nur an<br />
der Oberfläche leichter aufbringen, da<br />
keine einzelnen Borsten ungewollt in<br />
Vertiefungen eindringen und dort Farbe<br />
hinterlassen können.<br />
Beim Farbauftrag auf der staubfreien<br />
und dafür abgepinselten oder abgesaugten<br />
Oberfläche wird mit dem dunkelsten<br />
Farbton begonnen. Die Farbe<br />
sollte so gut verdünnt sein, dass sie<br />
auch wirklich in alle Vertiefungen und<br />
Senken gelangt. Ein normaler Pinsel,<br />
rund oder flach ist zweitrangig, ist dafür<br />
optimal. In den nächsten Arbeitsgängen<br />
folgen schließlich die helleren Töne. Im<br />
Übrigen bestimmt oft die Trockenzeit<br />
zwischen den Aufträgen das Ergebnis<br />
entscheidend mit: Kurze Zeiten erlauben<br />
durch das Nass-in-Nass-Arbeiten<br />
sehr feine Differenzierungen. Beim Arbeiten<br />
mit Trocknungszeiten sind die<br />
Unterschiede bei den selben Farben<br />
mitunter deutlicher erkennbar und möglicherweise<br />
weniger fein abgestuft.<br />
Sollten einzelne Partien nicht ganz<br />
wunschgemäß ausgefallen sein, kann<br />
man bei der Verwendung der üblichen<br />
Acryl- und Abtönfarben aus dem Baumarkt<br />
nach dem Trocknen leicht korrigieren,<br />
die Anzahl der Farbschichten<br />
spielt in der Regel keine Rolle.<br />
BEGRÜNEN<br />
Die nächste Stufe der Landschaftsgestaltung<br />
ist das Begrünen mit Fasern<br />
und Flocken. Wichtig ist dabei die farbliche<br />
Abstimmung entsprechend der<br />
gewählten Jahreszeit. Frisches Maigrün<br />
und herbstliche Ocker- und Beigetöne<br />
passen nur selten zusammen.<br />
Weiterhin zu beachten ist auch ein unterschiedliches<br />
Vorgehen auf zukünftigen<br />
Waldböden oder kleinen Rasenbeziehungsweise<br />
Wiesenflächen.<br />
Später dicher bewaldete Stellen<br />
bedürfen keiner besonderen Vorbehandlung,<br />
dort kann die farblich passende<br />
Grasmischung direkt auf den<br />
mit Weißleim bestrichenen Untergrund<br />
aufgetragen werden. Entscheidend für<br />
ein gutes Ergebnis sind die vorhandene<br />
Erdung des elektrostatischen Be-
grasungsgerätes sowie ein nur wenige<br />
Zentimeter betragender Abstand zwischen<br />
ihm und der Anlagenoberfläche.<br />
Werden überschüssige Fasern nach<br />
einer kurzen Antrockenzeit abgesaugt,<br />
verstärkt dies sichtbar den Effekt aufrecht<br />
stehender Grashalme. Dann<br />
umgehend eingestreuter feiner Flock,<br />
gegebenenfalls mit Haftkleber oder<br />
Mattlack fixiert, verstärkt den Effekt der<br />
wenig gleichförmigen Vegetation am<br />
Waldboden.<br />
Bei späteren Wiesen- oder Gartenflächen<br />
sollte vor der elektrostatischen<br />
Begrünung zunächst eine dünne<br />
Schicht ausgesiebte feine Gartenerde<br />
oder entsprechend gefärbter feiner<br />
Sand aufgetragen werden. Als Kleber<br />
genügt Weißleim, wichtig ist eine ausreichende<br />
Trockenzeit. Andernfalls riskiert<br />
man beim Auftragen der zweiten<br />
Schicht Leim für die Grasfasern ein<br />
Aufreißen des Untergrundes und sich<br />
dadurch ergebende Aufwölbungen in<br />
der zu gestaltenden Wiesenfläche. Für<br />
das Begrasen selbst gelten dann die<br />
vorstehend gemachten Aussagen. Wer<br />
zur Imitation von blühenden Wiesenblumen<br />
Flockagen einstreuen möchte,<br />
dem steht im Zubehörhandel eine größere<br />
Auswahl zur Verfügung. Als Alternative<br />
zum Flock können auch gröbere,<br />
mit einer Raspel gewonnene Bröckchen<br />
farbiger Kreide dienen.<br />
Die weitere Ausgestaltung mit Büschen<br />
und Bäumen erfolgt dann ganz<br />
nach Belieben. In unserem Fall fiel<br />
die Wahl für das Mittelgebirgsszenario<br />
auf Nadelbäume von Heki, kombiniert<br />
mit einigen recht preiswerten<br />
Filigranbüschen aus dem Sortiment<br />
des polnischen Herstellers mbr model.<br />
Ausschlaggebend dafür war die Platzierung<br />
als einzeln stehende Pflanzen<br />
im Umfeld des Empfangsgebäudes.<br />
Das eigentliche<br />
Begrünen geschieht<br />
elektrostatisch. Fasern<br />
können herstellerunabhängig<br />
gemischt werden,<br />
solang die Farben<br />
zueinander passen.<br />
Geräte bieten unter<br />
anderen Heki, Faller,<br />
Microrama sowie Noch.<br />
Der Weißleim oder<br />
Graskleber wird satt<br />
aufgetragen, kleine<br />
Fehlstellen stören<br />
dabei nicht.<br />
Zu große Abstände wie<br />
hier sind beim Begrünen<br />
wenig hilfreich,<br />
denn die Wirkung des<br />
Elektrostaten geht<br />
dabei weitgehend<br />
verloren. Ideal sind<br />
Abstände von ein oder<br />
zwei Zentimetern<br />
UNTERGRÜNDE ANLEGEN<br />
1<br />
2<br />
3<br />
HILFSMITTEL<br />
• Farbset Felsgestaltung,<br />
• Weißleim oder Graskleber<br />
• Grasfasern und Flock nach<br />
eigenem Gusto<br />
• Fichtenbausatz (Heki 1970)<br />
in nötiger Zahl (hier 4)<br />
• Dicht schließende Schale<br />
mit Deckel für Beflockungsleim<br />
• Schale oder Schuhkarton für<br />
Belaubungsmaterial<br />
• Tiefe Konservendosen zum<br />
Einfärben der Rohlinge<br />
Im Bereich der Waldböden<br />
wird zusätzlich<br />
Flock in den noch<br />
feuchten Leimuntergrund<br />
eingestreut.<br />
Nachträgliches<br />
Fixieren ist jedoch<br />
ebenfalls möglich.<br />
4<br />
39
Erste Schritte<br />
40<br />
FICHTEN-BAUSATZ VON HEKI ...<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Aus den Rohlingen<br />
der Heki-Bausätze<br />
lässt sich ein breites<br />
Spektrum an Bäumen<br />
kombinieren. Gezieltes<br />
Beschneiden sorgt für<br />
weitere Vielfalt. Eine<br />
Styroporplatte ist als<br />
Stellfläche zwischen<br />
den Arbeitsschritten<br />
hilfreich.<br />
Der Leimauftrag<br />
auf die Äste erfolgt<br />
idealerweise in einer<br />
schräg gestellten Box,<br />
die in Pausen dicht<br />
verschlossen werden<br />
kann.<br />
Ein hinreichend großes<br />
Gefäß erleichtert auch<br />
das anschließende<br />
Beflocken der Bäume.<br />
Überschüssiges Material<br />
wird abgeschüttelt<br />
und kann so weitergenutzt<br />
werden.<br />
DIE NADELBÄUME<br />
Fichten von Heki können sowohl als<br />
Fertigmodell im Dreierpack als auch als<br />
Bausatz für zehn Bäume im einschlägigen<br />
Modellbahnhandel bezogen werden.<br />
Die Verwendung der Bausatzversion<br />
spart nicht nur Investitionskosten,<br />
sondern erlaubt auch ein hohes Maß<br />
an Individualität: Die Rohlinge müssen<br />
ja nicht stur nach Anleitung gebaut<br />
und benutzt werden, sondern können<br />
durch zielgerichtetes Beschneiden und<br />
entsprechende Verlängerungen leicht<br />
eigenen Vorstellungen angepasst werden.<br />
Wichtig ist gerade für Einsteiger,<br />
sich am Anfang nicht vom vermeintlich<br />
spartanischen Erscheinungsbild des<br />
einzelnen Baumes abschrecken zu<br />
lassen, denn die gewünschte Wirkung<br />
entsteht erst am Ende beim Einsetzen<br />
auf der Anlage im richtigen, also eng<br />
bemessenen Abstand.<br />
Im Standard-Bausatz befinden sich<br />
zwanzig Rohlinge von Baumhälften<br />
für zehn Fichten, die mit beiliegenden<br />
Stammstücken zu Hochstammversionen<br />
verlängert werden können sowie<br />
gröberes Beflockungsmaterial. Extra<br />
benötigt werden Plastikkleber, der Beflockungsleim<br />
(Holzleim geht zur Not<br />
auch) sowie matt braune Abtönfarbe.<br />
Eine einfache dickere Styroporplatte ist<br />
hilfreich, sie kann während der Trocknungsphasen<br />
die Bäume aufnehmen.<br />
Im ersten Schritt werden jeweils zwei<br />
der Rohlinge nur am Stamm des Baumes<br />
mit dem Plastikkleber zusammengeklebt.<br />
Für den Hochstamm-Baum<br />
müssen zusätzlich zwei Hälften der<br />
beiliegenden Stammverlängerung zusammengefügt<br />
und diese dann unter<br />
den Rohling geklebt werden.<br />
Auf diese Weise entstehen allerdings<br />
nur zwei Arten von Bäumen. Etwas Varianz<br />
bietet das spätere Einbauen in unterschiedlich<br />
tiefen Bohrungen, aber es<br />
gibt weitere Möglichkeiten: Die erste ist<br />
das Ausdünnen durch Abtrennen von<br />
Ästen. Damit schafft man Bäume für<br />
das Waldinnere, wo auch in der Natur<br />
die Fichtenkronen eher klein ausfallen.<br />
Eine weitere Möglichkeit bietet sich<br />
durch überlappendes Verkleben. Die<br />
Form der Rohlinge gestattet eine Verlängerung<br />
um drei bis vier Äste. Im Ergebnis<br />
entstehen aus vier Rohlingen<br />
neben einem längeren Baum noch ein<br />
weiterer, deutlich kleinerer. Wenn diese<br />
wiederum teils ausgeästet werden, ist<br />
die Basis für weitere Varianten gelegt<br />
(siehe Fotostrecke). Hinreichende Inspirationen<br />
bieten ausgedehntere Waldspaziergänge<br />
zuhauf.
Sobald der Kleber getrocknet ist, können<br />
die Äste bei Zimmertemperatur in<br />
die gewünschte Form gebogen werden.<br />
Dazu wird der Baum am Stamm gehalten<br />
und zuerst jeder zweite Ast in die gewünschte<br />
Position rund um den Stamm<br />
gebogen und dabei die herstellungsbedingt<br />
leicht gebogene Form begradigt.<br />
Im nächsten Schritt werden die Rohlinge<br />
mit Abtönfarbe behandelt. Dazu wird<br />
die Farbe mit etwas Wasser und einigen<br />
Tropfen Spülmittel in einem geeigneten<br />
hohen Gefäß verdünnt. Das Spülmittel<br />
dient in diesem Fall lediglich dazu, die<br />
Oberflächenspannung aufzubrechen,<br />
damit der Baum nicht nur pünktchenweise<br />
eingefärbt wird. Welche Farbtöne genau<br />
verwendet werden, richtet sich nach<br />
dem eigenen Geschmack. Das Spektrum<br />
reicht von hellerem Grau für Sommerbäume<br />
bis hin zu dunklem Schwarzbraun.<br />
Der Baum wird mittels Pinzette oder<br />
behandschuht komplett in das Farbgemisch<br />
eingetaucht und danach wieder<br />
zum Trocken auf die Styroporplatte gesteckt.<br />
Das Einfärben hat übrigens gleich<br />
mehre Vorteile: Zum einem sieht man die<br />
weißen Biegestellen der Äste nicht mehr,<br />
die Oberfläche des Rohlings ist nicht<br />
mehr glatt sondern rauer und zu guter<br />
Letzt wirkt der Baum dadurch viel natürlicher,<br />
weil glanzlos.<br />
Nach dem Trocknen kann das eigentliche<br />
Beflocken der Fichten beginnen.<br />
Dazu dreht man den Rohling in<br />
einer schräg gestellten Schale im Beflockungsleim<br />
und zwar so, das nur die<br />
Zweige eingetaucht werden. Nur diese<br />
sollen ja begrünt werden. Überschüssigen<br />
Leim lässt man kurz abtropfen, wozu<br />
der Baum mit der die Spitze nach unten<br />
gehalten wird. Wenn es aufgehört hat zu<br />
Tropfen, können Sie den Baum über einen<br />
Schuhkarton halten und anfangen,<br />
in die Zwischenräume der Äste reichlich<br />
Flocken zu streuen. Wenn von den groben<br />
Flocken keine mehr haften bleiben,<br />
können Sie noch farblich passende feinen<br />
Grasfasern (Heki Waldboden) darüberstreuen.<br />
Diese bleiben jetzt dort<br />
haften, wo die groben Lücken ließen.<br />
Dadurch wirken die Fichte etwas dunkler<br />
und gleichzeitig auch etwas voller.<br />
WIE GEHT‘S WEITER?<br />
In der nächsten <strong>Ausgabe</strong> des <strong>Dreileiter</strong><br />
<strong>Magazin</strong>s starten wir eine neue Serie,<br />
diesmal unter dem Thema Kleinbahn.<br />
Anstatt einer klassischen Anlage mit<br />
Kreisverkehr geht es dort aber um einen<br />
kleinen Endbahnhof mit einem benachbarten<br />
Abstellbahnhof.<br />
Wie sich hier bereits<br />
abzeichnet, entfalten<br />
die Bäume ihre<br />
volle Wirkung beim<br />
dichten Setzen auf<br />
der Anlage.<br />
Für eine zusätzliche<br />
Fixierung der<br />
Flocken sowie etwas<br />
mehr Biegefestigkeit<br />
sorgt ein zusätzliches<br />
Tauchbad in<br />
handelsüblichem<br />
Tiefengrund. Optional<br />
ist auch ein<br />
Besprühen möglich,<br />
allerdings nur außerhalb<br />
der Anlage.<br />
... FORTSETZUNG<br />
Die ersten Bäume rund um das Tunnelportal<br />
sind gesetzt. Hier fehlen jedoch<br />
noch einige verdichtende Exemplare mit<br />
etwas kleinerem Wuchs ...<br />
Nathalie Kratzsch, Roman Lohr<br />
41<br />
4<br />
5<br />
Fotos: Michael Kratzsch-Leichsenring (5), Roman Lohr (14)<br />
41
Werkstatt<br />
Ersatzlösungen<br />
nach Bedarf<br />
42<br />
Solange voll zugerüstete Fahrzeugmodelle auf der eigenen Anlage<br />
verkehren, gibt es wenig Probleme. Müssen diese aber zurück in die<br />
Originalverpackung, etwa für einen Ausflug in den Modellbahnclub<br />
oder einen Austausch des Anlagenfuhrparks, wird es oft kritisch.<br />
Abhilfe können an dieser Stelle die Transport- und Lagerboxen von<br />
Linton aus dem Schwarzwald bieten, die es in etlichen Formaten gibt.
Basis der Trainboxen sind handelsübliche und in der Regel genormte Transportboxen<br />
einschlägig bekannter Hersteller, die bei Linton mit individuell<br />
gefertigten Einlagen bestückt werden. Neben kleinen Handkoffern (oben)<br />
existieren die für größere Sammlungen oder auch Clubs geeigneten Standardboxen.<br />
Deren Pluspunkt: Sie passen formschlüssig zu diversen anderen<br />
Standardlösungen, wie Großboxen für Zubehör oder Rollgestellen.<br />
Wer kennt es nicht, das Problem,<br />
dass sich mühsam zugerüstete<br />
Lokomotiven kaum<br />
zerstörungsfrei wieder in ihre originalen<br />
Verpackungen legen lassen? Sicher,<br />
in erster Linie betrifft dies die Lok- und<br />
Wagenmodelle von Brawa, LS-Models,<br />
Piko oder Roco sowie einigen anderen,<br />
denn Märklins Miniaturen besaßen<br />
zumindest in der Vergangenheit kaum<br />
Zurüstteile. Und wenn, dass passen<br />
die entsprechenden Modelle auch damit<br />
ausgestattet sicher in ihre Verpackungen.<br />
Allerdings kommt ein weiterer<br />
Aspekt hinzu: Wer regelmäßig auch in<br />
Clubs aktiv ist und dort auch mit eigenen<br />
Modellen fährt, kennt den Aufwand<br />
des Verpackens, Transportierens unterschiedlichster<br />
Verpackungsgrößen,<br />
des erneuten Auspackens, das Zwischenlagern<br />
der Verpackungen etc.<br />
Dies führte vor einigen Jahren bei<br />
dem von Berufs wegen auf robuste<br />
Transportverpackungen spezialisierten<br />
Modellbahner Hans Gral zu Überlegungen,<br />
neben dem Eigenbedarf entsprechendes<br />
auch für einen größeren Kundenkreis<br />
anzubieten. Schnell war klar,<br />
das die in seiner Branche für technische<br />
Gerätschaften üblichen Standardlösungen<br />
aus Metallprofilen, Siebdruckplatten,<br />
soliden Metallverschlüssen etc.<br />
nicht nur zur kostenträchtig, sondern<br />
in erster Linie auch schlicht zu schwer<br />
waren. Nötig war eine leichte und trotzdem<br />
sichere Transportlösung, die einfach<br />
zu handhaben sowie auch unkompliziert<br />
in übliche PKW passen sollte.<br />
INDUSTRIEBEDARF<br />
Die Lösung fand sich schließlich bei<br />
einem Hersteller für Transportlösungen<br />
der Logistikbranche. Zu dessen Sortiment<br />
gehören ins Euro-Palettenraster<br />
passende und vor allem sicher stapelbare<br />
Boxen in den verschiedensten<br />
Dimensionen und Ausstattungsmerkmalen.<br />
Darunter befinden sich auch<br />
solche mit einem einfach zu sichernden<br />
Klappdeckel der Größe 40 x 60 cm mit<br />
einer Höhe von rund 8 cm. Diese Daten<br />
erwiesen sich als recht optimal für die<br />
meisten Modelle sowohl im Massenmasßstab<br />
1:87 als auch in kleineren<br />
Nenngrößen bis hin zu N.<br />
Der Vorteil der in Massen gefertigten<br />
Boxen ist neben ihrem Preis die<br />
gegebene Normierung sowie das entsprechende<br />
Zubehör in Form von Deckeln,<br />
Scharnieren und Verschlüssen,<br />
welches sich bei Bedarf auch um kompatible<br />
Griffe erweitern lässt, solle dies<br />
im Einzelfall erforderlich sein. Neben<br />
den stapelbaren Systemen fanden sich<br />
zudem eher als Einzellösung gedachte<br />
Kofferlösungen, wie sie beispielsweise<br />
von bestimmten Elektrogeräten wie Akkuschraubern<br />
oder ähnlichem bekannt<br />
sind.<br />
Ebenfalls in die Kategorie Industriebedarf<br />
fallen die im nächsten Schritt<br />
in der Werkstatt von Hans Gral eingepassten<br />
Schaumstoff-Einlagen. Sie<br />
sind feinporig und besitzen einmal die<br />
nötige Formstabilität zum sicheren<br />
Halt von Modellen, andererseits aber<br />
auch eine gewisse Weichheit, um beispielsweise<br />
überstehende Teile wie die<br />
Stromabnehmer von Elektroloks nicht<br />
zu zerstören. Die einzelnen Schaumstoffelemente<br />
werden entsprechend<br />
den Erfordernissen des Herstellers<br />
Hans Gral in der Regel als Profile oder<br />
Matten vorgeschnitten und in seiner<br />
Schwarzwälder Werkstatt in die jeweiligen<br />
Boxen oder Koffer eingepasst. Die<br />
teilweise nötige dauerhafte Befestigung<br />
erfolgt mit Klebstoffen, die weder den<br />
Schaumstoff mittel- oder langfristig zersetzen,<br />
noch den verpackten Modellen<br />
unzuträglich sind.<br />
WELCHE WOFÜR?<br />
Bleibt abschließend für den interessierten<br />
Sammler nur die Frage zu klären,<br />
welche Art der Verpackung wofür geeignet<br />
ist, denn die Auswahl ist durchaus<br />
beachtlich zu nennen.<br />
43
Werkstatt<br />
Kurze Reisezug- oder Güterwagen können in dieser Standardbox gut transportiert<br />
werden. Die Länge reicht auch für starr gekuppelte Paare.<br />
Zur Schonung von Griffstangen oder Anbauteilen an Drehgestellen sind die<br />
den Originalverpackungen der Loks beiliegenden Folien sehr hilfreich.<br />
Fotos (9): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
In erster Linie bestimmt die Art der zu<br />
verstauenden Fahrzeuge mit ihren Abmessungen<br />
die zu wählenden Boxen.<br />
Die sicherste Aufbewahrung bieten die<br />
Ausführungen, bei denen die Modelle<br />
auf ihren eigenen Fahrwerken stehen,<br />
denn dabei ist ein Verrutschen innerhalb<br />
der Box während des Transportes<br />
kaum möglich. Allerdings genügen die<br />
Standardhöhen für exotischere Modelle<br />
mitunter nicht beziehungsweise<br />
es sprechen andere Gründe dafür, die<br />
eigenen Modelle abweichend zu transportieren<br />
- beispielsweise aus Gründen<br />
der Präsentation, wie beim Aufmacherbild<br />
auf der vorstehenden Doppelseite<br />
schnell ersichtlich ist.<br />
Gut erkennbar ist die Option, in den<br />
Standardboxen mit 60 cm Außenlänge<br />
auch zwei übliche Schlepptenderloks<br />
der Baureihe 44 oder 50 je Reihe zu<br />
verstauen. Auch einen zweiteiligen<br />
Triebwagen wie den SVT 137 oder<br />
642 und ähnliche gehen so sicher auf<br />
Reisen. Wieviele Einzelwagen letztlich<br />
in eine Reihe passen, hängt wiederum<br />
von deren Länge ab. Bei Güterwagen<br />
sind dies zwischen drei und fünf Zweiachser,<br />
oft zwei oder drei Vierachser<br />
oder ähnliches. Von Vorteil ist auch die<br />
Option. jeweils zwei oder drei starr gekuppelte<br />
Wagen in einer Reihe unterzubringen.<br />
Zu nennen wären hier etwa<br />
die Erzwagen von Märklin oder mit den<br />
entsprechenden Mittelpufferkupplungsattrappen<br />
verbundene Selbstentladewagen<br />
von Roco.<br />
Vor allem bei moderneren vierachsigen<br />
Reisezugwagen mit Längen von 28<br />
bis 31 Zentimetern hat es sich als sinnvoll<br />
herausgestellt, diese anstatt in den<br />
längs orientierten in quer gefertigte Boxen<br />
einzulegen. Damit passen dann je<br />
nach gewählter Breite bis zu 11 Wagen<br />
WEITERES<br />
• Linton<br />
Hans Gral<br />
Martin-Blessing-Straße 6<br />
D-78120 Furtwangen<br />
• Internet: www.linton.de<br />
• Kontakt: 0 77 23 - 1599<br />
info@linton.de<br />
44<br />
Das Herausnehmen beziehungsweise Einsetzen der Modelle in die sehr<br />
passgenau gefertigten Einlagen ist auf derartige Weise ein Kinderspiel.<br />
• Trainbox, 62 - 66 Euro<br />
Handkoffer klein, 35 Euro<br />
Handkoffer groß, 49 Euro<br />
(jeweils zzgl. Versandkosten)
in eine Box, was einem ausgewachsenen<br />
Schnellzug entspricht. Andernfalls<br />
wären es nur sechs und jede Menge<br />
verschenkter Platz, denn längs angeordnet<br />
passen in jede Reihe nur ein<br />
Vierachser und maximal ein zwei- oder<br />
vielleicht dreiachsiger Wagen.<br />
NÜTZLICHES ZUBEHÖR<br />
Um sowohl ein unbeabsichtigtes Ankuppeln<br />
von Fahrzeugen während<br />
des Transportes als auch Beschädigungen<br />
an zugerüsteten Lokfronten<br />
oder Wagenenden zu vermeiden, gibt<br />
es recht sinnvolles Zubehör in Form<br />
von kleinen Trennelementen. Diese<br />
bestehen ebenfalls aus Schaumstoff<br />
und besitzen zudem eine Öffnung für<br />
Kupplungen. Am Rand eingesetzt,<br />
verhindern sie wirksam ein Verbiegen<br />
(Roco-Schwalbenschwanz), mittig bleiben<br />
Fahrzeuge auf Distanz und können<br />
nicht kuppeln oder Kupplungen können<br />
mühsam montierten Bremsschläuchen<br />
etc. nicht zu nahe kommen.<br />
Bei vielen Modellen mit abstehenden<br />
Griffstangen oder beispielsweise Laternenhaltern<br />
ist es sinnvoll, diese mit<br />
Hilfe der der Originalpackungen beiliegenden<br />
Folien oder Folienstreifen einzusetzen,<br />
wie nebenstehend gezeigt.<br />
KUNDENWÜNSCHE<br />
Sollte es trotz der großen Auswahl an<br />
Boxen an einer geeigneten Lösung für<br />
die eigene Sammlung fehlen, besteht<br />
auch die Option, sich eigene Boxen<br />
maßgeschneidert anzupassen. Nötig<br />
ist dies beispielsweise bei Modellen<br />
nach amerikanischen oder russischen<br />
Vorbildern, die etwas breiter ausfallen.<br />
Auch gibt es bereits Sonderanfertigungen<br />
für Doppelstockwagen - diese besitzen<br />
etwas dünnere Polsterungen am<br />
Boden und im Deckel, um wegen der<br />
größeren Fahrzeughöhe Schäden an<br />
den Radsätzen durch zu hohen Druck<br />
zu vermeiden. Bei Abteilwagen mit ihren<br />
mitunter weiter abstehenden durchgehenden<br />
Stufenbrettern empiehlt es<br />
sich dagegen, Die Wagen auf dem Kopf<br />
stehend einzusetzen, anstatt breitere<br />
Fächer zunutzen. Dort könnten durch<br />
seitliches Kippeln die entsprechenden<br />
Teile rasch brechen, denn die Tritte wären<br />
dort der einzige seitliche Halt für die<br />
Fahrzeuge.<br />
Bei Bedarf an individuellen Lösungen<br />
helfen in der Regel ein Anruf oder eine<br />
kurze Mail zur Übermittlung der (Fahrzeug-)<br />
Daten. Die nötigen Informationen<br />
finden sich in nebenstehendem Kasten.<br />
Roman Lohr<br />
Die Basis der<br />
Midi-Trainboxen<br />
sind sehr robuste<br />
Transportbehälter<br />
von Auer. Diese<br />
sind sowohl<br />
untereinander als<br />
auch mit anderen<br />
Logistikboxen<br />
stapelbar.<br />
Empfindliche Lokmodelle<br />
können<br />
liegend transportiert<br />
werden, optimal<br />
ist dies aber<br />
nur zur Lagerung<br />
oder Präsentation.<br />
Damit die Modelle<br />
leicht entnommen<br />
werden können,<br />
besitzen die Trenner<br />
entsprechende<br />
Griffmulden.<br />
Zum Transport<br />
maßstäblich<br />
langer Reisezugwagen<br />
empfehlen<br />
sich vertikale<br />
Trenner. Die<br />
Kupplungen<br />
lassen sich mit als<br />
Zubehör angebotenen<br />
Einlegern<br />
schonen.<br />
LÖSUNGEN FÜR ALLE FÄLLE<br />
45
Begrünung<br />
Motive wie dieses sind es, die vor allem im späteren Frühjahr viele Fotografen an die Bahnstrecken locken. Hier<br />
bildet das Rot der Regionalbahn ersatzweise den sonst von Weiß blühenden Sträuchern erwarteten Kontrast.<br />
Frühlingserwachen<br />
46
Fotos (3): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Im Modell gern übersehen wird die Farbenpracht in Gelb, Rosa, Blau und anderen Farben der ersten Blühpflanzen an<br />
Trockenmauern alter Gehöfte oder Stützmauern in der Nähe (ehemaliger) Bahnposten. Foliagen helfen beim Nachbilden.<br />
Obwohl es inzwischen diverse Produkte zur Nachgestaltung der<br />
intensiven Farbenpracht der im Frühjahr erst langsam und dann<br />
mit Macht erwachenden Vegetation gibt, finden sich entsprechende<br />
Nachbildungen auf Ausstellungen bislang nur selten.<br />
Der Versuch einer Anregung ...<br />
47
Begrünung<br />
48<br />
Im zeitigen Frühjahr scheinen die Äcker durch die Feuchte nach der Schneeschmelze<br />
dunkel, erstes Grün bricht sich die Bahn und Bäume sind noch kahl.<br />
Fahlbeige scheinen die trockenen Grasreste des Vorjahres durchs frische<br />
Grün, während die Obstbäume von weißen Blüten geschmückt sind.<br />
Auch wenn der Raps in voller<br />
Blüte steht und neues Gras<br />
am Wegrand wächst, sind bis<br />
Ende April viele Bäume wie<br />
Buchen und Eichen<br />
noch sehr kahl.<br />
Die am häufigsten im Modell nachgebildete<br />
Jahreszeit ist noch<br />
immer der Sommer, obwohl das<br />
Frühjahr von Natur aus ein deutlich größeres<br />
und vor allem farbenprächtigeres<br />
Spektrum bietet. Vom Weiß und Rosa<br />
der Obstblüten über zusätzliches Gelb<br />
von Forsythien und Raps hin zum Weiß<br />
und Violett des Flieders oder Rot der<br />
Mohnblüten dominieren sehr kräftige<br />
Farben neben den zahlreichen Grüntönen<br />
der übrigen Vegetation und den<br />
satten Brauntönen der frisch bestellten<br />
Äcker. Lediglich der Herbst vermag<br />
eine ebenso üppige Vielfalt zu bieten.<br />
REIZ DES ANFANGS<br />
Besonders interessant, aber auch anspruchsvoll<br />
in der Gestaltung ist das zeitige<br />
Frühjahr. Während sich an einigen<br />
schattigen Plätzchen neben abgestorbenen<br />
Resten des Vorjahres noch letzte<br />
Schneereste halten, erstrahlen Wiesen<br />
in zartem Grün, erscheinen Äcker nach<br />
der Schneeschmelze in sattem Braun<br />
bis Schwarz und etliche Büsche erstrahlen<br />
in weißem oder gelbem Blütenmeer.<br />
Ähnliches gilt für die Rosa und Weiß<br />
blühenden Kirschen und Apfelbäume.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft erscheinen<br />
dagegen Buchen oder Eichen noch<br />
kahl, während sich die Birken mit dem<br />
ersten zarten Grün schmücken.<br />
Wenige Wochen später dominieren<br />
dann die mit dichterer Belaubung einhergehenden<br />
Grüntöne bei Bäumen und<br />
Sträuchern, dafür erstrahlen Raps- und<br />
Mohnfelder in kräftigen Farben. Für adäquate<br />
Abwechslung bei den Gehölzen<br />
sorgen nun Kastanien und Flieder mit<br />
ihren farbenprächtigen Blütenständen.<br />
MATERIALAUSWAHL<br />
Die Zubehörhersteller von Busch über<br />
Heki, Faller und Noch bis hin zu Silhouette<br />
oder Polak / Modelscene waren<br />
in den letzten Jahren allesamt nicht<br />
untätig und bieten heute eine recht beachtliche<br />
Vielfalt an nötigen Produkten<br />
zur Landschaftsgestaltung, also Matten,<br />
Foliagen, Fasern etc., natürlich in<br />
den auf ihre jeweiligen Zielgruppen angepassten<br />
Qualitäten.<br />
Besonders erwähnenswert sind an<br />
dieser Stelle die Weiß oder Rosa blühenden<br />
Kirschbäume von Silhouette<br />
oder farbige Büsche von mbr (Polen).<br />
Zur Gestaltung von Rapsfeldern bieten<br />
Noch, Silhouette sowie Modelscene<br />
anspruchsvolle Matten in verschiedenen<br />
Größen. Das Farbspektrum reicht<br />
dabei vom satten Gelb bei Silhouette<br />
über zartes Grüngelb der beginnenden
Im späten Frühjahr ab Mitte Mai erstrahlt der Raps in leuchtendem Gelb und bildet so einen harmonischen Kontrast<br />
zum nun in frischem Hellgrün erstrahlenden Laubwald oder dem rasch heranwachsenden Getreide im Hintergrund.<br />
Noch bietet ein 20 x 22 cm großes Stück Rapsfeld (07420),<br />
dessen Blütenfarbe leicht ins Grünliche geht. Es sollte<br />
jedoch nicht 1:1, sondern leicht ausgefranst verwendet<br />
werden. Die geraden Kanten wirken sonst unnatürlich.<br />
Modelscene bietet in seiner Agro-Reihe dieses 20 x 30 cm<br />
große Rapsfeld mit angedeuteten Fahrspuren. Ähnlich<br />
wie das von Noch geht es minimal ins Grüne und sollte<br />
ebenfalls ausgefranst verwendet werden.<br />
Fotos (4): Roman Lohr<br />
Fotos (4): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Anstatt auf Fasern baut Silhouette sein am Stück bis zu<br />
70 x 50 cm großes Rapsfeld auf Gewebe auf. Es kommt in<br />
leuchtendem Gelb als kleine Platte oder große Rolle.<br />
Von der Seite her betrachtet, fallen sowohl die farblichen<br />
wie auch strukturellen Unterschiede zwischen Silhouette<br />
(links) und Noch oder Modelscene (rechts) auf.<br />
49
Begrünung<br />
Der Winter geht - während letzte Schneereste am Bahndamm schmelzen,<br />
stecken erste Frühblüher in Form von Krokussen ihre Blüten aus der Erde.<br />
Das Blütengranulat von Microrama<br />
ist in vielen Farben erhältlich.<br />
Auf einem<br />
gut leitfähigen<br />
Untergrund lassen sich<br />
mit längeren Fasern und<br />
Neoprenkleber elektrostatisch<br />
eigene Büsche herstellen.<br />
Rapsblüte bei Noch oder etwas gelblicheres<br />
Verblühen bei Modelscene.<br />
Letztere Firma bietet auch ein kräftig<br />
Rot blühendes Mohnfeld.<br />
Passenden Foliagen und Flockagen<br />
zur Eigenproduktion in unterschiedlichen<br />
hellen Grüntönen bieten Heki und Silhouette.<br />
Weiß gibt es dagegen als Foliage<br />
nur bei Silhouette, als Faser (Schnee)<br />
dagegen auch bei Heki oder Noch. Apropos<br />
Schnee – als solcher angebotene<br />
Fasern, Flocken oder auch reinweißer<br />
Sand (Schrax) eignet sich natürlich nicht<br />
nur zur Nachbildung von Schneeresten<br />
im zeitigen Frühjahr, sondern auch zur<br />
Imitation entsprechender Blüten. Hinzu<br />
kommt schließlich die breite Palette an<br />
farbigen Fasern und sehr feinen Granulaten<br />
von neuen Anbietern wie Microrama<br />
(siehe auch <strong>Dreileiter</strong> <strong>Magazin</strong> 4).<br />
Für größere Büsche sowie Bäume bietet Microrama passende Rohlinge.<br />
50
Fotos (8): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Die neuen Stadtbäumchen von Auhagen gibt es als kahle Winter- oder Sommerversion mit Foliage. Das weiße Blütenmaterial<br />
lieferte Silhouette. Es ergibt kleine Kirsch- oder Apfelbäume. Etwas Farbe für Pfosten und Stamm ist hilfreich.<br />
BÜSCHE UND BÄUME<br />
Zur Begrünung im städtischen Umfeld<br />
bestimmt sind die neuen Jungbäume<br />
von Auhagen. Vor allem deren kahle<br />
Winterausführung ist dazu geeignet,<br />
mit etwas Farbe und Belaubungsmaterial<br />
nach eigenem Gusto schöne Frühlings-<br />
oder Frühsommerbäumchen für<br />
Gehwege oder Kleingärten abzugeben.<br />
Ansonsten bieten neben Auhagen<br />
auch Heki und Busch kahle Baumrohlinge,<br />
die sich mit zusätzlichen<br />
Foliagen sowie ebenfalls erhältlichen<br />
Laubnachbildungen für den Eigenbau<br />
von Bäumen und Büschen eignen.<br />
Gegebenenfalls ist es angezeigt, die<br />
Kunststoffrohlinge mit Hilfe von kleinen<br />
Stücken aus Seemoosbüschen<br />
von Heki oder Noch zu verdichten. Die<br />
farbliche Anpassung erfolgt dann mittels<br />
Sprühlacken auf Acrylbasis aus der<br />
Dose. Die einschlägigen Hobby- und<br />
Baumärkte bieten eine breite Auswahl.<br />
Einen etwas anderen Weg der Bearbeitung<br />
erlauben die aus Resin hergestellten<br />
Rohlinge für Bäume und Büsche<br />
von Microrama. Sie können durch<br />
ihre Oberflächenleitfähigkeit mit Hilfe<br />
eines Elektrostaten und sechs beziehungsweise<br />
zwölf Millimeter langer Fasern<br />
weiter verästelt und begrünt werden.<br />
Aber auch ohne Rohlinge lassen<br />
sich auf leitfähigem Untergrund und der<br />
Nutzung von Neoprenkleber durch die<br />
dann gegebenen Oberflächeneffekte<br />
eigene kleine Büsche aufbauen (siehe<br />
links).<br />
Zur Verlängerung der Haltbarkeit<br />
kann es dabei vor allem bei für häufigere<br />
Ausstellungstransporte vorgesehenen<br />
Anlagen und Dioramen sehr<br />
hilfreich sein, die selbst geschaffenen<br />
Busch- wie auch Baumkreationen am<br />
Ende durch ein Tauchbad in Tiefengrund<br />
(oder Besprühen mit selbigem)<br />
zu plastifizieren und so haltbarer zu<br />
machen. Die nötigen Hilfsmittel finden<br />
sich bei Microrama oder auch Noch im<br />
Programm. Elektrostaten bieten Faller,<br />
Heki, Microrama, Noch und andere in<br />
großer technischer wie auch preislicher<br />
Auswahl. Dort entscheiden letztlich das<br />
eigene Budget sowie persönliche Vorlieben<br />
des Bauenden.<br />
DIE KLEINIGKEITEN<br />
Nicht vergessen werden sollten natürlich<br />
bei aller Ausgestaltung mit Bäumen und<br />
Buschwerk auch die vielfältigen Nachbildungen<br />
von Blumen sowohl innerhalb<br />
Das Weiß blühende füllige Buschwerk im Hintergrund dieser Paradestrecke entstand durch das<br />
Teilen eines größeren Kirschbaums von Silhouette mittels Seitenschneider.<br />
51
Begrünung<br />
Fotos (4): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Weiß oder Rosa blühende Obstbäume bietet Silhouette in drei verschiedenen Größen an. Richtig kleine Büsche für<br />
Ziergärten lassen sich durch Ausschneiden zu dicht belaubter Partien sowie aus der hauseigenen Foliage gewinnen.<br />
52<br />
Diese farbige Busch-Auswahl bietet mbr aus Polen eigentlich für den Herbst.<br />
Einzelne Chargen davon passen farblich allerdings besser in den Frühling.<br />
Seit Jahren sind die Miniaturpflanzen von Busch fester Bestandteil vieler Anlagen<br />
und Dioramen, auch wenn der Zusammenbau einiges an Muße erfordert.<br />
von Gärten als auch außerhalb. Vor allem<br />
Busch bietet eine große Auswahl an<br />
Frühlingsblumen wie Tulpen, Lupinen<br />
oder Margeriten in zahlreichen Farben<br />
als leicht zu montierende Bausätze.<br />
Eine andere Methode zur Nachbildung<br />
von kleineren Blüten von Blumen oder<br />
auch Büschen ist die Nutzung des Granulates<br />
des französischen Begrünungsspezialisten<br />
Microrama. Es kann mittels<br />
Sprühkleber auf herkömmliche Matten und<br />
Fasern aufgebracht werden, aber auch auf<br />
die hauseigenen Rohlinge, die sich mit längeren<br />
Fasern noch weiter verfeinern lassen<br />
(siehe vorstehende Doppelseite).<br />
Wem diese Produkte zu aufwändig<br />
oder auch teuer sind, der kann in alter<br />
Manier des Architekturmodellbaus auf<br />
farbige (oder selbstverständlich auch<br />
weiße) Kreidekrümel zurückgreifen. Sie<br />
lassen sich leicht durch Zuhilfenahme<br />
eines nicht zu groben Reibeisens gewinnen<br />
und ebenfalls mit Sprühkleber<br />
auf der Anlage an Feld- und Wegrändern<br />
sowie auf Beeten und innerhalb<br />
von Wiesenflächen fixieren. Die nötigen<br />
Anregungen bieten neben den in<br />
diesem Beitrag gezeigten Fotos selbst<br />
gesammelte Eindrücke auf Spaziergängen<br />
in der echten Natur.<br />
EIN KLEINER TIPP<br />
Bevor es allerdings gleich voll Elan<br />
ans Überarbeiten der eigenen Anlage<br />
geht: Testen Sie Ihre Geduld, einzelne<br />
Arbeitstechniken sowie den nötigen<br />
Zeitaufwand erst anhand eines kleinen<br />
Schaustückes. Das zahlt sich rasch aus.<br />
Roman Lohr
ZUM WEITERLESEN<br />
Zahlreiche hilfreiche Artikel zum Themenkomplex Jahreszeiten und Blumen<br />
finden sich beim Zubehörhersteller Busch in der von uns seinerzeit mitproduzierten<br />
Schriftenreihe „Modellwelten“. Sie ist noch unter der Website<br />
www.busch-model.com oder im Modellbahnfachhandel mit Literaturangebot<br />
zu finden.<br />
Die hier nur genannten, aber nicht im Detail gezeigten Miniaturen kahler Laubbäume<br />
und deren Herstellung haben wir sowohl in ausgewählten Artikeln des<br />
<strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong>s als auch in unserem ersten Themenheft mit dem Schwerpunkt<br />
„Winter“ bereits ausführlicher beschrieben. Letzteres ist im gut sortierten<br />
Bahnhofsbuchhandel sowie direkt beim Verlag beziehungsweise über<br />
unsere Internetseite zu beziehen.<br />
Ferner sind natürlich auch einschlägige Pflanzenratgeber sowie Bildbände<br />
eine empfehlenswerte Quelle für Anregungen zur glaubwürdigen Nachbildung.<br />
Eigentlich stehen die alten Obstbäume dieser Streuobstwiese für die Dampflokzeit<br />
zu dicht an der Strecke, aber reizvoll ist der sich bietende Kontrast<br />
auf jeden Fall. Zur Krönung der Szenerie fehlen neben den Telegrafenmasten<br />
nur noch vereinzelte Wildblumen.<br />
53
Bauwerke<br />
Lasercut, solide<br />
Als aktueller Trend in der Fertigung von Gebäuden scheint Lasercut<br />
eine wahre Wunderwaffe zu sein, glaubt man Kommentaren in Foren<br />
oder Gesprächen auf Messen. Leider wird oft mehr versprochen, als<br />
gehalten werden kann. Wichtig sind nämlich neben entsprechenden<br />
Fertigkeiten der Modellbauer solide Konstruktionen.<br />
54<br />
Mit der Neuheit des Landwarenhauses<br />
(#1381) schuf der Zubehörspezialist<br />
Busch bei weitem<br />
nicht nur ein attraktives Gebäude für<br />
Modellbauer mit dem Themenschwerpunkt<br />
DDR. Ähnliche Bauwerke finden<br />
sich auch im Westen Deutschlands. Sie<br />
gehören zum so genannten Heimatoder<br />
Heimatschutzstil. Dies war eine<br />
auf lokalen und regionalen Bautraditionen<br />
wurzelnde, den zuvor herrschenden<br />
Historismus wie auch Jugendstil<br />
überwindende Baukunst auf dem Weg<br />
zur Moderne. In seiner Abwendung<br />
vom bislang dominierenden, Fremdes<br />
kopierenden Historismus verstand er<br />
sich als Reformstil. 1904 gründete sich<br />
in Dresden der Deutsche Bund Heimatschutz.<br />
Sein Schwerpunkt lag vor allem<br />
im Bereich der Architektur, insbesondere<br />
der Baupflege, mit dem Ziel, die<br />
alte Formensprache wiederaufzunehmen<br />
und traditionelle Bauweise und<br />
Handwerk zu fördern. Die entsprechenden<br />
Gebäude sind in der Regel<br />
vergleichsweise schlicht ausgeführt,<br />
besitzen aber kennzeichnende regionale<br />
Elemente. Neben der Verwendung<br />
ortsüblicher Baumaterialien (in Norddeutschland<br />
Backstein, im Alpenraum<br />
Holz) und regionaltypischen Tür- und<br />
Fensterformen prägt ein weitgehender<br />
Verzicht auf verzierende Attribute die<br />
Architektur. Rundbögen oder Säulen,<br />
oft aus grobem Bruchstein, kamen in<br />
reduzierter Form jedoch oft zur Anwendung.<br />
Alle neuen Bauwerke sollten sich<br />
harmonisch in die sie umgebende Kulturlandschaft<br />
einfügen. Blütezeit waren<br />
die späten 1920er- sowie 1930er-Jahre.<br />
In der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurde die Heimatschutzarchitektur vor<br />
allem im Bereich des Wohnbaus bevorzugt.<br />
Im Siedlungsbau, einem der<br />
Hauptfelder des Heimatschutzes, wur-
u Wie von Busch gewohnt, sind die<br />
entsprechenden Bauteile des Bausatzes<br />
ab Werk bis auf den MDF-<br />
Unterbau (links) komplett gefärbt.<br />
Das Sockelmauerwerk besteht aus<br />
Schaumstoff, der über eine rückseitige<br />
Kleberschicht verfügt.<br />
t Aus der Schachtel gebaut und mit<br />
einigen belebenden Details versehen<br />
präsentiert sich der Landhandel<br />
hier der Kamera. Die die Stoßkanten<br />
der Fassadenteile später komplett<br />
verdeckenden Fallrohre sind noch<br />
nicht montiert, weil diese einerseits<br />
beim Patinieren stören und andererseits<br />
erst dann perfekt angepasst<br />
werden können, wenn das Gebäude<br />
in der Anlage steht und auch das<br />
Umfeld mit Weg- und Grünflächen<br />
exakt angepasst ist.<br />
den meistens einheitliche Normbauten<br />
errichtet, die allenfalls in der Dekoration<br />
regionale Elemente besaßen.<br />
Nach 1945 verringerte sich die Bedeutung<br />
dieses Baustiles aus Kostengründen<br />
sowie wegen Fortschritten<br />
in der Bautechnik. Im Westen kamen<br />
schließlich stärker als im Osten auch<br />
neue, individuellere Formsprachen der<br />
Architektur hinzu (wikipedia).<br />
DAS MODELL<br />
Wie von Busch seit Jahren gewohnt,<br />
besteht besitzt das Gebäude einen<br />
leicht zu bauenden und stabilen Kern<br />
aus gelaserten MDF-Platten. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Bausätzen<br />
auf Kartonbasis sind diese verwindungssteif<br />
und machen das Bauwerk<br />
ohne weitere, vom Modellbauer einzubringende,<br />
Verstrebungen formstabil.<br />
Unschöne, gekrümmte Seitenwände<br />
kommen bei Busch-Modellen nicht vor.<br />
Wichtig ist lediglich das Einhalten<br />
der richtigen Baureihenfolge, soll es<br />
später keine Probleme mit Fenstern<br />
Die aus weichem<br />
Schaumstoff bestehende<br />
Sockelverkleidung ist als Aufkleber<br />
ausgeführt. Sie muss genau<br />
ausgerichtet werden, damit<br />
später keine Lücken entstehen.<br />
Zum exakten Einkleben und vor allem Anpressen der Innenverkleidungen<br />
der Schaufenster leistet ein solcher Spatel unverzichtbare Dienste.<br />
55
Bauwerke<br />
56<br />
Die Einsetztiefe<br />
der Fenster<br />
wird davon bestimmt, ob die<br />
Folie am Rohbau innen oder außen<br />
aufgeklebt wird. Die Spalte oberhalb der<br />
Fassade nehmen die Halter der Dachrinne auf.<br />
Für eine hohe Plastizität sorgt die fotorealistische Dekoration der Schaufenster.<br />
Wichtig für diese überzeugende Wirkung ist allerdings ein spaltfreies<br />
Verkleben im Inneren und exaktes Einsetzen der Rahmen außen. Sockel und<br />
Säulen sollten beim Patinieren farblich weiter angeglichen werden.<br />
Vorteilhaft - das Geländer besteht nicht aus Karton, sondern ist aus Kunststoff<br />
gelasert und damit formstabil. Die Passgenauigkeit zur vorgebohrten<br />
Bodenplatte ist perfekt, farbliche Anpassungen nach Wunsch machbar.<br />
etc. geben. Das Einsetzen der weißen<br />
Rahmen kann allerdings nach hinten<br />
geschoben werden. Im Falle vorgesehener<br />
Patinierungen erweist sich dies<br />
sogar als sinnvoll, denn es erspart<br />
mühsames Abkleben oder aufwändiges<br />
Nachlackieren im Falle kleinerer<br />
Fehler.<br />
Wichtig ist jedoch vor dem Aufsetzen<br />
des Dachaufbaus die korrekte Installation<br />
der Fensterhintergründe. Bei den<br />
vorgesehenen fotorealistischen Vorlagen<br />
gibt es einige Wahlmöglichkeiten,<br />
je nach dem, in welcher Epoche und<br />
Umgebung das Gebäude später stehen<br />
soll. Einige entsprechen klar DDR-Vorbildern,<br />
andere sind nachwendlich beziehungsweise<br />
neutral gehalten. Natürlich<br />
steht es geübteren Modellbauern<br />
auch frei, den Verkaufsraum komplett<br />
frei mit Inneneinrichtungen aus eigener<br />
Werkstatt oder Sortimenten von Preiser<br />
etc. auszugestalten, wofür jedoch<br />
einiges an Arbeitszeit für Lackierarbeiten,<br />
Einziehen weiterer Trennwände<br />
und anderem nötig ist. Etwas weniger<br />
davon erfordert dagegen das saubere<br />
Ausschneiden, Pfalzen und Einkleben<br />
der Vorlagen von Busch. Ein recht nützliches<br />
Hilfsmittel beim Verkleben der<br />
Schaufensterdeko auf der Fassadenplatte<br />
mit Universalkleber - Weißleim<br />
hat zu lange Trockenzeiten und weicht<br />
das Papier stärker auf - ist jedoch ein<br />
kleiner Spatel.<br />
Ebenfalls vor dem Verschließen des<br />
Innenraumes vorzusehen ist die Innenbeleuchtung.<br />
Entsprechende Öffnungen<br />
ab Werk erlauben ein einfaches<br />
Verlegen der Zuleitungen. Die später<br />
nicht wirklich gegebene Zugänglichkeit<br />
ins Innere ist heute verschmerzbar,<br />
denn LED-Bausteine halten bei korrektem<br />
Anschluss und Einhaltung der<br />
Betriebsspannung quasi ewig. Ob nur<br />
eine Lichtquelle oder aber ein ausgeklügeltes<br />
System mit Lichtwechsel einzelner<br />
Fenster benutzt werden, liegt im<br />
Ermessen des Modellbauers.<br />
AUSSENHAUT<br />
Die verputzte Außenhaut des Gebäudes<br />
kommt ab Werk mit einer sehr<br />
feinen und damit ansprechenden Oberflächenstruktur<br />
daher. Sie ist allerdings<br />
sehr empfindlich, was anhaftende Verschmutzungen<br />
betrifft. Daher empfiehlt<br />
sich nach dem Montieren des Rohbaus<br />
kurzes Händewaschen, um anhaftende<br />
Staub- und Rußpartikel der gelaserten<br />
MDF-Platten des Rohbaus zu entfernen.<br />
Die Farbe entspricht weitgehend<br />
dem vielerorts üblichen Sandputz,
denn extra mit Fassadenfarbe gestrichen<br />
wurden seinerzeit nur wenige Gebäude.<br />
Vielmehr dominierten natürliche<br />
Farben oder aber weiße Kalkanstriche.<br />
Das weit verbreitete Grau resultierte<br />
aus den (höheren) Mengen der Zuschlagstoffe<br />
Zement und Kalk. Bei hohem<br />
Sandanteil dominierte wiederum<br />
dessen Farbe.<br />
Die Passgenauigkeit der Teile ist<br />
hervorragend. Werden sie sauber und<br />
vollflächig mit entsprechendem Druck<br />
verklebt, bleiben an den Ecken nur<br />
sehr schmale Fugen sichtbar. Diese<br />
wiederum lassen sich durch das geschickte<br />
Befestigen der Fallrohre der<br />
Dachentwässerung kaschieren. Das<br />
einzige, was Puristen an diesem Bausatz<br />
bemängeln können, sind die etwas<br />
breiteren Fugen am Übergang zu<br />
den Säulen, die ursprünglich aus dem<br />
Busch-Mauersortiment stammen.<br />
INDIVIDUALISIEREN<br />
Für anspruchsvollere Modellbauer<br />
unabdingbar ist natürlich das individuelle<br />
Patinieren des Gebäudes mit stark<br />
verdünnten Farben oder auch entsprechenden<br />
Pulvern. Dies zu beschreiben<br />
soll an dieser Stelle jedoch ausgespart<br />
bleiben, dazu wird es in späteren <strong>Ausgabe</strong>n<br />
eigene Beiträge geben.<br />
Eine einfachere Form, eigene Vorstellungen<br />
umzusetzen, ist neben den<br />
vorstehend beschriebenen Möglichkeiten<br />
der unterschiedlichen Innendekoration<br />
vor allem das Achten auf<br />
belebende Details: Ist die Ladentür<br />
offen oder zu, betrachten gerade Kunden<br />
die Auslagen, hält man ein kleines<br />
Schwätzchen, wird Ware angeliefert...<br />
Der Gestaltung solch kleiner Szenen<br />
kommt eine größere Bedeutung zu, als<br />
gemeinhin gedacht. Achten Sie deshalb<br />
nicht nur auf das Gebäude selbst,<br />
sondern auch entsprechendes Zubehör<br />
im Umfeld wie Figuren, Fahrzeuge etc.<br />
Roman Lohr<br />
Zu den letzten Arbeitsschritten<br />
gehören das Aufkleben der<br />
Dachplatten, Dachfenster und<br />
des Kamines.<br />
Tor, Fenster und auch die Träger<br />
der kleinen Laderampe lassen<br />
sich absolut spaltfrei<br />
einsetzen.<br />
Die schwere,<br />
in den Boden des<br />
Hauses eingelegte<br />
Kupferplatte sorgt für das<br />
nötige Gewicht zum sauberen<br />
Anpressen und Verkleben der<br />
Dachplatten. Die Unterlage<br />
sollte natürlich plan sein.<br />
HILFSMITTEL<br />
• Skalpell und Spatel<br />
• Pinzetten<br />
• Universal- sowie spezieller<br />
Kunststoffkleber<br />
• Zahnstocher zum Kleberauftrag<br />
bei Fensterrahmen<br />
• Schwere Metallplatten oder<br />
Vergleichbares zum Beschweren<br />
während des Verklebens<br />
• optional: Patinierungssets<br />
57
Neues entdecken<br />
Draculas Wohnsitz<br />
Es muss nicht immer Neuschwanstein sein - im Wettbewerb um die<br />
Topneuheit zum 75. Firmengeburtstag des Zubehörspezialisten<br />
Faller siegte Schloss Bran. Das Original, einst Zollfeste,<br />
wird in Rumänien als Draculaschloss vermarktet.<br />
58
59
Neues entdecken<br />
Aus der Zeit als Residenzschloss<br />
stammt<br />
die Inschrift am<br />
Haupttor, die auch im<br />
Modell nicht fehlen<br />
soll.<br />
Mit stattlichen Bausätzen kennt<br />
sich Faller in Gütenbach aus,<br />
und dies nicht nur bei maßstäblichen<br />
Stadtbauten wie dem Planetarium<br />
Jena, dem Bahnhof Trossingen oder<br />
der Schwimmhalle. Für großes Aufsehen<br />
sorgte ja vor einigen Jahren bereits<br />
neben dem Berliner Fernsehturm<br />
das Kloster Babenhausen mit seinen<br />
recht beeindruckenden Ausmaßen. Obwohl<br />
nicht wirklich für Standard-Heimanlagen<br />
tauglich, war dieser am Ende<br />
nicht nur platz- sondern auch kostenintensive<br />
Bausatz rasch vergriffen.<br />
Davon wie auch vom Erfolg des großen<br />
Containerkrans ermutigt, möchten<br />
die Gütenbacher nun bei entsprechender<br />
Nachfrage als Krönung des Jubiläumsjahres<br />
2021 eine entsprechend realistisch<br />
dimensionierte Burg umsetzen. Als<br />
Anschauungsobjekt dient das hier vorgestellte<br />
Diorama, welches leider coronabedingt<br />
bislang nur auf der Spielwarenmesse<br />
Nürnberg zu sehen war. Vorbild der<br />
Anlage ist die als Dracula-Schloss vermarktete<br />
Törzburg an der früheren Grenze<br />
von Rumänien und Österreich-Ungarn.<br />
Sie setzte sich firmenintern gegen<br />
20 europäische Burgen durch.<br />
EINMALIGE ARCHITEKTUR<br />
Der besondere Reiz der Burg liegt in ihrer<br />
Kompaktheit und der Mischung aus<br />
Grobmauerwerk, Verputz und Fachwerk.<br />
Ferner machen diverse Anbauten,<br />
Erker und Türmchen mitsamt Innenhöfen<br />
und Terassen die Anlage zu einem<br />
Blickfang. Als besondere Details sind<br />
der teils recht unebende und abfallend<br />
dargestelte Verputz sowie die prächtige<br />
Inschrift über dem Haupttor zu nennen.<br />
Der Prototyp wurde weitgehend maßstabsgerecht<br />
umgesetzt. Kleinere Kompromisse<br />
waren nur nötig, um das Modell<br />
auf einer ebenen Grundplatte aufbauen<br />
zu können. Der Prototyp erreicht aufgebaut<br />
die recht stattlichen Abmessungen<br />
von 50 x 30 cm bei einer Gesamthöhe<br />
von 35 cm. Naturgemäß ist beim Anlagenbau<br />
ein mehrfaches an Fläche anzusetzen,<br />
denn ein passendes bewaldetes<br />
und felsiges Umfeld gehört dazu. Womit<br />
sich als Standort idealerweise eine<br />
Wendeschleife oder ein Kehrtunnel anbietet.<br />
Aber auch als Blickfang oberhalb<br />
einer Paradestrecke ist ein solches Modell<br />
durchaus denkbar.<br />
60<br />
Zugeständnis: Wenn schon Dracula<br />
vermarktet werden soll, dürfen<br />
zumindest auf Fallers Messediorama<br />
Särge mit Untoten nicht fehlen.
GESCHICHTE<br />
Das Schloss Bran, auch bekannt unter<br />
dem Namen Törzburg, wurde im heutigen<br />
Rumänien auf dem Gipfel des<br />
Dietrichstein-Felsens östlich des Piatra-Craiului-Gebirges<br />
als Grenz- und<br />
Zollburg erbaut. Sie liegt an einer Passstraße<br />
zwischen Siebenbürgen und der<br />
Großen Walachei, etwa 30 Kilometer<br />
südwestlich der bekannten Touristenhochburg<br />
Brașov (Kronstadt).<br />
Der nahegelegene Ort Törzburg wurde<br />
erstmals 1357 urkundlich erwähnt.<br />
Am 19. November 1377 gestattete der<br />
ungarische König Ludwig der Große<br />
den Bewohnern von Kronstadt den<br />
Burgbau. Törzburg blieb bis 1427 unter<br />
ungarischer Herrschaft. Die Burg<br />
wurde 1436 erstmals von den Türken<br />
belagert. Im Jahr 1498 gelangte sie in<br />
den Besitz Kronstadts und überstand<br />
1529 erfolgreich eine Belagerung durch<br />
walachische Truppen.<br />
Im Jahre 1593 zerstörte selbstentzündetes<br />
Schießpulver den Pulverturm.<br />
Zwei Jahre später zog der siebenbürgische<br />
Fürst Sigismund Báthory<br />
mit einer 40.000 Mann starken Armee<br />
durch den Ort Törzburg, um Michael<br />
dem Tapferen, dem Woiwoden der<br />
Walachei, gegen die Türken zu Hilfe zu<br />
kommen. Zu einer erneuten erfolglosen<br />
Belagerung der Törzburg kam es im<br />
Jahr 1600 durch Nicolae Pătrașcu, dem<br />
Sohn Michaels. 1612 wurde die Burg<br />
kampflos Fürst Gabriel Báthory übergeben<br />
und 1660 von General Mikes<br />
Mihaly erobert. 1789 wurde die Törzburg<br />
zum dritten Mal erfolglos durch<br />
ein 5000 Mann starkes türkisches Heer<br />
belagert. Im 19. Jahrhundert nahm ihre<br />
militärische Bedeutung ab. 1916 fielen<br />
rumänische Truppen in Siebenbürgen<br />
ein und eroberten auch die Törzburg.<br />
Von 1920 bis 1947 diente sie als königliche<br />
Residenz. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wurde Rumänien kommunistisch,<br />
und der Staat übernahm Schloss<br />
Bran. Unter Staatspräsident Nicolae<br />
Blick über einen Teil des Wehrgangs<br />
zum Pulverturm der Burg. An dieser<br />
Stelle rückt auch die aufwändige<br />
Wandgestaltung ins Blickfeld.<br />
Eine zum Schloss umgebaute Burg ist nicht<br />
nur beim Vorbild ein ideales Bildmotiv<br />
Ceaușescu wurde es zu einer der wichtigsten<br />
Touristenattraktionen der Region<br />
Brasov ausgebaut, die bis heute<br />
jährlich rund 560.000 Besucher anzieht<br />
Am 26. Mai 2006 erfolgte die Rückgabe<br />
des Schlosses an Dominic von<br />
Habsburg, seine Schwestern Maria<br />
Magdalena und Elisabeth sowie die<br />
Erben von Prinzessin Ileana und ihrem<br />
Ehemann Anton Habsburg-Lothringen.<br />
Dominic Habsburg bot die Törzburg<br />
für 80 Millionen US-Dollar dem rumänischen<br />
Staat zum Kauf an. Da dieser<br />
das Angebot ausschlug, eröffneten die<br />
neuen Eigner die Törzburg am 1. Juni<br />
2009 als Museum. Vermarktet wird dort<br />
das Thema Dracula, obwohl der namensgebende<br />
Vlad III. Drăculea dort<br />
61
Neues entdecken<br />
Eine architektonische Besonderheit<br />
des Schlosses ist die geknickte<br />
Wand dieses Turmes mit grobem<br />
Mauerwerk. Aus der späteren Zeit<br />
der Burg stammen die zahlreichen<br />
Kamine.<br />
Recht stolz erhebt sich die<br />
Burg über das Messediorama<br />
und weckt so sicher einiges an<br />
Begehrlichkeiten bei ambitionierten<br />
Modellbauern, die etwa nach<br />
Lösungen für eine Kehrschleife<br />
der Modulanlage (ihres Modellbahnclubs)<br />
suchen.<br />
Fotos (7): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Unten: Die Burg besitzt neben dem<br />
eigentlichen Burghof auch verschiedene<br />
Terassen. Hier ist die im<br />
inneren dominierende Fachwerkbauweise<br />
gut erkennbar.<br />
nie gewesen ist. Ausgestellt sind Objekte<br />
und Möbel aus dem Besitz der<br />
Familie Habsburg, darunter eine Krone,<br />
ein Zepter und ein Silberdolch von<br />
König Ferdinand. Auch eine beachtliche<br />
Sammlung von Folterinstrumenten<br />
zieht Besucher an. Im Schlossturm wird<br />
zudem ein Luxusappartement für Übernachtungen<br />
vermietet.<br />
Die ursprünglichen Exponate des<br />
Schlosses aus seiner Zeit im rumänischen<br />
Staatsbesitz verbrachte das Kulturministerium<br />
in ein neues Museum im<br />
benachbarten Zollhaus an der ehemaligen<br />
Grenze zwischen Österreich-Ungarn<br />
und Rumänien.<br />
Weitergehende Informationen zum<br />
Schloss Bran inklusive touristischer<br />
Angebote finden sich im Internet auf<br />
verschiedenen deutsch-, englisch- und<br />
rumänischsprachigen Seiten sowie in<br />
Wikipedia. Weitere Anregungen und<br />
Informationen bieten zudem Videos<br />
auf den einschlägig bekannten Plattformen.<br />
Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
62<br />
Für Fragen und Anregungen können<br />
Sie sich gern direkt per Mail an<br />
Faller wenden:<br />
info@faller.de
63
Medientipps<br />
Dirk Endisch (Hrsg.), Dampflokomotiven<br />
im Mansfelder Land,<br />
Edition Bahnbilder,<br />
Verlag Dirk Endisch;<br />
96 Seiten mit 105 Fotos, davon 24<br />
in Farbe; 240 x 170 mm;<br />
gebunden; 20,00 EUR (D);<br />
ISBN 978-3-947691-09-8<br />
(MKL) Mit dem Begriff des Mansfelder Landes können heute sicher nur wenige<br />
sofort etwas anfangen. Für die dort liegende Rampenstrecke von Sangerhausen<br />
über den Blankenheimer Berg als Refugium der ölgefeuerten 44er<br />
dürfte dies schon anders aussehen. Allerdings gab es in den 1970er-Jahren<br />
auch noch Dampfbetrieb mit der Baureihe 86 zwischen Hettstett und Heiligenthal<br />
und Staßfurter 41er bespannten Züge mit Ziel Sangerhausen. Aber<br />
nicht nur diese regelspurigen Züge mit ihren Lokomotiven stehen im Blickpunkt.<br />
Dirk Endisch beleuchtet in diesem Werk auch ausführlich die bis zur<br />
Wende mit Dampf betriebene Werksbahn des Mansfeld-Kombinates. Das<br />
dafür zusammengetragene Bildmaterial ist wahrlich historisch, denn heute<br />
sind viele Aufnahmeorte komplett verändert und Bahnanlagen bis auf eine<br />
Museumsstrecke weitestgehend zurückgebaut. Wie gewohnt, besticht das<br />
Werk durch eine sehr gute Auswahl an Lokomotiv- wie auch Zugaufnahmen<br />
mit Blick auf das Umfeld. Damit profitieren nicht nur Vorbildfans, auch Modellbahner<br />
kommen in Sachen Vorbildrecherche auf ihre Kosten.<br />
Klaus Kemp<br />
Peter Melcher;<br />
Die Baureihe 64,<br />
EK-Verlag Freiburg;<br />
344 Seiten mit 584 Abbildungen;<br />
210 x 27 mm; gebunden; 49,90 EUR (D);<br />
ISBN 978-3-8446-6032-6<br />
(ROL) Die Baureihe 64, auch als Bubikopf<br />
bezeichnet, ist ein sowohl bei<br />
Modellbahnern wie auch Vorbildfans bekanntes<br />
Objekt der Begierde. Und wenn<br />
eines der noch aktiven Vorbilder im Einsatz<br />
vor Sonderzügen ist, sind Kameras<br />
nicht weit. Für das nötige Hintergrundwissen<br />
zu dieser einst in ganz Deutschland<br />
anzutreffenden Baureihe sorgt das nun erschienene und gründlich überarbeitete<br />
Standardwerk des EK-Verlages. In gewohnter Manier werden nicht nur die<br />
technische Entwicklung sowie die Stationierungen in den einzelnen Direktionen<br />
im In- wie auch Ausland beschrieben. Zahlreiche großformatige Abbildungen<br />
aus dem Betriebsdienst vermitteln auch ein lebendiges Bild einer längst vergangenen<br />
Zeit und bieten damit Modellbahnern hilfreiche Detailinformationen<br />
zu Fragen der Zugbildung etc. Daneben liefern die ebenso enthaltenen eher<br />
klassischen Lokportraits entsprechend ambitionierten Modellbauern nützliche<br />
Anregungen zur individullen Anpassung von Modellen mit Zurüstteilen sowie<br />
Farbe. Und das beschließende Kapitel zu erhaltenen Maschinen enthält gute<br />
Gründe, auch als Fan der modernen Traktionen hin und wieder fremdzugehen.<br />
begrenzt durch den Rhein und im Süden<br />
bereits zu Belgien gehören. Im Norden fällt<br />
errheinische Bucht über. Ab 1815 gehörte<br />
s Reiches war für die neuen Herren nur aus<br />
strialisierung und dem damit einsetzenden<br />
er Verkehrswege aus Angst, dem „Erbfeind“<br />
. Erst mit der Gründung des Deutschen<br />
militärisch-strategischen Zwecken dienten.<br />
Zeit ihres Bestehens im Schatten der konandere<br />
Konkurrenzstrecke, die Vennbahn,<br />
ungen Remagen – Gerolstein/Jünkerath –<br />
renze betrachtet. Der Bau beider Strecken<br />
dung unter der Regie der Militärs vor dem<br />
end der Manuskriptbearbeitung wesentlich<br />
onik in zwei Bänden erscheint.<br />
g der Entwicklung des Eifeler Bahnnetzes<br />
er Vennbahn Aachen/Stolberg – Ulflingen<br />
nd Jünkerath aus. Ebenso wird die Entwick -<br />
en dokumentiert.<br />
el zwischen dem Rhein und der Eifelbahn,<br />
orbehalten. Außerdem wird die Geschichte<br />
n sowie von insgesamt fünf Privatbahnen<br />
de<br />
Eisenbahnchronik Eifel<br />
Band 1: Die Eifelbahn Köln – Trier und die Vennbahn<br />
Klaus Kemp<br />
EK-Verlag<br />
Eisenbahnchronik Eifel<br />
Band 1: Die Eifelbahn Köln – Trier<br />
und die Vennbahn<br />
- EK-VERLAG<br />
Klaus Kemp; Eisenbahnchronik Eifel, EK-Verlag Freiburg,<br />
Band 1 - Die Eifelbahn Köln - Trier und die Vennbahn;<br />
224 Seiten mit 270 Abbildungen, ISBN 978-3-8446-6410-2;<br />
Bahn 2 - Die östlichen Eifelbahnen, Moselstrecke und Privatbahnen<br />
224 Seiten mit 310 Abbildungen, ISBN 978-3-8446-6421-8;<br />
jeweils 210 x 27 mm; gebunden; 39,90 EUR (D);<br />
(DL) Die Eisenbahngeschichte in der Eifel ist seit jeher aufgrund der geografischen<br />
wie auch politischen Gegebenheiten ein aufwändiges Thema.<br />
Deutschland, Belgien und Luxemburg sind die Anrainer, die Geschichte<br />
aller Beteiligten ist nicht frei von militärischen Auseinandersetzungen, welche<br />
wiederum den Bahnbau nicht unwesentlich beeinflussten. Dankenswerterweise<br />
versuchte der Autor nicht, alles in einem Werk unterzubringen,<br />
sondern verkehrsgeschichtlich zu trennen.<br />
Im Band 1 wird die Entstehung des Netzes beschrieben. Einen Schwerpunkt<br />
bildet die Schilderung der Nöte und Zwänge der Eifelaner im 19.<br />
Jahrhundert, die mit dem Bau der Bahnverbindungen in die politischen<br />
Kleinanzeigen<br />
Zentren Köln sowie die sich ergebende Verbindung des Ruhrgebietes mit<br />
Lothringen gelindert werden sollten. Denn neben Kohle von der Ruhr für die<br />
dortige Stahlproduktion war auch Holz für den Bergbau unabdingbarer Rohstoff.<br />
Dies trifft natürlich besonders auf die Vennbahn zu, die heute zum Teil in<br />
Belgien liegt. Leider existiert sie nur noch als Radweg.<br />
Nach 1871 war schließlich das Militär die treibende Kraft, welche zum Vollausbau<br />
des Eifel-Netzes zur größten Ausdehnung bis Mitte der 1940er-Jahre<br />
führte, um mit Hilfe der Eisenbahn Truppen schnellstmöglich zu verlegen.<br />
Heute kaum mehr vorstellbar ist die fünfgleisige Einfahrt in den Bahnhof<br />
Gerolstein, dargestellt auf dem Titel von Band 1. Nicht vergessen wird die<br />
Darstellung der beiden verantwortlichen Bahnbetriebswerke Gerolstein und<br />
Jünkerath. Dass von diesen die kompletten Gleispläne abgebildet sind,<br />
versteht sich für ein EK-Buch von selbst.<br />
Im Mittelpunkt von Band 2 steht die heute noch unverzichtbare und elektrifizierte<br />
Moselbahn Koblenz - Trier mit Nebenstrecken. Sie entstand seinerzeit<br />
als Folge der Überlastung der Eifenstrecken als Querverbundung vom Rhein<br />
zur Westgrenze. Hinzu kommen die von der Eifelbahn abzweigende Sauertalbahn<br />
Erdorf - Bitburg - Igel (Grenze zu Luxemburg) sowie die östlichen<br />
Privatbahnstrecken quasi als Überhang aus Band 1.<br />
In beiden Bänden finden sich zahlreiche informative Abbildungen, die nicht<br />
nur die eingesetzten Triebfahrzeuge und Züge wiedergeben, sondern auch<br />
die das Umfeld bestimmenden und mitunter recht aufwändigen Kunst- wie<br />
auch Bahnbauten. Auf vielen Bildern ist auch die dominierende Enge und das<br />
dichte nebeneinander von Bahn, Wohnbebauung und landwirtschaftlichen<br />
Flächen dokumentiert. Das wiederum macht das Werk zur Fundgrube für<br />
interessierte vorbildorientierte Modellbahner, die nach neuen Ideen für ihre<br />
Anlagenprojekte mit kleineren und mittleren Bahnhöfen samt Anlagen zur<br />
Lokbehandlung suchen. Sie erhalten zudem reichlich Vorlagen für realistische<br />
Zugzusammenstellungen auch ungewöhnlicher Garnituren.<br />
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Neugierig?<br />
Fotos (4): Michael Kratzsch-Leichsenring<br />
Rocos Akku-Triebwagen und Auhagens Bahnhof<br />
Deinste sind nur zwei Teile des breiten Themenfeldes<br />
Kleinbahn unserer neuen Einsteigerserie.<br />
Und in <strong>Ausgabe</strong> 7 ...<br />
Als neues Schritt-für-Schritt-Projekt<br />
möchten wir Ihnen ab der kommenden<br />
<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Dreileiter</strong> <strong>Magazin</strong>s das<br />
Platz- wie Budget-sparende Thema<br />
Kleinbahn nahebringen. Anstatt einer<br />
klassischen Anlage geht es diesmal<br />
jedoch um ein Betriebsdiorama eines<br />
Endbahnhofes. Den Anlass gab neben<br />
den Diskussionen mit Kollegen rund um<br />
eine wunderschöne und spielintensive<br />
Kleinanlage auch die aktuelle Marktlage<br />
zu entsprechenden Fahrzeugen.<br />
Neben passenden aktuellen Triebwagen<br />
stellen wir Ihnen auch ungewöhnliche<br />
Zuggarnituren aus dem Bereich<br />
der Klein- und Privatbahnen aus West<br />
wie Ost vor.<br />
Ein weiteres wichtiges Thema werden<br />
die Modelle der preußischen Baureihen<br />
P8 und T18. Erste, besser als<br />
Baureihe 38 bekannt, ist eine echte<br />
Überraschungs-Sommerneuheit von<br />
Märklin, zweite dagegen als Neuheit<br />
2020 in Nürnberg von Märklin und Piko<br />
angekündigt und als DB-Version des<br />
letztgenannten Herstellers schon vorliegend.<br />
Freunde der modernen Bahn kommen<br />
sicher bei unserem geplanten Beitrag<br />
zu den Steuerwagen mit Wittenberger<br />
Kopf von ESU, Brawa, Roco sowie<br />
Piko auf ihre Kosten. Natürlich stellen<br />
wir dazu auch die neu konstruierten<br />
Silberlinge von ESU und Brawa vor, die<br />
mit ihrer teils recht aufwändigen Inneneinrichtung,<br />
so gibt es erstmals Wagen<br />
mit Gardinen, überzeugen können.<br />
Das Thema Begrünung setzen wir<br />
mit aktuellen Produkten zum Thema<br />
Sommer fort. Und angesichts immer<br />
wieder rund um unsere Tests aufkommende<br />
Fragen stellen wir den Begriff<br />
„Modell“ einmal zur Diskussion.<br />
Zu guter Letzt möchten wir Sie, liebe<br />
Leser, wie immer darauf hinweisen,<br />
dass sich einzelne der genannten Themen<br />
aus Aktualitätsgründen verschieben<br />
können. Wir bitten dafür schon jetzt<br />
um Ihr Verständnis.<br />
Ihr Redaktionsteam des<br />
<strong>Dreileiter</strong>-<strong>Magazin</strong>es<br />
Die Sommerneuheit Baureihe 38.10<br />
rollt zum Vergleichstest zu ihren<br />
Vorgängerinnen.<br />
Steuerwagen mit Wittenberger Kopf<br />
sind gerade im Kommen - für Silberlinge<br />
hier von ESU und Piko.<br />
66
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Michael Kratzsch-Leichsenring (MKL)<br />
Redaktion<br />
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Lok-Schlosserei<br />
Der Markt verändert sich, wir uns auch. Mit neuen Partnern und über den reinen<br />
Verkauf hinausgehenden Konzepten wollen wir Ihnen zukünftig die Freude am<br />
Hobby Modellbahn erhalten und vergrößern. Online wie auch direkt.<br />
mbs.shop ist eine Marke der Modellbahnmanufaktur GmbH i.G.<br />
Ladengeschäft: Bahn + Hobby Günsel, Karl-Liebknecht-Straße 152, 04277 Leipzig<br />
(Telefon 0341 3016034)