Publikation als PDF - Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

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22.12.2012 Aufrufe

SPSG Einführung Das Potsdamer Stadtschloss Katalog zum Skulpturenschmuck des Potsdamer Stadtschlosses Seite 3 Kurfürstin Katharina von Brandenburg erhielt das „Gut Potsdam“ 1598 geschenkt und ließ die vom 13. bis zu 16. Jahrhundert entstandene mittelalterliche Burganlage umbauen. Nach ihrem Tod 1602 verfiel das Gebäude. Der Große Kurfürst errichtete ab 1663/64 einen Neubau nach holländischem Vorbild. Er nutzte Potsdam nun als zweite Residenz neben Berlin, ab 1671 nicht nur im Sommer, sondern ganzjährig. Dafür wurde die Vierflügelanlage ab 1679 durch die Verlängerung der Seitenflügel erweitert. Diese wurden durch einen geschwungenen Querriegel mit turmartigem Portal verbunden. Fast genau an derselben Stelle entstand für Friedrich I. zu dessen Krönung 1701 das Fortunaportal. Friedrich I. ließ auch Innenräume verändern und vor allem den Saal prachtvoll ausschmücken. Durch den Umbau- und Ausbau für Friedrich II. 1744–1752 erhielt das Schloss mit den Kolonnaden seine stadtbildprägende Form. Im 19. Jahrhundert fanden nur Veränderungen im Inneren statt. Unter anderem wurde eine Wohnung für Königin Luise und Friedrich Wilhelm III. im Westflügel eingerichtet. Seitdem die Hohenzollernherrscher das Potsdamer Stadtschloss als zweite Residenz nutzten, wurden zu allen Bauphasen und Veränderungen hervorragende Baumeister und Künstler herangezogen. Der holländische Baumeister Johann Gregor Memhard errichtete das Schloss des Großen Kurfürsten, Johann Arnold Nering und Martin Grünberg fügten die Seitenflügel an. Andreas Schlüter, der bedeutendste Baumeister und Bildhauer des norddeutschen Barock, schuf reichen bildhauerischen Schmuck für den großen Saal im Corps de Logis, dem Hauptbau des Schlosses. Das Fortunaportal entstand nach dem Entwurf des Flamen Jean de Bodt von 1701. Besondere Ausstrahlung erhielt das Schloss im Stadtraum durch den Umbau vor allem der Außenfassaden nach den Entwürfen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1744–1752. Die Fassaden wurden durch die vorspringenden Risalite lebendig gegliedert und durch Natursteinpilaster geschmückt, die Hauptfassaden der Gartenseite und der Seitenflügel am Alten Markt durch Vollsäulen und umfangreichen Skulpturenschmuck betont. Durch einen Bombentreffer brannte das Schloss am 14. April 1945 vollkommen aus.

Nach 15-jähriger öffentlicher Debatte beschloss die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 13. November 1959 mit vier Gegenstimmen den Abriss. Am 14.7.1961 wurde die Stadtschloss-Akte geschlossen mit dem Vermerk „Das Stadtschloss ist restlos abgerissen“. Seit der Zerstörung des Schlosses bargen die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, das Potsdam- Museum sowie einzelne engagierte Bürger Fragmente des Schlosses. Im Zusammenhang mit dem Abriss der noch bestehenden Außenfassaden gelang es dem Zentralinstitut für Denkmalpflege der DDR, die Bergung von großen Fassadenteilen, Musterstücken und wichtigem Bildhauerschmuck zu veranlassen und an die Potsdamer Schlösserverwaltung zu übergeben. Nach 1990 kam es verstärkt zur Sicherung und Rückgabe von Fragmenten. Zahlreiche politische Beschlüsse ebneten den Weg zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. Ausgrabungen der Unteren Denkmalschutzbehörde 1999/2000 im Lustgarten, der Archäologie Manufaktur GmbH im Auftrag der Stadt 2001 an den Stadtschlossfundamenten und 2003–2005 auf dem Alten Markt brachten neue Erkenntnisse und Zeugnisse der Geschichte zutage. Die Ausstellung „Minervas Mythos“ informierte 2001 im Alten Rathaus über das noch Erhaltene. Das Fortunaportal wurde in den Jahren 2000– 2002 auf den historischen Fundamenten aus Spendenmitteln wiederaufgebaut. Der Katalog SPSG Katalog zum Skulpturenschmuck des Potsdamer Stadtschlosses Seite 4 Auf der Grundlage der Beschlüsse des Landtages des Landes Brandenburg vom 20. Mai 2005, der Ausschreibung des Landes Brandenburg von 2006 und der Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung Potsdam zum Bebauungsplan SAN-P 10 „Landtag Brandenburg-Berlin“ im Jahre 2007 besteht die Möglichkeit, Skulpturenschmuck des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses am neuen Landtagsgebäude wieder einzusetzen. Mit diesem Katalog sollen die bisher vorliegenden Informationen erweitert und für die Entscheidungsfindungen zur Verfügung gestellt werden. Es werden Angaben über den Erhaltungsstand gemacht und Empfehlungen für den Umgang mit den erhaltenen Teile aus restauratorischer Sicht gegeben. Sie bilden Grundlagen für Entscheidungen über die Einbeziehung des kulturellen Erbes in das neue Landtagsgebäude. Auf eine kunst- und kulturhistorische Würdigung der wertvollen Bildhauerarbeiten von Johann Gottlieb Heymüller (1710/1715–1763), Leonhard Storch (seit 1744 in Potsdam, gest. 1750), Benjamin Giese (1705– 1755), Johann Peter Benckert (1709–1765), Johann Christoph Petzold (1708–1762) wird hier verzichtet und statt dessen auf folgende Publikationen hingewiesen: Hans Joachim Giersberg: „Das Potsdamer Stadtschloss“, Berlin 1998 und Ausstellungskatalog „Minervas Mythos – Fragmente und Dokumente des Potsdamer Stadtschlosses“, Potsdam 2001.

SPSG<br />

Einführung<br />

Das Potsdamer Stadtschloss<br />

Katalog zum Skulpturenschmuck des Potsdamer Stadtschlosses<br />

Seite 3<br />

Kurfürstin Katharina von Brandenburg erhielt das „Gut Potsdam“ 1598 geschenkt <strong>und</strong> ließ die vom<br />

13. bis zu 16. Jahrh<strong>und</strong>ert entstandene mittelalterliche Burganlage umbauen. Nach ihrem Tod 1602<br />

verfiel das Gebäude. Der Große Kurfürst errichtete ab 1663/64 einen Neubau nach holländischem Vorbild.<br />

Er nutzte Potsdam nun <strong>als</strong> zweite Residenz neben Berlin, ab 1671 nicht nur im Sommer, sondern ganzjährig.<br />

Dafür wurde die Vierflügelanlage ab 1679 durch die Verlängerung der Seitenflügel erweitert.<br />

Diese wurden durch einen geschwungenen Querriegel mit turmartigem Portal verb<strong>und</strong>en. Fast genau<br />

an derselben Stelle entstand für Friedrich I. zu dessen Krönung 1701 das Fortunaportal. Friedrich I. ließ<br />

auch Innenräume verändern <strong>und</strong> vor allem den Saal prachtvoll ausschmücken. Durch den Umbau- <strong>und</strong><br />

Ausbau für Friedrich II. 1744–1752 erhielt das Schloss mit den Kolonnaden seine stadtbildprägende Form.<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert fanden nur Veränderungen im Inneren statt. Unter anderem wurde eine Wohnung für<br />

Königin Luise <strong>und</strong> Friedrich Wilhelm III. im Westflügel eingerichtet.<br />

Seitdem die Hohenzollernherrscher das Potsdamer Stadtschloss <strong>als</strong> zweite Residenz nutzten, wurden zu<br />

allen Bauphasen <strong>und</strong> Veränderungen hervorragende Baumeister <strong>und</strong> Künstler herangezogen. Der holländische<br />

Baumeister Johann Gregor Memhard errichtete das Schloss des Großen Kurfürsten, Johann Arnold<br />

Nering <strong>und</strong> Martin Grünberg fügten die Seitenflügel an. Andreas Schlüter, der bedeutendste Baumeister<br />

<strong>und</strong> Bildhauer des norddeutschen Barock, schuf reichen bildhauerischen Schmuck für den großen Saal im<br />

Corps de Logis, dem Hauptbau des Schlosses. Das Fortunaportal entstand nach dem Entwurf des Flamen<br />

Jean de Bodt von 1701. Besondere Ausstrahlung erhielt das Schloss im Stadtraum durch den Umbau vor<br />

allem der Außenfassaden nach den Entwürfen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1744–1752.<br />

Die Fassaden wurden durch die vorspringenden Risalite lebendig gegliedert <strong>und</strong> durch Natursteinpilaster<br />

geschmückt, die Hauptfassaden der Gartenseite <strong>und</strong> der Seitenflügel am Alten Markt durch Vollsäulen<br />

<strong>und</strong> umfangreichen Skulpturenschmuck betont.<br />

Durch einen Bombentreffer brannte das Schloss am 14. April 1945 vollkommen aus.

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