24.-29. septembeR SachsenrIng/ ErzgebIrge www.fIm-Isde2012.com 06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin 9
Harald Uhlig, gebürtiger Zschopauer Renneroder stellt restaurierte Zweiräder der Motorradschmiede MZ dem Zschopauer Motorradmuseum als Dauerleihgabe zu Verfügung „Mein Herz hängt noch immer an MZ.“ – Dies bekundet nicht etwa ein Zschopauer, sondern ein Rheinländer, dessen Passion zeitlebens der Geländesport war. Freilich liegen die Wurzeln des 78-Jährigen im Erzgebirge. Mit seiner Mutter folgte er im Alter von 13 Jahren seinem Vater nach Westdeutschland. „Dadurch, dass mein Vater nach der Kriegsgefangenschaft im Westen gelandet ist, sind wir auch dorthin gezogen“, erinnerte sich Harald Uhlig, der 1933 in Zschopau geboren wurde. In seine alte Heimat zieht es ihn nach all der Zeit dennoch regelmäßig, nicht nur wie am letzten Wochenende anlässlich eines Klassentreffens seines Jahrgangs. Der ehemalige Privatgeländesportler aus dem Westerwald, der seit der Wende kaum eine einschlägige Sportveranstaltung im Erzgebirge versäumt, stellte dem Motorradmuseum in Zschopau vor einiger Zeit sechs seiner Oldtimer-Zweiräder aus dem Hause MZ als Harald Uhlig hat das seltene Modell RMZ 250 Nr. 9, ein westdeutscher Spezialbau auf MZ-Basis von dem in den 60er Jahren nur etwa 70 Maschinen produziert wurden, wieder aufgebaut. kostenfreie Dauerleihgabe zur Verfügung, darunter das Serienmodell EM 250 „Brasil“, zu DDR- Zeiten ausschließlich für den Export vorgesehen, einen Prototypen, die EM 250 mit Anlasser, die nie in Serie produziert wurde, sowie die Geländemaschine ETS G 250. Mit der Radke MZ 250 Nr. 9 steht zudem ein wahrer Exot im Museum. Lediglich um die 70 Stück produzierte davon Mitte der 60er Jahre ein westdeutscher MZ-Händler namens Helmut Radke in Zirndorf bei Nürnberg auf MZ- Basis in eigener Kleinserie. Nach all den Jahren in einem schlechten Zustand, hat sie Harald Uhlig restauriert. Und gerade weil es eine Rarität sei, gehöre das Motorrad als ein Stück MZ-Geschichte unbedingt ins Museum. „Der normale DDR-Bürger kannte diesen Typ wahrscheinlich gar nicht“, vermutet Harald Uhlig heute. Auch zwei seiner originalen Geländesportmaschinen vom Typ MZ GS 250, die der Bastler zwischen 1961 und 1968 im Wettkampf einsetzte, sind hinter den Schlossmauern von Schloss Wildeck in Zschopau in Augenschein zu nehmen. Mit Leidenschaft baut der 10 06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967 Kfz-Schlosser seit Jahrzehnten alte Maschinen wieder auf. „Es ist mir ein Bedürfnis, für meine Stadt, meinen Geburtsort etwas zu tun“, so der erfolgreiche Geländesportler, der schon seine allererste MZ im Jahr 1960 bei demselben westdeutschen Motorradhändler kaufte. „Das war ein Serienmodell aus dem Zschopauer Werk.“ Bei Harald Uhlig entflammte mit 21 Jahren, geprägt durch seine Kindheit und die Tätigkeit seines Vaters Kurt vor dem Krieg als Mitarbeiter der Rennsportabteilung des DKW-Werkes in der Motorradstadt, die Leidenschaft für den Geländesport. „Zwar hatte sich die Gesellschaftsordnung mehr als einmal gewandelt, doch meine Leidenschaft für den Verbund DKW und MZ blieb ungebrochen“, so der Renneroder, der die Wettbewerbe anfangs mit einer 175er DKW bestritt. Wenngleich nicht nur aus sportlicher Sicht aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen so manches schwierig gewesen sei. „Im britischen Wales, ich war der Einzige, der bei der 36. Sechstagefahrt 1961 auf einer MZ an den Start ging, hatte ich meine Maschine noch wenig modifiziert. Noch immer war das originale Vierganggetriebe drin, das viele Schwierigkeiten machte, bevor es am dritten Tag ganz den Geist aufgab“, so der Privatfahrer, der einer Clubmannschaft des ADAC Gau Nordrhein angehörte. „Irgendwann im Jahr 1962 habe ich den Technischen Direktor Rudi Winter des MZ-Werks angeschrieben. Der hat mir die Genehmigung er- Foto: Fritzsch Foto: Fritzsch teilt, einmal in die Sportabteilung kommen zu dürfen. Dort war ich ja kein Unbekannter, viele kannten mich noch aus Kindertagen. Wir haben gemeinsam ein Motorrad zusammengebaut – und ich war überglücklich“, schwärmte Uhlig heute noch. Mit dieser Maschine, einer MZ GS 250, holte er später bei der ADAC 3-Tagefahrt im westdeutschen Isny Gold und bestritt auch die bundesdeutsche Geländesportmeisterschaft. „Für die damalige Zeit war es ein Sportgerät, das konkurrenzfähig war“, erinnerte sich Harald Uhlig. Aber es hätte auch kleine Einschränkungen gegeben, so sei manches, wie die Federung, nicht optimal gewesen. „Unebenheiten im Gelände übertrugen sich direkt auf den Fahrer. Man hat dann immer eine Art Schläge im Rücken gespürt. Das werden mit Sicherheit auch die ehe- maligen MZ- Werksfahrer bestätigen“, so Harald Uhlig. „War die Werksmannschaft von MZ mit vor Ort, hatte ich keine Probleme, weil die mir zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite standen“, erinnerte er sich. Wie bei der Sechstagefahrt 1962 in Garmisch-Partenkirchen. Da seien der ostdeutsche Mannschaftsleiter Walter Winkler und einer der Sechstagefahrt-Pioniere der ehemaligen DDR, Horst Liebe, an ihn herangetreten. „Angereist waren sie zusammen, erinnere ich nach 50 Jahren noch genau, mit einem Wartburg.“ Sie lieferten nicht nur ein Motorrad für einen der finnischen Starter aus, sondern hatten auch für die MZ von Harald Uhlig einen Werksmotor dabei. „Man muss sich das mal vorstellen. Ich stand bereits bei der Abnahme der Maschinen, da überbrachte mir jemand die Nachricht, sofort ins Hotel zu kommen. Dort eröffnete mir Walter Winkler: ´Wir wechseln dir jetzt den Motor - du brauchst selbst gar nichts zu tun.´ Ich musste mich vor Freude erst einmal setzen, bei der Aussicht, nun mit einem originalen Werksmotor starten zu können“, schwingt bei dem ehemaligen Sechstagefahrt-Teilnehmer etwas Wehmut mit. Der hätte mit dem ostdeutschen Motorrad Der ehemalige Geländesportler aus dem Westerwald, Harald Uhlig, stellt dem Zschopauer Motorradmuseum Raritäten, wie vier Geländemaschinen aus den 60er Jahren und zwei Serienmodelle der Motorradschmiede MZ, als Dauerleihgabe zu Verfügung. Foto: Fritzsch „Made in Zschopau“ statt Silber sogar Gold für Westdeutschland geholt, wäre ihm nicht eine Kuh dazwischen gekommen. „Dabei habe ich einen Strafpunkt kassiert, weil ich das Tier umgefahren habe. Beim Abendessen hatten dann meine Kollegen eine Miniatur-Kuh aufgetrieben. An deren Schwanz baumelte ein Schild, auf dem in großen Lettern der Warnhinweis ´Achtung!´ stand“, erinnerte er sich an den Streich seiner Mannschaftskollegen. Ein Jahr später holte der Geländesportler in Spindlermühle mit demselben Motorrad Gold. Und selbst als Westdeutschland im Folgejahr 1964 in Erfurt nicht bei der Sechstagefahrt dabei war, jubelte Uhlig als westdeutscher Zuschauer den ostdeutschen MZ-Fahrern zu. Nach drei eher durchwachsenen Jahren krönte er seine Karriere 1968 mit dem ADAC Sportabzeichen in Gold mit Brillanten. „Dafür habe ich an einigen 3-Tagefahrten teilgenommen, wie der in Isny, die immer ein wirklich harter Brocken war“, erinnerte er sich. Und auch nach langer Zeit der Teilung Deutschlands kommt Harald Uhlig aus dem Westerwald noch heute gern, nicht nur wegen des Geländesports, in seine alte Heimatstadt zurück. Privatier Harald Uhligs Geländesportkarriere - erste Geländefahrt 1954 Schwere Schwäbische in Aalen auf DKW RT 175 - 1955 – 1957 Teilnahme an nationalen Geländesportmeisterschaften - 1956 DKW RT 175 S (Schwinge) - Sechstagefahrt 1958 auf DKW 175, Goldmedaille - Sechstagefahrt 1959 auf DKW 175, Ausfall 2.Tag - Sechstagefahrt 1960 ausgesetzt, 3. Tagefahrt in GAP mit Gold - Sechstagefahrt 1961, auf MZ GS 250, Ausfall am 3. Tag Getriebeschaden - Sechstagefahrt 1962, auf MZ GS 250, Silber mit 1 Strafpunkt, 1 Minute bekommen - Sechstagefahrt 1963, auf MZ GS 250, Gold - Sechstagefahrt 1964 in Erfurt kein Start (nur Besucher) - Sechstagefahrt 1965 auf MZ GS 250, Ausfall (Hand angebrochen am 3. Tag) - Sechstagefahrt 1966 auf MZ GS 250, Ausfall am 5. Tag nach Sturz - 1967 keine Wettkämpfe - 1968 Teilnahme an nationalen Geländemeisterschaften