22.12.2012 Aufrufe

Speed 06.indd - Red Bull Six Days

Speed 06.indd - Red Bull Six Days

Speed 06.indd - Red Bull Six Days

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der 5. Teil der Geschichte der legendären <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> fokussiert die Jahre 1966 und 1967, als<br />

den Ostdeutschen mit den Zweitaktern aus Zschopau längst der Durchbruch gelungen war.<br />

Text: Thomas Fritzsch<br />

41. Internationale <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> Trial<br />

(ISDT) 1966 in Villingsberg in<br />

Schweden<br />

Der DDR-Trophymannschaft war mit MZ-Maschinen<br />

in den letzten drei Jahren ein Hattrick gelungen.<br />

Als Sieger hatten sie den begehrten Wanderpokal<br />

von 1963-65 mit ins Zschopauer Werk<br />

gebracht. Auch die härteste Sechstagefahrt aller<br />

Zeiten auf der Isle of Man lag mittlerweile knapp<br />

ein Jahr zurück, und das Sextett wollte sich im<br />

schwedischen Villingsberg, wo die 41. Auflage<br />

vom 30. August bis 4. September stattfand, die<br />

Mannschaftskrone ein viertes Mal aufsetzen.<br />

Zwar war Fahrern wie Betreuern von Anfang an<br />

bewusst, dass es nicht leicht werden würde, und<br />

in der Tat sollte es am Ende sehr knapp ausgehen.<br />

Zum zweiten Mal nach 1923 war das Land<br />

der drei Kronen Schauplatz der legendären Geländefahrt.<br />

Dabei erwies sich der Standort etwa<br />

200 Kilometer westlich von Stockholm auf einem<br />

Truppenübungsplatz als nicht ganz glücklich gewählt,<br />

mussten doch viele Fahrer, bevor sie überhaupt<br />

aufs Motorrad steigen konnten, eine lange<br />

Autofahrt in Kauf nehmen, weil direkt am Standort<br />

der Platz knapp war und so einige der 287<br />

Starter aus 17 Ländern ihr Quartier nur im 30<br />

Kilometer entfernten Oerebro fanden. Die Strecke<br />

selbst war optimal ausgewählt und führte<br />

durch Schwedens Wälder über 1660 Kilometer.<br />

6 06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967<br />

Die siegreiche MZ-Trophymannschaft 1966 in Schweden samt Betreuer und Funktionären.<br />

Im Kampf um die begehrteste Trophäe waren<br />

sieben Trophy-Mannschaften angetreten, die in<br />

den kommenden sechs Tagen gegen die Zeit nicht<br />

nur Staub, Steinen, Sand und Schlamm, sondern<br />

auch Sonne und Regen trotzten. Im zweithöchsten<br />

Wettbewerb, der Silbervase, mussten sich<br />

22 Teams durchkämpfen. Für die 15 MZ- und 7<br />

Simson-Fahrer indes stand einiges auf dem Spiel,<br />

wollten es die Konkurrenten mitunter immer noch<br />

nicht wahrhaben, dass besonders die Zschopauer<br />

in der Weltspitze fest verankert waren. Als die<br />

Fahrer am frühen Morgen ihre Maschinen aus<br />

dem Parc fermé schoben, lachte ihnen bereits die<br />

Sonne entgegen. Vor ihnen lagen zwei Schleifen<br />

von insgesamt 293 Kilometern, die von Villingsberg<br />

nordöstlich durch schier unendliche Wälder<br />

und an zahlreichen Seen vorbeiführten. Als<br />

Hauptgegner erwies sich<br />

schon zu Beginn der Staub,<br />

der aufgewirbelt für denkbar<br />

schlechte Sicht auf<br />

der sandigen und steinigen<br />

Strecke sorgte. Bereits am<br />

Ende des ersten Tages waren<br />

22 Fahrer diesem Umstand<br />

zum Opfer gefallen,<br />

die fortan zum Zuschauen<br />

verurteilt waren. Zudem<br />

hatten nicht wenige der<br />

Mannschaften im Feld bereits<br />

Strafpunkte auf dem<br />

Foto: Privat<br />

Konto. Im Gegensatz zu beiden deutschen Mannschaften.<br />

Die Equipe der BRD ging in Führung vor<br />

der DDR und Schweden, genau wie beide Vasenmannschaften<br />

der DDR. Nachdem der erste Tag<br />

ohne größere Überraschungen endete, führten<br />

am 2. Tag 2 Schleifen von reichlich 290 Kilometern<br />

diesmal in die südliche Richtung. Nach<br />

wie vor lagen die Westdeutschen in Führung, auf<br />

Platz 2 war es den Gastgebern gelungen, die DDR<br />

knapp zu überflügeln. In der Silbervase verteidigten<br />

die beiden DDR-Teams die Spitze vor der B-<br />

Auswahl der BRD. Alle genannten Mannschaften<br />

blieben von Strafpunkten verschont und waren<br />

dementsprechend positiv gestimmt in den 3. Tag<br />

gestartet. Der begann grau in grau für die noch<br />

252 verbliebenen Teilnehmer, für die es erneut<br />

Richtung Süden ging. Während es zunächst noch<br />

trocken war, setzte wenig später Nieselregen ein,<br />

aus dem bald ein dichter Landregen wurde. Kurzzeitig<br />

hatte das DDR-Sextett die Führung vor England<br />

und Schweden übernommen, entsprechend<br />

lautete die Bestätigung am Abend. Doch kurze<br />

1966 in Schweden: Geländesportler Rolf Uhlig (Nr. 285) inspiziert<br />

am Abend vor dem Finale die Kupplung seiner 75er Simson.<br />

Foto: Privat


Pech für Harald Uhlig auf MZ 250 1966 in Schweden: Hier schied der<br />

westdeutsche Privatfahrer innerhalb einer Clubmannschaft am fünften<br />

Tag aus. Er war auf Goldkurs unterwegs.<br />

Zeit später die Ernüchterung: die Liste wurde<br />

nachträglich zu Ungunsten der DDR und England<br />

geändert, weil je ein Fahrer eine Zeitkontrolle<br />

nicht korrekt passiert hatte. Nutznießer der Entscheidung<br />

waren die Schweden, die sich nun vor<br />

die DDR und England in Führung setzten. In der<br />

Silbervase wechselte die Spitze, indem sich die<br />

westdeutsche B- vor der ostdeutschen A-Auswahl<br />

in Front setzte. Während am vierten Tag die Reihenfolge<br />

der Spitzen-Mannschaften unverändert<br />

Foto: Privat<br />

Herbert Schek auf BMW, der 25 Mal an der<br />

Sechstagefahrt teilnahm, war mit zahlreichen<br />

Goldmedaillen einer der erfolgreichste Privatfahrer<br />

der BRD.<br />

blieb, lag am Ende des 5. Tages und nach reichlich<br />

337 Kilometern von den verbliebenen 217 Fahrern<br />

das ostdeutsche Trophy-Sextett vor England.<br />

In der Silbervase jedoch war die BRD-Auswahl<br />

den tapfer kämpfenden Ostdeutschen überlegen<br />

und konnte die knappe Führung verteidigen. Am<br />

Morgen des letzten Tages waren es gut 116 Kilometer<br />

der letzten Etappe und eine anschließende<br />

Hochgeschwindigkeitsprüfung in einem drei Kilometer<br />

langen Asphaltlabyrinth des Motorstadions,<br />

die die ostdeutschen Trophy-Fahrer auf MZ<br />

ein viertes Mal von der FIM Welttrophäe trennten.<br />

Als auch der letzte Fahrer das Ziel passiert hatte,<br />

war es amtlich: Mit Peter Uhlig, Horst Lohr, Hans<br />

Weber, Werner Salevsky, Karlheinz Wagner und<br />

Neuling Klaus Teuchert, der für Bernd Uhlmann<br />

ins Aufgebot aufgerückt war, hatten MZ-Fahrer<br />

zum vierten Mal in Folge den prestigeträchtigen<br />

Wettkampf für sich entschieden. Auf Platz 2<br />

kam England vor der BRD. Auch die B-Auswahl<br />

der westdeutschen Silbervasen-Mannschaft mit<br />

SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967<br />

Foto: Privat<br />

Norbert Gabler, Klaus<br />

Kämper, Erwin Schmider<br />

und Hans Trinkner<br />

hatten Grund zu jubeln.<br />

Ihnen war es gelungen, das DDR-Quartett<br />

aus Werner Stiegler, Klaus Halser, Günter Baumann<br />

und Bernd Uhlmann bis auf die letzten Meter<br />

in Schach zu halten. Überschwängliche Freude<br />

entbrannte in den Reihen der Ostdeutschen, während<br />

die sich bei den Gastgebern, die 300 Strafpunkte<br />

noch am vorletzten Tag kassierten und<br />

einer ihrer Fahrer ausgeschlossen wurde, denkbar<br />

in Grenzen hielt. Seitens der DDR-Delegation,<br />

die abgesehen von Simson-Fahrer Ewald Schneidewind,<br />

der mit einer Bronzemedaille aus den<br />

schwedischen Wäldern zurückkehrte und Lothar<br />

Schünemann, der am dritten Tag ausfiel, konnte<br />

man mit Gold für jeden einzelnen der 15 MZ-<br />

Fahrer und 5 Simson-Fahrer, mehr als gut leben.<br />

Unter den 36 Fabrikmannschaften setzte sich mit<br />

der Hercules-Mannschaft ein westdeutsches Trio<br />

vor der 2. Auswahl von MZ und Zündapp sowie<br />

MZ 3 durch. Auch hier war der Medaillenspiegel<br />

Abbild der Dominanz von Fahrern und Motorrädern<br />

beider deutschen Staaten zu jener Zeit.<br />

42. Internationale <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> Trial<br />

(ISDT) 1967 im polnischen<br />

Zakopane<br />

Bevor die 42. Internationale <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> Trial (ISDT)<br />

1967 im polnischen Zakopane ausgetragen wurde,<br />

standen Wettbewerbe auf europäischer Ebene<br />

an. So fanden in dem Jahr erstmals Wertungsläufe<br />

um den Europacup der Geländefahrer an verschiedenen<br />

Orten in der Tschechoslowakei, Österreich<br />

und der DDR als Vorläufer der Europameisterschaft<br />

statt. Die MZ-Fahrer Horst Lohr (175ccm),<br />

Bernd Uhlmann (250ccm) und Karlheinz Wagner<br />

(350ccm) holten sich die Pokale in allen drei Hubraumklassen,<br />

bevor die Geländefahrer dem jährlichen<br />

Höhepunkt entgegen steuerten. Mit 314<br />

Sportlern aus 17 Nationen war die Beteiligung<br />

in Zakopane, eine der südlichsten Städte Polens,<br />

riesig. Damit wurde nach 11 Jahren die 300er<br />

Marke erstmals geknackt, denn 1956 in Garmisch<br />

Partenkirchen waren es 313. Nicht nur für<br />

23 Vasenteams ging es auf die 1591-Kilometer-<br />

Strecke der höchstgelegenen Stadt Polens. Unter<br />

den Fahrern der 9 Trophymannschaften<br />

war<br />

auch ASK-Starter Klaus<br />

Teuchert, der das zweite<br />

Mal in Folge nominiert<br />

wurde. Er startete<br />

mit einem baugleichen<br />

350er Modell wie MZ-<br />

Werksfahrer Karlheinz<br />

Wagner in der höchsten<br />

Hubraumklasse. Der<br />

heute 73-jährige Leip-<br />

Die siegreiche MZ-Trophymannschaft 1967 in Polen: Werner Salevsky,<br />

Karlheinz Wagner, Peter Uhlig, Klaus Halser, Klaus Teuchert und Hans<br />

Weber (v.l.).<br />

06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

Foto: Privat<br />

ziger berichtet, wie er die 42. Auflage vom 17. bis<br />

22. September aus seiner Sicht erlebt hat. „Wir<br />

sind dorthin gefahren, um zu gewinnen, das war<br />

ganz klar. Das vierte Mal hintereinander hatten wir<br />

die Trophäe geholt - und wollten auch ein fünftes<br />

Mal gewinnen. Das Gelände kannten wir bereits<br />

aus früheren Fahrten in Polen. Schon einige Jahre<br />

gab es dort die Internationale 3-Tage Tatrafahrt,<br />

eine der härtesten Geländefahrten der Welt mit<br />

schlammigem, steinigem Gelände in über 1100<br />

bis 1200 Meter Höhe, also mit Mittelgebirgs- und<br />

Hochgebirgscharakter. Gemeinsam mit der Valli<br />

Bergamasche in Italien war sie seinerzeit die härteste<br />

Geländefahrt der Welt. Dass die schwerste<br />

Sechstagefahrt aller Zeiten zwei Jahre vorher auf<br />

der Isle of Man stattfand, steht dabei ganz außer<br />

Frage. Als wir nach Zakopane gefahren sind,<br />

gab es keinen direkten Angstgegner für uns - gehörten<br />

wir damals doch mit zu den Weltbesten.<br />

Zu unseren härtesten Konkurrenten zählten wie<br />

fast immer die Tschechen, ab 1967 dann auch die<br />

Österreicher - allen voran aber die Fahrer der Bundesrepublik.<br />

Dies waren unsere härtesten Gegner,<br />

mit denen wir zu kämpfen hatten. Die Österreicher<br />

beispielsweise hatten ausnahmslos relativ<br />

hubraumschwache Maschinen. Von den 50ern,<br />

75ern und 125ern ging im Wettkampf meist eine<br />

kaputt. So wie in Zakopane, als Johann Sommerauer<br />

an der 175er Rahmenbruch hatte und<br />

in dessen Folge ausfiel. Was unsere Mannschaft<br />

betraf, so glaube ich mich zu erinnern, dass wir<br />

von Anfang an immer vorne gewesen sind. Denn<br />

wir waren maschinell hervorragend ausgerüstet,<br />

konditionell waren wir ohnehin gut vorbereitet.<br />

So hatten wir immer 5 bis 6 Wochen im Vorfeld<br />

ein umfangreiches Ausgleichstraining. Das war<br />

bei den Suhlern so und in der Sportabteilung in<br />

Hohndorf gleichermaßen. Da wurden sämtliche<br />

Trophy- und Vasenfahrer zusammengezogen,<br />

um gemeinsam Ausdauer, Kondition und auch<br />

Technik zu trainieren. Das A und O jedoch war<br />

die Maschinenvorbereitung. Jeder der Fahrer<br />

hat dabei sein Motorrad selbst aus Einzelteilen<br />

zusammengebaut und vorbereitet. In Zakopane<br />

war Start und Ziel an der großen Wielka Krokiew<br />

Sprungschanze. Wenn ich mir heute Fernsehübertragungen<br />

bein Skispringen anschaue, habe<br />

ich immer noch vor Augen, wo einst im Auslauf<br />

das Fahrerlager war, während sich direkt vor der<br />

Schanze der Start- und Zielbereich befand. Die<br />

7


Polen erwiesen sich trotz aller Probleme, die sie<br />

damals hatten, als hervorragende Gastgeber und<br />

hatten auch eine ausgezeichnete Strecke ausgewählt,<br />

die es wie bei den Tatrafahrten in sich<br />

hatte und bis auf 1300 Meter Höhe anstieg. Weil<br />

sie mit der Tatrafahrt immense Erfahrungen gesammelt<br />

hatten, waren sie auch auf die Maschinenabnahme<br />

und das weitere Drum und Dran<br />

bestens vorbereitet. Genächtigt haben wir direkt<br />

daneben in einem Hotel der polnischen Eisenbahngesellschaft.<br />

Dort waren wir nicht nur sehr<br />

gut untergebracht, sondern auch verpflegt, soviel<br />

steht fest. Kein Wunder, war Zakopane schon weit<br />

vor dem 2. Weltkrieg als internationale Sportstadt<br />

bekannt, und in den 60er, 70er und 80er<br />

Jahren das Beste, was Polen aufzuweisen hatte.<br />

Bereits im Vorfeld wurden wir als ostdeutsche<br />

Trophy-Fahrer als Favoriten gehandelt, neben den<br />

Westdeutschen, Österreichern und Tschechen.<br />

Während wir mit unseren 175er, 250er und 350er<br />

Maschinen als direkte Klassen-Konkurrenten die<br />

Tschechen und Schweden hatten, setzten sowohl<br />

die Westdeutschen als auch die Österreicher auf<br />

hubraumschwache Maschinen. In der Regel hält<br />

eine kleine Maschine der Belastung jedoch weniger<br />

gut stand als größere, wie die robuste MZ<br />

zum Beispiel. Die Fahrer der kleinen Klassen hatten<br />

aber den Vorteil, dass diese Klassen weniger<br />

stark besetzt waren und die Konkurrenz nicht<br />

ganz so hart war. Doch auch die Schweden hatten<br />

oft Pech mit ihren Husqvarnas, wo meist ein oder<br />

zwei Mann mit technischen Problemen ausfielen.<br />

Im Gegensatz dazu konnten wir auf eine absolut<br />

verlässliche Technik vertrauen. Ein überwältigendes<br />

Gefühl bemächtigte einen während der<br />

Eröffnungsveranstaltung am Sonntagabend vor<br />

Beginn der Sechstagefahrt. Nachdem die Wandertrophäe<br />

an eine FIM-Abordnung im Vorfeld bereits<br />

zurückgegeben wurde, die dann durch diese<br />

in der Woche beaufsichtigt wurde, sind wir unmittelbar<br />

nach der FIM-Delegation mit der kompletten<br />

DDR-Auswahl von der Trophy bis zu den<br />

Clubmannschaften und Betreuern ins Skistadion<br />

einmarschiert. Die Vorjahres-Siegermannschaft<br />

war dabei immer die erste. Tags darauf, als es<br />

endlich losging, haben wir gleich im schwierigen<br />

Gelände die Führung übernommen, die wir auch<br />

die folgenden zwei Tage verteidigten. Dennoch<br />

sind wir bewusst auf Sicherheit gefahren, basierend<br />

auf unsere Erfahrungen bei der Tatrafahrt.<br />

Ohnehin rangiert zu Beginn einer Sechstagefahrt<br />

8 06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

immer Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit. Wenn<br />

man die Führung in den Sonderprüfungen<br />

übernommen hatte, war am Ende immer<br />

wichtig, die Zuverlässigkeit von Fahrern und<br />

Maschinen aufrechtzuerhalten. Am 4. Tag<br />

gelang es den Österreichern, die Führung zu<br />

übernehmen. Jedoch nur für wenige Stunden,<br />

denn am Vormittag des fünften Tages brach<br />

bei Sommerauer der Rahmen seiner Puch, in<br />

dessen Folge er ausschied. Auf Grund dessen<br />

waren wir nun in der Führung gemeinsam mit<br />

den Tschechen, die ebenfalls noch strafpunktfrei<br />

waren. Im Nachhinein wurde wegen eines<br />

Regelverstoßes der Tscheche Zdenek Cespiva<br />

(Jawa 250) disqualifiziert, sodass allein<br />

unsere Mannschaft am fünften Tag noch immer<br />

strafpunktfrei war. Damit war der fünfte<br />

Sieg in Folge bei einer Sechstagefahrt für uns<br />

schon zum Greifen nah. Das Abschlussrennen<br />

fand in der Innenstadt von Zakopane statt, wo<br />

ein Kurs abgesteckt worden war. Auch auf dieser<br />

Strecke konnten wir dominieren, fuhr jeder unserer<br />

Fahrer der Konkurrenz buchstäblich davon.<br />

Ich kann mich noch einigermaßen daran erinnern,<br />

dass wir nach dem Wettkampf, sofern es<br />

erlaubt war, noch einmal rausgefahren sind in die<br />

Sonderprüfung. Wir haben uns dann auf die Trai-<br />

Foto: Privat<br />

Karlheinz Wagner mit Ehefrau Christel, Hans<br />

Weber, Klaus Teuchert und Günter Baumann erfrischen<br />

sich mit einem Bier nach den Anstrengungen<br />

des Wettbewerbs im polnischen Zakopane.<br />

SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967<br />

ningsmaschinen geschwungen und<br />

sind erneut los. Nicht selten sind wir<br />

dabei bis in die Dunkelheit hinein<br />

unterwegs gewesen, denn das war<br />

meist mit vielen Kilometern verbunden.<br />

Nach dem Duschen haben wir<br />

Abendbrot gemacht, die Fahrerklamotten<br />

zum Trocknen aufgehängt,<br />

damit du sie am nächsten Tag wieder<br />

anziehen konntest. Danach ging es<br />

ins Bett. Woran ich mich auch noch<br />

erinnere, ist, dass wir die Strecke des<br />

Vortags am nächsten Tag entgegen<br />

befahren haben, das war im Grunde<br />

fast immer so. Einmal ging es links<br />

herum, dann rechts herum und damit<br />

lagen schon zwei Tage und etwa<br />

600 Kilometer hinter uns. Am 3. und<br />

4. Tag ging es eine andere Strecke<br />

entlang, genau wie am 5. Tag. Am<br />

sechsten Tag und letzten Tag ging<br />

es meist bis zum Abschlussrennen<br />

auch übers Gelände. Wir waren sechs<br />

Mann in der Trophy in den Klassen<br />

175, 250 und 350. Zuletzt sind<br />

meist Karlheinz Wagner und ich auf<br />

einer großen Maschine gestartet. Sobald<br />

wir beide im Ziel waren, ist die<br />

gesamte Mannschaft zusammengekommen.<br />

Waren wir gemäß der Auswertung<br />

als Sieger hervorgegangen,<br />

haben wir uns natürlich über den<br />

Erfolg riesig gefreut und sozusagen<br />

in versammelter Mannschaft die Ereignisse<br />

der vergangenen Tage noch<br />

einmal Revue passieren lassen, uns<br />

anschließend gewaschen, umgezogen<br />

und die Motorräder aus dem<br />

Parc fermé geholt. Dies dauerte immer<br />

eine gewisse Zeit. Denn es wurde<br />

nicht nur untersucht, ob die Plomben<br />

an den Maschinen auch dran<br />

waren. Dabei wurden die Motorräder<br />

der Trophy-Fahrer immer besonders<br />

genau unter die Lupe genommen. Wir haben sie<br />

dann weggebracht und sind anschließend zur Siegerehrung<br />

gegangen. Hatten wir gewonnen, teilten<br />

wir uns immer eine oder zwei Flaschen Sekt.<br />

Die Trophäe wurde eingepackt, die Mannschaftsleiter<br />

Walter Winkler mit nach Zschopau nahm.<br />

Die Goldmedaillen für die einzelnen Fahrer wurden<br />

nachgereicht. In Zschopau erfolgte dann ein<br />

feierlicher Empfang im Werk. Dabei sind wir vor<br />

versammelter Werksbelegschaft mit unseren Motorrädern<br />

die Stufen hinauf zur Bühne gefahren.<br />

Für diese akrobatische Extraeinlage ernteten<br />

wir extra Applaus, bevor unser Mannschaftskapitän<br />

Werner Salevsky seine <strong>Red</strong>e hielt…“<br />

Im Jahr 1967 wurde Klaus Teuchert im<br />

Nachgang mit seiner Mannschaft zudem<br />

als „Sportler des Jahres“ ausgezeichnet.<br />

In der Silbervasen-Wertung gelang es den Tschechen,<br />

die DDR A-Mannschaft aus Horst Lohr (MZ<br />

175), Lothar Spingat (MZ 250), Günter Baumann<br />

und Bernd Uhlmann (MZ 300) hinter sich zu halten.<br />

Wie es mit der DDR-Nationalmannschaft<br />

weiter geht und ob die Trophy-<br />

Fahrer an ihre Erfolge anknüpfen konnten,<br />

lesen Sie in der nächsten Ausgabe.<br />

41. Sechstagefahrt 1966 in Villingsberg (S)<br />

Endergebnis Trophy<br />

1. DDR mit Peter Uhlig und Horst Lohr auf MZ 175<br />

Hans Weber und Werner Salevsky auf MZ 250<br />

Karlheinz Wagner und Klaus Teuchert auf MZ 350<br />

mit 3824,56 Gutpunkten bei Strafpunktfreiheit<br />

2. England mit 3670,89 Gutpunkten bei Strafpunktfreiheit<br />

3. BRD mit Volker Kramer Zündapp/50)<br />

Heinz Brinkmann (Hercules/50)<br />

Karl Augustin (Hercules/100)<br />

Siegfried Gienger (Zündapp/100)<br />

Lorenz Müller (Hercules/125)<br />

Lorenz Specht (Zündapp/125)<br />

mit 3890,97 Gutpunkten bei 4 Strafpunkten<br />

Endergebnis Silbervase<br />

1. BRD B mit Norbert Gabler (Hercules/50)<br />

Klaus Kämper (Zündapp/75)<br />

Erwin Schmider (Zündapp/100)<br />

Hans Trinkner (Hercules/125)<br />

2. DDR A mit Werner Stiegler und Klaus Halser auf MZ 175<br />

Günter Baumann und Bernd Uhlmann auf MZ 350<br />

3. Finnland B<br />

14. BRD A<br />

15. DDR B<br />

42. Sechstagefahrt 1967 in Zakopane (PL)<br />

Endergebnis Trophy<br />

1. DDR mit Peter Uhlig und Klaus Halser auf MZ 175<br />

Hans Weber und Werner Salevsky auf MZ 250<br />

Karlheinz Wagner und Klaus Teuchert auf MZ 350<br />

mit 3824,56 Gutpunkten bei Strafpunktfreiheit<br />

2. Österreich mit 2018,76 Gutpunkten bei 200 Strafpunkten<br />

3. CSSR mit 2014,27 Gutpunkten bei 210 Strafpunkten<br />

6. BRD mit 1898,20 Gutpunkten bei 500 Strafpunkten<br />

Endergebnis Silbervase<br />

1. CSSR A mit Arnošt Zemen auf Jawa 250<br />

Drahoslav Miarka und Miroslav Vytlacil beide Jawa 350<br />

Jiri Jasansky auf Jawa 360<br />

2. DDR A mit Horst Lohr auf MZ 175<br />

Lothar Spingat MZ 250<br />

Günter Baumann und Bernd Uhlmann MZ 350


24.-29. septembeR<br />

SachsenrIng/<br />

ErzgebIrge<br />

www.fIm-Isde2012.com<br />

06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

9


Harald Uhlig, gebürtiger Zschopauer<br />

Renneroder stellt restaurierte Zweiräder<br />

der Motorradschmiede MZ dem Zschopauer<br />

Motorradmuseum als Dauerleihgabe<br />

zu Verfügung<br />

„Mein Herz hängt noch immer an MZ.“ – Dies<br />

bekundet nicht etwa ein Zschopauer, sondern<br />

ein Rheinländer, dessen Passion zeitlebens der<br />

Geländesport war. Freilich liegen die Wurzeln<br />

des 78-Jährigen im Erzgebirge. Mit seiner Mutter<br />

folgte er im Alter von 13 Jahren seinem Vater<br />

nach Westdeutschland. „Dadurch, dass mein<br />

Vater nach der Kriegsgefangenschaft im Westen<br />

gelandet ist, sind wir auch dorthin gezogen“, erinnerte<br />

sich Harald Uhlig, der 1933 in Zschopau<br />

geboren wurde. In seine alte Heimat zieht es ihn<br />

nach all der Zeit dennoch regelmäßig, nicht nur<br />

wie am letzten Wochenende anlässlich eines Klassentreffens<br />

seines Jahrgangs. Der ehemalige Privatgeländesportler<br />

aus dem Westerwald, der seit<br />

der Wende kaum eine einschlägige Sportveranstaltung<br />

im Erzgebirge versäumt, stellte dem Motorradmuseum<br />

in Zschopau vor einiger Zeit sechs<br />

seiner Oldtimer-Zweiräder aus dem Hause MZ als<br />

Harald Uhlig hat das seltene Modell RMZ 250 Nr. 9, ein<br />

westdeutscher Spezialbau auf MZ-Basis von dem in den<br />

60er Jahren nur etwa 70 Maschinen produziert wurden,<br />

wieder aufgebaut.<br />

kostenfreie Dauerleihgabe zur Verfügung, darunter<br />

das Serienmodell EM 250 „Brasil“, zu DDR-<br />

Zeiten ausschließlich für den Export vorgesehen,<br />

einen Prototypen, die EM 250 mit Anlasser, die<br />

nie in Serie produziert wurde, sowie die Geländemaschine<br />

ETS G 250. Mit der Radke MZ 250 Nr. 9<br />

steht zudem ein wahrer Exot im Museum. Lediglich<br />

um die 70 Stück produzierte davon Mitte der<br />

60er Jahre ein westdeutscher MZ-Händler namens<br />

Helmut Radke in Zirndorf bei Nürnberg auf MZ-<br />

Basis in eigener Kleinserie. Nach all den Jahren in<br />

einem schlechten Zustand, hat sie Harald Uhlig<br />

restauriert. Und gerade weil es eine Rarität sei,<br />

gehöre das Motorrad als ein Stück MZ-Geschichte<br />

unbedingt ins Museum. „Der normale DDR-Bürger<br />

kannte diesen Typ wahrscheinlich gar nicht“,<br />

vermutet Harald Uhlig heute. Auch zwei seiner<br />

originalen Geländesportmaschinen vom Typ MZ<br />

GS 250, die der Bastler zwischen 1961 und 1968<br />

im Wettkampf einsetzte, sind hinter den Schlossmauern<br />

von Schloss Wildeck in Zschopau in Augenschein<br />

zu nehmen. Mit Leidenschaft baut der<br />

10 06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967<br />

Kfz-Schlosser seit Jahrzehnten<br />

alte Maschinen wieder auf. „Es<br />

ist mir ein Bedürfnis, für meine<br />

Stadt, meinen Geburtsort etwas<br />

zu tun“, so der erfolgreiche<br />

Geländesportler, der schon seine<br />

allererste MZ im Jahr 1960<br />

bei demselben westdeutschen<br />

Motorradhändler kaufte. „Das<br />

war ein Serienmodell aus dem<br />

Zschopauer Werk.“ Bei Harald<br />

Uhlig entflammte mit 21 Jahren,<br />

geprägt durch seine Kindheit<br />

und die Tätigkeit seines<br />

Vaters Kurt vor dem Krieg als<br />

Mitarbeiter der Rennsportabteilung<br />

des DKW-Werkes in der<br />

Motorradstadt, die Leidenschaft für den Geländesport.<br />

„Zwar hatte sich die Gesellschaftsordnung<br />

mehr als einmal gewandelt, doch meine<br />

Leidenschaft für den Verbund DKW und MZ blieb<br />

ungebrochen“, so der Renneroder,<br />

der die Wettbewerbe<br />

anfangs mit einer 175er DKW<br />

bestritt. Wenngleich nicht nur<br />

aus sportlicher Sicht aufgrund<br />

der unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen<br />

so manches<br />

schwierig gewesen sei. „Im britischen<br />

Wales, ich war der Einzige,<br />

der bei der 36. Sechstagefahrt<br />

1961 auf einer MZ an den<br />

Start ging, hatte ich meine Maschine<br />

noch wenig modifiziert.<br />

Noch immer war das originale<br />

Vierganggetriebe drin, das viele<br />

Schwierigkeiten machte, bevor<br />

es am dritten Tag ganz den<br />

Geist aufgab“, so der Privatfahrer,<br />

der einer Clubmannschaft<br />

des ADAC Gau Nordrhein angehörte.<br />

„Irgendwann im Jahr<br />

1962 habe ich<br />

den Technischen Direktor Rudi Winter<br />

des MZ-Werks angeschrieben.<br />

Der hat mir die Genehmigung er-<br />

Foto: Fritzsch<br />

Foto: Fritzsch<br />

teilt, einmal in die Sportabteilung<br />

kommen zu dürfen. Dort war ich<br />

ja kein Unbekannter, viele kannten<br />

mich noch aus Kindertagen. Wir<br />

haben gemeinsam ein Motorrad zusammengebaut<br />

– und ich war überglücklich“,<br />

schwärmte Uhlig heute<br />

noch. Mit dieser Maschine, einer<br />

MZ GS 250, holte er später bei<br />

der ADAC 3-Tagefahrt im westdeutschen<br />

Isny Gold und bestritt auch<br />

die bundesdeutsche Geländesportmeisterschaft.<br />

„Für die damalige<br />

Zeit war es ein Sportgerät, das konkurrenzfähig<br />

war“, erinnerte sich<br />

Harald Uhlig. Aber es hätte auch<br />

kleine Einschränkungen gegeben, so sei manches,<br />

wie die Federung, nicht optimal gewesen. „Unebenheiten<br />

im Gelände übertrugen sich direkt auf<br />

den Fahrer. Man hat dann immer eine Art Schläge<br />

im Rücken gespürt. Das werden mit Sicherheit<br />

auch die ehe-<br />

maligen MZ-<br />

Werksfahrer<br />

bestätigen“,<br />

so Harald Uhlig.<br />

„War die<br />

Werksmannschaft<br />

von MZ<br />

mit vor Ort,<br />

hatte ich keine<br />

Probleme,<br />

weil die mir<br />

zu jeder Zeit<br />

mit Rat und<br />

Tat zur Seite<br />

standen“, erinnerte er sich. Wie bei der Sechstagefahrt<br />

1962 in Garmisch-Partenkirchen. Da<br />

seien der ostdeutsche Mannschaftsleiter Walter<br />

Winkler und einer der Sechstagefahrt-Pioniere<br />

der ehemaligen DDR, Horst Liebe, an ihn herangetreten.<br />

„Angereist waren sie zusammen, erinnere<br />

ich nach 50 Jahren noch genau, mit einem<br />

Wartburg.“ Sie lieferten nicht nur ein Motorrad<br />

für einen der finnischen Starter aus, sondern hatten<br />

auch für die MZ von Harald Uhlig einen Werksmotor<br />

dabei. „Man muss sich das mal vorstellen.<br />

Ich stand bereits bei der Abnahme der Maschinen,<br />

da überbrachte mir jemand die Nachricht,<br />

sofort ins Hotel zu kommen. Dort eröffnete mir<br />

Walter Winkler: ´Wir wechseln dir jetzt den Motor<br />

- du brauchst selbst gar nichts zu tun.´ Ich<br />

musste mich vor Freude erst einmal setzen, bei<br />

der Aussicht, nun mit einem originalen Werksmotor<br />

starten zu können“, schwingt bei dem ehemaligen<br />

Sechstagefahrt-Teilnehmer etwas Wehmut<br />

mit. Der hätte mit dem ostdeutschen Motorrad<br />

Der ehemalige Geländesportler aus dem Westerwald, Harald<br />

Uhlig, stellt dem Zschopauer Motorradmuseum Raritäten, wie<br />

vier Geländemaschinen aus den 60er Jahren und zwei Serienmodelle<br />

der Motorradschmiede MZ, als Dauerleihgabe zu<br />

Verfügung.<br />

Foto: Fritzsch<br />

„Made in Zschopau“ statt Silber sogar Gold für<br />

Westdeutschland geholt, wäre ihm nicht eine Kuh<br />

dazwischen gekommen. „Dabei habe ich einen<br />

Strafpunkt kassiert, weil ich das Tier umgefahren<br />

habe. Beim Abendessen hatten dann meine Kollegen<br />

eine Miniatur-Kuh aufgetrieben. An deren<br />

Schwanz baumelte ein Schild, auf dem in großen<br />

Lettern der Warnhinweis ´Achtung!´ stand“, erinnerte<br />

er sich an den Streich seiner Mannschaftskollegen.<br />

Ein Jahr später holte der Geländesportler<br />

in Spindlermühle mit demselben Motorrad<br />

Gold. Und selbst als Westdeutschland im Folgejahr<br />

1964 in Erfurt nicht bei der Sechstagefahrt<br />

dabei war, jubelte Uhlig als westdeutscher Zuschauer<br />

den ostdeutschen MZ-Fahrern zu. Nach<br />

drei eher durchwachsenen Jahren krönte er seine<br />

Karriere 1968 mit dem ADAC Sportabzeichen in<br />

Gold mit Brillanten. „Dafür habe ich an einigen<br />

3-Tagefahrten teilgenommen, wie der in Isny, die<br />

immer ein wirklich harter Brocken war“, erinnerte<br />

er sich. Und auch nach langer Zeit der Teilung<br />

Deutschlands kommt Harald Uhlig aus dem Westerwald<br />

noch heute gern, nicht nur wegen des<br />

Geländesports, in seine alte Heimatstadt zurück.<br />

Privatier Harald Uhligs Geländesportkarriere<br />

- erste Geländefahrt 1954 Schwere Schwäbische in Aalen auf DKW RT 175<br />

- 1955 – 1957 Teilnahme an nationalen Geländesportmeisterschaften<br />

- 1956 DKW RT 175 S (Schwinge)<br />

- Sechstagefahrt 1958 auf DKW 175, Goldmedaille<br />

- Sechstagefahrt 1959 auf DKW 175, Ausfall 2.Tag<br />

- Sechstagefahrt 1960 ausgesetzt, 3. Tagefahrt in GAP mit Gold<br />

- Sechstagefahrt 1961, auf MZ GS 250, Ausfall am 3. Tag Getriebeschaden<br />

- Sechstagefahrt 1962, auf MZ GS 250, Silber mit 1 Strafpunkt, 1 Minute bekommen<br />

- Sechstagefahrt 1963, auf MZ GS 250, Gold<br />

- Sechstagefahrt 1964 in Erfurt kein Start (nur Besucher)<br />

- Sechstagefahrt 1965 auf MZ GS 250, Ausfall (Hand angebrochen am 3. Tag)<br />

- Sechstagefahrt 1966 auf MZ GS 250, Ausfall am 5. Tag nach Sturz<br />

- 1967 keine Wettkämpfe<br />

- 1968 Teilnahme an nationalen Geländemeisterschaften


Foto: Fritzsch<br />

Bernd Uhlmann hat mit Unterstützung seiner<br />

befreundeten ehemaligen Kollegen einen originalen<br />

Rahmen für sein Motorrad hergestellt.<br />

3-facher Trophy Sieger<br />

Bernd Uhlmann rekonstruiert<br />

seine MZ GS 250<br />

Im letzten Herbst war es, als der ehemalige Geländesportler<br />

Bernd Uhlmann bei „Rund um Zschopau“<br />

seinen einstigen Kollegen von MZ begegnete<br />

und durch sie inspiriert wurde. „Mensch, bau Dir<br />

so ein Ding auf!“, ermunterten die noch heute<br />

befreundeten Gleichgesinnten ihn. So keimte die<br />

Idee in dem gebürtigen Zschopauer, genau die<br />

Geländesportmaschine wiederzubeleben, mit der<br />

der ehemalige MZ-Werksfahrer im Jahr 1967 den<br />

Europapokal als Vorläufer der Europameisterschaft<br />

gewann, der in dem Jahr erstmals stattfand.<br />

Eines war für den dreifachen Trophy-Sieger<br />

zwischen 1963 und 65 jedoch von Anfang an klar:<br />

Es sollte eine MZ GS 250 sein, mit der er einzig<br />

im 1967 startete, als er für seinen verletzten<br />

Teamkollegen Werner Salevsky eingesprungen<br />

war. „Ein solches Motorrad wollte ich gern noch<br />

einmal haben“, so der passionierte Geländesportler,<br />

der heute auf seinen Reisen mit seiner<br />

Triumph ganz Deutschland und Europa erkundet,<br />

in der Vergangenheit auf zwei Rädern über 3800<br />

Kilometer fast ausschließlich auf Schotterpisten<br />

quer durch Chile und Argentinien unterwegs war.<br />

Gleichzeitig ist er sich bewusst: „Ein originales<br />

Motorrad aus der Zeit wird man niemals finden<br />

- es handelt sich in jedem Fall um einen Nachbau.“<br />

Gerade deshalb legte Bernd Uhlmann auf<br />

originalgetreue Wert und griff überwiegend auf<br />

die fünf Jahrzehnte alten Originalteile, die die<br />

250ccm-Zweitakt-Maschine unnachahmlich machen,<br />

zurück. „Die kaufst du zusammen auf dem<br />

Teilemarkt, holst dir da mal eine Felge, ein Motorgehäuse,<br />

dort mal einen Zylinder, Kettenkasten<br />

oder Tank“, erklärte der 72-Jährige. Befreundete<br />

ehemalige Werkskollegen trieben ein rares 5-<br />

Gang-Getriebe der Kleinserie auf. Stück für Stück<br />

kaufte der Chemnitzer die Sachen auf und trug<br />

damit das Motorrad quasi in Einzelteilen zusammen.<br />

„Du musst alles wieder so herstellen und<br />

zusammenbauen, dass es dem Originalzustand<br />

gleichkommt“, betonte der ehemalige Werksfahrer,<br />

der dazu nicht nur auf Original-Zeichnungen,<br />

sondern auch auf das Motorrad seines einstigen<br />

Sechstagefahrt-Mitstreiters Horst Lohr als Muster<br />

zurückgreifen konnte. Innerhalb eines halben Jahres<br />

entstand gemeinsam mit anderen Sportfreunden<br />

und Bekannten eine MZ GS 250, die in der<br />

nächsten Zeit noch mit Vordergabel und Sitzbank<br />

komplettiert wird. Premiere hat das Motorrad in<br />

Zschopau bei der Enduro-Classic Veranstaltung<br />

vom 22. bis 23 Juni, wenn Bernd<br />

Uhlmann als Ehrenstarter und seine ehemaligen<br />

Mannschaftskollegen gemeinsam<br />

mit einstigen tschechischen Fahrern die<br />

Strecke von Schloss Wildeck bis zum Skihang<br />

zurücklegen. Anlässlich der <strong>Six</strong> <strong>Days</strong><br />

im September in Sachsen will der passionierte<br />

Geländesportler zudem seine MZ<br />

GS 250 auf dem Sachsenring ausstellen.<br />

Seine sportliche Laufbahn begann er 1956<br />

bei der GST. Als Gründungsmitglied des<br />

MC Zschopau stellten sich bereits zwei<br />

Jahre später Erfolge in der Ausweisklasse<br />

ein. Im Januar 1960 ging der Geländesportler<br />

zum ASK nach Potsdam, wo er<br />

in der 350ccm-Klasse zwei Jahre erfolg-<br />

reich Wettbewerbe bestritt, bevor ihn 1963 das<br />

Angebot durch den Zschopauer Walter Winklers<br />

unterbreitet wurde, nach Zschopau in die Sportabteilung<br />

des damaligen MZ-Werkes zu wechseln,<br />

um für Geländefahrer Horst Liebe, der aus gesundheitlichen<br />

Gründen ausschied, einzusteigen.<br />

Im selben Jahr gewann Uhlmann in der Trophy-<br />

Mannschaft bei der Sechstagefahrt gemeinsam<br />

mit Hans Weber, Werner Salevsky, Peter Uhlig,<br />

Horst Lohr und Günter Baumann zum ersten Mal<br />

die Trophäe für die DDR-Mannschaft, wurde zudem<br />

350ccm-Klassensieger. 1965 dann der dritte<br />

Trophy-Sieg in Folge für die MZ-Mannschaft, in<br />

der nur Günter Baumann durch Karlheinz Wagner<br />

ersetzt wurde. Danach startete der Adelsberger<br />

bis 1968 innerhalb der Silbervase für MZ, wo für<br />

ihn dreimal ein 2. Platz zu Buche stand.<br />

Wissenswert: „Eigens für die Sechstagefahrt wurde<br />

eine Geländemaschine durch den jeweiligen<br />

Fahrer der damaligen Geländesportabteilung von<br />

MZ aus Einzelteilen selbst zusammengebaut.<br />

Dies wurde im Folgejahr für nationale und internationale<br />

Wettkämpfe genutzt. Im Anschluss<br />

diente es als Trainingsmotorrad“, erklärte Bernd<br />

Uhlmann.<br />

Den Nachbau einer MZ GS 250, wie sie Mitte der<br />

sechziger Jahre bei MZ in der Rennabteilung in Hohndorf<br />

als Geländemaschine gebaut wurde, hat Bernd<br />

Uhlmann nahezu fertig gestellt.<br />

�������������������������������������������<br />

��������������<br />

Geringe Spannung =<br />

Grip<br />

Hohe Spannung =<br />

Laufleistung<br />

SIX DAYS TEIL 5 1966 - 1967<br />

06 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

Foto: Fritzsch<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!