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Flyer - Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

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Konradsdorf:Konradsdorf 23.04.2012 11:53 Uhr Seite 1<br />

Das Kloster<br />

Wie zahlreiche andere ältere <strong>und</strong> verteidigungstechnisch unmoderne<br />

Burgen im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde auch Konradsdorf in ein Klos -<br />

ter umgewandelt. Es wird erstmals 1191 urk<strong>und</strong>lich erwähnt. In dieser<br />

Urk<strong>und</strong>e schenkt Hartmann von Büdingen sein Hauskloster dem<br />

Erzbischof Konrad II. von Mainz. 1219 wird der Orden der Prä -<br />

monstratenser erstmals urk<strong>und</strong>lich genannt, der als einer der<br />

Reformorden des Mittelalters attraktiv für unverheiratete<br />

Frauen der Wetterauer Adels -<br />

familien war. Durch Schenkungen er -<br />

langte das Kloster einen ansehnlichen<br />

Besitz. In seiner Blütezeit im 14. Jahr -<br />

h<strong>und</strong>ert lebten hier vermutlich 64<br />

Nonnen.<br />

Einschließlich des Gesindes wie<br />

Viehhirten, Bäcker oder Schmied<br />

werden nahezu 100 Personen ge -<br />

zählt, die versorgt werden mussten.<br />

Anhand des Zinsregisters von 1333 lassen<br />

sich über 100 ha Ländereien sowie<br />

Pachteinnahmen unterschiedlicher Art ausmachen.<br />

Das Kloster unterhielt zeitweilig vier Bauernhöfe <strong>und</strong><br />

wurde durch reiche Schenkungen der Herren von Breuberg<br />

bedacht. Eberhard <strong>und</strong> Mechthild von Breuberg statteten vor allem<br />

die Kirche großzügig aus <strong>und</strong> richteten dort ihre Grablege ein.<br />

Der Gutshof<br />

Im Rahmen der Reformation<br />

wurde das Kloster 1581 säkularisiert<br />

<strong>und</strong> in einen Gutshof<br />

umgewandelt, der mehrmals<br />

den Besitzer wechselte. Nach<br />

heftigen Zerstörungen der<br />

Klosteranlage im<br />

Dreißigjährigen Krieg wurde<br />

die Kirche im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

von dem Grafen von Hanau<br />

saniert <strong>und</strong> der Chor leicht<br />

barockisiert. Die<br />

Wirtschaftsbauten wurden in<br />

der zweiten Hälfte des 18.<br />

Jahrhun derts teilweise erneuert,<br />

die Kirche wurde profaniert<br />

<strong>und</strong> vorübergehend als<br />

Pferdestall mit<br />

Hirtenwohnung umgebaut.<br />

Die heutigen Hofgebäude<br />

stammen großenteils aus<br />

dem ausgehenden 19. <strong>und</strong><br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Deutsche Stifung Denkmalschutz Informationen für Besucher<br />

Denkmal aktiv-Schulgruppe<br />

Wir, der Kunstkurs Stufe 13 der Gesamt -<br />

schule Konradsdorf in Ortenberg, haben<br />

unter der Leitung unserer Lehrerin Silke<br />

Praschak im Schuljahr 2009/10 am Schul -<br />

förderprogramm „Denkmal aktiv“ der<br />

Deutschen Stiftung Denkmalschutz teilgenommen.<br />

Im Mittelpunkt unseres Wirkens<br />

stand die Öffentlichkeitsarbeit r<strong>und</strong> um<br />

„unser Hauskloster“.<br />

Neben dem Bau <strong>und</strong> der Ausstellung von Spendenmodellen<br />

erstellten wir Fotoposter <strong>und</strong> Postkarten, <strong>und</strong> veranstalteten eine<br />

Lesung in der Klosterkirche. Einzelne Schüler boten Führungen für<br />

Schulklassen an. Der krönende Höhepunkt ist für uns das<br />

Erscheinen dieses professionellen <strong>Flyer</strong>s in Zusammenarbeit mit<br />

der Hessischen <strong>Schlösser</strong>verwaltung.<br />

Weitere Informationen auf der Homepage: www.denkmal-aktiv.de<br />

Das sind wir (in alphabetischer<br />

Reihenfolge):<br />

Sven Blasius, Bastian Brand, Birk Dohn,<br />

Mona Emrich, Maria Henning, Angelina<br />

Hilß, Axel Krampe, Maryam Manzoor, Philip<br />

Mogk, Yanick Mogk, Cathlyn Nicolas, Janis<br />

Petermann, Louis Preusch, Tamara Radandt,<br />

Marius Rocholl <strong>und</strong> Friederike Schneider<br />

Gesamtschule Konradsdorf<br />

Am Kloster 7<br />

63683 Ortenberg<br />

Der Weg zum Kloster Konradsdorf<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Die Bahnlinie 36 der Strecke Gießen-<br />

Gelnhausen hält stündlich in Glauburg-<br />

Stockheim. Von dort aus fahren Busse zur<br />

„Gesamtschule Konradsdorf“, vom<br />

Haltepunkt aus einige Schritte bergab <strong>und</strong><br />

linker Hand durch den Domänenhof zur<br />

Klosteranlage. Zum Zwecke der Besichti gung darf der Domänenhof<br />

überschritten werden.<br />

mit PKW oder Reisebussen<br />

A 45 an der Ausfahrt Florstadt/Ortenberg verlassen <strong>und</strong> Richtung<br />

Ortenberg fahren. Von der B 275 linker Hand der Ausschilderung<br />

„Kloster Konradsdorf“ folgen.<br />

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe<br />

1. Keltenwelt am Glauberg<br />

2. Ortenberg, Altstadt <strong>und</strong> Schloss<br />

3. Naturschutzgebiet Nidderauen<br />

4. Bonifatiusroute <strong>und</strong> Vulkanradweg<br />

Ansprechpartner <strong>und</strong> weitere Informationen im Internet<br />

Kulturkreis Altes Rathaus Ortenberg e.V.<br />

Manfred Meuser - 1. Vorsitzender<br />

Postfach 1124<br />

63680 Ortenberg<br />

Tel.: 06046 / 71 30<br />

E-Mail: marion.meuser@gmx.de<br />

www.kulturkreis-ortenberg.de<br />

www.denkmalschutz.de/kloster_konradsdorf.html<br />

Butzbach<br />

456<br />

275<br />

Bad Nauheim 275<br />

Usingen<br />

5 Konradsdorf<br />

3<br />

Mainz 5<br />

Bad Homburg<br />

v.d. Höhe<br />

Büdingen<br />

Lit.: Friedrich, Waltraud, Das ehemalige<br />

Prämonstratenserinnenkloster Konradsdorf. 1000 Jahre Geschichte<br />

<strong>und</strong> Baugeschichte. (Quellen <strong>und</strong> Forschungen zur hessischen<br />

Geschichte 118), Darmstadt 1999<br />

Verwaltung der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Schlösser</strong> <strong>und</strong> <strong>Gärten</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Schloss, 61348 Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 92 62-0, Fax 0 61 72 / 92 62-190<br />

www.schloesser-hessen.de, info@schloesser.hessen.de<br />

Konzeption <strong>und</strong> Text: Kunstkurs Stufe 13 der Gesamtschule Konradsdorf,<br />

Leitung Silke Praschak<br />

Dr. Waltraud Friedrich/Karben, Verena Smit, Gisela Claes/VSG<br />

Abbildungen: Dr. Waltraud Friedrich, Silke Praschak, espelohra, Archiv der VSG<br />

Gestaltung: www.cwahrenberg.de<br />

45<br />

Frankfurt<br />

a.M. 661 Hanau<br />

Offenbach<br />

Seligenstadt<br />

Verwaltung der <strong>Staatliche</strong>n<br />

<strong>Schlösser</strong> <strong>und</strong> <strong>Gärten</strong><br />

Kloster<br />

Konradsdorf<br />

Spaziergänge durch <strong>Schlösser</strong> <strong>und</strong> <strong>Gärten</strong><br />

Kulturerbe <strong>Hessen</strong>


Konradsdorf:Konradsdorf 23.04.2012 11:53 Uhr Seite 5<br />

Kloster Konradsdorf Wechselhafte Geschichte<br />

Das Prämonstratenserinnen -<br />

kloster Konradsdorf<br />

Westlich des Ortenberger<br />

Stadtteils Selters liegen weithin<br />

sichtbar auf einer Anhöhe<br />

ober halb der Nidder inmitten<br />

der Hes si schen Staatsdomäne<br />

Konradsdorf eine schlichte<br />

romanische Kirche mit eingestürztem<br />

Seitenschiff <strong>und</strong> ein<br />

repräsentativ gestaltetes<br />

Wohn haus aus derselben Zeit.<br />

Bei den beiden Gebäuden handelt<br />

es sich um die Reste des<br />

ehemaligen Prämonstra ten ser-<br />

Frauenklosters Konradsdorf,<br />

die Klosterkirche <strong>und</strong> das<br />

Wohnhaus des Propstes. Die<br />

beiden Gebäude entstanden<br />

im ausgehenden 12. Jahrhun -<br />

dert im Um kreis der staufischen<br />

Bautätigkeit in der Wetterau<br />

<strong>und</strong> dem Kinzigtal. Die ummauerte<br />

Anlage mit ihren Wohn<strong>und</strong><br />

Wirtschafts bau ten entspricht<br />

noch annähernd dem<br />

ehemaligen Klostergelände.<br />

Gr<strong>und</strong>riss der Anlage heute<br />

Die Klosterkirche<br />

Die dreischiffige romanische Basilika mit halbr<strong>und</strong>er Apsis wurde<br />

auf den F<strong>und</strong>amenten einer kleineren fränkischen Saalkirche<br />

erbaut. Das seit dem Dreißigjährigen Krieg zerstörte nördliche<br />

Seitenschiff bietet einen freien Blick in das Kircheninnere. Neben<br />

Resten eines rötlichen Wandverputzes sind die Konsolen der ehemaligen<br />

Nonnenempore sowie deren Zugang zur Kirche auszumachen.<br />

Kunsthistorisch bedeutsam sind die zum Teil mit Drachen -<br />

köpfen verzierten Pfeilerkapitelle sowie die gotischen Grabplatten<br />

der Familie von Breuberg. An den Wänden sind oberhalb der<br />

Arkaden bei genauem Hinsehen Reste ehemaliger Wandmalereien<br />

zu entdecken.<br />

Kirche, Inneres nach Ost<br />

Propstei von West<br />

Rankenkapitelle Propstei, Blick nach Süd-Ost<br />

Das Propsteigebäude<br />

Die südlich an die Kirche angrenzende ehemalige Propstei zeichnet<br />

sich als schmucker zweigeschossiger Wohnbau aus, der mit<br />

einer vierbogigen Arkade bewusst repräsentativ angelegt wurde<br />

<strong>und</strong> zum Niddertal ausgerichtet ist. Die kostbaren Steinmetzarbei -<br />

ten an den dekorativen Fensterarkaden des Propsteigebäudes<br />

zeigen die Nachbarschaft zu Burg Münzenberg <strong>und</strong> zur Burg<br />

Büdingen. Die an der Ostseite erkennbare Konsole mit drei<br />

Köpfen, Rest eines ehemaligen Kapellenerkers, erinnert an etliche<br />

andere Burgen der Stauferzeit. Dieses romantische Ensemble, das<br />

zu Recht vor etlichen Jahren in der FAZ (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung) mit dem schlafenden Dornröschen verglichen wurde, zählt<br />

zu den schönsten Bauten der Romanik in der Wetterau <strong>und</strong> lohnt<br />

unbedingt einen Besuch. Seit Einrichtung des Bonifatiuswegs von<br />

Mainz nach Fulda wurden auch Wegweiser für Wanderer aufgestellt.<br />

Erst Herrensitz, dann Frauen -<br />

kloster, schließlich Gutshof<br />

Der Herrenhof<br />

Wann der Platz besiedelt wurde, lässt sich nur vermuten. F<strong>und</strong>e gehen<br />

auf das 8. Jh. zurück. In diesem Zeitraum waren Siedlungs namen auf „dorf“<br />

sehr verbreitet. Konrad, ein Lehnsmann des Klosters Fulda, war<br />

vermutlich Gründer dieses Herrenhofs. Dazu gehörte eine erstaunlich<br />

große Saalkirche mir Rechteckchor, deren F<strong>und</strong>amente im Mittelschiff<br />

ergraben wurden. Diese Kirche entstand möglicherweise im Zusam -<br />

menhang mit der letzten Reise des Bischofs Bonifatius, da Konradsdorf<br />

unmittelbar an dieser Route liegt.<br />

Die Burganlage<br />

Um 1000 wurde der Herrenhof zu einer kleinen Burganlage umgewandelt,<br />

die jedoch in der Mitte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts zu Gunsten der<br />

Errichtung weitläufigerer Burganlagen in Büdingen <strong>und</strong> in Ortenberg<br />

aufgegeben wurde. Die F<strong>und</strong>amente eines annähernd quadratischen<br />

Burgturmes im heutigen Nordschiff der Basilika <strong>und</strong> Abschnitte einer<br />

starken Umfassungsmauer wurden bei Grabungen gef<strong>und</strong>en.

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