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Fischstube_Fischerstube

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Fischstube oder Fischerstube?

Fischerstube hiess das Restaurant im Landidörfli 1939, behauptet die Stadt.

Falsch, entgegnen TA-Leser, es hiess Fischstube. Wer hat Recht? Beide.

Jürg Rohrer

Das Hochbauamt will das bekannte Restaurant Fischstube am Zürichhorn in zwei

Jahren wegen Altersschwäche abbrechen und durch einen Neubau ersetzen. Ende

Januar hatte Stadträtin Kathrin Martelli das neue Projekt vorgestellt, das einem

Architekturwettbewerb entsprungen war. Dabei verwendete sie konsequent den

Namen Fischerstube, obwohl das heutige Lokal Fischstube heisst. Begründung: Man

habe den ursprünglichen Namen gewählt, weil der Neubau die Form und das

Schilfdach des Originals von 1939 übernimmt. So stand es am nächsten Tag auch im

TA, worauf sich mehrere Leser meldeten mit dem Hinweis, dass das Restaurant von

Anfang an Fischstube geheissen habe und nicht erst seit 1945, wie von der Stadt

behauptet.

Tatsächlich konnten Sissy und Armin Kistler aus Riazzino ihre Aussage mit

Ansichtskarten vom Landi-Dörfli belegen, die alle mit Fischstube angeschrieben sind.

Und Rudolf Reimann aus Winterthur konnte sogar den offiziellen Katalog der

Landesausstellung von 1939 vorlegen, worin eindeutig und mehrfach steht:

Fischstube.

Zwei Kataloge, zwei Versionen

Wie um Himmels willen kommt also das Hochbaudepartement auf die Idee, immer

von der Fischerstube zu reden? Jan Capol, Bereichsleiter Archäologie und

Denkmalpflege, gibt folgende Antwort: Im offiziellen Führer von 1939 finden sich die

Begriffe «Fischstube», «Fisch-Restaurant», «Fischer-Bar», «Restaurant des

pêcheurs» und «Haus der Fischerei». Im Spiegel der Landesausstellung, dem

offiziellen Katalog der Landi von 1940, steht als Titel zum Baubeschrieb hingegen:

Fischerstube. Und im Text dazu: «Der Seeraum zwischen Fischerstube und

Fischerhütte war gegen den See mit Drahtgeflecht abgesperrt und fand Verwendung

als Wett-Fischteich.» Im selben Katalog sind die zwei Fotos der Anlage mit

«Fischerstube» betitelt. Überdies schrieben die Architekten Kündig und Oetiker ihren

Bau mit «Fischerstube» an.

Ohne Terrasse

Fazit von Jan Capol: Die Ausgangslage sei auf Deutsch nicht eindeutig, während die

französische und die italienische Version eindeutig mit «Fischerstube» zu übersetzen

sei. Die Stadt ziehe «Fischerstube» vor, da es um die Fischerei gegangen sei und

gehen solle und nicht nur ums Fische-Essen.

Dass für die Denkmalpflege das Kulinarische in der Fischerstube nicht im

Vordergrund steht, hat sie früher schon klargemacht: Auf ihren Anstoss hin verlangte

das Amt für Hochbauten im Architekturwettbewerb, dass der Neubau keine Terrasse


auf der Seeseite hat. Der Originalbau von 1939, der 1956 abbrannte, hatte das auch

nicht. Ausgerechnet die im Sommer beliebteste Terrasse soll es im Neubau nicht

mehr geben – nicht nur Fisch essende Gäste verstehen das nicht, auch den

Gemeinderäten Susi Gut und Markus Schwyn stiess das auf: Sie reichten ein

Postulat für die Rettung der Seeterrasse ein. Noch zwei Sommer gibt es die heutige

Fischstube, 2012 wird abgerissen und aufgebaut, und 2013 geht die neue

Fischerstube auf – besser bekannt als Fischstube.

Im Orientierungsplan des Katalogs der Landesausstellung steht: Fischstube.

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