Beschaffung von Hydraulik-Schlauchmeterware und ...
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>von</strong> <strong>Hydraulik</strong>-<strong>Schlauchmeterware</strong> <strong>und</strong> -<br />
Schlauchleitungen<br />
Auf Qualiät achten!<br />
<strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen werden in fast allen stationären <strong>und</strong> mobilen Maschinen mit hydraulisch<br />
gesteuerten Baugruppen eingesetzt, insbesondere dort, wo starre Rohre für die Energieübertragung nicht<br />
in Frage kommen. Im Zuge der globalisierten Märkte werden zunehmend auch <strong>Hydraulik</strong>schläuche aus<br />
verschiedensten Ländern bezogen <strong>und</strong> meist hierzulande mit den gewünschten Anschlussarmaturen<br />
versehen <strong>und</strong> zu <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen verarbeitet bzw. „konfektioniert“.<br />
Von Seiten der hiesigen Konfektionäre wurde dem Fachausschuss zuletzt häufiger über die<br />
unregelmäßige Qualität der weltweit beschafften bzw. angelieferten Schlauchwaren berichtet. Die Druck-<br />
<strong>und</strong> Impulsfestigkeit sei <strong>von</strong> Lieferung zu Lieferung sehr unterschiedlich <strong>und</strong> erfülle oft nicht die<br />
Normanforderungen. Dies beeinflusst dann sowohl die Sicherheit <strong>von</strong> Maschinen als auch den Aufwand<br />
für deren Instandhaltung negativ. Auch kann ein Maschinenhersteller ein Imageproblem bekommen,<br />
wenn <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen nicht mehr die geforderten Standzeiten erreichen. Viele<br />
Konfektionäre haben dieses Problem mit der weltweit beschafften Schlauchware erkannt <strong>und</strong> arbeiten<br />
daran bzw. beraten ihre K<strong>und</strong>en, nur geprüfte Premiumware mit der gewohnten Qualität einzusetzen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der wechselhaften Qualität sollten Betreiber bzw. Besteller der Erst- bzw. Ersatzbeschaffung<br />
<strong>von</strong> <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen die nötige Vorsicht walten lassen. Auf der angelieferten Schlauchware<br />
sind die erforderlichen Angaben nach den Schlauchleitungsnormen z.B. DIN EN 853-857 (Normenliste<br />
siehe z.B. Berufsgenossenschaftliche Regel BGR 237 „<strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen“) vorhanden. Ob die<br />
<strong>Schlauchmeterware</strong> bzw. konfektionierte Schlauchleitung einer Norm oder gar zusätzlichen<br />
Lieferspezifikationen entspricht, kann aber nur durch Prüfungen auf geeigneten Prüfständen beurteilt<br />
werden.<br />
Was kann getan werden?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte nur geprüfte <strong>Schlauchmeterware</strong> <strong>und</strong> geprüfte <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen <strong>und</strong><br />
auch nur <strong>von</strong> zertifizierten Lieferanten bzw. Herstellern (auch als Einkäufergemeinschaft) bezogen<br />
werden. Die Zertifizierung basiert auf einem Audit der Zulieferkette <strong>und</strong> umfasst neben der Abfrage der<br />
technischen Ausstattung des Konfektionär mit Verpressgeräten, die eine Reproduzierbarkeit <strong>von</strong><br />
Pressergebnissen zulassen, <strong>und</strong> mit Berst- <strong>und</strong> Impulsprüfständen auch ein Audit der<br />
Betriebsorganisation einschl. eines Qualitätsmanagement, welches die Verfahren- <strong>und</strong><br />
Arbeitsanweisungen für eine dauerhaft reproduzierbare Qualität konfektionierter <strong>Hydraulik</strong>-<br />
Schlauchleitungen sicherstellt. Dazu gehören auch entsprechend hinterlegte Arbeitsprozesse bei der<br />
Einarbeitung neuer Mitarbeiter bzgl. der Verpressung sowie bei der Auftragsbearbeitung einschl.<br />
Kontrolle bzw. Prüfungen mittels Prüfständen.<br />
Der Maschinenhersteller bzw. Erstbeschaffer sollte darauf achten, dass sein Lieferant bzw. Konfektionär<br />
zertifiziert ist <strong>und</strong> über die technische Ausstattung <strong>und</strong> die Kenntnisse zur Überprüfung der Verpressung<br />
<strong>und</strong> ggf. der Impulsfestigkeit der <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen nach den einschlägigen Normen verfügt.<br />
Der Konfektionär muss imstande sein, die Zulieferkette einschl. der Lieferanten, Inverkehrbringer oder<br />
Direktimporteure zu überprüfen bzw. zu qualifizieren. Konfektionäre <strong>und</strong> Einkäufergemeinschaften<br />
können die Prüfung der weltweit beschafften Schlauchwaren bzw. Schlauchleitungen auch an<br />
qualifizierte externe Stellen mit entsprechenden Dienstleister bzw. Prüfeinrichtungen vergeben.<br />
Die Überprüfung <strong>von</strong> Schlauchhersteller <strong>und</strong> <strong>Schlauchmeterware</strong> umfasst folgende Teilschritte:
1. Der Schlauchlieferant bzw. das Schlauchmaterial muss in einem systematischen Prozess einer<br />
„Werkserstbesichtigung“ bzw. die Schlauchware einer Erstbemusterung inklusive<br />
Erstmusterprüfbericht (oft auch FAIR, First Article Inspection Report, genannt) unterzogen<br />
werden. Dies stellt die generelle Tauglichkeit des Lieferanten bzw. der zu beschaffenden Artikel<br />
sicher. Hierdurch wird die Übereinstimmung mit den relevanten Normen <strong>und</strong> Anforderungen<br />
überprüft. Die Dokumente sind zu archivieren. Die Werkserstbesichtigung sollte noch erweitert<br />
werden um Maschinenfähigkeitsuntersuchungen, FMEAs, Kontroll-Prozesse etc., sowohl bzgl.<br />
der Schlauchherstellung als auch den QM-Prozessen des Schlauchherstellers. Dann wendet man<br />
den recht aufwändigen PPAP (Production Part Approval Process, ein Verfahren aus der QS 9000)<br />
an.<br />
2. Nach bestandener Werkserstbesichtigung <strong>und</strong> Erstbemusterung muss die Qualität innerhalb der<br />
Serienlieferungen sichergestellt werden. Hier geht es um das tägliche Geschäft des<br />
Qualitätsmanagement. Der Konfektionär kann auch in diesem Fall berechtigt einen<br />
entsprechenden Prozess beim Schlauchhersteller fordern, der eine regelmäßige Prüfung der<br />
Schlauchwaren gemäß schriftlich niedergelegtem Prüfplan umfassen sollte. Die Stichprobenanzahl<br />
innerhalb dieses Prüfplans ist i. d. Regel dynamisiert, d.h., dass ein guter Lieferant weniger häufig<br />
als ein weniger guter Lieferant geprüft wird. Schlechte Lieferanten werden entweder qualifiziert<br />
oder nicht mehr berücksichtigt.<br />
Jeder Konfektionär bzw. Maschinenhersteller kann diese o.g. systematischen Prozesse inklusive<br />
Evidenzen (empirische Bef<strong>und</strong>e) vom Schlauchlieferanten bzw. Konfektionär fordern. Ein detaillierter<br />
Abnahmeprozess ist Stand der Technik <strong>und</strong> alle Konfektionäre sollten diesen Abnahmeprozess bzgl. der<br />
Schlauchlieferanten beherrschen. Um eine immer gleichbleibende Verpressung zu gewährleisten, muss<br />
der Konfektionär zudem den Wartungsplan des Verpressgeräteherstellers beachten. Dieser sollte auch die<br />
Prüfung der Verpresswerkzeuge umfassen bzw. mögliche Nachkalibrierungen beschreiben.<br />
Die Berufsgenossenschaftliche Regel BGR 237 „<strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen“ bezeichnet die Prüfer für<br />
<strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen als „Befähigte Person“ nach TRBS 1203. Dies betrifft insbesondere die<br />
Prüfung beim Betreiber einer Maschine. Beim Hersteller der <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitung d.h. beim<br />
Konfektionär unterliegen Einhaltung <strong>von</strong> Qualitätskriterien <strong>und</strong> deren Kontrolle der Werksleitung bzw.<br />
der dazu eingerichteten Qualitätsprüfungsstellen. Deren Prüfprozesse sind im QM-Handbuch des<br />
zertifizierten Konfektionärs bzw. den internen Werksnormen hinterlegt, einschl. Leitung <strong>von</strong><br />
Auftragsdokumenten <strong>und</strong> Zeichnung des Konfektionärs auf die Richtigkeit seiner Arbeit. Letzteres<br />
beinhaltet auch das Messen der Pressmaße nach Vorgaben mit der aus der QS freigegebenen <strong>und</strong> in<br />
Versuchen ermittelten Pressmaßtabelle sowie die Prüfung auf Nippeleinfall mittels Prüfdorn.<br />
Zur Überprüfung <strong>von</strong> Schlauchleitungen gehört ferner, dass der Konfektionär die <strong>Hydraulik</strong>-<br />
Schlauchleitungen nur mit solchen Schläuchen <strong>und</strong> Schlaucharmaturen sowie nach solchen<br />
Verbindungsverfahren hergestellt werden, die ihre Funktionssicherheit in zutreffenden Prüfverfahren<br />
(z.B. DGUV-Test- oder TÜV-Baumusterprüfung) nachgewiesen haben. Dies kann <strong>und</strong> sollte der<br />
Maschinenhersteller vom Konfektionär bzw. Hersteller der <strong>Hydraulik</strong>schlauchleitung einfordern.<br />
Eine stichprobenmäßige Überprüfung der <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen auf Berstdruck- <strong>und</strong> Impulsfestigkeit<br />
(nach Norm oder zusätzlichen meist höheren Lieferspezifikationen) auf entsprechenden<br />
Prüfständen ist mit zusätzlichen Kosten verb<strong>und</strong>en, die an den K<strong>und</strong>en weitergegeben werden: Qualität<br />
hat eben ihren Preis.<br />
Wer als Betreiber ungewöhnlich frühe oder vorzeitige Ausfälle <strong>von</strong> <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen<br />
feststellt, sollte dies unbedingt dem Maschinenhersteller oder dem Konfektionär mitteilen, damit das<br />
Problem durch Änderung in der <strong>Beschaffung</strong>skette beseitigt werden kann.
Weitere Informationen zu <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen<br />
Weitere Informationen zu Auswahl, Normen bzw. zu Auswechselintervallen <strong>von</strong> <strong>Hydraulik</strong>-<br />
Schlauchleitungen <strong>und</strong> deren Richtwerten sind in der Berufsgenossenschaftlichen Regel BGR 237<br />
„<strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen“ enthalten. Dort sind auch Kriterien angeführt, die bei der Beurteilung<br />
einer Abweichung <strong>von</strong> den Richtwerten der BGR 237 bzw. einer Verlängerung oder Verkürzung der<br />
Auswechselintervalle herangezogen werden sollten. Die Erfahrungen des Betreibers dürfen dabei<br />
einfließen.<br />
Fragen zu <strong>Hydraulik</strong>-Schlauchleitungen beantwortet Ihnen:<br />
Fachausschuss Maschinenbau,<br />
Fertigungssysteme, Stahlbau – FA MFS<br />
Postfach 3780<br />
55027 Mainz<br />