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DGL-Mitteilungen I/2004 - Weißensee-Verlag GbR

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<strong>DGL</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> I/<strong>2004</strong><br />

Dankesworte und Kommentar<br />

anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft durch die <strong>DGL</strong> am 30.09.03<br />

Dietrich Uhlmann:<br />

Ich empfinde diese Auszeichnung als eine außerordentlich große Ehre, muss auch erwähnen, das<br />

ich mir nunmehr fast schon wie ein Geist aus der Vergangenheit der Limnologie vorkomme. Aus<br />

beiden Gründen fühle ich mich dazu verpflichtet, etwas über meinen wissenschaftlichen Werdegang<br />

zu berichten.<br />

Ich war bereits 1955 beim Treffen der deutschen Limnologen im neu errichteten Institut für Binnenfischerei<br />

der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (der DDR) in Berlin- Friedrichshagen<br />

am Müggelsee dabei. Damals reisten H. J. Elster und Frau mit einem Motorroller an, und die meisten<br />

„Ost-Teilnehmer“ bestaunten das großartige Fahrzeug. Die nächste gesamtdeutsche Limnologentagung<br />

fand (nach dem SIL Kongreß 1956 in Finnland) erst im Herbst 1957 statt, und zwar in<br />

Krefeld-Hülserberg. Die dortige Limnologische Station Niederrhein stand unter der Leitung von H.<br />

W. Schmidt-Ries. An der Organisation der Tagung (der sich eine zweitägige Exkursion zum Laacher<br />

See und an die Eifelmaare anschloss) waren V. Herbst und K. Seidel maßgeblich beteiligt.<br />

Frau Seidel ging bald darauf nach Plön und war dort noch als Mitarbeiterin Thienemanns tätig. Zu<br />

den besonders aktiven Teilnehmern der Limnologentagung 1957 gehörten (nach meinem subjektiven<br />

Eindruck) H. Caspers (Hamburg), J. Illies (Schlitz) und T. Schräder (Jena). Letzterem gelang<br />

es bald darauf, bei der Berliner Akademie der Wissenschaften im Zusammenhang mit dem Bau<br />

eines Versuchs-Atomkraftwerkes am Stechlinsee die Gründung des limnologischen Laboratoriums<br />

Neuglobsow zu erwirken. Für dieses Laboratorium, jetzt Bestandteil des IGB Berlin, wurde 2003<br />

ein großzügig ausgestatteter Neubau eingeweiht.<br />

Im deutschsprachigen Raum (Wien und Salzburg) fand auch der SIL-Kongress 1959 statt, auf dem<br />

sich mir u.a. F. Ruttner und I. Findenegg eindrucksvoll in Erinnerung brachten. Die letzte gesamtdeutsche<br />

Limnologentagung war, wenn ich mich recht erinnere, 1960 in Hamburg.<br />

Im gleichen Jahr interessierte sich das Biologische Institut des Bitterfelder Chemiekombinates aus<br />

kaum noch nachvollziehbaren Gründen für die Kultivierung von Scirpus lacustris in (neutralen) Tagebaurestseen,<br />

und Uhlmann wurde dazu eingeladen, mit nach Plön zu fahren, von wo Frau<br />

Seidel für die Besichtigung einiger Restseen des Braunkohlentagebaues abgeholt wurde. Mit der<br />

Vorbereitung und dem Bauablauf des Plöner Instituts-Neubaus war vor allem W. Ohle befasst, den<br />

ich zu meinen langjährigen Förderern rechne. Ohle publizierte einige meiner wesentlichsten Arbeiten<br />

im „Archiv für Hydrobiologie“ und war an deren Inhalt sehr interessiert. Ohle war seit seiner<br />

Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion mit S. I. Kusnezow befreundet, dessen Buch „Die Rolle<br />

der Mikroorganismen im Stoffkreislauf der Seen“ (VEB Deutscher <strong>Verlag</strong> der Wissenschaften, Berlin<br />

1959) erheblichen Einfluss auf mein naturwissenschaftliches Weltbild nahm. Dieses war auch<br />

schon viel früher durch „Ereignisse am Rande“ mitbestimmt worden, z.B. dadurch, dass ich als<br />

Student zweimal auf Fischereifahrzeugen über weite Strecken (nördliche Nordsee bzw. Barentssee)<br />

mitreisen durfte, um aus dem Beifang Kursmaterial für das Zoologische Institut Leipzig zu besorgen.<br />

Bei dieser Gelegenheit konnten auch Proben für einen Phytoplankton-Längsschnitt zwischen<br />

Ostsee und Nordmeer entnommen werden.<br />

Ich gehöre dem Diplomjahrgang 1953 an. Das sind exakt 50 Jahre vor der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft<br />

der <strong>DGL</strong>. Meine akademischen Lehrer an der Universität Leipzig waren W.<br />

Rammner, ein Schüler von R. Woltereck und E. Wagler, die sein Interesse u.a. auf die planktischen<br />

Cladoceren gelenkt hatten, und nach Rammners frühem Tod, A. Wetzel. Mit seinen früheren<br />

Schülern H. J. Elster und H. Liebmann teilte Wetzel das besondere Interesse an der Hydrobiologie.<br />

Er war 1945 „in den Westen“ gegangen, hatte in Langenargen gearbeitet und 1952 einen Ruf als<br />

Professor für Zoologie an die Universität Leipzig angenommen. Wetzel hing sehr an seinem Haus<br />

in Hohenstein-Ernstthal mit Fernblick bis zum Kamm des Erzgebirges. Meine Diplomarbeit, noch<br />

von Rammner betreut, befasste sich mit der natürlichen Nahrung von Daphnia magna und D.<br />

pulex. Dabei sollte versucht werden, die Püttersche Theorie (Ernährung hauptsächlich von gelösten<br />

organischen Stoffen) zu widerlegen, was auch gelang. Die Daphnien erreichten in abwasserbelasteten<br />

Dorfteichen Individuendichten bis ca. 1000/l und zeigten sich in der Lage, das<br />

Wasser klarzufiltrieren. Der gleiche Effekt konnte auch im Laborversuch mit Nano-Phytoplanktern<br />

oder mit Bakterien aus Abwasser-Einleitungen nachgewiesen werden (bei spezifischen Wachs-<br />

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