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DGL-Mitteilungen I/2004 - Weißensee-Verlag GbR

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Seite 29<br />

<strong>DGL</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> I/<strong>2004</strong><br />

für Trink-, Brauch- und Abwasserbiologie am Zoologischen Institut, die er zeitweise auch leitete. Im<br />

Jahr 1964 habilitierte er sich mit Ergebnissen zu Untersuchungen des Stoffumsatzes und der<br />

Planktondynamik in extrem nährstoffreichen Flachgewässern. Zukunftsweisend waren in diesem<br />

Zusammenhang die Erkenntnisse Dietrich Uhlmanns zum Einfluss von Aufenthaltszeit und Biofiltration<br />

durch Daphnien auf die Steuerung der Phytoplanktonentwicklung: Was inzwischen unter<br />

dem Begriff „Biomanipulation“ als ein wichtiges Anwendungsgebiet in der Ökotechnologie von<br />

aquatischen Systemen verstanden wird, beschrieb Dietrich Uhlmann damals schon als „Daphnien-<br />

Klarwasserstadium“. Die Ergebnisse fanden weitere experimentelle Bestätigung und Vertiefung in<br />

Labor-Ökosystemen mit der bedeutsamen Feststellung, dass der Community – Stoffwechsel relativ<br />

konstant ist, jedoch die Struktur der Organismengemeinschaft und die Dominanz der Arten sehr<br />

variieren kann.<br />

Im Jahr 1967 erhielt Dietrich Uhlmann den Ruf für den Lehrstuhl Hydrobiologie am gleichnamigen<br />

Institut der Technischen Universität Dresden, dessen Leiter er bis zum Jahre 1995 war. In dieser<br />

Zeit bildete er Generationen von Hydrobiologen mit einer deutlichen Hinwendung zur angewandten<br />

Hydrobiologie aus, wodurch die Dresdener Hydrobiologenschule ein besonderes Profil erlangte.<br />

Aber auch eine Vielzahl von Chemikern, Hydrologen und Ingenieuren im Wasserbereich brachte er<br />

mit hydrobiologischen Grundlagen, Untersuchungsmethoden und Bewertungen in Kontakt. In diesem<br />

Sinne hat er von Beginn seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit an intensive und erfolgreiche<br />

Anstrengungen unternommen, interdisziplinär zwischen Naturwissenschaftlern und Ingenieuren zu<br />

vermitteln. Sehr viel Zeit und Kraft widmet er bis zum heutigen Tage der Ausbildung von Fachkräften<br />

und Wissenschaftlern aus Entwicklungsländern im Rahmen des UNESO- Postgradualstudiums<br />

„Environmental Management of Developing Countries“. Er hielt zahlreiche Gastvorlesungen<br />

im Ausland. Seit 1971 ist Dietrich Uhlmann Ordentliches Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und leitete dort die<br />

Arbeitsgruppe „Limnologie von Talsperren“. Dietrich Uhlmann war maßgeblich an Aufbau und<br />

Entwicklung der heutigen Ökologischen Station Neunzehnhain im Erzgebirge beteiligt. Mit mehr als<br />

150 Publikationen auf den Gebieten der Abwasserbiologie, der Limnologie von Talsperren, der Eutrophierung<br />

und Sanierung von Gewässern und auf anderen Gebieten der angewandten Gewässerforschung<br />

sowie mit seinem in deutscher und englischer Sprache erschienenem Lehrbuch der<br />

Technischen Hydrobiologie hat er ein hohes nationales und internationales Ansehen erlangt. Er<br />

trug als einer der Koordinatoren des BMFT-Verbundvorhabens "Stehende Gewässer" von 1993 bis<br />

1998 maßgeblich zum Gelingen des Vorhabens und dazu bei, dass viele junge ebenso wie profilierte<br />

Limnologen der neuen Bundesländer in die bundesdeutsche Forschungslandschaft integriert<br />

wurden. Große Verdienste erwarb sich unser Ehrenmitglied als Mitherausgeber der Internationalen<br />

Revue der gesamten Hydrobiologie. Trotz der relativen wissenschaftlichen Isolation in der DDR<br />

gelang es ihm, die wissenschaftlichen Kontakte auf dem Gebiet der Wasserforschung über diese<br />

Herausgeberschaft und durch sein anerkanntes Engagement in internationalen Gremien zu entwickeln.<br />

Dazu gehören die Tätigkeiten als nationaler Korrespondent des wissenschaftlichen Komitees<br />

zu Umweltproblemen (SCOPE), als Mitglied des Internationalen Rates der wissenschaftlichen<br />

Vereinigungen (ISCU) sowie des Nationalkomitees des Internationalen Hydrologischen Programms<br />

(IHP) und im Programm Man and Biosphere (MAB). Für zwei Wahlperioden (1987 bis<br />

1992) war Dietrich Uhlmann Vizepräsident der Internationalen Vereinigung für theoretische und angewandte<br />

Limnologie (IVL) / International Association of Theoretical and Applied Limnology (SIL).<br />

Für seine grundlegenden Arbeiten über die Limnologie von Abwasserteichen und Stauseen, über<br />

die Biologie und Steuerung von eutrophierten und belasteten Ökosystemen und anderen Gebieten<br />

der angewandten Limnologie erhielt er 1987 die höchste Auszeichnung der SIL, die Thienemann –<br />

Naumann - Gedenkmedaille. Darüber hinaus wurde er 1989 mit der Caspar Friedrich-Wolff-Medaille<br />

der Biologischen Gesellschaft der DDR und 1991 mit der Kolkwitz-Plakette des WaBoLu -<br />

Institutes des Umweltbundesamtes geehrt.<br />

Auch heute ist sein Arbeitsplatz in der TU Dresden nicht verwaist. Noch immer werden seine fachliche<br />

Kompetenz und Expertise in vielen Gremien und als Gutachter sehr geschätzt. Kollegen und<br />

Schüler Dietrich Uhlmanns achten ihn vor allem wegen seiner angenehm bescheidenen Art, seiner<br />

Kunst zu motivieren, seiner Gradlinigkeit und seines universellen Wissens.<br />

Im Namen seiner Schüler und Kollegen<br />

Brigitte Nixdorf, Michael Hupfer und Lothar Paul

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