L ase r-Akupunktur und funktionelle Magnetre sonanz ... - RJ Laser
L ase r-Akupunktur und funktionelle Magnetre sonanz ... - RJ Laser
L ase r-Akupunktur und funktionelle Magnetre sonanz ... - RJ Laser
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LightNeedle<br />
Photonenenergie auf den Punkt gebracht.<br />
Produkt- <strong>und</strong> Therapiebeschreibung<br />
1
2<br />
LightNeedle - Konzept
Das modulare Konzept für die Praxis<br />
Der LightNeedle-L<strong>ase</strong>r wird modular,<br />
wie eine Sonde, an einen der beiden L<strong>ase</strong>rausgänge<br />
des Physiol<strong>ase</strong>rs oder des<br />
Photonics angeschlossen. Alle Therapiefunktionen<br />
stehen dem LightNeedle-<br />
L<strong>ase</strong>r direkt zur Verfügung.<br />
Sie können eine L<strong>ase</strong>rsonde (Punkt/Fläche)<br />
<strong>und</strong> den LightNeedle-L<strong>ase</strong>r (oder 2<br />
LightNeedle-L<strong>ase</strong>r) gleichzeitig nutzen,<br />
um z.B. eine simultane Energielenkung über<br />
Ohrpunkte durchzuführen oder zwei Patienten<br />
gleichzeitig zu behandeln.<br />
Ausstattung: 12 Ausgängen (3x4), 12 L<strong>ase</strong>rdioden<br />
á 50 mW/655 nm.<br />
Umfangreiches optionales Zubehör:<br />
Einzelsonden<br />
510A 785 nm/50 mW<br />
511A 810 nm/500 mW<br />
514A 638 nm/150 mW<br />
512A 670 nm/200 mW<br />
515A 904 nm/90 W<br />
LightNeedle - Konzept<br />
Flächensonden<br />
516A gepulst<br />
5 x 904 nm/30 Watt<br />
517A Standard<br />
4 x 785 nm/55 mW + 4 x 655 nm/40 mW + 4 x<br />
655/5 mW<br />
519 derma<br />
2 x 785 nm/55 mW + 6 x 655 nm/45 mW + 4 x<br />
635/5 mW<br />
519A brush<br />
4 x 785 nm/55 mW + 4 x 655 nm/40 mW + 4 x<br />
655/5 mW<br />
5090B Fiberoptik (0 O )<br />
5090E Wagen (Physiol<strong>ase</strong>r + LightNeedle)<br />
5090F Halter für die Fiberoptik<br />
Lieferumfang: LightNeedle, Netzteil, Lichtleiter,<br />
Halter, Schutzbrille, Handbuch, Bedienungsanleitung,<br />
Bereitschaftstasche, L<strong>ase</strong>rwarnzeichen.<br />
L<strong>ase</strong>rklasse 3B Warnschilder am Gerät:<br />
3
Therapieerfolg durch Innovation<br />
Das neuartige <strong>RJ</strong> LightNeedle-System<br />
besteht aus innovativen Komponenten, die<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für den dauerhaften Therapieerfolg<br />
darstellen.<br />
Die Bedienung wurde an die Anforderung der<br />
täglichen Praxis ausgerichtet <strong>und</strong> optimiert,<br />
mit z.B. schneller Direktwahl in Gruppen <strong>und</strong><br />
modularer bauweise. Daraus ergibt sich ein<br />
ökonomischer Einsatz mit geringsten Kosten<br />
für den Anwender.<br />
Patentierter L<strong>ase</strong>rausgang<br />
Der patentierte L<strong>ase</strong>rausgang (Auflage)<br />
bietet eine sichere <strong>und</strong> dauerhafte Therapie:<br />
1. da der L<strong>ase</strong>rstrahl immer direkt ins<br />
Gewebe tritt (90 o ) <strong>und</strong> die Fiber nicht<br />
abknicken kann.<br />
2. da der Fiberausgang auch auf kleinen<br />
Flächen <strong>und</strong> extremen R<strong>und</strong>ungen exakt<br />
zu positionieren ist.<br />
Der Patient kann in jeder Körperlage<br />
behandelt werden, Vorder- <strong>und</strong> Rückseite<br />
gleichzeitig.<br />
3. da der Fiberausgang mit praxisüblichem<br />
Pflaster fixiert wird.<br />
Die wesentlichen Vorteile:<br />
4<br />
LightNeedle - Vorteile<br />
� modulares System<br />
� 12 Ausgänge á 50 mW/655 nm<br />
� Speziallichtleiter (stabile Aufl age), pat.<br />
�� Standardpfl aster zum Fixieren<br />
� zwei Patienten simultan behandeln<br />
� alle Biofrequenzen<br />
� kompakt, platzsparend <strong>und</strong> mobil
LightNeedle - Therapie<br />
<strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> tiefe Gewebeschichten<br />
Der LightNeedle-L<strong>ase</strong>r ermöglicht<br />
eine exakte <strong>und</strong> starke L<strong>ase</strong>rstimulation von<br />
Punkten <strong>und</strong> tiefen Gewebeschichten für<br />
viele therapeutische Anwendungen.<br />
So einfach geht es:<br />
Kleben Sie die patentierte Auflage auf die zu<br />
behandelnde Körperpartie, <strong>Akupunktur</strong>- oder<br />
Triggerpunkte.<br />
Wählen Sie die Therapiedauer (ev. Frequenz<br />
oder Therapieprogramm) <strong>und</strong> drücken START.<br />
Das LightNeedle-Gerät schaltet sich<br />
automatisch nach Ablauf der Therapiezeit ab.<br />
Sanfte <strong>und</strong> starke <strong>Akupunktur</strong><br />
LightNeedle-<strong>Akupunktur</strong> ist sanft<br />
<strong>und</strong> schmerzlos. Sie bietet einen lang<br />
anhaltenden Stimulus ohne zusätzliche<br />
Manipulation, wie es bei der Nadel üblich<br />
ist. L<strong>ase</strong>rakupunktur scheint sogar effektiver<br />
als Nadelakupunktur zu sein <strong>und</strong> wird vom<br />
Patienten gut angenommen*.<br />
LLLT - breites Anwendungsspektrum<br />
Der LightNeedle-L<strong>ase</strong>r kann für<br />
nahezu alle medizinischen L<strong>ase</strong>ranwendungen<br />
(LLLT) genutzt werden, außer zur Therapie<br />
offener W<strong>und</strong>en (eine Flächensonde oder<br />
der Photonic ist dafür erforderlich).<br />
� <strong>Akupunktur</strong> (Ohr/Körper)<br />
�� Triggerpunkte<br />
� Knochen/Gelenke/Muskulatur<br />
� Sehnen (z.B. Carpaltunnelsyndrom)<br />
� Nerven<br />
* Patients’ sensation during and after l<strong>ase</strong>r needle versus metal<br />
needle treatment”. van Amerongen KS, et al<br />
RESULTS: The common metal needle technique was well known<br />
by the patients in comparison to the l<strong>ase</strong>r needle method<br />
(p
6<br />
LightNeedle - Therapie<br />
Die Lichtleiter werden gemäß den Richtlinien<br />
der <strong>Akupunktur</strong> anstelle von Nadeln auf die<br />
indizierten Punkte geklebt. Die Therapiedauer<br />
beträgt ca. 10-15 Minuten.<br />
Es können je nach Fall zusätzlich noch<br />
weitere Punkte per Sonde hinzugenommen<br />
werden (z.B. Ohrpunkte).
LightNeedle - Therapie<br />
Triggerpunkte, Schmerzpunkte<br />
Muskelschmerzen<br />
Muskelverhärtung, Verspannungen,<br />
Förderung der Regeneration nach<br />
Sport<br />
Sehnen (z.B. Tendinitis, Carpaltunnel<br />
Syndrom)<br />
Zerrungen, Prellungen, Verletzung<br />
Ödeme<br />
Wirbelsäule <strong>und</strong> Bandscheiben, Ischalgie<br />
Gelenke (Arthrits, Arthrose)<br />
Schulter-/Armsyndrom<br />
Nackenschmerzen<br />
Muskelverhärtungen beidseitig der<br />
Wirbelsäule<br />
Siehe hierzu auch :<br />
Effect of 655-nm Low-Level L<strong>ase</strong>r Therapy on Exercise-<br />
Induced Skeletal Muscle Fatigue in Humans<br />
Ernesto Cesar Pinto Leal Junior, M.Sc.,1,2,3 Rodrigo Álvaro Brandão<br />
Lopes-Martins, Ph.D.,4 Francis Dalan, P.T.,5 Maurício Ferrari, P.T.,5<br />
Fernando Montanari Sbabo, P.T.,5 Rafael Abeche Generosi, P.E.,6<br />
Bruno Manfredini Baroni, P.T.,5 Sócrates Calvoso Penna, Ph.D.,4<br />
Vegard V. Iversen, Ph.D.,8 and Jan Magnus Bjordal, Ph.D.3,7<br />
7
8<br />
LightNeedle - Therapie<br />
Bei Ischalgie <strong>und</strong> Schmerzen im Bereich der<br />
Lendenwirbelsäule werden die Lichtleiter<br />
dicht im Bereich des Nervenaustritts<br />
plazieren.<br />
Desweiteren kann es je nach Fall ratsam sein,<br />
den Nervenlauf zu belegen.<br />
Die Behandlung der Arthrose verlangt eine<br />
exakte Positionierung des Strahlaustritts in<br />
Richtung Gelenkspalt. Die Photonenenergie<br />
muß in den Glenkspalt eintreten <strong>und</strong> soll<br />
vom Knorpel absorbiert werden können <strong>und</strong><br />
nicht vom Knochen.<br />
Siehe auch;<br />
A systematic review of low level l<strong>ase</strong>r therapy with locationspecifi<br />
c doses for pain from joint disorders. A systematic<br />
review of low level l<strong>ase</strong>r therapy with location-specifi c doses<br />
for pain from chronic joint disorders<br />
Jan M Bjordal1, Christian Couppé2, Roberta T Chow3, Jan Tunér4<br />
and Elisabeth Anne Ljunggren1 1University of Bergen, Norway<br />
2L<strong>und</strong> University, Sweden 3Private Medical Practice, Sydney 4Private<br />
Dental Practice, Stockholm, Sweden<br />
Folgen von z.B. Gelenkverstauchungen,<br />
Prellungen, Zerrungen, Ödeme usw. werden<br />
behandelt, indem die Fläche gleichmäßig mit<br />
Lichtleitern belegt wird.
LightNeedle - Therapie<br />
Um die inneren Organe reflektorische zu<br />
erreichen, bietet sich die Stimulation von z.B.<br />
den Headschen Zonen <strong>und</strong> die Reflexzonentherapie<br />
an. Die Lichtleiter werden auf die<br />
entsprechende Zone aufgeklebt.<br />
Headsche Zonen<br />
Reflexzonen<br />
9
10<br />
LightNeedle - Therapie<br />
Da der L<strong>ase</strong>rstrahl tief eindringt, können die<br />
inneren Organe auch lokal direkt bestrahlt<br />
werden (z.B. Magen, Pankreas).<br />
Es liegen vielversprechende Erfahrungen bei<br />
Nierenerkrankungen vor (nach Schmalix).<br />
Erfolgreich wurde Niereninsuffizienz <strong>und</strong><br />
Nephrosklerose behandelt.<br />
Neurologische Störungen, Nervenschäden im<br />
Bereich des Nervenverlaufs etc. an der Stelle<br />
der Läsion bestrahlen.<br />
Siehe hierzu auch die Studien von Shimon Rochkind:<br />
L<strong>ase</strong>r Phototherapy, a New Modality in Treatment<br />
of Long-Term Incomplete Peripheral<br />
Nerve Injury: A Randomized Double-Blind<br />
Placebo-Controlled Study
Abstracts - L<strong>ase</strong>rakupunktur<br />
Neue Konzepte in der experimentellen <strong>Akupunktur</strong>forschung - Computerkontrollierte<br />
L<strong>ase</strong>rpunktur (CCL) mit der L<strong>ase</strong>rneedle® Technik<br />
G. Litscher1, D. Schikora2<br />
1 Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Universität<br />
Graz, Österreich<br />
2 Abteilung für Physik <strong>und</strong> Optoelektronik, Universität Paderborn, Deutschland<br />
Zusammenfassung: L<strong>ase</strong>rneedle® repräsentiert eine neue nicht-invasive optische <strong>Akupunktur</strong>stimulationsmethode,<br />
welche erst vor kurzem erstmals in der wissenschaftlichen Literatur<br />
beschrieben wurde [1].<br />
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Ergebnisse dieser randomisierten Studie im crossover<br />
Design in komprimierter Form zusammenzufassen. Die mittlere Blutflußgeschwindigkeit<br />
(vm) der A. ophthalmica zeigte sowohl nach L<strong>ase</strong>rneedle® Stimulation (p=0,01), als auch nach<br />
manueller <strong>Akupunktur</strong>nadelstimulation (p
Kirsten Stähler van Amerongen <strong>Akupunktur</strong> mit L<strong>ase</strong>rneedles bei Mastitis<br />
Erfahrungen mit einer neuen schmerzfreien <strong>Akupunktur</strong>stimulationsmethode<br />
Kirsten Stähler van Amerongen<br />
Die L<strong>ase</strong>rneedle- Technik ist ein nicht-invasives Verfahren, um mit L<strong>ase</strong>rlicht bestimmte<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkte zu stimulieren. Die tatsächlich auf die Haut während einer <strong>Akupunktur</strong>behandlung<br />
übertragene Strahlendosis pro L<strong>ase</strong>rnadel beträgt 40 bis 60 J [3]. Bisher wurde noch<br />
nicht über ein Verfahren zur Therapie einer Mastistis mit L<strong>ase</strong>rneedles berichtet.<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation unter Normkonditionen <strong>und</strong> Tinnitus<br />
Erste computergestützte Untersuchungen mit sehr frühen akustisch evozierten<br />
Potenzialen<br />
Gerhard Litscher1, Lu Wang1, Gerhard Schwarz2, Detlef Schikora3<br />
1Forschungseinheit für biomedizinische Technik in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität, AT-Graz<br />
2Klinische Abteilung für Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Medizinische Universität, AT-Graz<br />
3Fakultät für Naturwissenschaften, Universität Paderborn, DE-Paderborn<br />
Zielsetzung: Untersuchung der Effekte der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (LNS) auf sehr frühe (SFAEP)<br />
<strong>und</strong> frühe (FAEP) akustisch evozierte Potenziale, die bislang weder an Normkollektiven noch<br />
unter pathologischen Bedingungen, wie etwa Tinnitus, untersucht wurden.<br />
Studiendesign: Die Potenziale wurden bei 23 ges<strong>und</strong>en Probanden <strong>und</strong> bei einer 21 Jahre alten<br />
Patientin mit Tinnitus unter Ruhebedingungen sowie während kontinuierlicher <strong>und</strong> frequenzmodulierter<br />
LNS im Meatus acusticus externus untersucht.<br />
Material <strong>und</strong> Methoden: Über einen neu entwickelten Ohr-Adapter wurde mittels LNS (685 nm,<br />
4 x 30–40 mW, Dauer 10 min, 4 x 2,3 kJ/cm2) der Bereich des äußeren Gehörgangs stimuliert.<br />
Beurteilt wurden die Amplituden der SFAEP sowie jene des Summenaktionspotenzials des Hörnervs<br />
(Welle I) <strong>und</strong> des IV/V-Komplexes. Ergebnisse: Die SFAEP waren sowohl während kontinuierlicher<br />
(p = 0,019) als auch während frequenzmodulierter (p = 0,014) LNS gegenüber der<br />
Kontrollmessung im Sinne einer positiv gerichteten Zunahme der Amplituden der Reizantworten<br />
signifikant verändert.<br />
Schlussfolgerungen: Die LNS führt zu reproduzierbaren Alterationen der SFAEP. Eine eindeutige<br />
kausale Zuordnung ist derzeit noch nicht möglich. Thermische Effekte auf die Mittelohrmechanik<br />
oder Innenohrphysiologie aber auch stimulationsassoziierte Einflüsse auf die neuronale<br />
Leitfähigkeit im peripheren Anteil der Hörbahn wie etwa reizbezogene Depolarisationsvorgänge<br />
werden als mögliche Erklärungen für den signifikanten Unterschied der Messparameter<br />
diskutiert.<br />
12<br />
Abstracts - L<strong>ase</strong>rakupunktur
Abstracts - L<strong>ase</strong>rakupunktur<br />
Neuromodulierende Effekte der L<strong>ase</strong>rnadel <strong>und</strong> Punktualstimulation (Elektroakupunktur)<br />
– Erste vergleichende Betrachtungen<br />
G. LITSCHER, L.WANG, I. GAISCHEK n<br />
L<strong>ase</strong>rnadel- <strong>und</strong> elektrische Punktualstimulation (P-Stim) stellen neue Stimulationsmethoden im<br />
Bereich der Körper- <strong>und</strong> Ohrakupunktur dar.<br />
Sechzehn ges<strong>und</strong>e Probanden (mittleres Alter ± SD: 29,7 ± 4,7 Jahre; Bereich: 24 – 41 Jahre)<br />
wurden in einer randomisierten cross-over Studie unter Verwendung von zwei unterschiedlichen<br />
<strong>Akupunktur</strong>schemata (Körperakupunkturpunkte bzw. Ohrpunkte) placebokontrolliert untersucht.<br />
Der EEGBispektralindex (BIS), die Herzrate (HR) <strong>und</strong> der nicht-invasiv ermittelte mittlere arterielle<br />
Blutdruck (MAP) wurden vor,während <strong>und</strong> nach der Stimulation sedierender <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
evaluiert.<br />
Die optische <strong>und</strong> die elektrische Aktivierung zeigten stimulationsinduzierte signifikant (p < 0,05)<br />
reduzierte BIS-Werte, die HR <strong>und</strong> der MAP keine signifikanten Veränderungen.<br />
Sowohl L<strong>ase</strong>rnadel- als auch elektrische Punktualstimulation von sedierenden <strong>Akupunktur</strong>punkten<br />
führten zu signifikanten Veränderungen in der bioelektrischen<br />
Hirnaktivität. Die Antwortmuster waren jedoch unterschiedlich. Diese neuromodulierenden<br />
Effekte bedürfen hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz weiterer Untersuchungen in einem<br />
großen Patientenkollektiv.<br />
Quantitative Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong><br />
Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
G. Litscher1, L. Wang1, E. Huber1, D. Schikora2, G. Schwarz3<br />
1Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz, Österreich<br />
2Fachbereich Physik – Optoelektronik, Universität Paderborn, Deutschland<br />
3Klinische Abteilung für Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Medizinische Universität Graz, Österreich<br />
Die quantitative thermische Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellenbestimmung (QST) wurde bei<br />
29 erwachsenen ges<strong>und</strong>en Probanden (mittleres Alter 24,2 ± 2,7 Jahre; Bereich: 18–29 Jahre;<br />
20 Frauen, 9 Männer) unter Verwendung des Thermal Sensory Analyser TSA-II (Medoc Advanced<br />
Medical Systems, Ramat Yishai, Israel, <strong>und</strong> Minneapolis, Minnesota, USA) vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
bzw. Placebostimulation durchgeführt.<br />
Signifikante (p 0,001; t-test) geschlechtsspezifische Unterschiede konnten bei den Analysen der<br />
Kälteschmerzschwellenwerte beobachtet werden. Keine signifikanten Veränderungen hingegen<br />
waren in Parametern der thermischen Empfindungsschwellen <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong><br />
nach L<strong>ase</strong>rnadel- oder Placebostimulation an <strong>Akupunktur</strong>punkten für akuten Schmerz nachzuweisen.<br />
Bemerkenswert erscheint jedoch die Tatsache, daß bei den Frauen der Medianwert der<br />
Kälteschmerzschwelle nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation zu einem veränderten Schmerztoleranzniveau<br />
verschoben war (p = 0,479; paired t-test; n.s.). Der Einfluß der Stimulation von <strong>Akupunktur</strong>punkten<br />
für den chronischen Schmerz auf die vorliegenden Meßparameter soll in weiteren<br />
Untersuchungen objektiviert werden.<br />
13
L<strong>ase</strong>r-<strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> <strong>funktionelle</strong> <strong>Magnetre</strong><strong>sonanz</strong>tomographie (fMRT)<br />
Ein wichtiger Schritt in der Erforschung gr<strong>und</strong>legender Mechanismen der <strong>Akupunktur</strong><br />
<strong>und</strong> ihrer Wirkung<br />
Christian Siedentopf<br />
Die <strong>Akupunktur</strong> stellt weltweit eine der ältesten <strong>und</strong> am häufigsten angewandten Behandlungsformen<br />
dar. Ihre Wirkung konnte bisher in zahlreichen Studien belegt <strong>und</strong> anerkannt werden.<br />
Verstärkte Anstrengungen werden nun in der Erforschung des Wirkungsmechanismus der <strong>Akupunktur</strong><br />
unternommen.<br />
Mit der Entwicklung der <strong>funktionelle</strong>n <strong>Magnetre</strong><strong>sonanz</strong>- Tomographie (fMRT) seit Mitte der<br />
90iger Jahre steht ein vielversprechendes Verfahren für die Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
<strong>Akupunktur</strong> zur Verfügung. Auf der Gr<strong>und</strong>lage erhöhter Sauerstoffausschöpfung des Blutes in<br />
aktivierten Hirnarealen ist es möglich, die Areale im Gehirn zu identifizieren, die bei der<br />
Ausführung definierter Aufgaben bzw. der Verarbeitung eingehender Reize aktiv sind. Dadurch<br />
können <strong>funktionelle</strong> Abläufe im Gehirn spezifisch nachgewiesen <strong>und</strong> Hirnareale nach ihrer<br />
Funktion <strong>und</strong> Lokalisation zugeordnet werden.<br />
L<strong>ase</strong>r-Needle Therapy for Spontaneous Osteonecrosis of the Knee<br />
Winfried Banzer, M.D., Ph.D.,1 Markus Hübscher, Ph.D.,1 and Detlef Schikora, Ph.D.2<br />
Objective: This c<strong>ase</strong> report describes the treatment of a 63-year-old patient with spontaneous<br />
osteonecrosis of the knee (SONK).<br />
Backgro<strong>und</strong> Data: SONK usually appears in the elderly patient without the typical risk factors<br />
for osteonecrosis. It is characterized by acute and sudden pain, mostly occurring at the medial<br />
side of the knee joint. Symptoms usually worsen with physical activity and improve with rest.<br />
Besides physical therapy, limited weight-bearing and the use of analgesics and nonsteroidal<br />
anti-inflammatory drugs, we propose low level l<strong>ase</strong>r therapy (LLLT) as a conservative treatment<br />
option.<br />
Methods: LLLT was carried out using l<strong>ase</strong>r needles emitting radiation with wavelengths of 685<br />
and 885 nm, and a power density of 17.8 W/cm2. Therapy sessions lasted 60 min and were<br />
performed daily over a period of 3 mo. The total irradiation dose emitted by 8 l<strong>ase</strong>r needles in 60<br />
min of treatment was 1008 J. Results: Magnetic resonance imaging revealed distinct restitution<br />
of the spongiosa edema 5 wk after treatment onset, and the final check-up at 35 wk demonstrated<br />
complete restoration of integrity. Conclusion: The present c<strong>ase</strong> report provides the first<br />
indication that l<strong>ase</strong>r-needle therapy may be a promising tool for complementary and alternative<br />
therapeutic intervention for those with SONK.<br />
14<br />
Abstracts - L<strong>ase</strong>rakupunktur
Abstracts - L<strong>ase</strong>rakupunktur<br />
Patients’ sensation during and after l<strong>ase</strong>rneedle versus metal needle treatment.<br />
van Amerongen KS, Kuhn A, Mueller M.<br />
Department of Obstetrics and Gynaecology, Inselspital, Bern University Hospital, and University<br />
of Bern, Switzerland. k.staehler@spin.ch<br />
OBJECTIVES: Aim of the study was to evaluate the patients’ sensations during and after l<strong>ase</strong>rneedle<br />
versus metal needle acupuncture.<br />
STUDY DESIGN: The prospective study was performed at the gynaecological outpatient department<br />
of a University Teaching Hospital of Bern, Switzerland. Thirty female patients per group<br />
were included in the study and randomized into l<strong>ase</strong>rneedle or metal needle group. All women<br />
visited the acupuncture out patient department because of gynaecological disorders. Age of the<br />
patients in the metal needle group was 38 years in median (range 18-73 years); mean age was<br />
41+/-13.3. Age in the l<strong>ase</strong>rneedle group was 36 years in median (range 16-60 years) and mean<br />
age was 39.1+/-12.2.<br />
Interventions were l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture and metal needle acupuncture. Patients answered<br />
a questionnaire before, after the first treatment and prior to the second treatment. The questionnaires<br />
asked about the patients’ knowledge of the various acupuncture methods and their<br />
health condition before treatment, their perception of pain, warmth, tiredness and relaxation<br />
during or after application of the needles or during or after the treatment. Statistics were performed<br />
by Graph Pad InStat 3 for windows.<br />
RESULTS: The common metal needle technique was well known by the patients in comparison<br />
to the l<strong>ase</strong>rneedle method (p
Originalien<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 15, 253–259 (2003). © Verlag für GanzheitsMedizin, B<strong>ase</strong>l. www.ganzheitsmedizin.ch<br />
Gerhard Litscher L<strong>ase</strong>rneedle ® -<strong>Akupunktur</strong><br />
auf dem Prüfstand der<br />
Wissenschaft *<br />
Die Stimulation von <strong>Akupunktur</strong>punkten<br />
mittels L<strong>ase</strong>rlicht <strong>und</strong>/<br />
oder Nadeln kann peripher <strong>und</strong> im Gehirn<br />
ganz spezifische Effekte evozieren,<br />
die mit modernstem biomedizintechnischem<br />
Equipment <strong>und</strong> Hirnfunktionsüberwachungsmethoden<br />
erstmals objektiviert<br />
<strong>und</strong> quantifiziert werden<br />
können [1–37].<br />
Die L<strong>ase</strong>rneedle ®-Technologie repräsentiert<br />
eine neue, schmerzfreie Methode<br />
zur primär optischen Stimulation<br />
von <strong>Akupunktur</strong>punkten, deren<br />
Effekte erstmals im Jahr 2002 in der<br />
internationalen wissenschaftlichen Literatur<br />
beschrieben wurden [3,31–34,36,<br />
37]. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es,<br />
basierend auf den vorhin genannten<br />
wissenschaftlichen Arbeiten den aktuellen<br />
Stand des Wissens zur L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
aus theoretisch-experimenteller<br />
Sicht zu vermitteln.<br />
Methodik<br />
Die im Rahmen dieser Arbeit vorgestellten<br />
multiparametrischen Messungen<br />
unserer Forschungsgruppe beinhalten<br />
sowohl L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur-Untersuchungen<br />
zu peripheren Effekten<br />
(Temperatur <strong>und</strong> Mikrozirkulation) als<br />
auch zu zentralen Effekten (Blutflussgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> regionale zerebrale<br />
Oxigenation).<br />
* Referat anlässlich der L<strong>ase</strong>rneedle ® Vortragsveranstaltung<br />
der Schweizerischen Ärztegesellschaft<br />
für Aurikulomedizin <strong>und</strong> <strong>Akupunktur</strong><br />
SÄGAA, Universität Zürich, 29. März 2003.<br />
Wissenschaftlich-theoretische Gr<strong>und</strong>lagenuntersuchungen zu<br />
einer neuen, schmerzfreien <strong>Akupunktur</strong>stimulationsmethode<br />
Die vorliegende Arbeit umfasst wissenschaftlich-theoretische Gr<strong>und</strong>lagenuntersuchungen<br />
zu einer neuen, schmerzfreien <strong>Akupunktur</strong>stimulationsmethode, der L<strong>ase</strong>rnadeltechnologie.<br />
L<strong>ase</strong>rnadeln werden nicht in die Haut eingestochen, sondern lediglich auf<br />
den <strong>Akupunktur</strong>punkt aufgesetzt. Im Rahmen dieser Arbeit werden signifikante l<strong>ase</strong>rinduzierte<br />
Veränderungen der peripheren Mikrozirkulation (p=0,005) <strong>und</strong> der Haut-<br />
Oberflächentemperatur (p=0,02) an 22 ges<strong>und</strong>en Probanden (mittleres Alter 24,4±2,6<br />
Jahre) präsentiert. In Ergänzung dazu wird eine randomisierte Studie im cross-over Design<br />
zur Objektivierung spezifischer zerebraler Blutflussgeschwindigkeitsänderungen<br />
durch die L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur (p
Originalien<br />
Abb. 1. L<strong>ase</strong>rneedle ® -<strong>Akupunktur</strong> im Labor der Abteilung für Biomedizintechnische<br />
Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin der Universität Graz.<br />
peratur der Hand besteht aus einer<br />
ThermaCAM TM P60 Infrarotkamera<br />
(Flir Systems Inc., Portland, USA) in Verbindung<br />
mit einem computergestützten<br />
Wärmevisualisierungssystem für<br />
Echtzeit-Bildaufzeichnung <strong>und</strong> Auswertung<br />
(Flir Systems Inc., Portland, USA).<br />
Die Infrarotkamera (Entfernung zur<br />
Messstelle an der Hand ~ 0,5 m) wurde<br />
über eine Schnittstelle an ein Notebook<br />
angeschlossen. Für die gegenständlichen<br />
Untersuchungen wurden<br />
insgesamt 20 Minuten pro Versuchsperson<br />
mit einer zeitlichen Auflösung<br />
von 10 Sek<strong>und</strong>en erfasst <strong>und</strong> analysiert.<br />
Die gemessenen Temperaturen<br />
wurden auf einem Display farbkodiert<br />
angezeigt, so dass Farbbilder der<br />
Temperaturverteilung entstanden.<br />
L<strong>ase</strong>r-Doppler-Flowmetrie (LDF)<br />
Zur Bestimmung des Flux (Produkt aus<br />
Konzentration <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />
der Erythrozyten) <strong>und</strong> der Temperatur<br />
(punktuelle Messung) wurde ein L<strong>ase</strong>r-<br />
Doppler-Monitor DRT4 (Moor Instruments,<br />
Millwey, Axminster, England)<br />
verwendet.<br />
Die Leistung an der Sonde wird mit<br />
1 mW angegeben. Die Grenzfrequenzen<br />
betragen 20 Hz bzw. 22,5 kHz. Die<br />
Temperaturmesseinheit (5 °C bis 50 °C)<br />
besitzt eine Auflösung von 0,2 °C. Zum<br />
DRT4 Monitor gibt es zahlreiche Messsonden.<br />
Die in dieser Studie dokumentierten<br />
Ableitungen wurden mit der<br />
DPIT Sonde (Durchmesser 8 mm, Länge<br />
7 mm) durchgeführt.<br />
Multidirektionale Transkranielle<br />
Doppler-Sonographie (TCD)<br />
Die Doppler-sonographischen Signale<br />
wurden im Rahmen der vorliegenden<br />
Untersuchungen simultan in der linken<br />
A. cerebri anterior (ACA) <strong>und</strong> der<br />
rechten A. cerebri posterior (PCA) mit<br />
einem Multi-Dop T System (DWL Elektronische<br />
Systeme GmbH, Sipplingen,<br />
Deutschland) erfasst. Zwei 2-MHz-Sonden<br />
wurden mit Hilfe einer multi<strong>funktionelle</strong>n<br />
Konstruktion befestigt [2,11].<br />
Das A1-Segment der ACA wurde in<br />
einer Tiefe von 58 bis 88 mm beschallt.<br />
Die Flussrichtung in der ACA war von<br />
der ipsilateral platzierten Sonde weggerichtet.<br />
Die PCA wurde in Tiefen<br />
zwischen 60 <strong>und</strong> 78 mm beschallt <strong>und</strong><br />
die Strömungsrichtung im P1-Segment<br />
war zur Sonde hin gerichtet.<br />
Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS)<br />
Die Methodik der NIRS, welche durch<br />
den intakten knöchernen Schädel eine<br />
Bewertung von Änderungen der Oxigenation<br />
im Gehirn ermöglicht, gewinnt<br />
auch in der <strong>Akupunktur</strong>forschung<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Nichtinvasivität<br />
zunehmend an Bedeutung [2,6,17,28–<br />
30,34,36,37].<br />
Ein neues Equipment für den Forschungsbereich<br />
ist der NIRO 300 Monitor<br />
(Hamamatsu Photonics, Japan).<br />
254 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.15, Heft 5, September 2003<br />
Messgrössen, wie beispielsweise Änderungen<br />
von Oxyhämoglobin (�O 2 Hb)<br />
<strong>und</strong> Desoxyhämoglobin (�HHb) werden<br />
dabei nach dem Lambert-Beer Prinzip<br />
ermittelt [3,37]. Mit dem System<br />
können Alterationen der Parameter<br />
absolut gemessen werden (µmolar),<br />
aber nicht das Niveau (die absolute<br />
Konzentration), bei dem diese Änderungen<br />
(in positiver oder negativer<br />
Richtung) stattfinden. Solange keine<br />
Konzentrationsänderung vorliegt beträgt<br />
der Messwert Null. Mit einer<br />
Silikonhalterung ist die Fixierung des<br />
Sensors (Emitter <strong>und</strong> Nahinfrarotlicht-<br />
Detektoren) am Kopf einfach durchführbar.<br />
Die Datenwiedergabe von<br />
�O 2 Hb <strong>und</strong> �HHb erfolgte im Rahmen<br />
dieser Studie über ein farbiges LCD-<br />
Display <strong>und</strong> einen Farbdrucker.<br />
Probanden <strong>und</strong> Prozedere<br />
Untersucht wurden mit Hilfe des LDF<strong>und</strong><br />
Temperaturmonitorings 22 ges<strong>und</strong>e<br />
Probanden (12 Frauen, 10 Männer)<br />
mit einem mittleren Alter von 24,4 ±<br />
2,6 Jahren (21–29 Jahre). Die Personen<br />
standen zum Zeitpunkt der Messung<br />
nicht unter medikamentösem<br />
Einfluss, wurden über den Ablauf der<br />
Untersuchung informiert <strong>und</strong> gaben<br />
ihr Einverständnis. Zusätzlich wurden<br />
bei 2 Probanden bildgebende thermografische<br />
Messungen durchgeführt.<br />
Für die Studie wurde die Zustimmung<br />
der Ethikkommission der Medizinischen<br />
Fakultät der Universität Graz<br />
eingeholt (L<strong>ase</strong>rneedle ®-Stimulation;<br />
13-048 ex 02/03).<br />
Nach einer Ruheph<strong>ase</strong> von 10 Minuten<br />
wurde mit der kontinuierlichen<br />
Messung der Mikrozirkulationsparameter<br />
<strong>und</strong> der Temperatur im Bereich<br />
der rechten Hand begonnen. Nach Erreichen<br />
von «steady-state»-Bedingungen<br />
wurde bei den Probanden der <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
Hegu (Li.4) der rechten<br />
Hand mit einer L<strong>ase</strong>rnadel stimuliert.<br />
Die L<strong>ase</strong>rnadel wurde nach Reinigung<br />
der Haut mit Alkohol am <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
mit einem Spezialklebeband<br />
fixiert. Als Lichtquelle wurde ein<br />
Halbleiterl<strong>ase</strong>r mit einer Emissionswellenlänge<br />
von 680 nm verwendet.<br />
Die L<strong>ase</strong>rintensität betrug ~ 60 mW.<br />
Die LDF-Temperatursonde wurde in<br />
einem Abstand von 1 cm zur L<strong>ase</strong>rnadel<br />
appliziert. Dieser Abstand wurde
a<br />
Abb. 3. Veränderungen der Parameter Flux (= Produkt aus Konzentration <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />
der Erythrozyten in a.u. (arbitrary unit)), Haut- (Temp.) <strong>und</strong> Umgebungstemperatur (R.-Temp.) in °C<br />
vor (a), während (b–d) <strong>und</strong> nach (e) L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur (modifiziert aus [3]).<br />
� � ������<br />
b c d<br />
1 min 1 min<br />
10 min<br />
20 min<br />
2 min 2 min<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation aktiv<br />
Abb. 2. Messprofil <strong>und</strong> Messzeitpunkte (a–e) vor, während <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur (modifiziert<br />
aus [3]).<br />
��� �������<br />
���������������������<br />
� ���<br />
����<br />
Abb. 4. Trendverlauf der mittleren Blutflussgeschwindigkeit vm in cm/s der linken A. cerebri anterior<br />
(ACA) <strong>und</strong> der rechten A. cerebri posterior (PCA) vor <strong>und</strong> während L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur bei<br />
einer 24 Jahre alten Probandin. Der Pfeil kennzeichnet den Beginn der Stimulation (modifiziert aus [3]).<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.15, Heft 5, September 2003<br />
e<br />
* Friedman Repeated Measures Analysis<br />
of Variance on Ranks (Tukey Test)<br />
aufgr<strong>und</strong> der vorgegebenen geometrischen<br />
Abmessungen der Sondenhalterungskonstruktion<br />
<strong>und</strong> einer angenommenen<br />
optischen Eindringtiefe im<br />
Rotlichtbereich von 1 cm gewählt. Zusätzlich<br />
wurde die Temperatur an der<br />
Messstelle sowie die Raumtemperatur<br />
zum Vergleich ermittelt.<br />
Die Abbildung 2 zeigt schematisch<br />
die verschiedenen Messzeitpunkte (a–e)<br />
vor, während <strong>und</strong> nach der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
In einer weiteren Untersuchungsserie<br />
wurden die Strömungsprofile der<br />
ACA <strong>und</strong> der PCA vor, während <strong>und</strong><br />
nach der <strong>Akupunktur</strong> bei den 22 erwachsenen<br />
Probanden kontinuierlich<br />
registriert [3].<br />
Zwei L<strong>ase</strong>rpunkturschemata wurden<br />
im Rahmen von zwei verschiedenen<br />
Messungen bei jeder Person getestet.<br />
Das erste Schema (Yingxiang, Hegu<br />
<strong>und</strong> Pianli, jeweils beidseits stimuliert)<br />
wurde verwendet um nach Vorstellungen<br />
der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin das olfaktorische System zu<br />
beeinflussen, das zweite Schema<br />
(Guangming, Taichong <strong>und</strong> Zhiyin, alle<br />
drei Punkte ebenfalls jeweils beidseits<br />
stimuliert) um das optische System zu<br />
aktivieren [3], was auch bereits in Vorstudien<br />
belegt werden konnte [1–3].<br />
Statistische Analyse<br />
Die LDF-Daten wurden mit «Friedman<br />
Repeated Measure ANOVA on Ranks»<br />
unter Verwendung des Computerprogramms<br />
SigmaStat (Jandel Scientific<br />
Corp., Erkrath, Deutschland) analysiert.<br />
Als post hoc-Analyse wurde der Tukey<br />
Test verwendet. Die Mittelwerte der Bedingungen<br />
vor (a), während (b–d) <strong>und</strong><br />
nach (e) der L<strong>ase</strong>rneedle ®-<strong>Akupunktur</strong><br />
wurden grafisch dargestellt, das Signifikanzniveau<br />
mit p < 0,05 festgelegt.<br />
Als Beurteilungsparameter für die<br />
TCD-Messungen wurde die mittlere<br />
Blutströmungsgeschwindigkeit (v m )<br />
der linken ACA sowie vm der rechten<br />
PCA herangezogen. Diese Daten wurden<br />
mit «One-way Repeated Measure<br />
ANOVA» ausgewertet.<br />
Ergebnisse<br />
Originalien<br />
In der Abbildung 3 sind summarisch<br />
die Ergebnisse der drei Parameter<br />
255
Originalien<br />
Abb. 5. Probanden, <strong>Akupunktur</strong>punkte sowie graphische Darstellung der Ergebnisse der mittleren Blutflussgeschwindigkeit der A. cerebri anterior<br />
(ACA) <strong>und</strong> der A. cerebri posterior (PCA) vor (a), während (b–d) <strong>und</strong> nach (e) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
256 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.15, Heft 5, September 2003
Originalien<br />
Flux sowie Hand- <strong>und</strong> Raumtemperatur<br />
zu den verschiedenen Messzeitpunkten<br />
zusammengefasst.<br />
Man beachte die signifikanten Veränderungen<br />
des Flux (p = 0,005) <strong>und</strong><br />
auch die Zunahmen der Temperatur<br />
an der Messstelle (p = 0,02). Auch<br />
2 Minuten nach Deaktivierung der<br />
L<strong>ase</strong>rstimulation (Messzeitpunkt e) war<br />
der Flux zwar nicht mehr signifikant,<br />
jedoch durchaus markant gegenüber<br />
dem Ausgangswert erhöht.<br />
Auch die Temperatur im Bereich<br />
der Stimulationsstelle (Abstand ~ 1 cm)<br />
zeigte einen deutlichen Anstieg, der<br />
zum Messzeitpunkt d ein Maximum<br />
erreichte. Als Vergleichsparameter<br />
wurde die nahezu konstant bleibende<br />
Umgebungstemperatur simultan mitregistriert.<br />
Die Abbildung 4 zeigt ein typisches<br />
Beispiel einer Zunahme von v m in der<br />
ACA während der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur.<br />
Die Abbildung 5 (mittlere <strong>und</strong> untere<br />
Abschnitte) fasst die TCD-Ergebnisse<br />
aller 22 Personen für beide L<strong>ase</strong>rpunkturschemata<br />
zusammen. Bei Verwendung<br />
des L<strong>ase</strong>rpunkturschemas A<br />
steigt v m während der Stimulation<br />
(b–d) in der ACA signifikant (p < 0,001)<br />
an <strong>und</strong> ist am Ende der Untersuchung<br />
(e) noch immer höher als vor L<strong>ase</strong>rpunktur<br />
(a). Gleichzeitig kam es in der<br />
PCA zu nicht signifikanten Veränderungen<br />
von v m . Bei optischer Stimulation<br />
der <strong>Akupunktur</strong>punkte des<br />
Schemas B hingegen kam es zu einer<br />
signifikanten (p < 0,002) Erhöhung von<br />
vm in der PCA bei gleichzeitigen nicht<br />
signifikanten Alterationen in der ACA.<br />
In Ergänzung ist in der Abbildung 6<br />
exemplarisch eine frontale Ableitung<br />
nahinfrarotspektroskopischer Parameter<br />
dargestellt.<br />
Diskussion<br />
Das L<strong>ase</strong>r-Doppler-Verfahren ist eine<br />
Methodik, die sich zur Messung der<br />
Konzentration <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />
von bewegten Blutzellen in oberflächennahen<br />
Gefässen eignet. Die Eindringtiefe<br />
ist dabei auf ca. 1 mm begrenzt.<br />
L<strong>ase</strong>rlicht wird meist über<br />
Lichtleiter zur Ableitestelle geführt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des Dopplereffektes tritt im<br />
Abb. 6. Nahinfrarotspektroskopische Parameter einer 28 Jahre alten ges<strong>und</strong>en<br />
Versuchsperson während L<strong>ase</strong>rnadelstimulation des Schemas A in Abb. 5.<br />
Man beachte den relativen Anstieg (+1,5 µmol) von Oxyhämoglobin (O 2Hb)<br />
<strong>und</strong> den gleichzeitigen Abfall (–0.9 µmol) von Desoxyhämoglobin (HHb) bezogen<br />
auf den Ausgangswert.<br />
Streulicht eine Frequenzverschiebung<br />
auf, durch deren Messung z. B. die<br />
Strömungsgeschwindigkeit bestimmt<br />
wird. Derzeit wird der mögliche Nutzen<br />
dieses Verfahrens speziell in der<br />
<strong>Akupunktur</strong>forschung erst ausgelotet<br />
[2,3,21–23,26].<br />
Aus den Resultaten der aktuellen<br />
Studie geht hervor, dass die Energiedosis<br />
einer L<strong>ase</strong>rnadel, die in 20 Minuten<br />
emittiert wird, gross genug ist,<br />
um die Hauttemperatur <strong>und</strong> die subkutane<br />
Gewebetemperatur lokal in<br />
einer Entfernung von 1 cm im Mittel<br />
um 0,7 °C (p = 0,02) zu erwärmen. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> ist die Modalität der<br />
Stimulation mittels L<strong>ase</strong>rnadel nicht<br />
ausschliesslich optisch, sondern auch<br />
thermisch.<br />
Interessant ist dabei vor allem, dass<br />
der Flux bereits 2 Minuten nach Einschalten<br />
der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
signifikant (p = 0,005) erhöht ist. Es<br />
kommt also durch die L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
zu einem peripheren lokalen,<br />
mikrozirkulationsverbessernden<br />
Effekt im Bereich der Stimulusapplikationsstelle.<br />
Diese Tatsache könnte<br />
z.B. vermehrt bei dermatologischen<br />
Indikationen genutzt werden.<br />
Mit Hilfe der TCD gelingt es darüber<br />
hinaus, den Blutfluss nicht-invasiv <strong>und</strong><br />
kontinuierlich in verschiedenen zerebralen<br />
Blutgefässen zu überwachen.<br />
Die vorgestellten Ergebnisse sind ein<br />
weiterer wichtiger Schritt zur Objektivierung<br />
der zerebralen Effekte der<br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur. Bei unseren<br />
258 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.15, Heft 5, September 2003<br />
22 ges<strong>und</strong>en Probanden fanden wir,<br />
dass die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation an speziellen<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkten regional<br />
ganz spezifische Veränderungen der<br />
Blutflussgeschwindigkeit <strong>und</strong> auch der<br />
regionalen zerebralen Oxigenation im<br />
Gehirn hervorruft.<br />
Die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation von<br />
Punkten wie Yingxiang, Hegu <strong>und</strong><br />
Pianli, die nach den Vorstellungen der<br />
Traditionellen Chinesischen Medizin<br />
mit dem olfaktorischen System in<br />
Zusammenhang gebracht werden,<br />
veränderte die Blutflussgeschwindigkeit<br />
in der ACA signifikant. Die ACA<br />
versorgt grosse Teile des frontalen <strong>und</strong><br />
medialen Abschnittes des Gehirns einschliesslich<br />
des Teils des olfaktorischen<br />
Kortex. Gleichzeitig blieb der Blutfluss<br />
in der PCA nahezu unverändert. Im<br />
Gegensatz dazu bewirkten L<strong>ase</strong>rnadelstimulationen<br />
an Punkten wie Guangming,<br />
Taichong <strong>und</strong> Zhiyin, die mit<br />
dem optischen System in Verbindung<br />
stehen sollen, einen signifikanten Anstieg<br />
der Blutflussgeschwindigkeit in<br />
der PCA, während hingegen diesmal<br />
der Fluss in der ACA sich nur geringfügig<br />
veränderte [3].<br />
Moderne biomedizintechnische Verfahren,<br />
wie z.B. die multidirektionale<br />
transkranielle Ultraschallsonographie,<br />
zerebrale Nahinfrarot-Spektroskopie<br />
oder die L<strong>ase</strong>r-Doppler-Flowmetrie in<br />
Kombination mit thermografischen<br />
Messungen sind im Stande, Effekte der<br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur objektiv <strong>und</strong> zu<br />
quantifizieren.
Danksagungen<br />
Der Autor dankt den Mitarbeiterinnen der<br />
Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Frau Dr. med. Lu Wang für die Durchführung<br />
der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur, Frau Evamaria<br />
Huber für die Mithilfe bei der Datenerhebung<br />
<strong>und</strong> Frau Mag. Petra Petz für die<br />
wertvolle Hilfe bei der Datenanalyse. Herrn<br />
PD Dr. Detlef Schikora (Universität Paderborn,<br />
Fachbereich Physik – Optoelektronik)<br />
sei für die wertvollen Hilfen <strong>und</strong> technische<br />
Unterstützung in Zusammenhang mit dem<br />
L<strong>ase</strong>rneedle ®-System herzlich gedankt. Die<br />
vorliegenden Untersuchungen wurden dankenswerterweise<br />
partiell von LASCO Int.<br />
Medical Marketing AG, B<strong>ase</strong>l/Schweiz unterstützt.<br />
Die vorliegenden Untersuchungen sind<br />
Pilotstudien zum präsumtiven OeNB-<br />
Projekt 10166.<br />
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Pabst Science Publishers, Lengerich Berlin<br />
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Anschrift des Autors:<br />
Originalien<br />
Univ.-Prof. DI Dr. Gerhard Litscher<br />
Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29, A-8036 Graz<br />
Tel.: +43 316 385-3907, -83907<br />
Fax.: +43 316 385-3908<br />
Email: gerhard.litscher@uni-graz.at<br />
http://www.litscher.at<br />
http://www.litscher.info<br />
http://www.neuromonitoring.org<br />
259
L<strong>ase</strong>rstimulation: Supplementierung<br />
der Sedierung bei ophthalmologischen<br />
Eingriffen in Lokalanästhesie?<br />
Von G. LITSCHER , A. SCHÖPFER, G. SCHWARZ, L. WANG, A. HOLAS, D. SCHIKORA<br />
Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmals zu untersuchen,<br />
inwieweit die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation als<br />
ergänzende Maßnahme zur Sedierung im Rahmen<br />
von Kataraktoperationen herangezogen werden<br />
könnte.<br />
Untersucht wurden 29 Patienten (18 f, 11 m) mit einem<br />
mittleren Alter (± SD) von 70,7 ± 8,5 Jahren<br />
während einer Kataraktoperation mittels eines<br />
doppeltblinden, randomisierten Studiendesigns.<br />
Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt.<br />
Die Gruppe I (Verumgruppe; n = 19; 10 f, 9 m; 69,1 ±<br />
8,6 Jahre) erhielt vor der Operation eine aktive L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(685 nm, 30 -40 mW/Nadel,<br />
Dauer 20 min). Bei der Gruppe II (Kontrollgruppe;<br />
n=10; 8 f, 2 m; 72,3 ± 8,3 Jahre) wurde ein identisches<br />
Prozedere durchgeführt, die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
war jedoch inaktiv. Die folgenden <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
wurden jeweils beidseits stimuliert: Ohr-<br />
Einleitung<br />
Zahlreiche Eingriffe im Bereich der Ophthalmologie<br />
werden in Regional- oder topischer Anästhesie<br />
durchgeführt. Für die prä- <strong>und</strong> intraoperative Ph<strong>ase</strong><br />
liegen unterschiedliche pharmakologische Sedierungskonzepte<br />
vor, um die emotionale <strong>und</strong> neurovegetative<br />
Belastung zu limitieren [1 – 5].<br />
Hauptziel der vorliegenden Pilotstudie war es,<br />
erstmals im Rahmen einer doppeltblinden, randomisierten<br />
Studie zu untersuchen, inwieweit die neue<br />
Methode der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur als ergänzende<br />
Maßnahme zur Sedierung im Rahmen von Kataraktoperationen<br />
herangezogen werden könnte.<br />
Methode<br />
Patienten <strong>und</strong> Prozedere<br />
Alle Patienten waren über den Verlauf der Untersuchung<br />
nach Maßgabe des Studiendesigns aufgeklärt<br />
<strong>und</strong> gaben schriftlich ihre Einverständniserklärung<br />
ab. Die Studie wurde von der Ethikkommission der<br />
punkt 55 (Shenmen), Ohrpunkt 95 (Niere), Di.3 (Sanjian)<br />
<strong>und</strong> He.7 (Shenmen).<br />
Die Ergebnisse zeigten, dass es bei der Verumgruppe<br />
zu einer signifikanten (p = 0,01) Reduktion der Werte<br />
des EEG-Bispektralindex kam. Bei der Kontrollgruppe<br />
hingegen kam es zu keinen signifikanten Veränderungen.<br />
Parameter des Herzkreislaufzustandes<br />
(Herzrate, Blutdruck <strong>und</strong> Sauerstoffsättigung) blieben<br />
in beiden Gruppen nahezu unbeeinflusst.<br />
Wegen der Zunahme tageschirurgischer Eingriffe<br />
könnte eine nicht pharmakologische <strong>und</strong> darüber<br />
hinaus nicht-invasive Sedierungsmethode im Bereich<br />
ophthalmologischer Eingriffe in Lokalanästhesie<br />
eine hilfreiche Ergänzung darstellen.<br />
Schlüsselwörter: L<strong>ase</strong>rstimulation, L<strong>ase</strong>rnadel-<strong>Akupunktur</strong>,<br />
Sedierung, Bispektralindex (BIS), <strong>Akupunktur</strong>,<br />
Augenchirurgie, Anästhesie<br />
Medizinischen Universität Graz (14-216 ex 03/04) genehmigt.<br />
Untersucht wurden insgesamt 29 Patienten (18 f,<br />
11 m) mit einem mittleren Alter (± SD) von 70,7 ± 8,5<br />
Jahren (Bereich 50 – 79 Jahre) während eines ophthalmologischen<br />
Eingriffes (Kataraktoperation). Die<br />
Patienten wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt.<br />
Die Gruppe I (Verumgruppe; n=19; 10 f, 9 m; 69,1 ± 8,6<br />
Jahre; 50-79 Jahre) erhielt unmittelbar vor der Operation<br />
eine aktive L<strong>ase</strong>rnadelstimulation mit einer<br />
Dauer von 20 min. Bei der Gruppe II (Kontrollgruppe;<br />
n = 10; 8 f, 2 m; 72,3 ± 8,3 Jahre; 52 – 76 Jahre) wurde<br />
ein identisches Prozedere durchgeführt, die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
war jedoch inaktiv.<br />
Sämtliche Patienten erhielten Bromazepam (Lexotanil®)<br />
in einer mittleren Dosierung von 3 mg eine<br />
St<strong>und</strong>e vor Operationsbeginn. Die Ausschlusskriterien<br />
der Studie wurden wie folgt festgelegt: a) Initialer<br />
systolischer Blutdruck > 180 mmHg; b) Herzfrequenz<br />
> 110/min; c) Körpergewicht > 100 kg; d) zerebro-vaskuläre<br />
Erkrankung wie z. B. St.p. TIA <strong>und</strong> St.p. Insult.<br />
Der im Operationssaal tätige Anästhesist, der<br />
nach Bedarf die Sedoanalgesie durchführte, war<br />
10 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006
nicht informiert, welcher Patient der Verumgruppe<br />
bzw. der Kontrollgruppe zugeordnet war. Die Sedoanalgesie<br />
erfolgte nach standardisiertem Schema.<br />
Während des operativen Eingriffes wurde das Standardmonitoring<br />
der Vitalparameter (EKG, Pulsoxymetrie,<br />
nicht-invasive Blutdruckmessungen im Abstand<br />
von 5 Minuten) in üblicher Weise durchgeführt.<br />
Bei Überschreiten eines systolischen Blutdruckwertes<br />
von 180 mmHg wurde ein Propofol Bolus<br />
von 20 mg appliziert. Falls dies in Bezug auf die<br />
Blutdruckstabilisierung ineffektiv war, wurde ein Bolus<br />
von 10 mg Urapidil (Ebrantil®) verabreicht.<br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
Acht L<strong>ase</strong>rnadeln wurden nach Reinigung der Haut<br />
mit Alkohol an Körper- <strong>und</strong> Ohrakupunkturpunkten<br />
mit einem Spezialklebeband appliziert (Abb. 1). Die<br />
schmerzfreien L<strong>ase</strong>rnadeln arbeiten mit einer Emissionswellenlänge<br />
von 685 nm. Die Intensität der L<strong>ase</strong>rnadeln<br />
war so optimiert, dass der Patient die Aktivierung<br />
nicht wahrnahm (30 – 40 mW/Nadel;<br />
Durchmesser 500 μm; Dauer 20 min; Energiedichte<br />
2,3 kJ/cm 2 pro <strong>Akupunktur</strong>punkt). Weitere Details zur<br />
Methodik sind vorangehenden Publikationen zu entnehmen<br />
[6–11].<br />
Folgende <strong>Akupunktur</strong>punkte wurden jeweils<br />
beidseits stimuliert (vgl. Abb. 2): der chin. Ohrpunkt<br />
55 (Shenmen) <strong>und</strong> der chin. Ohrpunkt 95 (Niere), der<br />
nach europäischer Nomenklatur als Plexus renalis<br />
bezeichnet wird, sowie die klassischen Punkte Di 3<br />
(Sanjian) <strong>und</strong> He 7 (Shenmen).<br />
Beurteilungsparameter<br />
Evaluiert wurden vor dem ophthalmologischen Eingriff<br />
der EEG-Bispektralindex (BIS) mit Hilfe eines Aspect<br />
A1000 Monitors (Aspect Medical Systems Inc.,<br />
Abb. 1: L<strong>ase</strong>rnadelstimulation unmittelbar vor einem<br />
ophthalmologischen Eingriff an der Universitäts-<br />
Augenklinik der Medizinischen Universität Graz<br />
Natick, MA, USA) zu bestimmten Messzeitpunkten unmittelbar<br />
vor, während <strong>und</strong> nach der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(vgl. Abb. 3) sowie intraoperativ zusätzlich<br />
die Herzfrequenz (HR), der Blutdruck (BP) <strong>und</strong> die Sauerstoffsättigung<br />
(SaO 2 ) mit einem Datex-Engström<br />
AS/3 Anästhesie-System (Datex Instrumentarium<br />
Corp., Helsinki, Finnland). Ergänzend dazu wurde ein<br />
klinischer Score (Ramsay Score 0 – 6; 0 = wach, 6 = tiefes<br />
Koma) erhoben. Darüber hinaus wurde der nach einem<br />
routinemäßig verwendeten Schema verabreichte<br />
Sedativaverbrauch in beiden Gruppen beurteilt.<br />
Statistische Analysen<br />
Die ermittelten BIS-Daten wurden grafisch in Form<br />
von Box-Plots (SigmaStat, Jandel Scientific Corp., Erkrath,<br />
Deutschland) präsentiert. Als statistisches Testverfahren<br />
gelangten zusätzlich der „paired t-test“<br />
<strong>und</strong> der „t-test“ zur Anwendung. Das Signifikanznveau<br />
wurde mit p < 0,05 festgelegt. Die unterschiedlichen<br />
Fallzahlen in den beiden Gruppen kamen aufgr<strong>und</strong><br />
eines organisatorisch bedingten vorzeitigen<br />
Studienabbruches zustande, haben aber in Bezug auf<br />
die Relevanz der Ergebnisse keine Bedeutung.<br />
Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse der BIS-Daten sind in der Abbildung 4<br />
dargestellt. Die Studie lieferte während der Ph<strong>ase</strong> der<br />
aktiven L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur (Verumgruppe; Abb. 4<br />
a) signifikante Abnahmen der BIS-Werte gegenüber<br />
dem Ausgangswert a 1 (c 1 : p = 0,013; d 1 : p = 0,008).<br />
Diese Veränderungen waren nur in der Verumgruppe<br />
(I), nicht aber in der Kontrollgruppe (II; Abb. 4<br />
b) nachweisbar. Im Kontrollkollektiv mit deaktivierter<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation kam es zu keinen signifikanten<br />
Veränderungen in der Ph<strong>ase</strong> vor dem chirurgischen<br />
Eingriff (a 1 – e 1 ; Abb. 4 b). Ein Vergleich der<br />
Abb. 2: <strong>Akupunktur</strong>punkte, die im Rahmen der Studie<br />
verwendet wurden<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006 11
Gruppe I<br />
(Verum)<br />
Gruppe II<br />
(Kontrolle)<br />
BIS<br />
BIS<br />
a 1<br />
a 1<br />
10 min<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
3 min 1 min inaktiv<br />
1 min 3 min<br />
20 min<br />
BIS-Werte unmittelbar vor (a 2 ) bzw. nach der retrobulbären<br />
Blockade (b 2 ) ergab keine signifikanten Unterschiede<br />
innerhalb der jeweiligen Gruppe <strong>und</strong><br />
auch zwischen den Gruppen zu den jeweiligen Zeitpunkten.<br />
Lediglich die Streuung der Messwerte war<br />
in der Kontrollgruppe größer. Auch die Analysen<br />
während der Operation (a 3 – d 3 ;a 3 … OP-Beginn; b 3 …<br />
Loslösen der Linse; c 3 … Einsetzen der Linse; d 3 … unmittelbar<br />
am Ende des Eingriffs) lieferten keinen<br />
Hinweis auf Unterschiede in den BIS-Werten in Abhängigkeit<br />
von preoperativ aktivierter bzw. deaktivierter<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
Die Resultate der Standardparameter wie HR, BP<br />
<strong>und</strong> SaO 2 sind in der Abbildung 5 dargestellt. Es zeigten<br />
sich keine signifikanten Veränderungen in den<br />
einzelnen Messgrößen. Die Werte des Ramsay Score<br />
wurden durchwegs mit 0 (wach <strong>und</strong> orientiert) erhoben,<br />
lediglich bei einem Patienten (S. L., 79 Jahre)<br />
aus der Gruppe I war intraoperativ (a 3 – c 3 ) ein Wert<br />
3 (schlafend, aber kooperativ; Reaktion auf laute Ansprache)<br />
in der siebenteiligen Skala festzustellen.<br />
Die Tabelle 1 zeigt den Pharmakaverbrauch für die<br />
Sedoanalgesie in der Studie.<br />
b 1<br />
EIN AUS<br />
1 min<br />
3 min 20 min<br />
3 min<br />
b 1<br />
10 min<br />
c 1<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
aktiv<br />
c 1<br />
d 1<br />
1 min<br />
d 1<br />
Eine Evaluierung des intraoperativen Regimes zur<br />
Sedoanalgesie ergab einen nicht signifikant niedrigeren<br />
Verbrauch (p < 0,083; n.s.; t-Test) an Propofol<br />
(Diprivan®) in Gruppe I, wobei die Prämedikation<br />
Bromazepam (Lexotanil®) bei beiden Gruppen annähernd<br />
gleich war.<br />
Diskussion<br />
Als Begründung für den relativ hohen Anteil von Regional-<br />
<strong>und</strong> Lokalanästhesien während ophthalmochirurgischer<br />
Eingriffe wird neben ökonomischen<br />
Aspekten unter anderem die geringere Interferenz<br />
mit Vitalfunktionen angeführt. Eine intraoperativ<br />
begleitende Sedoanalgesie ist sicherlich ein wichtiger<br />
Beitrag zur Erhöhung des Patientenkomforts. Allerdings<br />
besteht dabei das nicht ausschließbare Risiko<br />
einer Überdosierung <strong>und</strong> Beeinträchtigung der<br />
respiratorischen Funktion. Ebenso muss die mögliche<br />
Einschränkung kognitiver Qualitäten bei den in<br />
der Augenchirurgie oftmals multimorbiden älteren<br />
Patienten berücksichtigt werden. Darüber hinaus<br />
können in oberflächlicher Sedierung unwillkürliche<br />
12 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006<br />
e 1<br />
e 1<br />
retrobulbäre<br />
Blockade<br />
1 min<br />
retrobulbäre<br />
Blockade<br />
1 min<br />
ophthalmologischer<br />
Eingriff<br />
Scoring Ph<strong>ase</strong><br />
(HR, BP, SaO2 , klin.<br />
Score: Ramsay)<br />
ophthalmologischer<br />
Eingriff<br />
Scoring Ph<strong>ase</strong><br />
(HR, BP, SaO2 , klin.<br />
Score: Ramsay)<br />
Abb. 3: Messprozedere<br />
<strong>und</strong> Messzeitpunkte<br />
(a 1 – e 1 ) vor dem operativen<br />
Eingriff in der Verum-<br />
(Gruppe I) <strong>und</strong> Kontrollgruppe<br />
(Gruppe II)<br />
Tab. 1: Pharmakaverbrauch (Mittelwert ± SE) für blutdruckstabilisierende Sedoanalgesie (nI,II: Anzahl der<br />
Patienten, die mindestens eines der angeführten Pharmaka zur blutdruckstabilisierenden Analgosedierung<br />
erhielten).<br />
Pharmakon Gruppe I (n=19) Gruppe II (n=10)<br />
n I [mg] n II [mg]<br />
Propofol (Diprivan®) 10 13,2 ± 3,5 8 24,0 ± 5,0<br />
Alfentanyl (Rapifen®) 1 0,02 ± 0,02 0 0<br />
Midazolam (Dormicum®) 1 0,11 ± 0,11 1 0,8 ± 0,08<br />
Urapidil (Ebrantil®) 4 4,5 ± 2,2 0 0
plötzliche Aufwachreaktionen das Operationsergebnis<br />
gefährden. Ein emotionaler Belastungszustand<br />
bei Eingriffen in lokalen bzw. regionalen Blockadetechniken<br />
besteht allerdings nicht nur intraoperativ,<br />
sondern auch unmittelbar präoperativ. Erwartungsängste<br />
vor chirurgischen Maßnahmen können sich<br />
speziell bei Patienten mit eingeschränkter koronarer<br />
Reserve auf Gr<strong>und</strong> stressbedingter Tachykardien<br />
oder Hypertonus auf den myokardialen Sauerstoffverbrauch<br />
ungünstig auswirken.<br />
Gerade wegen der Zunahme tageschirurgischer<br />
ophthalmologischer Eingriffe in Lokalanästhesie wäre<br />
also eine nicht-pharmakologische Sedierungsmethode<br />
ohne die entsprechenden Begleitreaktionen<br />
eine hilfreiche Ergänzung.<br />
Im Rahmen unserer Untersuchungen wurde erstmals<br />
perioperativ bei Kataraktoperationen untersucht,<br />
inwieweit die neue Methode der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
im Stande ist, nicht pharmakologisch induzierte<br />
sedierende Effekte hervorzurufen. Bislang ist<br />
bekannt, dass die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation im Gehirn<br />
reproduzierbare Effekte induzieren kann [6–11]. Basierend<br />
auf diesen Ergebnissen <strong>und</strong> in Übereinstimmung<br />
mit dem praktischen Prozedere bei Kataraktoperationen<br />
wurde ein spezielles <strong>Akupunktur</strong>schema<br />
gewählt. Dieses Schema beinhaltete sowohl <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
der Traditionellen Chinesischen Medizin<br />
(TCM) als auch der Ohrakupunktur. Nach Vorstellungen<br />
der TCM soll die Stimulation dieser Punkte eine<br />
Sedierung unterstützen bzw. bewerkstelligen.<br />
Zur klinischen Bewertung möglicher Sedierungseffekte<br />
wurden bei den vorliegenden Untersuchungen<br />
der Ramsay-Score herangezogen. Zur Objektivierung<br />
von Änderungen der spontanen hirnelektrischen Aktivität<br />
wurde der BIS registriert. Der BIS-Index reicht<br />
von 0 (= isoelektrisches EEG) bis 100 (= wach) <strong>und</strong> soll<br />
sich in erster Linie zur Einschätzung unterschiedlicher<br />
Narkosestadien (Hypnosestadien), aber auch des Sedierungsgrades<br />
während intensivmedizinischer Versorgung<br />
eignen. Zahlreiche Studien deuten auf die<br />
Möglichkeit hin, mit dem BIS-Index sedoanalgetische<br />
Substanzen präziser zu titrieren, Sedativa einzusparen<br />
<strong>und</strong> damit die OP-Nutzung ökonomischer zu gestalten<br />
[3]. Allerdings muss auch angemerkt werden,<br />
dass im Rahmen oberflächlicher Sedierungszustände,<br />
wie sie oftmals im Bereich von ophthalmologischen<br />
Eingriffen vorliegen, die Zuordnung vom BIS-<br />
Index zur Sedierungstiefe bislang nicht ausreichend<br />
bestimmt wurde [12]. Für eine exakte Auswertung<br />
müssten für jedes Sedierungsverfahren spezifisch<br />
korrelierende BIS-Werte erfasst werden. Richtwerte<br />
des BIS für eine pharmakologische Sedierung (BIS =<br />
a1 b1 c1 d1 e1 a2 X Data<br />
b2 a3 b3 c3 d3 70 – 100: leichte Sedierung <strong>und</strong> BIS = 60 – 70: tiefe Sedierung)<br />
liegen zwar vor [3], vorangehende Studien<br />
haben aber gezeigt, dass auch nicht-pharmakologische<br />
Stimulationen wie z.B. die Akupressur oder die<br />
<strong>Akupunktur</strong> zu einer Verlangsamung des EEGs <strong>und</strong><br />
damit zu einer Reduktion der BIS-Werte (im Extremfall<br />
bis zu BIS = 35 bei ges<strong>und</strong>en wachen Probanden)<br />
führen können [13, 14]. Dies könnte im Sinne der bekannten<br />
hohen Sensitivität von EEG-basierenden<br />
Messverfahren bei gleichzeitig geringerer Spezifität<br />
interpretiert werden. Bei unseren Messungen mit der<br />
L<strong>ase</strong>rstimulation wurde nach der Beurteilung der BIS-<br />
Skala zwar keine „tiefe Sedierung“ erreicht (Minimalwert<br />
BIS = 78), dennoch gab es signifikante Unterschiede<br />
zwischen der Verum- <strong>und</strong> der Kontrollgruppe.<br />
Bei aktivierter L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur reduzierten<br />
sich die BIS-Werte kontinuierlich während der 20-mi-<br />
14 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006<br />
Y Data<br />
Y Data<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
p = 0,013<br />
p = 0,008<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
n.s.<br />
keine L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
a1 b1 c1 d1 e1 a2 X Data<br />
b2 a3 b3 c3 d3 a<br />
n = 19<br />
b<br />
n = 10<br />
Abb. 4: Box-Plot Darstellungen der Werte des EEG-Bispektralindex<br />
(BIS) in der Verum- (a) <strong>und</strong> Kontroll-<br />
Gruppe (b) zu verschiedenen Messzeitpunkten a 1 – d 3<br />
(vgl. Abb. 3 <strong>und</strong> Text). Man beachte die signifikanten<br />
Abnahmen des BIS während aktivierter L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(c 1 ,d 1 ) in der Verumgruppe (a).
Y Data<br />
Y Data<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a Gruppe I (Verum); n = 19<br />
nütigen Stimulusapplikation. Zur gleichen Zeit, zu der<br />
also zerebrale Funktionen stimulationsabhängig beeinflusst<br />
wurden, blieben Parameter des Herzkreislaufzustandes<br />
(Herzrate, Blutdruck <strong>und</strong> Sauerstoffsättigung)<br />
nahezu unbeeinflusst.<br />
Neben dem Effekt der L<strong>ase</strong>rstimulation auf die<br />
hirnelektrische Aktivität während der unmittelbar<br />
präoperativen Ph<strong>ase</strong>, zeigte sich intraoperativ in der<br />
Verumgruppe nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur ein zwar<br />
nicht signifikanter, im Trend jedoch geringerer Bedarf<br />
an Pharmaka, um eine Sedoanalgesie unter stabilen<br />
Blutdruckbedingungen aufrecht zu erhalten.<br />
Die BIS-Werte lieferten dabei keine signifikanten Abweichungen.<br />
Dieser Begleiteffekt bedarf hinsichtlich<br />
seiner klinischen Relevanz weiterer Untersuchungen<br />
mit höheren Fallzahlen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Nähe der hier gewählten <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
(siehe auch Abb. 1) zum Operationsfeld bei<br />
Eingriffen am Schädel, sollten für intraoperative Anwendungen<br />
methodische (alternative Stimulationspunkte)<br />
<strong>und</strong>/oder auch technische Entwicklungen<br />
angedacht werden. Auch ist der Effekt der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
auf den BIS offensichtlich auf die Stimulationsph<strong>ase</strong><br />
beschränkt.<br />
Konklusion<br />
HR BPsys [mmHg] BPdia [mmHg]<br />
120<br />
SaO2 [%]<br />
200<br />
120<br />
100<br />
100<br />
150<br />
80<br />
80<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
b Gruppe II (Kontrolle); n = 10<br />
Anhand des doppelblinden, randomisierten Studiendesigns<br />
konnte gezeigt werden, dass die nicht-inva-<br />
100<br />
50<br />
0<br />
100<br />
50<br />
0<br />
sive, schmerzfreie L<strong>ase</strong>rnadelstimulation an Körper<strong>und</strong><br />
Ohrakupunkturpunkten sich in einer signifikanten<br />
Reduktion des BIS-Index widerspiegeln kann.<br />
Weitere Methodenentwicklung <strong>und</strong> Untersuchungen<br />
für den intraoperativen Einsatz bei augenchirurgischen<br />
Eingriffen sind erforderlich.<br />
Danksagungen<br />
Dem suppl. Vorstand der Universitätsaugenklinik der<br />
Medizinischen Universität Graz, Herrn Univ.-Prof. Dr.<br />
med. Ch. Faschinger, danken die Autoren für die Ermöglichung<br />
der Durchführung der Studie. Herrn<br />
Ass.-Prof. Dr. med. B. Vidic, ebenfalls von der Universitätsaugenklinik<br />
Graz, sei für die wertvolle Hilfestellung<br />
bei der Auswahl der Patienten gedankt. Frau Dr.<br />
med. K. Fischereder, Frau Dr. D. Gapp <strong>und</strong> Frau<br />
cand.med. V. Renat danken die Autoren für die wertvolle<br />
Hilfe bei der Datenerfassung. Frau Mag. I. Gaischek<br />
(Forschungseinheit für biomedizinische Technik<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz) gilt der Dank für die Manuskript<strong>und</strong><br />
Abbildungserstellung.<br />
Literatur<br />
[1] Boscia F, La Tegola MG, Columbo G, Alessio G, Sborgia<br />
C. Combined topical anesthesia and sedation for<br />
open-globe injuries in selected patients. Ophthalmology<br />
(2003), 110(8): 1555-1559.<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006 15<br />
60<br />
40<br />
20<br />
HR BPsys [mmHg] BPdia [mmHg]<br />
120<br />
SaO2 [%]<br />
200<br />
120<br />
100<br />
100<br />
150<br />
80<br />
80<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
Abb. 5: Box-Plot Darstellungen der Messwerte der Herzrate (HR), des systolischen (BP sys ) <strong>und</strong> diastolischen (BP dia )<br />
Blutdruckes sowie der peripheren Sauerstoffsättigun (SaO 2 ) in der Verum- (a) <strong>und</strong> der Kontroll-Gruppe (b).<br />
X Data
Goal of this study was to investigate to what extent<br />
l<strong>ase</strong>rneedle stimulation can be applied as a<br />
supplementary method for sedation during cataract<br />
surgery.<br />
Twenty-nine patients (18 f, 11 m), mean age (± SD) of<br />
70.7 ± 8.5 years were examined during cataract surgery<br />
using a double-blinded, randomized study design.<br />
The patients were divided into two groups.<br />
Group I (verum group; n = 19; 10 f, 9 m; 69.1 ± 8.6 years)<br />
was stimulated with active l<strong>ase</strong>rneedle stimulation<br />
(685 nm, 30 – 40 mW/needle, duration 20<br />
min) prior to surgery. Group II (control group; n = 10;<br />
8 f, 2 m; 72.3 ± 8.3 years) <strong>und</strong>erwent an identical procedure,<br />
however with inactive l<strong>ase</strong>rneedle stimulation.<br />
The following acupoints were used bilaterally:<br />
Ear point 55 (Shenmen), ear point 95 (kidney), LI.3<br />
[2] Weigt H.U, Spraul CW, Weiss M. Was gibt es Neues in<br />
der Ophthalmoanästhesie? Klin. Monatsbl. Augenheilk<strong>und</strong>e.<br />
(2003), 220(12): 809-821.<br />
[3] Weixler D, Paulitsch K. Praxis der Sedierung. Facultas<br />
Universitätsverlag, Wien (2003).<br />
[4] Chan JC, Lai JS, Lam DS. Nausea and vomiting after<br />
phacoemulsification using topical or retrobulbar anesthesia.<br />
J. Cataract Refract. Surg. (2002), 28(11): 1973-<br />
1976.<br />
[5] Cugini U, Lanzetta P, Nadbath P, Menchini U. Sedation<br />
with ketamine during cataract surgery. J. Cataract<br />
Refract. Surg. (1997), 23(5): 784-786.<br />
[6] Litscher G, Schikora D. (Hrsg.): L<strong>ase</strong>rnadel-<strong>Akupunktur</strong>.<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen (2004).<br />
[7] Litscher G, Schikora D. (Eds.) L<strong>ase</strong>rneedle-Acupuncture.<br />
Science and Practice. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen (2005).<br />
[8] Litscher G, Schikora D. Cerebral vascular effects of<br />
noninvasive l<strong>ase</strong>rneedles measured by transorbital<br />
and transtemporal Doppler sonography. L<strong>ase</strong>rs Med.<br />
Sci. (2002), 17: 289-295.<br />
[9] Litscher G, Schikora D. Near-infrared spectroscopy<br />
for objectifying cerebral effects of needle and l<strong>ase</strong>rneedle<br />
acupuncture. Spectroscopy (2002), 16(3-4):<br />
335-342.<br />
[10] Litscher G, Rachbauer D, Ropele S, Wang L, Schikora<br />
D, Fazekas F, Ebner F. Acupuncture using l<strong>ase</strong>rneedles<br />
modulates brain function: First evidence from<br />
functional transcranial Doppler sonography (fTCD)<br />
and functional magnetic resonance imaging (fMRI).<br />
L<strong>ase</strong>rs Med. Sci. (2004), 19: 6-11.<br />
[11] Litscher G. Cerebral and peripheral effects of l<strong>ase</strong>rneedle®-stimulation.<br />
Neurol. Res. (2003), 25: 722-728.<br />
[12] Némethy M, Paroli L, Williams-Russo P, Blanck T.J. Assessing<br />
sedation with regional anesthesia: inter-rater<br />
agreement on a modified Wilson sedation scale.<br />
Anesth. Analg. (2002), 94: 723-728.<br />
[13] Litscher G. Effects of acupressure, manual acupuncture<br />
and L<strong>ase</strong>rneedle® acupuncture on EEG bispec-<br />
(Sanjian) and H.7 (Shenmen).<br />
The results showed a significant (p = 0.01) reduction<br />
in EEG bispectral index values in the verum<br />
group, however no significant changes in the control<br />
group were evident. Circulatory parameters<br />
(heart rate, blood pressure and oxygen saturation)<br />
remained nearly constant in both groups.<br />
Due to the incre<strong>ase</strong>d frequency of ambulatory surgical<br />
procedures, a non-pharmacologic and non-invasive<br />
method of sedation could provide a helpful<br />
supplement in ophthalmic procedures using local<br />
anesthesia.<br />
Key words: L<strong>ase</strong>r stimulation, l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture,<br />
sedation, bispectral index (BIS), acupuncture,<br />
ophthalmic surgery, anesthesia<br />
tral index (BIS) and spectral edge frequency (SEF) in<br />
healthy volunteers. Europ. J. Anaesthesiol. (2004), 21:<br />
13-19.<br />
[14] Litscher G. Shenting and Yintang: Quantification of<br />
cerebral effects of acupressure, manual acupuncture<br />
and l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture using high-tech neuromonitoring<br />
methods. Medical Acupuncture<br />
(2005), 16(3): 24-29.<br />
Die Verfasser:<br />
Litscher G., Forschungseinheit für biomedizinische Technik<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz<br />
Schikora D, Fakultät für Naturwissenschaften, Universität<br />
Paderborn<br />
Schwarz G., Schöpfer A., Holas A. Klinische Abteilung für<br />
Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong><br />
Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz<br />
Wang L., Forschungseinheit für biomedizinische Technik in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Univ.-Prof. DI DDr. Gerhard Litscher<br />
Forschungseinheit für biomedizinische Technik in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
8036 Graz<br />
Tel. ++43 316 385 3907, -83907<br />
Fax ++43 316 385 3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
http://litscher.at<br />
http://litscher.info<br />
http://www.neuromonitoring.org<br />
16 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006
L<strong>ase</strong>rstimulation: Supplementierung<br />
der Sedierung bei ophthalmologischen<br />
Eingriffen in Lokalanästhesie?<br />
Von G. LITSCHER , A. SCHÖPFER, G. SCHWARZ, L. WANG, A. HOLAS, D. SCHIKORA<br />
Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmals zu untersuchen,<br />
inwieweit die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation als<br />
ergänzende Maßnahme zur Sedierung im Rahmen<br />
von Kataraktoperationen herangezogen werden<br />
könnte.<br />
Untersucht wurden 29 Patienten (18 f, 11 m) mit einem<br />
mittleren Alter (± SD) von 70,7 ± 8,5 Jahren<br />
während einer Kataraktoperation mittels eines<br />
doppeltblinden, randomisierten Studiendesigns.<br />
Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt.<br />
Die Gruppe I (Verumgruppe; n = 19; 10 f, 9 m; 69,1 ±<br />
8,6 Jahre) erhielt vor der Operation eine aktive L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(685 nm, 30 -40 mW/Nadel,<br />
Dauer 20 min). Bei der Gruppe II (Kontrollgruppe;<br />
n=10; 8 f, 2 m; 72,3 ± 8,3 Jahre) wurde ein identisches<br />
Prozedere durchgeführt, die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
war jedoch inaktiv. Die folgenden <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
wurden jeweils beidseits stimuliert: Ohr-<br />
Einleitung<br />
Zahlreiche Eingriffe im Bereich der Ophthalmologie<br />
werden in Regional- oder topischer Anästhesie<br />
durchgeführt. Für die prä- <strong>und</strong> intraoperative Ph<strong>ase</strong><br />
liegen unterschiedliche pharmakologische Sedierungskonzepte<br />
vor, um die emotionale <strong>und</strong> neurovegetative<br />
Belastung zu limitieren [1 – 5].<br />
Hauptziel der vorliegenden Pilotstudie war es,<br />
erstmals im Rahmen einer doppeltblinden, randomisierten<br />
Studie zu untersuchen, inwieweit die neue<br />
Methode der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur als ergänzende<br />
Maßnahme zur Sedierung im Rahmen von Kataraktoperationen<br />
herangezogen werden könnte.<br />
Methode<br />
Patienten <strong>und</strong> Prozedere<br />
Alle Patienten waren über den Verlauf der Untersuchung<br />
nach Maßgabe des Studiendesigns aufgeklärt<br />
<strong>und</strong> gaben schriftlich ihre Einverständniserklärung<br />
ab. Die Studie wurde von der Ethikkommission der<br />
punkt 55 (Shenmen), Ohrpunkt 95 (Niere), Di.3 (Sanjian)<br />
<strong>und</strong> He.7 (Shenmen).<br />
Die Ergebnisse zeigten, dass es bei der Verumgruppe<br />
zu einer signifikanten (p = 0,01) Reduktion der Werte<br />
des EEG-Bispektralindex kam. Bei der Kontrollgruppe<br />
hingegen kam es zu keinen signifikanten Veränderungen.<br />
Parameter des Herzkreislaufzustandes<br />
(Herzrate, Blutdruck <strong>und</strong> Sauerstoffsättigung) blieben<br />
in beiden Gruppen nahezu unbeeinflusst.<br />
Wegen der Zunahme tageschirurgischer Eingriffe<br />
könnte eine nicht pharmakologische <strong>und</strong> darüber<br />
hinaus nicht-invasive Sedierungsmethode im Bereich<br />
ophthalmologischer Eingriffe in Lokalanästhesie<br />
eine hilfreiche Ergänzung darstellen.<br />
Schlüsselwörter: L<strong>ase</strong>rstimulation, L<strong>ase</strong>rnadel-<strong>Akupunktur</strong>,<br />
Sedierung, Bispektralindex (BIS), <strong>Akupunktur</strong>,<br />
Augenchirurgie, Anästhesie<br />
Medizinischen Universität Graz (14-216 ex 03/04) genehmigt.<br />
Untersucht wurden insgesamt 29 Patienten (18 f,<br />
11 m) mit einem mittleren Alter (± SD) von 70,7 ± 8,5<br />
Jahren (Bereich 50 – 79 Jahre) während eines ophthalmologischen<br />
Eingriffes (Kataraktoperation). Die<br />
Patienten wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt.<br />
Die Gruppe I (Verumgruppe; n=19; 10 f, 9 m; 69,1 ± 8,6<br />
Jahre; 50-79 Jahre) erhielt unmittelbar vor der Operation<br />
eine aktive L<strong>ase</strong>rnadelstimulation mit einer<br />
Dauer von 20 min. Bei der Gruppe II (Kontrollgruppe;<br />
n = 10; 8 f, 2 m; 72,3 ± 8,3 Jahre; 52 – 76 Jahre) wurde<br />
ein identisches Prozedere durchgeführt, die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
war jedoch inaktiv.<br />
Sämtliche Patienten erhielten Bromazepam (Lexotanil®)<br />
in einer mittleren Dosierung von 3 mg eine<br />
St<strong>und</strong>e vor Operationsbeginn. Die Ausschlusskriterien<br />
der Studie wurden wie folgt festgelegt: a) Initialer<br />
systolischer Blutdruck > 180 mmHg; b) Herzfrequenz<br />
> 110/min; c) Körpergewicht > 100 kg; d) zerebro-vaskuläre<br />
Erkrankung wie z. B. St.p. TIA <strong>und</strong> St.p. Insult.<br />
Der im Operationssaal tätige Anästhesist, der<br />
nach Bedarf die Sedoanalgesie durchführte, war<br />
10 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006
nicht informiert, welcher Patient der Verumgruppe<br />
bzw. der Kontrollgruppe zugeordnet war. Die Sedoanalgesie<br />
erfolgte nach standardisiertem Schema.<br />
Während des operativen Eingriffes wurde das Standardmonitoring<br />
der Vitalparameter (EKG, Pulsoxymetrie,<br />
nicht-invasive Blutdruckmessungen im Abstand<br />
von 5 Minuten) in üblicher Weise durchgeführt.<br />
Bei Überschreiten eines systolischen Blutdruckwertes<br />
von 180 mmHg wurde ein Propofol Bolus<br />
von 20 mg appliziert. Falls dies in Bezug auf die<br />
Blutdruckstabilisierung ineffektiv war, wurde ein Bolus<br />
von 10 mg Urapidil (Ebrantil®) verabreicht.<br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
Acht L<strong>ase</strong>rnadeln wurden nach Reinigung der Haut<br />
mit Alkohol an Körper- <strong>und</strong> Ohrakupunkturpunkten<br />
mit einem Spezialklebeband appliziert (Abb. 1). Die<br />
schmerzfreien L<strong>ase</strong>rnadeln arbeiten mit einer Emissionswellenlänge<br />
von 685 nm. Die Intensität der L<strong>ase</strong>rnadeln<br />
war so optimiert, dass der Patient die Aktivierung<br />
nicht wahrnahm (30 – 40 mW/Nadel;<br />
Durchmesser 500 μm; Dauer 20 min; Energiedichte<br />
2,3 kJ/cm 2 pro <strong>Akupunktur</strong>punkt). Weitere Details zur<br />
Methodik sind vorangehenden Publikationen zu entnehmen<br />
[6–11].<br />
Folgende <strong>Akupunktur</strong>punkte wurden jeweils<br />
beidseits stimuliert (vgl. Abb. 2): der chin. Ohrpunkt<br />
55 (Shenmen) <strong>und</strong> der chin. Ohrpunkt 95 (Niere), der<br />
nach europäischer Nomenklatur als Plexus renalis<br />
bezeichnet wird, sowie die klassischen Punkte Di 3<br />
(Sanjian) <strong>und</strong> He 7 (Shenmen).<br />
Beurteilungsparameter<br />
Evaluiert wurden vor dem ophthalmologischen Eingriff<br />
der EEG-Bispektralindex (BIS) mit Hilfe eines Aspect<br />
A1000 Monitors (Aspect Medical Systems Inc.,<br />
Abb. 1: L<strong>ase</strong>rnadelstimulation unmittelbar vor einem<br />
ophthalmologischen Eingriff an der Universitäts-<br />
Augenklinik der Medizinischen Universität Graz<br />
Natick, MA, USA) zu bestimmten Messzeitpunkten unmittelbar<br />
vor, während <strong>und</strong> nach der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(vgl. Abb. 3) sowie intraoperativ zusätzlich<br />
die Herzfrequenz (HR), der Blutdruck (BP) <strong>und</strong> die Sauerstoffsättigung<br />
(SaO 2 ) mit einem Datex-Engström<br />
AS/3 Anästhesie-System (Datex Instrumentarium<br />
Corp., Helsinki, Finnland). Ergänzend dazu wurde ein<br />
klinischer Score (Ramsay Score 0 – 6; 0 = wach, 6 = tiefes<br />
Koma) erhoben. Darüber hinaus wurde der nach einem<br />
routinemäßig verwendeten Schema verabreichte<br />
Sedativaverbrauch in beiden Gruppen beurteilt.<br />
Statistische Analysen<br />
Die ermittelten BIS-Daten wurden grafisch in Form<br />
von Box-Plots (SigmaStat, Jandel Scientific Corp., Erkrath,<br />
Deutschland) präsentiert. Als statistisches Testverfahren<br />
gelangten zusätzlich der „paired t-test“<br />
<strong>und</strong> der „t-test“ zur Anwendung. Das Signifikanznveau<br />
wurde mit p < 0,05 festgelegt. Die unterschiedlichen<br />
Fallzahlen in den beiden Gruppen kamen aufgr<strong>und</strong><br />
eines organisatorisch bedingten vorzeitigen<br />
Studienabbruches zustande, haben aber in Bezug auf<br />
die Relevanz der Ergebnisse keine Bedeutung.<br />
Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse der BIS-Daten sind in der Abbildung 4<br />
dargestellt. Die Studie lieferte während der Ph<strong>ase</strong> der<br />
aktiven L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur (Verumgruppe; Abb. 4<br />
a) signifikante Abnahmen der BIS-Werte gegenüber<br />
dem Ausgangswert a 1 (c 1 : p = 0,013; d 1 : p = 0,008).<br />
Diese Veränderungen waren nur in der Verumgruppe<br />
(I), nicht aber in der Kontrollgruppe (II; Abb. 4<br />
b) nachweisbar. Im Kontrollkollektiv mit deaktivierter<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation kam es zu keinen signifikanten<br />
Veränderungen in der Ph<strong>ase</strong> vor dem chirurgischen<br />
Eingriff (a 1 – e 1 ; Abb. 4 b). Ein Vergleich der<br />
Abb. 2: <strong>Akupunktur</strong>punkte, die im Rahmen der Studie<br />
verwendet wurden<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006 11
Gruppe I<br />
(Verum)<br />
Gruppe II<br />
(Kontrolle)<br />
BIS<br />
BIS<br />
a 1<br />
a 1<br />
10 min<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
3 min 1 min inaktiv<br />
1 min 3 min<br />
20 min<br />
BIS-Werte unmittelbar vor (a 2 ) bzw. nach der retrobulbären<br />
Blockade (b 2 ) ergab keine signifikanten Unterschiede<br />
innerhalb der jeweiligen Gruppe <strong>und</strong><br />
auch zwischen den Gruppen zu den jeweiligen Zeitpunkten.<br />
Lediglich die Streuung der Messwerte war<br />
in der Kontrollgruppe größer. Auch die Analysen<br />
während der Operation (a 3 – d 3 ;a 3 … OP-Beginn; b 3 …<br />
Loslösen der Linse; c 3 … Einsetzen der Linse; d 3 … unmittelbar<br />
am Ende des Eingriffs) lieferten keinen<br />
Hinweis auf Unterschiede in den BIS-Werten in Abhängigkeit<br />
von preoperativ aktivierter bzw. deaktivierter<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
Die Resultate der Standardparameter wie HR, BP<br />
<strong>und</strong> SaO 2 sind in der Abbildung 5 dargestellt. Es zeigten<br />
sich keine signifikanten Veränderungen in den<br />
einzelnen Messgrößen. Die Werte des Ramsay Score<br />
wurden durchwegs mit 0 (wach <strong>und</strong> orientiert) erhoben,<br />
lediglich bei einem Patienten (S. L., 79 Jahre)<br />
aus der Gruppe I war intraoperativ (a 3 – c 3 ) ein Wert<br />
3 (schlafend, aber kooperativ; Reaktion auf laute Ansprache)<br />
in der siebenteiligen Skala festzustellen.<br />
Die Tabelle 1 zeigt den Pharmakaverbrauch für die<br />
Sedoanalgesie in der Studie.<br />
b 1<br />
EIN AUS<br />
1 min<br />
3 min 20 min<br />
3 min<br />
b 1<br />
10 min<br />
c 1<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
aktiv<br />
c 1<br />
d 1<br />
1 min<br />
d 1<br />
Eine Evaluierung des intraoperativen Regimes zur<br />
Sedoanalgesie ergab einen nicht signifikant niedrigeren<br />
Verbrauch (p < 0,083; n.s.; t-Test) an Propofol<br />
(Diprivan®) in Gruppe I, wobei die Prämedikation<br />
Bromazepam (Lexotanil®) bei beiden Gruppen annähernd<br />
gleich war.<br />
Diskussion<br />
Als Begründung für den relativ hohen Anteil von Regional-<br />
<strong>und</strong> Lokalanästhesien während ophthalmochirurgischer<br />
Eingriffe wird neben ökonomischen<br />
Aspekten unter anderem die geringere Interferenz<br />
mit Vitalfunktionen angeführt. Eine intraoperativ<br />
begleitende Sedoanalgesie ist sicherlich ein wichtiger<br />
Beitrag zur Erhöhung des Patientenkomforts. Allerdings<br />
besteht dabei das nicht ausschließbare Risiko<br />
einer Überdosierung <strong>und</strong> Beeinträchtigung der<br />
respiratorischen Funktion. Ebenso muss die mögliche<br />
Einschränkung kognitiver Qualitäten bei den in<br />
der Augenchirurgie oftmals multimorbiden älteren<br />
Patienten berücksichtigt werden. Darüber hinaus<br />
können in oberflächlicher Sedierung unwillkürliche<br />
12 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006<br />
e 1<br />
e 1<br />
retrobulbäre<br />
Blockade<br />
1 min<br />
retrobulbäre<br />
Blockade<br />
1 min<br />
ophthalmologischer<br />
Eingriff<br />
Scoring Ph<strong>ase</strong><br />
(HR, BP, SaO2 , klin.<br />
Score: Ramsay)<br />
ophthalmologischer<br />
Eingriff<br />
Scoring Ph<strong>ase</strong><br />
(HR, BP, SaO2 , klin.<br />
Score: Ramsay)<br />
Abb. 3: Messprozedere<br />
<strong>und</strong> Messzeitpunkte<br />
(a 1 – e 1 ) vor dem operativen<br />
Eingriff in der Verum-<br />
(Gruppe I) <strong>und</strong> Kontrollgruppe<br />
(Gruppe II)<br />
Tab. 1: Pharmakaverbrauch (Mittelwert ± SE) für blutdruckstabilisierende Sedoanalgesie (nI,II: Anzahl der<br />
Patienten, die mindestens eines der angeführten Pharmaka zur blutdruckstabilisierenden Analgosedierung<br />
erhielten).<br />
Pharmakon Gruppe I (n=19) Gruppe II (n=10)<br />
n I [mg] n II [mg]<br />
Propofol (Diprivan®) 10 13,2 ± 3,5 8 24,0 ± 5,0<br />
Alfentanyl (Rapifen®) 1 0,02 ± 0,02 0 0<br />
Midazolam (Dormicum®) 1 0,11 ± 0,11 1 0,8 ± 0,08<br />
Urapidil (Ebrantil®) 4 4,5 ± 2,2 0 0
plötzliche Aufwachreaktionen das Operationsergebnis<br />
gefährden. Ein emotionaler Belastungszustand<br />
bei Eingriffen in lokalen bzw. regionalen Blockadetechniken<br />
besteht allerdings nicht nur intraoperativ,<br />
sondern auch unmittelbar präoperativ. Erwartungsängste<br />
vor chirurgischen Maßnahmen können sich<br />
speziell bei Patienten mit eingeschränkter koronarer<br />
Reserve auf Gr<strong>und</strong> stressbedingter Tachykardien<br />
oder Hypertonus auf den myokardialen Sauerstoffverbrauch<br />
ungünstig auswirken.<br />
Gerade wegen der Zunahme tageschirurgischer<br />
ophthalmologischer Eingriffe in Lokalanästhesie wäre<br />
also eine nicht-pharmakologische Sedierungsmethode<br />
ohne die entsprechenden Begleitreaktionen<br />
eine hilfreiche Ergänzung.<br />
Im Rahmen unserer Untersuchungen wurde erstmals<br />
perioperativ bei Kataraktoperationen untersucht,<br />
inwieweit die neue Methode der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
im Stande ist, nicht pharmakologisch induzierte<br />
sedierende Effekte hervorzurufen. Bislang ist<br />
bekannt, dass die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation im Gehirn<br />
reproduzierbare Effekte induzieren kann [6–11]. Basierend<br />
auf diesen Ergebnissen <strong>und</strong> in Übereinstimmung<br />
mit dem praktischen Prozedere bei Kataraktoperationen<br />
wurde ein spezielles <strong>Akupunktur</strong>schema<br />
gewählt. Dieses Schema beinhaltete sowohl <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
der Traditionellen Chinesischen Medizin<br />
(TCM) als auch der Ohrakupunktur. Nach Vorstellungen<br />
der TCM soll die Stimulation dieser Punkte eine<br />
Sedierung unterstützen bzw. bewerkstelligen.<br />
Zur klinischen Bewertung möglicher Sedierungseffekte<br />
wurden bei den vorliegenden Untersuchungen<br />
der Ramsay-Score herangezogen. Zur Objektivierung<br />
von Änderungen der spontanen hirnelektrischen Aktivität<br />
wurde der BIS registriert. Der BIS-Index reicht<br />
von 0 (= isoelektrisches EEG) bis 100 (= wach) <strong>und</strong> soll<br />
sich in erster Linie zur Einschätzung unterschiedlicher<br />
Narkosestadien (Hypnosestadien), aber auch des Sedierungsgrades<br />
während intensivmedizinischer Versorgung<br />
eignen. Zahlreiche Studien deuten auf die<br />
Möglichkeit hin, mit dem BIS-Index sedoanalgetische<br />
Substanzen präziser zu titrieren, Sedativa einzusparen<br />
<strong>und</strong> damit die OP-Nutzung ökonomischer zu gestalten<br />
[3]. Allerdings muss auch angemerkt werden,<br />
dass im Rahmen oberflächlicher Sedierungszustände,<br />
wie sie oftmals im Bereich von ophthalmologischen<br />
Eingriffen vorliegen, die Zuordnung vom BIS-<br />
Index zur Sedierungstiefe bislang nicht ausreichend<br />
bestimmt wurde [12]. Für eine exakte Auswertung<br />
müssten für jedes Sedierungsverfahren spezifisch<br />
korrelierende BIS-Werte erfasst werden. Richtwerte<br />
des BIS für eine pharmakologische Sedierung (BIS =<br />
a1 b1 c1 d1 e1 a2 X Data<br />
b2 a3 b3 c3 d3 70 – 100: leichte Sedierung <strong>und</strong> BIS = 60 – 70: tiefe Sedierung)<br />
liegen zwar vor [3], vorangehende Studien<br />
haben aber gezeigt, dass auch nicht-pharmakologische<br />
Stimulationen wie z.B. die Akupressur oder die<br />
<strong>Akupunktur</strong> zu einer Verlangsamung des EEGs <strong>und</strong><br />
damit zu einer Reduktion der BIS-Werte (im Extremfall<br />
bis zu BIS = 35 bei ges<strong>und</strong>en wachen Probanden)<br />
führen können [13, 14]. Dies könnte im Sinne der bekannten<br />
hohen Sensitivität von EEG-basierenden<br />
Messverfahren bei gleichzeitig geringerer Spezifität<br />
interpretiert werden. Bei unseren Messungen mit der<br />
L<strong>ase</strong>rstimulation wurde nach der Beurteilung der BIS-<br />
Skala zwar keine „tiefe Sedierung“ erreicht (Minimalwert<br />
BIS = 78), dennoch gab es signifikante Unterschiede<br />
zwischen der Verum- <strong>und</strong> der Kontrollgruppe.<br />
Bei aktivierter L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur reduzierten<br />
sich die BIS-Werte kontinuierlich während der 20-mi-<br />
14 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006<br />
Y Data<br />
Y Data<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
p = 0,013<br />
p = 0,008<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
n.s.<br />
keine L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
a1 b1 c1 d1 e1 a2 X Data<br />
b2 a3 b3 c3 d3 a<br />
n = 19<br />
b<br />
n = 10<br />
Abb. 4: Box-Plot Darstellungen der Werte des EEG-Bispektralindex<br />
(BIS) in der Verum- (a) <strong>und</strong> Kontroll-<br />
Gruppe (b) zu verschiedenen Messzeitpunkten a 1 – d 3<br />
(vgl. Abb. 3 <strong>und</strong> Text). Man beachte die signifikanten<br />
Abnahmen des BIS während aktivierter L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
(c 1 ,d 1 ) in der Verumgruppe (a).
Y Data<br />
Y Data<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a Gruppe I (Verum); n = 19<br />
nütigen Stimulusapplikation. Zur gleichen Zeit, zu der<br />
also zerebrale Funktionen stimulationsabhängig beeinflusst<br />
wurden, blieben Parameter des Herzkreislaufzustandes<br />
(Herzrate, Blutdruck <strong>und</strong> Sauerstoffsättigung)<br />
nahezu unbeeinflusst.<br />
Neben dem Effekt der L<strong>ase</strong>rstimulation auf die<br />
hirnelektrische Aktivität während der unmittelbar<br />
präoperativen Ph<strong>ase</strong>, zeigte sich intraoperativ in der<br />
Verumgruppe nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur ein zwar<br />
nicht signifikanter, im Trend jedoch geringerer Bedarf<br />
an Pharmaka, um eine Sedoanalgesie unter stabilen<br />
Blutdruckbedingungen aufrecht zu erhalten.<br />
Die BIS-Werte lieferten dabei keine signifikanten Abweichungen.<br />
Dieser Begleiteffekt bedarf hinsichtlich<br />
seiner klinischen Relevanz weiterer Untersuchungen<br />
mit höheren Fallzahlen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der Nähe der hier gewählten <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
(siehe auch Abb. 1) zum Operationsfeld bei<br />
Eingriffen am Schädel, sollten für intraoperative Anwendungen<br />
methodische (alternative Stimulationspunkte)<br />
<strong>und</strong>/oder auch technische Entwicklungen<br />
angedacht werden. Auch ist der Effekt der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
auf den BIS offensichtlich auf die Stimulationsph<strong>ase</strong><br />
beschränkt.<br />
Konklusion<br />
HR BPsys [mmHg] BPdia [mmHg]<br />
120<br />
SaO2 [%]<br />
200<br />
120<br />
100<br />
100<br />
150<br />
80<br />
80<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
b Gruppe II (Kontrolle); n = 10<br />
Anhand des doppelblinden, randomisierten Studiendesigns<br />
konnte gezeigt werden, dass die nicht-inva-<br />
100<br />
50<br />
0<br />
100<br />
50<br />
0<br />
sive, schmerzfreie L<strong>ase</strong>rnadelstimulation an Körper<strong>und</strong><br />
Ohrakupunkturpunkten sich in einer signifikanten<br />
Reduktion des BIS-Index widerspiegeln kann.<br />
Weitere Methodenentwicklung <strong>und</strong> Untersuchungen<br />
für den intraoperativen Einsatz bei augenchirurgischen<br />
Eingriffen sind erforderlich.<br />
Danksagungen<br />
Dem suppl. Vorstand der Universitätsaugenklinik der<br />
Medizinischen Universität Graz, Herrn Univ.-Prof. Dr.<br />
med. Ch. Faschinger, danken die Autoren für die Ermöglichung<br />
der Durchführung der Studie. Herrn<br />
Ass.-Prof. Dr. med. B. Vidic, ebenfalls von der Universitätsaugenklinik<br />
Graz, sei für die wertvolle Hilfestellung<br />
bei der Auswahl der Patienten gedankt. Frau Dr.<br />
med. K. Fischereder, Frau Dr. D. Gapp <strong>und</strong> Frau<br />
cand.med. V. Renat danken die Autoren für die wertvolle<br />
Hilfe bei der Datenerfassung. Frau Mag. I. Gaischek<br />
(Forschungseinheit für biomedizinische Technik<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz) gilt der Dank für die Manuskript<strong>und</strong><br />
Abbildungserstellung.<br />
Literatur<br />
[1] Boscia F, La Tegola MG, Columbo G, Alessio G, Sborgia<br />
C. Combined topical anesthesia and sedation for<br />
open-globe injuries in selected patients. Ophthalmology<br />
(2003), 110(8): 1555-1559.<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006 15<br />
60<br />
40<br />
20<br />
HR BPsys [mmHg] BPdia [mmHg]<br />
120<br />
SaO2 [%]<br />
200<br />
120<br />
100<br />
100<br />
150<br />
80<br />
80<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
X Data<br />
a 1 b1 c1 d1 e1 a2 b2 a3 b3 c3 d3<br />
Abb. 5: Box-Plot Darstellungen der Messwerte der Herzrate (HR), des systolischen (BP sys ) <strong>und</strong> diastolischen (BP dia )<br />
Blutdruckes sowie der peripheren Sauerstoffsättigun (SaO 2 ) in der Verum- (a) <strong>und</strong> der Kontroll-Gruppe (b).<br />
X Data
Goal of this study was to investigate to what extent<br />
l<strong>ase</strong>rneedle stimulation can be applied as a<br />
supplementary method for sedation during cataract<br />
surgery.<br />
Twenty-nine patients (18 f, 11 m), mean age (± SD) of<br />
70.7 ± 8.5 years were examined during cataract surgery<br />
using a double-blinded, randomized study design.<br />
The patients were divided into two groups.<br />
Group I (verum group; n = 19; 10 f, 9 m; 69.1 ± 8.6 years)<br />
was stimulated with active l<strong>ase</strong>rneedle stimulation<br />
(685 nm, 30 – 40 mW/needle, duration 20<br />
min) prior to surgery. Group II (control group; n = 10;<br />
8 f, 2 m; 72.3 ± 8.3 years) <strong>und</strong>erwent an identical procedure,<br />
however with inactive l<strong>ase</strong>rneedle stimulation.<br />
The following acupoints were used bilaterally:<br />
Ear point 55 (Shenmen), ear point 95 (kidney), LI.3<br />
[2] Weigt H.U, Spraul CW, Weiss M. Was gibt es Neues in<br />
der Ophthalmoanästhesie? Klin. Monatsbl. Augenheilk<strong>und</strong>e.<br />
(2003), 220(12): 809-821.<br />
[3] Weixler D, Paulitsch K. Praxis der Sedierung. Facultas<br />
Universitätsverlag, Wien (2003).<br />
[4] Chan JC, Lai JS, Lam DS. Nausea and vomiting after<br />
phacoemulsification using topical or retrobulbar anesthesia.<br />
J. Cataract Refract. Surg. (2002), 28(11): 1973-<br />
1976.<br />
[5] Cugini U, Lanzetta P, Nadbath P, Menchini U. Sedation<br />
with ketamine during cataract surgery. J. Cataract<br />
Refract. Surg. (1997), 23(5): 784-786.<br />
[6] Litscher G, Schikora D. (Hrsg.): L<strong>ase</strong>rnadel-<strong>Akupunktur</strong>.<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen (2004).<br />
[7] Litscher G, Schikora D. (Eds.) L<strong>ase</strong>rneedle-Acupuncture.<br />
Science and Practice. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen (2005).<br />
[8] Litscher G, Schikora D. Cerebral vascular effects of<br />
noninvasive l<strong>ase</strong>rneedles measured by transorbital<br />
and transtemporal Doppler sonography. L<strong>ase</strong>rs Med.<br />
Sci. (2002), 17: 289-295.<br />
[9] Litscher G, Schikora D. Near-infrared spectroscopy<br />
for objectifying cerebral effects of needle and l<strong>ase</strong>rneedle<br />
acupuncture. Spectroscopy (2002), 16(3-4):<br />
335-342.<br />
[10] Litscher G, Rachbauer D, Ropele S, Wang L, Schikora<br />
D, Fazekas F, Ebner F. Acupuncture using l<strong>ase</strong>rneedles<br />
modulates brain function: First evidence from<br />
functional transcranial Doppler sonography (fTCD)<br />
and functional magnetic resonance imaging (fMRI).<br />
L<strong>ase</strong>rs Med. Sci. (2004), 19: 6-11.<br />
[11] Litscher G. Cerebral and peripheral effects of l<strong>ase</strong>rneedle®-stimulation.<br />
Neurol. Res. (2003), 25: 722-728.<br />
[12] Némethy M, Paroli L, Williams-Russo P, Blanck T.J. Assessing<br />
sedation with regional anesthesia: inter-rater<br />
agreement on a modified Wilson sedation scale.<br />
Anesth. Analg. (2002), 94: 723-728.<br />
[13] Litscher G. Effects of acupressure, manual acupuncture<br />
and L<strong>ase</strong>rneedle® acupuncture on EEG bispec-<br />
(Sanjian) and H.7 (Shenmen).<br />
The results showed a significant (p = 0.01) reduction<br />
in EEG bispectral index values in the verum<br />
group, however no significant changes in the control<br />
group were evident. Circulatory parameters<br />
(heart rate, blood pressure and oxygen saturation)<br />
remained nearly constant in both groups.<br />
Due to the incre<strong>ase</strong>d frequency of ambulatory surgical<br />
procedures, a non-pharmacologic and non-invasive<br />
method of sedation could provide a helpful<br />
supplement in ophthalmic procedures using local<br />
anesthesia.<br />
Key words: L<strong>ase</strong>r stimulation, l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture,<br />
sedation, bispectral index (BIS), acupuncture,<br />
ophthalmic surgery, anesthesia<br />
tral index (BIS) and spectral edge frequency (SEF) in<br />
healthy volunteers. Europ. J. Anaesthesiol. (2004), 21:<br />
13-19.<br />
[14] Litscher G. Shenting and Yintang: Quantification of<br />
cerebral effects of acupressure, manual acupuncture<br />
and l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture using high-tech neuromonitoring<br />
methods. Medical Acupuncture<br />
(2005), 16(3): 24-29.<br />
Die Verfasser:<br />
Litscher G., Forschungseinheit für biomedizinische Technik<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz<br />
Schikora D, Fakultät für Naturwissenschaften, Universität<br />
Paderborn<br />
Schwarz G., Schöpfer A., Holas A. Klinische Abteilung für<br />
Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong><br />
Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz<br />
Wang L., Forschungseinheit für biomedizinische Technik in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Univ.-Prof. DI DDr. Gerhard Litscher<br />
Forschungseinheit für biomedizinische Technik in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
8036 Graz<br />
Tel. ++43 316 385 3907, -83907<br />
Fax ++43 316 385 3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
http://litscher.at<br />
http://litscher.info<br />
http://www.neuromonitoring.org<br />
16 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 1/2006
Fälle aus der Praxis<br />
Abb. 1. Patientin mit Mastitis unter L<strong>ase</strong>rneedle-Therapie.<br />
Bein ausstrahlen würden.<br />
Nach der ersten L<strong>ase</strong>rn e e d l e - B eh<br />
a n dlung trat etwas Erstverschlimmerung<br />
der Brustschmerzen auf, die aber<br />
nach den folgenden Behandlungen<br />
stark z urückgingen. Nach 6 L<strong>ase</strong>rneedle-Behandlungen<br />
hatten sich die<br />
Schmerzen in der Brust vom Wert 7<br />
auf 2 der visuellen Schmerzskala verbessert<br />
(Abb. 4). Die Brust war palpatorisch<br />
weicher geworden, es war keine<br />
Rötung mehr zu sehen, die Mamille war<br />
reizlos <strong>und</strong> auf Drücken entleerte sich<br />
kein Sekret mehr aus der Mamille.<br />
Diskussion<br />
Es ist ganz wichtig, nicht nur eine<br />
lokale Therapie durchzuführen wie in<br />
Abb. 2. L<strong>ase</strong>rneedle auf dem<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkt Mamma 44<br />
im Ohr.<br />
diesem Fall an der Brust, sondern man<br />
sollte immer auch nach einem weiteren<br />
Störherd suchen. In vorliegenden<br />
Fall war der starke Störh e rd seitens der<br />
Hüfte mit der Metallimplantation. Die<br />
Brustbeschwerden waren erst einige<br />
Zeit nach der Hüft-OP entstanden. Vo rher<br />
hatte die Patientin nie Brustentzündungen<br />
gehabt. Es ist zu diskutieren,<br />
ob das Metall für diese Patientin<br />
nicht gut verträglich ist. Die Hüfte zeigt<br />
e zu Beginn der Behandlung ein starkes<br />
Störfeld, das nach den 6 Behandlungen<br />
nicht mehr zu sehen war.<br />
Wichtig bei dieser Falldarstellung war<br />
die Behandlung der Punkte Ma 36 <strong>und</strong><br />
der Hüftpunkt am Ohr.<br />
D u rch die grosse Patientenakzeptanz<br />
a u f g r<strong>und</strong> der angenehmen Behandlung<br />
bei gleichzeitig gutem Erfolg scheint<br />
180 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.16, Heft 3, April 2004<br />
die L<strong>ase</strong>rneedle-Methode zukunftsweisend<br />
zu sein. Der besondere Vorteil gegenüber<br />
der <strong>Akupunktur</strong> mit Metallnadeln<br />
ist das Wegfallen des Einstechens<br />
durch die Haut. Als eine nichtinvasive,<br />
nicht schmerzhafte Methode<br />
wird sie von den Patienten geschätzt,<br />
besonders, wenn damit weitere Operationen<br />
erspart werden können. Weitere<br />
kontrollierte Studien sind jedoch<br />
dringend erforderlich, um den Effekt<br />
der L<strong>ase</strong>rneedles noch besser beurteilen<br />
zu können.<br />
Ich habe die Patientin jetzt nach<br />
4 Monaten nochmals gesehen. Die<br />
Brust war nicht mehr schmerzhaft,<br />
weitere Entzündungen waren bisher<br />
nicht gekommen. Die Patientin möchte<br />
jetzt versuchen, das Rauchen aufzugeben<br />
<strong>und</strong> wünscht dies mit Unterstützung<br />
der <strong>Akupunktur</strong>.<br />
Literatur<br />
[1] Kampik Georg: Propädeutik der <strong>Akupunktur</strong>.<br />
Hippokrates Verlag Stuttgart, 3. Auflage 1997<br />
[ 2 ] Rubach Axel: Propädeutik der Ohr- A k u p u n k t u r.<br />
Hippokrates Verlag Stuttgart, 1. Nachdruck 1997<br />
[3] Schikora D.: Physikalische <strong>und</strong> physiologische<br />
Eigenschaften der L<strong>ase</strong>rnadeln für <strong>Akupunktur</strong>.<br />
Persönliche Mitteilung 2004<br />
Anschrift der Autorin:<br />
Dr. med. Kirsten Stähler van Amerongen<br />
Oberärztin Gynäkologie / Geburtshilfe<br />
Leiterin <strong>Akupunktur</strong><br />
Universitäts Frauenklinik Inselspital<br />
Effingerstr. 102, CH–3010 Bern<br />
Tel.: ++41 - 31 - 632 18 39<br />
kirsten.staehler@insel.ch<br />
Abb. 3. Dauernadel auf dem<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkt Hüfte im<br />
Ohr. Abb. 4. Verbesserung der Brustschmerzen unter L<strong>ase</strong>rneedle-Therapie.
Originalien ❘ Original Articles<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 18, 29–34 (2006). © Verlag für GanzheitsMedizin, B<strong>ase</strong>l. www.ganzheitsmedizin.ch<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
unter Normkonditionen <strong>und</strong> Tinnitus<br />
Erste computergestützte Untersuchungen mit sehr frühen akustisch evozierten Potenzialen<br />
Gerhard Litscher1, Lu Wang1, Gerhard Schwarz2, Detlef Schikora3 1Forschungseinheit für biomedizinische Technik in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische Universität, AT-Graz<br />
2Klinische Abteilung für Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische Universität, AT-Graz<br />
3Fakultät für Naturwissenschaften, Universität Paderborn, DE-Paderborn<br />
In den letzten Jahren haben viele<br />
technische Neuentwicklungen im<br />
Bereich der L<strong>ase</strong>rakupunktur einen<br />
Innovationsschub ausgelöst. Darüber<br />
hinaus erbrachten wissenschaftliche<br />
Studien den Nachweis, dass z.B. die<br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur nadeläquivalente<br />
Veränderungen zerebraler Parameter<br />
hervorrufen kann, die mit modernsten<br />
Messverfahren aus dem<br />
Bereich des Neuromonitorings reproduzierbar<br />
nachweisbar sind [1–6].<br />
Wissenschaftlich nahezu unerforscht<br />
sind bislang die Auswirkungen der<br />
L<strong>ase</strong>rlichtstimulation im Bereich des<br />
äußeren Gehörganges auf frühe (FAEP;<br />
Latenzen: 1–10 ms) <strong>und</strong> sehr frühe<br />
akustisch evozierte Potenziale (SFAEP;<br />
Latenzen: < 1 ms) [7]. Zielsetzung der<br />
Studie war es zu prüfen, ob die oben<br />
genannten Parameter, die zur Bewertung<br />
der Reizverarbeitung <strong>und</strong> -weiterleitung<br />
im peripheren Anteil des<br />
akustischen Systems herangezogen<br />
werden, durch die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
reproduzierbare Beeinflussungen<br />
erfahren.<br />
Material <strong>und</strong> Methoden<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation im Bereich<br />
des Meatus acusticus externus<br />
Für die monoaurikuläre Applikation<br />
der L<strong>ase</strong>rstimulation im äusseren Gehörgang<br />
wurde ein Adapter neu entwickelt,<br />
der ähnlich einer Brillenkonstruktion<br />
am Ohr fixiert wird (siehe<br />
Zielsetzung: Untersuchung der Effekte der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (LNS) auf sehr frühe<br />
(SFAEP) <strong>und</strong> frühe (FAEP) akustisch evozierte Potenziale, die bislang weder an Normkollektiven<br />
noch unter pathologischen Bedingungen, wie etwa Tinnitus, untersucht wurden. Studien-Design:<br />
Die Potenziale wurden bei 23 ges<strong>und</strong>en Probanden <strong>und</strong> bei einer 21 Jahre alten<br />
Patientin mit Tinnitus unter Ruhebedingungen sowie während kontinuierlicher <strong>und</strong> frequenzmodulierter<br />
LNS im Meatus acusticus externus untersucht. Material <strong>und</strong> Methoden:<br />
Über einen neu entwickelten Ohr-Adapter wurde mittels LNS (685 nm, 4 x 30–40 mW,<br />
Dauer 10 min, 4 x 2,3 kJ/cm2 ) der Bereich des äußeren Gehörgangs stimuliert. Beurteilt<br />
wurden die Amplituden der SFAEP sowie jene des Summenaktionspotenzials des Hörnervs<br />
(Welle I) <strong>und</strong> des IV/V-Komplexes. Ergebnisse: Die SFAEP waren sowohl während kontinuierlicher<br />
(p = 0,019) als auch während frequenzmodulierter (p = 0,014) LNS gegenüber der<br />
Kontrollmessung im Sinne einer positiv gerichteten Zunahme der Amplituden der Reizantworten<br />
signifikant verändert. Schlussfolgerungen: Die LNS führt zu reproduzierbaren Alterationen<br />
der SFAEP. Eine eindeutige kausale Zuordnung ist derzeit noch nicht möglich. Thermische<br />
Effekte auf die Mittelohrmechanik oder Innenohrphysiologie aber auch stimulationsassoziierte<br />
Einflüsse auf die neuronale Leitfähigkeit im peripheren Anteil der Hörbahn<br />
wie etwa reizbezogene Depolarisationsvorgänge werden als mögliche Erklärungen für den<br />
signifikanten Unterschied der Messparameter diskutiert.<br />
Schlüsselwörter: L<strong>ase</strong>rstimulation, L<strong>ase</strong>rnadel, <strong>Akupunktur</strong>, Akustisch evozierte Potenziale,<br />
Ohr, Tinnitus<br />
L<strong>ase</strong>rneedle Stimulation in Healthy Volonteers and for Tinnitus<br />
First computer-b<strong>ase</strong>d investigations using very early auditory-evoked potentials<br />
Objective: To study the effects of l<strong>ase</strong>rneedle stimulation (LNS) on very early (EAEP) and<br />
brainstem (BAEP) auditory-evoked potentials that have not been investigated previously in<br />
controls and <strong>und</strong>er pathologic conditions like tinnitus. Design and Subjects: The potentials<br />
were investigated in 23 volunteers and a 21-year-old patient with tinnitus <strong>und</strong>er resting conditions<br />
and during continuous and frequency-modulated LNS in the external auditory meatus.<br />
Methods: Using a newly-developed ear adapter, the outer region of the auditory canal<br />
was stimulated with LNS (685 nm, 4 x 30–40 mW, duration 10 minutes, 4 x 2.3 kJ/cm2 ).<br />
The amplitudes of the EAEPs, of wave I and the wave IV/V complex were evaluated.<br />
Results: The EAEPs were significantly changed during continuous (p = 0.019), as well as<br />
during frequency-modulated (p = 0.014) LNS compared to control measurements in the<br />
sense of a positive incre<strong>ase</strong> of the amplitudes. Conclusions: LNS can lead to reproducible<br />
alterations of EAEP. A direct causal correlation cannot be inferred. Thermic effects on the<br />
middle ear mechanics or inner ear physiology together with stimulation-associated influences<br />
on the neuronal conductivity in the peripheral part of the acoustic system (like stimulus-dependent<br />
depolarization processes) are discussed as possible explanations for the<br />
significant difference within the measuring parameters.<br />
Key words: L<strong>ase</strong>rstimulation, l<strong>ase</strong>rneedle, acupuncture, auditory-evoked potentials, ear,<br />
tinnitus<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006 29
Originalien ❘ Original Articles<br />
Abb. 1). Über eine drehbare <strong>und</strong> im<br />
Abstand veränderbare r<strong>und</strong>e Halterung<br />
werden insgesamt 4 optische<br />
F<strong>ase</strong>rn in den äusseren Gehörgang<br />
geleitet. Diese sogenannten L<strong>ase</strong>rnadeln<br />
emittieren kontinuierliches<br />
oder frequenzmoduliertes L<strong>ase</strong>rlicht<br />
mit einer Wellenlänge von 685 nm <strong>und</strong><br />
einer Leistung von 30–40 mW pro<br />
L<strong>ase</strong>rnadel. Die Stimulationsdauer<br />
wurde für diese Studie mit 10 min festgelegt,<br />
woraus sich eine Energiedichte<br />
von 2,3 kJ/cm 2 an jeder L<strong>ase</strong>rnadel<br />
<strong>und</strong> eine durchschnittliche Gesamtsumme<br />
von 9,2 kJ/cm 2 für die gesamte<br />
L<strong>ase</strong>rstimulation ergab [1–7].<br />
Zusätzlich zur L<strong>ase</strong>rlichtstimulation<br />
wurde in den Adapter ein Schallschlauch<br />
zur akustischen Stimulation<br />
der evozierten Potenziale integriert.<br />
Der gesamte Adapter beinhaltet keine<br />
Metallteile; es wurden ausschliesslich<br />
Kunststoffkomponenten verwendet.<br />
Messparameter<br />
Für die Darstellung der akustisch evozierten<br />
Potenziale früher Latenz erfolgte<br />
die Stimulation mittels Klicks<br />
von 200 µs Dauer <strong>und</strong> alternierender<br />
Polarität mit einer Frequenz von 11,1<br />
Hz. Die Reizstärke betrug 105 dB nHL<br />
(normal hearing level). Das kontralaterale<br />
Ohr wurde nicht maskiert. Zur<br />
Stimulation wurden Miniaturohrhörer<br />
(Nicolet 464–656, Nicolet Instrument<br />
Corp., Madison, WI, USA) verwendet,<br />
welche an einen Schallschlauch angeschlossen<br />
waren. Abgeleitet wurde bei<br />
den Personen mit Gold-Becherelektroden<br />
(Grass E6GH) zwischen Vertex<br />
(C z ) <strong>und</strong> rechtem ipsilateralem Mastoid<br />
(Cb 2 ). Die Gro<strong>und</strong>-Elektrode befand<br />
sich an der Ableiteposition F z .<br />
Der Haut-Elektrodenübergangswiderstand<br />
war < 3 kOhm. Die Becherelektroden<br />
waren direkt mit aktiven<br />
Elektroden zur kopfnahen Verstärkung<br />
der Signale verb<strong>und</strong>en, so dass<br />
die bioelektrischen Hirnaktivitäten<br />
störungsminimiert erfasst werden<br />
konnten [8] (vgl. Abb. 1). Bei jeder<br />
Untersuchung wurden mindestens<br />
2000 Einzelklicks aufsummiert. Jede<br />
Messph<strong>ase</strong> wurde zur Prüfung der<br />
Reproduzierbarkeit ein weiteres Mal<br />
wiederholt. Für die Datenverarbeitung<br />
wurden ein PC-basierendes Monitoringsystem<br />
(Viking IV, Nicolet Instrument<br />
Abb. 1. Stimulationsadapter zur optischen L<strong>ase</strong>rstimulation im Bereich des Meatus<br />
acusticus externus. Zwischen 4 L<strong>ase</strong>rnadeln ist ein Schallschlauch zur akustischen Stimulation<br />
in die Konstruktion implementiert.<br />
Abkürzungen<br />
LNS L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
SFAEP Sehr frühe akustisch evozierte Potenziale (< 1 ms)<br />
FAEP Frühe akustisch evozierte Potenziale (1 – 10 ms)<br />
EAEP Very early auditory evoked potentials (< 1 ms) = SFAEP<br />
BAEP Brainstem auditory evoked potentials (1 – 10 ms) = FAEP<br />
CM Mikrophonpotenziale (cochlear microphonics)<br />
AP Summenaktionspotenzial = N1<br />
Corp., Madison, WI, USA) verwendet.<br />
Zur Bewertung der elektrophysiologischen<br />
Messgrössen kamen die Amplituden<br />
der Welle I <strong>und</strong> des IV/V-Komplexes<br />
der FAEP sowie auch die<br />
Amplituden sehr früher AEP-Antworten<br />
einschliesslich des sogenannten<br />
Stimulationsartefaktes.<br />
Ergänzend wurde auch die tympanale<br />
Temperatur mit Hilfe eines ThermoScan<br />
pro LT (Thermoscan Inc., San<br />
Diego, CA, USA) vor <strong>und</strong> nach den drei<br />
Untersuchungsph<strong>ase</strong>n (a) Ruhebedingungen<br />
(steady state), (b) kontinuierliche<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation <strong>und</strong> (c) frequenzmodulierte<br />
(2 Hz) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
untersucht.<br />
Probanden<br />
Alle 23 freiwilligen Probanden waren<br />
über die Untersuchung aufgeklärt <strong>und</strong><br />
gaben schriftlich ihr Einverständnis.<br />
Die Studie wurde von der Ethikkommission<br />
der Medizinischen Universität<br />
Graz genehmigt. Keine Person nahm<br />
zum Zeitraum der Untersuchung oder<br />
30 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006<br />
unmittelbar davor zentral wirksame<br />
Medikamente ein, der neurologische,<br />
psychische <strong>und</strong> otologische Status war<br />
bei allen unauffällig.<br />
Das mittlere Alter (± SD) der Untersuchungsgruppe<br />
betrug 26,5 ± 3,6 Jahre<br />
(Bereich 20 bis 36 Jahre; 15 f, 8 m).<br />
Kasuistik<br />
Eine 21-jährige Studentin litt etwa ein<br />
Jahr lang an einem Tinnitus des rechten<br />
Ohres <strong>und</strong> leichtem Schwindelgefühl.<br />
Die Beschwerden traten zwei Wochen<br />
vor der Erstuntersuchung zur<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation nach einer Massage<br />
im Bereich der Halswirbelsäule<br />
(HWS) verstärkt auf. Der Tinnitus akzentuierte<br />
sich durch den Einfluss lauter<br />
Musik <strong>und</strong> unter Verspannungsgefühl<br />
im Bereich der HWS weiter. Im<br />
Anschluss an die otologische Abklärung<br />
(Audiogramm <strong>und</strong> Tympanogramm<br />
unauffällig; Tinnitusfrequenz:<br />
20 dB bei 8 kHz; kalorische Spülung:<br />
Spontannystagmus) wurde eine konventionelle<br />
Pharmakotherapie (Beta-
histindihydrochlorid 8 mg/Tag über<br />
3 Wochen) mit subjektiv allerdings nur<br />
geringen Remissionstendenzen durchgeführt.<br />
Die therapeutischen Massnahmen<br />
mussten wegen der gastrointestinalen<br />
Begleitbeschwerden abgebrochen<br />
werden. Danach wurde nach entsprechender<br />
Aufklärung <strong>und</strong> mit schriftlichem<br />
Einverständnis der Versuch<br />
einer L<strong>ase</strong>rstimulation zur möglichen<br />
Linderung des Tinnitus in Kombination<br />
mit <strong>Akupunktur</strong> (Punkteschema<br />
siehe Abb. 2) unternommen.<br />
Für die <strong>Akupunktur</strong> wurde eine<br />
neutrale Technik mit dünnen Nadeln<br />
(0,3 x 30 mm, Huan Qiu, Suzhou, China)<br />
eingesetzt. Die Nadelung erfolgte einseitig<br />
<strong>und</strong> es wurde jeweils ein De-Qi-<br />
Gefühl ausgelöst. Die Stimulation bestand<br />
aus einer Rotation <strong>und</strong> einem<br />
Heben <strong>und</strong> Senken der Nadeln.<br />
Statistische Analyse<br />
Die Analyse der Messdaten sowie die<br />
graphische Präsentation wurden mit<br />
Hilfe der Computerprogramme Sigma-<br />
Stat bzw. SigmaPlot (Jandel Scientific<br />
Corp., Erkrath, Deutschland) durchgeführt.<br />
Für die statistischen Auswertungen<br />
wurde der paired t-Test herangezogen<br />
<strong>und</strong> die graphische Darstellung<br />
erfolgte mit Hilfe von Box-Plot-<br />
Darstellungen. Als Kriterium für die<br />
Signifikanz wurde p < 0,05 festgelegt.<br />
Ergebnisse<br />
Bei allen Probanden waren die ersten<br />
fünf Komponenten der FAEP isoliert<br />
<strong>und</strong> reproduzierbar ableitbar <strong>und</strong> entsprachen<br />
den konventionellen Normkriterien<br />
[7,9]. Ein Beispiel ist in der<br />
Abbildung 3 dargestellt.<br />
Die mittleren Amplituden der SFAEP,<br />
die der Welle I <strong>und</strong> jene des IV/V-Komplexes<br />
unter Ruhebedingungen (ohne<br />
Stimulation; steady state), nach kontinuierlicher<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation <strong>und</strong><br />
nach frequenzmodulierter (2 Hz) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
aller 23 Versuchspersonen<br />
sind der Abbildung 4 zu entnehmen.<br />
Die Amplitude der Welle I als auch<br />
jene des IV/V-Komplexes weist keine<br />
signifikante Veränderung durch die<br />
L<strong>ase</strong>rbestrahlung auf. Die mittlere<br />
Amplitude des Stimulationsartefaktes<br />
Bl.11 Dashu<br />
3E 15 Tianliao<br />
Abb. 2. <strong>Akupunktur</strong>punkteschema.<br />
a<br />
b<br />
c<br />
zeigt sowohl unter kontinuierlicher (p<br />
= 0,019) als auch unter 2 Hz-modulierter<br />
Stimulation (p = 0,014) eine signifikante<br />
Zunahme.<br />
Die Werte der jeweils unmittelbar<br />
nach dem Untersuchungsabschnitt<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006<br />
Gb.20 Fengchi<br />
Kontrollmessung ohne Stimulation<br />
Kontinuierliche L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
Originalien ❘ Original Articles<br />
3E 23 Ermen<br />
Gb.2 Tinghui<br />
Frequenzmodulierte L<strong>ase</strong>rstimulation (2 Hz)<br />
Abb. 3. Akustisch evozierte Potenziale ohne (a), während kontinuierlicher<br />
(b) <strong>und</strong> während frequenzmodulierter (c) L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
bei einer 24 Jahre alten Probandin. Man beachte das Auftreten sehr<br />
früher Reizantworten bzw. die Zunahme des Stimulationsartefaktes<br />
(siehe Pfeile) trotz alternierenden Stimulationsmodus während L<strong>ase</strong>rstimulation.<br />
Ex.1 Yintang<br />
gemessenen tympanalen Temperatur<br />
sind in der Abbildung 5 dargestellt.<br />
Die Messergebnisse bei Vorliegen<br />
eines Tinnitus sind in der Abb. 6 zusammengefasst.<br />
Die initiale Messwertregistrierung<br />
lieferte wie schon bei<br />
31
Originalien ❘ Original Articles<br />
µV<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
SFAEP<br />
p = 0,014 (s.)<br />
p = 0,019 (s.)<br />
den Untersuchungen an ges<strong>und</strong>en<br />
Probanden eine Zunahme der Amplitude<br />
der SFAEP nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
Das Ausmass dieser Amplitudenerhöhung<br />
war jedoch nicht so<br />
ausgeprägt wie jenes bei den Pro-<br />
I a<br />
n.s.<br />
(IV/V) a -Komplex<br />
banden. Lediglich unter einer Stimulation<br />
von 2 Hz (S1 LN) war diesbezüglich<br />
ein deutlicher Effekt darstellbar<br />
(Abb. 6a). Gleichzeitig reduzierte sich<br />
die myogene Aktivität (siehe Abb. 6a,<br />
1. Kurve ohne LN, rechter Abschnitt,<br />
32 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006<br />
n.s.<br />
n=23<br />
R cw S1 R cw S1 R cw S1<br />
LN LN LN LN LN LN<br />
Abb. 4. Box-Plot Darstellungen der sehr frühen akustisch evozierten Potenziale (SFAEP), der Amplituden<br />
der Welle I (I a) <strong>und</strong> der Amplituden des IV/V-Wellenkomplexes (IV/V)a jeweils in µV unter<br />
den Bedingungen R (= Ruhe, steady state, Kontrollmessung), cw LN (kontinuierliche L<strong>ase</strong>rnadelstimulation)<br />
<strong>und</strong> S1 LN (mit 2 Hz frequenzmodulierte L<strong>ase</strong>rnadelstimulation). Man beachte die signifikanten<br />
Zunahmen der SFAEP während L<strong>ase</strong>rstimulation. Die horizontale Linie in der Box gibt<br />
jeweils die Lage des Medians an. Die Enden der Box definieren die 25ste <strong>und</strong> 75ste Perzentile,<br />
die Fehlerbalken kennzeichnen die 10te <strong>und</strong> 90ste Perzentile.<br />
38,0<br />
37,5<br />
37,0<br />
36,5<br />
36,0<br />
35,5<br />
35,0<br />
°C<br />
p < 0,001 (s.)<br />
p < 0,001 (s.)<br />
R cw S1<br />
LN LN<br />
Abb. 5. L<strong>ase</strong>rstimulationsbedingte Veränderungen der Temperatur im äußeren Gehörgang. Der<br />
vom Hersteller angegebene „Normbereich“ der Ohrtemperatur ist rechts eingezeichnet (R = Ruhe,<br />
ohne Stimulation; cw LN = kontinuierliche L<strong>ase</strong>rstimulation; S1 LN = frequenzmodulierte L<strong>ase</strong>rstimulation).<br />
Weitere Erklärungen siehe Abb. 4.<br />
normale Ohrtemperatur<br />
(11 - 65 Jahre)<br />
Pfeil) während L<strong>ase</strong>rstimulation deutlich.<br />
Der Tinnitus hat nach subjektiver<br />
Einschätzung nach der 2. kombinierten<br />
<strong>Akupunktur</strong>behandlung <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
sogar zugenommen. Im<br />
Anschluss an die darauf folgenden<br />
Behandlungen reduzierten sich die<br />
subjektive Wahrnehmung des Tinnitus<br />
ebenso deutlich wie das Empfinden<br />
der Muskelverspannungen im Nackenbereich.<br />
In den SFAEP konnte im Rahmen<br />
der 6. Messung auch während<br />
kontinuierlicher L<strong>ase</strong>rnadelstimula-tion<br />
eine deutliche Amplitudenzunahme<br />
der festgestellt werden (Abb. 6b). Nach<br />
der 10. Behandlung wurde der Tinnitus<br />
subjektiv weitestgehend gedämpft<br />
empf<strong>und</strong>en; ein Kontroll-Audiogramm<br />
<strong>und</strong> Tympanogramm wurde seitens<br />
der Patientin abgelehnt. Das ursprünglich<br />
beschriebene Schwindelgefühl ist<br />
nicht mehr aufgetreten. Die Kontrollmessung<br />
der akustischen Potenziale<br />
zeigte im Vergleich zur initialen<br />
Messung keine myogene Komponente<br />
(Abb. 6c; Pfeil).<br />
Diskussion<br />
Der L<strong>ase</strong>r hat im Bereich der <strong>Akupunktur</strong><br />
seinen festen Platz erworben.<br />
Entsprechend den gewünschten Problemlösungen<br />
müssen die unterschiedlichen<br />
Qualitäten der einzelnen L<strong>ase</strong>rsysteme<br />
berücksichtigt werden. Vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der neuen Anwendungen<br />
des L<strong>ase</strong>rs in der Medizin im<br />
generellen <strong>und</strong> der <strong>Akupunktur</strong> im<br />
speziellen sind künftige methodische<br />
Entwicklungen zu erwarten. Faktoren<br />
wie z.B. das bessere Verständnis der<br />
Wirkmechanismen, die Verfügbarkeit<br />
technisch noch ausgereifterer L<strong>ase</strong>rkonstruktionen<br />
sowie die Entwicklung<br />
flexibler optischer Transmissionssysteme<br />
<strong>und</strong> optischer F<strong>ase</strong>rn, welche<br />
alle zu technisch einfacheren Systemen<br />
führen, werden zunehmend eine<br />
grössere Rolle spielen [10].<br />
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen<br />
wurde erstmals eine<br />
L<strong>ase</strong>rnadelbestrahlung im Bereich des<br />
Meatus acusticus externus vorgenommen<br />
<strong>und</strong> der Versuch unternommen,<br />
periphere <strong>und</strong> mögliche zentrale Effekte<br />
dieses Stimulationsverfahrens<br />
mit Hilfe bioelektrischer Reizantwor-
ohne LN<br />
cw LN<br />
S1 LN<br />
cw LN<br />
ohne LN<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006<br />
a<br />
8.11.2004<br />
1. Messung<br />
b<br />
22.11.2004<br />
6. Messung<br />
c<br />
1.2.2005<br />
11. Messung<br />
Abb. 6. Akustisch evozierte Potenziale ohne, während kontinuierlicher (cw) <strong>und</strong> während frequenzmodulierter<br />
(2 Hz) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (LN) bei Tinnitus. Man beachte das Verschwinden<br />
der myogenen Komponente (a, Pfeil) während L<strong>ase</strong>rnadelstimulation <strong>und</strong> nach Therapieversuch<br />
(c) sowie die Zunahme der SFAEP während der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (b).<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
CM<br />
1 ms<br />
N1<br />
10 µV<br />
10 µV<br />
0,1 µV<br />
0,1 µV<br />
Abb. 7. Gemessene sehr frühe akustisch evozierte Potenziale (SFAEP) bei einer 20 Jahre alten<br />
Probandin nach Darbietung positiver (a) <strong>und</strong> negativer (b) Klicks. Dargestellt sind (c) die Mikrophonpotenziale<br />
(CM) sowie (d) das Summenaktionspotenzial (AP = N1).<br />
CM<br />
AP<br />
Originalien ❘ Original Articles<br />
ten computergestützt zu objektivieren.<br />
Dazu wurden akustisch evozierte<br />
Potenziale sehr früher Latenz eingesetzt.<br />
Als Stimulationsimpulse wurden<br />
sogenannte „Klicks“ (= Rechteckimpulse)<br />
mit einer Dauer von 200 µs<br />
verwendet. Auswirkungen auf die<br />
Latenzen, Amplituden <strong>und</strong> Wellenformen<br />
der frühen akustisch evozierten<br />
Potenziale wurden in Abhängigkeit<br />
von der Polarität der elektrischen<br />
Reize beobachtet <strong>und</strong> in der Literatur<br />
ausführlich beschrieben [11–13]. Bietet<br />
man diese Reize alternierend dar,<br />
d.h. abwechselnd einmal positiv <strong>und</strong><br />
dann negativ, so werden reizbedingte<br />
Artefakte, die bei gleichbleibender<br />
Stimuluspolarität entstehen, in der<br />
Signalantwort herausgemittelt.<br />
In gleicher Weise werden die in der<br />
präsynaptischen Region mit den Haarzellen<br />
<strong>und</strong> ihren Hilfsstrukturen entstehenden<br />
Potenziale der Elektrocochleographie,<br />
die Mikrophonpotenziale<br />
(cochlear microphonics) <strong>und</strong> das Summationspotenzial<br />
(summating potential)<br />
durch das Wechseln der Polarität<br />
des Reizes eliminiert.<br />
Die Hauptkomponente, die postsynaptische<br />
Welle N1 (vgl. Abb. 7), stellt<br />
ein Summenaktionspotenzial des Hörnervs<br />
dar <strong>und</strong> entsteht genau genommen<br />
nicht in der Cochlea [14]. Die<br />
Mikrophonpotentiale (CM) hingegen<br />
werden als cochleäres Ereignis angesehen,<br />
spielen aber in der klinischen<br />
Diagnostik derzeit eine untergeordnete<br />
Rolle [14].<br />
In vorangehenden Studien zeigte<br />
sich, wie auch in den vorliegenden Untersuchungsergebnissen,<br />
ein interessantes<br />
Phänomen, nämlich eine zweifelsohne<br />
biologisch bedingte Veränderung<br />
des Stimulusartefaktes trotz<br />
gleichbleibender Reiz- bzw. Ableitparameter<br />
beim Coma depassé (Hirntod)<br />
[15,16]. Pathologische Veränderungen<br />
im Bereich der Innenohrmechanik<br />
wurden als mögliche Erklärungen für<br />
die Zunahme des Artefaktes angenommen.<br />
Während sich bei unseren vorliegenden<br />
Messungen unter L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
eine Veränderung der SFAEP im<br />
Sinne einer positiv gerichteten Amplitudenzunahme<br />
dieser Komponenten<br />
ergab, zeigten die Resultate in den<br />
vorangehenden Studien bei komatösen<br />
Patienten <strong>und</strong> im Extremfall beim<br />
33
Originalien ❘ Original Articles<br />
Coma depassé eine entgegengesetzte,<br />
nämlich negative Aktivitätszunahme.<br />
Auf ähnliche Bef<strong>und</strong>e, nämlich unterschiedliche<br />
FAEP-Reizantworten<br />
(Welle I bis V) auf Sog- bzw. Druckreize<br />
sowohl bei Normalpersonen als<br />
auch bei pathologischen Bef<strong>und</strong>mustern,<br />
wurde in der Literatur bereits<br />
hingewiesen [15,16]. Eine Lösung dieser<br />
Problematik, die vermutlich in der<br />
Mittelohrmechanik oder Physiologie<br />
des Innenohres zu suchen ist, ist derzeit<br />
aber nicht in Sicht. Dazu müsste<br />
man genauere Informationen über<br />
tatsächliche Druckverhältnisse im Gehörgang<br />
bekommen. Dies ist schwierig,<br />
da das Einführen einer Mikrosonde<br />
den Schalldruckverlauf zusätzlich<br />
verändern würde [15,16].<br />
Eine zweite Hypothese beruht auf<br />
der Annahme von extrazerebralen<br />
Leitfähigkeitsänderungen. So wurde<br />
z.B. bereits 1973 gezeigt [17], dass<br />
sowohl nach Ischämie als auch nach<br />
Anoxie beim Eintreten einer irreversiblen<br />
Funktionsstörung des Gehirns<br />
eine Abnahme der kortikalen Impedanz<br />
im Vergleich zum Ausgangswert<br />
vorliegen kann, während es in der<br />
Formatio reticularis zu einer Zunahme<br />
der Impedanz kam.<br />
Für das Auftreten der Veränderungen<br />
der SFAEP unter L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
kann als weitere Hypothese angenommen<br />
werden, dass diesem stimulationsbezogene<br />
Depolarisationsvorgänge<br />
in extrazerebralen Anteilen des auditorischen<br />
Systems unter geänderten<br />
Impedanzbedingungen zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />
Als Versuch zur Linderung bei Tinnitus-Beschwerden<br />
wird in der vorliegenden<br />
Arbeit erstmals eine Kombination<br />
aus einer neu entwickelten<br />
Methode einer L<strong>ase</strong>rbestrahlung im<br />
Meatus acusticus externus <strong>und</strong> einer<br />
<strong>Akupunktur</strong>behandlung nach Vorstellungen<br />
der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin exemplarisch beschrieben<br />
[18]. Interessant ist dabei die Tatsache,<br />
dass im Bereich der SFAEP Veränderungen<br />
durch die L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
feststellbar waren. In diesem Latenzbereich<br />
werden Mikrophonpotenziale,<br />
das Summationspotenzial <strong>und</strong> in<br />
weiterer Folge das Summenaktionspotenzial<br />
des Hörnervs abgeleitet (vgl.<br />
Abb. 7). Die Differenzierung eines<br />
möglichen Primäreffektes L<strong>ase</strong>rnadel-<br />
stimulation vs. <strong>Akupunktur</strong> war allerdings<br />
auf Gr<strong>und</strong> des gewählten<br />
Untersuchungsdesigns nicht möglich<br />
<strong>und</strong> ist für Folgestudien vorzusehen.<br />
Um in Zukunft noch genauere Forschungsresultate<br />
zu erhalten, sind experimentell<br />
anstelle der Ableitung der<br />
induzierten bioelektrischen Aktivität<br />
vom Mastoid, wie sie im Rahmen der<br />
Studie verwendet wurde, auch transtympanale<br />
oder extratympanale Techniken<br />
anzudenken, die mögliche durch<br />
L<strong>ase</strong>rstimulation aktivierte Alterationen<br />
erfassen. Bei der transtympanalen<br />
Technik wird eine dünne Stahlnadel<br />
durch den Gehörgang <strong>und</strong> das Trommelfell<br />
hindurch in grösstmögliche<br />
Nähe des Innenohrs platziert. Im Rahmen<br />
der weniger invasiven extratympanalen<br />
Technik können Potenzialänderungen<br />
durch Einführung einer<br />
Nadelelektrode an der Hinterwand des<br />
Meatus acusticus externus mit Vorschieben<br />
bis in Trommelfellnähe abgeleitet<br />
werden.<br />
Weitere experimentelle <strong>und</strong> klinische<br />
Untersuchungen wie beispielsweise<br />
genaue Analysen des begleitenden<br />
Temperatureffektes sind notwendig,<br />
um endgültige Aussagen zu dieser<br />
Thematik treffen zu können.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken Frau Mag. Ingrid<br />
Gaischek (Forschungseinheit für biomedizinische<br />
Technik in Anästhesie<br />
<strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische<br />
Universität Graz) für ihre wertvolle<br />
Hilfe bei der Datenaufnahme <strong>und</strong> Datenanalyse.<br />
Die Gr<strong>und</strong>lagenuntersuchungen<br />
zur Thematik wurden teilweise<br />
im Zentrum für Medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung der Medizinischen<br />
Universität Graz (Projekt ID 16)<br />
durchgeführt.<br />
Literatur<br />
[1] Litscher G: Cerebral and peripheral effects of<br />
l<strong>ase</strong>rneedle ®-stimulation. Neurol Res 2003;<br />
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Doppler sonography. L<strong>ase</strong>rs Med Sci 2002;<br />
17:289–295.<br />
[3] Litscher G, Schikora D: Near-infrared spectroscopy<br />
for objectifying cerebral effects of<br />
needle and l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture. Spectroscopy<br />
2002;16:335–342.<br />
[4] Litscher G, Rachbauer D, Ropele S, Wang L,<br />
Schikora D, Fazekas F, Ebner F: Acupuncture<br />
using l<strong>ase</strong>rneedles modulates brain function:<br />
34 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.18, Heft 1, Februar 2006<br />
First evidence from functional transcranial<br />
Doppler sonography (fTCD) and functional<br />
magnetic resonance imaging (fMRI). L<strong>ase</strong>rs<br />
Med Sci 2004;19:6–11.<br />
[5] Litscher G, Schikora D (Hrsg.): L<strong>ase</strong>rnadel-<br />
<strong>Akupunktur</strong>. Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis. Pabst<br />
Science Publishers, Lengerich Berlin Bremen<br />
2004.<br />
[6] Litscher G, Schikora D (Eds): L<strong>ase</strong>rneedle-<br />
Acupuncture. Science and Practice. Pabst<br />
Science Publishers, Lengerich Berlin Bremen<br />
Miami 2005.<br />
[7] Litscher G: Effects of l<strong>ase</strong>rneedle stimulation<br />
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and very early auditory-evoked potentials in<br />
humans. Neurol Res 2005, in press.<br />
[8] Litscher G: A multifunctional helmet for noninvasive<br />
neuromonitoring. J Neurosurg Anesthesiol<br />
1998;10(2):116–119.<br />
[9] Litscher G: Continuous brainstem auditoryevoked<br />
potential monitoring during nocturnal<br />
sleep. Int J Neurosci 1995;82(1–2):135–142.<br />
[10] Albrecht H, Rohde E, Zgoda F, Müller G:<br />
L<strong>ase</strong>rsysteme. In: Kramme R (Hrsg.): Medizintechnik.<br />
Springer, Berlin Heidelberg New<br />
York 2002, S. 296–318.<br />
[11] Maurer K, Schäfer E, Leitner H: The effect of<br />
varying stimulus polarity (rarefaction vs. condensation)<br />
on early auditory-evoked potentials<br />
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1980;50:332–334.<br />
[12] Stockard JJ, Stockard JE, Sharbrough FW:<br />
Non-pathologic factors influencing brainstem<br />
auditory-evoked potentials. Am J EEG Technol<br />
1978;18:177–209.<br />
[13] Stockard JE, Stockard JJ, Westmoreland BF,<br />
Corfits JL: Brainstem auditory-evoked<br />
responses. Normal variation as a function of<br />
stimulus and subject characteristics. Arch<br />
Neurol 1979;39:823–831.<br />
[14] Maurer K, Lowitzsch K, Stöhr M: Evozierte<br />
Potentiale. AEP – VEP – SEP. Atlas mit Einführungen.<br />
Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart<br />
1990.<br />
[15] Litscher G, Schwarz G, Kleinert R: Brain-stem<br />
auditory evoked potential monitoring. Variations<br />
of stimulus artifact in brain death. Electroenceph<br />
Clin Neurophysiol 1995;96:413–419.<br />
[16] Litscher G, Schwarz G, Jobstmann R, Kehl G,<br />
Kleinert R: Brain-stem auditory evoked potential<br />
monitoring. The incre<strong>ase</strong> of the stimulus<br />
artifact in the development of brain death: a<br />
biological phenomenon? Int J Neurosci 1996;<br />
91(1–2):95–103.<br />
[17] Lechner H, Ott E: Impedanzuntersuchungen<br />
bei reversiblen <strong>und</strong> irreversiblen Funktionsverlust<br />
des Gehirns. In: Krösl W, Scherzer<br />
E (Hrsg.): Die Bestimmung des Todeszeitpunktes.<br />
Maudrich, Wien 1973, S. 163–170.<br />
[18] Jinsheng H: Acupuncture treatment of tinnitus.<br />
J Trad Chin Med 2004;24(3):238–240.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Univ.-Prof. DI DDr. Gerhard Litscher<br />
Forschungseinheit für biomedizinische<br />
Technik in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29, A-8036 Graz<br />
Tel. ++43 316 385-3907, -83907<br />
Fax ++43 316 385-3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
Websites: http://litscher.info<br />
http://litscher.at<br />
http://www.neuromonitoring.org
Neuromodulierende Effekte der L<strong>ase</strong>rnadel<strong>und</strong><br />
Punktualstimulation (Elektroakupunktur)<br />
– Erste vergleichende Betrachtungen<br />
Von G. LITSCHER, L. WANG, I. GAISCHEK<br />
L<strong>ase</strong>rnadel- <strong>und</strong> elektrische Punktualstimulation<br />
(P-Stim) stellen neue Stimulationsmethoden im Bereich<br />
der Körper- <strong>und</strong> Ohrakupunktur dar.<br />
Sechzehn ges<strong>und</strong>e Probanden (mittleres Alter ± SD:<br />
29,7 ± 4,7 Jahre; Bereich: 24 – 41 Jahre) wurden in einer<br />
randomisierten cross-over Studie unter Verwendung<br />
von zwei unterschiedlichen <strong>Akupunktur</strong>schemata<br />
(Körperakupunkturpunkte bzw. Ohrpunkte)<br />
placebokontrolliert untersucht. Der EEG-<br />
Bispektralindex (BIS), die Herzrate (HR) <strong>und</strong> der<br />
nicht-invasiv ermittelte mittlere arterielle Blutdruck<br />
(MAP) wurden vor, während <strong>und</strong> nach der Stimulation<br />
sedierender <strong>Akupunktur</strong>punkte evaluiert.<br />
Die optische <strong>und</strong> die elektrische Aktivierung zeig-<br />
Einleitung<br />
<strong>Akupunktur</strong> stellt eine tradierte chinesische Heilmethode<br />
dar, die in die Philosophie der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin (TCM) eingebettet ist. Nadelstiche<br />
an genau definierten Punkten am Körper sollen eine<br />
Harmonisierung energetischer Prozesse ermöglichen.<br />
Im Bereich der westlichen Schulmedizin wird <strong>Akupunktur</strong><br />
in den letzten Jahren vermehrt begleitend zu<br />
konventionellen Therapieansätzen herangezogen.<br />
Die L<strong>ase</strong>rnadel- <strong>und</strong> Punktualstimulation stellen<br />
zwei neue Reizverfahren dar, die auf unterschiedlichen<br />
Stimulusmodalitäten (optisch bzw. elektrisch)<br />
basieren. Während die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation im<br />
Rahmen der wissenschaftlichen Literatur bereits intensiv<br />
untersucht wurde (Zusammenfassung der<br />
wissenschaftlichen Publikationen in [5, 6]), gibt es<br />
zur Punktualstimulation nur einige wenige Arbeiten<br />
in referenzierten Journalen [11, 12, 14, 15]. Mit beiden<br />
Methoden stehen neue Techniken zur Verfügung,<br />
mit denen Körper- bzw. Ohrakupunkturpunkte kontinuierlich<br />
<strong>und</strong> modalitätsspezifisch stimuliert werden<br />
können.<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, mögliche neuromodulierende<br />
Effekte mit Hilfe bioelektrischer<br />
Neuromonitoringmethoden (EEG-Bispektralindex =<br />
BIS) an ges<strong>und</strong>en Probanden zu quantifizieren <strong>und</strong><br />
erstmals vergleichende Betrachtungen zwischen<br />
ten stimulationsinduzierte signifikant (p < 0,05) reduzierte<br />
BIS-Werte, die HR <strong>und</strong> der MAP keine signifikanten<br />
Veränderungen.<br />
Sowohl L<strong>ase</strong>rnadel- als auch elektrische Punktualstimulation<br />
von sedierenden <strong>Akupunktur</strong>punkten<br />
führten zu signifikanten Veränderungen in der bioelektrischen<br />
Hirnaktivität. Die Antwortmuster waren<br />
jedoch unterschiedlich. Diese neuromodulierenden<br />
Effekte bedürfen hinsichtlich ihrer klinischen<br />
Relevanz weiterer Untersuchungen in einem<br />
großen Patientenkollektiv.<br />
Schlüsselwörter: L<strong>ase</strong>rnadelstimulation, Punktualstimulation<br />
(P-Stim), <strong>Akupunktur</strong>, Bispektralindex<br />
(BIS), EEG<br />
beiden Stimulationsverfahren hinsichtlich möglicher<br />
Effekte auf den genannten Index anzustellen.<br />
Methode<br />
Probanden<br />
Untersucht wurden im Zentrum für Medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung (ZMF) der Medizinischen Universität<br />
Graz (Abb. 1) insgesamt 16 ges<strong>und</strong>e Probanden<br />
(7 Frauen, 9 Männer). Das mittlere Alter (Mittelwert<br />
+/– SD) betrug 29,7 +/– 4,7 Jahre (Bereich 24 bis 41 Jahre).<br />
Die Untersuchungen wurden von der Ethikkommission<br />
der Medizinischen Universität Graz (Punktualstimulation:<br />
13-016 ex 02/03; L<strong>ase</strong>rneedle-Stimulation: 13-048 ex<br />
02/03) genehmigt <strong>und</strong> alle Probanden gaben schriftlich<br />
ihr Einverständnis. Kein Proband hatte nachweisbare<br />
neurologische oder psychologische Defizite oder stand<br />
unter dem Einfluss von zentral wirksamen Pharmaka.<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
L<strong>ase</strong>rnadeln (Ronbar AG, B<strong>ase</strong>l, Schweiz) werden<br />
senkrecht auf die Haut aufgeklebt, aber nicht in die<br />
Haut eingestochen. Die Speziallichtleiter mit hoher<br />
optischer Leistungsdichte liefern genau definierte<br />
schmerzfreie Reize am <strong>Akupunktur</strong>punkt (Wellenlänge:<br />
685 nm; Leistung: 30 – 40 mW; Durchmesser: 500<br />
10 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006
Abb. 1: L<strong>ase</strong>rnadel- <strong>und</strong> Punktualstimulation im Zentrum<br />
für Medizinische Gr<strong>und</strong>lagenforschung (ZMF,<br />
2005/06 – ID 16) der Medizinischen Universität Graz<br />
(mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Probanden).<br />
μm; Energiedosis: ~ 3,5 kJ/cm 2 /<strong>Akupunktur</strong>punkt bei<br />
einer Dauer von 15 min). Es wurde ein kontinuierlicher<br />
(cw, continuous wave) Stimulationsmodus verwendet.<br />
Nach Reinigung der Haut am <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
mit Alkohol wurden die L<strong>ase</strong>rnadeln mit der Hautoberfläche<br />
in Kontakt gebracht <strong>und</strong> anschließend mit<br />
L<strong>ase</strong>rnadelklebeapplikatoren fixiert [5, 6].<br />
Punktualstimulation / Elektrostimulation<br />
Das P-Stim Gerät (Biegler GmbH, Mauerbach, Österreich)<br />
wird mittels Klebefolie hinter dem Ohr befestigt.<br />
Mit dem Applikationsstift (Pointer) werden<br />
aufgenommene Positionspflaster am Ohr gesetzt.<br />
Dann werden die Drähte des Gerätes mit den Dauernadeln<br />
durch Überschnappen von Kunststoffringen<br />
verb<strong>und</strong>en. Die Aktivierung findet durch Abziehen<br />
der Klebefolien von den Batterien (3 x 1,4 V) statt.<br />
P-Stim verabreicht stromkonstante kontinuierliche<br />
elektrische Reize (Stromstärke: 2 mA; Frequenz: 1 Hz;<br />
Impulsbreite 20 ms; max. mögliche Gesamtstimulationsdauer<br />
4 x 24 St<strong>und</strong>en) [11, 12, 14, 15].<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkte <strong>und</strong> Messprozedere<br />
Die <strong>Akupunktur</strong> wurde nach folgenden beiden Schemata<br />
durchgeführt (vgl. Abb. 2) [13]:<br />
Schema A (L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur):<br />
Shenting (LG 24):<br />
Lokalisation: 0,5 Cun dorsal von der Stirnhaargrenze.<br />
Indikationen: Frontale Kopfschmerzen, Migräne,<br />
Schwindel, Schlafstörung, Rhinitis, Erkältung,<br />
Sinusitis frontalis, Augenerkrankungen,<br />
psychische Störungen.<br />
Yintang (Ex. 1):<br />
Lokalisation: Zwischen den Augenbrauen in der<br />
Mittellinie an der N<strong>ase</strong>nwurzel.<br />
Indikationen: Rhinitis, Sinusitis frontalis, Kopfschmerzen,Konzentrationsstörungen,<br />
Verwirrtheitszustände, Augenerkrankung.<br />
Anmian I (Ex. 8; Neu-Punkt 27):<br />
Lokalisation: Zwischen SJ.17 (Yifeng) <strong>und</strong> Ex.7 (Yiming),<br />
0,5 Cun dorsal von SJ.17.<br />
Indikationen: Schlafstörungen.<br />
Anmian II (Ex. 9; Neu-Punkt 28):<br />
Lokalisation: Auf der Mitte zwischen Ex.7 (Yiming)<br />
<strong>und</strong> GB.20 (Fengchi).<br />
Indikationen: Schlafstörungen.<br />
Shenmen (He. 7):<br />
Lokalisation: Auf der Beugefalte des Handgelenks,<br />
radial der Sehne des M. flexor<br />
carpi ulnaris.<br />
Indikationen: Schlafstörungen, Angstzustände, psychische<br />
Störungen wie Erregungszustände,<br />
Nervosität, innere Unruhe;<br />
nach traditioneller Vorstellung beruhigt<br />
dieser Punkt das Shen, den Geist,<br />
<strong>und</strong> harmonisiert das Herz.<br />
Schema B (Elektroakupunktur P-Stim):<br />
Ohrpunkt 55 (Shenmen):<br />
Lokalisation: In der Fossa triangularis.<br />
Indikationen: Allgemein wirksamer sedierender<br />
<strong>und</strong> analgetischer Punkt.<br />
Ohrpunkt 95 (Niere):<br />
Lokalisation: Mit den Ohrpunkten 84 – 104 im Cacum<br />
conchae halbkreisförmig um<br />
das Crus helicis [13].<br />
Indikationen [3]: Psychosomatische Erkrankungen<br />
mit Angst (existentiell, sexuell), Willensschwäche;<br />
die Nieren beherrschen<br />
den Willen.<br />
Ohrpunkt 12 (Analgesie):<br />
Lokalisation: Mit den Ohrpunkten 12 – 21 auf dem<br />
Tragus [13].<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006 11
<strong>Akupunktur</strong>schema A<br />
(L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur <strong>und</strong> Placebo)<br />
Shenting<br />
(LG 24)<br />
Neu-P. 27<br />
Indikationen: Sedierender <strong>und</strong> analgetischer<br />
Punkt.<br />
Während der gesamten Untersuchung lagen die<br />
Testpersonen entspannt mit geschlossenen Augen<br />
auf einer Liege (vgl. Abb. 1). In unterschiedlichen<br />
Durchgängen wurde die L<strong>ase</strong>rnadelstimulation, die<br />
Elektrostimulation bzw. die Placeboregistrierung<br />
(deaktivierte L<strong>ase</strong>rnadeln) jeweils für die Dauer von<br />
15 Minuten angewendet (Abb. 3). Die Wahl, mit welcher<br />
Untersuchungsart begonnen wurde, war randomisiert.<br />
Die Ruheph<strong>ase</strong> zwischen den beiden Untersuchungen<br />
betrug mindestens 20 Minuten.<br />
Als zerebraler Evaluierungsparameter wurde der BIS<br />
(Aspect Medical Systems Inc., Natick, USA) [10]<br />
erfasst. Dazu wurden vier EEG-Elektroden (F 7 – F pz ,<br />
F 8 – F pz ,F z =Erde) frontal am Kopf der Versuchspersonen<br />
appliziert. Die beiden Kanäle spontaner bioelektrischer<br />
Hirnaktivität wurden mit Zipprep Elektroden (Aspect<br />
H5<br />
H6<br />
Shenmen (H.7)<br />
Yintang<br />
(Ex.1)<br />
Neu-P. 22<br />
Neu-P. 28<br />
Neu-P. 24<br />
Ohrpunkt 55 Shenmen<br />
<strong>Akupunktur</strong>schema B<br />
(Elektroakupunktur-P-Stim)<br />
Ohrpunkt 95 Niere<br />
Ohrpunkt 12 Analgesie<br />
Abb. 2: Lokalisation der im Rahmen der cross-over Studie verwendeten <strong>Akupunktur</strong>punkte.<br />
Medical Systems Inc., Natick, USA) abgeleitet. Die Haut-<br />
Elektroden Übergangswiderstände lagen unter 2<br />
kOhm. Die untere Grenzfrequenz betrug 2 Hz <strong>und</strong> die<br />
obere 30 Hz. Artefakte, z.B. durch Augenlidbewegungen<br />
<strong>und</strong> Kieferbewegungen, wurden automatisiert eliminiert.<br />
Als vegetativer Parameter wurde im Rahmen<br />
multiparametrischer Ableitungen die Herzrate (HR:<br />
Oximax, Nellcor N-595,Tyco Healthcare Group, Pleasanton,<br />
USA) zu den in Abb. 3 angegebenen Zeitabschnitten<br />
(a – g bzw. a 1 – g 1 ) der jeweiligen Stimulationsart<br />
herangezogen. In Ergänzung dazu wurde der mittlere<br />
arterielle Blutdruck (MAP: Cardiocap, Datex, Hoevelaken,<br />
Niederlande) 3 Minuten vor Beginn <strong>und</strong> 3 Minuten<br />
nach Ende der Reizdarbietung nicht-invasiv gemessen.<br />
Statistische Analyse<br />
Die Ergebnisse der BIS- <strong>und</strong> HR-Daten wurden grafisch<br />
als Box Plots <strong>und</strong> Mittelwertdarstellungen<br />
12 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006
a<br />
2 min<br />
(+/– Standardfehler SE) unter Verwendung von SigmaStat<br />
(Jandel Scientific Corp., Erkrath, Deutschland)<br />
präsentiert. Die Daten wurden mit (Kruskal-Wallis)<br />
One Way ANOVA ausgewertet. Als post-hoc Analyse<br />
wurde der Tukey Test verwendet. Das Signifikanzniveau<br />
betrug p < 0,05.<br />
Ergebnisse<br />
b c d e f<br />
2 min<br />
5 min<br />
15 min<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
bzw.<br />
Elektroakupunktur (P-Stim)<br />
Placebo<br />
2 min<br />
a 1 c 1 d 1 e 1 g 1<br />
Abb. 3: Stimulations- <strong>und</strong> Messprozedere. Zu den angegebenen<br />
Zeitpunkten (a – g bzw. a 1 – g 1 ) wurden die<br />
Beurteilungsparameter analysiert.<br />
Alle 16 Versuchspersonen beendeten die Studie. Die<br />
Abbildung 4 zeigt im linken Abschnitt die signifikante<br />
Abnahme der BIS-Werte während der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
Vor Aktivierung der Reizdarbietung betrug<br />
der BIS (Median) 96,5. Die niedrigsten BIS-Werte<br />
wurden zum Zeitpunkt f, also am Ende der 15minütigen<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation, gemessen (Median:<br />
92,0). Zwei Minuten nach Beendigung der optischen<br />
Reizübermittlung lagen wieder Ausgangswerte<br />
vor (Median: 96,5). Im mittleren Abschnitt der Abbildung<br />
4 sind die Veränderungen der BIS-Werte<br />
während Elektrostimulation (P-Stim) zu sehen. Vor P-<br />
Stim lag der Median bei 97,0. Die niedrigsten BIS-<br />
Werte wurden bereits zum Zeitpunkt d, d.h. 5 Minuten<br />
nach Aktivierung der elektrischen Stimulation,<br />
erreicht (Median: 90,0). Danach kam es wieder zu einer<br />
geringfügigen Zunahme des Index. Zum Zeitpunkt<br />
g, also 2 Minuten nach Beendigung der elektrischen<br />
Stimulation, betrug der Median 94,5 <strong>und</strong><br />
lag damit nur geringfügig unter dem Ausgangswert.<br />
Bei der Placebountersuchung ergaben sich keine signifikanten<br />
Abnahmen in den BIS-Werten (vgl. Abb. 4,<br />
rechts).<br />
Die Daten der HR sind in Abb. 5 dargestellt.<br />
Während der Mittelwert der HR bei der L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
innerhalb eines Intervalls von 2 Minuten von<br />
67,8 ± 9,9 min -1 auf 64,4 ± 7,8 min -1 sank, stieg er bei<br />
g<br />
der Elektrostimulation von 62,8 ± 9,3 min -1 auf 63,8<br />
± 8,5 min -1 an. Insgesamt waren die Veränderungen<br />
bei den 16 Probanden nicht signifikant.<br />
Der MAP zeigte ebenfalls generell nicht signifikante<br />
Veränderungen (L<strong>ase</strong>rnadelstimulation: 82,7 ± 9,9<br />
mmHg vor; 80,7 ± 9,7 mmHg nach; P-Stim: 82,9 ± 9,7<br />
mmHg vor; 81,6 ± 9,7 mmHg nach Stimulation).<br />
Diskussion<br />
Neben der herkömmlichen Methode mit dünnen<br />
Stahlnadeln werden zur Stimulation der <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
auch optische [5, 6] <strong>und</strong> elektrische [9, 14] biomedizintechnische<br />
Verfahren angewendet. Wenngleich<br />
diese in der vorliegenden Arbeit beschriebenen<br />
Methoden technisch äußerst hochstehend sind <strong>und</strong><br />
sich die in den <strong>Akupunktur</strong>punkt eingekoppelte Energiedosis<br />
der l<strong>ase</strong>rspezifischen bzw. elektrischen<br />
Größen naturwissenschaftlich exakt beschreiben lässt,<br />
sind die Effekte <strong>und</strong> Wirkmechanismen aus der Sicht<br />
der Schulmedizin immer noch nicht ausreichend beschrieben.<br />
Effekte über das Nervensystem wie z.B. Endorphinausschüttung<br />
[1], die Wirkung über Hormone<br />
oder die Messung zerebraler <strong>und</strong> peripherer Effekte der<br />
Blutflussgeschwindigkeit bzw. Mikrozirkulation [5–7]<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006 13<br />
BIS<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation P-Stim Placebo<br />
n = 16 n = 16 n = 10<br />
p
HR [1/min]<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
SE<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
P-Stim Placebo<br />
One Way ANOVA<br />
n = 16 n = 16<br />
n = 9<br />
n.s. n.s.<br />
n.s.<br />
p = 0,142 p = 0,980 p = 0,991<br />
a b c d e f g a b c d e f g a 1 c 1 d 1 e 1 g 1<br />
Abb. 5: Mittelwerte ( Standardfehler (SE) von Veränderungen<br />
der Herzrate (HR) bedingt durch L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
(links), Elektrostimulation (P-Stim; Mitte)<br />
<strong>und</strong> Placebo (rechts).<br />
sowie Hypothesen zur Wirkung über die Stärkung des<br />
Immunsystems [2] könnten entscheidende Rollen bei<br />
der Entmystifizierung der <strong>Akupunktur</strong> darstellen.<br />
Aus vorangehenden Studien zur L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
ist bekannt, dass das auch im Rahmen dieser<br />
Studie verwendete <strong>Akupunktur</strong>schema der optischen<br />
Stimulation zu Reduktionen in Werten von Narkoseindizes<br />
führen kann [8]. So zeigte sich, dass sowohl<br />
die State- als auch die Response Entropie, beides EEG-<br />
Parameter zur Narkosetiefeüberwachung, signifikant<br />
vermindert werden können [8]. In der vorliegenden<br />
Studie wurden durch das genannte Schema die EEG-<br />
BIS Werte signifikant reduziert. <strong>Akupunktur</strong> könnte in<br />
diesem Sinne als eine praktisch nebenwirkungsfreie,<br />
beruhigende <strong>und</strong> insgesamt stabilisierende Funktionswirkungsmethode<br />
interpretiert werden. Etwaige<br />
Nachteile einer medikamentösen Sedierung, wie beispielsweise<br />
dämpfende Auswirkungen auf das Atemzentrum,<br />
könnten damit minimiert werden.<br />
In Ergänzung zur L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur kam bei<br />
den aktuellen Untersuchungen erstmals auch eine<br />
neue Art der kontinuierlichen Elektrostimulation im<br />
Bereich des Ohres zum Einsatz. Dieses miniaturisierte<br />
Gerät, welches hinter dem Ohr fixiert wird, kombiniert<br />
die Elektroakupunktur mit der Ohrakupunktur von<br />
Paul Nogier [4]. Nach dessen Theorie sollen durch diese<br />
Methode der <strong>Akupunktur</strong> gezielt bestimmte Regionen<br />
im Körper beeinflusst werden. Durch die wiederholte<br />
Stimulation (Frequenz 1 Hz) soll sich die Wirkung<br />
des Reizes erhöhen. Erste Ergebnisse zeigen, dass das<br />
Gerät im Rahmen von Schmerzstudien eine deutliche<br />
Schmerzerleichterung bewirken kann [11, 12].<br />
Die unmittelbaren Einflüsse der Rahmenbedingungen<br />
(halbliegende Position, geschlossene Augen) auf<br />
den „Entspanntheitsgrad“ der Probanden während<br />
der Kurzzeitanwendung, <strong>und</strong> damit der prinzipielle<br />
Einfluss auf die eingesetzten möglichen Therapieverfahren,<br />
wurde im Rahmen der vorliegenden Studie<br />
über eine „Placebo-Messung“ extrahiert. Auf die<br />
Einbeziehung weiterer klinischer Skalen, z.B. einer visuellen<br />
Analogskala, zur Erfassung der subjektiven<br />
Probandenselbsteinschätzung des Wachheitsgrades<br />
für eine mögliche Korrelation mit den apparativ erhobenen<br />
Parametern wurde bewusst verzichtet, damit<br />
die Ergebnisse der kontinuierlichen Datenerfassung<br />
nicht beeinflusst werden.<br />
Den beiden Stimulationsverfahren liegen unterschiedliche<br />
physikalische Prinzipien zugr<strong>und</strong>e, <strong>und</strong><br />
die Stimulusintensitäten der Verfahren sind nicht direkt<br />
vergleichbar. Interessant ist in diesem Zusammenhang<br />
die Tatsache, dass beide Verfahren ähnliche<br />
Effekte in der spontanen bioelektrischen Hirnaktivität<br />
(BIS) induzieren. Messungen, bei der beide<br />
Verfahren simultan aktiv sind, werden daher einen<br />
nächsten Schritt zur Objektivierung der beiden <strong>Akupunktur</strong>methoden<br />
darstellen.<br />
Prinzipiell ist der BIS-Index ein durchaus geeignetes<br />
Instrument zur Einschätzung der tiefen Narkosestadien,<br />
oder besser tiefer Hypnosestadien. Gerade<br />
aber im Rahmen der eher oberflächlichen Sedierungszustände<br />
wurde bisher die Zuordnung von<br />
Narkosetiefeindizes zu Sedierungstiefen nur vereinzelt<br />
vorgenommen [16]. Ein BIS-Wert von 75 – 85 soll<br />
mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 % anzeigen,<br />
dass ein Patient keine Reaktion auf laute Namensnennung<br />
hat [16]. BIS-Werte im Rahmen von „conscious<br />
sedation“ dürften demnach über 80 liegen, da<br />
definitionsgemäß ein kommunikativer Kontakt erhalten<br />
bleiben soll [16]. Die in der Studie erhobenen<br />
niedrigsten BIS-Medianwerte von 92,0 (L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur)<br />
bzw. 90,0 (P-Stim) würden diese Kriterien<br />
erfüllen, wenngleich, wie bereits erwähnt, keine<br />
Korrelation mit anderen Parametern wie z.B. Probandenselbstbeurteilung<br />
vorgenommen wurde.<br />
Eine routinemäßige Anwendung der L<strong>ase</strong>rnadel<strong>und</strong>/oder<br />
der Elektrostimulation mit kombinierter BIS-<br />
Überwachung zur Sedierung kurz dauernder Eingriffe<br />
scheint theoretisch möglich, ist allerdings derzeit aus<br />
ökonomischen Gründen nicht einfach durchzuführen.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken Herrn Univ.-Prof. Dr.med. Andreas<br />
Tiran, Leiter des Zentrums für Medizinische Gr<strong>und</strong>la-<br />
14 Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006
genforschung (ZMF) der Medizinischen Universität<br />
Graz <strong>und</strong> seinem Team für die an unsere Forschungen<br />
angepassten infrastrukturellen Bedingungen.<br />
Herrn PD Dr.sc.nat. Detlef Schikora von der Universität<br />
Paderborn in Deutschland <strong>und</strong> Herrn Alessandro<br />
Visconti (Ronbar AG, B<strong>ase</strong>l, Schweiz) sei für<br />
die kompetente Hilfe in Bezug auf das L<strong>ase</strong>rneedle-<br />
System, Herrn Gabriel Landl (Gabriel Medizintechnik,<br />
Rohrbach, Österreich) in Bezug auf das P-Stim System<br />
gedankt.<br />
Literatur<br />
[1] Cheng RS, Pomeranz B. Electroacupuncture analgesia<br />
could be mediated by at least two pain-relieving<br />
mechanisms; endorphin and non-endorphin systems.<br />
Life Sci. (1979),25:1957-1962.<br />
[2] Gollub RL, Hui KK, Stefano GB. Acupuncture: pain<br />
management coupled to immune stimulation.<br />
Zhongguo Yao Li Xue Bao (1999),20:769-777.<br />
[3] Hecker U, Steveling A, Peuker E, Kastner J. Lehrbuch <strong>und</strong><br />
Repetitorium <strong>Akupunktur</strong>. Hippokrates, Stuttgart (2001).<br />
[4] Helling R, Feldmeier M. Aurikulomedizin nach Nogier.<br />
Hippokrates, Stuttgart (1999).<br />
[5] Litscher G, Schikora D (Eds.). L<strong>ase</strong>rneedle-Acupuncture.<br />
Science and Practice. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen Miami (2005).<br />
[6] Litscher G, Schikora D. (Hrsg.). L<strong>ase</strong>rnadel-<strong>Akupunktur</strong>.<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis. Pabst Science Publishers,<br />
Lengerich Berlin Bremen (2004).<br />
[7] Litscher G, Wang L, Yang NH, Schwarz G. Computercontrolled<br />
acupuncture(r). Quantification and separation<br />
of specific effects. Neurol. Res. (1999),21:530-534.<br />
[8] Litscher G. Entropie <strong>und</strong> <strong>Akupunktur</strong> - Ein innovativer<br />
elektroenzephalografischer Methodenansatz.<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> (2005),2:2-9.<br />
[9] Mayor DF (Ed.). Electroacupuncture. A practical manual<br />
and resource. Churchill Livingstone, Edinburgh<br />
London New York (2006).<br />
Forschungseinheit für biomedizinische Technik in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Zentrum für Medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung (ZMF), Medizinische<br />
Universität Graz, Österreich<br />
Neuromodulating effects caused by l<strong>ase</strong>rneedleand<br />
punctual stimulation (electroacupuncture) -<br />
First comparative investigations<br />
L<strong>ase</strong>rneedle- and electrical point stimulation (P-<br />
Stim) reflect new stimulation methods for body<br />
and ear acupuncture.<br />
Sixteen healthy volunteers (mean age ± SD: 29.7 ±<br />
4.7 years; range 24 - 41 years) were investigated in a<br />
randomised, placebo-controlled cross-over study<br />
using two different acupuncture schemes (body<br />
acupuncture points and ear points). EEG bispectral<br />
index (BIS), heart rate (HR) and non-invasive mean<br />
[10] Rampil IJ. A primer for EEG signal processing in<br />
anesthesia. Anesthesiology (1998),89:980-1002.<br />
[11] Sator-Katzenschlager SM, Scharbert G, Kozek-Langenecker<br />
SA, Széles JC, Finster G, Schiesser AW, Heinze<br />
G, Kress HG. The short- and long-term benefit in<br />
chronic low back pain through adjuvant electrical<br />
versus manual auricular acupuncture. Anesth.<br />
Analg. (2004), 98:1359-1364.<br />
[12] Sator-Katzenschlager SM, Széles JC, Scharbert G,<br />
Michalek-Sauberer A, Kober A, Heinze G, Kozek-Langenecker<br />
SA. Electrical stimulation of auricular acupuncture<br />
points is more effective than conventional<br />
manual auricular acupuncture in chronic cervical<br />
pain: a pilot study. Anesth. Analg. (2003),97:1469-1473.<br />
[13] Stux G, Stiller N, Pomeranz B. <strong>Akupunktur</strong>. Lehrbuch<br />
<strong>und</strong> Atlas. Springer, Berlin Heidelberg New York (1999).<br />
[14] Széles JC, Litscher G. Objectivation of cerebral effects<br />
with a new continuous electrical auricular stimulation<br />
technique for pain management. Neurol. Res.<br />
(2004),26:797-800.<br />
[15] Széles JC, Litscher G. Zerebrale Effekte der Punktualstimulation.<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> (2003),4:4-10.<br />
[16] Weixler D. Sedierungszustände – Sedierungseffekte.<br />
In: Weixler D.; K. Paulitsch: Praxis der Sedierung. Facultas<br />
Universitätsverlag, Wien (2002), pp. 21-38.<br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Univ.-Prof. DI Dr. techn. Dr. scient. med. Gerhard Litscher<br />
Forschungseinheit für biomedizinische Technik<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
A-8036 Graz<br />
Österreich<br />
Tel. +43 316 385 3907, -83907<br />
Fax +43 316 385 3908<br />
Email: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
Websites: http://litscher.info<br />
http://litscher.at<br />
arterial blood pressure (MAP) were evaluated before,<br />
during and after stimulation of sedative acupuncture<br />
points.<br />
Optical and electrical activation showed stimulation-induced<br />
significantly (p < 0.05) reduced BIS values,<br />
whereas HR and MAP showed insignificant alterations.<br />
Both l<strong>ase</strong>rneedle and electrical point stimulation of<br />
sedative acupoints resulted in significant changes<br />
of bioelectrical brain activity. However, the response<br />
patterns were different. These neuromodulating<br />
effects suggest further investigation in a large<br />
number of patients concerning their clinical relevance.<br />
Key words: L<strong>ase</strong>rneedle stimulation – punctual stimulation<br />
(P-Stim) – acupuncture – bispectral index<br />
(BIS) – EEG<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 2/2006 15
Kommentar<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 17, 330–331 (2005). © Verlag für GanzheitsMedizin, B<strong>ase</strong>l. www.ganzheitsmedizin.ch<br />
Christian Siedentopf L a s e r-<strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>funktionelle</strong> <strong>Magnetre</strong> s o n a n z -<br />
Tomographie (fMRT )<br />
* Abstract zum Vortrag am 1. Internationalen<br />
S c h w e i z e r L a s e r F o rum für Sport m e d i z i n ,<br />
Magglingen, 27. Januar 2005.<br />
Ein wichtiger Schritt in der Erforschung gr<strong>und</strong>legender<br />
Mechanismen der <strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> ihrer Wirkung*<br />
Die <strong>Akupunktur</strong> stellt weltweit eine<br />
der ältesten <strong>und</strong> am häufigsten<br />
angewandten Behandlungsformen dar.<br />
Ihre Wirkung konnte bisher in zahlreichen<br />
Studien belegt <strong>und</strong> anerkannt<br />
w e rden. Verstärkte Anstre n g u n g e n<br />
werden nun in der Erforschung des<br />
Wirkungsmechanismus der <strong>Akupunktur</strong><br />
unternommen.<br />
Mit der Entwicklung der <strong>funktionelle</strong>n<br />
<strong>Magnetre</strong> s o n a n z - To m o g r a p h i e<br />
(fMRT) seit Mitte der 90iger Jahre<br />
steht ein vielversprechendes Verfahren<br />
für die Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
<strong>Akupunktur</strong> zur Verfügung. Auf der<br />
G r<strong>und</strong>lage erhöhter Sauerstoff a u sschöpfung<br />
des Blutes in aktivierten<br />
Hirnarealen ist es möglich, die Areale<br />
im Gehirn zu identifizieren, die bei der<br />
Ausführung definierter Aufgaben bzw.<br />
der Verarbeitung eingehender Reize<br />
aktiv sind. Dadurch können <strong>funktionelle</strong><br />
Abläufe im Gehirn spezifisch<br />
nachgewiesen <strong>und</strong> Hirn a reale nach<br />
ihrer Funktion <strong>und</strong> Lokalisation zugeordnet<br />
werden.<br />
Spezifische cerebrale Antwortmuster<br />
nachgewiesen<br />
In einer Reihe von Studien konnten<br />
bisher für verschiedene <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
spezifische zerebrale Antwortmuster<br />
nachgewiesen werden. Diese<br />
sind vom jeweiligen <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
abhängig <strong>und</strong> reproduzierbar. So führte<br />
die <strong>Akupunktur</strong> an Punkten, denen<br />
eine Wirkung auf das Auge zugeschrieben<br />
wird, wiederholt zu Aktivierungen<br />
des visuell verarbeitenden<br />
330 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.17, Heft 6, Oktober 2005<br />
C o rtex. Bei Stimulation analgetisch<br />
wirksamer Punkte konnten entsprechende<br />
Aktivierungen des schmerz v e rarbeitenden<br />
Systems des Gehirns nachgewiesen<br />
werden.<br />
L<strong>ase</strong>r-<strong>Akupunktur</strong> löst<br />
methodische Probleme<br />
Die wissenschaftliche Untersuchung<br />
der <strong>Akupunktur</strong> ist jedoch durc h<br />
methodische Probleme limitiert. Die<br />
Durchführung einer placebo-kontroll<br />
i e rten <strong>Akupunktur</strong>studie stellt die<br />
Untersucher vor ein schwer lösbares<br />
Problem. Ein Placebo darf keine eigene<br />
Wirkung entfalten <strong>und</strong> soll vom<br />
Patienten nicht von der tatsächlichen<br />
<strong>Akupunktur</strong> zu unterscheiden sein.<br />
Bisher behalf man sich mit Minimalakupunktur<br />
oder mit der Verwendung<br />
von Nichtakupunkturpunkten. Das<br />
Fehlen des Deqi-Gefühls an diesen<br />
Nichtakupunkturpunkten bzw. bei<br />
Minimalakupunktur kann für den<br />
Patienten ein Kriterium sein, das ihm<br />
eine Unterscheidung zwischen Placebo<br />
<strong>und</strong> <strong>Akupunktur</strong> erlaubt.<br />
Die Ve rwendung von L<strong>ase</strong>r- A k u p u n ktur<br />
bietet sich als eine mögliche Lösung<br />
dieses Problems an. L<strong>ase</strong>r-<strong>Akupunktur</strong><br />
führt in der überwiegenden<br />
Anzahl der Fälle nicht zur Auslösung<br />
eines Deqi-Gefühls. Ausserdem kann<br />
durch das nicht Einschalten des auf<br />
dem <strong>Akupunktur</strong>punkt positionierten<br />
L<strong>ase</strong>rs ein für den Patienten nicht identifizierbares<br />
Placebo realisiert werden.<br />
Dem Untersuchten ist es somit in der<br />
Regel nicht möglich zu unterscheiden,
ob l<strong>ase</strong>rpunktiert wurde oder nicht.<br />
Somit ist eine Verblindung des Patienten<br />
möglich.<br />
L<strong>ase</strong>rakupunktur <strong>und</strong> Nadelakupunktur<br />
im Vergleich<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Verwendung des<br />
L<strong>ase</strong>rs ist der Nachweis der Vergleichbarkeit<br />
der Wirkung der L<strong>ase</strong>rakupunktur<br />
mit der Nadelakupunktur. Zu<br />
diesem Zweck wurden an der Abtei-<br />
L<strong>ase</strong>rbehandlung der <strong>Akupunktur</strong>punkte Bl 67<br />
(1) <strong>und</strong> Gb 43 (2) sowie Nicht-<strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
am Fußrücken zwischen dem Gallenbl<strong>ase</strong>nmeridian<br />
<strong>und</strong> dem Magenmeridian (3).<br />
lung Neuroradiologie der Universitätsklinik<br />
für Radiologie II in Zusammenarbeit<br />
mit der Universitätsklinik für<br />
Anästhesie der Medizinischen Universität<br />
Innsbruck erste fMRT-Untersuchungen<br />
mit L<strong>ase</strong>rakupunktur durchgeführt.<br />
Es wurden in zwei Studien die<br />
Punkte BL67 (dem eine Wirkung auf<br />
das Auge zugeschrieben wird) <strong>und</strong><br />
GB43 (der eine Wirkung auf das auditive<br />
System hat) untersucht <strong>und</strong> mit<br />
Ergebnissen von publizierten Nadelakupunktur-Untersuchungen<br />
im fMRT<br />
an den gleichen Punkten verglichen. In<br />
beiden Fällen konnten die beschriebenen<br />
cerebralen Aktivierungen bestätigt<br />
werden. L<strong>ase</strong>rakupunktur am Punkt<br />
BL67 führte zu Aktivierungen des<br />
visuellen Cortex <strong>und</strong> bei Stimulation<br />
der Punkte GB43 konnten Aktivierungen<br />
in Bereichen nachgewiesen wer-<br />
den, die mit der Verarbeitung von<br />
Hören <strong>und</strong> Sprache befasst sind. Die<br />
Placebo-L<strong>ase</strong>rakupunktur führte – im<br />
Gegensatz zu den bei den Nadelakupunktur-Studien<br />
durchgeführten Placebobedingungen<br />
– zu keiner cerebralen<br />
Aktivierung <strong>und</strong> konnte auf Nachfrage<br />
von keinem Probanden identifizieret<br />
werden.<br />
LASERNeedle-<strong>Akupunktur</strong>:<br />
Computergesteuertes<br />
Doppelblind-Design<br />
Um die methodischen Vo rteile der<br />
L<strong>ase</strong>rakupunktur auszunutzen <strong>und</strong> ein<br />
leicht einsetzbares Doppel-Blind-Design<br />
zu realisieren, wird momentan in<br />
einem zweiten Schritt an der Entwicklung<br />
einer Computersteuerung für<br />
ein Mehrkanal-L<strong>ase</strong>rgerät gearbeitet<br />
( L A S E R N e e d l e ®). Dieses Gerät bietet<br />
den Vorteil, dass 8 L<strong>ase</strong>rkanäle parallel<br />
betrieben werden können. Die L<strong>ase</strong>rnadeln<br />
werden vor der <strong>Akupunktur</strong><br />
vom Akupunkteur sorgfältig auf den<br />
entsprechenden Punkten platziert. Der<br />
www.l<strong>ase</strong>rneedle.ch<br />
Computer übernimmt mittels Zufallsgenerator<br />
die Ansteuerung der einzelnen<br />
L<strong>ase</strong>rkanäle. Damit wusste zwar<br />
der Akupunkteur, auf welche Aku-<br />
Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin Jg.17, Heft 6, Oktober 2005<br />
Kommentar<br />
punktur- <strong>und</strong> Nichtakupunkturpunkte<br />
er die 8 L<strong>ase</strong>rnadeln positioniert hatte,<br />
nicht jedoch, welche L<strong>ase</strong>rkanäle bzw.<br />
ob überhaupt angeschaltet wurde oder<br />
nicht. Auf diese Weise konnte auch<br />
eine Verblindung des Untersuchers<br />
realisiert werden. Erste Untersuchungen<br />
konnten die Funktionalität dieses<br />
Settings demonstrieren. So konnten<br />
bei L<strong>ase</strong>rung der Punkte Di4 <strong>und</strong> Pe6<br />
die von der Nadel-<strong>Akupunktur</strong> her bekannten<br />
Aktivierungen in den Arealen<br />
des schmerzverarbeitenden Systems<br />
bestätigt werden.<br />
Klarer Wirkungsnachweis<br />
mit fMRT möglich<br />
Mit den Mitteln der fMRT konnte in<br />
mehreren Studien nachgewiesen werden,<br />
dass die L<strong>ase</strong>rakupunktur eine<br />
vergleichbare Wirkung wie die Nadelakupunktur<br />
auf das Gehirn ausübt.<br />
Gleichzeitig bietet L<strong>ase</strong>rakupunktur<br />
den entscheidenden Vorteil, dass ein<br />
Doppel-Blind-Studiendesign re a l i s i e rt<br />
werden kann. Damit ist der Einsatz<br />
der L<strong>ase</strong>rakupunktur ein wichtiger<br />
Schritt in der Erforschung der gr<strong>und</strong>legenden<br />
Mechanismen der <strong>Akupunktur</strong><br />
<strong>und</strong> ihrer Wirkung.<br />
Literatur<br />
Siedentopf CM, Golaszewski S, Haala I, Mottaghy F,<br />
Felber S, Schlager A: Die <strong>funktionelle</strong> <strong>Magnetre</strong><br />
s o n a n z - Tomographie in der <strong>Akupunktur</strong>f o rschung.<br />
Dt. Zschr. f. Akup. 2004;47(3):6–14.<br />
Siedentopf CM, Golaszewski SM, Mottaghy F et al:<br />
fMRI detects activation of the visual cortex during<br />
l<strong>ase</strong>r acupuncture of the foot (BI 67) in human.<br />
Neurosci. Lett. 2002;327(1):53–56.<br />
Anschrift des Autors:<br />
Christian Michael Siedentopf<br />
Abteilung für Neuroradiologie<br />
Universitätsklinik für Radiodiagnostik II<br />
fMRI-Labor Innsbruck<br />
Universitätsklinik für Psychiatrie<br />
Medizinische Universität Innsbruck<br />
Anichstrasse 35, A-6020 Innsbruck<br />
christian.siedentopf@fmri-easy.de<br />
331
AKU - <strong>Akupunktur</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />
Nahinfrarot-spektroskopische<br />
Untersuchungen zur Nadel- <strong>und</strong><br />
L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
G. Litscher 1 , D. Schikora 2<br />
1 Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong><br />
Intensivmedizin Graz, Universität Graz, Österreich<br />
2 Abteilung für Physik <strong>und</strong> Optoelektronik, Universität Paderborn, Deutschland<br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Univ.-Prof. DI Dr. G. Litscher<br />
Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
A-8036 Graz<br />
Tel.: +43 316 385-3907; -83907<br />
Fax: +43 316 385-3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@uni-graz.at<br />
www.litscher.info
Zusammenfassung<br />
Die Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) wurde im Rahmen der vorliegenden Studie erfolgreich<br />
an 88 ges<strong>und</strong>en Probanden angewendet, um zerebrale Veränderungen von Oxyhämoglobin<br />
<strong>und</strong> Desoxyhämoglobin aufgr<strong>und</strong> von manueller <strong>Akupunktur</strong>nadelstimulation <strong>und</strong><br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation zu objektivieren. Ergebnisse von der Traditionellen Chinesischen<br />
<strong>Akupunktur</strong>, der Koreanischen <strong>und</strong> Chinesischen Handakupunktur, der Ohrakupunktur <strong>und</strong><br />
von Kombinationen der verschiedenen <strong>Akupunktur</strong>methoden, sowie die Resultate einer<br />
Placebonadelung werden präsentiert. NIRS scheint in der Lage zu sein, ein wenig<br />
wissenschaftliches Licht in die Funktionsweise der verschiedenen <strong>Akupunktur</strong>methoden zu<br />
bringen.<br />
Schlüsselwörter: Nadelakupunktur, L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur, Nahinfrarot-Spektroskopie<br />
(NIRS), High-Tech <strong>Akupunktur</strong> ® , Gehirnfunktion, Computerkontrollierte <strong>Akupunktur</strong> ®<br />
(CCA ® ), Computerkontrollierte L<strong>ase</strong>rpunktur (CCL)<br />
Summary<br />
Near infrared spectroscopy (NIRS) has been used in this study successfully to objectify<br />
cerebral alterations of oxyhemoglobin and desoxyhemoglobin due to manual needle<br />
acupuncture and l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture in 88 healthy volunteers. Results from Traditional<br />
Chinese Acupuncture, Korean and Chinese hand acupuncture, ear acupuncture, combinations<br />
of the different acupuncture methods and placebo needling are presented. NIRS seems to be<br />
able to shine some scientific light upon the functioning of the different acupuncture methods.<br />
Key words: needle acupuncture, l<strong>ase</strong>rneedle ® acupuncture, near-infrared spectroscopy, High-<br />
Tech Acupuncture ® , brain function, Computer-Controlled Acupuncture ® (CCA ® ), Computer-<br />
Controlled L<strong>ase</strong>rpuncture (CCL)<br />
2
Einleitung<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Einstich einer Nadel am Körper <strong>und</strong> einer Reaktion an<br />
einer anderen Stelle ist im Detail immer noch unklar. Bewiesen ist jedoch die Tatsache, daß,<br />
wenn bestimmte <strong>Akupunktur</strong>punkte durch Nadeln oder mittels L<strong>ase</strong>rlicht stimuliert werden,<br />
im Gehirn spezifische Effekte mit modernsten Hirnfunktionsüberwachungsmethoden<br />
objektiviert <strong>und</strong> quantifiziert werden können (1-3).<br />
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden mit der Methode der zerebralen Nahinfrarot-<br />
Spektroskopie (NIRS) erstmals systematische Veränderungen des Sauerstoffmetabolismus im<br />
Gehirn (4) nach Stimulation von <strong>Akupunktur</strong>punkten der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin (TCM), der Koreanischen <strong>und</strong> Chinesischen Handakupunktur, sowie der<br />
Ohrakupunktur im Rahmen von Einzel- <strong>und</strong> Kombinationsanwendungen objektiviert.<br />
Dazu wurden insgesamt 328 Messungen nach Nadel- <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rnadelstimulation von 88<br />
ges<strong>und</strong>en Probanden analysiert.<br />
3
Methode<br />
Nahinfrarot-Spektroskopie<br />
Die Methodik der NIRS, welche durch den intakten knöchernen Schädel eine Bewertung von<br />
Änderungen der Oxygenation im Gehirn ermöglicht, gewinnt auch in der<br />
<strong>Akupunktur</strong>forschung aufgr<strong>und</strong> ihrer Nichtinvasivität zunehmend an Bedeutung (4-8).<br />
Ein neues Equipment für den Forschungsbereich ist der NIRO 300 Monitor (Hamamatsu<br />
Photonics, Japan). Meßgrößen, wie beispielsweise Änderungen von Oxyhämoglobin (∆O2Hb)<br />
<strong>und</strong> Desoxyhämoglobin (∆HHb) werden dabei nach dem Lambert-Beer Prinzip ermittelt (4).<br />
Mit dem System können Alterationen der Parameter absolut gemessen werden (µmolar), aber<br />
nicht das Niveau (die absolute Konzentration) bei der diese Änderungen (in positiver oder<br />
negativer Richtung) stattfinden. Solange keine Konzentrationsänderung vorliegt beträgt der<br />
Meßwert Null. Mit einer Silikonhalterung ist die Fixierung des Sensors (Emitter <strong>und</strong><br />
Nahinfrarotlicht-Detektoren) am Kopf einfach <strong>und</strong> reproduzierbar durchführbar. Die<br />
Datenwiedergabe von ∆O2Hb <strong>und</strong> ∆HHb erfolgte im Rahmen dieser Studie über ein farbiges<br />
LCD-Display <strong>und</strong> einen Farbdrucker.<br />
In Ergänzung dazu wurden nicht-invasive Standard-Monitoringparameter wie z.B. der<br />
Blutdruck (Cardiocap ® CC-104, Datex Medical Electronics, Hoevelaken, Niederlande) vor,<br />
während <strong>und</strong> nach den unterschiedlichen Stimulationsarten ermittelt.<br />
L<strong>ase</strong>rneedle ® Stimulation<br />
Die L<strong>ase</strong>rneedle ® -Technik repräsentiert eine neue nicht-invasive Methode zur optischen<br />
Stimulation von <strong>Akupunktur</strong>punkten <strong>und</strong> wurde erstmals in der wissenschaftlichen Literatur<br />
im Jahr 2002 beschrieben (9,10). Die L<strong>ase</strong>rneedle ® (Schikora D.: European Patent Nr.<br />
PCT/EP 01/08504) <strong>Akupunktur</strong> erlaubt die simultane Stimulation individueller<br />
4
Punktkombinationen (9,10). Dabei sind Variationen <strong>und</strong> Kombinationen der <strong>Akupunktur</strong> am<br />
Körper, Ohr oder an der Hand, wie sie im Rahmen der vorliegenden Studie durchgeführt<br />
wurden, möglich (vgl. Abb. 1). Nähere Details zur Methode sind vorangehenden Arbeiten zu<br />
entnehmen (9,10).<br />
Abb. 1<br />
Die Veränderungen der nahinfrarot-spektroskopischen Parameter im frontalen Bereich des<br />
Gehirns wurden kontinuierlich aufgezeichnet <strong>und</strong> analysiert.<br />
Probanden, <strong>Akupunktur</strong>, Meßprozedere<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden insgesamt 328 Messungen von 88 ges<strong>und</strong>en Probanden (50<br />
Frauen, 38 Männer) im mittleren Alter von 25,7 + 4,0 (⎯x + SD) Jahren (19 - 38 Jahre)<br />
untersucht. Das Protokoll wurde von der Ethikkommission der Universität Graz (11-017)<br />
genehmigt <strong>und</strong> alle Personen gaben schriftlich ihr Einverständnis. Kein Proband hatte<br />
5
nachweisbare visuelle, neurologische oder psychologische Defizite oder stand unter dem<br />
Einfluß zentral wirksamer Pharmaka.<br />
An den Probanden wurden maximal 7 <strong>Akupunktur</strong>punkte in verschiedenen Meßreihen<br />
(Nadelakupunktur <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rneedle ® <strong>Akupunktur</strong>) getestet. Das <strong>Akupunktur</strong>schema bestand<br />
aus zwei <strong>Akupunktur</strong>punkten der TCM: Zanzhu (Lokalisation: Am medialen Ende der<br />
Augenbraue, senkrecht oberhalb des inneren Augenwinkels, auf dem Foramen des N.<br />
supraorbitalis. Nadelung: Senkrecht 0,5 - 0,8 cun) <strong>und</strong> Yuyao (Lokalisation: In der Mitte der<br />
Augenbraue senkrecht oberhalb der Pupille; Nadelung: Schräg 0,3 - 0,5 cun). In Ergänzung<br />
wurden 2 Ohrakupunkturpunkte (Auge <strong>und</strong> Leber: Lokalisation siehe Abb. 2; Nadelung:<br />
Schräg 0,3 cun) <strong>und</strong> 2 augenspezifische <strong>Akupunktur</strong>punkte der Koreanischen<br />
Handakupunktur (E2: Lokalisation siehe Abb. 2; Nadelung: Senkrecht 0,1 – 0,2 cun) <strong>und</strong> ein<br />
<strong>Akupunktur</strong>punkt der Chinesischen Handakupunktur (Yan Dian: Lokalisation: Auf der<br />
ulnaren Seite des Daumenmittelgelenks; Nadelung: Schräg 0,2 cun) in die Untersuchung<br />
miteinbezogen (9-11).<br />
Zusätzlich wurden mögliche Antworten in den NIRS Parametern auf die Nadelung <strong>und</strong><br />
Stimulation eines Placebopunktes (Lokalisation: Lateral des Radius 6 cun oberhalb der<br />
Handgelenksquerfalte genau auf der radialen Kante, lateral vom Lungenmeridian) getestet.<br />
Die verschiedenen <strong>Akupunktur</strong>schemata wurden einzeln <strong>und</strong> in Kombination verwendet, da<br />
sich im Rahmen von Vorstudien durch die Wahl unterschiedlicher Punktkombinationen auch<br />
unterschiedliche Effekte auf zu messende zerebrale Parameter (z.B. Blutflußgeschwindigkeit<br />
in der A. ophthalmica) zeigten (9-11) (Abb. 2).<br />
6
Abb. 2<br />
Die <strong>Akupunktur</strong>punkte wurden mit sterilen Einmalnadeln nach lokaler Desinfektion der Haut<br />
gestochen. Wir verwendeten drei verschiedene Nadeltypen (Körper: 0,25 x 25 mm, Huan Qiu,<br />
Suzhou, China; Ohr: 0,2 x 13 mm, European Marco Polo Comp., Albi, Frankreich; Hand: 0,1<br />
x 8 mm, Sooji-Chim, Korea). Die Stimulation wurde durch gleichzeitige Rotations- bzw. Zug<strong>und</strong><br />
Druckbewegungen mittlerer Stärke ausgeübt.<br />
Im Falle der L<strong>ase</strong>rnadel <strong>Akupunktur</strong> wurde die Haut am <strong>Akupunktur</strong>punkt mit Alkohol<br />
gereinigt, die L<strong>ase</strong>rnadeln mit der Hautoberfläche in Kontakt gebracht <strong>und</strong> anschließend mit<br />
einem Spezialklebeband fixiert. Es wurden identische <strong>Akupunktur</strong>schemata wie bei den<br />
Kombinationsmessungen der Nadelakupunktur verwendet.<br />
Während der experimentellen Untersuchung lagen die Versuchspersonen entspannt auf einer<br />
Liege. Nach der Applikation der Nahinfrarotsensoren im frontalen Bereich des Schädels<br />
wurde eine 10-minütige Ruheph<strong>ase</strong> eingehalten. Danach wurde entweder die<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation aktiviert oder <strong>Akupunktur</strong>nadeln gesetzt <strong>und</strong> 20 sec stimuliert. Darauf<br />
folgend waren entweder alle L<strong>ase</strong>r für 10 Minuten aktiviert oder die Nadeln am Probanden in<br />
7
Ruhe belassen. Zur Analyse gelangte während dieser Zeitspanne die maximale Amplitude von<br />
∆O2Hb <strong>und</strong> ∆HHb (Ph<strong>ase</strong> während der <strong>Akupunktur</strong>). Fünf Minuten nach Ausschalten bzw.<br />
Entfernen der Nadeln wurde eine Kontrollmessung (Ph<strong>ase</strong> 5 Minuten nach <strong>Akupunktur</strong>)<br />
durchgeführt. Die Wahl, mit welcher Technik begonnen wurde, war ebenso wie die Wahl der<br />
Reihenfolge der einzelnen Stimulationsarten (Körper, Ohr, Hand, Kombination) randomisiert.<br />
Die Ruheph<strong>ase</strong> zwischen den einzelnen Untersuchungen betrug mindestens 30 Minuten.<br />
Statistische Analyse<br />
Die Daten wurden mit dem Computerprogramm SigmaStat (Jandel Scientific Corp., Erkrath,<br />
Germany) analysiert. Die Ergebnisse der Bedingungen vor (= Nullpunkteichung), während<br />
<strong>und</strong> 5 Minuten nach Nadelakupunktur bzw. L<strong>ase</strong>rnadel <strong>Akupunktur</strong> wurden als Mittelwerte in<br />
den entsprechenden Diagrammen angegeben.<br />
Ergebnisse<br />
Die Abbildung 3 zeigt auf der linken Seite hypothetisch angenommene Funktionskurven der<br />
Stimulusintensität in Abhängigkeit von der angenommenen Behandlungszeit. Das Diagramm<br />
gewinnt durch die rechts dargestellten, tatsächlich gemessenen gehirnspezifischen Daten der<br />
Veränderungen von O2Hb <strong>und</strong> HHb an Bedeutung. Während sich bei der manuellen Metall-<br />
Nadelstimulation ein nahezu exponentieller maximaler Anstieg von O2Hb mit einem ebenfalls<br />
exponentiellen Absinken auf ein gegenüber dem Ausgangszustand höheres Niveau zeigt,<br />
verläuft der Trend des Parameters O2Hb bei der L<strong>ase</strong>rnadel NIRS-Response eher<br />
plateauförmig.<br />
8
Abb. 3<br />
Die Abbildungen 4 <strong>und</strong> 5 zeigen summarisch die Mittelwerte der maximalen Veränderungen<br />
der Parameter O2Hb (Abb. 4) <strong>und</strong> HHb (Abb. 5) während der <strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> 5 Minuten<br />
nach der manuellen Nadelakupunktur bzw. L<strong>ase</strong>rnadel <strong>Akupunktur</strong>.<br />
9
Abb. 4<br />
Abb. 5<br />
10
Man erkennt, daß die Nadelung <strong>und</strong> Stimulation des Placebopunktes zu keiner markanten<br />
Veränderung der zerebralen NIRS-Parameter während <strong>und</strong> auch 5 Minuten nach der<br />
<strong>Akupunktur</strong> führt. Die Nadelung <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rnadelstimulation manifestiert sich hingegen<br />
sowohl bei der Kombination der Koreanischen Handakupunktur (E2) <strong>und</strong> Chinesischen<br />
Handakupunktur (Yan Dian) als auch der TCM-Körperakupunktur (Zhanzu <strong>und</strong> Yuyao) <strong>und</strong><br />
auch bei der Kombination von Körper-, Ohr- <strong>und</strong> Handakupunktur in einem markanten<br />
Anstieg von O2Hb (vgl. Abb. 4) <strong>und</strong> in einer gleichzeitigen Reduktion von HHb (vgl. Abb. 5).<br />
Auch 5 Minuten nach Entfernen der Nadeln bzw. Deaktivierung der L<strong>ase</strong>rnadelstimulation ist<br />
dieser Effekt noch präsent. Ein, wenngleich minimales, konträres Verhalten von O2Hb <strong>und</strong><br />
HHb ist bei der Nadelung bzw. L<strong>ase</strong>rlichstimulation der beiden Ohrpunkte (Auge <strong>und</strong> Leber)<br />
vorhanden.<br />
Die Standardmonitoringparameter (Blutdruck) zeigten unter allen <strong>Akupunktur</strong>arten <strong>und</strong><br />
Kombinationen keine signifikanten Veränderungen.<br />
Diskussion<br />
Das neue Stimulationsverfahren der L<strong>ase</strong>rneedle ® -Technik hat den großen Vorteil einer nichtinvasiven<br />
Methode. Es ist möglich, die L<strong>ase</strong>r so zu dimensionieren, daß der Proband oder<br />
Patient die optische Stimulation am <strong>Akupunktur</strong>punkt nicht spürt. Ebenso braucht der<br />
Akupunkteur nicht informiert zu sein, ob das System aktiviert oder deaktiviert ist. Aus<br />
genannten Gründen sind daher erstmals im Rahmen der <strong>Akupunktur</strong>forschung mit dem neuen<br />
Verfahren tatsächliche Doppelblindstudien möglich. Eine diesbezügliche Studie wurde von<br />
unserer Forschungsgruppe auch bereits durchgeführt (12). Dabei handelte es sich um die<br />
simultane <strong>und</strong> kontinuierliche Registrierung der Blutflußgeschwindigkeit in der A. cerebri<br />
posterior <strong>und</strong> der A. cerebri media bei 17 ges<strong>und</strong>en Probanden. Es zeigte sich, daß die<br />
L<strong>ase</strong>rneedle ® Stimulation an <strong>Akupunktur</strong>fernpunkten im Bereich der Hände <strong>und</strong> Füße (Hegu,<br />
Zusanli, Kunlun, Zhiyin) im Stande ist markante <strong>und</strong> spezifische Verschiebungen der<br />
Blutströmungsgeschwindigkeit im Gehirn hervorzurufen (10,12).<br />
Obwohl die L<strong>ase</strong>rpunktur mittels Low-Level-L<strong>ase</strong>r Stimulationsgeräten ein nahezu etabliertes<br />
Verfahren darstellt, lagen die meßbaren zerebralen Effekte bislang markant unter denen einer<br />
herkömmlichen Nadelakupunktur (13).<br />
11
Die Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Studien (9,10,12) mit dem L<strong>ase</strong>rneedle ® System<br />
zeigen zum Teil jedoch signifikante Verschiebungen zerebraler Meßgrößen<br />
(Blutflußgeschwindigkeiten), wie sie sonst nur durch Nadelakupunktur erzielt wurden. Dabei<br />
betrugt das Verhältnis der maximalen Blutflußgeschwindigkeitsänderung (Nadel/L<strong>ase</strong>rnadel)<br />
ca. den Faktor 2.<br />
Da die chinesische Medizin, <strong>und</strong> auch die <strong>Akupunktur</strong> als ein integrativer Bestandteil der<br />
TCM vorgeben, auf energetischen Prozessen zu basieren, könnte die Registrierung von<br />
Veränderungen des zerebralen Metabolismus als Ausdruck energetischer Prozesse im Gehirn<br />
sicher auch eine Schlüsselrolle bei der wissenschaftlichen Erforschung der <strong>Akupunktur</strong><br />
spielen. Bislang war es nicht-invasiv <strong>und</strong> kontinuierlich nicht möglich, Auskunft über den<br />
regionalen Oxygenationszustand des Gehirns zu bekommen. Die Methode der<br />
Nahinfrarotspektroskopie kann Änderungen der Oxygenationsverhältnisse des zerebralen<br />
Gefäßbettes sehr sensitiv erfassen. Positiv zu bewertende Faktoren dieser transkraniellen<br />
Oxymetrie sind Nichtinvasivität, Risikoarmut <strong>und</strong> Kontinuität. Die Handhabung des<br />
Verfahrens ist einfach <strong>und</strong> zeitökonomisch. Daraus resultiert eine große Breite an<br />
Indikationen für den potentiell zielführenden Einsatz der NIRS (4).<br />
Für eine adäquate Meßwertinterpretation muß jedoch berücksichtigt werden, daß eine<br />
Vielzahl von Einflußfaktoren existieren. Kontaminationen mit dem Umgebungslicht,<br />
mechanische Irritationen, intrazerebrale Hämatome, Fehlpositionierung der Optoden <strong>und</strong><br />
anwenderbedingte Fehler sind nur einige, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden<br />
sollen (4).<br />
Eine Vielzahl von Studien zur NIRS-Thematik kommt zur gemeinsamen Konklusion, daß<br />
NIRS im Stande ist, auch nur ganz geringe Änderungen der zerebralen Hämodynamik, welche<br />
als Antwort auf verschiedene <strong>funktionelle</strong> Stimulationen auftreten, zuverlässig zu erfassen.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden in diesem Zusammenhang erstmals 328<br />
systematische NIRS Registrierungen an ges<strong>und</strong>en Probanden während manueller<br />
<strong>Akupunktur</strong>nadelstimulationen <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rnadelstimulationen durchgeführt. Ausgangspunkt<br />
für die Untersuchungen bildeten auch die Ergebnisse zweier vorausgehender Publikationen<br />
(6,7).<br />
12
Die erste Studie zur <strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> NIRS (6) lieferte Hinweise, daß<br />
akupunkturstimulationsbezogene Änderungen über dem Bereich der Okzipitalregion bei drei<br />
ges<strong>und</strong>en Probanden meßbar <strong>und</strong> an der Einzelperson reproduzierbar sind. Im Rahmen der<br />
zweiten Studie (7) konnte festgestellt werden, daß über der Zentralregion nach<br />
<strong>Akupunktur</strong>stimulation am Punkt Hegu NIRS-Veränderungen ebenfalls reproduzierbar<br />
ableitbar sind. In der vorliegenden Arbeit konnte nun gezeigt werden, daß auch in den NIRS-<br />
Parametern, welche frontal abgeleitet wurden, reproduzierbare Alterationen nach Stimulation<br />
augenspezifischer <strong>Akupunktur</strong>punkte feststellbar sind.<br />
Allgemein sind Veränderungen der NIRS-Parameter unspezifisch <strong>und</strong> ein isolierter<br />
Sättigungsabfall läßt nicht erkennen, ob es sich beispielsweise um die Folge der Zunahme des<br />
zerebralen Sauerstoffverbrauches handelt oder ob eine Abnahme des zerebralen Blutflusses<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt. Somit wird nicht nur das Ausmaß der Sauerstoffzufuhr angezeigt, sondern das<br />
Wechselspiel von Sauerstoffangebot <strong>und</strong> Sauerstoffverbrauch zur Reflexion gebracht. Dies ist<br />
deshalb möglich, da die Meßzone vorwiegend vom venösen Anteil des zerebralen Gefäßbettes<br />
(~ 75 %) dominiert wird. Der Anteil des arteriellen (~20 %) bzw. des kapillaren (~5 %)<br />
Stromgebietes ist entsprechend geringer (4).<br />
Aus genannten Gründen ist man in der Lage, Änderungen, welche z.B. durch vermehrte<br />
Sauerstoffaufnahme bedingt sind, zu erfassen. Welche Regelmechanismen dabei vorliegen ist<br />
noch ungeklärt. Eine verstärkte Sauerstoffausschöpfung durch eine reizinduzierte neuronale<br />
Aktivierung z.B. über Membranpotentialänderungen oder Neurotransmitterfreisetzungen<br />
wären vorstellbar (14). <strong>Akupunktur</strong> - aus welchem Gr<strong>und</strong> auch immer - beeinflußt<br />
offensichtlich auch bei ges<strong>und</strong>en Probanden den Sauerstoffmetabolismus des Gehirns.<br />
Ähnlich wie in dieser Studie bei der Ohrakupunktur führte bei Bestehen eines vaskulär<br />
bedingten dementiellen Zustandsbildes ein individuell adaptiertes <strong>Akupunktur</strong>schema zu einer<br />
paradoxen kontradirektionalen Änderung der Parameter Blutflußgeschwindigkeit (Zunahme)<br />
<strong>und</strong> der regionalen zerebralen O2-Sättigung (Abnahme) (14). Die dort beschriebene Kasuistik<br />
zeigte auf, daß <strong>Akupunktur</strong> bei vaskulär bedingter Demenz den klinischen Status erheblich zu<br />
verbessern vermag. Mit Hilfe der NIRS <strong>und</strong> der Transkraniellen Dopplersonographie gelang<br />
es, Effekte auf die zerebrale Blutflußgeschwindigkeit <strong>und</strong> den O2-Metabolismus zu<br />
registrieren. Eine inverse Abnahme der regionalen zerebralen O2-Sättigung bei gleichzeitiger<br />
13
Zunahme der zerebralen Blutflußgeschwindigkeit durch <strong>Akupunktur</strong> konnte dort in<br />
Zusammenschau mit den klinischen Bef<strong>und</strong>en als Zeichen einer erhöhten Sauerstoffaufnahme<br />
in das Gehirngewebe interpretiert werden. Eine Abnahme der regionalen zerebralen<br />
O2-Sättigung bedeutet demnach nicht zwangsläufig eine verschlechterte Situation des<br />
O2-Metabolismus im Sinne eines verminderten Sauerstoffangebotes, sondern könnte auch<br />
vielmehr der Dokumentation des benefiziellen Effektes einer zumindest regional erhöhten<br />
Sauerstoffausschöpfung, ausgelöst durch <strong>Akupunktur</strong> bedeuten (14). In ähnlicher Weise<br />
könnten auch die minimalen kontradirektionalen lokalen Veränderungen der NIRS Parameter<br />
bei der Ohrakupunktur im Rahmen dieser Studie interpretiert werden, weil das Meßverfahren<br />
die Balance zwischen Sauerstoffangebot <strong>und</strong> -verbrauch wiedergibt.<br />
Weitere Studien sind sicherlich notwendig, um die Bedeutung dieser Phänomene für die<br />
<strong>Akupunktur</strong> zu erforschen, zumal nicht nur die Anwendung der L<strong>ase</strong>rpunktur sondern auch<br />
z.B. die Wirkungen der Kombinationen von Ohr- <strong>und</strong> Körperakupunktur durchaus noch<br />
kontroversiell diskutiert werden.<br />
14
Danksagungen<br />
Die Autoren danken den Mitarbeiterinnen der Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Frau Dr. med. Lu Wang für die Durchführung der<br />
<strong>Akupunktur</strong>, Frau Evamaria Huber für die Mithilfe bei der Datenerhebung <strong>und</strong> Frau Mag.<br />
Petra Petz für die wertvolle Hilfe bei der Datenanalyse.<br />
Anschrift der Verfasser:<br />
Univ.-Prof. DI Dr. G. Litscher<br />
Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
A-8036 Graz<br />
Tel.: +43 316 385-3907; -83907<br />
Fax: +43 316 385-3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@uni-graz.at<br />
www.litscher.info<br />
Priv.Doz. Dr. Detlef Schikora<br />
Abteilung für Physik <strong>und</strong> Optoelektronik<br />
Universität Paderborn<br />
Warburger Str. 100<br />
D-33098 Paderborn<br />
Tel.: ++49 5251 603566<br />
Fax: ++49 5251 603490<br />
E-mail: schikora@uni-paderborn.de<br />
15
Legenden<br />
Abb. 1: Versuchsperson während L<strong>ase</strong>rnadelstimulation <strong>und</strong> gleichzeitiger<br />
Registrierung nahinfrarotspektroskopischer Parameter. Rechts unten: Einzelne<br />
aktive L<strong>ase</strong>rnadel mit Applikationsvorrichtung.<br />
Abb. 2: In der vorliegenden Studie verwendete <strong>Akupunktur</strong>schemata.<br />
Abb. 3: Links: Stimulusintensität (SI f(t)) als Funktion der Zeit (Hypothese).<br />
Rechts: Real gemessene zerebrale Antworten der NIRS-Parameter O2Hb<br />
(Oxyhämoglobin) <strong>und</strong> HHb (Desoxyhämoglobin) auf manuelle, kurzzeitige (20<br />
Sek<strong>und</strong>en) <strong>Akupunktur</strong>nadelstimulation (a) <strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (b)<br />
einer 22jährigen weiblichen Versuchsperson. Die Pfeile kennzeichnen den<br />
Stimulationsbeginn.<br />
Abb. 4: Nahinfrarot-spektroskopische zerebrale Veränderungen in µMol von<br />
Oxyhämoglobin (O2Hb) bei Nadelung eines Placebopunktes,<br />
3 Handakupunkturpunkten, 2 Ohrakupunkturpunkten, 2 Körperakupunkturpunkten<br />
der TCM, einer Kombination von Hand, Ohr <strong>und</strong> Körperakupunktur<br />
sowie einer L<strong>ase</strong>rnadelstimulation <strong>und</strong> einer intensitätsverstärkten (+ 30 %)<br />
L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (von links nach rechts) während <strong>und</strong> 5 Minuten nach<br />
<strong>Akupunktur</strong>.<br />
Abb. 5: Entsprechende zerebrale Veränderungen (mehrheitliche Abnahmen) von<br />
Desoxyhämoglobin (HHb). Weitere Erklärungen siehe Abb. 4.<br />
16
Literatur<br />
[1] Litscher, G.: High-Tech <strong>Akupunktur</strong> ® . Pabst Science Publishers, Lengerich Berlin<br />
Düsseldorf (2001).<br />
[2] Litscher, G., Z.H. Cho (Eds.): Computer-Controlled Acupuncture ® . Pabst Science<br />
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transorbital and transtemporal Doppler sonography. L<strong>ase</strong>rs Med. Sci. (2002) in press.<br />
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<strong>Akupunktur</strong>arzt / Aurikulotherapeut (2002) in press.<br />
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acupuncture: Needle-induced changes of regional cerebral blood flow velocity. Neurol.<br />
Res. 24 (2002) in press.<br />
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December 2002, subm.<br />
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cerebral circulation. L<strong>ase</strong>rs Med. Sci. 15 (2000) 57-62.<br />
[14] Litscher G., G. Schwarz, L. Wang, A. Sandner-Kiesling: <strong>Akupunktur</strong> bei vaskulär<br />
bedingtem dementiellem Abbau. Jahrestagung der Österreichischen Alzheimer-<br />
Gesellschaft. 14. Klagenfurter Arbeitstagung für Neurologie. 24. - 25. Mai 2002,<br />
Klagenfurt / Austria.<br />
17
Von G. LlTSCHER, G. SCHWARZ, A. SCHÖPFER, L. WANG, M. SARAYA, D. SCHIKORA<br />
Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, im<br />
Rahmen einer doppeltblinden, randomisierten stu-<br />
die einen möglichen Einfluss der l<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<br />
<strong>Akupunktur</strong> (lNA) auf den der Schmerzwahrneh-<br />
mung subjektivangepassten <strong>und</strong> individuell deter-<br />
minierten Analgetikabedarf für eine kontrollierte<br />
postoperative Analgesie zu dokumentieren.<br />
Mit aktivierter lNA wurden insgesamt 25 Patienten<br />
(13 f, 12 m) mit einem durchschnittlichen Alter (I<br />
SD) von 45,2 I 11,9 Jahren untersucht. Die Kontroll-<br />
gruppe mit deaktivierter lNA bestand aus weiteren<br />
19 Patienten (mittleres Alter (I SD): 47,3 I 11,0 Jahre;<br />
8 f, 11 m). Die Untersuchungen fanden mit Zustim-<br />
mung der Ethikkommission statt.<br />
Alle Patienten erhielten unmittelbar vor <strong>und</strong> nach ei-<br />
ner Flavotomie (mittlere OP-Dauer: 129,3 I 19,7 min;<br />
104 -161 min) im ansprechbaren Zustand eine 10-<br />
minütige lNA jeweils beidseits an den Punkten Ohr<br />
40 (lWS), Ohr 55 (Shenmen), Di.4 (Hegu) <strong>und</strong> BI.60<br />
(Kunlun). Als Beurteilungskriterium wurde eine verblendete<br />
Schmerzskala (VAS 0-10; 0 = schmerzfrei -<br />
10 = maximaler Schmerz) herangezogen.<br />
Unmittelbar nach dem Eingriff wurden die Effekte<br />
eines standardisierten Analgesieschemas inner-<br />
halb eines vordefinierten Beobachtungszeitraumes<br />
Einleitung<br />
Die Bedeutung des postoperativen Schmerzes für<br />
den gesamten Behandlungsverlaufwurde lange Zeit<br />
unterschätzt. Die mangelhafte Unterdrückung der<br />
akuten postoperativen Schmerzempfindung nimmt<br />
einen ungünstigen Einfluss auf die subjektive Be-<br />
findlichkeit, kompromittiert vegetative Steuerungs<strong>und</strong><br />
Regelkreise <strong>und</strong> birgt auch ein nicht unerhebliches<br />
Chronifizierungsrisiko. Innovative technologi-<br />
sche Entwicklungen, wie z.B. die L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong><br />
(LNA) [1-4], liefern die Gr<strong>und</strong>lagen für neue,<br />
potenziell additive Verfahren zur Schmerztherapie.<br />
An der Medizinischen Universität Graz konnten in<br />
Studien an freiwilligen Probanden <strong>und</strong> basierend auf<br />
von 90 min evaluiert. Das pharmakologische<br />
schmerz-therapeutische Regime beinhaltete bei einem<br />
VAS > 3 die intravenöse Bolusgabe von 3 mg Pi-<br />
ritramid (Dipidolor\!») bei einem Körpergewicht (KG)<br />
von ~ 50 kg; bei einem KG < 50 kg betrug die Do-<br />
sierung 1,5 mg. Der maximale Analgetikaverbrauch<br />
wurde entsprechend des KGs mit insgesamt 15 mg<br />
bzw. 7,5 mg/h limitiert. Nach der letzten Opioidga-<br />
be wurden die Patienten für mindestens weitere 30<br />
min observiert.<br />
Die Pilotstudie lieferte insignifikante Veränderun-<br />
gen in der subjektiven Schmerzbewertung anhand<br />
der VAS unmittelbar vor <strong>und</strong> nach der LNA. Bemer-<br />
kenswert erscheint jedoch, dass der Schmerzmit-<br />
telverbrauch während der postoperativen Überwa-<br />
chung in jener Gruppe, in der die L<strong>ase</strong>rstimulation<br />
nicht aktiviert wurde, im Trend höher war (t-Test; p<br />
= 0,09).<br />
Weitere Untersuchungen an großen Patienten-<br />
gruppen sind zur Evaluierung notwendig, bevor die<br />
LNA als additive postoperative Schmerztherapie in<br />
Betracht gezogen werden kann.<br />
Schlüsselwörter: L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-Stimulation, Aku-<br />
punktur, L<strong>ase</strong>r, postoperativer Schmerz<br />
nicht-invasiven Neuromonitoringtechniken <strong>und</strong> mo-<br />
dernsten bildgebenden Verfahren erste Hinweise<br />
auf neuromodulierende Effekte der LNA gef<strong>und</strong>en<br />
werden [1-4].<br />
Ziel der vorliegenden preliminären untersuchun-<br />
gen war es, im Rahmen einer doppeltblinden, rano-<br />
misierten Studie einen möglichen Einfluss der neu-<br />
en L<strong>ase</strong>rstimulationsmethode auf den subjektiven,<br />
individuellen Analgetikabedarf von Patienten<br />
während einer postoperativen kontrollierten Analge-<br />
sie zu dokumentieren.<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 4/2004
Methode<br />
Patienten <strong>und</strong> Prozedere<br />
Insgesamt wurden 25 Patienten (13 f, 12 m) mit einem<br />
mittleren Alter (I SD) von 45,2 I 11,9 Jahren mit akti-<br />
vierter L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-Stimulation untersucht. Die<br />
Kontrollgruppe mit deaktivierter L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-Sti-<br />
mulation bestand aus weiteren 19 Patienten (mittle-<br />
res Alter (I SD): 47,3 I 11,0 Jahre; 8 t; 11 m). Alle Patien-<br />
ten gaben ihre schriftliche Einwilligung <strong>und</strong> die stu-<br />
die wurde von der Ethikkommission der Medizini-<br />
schen Universität Graz genehmigt.<br />
Die Patienten, an denen eine Flavotomie durchge-<br />
führt wurde (mittlere OP-Dauer: 129,3 I 19,7 min;<br />
104-161 min),wurden unmittelbarvor <strong>und</strong> nach dem<br />
operativen Eingriff im ansprechbaren Zustand einer<br />
10-minütigen L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong> unterzo-<br />
gen. Dabei wurden folgende <strong>Akupunktur</strong>punkte<br />
nach der chinesischen Ohr- bzw. Körperakupunktur<br />
(Abb. 1) jeweils beidseits verwendet: Ohr 55<br />
(Shenmen), Ohr 40 (L WS), Di.4 (Hegu) <strong>und</strong> BI.60<br />
(Kunlun). Als Beurteilungskriterium wurde eine ver-<br />
blendete Schmerzskala (VAS 0-10; 0 = schmerzfrei<br />
-10 = maximaler Schmerz) herangezogen.<br />
Nach dem Eingriffwurden die Effekte der Schmerz-<br />
therapie innerhalb eines vordefinierten Beobach-<br />
tungszeitraumes von 90 min evaluiert. Das schmerz-<br />
therapeutische Regime beinhaltete bei einem VAS > 3<br />
die intravenöse Bolusgabe von 3 mg Piritramid (Dipi-<br />
dolor(!») bei einem Körpergewicht (KG) von;?: 50 kg; bei<br />
einem KG < 50 kg betrug die Dosierung 1,5 mg. Der<br />
maximale Analgetikaverbrauch wurde entsprechend<br />
des KGs mit insgesamt 15 mg bzw. 7,5 mg/h limitiert.<br />
Nach der letzten Opioidgabe wurden die Patienten für<br />
mindestens weitere 30 min observiert. Ausschlusskri-<br />
terien für diese Studie waren Lebensalter > 70 Jahre,<br />
Leber- <strong>und</strong> Nierenfunktionsstörungen sowie Erkran-<br />
kungen des zentralen Nervensystems.<br />
La ser -" Na del"-Aku pu n ktu r<br />
Acht L<strong>ase</strong>r-"Nadeln" wurden nach Reinigung der<br />
Haut mit Alkohol an den <strong>Akupunktur</strong>punkten mit ei-<br />
nem Spezialklebeband fixiert. Als Lichtquelle wurde<br />
ein Halbleiterl<strong>ase</strong>r mit einer Emissionswellenlänge<br />
von 680 nm verwendet. Die Leistung lag zwischen<br />
30-40 mW pro L<strong>ase</strong>r-"Nadel". Die Stimulationszeit<br />
betrug 20 min, woraus sich eine Energiedichte von<br />
-4,6 kJ/cm2 an jedem <strong>Akupunktur</strong>punkt <strong>und</strong> eine<br />
durchschnittliche Gesamtsumme von 36,8 kJ/cm2<br />
für alle <strong>Akupunktur</strong>punkte ergab. Weitere Angaben<br />
zur Methodik sind vorangehenden Arbeiten zu ent-<br />
nehmen [1-4].<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 4/2004<br />
Abb. 1: L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong> als mögliche ergän-<br />
zende Methode zur postoperativen Schmerztherapie.<br />
Folgende <strong>Akupunktur</strong>punkte wurden stimuliert: ohr-<br />
punkt 55 (Shenmen), Ohrpunkt 40 (LWS), Di.4 (Hegu),<br />
81.60 (Kunlun) (von oben nach unten).<br />
Statistische Analysen<br />
Die erhobenen Daten werden graphisch in Form von<br />
BoX Plots (SigmaStat, Jandel Scientific Corp., Erkrath,<br />
Deutschland) präsentiert. Als statistisches Testver-<br />
fahren gelangte der t-Test zum Einsatz. Das Signifi-<br />
kanzniveau wurde mit p < 0,05 festgelegt.<br />
Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in der Ab-<br />
bildung 2 dargestellt. Die Pilotstudie lieferte anhand<br />
der VAS vor <strong>und</strong> nach der L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong><br />
insignifikante Veränderungen in der subjektiven<br />
Schmerzbewertung. Bemerkenswert erscheint je-<br />
doch, dass der Schmerzmittelverbrauch während der<br />
postoperativen Überwachung in jener Gruppe, in der<br />
die L<strong>ase</strong>rstimulation nicht aktiviert wurde, im Trend<br />
höher lag (t-Test; p = 0,09, n.s.). Klinische Begleitef-<br />
fekte wurden bei keinem Patienten beobachtet.<br />
Diskussion<br />
Eine adäquate postoperative Schmerzbehandlung,<br />
die der Anästhesist an Risikofaktoren <strong>und</strong> die Be-<br />
dürfnisse des Patienten anpassen muss, ist zwin-<br />
gend erforderlich. Eine entsprechende unmittelbar<br />
post- <strong>und</strong> selbstverständlich auch perioperative<br />
Schmerzbehandlung hilft dem Patienten nicht nur<br />
durch die Linderung seiner Schmerzempfindungen,<br />
sondern sie trägt auch zur Stabilisierung der neuro-<br />
vegetativen Funktionen bei <strong>und</strong> kann gleichzeitig ei-<br />
ne mögliche Chronifizierung eines Schmerzprozes-<br />
ses unterbinden [5].<br />
Für die Mehrzahl der Patienten sind -in Abhängig-<br />
keit von Ausmaß <strong>und</strong> Lokalisation des operativen Ein-
Abb. 2: Box Plots von Veränderungen der Werte der Schmerzskala (VAS) bei der Erstuntersuchung (EU), vor <strong>und</strong> nach dem<br />
operativen Eingriff (OP), während der postoperativen Überwachung (ÜW) <strong>und</strong> am ersten postoperativen Tag (1 POPO).<br />
griffes- postoperative Schmerzen zu erwarten. Aller-<br />
dings sind die Unterschiede in der individuellen<br />
Schmerzwahrnehmung <strong>und</strong> das Ausmaß der Begleit-<br />
reaktionen interpersonell sehr groß. Durch die Fort-<br />
schritte in der Pharmakotherapie haben sich Behand-<br />
lungsstrategien entwickelt, mit deren Hilfe Schmer-<br />
zen nach Operationen auf ein Minimum reduziert<br />
werden <strong>und</strong> im besten Fall sogar vermieden werden<br />
können. Neben der peroralen (Tabletten, Tropfen) <strong>und</strong><br />
intramuskulären Verabreichungsform analgetisch<br />
wirksamer Substanzen, sollen hier exemplarisch auch<br />
Schmerzbehandlungsformen erwähnt werden, bei<br />
denen Pharmaka mit analgetischer Potenz (z.B. Opioi-<br />
de, Lokalanästhetika) über lokal inserierte Spezialka-<br />
theter (z.B. lumbaler oder thorakaler Periduralkathe-<br />
ter, Armplexuskatheter etc.) oder eine Venenverweil-<br />
kanÜle appliziert werden. Diese Substanzen sind<br />
dann entweder regional oder zentralnervös syste-<br />
misch wirksam. Die Patienten-kontrollierte-Analgesie<br />
kann über mikroprozessor-kontrollierte elektronische<br />
Spritzenpumpen (Perfusoren) <strong>und</strong> Infusomaten reali-<br />
siert werden. Die transkutane elektrische Nervensti-<br />
mulation stellt eine weitere Möglichkeit zur Unter-<br />
drÜckung des postoperativen Schmerzes dar [6]. Dar-<br />
über hinaus wird in der wissenschaftlichen Literatur<br />
der Einsatz der <strong>Akupunktur</strong> für die perioperative<br />
Schmerztherapie im Umfeld unterschiedlicher chirur-<br />
gischer Eingriffe [7,8] beschrieben.<br />
In der vorliegenden Studie wurde erstmals das<br />
neue Verfahren der L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong> als<br />
mögliche ergänzende Methode zur pharmakologi-<br />
schen Schmerztherapie zur Anwendung gebracht,<br />
denn die nicht-invasive L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-Stimulation<br />
kann im Gehirn spezifische, reproduzierbare Verände-<br />
rungen induzieren. Dies äußert sich in Verschiebungen<br />
von unterschiedlichen Parametern wie z.B. der zerebra-<br />
jen Blutflussgeschwindigkeit <strong>und</strong> kann erstmals mit<br />
neuesten Methoden des Neuromonitorings objekti-<br />
viert werden [1-4]. Im Rahmen der postoperativen<br />
Schmerztherapie wurde die L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong><br />
bislang weder experimentell noch klinisch eingesetzt.<br />
Die vorliegende Studie ist ein erster Pilotversuch dazu.<br />
Durch den Einsatz der L<strong>ase</strong>r-"Nadeln" scheint es<br />
zu einer subjektiven Empfindung im Sinne einer ad-<br />
ditiven Schmerzunterdrückung zu kommen, welche<br />
sich in einem Unterschied im Schmerzmittelver-<br />
brauch innerhalb einer go-minütigen postoperati-<br />
ven Überwachungsph<strong>ase</strong> äußert. Der positive Trend<br />
zu Gunsten des L<strong>ase</strong>r-"Nadel"-Einsatzes lässt es<br />
sinnvoll erscheinen, weitere Untersuchungen an<br />
großen Patientengruppen zur Evaluierung des Ver-<br />
fahrens durchzuführen. Ebenso wären etwaige me-<br />
thodische Optimierungen notwendig, bevor die La-<br />
ser-"Nadel"-<strong>Akupunktur</strong> als additive postoperative<br />
Schmerztherapie in der Routineanwendung in Be-<br />
tracht gezogen werden kann.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken Frau<br />
die wertvolle Mithilfe bei<br />
Manuskripterstellung (B<br />
schung in Anästhesie <strong>und</strong><br />
sche Universität Graz}.<br />
Mag. Ingrid Gaischek für<br />
der Datenanalyse <strong>und</strong> der<br />
iomedizintechnische For-<br />
Intensivmedizin, Medizini-<br />
Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 4/2004
Goal of these investigations was to document a<br />
possible influence of l<strong>ase</strong>rneedle acupuncture<br />
(LNA) on the subjective, ind1vidual need ofanajgesics<br />
in patients during post-operatively controlled<br />
analgesia, in a double-bltnd, randomized study.<br />
A total of 25 patients (13 f, 12 m) mean age (:t SD)<br />
45.2 :t 11.9 years were examined with activated LNA,<br />
after approval by the ethical commission. The con-<br />
trol group with deactivated LNA included 19 further<br />
patients (mean age (:t SD): 47.3 :t 11.0 years; 8 f, 11 m).<br />
Immediately after flavotomy (mean duration of<br />
surgery: 129.3:t 19.7 min; 104 -161 min) and in a con-<br />
scious state, all patients were treated with a 10-mi-<br />
nute LNA on both sides at the acupoints ear 40<br />
(lumbar spine), ear 55 (Shenmen), LI.4 (Hegu) and<br />
UB.60 (Kunlun). A blind pain scale (VAS 0-10; 0 =<br />
free of pain -10 = maximum pain) was used for<br />
evaluation.<br />
Immediately after surgery, theeffects of a standar-<br />
dized analgesic treatment within a pre-defined ob-<br />
servation time of 90 minutes were evaluated. The<br />
Literatur<br />
[1]<br />
[3]<br />
[4]<br />
[5]<br />
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Litscher G., schikora D. (Eds.): L<strong>ase</strong>rnadel-Akupunk-<br />
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pre- and postoperative gynecological pain. Anesth<br />
Analg (2002), 95(l): 151-157.<br />
pharmacological pain-therapeutic regime included<br />
the intravenous bolus administration of Piritramid<br />
3mg (DipidolorCi)} at VAS > 3 and a bodyweight (BW}<br />
of ? 50 kg; at a BW < 50 kg, the dosage was 1.5 mg.<br />
rhe maximum use of analgesics was limited to a<br />
total of15 mgor7.5 mg/h accordingtothe BWs.After<br />
the last administration of the opiate, the patients<br />
were observed for at least 30 more minutes.<br />
The pilot study showed insignificant changes in subjective<br />
pain according to VAS immediately before<br />
and after LNA. Noteworthy is the fact that the required<br />
analgesics during the postoperative observation<br />
period in the group in which no l<strong>ase</strong>rneedle stimulation<br />
was performed was higher (t-test; p = 0.09).<br />
Further investigation with larger patient collectives<br />
is necessary for evaluation before LNA can be considered<br />
as an additive post-operative analgesic<br />
therapy.<br />
Keywords: L<strong>ase</strong>rneedle stimulation, acupuncture,<br />
l<strong>ase</strong>r, postoperative pain<br />
Die Verfasser<br />
Litscher G., Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische Univer-<br />
sität Graz<br />
Schwarz G., Schöpfer A., Saraya M., Klinische Abteilung für<br />
Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong> In-<br />
tensivmedizin, Medizinische Universität Graz<br />
Schikora D., Fakultät für Naturwissenschaften, Universität<br />
Paderborn<br />
Wang L., Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin, Medizinische Universität<br />
Graz<br />
Korrespondenzadressl<br />
Univ.-Prof DI Dr. techn. Dr.scient.med. Gerhard Litschel<br />
Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
A-8036 Graz<br />
Tel.: +43316385-390?; -83907<br />
Fax: +43 316385-3908<br />
E-mail: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
http:/ /Jitscher.at/<br />
http:/ /Jitschet:info/<br />
http:/ /www.neuromonitoring.org,<br />
.9. Schmerz & <strong>Akupunktur</strong> 4/2004
106<br />
Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
Schlüsselwörter: Quantitative sensory testing (QST), thermische<br />
Schwellenwerte, neurosensorische Analyse, Kälteempfindung, Wärmeempfindung,<br />
Kälteschmerzreiz, Wärmeschmerzreiz, L<strong>ase</strong>rnadel,<br />
<strong>Akupunktur</strong><br />
Die quantitative thermische Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellenbestimmung<br />
(QST) wurde bei 29 erwachsenen ges<strong>und</strong>en Probanden<br />
(mittleres Alter 24,2 ± 2,7 Jahre; Bereich: 18–29 Jahre; 20 Frauen,<br />
9 Männer) unter Verwendung des Thermal Sensory Analyser TSA-II<br />
(Medoc Advanced Medical Systems, Ramat Yishai, Israel, <strong>und</strong> Minneapolis,<br />
Minnesota, USA) vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur bzw.<br />
Placebostimulation durchgeführt.<br />
Signifikante (p ≤ 0,001; t-test) geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
konnten bei den Analysen der Kälteschmerzschwellenwerte beobachtet<br />
werden. Keine signifikanten Veränderungen hingegen waren in<br />
Parametern der thermischen Empfindungsschwellen <strong>und</strong> Schmerzschwellen<br />
vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadel- oder Placebostimulation an <strong>Akupunktur</strong>punkten<br />
für akuten Schmerz nachzuweisen. Bemerkenswert<br />
erscheint jedoch die Tatsache, daß bei den Frauen der Medianwert<br />
der Kälteschmerzschwelle nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation zu einem veränderten<br />
Schmerztoleranzniveau verschoben war (p = 0,479; paired<br />
t-test; n.s.).<br />
Der Einfluß der Stimulation von <strong>Akupunktur</strong>punkten für den chronischen<br />
Schmerz auf die vorliegenden Meßparameter soll in weiteren<br />
Untersuchungen objektiviert werden.<br />
1 Einleitung<br />
Die Methode der quantitativen Bestimmung von Grenzwerten<br />
für thermische Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellenwerte<br />
wird seit vielen Jahren klinisch eingesetzt<br />
<strong>und</strong> stellt einen wichtigen Untersuchungsteil in Bereichen<br />
wie Neurologie, Psychiatrie oder Neurophysiologie<br />
dar [6]. Zahlreiche Richtlinien zur korrekten Durchführung<br />
des sogenannten quantitative sensory testing<br />
(QST) wurden dazu in der wissenschaftlichen Literatur<br />
verfaßt [4].<br />
Prinzipiell lassen sich QST-Systeme in Geräte einteilen,<br />
die physikalisch-thermische, chemische oder vibrationsspezifische<br />
Stimuli applizieren. Darüber hinaus<br />
könnte man hier auch ganz allgemein Equipment zur<br />
Generierung elektrischer Reize mit unterschiedlichen<br />
Frequenzen <strong>und</strong> Reizstärken anführen. Die im Rahmen<br />
dieser Studie verwendeten thermischen Reize wurden<br />
Biomed. Technik, 49 (2004), 106–110<br />
G. Litscher 1 , L. Wang 1 , E. Huber 1 , D. Schikora 2 , G. Schwarz 3<br />
Quantitative Bestimmung geschlechtsspezifischer<br />
thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen<br />
vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
Quantification of Gender Specific Thermal Sensory<br />
and Pain Threshold Before and After L<strong>ase</strong>rneedle Stimulation<br />
1 Abteilung für Biomedizintechnische Forschung in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Medizinische Universität Graz, Österreich<br />
2 Fachbereich Physik – Optoelektronik, Universität Paderborn, Deutschland<br />
3 Klinische Abteilung für Neuro- <strong>und</strong> Gesichtschirurgische Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Medizinische Universität Graz, Österreich<br />
Key words: Quantitative sensory testing (QST) – Thermal thresholds<br />
– Neurosensory analysis – Cold sensation – Warm sensation – Cold<br />
pain – Heat pain – L<strong>ase</strong>r needle – Acupuncture<br />
Quantitative thermal sensory and pain threshold testing (QST) was<br />
performed in 29 adult healthy volunteers (mean age 24.2 ± 2.7 years;<br />
range: 18–29 years; 20 females, 9 males) using the Thermal Sensory<br />
Analyser TSA-II (Medoc Advanced Medical Systems, Ramat Yishai,<br />
Israel, and Minneapolis, Minnesota, USA) before and after l<strong>ase</strong>r needle<br />
acupuncture and placebo stimulation, respectively.<br />
Significant (p ≤ 0,001; t-test) gender-specific differences were seen<br />
on cold pain threshold analysis. No significant changes in parameters<br />
of thermal sensory and pain thresholds were fo<strong>und</strong> before and<br />
after l<strong>ase</strong>r needle or placebo stimulation at acupuncture points for<br />
acute pain. However, a trend towards change in the median value of<br />
cold pain sensation after l<strong>ase</strong>r needle stimulation (p = 0.479; paired<br />
t-test; n.s.) was seen within the group of healthy females.<br />
The influence of stimulation of acupuncture points for chronic pain<br />
on the various parameters needs to be clarified in future studies.<br />
über eine Thermode (Peltier-Prinzip) an ges<strong>und</strong>en Probanden<br />
im Bereich des Daumenansatzes der rechten Innenhandfläche<br />
appliziert.<br />
Ziel der Untersuchungen war es, Normwerte zu erstellen<br />
<strong>und</strong> mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
zu objektivieren. Erstmals wurde das QST-Verfahren<br />
auch in Kombination mit experimentellen Untersuchungen<br />
einer neuen L<strong>ase</strong>rstimulationstechnik eingesetzt,<br />
um mögliche Alterationen vor <strong>und</strong> nach einer schmerzfreien<br />
<strong>Akupunktur</strong> mit L<strong>ase</strong>rnadeln zu quantifizieren.<br />
2 Methode<br />
2.1 Probanden<br />
Untersucht wurden insgesamt 29 ges<strong>und</strong>e Probanden.<br />
Das mittlere Alter ( – x ± SD) betrug 24,2 ± 2,7 Jahre (Bereich<br />
18 bis 29 Jahre). Zwanzig Personen waren weibli-<br />
Biomedizinische Technik · Band 49 · Heft 5/2004
Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
chen (mittleres Alter: 23,9 ± 2,7 Jahre) <strong>und</strong> 9 Personen<br />
männlichen Geschlechts (mittleres Alter: 24,9 ± 2,8 Jahre).<br />
Die Untersuchungen wurden von der Ethikkommission<br />
der Medizinischen Universität Graz (L<strong>ase</strong>rneedle<br />
Stimulation; 13-048 ex 02/03) genehmigt, <strong>und</strong> alle Personen<br />
gaben schriftlich ihr Einverständnis. Kein Proband<br />
hatte nachweisbare neurologische oder psychologische<br />
Defizite oder stand unter dem Einfluß von Pharmaka.<br />
2.2 Messung der Temperaturempfindlichkeit<br />
<strong>und</strong> thermischer Schmerzschwellen<br />
Zur Anwendung gelangte ein rechnergesteuertes System<br />
zur quantitativen Beurteilung der Funktion kleinkalibriger<br />
Nervenf<strong>ase</strong>rn (A-Delta- <strong>und</strong> C-Nervenf<strong>ase</strong>rn) mit<br />
Temperatur-Tests (Thermal Sensory Analyser TSA-II,<br />
Medoc Advanced Medical Systems, Ramat Yishai, Israel,<br />
<strong>und</strong> Minneapolis, Minnesota, USA). Das System besteht<br />
aus einer Gr<strong>und</strong>einheit mit Anschluß an ein externes<br />
Notebook, einer Thermode mit einer aktiven Kontaktfläche<br />
von 30 mm ¥ 30 mm (Peltier-Element) sowie<br />
einem Steuergerät zur Eingabe der Patientenreaktion.<br />
Die Thermode wird auf die Handinnenfläche der Probanden<br />
aufgelegt <strong>und</strong> ist imstande, die Haut abzukühlen<br />
bzw. zu erwärmen. Eine Adaptationstemperatur zwischen<br />
30 °C <strong>und</strong> 32 °C kann in wenigen Sek<strong>und</strong>en nach<br />
Hautkontakt erreicht werden, so daß die Versuchspersonen<br />
weder Kälte noch Hitze empfinden. Die Software<br />
läuft unter Windows, steuert das System <strong>und</strong> umfaßt die<br />
unterschiedlichen Testverfahren. Alle Parameter sind<br />
individuell einstellbar. Neben der Temperaturempfindlichkeitsmessung<br />
wurden auch die Schmerzreizprofile<br />
(Kälte <strong>und</strong> Hitze: 0–52 °C) der Probanden untersucht<br />
(Bild 1). Ermittelt wurden zuerst die Kälte- (a) <strong>und</strong> Wärmeempfindungsschwellen<br />
(b). Anschließend wurden<br />
die Kälteschmerz- (c) <strong>und</strong> Wärmeschmerzreizschwellen<br />
(d) erhoben (vgl. Bild 4). Zwischen den einzelnen Messungen<br />
war jeweils eine Ruheph<strong>ase</strong> von mindestens 5 Minuten<br />
vorgesehen.<br />
Bild 1. Meßaufbau im Labor der Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin der Medizinischen Universität<br />
Graz. Thermal Sensory Analyser TSA-II (1) mit Notebook-Datenanalyse (2)<br />
<strong>und</strong> L<strong>ase</strong>rnadelstimulationsgeräten (3). Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der<br />
Probandin.<br />
Biomedizinische Technik · Band 49 · Heft 5/2004<br />
2.3 L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
<strong>und</strong> Untersuchungsablauf<br />
L<strong>ase</strong>rnadeln sind senkrecht auf die Haut plazierte Speziallichtleiter,<br />
die mit hoher optischer Leistungsdichte<br />
einen in bezug auf meßbare zerebrale Effekte nadeläquivalenten<br />
[9, 10], jedoch schmerzfreien Reiz am <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
setzen <strong>und</strong> erstmals die Simultanbehandlung<br />
von bis zu acht Punkten im Sinne der traditionellen<br />
chinesischen <strong>Akupunktur</strong> ermöglichen.<br />
Die verwendeten L<strong>ase</strong>rnadeln emittieren Licht mit einer<br />
Wellenlänge von 685 nm im Continuous-wave-Mo-<br />
Bild 2. L<strong>ase</strong>rnadelstimulation an den <strong>Akupunktur</strong>punkten Hegu (1), Taiyuan<br />
(2), Quchi (3), Shenmen – Ohrpunkt 55 (4) <strong>und</strong> Ohrpunkt 67 (5).<br />
107
108<br />
Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
dus. Die Leistung pro L<strong>ase</strong>rnadel beträgt 30 bis 40 mW.<br />
Nähere Angaben zur Methodik <strong>und</strong> zu den peripheren<br />
<strong>und</strong> zerebralen Effekten der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur sind<br />
früheren Publikationen zu entnehmen [8–10].<br />
Die <strong>Akupunktur</strong> erfolgte an den im Bild 2 dargestellten<br />
Punkten. Zunächst wurde die Haut am <strong>Akupunktur</strong>punkt<br />
mit Alkohol gereinigt, danach wurden die L<strong>ase</strong>rnadeln<br />
mit der Hautoberfläche in Kontakt gebracht <strong>und</strong><br />
anschließend mit einem Spezialklebeband fixiert. Während<br />
der Untersuchung lagen die Versuchspersonen entspannt<br />
auf einer Liege (vgl. Bild 1). In zwei unterschiedlichen<br />
Untersuchungen wurden die L<strong>ase</strong>rnadeln einmal<br />
für die Dauer von 10 Minuten aktiviert oder blieben bei<br />
identischem Prozedere inaktiviert (Placebo). Die Wahl,<br />
mit welcher Untersuchungsart begonnen wurde, war<br />
randomisiert. Jede Versuchsperson wurde sowohl mit<br />
aktivierten als auch mit inaktivierten L<strong>ase</strong>rnadeln untersucht,<br />
wobei die Versuchsperson über den jeweiligen<br />
Modus nicht informiert wurde <strong>und</strong> ihn auch nicht wahrnehmen<br />
konnte. Die Ruheph<strong>ase</strong> zwischen den beiden<br />
Untersuchungen betrug mindestens 20 Minuten.<br />
Folgende <strong>Akupunktur</strong>punkte wurden verwendet<br />
[16]:<br />
Hegu (Di.4):<br />
Lokalisation: an der höchsten Stelle des M. adductor<br />
pollicis, wenn der Daumen am Zeigefinger<br />
anliegt.<br />
Indikationen: Hegu ist der wichtigste analgetische<br />
Punkt. Schmerzzustände; insbesondere<br />
durch kräftige manuelle Stimulation lassen<br />
sich Schmerzen im ganzen Körper<br />
lindern.<br />
Nadelung: senkrecht, 1 bis 2 cm tief in Richtung Pe.8<br />
Laogong.<br />
Taiyuan (Lu.9):<br />
Lokalisation: an der radialen Seite der Beugefalte des<br />
Handgelenks, lateral von der A. radialis.<br />
Indikationen: Schmerzen im Bereich des Handgelenkes,<br />
Polyneuropathie der oberen Extremität.<br />
Nadelung: senkrecht oder schräg, 0,3 bis 1 cm tief.<br />
Quchi (Di.11):<br />
Lokalisation: am lateralen Ende der Beugefalte des Ellbogens<br />
bei rechtwinkliger Beugung des<br />
Unterarmes.<br />
Indikationen: homöostatisch <strong>und</strong> immunstimulierend<br />
wirkender Punkt.<br />
Nadelung: senkrecht, 2 bis 3 cm tief.<br />
Shenmen (Ohrpunkt 55):<br />
Lokalisation: in der fossa triangularis.<br />
Indikationen: allgemein wirksamer sedierender <strong>und</strong> analgetischer<br />
Punkt.<br />
Ohrpunkt 67:<br />
Lokalisation: zwischen Helix <strong>und</strong> Anthelix in der sog.<br />
Scapha.<br />
Indikationen: Schmerzen, Hand, Handwurzel.<br />
2.4 Statistische Analyse<br />
Zur Unterscheidung der geschlechtsspezifischen Aspekte<br />
wurden jeweils ein „t-test“ <strong>und</strong> für die Bedingungen<br />
vor (v) bzw. nach (n) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation bzw. Placeboversuch<br />
ein „paired t-test“ angewendet. Das Signifikanzniveau<br />
wurde mit p ≤ 0,05 festgelegt. Die Ergebnisse<br />
werden in Box-Plot-Darstellungen graphisch präsentiert<br />
(Statistikprogramm SigmaStat; Jandel Scientific Corp.,<br />
Erkrath, Deutschland).<br />
3 Ergebnisse<br />
Bild 3 zeigt exemplarisch einen „Test Report“. Neben einer<br />
Markierung des Ableite- bzw. Stimulationsortes („C6<br />
Right hand palmar thumb“) werden in diesem Protokoll<br />
unmittelbar nach der Durchführung der Messung die<br />
Ergebnisse (Mittelwerte von 3 Versuchen) <strong>und</strong> auch die<br />
Differenzen (D) vor <strong>und</strong> nach Intervention (L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
oder Placeboversuch) für die einzelnen Untersuchungsmodalitäten<br />
graphisch dargestellt.<br />
Im Bild 4 sind summarisch die Resultate aller 29 Versuchspersonen<br />
ohne Berücksichtigung des Geschlechts<br />
dargestellt. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied<br />
zwischen den einzelnen Versuchen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
bzw. Placebostimulation.<br />
Eine Separation der Ergebnisse nach dem Geschlecht<br />
ist im Bild 5 graphisch dargestellt. Es ergaben sich signifikante<br />
(p ≤ 0,034) geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
in der Schmerzempfindung sowohl für Kälte als<br />
auch für Wärme. Die Grenzwerte für das schmerzhafte<br />
Kälteempfinden unterschieden sich zwischen Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen ebenso signifikant (p ≤ 0,001) wie jene<br />
für das schmerzhafte Wärmeempfinden (p = 0,009<br />
bzw. p = 0,034). Bei der Placebostimulation sind zusätzlich<br />
sowohl bei Frauen als auch bei Männern keine markanten<br />
Unterschiede der Medianwerte erkennbar. Erwähnenswert<br />
ist jedoch die Tatsache, daß bei Frauen<br />
im Mittel (Median) die Toleranz für Kälteschmerzreize<br />
nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur, wenngleich insignifikant<br />
(p = 0,479), aber im Trend höher lag als vor L<strong>ase</strong>rnadelbehandlung<br />
(* im Bild 5A).<br />
4 Diskussion<br />
Neben der Bereitstellung von umfassenden Normwerten<br />
existieren mannigfaltige Publikationen zur Reproduzierbarkeit<br />
[20] <strong>und</strong> zu den verschiedensten biologischen<br />
Effekten auf thermische <strong>und</strong> vibrationsspezifische<br />
Empfindungs- bzw. Schmerzschwellen. So wurde in diesem<br />
Zusammenhang neben geschlechtsspezifischen Unterschieden<br />
z. B. auch der Einfluß des Lebensalters <strong>und</strong><br />
der Körpergröße untersucht [19]. Klinische Hauptindikationen<br />
des in der vorliegenden Arbeit beschriebenen<br />
QST-Verfahrens sind die Schwellenbestimmungen für<br />
Empfindung <strong>und</strong> Schmerz bei chronischen Schmerzzuständen<br />
[17], diabetische Neuropathien [3] sowie Anwendungen<br />
bei Patienten mit multipler Sklerose [7, 18].<br />
Biomedizinische Technik · Band 49 · Heft 5/2004
Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
Bild 3. „Quantitative Somatosensory Test Report“ einer 18 Jahre alten Probandin.<br />
Oben: L<strong>ase</strong>rnadelstimulation; unten: Placeboversuch.<br />
Bild 5. Geschlechtsspezifische Analyse (Frauen (A), Männer (B)). Neben<br />
den signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Schmerzempfindung<br />
beachte man die Differenz (*) in den Medianwerten bei der Kälteschmerzschwellenbestimmung<br />
vor (v) <strong>und</strong> nach (n) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation.<br />
Weitere Erklärungen siehe Bild 4.<br />
Biomedizinische Technik · Band 49 · Heft 5/2004<br />
Bild 4. Box-Plot-Darstellung von n = 29 ges<strong>und</strong>en Probanden. Dargestellt<br />
sind die Kälte- (a) <strong>und</strong> die Wärmeempfindungsschwelle (b) sowie die Kälteschmerz-<br />
(c) bzw. Wärmeschmerzreizschwelle (d) jeweils vor (v) bzw. nach<br />
(n) L<strong>ase</strong>rnadelstimulation (links) <strong>und</strong> Placebo (rechts). Die horizontale<br />
Linie in der Box gibt die Lage des Medians an. Die Enden der Box definieren<br />
die 25ste <strong>und</strong> 75ste Perzentile, die Fehlerbalken kennzeichnen die 10te <strong>und</strong><br />
90ste Perzentile.<br />
Das in der vorliegenden Studie verwendete Verfahren<br />
der quantitativen Bestimmung der unterschiedlichen<br />
thermischen Schwellenwerte wurde in verschiedenen<br />
Publikationen in Kombination mit anderen meßtechnischen<br />
Methoden eingesetzt. Exemplarisch sollen<br />
nur der Vergleich bzw. die Korrelation mit somatosensorisch<br />
evozierten Potenzialen [14] <strong>und</strong> die Ergänzung<br />
bzw. Kombination mit dem <strong>funktionelle</strong>n <strong>Magnetre</strong><strong>sonanz</strong>imaging<br />
[2, 5] erwähnt werden.<br />
Im Rahmen unserer Studie konnten signifikante geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede im Temperaturempfinden<br />
belegt werden. Ein unterschiedliches geschlechtsspezifisches<br />
Temperaturempfinden konnte bereits in einigen<br />
Studien nachgewiesen werden [20]. Neben diesen<br />
Ergebnissen konnte mit Hilfe der QST-Methode u. a.<br />
auch gezeigt werden, daß sich bei Frauen im Laufe des<br />
Menstruationszyklus die Kältewahrnehmung mit der<br />
Östrogenausscheidung ändert [1].<br />
Ein interessanter Aspekt in Zusammenhang mit dem<br />
vorliegenden Studiendesign ist jener, daß <strong>Akupunktur</strong> –<br />
zumindest subjektiv – bei Frauen besser gegen Schmerzen<br />
helfen soll als bei Männern. Das ist eines der ersten<br />
noch nicht publizierten Zwischenergebnisse der weltweit<br />
größten kontrollierten <strong>Akupunktur</strong>studie, die derzeit in<br />
Deutschland durchgeführt wird. In einer repräsentativen<br />
Stichprobe waren dabei insgesamt 1096 Patienten<br />
befragt worden, die wegen Lumbal- oder Knieschmerzen<br />
mit <strong>Akupunktur</strong> behandelt worden waren. Zwei Drittel<br />
der Frauen, aber nur die Hälfte der Männer waren<br />
mit der Wirkung der Nadeltherapie zufrieden. Von den<br />
Befragten beurteilten immerhin 61 Prozent die Wirkung<br />
als sehr gut oder gut. Demgegenüber waren 92 Prozent<br />
der behandelnden Ärzte überzeugt, die Therapie sei<br />
ein Erfolg gewesen. Selbst bei neun von zehn Patienten,<br />
die mit der Therapie unzufrieden waren, schätzte der<br />
jeweilige Arzt die Behandlung als erfolgreich ein. Das<br />
zeigt die Subjektivität der Beurteilung der Ärzte zum<br />
109
110<br />
Bestimmung geschlechtsspezifischer thermischer Empfindungs- <strong>und</strong> Schmerzschwellen vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelstimulation<br />
Schmerzempfinden ihrer Patienten <strong>und</strong> daraus resultierend<br />
die Notwendigkeit qualitativer Bewertungen der<br />
<strong>Akupunktur</strong> mit patientengenerierten Meßdaten, um einen<br />
potentiellen Therapieeffekt individuell objektivieren<br />
zu können.<br />
Die Wirkung der <strong>Akupunktur</strong> <strong>und</strong> der L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
auf Parameter der peripheren Durchblutung<br />
konnte in zahlreichen Studien bereits wissenschaftlich<br />
belegt werden [11–13]. In vielen Fällen liefert dabei<br />
die Moxibustion (das Verbrennen der Blütenpflanze<br />
Beifuß) verstärkte Effekte [15]. Die im Rahmen unserer<br />
Studie erhobenen Meßdaten vor <strong>und</strong> nach L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
<strong>und</strong> Placebol<strong>ase</strong>rnadelakupunktur zeigten<br />
keine signifikanten Unterschiede unter Verwendung eines<br />
Punkteschemas für Akutschmerzen. Hingegen wurde<br />
jedoch gezeigt, daß bei Frauen die Kälteschmerzempfindung<br />
durch L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur im Trend gesenkt<br />
werden kann. Inwieweit <strong>Akupunktur</strong>schemata für die<br />
Behandlung chronischer Schmerzen durch L<strong>ase</strong>rnadelakupunktur<br />
zu nachweisbaren Effekten in den beschriebenen<br />
Meßparametern führen, soll in weiterführenden<br />
Untersuchungen geklärt werden.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken Herrn Michael Magometschnigg<br />
<strong>und</strong> Herrn Ing. Stefan Wüger (beide INTEC Medizintechnik<br />
GmbH, Wien, Österreich) für die organisatorische<br />
<strong>und</strong> technische Unterstützung im Zusammenhang<br />
mit dem Thermal Sensory Analyser TSA-II. Frau Mag.<br />
Ingrid Gaischek (Abt. für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin der Medizinischen<br />
Universität Graz) sei für die wertvolle Mithilfe<br />
bei Datenanalyse <strong>und</strong> Manuskripterstellung herzlich gedankt.<br />
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329–332.<br />
1180<br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Univ.-Prof. DI Dr. techn. Dr. scient. med. Gerhard Litscher<br />
Abteilung für Biomedizintechnische Forschung<br />
in Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Auenbruggerplatz 29<br />
A-8036 Graz<br />
Österreich<br />
Tel.: +43 316 385 3907, -83907<br />
Fax: +43 316 385 3908<br />
E-Mail: gerhard.litscher@meduni-graz.at<br />
Biomedizinische Technik · Band 49 · Heft 5/2004
Photomedicine and L<strong>ase</strong>r Surgery<br />
Volume 26, Number 4, 2008<br />
© Mary Ann Liebert, Inc.<br />
Pp. 301–306<br />
DOI: 10.1089/pho.2007.2188<br />
Abstract<br />
L<strong>ase</strong>r-Needle Therapy<br />
for Spontaneous Osteonecrosis of the Knee<br />
Winfried Banzer, M.D., Ph.D., 1 Markus Hübscher, Ph.D., 1 and Detlef Schikora, Ph.D. 2<br />
Objective: This c<strong>ase</strong> report describes the treatment of a 63-year-old patient with spontaneous osteonecrosis of<br />
the knee (SONK). Backgro<strong>und</strong> Data: SONK usually appears in the elderly patient without the typical risk factors<br />
for osteonecrosis. It is characterized by acute and sudden pain, mostly occurring at the medial side of the<br />
knee joint. Symptoms usually worsen with physical activity and improve with rest. Besides physical therapy,<br />
limited weight-bearing and the use of analgesics and nonsteroidal anti-inflammatory drugs, we propose lowlevel<br />
l<strong>ase</strong>r therapy (LLLT) as a conservative treatment option. Methods: LLLT was carried out using l<strong>ase</strong>r needles<br />
emitting radiation with wavelengths of 685 and 885 nm, and a power density of 17.8 W/cm 2 . Therapy sessions<br />
lasted 60 min and were performed daily over a period of 3 mo. The total irradiation dose emitted by 8<br />
l<strong>ase</strong>r needles in 60 min of treatment was 1008 J. Results: Magnetic resonance imaging revealed distinct restitution<br />
of the spongiosa edema 5 wk after treatment onset, and the final check-up at 35 wk demonstrated complete<br />
restoration of integrity. Conclusion: The present c<strong>ase</strong> report provides the first indication that l<strong>ase</strong>r-needle<br />
therapy may be a promising tool for complementary and alternative therapeutic intervention for those with<br />
SONK.<br />
Introduction<br />
STEONECROSIS OF THE KNEE was first described by Ahlbäck<br />
Oand<br />
colleagues in 1968, and has been classified into two<br />
distinct types: (1) spontaneous or idiopathic osteonecrosis,<br />
and (2) secondary osteonecrosis associated with various risk<br />
factors such as steroid therapy, renal transplantation, systemic<br />
lupus erythematosus (SLE), alcohol abuse, caisson decompression<br />
sickness, Gaucher’s dise<strong>ase</strong>, and hemoglobinopathies.<br />
1,2 Spontaneous osteonecrosis of the knee<br />
(SONK) usually appears in the elderly patient over 55 years<br />
of age without the typical risk factors for osteonecrosis, with<br />
an age-related prevalence between 3.4% and 9.4%. 3 Women<br />
are three times more often affected than men. SONK is characterized<br />
by acute and sudden pain, mostly occurring at the<br />
medial side of the knee joint. Symptoms usually worsen with<br />
physical activity and improve with rest. Also, nocturnal pain<br />
is frequently observed, and clinical examination shows local<br />
hypersensitivity to pressure. 4 Even though the precise etiology<br />
still remains unclear, two major theories have been proposed.<br />
5 The traumatic theory suggests that repeated microtraumata<br />
in porotic bone cause stress fractures and<br />
301<br />
successive necrosis. 6 According to the vascular theory, occlusion<br />
of the blood supply at the arterial and venous side<br />
may lead to decre<strong>ase</strong>d bone microcirculation with subsequent<br />
edema formation. Edema incre<strong>ase</strong>s bone marrow pressure,<br />
further diminishing the blood supply and resulting in<br />
osseus ischemia and necrosis. 4 Furthermore, elevated bone<br />
marrow pressure due to incre<strong>ase</strong>d fat cell size and fat microemboli<br />
has been suggested to impair intraosseus microcirculation.<br />
7 Established treatment options comprise physical<br />
therapy, limited weight-bearing, and the use of analgesics<br />
and nonsteroidal anti-inflammatory drugs. These conservative<br />
approaches are recommended, usually in the early<br />
stages of dise<strong>ase</strong>. But even in such c<strong>ase</strong>s, progression can not<br />
always be successfully hindered, and patients with severe<br />
necrotic changes may require surgical intervention (e.g., high<br />
tibial osteotomy or total knee replacement). 2,8–10 In this context<br />
and in consideration of the basic research on the biostimulatory<br />
effects of low-level l<strong>ase</strong>r therapy (LLLT) on microcirculation<br />
and vascularization as well as on osteogenesis,<br />
and its clinical effectiveness in bone and joint dise<strong>ase</strong>s such<br />
as osteoarthritis and rheumatoid arthritis, we propose LLLT<br />
as a promising therapeutic option for patients with<br />
1 Department of Sports Medicine, Goethe-University Frankfurt/Main, and 2 Department of Physics and Optoelectronic, University of<br />
Paderborn, Germany.
302<br />
SONK. 11–16 However, clinical data on its effectiveness are<br />
currently lacking. For the first time, we describe the treatment<br />
of a 63-year-old patient with SONK using low-level<br />
l<strong>ase</strong>r irradiation.<br />
C<strong>ase</strong> Report<br />
A 63-year-old man presented to sports medicine consultation<br />
with pain in the right medial femur radiating to the<br />
medial joint cavity. The complaints had first developed a<br />
year before, were aggravated by exercise, ce<strong>ase</strong>d spontaneously,<br />
then recurred during exercise on the treadmill 3 wk<br />
earlier. Up to that point the patient had worked out 1–2 h<br />
daily. In recent months, however, exercising was possible<br />
only with limitations. This otherwise healthy patient denied<br />
preceding trauma and had no history of diabetes mellitus or<br />
other metabolic disorders.<br />
On clinical examination the medial distal femur of the<br />
knee joint was sensitive to pressure. The circumference measurement<br />
at the joint cavity revealed a left-to-right proportion<br />
of 36.5 cm to 35 cm. No other side discrepancies,<br />
swelling, or hyperthermia were apparent. All relevant functional<br />
tests of the knee were normal. With the exception of<br />
incre<strong>ase</strong>d homocysteine values, all relevant laboratory values,<br />
including the rheumatoid factors, were unremarkable.<br />
Furthermore, predisposing factors associated with secondary<br />
osteonecrosis, such as long-term glucocorticoid therapy,<br />
renal transplantation, SLE, alcohol abuse, caisson<br />
decompression sickness, Gaucher’s dise<strong>ase</strong>, and hemoglobinopathies<br />
could be excluded.<br />
The magnetic resonance imaging (MRI) examination of the<br />
right knee joint performed 2 d later (on March 16, 2005) revealed<br />
Morbus Ahlbäck (spontaneous osteonecrosis of the<br />
knee, stage III) at the coronary fat-suppressed PD TSE se-<br />
A<br />
BANZER ET AL.<br />
quence (Fig. 1). There was a linearly demarcated subcortical<br />
focus at the medial femur condyle with adjacent spongiosa<br />
edema (necrotic zone) reaching deep into the bone marrow.<br />
There was no osteochondritis dissecans. Furthermore, chondral<br />
irregularities were present at the medial femur condyle,<br />
with a lesion consisting of less than 50% of the normal cartilage<br />
thickness, in accordance with grade II chondropathy.<br />
The frontal view showed centrally and along the medial<br />
condyle a retropatellar cartilage lesion also in accordance<br />
with grade III chondropathy. Irritation at the lower portion<br />
of the medial retinaculum was also revealed.<br />
We explained to our patient the various therapeutic alternatives,<br />
in particular the conservative options, and recommended<br />
no or only very minor surgical intervention. The patient<br />
decided on a conservative course of l<strong>ase</strong>r therapy. The<br />
therapy was conducted with the commercially available<br />
L<strong>ase</strong>rneedle ® System (Germany).<br />
The device consists of eight l<strong>ase</strong>r needles, each attached<br />
to the end of an optical fiber. L<strong>ase</strong>r diodes were used for the<br />
light source, and they emit red light at a wavelength of 685<br />
nm and infrared light at a wavelength of 885 nm (bichromatic<br />
emission) in continuous-wave mode with an output<br />
power of 35 mW per l<strong>ase</strong>r needle. The fiber core diameter<br />
was 0.5 mm, resulting in a power density of 17.8 W/cm 2 per<br />
l<strong>ase</strong>r needle. The use of two wavelengths with different scattering<br />
properties has the advantage that the tissue light absorbance<br />
is more homogeneous, which is critical to achieve<br />
the optimal therapeutic effect. The l<strong>ase</strong>r needles were not inserted<br />
into the skin, but were taped to the skin along the distal<br />
part of the femur in the region of the medial condyle and<br />
joint cavity with the patient lying relaxed on his back. Therapy<br />
sessions lasted 60 min and were performed daily over a<br />
period of 3 mo. The total irradiation dose emitted by the eight<br />
l<strong>ase</strong>r needles in each 60-min treatment session was 1008 J.<br />
FIG. 1. These MRI images, made March 16, 2005, are a coronary fat-suppressed PD TSE sequence. (A) Axial and (B) frontal<br />
images, showing a linearly subcortical focus at the medial femur condyle with adjacent spongiosa edema (necrotic zone)<br />
reaching deep into the bone marrow.<br />
B
LASER-NEEDLE THERAPY IN SONK 303<br />
The treatment parameters were deduced from our experimental<br />
data on human osteoblast cultures, which demonstrated<br />
a significant incre<strong>ase</strong> in osteoanabolic activity. 17 The<br />
treatment duration and frequency of sessions were chosen<br />
and adapted according to the patient’s functional status and<br />
level of pain.<br />
No additional treatment was administered during the<br />
LLLT therapy period. The patient quit jogging and kept fit<br />
only by weight training once a week, daily exercising on a<br />
cycling ergometer for 30 min, and playing golf occasionally.<br />
We agreed with our patient to assess therapeutic progress<br />
regularly with MRI. The first check-up on April 25, 2005, revealed<br />
distinct regression of the spongiosa edema at the medial<br />
femur condyle, as well as a decre<strong>ase</strong> in size of the subcortical<br />
focus (Fig. 2). The cartilage lesion grade II at the<br />
medial inner femur condyle did not at that point show any<br />
change. The signal intensity of the linearly demarcated subcortical<br />
focus lay <strong>und</strong>er that of the joint cavity, implying no<br />
communication between the lesion and the joint cavity. The<br />
check-up revealed as secondary findings small synovial cysts<br />
in Hoffa’s fat pad. Clinically marked pain reduction and virtually<br />
complete resolution of the patient’s complaints had<br />
also taken place. The patient experienced pain only when<br />
briskly walking. Since he was satisfied with therapy results<br />
up to that point, we agreed to continue it.<br />
The next check-up on June 16, 2005, 3 mo after treatment<br />
onset, revealed nearly complete restitution of the spongiosa<br />
edema (Fig. 3). A faintly visible subcortical demarcation continued<br />
to show on the images. The depth of the cartilage ulceration<br />
at the femoral condyle had receded to less than 50%<br />
of the total cartilage thickness, in accordance with grade II<br />
A<br />
chondropathy. Our patient was clinically entirely pain-free,<br />
even when training vigorously on the bicycle.<br />
During the follow-up period, the patient also did not take<br />
any medication. The final check-up on December 5, 2005,<br />
confirmed the findings of June 16: full recovery had taken<br />
place (Fig. 4). The initially diagnosed Morbus Ahlbäck could<br />
no longer be seen, and 35 wk after treatment onset the chondropathy<br />
at the medial femur condyle showed complete<br />
restitution. Any remaining pathology was at this point minor,<br />
in accordance with grade I chondropathy. The cartilage<br />
at the femoral condyle also showed marked improvement.<br />
There were slight alterations seen in the chondral surface,<br />
consisting only of a solitary, flat lesion, in accordance with<br />
grade I–II chondropathy.<br />
Discussion<br />
MRI has proven to be the most sensitive method to detect<br />
SONK at an early stage, 18 to enhance visualization of bone<br />
marrow, and to distinguish necrotic tissue from viable tissue<br />
with a high level of specificity. 2 This method is currently<br />
considered the gold standard and was therefore used for diagnosis<br />
and therapeutic evaluation in the present c<strong>ase</strong>.<br />
B<strong>ase</strong>d on MRI findings, SONK can be categorized into four<br />
stages. 19 In stage I, bone marrow edema is present in the<br />
load-bearing zone of the femoral condyle. This initial stage<br />
is reversible. In stage II, early subchondral fracturing with<br />
flattening of the affected weight-bearing portion of the<br />
femoral condyle is observed. Further progression leads to osteochondral<br />
fracturing in stage III, and consequently to secondary<br />
osteoarthritis in stage IV.<br />
FIG. 2. These MRI images, made on April 25, 2005, are a coronary fat-suppressed PD TSE sequence. (A) Axial and (B)<br />
frontal images, demonstrating distinct regression of the spongiosa edema at the medial femur, as well as a decre<strong>ase</strong> in size<br />
of the subcortical focus.<br />
B
304<br />
A<br />
Derived from the MRI data showing SONK stage III and<br />
in accordance with our patient’s request, we decided to<br />
treat nonsurgically. With regard to the basic evidence of<br />
l<strong>ase</strong>r-induced biostimulation, 11–14 clinical research demonstrates<br />
the potential positive effects of LLLT in osteoarthritis<br />
and rheumatoid arthritis, 15,16 and with our own clinical<br />
experience we considered this treatment option to be appropriate<br />
in the present c<strong>ase</strong>. L<strong>ase</strong>r-needle stimulation using<br />
the parameters described above demonstrated succes-<br />
BANZER ET AL.<br />
FIG. 3. These MRI images, made on June 16, 2005, are a coronary fat-suppressed PD TSE sequence. (A) Axial and (B)<br />
frontal images, showing almost complete restitution of the spongiosa edema.<br />
A<br />
sive restitution over the course of the therapy. Distinct restitution<br />
of the spongiosa edema took place 5 wk after treatment<br />
onset, and the final check-up of December 5, 2005 revealed<br />
complete restoration of joint integrity. These findings<br />
may be explained by the above-mentioned evidence suggesting<br />
the biostimulatory effects of LLLT on biological<br />
processes. L<strong>ase</strong>r-induced vascular relaxation and incre<strong>ase</strong>d<br />
microcirculation have been demonstrated in animals 20,21<br />
and in humans. 11,22 Data from the study of Bayat et al. in-<br />
FIG. 4. These MRI images, made on December 5, 2005, are a coronary fat-suppressed PD TSE sequence. (A) Axial and (B)<br />
frontal images, demonstrating complete restoration of joint integrity.<br />
B<br />
B
LASER-NEEDLE THERAPY IN SONK 305<br />
dicated that l<strong>ase</strong>r irradiation of random skin flaps without<br />
recognizable blood vessels in rats reduced vasospasm, produced<br />
vasodilation, and significantly reduced necrosis. 23 In<br />
addition, recent research has identified l<strong>ase</strong>r-induced regenerative<br />
processes in surgically-damaged rat tibia. Garavello<br />
et al. demonstrated that l<strong>ase</strong>r therapy applied transcutaneously<br />
accelerated the deposition of bone matrix, and<br />
histological characteristics showing active recovery of the<br />
injured tissue. 12 Using biochemical and radioactive labeling<br />
methods, Yaakobi et al. fo<strong>und</strong> a significant incre<strong>ase</strong> in<br />
osteoblastic activity at the injured site, as reflected by incre<strong>ase</strong>d<br />
alkaline phosphat<strong>ase</strong> activity. 13 The l<strong>ase</strong>r treatment<br />
also evoked a twofold incre<strong>ase</strong> in the rate of bone repair,<br />
as evidenced by the rate and extent of calcification. Likewise,<br />
morphometrical and histological analyses by Garavello-Freitas<br />
et al. showed that daily l<strong>ase</strong>r irradiation stimulated<br />
the growth of the trabecular area, and improved<br />
parallel organization of bone matrix collagen fibers within<br />
the first week, probably related to the activation of osteoblasts<br />
to produce bone matrix. 14 In the second week, the<br />
effects of l<strong>ase</strong>r irradiation changed from stimulatory action<br />
on bone growth to an inhibitory action, indicating incre<strong>ase</strong>d<br />
activity of osteoclasts to promote bone resorption and remodeling.<br />
The authors therefore concluded that a two-stage<br />
mechanism might be involved in the interaction of the l<strong>ase</strong>r<br />
and the bone repair process. Since an adequate blood supply<br />
or neovascularization is crucial for regenerative and<br />
proliferative processes, it was suggested that l<strong>ase</strong>r irradiation<br />
also promotes angioneogenesis. This assumption may<br />
be verified by light microscopic examination of histological<br />
sections that reveal new formation of blood vessels over<br />
the course of low-level l<strong>ase</strong>r stimulation. 12<br />
Conclusion<br />
The present c<strong>ase</strong> report provides the first indication that<br />
l<strong>ase</strong>r-needle stimulation with the parameters described here<br />
may be a promising tool for complementary and alternative<br />
therapeutic intervention for spontaneous osteonecrosis of the<br />
knee. It is likely that l<strong>ase</strong>r-needle therapy stimulated neovascularization<br />
and osteogenesis. Further research in the form of<br />
randomized, controlled trials should be done to assess the clinical<br />
effectiveness of l<strong>ase</strong>r-needle therapy and compare it to current<br />
standard treatments for SONK.<br />
Acknowledgments<br />
The authors acknowledge the help of Dr. Dominik Weber<br />
for providing the MRT recordings and assisting on the<br />
diagnositc process. They also acknowledge Eszter Füzeki<br />
for help with correcting syntax.<br />
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16<br />
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