Ansichten ∞ Einsichten Robert Sommerauer Helmut ... - Pixelmaker
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DANKE<br />
Edith Winkler, Model<br />
Sabine Zenz, Yogalehrerin<br />
Klara <strong>Sommerauer</strong>, Fotoassistenz<br />
Ingrid u. Gerrit <strong>Sommerauer</strong>, Lektorinnen<br />
Die Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung und Verbreitung, vorbehalten.<br />
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autoren reproduziert oder unter Verwendung<br />
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
<strong>Ansichten</strong> <strong>∞</strong> <strong>Einsichten</strong><br />
<strong>Robert</strong> <strong>Sommerauer</strong> <strong>Helmut</strong> Spurej<br />
1. Auflage 2012
Zeit
Zeit<br />
Das Pendel ruft die Zeit dir nach,<br />
mit jedem Atem.<br />
Summiert zur Stunde<br />
vergeht der Tag.<br />
Im Wechsel von Sonne und Mond,<br />
Licht und Schatten,<br />
füllen Wochen<br />
Monat um Monat.<br />
Gestärkt vom schmelzenden Schnee<br />
ergrünen Blätter,<br />
die alsbald fallen,<br />
das Jahr beenden.<br />
Du hörst den Ruf des Pendels nicht?<br />
Doch eines Tages<br />
ein Blick zurück –<br />
Dein Leben hat Geschichte!<br />
7
Das Band<br />
Man wähnt des Lebens starkes Band<br />
meist sicher zu halten in seiner Hand,<br />
solange der Griff ist fest und kräftig,<br />
zerrt auch das Schicksal noch so heftig.<br />
Doch stetig wird dies Band belastet,<br />
während man durchs Leben hastet,<br />
im Lauf der Zeit wird es ganz zart,<br />
dann ist das Halten schwer und hart.<br />
Schließlich auch die Kräfte fliehen,<br />
um am dünnen Band zu ziehen,<br />
das sich so oft am Leben reibt,<br />
bis bloß ein Faden übrig bleibt.<br />
An diesem Faden hängt das Sein,<br />
mit Freuden, Glück, mit Not und Pein,<br />
doch nur solange, bis der Tod auftritt<br />
und mit der Sense macht den Schnitt.<br />
9
Tick – Tack<br />
Tick - Tack, Tick - Tack, Tick – Tack,<br />
Tick - Tack, Tick – Tack<br />
In da Stub’n tickt die alte Uhr<br />
sie erzählt von ana vergessenen Zeit,<br />
es ist so still, aba i hear fest zua<br />
was sie woas von da Vergaunganheit.<br />
Kerzen werfen auf a Mauer Schotten,<br />
des san Geister aus verronnenen Togen,<br />
i sitz beim Ofen und versuch zu roten<br />
wos die ma wollen alles sogen.<br />
Tick - Tack, Tick - Tack, Tick – Tack,<br />
Tick – Tack<br />
11
Mein Weg<br />
Einst wieder und wieder gegangen,<br />
auf schönen Wegen,<br />
an Bäumen und Blumen gehangen<br />
welche erblüht mit Gottes Segen.<br />
Jetzt Sträucher mit Dornen sich winden<br />
über diesen Steig,<br />
Erinnerung lässt ihn nur noch finden<br />
unter dem modrigen Zweig.<br />
Neue Wege nun zum Ziele führen,<br />
eben, ohne Stein,<br />
nur ich beginne deutlich zu spüren,<br />
dies wird mein Weg nicht mehr sein.<br />
15
16<br />
Die Schöpfung<br />
Neulich, an einem Gottesnachmittag –<br />
dazu muss man erklärend noch erfahren,<br />
dass dieser Zeitpunkt im Kalender lag<br />
vor circa 1,2 Milliarden Jahren.<br />
Also, an diesem Gottesnachmittag eben<br />
hat Gottvater darüber nachgedacht,<br />
was würde es für die Zukunft ergeben,<br />
hätte er doch ein Universum gemacht.<br />
So ging er daran, dieses prompt zu erschaffen,<br />
werkte emsig, um alle Materien zu taufen,<br />
ohne dabei nur einen Moment zu schlafen<br />
bis er vor sich liegen hatte, den Sternenhaufen.<br />
Sogleich warf er diesen Haufen hinaus ins All,<br />
hinaus in die Finsternis der unendlichen Ewigkeit,<br />
oh, das ergab damals einen gewaltigen Knall,<br />
doch damit war das Universum fertig und bereit.
Gottvater war zufrieden und freute sich sehr<br />
als er sah, dass sein Werk war vortrefflich gelungen<br />
und wie sich die Unendlichkeit füllte mit dem Lichtermeer,<br />
da hat Er sogar mit etwas Stolz ein Lied gesungen.<br />
Sehr lange betrachtete Er nun dieses Spektakel,<br />
wie alle Sterne auf unsichtbaren Bahnen kreisen<br />
in seinem gewaltigen Berechnungsmirakel,<br />
und wollte sich schließlich noch mehr beweisen.<br />
Bald fiel Ihm ein, was es noch galt zu beheben,<br />
und meinte, einen Versuch wär` es allemal wert,<br />
wenn er nämlich die Sterne würde mit Leben beleben,<br />
das wäre der Höhepunkt und nicht ganz verkehrt.<br />
So ging er daran, zur Probe die Erde zu formen,<br />
wir wissen, nur 6 Tage sind dafür verronnen,<br />
doch das sind wieder die göttlichen Normen<br />
für uns hat alles vor 56 Millionen Jahren begonnen.<br />
17
18<br />
Erst wurde alles Gestein zu Lava geglüht,<br />
Gott hat dabei ganz mächtig geschwitzt<br />
und hat sich dann mit großem Eifer bemüht<br />
das Ganze mit Eis zu kühlen, bevor es überhitzt.<br />
Nun seht, welche Schönheit entfaltete sich hier,<br />
Fauna und Flora mit gewaltiger Pracht,<br />
in einer Vielfalt, unendlich schier,<br />
das hat Er mit göttlicher Kunst gemacht.<br />
Mit Freude schaffte Er so dahin,<br />
im Eifer hatte er kaum eine Hand frei,<br />
Gestaltete Alles mit Gefühl und Sinn<br />
und schuf schließlich den Menschen so nebenbei.<br />
Erst entwickelte sich die Erde ganz wunderbar,<br />
überall Pflanzen, die Meere voller Fische,<br />
in den Wäldern man unzählige Tiere sah,<br />
und Früchte, von vorzüglicher Frische.<br />
Und dies alles auf Gegenseitigkeit beruhte,<br />
das Sterben des Einen den Anderen ernährte,<br />
so war der Tod in dieser Zeit auch der Gute,<br />
doch dieses Paradies nicht auf Dauer währte.
Denn der Mensch folgte plötzlich nicht diesem Reigen,<br />
meinte von sich, gar die Krönung der Schöpfung zu sein,<br />
wollte bald über den Kreaturen stehen, es allen zeigen,<br />
und mischte sich frech ins göttliche Gefüge ein.<br />
Dies war fatal und Gott musste Einhalt gebieten,<br />
hoffend, des Menschen Wahn mit Strenge zu überwinden<br />
so strafte er den Menschen nach göttlichen Rieten<br />
und ließ alle prompt aus dem Paradies verschwinden.<br />
Diese Strafe berührte die Menschen aber nicht,<br />
sie raubten und mordeten weiter mit grausiger Gier,<br />
so sah es Gott schließlich als seine göttliche Pflicht<br />
als Jesus zu erscheinen auf seiner Erde hier.<br />
Doch schnell trug er das Kreuz als sein bitteres Los,<br />
die Menschen wollten vehement ihres Schöpfers Tod<br />
und als er lag in seiner Mutter Schoß<br />
erkannte er die menschliche Gier mit großer Not.<br />
Seitdem lässt Er der Welt ihren freien Lauf,<br />
sieht traurig dem Morden und Plündern zu,<br />
nimmt die Selbstvernichtung der Menschen in Kauf<br />
und leidet darunter, findet darob keine Ruh.<br />
Also, so wird das Universum draußen ein lebloses bleiben,<br />
seinen Versuch hat Er ja indes auch nicht erweitert,<br />
belehrt hat Ihn da wohl der Menschen böses Treiben,<br />
Gott musste erkennen, dieses Experiment ist gescheitert.<br />
19
20<br />
Der Freund<br />
Es geht der Tag zur Nacht, ganz still,<br />
Ruhe kehrt langsam überall ein,<br />
es ist jene Zeit, wenn man so will,<br />
in der man gut für sich kann sein.<br />
Da wird der Friede dennoch gestört,<br />
eine Person tritt in das Zimmer ein,<br />
ich habe das Klopfen gar nicht gehört,<br />
ich weiß auch nicht, wer dies soll sein.<br />
„Ich bin dein Freund, schau’ nur vorbei“,<br />
beginnt der Fremde und setzt sich hin,<br />
„ich kenn’ dich schon lang, weiß allerlei,<br />
weil ich sehr oft in deiner Nähe bin.“<br />
So sprechen wir von heute und morgen,<br />
von vielen Dingen, die mich bewegen,<br />
reden von meinen Freuden und Sorgen,<br />
von Flüchen, aber auch von Gottes Segen.
Bald kennt er genau mein ganzes Leben,<br />
weiß über meine Ängste gut Bescheid<br />
und bietet mir an, seine Hilfe zu geben,<br />
mich zu heben über menschliches Leid.<br />
Während er spricht, beginn´ ich zu träumen,<br />
von Lachen, Freude, von Glück und Liebe,<br />
ich sehe die Sonne auf blühenden Bäumen,<br />
ich spüre die Zufriedenheit, die dann bliebe.<br />
Diese Zukunft kann er schon gewähren,<br />
sobald er das nächste Mal wieder erscheint,<br />
ich muss dann weiter nichts mehr entbehren,<br />
weil er nur das Gute für mich vereint.<br />
Nun will ich wissen, wer ist der Mann?<br />
Da eilt er hinaus mit einem „Grüß Gott“<br />
und Worten, die ich nur leise hören kann,<br />
doch klingen sie wie - „Ich bin der Tod!“<br />
21
22<br />
Träume
Irgendwann<br />
Irgendwann möcht’ ich frei leben,<br />
irgendwann,<br />
und die Welt aus den Angeln heben,<br />
irgendwann.<br />
Irgendwann will ich Frieden machen,<br />
ja irgendwann,<br />
und ganz herzlich einmal lachen,<br />
irgendwann.<br />
Irgendwann ein Monument erbauen,<br />
irgendwann,<br />
und dir in die Augen schauen,<br />
irgendwann.<br />
Irgendwann gegen Stürme steh’n,<br />
irgendwann,<br />
einmal auch das Universum versteh’n<br />
irgendwann.<br />
Irgendwann vor Liebe brennen,<br />
irgendwann,<br />
und rechtzeitig auch Gott erkennen,<br />
irgendwann, tja - irgendwann.<br />
25
26<br />
TRÄUMEN<br />
An Tagen, die oft dunkel und grau,<br />
wo die Angst tief in dir gefangen,<br />
wenn deine Ziele hinter vagem Blau<br />
womöglich schon verloren gegangen.<br />
Da suche dann einen Traum,<br />
schlafend, wach, alle Zeit,<br />
wo Wünsche leben, Grenzen kaum<br />
und Visionen, unendlich weit.<br />
Umgib dich mit der Sonnen Licht,<br />
mit Heldentaten, großen Reden,<br />
Hemmnisse gibt es da nicht,<br />
im träumerischen Garten Eden.<br />
Offen sind alle Möglichkeiten,<br />
nicht so, wie im echten Leben,<br />
losgelöst von Raum und Zeiten,<br />
darf man der Seele Hoffnung geben.
Wird ein Traum gar zu einem Weg,<br />
auf welchem Wünsche ins Leben streben,<br />
baut sich sehr rasch ein neuer Steg<br />
über der Verzweiflung dunkler Gräben.<br />
Bleiben die Ziele als Traum zurück,<br />
werden der Welt niemals geboren,<br />
wächst oft dennoch kurz ein Glück<br />
und manch Kummer ist verloren.<br />
Da ein Raum, wo Phantasien gelten,<br />
dort des Lebens dunkles Zimmer,<br />
durch die Tür der beiden Welten<br />
leuchtet lang der Träume Schimmer.<br />
27
SEIN<br />
A Berg sein,<br />
recht groß und mächtig,<br />
a Fluß sein,<br />
mal quirlig, mal bedächtig,<br />
a Sonn´ sein,<br />
schön warm und hell,<br />
a Licht sein,<br />
strahlend und schnell,<br />
a Meer sein,<br />
ganz offen und breit,<br />
a Himmel sein,<br />
klar und ewig weit,<br />
a Wind sein,<br />
frisch und wendig,<br />
a Fels sein,<br />
stark und beständig,<br />
a Duft sein,<br />
so zart und fein,<br />
a Diamant sein<br />
wertvoll und rein.<br />
A Mensch sein!<br />
29
Sterne<br />
Durch den winternackten Baum,<br />
die Nacht gefroren zu einem Kristall,<br />
leuchtende Sterne im weiten Raum<br />
und verwobenes Sein im ewigen All.<br />
Sterne in einer Unendlichkeit,<br />
ohne Ende für unser Denken,<br />
Möglichkeiten, unbegrenzt weit,<br />
und Träume, die sie uns schenken.<br />
Nadelstiche in der Ewigkeit,<br />
Hoffnung im schwarzen Licht,<br />
unberührt von Raum und Zeit,<br />
Wegweiser zum Jüngsten Gericht.<br />
33
NEBEL<br />
Nebel liegt schwer auf nackter Flur,<br />
hängt dicht im kahlen Baumgeäst,<br />
verwischt im weichen Schnee die Spur,<br />
die das Heim zur Fremde hin verlässt.<br />
Nebel legt sich eng ums Haus,<br />
vor der Welt nur graue Wände,<br />
sperrt das Licht, die Sonne aus,<br />
wenn die Spur zurück nur fände.<br />
35
Wie oft schon?<br />
Wie oft schon,<br />
wenn das Rauschen des Windes<br />
in den Wipfeln und Ästen der Bäume<br />
geheimnisvolle Geschichten erzählten,<br />
wenn die Grashalme der Wiese<br />
im Sonnenlicht sich zueinander wiegten,<br />
um säuselnd von Feen oder Gnomen zu berichten,<br />
wenn Bächlein munter von den Felsen sprangen<br />
im ständigen Plätschern den Tälern zueilend,<br />
glitzernd, wie es kein Diamant vermag,<br />
wenn die Sonne mit ihren warmen Strahlen<br />
die Farben der Blumen hell aufleuchten ließ,<br />
sogar im geschlossenen Auge Gold erzeugend,<br />
wenn das Summen und Brummen der Tiere<br />
eine eigene, beruhigende Stille erzeugte,<br />
ein Gefühl des Friedens verströmend,<br />
wie oft schon wurde so meine Seele gerettet!<br />
37
38<br />
Menschen
Eilig<br />
Grüß Gott und auf Wiedersehen,<br />
ich hab’s eilig und muss laufen,<br />
darf nicht rasten, muss gleich gehen,<br />
es bleibt mir keine Zeit zum Schnaufen.<br />
Ach verzeiht, dass ich nicht bleibe,<br />
Termine jagen mich so sehr,<br />
ich schwöre, dass ich bald schreibe,<br />
doch Zeit hab’ ich jetzt keine mehr.<br />
Ich muss absagen, kann nicht kommen,<br />
Wichtiges zwingt mich zur Eile,<br />
ich habe mir aber vorgenommen,<br />
einen Besuch, irgendwann, für eine Weile.<br />
Nun hab` ich endlich Zeit gefunden,<br />
grad’ jetzt wollt ich zu euch gehen,<br />
doch nun sind vorbei des Lebens Stunden,<br />
also, Grüß Gott und auf Wiedersehen.<br />
41
42<br />
NEULICH<br />
Neulich, abends am Wirtshaustisch,<br />
die Jaus´n is recht, das Bier is’ frisch,<br />
da sagt der Nörgl so in die Rund´:<br />
„San’ mir net olle orme Hund?“<br />
Die Freunde nicken ohne aufzuschaun,<br />
während sie am Jausenbrot weiterkauen,<br />
nehmen vom Bier an Schluck, an großen,<br />
um leise hinter der Hand aufzustoßen.<br />
„Jo“, fährt der Nörgl jetzt gleich fort,<br />
„schlecht san die Zeitn, des Lebn is hort,<br />
i hob an Stress, des kennts ma glauben,<br />
sodass ma`s schon in Schlof tuat raubn.“<br />
„Im Kreutz hob i deswegen Schmerzen,<br />
und maunchsmol spühr i’s a im Herzen,<br />
neuli beim Tennis hät i bald net kennan<br />
an kuazen Ball am Netz darennan.“
„Und die Elektronik is unser Elend heit,<br />
dö Computerkastln treiben olle Leit,<br />
do bin i froh, wenn i am Abend kaun<br />
entspannt an Krimi im Fernsehen anschaun.“<br />
„B´sonders ärger i mi über die Politik,<br />
wost hinschaust is scho überall Krieg,<br />
jo, eh, bei uns is grod no a Ruah,<br />
aber hoffentli mochn`s die Grenzen wieda zua.“<br />
„Ja, in die EU haumma a eini miassn,<br />
des kennan die Bauern jetzt kräftig biassn,<br />
ah - do follt ma aber grod no schnöll ein,<br />
mitbringan sull i a billigs Schnitzl vom Schwein.“<br />
„Orbeitslose hamma hiatz a unhamli vül,<br />
na jo, a Teil e net orbeiten wüll,<br />
des is so, weil´s ka Politiker vasteht,<br />
wia a Vullbeschäftigung z´mochen geht.“<br />
43
44<br />
„I derf jo net jammern, weil i hob<br />
a scheane Arbeit und an sicheren Job,<br />
aber von wos sulln denn die Armen leben?<br />
I kaun Ihana von Mein nix dauni geb´n!“<br />
So schimpft da Nörgl vor sich hin,<br />
das Bier tropft ihm vom doppelten Kinn,<br />
auf`s Bäucherl, wo sich s´ Hemd recht spounnt,<br />
er wischt sich übern Mund mit seiner Hand.<br />
Noch ein Bier will er, heut’ hat er an Durst,<br />
s´ Übergewicht ist ihm länger schon wurscht,<br />
und weil er net fertig ist mit seinem Verdruß,<br />
erhebt er die Stimme und beginnt mit dem Schluss:<br />
„Früher war alles vül scheaner wia heit,<br />
is eich eh bekannt als „die guate alte Zeit“,<br />
i sog eich, des stimmt und is a ganz gewiss,<br />
guat is uns gaungan, wias uns schlecht gaungan is!“
Großmutter<br />
Ach, so fern sind doch die Jahre<br />
einer Großmutter für das Kind,<br />
gütiger Blick und grau die Haare,<br />
ein ruhender Pol im Lebenswind.<br />
Geborgenheit und sanfte Güte,<br />
Geschichten lesen, bis es wird still,<br />
zu Gott Gebete, dass er behüte,<br />
sobald der Tag dann enden will.<br />
Wildes Toben und Wirbelwind,<br />
bringt Veränderung in das Haus,<br />
und das Spielen mit dem Kind<br />
treibt die Schwermut flink hinaus.<br />
Wieder geschieht das Wunder bald,<br />
denn mit der Kinder frohem Glück,<br />
bleibt Großmutter nicht länger alt,<br />
erhält ihre Jugend so wieder zurück.<br />
45
NUN JA ...<br />
Ein Telefon, das läutet prompt,<br />
wenn von wo ein Anruf kommt.<br />
Man erfährt gleich nach dem Gruß,<br />
dass man dringend helfen muss.<br />
Man ist ja wirklich gern bereit,<br />
opfert Geld und Arbeitszeit,<br />
packt die Sache fleißig an,<br />
hilft so gut man eben kann.<br />
Ist das Werk dann gut gelungen,<br />
wird gefeiert und gesungen,<br />
wo man auch dabei sein will,<br />
doch da bleibt’s Telefon oft still.<br />
49
50<br />
Wildonier<br />
Hier, an den Wässern von Kainach und Mur,<br />
gerne besiedelt um zu leben und zu sterben,<br />
Generation um Generation.<br />
Hier lernen, arbeiten und feiern sie,<br />
immer unzufrieden und kritisch,<br />
aber stolz und beherrschend.<br />
Sie sind im Auftreten zurückhaltend,<br />
nicht laut und auffallend, eher zurückgezogen,<br />
aber sie lieben es, über andere zu tuscheln.<br />
Von der Heimat beseelt,<br />
genießen sie die reichhaltigen Gaben,<br />
die sie, über die Zustände jammernd, verzehren.
Hier sind sie geboren,<br />
gehen ihren Geschäften nach<br />
und sind eifersüchtig auf das Fremde.<br />
Hier, wo bedeutende Geschichte geschah,<br />
wird die Bedeutungslosigkeit immer mehr gewahr,<br />
erstarrt in der eigenen Ideenlosigkeit.<br />
Hier, wo sich gerade die Zukunft entwickelt,<br />
sind sie tief verwurzelt in der Vergangenheit<br />
und blicken nur scheu voraus.<br />
Hier, auf ihrem Boden sterben sie,<br />
wo sie aber im Tode gar nicht bleiben können,<br />
und machen einer neuen, ihnen ähnlichen Generation Platz.<br />
51
52<br />
Der Einkauf<br />
Neulich muaß i dringend wos kaufen,<br />
also zu an Gschäft ins Dorf eini laufen,<br />
so sog i da Frau, i geh gschwind furt,<br />
in zehn Minuten bin i schon durt,<br />
und nocha bin i z’ruck a wieder glei,<br />
des wird so sein gegen holba Drei.<br />
Wia i recht eilig so geh dahin,<br />
siach i durchs Fenster im Gosthaus drin<br />
in Schurl broat sitzn, bei an Bier<br />
und in Maxl sei Glotzn, kimmt ma für,<br />
glaunzt a aussi bei der Fensterscheibn,<br />
wos de zwoa wuhl alloan do drin treibn?<br />
I denk ma, geh weiter, host eh ka Zeit<br />
zum trotschn über olle möglichen Leit,<br />
ober anderer Seits werd’ i wuhl miassn<br />
meine olten Freind ganz schnöll begriaßn,<br />
um ihana z’sogn, dass i heit net kumm,<br />
also auf zwa Wort, dann drah i glei um.<br />
Wia i die Tür auf moch, ruafan’s ma zua:<br />
„hiatzt san ma für an Dreierschnopsa endli gnua,“<br />
i sog aber schnöll: „na, wirkli net heit,<br />
weil i muaß weiter, hiatzt hob i ka Zeit,<br />
i wüll z’ruck sein so uma holba Drei,<br />
die Meine braucht zum Bocken so allerlei.
„Ah, geh,“ sogt da Schurl, „setz di her do zu mir,<br />
loß di net laung bitten, i zohl da a Bier”.<br />
und ruaft: “Wirt, bring die Kort’n zum Tisch<br />
und a poar Brezln, i hoff`se san frisch,<br />
vergiß dabei in Karl sei Stammkrügerl net<br />
und tumml di, sonst is olles schon z’spät!“<br />
Jetzt steh i do, derf do net unfreindli sein,<br />
in Schurl an Korb geben, des wär wohl gemein.<br />
So denk i, a Bummerl is eh schnöl gspült,<br />
i gib liaber noch, sonst werden’s no wüld<br />
und zu zweit in an Gosthaus is jo fad,<br />
do tät’n ma ollezwa fürchterlich lad.<br />
Wos sull i sog’n, i gwinn und gwinn<br />
und weil i grod so im Gwinnan drin bin,<br />
kaunn i net aufhörn, des wär jo gaunz bled,<br />
jetzt, wo’s beim Schnopsn gar so guat geht<br />
und s’ Göldhäuferl vor mir immer größer wird,<br />
übrigens san ma mit’n Sepp derwal zu viert.<br />
Irgendwaun später, i drah grod wieder zua,<br />
do schau i zufällig auf die Waund mit da Uhr,<br />
uijegerl, i glaubs net und schreck i mai dabei,<br />
inzwischen is es schon längst Ochte vorbei,<br />
„des Bummerl no“ sog i, „daunn is Schluß für heit“,<br />
inzwischen is die Stub’ a schon gaunz vulla Leit.<br />
53
54<br />
„Na, na, so gehts net,“ sogt da Sepp vor ollen,<br />
„zerscht fleißi Gwinnen und nocha nix zohlen,<br />
des gibt’s net bei uns, des wär a neie Sitte,<br />
du gehst net ham, du bleibst in unserer Mitte.“<br />
„An Wein schnöll no her und Glasln, ruck zuck“,<br />
sog i drauf und sink auf mein Sessl wieder z’ruck.<br />
Jo, hätt i hamgehn sulln, wo’s geht um mei Ehr?<br />
Des muaß ma verstehn, des follat an scho schwer<br />
und nocha is recht lustig wurn, beim singan,<br />
der Maxl kaunn jo so guate Gstanzln brigan<br />
und mir brummen daunn gaunz fest dazua,<br />
dös ärgert oft andere Gäst, de hätt’n liaba a Rauh.<br />
A Zeitl drauf, i bin schon gaunz heiser,<br />
do wern ma alle miad und wieder vül leiser,<br />
wir sinniern schließlich goar gscheit vor uns hin,<br />
über des Leben und wos hot für an Sinn.<br />
So is da Tog, ohne daß mas merkt, schon vorbei,<br />
und ob viertel Ans san ma wieder nur mehr Drei.<br />
Da Schurl kaunn niamma auf, so stützt’n da Max,<br />
i woaß net, is a b’soffen oder schmerzn ihm d’ Hax,<br />
bold sitz i allani do, nur da Wirt is’ im Zimma,<br />
der sogt: „a Galsl no, mehr kraigst ma nimma.“<br />
I tua also zohln, mei Göldhäuferl is wieder weg<br />
und für’n Rest von da Zech schreib i an Scheck.
Bei da Tür kumm i no aussi, schean grod und stad<br />
und hör no, wia da Wirt glei in Schlüssl umidraht,<br />
daunn foll i um und kumm niamma auf,<br />
obwohl i sicher bin, das i gor net vül sauf,<br />
do lieg i am Gehsteig, an die Mauer gloant,<br />
schau aus wia a Bua, der verlossen woant.<br />
Gschlof’n hob i durt net mehr wia a Stund,<br />
gweckt hat mi eigentli a streunender Hund,<br />
der hot – wia sull i eich des jetzt dazöln –<br />
na, auf drei Haxn wullt er auf mi böll’n.<br />
Do bin i auf und schnurstrax Ham zua,<br />
noch so an horten Tog braucht ma sei Ruah.<br />
Z’haus bin i eini, wia a Federl so stüll,<br />
waunn die Frau net schloft, is des a no zu vül.<br />
Mit die Händ in die Hüftn steht sie vur mir do,<br />
„wia a Kruag schaut sie aus“, denk i ma no.<br />
Daunn schreit’s mi an, der wandelnde Kruag:<br />
„Nia holtst dein Versprechen, jetzt hob i scho gnuag!“<br />
Des is aber bled, denk i, wal es is jo net wohr,<br />
wos holt sie ma vur, jo bin i a Noar?<br />
„Wos sull des haß’n, wüllst du ma leicht sog’n,<br />
i holt mei Versprechen net? Do platzt ma da Krog’n!<br />
Du brauchst goar net stänkern, des sog i da glei,<br />
wal schau eini auf d’ Uhr, es is Fünf vor halb Drei!“<br />
55
56<br />
Politik
58<br />
Die Meinung<br />
Zu einer Waldeslichtung, vor einiger Zeit,<br />
waren die Tiere gekommen und bereit<br />
einen König zu wählen für das Land,<br />
der fortan als Herrscher über ihnen stand.<br />
Es hüpfte der Frosch, das Reh sprang herbei,<br />
Wühlmäuse und Maulwürfe wühlten sich frei,<br />
Ameisen und Käfer kamen aus jeder Richtung<br />
und bald erschien ein Bär auch auf der Lichtung.<br />
Die Marder saßen gleich neben den Hasen,<br />
die Vögel landeten in Scharen auf dem Rasen,<br />
doch schließlich endete das lange Warten<br />
mit dem Auftritt der verschiedenen Kandidaten.<br />
Ein Fuchs erhob sich als Erster aus der Masse,<br />
betrat das Podium durch eine schmale Gasse<br />
und sprach laut zu den versammelten Tieren,<br />
er sei der einzige, der es versteht zu regieren.<br />
So würde es allen bald viel besser gehen,<br />
er könne sich auch mit kleinen Tieren verstehen,<br />
rasch würde man in Wohlstand und Ruhe leben,<br />
man müsse nur ihm, dem Fuchs, die Stimme geben.
Ein Teil der Fauna fand das als Programm recht gut,<br />
doch andere Tiere brachten die leeren Worte in Wut,<br />
worauf der Fuchs zum linken Waldrand hin schlich,<br />
dort versammelte er seine neuen Anhänger um sich.<br />
Der Wurm verstand zwar die Rede nicht ganz,<br />
obwohl er meinte, der Vortrag hatte schon Glanz,<br />
so rückte er langsam nach links etwas mehr,<br />
die Entscheidung zu treffen war sicherlich schwer.<br />
Indessen hatte ein Rabe das Wort ergriffen,<br />
von der linken Seite her wurde gleich gepfiffen,<br />
dennoch erzählte er der versammelten Fauna,<br />
der Fuchs sei eigentlich ein kleiner Gauner.<br />
Wenn man die Zukunft wolle neu gestalten<br />
müsse man sich endlich trennen von all dem Alten,<br />
nur das Neue bringe die notwendigen Perspektiven,<br />
der Raabe würde gern regieren, wenn sie ihn riefen.<br />
Und wieder hallte heller Jubel durchs Tal<br />
von einer Gruppe von Tieren in großer Zahl,<br />
sie wollten den Raben bald als König sehen,<br />
da würde es sicherlich aufwärts gehen.<br />
59
60<br />
Der Wurm war nun doch sichtlich verwirrt,<br />
hat er sich mit dem Fuchs gar schon geirrt,<br />
zur Sicherheit bewegte er sich ein gutes Stück<br />
gleich wieder in die Mitte der Wiese zurück.<br />
Der Bär trampelte polternd an das Pult,<br />
rief allen zu, die Vorredner seien schuld<br />
das alles so gehe, verkehrt und schlecht,<br />
er würde gerade stehen für ein neues Recht.<br />
Strenge Gesetze würden hier fehlen,<br />
besonders die Zugvögel wollen nur stehlen,<br />
er würde in kurzer Zeit dafür Sorge tragen,<br />
dass Ordnung herrsche in wenigen Tagen.<br />
Schon umringten viele Tiere den Bären,<br />
sie wollten ihm ihre Zustimmung gewähren,<br />
und kämpfen, so dass er die Wahl gewinnt<br />
und sich danach dankbar auch an sie besinnt.<br />
Mehr Sicherheit würde dem Wurm schon gefallen<br />
er meinte, das wäre vielleicht das Beste von allem,<br />
er wollte die Haare nicht sehen in der Suppe<br />
und rückte nach Rechts in die Nähe dieser Gruppe.
Nun war der Hirsch als letzter an der Reihe,<br />
sein Fell war verfilzt, ums Maul klebte Kleie,<br />
und weil auf ihm ein Geweih mächtig throne,<br />
sei er sowieso der Richtige für eine Krone.<br />
Verboten wäre sofort im Wald das Rasen,<br />
statt Fleisch essen dürfte man nur mehr grasen,<br />
es müsste alles so werden wie es früher war,<br />
er war zum König geboren, das war wohl klar.<br />
Die Kandidaten begannen also bald<br />
nach Mehrheiten zu suchen in diesem Wald,<br />
doch dem Wurm war noch immer nicht klar,<br />
wer eigentlich der richtige König hier war.<br />
Am Schluss blieb er zurück ganz allein,<br />
er versäumte es in einer Gruppe zu sein,<br />
und sagte, weil er nirgends konnte mitgestalten:<br />
„Ich habe eben meine eigene Meinung behalten.“<br />
61
Ehrgeiz<br />
Ein Wurm, sehr glitschig-elegant<br />
hat unter der Erde so nachgedacht,<br />
weshalb er mit seinem großen Verstand,<br />
nicht mehr Anteil hatte an der Macht.<br />
Er war es leid durch die Erde zu graben<br />
mit all den Würmern um ihn herum,<br />
er war es leid im Finstern zu darben,<br />
dieses öde Leben war ihm zu dumm.<br />
Er will an die Spitze gelangen,<br />
die Macht in eigenen Händen halten,<br />
und von diesem Gedanken gefangen<br />
beginnt er sein Leben neu zu gestalten.<br />
Heraus aus der Erde, den Himmel erblicken,<br />
aufwärts, denn nur ganz oben ist die Macht,<br />
sollen doch alle unten in den Löchern ersticken<br />
er wird zurückkommen in Würde und Pracht.<br />
So strebt der Wurm aus der Erde ins Licht,<br />
erklimmt den höchsten Halm, den er hier findet,<br />
sieht dennoch den Horizont in der Ferne nicht,<br />
denn von Natur aus ist er ja erblindet.<br />
Wütend ist er, enttäuscht und er schmollt,<br />
weil zwei Dinge erkennt er viel zu spät,<br />
was er wollte hat kein Wurm von ihm gewollt<br />
und außerdem wird gerade der Rasen gemäht.<br />
65
66<br />
Parlament<br />
Pardout wollt` der Wurm ins Parlament<br />
und weil er glaubt, dass man ihn kennt<br />
versuchte er zu vielen Stimmen kommen,<br />
damit er ins Plenum würde aufgenommen.<br />
Frisch auf, den Wahlkampf forsch geführt,<br />
zuerst wird im Leben der Konkurrenz gerührt,<br />
bis es gelang innerhalb kürzester Frist<br />
darzustellen wie schlecht der Mitbewerb ist.<br />
Der Wurm besudelte die Gegner mit Schmutz<br />
und suchte gleichzeitig den rechtlichen Schutz<br />
in der Immunität, die er als weiße Weste trug,<br />
während er verbal heftig um sich schlug.<br />
Bei der Wahl erhielt er den Ruf ins Hohe Haus<br />
doch gar bald stellte sich auch bei ihm heraus,<br />
dass er schnell lernte, ohne sich zu genieren,<br />
die Vorteile der Macht für sich zu lukrieren.
Rasch hatte er sein Volk gänzlich vergessen,<br />
war nur noch von Geld und Eitelkeit besessen,<br />
zwang sich als Wurm gar aufrecht zu gehen<br />
um über der Masse der Würmer zu stehen.<br />
Man glaubt nun, das kann nicht gut gehen,<br />
war doch ganz deutlich zu sehen,<br />
dass ein Wurm gar kein Rückgrat besitzt<br />
und er sich nur auf die Überheblichkeit stützt.<br />
Nun Freunde, die Wirklichkeit wohl anders war,<br />
der Wurm blieb lange im Parlament Mandatar,<br />
er wähnte sich wohl im ewigen Triumph,<br />
ersoffen ist er schließlich im eigenen Sumpf.<br />
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68<br />
Jedermann<br />
Jetzt habet allesamt Achtung Leut<br />
Und höret was wir vorstellen heut!<br />
Schier öfter als seit 100 Jahren<br />
Man die Mähr vom Jedermann erzählt<br />
Und kann fürwahr dort stets erfahren<br />
Wie Geiz und Gier den Menschen quält.<br />
Im Range sitzen stets mächtig viel` Leut`<br />
Und keiner aus seinen Beutel scheut<br />
Herauszugeben gar reichlich Gulden<br />
Um den Theaterplatz nicht gar zu schulden,<br />
Ja, dabei zu sein bei dies` argem Spiel,<br />
Ist wichtig - koste es auch was es will.<br />
Da werden sie dann streng belehret<br />
Wie der Geiz die Sehl` grausem verzehret,<br />
Wie Macht gebraucht wird stets zum Eigennutz<br />
Aber für die Umwelt, ha, nur zum Verdrutz.<br />
Da hülft dann nur Almosen und Mildtätigkeit<br />
Damit der Mensch sich aus der Höll` befreit.<br />
Doch denket, dass dies Spiel auch rühret -<br />
Die Menschen - und sie schließlich führet<br />
Zu einem Leben in Einsicht und Frieden,<br />
Dem sei hiermit beschieden,<br />
Dass alles beharrt auf altem Trott<br />
Und keiner hört den Ruf von Gott.
Da können Brüder, die in Not geraten<br />
Wohl ewiglich auf Erbarmen warten<br />
Nein, nein, es bleibt im großen Überfluss<br />
Kein Gnad`, nur der leidige Verdruss,<br />
Dass man das Leid so vor uns stellt,<br />
Um es zu lindern mit unserem Geld.<br />
Nun, wenig Schritt vom Schauspielplatze<br />
Sieht man die Kundschrift, mit grinsend Fratze,<br />
Die sinnentleert und fern der Welt von heut`<br />
Verkündet: „Unser Geld für unsere Leut`!“<br />
Man wäscht da gern in Unschuld seine Händ<br />
Gibt vor, dass man diese Sach` halt nit kennt.<br />
So bleibt Bestand wohl noch weitere 100 Jahr<br />
Genau wie es der Teufel fix schon damals sah:<br />
„Die Welt ist dumm, gemein und schlecht<br />
Und geht Gewalt allzeit vor Recht,<br />
Ist einer redlich, treu und klug,<br />
Ihn meistern Arglist und Betrug.“<br />
JEDERMANN<br />
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70<br />
Urlaub
Der Schwimmreifen<br />
Ein Schwimmreifen mir bestens nützt,<br />
weil er vor Gefahren des Meeres schützt!<br />
Nun sagten mir der Freunde drei,<br />
ich hätt’ jetzt also deren zwei.<br />
Sehr interessant ist an dieser Geschicht’,<br />
den Einen bläst man auf, den Anderen nicht.<br />
Wächst nämlich der Andere aus meinem Bauch,<br />
so ist der Eine nur ein Gummischlauch<br />
73
74<br />
URLAUB<br />
Obwohl wir gerne zu Hause leben<br />
und das gewohnte Essen speisen,<br />
kann es unser Wohlsein heben,<br />
wenn wir hier und da verreisen.<br />
Ach, da gibt es deren viele<br />
Möglichkeiten um zu wählen,<br />
hat man endlich ein’s der Ziele,<br />
sollte es am Geld nicht fehlen.<br />
Also braucht man auch noch Zeit,<br />
damit die Erholung greifen kann,<br />
und ist dann schließlich alles bereit,<br />
so fängt der Urlaub endlich an.<br />
Schon im frühsten Morgengrauen<br />
sind die Straßen brechend voll,<br />
wo kilometerweit bepackte Autos stauen,<br />
Ja, ja, Urlaub fahren ist doch so toll.
Nach Kilometern, vielen Stunden,<br />
völlig erschöpft und sehr verschwitzt,<br />
ist endlich ein Quartier gefunden,<br />
in dem man nun vierzehn Tage sitzt.<br />
Im Zimmer mit gar dünnen Wänden<br />
schreibt man sogleich die Urlaubskarten,<br />
um sie rasch nach Haus’ zu senden,<br />
weil Freunde auf eine Nachricht warten.<br />
Im Speisesaal dann etwas später<br />
sprechen gleich Menschen einen an,<br />
erzählen von sich, vom Strand, vom Wetter<br />
und was man hier unternehmen kann.<br />
Seit einigen Tagen sind sie schon hier,<br />
daher kennen sich recht gut aus,<br />
sie wissen wo man trinkt das Bier,<br />
das man gewohnt ist von zu Haus.<br />
75
76<br />
Man muss unbedingt mit ihnen geh’n,<br />
es kostet auch garantiert ganz wenig,<br />
doch wir haben sicher noch nie gesehen<br />
die großen Schnitzel beim Schnitzel-König.<br />
Danach finden sie es besonders gut,<br />
dass am Strand, in Reihe zehn,<br />
unser Schutz vor der Sonne Glut<br />
und ihre Stühle beieinander steh’n.<br />
Sie mögen das fremde Volk und Land,<br />
darum reisen sie nur noch hierher,<br />
genießen die Tage im feinen Sand,<br />
baden sehr gern im warmen Meer.
Nur Ausflüge in die nahe Stadt<br />
vermeiden sie, das sei gefährlich,<br />
weil man Angst vor Räubern hat<br />
und die Fremden sind ja selten ehrlich.<br />
So gehen die Tage gleichmäßig dahin,<br />
die Haut ist jetzt schon dunkelbraun<br />
und oftmals ist dies der einzige Sinn,<br />
damit die Nachbarn neidig schau’n.<br />
Sonne, Sand, Meer, vielleicht ein Flirt,<br />
man wird daheim wieder fest sparen,<br />
für den nächsten Urlaub, es ist es wert,<br />
es zählt, wenn man kann ins Ausland fahren<br />
77
SEEFAHRT<br />
Mit Poseidon hab’ ich einen Whiskey getrunken<br />
und bin deshalb nicht im Meer versunken.<br />
Einen Fisch hab’ ich gegessen mit Gott Neptun<br />
und konnte deshalb auf seichten Wellen ruh’n.<br />
Schließlich hat Apollo an meiner Fahrt teilgenommen<br />
und ich bin deshalb sicher in den Hafen gekommen.<br />
Darum brause ohne Furcht über die Tiefen der Meere,<br />
gib aber den Göttern die nötige Ehre.<br />
81
82<br />
Zum Beispiel Venedig<br />
Zum Beispiel wird die Stadt Venedig<br />
von Menschen besucht aus aller Welt,<br />
egal ob verheiratet oder noch ledig,<br />
ja sogar manchmal ohne viel Geld.<br />
Es scheint die Sonne durch den Dunst<br />
auf die engen Kanäle der Lagune<br />
und auf die Palazzi, voll mit Kunst,<br />
wofür bekannt ist die Kommune.<br />
Von San Marco tönt die Stunde<br />
über die Plätze mit buntem Treiben,<br />
Sprachengewirr aus vieler Munde,<br />
die Touristen wollen gerne bleiben.<br />
Geschichte wird hier lebendig gemacht,<br />
bereinigt von den Grausamkeiten,<br />
so bleibt zurück nur Ruhm und Macht<br />
in den Erzählungen aus alten Zeiten.<br />
Und Gondolieri mit kehligen Rufen<br />
steuern ihre Boote mit leisem Gleiten<br />
zu den abgetretenen, feuchten Stufen<br />
der Häuser aus vergangenen Zeiten.
Geschäftiges Brausen, klappernde Schritte<br />
vermischen sich zu einer eigenen Musik<br />
und irgendwo in der Menschen Mitte<br />
singt jemand von Liebe oder vom Krieg.<br />
In einem Gastgarten, im kühlen Schatten<br />
erzählt Paolo mit Händen und Worten,<br />
aus der Ecke verschwinden zwei Ratten,<br />
Touristen verschlingen allzu süße Torten.<br />
So bleiben nur wenige Stunden der Stille,<br />
im Morgengrauen, wenn die Nebel zieh’n,<br />
wenn die Waren gebracht werden mit der Zille<br />
und die Möwen auf das Meer hinaus flieh’n.<br />
Da werden Denkmäler von Tauben beehrt<br />
und bevor die Besucher die Stadt erreichen<br />
wird ein Nachttopf aus einem Fenster entleert,<br />
doch bald muss die Stille dem Wirbel weichen.<br />
Venedig, eine sterbende Stadt voll Vitalität,<br />
die Blume, die in modrigem Wasser treibt,<br />
wer dies akzeptiert und auch versteht,<br />
dem Venedig wohl ewig im Herzen bleibt.<br />
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84<br />
Vergänglich<br />
Des Meeres Wogen mit weißer Gischt<br />
werfen sich an festes Land,<br />
es brauset, toset, es gurgelt und zischt,<br />
wenn sie ermatten im heißen Sand.<br />
Ein Fußabdruck in diesem Sand<br />
ist ein Symbol für der Menschen Sein,<br />
deren Glauben an den ewigen Bestand<br />
ihrer Wege fest ist, wie harter Stein.<br />
Der Tritt im Sand, das weglose Tun,<br />
so wichtig scheint dies für alles Leben,<br />
die Wellen werden wohl niemals ruh’n,<br />
bis sie verwischt haben das ruhlose Streben.
Zeitweise wähnen wir uns schlau,<br />
und errichten, wo Wogen nicht hinreichen,<br />
eine Festung, aus feuchtem Sand einen Bau,<br />
für unsere Stärke ein sichtbares Zeichen.<br />
Bald fehlt der Sandburg des Wassers Kraft<br />
für den Halt der schönen, starken Wände<br />
und was die Sonne nicht alleine schafft,<br />
das führt der Wind sehr rasch zu Ende.<br />
Ein glatter Strand bleibt bald zurück,<br />
und auch im steten Fluss des Lebens<br />
bleibt für uns nur ein kurzes Glück,<br />
ewigen Bestand suchen wir vergebens.<br />
85
86<br />
Sport
PFERDERENNEN<br />
Weiter Augen dunkler Blick,<br />
schmerzende Trense hält zurück,<br />
bebende Nüstern, hoch das Haupt,<br />
scharrende Hufe, Sand der staubt.<br />
Endlich los im erzwungenen Schritt,<br />
weißer Schweiß aus den Poren tritt,<br />
Schaum von flatternden Lefzen flockt,<br />
Anstrengung, bis der Atem stockt.<br />
Zuckende Muskeln, Leiber die dampfen,<br />
wildes Gedränge, Läufe die stampfen,<br />
Striche der Peitschen auf nassem Fell,<br />
Galopp oder Trab, möglichst schnell.<br />
Getrieben, getrieben, bis hin zum Ziel,<br />
für Menschen ist dies nur ein Spiel,<br />
welches endet mit Verlust oder Sieg,<br />
für die Pferde aber ist das wohl ein Krieg.<br />
89
90<br />
Wandern<br />
Gleich rechts bei der Haustür, in der Diele,<br />
an der Wand mit dem Bild von Egon Schiele,<br />
ist auch ein sehr großer Kasten aufgestellt,<br />
der das Wanderzeug des Hausherrn enthält.<br />
Im Schrank heut’ irgendetwas nicht stimmt,<br />
weil man leise Geräusche daraus vernimmt.<br />
Hört man genau hin, versteht man den Grund,<br />
auf einen Berg will der Herr mit seinem Hund.<br />
Da sagt der alte Bergschuh zu den Klamotten:<br />
„Ich bin der Letzte, der heimlich will spotten,<br />
aber s’ Essen hat dem Herrn sehr gut bekommen,<br />
darum hat er schon wieder stark zugenommen.“<br />
„Ich hoffe, dass ihr mich dabei richtig versteht,<br />
ich hab´ keine Freud’, wenn es in die Berge geht,<br />
es wäre mir viel lieber, wir blieben zu Haus’,<br />
denn ich halte den Druck einfach nicht aus.“<br />
Da fallen die Socken dem Schuh in das Wort:<br />
„Wir gingen auch viel lieber nicht fort,<br />
wir sind ja so unglücklich über seinen Kauf,<br />
denn uns reibt das Wandern wirklich sehr auf.“
Die Hose, die hängt an einem Bügel im Schrank<br />
und sagt: „Man hat ja von ihm auch keinen Dank,<br />
wenn man sich auch noch so stretcht und scheuert,<br />
oder gar den A.. aufreißt - schon wird man gefeuert.“<br />
Das alte Hemd, genäht aus weichem Flanell,<br />
ist schon unruhig, darum sagt es jetzt schnell:<br />
„Am meisten muss ich leiden, das ist gewiss,<br />
weil jede Wanderung so schweißtreibend is`.“<br />
Da entsteht eine Pause, keiner sagt ein Wort,<br />
so fährt das Hemd mit der Beschwerde gleich fort:<br />
„Das kommt vom Wandern, vom weiten und flotten,<br />
und die Folge daraus - ich krieg’ die Motten.“<br />
Das aber ärgert jetzt wiederum den Hut,<br />
und so ruft er laut: „Ihr habt es noch gut,<br />
wollt euch beschweren, dass ich nicht lach´,<br />
ich sitz da oben und kriege alles aufs Dach.“<br />
„Ich bin ausgesetzt jedem Sturme und Wind,<br />
und wenn wir dann endlich in der Stube sind,<br />
dann häng’ ich bei Hüten, die alle verschwitzt,<br />
während ihr ganz gemütlich bei Tische sitzt.“<br />
91
92<br />
Die Handschuhe sind jetzt richtig empört,<br />
weil ihnen noch niemand bisher zugehört,<br />
da lassen sie sich einfach zu Boden fallen,<br />
so werden sie beachtet im Kasten von allen.<br />
So ergreifen sie das Wort, bereits verbittert,<br />
die Stimme vor Wut und Aufregung zittert:<br />
„Wir haben das schwerste Los wohl bei weitem,<br />
da sind wir sicher, da braucht man nicht streiten.“<br />
„Ist das Wetter angenehm, heiter und schön,<br />
können wir von draußen überhaupt nichts seh’n,<br />
zusammengerollt wir im Rucksack feststecken,<br />
wenn wir nur könnten die Finger ausstrecken.“<br />
„Doch wird das Wetter dann kalt oder gar eisig,<br />
steigt er in den Fels, kriecht durch stechendes Reisig,<br />
dann müssen wir heraus, sozusagen an den Mann,<br />
was das heißt, man sich an den Fingern abzählen kann.“<br />
Da meldet sich der Rucksack: „Weil ihr von mir sprecht,<br />
mir geht es auf den Touren auch ganz schön schlecht;<br />
einen Käse packt er ein, der ganz fürchterlich stinkt,<br />
und ein klebriges Zeug, das er immer gern trinkt.“
Weiter kommt der Rucksack mit dem Jammern nicht,<br />
weil der Wanderstock nun seine Rede unterbricht:<br />
„Du beklagst dich? Da lach’ ich mich ja krumm,<br />
du fauler Sack hängst ja meist nur fad herum.<br />
„Für die Arbeit“, sagt der Stock, “ seid ihr am Leben,<br />
ist euch erst eure Daseinsberechtigung gegeben!“<br />
Das lässt dann doch alle schnell wieder schweigen,<br />
und keiner will recht seine Betroffenheit zeigen.<br />
Durch die Tür in die Küche, welche nur angelehnt,<br />
hört man den Wetterbericht, der schon lang ersehnt.<br />
Es zieht ein gar schweres Tief vom Norden einher,<br />
verbietet den Aufstieg, macht jede Wanderung schwer.<br />
Ein grausiges Wetter von England her komme,<br />
damit ist jetzt für Tage keine Chance auf Sonne,<br />
das hören im Vorzimmer jetzt alle im Schrank<br />
und sagen dann gleichzeitig: „Gott sei Dank!“<br />
93
Taunzen<br />
(Volkslied)<br />
Bei jedem Fest muaß i fest Taunzen,<br />
sonst tuat mei Diandl recht vül raunzen,<br />
Muaß allweil drahn, derf net vül sitzen,<br />
do kumm i ziemlich stoark in`s Schwitzen,<br />
Und falls ma mit ana Aundan taunzt,<br />
des Diandl a glei wieder raunzt,<br />
Waunn`st ollweil drahn und taunzn muaßt,<br />
nocha griagst an großen Durst,<br />
Also trink i often recht vül Bier,<br />
daunn raunzt mei Dirndl glei aber wia,<br />
Leutl`n, s`vüle Bier, sog i ganz offen,<br />
mocht mi daunn aber rasch besoffen,<br />
So dass gaunz schmerzhaft im Schädl burrt,<br />
worauf`s Dirndl gern raunzt in Einem furt.<br />
Auweh…<br />
und an der Bar war`s grod so lustig g`wesen . .<br />
97
98<br />
MATCH<br />
Riesige Masten, voll mit Licht,<br />
strahlen für eine klare Sicht,<br />
Wortwogen tosen heftig ans Ohr,<br />
im Stadion, hinter dem Fußballtor.<br />
Fünfzehntausend und noch mehr<br />
kamen an diesem Abend hierher,<br />
um ihre Mannschaft anzufeuern<br />
von billigen Plätzen und den teuren.<br />
Kaum hallt der Pfiff durch das Oval,<br />
entsteht ein Gebrüll, fast infernal,<br />
und vor mir ein etwas dicker Herr<br />
tut sich mit Bier und Würstel schwer.<br />
Noch dazu kommt er gleich in Wut,<br />
denn der Schorsch spielt heut’ nicht gut,<br />
so schreit er: „Schorsch, du fauler Zottel,<br />
renn’ endlich schnöller, du Obertrottl.“<br />
Sein Wissen versprüht er ohne Unterlass,<br />
er weiß Bescheid über den rechten Pass,<br />
da verstolpert sich der arme Schorsch,<br />
sein Kommentar: „So a bleda Oasch“.
Mit dem Würstel fuchtelt er wild herum,<br />
das Spiel vom Schorsch ist ihm zu dumm:<br />
„Schaut´s, wia losst sich der denn schleppen,<br />
wos sull’ ma do sogen zu so an Deppen?“<br />
Da haut er den vollen Becher hinterher,<br />
das Spielfeld trifft man ja sehr schwer,<br />
doch der Becher fliegt dennoch recht weit,<br />
und das Bier verteilt sich über die Leut´.<br />
Jetzt hat er genug und will vorzeitig gehn,<br />
bleibt aber plötzlich wie angewurzelt stehn,<br />
der Schorsch rutscht aus, es haut ihn hin,<br />
der Ball gellt ab, ist im Tor schon drin.<br />
Da schreit er auf so laut er nur kann:<br />
„Wos sog i denn, unser bester Mann,<br />
a Glück für´n Verein, wenn er so an hat<br />
wia unsern Schorsch, a Fußballgott!“<br />
99
100<br />
Leben
101
102
Es is a guates G’fühl . . .<br />
Es is a guates G’fühl . . .<br />
����������������������������������������<br />
waunn es woarm is in da Stubn und es locht<br />
a freindliches G’sicht da daunn entgegen,<br />
waunn Frieden herrscht und Gottes Segen.<br />
Es is a guates G’fühl . . .<br />
waunn es kan Hunger gibt den ganzen Tog,<br />
waunn die Orbeit guat is und koa Plog,<br />
wanns Geld is grod a bizzle mehr<br />
als wos ma braucht für den Verzehr.<br />
Es is a guates G’fühl . . .<br />
waunn kane Kanonen um an krochen,<br />
waunn ma frei is und kaunn mochen<br />
grod wos ma wüll und waunn zum Schluss<br />
ma krieagt gor noch von dir an zarten Kuss.<br />
103
100<br />
Leben
104<br />
ÄH . . .<br />
Neulich, zu Mittag auf der Straße,<br />
begrüßt mich ein Herr mit Überschwang<br />
und bevor ich es noch richtig fasse,<br />
erfahre ich, wir kennen uns schon jahrelang.<br />
Er erzählt mir viel aus seinem Leben,<br />
ich aber grüble verzweifelt indessen,<br />
wohin soll ich dies Gesicht nur geben,<br />
doch leider, ich habe es total vergessen.<br />
Später im Büro muss ich vorbereiten<br />
für einen Termin mehrere Unterlagen,<br />
auf dem Computer hab ich dafür viele Seiten<br />
geschrieben schon vor einigen Tagen.<br />
Mit einem Kennwort kann ich alles erhalten,<br />
das suche ich jetzt schon wie besessen,<br />
kann ich denn wirklich nichts mehr behalten,<br />
weil den Code hab’ ich total vergessen.
Ich ruf einen Freund an, weil ich ihn brauch,<br />
bald sind wir verbunden am Telefon,<br />
er freut sich über den Anruf und ich auch,<br />
so erzählt er mir vorerst von Frau und Sohn.<br />
Ich verabschiede mich nach einiger Zeit,<br />
die Kosten für’s Telefon sind knapp bemessen<br />
und außerdem ist es schon wieder soweit,<br />
was ich von ihm wollt’, hab’ ich total vergessen.<br />
So könnt’ ich erzählen stundenlang,<br />
wie es ist, wenn man ins Leere denkt,<br />
da wüst’ ich viel, währ mir nicht bang,<br />
obwohl mich das schon öfters kränkt.<br />
Doch endet hier bereits dies Gedicht,<br />
auf mehr Beispiele bin ich nicht versessen<br />
und ob ihr es glaubt, oder auch nicht,<br />
die meisten Geschichten hab’ ich eh´ vergessen.<br />
105
106
107
108
Der Gipfel<br />
Durt, auf´n Berg gaunz oben,<br />
ja, durt am Gipfl weit droben,<br />
do drüber is nix mehr!<br />
Außer da Sun – vielleicht!<br />
Durt auf´n höchsten Gipfl,<br />
jo, durt auf´n letztn Zipfl,<br />
do drüber is nix mehr!<br />
Außer da Unendlichkeit - vielleicht!<br />
Durt oben, waunn i steh,<br />
jo, durt oben auf der höchsten Höh,<br />
do drüber is daunn nix mehr!<br />
Außer der Herrgott, ober der gwiß!<br />
109
110<br />
RUHE !<br />
Seid doch still, gebt endlich Ruh`,<br />
setzt euch hin, hört einmal zu,<br />
lasst auch anderen das Wort,<br />
plappert nicht in Einem fort.<br />
Also lauschet der Geschichte,<br />
von der ich euch nun flugs berichte,<br />
was sich zugetragen hat<br />
in einer Schenke in der Stadt.<br />
Es war eine laue Sommernacht,<br />
da wurde gefeiert und gelacht,<br />
Stund` um Stund` im Nu verschwand,<br />
als ein Bursch je in der Stube stand.<br />
„Ich bin gestürzt, hab mich verletzt“,<br />
sagt er und während er sich setzt<br />
fügt er hinzu „Ich blute auch<br />
und Schmerzen habe ich im Bauch.“
Auf einen Stuhl setzt er sich nieder<br />
worauf die Gäste auch bald wieder<br />
Berichte lauthals von sich geben<br />
was ihnen erst geschah in ihrem Leben.<br />
Brüche beinah aller Knochen,<br />
Verbrühungen beim Wasserkochen,<br />
wie und wo man ist gestürzt<br />
wird erzählt, ganz ungekürzt.<br />
Als die Stube sich dann leert<br />
und der Wirt zusammen kehrt,<br />
sitzt der Bursch noch immer da,<br />
sein Blick ist trüb, das Auge starr.<br />
Man ließ den armen Kerl im Stich,<br />
weil lieber erzählte man von sich,<br />
d`rum Leute,<br />
seid doch still, gebt einmal Ruh`,<br />
setzt euch hin, hört auch mal zu!<br />
111
112
Wahrheit<br />
Wie sieht die Wahrheit wirklich aus?<br />
Ist sie ein bunter Blumenstrauß,<br />
der in einer Vase steht,<br />
die man eifrig um sich dreht,<br />
und alles frisch dann arrangiert,<br />
bis eine neue Wahrheit wird?<br />
Erkennt man denn die Wahrheit gleich?<br />
Ist sie ein Kitt, so glatt und weich,<br />
den man knetet mit viel Fleiß,<br />
mit Muskelkraft und bittrem Schweiß<br />
und danach kunstvoll modelliert,<br />
bis eine neue Wahrheit wird?<br />
Findet man die Wahrheit schwer?<br />
Ist sie ein Eisberg im weiten Meer,<br />
von dem man nur ein Drittel sieht,<br />
derweil er stets nach Süden zieht,<br />
und bald in der warmen See zergeht,<br />
wodurch die Wahrheit neu entsteht?<br />
Ist die Wahrheit je wirklich wahr?<br />
Ist sie wie Mond und Sonne klar,<br />
am Firmament ein helles Licht,<br />
an dem die Finsternis zerbricht,<br />
bis sie im Nebel rasch verschwindet,<br />
wodurch die Wahrheit oft niemand findet?<br />
113
114<br />
A nsichten
115
116
Erkenntnis<br />
Ach, haucht sie, hast du mich denn lieb,<br />
du netter, kleiner Herzensdieb?<br />
Bald erliegt sie seinem Charme<br />
und sinkt, sich sträubend, in seine Arme.<br />
Ach, haucht sie, soll ich deine Liebe glauben,<br />
oder willst du nur meine Unschuld rauben?<br />
Sie wartet bebend auf die Berührung<br />
und hofft, dass geschehe die Verführung.<br />
Wen wundert es nach ein paar Jahren,<br />
die so rasch vergangen waren,<br />
das vom Räuber und vom Dieb,<br />
doch nur ein Lump bald übrig blieb.<br />
117
118<br />
Weinkost<br />
Neulich erhielt ich die frohe Kunde,<br />
dass ich darf in erlauchter Runde<br />
an einem ganz exklusiven Orte<br />
Weine verkosten, der edelsten Sorte.<br />
Ich ließ mich also nicht lange bitten<br />
und befand mich bald schon inmitten<br />
einer Menge honoriger Persönlichkeiten,<br />
um über die Güte der Weine zu streiten.<br />
Kaum waren die Flaschen vom Korken befreit,<br />
gaben die Kenner über ihren Befund Bescheid,<br />
und ich war aufs Höchste erstaunt, in der Tat,<br />
was sich in deren Gläsern alles befunden hat.<br />
Einen Blumenstrauß hat da einer getrunken,<br />
von Rosen und Hyazinthen sprach er versunken,<br />
fühlte am Gaumen und das immer wieder,<br />
das kräftige Aroma vom blühenden Flieder.
Eine Dame, vom Alter her schon reichlich erfahren,<br />
erzählte welche Dinge in ihrem Glase waren.<br />
Kaum hatte Sie intensiv an der Substanz gerochen,<br />
wurde nur noch von Zimt, Anis und Zwiebeln gesprochen<br />
Man sprach von Aprikosen, Erdbeeren, Rosinen und Pfirsich,<br />
oder im Abgang von Minze, Oliven, Erbsen und Wirsich,<br />
da wurde wohl einem Gast ein Obstsalat aufgetischt,<br />
und ein anderer hat gar eine Gemüsesuppe erwischt.<br />
Was aber der unscheinbare Herr, ganz rechts im Eck,<br />
in seinem Glase hatte, fand ich besonders keck,<br />
Tabak, frisches Gras und auch Heu, das gab er gar zu,<br />
das sauft doch nicht einmal eine durstige Kuh.<br />
Ich trank schließlich auch einen Schluck aus dem Glase,<br />
überprüfte noch sorgfältig den Geruch mit der Nase,<br />
für mich schmeckte dies Getränk ganz nach Wein,<br />
doch ich bin Laie, es wird also nicht richtig gewesen sein.<br />
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Kritik<br />
Ein Mensch mit Ideen und Fleiß,<br />
im Leben manchmal eine Lösung weiß´,<br />
so dass zur Tat er eilig schreitet<br />
und ein Ergebnis vorbereitet.<br />
Ist das Werk dann gut gelungen<br />
und dies zu den Ohren durchgedrungen,<br />
kann man bald auch Neider hören,<br />
die den Erfolg so gerne stören.<br />
Neider erkennen bald schnell und klar,<br />
was für ein Blödsinn die Tat grad war,<br />
denn besser ging es anders herum,<br />
diese Lösung ist doch nur dumm.<br />
Obwohl sie alles besser wissen,<br />
bei der Arbeit wird man sie vermissen,<br />
helfen liegt ihnen allzu fern<br />
und Verantwortung haben sie auch nicht gern.<br />
Macht man ihnen später klar,<br />
dass ihre Meinung die Falsche war,<br />
sind sie böse und erklären analytisch:<br />
„Wir meinen’s nur gut, d’rum sind wir kritisch.<br />
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Auf und ab<br />
Neulich sagt meine Mutter zu mir,<br />
dass an der großen Wand bei ihr<br />
noch ein Bild zu montieren wär –<br />
„geh` mach es gleich, ist ja nicht schwer“.<br />
Gut planen muss man wohl diese Tat,<br />
weil man ja für gewöhnlich hat<br />
im Keller all das sorgsam aufgehoben<br />
was man im Haus braucht – nun aber oben.<br />
Maßband, Wasserwaage und ein Stift,<br />
um zu markieren wo der Nagel trifft<br />
und es darf sicher nicht fehlen,<br />
ein Hammer, um den Nagel in den Putz zu quälen.<br />
Über 36 Stufen eil ich zur Arbeitstätte<br />
und frage wo Mutter s`Bild gern hätte.<br />
„Ja, ja“, sagt sie – „nur höher wär nicht schlecht,<br />
wenn´s höher hängt, dann ist`s mir recht.“
Das ist so hoch, dass ich nun auch<br />
die Leiter hole zum Gebrauch.<br />
Muss also flott die Treppen runter,<br />
mit der Leiter wieder rauf - ganz munter.<br />
Kurz darauf kann ich daran denken,<br />
den Nagel in die Wand zu senken,<br />
der krümmt sich wie ein Wurm im Nu<br />
und bricht, als ich schlage wieder zu.<br />
Eine Betonstütze ist das Übel<br />
und verlangt nach Schraub` und Dübel.<br />
So muss ich flott die Treppen runter,<br />
mit Schraub` und Dübel wieder rauf - ganz munter.<br />
Kaum setze ich den Bohrer an,<br />
da hör ich leis, ob man nicht kann,<br />
mit einem Sauger für den Staub<br />
die Luft rein halten, mit Verlaub.<br />
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Natürlich geht das, wä´r doch gelacht,<br />
wird doch schon immer so gemacht.<br />
Also saus ich flott die Treppen runter,<br />
mit dem Sauger wieder rauf - ganz munter.<br />
Jetzt, wo alles fertig ist,<br />
sauber gemacht von jedem Mist,<br />
muss ich nur die Schraube schrauben,<br />
doch - das kann ich jetzt nicht glauben.<br />
Diese Öffnung verlangt n’en Bit,<br />
den hab` ich leider jetzt nicht mit.<br />
Ich renn also flott die Treppen runter,<br />
mit dem Bit wieder rauf - ganz munter.<br />
Die Schraube ist nun endlich drin,<br />
so häng das Bild ich nur noch hin.<br />
Was seh` ich jetzt noch sehr gequält,<br />
die Öse hier am Rahmen fehlt.
Man sieht noch deutlich wo sie war,<br />
jetzt ist sie einfach nicht mehr da,<br />
nun also flott die Treppen runter,<br />
mit Ösen wieder rauf - ganz munter.<br />
Als diese ist dann fest montiert,<br />
seh` ich, der Rahmen ist bombiert.<br />
Hier muss eine Verspannung her,<br />
mit Draht ist dies nicht wirklich schwer.<br />
Der Draht, wie ihr jetzt sicher wisst,<br />
natürlich unten im Keller zu finden ist.<br />
So eil` ich flott die Treppen runter,<br />
und mit Draht wieder rauf - ganz munter.<br />
Endlich verdeckt das Bild die Wand,<br />
mit den Werkzeugen ich schnell verschwand.<br />
Ich war noch auf des Kellers Stufen,<br />
da hör ich meine Frau laut rufen.<br />
„Du hast mir eine Reparatur versprochen“!<br />
Da bin ich dann zusammen `brochen.<br />
Also flott die Treppen runter,<br />
rumm, pumm, pumm . . .<br />
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TESTAMENT<br />
Wenn du mich einmal nicht mehr siehst<br />
und glaubst mich nicht zu finden,<br />
dann geh hinaus in Wald und Flur<br />
dort wirst du mich erkennen.<br />
Wenn du mich einmal nicht mehr hörst<br />
und suchend nach mir rufst,<br />
dann geh hinaus in die Natur,<br />
dort wirst du Antwort kriegen.<br />
Wenn du mich einmal nicht mehr spürst<br />
und Sehnsucht drückt dein Herz,<br />
dann geh hinaus ins helle Licht,<br />
die Sonne wird dich wärmen.<br />
.<br />
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„Tag des Kusses“<br />
Studio, Juli 12<br />
„Sonnenstrahlen“<br />
Garanas, Juni 11<br />
„Generation 50+“<br />
Studio, April 12<br />
„Ansichtssache 1“<br />
Studio, Juli 12<br />
„Augenblicke“<br />
Studio, Juli 12<br />
„Schlagzeug“<br />
Studio, Aug. 09<br />
„Die EU-Wildoner“<br />
Studio, 2005-2012<br />
„Ansichtssache 2“<br />
Studio, Juli 12
„Blaue Fläche“<br />
Sardinien, Aug. 09<br />
„Tyson“<br />
Studio, Mai 10<br />
„Krokusse“<br />
Kapfenberg, Mai 10<br />
„Generation 50+, Adaption“<br />
Studio, April 12<br />
„Gelbe Fläche“<br />
Weststeiermark, Okt. 11<br />
„Nelson“<br />
Studio, Nov. 10<br />
„Capo Testa“<br />
Sardinien, Aug. 09<br />
„Generation 50+, Adaption“<br />
Studio, April 12
<strong>Robert</strong> <strong>Sommerauer</strong><br />
Jahrgang 1966,<br />
beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Fotografie<br />
Der Werbefotograf betreibt seit 7 Jahren selbständig das<br />
größte Fotostudio der Südsteiermark.<br />
Er nimmt Fotografenmeisterprüfungen ab und unterrichtet<br />
an der Ortweinschule, Graz. Neben der Berufsfotografie<br />
arbeit er immer wieder an freien Kunstprojekten, um für<br />
den wesentlichen Augenblick „wach“ zu bleiben.<br />
Gewinner des „Green Panthers“ 2011 und 2012,<br />
der Werbepreis der steirischen Kreativwirtschaft.<br />
www.pixelmaker.at<br />
<strong>Helmut</strong> Spurej<br />
Jahrgang 1952<br />
Der Jobhopper und Romantiker hat erst spät begonnen<br />
Gedichte zu verfassen.<br />
Im Berufsleben hat er die Veränderung geliebt. Dadurch hat<br />
er es auf neun Stellen in verschiedenen Berufen gebracht,<br />
bevor er schließlich in den öffentlichen Dienst eintrat.<br />
Aber auch hier konnte er in 19,5 Jahren immerhin fünf Bürgermeister<br />
als Amtsleiter unterstützen.<br />
In vielen, oft umfangreichen Urlaubsbeschreibungen und<br />
einem Roman wurde die Freude am Schreiben sichtbar. Erst<br />
1999 wurde das Gedichte schreiben zum neuen Hobby.<br />
Inzwischen sind etwa 170 Gedichte entstanden, die bisher<br />
noch nie veröffentlicht wurden.