Innovations- und Technologiezentren als regionalpolitische ...
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projekt3 | innovations <strong>und</strong> technologiezentren <strong>als</strong> <strong>regionalpolitische</strong> instrumente | theorie<br />
regionalentwicklung<br />
Localised Knowledge Spillovers<br />
Localised Knowledge Spillovers sind ein wesentliches Element vieler wirtschaftsgeographischer<br />
Arbeiten, die das Milieu ins Zentrum ihrer Argumentation stellen. Diese Spillovers bezeichnen die lokal<br />
begrenzten externen Effekte von Wissen. In der New Economic Geography wird deren Bedeutung für<br />
die räumliche Konzentration von Betrieben aufgr<strong>und</strong> ihrer schwierigen Messbarkeit bezweifelt, in den<br />
meisten wirtschaftsgeographischen Arbeiten werden diese allerdings <strong>als</strong> gegeben angenommen <strong>und</strong><br />
wenig hinterfragt. Manche Autoren begründen sogar die räumliche Konzentration von Innovationen<br />
ausschließlich durch diese Wissen-Spillovers. Dieser Ansatz muss allerdings hinterfragt werden, da<br />
andere Mechanismen, die die räumliche Konzentration von Betrieben erklären, vernachlässigt werden.<br />
Vielmehr sind diese Spillovers ein Faktor unter vielen anderen.<br />
Eine weitere Schwäche dieser Arbeiten liegt in der Annahme, dass die räumliche Nähe von Akteuren in<br />
jedem Fall zu Interaktionen, <strong>als</strong>o zum Austausch von Informationen <strong>und</strong> damit automatisch zu<br />
Wissen-Spillovers führt. Das lässt sich darauf zurückführen, dass in diesem Ansatz Wissen <strong>als</strong> lokales<br />
öffentliches Gut betrachtet wird, das jedem Akteur innerhalb des Clusters in gleichem Maße zur<br />
Verfügung steht. Dies ist allerdings anzuzweifeln, da Wissen zwar durch eine gewisse beschränkte<br />
Rivalität bei der Nutzung, aber in keinem Fall durch eine Nicht-Ausschließbarkeit der Nutzer, die nicht<br />
bereit sind dafür zu zahlen, gekennzeichnet ist. Daher stellt Wissen kein öffentliches Gut dar. Die<br />
Beschränkung der Spillovers auf den Cluster beruht auf der zweifelhaften Annahme, dass es sich bei<br />
dem für die Betriebe relevantem Wissen stets um „tacit knowledge“ handelt.<br />
Physische Nähe kann zwar eine wichtige Voraussetzung für den Austausch von Wissen sein, führt aber<br />
nicht zwingend dazu. Im Folgenden werden einige Argumente angeführt, warum die räumliche<br />
Konzentration von Betrieben nicht zwangsläufig zu Localised Knowledge Spillovers führt: 32<br />
� Die meisten Organisationen versuchen die Zahl ihrer Beziehungen zu minimieren, um in<br />
zukünftigen Handlungen nicht eingeschränkt zu werden<br />
� Ein großer Teil des Wissens ist sehr spezifisch <strong>und</strong> auch sehr schwer übertragbar („tacit<br />
knowledge“)<br />
� Wissenstransfer schafft Nachahmer <strong>und</strong> verringert daher die eigenen Vorteile (Konkurrenz)<br />
� Nicht alles benötigte Wissen kann über lokale Kontakte beschafft werden<br />
� Die Revolution der Telekommunikation verringert die Bedeutung der Netzwerke<br />
Die Entstehung von lokalen Wissen-Spillovers ist auch von der Art der Zusammensetzung der Betriebe<br />
in einem Cluster abhängig. Unklar ist allerdings, ob der Wissensaustausch eher durch regionale<br />
Spezialisierung oder durch regionale Diversifizierung ausgelöst wird, oder mit anderen Worten, ob die<br />
Wissen-Spillovers zu den Lokalisations- oder den Urbanisationsfaktoren zu zählen sind.<br />
Netzwerke<br />
Netzwerke zwischen den Akteuren spielen bei der Argumentation der innovativen Milieus <strong>und</strong> der<br />
Industriedistrikte eine entscheidende Rolle zur Erklärung betrieblicher Agglomeration. Die Intensität<br />
regionaler Verflechtungen zwischen Unternehmen <strong>und</strong> <strong>Innovations</strong>akteuren stellt somit eine<br />
Bestimmungsgröße für die wissensbasierte Regionalentwicklung dar.<br />
Als Netzwerk kann eine Organisationsform mehrerer Unternehmen verstanden werden, die sich durch<br />
eher kooperative <strong>als</strong> kompetitive Beziehungen auszeichnet. Diese Unternehmen sind in der Regel<br />
rechtlich selbstständig, aber zumeist wirtschaftlich abhängig. Netzwerke sind nicht auf einen<br />
bestimmten Standort beschränkt <strong>und</strong> können sich dadurch auch über größere räumliche Distanzen<br />
bilden. Je nach Art der Betriebe können regionsinterne aber auch regionsexterne Kooperationspartner<br />
dominieren. Festzuhalten ist jedoch, dass Kontakte zu Forschungseinrichtungen insbesondere dann<br />
häufig vorkommen, wenn diese Einrichtungen in unmittelbarer Nähe zu den Technologie- <strong>und</strong><br />
Gründerzentren anzutreffen sind. Das ist darauf zurückzuführen, dass regelmäßiger Face-to-Face<br />
Kontakt nicht durch die Nutzung von Kommunikationstechnologien ersetzbar ist.<br />
Viele wirtschaftsgeographische Arbeiten beschränken sich nicht nur auf Unternehmensnetzwerke,<br />
sondern beziehen auch Akteure wie Haushalte, Institutionen oder Vereine in solche Netzwerke mit ein.<br />
32<br />
Kramar, H.: „Innovation durch Agglomeration: Zu den Standortfaktoren der Wissensproduktion“, Wiener Beiträge zur<br />
Regionalwissenschaft, Band 20, Wien, 2005, S.55<br />
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technische universität wien | departement für raumentwicklung,infrastruktur- <strong>und</strong> umweltplanung<br />
finanzwissenschaft <strong>und</strong> infrastrukturpolitik | stadt- <strong>und</strong> regionalforschung