Innovations- und Technologiezentren als regionalpolitische ...
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projekt3 | innovations <strong>und</strong> technologiezentren <strong>als</strong> <strong>regionalpolitische</strong> instrumente | theorie<br />
regionalentwicklung<br />
Industrial Districts<br />
Das Konzept der neuen Produktionsräume <strong>und</strong> „industrial districts“ wurde von der Kalifornischen<br />
Schule der Wirtschaftsgeographie erarbeitet <strong>und</strong> beschäftigt sich mit zwei zentralen Themen: Flexible<br />
Spezialisierung <strong>und</strong> dynamische „industrial districts“ einerseits <strong>und</strong> das Entstehen neuer territorial<br />
vernetzter Produktionsräume außerhalb von traditionellen Industrieregionen andererseits. Der Ansatz<br />
der Industriedistrikte sieht die Motivation für die Konzentration von Betrieben in den positiven Effekten<br />
von lokalisierten Unternehmensnetzwerken.<br />
“Industrial Districts“ sind durch die intensive Zusammenarbeit von vielen kleinen <strong>und</strong> spezialisierten<br />
Unternehmen in einer Region <strong>und</strong> das Produktionskonzept der „flexiblen Spezialisierung“<br />
gekennzeichnet: Die einzelnen Unternehmen spezialisieren sich auf bestimmte Aktivitäten innerhalb<br />
der Produktionskette <strong>und</strong> stehen durch eine flexible regionsinterne Vernetzung miteinander in<br />
Verbindung. Sie haben starke regionale Bindungen, können durch die intensive Zusammenarbeit mit<br />
anderen Unternehmen der Region externe economies of scale <strong>und</strong> economies of scope nutzen, ihre<br />
Größennachteile kompensieren <strong>und</strong> genauso effizient <strong>und</strong> kompetitiv wie Großunternehmen agieren.<br />
Diese positiven Effekte („collective efficiency“) von lokalisierten Unternehmensnetzwerken stellen die<br />
Motivation für eine räumliche Konzentration von Betriebe dar.<br />
Die Unternehmen setzen nicht auf kostengünstige Massenproduktion, sondern auf die Erzeugung von<br />
qualitätsvollen Produkten, auf Verlässlichkeit, Innovation <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit an wechselnde<br />
Marktanforderungen. Man legt viel Wert auf handwerkliche Traditionen <strong>und</strong> technische Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> strebt danach, hoch qualifizierte <strong>und</strong> anpassungsfähige Arbeitskräfte in der Region zu halten. Da<br />
die Beziehung zwischen Arbeitskräften <strong>und</strong> Betriebsinhabern auf Vertrauen <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />
basiert, werden Strategien eher auf Innovation <strong>und</strong> nicht auf die Reduzierung von Arbeitskosten<br />
ausgerichtet. Voraussetzung für die Spezialisierung der einzelnen Betriebe sind vielfältige<br />
Kooperationsbeziehungen zwischen den regionalen Firmen. Diese Kooperationsbeziehungen werden<br />
durch soziale Normen aufrechterhalten, welche eine ruinöse Preis- <strong>und</strong> Lohnkonkurrenz der regionalen<br />
Firmen verhindern <strong>und</strong> den Wettbewerb auf <strong>Innovations</strong>leistungen im Bereich der Fertigungsprozesse,<br />
des Designs <strong>und</strong> der Produkte lenken. Einen wesentlichen Beitrag am Entstehen kooperativer<br />
Unternehmensbeziehungen leisten Kooperationseinrichtungen, die Hilfestellung bei der Vermarktung<br />
von Produkten <strong>und</strong> Beratungsleistungen anbieten, Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten bündeln<br />
<strong>und</strong> den Ideen- <strong>und</strong> Informationsaustausch anregen.<br />
Vor allem High-Tech-Industrien, design-intensive Industrien <strong>und</strong> unternehmensorientierte<br />
Dienstleistungen sind Sektoren, in denen sich territorial integrierte flexible Produktionskomplexe<br />
herausbilden. Meist sind diese durch eine sich vertiefende gesellschaftliche Arbeitsteilung in immer<br />
größeren Netzen spezialisierter Produzenten <strong>und</strong> einer großen Anzahl von Kleinbetrieben geprägt.<br />
Die Forschung über neue territorial integrierte Produktionskomplexe führte zur Formulierung einer<br />
regionalen Entwicklungstheorie, deren Ausgangspunkt die Restrukturierung von Wirtschaftsräumen<br />
<strong>und</strong> Städtesystemen ist: Im Aufstieg <strong>und</strong> Niedergang von Regionen <strong>und</strong> Städten <strong>und</strong> in der<br />
Verschiebung von industriellen Wachstumszentren wird diese Restrukturierung erkennbar.<br />
Die treibende Kraft dieser Prozesse ist die Dynamik von neuen Industrien, die eine kapitalistische<br />
Ökonomie immer wieder hervorbringt. Es entstehen neue Wirtschaftsbranchen, die ihre<br />
Produktionsräume tendenziell außerhalb der großen metropolitanen Zentren etablieren. So formieren<br />
sich neue Wirtschaftszentren, die in späteren Entwicklungsstadien auch Wachstumsimpulse in relativ<br />
entlegenen Regionen setzen. Durch das Entstehen dynamischer Wachstumszentren außerhalb der<br />
etablierten Zentren des Städtesystems, wird auch die Instabilität der Rangpositionen von<br />
Städten/Regionen deutlich. Es gibt aufsteigende Regionen <strong>und</strong> ehem<strong>als</strong> bedeutende Regionen, die<br />
ihre Bedeutung verlieren, die Position von Städten/Regionen verändert sich. Städte, die eine hohe<br />
Rangposition über lange Zeit aufrechterhalten können, stützen sich dabei auf kontinuierliche<br />
<strong>Innovations</strong>aktivitäten <strong>und</strong> eine anhaltende Restrukturierung <strong>und</strong> Erneuerung ihrer industriellen Basis.<br />
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technische universität wien | departement für raumentwicklung,infrastruktur- <strong>und</strong> umweltplanung<br />
finanzwissenschaft <strong>und</strong> infrastrukturpolitik | stadt- <strong>und</strong> regionalforschung