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Innovations- und Technologiezentren als regionalpolitische ...

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projekt3 | innovations <strong>und</strong> technologiezentren <strong>als</strong> <strong>regionalpolitische</strong> instrumente | theorie<br />

regionalentwicklung<br />

Polarisationstheorie nach Myrdal<br />

Gunnar Myrdal entwickelte eine Theorie, um die permanent wachsende Kluft zwischen entwickelten<br />

<strong>und</strong> unterentwickelten Ländern zu beschreiben. Laut Myrdal bewirken Prozesse eine verstärkende<br />

Wirkung in ein <strong>und</strong> dieselbe Richtung, sodass sich diese durch zusätzliche Energie oder durch<br />

erhöhten Kräfteeinsatz in den meisten Fällen vergrößern. Aufgr<strong>und</strong> kumulativer Prozesse ist die<br />

Gesamtkraft schlussendlich größer <strong>als</strong> bisher. Eine Verkleinerung der Kräfte, welche den Ausgleich von<br />

Unterschieden zufolge hätte, erfolgt in den seltensten Fällen <strong>und</strong> ist eher unwahrscheinlich. Diese<br />

verstärkende Wirkung kann sich auch in eine negative Richtung entwickeln. Die positive oder negative<br />

Rückkoppelung ist somit für die Entstehung von regionalen Unterschieden entscheidend. Mit dieser<br />

Theorie stellte er sein dynamisches Konzept dem neoklassischen Modell entgegen. Myrdal setzt die<br />

Macht zu Veränderung dem Tun <strong>und</strong> Handeln des Staates gleich, da dieser seines Erachtens die<br />

Möglichkeit besitzt einzugreifen. Dieser Gesichtspunkt ist in der heutigen Zeit durchaus<br />

nachzuvollziehen, da sich der Staat in der Position einer Kontrollinstanz befindet. Der Staat sollte<br />

gemäß Myrdal ein neutraler Richter sein, der für das Allgemeinwohl verantwortlich ist.<br />

Polarisationstheorie nach Hirschman<br />

Albert Hirschman definiert den Begriff Polarisation <strong>als</strong> ein räumlich sichtbares Ergebnis, wie<br />

beispielsweise den Gegensatz zwischen Zentrum <strong>und</strong> Peripherie. Er betrachtet das<br />

Wirtschaftswachstum <strong>als</strong> regional ungleichgewichtigen Prozess, in dem die Wachstumsimpulse von<br />

führenden Branchen ausgehen <strong>und</strong> von dort auf andere Bereiche übertragen werden. Diese<br />

Hypothese wird an einem einfachen Zwei-Regionen-Modell (mit einer Nord- <strong>und</strong> einer Südregion)<br />

dargestellt. Demnach geht ein bestimmter Impuls von der wachsenden Nordregion aus, welcher sich<br />

in weiterer Folge auch auf den Süden positiv auswirkt. Diese Effekte nennt er Trickle-Down-Effekte<br />

oder Sickereffekte, durch diese sich das Entwicklungsniveau des Nordens im Süden verbreitet <strong>und</strong> die<br />

besonders dort zu erwarten sind, wo man große Unterschiede vorfindet. Im Gegensatz zu Myrdal sieht<br />

Hirschman jedoch nur eine kurzfristige Verstärkung der Ungleichgewichte. Langfristig geht er davon<br />

aus, dass „Counter-Balancing-Forces“ zu einer Dominanz der Sickereffekte führen <strong>und</strong> somit ein<br />

räumliches Gleichgewicht bewirken.<br />

New Economic Geography<br />

Der Begriff der „New Economic Geography“ fasst eine Reihe von unterschiedlichen Ansätzen<br />

zusammen, die das Phänomen der Agglomeration in das neoklassische Argumentationsmuster<br />

integrieren. Ein erstes Modell zur Erklärung von Agglomeration stammt von Krugman (1991), der<br />

zeigte, wie sich aus identischen Regionen im Laufe der Zeit Zentrum <strong>und</strong> Peripherie herausbilden.<br />

Krugman bewies in seiner Arbeit, dass die gleiche Ausgangsposition zweier Regionen kein stabiles<br />

Gleichgewicht darstellt, da der Umzug eines einzigen Unternehmens einen kumulativen Prozess<br />

auslöst. Durch die räumliche Veränderung nur eines einzelnen Unternehmens steigt in einer Region<br />

die Menge der dort hergestellten Güter, aufgr<strong>und</strong> der wachsenden Nachfrage nach Arbeitskräften<br />

auch der Lohn. Die Nachfrage nach Arbeitskräften löst eine Wanderung von Industriearbeitern aus,<br />

wodurch die Löhne wieder sinken, die Unternehmen aber in Folge der größeren Nachfrage effizienter<br />

produzieren können.<br />

Die Herausbildung von Zentrum <strong>und</strong> Peripherie ist in den Modellen der New Economic Geography<br />

Ergebnis eines zufälligen Ereignisses. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dieses Ereignis<br />

kumulativ-zirkuläre Effekte auslösen, aufgr<strong>und</strong> derer sich räumliche Konzentration <strong>und</strong> disperse<br />

Verteilung erklären lassen. Die Vertreter der New Economic Geography beziehen sich mit ihrem<br />

Erklärungsansatz auf Marshall (1949), der externe Skalenerträge <strong>als</strong> Ursache für räumliche<br />

Konzentration von Industrien nennt. Als „Marshall’sche Externalitäten“ gelten die Entstehung von<br />

„Wissen-Spillovers“, die Bildung spezialisierter Arbeitsmärkte <strong>und</strong> die Entstehung von<br />

Koppelungseffekten, die zwischen Betrieben in räumlicher Nähe entstehen. Eine der wesentlichen<br />

Kritikpunkte an der New Economic Geography ist die Annahme, dass die Übertragung von Wissen<br />

entfernungsunabhängig sei. Diese Aussage <strong>als</strong> allerdings <strong>als</strong> problematisch zu betrachten. Theorien<br />

der New Economic Geography scheinen für die Erklärung räumlicher Konzentration von innovativen<br />

Betrieben wenig geeignet zu sein, da sie den für Innovationen wichtigen Faktor „Wissen“<br />

vernachlässigen.<br />

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technische universität wien | departement für raumentwicklung,infrastruktur- <strong>und</strong> umweltplanung<br />

finanzwissenschaft <strong>und</strong> infrastrukturpolitik | stadt- <strong>und</strong> regionalforschung

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