55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH
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Wie viel Qualifi kationen brauchen E-Tutorinnenen und E-Tutoren? Förderung des kollaborativen Lernens: In Lehrveranstaltungen, die verstärkt Gruppenarbeiten im virtuellen Raum einsetzen, sollen in weiterer Folge E-Tutoren bzw. E-Tutorinnen durch Moderationstätigkeit zur Communitybildung und zum konstruktiven Gruppenklima beitragen. Eine hohe Heterogenität in der Formulierung der Anforderungen an das E-Tutoring ergab sich insbesondere in folgenden Themenfeldern: Technologie: Es existiert eine Reihe von Insellösungen. An manchen Fakultäten gibt es eine Vielzahl von „selbstgestrickten“ E-Learning-Tools, die anstelle des zentral verfügbaren Learning Management Systems Moodle eingesetzt werden. Lehrveranstaltungsorganisation: Zwei Fakultäten haben sehr hohe Hörer- bzw. Hörerinnenzahlen (Architektur, Informatik), während andere Fakultäten „beziehungsfreundliche“ Strukturen in der Lehre aufweisen (z.B. Physik, Chemie, Maschinenbau), was unterschiedliche Anforderungen an die jeweiligen didaktischen Konzepte, E-Kompetenzen sowie Aufgaben von E-Tutoren bzw. E-Tutorinnen nach sich zieht. 3 Entwicklung des E-Tutoring-Ausbildungskonzepts 3.1 Online-Phasen als Ausbildungsschwerpunkt Erstes wichtiges Kriterium des Ausbildungskonzepts für E-Tutoren sowie E-Tutorinnen war die strukturelle Anpassung an die Vermittlungsform „Lehrveranstaltung“. Durch die Einbindung dieser Lehrveranstaltung in das Curriculum des Masterstudiums „Informatikdidaktik“ sowie durch die Anrechenbarkeit der Lehrveranstaltung im Wahlfachkatalog (Soft Skills) erhielten Studierende (für welche die Teilnahme an der kostenlosen E-Tutoring- Ausbildung wenig attraktiv schien) einen weiteren Anreiz zur Partizipation. Als Lehrveranstaltungstyp wurde eine zweistündige „VU“ (Vorlesung mit Übung) gewählt. Das didaktische Design war als Blended-Learning-Ansatz angelegt. Wie bereits von Bremer (2004), Schröder & Wankelmann (2002) und Schulmeister (2005) festgestellt und empfohlen wird, wurde auch das Aus bil dungskonzept für E-Tutoren bzw. E-Tutorinnen an der Technischen Universität Wien als eine enge Verknüpfung von Präsenzeinheiten, die eine theoriebasierte Qualifi zierung umfassten, und unterschiedlichen Online-Phasen, realisiert als praxisorientierte Übungseinheiten (aufgelistet in Tab. 1), konzipiert. Ziel dieser Online-Phasen war es, den Kursteilnehmern bzw. Kursteilnehmerinnen eine direkte persönliche sowie lebendige Erfahrung mit der (zukünftigen) Rolle eines E-Tutors bzw. einer E-Tutorin zu ermöglichen. Wesentlich war dabei, dass Studierende die im Anforderungskatalog geforderten Kompetenzen (siehe Kapitel 2.2) sowohl durch fundiertes Theoriewissen als auch durch aktive 135
Gergely Rakoczi, Ilona Herbst Selbsterfahrung erleben. Im Vordergrund stand dabei der Experiential learning-Ansatz nach Kolb (1984), bei dem aus aktiver Erfahrung Wissen bzw. Kompetenzen entwickelt werden. Gemäß diesem Ansatz wurden wechselnde Moderationsrollen defi niert. Essenziell dabei war, dass alle Studierenden die aktive Moderations- sowie Kommunikationsrolle übernehmen, um die nötige Erfahrung sammeln zu können. Zwei Aspekte waren hierbei von Bedeutung. Als erstes das Prinzip des Perspektivenwechsels, welches schon Merkt (2004) als effi ziente Lernerfahrung eingestuft hatte. Dieser ermöglicht Kursteilnehmenden in abgesicherten Lernarrangements, die Sichtweise des E-Moderators bzw. der E-Moderatorin vor Kollegen und Kolleginnen einzunehmen. In Tabelle 1 werden die jeweiligen Moderationsaufgaben beschrieben, die Studierende im Rahmen des Perspektivenwechsels alternierend einzunehmen hatten. Der zweite Aspekt war die Gewährleistung der Selbststeuerung, die Reinmann-Rothmeier & Mandl (1997) als eine wichtige Komponente des Lernprozesses ansehen. Bei diesem E-Tutoring-Konzept gestalteten und moderierten Studierende ihre Sessions ohne Vorgaben seitens der Lehrenden und entschieden selbst, wie sie ihre eigenen Moderationsziele mit den zur Verfügung gestellten Rahmenbedingungen verknüpften. Ähnlich dem Prinzip von Euler bestand das Heranführen an die aktive Rolle aus aufeinander aufbauenden Ausbildungsschritten. Euler (2004) schlägt die Dreiheit von Erproben, Erleben und Refl ektieren vor, wobei anhand von Workshops mit arrangierter Praxis, bestehend aus Aufgaben- und Feedbackrunden, die Vermittlung der geforderten Kompetenzen erfüllt werden. Die Online-Phasen unseres Konzepts (siehe Tab. 1) führen Studierende schrittweise von einer einleitenden Evaluationsphase (Kennenlernen einer bestehenden E-Tutoring-Situation) über die Synthese einer eigenen Idee, wobei Erlerntes refl ektiert wird, zu einer Anwendung sowie Vertiefung. Um Studierenden einen betreuten Übergang zur Moderationsrolle zu gewährleisten, wurde die erste Anwendungsphase in (getrennten) universitären Räumlichkeiten durchgeführt, wo im Falle (technischer) Schwierigkeiten vor Ort geholfen werden konnte. In der zweiten Anwendungsphase konnte die Partizipation an der Übungseinheit von einem beliebigem Ort, wie etwa von zu Hause oder vom Büro aus, erfolgen. Alle Online-Phasen wurden mit einer Feedbackrunde abgeschlossen, um die jeweiligen Betreuungs- sowie Moderationserfahrungen mit allen Kursteilnehmern bzw. Kursteilnehmerinnen refl ektierend zu besprechen. 136
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Wie viel Qualifi kationen brauchen E-Tutor<strong>in</strong>nenen und E-Tutoren?<br />
För<strong>der</strong>ung des kollaborativen Lernens: In Lehrveranstaltungen, die verstärkt<br />
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E-Tutoren bzw. E-Tutor<strong>in</strong>nen durch Mo<strong>der</strong>ationstätigkeit zur Communitybildung<br />
und zum konstruktiven Gruppenklima beitragen.<br />
E<strong>in</strong>e hohe Heterogenität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an das<br />
E-Tutor<strong>in</strong>g ergab sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> folgenden Themenfel<strong>der</strong>n:<br />
Technologie: Es existiert e<strong>in</strong>e Reihe von Insellösungen. An manchen Fakultäten<br />
gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von „selbstgestrickten“ E-Learn<strong>in</strong>g-Tools, die anstelle des<br />
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Lehrveranstaltungsorganisation: Zwei Fakultäten haben sehr hohe Hörer- bzw.<br />
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Konzepte, E-Kompetenzen sowie Aufgaben von E-Tutoren bzw.<br />
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3 Entwicklung des E-Tutor<strong>in</strong>g-Ausbildungskonzepts<br />
3.1 Onl<strong>in</strong>e-Phasen als Ausbildungsschwerpunkt<br />
Erstes wichtiges Kriterium des Ausbildungskonzepts für E-Tutoren sowie<br />
E-Tutor<strong>in</strong>nen war die strukturelle Anpassung an die Vermittlungsform „Lehrveranstaltung“.<br />
Durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung dieser Lehrveranstaltung <strong>in</strong> das<br />
Curriculum des Masterstudiums „Informatikdidaktik“ sowie durch die Anrechenbarkeit<br />
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Ausbildung wenig attraktiv schien) e<strong>in</strong>en weiteren Anreiz zur Partizipation. Als<br />
Lehrveranstaltungstyp wurde e<strong>in</strong>e zweistündige „VU“ (Vorlesung mit Übung)<br />
gewählt. Das didaktische Design war als Blended-Learn<strong>in</strong>g-Ansatz angelegt.<br />
Wie bereits von Bremer (2004), Schrö<strong>der</strong> & Wankelmann (2002) und Schulmeister<br />
(2005) festgestellt und empfohlen wird, wurde auch das Aus bil dungskonzept<br />
für E-Tutoren bzw. E-Tutor<strong>in</strong>nen an <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
Wien als e<strong>in</strong>e enge Verknüpfung von Präsenze<strong>in</strong>heiten, die e<strong>in</strong>e theoriebasierte<br />
Qualifi zierung umfassten, und unterschiedlichen Onl<strong>in</strong>e-Phasen, realisiert als<br />
praxisorientierte Übungse<strong>in</strong>heiten (aufgelistet <strong>in</strong> Tab. 1), konzipiert. Ziel dieser<br />
Onl<strong>in</strong>e-Phasen war es, den Kursteilnehmern bzw. Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />
direkte persönliche sowie lebendige Erfahrung mit <strong>der</strong> (zukünftigen) Rolle<br />
e<strong>in</strong>es E-Tutors bzw. e<strong>in</strong>er E-Tutor<strong>in</strong> zu ermöglichen. Wesentlich war dabei,<br />
dass Studierende die im Anfor<strong>der</strong>ungskatalog gefor<strong>der</strong>ten Kompetenzen (siehe<br />
Kapitel 2.2) sowohl durch fundiertes Theoriewissen als auch durch aktive<br />
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