Wolfgang Rott
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Wie im Goldberger-Wald eine<br />
Tennisgemeinschaft entstand<br />
Die Gründerjahre 1903 – 1919 des THC<br />
Das war keine Vereinsgründung im heutigen<br />
Sinne, eher eine Improvisation. Niemand kam auf<br />
die Idee, irgend etwas eintragen zu lassen. Man<br />
gründete im „amtlichen“ Sinne überhaupt nichts,<br />
sondern tat sich zu einer Gemeinschaft<br />
zusammen; zu einer Gemeinschaft von Leuten,<br />
die das Tennisspielen erlernen und ausüben<br />
wollten. Mehr was das nicht. Aber<br />
zusammenschließen musste man sich schon,<br />
sonst hätte das Unternehmen nicht begonnen, die<br />
Idee sicher nicht durchgesetzt werden können.<br />
Vom Start weg waren nämlich Geld und Arbeit<br />
nötig, denn zuallererst brauchte man ja einen<br />
Platz. Es musste also eine gute Portion Idealismus<br />
und Begeisterungsfähigkeit vorhanden gewesen<br />
sein, zumal von den Gründern noch keiner Tennis<br />
spielen konnte. Mit Ausnahme von vielleicht Frau<br />
Koch und Frau Hüttenheim. Diese Damen kamen<br />
aus Düsseldorf bzw. Köln und kannten Tennis.<br />
Ob sie’s auch konnten, ist nicht überliefert.<br />
Jedenfalls soll von ihnen die eigentliche Initiative<br />
ausgegangen sein.<br />
Wie man weiß, war Tennis zu jener Zeit ein Sport<br />
für Bessergestellte. Tennis spielten ausschließlich<br />
die „feinen Leute“. In Mettmann war das nicht<br />
anders. Aus der Gründerzeit sind folgende Namen<br />
bekannt: Ehepaar Hüttenheim, Eigentümer der<br />
Besteckfabrik Hüttenheim (1916 aus Mettmann<br />
verzogen); Ehepaar Fritz Koch, Mitinhaber der<br />
Nudelfabrik Koch (später Otto Fritsch); Ehepaar<br />
Willi Eigen, Inhaber der Brennerei Eigen,<br />
Kaldenberg; Anna und Karl Staudacher; Ehepaar<br />
Alfred Niederhagen, Prokurist bei Wolters (später<br />
Erster Vorsitzender des Clubs). Sicher gehörten<br />
noch andere Ehepaare und Einzelpersonen zur<br />
Gemeinschaft der „Ersten“. Genau ist das nicht<br />
mehr zu ermitteln. Fest steht aber, dass es nicht<br />
sehr viele waren und dass sie alle aus den<br />
besseren Kreisen kamen.<br />
Das also war die kleine Gruppe von Leuten, die<br />
damals im Goldberger Wald einen Tennisplatz<br />
baute. Es war ein so vielschichtiges und<br />
schwieriges Unterfangen, dass es festgehalten<br />
Club-Historie<br />
zu werden verdient.<br />
Der Goldberger-Wald, damals noch in dem Besitz<br />
des Reichsgrafen von Schaesberg, war kein<br />
Hochwald wie heute. Er war fast undurchdringlich<br />
und größer als wir ihn heute kennen. Erschlossen<br />
war er durch zwei schmale Gehpfade. Der<br />
anerkannte Mett-manner Heimatforscher, Dr. Karl<br />
Klockenhoff, erinnerte sich, dass damals niemand<br />
1906 Geschwister Staudacher mit Gast aus Frankreich<br />
den Wald ohne ausdrückliche Genehmigung des<br />
Pächters W. Pöll betreten durfte. Hauptsächlich<br />
um das Wild zu schonen (Füchse, Rehwild,<br />
Hasen, Wildtauben u.v.a.). In diesem Wald,<br />
unterhalb der Stadtwaldschänke (die es natürlich<br />
damals noch nicht gab), ging man zu Werke. Da<br />
musste man zunächst abholzen, die Wurzeln<br />
roden und das abschüssige Gelände einebnen.<br />
Mit Muskelkraft, versteht sich, denn Motorsägen,<br />
Bagger, Planierraupen etc. – das alles sind ja<br />
Errungenschaften der modernen, also unserer<br />
Zeit.<br />
Ob die Gründerherren die harte Arbeit selbst<br />
besorgten, ist fraglich. Alle waren ja gut gestellt,<br />
und die meisten von ihnen beschäftigten<br />
Angestellte und Arbeiter. Unklar ist auch, warum<br />
man für diesen ersten Platz ausgerechnet eine<br />
Stelle im Graf von Schaesbergschen „Urwald“<br />
aussuchte. Grundstücksmangel gab es ja nicht.<br />
Vor allem nicht bei diesen betuchten Herren. Es<br />
gab zwei Erklärungen.<br />
Die eine: Das Ehepaar Hüttenheim wohnte ganz<br />
in der Nähe (heute Daniel Kircher Straße). Die<br />
andere: Man wählte den Wald, um Schatten zu<br />
haben. Bei den Damen war es nämlich verpönt,<br />
sonnengebräunt zu sein.<br />
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