Einladung zum Perspektivwechseln - Vorbericht zu "Schau!raum"
Erschienen im Westfälischen Anzeiger am Samstag, dem 5. September 2020.
Erschienen im Westfälischen Anzeiger am Samstag, dem 5. September 2020.
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Einladung zum Perspektivwechsel
„Treibkraft.Theater“ lotet mit „Schau!Raum“ Miteinander der Kulturen aus
VON FRANK OSIEWACZ
Hamm – Nebeneinander oder
Miteinander? Dialog oder Kategorisierung?
In dem neuen
Stück „Schau!Raum“ lädt das
„Treibkraft.Theater“ Hamm
das Publikum ein, in einen
Dialog zum Zusammenleben
der Kulturen in dieser Stadt
zu treten. „Schau!Raum“ bietet
den Teilnehmern ein Forum,
sich selbst in der kulturellen
Landschaft zu verorten
und lädt dazu ein, einen Perspektivwechsel
zu vollziehen.
Im Zuge der Corona-Pandemie
hieß es umdenken für
die Theatermacher. Sie haben
das Stück vom ursprünglich
geplanten analogen in
den digitalen Raum übersetzt
und interagieren über Bildschirme,
Leinwand und eine
Webseite mit Videokonferenztool
mit den Zuschauern.
Jeweils 20 Teilnehmer können
sich an drei Terminen
am Freitag, 11. September
(19.30 Uhr) sowie Samstag
und Sonntag 12. und 13. September
(jeweils 12 Uhr) mit
„Türsteher“ im digitalen Raum: Elif Okutan (Performerin)
und Philip Gregor Grüneberg (Regie/Performer) sind
Akteure in dem besonderen Theater-Projekt. FOTO: MROSS
Voranmeldung zuschalten.
Spielort ist das Forum des
Gustav-Lübcke-Museums.
„Ein transkulturelles Diorama“
heißt der Untertitel des
Projekts. Gewissermaßen als
„plastisches Schaubild“ liefern
fünf Akteure unter der
Regie von Philip Gregor Grüneberg
dem Publikum Stichworte
und Auslöser für den
Dialog. Über die Webseite
können Zuschauer eins zu
eins und live mit den Akteuren
sprechen, Fragen stellen,
Meinungen äußern und sich
selbst positionieren. Aktionsfläche
ist ein zwei mal drei
Meter großer Glaskasten. Dahinter
sehen sich die Zuschauer
per Webcam selbst
auf einer großen Leinwand
und werden damit Teil des
Dioramas.
Westfälischer Anzeiger, 5. September 2020
Anmeldung
Die Anmeldung erfolgt über die E-Mail post@treibkraft-theater.de.
Der Zugang wird per Mail zugeschickt. Der „Eintritt“ erfolgt
nach der Idee „pay what you want“, das heißt es ist den
Teilnehmern selbst überlassen, welchen Betrag sie auf das
hinterlegte Konto des Treibkraft Theaters überweisen wollen.
Das Projekt wird sowohl mit Bundes- und Landesmitteln als
auch durch lokale Unterstützer realisiert.
Elif Okutan ist eine der Akteurinnen.
„Der Begriff
,transkulturell’ legt den Fokus
auf die Gemeinsamkeiten
der Menschen“, sagt sie.
„Es gibt viel mehr Aspekte als
die Kategorisierung nach der
Herkunft.“ Schnell lande
man so bei einer folkloristischen
Sichtweise.
Der Auftritt der Schauspieler
ist jeweils als 15-minütige
Soloperformance angelegt.
Innerhalb dieser Zeit haben
die Zuschauer vor ihrem
Computer für alle sichtbar jeweils
zwei Minuten Zeit, ins
Gespräch zu treten. Währenddessen
können Grenzen
zwischen Biografischem und
Fiktivem verschwimmen. Die
Agierenden werden überraschen
und nicht durchweg
die Erwartungen des Publikums
erfüllen.
„Erwartungen sind Projektionen
der eigenen Sichtweise,
aber sie müssen sich nicht
decken mit der Wirklichkeit
und anderen Sichtweisen“,
sagt Grüneberg. „Das Stück
spielt mit diesen Sichtweisen
und spiegelt Perspektiven der
Teilnehmenden. Es stell auch
die Frage, wie sich eine Kategorisierung
über winden
lässt. Unterwegs wird es für
alle zu unbekannten, nicht
vorhersehbaren Situationen
kommen.“ Der museale
„Schau!Raum“ ist dann längst
zum Dialograum geworden.