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Programmheft (PDF) herunterladen - Musikhochschule Stuttgart

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Herzlich willkommen!<br />

Mit besonderer Freude heiße ich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie alle Gäste<br />

zum Kongress über Mikrotonalität in der Staatlichen Hochschule für Musik und<br />

Darstellende Kunst <strong>Stuttgart</strong> willkommen. Wir danken Ihnen für Ihr Kommen und<br />

freuen uns auf Ihre Beiträge und Anregungen.<br />

Der Kongress wurde initiiert vom Studio Neue Musik und sollte sich auch zunächst auf<br />

diesen Bereich konzentrieren, doch zeigte sich sehr bald, dass das Thema mit allen<br />

erdenklichen musikalischen Welten verbunden ist. Ob in der Alten Musik, in vielen<br />

außereuropäischen Musiktraditionen oder auch in einer synthetisch erzeugten<br />

Filmmusik, überall stoßen wir auf Mikrotonalität. Folglich dürfen wir zufrieden<br />

feststellen, dass wir uns nicht ein Randthema der Musik ausgewählt haben, sondern uns<br />

im Zentrum eines sehr weit gefassten Verständnisses von Musik bewegen. Spätestens zu<br />

diesem Zeitpunkt wurde uns klar, dass dieser Kongress uns erneut eine wunderbare<br />

Gelegenheit bietet, unsere Arbeit als forschende und lehrende Hochschule zwar aus<br />

einem bestimmten Blickwinkel, aber doch in ihrer Gesamtheit zu sehen.<br />

Ich möchte allen von Herzen danken, die am Zustandekommen dieses Kongresses<br />

mitgewirkt haben, sei es bei der Konzeption und Organisation in unserer Hochschule,<br />

sei es durch wissenschaftliche und künstlerische Beiträge. Es wäre ja höchst<br />

unglücklich, wenn man über dieses Thema nur reden würde; erst die vielen<br />

Konzertbeiträge machen den Kongress zu einem Gesamteindruck, aus dem alle<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer hoffentlich großen Gewinn schöpfen. Nicht zuletzt<br />

danke ich auch unseren Förderern und Sponsoren, ohne deren Unterstützung der<br />

aufwändige Kongress nicht möglich gewesen wäre.<br />

Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Aufenthalt in unserer Hochschule und einen<br />

bereichernde Tagung.<br />

Prof. Dr. Werner Heinrichs<br />

Rektor<br />

1


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kongressteilnehmer,<br />

„Mikrotonalität“ erschien bei den ersten Überlegungen zum Kongress zunächst als ein<br />

etwas sperriger Begriff und als Thema allzu weit gefasst; bei konkreten<br />

Definitionsversuchen stellte sich dann auch noch heraus, dass offenbar jeder etwas<br />

anderes darunter versteht – Komponisten, Experten Neuer bzw. Alter Musik,<br />

enthusiastische bzw. leidgeprüfte Interpreten, Theoretiker usw. Manch einer nimmt<br />

unser wohltemperiertes System spontan als Maßstab, andere sehen im Schwarz-Weiß<br />

der Klaviertasten nur einen vorübergehenden und auf die sogenannte „westliche Welt“<br />

begrenzten Sonderfall, noch andere denken von vornherein völlig wertneutral in „cents“.<br />

Die Diskussion kam in Gang – und es wurde klar, dass „Mikrotonalität“ tatsächlich ein<br />

ergiebiges Kongressthema sein würde.<br />

Seit über einem Jahr haben wir vom Studio Neue Musik aus an der inhaltlichen wie<br />

organisatorischen Konzeption des Kongresses gearbeitet. Nun freuen wir uns, das<br />

Ergebnis präsentieren zu dürfen. Es ist dank der (zwar exemplarischen, aber umso<br />

konsequenteren) Gegenüberstellung von alt-neu-außereuropäisch bzw. Theorie-Praxis-<br />

Ästhetik vielfältiger geworden als wir erwartet hatten. Es zeigt einmal mehr die<br />

wunderbare kreative Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen unseres<br />

Hauses und darüber hinaus. Und es wird uns zu neuen, faszinierenden Erkenntnissen<br />

und Einsichten bringen – schon allein durch den direkten Kontakt zu den Fachleuten<br />

verschiedenster Spezialgebiete. Und natürlich durch die unmittelbare Präsenz unserer<br />

internationalen Gäste.<br />

Bleibt mir noch, allen zu danken, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben.<br />

Förderer und Sponsoren machten durch Ihre Unterstützung den Kongress in dieser Form<br />

erst möglich. Referenten und Künstler haben massiv dazu beigetragen, den Kongress<br />

gleichzeitig auf fachlich hohem und finanziell moderatem Niveau realisieren zu können.<br />

Die Hochschulleitung unterstützte uns in allen Phasen von den Vorüberlegungen bis zur<br />

Durchführung. Viele Kollegen des Hauses wirken mit großem Engagement mit, vor und<br />

hinter den Kulissen. Künstlerisches Betriebsbüro, Hausmeister, Bühnentechnik und<br />

weitere Mitarbeiter des Hauses halfen in vielen organisatorischen Bereichen durch Rat<br />

und Tat. Last but not least war die ebenso engagierte wie kritische Mitarbeit unserer<br />

Studierenden eine unverzichtbare Voraussetzung für den Kongress.<br />

Ich wünsche Ihnen erlebnisreiche Tage!<br />

Dr. Cordula Pätzold<br />

Projektleitung Kongress<br />

2


Praxis und Utopie<br />

Mikrotonalität ist eines der großen Themen der Musik im 20. und 21. Jahrhundert.<br />

Sie greift ins Innerste der Musik ein; sie erweitert das 12-tönig temperierte Tonsystem<br />

unserer abendländischen Musik nicht nur, sondern stellt es auch in Frage. Der<br />

Internationale Kongress Mikrotonalität. Praxis & Utopie setzt folgerichtig den<br />

Schwerpunkt auf die Ausstrahlung mikrotonaler Konzepte in den ganzen Kosmos der<br />

Musik.<br />

Natürlich ist die Kenntnis und das Verständnis der Theorien und der historischen<br />

Entwicklungen wichtig – aber ebenso bedeutsam scheint uns die sensuelle<br />

Wahrnehmung: das Empfinden von Klang, der durch mikrotonale Prägung<br />

grundsätzlich anders ist, als ein Klang innerhalb der 12-tönig temperierten Stimmung.<br />

Wir wollen nicht eine tiefgehende theoretische Auseinandersetzung durch<br />

Klangbeispiele, die ästhetisch unbefriedigend sind flankieren (harmlose Akkorde in<br />

midi-Realisation). Wir gehen den entgegen gesetzten Weg: all unsere Energie haben wir<br />

darauf verwendet, spektakuläre mikrotonale Konzepte real auf die Bühne zu bringen.<br />

Ein zentrales Anliegen ist das vergleichende Hören: der Vergleich zwischen ähnlichen<br />

harmonischen Progressionen in verschiedenen Stimmungen oder auch der Vergleich<br />

zwischen ähnlichen musikalischen Ideen in ähnlichen Stimmungen aus verschiedenen<br />

Jahrhunderten oder aus verschiedenen Kulturen mit Instrumenten aus klanglich<br />

verschiedenen Welten.<br />

Unsere Beispiele sind Extrempunkte mikrotonaler Musik. Wir erkennen in der Musik<br />

um 1600 eine Situation, die sich in vielen Aspekten mit dem heutigen Ringen um die<br />

Überwindung von Grenzen vergleichen lässt. Auch damals wurden Theorie,<br />

Instrumentenbau und Ästhetik bis hin zu höchst spektakulären Sphären vorangetrieben.<br />

Solche Spannungsbögen durchziehen den Kongress, und je mehr wir uns mit der<br />

Materie beschäftigt haben, desto mehr wurde uns klar, welche Bedeutung die Praxis und<br />

auch die Tradition im praktischen Umgang hat. Glücklicherweise sind diese Ideen<br />

innerhalb der <strong>Musikhochschule</strong> fruchtbar aufgenommen worden. Die breite<br />

Unterstützung von Lehrkräften und Studierenden, die substantiell zum ganzen<br />

Programm beitragen, machten es möglich, dass wir in unserem Kongress die<br />

Mikrotonalität als ein Thema zeigen können, in dem sich der Weg zu Utopien, zu<br />

3


unerhörten neuen klanglichen Welten in der musikalischen Praxis eröffnet. Diese<br />

Spuren verfolgen wir in Vorträgen, Konzerten, Instrumentenausstellungen,<br />

Präsentationen und Masterclasses – alle inhaltlich direkt aufeinander bezogen und auf<br />

vielfältige Weise miteinander kommunizierend.<br />

So können Sie das Thema Mikrotonalität von verschiedenen Seiten und mit<br />

verschiedenen Sinnen erfahren und erleben!<br />

Prof. Caspar Johannes Walter<br />

Künstlerischer Leiter des Kongresses<br />

4


Grußwort<br />

Obwohl die 12-tönige chromatische Stimmung in der westlichen Musik erst seit knapp<br />

vier Jahrhunderten in Kraft ist, ist sie heute, hauptsächlich aus pragmatischen Gründen,<br />

ein Standard geworden. Das führt oft zu Problemen für die musikalische Identität eines<br />

mikrotonalen Werkes.<br />

In anderen Ländern waren verschiedene ungleiche Stimmungen ganz gewöhnlich: jede<br />

Kultur benutzte ihr eigenes System, und oft wurden die entsprechenden Instrumente<br />

dafür entwickelt. Der Austausch von den Repertoires zwischen Kulturen war natürlich<br />

nicht mühelos, aber es gab auch keine Notwendigkeit dafür, und deshalb wurde er nicht<br />

gesucht. Erst durch die Entwicklung der digitalen Technologie (am Ende der 70er Jahre)<br />

konnten endlose mikrotonalen Konfigurationen schnell analysiert und ausprobiert<br />

werden.<br />

Das Gebiet der Musikethnologie wurde durch diese neuen Analysenmittel stark<br />

bereichert; es konnten genauere strukturelle Modelle des traditionellen Repertoires<br />

erbaut werden. Die Komponisten instrumentaler Musik haben sofort angefangen, nicht<br />

mehr in Tonhöhen, sondern direkt in Frequenzen nachzudenken, die aber mit<br />

mikrotonalen Zeichen in Notenschrift übertragen werden sollten, um von akustischen<br />

Instrumenten aufgeführt werden zu können. Schließlich war für die Computerkünstler,<br />

die sich mit der Klangsynthese und -bearbeitung beschäftigen, eine nicht-chromatische<br />

Stimmung die normale Art und Weise zu komponieren.<br />

Die Welt der „Elektronen“ und die der „Mikrotonen“ sind deshalb heutzutage so stabil<br />

miteinander verbunden, dass man sie nicht mehr voneinander trennen kann. Die<br />

Teilnahme von verschiedenen Mitgliedern des Studios für Elektronische Musik unserer<br />

<strong>Musikhochschule</strong> an diesem Symposium zeigt überzeugend, wie nah sich diese<br />

Domänen inzwischen sind.<br />

Es werden auch Werke unserer Studenten und Kollegen während der Konzerte<br />

aufgeführt – und ich wünsche allen Teilnehmern, dieses Abenteuer zusammen zu<br />

entdecken und zu genießen.<br />

Prof. Marco Stroppa<br />

Studio für Elektronische Musik<br />

5


Grußwort<br />

Als Leiter des Studio Alte Musik unserer <strong>Musikhochschule</strong> begrüße ich sehr herzlich alle<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses über das spannende und vielfältige<br />

Thema Mikrotonalität.<br />

Zwischen der Alten und der Neuen Musik finden sich erstaunliche Parallelen in der<br />

Auseinandersetzung mit der Intervalleinteilung innerhalb der Oktave, der letztlich<br />

grundlegenden Konstante in unserer auf der Obertonreihe aufgebauten Musik. Die heute<br />

übliche Einteilung der Oktave in 12 gleich große Halbton-Intervalle (welche die<br />

„gleichstufige Stimmung“ ergibt) ist klangliches Fundament des größten Teils der<br />

klassisch-westlichen Kunstmusik in den letzten 200 Jahren. Im Bereich der Alten Musik<br />

haben vor 1800 hingegen andere Einteilungstypen vorgeherrscht, wie zum Beispiel die<br />

„mitteltönige Stimmung“, in der die 12 Halbtonschritte innerhalb der Oktave von<br />

unterschiedlicher Größe sind. (In der mitteltönigen Stimmung sind zum Beispiel dis und<br />

es verschiedene Tonhöhen). In dieser Stimmung sind einige Großterzen rein, was zu<br />

einem „schönem“ Klang beiträgt – aber nur in Tonarten mit wenigen Vorzeichen.<br />

Die Suche nach dem schönen Klang führte zum Bau des „Cimbalo cromatico“ mit 19<br />

Tasten pro Oktave. Jetzt stand den Alten Meistern ein Instrument zur Verfügung, auf<br />

dem man in allen Tonarten reine Terzen zur Verfügung hat. Daher nennt Michael<br />

Praetorius dieses Instrument in Syntagma Musicum (1619) „Clavicymbalum Universale,<br />

sev perfectum“. Für ein Instrument dieser „perfekten“ Art komponierte Ascanio<br />

Mayone zwei Toccaten (1609) und moduliert dabei bis Fis-Dur. Zudem konnte man mit<br />

einem solchen Instrument Streicher, Bläser oder Sänger, die durchweg reine Terzen<br />

intonieren können, in allen Tonarten mit schönklingenden Akkorden begleiten. Wenn<br />

auch die Zielsetzung der Intervall-Experimente in Alter (die „schöne“ reine Terz) und<br />

Neuer Musik (differenziertes Ausloten der Chromatik) unterschiedlich ist, so verbindet<br />

doch beide Gebiete das Interesse an neuen klanglichen Wirkungen.<br />

Allen am Kongress Beteiligten wünsche ich interessante Einsichten in diese<br />

mannigfaltige Thematik, gerade auch in der schöpferischen Spannung zwischen Alter<br />

und Neuer Musik.<br />

Prof. Jon Laukvik<br />

Studio für Alte Musik<br />

6


Stimmungen<br />

Unsere Psyche ist in einer Stimmung; sie kann auch verstimmt sein. Das musikalische<br />

Tonsystem hat eine Stimmung – diese scheint aber auf den ersten Blick auf einer ganz<br />

anderen Grundlage zu stehen als die Stimmung der menschlichen Seele. Sie ist nämlich<br />

im Allgemeinen mathematisch definiert. Bei der menschlichen Seele kann eine<br />

Stimmung düster, dunkel oder trüb sein – und sie kann sich aufhellen, leuchten, glänzen.<br />

Es ist kein Zufall, dass all diese Begriffe mit Licht zu tun haben. Farbe, die aus der<br />

Gesamtheit des Lichts heraus gebrochene Welle, führt uns in den Bereich der Musik. Es<br />

ist nicht nur so, dass Klangfarbe in der physikalischen Realität der Musik von<br />

überragend allumfassender Bedeutung ist; auch der Begriff Farbe selbst steht seit dem<br />

Altertum („Chroma“) als Synonym für die kleine Veränderung einer Tonstufe, den<br />

chromatischen Schritt.<br />

Die Musiktheorie kennt eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmungen, die z.B. einen<br />

chromatischen Schritt jeweils unterschiedlich definieren. In der Praxis kann sich die<br />

Musik sehr genau in der Stimmung des Tonsystem bewegen – oder sie fließt frei um die<br />

theoretisch gültigen Tonstufen herum. In jedem Fall ist das Tonsystem mit seiner<br />

Stimmung ein wichtiger Teil der musikalischen Sprache - und es ist sehr lohnend, die<br />

der jeweiligen Stimmung zugrundeliegende mathematische Grundlage genau zu<br />

untersuchen.<br />

Wir sollten aber nicht vergessen, dass der individuelle Ausdruck der einzelnen Klänge<br />

dieses Gerüst erst färbt, um der musikalischen Linie individuelle Gestalt zu geben. Also<br />

suchen wir die Querverbindung in alle Bereiche der Musik, suchen nach Gründen für<br />

die Unterschiede zwischen den Stimmungen, beschäftigen wir uns mit dem realen Klang<br />

und der kompositorischen Idee – beides Dinge, die oft in einem Spannungsfeld zur<br />

theoretisch postulierten Stimmung des Tonsystems stehen.<br />

Wir haben in der westlichen Musik seit dem 19. Jahrhundert eine relativ stabile<br />

Situation. Eine in Harmonie und Kontrapunkt hochentwickelte Sprache bedurfte eines<br />

neutralen und transponierbaren Stimmungssystems – und genau dafür hat sich die<br />

wohltemperierte 12-tönige Stimmung als sehr geeignet erwiesen. Die Instrumente<br />

wurden genau für dieses Stimmungssystem optimiert. Die Töne eines modernen<br />

Konzertflügels sind gegeneinander gut ausbalanciert gerade dadurch, dass sie einzeln<br />

7


etrachtet inharmonisch verbogene Spektren aufweisen. Das diffuse Grau dieser<br />

Spektren tritt als eigene Farbe zurück und ermöglicht die Wahrnehmung der Töne als<br />

Bausteine einer musikalischen Syntax. Aber die Auseinandersetzung mit dem<br />

Phänomen Mikrotonalität hat uns in Vielem neu sensibilisiert. Wir hören, dass ein<br />

Cembalo, dessen viel dünnere Saiten ein viel harmonischeres Spektrum hervorrufen,<br />

nach einer reineren Intonation verlangt - näher an den Obertonintervallen der<br />

Naturtonreihe. Wie es Erik Oña in seinem Vortrag „Intonation und Klangfarbe“<br />

ausführt, hängt es also auch von der Klangstruktur des einzelnen Instrumentes ab, ob ein<br />

Intervall als „richtig“ intoniert empfunden wird.<br />

Die Stimmungen, die während des Kongresses zum Klingen gebracht werden, sind so<br />

verschieden wie die aufgeführten Musikstücke und Musikinstrumente es sind, und sie<br />

folgen unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien.<br />

Wohltemperierte Stimmungen (in diesen wird ein Intervall – meistens die Oktave –<br />

logarithmisch in gleich große Schritte unterteilt) stehen reinen Stimmungen, in der die<br />

Intervalle direkt von den Verhältnissen der Obertonreihe abgeleitet werden, gegenüber.<br />

Häufig ist auch eine Synthese dieser zwei Prinzipien anzutreffen: die mitteltönigen<br />

Stimmungen etwa gehen von einzelnen reinen Intervallen aus, die wiederum genau<br />

mittig (logarithmisch) geteilt werden.<br />

Den Extrempunkt der wohltemperierten Stimmungen markiert die 16tel-ton Temperatur<br />

des Carrillo-Klavieres. Dort wird die Oktave in 96 gleich kleine Schritte geteilt. Die<br />

portable Fokker-Orgel teilt die Oktave in 31 gleiche Teile. Dies ist allerdings keine Idee<br />

des 20. Jahrhunderts, diese Stimmung wurde schon von Vicentino 1555 postuliert, um<br />

den offenen Kreis der damaligen mitteltönigen Stimmungen zu schließen, und um ein<br />

sehr kleines Intervall für den enharmonischen Tetrachord zur Verfügung zu haben.<br />

Das Cembalo von Johannes Keller repräsentiert einen 24-tönigen Ausschnitt dieser 31<br />

Töne. Es wird am zweiten Tag allerdings in einer anderen Stimmung zu hören sein: 24tönig<br />

pythagoreisch. Dies ist eine reine Stimmung nur aus Quinten. Aufgrund der<br />

Vielzahl von Tönen enthält sie (enharmonisch verwechselt) aber auch beinahe reine<br />

Terzen und Septimen. Die gleichen Akkordkonstellationen in diesen zwar ähnlichen<br />

aber doch grundsätzlich verschiedenen Stimmungen vergleichend hören zu können,<br />

gehört sicher mit zum Spannendsten des Kongresses.<br />

8


Wolfgang von Schweinitz verlangt eine vollständig reine Stimmung die nicht nur<br />

Quinten zur Basis hat sondern auch 5. Obertöne (Terzen), 7. Obertöne (Naturseptimen)<br />

und 11. Obertöne. In einer experimentellen Installation werden Akkorde, losgelöst aus<br />

dem Werk von Wolfgang von Schweinitz, auf der großen Konzertsaalorgel zu hören<br />

sein. Dafür wird eine große Anzahl von Orgelpfeifen neu gestimmt werden.<br />

Die Pfeifen einer Orgel sind geradezu ideal geeignet, um reine Intervalle aufzuführen,<br />

da ihr eigenes Spektrum sehr gerade ist (im Gegensatz zum oben erwähnten<br />

Konzertflügel). Wir freuen uns besonders darauf, den mächtigen Eindruck reiner<br />

Orgelakkorde als konsonanten, statischen Klang genießen zu dürfen.<br />

Auch wenn die den Stimmungen zugrundeliegende Mathematik höchst interessant und<br />

auch sehr wichtig zum Verständnis der Musik selbst ist, so ist es doch offensichtlich,<br />

dass in der Praxis die Theorie nicht buchstabengetreu befolgt wird. Dies ist aber kein<br />

Mangel, sondern es gibt der Musik, wie oben angesprochen, eine eigene Dimension von<br />

Farbe.: Ein besonders schönes Beispiel gibt uns da die türkische und die arabische<br />

Kunstmusik: Wenn in einem strukturell wichtigen Moment einem Ton innerhalb einer<br />

Linie eine neue besondere Bedeutung zukommen soll, dann entfernt sich der Ton in<br />

seiner Intonation von seinem angestammten Platz. Um auf den eingangs erwähnten<br />

chromatischen Tetrachord zurückzukommen zeigt sich das in der Position der mittleren<br />

chromatischen Töne. Sie entfernen sich von der rahmenbildenden Quarte und gewinnen<br />

dadurch an Stärke und eigenständiger Bedeutung. So verbindet sich (mikrotonale)<br />

Intonation mit Artikulation.<br />

Caspar Johannes Walter<br />

9


Uraufführungen zum Kongress – kreative Stellungnahmen<br />

Die Mikrotonalität fasziniert heute Generationen von Komponistinnen und<br />

Komponisten. Als kreative Stellungnahmen zur Thematik entstanden einige<br />

Kompositionen eigens für diesen Kongress.<br />

Größere Kompositionen steuern als Kompositionsauftrag des Kongresses Vegard Fægri<br />

und Rafael Nassif bei. Nassif fokussiert sich auf den konkreten Klang der Mehrklänge<br />

von Oben und Fagotte. N. Andrew Walsh verbindet Antike, Renaissance und Neuzeit.<br />

Seine Josquin-Bearbeitung führt enharmonische Tetracorde von Archytas aus der<br />

altgriechischen Musiktheorie ein, das Vokalensemble wird durch die von Harry Partch<br />

konstruierte Adapted Viola unterstützt.<br />

Ein besonderes Projekt sind die kurzen Kompositionen mit dem Cimbalo Cromatico von<br />

Johannes Keller, das im Eröffnungskonzert (Do) in einer erweiterten mitteltönigen<br />

Stimmung gestimmt sein wird (dies ist die Stimmung, für das es gebaut wurde). Marina<br />

Khorkova wird dieser Stimmung ein experimentell verwendetes Klavier<br />

gegenüberstellen. Beim Kammerkonzert (Fr) leisten wir uns ein Experiment: Das<br />

Cembalo stimmen wir pythagoreisch – durch die Vielzahl von Tönen pro Oktave<br />

können wir uns damit mittels enharmonischer Verwechslungen einer reinen Stimmung<br />

annähern. Wir sind gespannt, wie sich diese in der Praxis der damaligen Zeit nicht<br />

übliche Stimmung in der Konzertsituation bewähren wird. Die Kompositionen von<br />

Koka Nikoladze und von Günay Mirzayeva loten diese pythagoreische Stimmung auf<br />

ihre Weise aus. Auch meine eigenen kurzen Kompositionen fügen sich in das Konzept<br />

der Beispielkompositionen um 1600 ein, deren spektakuläre Harmonien auf kürzestem<br />

Raum, aber ohne Verzicht auf ästhetisch-kompositorische Qualität formuliert sind.<br />

Do 11 Uhr: Caspar Johannes Walter: kommunizierende Mehrklänge für Klarinette, Cello und Klavier<br />

Do 20 Uhr: Marina Khorkova: Beschwörung durch Lachen für Sopran, Cembalo, Monochord, Klavier<br />

Do 20 Uhr: Rafael Nassif: floresta anônima für ein Doppelrohrblattensemble verteilt im Raum<br />

Fr 20 Uhr: Vegard Fægri: tiltrekning (og landskap) / landscape (or attraction) für Ensemble<br />

Fr 20 Uhr: Günay Mirzayeva: Mugham Impulses für Cello, Gitarre und Cembalo<br />

Fr 20 Uhr: Koka Nikoladze: Poezdèplacement - differentzeitmaßcope für Geige, Cello und Cembalo<br />

Fr 20 Uhr: Caspar Johannes Walter: Studie zu harmonischen Illusionen für Geige, Cello und Cembalo<br />

Sa 16 Uhr: N. Andrew Walsh: Etüde 7 – erweitertes System für Vokalensemble und Adapted Viola<br />

10


Ehrengast Klaus Huber<br />

Wenige Komponisten der Gegenwart haben sich so radikal auf außereuropäische<br />

Musikkulturen eingelassen wie Klaus Huber in seinem Spätwerk. Dazu gehört die<br />

kompositorische Konfrontation europäischer und arabischer Musiker und Ensembles,<br />

insbesondere aber auch die Auseinandersetzung mit Modi und Intervallstrukturen der<br />

arabischen Musik. Von der Arbeit mit Dritteltönen, so in … plainte … für Viola d’amore<br />

(1990) – einem Stück, aus dem ein ganzer Werkkomplex hervorgegangen ist –,<br />

verspricht er sich eine radikalere Abkehr vom „Diktat der gleichschwebenden<br />

Intervalle“ als z.B. von vierteltönigen Modellen. Seine Musik provoziert ein hellwaches<br />

Hören auf feinste Schattierungen im Innern des Klangs und ist zugleich eine politisch<br />

engagierte, oft von Gedichten oder theologischen Texten getragene Musik. Langjähriger<br />

Bezugspunkt war der unter Stalin in der Verbannung umgekommene Dichter Ossip<br />

Mandelstam. Klaus Hubers Annäherung an die arabische Musik stand auch im Zeichen<br />

des Protests gegen den ersten Golfkrieg 1991.<br />

Prof. Dr. h.c. bis Klaus Huber, geb. 1924 in Bern, wurde 1973 Professor für<br />

Komposition in Freiburg im Breisgau. Zu seinen Schülern gehören Brian Ferneyhough,<br />

Toshio Hosokawa und Wolfgang Rihm. Seit 1990 führt Huber seine Lehrtätigkeit in<br />

freier Form weiter. 1999 erschienen seine Gesammelten Schriften „Umgepflügte Zeit“,<br />

hrsg. von Max Nyffeler. 2009 erhielt er den Ernst von Siemens-Musikpreis. Zuletzt<br />

erschien der Interviewband Von Zeit zu Zeit. Das Gesamtschaffen. Gespräche mit<br />

Claus-Steffen Mahnkopf, Hofheim 2009. Sein Vorlass liegt in der Paul Sacher Stiftung<br />

Basel. Er lebt in Bremen und in Panicale/Umbrien.<br />

„Sein christlicher Glaube bewegt ihn, sich direkt dem zuzuwenden, was er als die doppelte utopische<br />

Sendung der Musik sieht: den Zuhörer zur konkreten sozialen Reflexion anzuregen und eine<br />

hoffnungserfüllte Vision vom “rechten Leben” zu verkörpern. Wie mit diesem Credo steht es auch mit<br />

dem Menschen. Das hat sich in den Erfahrungen von einander folgenden Generationen jüngerer<br />

Komponisten gezeigt, die, wie ich selbst, die Kraft von Hubers pädagogischen Fähigkeiten selbst erleben<br />

konnten und so seine vollkommene Offenheit und kritische Toleranz gegenüber einer weiten Vielfalt von<br />

ästhetischen Positionen, kulturellen Hintergründen und angestrebten Zielen bestätigen können.“<br />

Brian Ferneyhough über Klaus Huber unter www.klaushuber.com.<br />

Auf Klaus Hubers Anregung hin haben wir das syrische Ensemble Al-Kindî eingeladen,<br />

für das seine Assemblage „Die Erde dreht sich auf den Hörnern eines Stiers“ für 4<br />

arabische und 2 europäische Musiker 1993 originär komponiert wurde.<br />

11


Kongressprogramm<br />

Mittwoch, 15. Juni 2011<br />

18.00-19.30 OPR Konzert „gegen unendlich“<br />

21.00-23.00 KMS Konzert „Arabische Nacht“<br />

Masterclasses/Workshops für Komposition (OPR) und Carrillo-Sechzehntelton-Klavier (KS)<br />

Donnerstag, 16. Juni 2011<br />

ab 9.00 Literaturstudium in Bibliothek und Wandelhalle (Ebene 8) oder<br />

Gelegenheit zum „Besuch“ von Monochord-Studio mit<br />

Instrumentenausstellung (8.06) dort:<br />

10.00 Vorführung von David Stützel „Klangfundstücke“<br />

11.00-11.30 OPR Kongresseröffnung & Begrüßung<br />

11.30-13.00 OPR Caspar Johannes Walter<br />

Kommunizierende Mehrklänge (mit Uraufführung)<br />

*** SESSION 1 A – Präsentationen – 14.00-16.30 Uhr – Konzertsaal<br />

14.00-15.00 Bernfried Pröve (Berlin), Moritz Ernst (Badenweiler)<br />

Komponieren für Sechzehntelton-Klavier<br />

15.30-16.00 Veli Kujala (Helsinki)<br />

Quarter tone accordion – a presentation of a new microtonal instrument<br />

16.00-16.30 B. Haas, M. Bidin, C. J. Walter, W. von Schweinitz (Lancaster)<br />

Die Installation rein gestimmter Töne auf der großen Orgel des Konzertsaales<br />

*** SESSION 1 B – Präsentationen – 14.00-18.00 Uhr – OPR<br />

14.00-15.00 Michalis Cholevas (Rotterdam)<br />

Modal system (Makam) and style in Turkish art music.<br />

15.30-16.00 Koka Nikoladze, David Stützel (Trossingen)<br />

Die Volksmusik Georgiens und ihre Beziehung zur europäischen Musik<br />

16.00-16.45 Susanne Erding-Swiridoff<br />

Traditionelle Musik der Araber im Dialog mit zeitgenössischer Musik<br />

17.00 -18.00 OPR Andreas Meyer<br />

Mikrotonalität warum?<br />

19.00-19.45 OPR Ehrengast Klaus Huber im Gespräch mit Andreas Meyer<br />

20.00-22.00 KS Eröffnungskonzert Open Spaces<br />

Masterclasses/Workshops für Cembalo (8.23), Cello (8.28), Stimme (8.05), Geige (8.35) und<br />

Gitarre (8.04)<br />

12


Freitag, 17. Juni 2011<br />

*** SESSION 2 A – Vorträge – 9.00-13.00 Uhr – OPR<br />

9.00-10.00 Julien Jâlal Eddine Weiss (Istanbul)<br />

Singularity of the Qanun as a micro-tonal instrument by excellence and<br />

problematic of musical notations…<br />

10.00-11.00 Wolfgang von Schweinitz (Lancaster)<br />

Zur Emanzipation der Konsonanz.<br />

Das Repertoire der nach Gehör stimmbaren Intervalle<br />

11.00-11.30 Georg Hajdu (Hamburg), Heinz Bohlen (Kehl)<br />

Die Bohlen-Pierce-Skala<br />

12.00-13.00 OPR Sander Germanus (Amsterdam)<br />

31-tone music in theory and practice<br />

*** SESSION 2 B – Papers – 9.00-11.30 Uhr – Raum 8.28<br />

9.00-9.30 Manfred Cordes (Bremen)<br />

Seguite I pochi; e non la vulgar gente.<br />

Nicola Vicentinos enharmonisches Tongeschlecht<br />

9.30-10.00 Manfred Stahnke (Hamburg)<br />

Ganzzahlige Intervallproportionen in temperiertem Kontext –<br />

Parallelen zwischen dem Archicembalo und einer heutigen mikrotonalen<br />

Synthesizerstimmung<br />

10.30-11.00 Matteo Cesari (Paris)<br />

Pushing the Performer to his Limits: Microtonality and Interpretation<br />

11.00-11.30 Tilmann Langbein (Abtsgmünd), Michael Scheer (Jestetten)<br />

Das Stimmgerät CTS-32-C<br />

*** SESSION 3 A – Präsentationen – 14.00-18.30 Uhr – OPR<br />

14.00-15.00 Johannes Keller (Basel)<br />

Gebrauchsanweisung für das Cimbalo Cromatico.<br />

Einblicke in Bauweise und Aufführungspraxis anhand konkreter Beispiele<br />

15.30-16.30 Piet Johan Meyer, Oliver Frick, Caspar Johannes Walter<br />

Monochord / Mikroton-Player / Soft- Hardwareausstellung<br />

17.00-18.30 OPR Martin Kirnbauer (Basel)<br />

Mikrotonalität versus Vieltönigkeit ?<br />

Konzepte und Praktiken ‚mikrotonaler‘ Musik des 16. und 17. Jahrhunderts<br />

*** SESSION 3 B – Papers – 15.30-16.30 Uhr – Raum 8.28<br />

15.30-16.00 Till Knipper (Oldenburg)<br />

Mikrotonale Intonation am Beispiel von Klaus Hubers "...Plainte..."<br />

16.00-16.30 Bernd Asmus<br />

Werkeinführung zu “Gewölk”<br />

20.00-22.00 KMS Kammerkonzert Plainsound Symphony<br />

Masterclasses/Workshops für Orgel (KS), Flöte (8.23), Saxophon (8.04)<br />

13<br />

Kongressprogramm


Kongressprogramm<br />

Samstag, 18. Juni 2011<br />

*** SESSION 4 A – Präsentation/Paper/Vortrag – 9.00-13.00 Uhr – OPR<br />

9.00-10.00 John Schneider (Los Angeles)<br />

Partch: Re-Genesis of a Music<br />

10.30-11.00 Lidia Ader (St. Petersburg)<br />

Russian microtonal theory: 1910-1920s approaches and tendencies<br />

11.00-11.30 Cordula Pätzold (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Panchromatische Zeitanordnung<br />

11.30-13.00 Erik Oña (Basel)<br />

Intonation und Klangfarbe<br />

***SESSION 4 B – Papers – 10.30-11.30 Uhr – Raum 8.28<br />

10.30-11.00 Joachim Junker (Kaiserslautern)<br />

“Ein reines Fruchtland”:<br />

Zur Mikrotonalität in Luigi Nonos Das atmende Klarsein<br />

11.00-11.30 Sarvenaz Safari (Hamburg)<br />

Mikrotonalität: Klangfarbe oder Klangfärbung?<br />

[György Ligeti: Streichquartett Nr.2 (1968), Georg Friedrich Haas:<br />

Streichquartett Nr.2 (1998), Manfred Stahnke: Streichquartett Nr.4 (2000)]<br />

14.00-15.30 Roman Brotbeck (Bern)<br />

Mikrotonalität als Reconquista – der mexikanische Futurist Julián Carrillo<br />

16.00-18.00 KS Abschlusskonzert & Abschlussdiskussion<br />

Ende des Kongresses gegen 18.30 Uhr.<br />

Züge Richtung Norden (Hamburg/Berlin): Abfahrt 18.51 Uhr<br />

Züge Richtung Südwest (Basel): Abfahrt 19.11 Uhr<br />

Züge Richtung Südost (München/Salzburg): Abfahrt 18.53 Uhr<br />

Mikrotonalität. Praxis & Utopie<br />

Zur Dokumentation des Kongresses erscheint voraussichtlich 2012 ein<br />

Kongressbericht in Buchform<br />

(<strong>Stuttgart</strong>er Musikwissenschaftliche Schriften, Schott Verlag) sowie eine<br />

Doppel-CD der Konzerte (Edition Zeitklang)<br />

14


Mittwoch, 15. Juni 2011<br />

18.00-19.30 OPR<br />

Konzert „gegen unendlich“<br />

Stellen / Ausschnitte / Aspekte aus mikrotonaler Musik des 20. & 21. Jahrhunderts<br />

echtzeitEnsemble, Christof M Löser (Leitung und Moderation)<br />

21.00-23.00 Kammermusiksaal<br />

Konzert „Arabische Nacht“<br />

Klaus Huber Die Erde dreht sich auf den Hörnern eines Stiers (1993)<br />

Assemblage für vier arabische und zwei europäische Musiker<br />

und Tonband<br />

Sänger (Sufi);<br />

arabische Instrumente: Nay (Flöte), Qânûn (Zither),<br />

Riqq/Mazhar (Schellentamburin/große Rahmentrommel);<br />

Viola, Gitarre und Tonband<br />

Traditionelle Arabische Musik<br />

Ensemble Al-Kindî:<br />

Julien Jâlal Eddine Weiss, Qânûn/arabische Zither, künstlerische Leitung<br />

Hasan Altnji, Sufi-Gesang<br />

Ziad Kadi Amin, Ney/arabische Holzflöte<br />

Jamal Al Sakka, Riqq/arabisches Schlagwerk<br />

Andra Darzins, Viola<br />

Johannes Monno, Gitarre<br />

Igor Stepanov, Elektronik<br />

Malte Giesen, Assistenz<br />

15<br />

Konzerte


Konzerte<br />

Donnerstag, 16. Juni 2011<br />

Komponistengespräch: 19.00-19.45 OPR<br />

Ehrengast Klaus Huber im Gespräch mit Andreas Meyer<br />

20.00-22.00 Konzertsaal<br />

Eröffnungskonzert „Open Spaces“<br />

Zum Einlass ab ca. 19.45 Uhr:<br />

Orgelinstallation - Akkorde in reiner Stimmung nach Wolfgang von Schweinitz<br />

Marco Bidin, Orgel<br />

Nicola Vicentino Musica priscia caput (1555) für Vokalensemble und Cembalo<br />

Vokalensemble der MHS <strong>Stuttgart</strong>; Ltg: Prof. Johannes Knecht;<br />

Johannes Keller, Cembalo<br />

Georg Friedrich Haas Open Spaces II (2007) in memory of James Tenney<br />

für 12 Streicher und zwei Schlagzeuger, vierchörige Raumdisposition<br />

echtzeitEnsemble <strong>Stuttgart</strong>; Ltg: Christof M Löser<br />

Julián Carrillo Klavierkonzert „Balbuceos“ (1959, Ausschnitt)<br />

Bernfried Pröve Echo á Gérard, Spalt<br />

Moritz Ernst, Sechzehntelton-Klavier<br />

Ascanio Mayone Beispielkompositionen aus Fabio Colonnas<br />

La Sambuca lincea, overo dell'istromento perfetto (Neapel 1618-22)<br />

eingerichtet für Celloquartett in mitteltöniger Stimmung<br />

KlassenEnsemble Prof. Conradin Brotbek /<br />

Johannes Keller (Basel), Cembalo<br />

Rafael Nassif floresta anônima (2010/11) für Doppelrohrblattensemble<br />

KlassenEnsembles Prof. Christian Schmitt & Prof. Marc Engelhardt<br />

Ltg: Christof M Löser<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

- - -<br />

Domenico Mazzocchi Mater euryali (1638)<br />

Gunhild Alsvik, Sopran; Johannes Keller, Cembalo<br />

Marina Khorkova Beschwörung durch Lachen (2010/11)<br />

Gunhild Alsvik, Sopran; Johannes Keller, Cembalo;<br />

Koka Nikoladze, Monochord; Julia Draginda und<br />

Marina Khorkova, präpariertes Klavier<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Klaus Huber Die Erde dreht sich auf den Hörnern eines Stiers<br />

[siehe Konzert „Arabische Nacht“]<br />

16


Freitag, 17. Juni 2011<br />

20.00-22.00 Kammermusiksaal<br />

Konzert „Plainsound Symphony“<br />

Steffen Krebber Zerscheinen (2010) für Fokker-Orgel und Ensemble<br />

Ensemble SCALA der Huygens-Fokker-Stiftung, Amsterdam<br />

Sander Germanus Gallium (2010) für Fokker-Orgel und Ensemble<br />

Ensemble SCALA der Huygens-Fokker-Stiftung, Amsterdam<br />

Harry Partch 17 Gedichte (Auswahl, 1930-33) für Adapted Viola<br />

John Schneider, Adapted Viola<br />

Wolfgang von Schweinitz Plainsound-Litany op.46a (2004) für Violoncello solo<br />

Hanna Kölbel, Violoncello<br />

Vegard Fægri tiltrekning (og landskap) / attraction (and landscape) (2010/11)<br />

für Ensemble URAUFFÜHRUNG<br />

komponiert im Auftrag des Studio Neue Musik der<br />

<strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

echtzeitEnsemble / Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong><br />

Christof M Löser, Leitung<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

- - -<br />

Bernd Asmus Gewölk (1996) für Ensemble<br />

Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong>; Christof M Löser, Leitung<br />

Ascanio Mayone Beispielkompositionen aus Fabio Colonnas<br />

La Sambuca lincea, overo dell'istromento perfetto (Neapel 1618-22)<br />

eingerichtet für Celloquartett in pythagoreischer Stimmung<br />

KlassenEnsemble Prof. Conradin Brotbek /<br />

Johannes Keller (Basel), Cembalo<br />

Günay Mirzayeva Mugham Impulses(2010/11) für Violoncello, Gitarre und Cembalo<br />

echtzeitEnsemble / Johannes Keller , Cembalo<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Koka Nikoladze Poezdéplaement – differentzeitmaßcope (2010/11)<br />

Eva Saladin, Violine; Céline Papion, Violoncello;<br />

Johannes Keller, Cembalo<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Caspar Johannes Walter Studie zu harmonischen Illusionen (2010/11)<br />

Eva Saladin, Violine; Céline Papion, Violoncello;<br />

Johannes Keller, Cembalo<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Konzerte<br />

Caspar Johannes Walter Flattergeist (2008) für drei Celli<br />

Conradin Brotbek, Ester Saladin, Caspar Johannes Walter<br />

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Konzerte<br />

Samstag, 18. Juni 2011<br />

16.00-18.00 Konzertsaal<br />

Abschlusskonzert & Abschlussdiskussion<br />

Diskussionsrunde mit Klaus Huber und Referenten<br />

Diskussionsleitung: Andreas Meyer<br />

Erik Oña Tiger und Patriarch (1994)<br />

für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Violine und Violoncello<br />

Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong><br />

Christof M Löser / Erik Oña (Basel), Leitung<br />

N. Andrew Walsh Etude 7 – Erweitertes Perfektes System (2011)<br />

für Sopran, adapted Viola, Tenor, Bariton und Bass<br />

nach „Douleur me bat“ von Josqiun Desprez<br />

John Schneider, Adapted Viola<br />

Vokalensemble der MHS <strong>Stuttgart</strong>; Ltg: Prof. Johannes Knecht<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

Malte Giesen 7th litany for Heliogabalus (2010) für Ensemble<br />

echtzeitEnsemble <strong>Stuttgart</strong> / Christof M Löser, Leitung<br />

DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG<br />

*** Diskussionsrunde, Leitung: Andreas Meyer<br />

Klaus Huber Plainte – Die umgepflügte Zeit (1990/91) für Viola d’amore und<br />

13 Instrumentalsolisten pour Luigi Nono,<br />

Gunther Teuffel, Viola d’amore<br />

Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong> / Christof M Löser, Leitung<br />

Gérard Grisey Jour, Contre-Jour (1978/79) pour 13 musiciens, orgue électrique et<br />

bande magnétique 4 pistes<br />

echtzeitEnsemble <strong>Stuttgart</strong> / Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong><br />

Christof M Löser, Leitung<br />

18


Innerhalb der Masterclasses bzw. Workshops sollen im Allgemeinen die<br />

Herausforderungen ausgewählter mikrotonaler Werke praktisch erarbeitet und typische<br />

Herangehensweisen erprobt werden. Sie haben bisweilen experimentellen Charakter<br />

und werden daher von einem Team aus Dozenten durchgeführt.<br />

Komposition Mi 14.30-17.30 OPR<br />

Prof. Klaus Huber (Bremen/Panicale), Prof. Dr. Erik Oña (Basel), Prof. Caspar<br />

Johannes Walter (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Carrillo-Klavier Mi 14.30-17.30 Konzertsaal<br />

Bernfried Pröve (Berlin), Moritz Ernst (Badenweiler)<br />

Cembalo Do 12.00-18.00 8.23<br />

Johannes Keller (Basel)<br />

Cello Do 12.00-18.00 8.28<br />

Prof. Conradin Brotbek (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster), Andrew<br />

Walsh (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Stimme Do 12.00-18.00 8.05<br />

Prof. Angelika Luz (<strong>Stuttgart</strong>), Gunhild Alsvik (Basel), Prof. John Schneider (Los<br />

Angeles), Margarethe Huber (Berlin)<br />

Geige Do 12.00-15.00 8.35<br />

Prof. Judith Ingolfsson (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Gitarre Do 12.00-15.00 8.04<br />

Prof. Johannes Monno (<strong>Stuttgart</strong>, Koordination), Prof. Dr. John Schneider (Los<br />

Angeles), Stefan Gerritsen (Ensemble SCALA Amsterdam), Agustín Castilla-Àvila<br />

(Gesellschaft für ekmelische Musik Salzburg)<br />

Orgel Fr 12.00-18.00 KS<br />

Prof. Bernhard Haas (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster), Marco<br />

Bidin (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Flöte Fr 12.00-18.00 8.23<br />

Antje Langkafel (<strong>Stuttgart</strong>), Eva Kingma (Amsterdam), Jos Zwaanenburg (Amsterdam),<br />

Matteo Cesari (Paris), Raymond Honing (Hilversum)<br />

Saxophon Fr 13.00-18.00 8.34<br />

Nikola Lutz (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Bernd Konrad (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Masterclasses / Workshops<br />

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Ausstellungen<br />

Monochord-Studio / Soft- und Hardware / Instrumentenausstellung<br />

Raum 8.06 Führungen nach Anmeldung im Kongressbüro<br />

Sehr nützlich für die praktische Arbeit ist es, einen Arbeitsplatz mit Software zur Berechnung von<br />

Stimmungen zur Verfügung zu haben und auch midi-Instrumente, mit denen man jede Stimmung<br />

direkt hören kann – und alles so einfach zu bedienen, dass jeder Komponist und Musiker ohne<br />

technische Vorkenntnisse an diesem Arbeitsplatz arbeiten kann. Auf dieser Basis haben wir ein<br />

Soft- und Hardware-Studio zusammengestellt, das vielfältige praktische Hilfsmittel in der<br />

Beschäftigung mit Mikrotonalität zur Verfügung stellt. Neben verschiedenen Tools aus dem<br />

Softwarebereich, die zum Teil aus dem Elektronischen Studio der Musikakademie Basel stammen,<br />

sind es vor allem Eigenentwicklungen aus der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>: die programmierbare<br />

36-ton Tastatur mit Mikrotonplayer, den mehrstimmigen Controller in flexibler Intonation und das<br />

Monochord.<br />

Zu den „akustischen“ Instrumente gehört die Sammlung „Klangfundstücke“ von David Stützel:<br />

„Ein Sammelsurium erstaunlicher (Mehr-)Klänge, Spiel- und Gesangstechniken, Ideen und<br />

Instrumente, die vieles hörbar machen, veranhörlichen (Ober-, Unter-, Differenz- und Mikrotöne,<br />

Multiphonics). Eine Instrumenten- und Klangausstellung, die sich großteils erst mit Vorführung<br />

erschließt: Sägen, Töpfe, Rohre, Tassen, Gummibandtrompeten. Georgische Instrumente : Panduri<br />

– mit gleichmäßiger Siebenteilung der Oktav – Tschonguri, Gudastviri, Duduki.“<br />

Zu den im Kongressbüro angegeben Zeiten wird ein(e) Betreuer(in) anwesend sein, so dass alle<br />

Interessierten die Soft- und Hardware auch ohne Vorkenntnisse ausprobieren können.<br />

Orgel-Installation<br />

Konzertsaal Do 16.30-17.00 Uhr (im Anschluss an die Präsentation)<br />

Fr 12.00-16.00 Uhr (im Rahmen der Masterclass Orgel)<br />

Carrillo-Klavier<br />

Konzertsaal Mi 14.30-17.30 Uhr (im Rahmen der Masterclass Carrillo-Klavier)<br />

Do 15.00-15.30 Uhr (im Anschluss an die Präsentation)<br />

Cembalo universale<br />

OPR Fr 15.00-15.30 Uhr (im Anschluss an die Präsentation)<br />

Do 12.00-18.00 Uhr (im Rahmen der Masterclass Cembalo)<br />

Kingma-Flöten<br />

8.23 Fr 12-18 Uhr (im Rahmen der Masterclass Flöte)<br />

Fachliteratur<br />

Bibliothek (Ebene 8) Do 9.30-18.00 Uhr & Fr 9.30-15.00 Uhr<br />

Die Bibliothek der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> stellt Literatur zum Thema „Mikrotonalität“<br />

zusammen, das zu den angegebenen Zeiten gesichtet werden kann.<br />

Uraufführungen<br />

Wandelhalle (Ebene 8) Mittwoch bis Samstag ganztägig<br />

Begleitmaterial zu den eigens für den Kongress entstandenen Uraufführungen ist in den<br />

Schaukästen der Wandelhalle ausgestellt und kann in jeder Pause studiert werden.<br />

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Vorträge / Präsentationen / Papers<br />

� Do 11.30-13.00 Prof. Caspar Johannes Walter (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Hauptvortrag: Kommunizierende Mehrklänge (mit Uraufführung)<br />

Mehrklänge gehören zu den interessantesten klanglichen Phänomenen, die Musikinstrumente<br />

hervorbringen können. Besonders Bläsermehrklänge gehören seit vielen Jahrzehnten zum<br />

Repertoire experimentellen Komponierens. Den Mehrklängen ist eine gewisse Sperrigkeit<br />

gegenüber der tradierten Musiksprache eigen. Sie lassen sich nicht vollständig in Noten fassen und<br />

oft nicht transponieren. Sie werden häufig als Objekt zwischen Akkord, Klang und Geräusch<br />

eingesetzt, das aus dem musikalischen Kontext heraus sticht. In letzter Zeit gibt es Bestrebungen,<br />

die Möglichkeit von Mehrklängen in allen Instrumentengruppen (besonders Saiteninstrumenten)<br />

zu untersuchen. Damit tritt neben der Besonderheit dieser Klänge auch viel Verbindendes zu Tage:<br />

Gesetzmäßigkeiten im Aufbau dieser Klangkomplexe über die Grenzen der verschiedenen<br />

Instrumentenfamilien hinweg. Mein Vortrag stellt die Mehrklänge auf dem Klavier ins Zentrum.<br />

Dabei geht es um Phänomen selbst, seine erklärbare Struktur, die instrumentale Praxis und die<br />

Analogien zwischen ähnlichen Mehrklängen verschiedener Instrumentengruppen.. Ich bin der<br />

Überzeugung, dass das strukturelle Verständnis der Mehrklänge, das Wissen um die praktische<br />

Umsetzung und die Möglichkeit, den Mehrklang vom einzelnen Instrument abzulösen und auf das<br />

andere Instrument zu übertragen, dazu beitragen kann, der Komposition mit Mehrklängen über<br />

ihre starke Farbwirkung hinaus mehr strukturelles Gewicht zu geben.<br />

� Do 14.00-15.00 Bernfried Pröve (Berlin), Moritz Ernst (Badenweiler)<br />

Präsentation: Komponieren für 1/16 Ton Klavier – How to compose for 1/16 Tone Piano<br />

Die größte Innovation im Klavierbau seit 1945 ist zweifelsohne das 1955 von Julian Carrillo bei<br />

der Firma Sauter in Auftrag gegebene Sechzehntelton-Klavier, welches 1958 auf der<br />

Weltausstellung in Brüssel erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. In diesem Vortrag, der<br />

sich sowohl an Musikwissenschaftler als auch um ausübende Künstler/Pianisten richtet, wird<br />

insbesondere auf Notation, Artikulation, Resonanzverhalten und – zusammen mit dem Pianisten<br />

Moritz Ernst – auf die Interpretation von Werken für Sechzehntelton-Klavier eingegangen. Kurz<br />

gesagt wird hier die Frage „Wie spiele ich ein Sechzehntelton-Klavier“ beantwortet werden.<br />

Die besondere Notation (hier ist die von Bernfried E.G.Pröve 2003 entwickelte 1/16 Ton<br />

Notationstabulatur ausschlaggebend) ist für den Komponisten Grundlage für eine professionelle<br />

Auseinandersetzung mit dem Instrument und die Möglichkeit für 1/16 Ton Klaviere zu<br />

komponieren (Tabulatur-Klang-Griffschrift). Spieltechniken wie 1/16-ton-Präparation, Äolian-<br />

Harp-Effekt, Oberton-Abgreifen und Präparation mit Stimmkeilen werden zur Sprache gebracht.<br />

Werke von Carillo sowie Vandenborgade, Bancquart, Imholz, Flammer und Pröve (Écho à Gérard,<br />

Spalt, Études ultrachromatique) werden eingehend analysiert.<br />

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� Do 15.30-16.00 Veli Kujala (Helsinki)<br />

Paper: Quarter tone accordion – a presentation of a new microtonal instrument<br />

In 2005 I started with the Finnish composer Sampo Haapamäki a project to develop a 24 tone<br />

equal temperament accordion. The main idea was to use the normal concert button accordion's<br />

body, and change the reeds inside of it. Together with Haapamäki we decided about the tone range<br />

of manuals and made also several compromises with some registers in left manual. The new reed<br />

benches were ready in autumn 2006 and Sampo Haapamäki started to compose a concerto for this<br />

new instrument. Since 2008 the repertoire has already grown and includes by now several solo and<br />

chamber music works and a double concerto for quarter tone accordion, accordion and chamber<br />

orchestra by Joachim F. W. Schneider. In my presentation I will show the tremendous possibilities<br />

of this new microtonal instrument with the help of scores, videos, several sound examples and by<br />

playing the instrument.<br />

� Do 16.00-16.30 Prof. Bernhard Haas, Marco Bidin, Prof. Caspar Johannes Walter<br />

(alle <strong>Stuttgart</strong>), Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster)<br />

Präsentation: Die Installation rein gestimmter Töne auf der großen Orgel des Konzertsaales<br />

Für die Dauer des Kongresses wird eine große Anzahl von Pfeifen der Orgel des Konzertsaales in<br />

einer speziellen reinen Stimmung gestimmt sein. Diese Stimmung beruht auf der Komposition<br />

„Plainsound-Litany“ von Wolfgang von Schweinitz. Wir möchten einfache und komplizierte<br />

Akkorde mit der Klarheit und dem Volumen des Orgelklanges zu Gehör bringen. Kein Instrument<br />

ist besser geeignet, den in sich ruhenden vollständig konsonanten Klang eines rein gestimmten<br />

Akkordes sinnlich erfahrbar werden zu lassen. Die ausgewählten Akkorde basieren auf den<br />

Teiltönen 2, 3, 5, 7 und 11. Der Grundton ist dabei variabel; Innerhalb der vorgestellten Auswahl<br />

von Tönen lassen sich alle Klänge in harmonisch nachvollziehbaren Progressionen auf den<br />

gleichen einfachen Ausgangszustand zurückführen. In den Akkorden selbst treten allerdings<br />

untereinander oft ganz leicht verschobene Intonationen auf, die ihren Grund in der<br />

unterschiedlichen Herleitung der Töne vom Ausgangspunkt haben.<br />

Die Installation zeigt also durch die (großräumig langsame) Abfolge der Akkorde sowohl die<br />

völlige Harmonie der einzelnen Klänge als auch die starke Spannung zwischen ihnen, die gerade<br />

durch ihre Reinheit so deutlich zu Tage treten kann. Die Stimmung der Orgel nimmt Prof.<br />

Bernhard Haas vor. Ihm assistiert Marco Bidin, der auch die Ausführung der Akkorde übernehmen<br />

wird.<br />

22


� Do 14.00-15.00 Michalis Cholevas (Rotterdam)<br />

Vortrag: Modal system (Makam) and style in Turkish art music.<br />

Turkish music consists of a vast mixture of musical styles. All these styles have been roughly<br />

�������� ����� ���� �������� ���� �������� ����� ������ ������ ����� �������� ������� ������ ��������� ����<br />

��������������������������������������������������������������������) genre, which includes the<br />

music of the Ottoman court, the Mevlevi ceremonies and the urban music styles of Istanbul and<br />

other urban areas of the Ottoman empire. The heterophonic TSM genre is described theoretically<br />

by a 53 equal commas per octave temperament. This temperament results in a 9 commas tone<br />

which therefore has two unequal semitones of 4 and 5 commas.<br />

In this presentation, the following topics will be discussed: TSM’s style: Ascending descending<br />

attraction, “moveable” notes (clusters) and “stable” ones. – The “Seyir” (path): Paths of the modes<br />

and melodic development. – Ornamentation – Differences of the TSM system with the rest of the<br />

eastern Mediterranean music genres (e.g. Byzantine, Arabic) as a result of the different division of<br />

the scale, ornamentation, the seyir approach, ascending descending attraction. – Possibilities of<br />

integrating harmony in the TSM genre.<br />

� Do 15.30-16.00 Koka Nikoladze (<strong>Stuttgart</strong>), David Stützel (Trossingen)<br />

Präsentation: Die Volksmusik Georgiens und ihre Beziehung zur europäischen Musik<br />

Die Musik Georgiens entstammt einer 2500 Jahre alten Tradition, die sich weitgehend unabhängig<br />

von äußeren Faktoren entwickelt hat. Es ist eine mehrstimmige Musik, basierend auf Skalen mit<br />

kleineren und größeren Tonschritten, die im Vergleich zur europäischen Musik sehr fein<br />

differenziert sind. Daraus resultiert eine Harmonik, die für uns zunächst schwer fassbar erscheint.<br />

Die Quellen dieser Musik werden hörbar gemacht, das verwendete Tonsystem und die Struktur<br />

der uralten, oft dreistimmigen Vokalkompositionen untersucht. Der georgische Komponist Koka<br />

Nikoladze zeigt, wie er in seinen Kompositionen die Tradition verarbeitet. Koka Nikolaze und<br />

David Stützel reflektieren die heutige Situation der neuen und alten georgischen Musik und<br />

demonstrieren die Stimmungen und den Klang georgischer Volksinstrumente.<br />

23


Wolfgang von Schweinitz<br />

� Do 16.00-16.45 Susanne Erding-Swiridoff (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Präsentation: Traditionelle Musik der Araber im Dialog mit zeitgenössischer Musik<br />

My seminars on non-European music incorporate traditional music from many cultures like China<br />

- India - Persia - Japan - Bali - Africa - South America. With special reference to microtonality the<br />

seminar on Music from the Arab Countries in Magrib and Masriq is most significant to present<br />

music instruments as well as the voice set in a dialogue with the phenomen of Maqamat or the<br />

rhythmic Iqa. The incredibly artistic diversifications can be seen elaborated e.g. in the Andalusian<br />

Nuba, the Takht Ensemble, the Mizmar Ensemble, the Muwashsha – all tracing Islamic aesthetics<br />

by combining elements of language, instrumental genres and formal structuring. In addition the<br />

dialogue with contemporary music for composers and interpreters of music and also for all<br />

participants interested in music of the Arab Countries is a challenging framework for individual<br />

experiences interfacing European and non-European cultural spheres. My seminars include<br />

didactic activities and methods which allow to shift in between oral perception and detailed<br />

instructed knowledge. This presentation will show steps and material with a lot of music and<br />

books, collected all over the world, calligraphy, special events and guest seminars during the<br />

curriculum and suggestion for a final test – such as expressing culture by experiencing music. In<br />

order to share cultural concepts I let the students participate in learning about the wealth of other<br />

traditions and the best of its past as they all relate to the present.<br />

� Do 17.00 -18.00 Prof. Dr. Andreas Meyer (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Hauptvortrag: Mikrotonalität warum?<br />

Entgegen der verbreiteten Vorstellung, Mikrotonalität sei ein esoterischer Sonderweg innerhalb<br />

der experimentellen Avantgarde, soll umgekehrt die historische und ästhetische Tragweite der<br />

Thematik deutlich werden – und der Ausnahmecharakter der „gleichschwebend temperierten<br />

Stimmung“, die nicht einmal 200 Jahre lang die europäische Musikgeschichte beherrscht hat.<br />

Entlang einer primär ästhetischen Argumentation werden einige prägnante Stationen vorgestellt,<br />

auch im Sinne einer Einführung für die Kongressteilnehmer. Welcher Reiz, vielleicht auch: welche<br />

innere Notwendigkeit liegt in der Verwendung von Intervallen unterhalb der Halbtongrenze?<br />

Dabei soll eine möglichst scharfe Unterscheidung zwischen (1.) einer „usuellen“, rein klanglich<br />

begründeten Einbeziehung von Mikrotönen, (2.) dem für die Neue Musik des 20. Jahrhunderts<br />

typischen Motiv der „Erweiterung des Materials“, sowie (3.) aus der Obertonreihe entwickelten<br />

Konzepten getroffen werden. Zumal die dritte Option, die in den letzten Jahren einen ungeahnten<br />

Aufschwung genommen hat, bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen „mathematischem“<br />

Anspruch, Naturklang-Ideologie und einer – im besten Sinne – „musica speculativa“. Die Frage<br />

der Theoriefähigkeit des Phänomens berührt letztlich sehr grundsätzliche Fragen der komponierten<br />

Neuen Musik heute.<br />

Der Vortrag wird voraussichtlich durch Klangbeispiele von Sidsel Endreson, Ivan<br />

Wyschnegradsky, Gérard Grisey, Luigi Nono, Klaus Huber und Caspar Johannes Walter illustriert.<br />

24


� Fr 9.00-10.00 Julien Jalâl Eddine Weiss (Istanbul/Türkei)<br />

Vortrag: Singularity of the Qânûn as a micro-tonal instrument by excellence and<br />

problematic of musical notations based on common outdated theories as 24 quarter tons, 53<br />

holderien commas, 72 Chrysantos commas, and presentation of my two just-intonation systems<br />

based on Pythagorean and spectral ratios.<br />

Description and critique of different Qânûn tuning systems in Arabic and Turkish music: 1. The<br />

Egyptian modern tuning system with a double apotome divided in 4 tempered quarter-tones (5<br />

notes from flat to sharp on each string) and 24 tempered quarter-tones in one octave. – 2. The<br />

Syrian Aleppo system: a double tempered apotome divided in 10 unequal intervals (11 unequal<br />

notes from flat to sharp on each string) and 53 unequal intervals in one octave (Sheikh Ali<br />

Darwish). – 3. The Turkish system: a double tempered apotome divided in 12 equal intervals (13<br />

notes from flat to sharp) 72 notes in one octave (Chrysantos), in contradiction with the official<br />

Turkish holderien 53 commas theory. – 4. Presentation of the different tuning systems of my two<br />

Qânûn prototypes in just intonation based on 14 pythagorean apotomes divided in 7 unequal<br />

intervals: System no1: 81/80, 245/243, 3159/3136, 144/143, 121/120, 100/99, 81/80; System no2:<br />

81/80, 105/104, 572/567, 144/143, 1547/1536, 120/119, 81/80. (15 notes from flat to sharp in each<br />

string) and presentation of the 15 symbols used for my transcription of Arabic and Turkish music<br />

as well as contemporary music.<br />

� Fr 10.00-11.00 Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster)<br />

Vortrag: Zur Emanzipation der Konsonanz. Das Repertoire der nach Gehör stimmbaren<br />

Intervalle<br />

Die akustischen Grundlagen zur Entwicklung neuer mikrotonaler Intonations- und Ensemble-<br />

Spieltechniken für die nicht-temperierte reine Stimmung; Hermann von Helmholtz (“Die Lehre<br />

von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik”, 1863); das<br />

Phänomen der Teiltöne; die Obertonreihe, interpretiert als das vorgegebene Repertoire der reinen<br />

Intervalle; die rationalen Frequenzverhältnisse (Harry Partch) und die Definition des<br />

Toleranzbereichs; James Tenney’s Konzept des Harmonischen Tonraums (“harmonic space”) als<br />

ein Modell der harmonischen Perzeption unseres Sensoriums (“John Cage and the Theory of<br />

Harmony”, 1983) und seine Definition des Harmonischen Abstands (“harmonic distance”)<br />

zwischen den Tönen eines gestimmten Intervalls; das je spezifische Timbre der nicht-temperierten<br />

Intervalle: die Partialton-Unisoni, die Kombinationstöne (“natürliche Ringmodulation”) und die<br />

Periodischen Signaturen (Marc Sabat); Präsentation und Diskussion der umfassenden von Marc<br />

Sabat 2005 vorgelegten Liste der nach Gehör stimmbaren Intervalle; Klangbeispiele.<br />

25


� Fr 11.00-11.30 Prof. Dr. Georg Hajdu (Hamburg), Heinz Bohlen (Kehl)<br />

Vortrag: Die Bohlen-Pierce-Skala<br />

Was sind eigentlich die Kriterien für die Schaffung einer für harmonische und letztlich tonale<br />

Musik geeigneten Skala, wie sie die bekannten 12 Tonstufen im Oktavrahmen ohne Zweifel<br />

darstellen? Diese oberflächlich gesehen laienhafte Frage führte in den Jahren zwischen 1972 und<br />

1984 gleich dreifach zur Entdeckung einer Skala, die die Duodezime in 13 Stufen teilt. Sie ist<br />

harmonisch, besitzt diatonische Modi und erlaubt tonale Kompositionen, enthält aber<br />

kein Oktavintervall und kann damit nicht unter die Stimmungen der 12-stufigen Skala eingeordnet<br />

werden. Stattdessen öffnet sie den Zugang zu einer musikalischen Parallelwelt. Da ihre<br />

Ausgangsbasis die Annahme einer vorwiegend kubisch-nichtlinearen Gehörcharakteristik ist, hat<br />

sie eine enge Affinität zu Instrumenten mit überwiegend ungeradzahligen Harmonischen, wie<br />

Klarinette und Panflöte. Eine nicht oktavierende Skala bringt jedoch auch spezielle Probleme bei<br />

der Notation mit sich. Spezielle Software erlaubt allerdings zwischen unterschiedlichen<br />

Notationsprinzipien (kognitiv, instrumental und logisch) nahtlos zu wechseln, was besonders bei<br />

Kompositions-, Lern- und Analyseabläufen von eminentem Vorteil ist.<br />

� Fr 12.00-13.00 Sander Germanus (Huygens-Fokker-Stiftung Amsterdam)<br />

Vortrag: 31-tone music in theory and practice<br />

The Dutch physicist Christiaan Huygens described the 31-tone equal temperament in his Lettre<br />

Touchant le cycle harmonique of 1691. Earlier, it was the Italian composer Nicola Vicentino who<br />

already presented 31 tones per octave to the outside world in 1551. The writings of Christiaan<br />

Huygens came to the attention of the Dutch physicist Adriaan Fokker in 1942, who caused a true<br />

31-tone wave during the following decades. His enthusiasm led to the construction of the Fokker<br />

organ (Fokker-Orgel) in 1950. Since that time many new 31-tone works were composed in<br />

different styles based on different theories. During this presentation, both theoretical and practical<br />

aspects of the 31-tone will be discussed. For example, there will be a description about the need<br />

for this musical system. One of the main advantages is that the problem of enharmonic tones is<br />

solved, while the meantone temperament is maintained and modulating to all keys is made<br />

possible. In contemporary music, other possibilities are mostly an inspiration to composers who<br />

want to work with the 31-tone temperament. In practice, the system is unfortunately less easily<br />

deployable than the conventional 12-tone system. All these aspects will be discussed by Sander<br />

Germanus.<br />

26


� Fr 9.00-9.30 Prof. Dr. Manfred Cordes (Bremen)<br />

Paper: Seguite I pochi; e non la vulgar gente. Nicola Vicentinos enharmonisches<br />

Tongeschlecht<br />

Vicentinos besondere Leistung besteht darin, dass er das antike Tonsystem, speziell dessen<br />

Anwendung aller drei Genera, in seine zeitgenössische Musikpraxis transformieren und integrieren<br />

will. Sein Ansatz unterscheidet sich damit grundlegend von späteren Versuchen der Neubelebung<br />

der antiken Tongeschlechter und steht – wie die wenigen in diesem Zusammenhang mitgeteilten<br />

Beispielkompositionen – in der gesamten europäischen Musikgeschichte singulär.<br />

Für die Erweiterung des Tonspektrums auf nunmehr 31 Töne pro Oktave liefert Vicentino nicht<br />

nur einige Beispielkompositionen, sondern zugleich eine Bau- und Stimmanleitung für das<br />

Tasteninstrument, mit dessen Hilfe die Realisation dieses äußerst komplexen Tonsystems möglich<br />

sein soll: Sein archicembalo benötigt ein zweites Manual, um die Menge der zusätzlich<br />

erforderlichen Zwischenschritte unterbringen zu können.<br />

Im Vortrag soll versucht werden, Vicentinos Gedankengänge nachvollziehbar zu machen und zu<br />

zeigen, wie ein Tonsystem beschaffen war, dessen Entwicklung ein bedeutender Musiker des 16.<br />

Jahrhunderts fast sein ganzes Leben gewidmet hat. Die Hörbeispiele liefern erstmals auch eine<br />

sinnliche Erfahrung dessen, was Vicentino für eine nach weiteren Raffinessen dürstenden (Hof-)<br />

Gesellschaft ersonnen hatte.<br />

� Fr 9.30-10.00 Prof. Dr. Manfred Stahnke (Hamburg)<br />

Paper: Ganzzahlige Intervallproportionen in temperiertem Kontext – Parallelen zwischen<br />

dem Archicembalo und einer heutigen mikrotonalen Synthesizerstimmung<br />

Wenn 5/4 und 7/4 auf einer 12er-Tastatur bestmöglich verkettet werden, ergibt sich bei alleiniger<br />

Betrachtung dieser beiden Intervalle eine nicht-oktavierende Stimmung von 12. Wurzel aus<br />

1.9560685. Hier beträgt die Abweichung für 5/4 bzw. 7/4 von jedem Ton aus jeweils unter 1 cent:<br />

Um 0.869c ist "5/4" zu groß, um denselben Wert "7/4" zu klein. Zum Vergleich sei das<br />

Archicembalo in einer idealen 31ton-Temperatur hinzugezogen: 5/4 wäre hier um 0.78c zu groß,<br />

7/4 um 1.08c zu klein. Das Archicembalo hätte von jedem Ton aus zusätzlich die mitteltönigen<br />

Quinten (-5.18c gegen rein 3/2) und selbstverständlich reine 2/1 Oktaven.<br />

Es wird ein kompositorischer Ansatz untersucht, der die oben beschriebene nicht-oktavierende<br />

Synthesizerstimmung kombiniert mit einer naturrein gestimmten akustischen Harfe, die eine<br />

oktavidentische Stimmung benutzt, aber die 7 vorhanden Saiten pro Oktave in 5/4 und 7/4<br />

Intervallen einstimmt. Durch den Pedalmechanismus werden einerseits diese reinen Intervalle<br />

begrenzt transponierbar. Andererseits ergeben sich aber weitere komplexe Intervalle durch die<br />

inhärente 100c-Abständigkeit der Pedalpositionen. Zusammen mit der nicht-oktavidentischen<br />

Synthesizerstimmung ergibt sich ein grenzenlos erscheinendes meloharmonisches Feld, welches in<br />

Ausschnitten vorgestellt wird aufgrund einer realen Aufführung eines Werkes des Autors für<br />

mikrotonale Harfe und mikrotonalen Synthesizer.<br />

27


� Fr 10.30-11.00 Matteo Cesari (Paris)<br />

Paper: Pushing the Performer to his Limits: Microtonality and Interpretation<br />

Contemporary composers demands that the performer attains a far-reaching level of technical and<br />

physical “bravura”, whilst at the same time integrating a complex system of pitches including the<br />

4th tone, 8th tone and even 6th tone scale.<br />

What choices does the performer make when faced with a so complex system of pitches<br />

organization? How does the performer allow the auditor to perceive them? Is there any possible<br />

technical improvement that can help the interpreter to achieve a higher degree of precision?<br />

It is only through a minute analysis of the composers’ works that the performer can conceive of an<br />

interpretation that also takes into account the listener’s perceptions. The specific concrete<br />

examples from the present study will be performed and thus allow the public to visualise pitch<br />

organisation of some of contemporary main composers' scores for flute (Ferneyhough, Sciarrino,<br />

etc.) and a possible interpretative and technical approach to the score.<br />

� Fr 11.00-11.30 Tilmann Langbein (Abtsgmünd), Michael Scheer (Jestetten)<br />

Paper: Das Stimmgerät CTS-32-C<br />

Das Stimmgerät soll für das Stimmen von Instrumenten beliebige, frei definierbare Tonsysteme<br />

unterstützen. – Übersicht über die Funktionalität des Geräts: Stimmen in der Betriebsart für 12-<br />

Ton-Systeme/ Stimmen in der mikrotonalen Betriebsart. – Übersicht über die Betriebsart für 12-<br />

Ton-Systeme: Die Bargraph-Anzeige/ Die Stroboskop-Anzeige/ Die numerische Tonhöhen-<br />

Anzeige/ Die Toneinstellung/ Die Einstell-Funktionen des Stimmprogramms/KTON<br />

(Kammerton)/CENTS (Cent-Einstellung)/SCHWB (Schwebungen)/INTVL (Intervall)/ Speichern<br />

der Einstellungen/ Der Mithörton. – Übersicht über die mikrotonale Betriebsart: Betriebsart<br />

Stimmen mikrotonal/ Automatische Berechnung einer frei definierbaren mikrotonalen Ton-Skala/<br />

Namen für Ton-Skala ändern/ Benennung der einzelnen Töne ändern/ Cents der einzelnen Töne<br />

ändern/ Parameter für mikrotonale Skala einstellen/ Einzelne mikrotonale-Skala auf<br />

Auslieferungszustand rücksetzen.<br />

Anwendung des Geräts mit Beispielen von der Renaissance bis zur Klassik.<br />

� Fr 14.00-15.00 Johannes Keller (Basel)<br />

Präsentation: Gebrauchsanweisung für das Cimbalo Cromatico. Einblicke in Bauweise und<br />

Aufführungspraxis anhand konkreter Beispiele<br />

Die Entdeckung Nicola Vicentinos (1555), dass die Teilung der Oktave in 31 Fünftel-Töne genau<br />

mit einem vollständigen mitteltönigen Tonsystem übereinstimmt, regt bis heute unzählige<br />

Musiker, Komponisten, Instrumentenbauer und Theoretiker zu ungewöhnlichen Experimenten an.<br />

Darüber hinaus bildet seine Entdeckung jedoch die Grundlage eines Neu-Verständnis der<br />

Aufführungspraxis und des Instrumentenbaus des 16. und 17. Jahrhunderts. Dieses besteht darin,<br />

die mitteltönige Stimmung nicht auf 12 Noten pro Oktave zu beschränken. Sie ist keine Stimmung,<br />

28


die für Tasteninstrumente entwickelt wurde (wie alle späteren temperierten Stimmungen bis hin<br />

zur heutigen Standard-Klavierstimmung) sondern ein Konzept eines beliebig erweiterbaren<br />

Tonsystems.<br />

Viele selbstverständlicherweise mitteltönig intonierende Instrumente (wie der Zink, die Lirone,<br />

bundlose Streichinstrumente, die Blockflöte) sind natürlicherweise vieltönig, denn sie nutzen<br />

verschiedene Griffe bzw. Saiten zur Unterscheidung beispielsweise eines dis von einem es. Aus<br />

dieser Perspektive betrachtet, läuft die Anwendung der mitteltönigen Stimmung auf ein<br />

Tasteninstrument ganz selbstverständlich auf die Hinzufügung von mehr als 12 Tasten pro Oktave<br />

hinaus. Dies hat zur Folge, dass ein beträchtlicher Teil des bekannten Repertoires neu erschlossen<br />

werden kann, wovon wiederum neue Impulse für den historisch-kopierenden Instrumentenbau<br />

ausgehen können.<br />

In diesem Vortrag werden ausgewählte Stücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert vorgestellt und<br />

diskutiert, ihr aufführungspraktischer Kontext erklärt und demonstriert und gerne auch intensiv<br />

über Fragen aus dem Publikum diskutiert. Ausserdem wird die Funktionsweise des bei diesem<br />

Kongress vielfältig eingesetzten Cimbalo Cromaticos erklärt und aus dem alltäglichen, praktischen<br />

Musikerlebens mit diesem Instrument erzählt.<br />

� Fr 15.30-16.30 Prof. Piet Johan Meyer, Oliver Frick, Prof. Caspar Johannes<br />

Walter, Vincent Herrmann (alle <strong>Stuttgart</strong>)<br />

Präsentation: Monochord, Soft- und Hardware<br />

Im Zentrum der Präsentation steht ein Monochord, das ein Team der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

um Piet Meyer als Demonstrations- und als Konzertinstrument konstruiert und gebaut hat.<br />

Mehrere Saiten gleicher Länge (ca. 200 cm) und Tonhöhe aus verschiedenem Material werden<br />

nebeneinander aufgespannt, um verschiedener Phänomen (z.B. sehr hohe Flageolettes und<br />

Mehrklänge) eine möglichst günstig erforschen zu können.<br />

Der Mikrotonplayer, der über 3 midi-Tastaturen frei einstellbare Stimmungen mit bis zu 36 Tönen<br />

pro Oktave erzeugt, wurde von Oliver Frick programmiert. Dieses midi-Instrument kann mit<br />

einfachster und für jeden erlernbarer Bedienung beinahe jedes mikrotonale Phänomen akustisch<br />

zum Klingen bringen. Es ist konstruiert einerseits als praktisches Hilfsmittel für Interpreten, um<br />

beispielsweise mikrotonale Intervalle und Stimmungen zu üben, andererseits als Werkzeug zur<br />

Gehörbildung sowie für Komponisten um verschiedene Modelle mikrotonaler Stimmungen<br />

ausprobieren und hören zu können.<br />

In der Präsentation werden weitere Soft- und Hardwarelösungen zum Thema vorgestellt, darunter<br />

ein Controller für mehrstimmiges Spielen in mikrotonaler Intonation von Vincent Herrmann.<br />

Dieses Gerät wurde entwickelt um Glissandi und mikrotonale Intervalle intuitiv und genau<br />

erzeugen zu können – und dabei nicht beschränkt auf Einstimmigkeit sondern mehrstimmig.<br />

29


John Schneider<br />

� Fr 17.00-18.30 PD. Dr. Martin Kirnbauer (Basel)<br />

Hauptvortrag: Mikrotonalität versus Vieltönigkeit? Konzepte und Praktiken ‚mikrotonaler‘<br />

Musik des 16. und 17. Jahrhunderts<br />

‘Mikrotöne’ sind sowohl vom Namen wie vom Konzept her eindeutig ein Phänomen der jüngeren<br />

Musikgeschichte. Es gab aber bereits spätestens im 16. und 17. Jahrhundert vergleichbare<br />

musikalische Phänomene: etwa große und kleine Halbtöne, wie sie sich in bestimmten<br />

musikalischen Temperaturen ergeben, oder auch noch viel kleinere Intervalle, wie sie durch die<br />

Wiederentdeckung der antiken Genera (insbesondere Chromatik und Enharmonik) bekannt und<br />

gebraucht wurden. Dabei handelt es sich um durchaus praxisrelevante Phänomene, für die ich den<br />

Begriff „vieltönig“ verwende: Gemeint sind damit pragmatisch Tonsysteme mit mehr als 12 realen<br />

Tönen (oder Tonstufen) in der Oktave.<br />

In dem Beitrag werden verschiedene ‘vieltönige’ Konzepte und Praktiken vorgestellt. Es wird<br />

dabei weniger um ihre theoretischen Grundlagen als um ihre praktisch-musikalischen Resultate<br />

gehen, wie sie sich in einer Reihe von teils avantgardistisch anmutenden Kompositionen finden<br />

lassen: Vieltönigkeit ist musikalisch relevant, sozusagen eine musikalische Spielweise und keine<br />

theoretische Spielwiese. Eine der Pointen besteht darin, dass auch ein bislang herkömmlich<br />

aufgeführtes Repertoire davon betroffen ist und im neuen Klanggewande aufregend neu erscheint.<br />

� Fr 15.30-16.00 Till Knipper (Oldenburg)<br />

Paper: Mikrotonale Intonation am Beispiel von Klaus Hubers "...Plainte..."<br />

Der Begriff "Mikrotonalität" wurde zunächst als Intervall kleiner dem temperierten Halbton<br />

definiert, doch weitete er sich im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch auf größere<br />

Intervalle mit kleinintervallischen Abweichungen im Vergleich zur äquidistanten<br />

Klavierstimmung. Folgerichtig wurde der Begriff von einigen Autoren dann auch auf historische<br />

Stimmungen und nicht-europäische Tonsysteme, wie auch auf die hierin praktizierte Musik<br />

angewandt. Neben diesen musiktheoretisch fundierten Definitionen bezeichnen auch Musikhörer<br />

manche Musik als mikrotonal, allerdings nicht immer übereinstimmend mit den bestehenden<br />

Definitionen. Daher stellt sich die Frage, welche Musik von Hörern als mikrotonal bezeichnet wird<br />

und nach welchen Kriterien sie urteilen.<br />

Die Untersuchungen zeigen, dass ein "mikrotonales" Klangbild nicht nur abhängig ist von dem<br />

verwendeten Tonsystem, sondern auch ganz wesentlich von dessen Gebrauch. Da mikrotonale<br />

Musik ganz wesentlich auf das Hören von Musik ausgerichtet ist, wird auch für eine Definition<br />

plädiert, welche die Hörwahrnehmung einschließt.<br />

30


� Fr 16.00-16.30 Prof. Bernd Asmus (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Vortrag: Werkeinführung zu “Gewölk”<br />

In der Kammermusik-Komposition „Gewölk“, die 1996 im Théâtre Molière in Paris uraufgeführt<br />

wurde, prallen zwei radikal unterschiedliche Stimmungssysteme aufeinander: zum einen die<br />

gleichstufig temperierte Stimmung des Klaviers, zum anderen rein intonierte Intervalle in den<br />

Streichern und Bläsern, welche kettenförmig aufeinander aufbauen. In dieser Konfrontation<br />

entstehen Mischformen, die sich wolkenartig zersetzen und wieder aufbauen. Es entstehen aber<br />

gleichsam beiläufig auch Intervalle, welche gar keinem Stimmungssystem zuzuordnen sind und<br />

welche gerade die „rein“ intonierten Akkorde bevölkern und beleben. Im Programmtext heißt es,<br />

Gewölk spielt „auf eine wohlvertraute Versuchung an, sich im Sommer rückenwärts ins Gras zu<br />

legen und in den vorüberziehenden Wolkenfigurationen zu verlieren... den ungeheuren Raum<br />

zwischen sich und der Bewegung zu erspüren und ihn – gleichzeitig – aufzuheben.“<br />

� Sa 9.00-10.00 Prof. Dr. John Schneider (Los Angeles)<br />

Präsentation: Partch: Re-Genesis of a Music<br />

Harry Partch (1901-1974) created two dozen unique, handbuilt instruments to perform his<br />

extraordinary music - but by doing so, he virtually condemned his repertoire to obsolescence. The<br />

originals are alive and well at the Harry Partch Institute (US), but they rarely travel and are aging<br />

quickly. For the past two decades, John Schneider has been building roadworthy copies to bring<br />

this sensually alluring and emotionally compelling music to concert stages around the world. He<br />

will describe the process, illustrate the theory and construction of the ‘instrumentarium’, perform<br />

excerpts live on the Adapted Guitar and Adapted Viola, and show video of his group “Partch”<br />

performing excerpts from Castor & Pollux, and rare footage of the composer himself<br />

demonstrating some of his singular creations.<br />

� Sa 10.30-11.00 Lidia Ader (St. Petersburg)<br />

Paper: Russian microtonal theory: 1910-1920s approaches and tendencies<br />

In my paper I am going to focus on theoretical approaches of Russian composers, musicologists,<br />

acoustics and physics of 1910–1920s by showing ways of microtonal idea developing. Musicians<br />

renewed a correspondence with European microtonal composers, trying to involve them in<br />

Russian musical life. The Quarter-tone circle was in contact with Ivan Wyschnegradsky, Alois<br />

Hába, Julián Carrillo and Jörg Mager. I examine two ‘schools’ formed in Moscow (The State<br />

Institute of Musical Science) and Petersburg (‘Circle of quarter-tone music’) as an opposition to<br />

each other. In this paper I use documents, articles and scores kept in Russian and European<br />

archives that still remain unpublished. Focusing on this topic it is important to take into account<br />

historical and socio-cultural preconditions of subdivision into micro-parts, explore a context of<br />

European trends and critically study all innovations of the specified period.<br />

31


� Sa 11.00-11.30 Dr. Cordula Pätzold (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Vortrag: Panchromatische Zeitanordnung<br />

‚Alles ist relativ‘, wusste man schon in der Ars Subtilior und unterteilte die Brevis in fünf, sieben<br />

oder noch mehr Werte, wobei man eine damit verbundene Verlangsamung des Zeitmaßes<br />

tolerierte. Aber warum wurden nicht ebenso die Notenlinien ein wenig auseinander gerückt, die<br />

Intervalle ein wenig gespreizt, um dazwischen Platz zu schaffen für – sagen wir – sieben (Mikro-)<br />

Töne? Nach gut 600 Jahren Entwicklung und einigen mutigen Grenzüberschreitungen war es<br />

endlich so weit. Die beiden Parameter Tonhöhe und Tondauer fanden zueinander und profitierten<br />

voneinander in dem ebenso rudimentären wie revolutionären Modell der Serialität: gleiche Regeln<br />

für alle – und eine Fülle an weiterführenden (kompositorischen) Fragestellungen.<br />

Heute wissen wir: „alles ist komplex“, insbesondere wenn wir auf die vielfältigen Themengebiete<br />

unseres Kongresses blicken. In meinem Vortrag geht es um die Zeitanordnung. Ich zeige<br />

signifikante Lösungen des aktuellen Pioniers auf diesem Gebiet: Brian Ferneyhough. Konkret: den<br />

fließenden Übergang einer Darstellung von ganz groß zu ganz klein, sowie eine Alternative zum<br />

gewohnten Ansatz immer kleinerer Unterteilungen. Ein Denkanstoß. Damit wir nicht versäumen<br />

zu überlegen, welches Potential kreative Verfahren (z.B.) der Zeitordnung möglicherweise haben,<br />

wenn wir sie auf den Aspekt der Tonhöhe anwenden…<br />

� Sa 11.30-13.00 Prof. Dr. Erik Oña (Basel)<br />

Hauptvortrag: Intonation und Klangfarbe<br />

Early on in my compositional development I was intrigued with the realization that in our musical<br />

praxis a flagrant contradiction exist between tone systems, as conceived to construct scales,<br />

harmony, etc. and the actual sounds produced by our instruments. Most intonation systems, for<br />

instance, seem to try to solve the clash between historically determined musical syntaxes and the<br />

structure of the harmonic spectrum. Yet, almost no instrument produces a pure harmonic spectrum,<br />

the deviations from it being often of a greater magnitude than the variation among scale degrees of<br />

different tunings. Various hypotheses can be proposed to explain that contradiction, and they lead<br />

to different solutions, the most prevalent nevertheless is to ignore the existing structure of the<br />

spectrum of our instruments and proceed in a basically arithmetical form with the construction of<br />

further intonation systems of aspired universal validity. Nevertheless it is possible to approach this<br />

contradiction from the perspective of the existing instruments and their spectra, and it is also<br />

possible to reinterpret the speculation upon which most tuning systems are based, namely that of<br />

proportions, in such a way that their theoretical value is actually in accordance with the “timbrical<br />

reality” of an instrument or set of instruments. This approach should also provide valuable<br />

consequences for the art of instrumentation and orchestration.<br />

32


� Sa 10.30-11.00 Joachim Junker (Kaiserslautern)<br />

Paper: “Ein reines Fruchtland”: Zur Mikrotonalität in Luigi Nonos Das atmende Klarsein<br />

Der geplante Vortrag soll zunächst einen Überblick über die vielfältigen Erscheinungsformen der<br />

Mikrotonalität in Nonos Oeuvre bieten. Anschließend wird Das atmende Klarsein einer<br />

detaillierten, auf Nonos Skizzen beruhenden Analyse unterzogen, in deren Mittelpunkt die Frage<br />

steht, welche Rolle die Mikrotonalität beim Kompositionsprozess des Werkes spielt und welche –<br />

auch politischen – Deutungsansätze sich hieraus ergeben. Bemerkenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass das unmittelbar vorher entstandene Streichquartett Fragmente – Stille, An<br />

Diotima eine intensive Diskussion um Kontinuität und Wandel der politischen Einstellung Nonos<br />

ausgelöst hat. Abschließend wäre zu hinterfragen, inwiefern die in Das atmende Klarsein zu<br />

beobachtenden Techniken mikrotonalen Komponierens zum Verständnis anderer Werke Nonos<br />

beitragen können.<br />

� Sa 11.00-11.30 Sarvenaz Safari (Hamburg)<br />

Paper: Mikrotonalität: Klangfarbe oder Klangfärbung?<br />

Ich beobachte den Aspekt „Klangfarbe“ in Beziehung auf Mikrotonalität, als eine mögliche<br />

Klanghöhenerweiterung im 20. Jh. und beschränke mich auf drei Stücke: György Ligeti:<br />

Streichquartett Nr. 2 (1968), Georg Friedrich Haas: Streichquartett Nr. 2 (1998), Manfred Stahnke:<br />

Streichquartett Nr. 4 (2000). Bei jedem dieser drei Stücke, die sehr unterschiedlich gebaut sind,<br />

wird die Mikrotonalität jeweils neu definiert.<br />

� Sa 14.00-15.30 Prof. Dr. Roman Brotbeck (Bern)<br />

Hauptvortrag: Mikrotonalität als Reconquista – der mexikanische Futurist Julián Carrillo<br />

Seit 1965 scheint die Zeit am Santísimo in San Angel, einem denkmalgeschützten idyllischen<br />

Ruhepunkt in der 30- Millionenstadt Mexico City, stillgestanden zu sein. Der Schreibtisch wurde<br />

so belassen, wie ihn Julián Carrillo bei seinem Tod mit 90 Jahren hinterlassen hatte. Alle<br />

Partituren, Tausende von Artikeln, die Korrespondenz, – alles ist gut erhalten, aber unberührt.<br />

Auch die mikrotonalen Instrumente stehen in einem eigens für sie gebauten Anbau, – ungespielt,<br />

wie Zeugen vergangener Zeiten und Kämpfe: Als grösster Revolutionär wollte sich Carrillo in der<br />

Geschichte installieren. Er war ein rasender Futurist, der sich zum Rächer und zugleich Retter der<br />

Musikgeschichte erklärte und mit der „revolución del sonido 13“ eine Reconquista der<br />

europäischen Musik anstrebte.<br />

In Kategorien europäischer Musikgeschichtsschreibung ist diesem Komponisten nur ungenügend<br />

beizukommen. Im Referat wird versucht, die auffällige Verschraubung von extremer<br />

Domestizierung und rächender Befreiung als kulturelle Interferenz zu analysieren.<br />

33


Masterclasses / Workshops<br />

� Masterclass/Workshop Komposition Mi 14:30-17:30 OPR<br />

Prof. Dr. h.c. bis Klaus Huber (Bremen/Panicale), Prof. Dr. Erik Oña (Basel),<br />

Prof. Caspar Johannes Walter (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

In knappen Einführungen referieren die Dozenten über die Bedeutung der Mikrotonalität in ihrem<br />

eigenen Werk. Daran schließt sich eine Diskussionsrunde an: die TeilnehmerInnen erläutern ihre<br />

eigenen künstlerischen Positionen und stellen Fragen zu den Ausführungen der Dozenten. Ab ca.<br />

16 Uhr teilt sich die Gruppe. Die drei Dozenten haben jeweils einen eigenen Raum und<br />

beschäftigen sich direkt mit den Werken der TeilnehmerInnen (Einzel- oder Gruppenunterricht, je<br />

nach Anzahl der Anmeldungen). Während des ganzen Kongresses sind die Dozenten anwesend<br />

und stehen für Fragen zur Verfügung.<br />

� Masterclass Carrillo-Klavier Mi 14.30-17.30 Konzertsaal<br />

Bernfried Pröve (Berlin), Moritz Ernst (Badenweiler)<br />

Der mexikanische Komponist Julián Carrillo (1875-1965) stellte bereits um 1920 eine Theorie der<br />

mikrotonalen Musik auf. Er ging davon aus, dass beim Intervall des 1/16-Tons für das<br />

menschliche Ohr eine Grenze ist, unterhalb derer verschiedene Tonhöhen nicht mehr deutlich<br />

voneinander abgegrenzt werden können. Der Wunsch einer Realisierung solch kleiner Tonschritte<br />

war der Anlass für die Konstruktion neuer Instrumente, insbesondere im Bereich Klavier. Bei der<br />

Weltausstellung 1958 in Brüssel schließlich konnten Werke von Carrillo auf Mikroton-Klavieren<br />

der Firma Sauter einer großen Öffentlichkeit präsentiert werden; seither ist das Interesse in<br />

Komponistenkreisen nicht mehr abgebrochen, und es erscheinen stetig neue Werke für dieses<br />

spannende Instrument, dessen gegriffene Quinte gerade mal einen Halbton erklingen lässt und<br />

dessen „chromatische“ 97 Tasten den Umfang einer Oktave abbilden. Der Klang des Instruments<br />

ist „bemerkenswert, da es nicht nach dem traditionell empfundenen Klangempfinden eines<br />

Klaviers klingt, sondern sich durch die permanent entstehenden Schwingungen der einzelnen Töne<br />

vollkommen neue Klangweiten ergeben.“ (Sauter)<br />

Im Rahmen der Masterclass besteht die ebenso seltene wie einzigartige Chance, anhand<br />

signifikanter Kompositionen sowohl das Instrument – mit seinen gänzlich anderen Anforderungen<br />

an die Artikulation! – als auch die verschiedenen Formen der Notation unter fachkundiger<br />

Anleitung selbst kennen und umsetzen zu lernen. Für Interessierte ist die Masterclass daher eine<br />

wunderbare Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen Repertoires hin zu einem faszinierenden<br />

Instrument; für Interpreten zeitgenössischer spektraler Musik erscheint die Beschäftigung mit dem<br />

Instrument sogar unerlässlich.<br />

34


� Masterclass Cembalo Do 12.00-18.00 8.23<br />

Johannes Keller (Basel)<br />

Drei Ansätze werden in der Masterclass verfolgt: das solistische Spiel (12-14 Uhr), die Begleitung<br />

von Gesang (14-16 Uhr mit der Basler Sängerin und Spezialistin für Alte Musik Gunhild Alsvik)<br />

und das instrumentale Zusammenspiel (16-18 Uhr mit dem <strong>Stuttgart</strong>er Cellisten Prof. Conradin<br />

Brotbek).<br />

Ähnlich wie heute gab es vor mehr als 400 Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit dem,<br />

was wir heute Mikrotonalität nennen. Tasteninstrumente nahmen damals eine Schlüsselrolle ein;<br />

vom Experiment bis hin zur stabilisierten Praxis. Als besonderer Gast wird der<br />

Cembalist Johannes Keller eine wesentliche Rolle innerhalb des Kongresses spielen. Er wurde in<br />

der Schola Cantorum Basel ausgebildet und hat sich nach historischen Vorbildern ein<br />

„vieltöniges“ Cimbalo Cromatico bauen lassen, mit dem er konzertierend immer neues Repertoire<br />

aus der Umbruchzeit zwischen Renaissance und Barock ans Licht bringt. Die 24 Töne seines<br />

Instrumentes (meist in einer erweiterten mitteltönigen Stimmung nach Vicentino gestimmt)<br />

ermöglichen auch die Aufführung hochspekulativer Werke, deren Klang uns heute in Erstaunen<br />

versetzt.<br />

� Masterclass/Workshop Cello / Schule des Hörens! Do 12:00 – 18:00 8.28<br />

Prof. Conradin Brotbek (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster), Andrew Walsh<br />

(<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Die Masterclass Cello richtet sich an Cellistinnen/Cellisten und Interessierte für Neue Cellomusik<br />

und für Fragen der Intonation. Im Zentrum steht die Komposition Plainsound Litany von<br />

Wolfgang von Schweinitz. Dies ist eine Komposition in reiner Stimmung, in der die<br />

Möglichkeiten reiner Intonation klar entwickelt sind: beginnend von einfachen<br />

Ausgangsintervallen bis hin zu immer komplexeren Obertonrelationen. Welche Notation eignet<br />

sich für welche Musik? – Neben der von Wolfgang von Schweinitz verwendeten Notation werden<br />

verschiedene Modelle mikrotonaler Notation diskutiert. Wie kann man hörend intonieren? – Auch<br />

hier zeigt das Werk von Schweinitz’ paradigmatisch Wege auf. Andrew Walsh hat diesen Aspekt<br />

in seiner Etüde für Cello solo ins Zentrum gestellt.<br />

Aus dem Bereich der Alten Musik gibt es einen Leckerbissen zum Training des Hörens und zum<br />

Verständnis kleinster Intervalle. Mikrokompositionen von Ascanio Mayone aus einem Traktat<br />

über die Konstruktion eines Tasteninstrumentes mit 31 Tönen pro Oktave sind für Celloquartett<br />

arrangiert. An dieser Musik wird mit Unterstützung durch den Cembalist Johannes Keller während<br />

der Masterclass praktisch gearbeitet (ab 16 Uhr). Die aktiv teilnehmenden Cellisten haben die<br />

Möglichkeit, eigenes Repertoire mitzubringen und vorzustellen.<br />

35


� Masterclass/Workshop Stimme Do 12.00-18.00 8.05<br />

Prof. Angelika Luz (<strong>Stuttgart</strong>), Gunhild Alsvik (Basel), Prof. John Schneider (Los Angeles),<br />

Margarethe Huber (Berlin)<br />

Zunächst (12-14 Uhr) werden Stimmtechnik in alter und neuer Musik im Vergleich thematisiert:<br />

I. Barocke Vokaltechnik: Die Sopranistin Gunhild Alsvik ist Spezialistin für historische<br />

Aufführungspraxis und pflegt dabei besonders die „vieltönige“ Mikrotonalität der erweiterten<br />

mitteltönigen Praxis. Sie beleuchtet das Spannungsfeld zwischen moderner Bühne und historisch<br />

informierter Aufführungspraxis.<br />

II. Die globalisierte Stimme: Prof. Angelika Luz stellt in dieser Schnupperstunde neue<br />

Vokaltechniken vor. Die TeilnehmerInnen hören Klangspiele, können Partituren vokaler Musik<br />

nach 1950 lesen und werden vor allen Dingen an sich selbst erfahren können, welch klanglicher<br />

Reichtum in jeder Stimme verborgen ist.<br />

III. Mikrotonalität und Stimme: Die Sopranistin und Komponistin Margarete Huber zeigt<br />

praktische Übungen zum Thema Mikrotonalität mit Stimme und spricht über Mikrotonalität in<br />

improvisierter und komponierter Musik.<br />

Anschließend (14-16 Uhr) geht es um Literatur der Alten Musik. Hierbei wird Gunhild Alsvik<br />

zusammen mit dem Basler Cembalisten Johannes Keller auf dessen 24-tönigem Cembalo<br />

universale Mater euryali (1638) von Domenico Mazzocchi und ähnliche Stücke sowie deren<br />

konkrete Anforderungen an die Interpreten vorstellen.<br />

Zurück ins 20. Jahrhundert geht der Blick im abschließenden Teil (16-17 Uhr): John Schneider<br />

stellt das Ideal der mikrotonalen Sing- bzw. Sprechweise des 1980 verstorbenen amerkanischen<br />

Komponisten Harry Partch vor, dem amerikanischen Komponisten und Pionier der mikrotonalen<br />

Komposition im 20. Jahrhundert: „Singing Partch's Ratios: 43 tones/octave! Demonstrations of<br />

notation, repertoire and technique using the Adapted Viola and the Adapted Guitar.” (Beide<br />

Instrumente sind eigens für mikrotonalen Kontext adaptiert.)<br />

� Masterclass Geige Do 12.00-15.00 8.35<br />

Prof. Judith Ingolfsson (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Die Barockmusik ist reich an unterschiedlichen Konzepten im Gebiet der Intonation. Mitteltönige<br />

Stimmungen herrschen vor, in der enharmonisch verwechselte Töne (z.B. as und gis) eine<br />

unterschiedliche Intonation haben. Im Gegensatz zur später üblichen gleichstufig temperierten<br />

Stimmung spielt die Reinheit der großen Terz eine viel größere Rolle - und damit der intensive<br />

Farbwechsel zwischen den verschiedenen Harmonien. In diesem Kontext stehen Artikulation,<br />

Phrasierung und Vibrato in einem ganz eigenen Licht. Ein auch für die virtuose Violintradition<br />

bedeutender Sonderfall ist Giuseppe Tartini. Seine Verwendung der (sehr tiefen) Naturseptim steht<br />

zwar in der Tradition des Forschens und Experimentierens des frühen Barocks, doch im Gegensatz<br />

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zu Violinmusik-Komponisten wie Francesc Valls (31-ton Temperierung) oder Giambattista Doni<br />

(enharmonische Genera, Vierteltonkonzepte) hat Tartinis Musik die Zeiten überdauert und ist auch<br />

heute im Konzertsaal präsent. In der Masterclass von Prof. Judith Ingolfsson steht das umfassende<br />

und tiefgehende Verständnis der Musik Tartinis im Zentrum. Interpretationsfragen werden<br />

diskutiert – vom Frühbarock bis zur zeitgenössischen Musik.<br />

� Masterclass/Workshop Gitarre Do 12.00-15.00 8.04<br />

Prof. Johannes Monno (<strong>Stuttgart</strong>, Koordination), Prof. Dr. John Schneider (Los Angeles/USA),<br />

Stefan Gerritsen (Ensemble SCALA Amsterdam), Agustín Castilla-Àvila (Gesellschaft für<br />

ekmelische Musik Salzburg)<br />

Agustín Castilla-Ávila stellt ein eigenes System zum Umgang mit Mikrotonalität vor: A lecture<br />

especially for guitarists and composers about different ideas on how to approach microtonality on<br />

the guitar and a practical explanation by composer Castilla-Ávila on his sixths-of-a-tone system: 1.<br />

Historical uses o the string and physical possible uses; new approaches to the string functions. 2. A<br />

description of several microtonal guitars and the practical problems there might be for classical<br />

guitarists. Why choosing a sixth of a tone system on a conventional guitar without changing<br />

ordinary guitar technique. 3. Practical examples and different uses of this guitar, from solo to<br />

sextet. 4. Practical aspects by using different types of notation as well as traditional ways to write<br />

microtonal music. 5. Description of other different ways to use microtones on a conventional<br />

guitar. Discussion about “the lost intimacy of the guitar.”<br />

John Schneider stellt die „Adapted Guitar“ aus dem Instrumentarium von Harry Partch vor, dem<br />

amerikanischen Komponisten und Pionier der mikrotonalen Komposition im 20. Jahrhundert:<br />

Repertoire, notation, fretting pattern, tuning & techniques will be demonstrated, along with rare<br />

photographs of the original instruments, and modern performing copies.<br />

Stefan Gerritsen benutzt im Konzert eine 31-tönige Gitarre: „The colour pattern is made by<br />

Siemen Terpstra and is a very inventive solution for orientation on 31-tone fret board. Besides this<br />

guitar I also play on another 31-tone guitar made by Bert Terpstra (…): It has a selection of the 31<br />

tone scale, in order to be able to play "old music" in better tune (very close to meantone<br />

temperament)”.<br />

� Masterclass/Workshop Orgel Fr 12.00-18.00 Konzertsaal<br />

Prof. Bernhard Haas (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Wolfgang von Schweinitz (Lancaster/USA), Marco Bidin<br />

(<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Die Orgel – die Königin der Instrumente – hat in den Fragen von Stimmungen und auch in der<br />

Diskussion und Praxis vieltöniger Tastaturen immer eine Schlüsselrolle in der Auseinandersetzung<br />

37


mit dem, was wir heute Mikrotonalität nennen, gespielt. Um 1550 hat Nicola Vicentino Orgeln in<br />

einem temperierten 31-ton System gebaut und damit die Farbigkeit mitteltöniger Stimmsysteme<br />

mit einer unbegrenzten Modulationsfähigkeit zwischen den Tonarten verbunden. Aus dem Geist<br />

altgriechischer Musiktheorie hat er außerdem „enharmonische“ Intervalle, die kleiner als ein<br />

Viertelton sind theoretisch fundiert und kompositorisch angewendet. Im 20. Jahrhundert wurden<br />

diese Gedanken aufgegriffen – in unserem Kongress werden wir daher eine portable 31-ton-<br />

Fokker-Orgel vorstellen.<br />

Wir lassen auch eine Utopie Wirklichkeit werden, nämlich indem wir einige Register der großen<br />

Rieger Orgel im Konzertsaal der Hochschule in einer vollständig reinen Stimmung erklingen<br />

lassen. Reine Terzen, Naturseptimen, 11. Obertöne, auch transponiert und gespiegelt – all diese<br />

Töne werden durch Umstimmungen zur Verfügung stehen. Wolfgang von Schweinitz komponiert<br />

seit langer Zeit Musik in vollständig reiner Stimmung; aus seinen Kompositionen haben wir einen<br />

Fundus von Tönen destilliert, die alle über Obertonbeziehungen miteinander verbunden sind.<br />

Diese Töne werden wir in einer Installation erklingen lassen. Einfache reine Akkorde, aber auch<br />

sehr gespannte Situationen von fast gleichen Tönen, deren harmonischen Ursprung wir durch<br />

Progressionen auf die gleiche Ausgangssituation zurückführen.<br />

Bernhard Haas und Marco Bidin geben einen Kurzüberblick über das Instrument Orgel und<br />

führen in die verschiedenen Stimmungssysteme, die in der Geschichte in Gebrauch waren und<br />

über besondere Bauformen der Tastaturen (geteilte Tasten) ein.<br />

- Tonhöhen lassen sich durch den Gebrauch von obertönig gestimmten Registern modifizieren.<br />

- Durch teilweises Ziehen von Registerzügen und durch teilweises Drücken der Tasten auf der<br />

mechanischen Traktur sind deutliche Veränderungen der Intonation einzelner Klänge möglich.<br />

- Weitere Möglichkeiten einer klanglichen Erweiterung bestehen in einer Modifikation oder einer<br />

Überlastung der Windzufuhr – und in der Verstimmung sowie der Präparationen einzelner Pfeifen.<br />

All diese zum Teil außergewöhnlichen Techniken werden innerhalb der Masterclass praktisch<br />

demonstriert. Dazu können Workshopteilnehmer ihr persönliches Repertoire mit Bernhard Haas<br />

besprechen.<br />

� Masterclass/Workshop Flöte Fr 12.00-18.00 8.23<br />

Antje Langkafel (<strong>Stuttgart</strong>), Eva Kingma (Amsterdam), Jos Zwaanenburg (Amsterdam), Matteo<br />

Cesari (Paris), Raymond Honing (Hilversum)<br />

Eva Kingma bringt einige der von ihr selbst entwickelten speziell mikrotonalen Flöten mit: “A<br />

little history about how I started at my uncle, the collaboration with Jos Zwaanenburg, Robert<br />

Dick and now Matthias Ziegler, the collaboration with Bickford Brannen on the Kingma-System<br />

and after that with the Sankyo-Company. I will bring a contrabass Flute in C, 3 new<br />

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Kingma&Brannen altflutes, both open and closed hole (small and large bore), a bassflute in C, the<br />

Brannen/Kingma and Sankyo/Kingma-system C flute.”<br />

Jos Zwaanenburg zeigt Besonderheiten des praktischen Umgangs mit diesen Instrumenten.<br />

Raymond Honing ist Flötist des Ensemble SCALA der Huygens-Fokker-Stiftung Amsterdam,<br />

eines Forschungszentrums für mikrotonale Musik. Er stellt interessante mikrotonale Stücke aus<br />

seinem eigenen Repertoire vor.<br />

Matteo Cesari hält am selben Tag bereits den Kongress-Vortrag „Pushing the Performer to his<br />

Limits: Microtonality and Interpretation”. Im Rahmen der Masterclass erweitert er diesen Vortrag<br />

zu praktischen Studien am Instrument.<br />

Antje Langkafel koordiniert den Workshop. Auf Basis vorausgehender hochschulinterner<br />

Workshops thematisiert sie die Herangehensweise zur mikrotonalen Spielweise auf der Basis von<br />

Vierteltönen und anderen Klangtechniken, auch im Hinblick auf einen pädagogischen Ansatz.<br />

� Masterclass/Workshop Saxophon Fr 13.00-18.00 8.34<br />

Nikola Lutz (<strong>Stuttgart</strong>), Prof. Bernd Konrad (<strong>Stuttgart</strong>)<br />

Prof. Bernd Konrad beschäftigt sich seit langer Zeit schon mit dem Thema Mikrotonalität –<br />

sowohl in Neuer Musik als auch im Jazz sowie in der Musik fernöstlicher Kulturen. Vor diesem<br />

Hintergrund und basierend auf seiner langjährigen Erfahrung als ausübender Künstler und<br />

Pädagoge stellt er seinen ganz eigenen Umgang damit vor.<br />

Nikola Lutz stellt Mikrotonalität auf dem Saxofon am Beispiel der Komposition „Alter Ego“ von<br />

Georges Aperghis für Tenorsaxofon solo vor: Die Komposition „Alter Ego“ etabliert einen<br />

konsequent vierteltönigen Klangraum, der in der gesamten Komposition wirksam ist. In seinem<br />

Verlauf konzentriert sich das Stück passagenweise auf bestimmte Lagen, was die<br />

Hörwahrnehmung der Mikrointervalle begünstigt. Dabei sind die grifftechnischen Anforderungen<br />

an den Interpreten sehr hoch und nicht immer mit standardisierten Lösungen ausführbar. So gibt<br />

das Werk Gelegenheit, Möglichkeiten und Grenzen der Mikrointervallik auf dem Saxofon zu<br />

diskutieren, Grundlagen und fallspezifische Speziallösungen aufzuzeigen und auf Strategien der<br />

Erarbeitung mikrotonaler Musik im Hochschulunterricht einzugehen. Eine eigens für den<br />

Kongress von Nikola Lutz eingespielte Fassung von „Alter Ego“ steht zur Verfügung und ist auch<br />

später über das Archiv der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> zugänglich. Der Workshop wendet sich<br />

insbesondere an Saxophonstudenten, Profimusiker und Komponisten.<br />

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Biographische Notizen<br />

Lidia Ader – Musikwissenschaftlerin, St. Petersburg/Russland – Lidia Ader specializes in Russian<br />

musical culture of the 1920s (Shostakovich, musical avant-garde) and microtonal music in Russia<br />

and Europe (1900–1930s). She is an author of articles, commentaries, lists of works and indexes,<br />

organizer of two international conferences (2010, 2011).<br />

Gunhild Alsvik – Sängerin, Basel/Schweiz – Geboren 1981 in Norwegen. Studien in Oslo und an<br />

der Schola Cantorum Basiliensis in Basel, wo sie sich in Aufführungspraxis Alter Musik<br />

spezialisierte. www.gunhildalsvik.com<br />

Prof. Bernd Asmus – Komponist, <strong>Stuttgart</strong> – Studien in Essen (Gitarre, Musikerziehung) und<br />

Freiburg (Komposition, Musiktheorie). 1989 Beginn der Lehrtätigkeit an der <strong>Musikhochschule</strong><br />

Karlsruhe, dort ab 1993 als Professor für Musiktheorie/Neue Medien. Seit 2001 Professor für<br />

Musiktheorie an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Marco Bidin – Organist, <strong>Stuttgart</strong> – wurde in Italien geboren und studiert seit 2010 Master Neue<br />

Musik (Orgel) an der MHS <strong>Stuttgart</strong>. Marco Bidin ist Mitglied der Kirchenmusikkommission der<br />

Diözese Concordia-Pordenone und leitet das internationale Projekt “INCONTRI – Asiatische und<br />

westliche Kultur in der Neuen Musik“ sowie ALEA, Associazione Laboratorio Espressioni<br />

Artistiche.<br />

Heinz Bohlen – Geboren 1935. Beruflich Spezialist für Mikrowellen-Vakuumelektronik. Seit<br />

1972 Seiteneinsteiger in die Musiktheorie durch die Erst-Entdeckung der (nicht von ihm so<br />

benannten) Bohlen-Pierce-Skala.<br />

Prof. Conradin Brotbek – Cellist, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1960. Studium in Luzern, Genf, Wien und<br />

London. Besonders intensiv widmet er sich der Neuen Musik. Enge persönliche Kontakte zu<br />

zeitgenössischen Komponisten ermöglichen das unmittelbare Erlebnis von Ur- und<br />

Erstaufführungen neuester Werke. Seit 2007 Professor für Cello an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Prof. Dr. Roman Brotbeck – Musikwissenschaftler, Bern/Schweiz – Geboren 1954. Großer<br />

Forschungsauftrag des Schweizerischen Nationalfonds und längere Aufenthalte in Mittel- und<br />

Nordamerika, Frankreich und der UdSSR. 2003 bis 2009 Leiter des Bereichs Musik an der<br />

Hochschule der Künste Bern HKB. 2002 und 2009 Direktor ad int. der HKB. Zahlreiche<br />

Publikationen und Referate vor allem zur Musik des 20. Jahrhunderts.<br />

40


Agustín Castilla-Àvila – Gitarrist, Salzburg – Studium in Sevilla, London, Salzburg, Luxemburg<br />

und Arizona (Gitarre und Komposition). Er ist künstlerischer Berater der Internationalen<br />

Gesellschaft für Ekmelische Musik in Österreich. Vorträge über Mikrotonalität bei der Gitarre u.a.<br />

in Sankt Petersburg, Madrid, London und Singapur.<br />

Matteo Cesari – Flötist, Paris – Following flute and university studies in Bologna and Modena,<br />

Italy, Matteo Cesari received highest honors for his thesis on Berio’s Harvard Lectures. He<br />

pursued a Master’s Degree with Mario Caroli at the Strasbourg Conservatoire, and at present is a<br />

doctoral student at the Conservatoire de Paris and the University of Paris IV (Sorbonne). He has<br />

performed extensively as a soloist and as a member of the ensembles Accroche Note, Itinéraire,<br />

Algoritmo, and Risognane. www.matteocesari.com<br />

Michalis Cholevas is a Greek multi-instrumentalist musician playing Ney, Saz, Yayli Tanbur and<br />

its descendant, Tarhu. His path starts in Athens, Greece where he studied Byzantine, Jazz and<br />

Eastern Mediterranean music traditions. At the age of 30 he moved to the Netherlands to follow a<br />

Master’s in Turkish Music at Rotterdam Conservatory (under the Dutch HSP excellence<br />

scholarship) where he now teaches at the Turkish music academy. He is working as a freelance<br />

musician. www.michalischolevas.com<br />

Prof. Dr. Manfred Cordes studierte Schul- und Kirchenmusik, Klassische Philologie und<br />

Gesangspädagogik in Hannover und Berlin. Nach dem Studium folgte eine Gastdozentur für<br />

Musiktheorie in Groningen (NL). 1991 wurde er promoviert mit einer Arbeit über den<br />

Zusammenhang von Tonart und Affekt in der Musik der Renaissance und 1994 als Professor<br />

(Musiktheorie, Kontrapunkt und Ensemble) an die Hochschule für Künste Bremen berufen. Er<br />

leitete als Dekan von 1996 bis 2005 den Fachbereich Musik, seit 2007 ist er Rektor.<br />

Susanne Erding-Swiridoff – Komponistin, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1955. Seit 1979 ist Susanne<br />

Erding-Swiridoff Dozentin an der Staatlichen Hochschule für Musik in <strong>Stuttgart</strong>, mit den<br />

Schwerpunkten Zeitgenössische Musik und seit 2001 auch für außereuropäische Musik (China,<br />

Indien, Musik der Araber, Persien, Japan, Bali, Afrika, und Korea). www.erding-swiridoff.com<br />

Moritz Ernst – Pianist und Cembalist, Badenweiler – Geboren 1986. Studium in Detmold und<br />

Basel. Noch während seiner Studienzeit initiierte er mit seinem Duopartner eine Aufführung von<br />

Ivan Wyschnegradkys Präludien im Vierteltonabstand. www.moritz-ernst.com<br />

Oliver Frick – Komponist, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1973. Studium Musiktheorie und Neue Medien<br />

sowie Komposition in <strong>Stuttgart</strong>, Paris und Freiburg. Oliver Frick ist seit 2007 Tonmeister an der<br />

Staatsoper <strong>Stuttgart</strong> sowie Lehrbeauftragter an der Kunstakademie <strong>Stuttgart</strong>. Seit 2008<br />

Lehrbeauftragter für Computermusik an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

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Sander Germanus – Saxophonist und Komponist, Amsterdam/Niederlande – Geboren 1972 in<br />

Amsterdam. Seit 2007 Direktor der Huygens-Fokker-Stiftung, Zentrum für mikrotonale Musik,<br />

Amsterdam/Niederlande. www.huygens-fokker.org<br />

Stefan Gerritsen – Gitarrist, Amsterdam/Niederlande – Geboren 1973. Gerritsen studierte Gitarre<br />

bei Wim Pfister und Lex Eisenhardt in Amsterdam und bei Alex Garrobé in Barcelona. Er ist<br />

Mitglied einiger Ensembles für zeitgenössische Musik, u.a. dem Amsterdam Kwintet und dem<br />

Ensemble Radak.<br />

Prof. Bernhard Haas – Organist <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1964. Haas studierte Orgel, Klavier,<br />

Cembalo, Kirchenmusik, Komposition und Musiktheorie in Köln, Freiburg und Wien. Zahlreiche<br />

Preise bei internationalen Orgelwettbewerben. CD-Aufnahmen u.a. mit Werken von Ferneyhough,<br />

Feldman und Xenakis. Seit 1994 Professor für Orgelspiel an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Prof. Dr. Georg Hajdu – Geboren 1960 in Göttingen. Er gehört zu den ersten Komponisten<br />

seiner Generation, die sich systematisch der Verbindung von Musik, Naturwissenschaft und<br />

Informatik verschrieben haben. Studien und Promotion in Köln und Berkeley. Seit 2002 Professor<br />

für multimediale Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.<br />

Raymond Honing, Flötist, Hilversum/Niederlande – Studierte Flöte, Barockflöte und<br />

Kammermusik in Amsterdam. Sein Repertoire reicht vom 18. Jahrhundert und früher romantischer<br />

Musik auf historischen Instrumenten bis zu zeitgenössischer Musik auf modernen Flöten. Neben<br />

zahlreichen Konzerten in den Niederlanden tritt er bei Festivals in zahlreichen Ländern Europas<br />

auf. www.raymondhoning.com<br />

Prof. Dr. h.c. Klaus Huber – Komponist, Bremen/Panicale – Geboren 1924 in Bern. 1973-90<br />

Leiter der Kompositionsklasse und des Instituts für Neue Musik an der <strong>Musikhochschule</strong> in<br />

Freiburg/Breisgau. Seit den 80er Jahren intensive Beschäftigung mit arabischer Musik und<br />

Mikrotonalität. Ernst von Siemens Musikpreis 2009. www.klaushuber.com<br />

Margarete Huber – Sängerin und Komponistin, Berlin – Studium (Gesang, Musikwissenschaft,<br />

Komposition) in Bremen und Berlin. Sängerischer Schwerpunkt u.a. die Erforschung neuer<br />

Stimmklänge.<br />

Prof. Judith Ingolfsson – Violinistin, <strong>Stuttgart</strong> – Gebürtig in Island, absolvierte sie ihr<br />

Musikstudium in den USA. Internationale Konzerttätigkeit als Solistin. Nach einer Professur an<br />

der University of Colorado in Boulder/ USA ist Judith Ingolfsson seit Oktober 2008 Professorin an<br />

der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. www.judithingolfsson.com<br />

42


Joachim Junker legte in Saarbrücken das Erste Staatsexamen in den Fächern Musik und Deutsch<br />

ab und absolvierte außerdem die Diplomstudiengänge Musiktheorie und Gehörbildung. Er arbeitet<br />

an einem Dissertationsprojekt zu Luigi Nonos Streichquartett Fragmente – Stille, An Diotima.<br />

Daneben veröffentlichte er mehrere Aufsätze zur Musik des 17. und 20. Jahrhunderts.<br />

Johannes Keller – Cembalist und Organist, Basel/Schweiz – Geboren 1984. Studium an der<br />

Schola Cantorum Basiliensis. Internationale Konzerttätigkeit. Eigenes Forschungsprojekt zum<br />

Thema chromatisch-enharmonische (mehr als 12 Töne pro Oktave) Instrumente und Musik aus<br />

dem 16. und 17. Jahrhundert. www.ilprofondo.com<br />

Eva Kingma – Flötenbauerin, Grolloo/Niederlande – Die von ihr entwickelte Kingma System<br />

Flöte erlaubt, neben weiteren neuen klanglichen Möglichkeiten, durch sechs zusätzliche Klappen,<br />

eine komplette chromatische Vierteltonskala durch alle Register durch extra Griffe exakt zu<br />

spielen. www.kingmaflutes.com<br />

PD Dr. Martin Kirnbauer – Musikwissenschaftler, Basel/Schweiz – Geboren 1963 in Köln.<br />

2007 Habilitation für Musikwissenschaft mit einer Studie „Vieltönige Musik – Spielarten<br />

chromatischer und enharmonischer Musik in Rom in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts“. Seit<br />

2004 Leiter des Musikmuseums in Basel und dort Kurator für die Sammlung Alter<br />

Musikinstrumente. Daneben Lehrbeauftragter für Ältere Musikgeschichte am<br />

Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Basel.<br />

Till Knipper ist in Freiburg i.Br. aufgewachsen, studierte in Hamburg und Salamanca/Spanien<br />

historische und systematische Musikwissenschaft sowie Philosophie. Er promoviert an der<br />

Universität über die "Intonation mikrotonaler Musik" auf Streichinstrumenten. Sein langjähriges<br />

Interesse an den Problemen und Fragen der Mikrotonalität hat bereits zu mehreren<br />

Veröffentlichungen innerhalb dieser Thematik (v.a. zu Werken von K. Huber und G.F. Haas)<br />

geführt.<br />

Prof. Bernd Konrad – Saxophonist <strong>Stuttgart</strong> – Studium in <strong>Stuttgart</strong> (Klarinette und Komposition)<br />

und in Boston/USA (Jazz-Studien). Er ist Gewinner zahlreicher Preise und Auszeichnungen und<br />

spielte in den verschiedensten Formationen mit denen er Tourneen in die ganze Welt unternahm.<br />

Seit 1986 ist Konrad Professor an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> (Saxophon, Klarinette, Big Band,<br />

Saxophon-Workshop, Improvisation, Pädagogik, Formenlehre). www.bernd-konrad.net<br />

Veli Kujala finished his Doctor of Music Degree (focused on contemporary Finnish accordion<br />

music) at the Sibelius Academy in 2010. He is a prize-winner of many international soloist and<br />

concert accordion competitions. As a composer he has been awarded with lots of prizes. Since<br />

2005 Veli Kujala has been teacher of concert accordion and improvisation at the Sibelius-<br />

Academy. www.velikujala.com<br />

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Tilmann Langbein – Geboren 1954. Studium an der Fachhochschule Aalen; Seither neben<br />

verschieden Tätigkeiten in der Industrie-Elektronik, Herstellung und Entwicklung elektronischer<br />

Stimmgeräte. www.tla-electronic.de<br />

Antje Langkafel – Flötistin <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1965. Flöten-, Kompositions- und<br />

Musiktheoriestudium in <strong>Stuttgart</strong>; seit 1995 unterrichtet sie an der <strong>Musikhochschule</strong> Flöte – mit<br />

besonderem Interesse an Neuer Musik.<br />

Ere Lievonen – Organist, Niederlande – Geboren 1972 in Oulu, Finnland. Studium in Helsinki<br />

und in den Niederlanden. Tätigkeit als Künstler auf Cembalo, Klavier, Hammerklavier und Orgel,<br />

sowie als Komponist. Als Interpret ist er sowohl auf historische Aufführungspraxis als auch auf<br />

zeitgenössischer Musik spezialisiert. webusers.siba.fi/~elievone<br />

Christof M Löser – Dirigent, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1972. Studium in Freiburg (Schulmusik) und<br />

Karlsruhe (Dirigieren). An der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> seit 2000 Orchestermanager, Dirigent<br />

(Leitung KammerEnsemble, Stirling Ensemble) und Dozent für Musiktheorie; seit 2008 Dozent<br />

für Ensembleleitung Neue Musik und Musiktheorie.<br />

Nikola Lutz – Saxophonistin, <strong>Stuttgart</strong> – Aufführungen verschiedener Instrumentalwerke, Stücke<br />

für Elektronik und Bühnenwerke sowie Hörspielvertonungen. Seit 2006 Dozentin für klassisches<br />

Saxophon an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> mit besonderem Interesse an Neuer Musik.<br />

www.nikolalutz.de<br />

Prof. Angelika Luz – Stimme, <strong>Stuttgart</strong> – Mit den Neuen Vocalsolisten war sie bis 2006 in<br />

regelmäßiger Arbeit verbunden und hat im intensiven Austausch mit KomponistInnen zahlreiche<br />

Werke uraufgeführt. Seit 1998 unterrichtet sie an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong> Neue<br />

Vokalmusik, Professur seit 2007. www.angelika-luz.de<br />

Prof. Johannes Monno – Gitarrist, <strong>Stuttgart</strong> – Studium der Gitarre in Spanien, Köln und Athen.<br />

Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und der Hochschule für Musik<br />

und Darstellende Kunst Frankfurt. Seit 2004 Professor für Gitarre an der <strong>Musikhochschule</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. www.johannesmonno.de<br />

Prof. Dr. Andreas Meyer – Musikwissenschaftler, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1966. 2005 Habilitation<br />

mit einer Arbeit über Musik und Lyrik im 20. Jahrhundert. Andreas Meyer ist Mitherausgeber der<br />

Korrespondenz Schönbergs mit Alban Berg, die im Frühjahr 2007 erschien. Seit 2007 Professor<br />

für Musikwissenschaft an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Herausgeber der Reihe „<strong>Stuttgart</strong>er<br />

Musikwissenschaftliche Schriften“.<br />

44


Prof. Piet Johan Meyer – Klangrealisateur, <strong>Stuttgart</strong> – Forschungsbereich: Verbindung von Live-<br />

Elektronik und künstlicher Intelligenz sowie Echtzeit-Interakion. Seit 2009 Professor für<br />

Computermusik und Medienpraxis an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Koka Nikoladze – Komponist und Geiger – Geboren 1989 in Georgien. Studien in Georgien und<br />

zurzeit in <strong>Stuttgart</strong>. Als Geiger Auftritte in ganz Europa und als Komponist Interesse für<br />

Theatermusik und für die Einbindung von georgischer Volksmusik in die experimentelle Musik.<br />

Prof. Dr. Erik Oña – Komponist und Dirigent, Musikakademie Basel/Schweiz – Geboren 1961 in<br />

Córdoba, Argentinien. Musikstudium in Argentinien und Buffalo/USA. Stipendien des IRCAM in<br />

Paris, des ZKM und der Akademie Schloss Solitude. Er unterrichtet Komposition und ist Leiter<br />

des Elektronischen Studios an der Musik-Akademie der Stadt Basel, Schweiz. www.erik-ona.com<br />

Bernfried Pröve – Komponist, Berlin – Geboren 1963. Studien (Klavier, Komposition,<br />

Musiktheorie, Dirigieren, Musikwissenschaft, Filmmusik, Elektronische Musik) u.a. in Berlin,<br />

Freiburg, Paris. Nationale und internationale Stipendien und Auszeichnungen. Eigenes CD-Label<br />

„Edition Zeitklang“. www.zeitklang.de<br />

Dr. Cordula Pätzold – Musikwissenschaftlerin, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1969. Studium in <strong>Stuttgart</strong><br />

(Schulmusik, Mathematik), Freiburg (Musikwissenschaft, Philosophie) und Oldenburg (Master<br />

Bildungsmanagement). Seit 2001 Dozentin für Hörerziehung an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>,<br />

seit 2008 Geschäftsführung des Studio Neue Musik der Hochschule / Projektleitung Kongress.<br />

Sarvenaz Safari wurde 1984 in Teheran geboren, studierte Komposition an der Hochschule für<br />

Musik und Theater Hamburg. Als Komponistin beschäftigt sie sich mit musikreflektierenden<br />

Werken wie Machaut-Paraphrasen. Sie erhielt Stipendien der Otto-Stöterau-Stiftung und des<br />

DAAD.<br />

Michael Scheer, geboren 1950, etablierte 1980 sein Atelier „Kielflügel-Kunst“ in Jestetten, das<br />

neben dem Nachbau und der Neuentwicklung historischer das erste dynamisch spielbare Cembalo<br />

entwickelt sowie verschiedene ¼ton Cembali gebaut hat. Zu den besonderen Gebieten gehört die<br />

Mensurierung und Temperierung von Saiteninstrumenten. Er ist Gesellschafter sowie der<br />

Geschäftsführer der Marc Vogel GmbH – Cembaloteile. www.vogel-scheer.de<br />

Prof. Dr. John Schneider – Gitarrist, Los Angeles/USA – He holds a Ph.D. in Physics & Music<br />

from the University of Wales, music degrees from the University of California and the Royal<br />

College of Music [London], and is past President of the Guitar Foundation of America. A<br />

specialist in contemporary music, Schneider's The Contemporary Guitar (University of California<br />

Press) has become the standard text in the field. He is the founding artistic director of MicroFest,<br />

an annual festival of microtonal music. His upcoming CD Harry Partch: Bitter Music will be<br />

released by Bridge records in Fall of 2011. www.microfest.org<br />

45


Prof. Wolfgang von Schweinitz – Komponist, Lancaster CA/USA – Geboren 1953.<br />

Kompositionsstudium in Hamburg, u.a. bei György Ligeti. In den 90er Jahren intensive<br />

Beschäftigung mit Reiner Stimmung und Mitentwicklung der „Erweiterten Helmholtz-Ellis-<br />

Notation“. Seit 2007 Lehrstuhl für Komposition am California Institute of the Arts in<br />

Lancaster/USA (Nachfolger von James Tenney). www.plainsound.org<br />

Prof. Dr. Manfred Stahnke, 1951 in Kiel geboren. Studierte ab 1966 in Lübeck, Freiburg,<br />

Hamburg und in den USA Komposition und Musikwissenschaft. 1979 Dr. phil. in Hamburg, bei<br />

Constantin Floros über Pierre Boulez. Hauptlehrer Wolfgang Fortner, Klaus Huber, Ben Johnston<br />

und vor allem György Ligeti. Seit 1989 Professor für Komposition und Musiktheorie an der<br />

<strong>Musikhochschule</strong> Hamburg. www.manfred-stahnke.de<br />

David Stützel, geboren 1973. Er hat Cello, Gitarre und experimentelle Blasinstrumente gebaut.<br />

Studium der Klassischen Gitarre in Trossingen. Er unterrichtet Instrumentenkunde, Gitarre,<br />

Obertongesang, Singende Säge, Laute, (oft auch Topf, Schlauch, Rohr, Tassen, Vasen...) hält<br />

Vorträge, leitet Kurse, gibt Konzerte und leitet Chöre.<br />

N. Andrew Walsh – Komponist, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1978 in Washington, DC. Er studiert zur<br />

Zeit Musikwissenschaft und Komposition an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Gründer des Vereins<br />

"Klang Büro", Institut für graphische Partituren und improvisierte Musik.<br />

Seine Lieblingsfarbe ist blau, und er glaubt, dass Fliegen lustig klingen.<br />

Prof. Caspar Johannes Walter – Komponist, <strong>Stuttgart</strong> – Geboren 1964. Kompositionsstudium in<br />

Köln (J. Fritsch). 1998/99 Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Zahlreiche Preise und<br />

Auszeichnungen (u.a. Preis der deutschen Schallplattenkritik). 2002/03 composer in residence und<br />

Kompositionslehrer an der University of Birmingham. Seit 2006 ist er Professor für Komposition<br />

an der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Leiter des Studio Neue Musik.<br />

Julien Jalâl Eddine Weiss – Instrumentalist, Istanbul – Geboren 1953 in Paris. Weiss hat lange<br />

Jahre den arabisch-türkischen Raum bereist, die reiche und vielfältige musikalische Tradition<br />

dieser Region studiert und das Qânûn, ein der Zither vergleichbares Instrument, virtuos spielen<br />

gelernt. Das Ensemble Al Kindî, das sich klassischer arabischer Kammermusik verschrieben hat,<br />

wurde 1983 von ihm in der nordsyrischen Stadt Aleppo gegründet. www.alkindi.org<br />

Jos Zwaanenburg – Flötist und Komponist, Amsterdam/Niederlande – Geboren 1958. Studierte<br />

Flöte und Komposition in Amsterdam. Er hat in Zusammenarbeit mit den Flötenbauern Eva<br />

Kingma und Dirk Kuiper eine open-hole Altflöte entwickelt, auf der durch Klappen mit kleinen<br />

Löchern und zusätzlichen Klappen möglich wurde, auf der Altflöte möglichste viele Töne zu<br />

erzeugen. www.composers21.com/compdocs/zwaanenj.htm<br />

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Ensembles<br />

Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong><br />

Das Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong> entstand 2006 auf Initiative von Christof M Löser als Ensemble<br />

für Neue Musik mit Lehrenden und Studierenden der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Sie bringen sehr<br />

verschieden gerichtete musikalische Vorstellungen und Ideen ins Stirling Ensemble ein, was auch<br />

der pluralistischen Ãsthetik der Architektur von James Stirling entspricht, in der die Mitglieder der<br />

<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Musikhochschule</strong> – in direkter Nachbarschaft zur Staatsgalerie und zum Haus der<br />

Geschichte – täglich arbeiten, mit dem gemeinsamen Ziel, ein Ensemble-Netzwerk innerhalb der<br />

<strong>Musikhochschule</strong>, des Studios Neue Musik und mit Wirkung „nach draußen“ aufzubauen.<br />

echtzeitEnsemble der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Ein Ensemble für Neue Musik aus Studierenden der <strong>Musikhochschule</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Aus einem Pool<br />

meist einfach besetzter Instrumente bildet sich die Grundbesetzung der einzelnen Projekte. Die<br />

konkrete Besetzungsgröße in den Konzerten liegt bei ca. 10 Musikern, inklusive<br />

Technik/Klangregie.<br />

Ensemble SCALA der Huygens-Fokker-Stiftung, Amsterdam/Niederlande<br />

Ensemble SCALA is the new ensemble for microtonal music initiated by the Huygens-Fokker<br />

Foundation. Its purpose is to let audiences experience microtonality with a whole scala of timbres,<br />

using the Fokker organ as part of a larger ensemble for the first time. The cast of Scala is Fokker<br />

organ (Ere Lievonen), microtonal guitar (Stefan Gerritsen), viola, flute (Raymond Honing),<br />

clarinet (Michel Marang), master keyboards (Keiko Shichijo) and percussion (Adam Jeffrey). The<br />

musicians are all specialists in the area of microtonal music, and will explore the boundaries of the<br />

colourful 31-tone tuning of the Fokker organ in this combination. The ensemble concerns itself<br />

primarily with four important microtonal systems: 31-tone, 24-tone and 19-tone temperaments and<br />

just intonation, but mostly with 31-tone equal temperament. The name of the ensemble originates<br />

from the software program for microtonal music of the same name by Manuel Op de Coul which<br />

has an international reputation. www.huygens-fokker.org<br />

Ensemble Al-Kindî, Aleppo/Syrien<br />

Das Ensemble Al-Kindî wurde 1983 von Julien Jâlal Eddine Weiss gegründet. Es kommt aus<br />

Aleppo/Syrien und wird momentan als eine der besten Formationen für Musik aus dem türkischarabischen<br />

Raum gehandelt. In einzigartiger Weise verbindet es höchste musikalische Qualität<br />

ihrer Ensemble-Mitglieder mit höchstem Standard seiner musikalischen Erforschung und<br />

Realisierung verschiedenster musikalischer Traditionen des nahen und mittleren Ostens. Das<br />

traditionelle orientalische Ensemble besteht aus den vier Musikern Julien Jâlal Eddine Weiss<br />

(Qânun/arabische Zither, künstlerische Leitung), Hasan Altnji (Sufi-Gesang), Ziad Kadi Amin<br />

(Ney/arabische Holzflöte) und Jamal Al Sakka (Riqq/arabisches Schlagwerk). www.alkindi.org<br />

47


Vorschau<br />

2. Juli 2011<br />

Komponistenwerkstatt der Klassen<br />

Prof. C.J. Walter und Prof. M. Stroppa<br />

mit Gastensemble Le Balcon (Paris)<br />

2./3. Juli 2011<br />

geister stimmen<br />

Ensemble v.act – Neue Vokalmusik.<br />

Leitung Prof. Angelika Luz,<br />

Studierende der EMP- Tanzperformance.<br />

Leitung Prof. Ann-Barbara Steinmeyer<br />

12. Juli 2011<br />

Käthe Kollwitz: Ohne jeden Reiz waren mir<br />

die Menschen aus dem bürgerlichen Leben.<br />

Briefe/Tagebücher/Texte<br />

Staatsgalerie <strong>Stuttgart</strong><br />

Studierende des Studiengangs Sprechkunst<br />

Leitung Prof. Ulrike Maier-Hillenbrand<br />

Kompositionen & Improvisationen Neuer<br />

Musik, Leitung Prof. C.J.Walter<br />

und N. Andrew Walsh<br />

9. Oktober 2011<br />

Ensemble ascolta zu Gast mit Stummfilmen<br />

und Musik aus den Kompositionsklassen<br />

Prof. C.J.Walter und Prof. M. Stroppa<br />

13./17. Oktober 2011<br />

Donaueschingen off-Programm<br />

Konzerte mit dem echtzeitEnsemble<br />

Leitung: Christof M Löser<br />

25. Oktober 2011<br />

Mathias Spahlinger, farben der frühe für 7<br />

klaviere <strong>Musikhochschule</strong> Frankfurt<br />

Professoren und Studierende der<br />

<strong>Musikhochschule</strong>n Frankfurt und <strong>Stuttgart</strong> /<br />

Leitung: CM Löser<br />

48<br />

26. Oktober 2011<br />

INFOS: Musik aus dem Studio für<br />

Elektronische Musik<br />

7. November 2011<br />

Serenade / echtzeit im FMZ<br />

Freies Musikzentrum Feuerbach<br />

Musik von Mozart, Schönberg und aus den<br />

Kompositionsklassen<br />

Prof. C.J.Walter und Prof. M. Stroppa<br />

echtzeitEnsemble / Leitung: CM Löser<br />

1. Dezember 2011<br />

echtzeit im Dillmann<br />

Dillmann-Gymnasium <strong>Stuttgart</strong><br />

Musik von und mit Schülern des Dillmann-<br />

Gymnasiums <strong>Stuttgart</strong> sowie der<br />

Kompositionsklassen Prof. C.J.Walter und<br />

Prof. M. Stroppa / echtzeitEnsemble / Studio<br />

für Elektronische Musik<br />

Leitung: CM Löser / Prof. Piet Johan Meyer<br />

7. Dezember 2011<br />

Komponistenwerkstatt der Klassen<br />

Prof. CJ Walter und Prof. M. Stroppa<br />

echtzeitEnsemble / Leitung CM Löser<br />

27. Januar 2012<br />

Antrittskonzert Prof. Piet Johan Meyer<br />

Solisten & Stirling Ensemble <strong>Stuttgart</strong><br />

Leitung: CM Löser<br />

4. Februar 2012<br />

Komponistenwerkstatt der Klassen<br />

Prof. C.J.Walter und Prof. M. Stroppa<br />

echtzeitEnsemble / Leitung: CM Löser<br />

weitere Informationen: www.mh-stuttgart.de

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