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18 KULTUR JOKER vision 2025
Kunstvereine im Gespräch (21):
Villingen-Schwenningen
Kunstvereine spielen eine
wichtige Rolle im Kulturleben
von Städten und Gemeinden –
gerade auch in unserer Region.
In der Serie über die Kunstvereine
im Hochschwarzwald und
Südbaden geht es heute um die
Kunstaktivitäten in Villingen-
Schwenningen.
Schon 1953 wurde die Vereinigung
„Kunstverein Villingen“
gegründet; anfänglich eine
„Malgruppe“, wie bescheiden
auf der Homepage formuliert ist.
Bemerkenswert bleibt zweierlei:
der frühe Start und Impuls in der
Nachkriegszeit sowie der von
Beginn an bis heute vorrangige
Charakter eines Künstler-Kunstvereins.
Nur konsequent liegt
das Selbstverständnis darin, die
künstlerisch aktiven Mitglieder
in der Konfrontation mit interessiertem
Publikum zu stärken.
Der pensionierte Deutsch- und
Französisch-Lehrer Bernhard
Fabry, seit 2005 ehrenamtlicher
Geschäftsführer, nennt es „Produzentengalerie“.1973,
ein Jahr
nach dem Zusammenschluss der
vormals getrennten Gemeinden
Villingen und Schwenningen,
nahm man die Neuerung in den
eigenen Namen und das Konzept
auf; 1984 erfolgte die rechtliche
Verankerung als eingetragener
gemeinnütziger Verein.
Das Wissensarchiv des Vereins
sind die Kataloge, die, aufwändig
produziert, in großer Regelmäßigkeit
erscheinen. Es gibt keine
Einzelausstellungen, keine Retrospektiven
mehr – immer steht
das Kollektiv im Zentrum und
der Blick ist nach vorn gerichtet.
Ohne Ausnahme fand alljährlich
im Herbst die Jahresausstellung
statt. Binnen zwei Wochen
Laufzeit werden da bei freiem
Eintritt alljährlich über 1.000
Besucher gezählt. Wenn nichts
dazwischenkommt, wird also ab
Oktober die 67. Präsentation dieser
Art stattfinden. Eine „Hängekommission“
in wechselnder
Zusammensetzung, bestückt vor
allem mit den eigenen Künstler-
Mitgliedern, übernimmt den
kuratorischen Part. Die derzeit
(Zahl ansteigend) 34 künstlerischen
Mitglieder, darunter auch
jüngere, stammen aus etwas weiterem
geografischen Radius: Bodensee,
Kaiserstuhl und Schwäbische
Alb markieren das Gebiet.
Durch die Beiträge besonders der
über 100 zusätzlichen Fördermitglieder
entsteht die Basis der
Finanzierung. Zusätzliche Faktoren
sind Verkaufsprovisionen
und gezielte projektbezogene
Sponsorings. Vor allem jedoch
garantiert die Stadt
mindestens einen
Termin pro Jahr
zur kostenfreien
Nutzung im kommunalen
Franziskanermuseum.
Denn
das Klostergebäude
verfügt neben der
Dauerpräsentation
der Kultur- und
Stadtgeschichte,
über mehrere, hintereinanderliegende
Räume
für Wechselausstellungen. So
kommt der Verein ohne eigenes
Haus aus. Direkte öffentliche Bezuschussung
existiert nicht.
Als besonders erfindungsreich,
zum Teil spektakulär kann man
die unperiodischen Projekte
bezeichnen. „Interventionen“
nennt der Verein diejenigen, die
„Eingriffe in die Bestände“ der
städtischen Museen bedeuten.
Soeben zu Ende ging ein solcher
Beitrag im Schwenninger
Uhrenindustriemuseum, schon
1999 zeigte man „Vergangenheit
ist heute“ im Franziskanermuseum.
Auch jenseits dieser
Reihe wird die Auseinandersetzung
von Gegenwartskunst mit
der Historie gesucht, etwa bei
„Re-Vision 817“ anlässlich des
1200-jährigen Stadtjubiläums
Bissier im Blick
Umbauten an der Alten Uni bedürfen genauer Beobachtung
Es ist das ein neuralgischer
Ort in der Freiburger Innenstadt:
der östliche Innenhof der Alten
Universität an der Bertoldstraße.
Da liegt die Wirtschaft „Erzherzog
Albrecht“, seit Jahren
verwaist und ohne Pächter, und
auch zuvor mitnichten ein gastronomischer
Magnet. Nebenan
befinden sich das „Uniseum“
und vor allem – mit deutlich höherem
Publikumsverkehr – seit
2017 das Freiburger „Literaturhaus“:
die Verantwortlichen der
Einrichtung sehen das Geschehen
in der Nachbarschaft also
mit gespanntem Interesse. Naturgemäß
erhofft man sich künftig
zum Beispiel einen Kultur-,
besser noch Literatur-affinen
Pächter. Es entscheidet die Eignerin
der Gaststätte, die landeseigene
Staatsbrauerei Rothaus.
Hoffentlich wird die Leitung des
Literaturhauses in die Findung
mit einbezogen. Man kann nur
flehentlich hoffen: Bitte keine
Kette, keine Systemgastronomie
– das gibt es schon zu viel
in der Stadt! Auch ein Wirt, der
schon zehn andere Restaurants
betreibt, muss es nicht sein. Je
individueller, desto besser. Derzeit
läuft nun der Umbau des
Hofes.
Die Melange zwischen Uni
und Kommune, zwischen Stadt
und Land funktioniert intern
mitnichten so reibungslos wie
nach außen in der Regel beschworen.
Das zeigt sich immer
wieder auch in Kunst-Fragen,
besonders im öffentlichen
Raum. Hier, an der Alten Universität,
ist zuerst das Land
gefragt. Den besonderen Anziehungspunkt
besagten Hofes bildet
ein bedeutendes Kunstwerk,
von der Öffentlichkeit praktisch
unbemerkt. Im Zuge des Wiederaufbaus
kam es 1955 zu einer
Kunst-am-Bau-Beauftragung
an den gewichtigen Künstler
Julius Bissier(1893–1965) und
den Keramiker Richard Bampi(1896–1965).
Beide schufen
eine Wandkeramik, die an der
Ostmauer des Hofes 1956 in
den Putz gelegt wurde, die Umsetzung
eines abstrakten Aquarellentwurfs
von Bissier in eine
großformatige Arbeit von Bampi:
knapp 20 Meter breit. Bei
einem Expertentreffen vor Ort
im Juni 2018 wurde nicht nur
die Signatur der beiden Künstler
erstmals entdeckt; auch der
vor der rechten Hälfte der Wand
wuchernde Baum geriet unter
die Lupe. Ein dazu beauftragter
Botaniker und Gartenbauer
bestätigte, dass es sich um einen
mindestens 50 Jahre alten
Perückenstrauch/-baum handelte,
der seinerzeit in Europa
nicht heimisch war, sondern aus
Ostasien importiert wurde. Damit
verbindet sich die Kenntnis
über Bissiers besondere Wertschätzung
asiatischer Gärten
und Pflanzungen. Also lag die
Vermutung nahe, der Baum sei
gezielt gleich zu Beginn gesetzt
worden, zumal er ästhetisch zu
korrespondieren schien. Jetzt
wurde er vor wenigen Wochen
entfernt!Klar ist, dass der Perückenbaum
keineswegs kränkelte,
nur seit Jahren, wohl
Jahrzehnten nicht gepflegt war
und regelmäßig hätte beschnitten
werden müssen. Offenbar
hat er auch nicht daran gelitten,
dass er eine Unterfütterung von
angeblich nur ca. 30 cm besaß,
weil darunter die Betondecke
eines nun wiederentdeckten
und zu restaurierenden Kellergewölbes
liegt. Wir lernen: Man
darf es sich nicht zu ‚einfach‘
machen. Das betrifft das Garten-
und Tiefbauamt der Stadt,
das womöglich von dem Zusammenhang
mit dem Kunstwerk
gar keine Kenntnis besaß, aber
Ausstellungseröffnung im Franziskanerkloster
2017. Und schließlich konnten
Kunstprojekte zu breit gefächerten
Themen und Anlässen darüber
hinaus realisiert werden:
Im Jahr der Fußball-WM 2006
gewann der Verein den am Ort
ansässigen Hersteller des weithin
beliebten Tippkick-Spiels (Produktion
seit 1926!) als Sponsor.
100 Spiele wurden an ausgewählte
Künstler*innen zur ‚Bearbeitung‘
verschickt, heraus kam ein
breit gefächertes Kaleidoskop
kreativer Ideen. Ebenso entstanden
eine Ausstellung als ‚Kommentar‘
zur Landesgartenschau
2010, „Werkstoff Papier“ über
Kunst mit Papier im Dreiländereck
1993 oder 1988 „Imago“ im
Rahmen der Landeskunstwochen
Baden-Württemberg in und
bei der barocken Benediktinerkirche
in Villingen.
Kunstwerk mit Baum ...
nun die Fällung verantwortete –
ebenso das Amt Vermögen und
Bau Baden-Württemberg.
Der dort zuständige Ingenieur
Wolfgang Reichle versichert telefonisch,
dass großen Wert darauf
gelegt werde, „das Kunstwerk
künftig in seiner Gesamtheit
einsehen zu können“. So
solle ein Abstandsstreifen zur
Foto: Horst W. Kurschat
Dem Verein geht es gut, er
macht mit großer Inbrunst und
Kontinuität seine Arbeit. Die
einzige Sorge, die Bernhard Fabry
umtreibt, ist, „dass in Folge
der Corona-Pandemie kommunale
Sparprogramme als Erstes
die Kultur treffen“. In Ergänzung
der Städtischen Galerie spielt der
Kunstverein längst eine feste und
nicht mehr verzichtbare Rolle in
der Doppelstadt.
Kunstverein Villingen-Schwenningen
e.V., Geschäftsführung:
Bernhard Fabry. St. Georgener
Str. 39, 78048 Villingen-Schwenningen,
Tel: 07721/51457, E-Mail:
fabry@kunstverein-villingenschwenningen.de.
Ab 25. Oktober:
Jahresausstellung 2020.
Weitere Infos: www.kunstvereinvillingen-schwenningen.de
Martin Flashar
Wand, mit Kies oder anderem
Material ausgelegt, realisiert
sein, der es verhindere, dass
zum Beispiel Restaurant-Tische
bis direkt an die Mauer reichen
und (wie in der Vergangenheit
oftmals) zu Beschädigungen der
Oberfläche des Kunstwerks führen.
Wir beobachten das.
Martin Flashar
... Heute: Baustelle, Baum gefällt Fotos: Promo
Die Weinlese
hat
begonnen
Erster “Neuer Süßer”
aus der Sorte Findling
Am 20. August hat – wieder
einmal recht früh – die
Weinlese in Baden begonnen.
Wie sooft ist bei den
ersten die Weinmanufaktur
Gengenbach-Offenburg,
denn hier gedeiht in
der Lage Zeller Abtsberg
die früh heranreifende
Sorte Findling, die ab sofort
als “Neuer Süßer” auf
den Markt gebracht wird.
Noch ein paar Tage früher
hat die Lese bei den
“Sonnenwinzern” in
Breisach begonnen. Wie
die Vorstände des Badischen
Winzerkellers, Dr.
Peter Schuster und Eckart
Escher, gemeinschaftlich
bekunden, steht
erneut ein guter
bis sehr guter Jahrgang
ins Haus. Der
2020er hatte von der Blüte
bis zum ersten Lesetag optimale
Voraussetzungen. Ein
unkomplizierter Vegetationsverlauf
ohne Frost oder Hagel.
“Wachstum und Reife sind in
diesem Jahr bilderbuchmäßig
verlaufen”, so Winzer Günter
Linser aus Opfingen, der in
Breisach bereits Mitte August
seine Bottiche mit Solaris und
Müller-Thurgau ablieferte.
Und Christian Schätzle, der
für die Breisacher Weinproduktion
und deren Qualität
zuständig ist, fügt hinzu: „Der
Handel wartet auf den frischen
Federweißen aus heimischer
Produktion und die Verbraucher
freuen sich auf den Geschmack
des aktuellen Weinjahrgangs.
Dazu ein schöner
Zwiebelkuchen – was für ein
Genuss!”
Badische Weinhoheiten
bleiben bis Mitte 2021
im Amt
Tatsachen-Entscheid aufgrund
der Corona-Krise
Der Badische Weinbauverband
hat sich bereits im Mai für eine
Verlängerung der Amtszeit von
Weinkönigin Sina Erdrich und
ihren Weinprinzessinnen Simona
Maier und Hanna Mussler
bis Mitte 2021 entschieden.
Der Verband trägt damit der
Tatsache Rechnung, dass zahlreiche
Termine 2020 bereits
ausgefallen sind oder noch
ausfallen werden. Eine aktuelle
Neuwahl war für den Juni
2020 angesetzt, konnte aber
wegen den Corona-Beschränkungen
nicht stattfinden. Die
amtierenden Weinhoheiten
begrüßen die Entscheidung.
Dazu die Königin Sina
Erdrich: „Wir freuen uns sehr
darüber, weiterhin gemeinsam
durch diese schwierige Zeit
gehen zu dürfen und, sobald
die Krise endet, wieder vollumfänglich
auf Weinfesten,
bei Weinproben und anderen
Begegnungen in unseren Ämtern
wirken zu können“. Der
Badische Weinbauverband hat
sich seine Entscheidung aber
nicht leicht gemacht. Neben einigen
positiven Aspekten gibt
es aber auch Negatives. So
wird in 2020 keine badische
Kandidatin ins Rennen
um die Krone der Deutschen
Weinkönigin gehen.
Zudem ist es fraglich, ob
die Pandemie es erlaubt,
bereits im Herbst wieder
Großveranstaltungen zuzulassen.
Wie wir alle ist
auch der BWV den besonderen
Ansprüchen und
Bedingungen der Krise
unterworfen.
Hanna Mußler, Sina Erdrich und Simona Maier (v.l.n.r.)
Foto: promo