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200 JAHRE SG ZüRICH - Schachversand Niggemann

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NEU!<br />

Nr. 1 I September <strong>200</strong>9 I 3,90 EUR D a s M a g a z i n f ü r s c h a c h s p i e l e r<br />

Robert Hübner<br />

Erinnerungen<br />

Doping im Schach:<br />

Harald Ballo zur Studie<br />

der Universität Mainz<br />

<strong>200</strong> Jahre <strong>SG</strong> Zürich<br />

Bahnhof der WeltmeiSter<br />

Schach BeWeGt die maSSen<br />

Hickls Welt<br />

Effizientes Training<br />

Foto: Frank Jarchov


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Editorial<br />

137 gegen 4<br />

Vor einigen Wochen diskutierte die ganze Nation darüber,<br />

welche Bedrohung die von Berti Vogts trainierte Nationalmannschaft<br />

Aserbaidschans für unsere Jungs darstelle. Die<br />

Nummer 137 der inoffiziellen Fußballweltrangliste könnte<br />

der Nummer 4 vielleicht ein Bein stellen. Für die Medien<br />

war es das Ereignis des Tages, und auch einige meiner Redakteure<br />

waren in dieser Zeit telefonisch nicht erreichbar.<br />

Am Ende stand ein mageres 2:0 zu Buche, aber die Fußballwelt<br />

war zufrieden – das Programm war gut. Stellen wir uns<br />

nun ein Schachmatch Deutschland gegen Bahamas (Nr. 11<br />

gegen 140 mit Eloschnitt 1850) vor. An einem Zu-0-Sieg<br />

gäbe es keine Zweifel, doch es würde niemanden interessieren.<br />

Im Schach muss es immer Spitzenleistung sein.<br />

Das bedeutende Dortmunder Sparkassen-Meeting setzt dabei<br />

seit Jahren auf eine gleiche Besetzung um Ex-WM Kramnik<br />

und Peter Leko, wobei hier ein größeres Teilnehmerfeld und<br />

etwas frisches Blut nicht unbedingt schaden würden. Die<br />

Chess Classic Mainz überzeugen schon seit langem nicht<br />

mehr nur mit einem elitären Teilnehmerfeld, sondern auch<br />

mit hoher organisatorischer Qualität. Dem Zuschauer wird<br />

etwas geboten.<br />

Damit endet aber auch schon die Liste großer deutscher<br />

Schachveranstaltungen. Der Schachbundesliga, immerhin<br />

eine der stärksten Ligen der Welt, mangelt es seit Jahren an<br />

Attraktivität. Oftmals können Veranstalter alle Zuschauer<br />

per Handschlag begrüßen, was vielleicht auch mit mangelnder<br />

Öffentlichkeitsarbeit und unattraktiven Austragungsorten<br />

in Verbindung gebracht werden kann. Inzwischen wird<br />

der Übertragung im Internet hohe Priorität eingeräumt.<br />

Für potenzielle Zuschauer gibt es nun noch weniger Gründe,<br />

die Veranstaltung vor Ort zu verfolgen. Bei Fußball kann ich<br />

es noch nachvollziehen – für Senderechte wird schließlich<br />

bezahlt. Im Schach hingegen hat der Veranstalter die Kosten<br />

zu tragen.<br />

Aber auch mit Schach kann man Massen begeistern. Dies<br />

bewies die <strong>SG</strong> Zürich bei Ihrem <strong>200</strong>-jährigen Jubiläum. Der<br />

zentral gelegene Hauptbahnhof als attraktiver Austragungsort<br />

lockte eine Unmenge Passanten und Fans an. Nicht<br />

schachspielende Eltern kamen vorbei, um ihren Kindern das<br />

Flair eines solchen Events näherzubringen.<br />

In unserem medialen Zeitalter müssen Veranstalter mehr<br />

denn je auf die Bedürfnisse der Zuschauer einzugehen.<br />

Dazu gehören vor allem professionelle Organisation und<br />

Öffentlichkeitsarbeit sowie idealerweise auch ein Rahmenprogramm.<br />

Den Volksfestcharakter einer American Football-Veranstaltung<br />

werden wir nie erreichen, doch kann es<br />

einfach Spaß machen „zum Schach zu gehen“. Ein Potenzial<br />

ist mit Sicherheit vorhanden!<br />

3


Inhalt<br />

5-7 szene schach<br />

8-9 bahnhof der weltmeister - André Behr<br />

10-22 turniere aktuell<br />

Open Zürich <strong>200</strong>: Jahre <strong>SG</strong> Zürich - IM Frank Zeller<br />

Biel GM-Turnier - IM Frank Zeller<br />

Chess Classic Mainz - IM Oliver Brendel<br />

Open Wien - IM Stefan Löffler<br />

24-28 schachbundesliga<br />

Die Liga feiert 30-jähriges Bestehen<br />

Vorschau auf die kommende Saison - IM Georgios Souleidis<br />

29 neulich im spiellokal<br />

Bruno Bolzers erster Mannschaftskampf - Rainer Vollmar<br />

30-32 hickls welt<br />

Effektives Schachtraining - GM Jörg Hickl<br />

34-36 leserpartien - IM Frank Zeller<br />

37 taktikecke<br />

38-39 erinnerungen - Robert Hübner<br />

40-42 Jussupow schachakademie<br />

Tigersprung auf 1500 - GM Artur Jussupow<br />

43 steckbrief<br />

GM Christopher Lutz - Rainer Vollmar<br />

44-45 doping im schach<br />

Die Studie der Universität Mainz - Harald Balló<br />

46-49 die partie des monats - GM Christopher Lutz<br />

50-51 expeditionen in die schachwelt<br />

Schicksalhaftes - Prof. Dr. Christian Hesse<br />

52-54 bücherecke<br />

56 lösungen der taktikecke<br />

57-58 turnierkalender<br />

4<br />

Impressum<br />

schachwelt<br />

adresse der redaktIon:<br />

SCHACHWELT<br />

Lindenplatz 12<br />

65510 Hünstetten<br />

Tel.. 06126 95 83 45<br />

Fax: 06126 95 83 84<br />

Mail: info@schach-welt.de<br />

Web. www.schach-welt.de<br />

chefredaktIon: GM Jörg Hickl<br />

mItarbeIter dIeser ausgabe:<br />

Harald Balló, André Behr, IM Oliver<br />

Brendel, Prof. Dr. Christian Hesse, GM<br />

Dr. Robert Hübner, GM Artur Jussupow,<br />

Joachim Kutzner, IM Stefan Löffler, GM<br />

Christopher Lutz, Fernando Offermann,<br />

IM Georgios Souleides, Rainer Vollmar,<br />

Prof. Dr. Matthias Willems, IM Frank<br />

Zeller<br />

grafIk-desIgn: Lisa Lang<br />

IllustratIon: Alex Balko<br />

fotos: Frank Jarchov<br />

Der Bezugspreis im Abonnement beträgt<br />

44,00 € im Jahr inkl. MwSt., und<br />

Versandkosten innerhalb Deutschland.<br />

EU und CH 56,00 €. Erscheinungsweise<br />

ist monatlich. Preis der Einzelausgabe:<br />

3,90 €.<br />

Anzeigenanfragen bitte an die Redaktion.<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste 1-09.<br />

Nachdruck, Übernahme von Textpassagen,<br />

Aufnahme in Online-Dienste und<br />

Internet sowie Vervielfältigung nur nach<br />

vorheriger Zustimmung des Verlages.<br />

Für den Inhalt der Anzeigen haftet der<br />

jeweilige Inserent, für namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge der Autor, für<br />

Leserbriefe die Schreibenden. Wir<br />

behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen<br />

oder nicht zu veröffentlichen.<br />

Für unverlangt eingesandte Sendungen<br />

übernehmen wir keine Haftung. Der<br />

Verlag geht davon aus, Text- oder Bildmaterial<br />

ggf. geändert und kostenlos<br />

verwenden zu können.


Foto: Nastja Karlovich<br />

Szene<br />

Schach<br />

Nigel Short, 44, ist wieder<br />

über 2700. Und<br />

das fast ohne seriöses<br />

Eröffnungsstudium. Der in<br />

Athen beheimatete Engländer<br />

tourt lieber als Spieler,<br />

Coach und Kommentator<br />

rund um den Globus. Auf<br />

Draht hält ihn die Zusammenarbeit<br />

mit Jüngeren.<br />

Zur Jugend-WM im Oktober<br />

in Mar del Plata wird er seinen<br />

19jährigen Landsmann<br />

David Howell begleiten. In<br />

den letzten Jahren arbeitete<br />

Short wiederholt mit Sergei<br />

Karjakin, 19. Dass sein gerade<br />

vom ukrainischen zum<br />

russischen Verband gewechselter<br />

Trainingspartner trotz<br />

seiner Jugend die Internationale<br />

Meisterin Katerina<br />

Dolschikowa, 20, zum Traualtar<br />

geführt hat, gehe schon<br />

in Ordnung, sagte Short der<br />

SCHACHWELT: „Es kommt<br />

nicht darauf an, wann man<br />

heiratet, sondern wen.“<br />

Anatoli Karpow, 58, und<br />

Garri Kasparow, 46,<br />

haben gut lachen. Ihre<br />

gemeinsam ausgeheckte Idee,<br />

sich 25 Jahre nach ihrem ersten<br />

WM-Kampf wieder zusammen<br />

ans Brett zu setzen, hat<br />

eingeschlagen. Ab 21.September<br />

treffen sie sich in Valencia<br />

für vier Partien Schnellschach<br />

und acht im Blitz. Im gleichen<br />

Format sollen weitere Schaukämpfe<br />

folgen. Als Austragungsorte<br />

sind laut Karpow Moskau, Paris und die USA im Gespräch.<br />

Valencia buhlt mit dem Revival um Anerkennung als „Wiege des modernen<br />

Schachs“, so auch der lang geratene Name der Website www.<br />

valenciacunadelajedrezmoderno.com. Hielt man die ausgangs des<br />

15.Jahrhunderts eingeführte Langschrittigkeit der Dame früher für eine<br />

italienische oder französische Erfindung, sprechen jüngere schachhistorische<br />

Forschungen für Spanien. Auf dem Brett aber droht eine einseitige<br />

Angelegenheit. In San Sebastian und Zürich hat Karpow ein neues<br />

Sammelgebiet, letzte Plätze, erschlossen. In der FIDE-Weltrangliste<br />

wird er seit 1.September nach mehr als vierzig Jahren erstmals nicht<br />

mehr unter den ersten 100 geführt.<br />

Lewon Aronjan, 25, hat sich vorzeitig den Gesamtsieg im FIDE-Grandprix<br />

und damit einen Platz im nächsten WM-Kandidatenturniers gesichert.<br />

Beim fünften der auf sechs Turniere angelegten Grandprixserie genügte<br />

dem Wahl-Berliner ein zweiter Platz hinter Wassili Iwantschuk. Gespielt<br />

wurde in Dschermuk, einer Sommerfrische im bergigen Süden seiner armenischen<br />

Heimat, wo Aronjan und seine Mitstreiter vor den Olympiadesiegen<br />

<strong>200</strong>6 und <strong>200</strong>8 trainiert hatten.<br />

Für Dschermuk aber habe er nicht gearbeitet, sagte Aronjan der SCHACH-<br />

WELT. „Mehrmals bin ich in der Eröffnung erwischt worden. Ich habe im Urlaub<br />

ja auch nichts für Schach getan.“ Sieben Wochen verbrachte er in Australien,<br />

wo seine Freundin Arianne Caoili lebt, reiste quer durch den fünften<br />

Kontinent. Verwandte Ariannes schenkten ihm einen „Barong Tagalog“, ein<br />

traditionelles philippinisches Hemd, das ihm sowohl in Dschermuk als auch<br />

in Mainz Glück gebracht hat.<br />

Warum sieht man den stärksten in Deutschland lebenden Spieler hier eigentlich<br />

nicht öfter am Brett? Erst einmal, nämlich <strong>200</strong>6, hat er in Dortmund gespielt.<br />

„Dieses Jahr wurde ich wieder<br />

eingeladen, aber viel zu spät.<br />

Australien war schon geplant.“ Auf<br />

die Bundesliga hatte er zuletzt keine<br />

Lust mehr. Das sei jetzt anders.<br />

2010 hofft er auf ein Comeback in<br />

der Liga – am liebsten zusammen<br />

mit seinem Freund und Trainingsgefährten<br />

Gabriel Sargissjan und<br />

für ein Team, das Abonnementmeister<br />

O<strong>SG</strong> Baden-Baden ernsthaft<br />

fordern kann.<br />

5<br />

Fotos: Frank Jarchov Fotos: Frank Jarchov


SzeNe Schach<br />

Was haben Sie sich bei 18.<br />

Txd7 gedacht, Herr Kasparow?<br />

Kasparow - Georgiew nach 17. … g5<br />

In der letzten Runde des Quebec Open<br />

in Montreal verlor Sergei Kasparow<br />

mit Weiß gegen den mit einem halben<br />

Punkt Vorsprung allein führenden<br />

Wladimir Georgjew. Weil wiederholt<br />

minutenlang weder der Weißrusse<br />

noch der Mazedonier am Brett war,<br />

weil die beiden mit diesem Ausgang<br />

zusammen etwa 1<strong>200</strong> kanadische<br />

Dollar mehr Preisgeld kassierten als<br />

bei einem anderen Resultat, und weil<br />

er sich den Partieverlauf, insbesondere<br />

das Qualitätsopfer, nicht anders<br />

erklären konnte, erhob der Kanadische<br />

Meister Jean Hébert Verdacht<br />

auf Schiebung. SCHACHWELT hat<br />

nachgefragt. Hier Sergei Kasparows<br />

Antwort:<br />

„Ich habe die Stellung in den Computer<br />

eingegeben. Er sieht Schwarz um 0,43<br />

Bauerneinheiten im Vorteil. Wenn ich<br />

nicht langsam sterben wollte, musste ich<br />

schlagartig etwas ändern. Warum keiner<br />

am Brett war? Ich laufe immer während<br />

der Partien. Bei dem Turnier, das<br />

ich gerade spiele, bleibe ich selten sitzen,<br />

weil es so stickig ist. Bei meinen letzten<br />

drei Turnieren in Deutschland habe ich<br />

die letzte Runde remisiert und bin leer<br />

ausgegangen. Schauen Sie meine Partien<br />

durch. Ich habe oft verloren, wenn Geld<br />

auf dem Spiel stand. Am 15.August habe<br />

ich in Moritzburg die Dame eingestellt.<br />

Das hat mich 300 bis 500 Euro gekostet.<br />

Schreiben Sie doch, dass ich auch das<br />

absichtlich gemacht habe!“<br />

6<br />

Hikaru Nakamura, 21, erfreut<br />

nicht nur durch risikofreudiges,<br />

provokantes Schach.<br />

Der US-Champion gibt auf seinem<br />

Blog www.hikarunakamura.com<br />

auch erfreulich ehrlich und humorvoll<br />

Einblick in das, was er denkt<br />

und tut. So berichtete er von seiner<br />

kürzlichen Reise in die Heimat seiner<br />

Mutter, wo er seine Bilanz in Japan<br />

absolvierter Turnierpartien auf 28:0<br />

schraubte.<br />

Wenn er sich im Internet Chess Club<br />

als „Smallville“ einloggt, um Ein-<br />

Minuten-Partien zu spielen, was er<br />

selbst zwischen Turnierrunden tut,<br />

sehen mitunter Tausende zu. Mit seinem<br />

Freund Bruce Harper legt er nun<br />

ein Buch über die wildeste Schachvariante<br />

vor „Bullet Chess: One Minute<br />

to Mate“ (Russell Enterprises <strong>200</strong>9).<br />

Viele litten mit, als Nakamura sich<br />

während des Vergleichs „Erfahrung<br />

gegen Jugend“ in Amsterdam eine<br />

Grippe einfing. „Mit zwanzig oder<br />

dreißig Prozent Energie zu spielen,<br />

reicht bei meinem Schach nicht.“<br />

Das hinderte ihn aber nicht, Alexander<br />

Beljawski schwindlig zu spielen.<br />

Nakamura war hinterher überzeugt,<br />

auf Verlust gestanden zu sein. Es war<br />

wohl eher nicht die Partie des Jahres,<br />

wie Onlinefans schon meinten,<br />

aber ein starker Kandidat auf den<br />

Schwindel des Jahres: Beljawski, A.<br />

– Nakamura, H.: 1. d4 Sf6 2. c4 g6 3.<br />

Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. Sf3 0-0 6. Le2 e5<br />

7. 0-0 Sc6 8. d5 Se7 9. Sd2 Se8 10. b4<br />

f5 11. c5 Sf6 12. f3 f4 13. Sc4 g5 14. a4<br />

Sg6 15. La3 Tf7 16. a5 h5 17. b5 dxc5<br />

18. b6 g4 19. bxc7 Txc7 20. Sb5<br />

Sxe4 21. Sxc7 g3 22. Se6 Lxe6 23.<br />

dxe6 gxh2+ 24. Kxh2 Dh4+ 25. Kg1<br />

Sg3 26. Lxc5 e4 27. Ta4 Tc8 28. Lxa7<br />

b5 29. Tb4 bxc4 30. Lxc4 Dh1+ 31. Kf2<br />

e3+ 32. Lxe3 fxe3+ 33. Kxe3 Sxf1+ 34.<br />

Lxf1 Dg1+ 0-1<br />

Mundial Chess heißt eine spanische Plattform, die für ein Onlineturnier<br />

gut 130 000 Euro an Geldpreisen verspricht. Meldeschluss<br />

auf www.mundialchess.com ist der 30. September.<br />

Am 5. Oktober beginnen die Vorrunden. Weil die Verwendung von Rybka,<br />

Fritz und Co ohnehin nicht zuverlässig auszuschließen sei, wird sie<br />

kurzerhand erlaubt. Es gilt also Advanced Chess oder genauer gesagt<br />

Freestyle.<br />

Aus der Freestyle-Szene kommt nun Kritik, dass die Bedenkzeit von 10<br />

Minuten plus eine Sekunde pro Zug kein vernünftiges Zusammenspiel<br />

von Mensch und Maschine erlaube. Die Aufteilung in drei Elogruppen<br />

mache erst recht keinen Sinn. Dass die auch für das am 27.November<br />

im Hotel Bali in Benidorm beginnende Schachfestival verantwortlich<br />

zeichnenden Veranstalter <strong>200</strong>8 ein Advanced Chess-Live-Turnier mangels<br />

Teilnehmern abbliesen, wirkt auch nicht vertrauensfördernd. 6000<br />

zahlende Teilnehmer (Startgeld 40 Euro) brauchen sie, um alle Kosten<br />

einzuspielen. Doch sie sind sogar noch optimistischer: Sie rechnen mit<br />

10 000.<br />

Foto: chessvibes


Foto: chesscube<br />

W as<br />

war da los, Herr Morlang?<br />

„Das war eine Partie Killerschach neben dem Berliner Neptunbrunnen.<br />

Alle Figuren wurden von Mitgliedern oder Anhängern der Piratenpartei<br />

gespielt. Ich war ein schwarzer Springer. Schon nach ein paar Zügen stürzte sich unser<br />

Pressesprecher – bitte fragen Sie nicht als welche Figur – mit Gebrüll auf mich. Ich<br />

wehrte mich kurz, dann ging ich zu Boden und wurde mit Kunstblut besudelt. Ein paar<br />

freundliche Menschen haben mich aufgehoben und neben das improvisierte Spielfeld<br />

getragen, wo ich noch eine Weile liegen blieb.<br />

Die Aktion war ein voller Erfolg. Zahlreiche Medien haben berichtet. Wir wehren uns<br />

gegen Verbote von Computerspielen und dass LAN-Partys als Rekrutierungslager für<br />

Amokläufer dargestellt werden. Die finden Sie eher auf Schützenfesten, die auch noch<br />

öffentlich subventioniert werden. Wenn Spiele verboten werden, weil jemand getötet<br />

wird, müssten Sie auch mein Lieblingscomputerspiel Civilization verbieten. Im Prinzip<br />

sogar Schach. Darum unser Statement: Auch Schach ist ein Killerspiel! Persönlich finde<br />

ich Schach okay, kürzlich habe ich es mit einer Nachbarin gespielt. Aber hier ging es<br />

darum, unsere Freiheit zu verteidigen. Dafür würde ich mir jederzeit wieder einen<br />

schwarzen Müllsack überstreifen.“<br />

Mark Levitt, viermal Champion von<br />

Südafrika, zuletzt <strong>200</strong>1, und bis zur<br />

Schacholympiade <strong>200</strong>2 im Nationalteam<br />

aktiv, findet kaum noch Zeit für Turnierschach.<br />

Doch mit seiner vor zwei Jahren<br />

gegründeten Firma Chesscube mischt er<br />

nun den Schachservermarkt auf. Bereits 35<br />

Angestellte hat die von Kapstadt aus operierende<br />

Spielplattform, außerdem freie<br />

Mitarbeiter in Europa und den USA. Dank<br />

1,25 Millionen US-Dollar von der kalifornischen<br />

Wagniskapitalfirma InVenfin bleibt<br />

www.chesscube.com auf Expansionskurs.<br />

650 000 Spieler haben sich laut Firmenangaben<br />

auf dem kostenlosen Server registriert.<br />

In Spitzenzeiten sind etwa <strong>200</strong>0 Spieler auf<br />

dem Server. Ab Oktober soll eine kostenpflichtige<br />

„Premium-Mitgliedschaft“ angeboten<br />

werden, teilt Levitt auf Nachfrage der<br />

SCHACHWELT mit. Mit dem Vertrieb von Videolektionen<br />

werde bereits Geld verdient.<br />

SzeNe Schach<br />

Monika Socko, 31, ließ bei ihrem ersten Platz im norwegischen<br />

Tromsö gleich ein Dutzend Großmeister hinter<br />

sich, darunter auch ihren Mann Bartosz Socko, 30.<br />

Das übrigens nicht zum ersten Mal: Auch als sie voriges Jahr in<br />

Luxemburg ihre letzte GM-Norm erfüllte, landete sie vor Bartosz.<br />

Der SCHACHWELT schreibt sie: „Sollten wir gegeneinander<br />

spielen, wird es eine normale Partie, aber ich habe schon etwas<br />

Angst vor ihm.“ Bisher steht es 1,5:1,5.<br />

So oft wie möglich fahren sie zusammen auf Turniere. Um die<br />

Nutzung des gemeinsamen Notebooks streiten sie aber nie. „Ich<br />

schaue mir die Varianten lieber auf dem Brett an.“ Er hilft ihr<br />

bei der Vorbereitung. In den Eröffnungen folgt sie gerne seinem<br />

Rat. Auch das Schachzimmer zuhause nutze Bartosz öfter.<br />

Prinzipiell teilen sie<br />

sich die Betreuung<br />

von Weronika,<br />

9, Szymon, 7, und<br />

Julia, 3. Weil Bartosz<br />

öfter auch als<br />

Trainer unterwegs<br />

ist, verbringe sie<br />

mehr Zeit mit den<br />

Kindern. Sohn Szymon<br />

war in Tromsö<br />

mit von der Partie,<br />

„aber leider nicht<br />

erfolgreich“.<br />

Szene Schach möchte umfassend und nicht nur über Profis berichten.<br />

Wir freuen uns über Hinweise an szeneschach@schach-welt.de<br />

7<br />

Foto: Paweł Suwarski Foto: flickr.com/mavska


<strong>200</strong> Jahre <strong>SG</strong> Zürich<br />

Bahnhof der Weltmeister<br />

André Behr<br />

schachveranstalter haben sich<br />

bereits in der Vergangenheit<br />

spektakuläre Kulissen für<br />

ihre Turniere ausgedacht.<br />

Die WM zwischen Garri Kasparow und<br />

Viswanathan Anand beispielsweise<br />

wurde 1995 in den obersten Stockwerken<br />

des World Trade Centers<br />

ausgetragen. Man stellte Glasvitrinen<br />

in Fussgängerzonen auf und ließ<br />

darin Grossmeister über Schachzüge<br />

brüten. 1999 bewegten Kasparov und<br />

Timman bei einem Schaukampf im<br />

Hafen Rotterdams Container anstatt<br />

Figuren. Dieser Palette an Ideen hat<br />

die Schachgesellschaft Zürich nun<br />

eine neue hinzugefügt, die schwerlich<br />

zu übertreffen ist. Sie verlegte<br />

den Höhepunkt ihrer dreiwöchigen<br />

<strong>200</strong>-Jahr-Feier in den Hauptbahnhof<br />

und generierte damit einen Publikumserfolg,<br />

der einmalig war.<br />

Niemand hat die Zuschauer gezählt,<br />

aber es müssen Tausende gewesen<br />

sein, die am Wochenende des 22. und<br />

23. August von weit her anreisten<br />

oder als Passanten stehen blieben<br />

und Stunden lang dem Spektakel<br />

zuschauten, das Weltmeister Anand<br />

und Co. jeweils bis abends zum Besten<br />

gaben. Selbst ein Vlastimil Hort<br />

war überrascht, der als beliebter<br />

Kommentator schon vieles gesehen<br />

hat. Es sei magisch, schwärmte der<br />

ehemalige WM-Kandidat, wie sich die<br />

Faszination Schach selbst auf Menschen<br />

übertrage, die von der Sache<br />

kaum etwas verstehen.<br />

Tatsächlich drängten sich die Zuschauer<br />

vor allem am Samstag eng an<br />

die <strong>200</strong> Spieltische, als acht der insgesamt<br />

elf nach Zürich eingeladenen<br />

Schachlegenden an je 25 Brettern zu<br />

ihren Simultans antraten. Jeder bekam<br />

hautnah mit, welche Vielfalt an<br />

Körper-, Hand- und Augenstellungen<br />

das konzentrierte Denken begleiten<br />

oder auch erst in Fahrt bringen.<br />

Man sah etwa, wie der 78-jährige<br />

Viktor Kortschnoi den ganzen Kopf in<br />

8<br />

seinen Händen vergrub, weil er ein<br />

Stellungsbild heraufzubeschwören<br />

suchte, das ihm partout nicht mehr<br />

einfallen wollte. Oder man konnte<br />

miterleben, dass Spieler vom Kaliber<br />

eines Wladimir Kramnik Zugfolgen<br />

gerne durchrechnen, indem sie ihren<br />

Blick auf eine imaginierte Ferne<br />

richten.<br />

Man sah zudem einen geschmeidigen,<br />

immer freundlich lächelnden<br />

Anand oder den in Frankreich lebenden<br />

Showman Boris Spasski mit<br />

Sonnenbrille, der gegen Ende seiner<br />

Runden mit allen Gegnern zu parlieren<br />

begann und sie mit Sprüchen unterhielt<br />

wie: „Jetzt mache ich einen<br />

sehr merkwürdigen Zug.“ Und man<br />

konnte den Ukrainer Ruslan Ponomarjow<br />

entdecken, mit 26 Jahren der<br />

jüngste im Feld der Weltmeister, der<br />

nicht ganz so weltläufig von Brett zu<br />

Brett schritt, aber als einziger alle 25<br />

Partien gewann.<br />

Auch erstaunliche Tempounterschiede<br />

waren auszumachen. Als<br />

Kramnik als erster der Acht sein<br />

Pensum mit 22 Siegen und drei Remis<br />

absolviert hatte, steckten Anatoli<br />

Karpow und Kasparow noch im Mittelspiel.<br />

Beide nahmen sich insgesamt<br />

über sieben Stunden Zeit und<br />

gaben jeweils vier Remis ab, allerdings<br />

unter sehr unterschiedlichen<br />

Umständen. Karpow blieb bis zum<br />

Schluss freundlich und ruhig, Kasparows<br />

Wille zum Sieg dagegen war<br />

von furchterregender Mimik begleitet.<br />

Am Ende verlangte er von den<br />

Organisatoren sogar eine Schachuhr,


um einen Junior, der es gewagt hatte,<br />

das Damenendspiel als Remis zu<br />

deklarieren, im 5-Minuten-Blitz niederzuringen.<br />

Erst am Sonntag nahm Kasparow<br />

Anlauf zur Versöhnung mit dem Publikum,<br />

indem er den vielen konsternierten<br />

Fans in einer eigens einberufenen<br />

Autogrammsitzung den lang<br />

ersehnten Namenszug auf Bretter<br />

und in Bücher schrieb. Er wolle in jeder<br />

Partie immer sein Bestes geben,<br />

erklärte der 46-jährige Weltmeister<br />

der Jahre 1985-<strong>200</strong>0, der <strong>200</strong>5 vom<br />

Turnierschach zurückgetreten ist,<br />

und dabei lasse er sich ungern stören,<br />

zumal er ausser Übung sei und<br />

sein Gegnerschnitt beachtliche <strong>200</strong>0<br />

Elopunkte betragen habe.<br />

Während dieser nachvollziehbaren<br />

Entschuldigung Kasparows am Sonntagnachmittag<br />

lief bereits das Rapidturnier,<br />

das neben Kasparow auch<br />

Kortschnoi und Spasski ausließen. An<br />

deren Stelle traten Alexander Chalifman,<br />

der ehemalige Juniorenweltmeister<br />

Werner Hug sowie Judit Polgar<br />

auf, die einzige Frau, die in ihren<br />

besten Phasen bis in die Top Ten der<br />

weltbesten Spieler vorstieß. Wer es<br />

bis an die Absperrung schaffte, konnte<br />

jetzt Gesten, Verhaltensweise oder<br />

gar Animositäten beobachten, die typisch<br />

sind, wenn es unter Rivalen ums<br />

Prestige und immerhin Preise für die<br />

ersten drei Plätze von 30, 20 und 10<br />

Tausend Franken geht. Ponomarjow<br />

beispielsweise fixierte jeden Gegner<br />

immerzu, um aus dessen Mimik die<br />

Befindlichkeit zu lesen, wohingegen<br />

Judit Polgar ihre Gegner ausser vor<br />

und nach der Partie nie anschaute,<br />

dafür aber mit nicht ungefährlich<br />

spitz zugeschnittenen Schuhen unter<br />

dem Tisch zu wippen begann, wenn<br />

sich oben auf dem Brett eine brenzlige<br />

Situation zusammen braute.<br />

Wie erwartet, war die Rapidpartie zwischen<br />

Kramnik und Topalov die am<br />

giftigsten umkämpfte. Da der Bulgare<br />

dem Russen an der Vereinigungs-<br />

WM in Elista <strong>200</strong>6 unterstellt hatte,<br />

im Match unerlaubte Kontakte nach<br />

Aussen hergestellt zu haben, verweigerten<br />

beide den üblichen Hände-<br />

druck zur Begrüssung. Und als Topalow<br />

die Blitzschlacht aufgeben musste,<br />

nickte er lediglich unmerklich und<br />

eilte vom Tisch. Dagegen verliefen<br />

alle anderen Begegnungen geradezu<br />

friedlich. Diejenige zwischen Hug<br />

und Kramnik freilich zu friedlich. In<br />

gewohnt gestenreicher Art offerierte<br />

der Schweizer just dann Remis, als er<br />

den immer schwer zu bezwingenden<br />

Russen in wenigen Zügen zur Aufgabe<br />

hätte zwingen können. Erst als<br />

ihm Anand schmunzelnd den einfachen<br />

Gewinnweg zeigte, wurde ihm<br />

klar, was er sich entgehen liess - und<br />

später auch, dass er dadurch Kramnik<br />

zum Turniersieg vor Anand, Ponomarjow<br />

und Topalov verholfen hatte.<br />

Hug, W. – Kramnik, W.<br />

1. d4 Sf6 2. Sf3 e6 3. Lg5 h6 4. Lh4<br />

d6 5. c3 g5 6. Lg3 Se4 7. Sbd2 Sxg3<br />

8. hxg3 Lg7 9. e4 De7 10. Ld3 Sc6 11.<br />

De2 Ld7 12. a4 g4 13. Sh2 h5 14. Shf1<br />

0–0–0 15. a5 Dg5 16. f4 gxf3 17. Sxf3<br />

Dg6 18. b4 f5 19. b5 Sb8 20. e5 Lf8 21.<br />

b6 axb6? einer der seltenen Fälle, in<br />

denen das Schlagen in das Zentrum<br />

fehlerhaft ist (21. … a6 +=)<br />

22. axb6 ½–½ 22. a6 hätte die unglückliche<br />

Stellung des Springers ausgenutzt.<br />

Die Drohung a7 erzwingt 22. …<br />

Sxa6 23. Lxa6 mit Figurengewinn.<br />

Das letzte Wort nach der Preisverteilung<br />

richtete der Gastgeber an<br />

die Zuschauer. Er hoffe, sagte der<br />

Präsident des ältesten noch aktiven<br />

Schachklubs der Welt, in 100 Jahren<br />

alle wieder begrüssen zu dürfen.<br />

Realistischerweise müsste man daraus<br />

schliessen, dass wir einen solch<br />

faszinierenden Schachanlass nie<br />

mehr erleben werden. Optimistisch<br />

gestimmt könnte man sich hingegen<br />

vorstellen, wie andere Sponsoren<br />

als die nur ausnahmsweise wieder<br />

einmal Schach-aktive Credit Suisse<br />

die Vorgabe aufnehmen, weil sie<br />

das Potenzial des Schachsports erkennen.<br />

Dann allerdings würde man<br />

sich wünschen, dass die Veranstalter<br />

nicht nur die VIP-Gäste derart grosszügig<br />

betreuen, sondern noch mehr<br />

ans Publikum denken.<br />

Endstand<br />

Name elo laNd PuNkte<br />

1 | Kramnik, Vladimir 2759 RUS 5<br />

2 | Anand, Viswanathan 2788 IND 4½<br />

3 | Topalov, Veselin 2813 BUL 4<br />

4 | Ponomariov, Ruslan 2727 UKR 4<br />

5 | Khalifman, Alexander 2612 RUS 3<br />

6 | Polgar, Judit 2687 HUN 2½<br />

7 | Hug, Werner 2453 SUI 2½<br />

8 | Karpov, Anatoly 2644 RUS 2½<br />

9


Turniere akTuell<br />

Schweizer Schachsommer:<br />

Jubiläum in Zürich, Tradition in Biel und<br />

ein tragischer Held Morosewitsch<br />

<strong>200</strong> Jahre <strong>SG</strong><br />

Zürich – Das<br />

Open, 9. bis 15.<br />

August <strong>200</strong>9<br />

(Vorortbericht von Frank Zeller)<br />

Wenn Sie auf den Wegweisern Namen<br />

wie „Oerlikon“, „Opfikon“ oder<br />

„Zollikon“ lesen und ein „Utoquai“<br />

zum Baden einlädt, wundern Sie sich<br />

womöglich, ob Sie in Asien oder bei<br />

den Azteken gelandet sind. Spätestens<br />

aber, wenn ein Verkäufer Ihnen<br />

„a scheenes Dägli“ wünscht, erhellt<br />

sich, dass Sie sich in der Schweiz,<br />

genauer in deren kulturellem und<br />

wirtschaftlichem Zentrum, in Zürich<br />

befinden. Im August lud die ehrwürdige<br />

Züricher Schachgesellschaft zur<br />

Jubiläumsveranstaltung in eine der<br />

lebenswertesten Städte der Welt.<br />

Vor zweihundert Jahren wurde der<br />

Verein gegründet und ist somit der<br />

älteste noch existente Schachverein.<br />

Mit Hilfe der Alois-Nagler-Stiftung<br />

(Der rührige Nagler holte in den<br />

50ern die Weltelite an den Zürichsee)<br />

und Credit Suisse organisierte die<br />

Schachgesellschaft eine Jubiläumsveranstaltung<br />

der Sonderklasse. Wir<br />

wollen hier auf die Offenen Turniere<br />

eingehen, die bei wunderbarer Ku-<br />

10<br />

lisse im Kongresshaus (dort spielte<br />

1959 schon Bobby Fischer) über die<br />

Bühne gingen. Unterteilt in Allgemeines<br />

Turnier und Meisterturnier<br />

fanden sich rund 550 Schachspieler<br />

zwischen Bankenviertel und Nordseite<br />

des Zürichsees ein. Ein beachtliches<br />

Feld lief im Meisterturnier (ab<br />

<strong>200</strong>0) auf: Mit 45 Groß- und 48 Internationalen<br />

Meistern sowie einem<br />

Eloschnitt über 2250 war es eines<br />

der stärksten offenen Turniere des<br />

Jahres. Als Aushängeschild wurde<br />

Weltklassemann Alexander Morosewitsch,<br />

der zuvor in Biel weilte, gewonnen.<br />

Die ersten 24 Partien des<br />

Meisterturniers wurden auf der Bühne<br />

absolviert und im Internet übertragen;<br />

dort war der Zuschauerandrang<br />

auch besonders stark. Es gab<br />

keinerlei Abschirmungen und somit<br />

sah sich Morosewitsch am Spitzenbrett<br />

stets von einer Menschentraube<br />

umlagert.<br />

Internationales Zürich<br />

Bei bestem Sommerwetter hatte<br />

das quirlige Zürich einiges zu bieten,<br />

sofern Turnierteilnehmer für<br />

Zerstreuung empfänglich waren. Am<br />

Schlusstag fand zudem das traditionelle<br />

Limmatschwimmen statt.<br />

Ein bisschen störend ist der enorme<br />

Verkehr. Die Einheimischen zeigen<br />

gern ihre Luxusschlitten und beim<br />

Überqueren der Strassen fürchtet<br />

man um die Gesundheit. Sprachen<br />

aller Herren Länder hört man im<br />

bunten Treiben zwischen Seebädern<br />

und Einkaufsmeilen. Zürich ist schon<br />

jeher ein Ort der Toleranz und des Liberalismus.<br />

Kein Wunder, dass auch<br />

das Judentum stark vertreten ist. In<br />

dem Viertel, in dem ich während des<br />

Turniers wohnte, war die jüdische<br />

Gemeinde stark ausgeprägt und<br />

wenn ich abends zurückschlurfte,<br />

trug fast jeder Zweite auf der Strasse<br />

traditionelle jüdische Tracht. Auch<br />

beim Turnier zeigten sich jüdische<br />

Spieler präsent: von den ersten acht<br />

der Endtabelle vertreten vier die Farben<br />

Israels! Einer davon spielte besonders<br />

unternehmend und kreierte<br />

die Neuerung des Turniers:<br />

Malachatko V. – Sutovsky E.<br />

Grünfeldindisch, Runde 6<br />

1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. Sf3 Lg7<br />

5. cxd5 Sxd5 6. e4 Sxc3 7. bxc3 c5 8.<br />

Le3 Da5 9. Dd2 Sc6 10. Tb1 a6 11. Tc1<br />

Mit der Idee d4-d5. Bisher wurde fast<br />

ausschließlich 11. ... cxd4 gespielt.<br />

11. … f5!? 12. d5 fxe4 13. Sg5 Se5 14.<br />

Sxe4 c4 15. f4 Lf5 16. Sf2<br />

16. ... 0–0–0!! Bei 16. ... Sd3+ 17. Lxd3<br />

cxd3 18. c4 festig Weiß das Zentrum.<br />

17. fxe5 Txd5 18. Ld4 h5! 19. g4 Oder


19. Td1 Lh6 20. Db2 Thd8 und der Einschlag<br />

auf d4 droht. 19. … hxg4 20.<br />

Td1 illustrierend auch diese Variante:<br />

20. Lg2 Lh6 21. Dd1 Lxc1 22. Lxd5<br />

Dxd5 23. Dxc1 g3! mit großem Vorteil.<br />

20. ... Lh6 21. Db2 Thd8 22. Lg2 Bei<br />

22. Db6 Txe5+! 23. Le2 Dxb6 24. Lxb6<br />

Txd1+ gewinnt Schwarz die Figur zurück,<br />

sei es mit 25. Sxd1 Ld3 oder 25.<br />

Kxd1 Tb5! 22. ... Tb5! 23. Da1 Txd4!<br />

Zertrümmert die weiße Stellung. 24.<br />

Txd4 Tb1+ 25. Dxb1 Dxc3+ 26. ke2<br />

Lxb1 27. Lxb7+ kc7! und der Belgier<br />

Vadim Malachatko gab sich geschlagen.<br />

Mit Weiß hat er vermutlich noch<br />

nie so deftig verloren!<br />

Topfavorit Morosewitsch nahm in der<br />

5. Runde ein „bye“, sprich eine Freirunde,<br />

die Remis gewertet wird. Diese<br />

mir nicht ganz verständliche Regel<br />

galt bis zur 6. Runde. Die Aussicht<br />

auf die Doppelrunde und das frühe<br />

Aufstehen war ihm lästig. Zwei Doppelrunden<br />

wurden in Zürich gespielt,<br />

an fünf Tagen stand nur ein Spiel<br />

auf dem Programm. Lieber wollte er<br />

sich auf die Nachmittagspartie konzentrieren.<br />

Sandipan, C. - Morosewitsch, A.<br />

6.Runde<br />

Stellung nach 21. Sc3-b1<br />

Eine typisch sizilianische Schlacht.<br />

21. … e5!? 22. Lc3 Sc5! 23. g6 Bei 23.<br />

Dd2 rettet 23. … Dc7 den Turm (24.<br />

Lxb4?? Sb3#), aber 23. Lxb4 Dxb4 24.<br />

Dd2 bot sich an. 23. ... Le6! 24. Dd2!?<br />

Auch bei 24. Lxb4 Dxb4 25. Dd2 (25.<br />

f5? Lg5+ 26. Sd2 Sa4 mit Vernichtung)<br />

25. ... Da4 26. De3 Tc8 27. Sa3 La2! ist<br />

der weiße Monarch nicht sicher. 24.<br />

... Tc8! 25. f5? Möglich war 25. Th3,<br />

um über die dritte Reihe zu verteidigen.<br />

Auch bei 25. gxh7+ Kh8 26. h6 g6<br />

27. Sa3 Db6! bleibt Schwarz am Drücker.<br />

25. ... Da1 Er ist eben ein Schöngeist.<br />

Ihn lockte ein hübsches Mattbild,<br />

auch wollte er über die zusätzliche<br />

Drohung … La2 verfügen im Falle<br />

von 26. Th3, doch da würde auch 26.<br />

… Sa4! den Job erledigen. Effektiver<br />

war 25. ... Da2! und bei 26. De3 (26.<br />

Lxb4 Sb3#) 26. … Txb2 27. Kd2, wie<br />

in der Partie, entscheidet 27. ... Txc2+<br />

28. Ke1 Lg5! 26. De3 Erzwungen, da<br />

26. … Dxb2+ 27. Lxb2 Sb3# drohte.<br />

26. ... Txb2! 27. kd2 Das angestrebte<br />

Matt ergibt sich nach 27. Lxb2 Sb3+<br />

28. Dxb3 Lxb3 29. Lxa1 Txc2#. 27.<br />

… h6!? Nimmt Weiß Gegenspiel.<br />

Es ging 27. ... Txc2+!, denn 28. Kxc2<br />

Da2+ 29. Lb2 Sxe4+ gewinnt (30. Kd3<br />

Dc4#). Aber es war kaum möglich,<br />

die Folgen von 28. Ke1 Da2 29. fxe6<br />

Txg2 30. exf7+ Kh8 31. h6 zu überblicken.<br />

Der Computer sagt … Lg5 32.<br />

hxg7+ Kxg7 33. Txh7+ Kxg6 34. Txd6+<br />

Kxh7 35. Dh3+ Kg7 36. Lxe5+ Kxf7 37.<br />

Dh7+ Ke8 38. Dg6+ Ke7 39. Dh7+ Df7,<br />

aber wer setzt sich freiwillig so einer<br />

Schachkanonade aus? 28. ke1 Ld7<br />

29. gxf7+ kf8 30. Sd2 Da2 31. Lxb2<br />

Dxb2 32. Th3 Dxc2 Der Pulverdampf<br />

hat sich verzogen. Materiell steht es<br />

etwa gleich, doch die schwarzen Fi-<br />

Turniere akTueLL<br />

guren harmonieren besser. 33. Lf1<br />

Lg5 34. Da3 Sxe4 35. Sxe4 Dxe4+ 36.<br />

Le2 Lb5 37. Df3 Db4+ 38. kf1 Lc6 39.<br />

Da3 De4 40. Df3 Db4 41. Da3 Df4+ 42.<br />

kg1 De4 43. Lf3 Le3+ 44. kh1 Lc5 45.<br />

Lxe4 Lxe4+ 46. Df3 Lxf3+ 47. Txf3<br />

kxf7 48. f6 gxf6 49. Tdf1 a5 50. Txf6+<br />

ke7 51. Txh6 a4 52. Tg6 a3 53. Tg3<br />

Th8 54. Th3 Th6 55. kg2 ke6 56. Tb1<br />

e4 57. Tb5 kd7 58. kg3 kc6 59. Ta5<br />

kb6 60. Ta8 e3 61. Th1 kb5 62. kg4<br />

kb4 63. kg5 Te6 64. h6 e2 65. h7 Ld4<br />

66. Te1 d5 67. h8D Lxh8 68. Txh8 d4<br />

Drei Bauern stehen nun gegen einen<br />

Turm zu Buche! 69. Th3 a2 70. Td3<br />

a1D! 71. Txa1<br />

71. ... kc4! 72. Tda3 e1D 73. Ta4+ kd5<br />

74. Ta5+ Dxa5 75. Txa5+ kc4 76. Ta4+<br />

kc3 0–1 Unter tosendem Beifall endete<br />

diese phantastische, zugleich<br />

letzte Partie des Tages.<br />

Eines der großen russischen Talente<br />

ist der 19jährige Yurij Kusubov. Mit<br />

6,5 aus 8 an der Spitze und den weißen<br />

Steinen in der Schlussrunde hatte<br />

er Aussicht auf einen ganz großen<br />

Siegerscheck. Doch sein Gegner,<br />

der 23-jährige Ukrainer Alexander<br />

Areshchenko, wollte ein gehöriges<br />

Wörtchen mitreden. Letzterer hatte<br />

in der Vorschlussrunde Artur Jussupow,<br />

der bis dato ein starkes Turnier<br />

spielte, besiegt (siehe auch Jussupow<br />

Schachakademie, S. 40).<br />

11


Turniere akTueLL<br />

alexander areshchenko – Trotz elo 2651<br />

ein noch relativ unbekanntes Gesicht<br />

Foto: Georg kradolfer<br />

Kuzubov, Y. - Areshchenko, A.<br />

Damengambit, 9. Runde<br />

1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 e6<br />

5. e3 Sbd7 6. Ld3 dxc4 7. Lxc4 b5 8.<br />

Ld3 Ld6 9. Dc2 Lb7 10. Ld2!? Um<br />

die gängigen Varianten mit 10. 0–0<br />

zu umgehen. 10. ... Tc8 11. a3!? c5!<br />

Der Ukrainer übernimmt mit einem<br />

Bauernopfer sofort die Initiative. Bei<br />

11. ... a6 12. b4! bliebe der c-Bauer<br />

rückständig. 12. Sxb5!? Lb8 13. Da4<br />

0–0!? 14. Sxa7!? Wer A sagt… 14. …<br />

Lxa7 15. Dxa7 Lxf3 16. gxf3 Ta8 17.<br />

Db7 cxd4 18. Lb4 Te8 19. Ld6 Kontrolliert<br />

b8, c7 und auch e5, oder? Bei<br />

19. ... dxe3 20. Dc7! tauscht Weiß die<br />

Damen.<br />

12<br />

19. ... Se5! 20. Lxe5 Da5+ 21. ke2<br />

Dxe5 22. f4 Dd6 23. Db4 Dd5 24.<br />

Dxd4? Besser 24. Db5! um die<br />

schwarze Dame zurückzudrängen.<br />

24. ... Dh5+ 25. f3 e5 26. fxe5 Tad8<br />

27. Dc4? Verliert. Weiß sollte mit 27.<br />

Dxd8 Txd8 28. exf6 die Dame geben<br />

mit Remisaussichten. 27. ... Dxe5 28.<br />

Dc1 Dh5 29. Lc4 Es drohte 29. … Sd5<br />

oder auch 29. … Txd3 30. Kxd3 Dxf3<br />

29. ... Tc8 30. b3 Sd5 0–1<br />

Diesen Partieausgang vernahm am<br />

Nebentisch der Topfavorit, der nun<br />

nicht mehr alleiniger Sieger werden<br />

konnte. Seltsam, dass er kurz darauf<br />

in Gewinnstellung den Überblick verlor<br />

und zum tragischen Helden des<br />

Turniers mutierte:<br />

Morosewitsch, A. - Awruch, B.<br />

Ang. Damengambit, 9. Runde<br />

1. d4 d5 2. c4 dxc4 Psychologisches<br />

Schattenboxen. Morosewitsch eröffnete<br />

bislang dreimal mit 1. e4 in<br />

Zürich, Awruch überrascht mit dem<br />

angenommenen Damengambit. 3. e4<br />

Sf6 4. e5 Sd5 5. Lxc4 Sb6 6. Ld3 Sc6<br />

7. Se2 Le6!? 8. Sbc3 Lc4 Selten gespielt.<br />

9. Lxc4 Sxc4 10. 0–0 Der Russe<br />

muss frühzeitig Entscheidungen<br />

treffen. Soll er 10. e6 spielen oder<br />

10. Db3 Sb6 11. e6 fxe6, womit Van<br />

Wely gegen Schirow, Monte Carlo<br />

<strong>200</strong>1, eine gute Stellung erreichte?<br />

Bestimmt hatte dies sein eröffnungstheoretisch<br />

beschlagener Gegner<br />

ausgiebig vorbereitet. 10. ... e6 11.<br />

Db3 Sb6 12. Td1 Sb4 13. a3 S4d5 14.<br />

Se4 Dd7 15. Lg5! Zu früh ist es für<br />

15. Sc5 Lxc5 16. dxc5 Da4. Weiß will<br />

den Schwarzen zur langen Rochade<br />

zwingen. 15. ... h6 16. Ld2 a5 16. ...<br />

0–0–0 17. a4! 17. a4 Sb4!? Zu passiv<br />

schien ihm 17. ... c6 18. Dg3, worauf<br />

der schwarze König in der Mitte festzustecken<br />

droht. Bei … f5 wäre g6<br />

schwach. 18. Sc5 Dd5<br />

19. Dg3! Mit 19. Dxd5 war ein Bauer<br />

zu gewinnen, aber dies gäbe Schwarz<br />

ausgezeichnete Remismöglichkeiten<br />

im Endspiel wie 19. … S4xd5 20. Sxb7<br />

Sc4 21. b3 Sxd2 22. Txd2 Ta7 23. Sc5<br />

Lxc5 24. dxc5 c6 25. Sd4 Kd7. 19. ...<br />

0–0–0 20. Lxb4 axb4 21. Sf4 Dc6 22.<br />

a5 Sc4 23. Sb3! Wieder geht er möglichen<br />

Vereinfachungen aus dem<br />

Weg. Gut sieht 23. Tac1 Lxc5!? 24.<br />

Txc4 aus, doch Schwarz spielt 24.<br />

... De4! 25. Txc5 Txd4! und nach 26.<br />

Tdc1 (26. Txd4?? De1#) 26. ... Thd8!<br />

27. Txc7+ Kb8 braucht Weiß erst ein<br />

Luftloch und Schwarz behält ausgezeichnete<br />

Remischancen im Doppelturmendspiel.<br />

23. ... g5!? 24. Sd3 Dd5<br />

25. Tdc1! kb8 26. a6 b6<br />

27. Df3! Nach 27. ... Dxf3 28. gxf3 b5<br />

29. Sa5! kann Schwarz die Öffnung<br />

seiner Königsseite nicht verhindern.<br />

Wichtig ist, dass 29. ... Txd4 an 30.<br />

Sc6+ scheitert und nach 29. … Sxa5<br />

30. Txa5 Txd4 31. Txb5+ Ka8 32. Txc7!<br />

geht: 32. … Txd3 33. Tbb7 nebst Matt


mit Ta7+, Tcb7+ und Ta8#; nun droht<br />

28. Txc4! mit Figurengewinn. 27. …<br />

g4!? 28. De2 Sollte langsam, aber sicher<br />

gewinnen.<br />

alexander Morosewitsch hatte<br />

sich wohl mehr versprochen<br />

Foto: Georg kradolfer<br />

Mit 28. Df6! war eine Figur einzustreichen,<br />

aber bei aufkommender<br />

Zeitnot und wenn es um Tausende<br />

von Franken geht, rechnen sich Varianten<br />

wie 28. … Tg8 29. Txc4 Lg7 30.<br />

Dxf7! Dxc4 31. Tc1 Tdf8 (31. … Dxa6<br />

32. Dxc7+ Ka8 33. Ta1) Dxf8+! oder 28.<br />

... Th7 29. Txc4 Td7 30. Sd2! Le7 31.<br />

Df4 Lg5 32. De4! Dxe4 (32. ... Lxd2 33.<br />

Dxh7) 33. Sxe4 schwer. 28. ... b5 29.<br />

Sf4 Dd7 30. Sa5! Auch so der Ausheber.<br />

Schwarz kann die c-Linie nicht<br />

mehr blockieren und musste die Königsstellung<br />

schwächen. 30. … Sxa5<br />

31. Txa5 c6 32. a7+ ka8<br />

33. Ta6 Ich stand zu diesem dramatischen<br />

Zeitpunkt knapp hinter Awruch<br />

und konnte dem ansonsten ruhig<br />

wirkenden Morosewitsch die Unsicherheit<br />

anmerken. Noch blieben<br />

ihm zwei Minuten plus 30 Sekunden<br />

pro Zug, also keine schlimme Zeitnot.<br />

Zudem stand er recht gut und<br />

ich fragte mich, warum er nicht das<br />

offenkundige 33. De4 zieht, was zentralisiert<br />

und den Bauern c6 gewinnt.<br />

Vielleicht irritierte ihn bei 33. ... Db7<br />

34. Txc6 der verblüffende Zug … Lc5<br />

(34. ... Txd4 35. Tc8#) worauf 35. Txc5?<br />

an 35. … Dxe4 und 35. dxc5? an 35.<br />

… Td1+ scheitert; aber 35. Txb5! gewinnt<br />

sogleich. 33. ... c5!? Dieser Zug<br />

verfehlte seine Wirkung nicht. Die<br />

Unzufriedenheit stand dem Moskowiter<br />

ins Gesicht geschrieben. Seine<br />

Zeit lief ab und letztlich zog er eher<br />

reflexartig… 34. g3? … um endlich<br />

diese lästigen Grundlinienmotiven<br />

zu umgehen. Bei 34. dxc5 glaubte er,<br />

Schwarz würde … Lxc5, Idee 35. Txc5<br />

Dd1+ spielen können. Doch nach 36.<br />

Df1 ist einfach eine Figur weg. Auch<br />

34. De4+ Db7 35. Dxb7+ Kxb7 36. Ta5<br />

führt zu klarem weißen Vorteil. 34.<br />

... Db7 Jetzt bekommt Schwarz mit<br />

Tempo die wichtigste Diagonale in<br />

den Griff. 35. Tca1? Dummer Tempoverlust.<br />

Bei sogleich 35. Ta5 c4 36.<br />

b3! kann Weiß noch am Damenflügel<br />

Linien öffnen. 35. ... Txd4 36. b3<br />

Le7! 37. T6a5 c4 38. Dxg4 Thd8! Weiß<br />

hat seine Stellung völlig ruiniert. Der<br />

vorher schwache c-Bauer entscheidet<br />

nun. 39. h4 Td2 40. Sh3 c3 41.<br />

Tf1 c2 42. Taa1 Lc5 43. Tac1 Dd5 44.<br />

Df4 Dxb3 45. kh2 Dc4 46. Df3+ Dd5<br />

47. Dxf7 b3 48. Sf4 Db7 49. Dg6 Lxf2<br />

50. kh3 Tc8 51. Sd3 Ld4 52. Sb4 b2<br />

53. Txc2 Dg2+ 54. kg4 Tdxc2 55. Sxc2<br />

De2+ 0–1<br />

enDSTanD<br />

Turniere akTueLL<br />

Pl. Name ELO Land P. Wtg.<br />

1 |GM | Areshchenko A. | 2651 | UKR | 7½ |50<br />

2 |GM | Awruch B. | 2641 | ISR | 7½ | 47<br />

3 |GM | Dreev A. | 2660 | RUS | 7 | 50<br />

4 |GM | Mikhalevski V. | 2631 | ISR | 7 | 48<br />

5 |GM | Morosewitsch A. | 2751 | RUS | 6½ | 51½<br />

6 |GM | Kuzubov Y. | 2635 | UKR | 6½ | 50<br />

7 |GM | Sutovsky E. | 2675 | ISR | 6½ | 49<br />

|GM | Golod V. | 2599 | ISR | 6½ | 49<br />

9 |GM | Meier G. | 2658 | GER | 6½ | 48<br />

10 |GM | Pelletier Y. | 2574 | SUI | 6½ | 47½<br />

|GM | Hess Robert L. | 2560 | USA | 6½ | 47½<br />

12 |GM | Sandipan C. | 2585 | IND | 6½ | 47<br />

|GM | Geetha N. G. | 2575 | IND | 6½ | 47<br />

|GM | Bosiocic M. | 2551 | CRO | 6½ | 47<br />

15 |GM | Gharamian T. | 2615 | FRA | 6½ | 46½<br />

16 |GM | Fridman D. | 2665 | GER | 6½ | 45<br />

17 |GM | Miroshnichenko E. | 2696 | UKR | 6½ | 44½<br />

|GM | Hou Y. w | 2584 | CHN | 6½ | 44½<br />

|GM | Bischoff K. | 2551 | GER | 6½ | 44½<br />

20 |GM | Bauer C. | 2602 | FRA | 6½ | 44<br />

21 |IM | Bromberger S. | 2510 | GER | 6½ | 42½<br />

22 |IM | Hirneise T. | 2429 | GER | 6½ | 40½<br />

23 |GM | Ivanisevic I. | 2629 | SRB | 6½ | 36<br />

GM-Turnier Biel<br />

IM Frank Zeller berichtet<br />

Biel/Bienne, die größte zweisprachige<br />

Stadt der Schweiz, ist seit 42<br />

Jahren Austragungsort des weltbekannten<br />

Schachfestivals in der zweiten<br />

Julihälfte Die Crème de la Crème<br />

der Schachwelt gibt sich seit 1968<br />

hier ein Stelldichein, neben Großmeisterturnieren,<br />

verschiedenen Kategorien<br />

in den offenen Turnieren war<br />

auch dreimal ein Interzonenturnier<br />

zu Gast.<br />

13


Turniere akTueLL<br />

Doppelfehler<br />

Boris Gelfand ist mit 41 Jahren einer<br />

der Erfahrenen der Szene. Niederlagen<br />

sind rar. In Biel erspielte er 8<br />

Remisen – aber gegen Morosewitsch<br />

hagelte es zwei Nullen! Dabei passierten<br />

ihm nahezu identische Aussetzer:<br />

Morosewitsch, A. – Gelfand, B.<br />

Biel, 2. Runde<br />

Stellung nach 30. Td1-d4<br />

Was droht der letzte weiße Zug?<br />

Die schwarze Stellung ist unangenehm.<br />

Sein Bd5 schwach, Weiß hat<br />

die Majorität am Damenflügel und<br />

der Läufer ist dem Springer überlegen.<br />

Einen Turm hat Schwarz auf h5<br />

abseitig aufgestellt und hofft auf Gegenspiel<br />

am Königsflügel. Aus dieser<br />

Bestandsaufnahme heraus ist der<br />

Patzer 30. … Td6?? eher zu verstehen.<br />

Nach 31. Txe4! war einfach eine<br />

Figur weg. Eine Gegenüberstellung<br />

der Türme auf einer Horizontalen ist<br />

ein seltenes Motiv. 1–0<br />

So was kann durchaus bei den Weltbesten<br />

vorkommen, aber ein paar<br />

Runden später gab es gegen denselben<br />

Gegner ein Déjà-vu-Erlebnis:<br />

14<br />

Gelfand, B. – Morosewitsch, A.<br />

Biel, 7. Runde<br />

Stellung nach 30. ... Dc6-e6<br />

Nach 30 Zügen hat Gelfand schon<br />

wieder einen Turm auf h5 und Morosewitsch<br />

erneut einen auf b5. Nur<br />

sind die Farben diesmal vertauscht.<br />

31. a4 Td5!? 32. e4 Ta5 33. e5? Sieht<br />

ein paar hübsche Angriffsmotive und<br />

lässt sich den Blick trüben. Richtig<br />

war 33. h3, um notfalls mit g3-g4 den<br />

Turm zu decken. Folgende hübsche<br />

Variante nahm Gelfand in Beschlag:<br />

33. … Sxe5 34. Lxf6! und wenn nun 34.<br />

… Sxc4?, so setzt Weiß auf hübsche<br />

Weise matt: 35. Th8+!! Kxh8 36. Dh6+!<br />

Kg8 37. Dxg7#. Schwarz kann mit 34.<br />

… Dxf6 35. Sxe5 Txe5 den Nachteil in<br />

Grenzenhalten, noch besser ist das<br />

von Morosewitsch gewählte… 33. …<br />

Lxe5! 34. Ld2? Im Bemühen, schnell<br />

die lästige Fesselung auf der fünften<br />

Reihe trickreich aufzuheben, fällt er<br />

selbst in die Grube. Auch 34. Sxe5?<br />

ließ das Pendel zu schwarzen Gunsten<br />

ausschlagen: 34. … Sxe5 und falls<br />

35. Tch4, so … Dd5+ nebst 36. ... Sg6.<br />

Es galt, Ausgleich zu sichern mit 34.<br />

Te4 Dd5 35. De1 oder 35. Dc4 nebst<br />

baldigem g4.<br />

34. … Lb2! Auch Schwarz kann entfesseln!<br />

35. Txa5 Gelfand gibt die<br />

Dame, ansonst ist das Spiel nach<br />

Qualitätsgewinn relativ einfach für<br />

Schwarz gewonnen. 35. … Lxc1 36.<br />

Txc1 De4 37. Le3 Sh4+ 38. gxh4 Dg4+<br />

39. kf1 Dxf3 40. Tac5 Te8 41. kg1 Te4<br />

42. Tg5 Txh4 43. Tg3 Dh5 44. Txc7 Zu<br />

passiv ist 44. Tg2, was … Tc4! ermöglicht<br />

mit der Idee 45. Txc4?? Dd1#. 44.<br />

… Txh2 45. Ld4 Th1+ 46. kg2 Dh2+<br />

47. kf3 Tg1 48. Txg1 Dxg1 0–1<br />

Morosewitsch zeigte sich wieder als<br />

der Liebling der Zuschauer. In Biel<br />

erzielte er früher schon legendäre<br />

Ergebnisse, <strong>200</strong>3, <strong>200</strong>4 und <strong>200</strong>6<br />

gewann er mit Fischer-Resultaten.<br />

Auch dieses Jahr legte er alle Partien<br />

auf Biegen und Brechen an und<br />

musste dafür ganze drei vermeidbare<br />

Niederlagen quittieren. Es schien auf<br />

ein Wettrennen zwischen Moro und<br />

Wassili Iwantschuk hinaus zu laufen.<br />

Doch plötzlich zog ein Dritter an der<br />

Spitze gleich: der 19jährige Franzose<br />

Maxim Vachier-Lagrave hatte nach<br />

6 Remisen in Runde 7 seinen ersten<br />

vollen Punkt geholt und +1 bedeutete<br />

bei dem engen Feld plötzlich den<br />

geteilten Spitzenplatz! Die entscheidende<br />

Partie stand an, eine phantastische<br />

zudem. Mindestens ein<br />

Dutzend Diagramme und zig Seiten<br />

könnte die Analyse füllen. Wir versuchen,<br />

uns auf das Wesentliche zu<br />

beschränken:


Morosewitsch, A. – Vachier Lagrave, M.<br />

Sizilianisch, 8. Runde<br />

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4<br />

Sf6 5. Sc3 a6 6. f3 e6 7. Le3 b5 8. Dd2<br />

Sbd7 9. g4 h6 10. 0–0–0 b4 11. Sce2<br />

Dc7 12. h4 d5 13. Sf4!? e5<br />

14. Sfe6! fxe6 15. Sxe6 Da5 16. exd5<br />

Dxa2 17. Dd3! kf7? Verständlich,<br />

dass Schwarz das Schach auf g6 verhindern<br />

will, aber danach wird der<br />

Angriff übermächtig. Nur mit 17. ...<br />

e4! konnte Schwarz die Partie in der<br />

Schwebe halten, Idee 18. fxe4? Se5.<br />

18. g5! Sxd5 19. Lh3 Sxe3 Bei 19. ...<br />

Lb7 20. gxh6! wird der Angriff auf der<br />

f-Linie entscheiden, zum Beispiel: …<br />

gxh6 21. Df5+ S7f6 22. Sd8+! Txd8 23.<br />

De6+ Kg6 24. Tdg1+ nebst matt. 20.<br />

Sd8+! ke7 Bei 20. ... Kg8 (20. ... Ke8<br />

21. Lxd7+) 21. Le6+ Dxe6 22. Sxe6<br />

Sxd1 23. Txd1 hat Schwarz zwar genug<br />

für die Dame, steht aber völlig<br />

unkoordiniert, während der weiße<br />

Angriff weiter tobt. 21. Sc6+ kf7 22.<br />

g6+ Gewinnt auch. Hübsch war 22.<br />

Le6+!, was nach 22. ... Dxe6 23. Sd8+<br />

Ke7 24. Sxe6 wieder zu einem vorher<br />

beschriebenen Szenario führt.22.<br />

... Kxe6 führt forciert, aber schwer<br />

vorhersehbar ins Mattnetz nach 23.<br />

Dg6+ Sf6 24. gxf6 gxf6 25. De8+ Kf5<br />

26. Sd4+! Kf4 27. Se2+ Kf5 28. Td4!,<br />

denn 28. ... exd4 29. De4#. 22. ...<br />

kg8 23. Dxe3 Lc5 24. De4 Sf8 25.<br />

Td8! Morosewitschs Weg ist überzeugender.<br />

Er steht positionell auf<br />

Gewinn. Da Schwarz ohne den Turm<br />

h8 hat eigentlich Weiß Mehrmaterial.<br />

25. ... Lb7<br />

26. Txa8 Sofort gewinnt 26. Txf8+!<br />

nebst 27. Dxe5. Ohne den Verteidiger<br />

von e6 ist diese Wunde absolut<br />

tödlich. Bei 26. ... Txf8 27. Dxe5 Lc8<br />

würde 28. Dxc5 ein zweites Mattbild<br />

mit Se7 heraufbeschwören. 26. ...<br />

Lxa8 27. h5?! Wenn nicht über e6, so<br />

durch 27. Lf1! über c4. Er ignoriert,<br />

dass nach … Lxc6 28. Lc4+ Se6 einfach<br />

29. Df5! auf f7 matt bietet. 27. ...<br />

Th7!? Das sind Züge! Statt aufzugeben<br />

schafft Schwarz seinem König<br />

das Fluchtfeld h8. 28. Te1 Lxc6 29.<br />

Dxc6 Ld4 30. kd2 Dxb2 31. Dc4+?!<br />

Selbst Damentausch wäre gewonnen<br />

für Weiß, weil dann sein Turm über<br />

den Damenflügel eindringen würde.<br />

Schwarz hofft noch auf Dauerschach,<br />

weshalb 31. Ke2! mit Flucht auf den<br />

Königsflügel am besten gewesen<br />

wäre. 31. ... kh8 32. kd3 a5 33. Dc8?<br />

Gibt den Vorteil aus der Hand. Er<br />

sollte den Turm schlagen: 33. gxh7<br />

und nach … Kxh7 34. f4! geht e5 verloren<br />

oder Weiß dringt mit dem Turm<br />

ein. 33. ... Da3+! 34. ke4 b3! Deckt<br />

f8 und bastelt zugleich am Dauerschach.<br />

35. cxb3<br />

Turniere akTueLL<br />

35. … a4! 36. Tb1!? Die wundersame<br />

Rettung lautet 36. bxa4 Lf2!! (nimmt<br />

dem König das Fluchtfeld g3) 37. Te2<br />

Dxa4+ und nun führt 38. Kf5?? Df4#<br />

und 38. Kd5?? Dd4+ 39. Kc6 Dc5+ 40.<br />

Kb7 Db6+ 41. Ka8 Da7# zum Matt, letzteres<br />

besonders originell treppauf.<br />

Bleibt 38. Kd3 und nach 38. … Db3+<br />

39. Dc3 Dd5+ 40. Kc2 Da2+ 41. Db2<br />

Dc4+ entkommt er nicht dem Dauerschach.<br />

36. ... Db4! 37. Dc4 Db7+ 38.<br />

Dd5 Db4 39. Dc4 Dd2! 40. Lg4? Verpasst<br />

mit dem Kontrollzug die letzte<br />

Chance, den Turm zu schlagen: 40.<br />

gxh7! (aber nicht 40. bxa4 De3+ 41.<br />

Kd5 Dxf3+ 42. Kd6 Dxh3) und da Weiß<br />

ein kleines Zwischenmatt droht (41.<br />

Dg8#, etwas Ähnliches hat Kramnik<br />

mal in Kampf gegen Fritz „vergessen“)<br />

muss er ein Tempo investieren<br />

und Weiß entkommt. 40. ... a3! 41.<br />

Df7 Dc2+ 42. kd5 Dc5+ 43. ke4 a2 44.<br />

Tc1 a1D 45. Txc5 Lxc5 Schwarz hat<br />

Turm und Figur mehr, doch die sind<br />

beide eingemauert. 46. Dd5 De1+ 47.<br />

kd3 Dd1+ 48. kc4 Dxd5+ 49. kxd5<br />

La3 50. Lf5 kg8<br />

15


Turniere akTueLL<br />

Ein letztes Mal kann Weiß nun den<br />

Turm schlagen: 51. kxe5 Doch es<br />

reicht nicht. Bei 51. gxh7+ Sxh7<br />

52. Lxh7+ Kxh7 53. Kxe5 verbleibt<br />

Schwarz nur noch der g-Bauer zum<br />

Gewinn, doch Weiß kommt in Zugzwang.<br />

51. … Th8 52. kd5 Sh7! 53.<br />

gxh7+ Der Springer muss geschlagen<br />

werden. Nun bindet der Freibauer<br />

h7 den schwarzen Turm auf der<br />

Grundreihe. 53. … kf7! Aber nicht 53.<br />

… Txh7? wegen 54. Lg6! Th8 55. Ke6;<br />

der König zieht nur noch zwischen<br />

d7 und e6 hin- und her. 54. Lg6+ kf6<br />

55. f4 Lc1 56. f5 Ld2 57. kd6 Le1 58.<br />

kd7 Lb4 59. kc7 ke5 60. kd7 La3 61.<br />

kc6 kd4 62. kc7 kc3 63. kd7 kb4!<br />

Bei sofortigem 63. ... Kxb3 ist mit<br />

64. Lf7+ Kc3 65. Lg8 zu rechnen. 64.<br />

kd6 kxb3+ 65. kd5 Lb2 66. kd6 Lf6<br />

67. kc5 kc3 68. kd6 kd4 69. kc6 Td8<br />

70. kb6 kd5 71. kc7 kc5 Die Phase<br />

der Agonie! Zieht der König, so wird<br />

er weiter ins Eck gedrängt. Also Zugzwang:<br />

72. Lf7 g5! Endlich! Damit<br />

übernimmt der Läufer die Manndeckung<br />

der weißen Freibauern, womit<br />

der Turm frei ist fürs Mattsetzen. 73.<br />

fxg6 Td6 74. Le8 Le5 75. kb7 Tb6+<br />

76. kc8 kd6 0–1<br />

in der elite angekommen<br />

Damit konnte dem jungen Franzosen<br />

nur noch von Iwantschuk der Turniersieg<br />

genommen werden. Doch der<br />

überzog mit Turmopfer und verlor<br />

– gegen Morosewitsch! Mit weiteren<br />

Remisen trudelte der unbesiegte<br />

Vachier-Lagrave somit ins Ziel und<br />

landete seinen bisher größten Er-<br />

16<br />

Maxime Vachier-Lagrave:<br />

Der neue französische Star!<br />

Foto: Schachfestival Biel<br />

folg! Uns ist der 19-jährige mit dem<br />

Doppelnamen bereits geläufig, seit<br />

zwei Jahren präsentiert er sich dem<br />

deutschen Publikum in der Bundesliga<br />

für Mülheim und ließ mit herausragenden<br />

Resultaten aufhorchen.<br />

Sein enormes Potential schimmerte<br />

durch. Eine weitere Steigerung ist zu<br />

erwarten.<br />

enDSTanD<br />

Name Land Elo P.<br />

1 | Vachier-Lagrave Maxime | FRA | 2703 | 6<br />

2 | Morozevich Alexander | RUS | 2751 | 5.5<br />

3 | Ivanchuk Vassily | UKR | 2703 | 5.5<br />

4 | Alekseev Evgeny | RUS | 2714 | 5<br />

5 | Gelfand Boris | ISR | 2755 | 4<br />

6 | Caruana Fabiano | ITA | 2670 | 4<br />

Chess Classic<br />

Mainz<br />

IM Oliver Brendel berichtet<br />

Am Samstag, dem 01.08.<strong>200</strong>9 gegen<br />

21:00 Uhr wurden die Flaggen<br />

der Rheingoldhalle, Austragungsort<br />

der Chess Classic Mainz (CCM), auf<br />

Halbmast gesetzt. Alle Mitglieder der<br />

veranstaltenden Chess Tigers ließen<br />

die Köpfe hängen. Das Unfassbare<br />

war eingetreten, Vishy Anand, amtierender<br />

Weltmeister, Ehrenmitglied<br />

der Chess Tigers, Königstiger und<br />

Idol, konnte erstmals seit 10 Jahren<br />

seinen Rapid-WM-Titel nicht verteidigen.<br />

Der erfolgreichste Schnellschachspieler<br />

aller Zeiten war bereits<br />

in der Vorrunde der 14. GREN-<br />

KELEASING Rapid World Championship<br />

ausgeschieden!<br />

Und warum? Weil der folgende Stellungstyp,<br />

der noch in seligen Vor-<br />

Computerzeiten einfach aufgegeben<br />

worden wäre, inzwischen von allwissenden<br />

Endspieldatenbanken als<br />

theoretisch remis entlarvt ist:<br />

Nepomniachtchi, I. – Anand, V.<br />

GRENKELEASING Rapid WC Vorrunde<br />

Stellung nach dem 57. Zug von Schwarz,<br />

½ - ½ , (106.)


Doch der Reihe nach …<br />

„Der Kunde steht im Mittelpunkt!“<br />

Das Motto von Hans-Walter Schmitt,<br />

Cheforganisator, Motor und Trommler<br />

der alljährlichen Chess Classic in<br />

Mainz (CCM), war auch bei der diesjährigen,<br />

bereits 16. Auflage allgegenwärtig.<br />

Kunden, das sind Spieler,<br />

Zuschauer, Sponsoren und überhaupt<br />

alle Beteiligten, die aus dem<br />

Geschehen Wettkampfkitzel, Unterhaltung<br />

oder Gewinn ziehen wollen.<br />

Vielfalt war daher Trumpf. Es konnte<br />

bestaunt werden, wie viele Varianten<br />

unser königliches Spiel hat, selbst<br />

wenn nur Schnellschach (20 Min/Partie<br />

+ 5 Sek/Zug) gespielt wird. Die Woche<br />

war prall gefüllt mit Klassischem<br />

Schach und dem von den veranstaltenden<br />

Chess Tigers gefördertem<br />

Chess960, mit Schnellschach-WMs,<br />

Massen- und Mini-Open (U16-Turnieren),<br />

Simultanschach und Computerschach<br />

(natürlich auch eine<br />

WM, im Chess960).<br />

Masse, Klasse und Kasse stimmten<br />

bei deutlich über 1000 Teilnehmern<br />

in den Open, einer Durchschnitt-Elo<br />

der Top-10 von 2718 (!) beim Ordix-<br />

Open (dem am Wochenende stattfinden<br />

klassischen Schnellschachturnier)<br />

und 40.000 Euro Gesamtpreisfonds<br />

in den beiden großen offenen<br />

Turnieren.<br />

Die abendlichen Weltmeisterschaften<br />

konnte man im Spielsaal<br />

mit fachkundiger Kommentierung via<br />

Kopfhörer verfolgen, oder man fand<br />

sich im Gourmetclub ein, sozusagen<br />

der Chess Classic VIP-Lounge. Hier<br />

wurden in gediegener Atmosphäre<br />

wohldosierte kulinarische und<br />

schachliche Häppchen konsumiert.<br />

Einige CCM-Dauergäste gehören<br />

dort zum lebenden Inventar, z.B.<br />

Großmeisterkomödiant und Moderator<br />

Vlastimil Hort (schachgeschichtlich<br />

allwissend), der beeindruckend<br />

gut deutsch sprechende Weltmeister<br />

Vishy Anand (schachlich allwissend)<br />

oder „Er-wurde-Millionär“ Prof. Eckard<br />

Freise (allwissend).<br />

Und dann gab es noch Public Viewing.<br />

Public Viewing? Zugegeben, früher<br />

nannte man das einfach Live-Kommentierung<br />

mit Großmeister, aber<br />

seit der Fußball-WM <strong>200</strong>6 gehört diese<br />

völkerverbindende Schaulust einfach<br />

dazu, auch wenn sie hier, nicht<br />

ganz so public, im Foyer des Veranstaltungsortes<br />

stattfand.<br />

Mit gehörigem Abstand zum Schachspiel<br />

sind bekanntermaßen Wein,<br />

Weib und Gesang die wesentlichen<br />

Verlockungen des Lebens. Dem wurde<br />

– kundenorientiert – beim Dinner<br />

der Champions mit dem Engagement<br />

der reizenden Isabel Delemarre<br />

Rechnung getragen. Die Sopranistin,<br />

immerhin ehemals Vierte bei der Jugend-WM<br />

(ja, im Schach), erschien<br />

mal kurz zwischen zwei Auftritten bei<br />

den Nürtlinger Open-Air Festspielen<br />

und gab u.a. „die Unschuld vom Lande“.<br />

Die Kunden waren zufrieden, aber wo<br />

waren die Kundinnen? Der Frauenanteil<br />

bei den knapp 700 Teilnehmern<br />

des Ordix-Open lag bei mageren 6%<br />

und war somit ähnlich niedrig wie<br />

bei Elektrotechnik-Vorlesungen. Ein<br />

deutsches Phänomen? In Osteuropa<br />

sieht es anders aus. Bei der Schnellschach-EM<br />

Ende <strong>200</strong>8 in Warschau,<br />

mit 670 Teilnehmern ähnlich dimensioniert,<br />

fanden sich immerhin ca.<br />

19% Vertreterinnen des schönen Geschlechts<br />

ein.<br />

Frauen anlocken, für Werbemann<br />

H.W. Schmitt eine entzückende neue<br />

Herausforderung.<br />

Schellschach WM-kämpfe<br />

Sowohl die 6. Chess960 Rapid World<br />

Championship als auch die 14. GREN-<br />

KELEASING Rapid World Championship<br />

wurde mit je vier Teilnehmern<br />

mit doppelrundiger Vorrunde und<br />

vier Partien im Finale ausgetragen.<br />

Das 960-Turnier wurde eine sichere<br />

Beute des jungen amerikanischen<br />

Meisters Hikaru Nakamura.<br />

Turniere akTueLL<br />

enDSTanD 6. CheSS960<br />

rapiD WorLD ChaMpionShip<br />

Vorrunde Nak Aro Bol Mov ges<br />

Nakamura, H (USA) | XXX | 0 1 | 1 1 | 0 1 | 4<br />

Aronian, L (Arm.) | 1 0 | XXX | 1 0 | 1 1 | 4<br />

Bologan, V (Mol.) | 0 0 | 0 1 | XXX | 1 0 | 2<br />

Movsesian, S (Slo.) | 1 0 | 0 0 | 0 1 | XXX | 2<br />

Finale 1 2 3 4 ges<br />

Nakamura | 1 | 1 | 1 | ½ | 3,5<br />

Aronian | 0 | 0 | 0 | ½ | 0,5<br />

Um Platz 3 1 2 3 4 ges<br />

Movsesian | 1 | 1 | 0 | ½ | 2,5<br />

Bologan | 0 | 0 | 1 | ½ | 1,5<br />

Nakamura, der in der Vorrunde<br />

die ersten beiden Partien verloren<br />

hatte, kam danach auf Hochtouren,<br />

beherrschte seine Gegner wie sonst<br />

nur im Internet-Minutenblitz (Bullet)<br />

und gewann die folgenden sieben (!)<br />

Partien ensuite. Drei davon im Finale<br />

gegen den sichtlich konsternierten<br />

Titelverteidiger Levon Aronian.<br />

In der Schnellschach-WM im klassischen<br />

Schach gab es dann die faustdicke<br />

Überraschung. Der merkwürdig<br />

kraftlos agierende Vishy Anand<br />

kassierte in der Vorrunde gleich zwei<br />

Auftaktniederlagen gegen Levon<br />

Aronian (Armenien) und Ian Nepomniachtchi<br />

(Russland). Zwar kämpfte<br />

er sich mit einem Sieg gegen den als<br />

besten deutschen Spieler ins Feld<br />

gerückten Arkadij Naiditsch ins Turnier<br />

zurück, aber das endgültige Aus<br />

kam, wie oben gesehen, in der zweiten<br />

Partie gegen Nepomniachtchi.<br />

(Dessen Namen die Kommentatoren<br />

Bischoff, Hort, Siebrecht, Döttling<br />

und Erik Zude erstaunlich unfallfrei<br />

aussprechen konnten)<br />

Damit war der Weg für den gerade<br />

als Chess960 Titelhalter entthronten<br />

Aronian frei, sich am anderen in<br />

Mainz vergebenen WM-Titel schadlos<br />

17


Turniere akTueLL<br />

zu halten, er schlug Nepomniachtchi<br />

im Finale sicher mit 3:1.<br />

enDSTanD 14. GrenkeLeaSinG rapiD<br />

WorLD ChaMpionShip<br />

Vorrunde Aro Nep Ana Nai ges<br />

Aronian, L (Arm.) | XXX | ½½ | 1 ½ | 1 1 | 4,5<br />

Nepomniachtchi | ½½ | XXX | 1 ½ | 1 0 | 3,5<br />

Anand, V (Ind.) | 0 ½ | ½ | XXX | 1 ½ | 2,5<br />

Naiditsch, A (D) | 0 0 | 0 1 | 0 ½ | XXX | 1,5<br />

Finale 1 2 3 4 ges<br />

Aronian | 1 | 1 | ½ | ½ | 3<br />

Nepomniachtchi | 0 | 0 | ½ | ½ | 1<br />

Um Platz 3 1 2 3 4 ges<br />

Anand | ½ | ½ | ½ | ½ | 2<br />

Naiditsch | ½ | ½ | ½ | ½ | 2<br />

open-Turniere<br />

Die Durchführung der tagsüber<br />

stattfindenden, je 11-rundigen Open<br />

klappte selbstredend wie am Schnürchen.<br />

Besonders beeindruckend, wie<br />

knapp 700 Teilnehmer beim Ordix-<br />

Open von einer Runde zur nächsten<br />

geschleust wurden. Die Spielergebnisse<br />

werden von Helfern direkt am<br />

Rechner erfasst und an den zentralen<br />

18<br />

Auslosungsserver übertragen, wo unmittelbar<br />

nach Vorliegen des letzten<br />

Resultates die neue Runde gepaart<br />

wird. Deren Begegnungen sind sofort<br />

auf sämtlichen Übertragungsmonitoren<br />

im Spielsaal und im Foyer sichtbar.<br />

Als Teilnehmer braucht man nur<br />

noch seinen Platz finden, was bei 350<br />

Brettern auch nicht ganz einfach ist.<br />

Kein Problem damit hatten GM<br />

Mamedyarov (Aserbaidschan) und<br />

der auch hier aktive GM Nakamura,<br />

die meist an einem der beiden auf<br />

der Bühne platzierten Bretter zu finden<br />

waren. In der 10. Runde trafen<br />

sie, mit 8.5/9 gemeinsam in Führung<br />

liegend, zur Entscheidungspartie des<br />

Ordix-Open zusammen:<br />

Nakamura, H. - Mamedyarov, S.<br />

ORDIX Open 10. Runde<br />

1. c4 Sf6 2. Sc3 d5 3. cxd5 Sxd5 4. g3<br />

g6 5. Lg2 Sb6 6. d3 Lg7 7. Le3 Sc6 8.<br />

Lxc6+ bxc6 9. Tc1 Lg4 10. Dd2 h5 11.<br />

h3 Lf5 12. Sf3 Dd7 13. h4 Lg4 14. Sg5<br />

Sd5 15. Sa4 Sxe3 16. Dxe3 0–0 17.<br />

De4 Dd5 18. b3 Da5+ 19. kf1 Dd2 20.<br />

Txc6 Dxa2 21. Sc5 Tac8 22. Sf3 Tfd8<br />

23. Sb7 Te8 24. Dc4 Tb8 25. Sc5 Tb6<br />

26. Txc7 Tf6 27. Sg1 a5 28. Da4 Dxa4<br />

29. bxa4 Tb6 30. Ta7 Ld4 31. Txa5 Tc8<br />

32. Se4 Tc1+ 33. kg2 Tbb1<br />

inzwischen fest in<br />

der erweiterten<br />

Weltelite etabliert:<br />

Der Sieger des ordixopens<br />

Shakhriyar<br />

Mamedyarov<br />

Foto: oliver Brendel<br />

Eine spannende Konstellation. Weiß<br />

hat zwei Bauern mehr, ist aber in<br />

eine äußerst unangenehme Fesselung<br />

auf der Grundlinie geraten, was<br />

die Chancen ausgleicht. 34. Td5 La7<br />

35. Ta5 Ld4 36. Tb5 Ta1 37. Tb4 Le5<br />

Der Läufer muss die Diagonale verlassen,<br />

denn auf 37... La7 folgt 38.<br />

Tb7 Ld4 39. e3 38. Sd2 Lxe2?! Opfer<br />

oder eingestellt? Eigentlich sollte die<br />

Kompensation für die Figur nicht reichen<br />

... 39. Te4! Lxd3 40. Txe5 Td1<br />

Wie wird man die lästige Fesselung<br />

los? Eine Idee besteht darin, den freien<br />

Springer nach f2 zu überführen<br />

und dann Sgh3 folgen zu lassen, z. B.<br />

41. Sb3 (Aber nicht zu eilig, 41. Se4?<br />

Te1 und der Te1 lähmt sämtliche<br />

weißen Figuren) Tab1 42. Sc5 Lc4 43.<br />

Se4 Ta1 (Hier dagegen folgt auf 43. . .<br />

Te1 44. Sd2!) 44. Txe7 Ld5 45. f3 und<br />

Weiß steht zu Sf2 bereit! 41. Sdf3 e6<br />

42. g4? Eine zu radikale Lösung. Besser<br />

42. Te3 42. ... hxg4 43. Sh2 g3!?<br />

Öffnet auch noch die zweite Reihe,


wonach der König keinen sicheren<br />

Unterschlupf mehr hat. 44. fxg3 Ta2+<br />

45. kh3 Txa4 Droht ... Le4! 46. Shf3??<br />

Kurzschluss! 46. Te3 Te4! (46. ... Le4<br />

47. Shf3) 47. Tf3 Tee1 und Weiß ist zu<br />

Txd3 gezwungen, was ihm ein langes<br />

Leiden verspricht. 46. ... Lf1+ 47. kh2<br />

Ta2+ 48. Se2 Lxe2 49. Sg1 0–1<br />

Mamedyarov konnte danach mit<br />

einem kurzen Weißremis gegen Akopian<br />

austrudeln und gewann mit dem<br />

Rekordergebnis von 10/11 das Ordix-Open<br />

und den Startplatz bei der<br />

Schnellschach-WM 2010!<br />

enDSTanD orDiX-open<br />

Name ELO Land P.<br />

1 | Mamedyarov,Shakhriyar | 2717 | AZE | 10,0<br />

2 | Naiditsch,Arkadij | 2697 | GER | 9,5<br />

3 | Akopian,Vladimir | 2712 | ARM | 9,5<br />

4 | Gashimov,Vugar | 2740 | AZE | 9,5<br />

5 | Moiseenko,Alexander | 2682 | UKR | 9,0<br />

6 | Guliyev,Namig | 2555 | AZE | 9,0<br />

7 | Riazantsev,Alexander | 2647 | RUS | 9,0<br />

8 | Nakamura,Hikaru | 2710 | USA | 8,5<br />

9 | Sargissian,Gabriel | 2683 | ARM | 8,5<br />

10 | Bacrot,Etienne | 2721 | FRA | 8,5<br />

11. Grachev,Boris | 2669 | RUS | 8,5<br />

12. Lysyj,Igor | 2617 | RUS | 8,5<br />

13. Jovanovic,Zoran | 2539 | CRO | 8,5<br />

14. Malakhov,Vladimir | 2707 | RUS | 8,5<br />

15. Khalifman,Alexander | 2635 | RUS | 8,5<br />

16. Azarov,Sergei | 2630 | BLR | 8,5<br />

17. Najer,Evgeniy | 2663 | RUS | 8,5<br />

18. Almasi,Zoltan | 2691 | HUN | 8,5<br />

19. Horvath,Adam | 2506 | HUN | 8,5<br />

20. Stevic,Hrvoje | 2624 | CRO | 8,5<br />

Gesamt 694 Teilnehmer, davon 172<br />

Titelträger 60 GM, 46 IM<br />

Das zuvor veranstaltete Chess960-<br />

Pendant, das mit 263 Teilnehmern<br />

ausgetragenen 8. Finet Chess960<br />

Open, wurde eine Beute von Alexan-<br />

der Grischuk (Russland), der sich<br />

bereits mehrmals in die Siegerlisten<br />

der CCM-Open eintragen konnte. Unbefriedigendes<br />

Ende für die Nummer<br />

1 der Chess-960 Weltrangliste, den<br />

Amerikaner Gata Kamsky, der noch<br />

vor der letzten Runde alleine mit 9/10<br />

in Führung lag und dann von Rustam<br />

Kasimdzhanov abgefangen wurde.<br />

Insgesamt wieder eine aufregende<br />

und nahezu perfekt organisierte<br />

Schachwoche. Haare in der Suppe<br />

finden sich kaum, beim nächsten Mal<br />

sollte man bei den Open versuchen,<br />

mehr als nur 10 Bretter ins Internet<br />

zu übertragen (schon an jedem<br />

Bundesligawochenende werden 64<br />

Partien live ins Netz gestellt). Viele<br />

hochkarätige Partien von Weltklasseleuten<br />

gehen so der Nachwelt verloren.<br />

Ansonsten gab es viele zufriedenen<br />

Kunden, die wichtigste Voraussetzung<br />

für eine wieder gut frequentierte<br />

CCM im Jahr 2010.<br />

a. Grischuk:<br />

1. im chess960, 23.<br />

im Schnellschach<br />

Foto Frank Jarchov<br />

Turniere akTueLL<br />

Vienna Chess<br />

Open<br />

Feine Konter<br />

IM Stefan Löffler berichtet<br />

Es kommt nicht oft vor, dass die ersten<br />

fünf der Setzliste bei einem<br />

neunrundigen Open kein einziges Mal<br />

aufeinander treffen. In der prächtigen<br />

Kulisse des Wiener Rathauses waren<br />

es aber nicht die Großmeister, die die<br />

Akzente setzten. Das besorgten ein<br />

paar junge, risikofreudige Aufsteiger.<br />

Allen voran Samy Shoker.<br />

Als Weißer eröffnet der 22jährige<br />

praktisch ausschließlich mit 1.g3 und<br />

2.Lg2, als Schwarzer mit 1...g6 und<br />

2...Lg7. Und dann wird gekontert.<br />

Wie in der fünften Runde gegen den<br />

Weißrussen Andrei Kovalev:<br />

Kovalev, A. – Shoker, S.<br />

1. e4 g6 2. d4 Lg7 3. Sc3 d6 4. Le3<br />

a6 5. Sf3 b5 6. Ld3 Sd7 7. e5! Dieses<br />

chancenreiche Bauernopfer geht auf<br />

Anand – Svidler, Linares 1998, zurück.<br />

Sofort nehmen mit 7. ... dxe5? 8.<br />

Le4 Tb8 9. dxe5 Sxe5 10. Dxd8+ Kxd8<br />

19


Turniere akTueLL<br />

11. 0-0-0+ Sd7 12. La7 geht gar nicht.<br />

7. … Lb7 8. e6 fxe6 9. Sg5 Sf8 10. 0–0<br />

Sf6 11. Te1 Dd7 12. Ld2 h6 13.Sf3 Allein<br />

schon die schlechte Koordination<br />

im schwarzen Lager wiegt den Bauern<br />

auf. Svidler zog mysteriös 13. ...<br />

Tb8. Shoker versucht, seinem König<br />

ein Nest zu bauen. 13. ... g5 14. De2<br />

kf7 15. a4 c6 16. Se4 Sxe4 17. Lxe4<br />

Lf6 18. Ta3? Bringt die letzte Figur<br />

ins Spiel. Korrekt war laut Kovalev<br />

das prophylaktische 18. h3, denn nun<br />

wäre 18. ... g4! unangenehm gewesen,<br />

z.B. 19. Se5+ dxe5 20. dxe5 Lxe5<br />

21.Td3 Dc7 22. Dg4 h5. 18. ... Tg8?<br />

Während sein Gegner nachdachte,<br />

sah Shoker die Bescherung: 19.<br />

Sxg5+! Txg5 (sofort verliert 19. ...<br />

hxg5 20. Dh5+ Kg7 21. Lxg5) 20. Lxg5<br />

hxg5 21. Dh5+ Kg8 22. Tg3 und gegen<br />

23. Txg5+ Lxg5 24. Dxg5+ Kf7 25.<br />

Dh5+ Kg7 26. Te3 gibt es keine ausreichende<br />

Verteidigung, z.B. 22. ... c5<br />

23. Txg5+ Lxg5 24. Dxg5+ Kf7 25. Dh5+<br />

Kg7 26. Dg4+ Kf7 27. Df3+ nebst 28.<br />

Lxb7. Zu seinem Glück durchblickte<br />

Kovalev nicht alle Verzweigungen und<br />

entschied sich für ein anderes Opfer:<br />

19. Se5+? dxe5 20. dxe5 Lxe5 21.<br />

Dh5+ Sg6 22. Td3 Dc7 23. Dxh6 Tg7!<br />

24. Lxg5 Tag8 25. h4? Mit 25. Dh5,<br />

was die Entlastung 25. ... c5? wegen<br />

26. Df3+ verhindert, konnte Kovalev<br />

noch kämpfen. Nun führt es Shoker<br />

mit präzisen Schlägen zu Ende. 25. ...<br />

c5 26. Tf3+ ke8 27. Dh5 kd7 28. Lxb7<br />

Dxb7 29. Dg4 Sxh4! 30. Txe5 Sxf3+<br />

31. gxf3 Dc6 32. axb5 Dd6! 0–1<br />

20<br />

Sieben Runden zog der ägyptische<br />

IM von Sieg zu Sieg und sicherte seinen<br />

ersten großen Turniersieg dann<br />

mit zwei Remis aus angenehmerer<br />

Position ab. Voriges Jahr ist er von<br />

Paris nach Alexandria übersiedelt.<br />

Schließlich ist die Heimat seiner Eltern<br />

das beste Schachland der arabischen<br />

Welt. Er will dort Lehrer an<br />

einer französischsprachigen Schule<br />

werden, um zumindest in den Ferien<br />

Zeit für Turniere zu haben.<br />

Dass Shoker keine GM-Norm erfüllte,<br />

lag am um einen Tick zu geringen<br />

Eloschnitt seiner Gegner. Die<br />

formalen Bedingungen dafür erfüllte<br />

in Wien nur der 18jährige Lars Ootes.<br />

Allerdings hätte der Niederländer dafür<br />

in der Schlussrunde seine überlegene<br />

Stellung nach Hause spielen<br />

müssen. Im Juli hatte er die GM-<br />

Norm in Dieren nur verpasst, weil er<br />

dort fast nur gegen Landsleute gespielt<br />

hatte. Bemerkenswert ist das<br />

alles, weil Ootes mit 2261 Elo geführt<br />

wird. Vier Großmeister hat er in Wien<br />

schwindlig gespielt, wobei er Chaba-<br />

non und Elofavorit Tiviakov noch zum<br />

Remis begnadigte. Nicht aber in der<br />

zweiten Runde einen einheimischen<br />

Großmeister.<br />

Stanec, N. – Ootes, L.<br />

1. d4 d6 2. c4 Sf6 3. Sc3 g6 4. e4 Lg7 5.<br />

Le2 0–0 6. Sf3 e5 7. 0–0 Sc6 8. d5 Se7<br />

9. Lg5!? Sd7 Die kritischen Antworten<br />

sind 9. ... h6 und 9. ... Sh5. 10.Sd2<br />

f6 11.Le3 f5 12.f3 f4 13.Lf2 h5 14.b4<br />

g5 15.c5 Sf6 16.cxd6 cxd6 17.Sc4 g4<br />

18.Sb5 g3 Ein typisches Bauernopfer,<br />

das den schwarzen Figuren nur<br />

Linien sondern auch schwarze Felder<br />

öffnet. 19.hxg3 fxg3 20.Lxg3 Se8<br />

21.Lh4 Dd7 22.a4 Sg6 23.Lg5 Sf4<br />

24.Lxf4 Txf4 25.Se3 Dd8 26.Tf2 a6<br />

27.Sa3 Lh6 28.Sac4 Tf7 29.Sf1 Tg7<br />

30.Sce3 Db6 Konsequenter erscheint<br />

30. ... Sf6 nebst Sh7 und Dh4, doch<br />

psychologisch wirkt es: Stanec wird<br />

angesichts des schwarzen Zeitverlusts<br />

zu optimistisch. 31.Db3 Lf4<br />

32.a5 Dd8 33.b5 axb5 34.Lxb5 Sf6<br />

35.Sc4 Sh7 36.Sb6 Sg5 37.kh1 Sh3!<br />

Sie erkennen ihn<br />

am Fianchetto:<br />

Samy Shoker<br />

Foto: Theny


Nun hätte 38. Tc2 Dh4 39. Sxa8 Sf2+<br />

40. Kg1 Sh3+ 41. Kg1 zum Dauerschach<br />

geführt. Dass nach dem Nehmen<br />

des Springers der bereits abgeschriebene<br />

Turm a8 entscheidend<br />

eingreift, übersieht man bei knapper<br />

Zeit schon mal. 38. gxh3? Txa5! Es<br />

geht freilich auch in der Zugfolge 38.<br />

... Dg5 39. Sh2 Lxh3 40. Db2 Txa5!<br />

39. La4 Auf 39. Dc3 folgt nicht 39. ...<br />

Txa1? 40. Dxc8, sondern 39. ... Lxh3!<br />

40. Dxa5 Dh4, und Matt ist nicht mehr<br />

zu verhindern. 39. ... Lxh3 40. Sh2<br />

Dg5 41. Db2 Ta6 Droht 42. … Txb6 43.<br />

Dxb6 Lg2+ 44. Kg1 Lxf3+ und matt.<br />

42. Sc4 Und bevor 42. ... Txa4 folgen<br />

konnte 0–1<br />

Auch der andere Wiener Großmeister,<br />

der kürzlich eingebürgerte und<br />

als Bundestrainer berufene Davit<br />

Shengelia, musste seine Ambitionen<br />

auf den ersten Platz frühzeitig, nämlich<br />

in Runde drei aufgeben. Das ging<br />

auf Rechnung des 20jährigen Dennes<br />

Abel aus Hannover:<br />

Abel, D. – Shengelia, D.<br />

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 c6 4. g3 dxc4<br />

5. Lg2 b5 6. 0–0 Lb7 7. Se5 Sd7 8. f4!?<br />

8. Sxc6 Db6 9. Le3 Da6 10. Se5 Sxe5<br />

11. dxe5 Td8 gefiel Abel nicht. Zur<br />

Nachahmung ist sein Gambit kaum<br />

zu empfehlen, es sei denn man will<br />

einen Filigranspieler wie Shengelia in<br />

unsichere Gefilde locken. 8. ... Sxe5<br />

9. fxe5 Dd7 10. a4 f6 11. e3 a6 12. Sc3<br />

0–0–0 13. Se4 Die Pointe 13. ... fxe5<br />

14. Txf8! Txf8 15. Sc5 Dd6 16. axb5<br />

axb5 17. b3 mit brandgefährlichem<br />

Angriff verhindert, dass Schwarz seinen<br />

Königsflügel normal entwickelt.<br />

14. Sc3 Se7 15. De2 h5 16.Ld2 g6?<br />

Warum nicht direkt 16...h4? Die unmerkliche<br />

Schwächung der langen<br />

Diagonale verschafft dem folgenden<br />

Brachialopfer eine subtile Pointe. 17.<br />

b3! b4 18.bxc4 Auf 18...bxc3 19.Lxc3<br />

c5 (bevor die weißen Schwerfiguren<br />

auf die b-Linie schwenken) ginge nun<br />

nämlich 20. d5 exd5 21. e6 Dxe6 22.<br />

Lxh8 Lh6 23. Tab1 Dxe3+ (oder 23...<br />

Txh8 24.Db2) 24.Tf2. Doch Shengelia<br />

hat sich auf etwas anderes verlassen<br />

und zog rasch: 18. ... c5 19. Sb5!<br />

19. ... axb5 20. axb5 kb8 21. Lxb7<br />

Dxb7 22. dxc5 h4 23. Le1 hxg3?!<br />

Kommt das Weiß nicht entgegen?<br />

Wie schwer die schwarze Stellung zu<br />

halten ist, zeigt die Variante 23. ... De4<br />

24. Tf4 Dxe5 25. Da2 Dxe3+ 26. Tf2<br />

Da3 27. Lxb4! Dxa2 28. Tfxa2 – auch<br />

ohne Dame entscheidet der Angriff<br />

über die a-Linie. 24. Lxg3 Sc8 25. c6<br />

Dc7 26. Ta6 Lc5 27. Tfa1 Sa7 28. kf1?<br />

Den Ausheber 28. b6 entdeckte Abel<br />

erst nach seinem Zug. Shengelia gibt<br />

ihm gleich eine zweite Chance. Allerdings<br />

stünde Weiß auch nach dem<br />

stärkeren 28. ... Dh7 29. b6 Dh3+ 30.<br />

Ke1 Sxc6 31. Df3 Tc8 32. Ta8+ Kb7 33.<br />

T8a7+ Kb8 (33. ... Kxb6 34. T1a6 matt)<br />

34. Td7 Lxb6 (34. ... Dg4 35. Taa7! Dxf3<br />

36. Tdb7 matt) 35. Ta6 auf Gewinn. 28.<br />

... f4 29. b6! Lxb6 30. c5 fxg3 Verzweiflung.<br />

Der schönere Schluss wäre 30.<br />

... Lxc5 31. Db5+! Sxb5 32. Ta8 matt.<br />

Turniere akTueLL<br />

31. Txb6+ Dxb6 32.cxb6 Sxc6 33.Da6<br />

Td1+ 34.Txd1 gxh2 35.kg2 1–0<br />

Abel, der in der Bundesliga für SF<br />

Berlin spielt, erfüllte in Wien seine erste<br />

IM-Norm. Übererfüllte darf man<br />

ergänzen. Und überfällig. Ebenfalls<br />

eine IM-Norm gelang dem Dresdner<br />

Paul Hoffmann.<br />

enDSTanD<br />

1. | Shoker 8 aus 9<br />

2.-3. | Arutinian, Guliyev je 7,5<br />

4.-16. | Kovalev, Gen. Timoscenko,<br />

Abel, Moradiabadi, Tiviakov, Burg,<br />

Shengelia, Stanec, P. Hoffmann, Cvitan,<br />

Neumeier, Karner, Kuba alle 7<br />

21


Turniere akTueLL<br />

623 Teilnehmer waren beim Vienna<br />

Chess Open <strong>200</strong>9 mit von der Partie,<br />

davon 375 in der A-Gruppe. Die<br />

frühere Ausschreibung als beim<br />

letzten Mal <strong>200</strong>6 hat sich bezahlt gemacht.<br />

Allerdings wird das Open nicht<br />

schon nächstes Jahr wieder stattfinden,<br />

aber immerhin wohl 2011.<br />

Dass die Stadt Wien den Rathaus-<br />

Festsaal für elf Tage samt Auf- und<br />

22<br />

rathaus Wien:<br />

Schönster Spielsaal<br />

des Sommers?<br />

Foto: Theny<br />

Abbau zur Verfügung stellt, braucht<br />

ohnehin politische Hebel.<br />

Diese verkörpert Christian Hursky.<br />

Der sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete<br />

führt seit einem<br />

Jahr den Wiener Schachverband. Und<br />

da herrscht Aufbruchsstimmung.<br />

Mit Jahresbeginn bezieht der Verband<br />

nämlich ein eigenes Haus direkt ne-<br />

Wiens Schachpräsident<br />

hursky gratuliert<br />

GM-killer Lars ootes<br />

Foto: pöcksteiner<br />

ben dem Ernst-Happel-Stadion und<br />

nur acht U-Bahn-Minuten von der<br />

Stadtmitte entfernt. Auf beachtlichen<br />

450 Quadratmeter können künftig an<br />

mehreren Tagen in der Woche Mannschaftskämpfe<br />

und Blitzturniere,<br />

Vorträge und Seminare stattfinden.<br />

Mittelfristig könnte der Österreichische<br />

Schachbund mit einziehen.<br />

Der hat seit vier Jahrzehnten<br />

seinen Sitz in Graz, wo er von dem<br />

steirischen Politiker Kurt Jungwirth<br />

geführt wird. Als Schach vor einigen<br />

Jahren als Sport anerkannt wurde,<br />

hat er sein wichtigstes Ziel erreicht.<br />

Seitdem verfügt der nationale Verband<br />

über großzügige Zuschüsse der<br />

Bundessportorganisation.<br />

Investiert wird bislang fast ausschließlich<br />

in die Nationalmannschaft<br />

und die Förderung der besten<br />

Junioren. Weil die staatlichen<br />

Zuschüsse an eine Eigenmittelquote<br />

geknüpft sind, wurden die Beiträge<br />

empfindlich erhöht. In den Schachvereinen<br />

gärt es. Neue Ideen tun<br />

vor allem im Breitenschach und der<br />

Kommunikation not. Nun hat Jungwirth,<br />

der am 3.September 80 wurde,<br />

seinen Rückzug signalisiert. Hursky,<br />

übernehmen Sie!<br />

Stefan Löffler ist Wissenschafts- und<br />

Schachjournalist in Wien und Redakteur<br />

der Schach-Welt. Er hat im Wiener<br />

Schachverband weder ein Amt noch eine<br />

honorierte Aufgabe, ist aber informell<br />

als Ratgeber im Hintergrund.


anZeiGe


Mit der Saison <strong>200</strong>9/10 feiert<br />

die eingleisige Bundesliga<br />

ein Jubiläum.<br />

Schon zum 30. Mal hintereinander<br />

wird der Spielbetrieb,<br />

mit graduellen Veränderungen, im<br />

gleichen Modus durchgeführt. 16<br />

Vereine treffen sich an sieben Wochenenden<br />

verteilt über das Jahr an<br />

vier Spielorten und spielen den deutschen<br />

Meister aus. Eine Konstanz,<br />

die ihresgleichen sucht.<br />

Es lohnt ein kurzer Rückblick. Sportlich<br />

betrachtet wurde die Liga immer<br />

von Mannschaften dominiert, die das<br />

Glück hatten einen schachbegeisterten<br />

Mäzen (z.B. <strong>SG</strong> Porz, <strong>SG</strong> Solingen,<br />

Bayern München) in ihren Reihen<br />

zu haben, oder einen finanzstarken<br />

Sponsor (z.B. Lübecker SV, O<strong>SG</strong> Baden-Baden)<br />

zu finden. Dementsprechend<br />

gab es in den drei Jahrzehnten<br />

nur sechs Vereine, die den Meistertitel<br />

erringen konnten. Neben den<br />

fünf genannten schaffte es Werder<br />

Bremen in der Saison <strong>200</strong>4/05 in die<br />

kleine Phalanx einzubrechen.<br />

Strukturell betrachtet gab es immer<br />

eine Schere zwischen dem reinen<br />

Amateur- und dem Profiklub - professionell<br />

bezieht sich in diesem Zusammenhang<br />

allerdings mehr auf<br />

die Ansammlung von Schachprofis und<br />

weniger auf die Struktur eines Vereins.<br />

Seit dem Bosman-Urteil 1995<br />

ist eine Verschiebung dieses Phänomens<br />

zu Gunsten des Profiklubs zu<br />

erkennen. Sukzessive engagieren die<br />

meisten Vereine immer mehr ausländische<br />

Spieler und heute gilt für<br />

die Schachbundesliga das Gleiche<br />

wie für fast jede andere Sportliga in<br />

Deutschland auch: Im Schnitt finden<br />

sich ca. 50% Deutsche 50% Ausländern<br />

gegenüber. Folgen sind das über<br />

die Jahre sportlich deutlich gestiegene<br />

Niveau, aber auch die Kosten<br />

für die Vereine, die mit den erhöhten<br />

Ansprüchen in der Liga mitzuhalten,<br />

einhergehen. Eine traurige Folge, die<br />

aufgrund dieser Entwicklung erkennbar<br />

wird, ist die Rückzugsrate seit der<br />

Saison 1994/95. Nicht weniger als 15<br />

Vereine haben seitdem, entweder<br />

vor oder nach der Saison, ihr Team<br />

zurückgezogen. Fast immer waren<br />

finanzielle Probleme der Auslöser.<br />

Veränderungen<br />

Im Januar <strong>200</strong>7 gründeten die Vereine<br />

der Schachbundesliga ihren<br />

eigenen e.V. und führen den Spielbetrieb<br />

losgelöst vom Deutschen<br />

Schachbund durch. Das Ziel dieser<br />

Maßnahme formulierte der damalige<br />

Sprecher der Bundesligavereine und<br />

heutige Ehrenpräsident der Schachbundesliga,<br />

Christian Zickelbein:<br />

„Dadurch wird es möglich werden,<br />

die Bundesliga professioneller als<br />

bisher zu vermarkten und schneller<br />

Veränderungen durchzusetzen.“ Alle<br />

Maßnahmen, die seitdem von den<br />

Vereinen bzw. vom e.V. beschlossen<br />

wurden, dienen der erhöhten Transparenz<br />

nach außen und der Optimierung<br />

der Standards, wie u.a. die im<br />

Vergleich zu früher enorm verbesserten<br />

Spielbedingungen. Ein Kernpunkt<br />

der Gesamtstrategie ist die<br />

seit der letzten Saison durchgeführte<br />

Liveübertragung aller Bundesligakämpfe<br />

im Internet. Mehr als 10000<br />

Zuschauer verfolgten im Schnitt an<br />

jedem Spielwochenende über die<br />

Webseite der Schachbundesliga die<br />

Partien, die darüber hinaus fachkundig<br />

kommentiert wurden. Ohne zu<br />

viel zu verraten, dieser Service wird<br />

IM Georgios Souleidis<br />

SchachBunDeSliGa<br />

24<br />

in Zukunft erweitert. Weitere Maßnahmen,<br />

die entweder in der vergangenen<br />

Spielzeit erprobt wurden oder<br />

in der Planungsphase sich befinden<br />

und mehr Zuschauerfreundlichkeit<br />

bewirken sollen, sind:<br />

1. Bekanntgabe der Aufstellungen<br />

- zumindest die Reisepartner O<strong>SG</strong><br />

Baden-Baden und Heidelberg-Handschuhsheim<br />

werden in der Saison<br />

<strong>200</strong>9/10 zusammen mit ihren jeweiligen<br />

Gegnern ihre Aufstellungen einige<br />

Tage vor jedem Spielwochenende<br />

veröffentlichen.<br />

2. Ausrichtung einer zentralen Eröffnungsrunde<br />

ab der Saison 2010/11.<br />

Die sportliche Situation<br />

O<strong>SG</strong> Baden-Baden (2641 1 /2733²)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Anand, V. | GM | IND | 2788<br />

2 | Carlsen, Magnus (J) | GM | NOR | 2772<br />

3 | Svidler, Peter | GM | RUS | 2739<br />

4 | Shirov, Alexei | GM | ESP | 2732<br />

5 | Bacrot, Etienne | GM | FRA | 2721<br />

6 | Movsesian, Sergej | GM | SVK | 2716<br />

7 | Adams, Michael | GM | ENG | 2699<br />

8 | Naiditsch, Arkadij | GM | GER | 2697<br />

9 | Vallejo Pons, F. | GM | ESP | 2693<br />

10 | Nielsen, P.–H. | GM | DEN | 2680<br />

11 | Nisipeanu, L.–D. | GM | ROU | 2675<br />

12 | Caruana, Fabiano (J) | GM | ITA | 2670<br />

13 | Gustafsson, Jan (N) | GM | GER | 2622<br />

14 | Dautov, Rustem | GM | GER | 2596<br />

15 | Doettling, Fabian | GM | GER | 2571<br />

16 | Schlosser, Philipp | GM | GER | 2560<br />

17 | Dinger, Florian (J) | | GER | 2391<br />

18 | Hager, Joshua (N,J) | | GER | 2217<br />

In den letzten vier Spielzeiten dominierte<br />

die Starauswahl der O<strong>SG</strong> Baden-Baden<br />

die Liga und gewann in<br />

dieser Zeit jeweils den Titel des deut-


schen Meisters. Angeführt vom Weltmeister<br />

Viswanathan Anand und dem<br />

Norweger Magnus Carlsen strebt das<br />

von GRENKELEASING AG gesponserte<br />

Team eine Ära an, die an die des<br />

FC Bayern München zwischen 1983<br />

und 1995 erinnert, als die von Heinrich<br />

Jellissen gesponserten Bajuwaren<br />

fünf Mal hintereinander und neun<br />

Mal insgesamt die deutsche Meisterschaft<br />

gewinnen konnten. Für die Saison<br />

<strong>200</strong>9/10 gab es im Aufgebot nur<br />

eine Veränderung. Für den Inder Harikrishna<br />

Pentala rutschte der deutsche<br />

Nationalspieler Jan Gustafsson<br />

aus Hamburg ins Team. Neben der<br />

deutschen Meisterschaft peilt O<strong>SG</strong><br />

Baden-Baden in den nächsten Jahren<br />

den Gewinn des Europacups an.<br />

Bei der diesjährigen Auflage in Ohrid<br />

(Mazedonien) Anfang Oktober wird<br />

dieses Unterfangen allerdings ohne<br />

Anand (persönliche Gründe) und<br />

Carlsen (spielt beim Großmeisterturnier<br />

im chinesischen Nanking)<br />

angegangen. Mit Bacrot, Movsesian,<br />

Adams, Naiditsch, Vallejo Pons und<br />

Nisipeanu ist das Team aber stark<br />

genug, um - wie im letzten Jahr - um<br />

die vorderen Plätze mitzuspielen.<br />

Werder Bremen (2598/2678)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Gashimov, Vugar (N) | GM | AZE | 2740<br />

2 | Mamedyarov, S. | GM | AZE | 2717<br />

3 | McShane, Luke | GM | ENG | 2620<br />

4 | Eljanov, Pavel | GM | UKR | 2716<br />

5 | Efimenko, Zahar | GM | UKR | 2654<br />

6 | Fressinet, Laurent | GM | FRA | 2667<br />

7 | Meier, Georg | GM | GER | 2658<br />

8 | Areshchenko, A. | GM | UKR | 2651<br />

9 | Roiz, Michael | GM | ISR | 2658<br />

10 | Nyback, Tomi | GM | FIN | 2627<br />

11 | Hracek, Zbynek | GM | CZE | 2608<br />

12 | Babula, Vlastimil | GM | CZE | 2566<br />

13 | Llaneza Vega, M. (N) | IM | ESP | 2521<br />

14 | Fish, Gennadij | GM | GER | 2508<br />

15 | Skripchenko, A. | IM | FRA | 2450<br />

16 | Knaak, Rainer | GM | GER | 2484<br />

17 | Lichman, Peter (J) | | GER | 2317<br />

Im Rennen um die deutsche Meisterschaft<br />

gibt es auf dem Papier eigentlich<br />

nur zwei Konkurrenten: Werder<br />

Bremen und SV Mülheim Nord. Bremen<br />

hat sich mit Vugar Gashimov,<br />

der mit Shakhriyar Mamedyarov die<br />

aserische Doppelspitze bilden wird,<br />

verstärkt. Außerdem konnte der junge<br />

spanische Draufgänger Marcos<br />

Llaneza Vega für die hinteren Bretter<br />

verpflichtet werden.<br />

SV Mülheim-nord (2503/2659)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Kasimdzhanov, R. | GM | UZB | 2672<br />

2 | Vachier-Lagrave, (J) M. | GM | FRA | 2703<br />

3 | Motylev, Alexander (N) | GM | RUS | 2710<br />

4 | Tregubov, Pavel V. | GM | RUS | 2652<br />

5 | Landa, Konstantin | GM | RUS | 2655<br />

6 | Fridman, Daniel | GM | GER | 2665<br />

7 | Potkin, Vladimir | GM | RUS | 2619<br />

8 | Golod, Vitali | GM | ISR | 2599<br />

9 | Malakhatko, Vadim | GM | BEL | 2570<br />

10 | Berelovich, A. | GM | GER | 2550<br />

11 | Levin, Felix | GM | GER | 2491<br />

12 | Hausrath, Daniel | GM | GER | 2519<br />

13 | Saltaev, Mihail | GM | UZB | 2505<br />

14 | Schebler, Gerhard | GM | GER | 2486<br />

15 | Litwak, Aleksej (N) | FM | GER | 2268<br />

16 | Kaufeld, Juergen (N) | FM | GER | 2274<br />

17 | Wittenberg, A. (J) | | GER | 2129<br />

18 | Kahleys, Kevin (N,J) | | GER | 1986<br />

Mülheim, das mit dem Ex-Weltmeister<br />

Rustam Kasimdzhanov und dem<br />

neuen französischen Star Maxime<br />

Vachier-Lagrave in der Spitze schon<br />

sehr gut besetzt war, verstärkte sich<br />

zusätzlich mit dem russischen Weltklassespieler<br />

Alexander Motylev, der<br />

vom Ligakonkurrenten Katernberg<br />

kam. Das Minimalziel kann mit diesem<br />

Aufgebot für beide Teams nur<br />

„Europacup-Qualifikation“ lauten.<br />

<strong>SG</strong> Solingen (2488/2600)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Stellwagen, Daniel | GM | NED | 2630<br />

2 | Smeets, Jan | GM | NED | 2632<br />

3 | Nikolic, Predrag | GM | BIH | 2602<br />

SchachbundeSliga<br />

4 | Buhmann, Rainer | GM | GER | 2603<br />

5 | Werle, Jan | GM | NED | 2575<br />

6 | Edouard, Romain (J) | GM | FRA | 2597<br />

7 | Jussupow, Artur | GM | GER | 2570<br />

8 | L‘Ami, Erwin (N) | GM | NED | 2593<br />

9 | Ragger, Markus | GM | AUT | 2563<br />

10 | Ernst, Sipke | GM | NED | 2598<br />

11 | Naumann, A. | GM | GER | 2522<br />

12 | Hoffmann, M. | GM | GER | 2502<br />

13 | Gabriel, Christian | GM | GER | 2507<br />

14 | Drabke, Lorenz | IM | GER | 2455<br />

15 | Wegerle, Joerg | IM | GER | 2430<br />

16 | Schaefer, Markus | IM | GER | 2378<br />

17 | Hobusch, A. (N,J) | | GER | 2103<br />

18 | Hannewald, Anton (N,J) | | GER | 1931<br />

Sc eppingen (2487/2599)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Tiviakov, Sergei | GM | NED | 2674<br />

2 | Postny, Evgeny (N) | GM | ISR | 2647<br />

3 | Berkes, Ferenc | GM | HUN | 2647<br />

4 | Balogh, Csaba | GM | HUN | 2595<br />

5 | Gyimesi, Zoltan | GM | HUN | 2591<br />

6 | Ruck, Robert | GM | HUN | 2561<br />

7 | Acs, Peter | GM | HUN | 2550<br />

8 | Braun, Arik | GM | GER | 2529<br />

9 | Bindrich, Falko (J) | GM | GER | 2516<br />

10 | Medvegy, Zoltan | GM | HUN | 2547<br />

11 | Guliyev, Namig | GM | AZE | 2555<br />

12 | Muzychuk, Anna (N,J) | IM | SLO | 2542<br />

13 | Paehtz, Elisabeth (N) | IM | GER | 2474<br />

14 | Mann, Christian | IM | GER | 2454<br />

15 | Vogt, Lothar | GM | GER | 2422<br />

16 | Dekan, Hans | | GER | 2179<br />

17 | Noe, Christopher (J) | | GER | 1798<br />

Sc Remagen (2524/2599)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Ivanchuk, Vassily | GM | UKR | 2703<br />

2 | Fedorchuk, Sergey | GM | UKR | 2655<br />

3 | Gharamian, Tigran | GM | FRA | 2615<br />

4 | Goloshchapov, A. | GM | UKR | 2580<br />

5 | Parligras, Mircea (N) | GM | ROU | 2557<br />

6 | Huebner, Robert Dr. | GM | GER | 2605<br />

7 | Degraeve, Jean-Marc | GM | FRA | 2559<br />

8 | Dgebuadze, A. | GM | BEL | 2516<br />

9 | Mainka, Romuald | GM | GER | 2521<br />

10 | Swinkels, Robin (J) | IM | NED | 2516<br />

11 | Teske, Henrik (N) | GM | GER | 2536<br />

12 | Popovic, Petar | GM | SRB | 2496<br />

25


SchachbundeSliga<br />

13 | Polaczek, Richard | IM | BEL | 2381<br />

14 | Kipper, Jens (N) | | GER | 2393<br />

15 | Schulz, K.-J. | IM | GER | 2385<br />

16 | Bok, Benjamin (N,J) | FM | NED | 2360<br />

Das breite Mittelfeld beginnt nominell<br />

bei Solingen und hört erfahrungsgemäß<br />

bei Katernberg auf. All diese<br />

Teams sind so gut besetzt, dass sie<br />

mit dem Abstieg nichts zu tun haben<br />

sollten. Für eine ungewöhnliche<br />

Konstellation in der Liga könnte der<br />

SC Eppingen sorgen, falls die Kraichgauer<br />

mit zwei Frauen antreten sollten.<br />

Mit Anna Muzychuk (Nr. 6 der<br />

Frauen-Weltrangliste) und Elisabeth<br />

Pähtz (Nr. 1 in Deutschland) wurden<br />

nämlich gleich zwei spielstarke<br />

Schachspielerinnen in den Kader integriert.<br />

SV Wattenscheid (2454/2593)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Vitiugov, Nikita (N) | GM | RUS | 2681<br />

2 | Najer, Evgeniy | GM | RUS | 2663<br />

3 | Macieja, Bartlomiej | GM | POL | 2612<br />

4 | Bartel, Mateusz | GM | POL | 2619<br />

5 | Czarnota, Pawel | GM | POL | 2530<br />

6 | Rustemov, A. | GM | RUS | 2532<br />

7 | Johannessen, Leif | GM | NOR | 2553<br />

8 | Appel, Ralf | GM | GER | 2552<br />

9 | Holzke, Frank Dr. | GM | GER | 2526<br />

10 | Handke, Florian | GM | GER | 2513<br />

11 | Souleidis, Georgios (N) | IM | GRE | 2435<br />

12 | Dinstuhl, V. Dr. | IM | GER | 2417<br />

13 | Tereick, Benjamin (J) | FM | GER | 2378<br />

14 | Straeter, Timo | FM | GER | 2347<br />

15 | Thiel, Thomas | FM | GER | 2280<br />

16 | Gohla, Ulf (N) | | GER | 2181<br />

17 | Koerber, Matthias (N,J) | | GER | 1898<br />

hamburger SK (2488/2567)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Wojtaszek, R. | GM | POL | 2637<br />

2 | Kempinski, Robert | GM | POL | 2601<br />

3 | Ghaem, Maghami | GM | IRI | 2589<br />

4 | Baramidze, David (J) | GM | GER | 2527<br />

5 | Adly, Ahmed | GM | EGY | 2548<br />

6 | Rogozenco, Dorian (N) | GM | ROU | 2541<br />

26<br />

7 | Hansen, Sune Berg | | HDEN | 2554<br />

8 | Rasmussen, Allan (N) | GM | DEN | 2536<br />

9 | Ftacnik, L. Dr. | GM | SVK | 2525<br />

10 | Mueller, K. Dr. | GM | GER | 2523<br />

11 | Heinemann, Thies | IM | GER | 2484<br />

12 | Chevelevitch, E. | IM | GER | 2461<br />

13 | Reeh, Oliver | IM | GER | 2442<br />

14 | Huschenbeth, N. (J) | IM | GER | 2416<br />

15 | Sebastian, Dirk | | GER | 2443<br />

16 | Van Delft, Merijn | IM | NED | 2360<br />

17 | Carlstedt, J. (N,J) | | GER | 2309<br />

18 | Bracker, Frank (J) | | GER | 2280<br />

SF Katernberg (2480/2557)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Volokitin, Andrei (N) | GM | UKR | 2678<br />

2 | Chuchelov, V. | GM | BEL | 2598<br />

3 | Firman, Nazar | IM | UKR | 2571<br />

4 | Seel, Christian | IM | GER | 2493<br />

5 | Bischoff, Klaus (N) | GM | GER | 2551<br />

6 | Halkias, Stelios | GM | GRE | 2564<br />

7 | Glek, Igor V | GM | GER | 2528<br />

8 | Zaragatski, Ilja (N) | IM | GER | 2472<br />

9 | Senff, Martin | IM | GER | 2469<br />

10 | Ris, Robert (J) | IM | NED | 2421<br />

11 | Thesing, Matthias | IM | GER | 2436<br />

12 | Siebrecht, S. | GM | GER | 2458<br />

13 | Scholz, Christian | IM | GER | 2373<br />

14 | Hoolt, Sarah | WIM | GER | 2240<br />

15 | Rosen, Bernd (N) | FM | GER | 2355<br />

16 | Geilmann, Ulrich (N) | | GER | 18373<br />

17 | Kotainy, Jens (N,J) | | GER | 2270<br />

Der Kampf gegen den Abstieg verspricht<br />

in der Saison <strong>200</strong>9/10 sehr<br />

spannend zu verlaufen. Außer König<br />

Tegel - der Berliner Traditionsverein<br />

fällt nominell gegenüber den andere<br />

Vereinen stark ab – kann man noch<br />

sechs weitere Klubs in dieser Zone<br />

erwarten. Diese sechs Teams haben<br />

sich aber jeweils so derart verstärkt,<br />

dass eine Prognose zum jetzigen<br />

Zeitpunkt sehr schwer fällt.<br />

<strong>SG</strong> Trier (2446/2547)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Lupulescu, C. | GM | ROU | 2620<br />

2 | Bobras, Piotr | GM | POL | 2568<br />

3 | Cyborowski, L. | GM | POL | 2498<br />

4 | Haslinger, Stewart | GM | ENG | 2538<br />

5 | Gordon, Stephen | IM | ENG | 2537<br />

6 | Jaracz, Pawel | GM | POL | 2539<br />

7 | Erdoes, Viktor | GM | HUN | 2565<br />

8 | Flumbort, Andras | IM | HUN | 2507<br />

9 | Gonda, Laszlo | IM | HUN | 2499<br />

10 | Galyas, Miklos | IM | HUN | 2457<br />

11 | Seger, Ruediger | IM | GER | 2405<br />

12 | Kolbus, Dietmar | IM | GER | 2383<br />

13 | Cioara, Andrei | IM | ROU | 2437<br />

14 | Goriachnik, Dmitry | | MDA | 2324<br />

15 | Rat, Dan Ovidiu | FM | ROU | 2315<br />

16 | Jeitz, Christian | | LUX | 2221<br />

17 | Korman, Maxim (J) | | GER | 2172<br />

SK Turm emsdetten (2474/2532)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Mcedlishvili, M. | GM | GEO | 2592<br />

2 | Giri, Anish (J) | GM | NED | 2518<br />

3 | Spoelman, Wouter (J) | IM | NED | 2546<br />

4 | Hector, Jonny | GM | SWE | 2556<br />

5 | Feygin, Michael | IM | GER | 2546<br />

6 | Janssen, Ruud | IM | NED | 2527<br />

7 | Cramling, Pia | GM | SWE | 2525<br />

8 | Bellon Lopez, Juan | GM | ESP | 2445<br />

9 | Brandenburg, Daan | IM | NED | 2463<br />

10 | Breder, Dennis (N) | IM | GER | 2435<br />

11 | Fiebig, Thomas (N) | | GER | 2426<br />

12 | Pruijssers, R. (J) | IM | NED | 2401<br />

13 | Kabatianski, A. | IM | GER | 2425<br />

14 | Richter, Christian | FM | GER | 2417<br />

15 | Zumsande, Martin | IM | GER | 2403<br />

16 | Bosman, Michiel | FM | NED | 2356<br />

SF Berlin (2439/2512)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Nataf, Igor | GM | FRA | 2529<br />

2 | Markos, Jan | GM | SVK | 2555<br />

3 | Miezis, Normunds | GM | LAT | 2572<br />

4 | Lauber, Arnd | IM | GER | 2517<br />

5 | Polzin, Rainer | GM | GER | 2491<br />

6 | Kraemer, Martin | IM | GER | 2481<br />

7 | Schneider, Ilja | IM | GER | 2508<br />

8 | Berndt, Stephan | IM | GER | 2442<br />

9 | Agopov, Mikail (N) | IM | FIN | 2442<br />

10 | Brynell, Stellan | GM | SWE | 2471<br />

11 | Thiede, Lars | IM | GER | 2452<br />

12 | Thinius, Marco | IM | GER | 2375<br />

13 | Degtiarev, Evgeny | FM | GER | 2373<br />

14 | Rudolf, Henrik | FM | GER | 2353


15 | Wintzer, J. Dr. (N) | FM | GER | 2384<br />

16 | Lundin, Jan (N) | FM | SWE | 2382<br />

17 | Abel, Dennes (J) | | GER | 2328<br />

18 | Glantz, Robert (J) | | GER | 2239<br />

erfurter SK (2360/2489)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Romanov, Evgeny (N) | GM | RUS | 2589<br />

2 | Haba, Petr | GM | CZE | 2533<br />

3 | Michiels, Bart (N) | IM | BEL | 2451<br />

4 | Kuczynski, Robert | GM | POL | 2505<br />

5 | Casper, Thomas | IM | GER | 2395<br />

6 | Votava, Jan | GM | CZE | 2561<br />

7 | Enders, Peter | GM | GER | 2467<br />

8 | Mueller, Matthias | IM | GER | 2410<br />

9 | Voekler, Bernd | FM | GER | 2393<br />

10 | Schoene, Maria (N) | WIM | GER | 2274<br />

11 | Troyke, Christian | IM | GER | 2350<br />

12 | Schuetze, Norman (N) | | GER | 2278<br />

13 | Brueggemann, J. | IM | GER | 2356<br />

14 | Krueger, Rainer Dr. (N) | | GER | 2211<br />

15 | Troyke, Doreen | WFM | GER | 2105<br />

16 | Duzy, Stefan (J) | | GER | 15453<br />

17 | Friedt, Marius (J) | | GER | 1885<br />

Fc Bayern München (2413/2481)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Bezold, Michael | GM | GER | 2517<br />

2 | Bromberger, Stefan (N) | IM | GER | 2510<br />

3 | Schenk, Andreas (N) | IM | GER | 2509<br />

4 | Marcelin, Cyril | GM | FRA | 2498<br />

5 | Boensch, Uwe (N) | GM | GER | 2511<br />

6 | Stangl, Markus (N) | GM | GER | 2455<br />

7 | Reiss, Tibor | IM | HUN | 2414<br />

8 | Renner, Christoph | IM | GER | 2431<br />

9 | Belezky, Alexander | IM | UKR | 2446<br />

10 | Meissner, Bernd | IM | GER | 2410<br />

11 | Meister, Peter | IM | GER | 2396<br />

12 | Reich, Thomas | IM | GER | 2368<br />

13 | Rodewis, T. | Dr. | GER | 2367<br />

14 | Unzicker, F. | Dr. | GER | 2332<br />

15 | Deglmann, Ludwig | FM | GER | 2329<br />

16 | Lentrodt, Thomas | FM | GER | 2304<br />

17 | Jorczik, Julian (J) | FM | GER | 2352<br />

18 | Graf, Felix (N,J) | | GER | 2291<br />

SK heidelberg-handschuhsheim<br />

(2353/2460)<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Ikonnikov, V. | GM | RUS | 2556<br />

2 | Svetushkin, Dmitry (N) | GM | MDA | 2607<br />

3 | Ginsburg, Gennadi (N) | GM | GER | 2537<br />

4 | Gurevic, Vladimir | GM | UKR | 2470<br />

5 | Chernov, Vadim | IM | ROU | 2433<br />

6 | Solomunovic, Igor | IM | GER | 2421<br />

7 | Gerigk, Erasmus | FM | GER | 2335<br />

8 | Schwalfenberg, J. | FM | GER | 2317<br />

9 | Maier, Christian (N) | IM | GER | 2347<br />

10 | Vatter, Ha-Jo | FM | GER | 2302<br />

11 | Syska, Albert | FM | GER | 2268<br />

12 | Nippgen, Georg | | GER | 2272<br />

13 | Roos, Jean-Luc | IM | FRA | 2250<br />

14 | Neunhoeffer, H. Dr | FM | GER | 2281<br />

15 | Pielmeier, Thomas | | GER | 2231<br />

16 | Schott, Reimund | | FRA | 2019<br />

SK König Tegel (2320/2398 4 )<br />

NAME TITEL LAND ELO<br />

1 | Rabiega, Robert | GM | GER | 2551<br />

2 | Stern, Rene | IM | GER | 2498<br />

3 | Muse, Mladen | GM | CRO | 2448<br />

4 | Von Herman, Ulf | IM | GER | 2400<br />

5 | Muse, Drazen | IM | CRO | 2374<br />

6 | Fruebing, Stefan | FM | GER | 2305<br />

7 | Tomczak, Rainer | FM | GER | 2287<br />

8 | Mielitz, Heinz | | GER |<br />

9 | Sarbok, Torsten | FM | GER | 2319<br />

10 | Breier, Andreas (N) | FM | GER | 2405<br />

11 | Giemsa, Stephan | FM | GER | 2301<br />

12 | Jahnz, Fabian | | GER | 2191<br />

13 | Jaehnisch, Frank (N) | | GER | 2230<br />

14 | Roth, Josef | | GER | 2152<br />

15 | Schulz, Stefanie (N) | | GER | 2109<br />

16 | Rausch, Manfred | | GER | 16893<br />

17 | Kachibadze, G. (J) | | GER | 2224<br />

Als Warm-up für die Saison <strong>200</strong>9/10,<br />

das erste Spielwochenende wird<br />

vom 16. bis 18. Oktober <strong>200</strong>9 durchgeführt,<br />

wird die Partie Alexei Shirov<br />

gegen Lukasz Cyborowski präsentiert.<br />

Die Leser der Webseite der<br />

Schachbundesliga wählten die taktische<br />

Meisterleistung des Spaniers<br />

zur Partie der Saison <strong>200</strong>8/09.<br />

SchachbundeSliga<br />

Shirov, a. (2741) - cyborowski, l. (2546)<br />

BL 0809 <strong>SG</strong> Turm Trier -<br />

O<strong>SG</strong> Baden Baden<br />

1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 e5 4. Sf3<br />

Sbd7 5. g4!?<br />

Shirovs Patent. Er führte den Zug bei<br />

der Mannschafts-EM <strong>200</strong>3 in Plovdiv<br />

gegen Zurab Azmaiparashvili in die<br />

Praxis ein. Weiß opfert den g-Bauern<br />

für eine halboffene g-Linie und<br />

schnelle Figurenentwicklung. 5. ...<br />

Sxg4 6. Tg1 Sgf6 7. lc4 h6 Wird zwar<br />

fast immer gespielt, um 8. Sg5 zu verhindern.<br />

Dieser Zeitverlust ist aber<br />

nicht unbedingt nötig, wie die Partie<br />

Burg, T. (2389) - Vorobiov, E. (2591),<br />

Cappelle la Grande <strong>200</strong>9, zeigt. Dort<br />

folgte 7. ... exd4 8. Dxd4 Sb6 9. Lb3<br />

Le6 mit unklarer Stellung. 8. le3 Sb6<br />

In den Vorgängerpartien wurde fast<br />

ausschließlich 8. ... c6 gespielt. Eine<br />

kritische Stellung der gesamten Variante<br />

nach 5. g4!? entsteht nach 9.<br />

dxe5 dxe5 10. Dd3 Problematisch für<br />

Weiß scheinen hier weniger die Züge<br />

zu sein, mit denen Shirov konfrontiert<br />

wurde, sondern vielmehr 10. ... b5! a)<br />

10. ... Dc7? 11. Lxf7+! Kxf7 12. Dc4+<br />

Ke7 13. Sh4 mit Angriff und Sieg nach<br />

18 Zügen in Shirov, A. (2709) - Klinova,<br />

M. (2353), Gibraltar <strong>200</strong>6. ; b) 10.<br />

... Sh5?! 11. Lxf7+!? (11. 0–0–0) 11. ...<br />

Kxf7 12. Sxe5+ Sxe5 13. Dxd8 Sf3+ 14.<br />

Kd1 Sxg1 15. Kc1mit unklarer Stellung,<br />

in Shirov, A. (2713) - Shaw, J.<br />

(2445), Caleta <strong>200</strong>5; 11. Lb3 Da5 12.<br />

0–0–0 La6 was z. B. in Li Chao (2628)<br />

- Ponkratov, P. (2558), Moskau <strong>200</strong>9,<br />

zur Debatte stand. 9. lb3 exd4 In-<br />

27


SchachbundeSliga<br />

teressanterweise wurde Shirov zwei<br />

Monate später mit 9. ... Lg4? konfrontiert.<br />

Nach 10. dxe5 Lxf3 11. Dxf3<br />

dxe5 12. Df5! Sbd7 13. 0–0–0± stand<br />

er klar besser und gewann etwas<br />

später, Shirov, A. (2726) - Hoffman, A.<br />

(2425), Leon <strong>200</strong>8. 10. dxd4 lg4 11.<br />

Tg3 c5 12. dd3 Tc8?<br />

Ein Fehler, eigentlich der Einzige von<br />

Schwarz in dieser Partie, der Weiß die<br />

Möglichkeit gibt, in Vorteil zu kommen.<br />

Schwarz träumte von der Bauerngabel<br />

13. ... c4, doch dazu wird es<br />

nie kommen. Stattdessen kam 12. ...<br />

Dc7! in Betracht, um sich gegen 13.<br />

e5 zu stemmen und die lange Rochade<br />

vorzubereiten. Auf c8 hätte der<br />

schwarze König sicherer gestanden<br />

als in der Brettmitte. Nach 13. 0–0–0<br />

wäre die Stellung unklar gewesen.<br />

13. e5! Dieser Zentrumsvorstoß<br />

bringt Weiß klaren Vorteil. Der Wahl-<br />

Spanier ist nun in seinem Element.<br />

13. ... dxe5?! 13. ... Lxf3 hätte mehr<br />

Widerstand geleistet, doch nach der<br />

recht forcierten Zugfolge 14. exf6<br />

Dxf6 15. Lxc5! Txc5 16. Txf3 Te5+ 17.<br />

Kf1 Dh4 18. Txf7± stellt Weiß das materielle<br />

Gleichgewicht wieder her und<br />

greift an. ; 13. ... c4? 14. Lxb6 Dxb6<br />

15. Lxc4± 14. Sxe5 lh5 Nach dem<br />

Damentausch hätte Weiß auch klar<br />

besser gestanden, da seine Figuren<br />

bei materiellem Gleichgewicht viel<br />

aktiver sind: 14. ... Dxd3 15. Lxf7+ Ke7<br />

16. cxd3± 15. df5!+- ld6 16. Se4! de7<br />

17. Sxd6+ dxd6 18. Txg7 Tc7<br />

28<br />

19. lxf7+! In so einem „Durcheinander“<br />

den Überblick zu bewahren, ist<br />

wahre Kunst. Shirov gelingt es wie so<br />

häufig überzeugend. 19. ... lxf7 20.<br />

Td1 Sbd5 Auf 20. ... Ld5 folgt das brillante<br />

21. Lxc5!! und Weiß gewinnt:<br />

21. ... Dxc5 (21. ... Txc5 22. Dg6+<br />

Kd8 23. Sf7++-) 22. Dg6+<br />

Kd8 23. Dxf6++- 21.<br />

Sxf7 dxh2 21. ... Txf7<br />

22. Dc8+ Ke7 23.<br />

Dxb7++- 22. Sxh8<br />

Txg7 23. dc8+ Und<br />

Schwarz gab auf,<br />

da auf 23. ... Ke7 24.<br />

Lxc5+ folgt. 1–0<br />

Erklärungen:<br />

1 Eloschnitt gesamtes<br />

Team<br />

2 Eloschnitt der ersten<br />

acht Bretter<br />

3 Ulrich Geilmann (Katernberg),<br />

Stefan Duzy<br />

(Erfurt) und Manfred Rausch<br />

wurden nicht in die Wertung<br />

mit aufgenommen, da sie nur<br />

eine DWZ besitzen.<br />

4 Bei König Tegel fiel<br />

Heinz Mielitz aus<br />

der Wertung, da<br />

er keine Elo- bzw.<br />

DWZ-Zahl besitzt.<br />

Stattdessen floss<br />

Torsten Sarbok ein.<br />

(N): Neu im Team (J):<br />

U20-Spieler<br />

IM Georgios Souleidis ist seit Januar<br />

<strong>200</strong>8 verantwortlicher Redakteur der<br />

Webseite der Schachbundesliga und<br />

wird für SCHACHWELT regelmäßig<br />

über das Geschehen der höchsten deutschen<br />

Spielklasse berichten.<br />

IM Georgios Souleidis


Neulich im Spiellokal –<br />

BruNo BolzerS erSter maNNSchaftSkampf<br />

Rainer Vollmar<br />

Natürlich kam alles ganz anders.<br />

Nachdem Bruno uns während des<br />

gesamten Sommers von seinen beeindruckenden<br />

Blitzschachkünsten<br />

überzeugt und die Aufnahme in die<br />

erste Mannschaft erwirkt hatte, war<br />

es endlich soweit. Wir fuhren zum ersten<br />

Saisonspiel nach W., um den dort<br />

ansässigen Schachfreunden die verdiente<br />

Abreibung zu verpassen. Bruno<br />

tönte bereits im Vorfeld, dass er nicht<br />

einmal beim Stand von 4:3 für uns ein<br />

Remisangebot annehmen würde, und<br />

sogar dann nicht, wenn er eine Dame<br />

weniger hätte. Das von ihm ausgerufene<br />

Saisonziel lautete, nicht nur aufzusteigen,<br />

sondern alle Mannschaftskämpfe<br />

zu Null zu gewinnen.<br />

Ein wenig nervös schien Bruno aber<br />

vor seiner Premiere schon gewesen<br />

zu sein, schließlich schnorrte er allein<br />

auf der Hinfahrt zehn Zigaretten<br />

von mir. Kaum saßen wir am Brett,<br />

fing er ein Gespräch mit seinem Gegner<br />

an. „Ich bin sehr stark und mache<br />

Ratatouille aus dir“, hörte ich aus seinem<br />

Munde, worauf<br />

sein Kontrahent<br />

einen scheuen<br />

Blick auf das<br />

Partieformular<br />

warf. Schließlich<br />

knallte Bruno<br />

seine Eröffnungszüge<br />

energisch aufs<br />

Brett, wobei er<br />

nach jedem<br />

Zug eine bedrohliche Miene aufsetzte.<br />

Immer mehr schien sein Gegner sich<br />

unter Druck gesetzt zu fühlen, denn<br />

sein Bedenkzeitverbrauch stieg dramatisch.<br />

Bruno schlenderte siegesgewiss<br />

durchs Spiellokal und als wir<br />

uns an der Getränketheke trafen, lud<br />

er mich auf einen Kaffee ein. Merkwürdig<br />

dachte ich noch, seine Stellung<br />

scheint ihn spendabel zu machen,<br />

da warf Bruno auch schon eine<br />

kleine Kupfermünze in den zur Kasse<br />

umfunktionierten Figurenkasten.<br />

Insgesamt entwickelte sich der Mannschaftskampf<br />

zu einer einseitigen Sache,<br />

es stand nach drei Stunden 3:0 für<br />

uns und selbst Franz, der vermutlich<br />

nur deswegen Mannschaftsführer geworden<br />

war, um sich seine Remisangebote<br />

nach zehn Zügen zu erlauben,<br />

hatte eine Druckstellung aufgebaut.<br />

Das angestrebte 8:0 lag also durchaus<br />

im Bereich des Möglichen, auch<br />

dank Bruno, der ein gegnerisches Remisangebot<br />

mit den Worten „Das ist<br />

schön für Dich“ abschlägig beschied.<br />

Tatsächlich hatte sich Brunos Gegner<br />

immer mehr in die Stellung und deren<br />

Verteidigung vergraben, doch besser<br />

wurde sie dadurch nicht. Eigentlich<br />

konnte er aufgeben, hatte er doch<br />

mittlerweile eine Qualität und zwei<br />

Bauern weniger. Bruno stolzierte<br />

mit noch breiterer Brust durch das<br />

Spiellokal und bekam direkt an Franz’<br />

Brett mit, wie wir 7:0 in Führung gingen.<br />

Es war ganz nach seinem<br />

Geschmack, dass<br />

wir W. nicht nur die<br />

Höchststrafe verpassten,<br />

sondern er<br />

den letzten und entscheidenden<br />

Punkt<br />

beisteuern konnte.<br />

Seine Partie war zur Formsache und<br />

das gegnerische Weiterspielen nur<br />

noch zum nackten Protest geworden,<br />

als er in dieser Stellung<br />

seine schwarze Dame in die Hand<br />

nahm und damit geräuschvoll den<br />

weißen Läufer auf f3 schlug. „Freundchen,<br />

ich will in die Kneipe“, waren<br />

seine Worte, als er nach der prompten<br />

gegnerischen Antwort Dxf3 seinen<br />

Turm nach a3 stellte und die<br />

Hand leicht anhob, um die Aufgabe<br />

entgegenzunehmen. Brunos Gegner<br />

warf einen letzten verzweifelten Blick<br />

auf die Stellung und schließlich hob<br />

er seine rechte Hand. Bruno wollte<br />

schon einschlagen, doch da führte<br />

sein Gegner die Hand zum König und<br />

schob diesen behutsam nach h4. Erst<br />

schaute Bruno grimmig ob der Unverschämtheit,<br />

die Partie über Gebühr in<br />

die Länge zu ziehen, doch allmählich<br />

verdunkelten sich seine Züge. Er hatte<br />

nur die Wahl zwischen Patt und Partieverlust,<br />

eine Schmach, eine Schande,<br />

doch schließlich reichte er seinem<br />

Gegner zum Remisschluss die Hand<br />

und sagte: „Das nächste Mal bist du<br />

dran, Freundchen.“<br />

Es kam eben alles ganz anders...<br />

29


30<br />

Hickls weltGM<br />

Jörg Hickl<br />

effizientes training<br />

Eine Entscheidung für das Turnierschach<br />

hat oft lebenslange Folgen.<br />

Man spielt nicht einfach mal so, denn<br />

unsere herausfordernde Sportart<br />

setzt erhebliche Kenntnisse voraus.<br />

Alleine die komplexen Regeln stellen<br />

für viele eine Hemmschwelle dar.<br />

Einmal mit dem Schachvirus infiziert,<br />

stellt das Spiel eine lebenslange Herausforderung<br />

dar und begleitet uns,<br />

wie kein anderer Sport, bis ins hohe<br />

Alter.<br />

Ziel der meisten Spieler ist es, mit<br />

möglichst geringem Arbeitsaufwand<br />

ein für sie zufriedenstellendes Leistungsniveau<br />

zu erreichen. Doch der<br />

Weg ist steinig. Zu viele gut gemeinte<br />

Ratschläge der Mitspieler gehen in<br />

die unterschiedlichsten Richtungen<br />

- man ist oft auf sich gestellt.<br />

Da auch ich nie einen klaren offiziellen<br />

Leitfaden zur Schachausbildung<br />

kennengelernt habe, möchte ich<br />

in diesem Artikel Erfahrungen aus<br />

meiner nahezu 15-jährigen Trainertätigkeit<br />

wiedergeben. Sie basieren<br />

zumeist auf einer Zusammenarbeit<br />

mit Spielern bis zu einer DWZ von<br />

2100. Für den darüber beginnenden<br />

Leistungssport gelten unter Umständen<br />

andere Voraussetzungen auf die<br />

hier nicht näher eingegangen werden<br />

soll.<br />

Die viel zitierte russische<br />

schachschule<br />

… gibt es nicht! Zumindest konnte<br />

ich trotz Nachfrage bei diversen<br />

russischen Großmeistern, nichts<br />

Bestimmtes in Erfahrung bringen.<br />

In Zeiten des Kalten Krieges wurde<br />

Schach zu einem Politikum. Die<br />

wirtschaftlich schwächere Sowjetunion<br />

sah hierin eine Möglichkeit, den<br />

Klassenfeind USA zu übertrumpfen.<br />

Entsprechend wurde das Schach finanziell<br />

gefördert. Ein Schachtrainer<br />

erhielt Anfang der 80er-Jahre<br />

ein doppeltes Ingenieursgehalt und<br />

die Aussicht auf Turniere reisen zu<br />

dürfen. Für Spieler war es natürlich<br />

nicht minder attraktiv.<br />

Eine Ausbildung anhand eines speziellen,<br />

pädagogisch aufgebauten Trainingsplans,<br />

dem alle folgen mussten,<br />

gab es jedoch nicht. Konzentriert<br />

man eine große Anzahl Kinder an<br />

einem Stützpunkt und lässt sie permanent<br />

mit starken Trainern arbeiten,<br />

erscheint es eine logische Folge,<br />

Spitzenspieler in Masse produzieren<br />

zu können.<br />

Die Entwicklung im kapitalistischen<br />

Westen musste zwangsweise anders<br />

verlaufen. Nahezu alle deutschen<br />

Großmeister der vergangenen Jahrzehnte<br />

sind Autodidakten. Wie viele<br />

meiner Kollegen habe auch ich niemals<br />

Schachunterricht erhalten. Mit<br />

18 Jahren kam es zur ersten Open-<br />

Teilnahme, mit 21 Jahren folgte jedoch<br />

schnell der IM-Titel, mit 22 der<br />

des Großmeisters. Verglichen mit<br />

geltenden Maßstäben spät und nicht<br />

besonders effektiv, doch mit der entsprechenden<br />

Motivation sind erhebliche<br />

Steigerungen auch im fortgeschrittenen<br />

Alter möglich.<br />

Heutzutage ist einiges einfacher geworden.<br />

Neben einem breiten Turnierangebot<br />

stehen dem Lernenden<br />

viele, die Ausbildung unterstützende<br />

Maßnahmen zur Verfügung. Neben<br />

einer Flut an Publikationen gibt es<br />

eine Reihe elektronischer Hilfsmittel,<br />

und auch qualifizierte Trainer sind<br />

vorhanden.<br />

schach in der<br />

theorie<br />

Ressourcen richtig eingesetzt<br />

Die für das Schacharbeiten zur Verfügung<br />

stehende Zeit ist meist sehr<br />

begrenzt und wird leider selten zielgerichtet<br />

eingesetzt.<br />

Zunächst gilt im Rahmen der eigenen<br />

Möglichkeiten das Ziel festzulegen<br />

und die zur Verfügung stehende<br />

durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche<br />

festzulegen.<br />

Ordnen Sie sich dafür einer der folgenden<br />

Kategorien zu:<br />

a) Ich will so bleiben wie ich bin<br />

– dann ist der restliche Artikel<br />

von untergeordnetem Interesse<br />

b) Ich möchte Spaß haben und<br />

etwas dazu lernen (bis zu 5<br />

Wochenstunden)<br />

c) Für mich ist eine deutliche Stei<br />

gerung der Spielstärke wichtig,<br />

zeitlich kann ich mir ein<br />

stärkeres Engagement vorstellen<br />

(bis 10 Wochenstunden)<br />

d) Ein Titel ist mir wichtig, dafür bin<br />

ich bereit mehr als 15 Stunden<br />

pro Woche aufzuwenden.<br />

Für die Punkte b) - d) ist ein eindeutiger<br />

Zusammenhang zwischen aufgewandter<br />

Trainingszeit und DWZ<br />

feststellbar. Es ist noch kein Meister<br />

vom Himmel gefallen. Auch wenn<br />

der Kubaner José Raul Capablanca<br />

(dritter Schachweltmeister von 1921-<br />

27) behauptete, er hätte sehr wenig<br />

für Schach gearbeitet, stellte sich<br />

später heraus, dass die übermäßige<br />

Beschäftigung mit dem Spiel einen<br />

Grund für seinen Verweis von der Columbia<br />

Universität in New York dar


stellte. Jeder lebt in seinem Mikrokosmos<br />

mit einer eigenen Sicht der<br />

Dinge …<br />

Die ermittelte Arbeitszeit könnte folgendermaßen<br />

aufgeteilt werden:<br />

40% Taktik, 30% Partieanalyse, 20%<br />

allgemeines Schachwissen (Strategie,<br />

Endspiele etc.) 10 % Eröffnungstheorie.<br />

Die Gebiete gehen oft fließend<br />

in einander über. So beinhaltet<br />

jede Partieanalyse Taktik, strategische<br />

Elemente und natürlich auch<br />

Eröffnungstheorie. Zudem ist eine<br />

Anpassung an die jeweilige Spielstärke<br />

und Trainingsphase nötig. Die<br />

Auflistung zeigt jedoch deutlich die<br />

Gewichtung der einzelnen Themen.<br />

Zu Beginn des Trainings ist es zuweilen<br />

sogar zweckmäßig, den Taktikanteil<br />

auf über 70% zu erhöhen<br />

Grundausstattung<br />

Schach kann eine sehr kostengünstige<br />

Sportart sein. Grundvoraussetzung<br />

für die Arbeit bilden Schachbrett<br />

und Figuren. Bitte achten Sie dabei<br />

unbedingt auf Turniergröße! Zu häufig<br />

werde ich mit seltsamen Abarten<br />

bis hin zum Minitaschenschach konfrontiert<br />

unter denen die Übersichtlichkeit<br />

leidet. Ein einfacher Plastiksatz<br />

(Kosten ca. 15 €) ist vollkommen<br />

ausreichend.<br />

Bücher und das leidige thema<br />

eröffnungstheorie<br />

Um das intensive Studium der Fachliteratur<br />

kommt man nicht herum!<br />

Doch welches ist das richtige Buch?<br />

Pro Tag werden im deutschsprachigen<br />

Raum 400 Bücher publiziert mit<br />

stark steigender Tendenz. Auch der<br />

Schachmarkt bleibt von dieser Entwicklung<br />

nicht verschont. Wünschte<br />

man sich bis spät in die 80er Jahre<br />

hinein Alternativen zu den nicht gerade<br />

beeindruckenden Werken des<br />

Sportverlages der DDR, trifft man<br />

heutzutage auf ein nahezu unüberschaubares<br />

Sortiment. Zu jeder noch<br />

so unbedeutenden Variante scheint<br />

es ein Buch zu geben! Gefühlte 90<br />

Prozent des Marktes sind Publikationen<br />

zur Eröffnungstheorie. Dies<br />

steht in krassem Gegensatz zu meiner<br />

Ansicht, dass eröffnungstheoretisches<br />

Studium für die Gesamtperformance<br />

des Vereinsspielers<br />

eine untergeordnete Bedeutung hat<br />

und 10 Prozent der Arbeitszeit nicht<br />

überschreiten sollte! Was hilft es,<br />

etwas auswendig zu lernen ohne<br />

die Hintergründe zu verstehen? Wie<br />

hoch ist der Anteil der in der Eröffnung<br />

entschiedener Partien? Selbst<br />

wenn es mal nicht so gut läuft, gibt<br />

es doch fast immer eine zweite und<br />

dritte Chance! Die Medien werden oft<br />

durch Prominenz bestimmt. Und in<br />

der Tat ist in der Weltspitze, den Top<br />

20, die in unterschiedlichen Turnieren<br />

immer wieder aufeinandertreffen,<br />

der Stellenwert der Eröffnung<br />

ein ganz anderer. Varianten beginnen<br />

unter Umständen erst im 20. Zug<br />

und Sizilianisch-Sweshnikow wird<br />

mit Weiß und Schwarz bis zum Exzess<br />

gespielt. Dahinter steht jedoch<br />

oftmals ein Team von Sekundanten<br />

und monatelange Arbeit. Doch das<br />

Schach der Vereinsspieler ist anders!<br />

Bei einem Rückblick auf meine letzten<br />

20 Partien komme selbst ich nur<br />

zu einem Theorieanteil von durchschnittlich<br />

sechs bis sieben Zügen<br />

bevor schachliches Neuland betreten<br />

wurde und der Eloschnitt der Gegner<br />

lag durchaus im Bereich von 2500.<br />

Wer das Schach versteht kommt in<br />

der Eröffnung klar, wer die Eröffnung<br />

auswendig gelernt hat, kommt nicht<br />

zwingend mit dem Schach zurecht.<br />

Das klingt alles so einfach, doch<br />

verstehe ich auch die Unsicherheit,<br />

die mit empfundener unzulänglicher<br />

Vorbereitung einhergeht. Meine<br />

Empfehlung lautet deshalb: Legen<br />

Sie sich ein enges positionelles Eröffnungsspektrum<br />

zu und wechseln<br />

Sie danach unter keinen Umständen,<br />

auch wenn die Ergebnisse anfangs<br />

nicht befriedigend sind! Das Problem<br />

liegt zumeist beim Anwender und<br />

nicht in der Eröffnung. Die Spezialisierung<br />

auf Nebenvarianten hat zusätzlich<br />

den großen Vorteil, keinen<br />

Trends und theoretischen Entwicklungen<br />

folgen zu müssen. Der Nach-<br />

HICKLS WELT<br />

bearbeitungsaufwand bleibt auf Jahre<br />

hinaus überschaubar.<br />

Doch zurück zur Bücherauswahl.<br />

Zunächst sollte jedem klar werden,<br />

dass Schachbücher nicht mit einem<br />

Roman vergleichbar sind. Sie müssen<br />

verstanden und nicht nur gelesen<br />

werden. Letztendlich muss das<br />

Erlernte auch abrufbar sein, wenn<br />

eine entsprechende Stellung in einer<br />

wichtigen Partie entsteht, und das<br />

kann unter Umständen erst Jahre<br />

später der Fall sein.<br />

Gehen wir im Idealfall von einem<br />

Zeitaufwand von vielleicht 100 Stunden<br />

für ein Buch aus, reduziert man<br />

schnell die Anzahl auf eine Handvoll.<br />

Neben Repertoirebüchern zur Eröffnungstheorie<br />

bieten sich Titel zu<br />

den Gebieten Taktik und Strategie<br />

an. Endspieltheorie kommt dann für<br />

deutlich Fortgeschrittene in Betracht.<br />

Eine genaue Empfehlung ist jedoch<br />

schwierig, da hier auf das Eloniveau<br />

des Lernenden eingegangen werden<br />

muss. Eine individuelle Beratung<br />

durch einen erfahrenen Spieler/Trainer<br />

wäre sehr hilfreich.<br />

Taktik ist der wichtigste Bereich<br />

des Schachs, da hier der Mensch<br />

besonders anfällig ist. Was hilft es<br />

eine überlegene Strategie zu demonstrieren,<br />

wenn später wegen<br />

eines Figureneinstellers kapituliert<br />

werden muss? Allerdings ist Taktik<br />

auch das Gebiet auf dem der Vereinsspieler<br />

selbstständig und ohne<br />

großen finanziellen Aufwand erhebliche<br />

Fortschritte erzielen kann. Die<br />

permanente, intensive Auseinandersetzung<br />

mit einem Taktikbuch reicht<br />

dafür zunächst aus. Auf dem Markt<br />

gibt es viele Publikationen ähnlicher<br />

Machart mit z. B. 1000 Diagrammen/<br />

Aufgaben. Der Autor spielt dabei eine<br />

untergeordnete Rolle. Fragen Sie Ihren<br />

Schachbuchhändler.<br />

Strategie (vielleicht auch allgemeines<br />

Schachverständnis) stellt hohe Anforderungen<br />

an Planfindung, den Umgang<br />

mit Strukturen, Wertigkeit von<br />

Figuren, Bedeutung von Feldern etc..<br />

Empfehlenswert ist hier Aaron Nimzowitschs<br />

Klassiker „Mein System“ -<br />

31


32<br />

HICKLS WELT<br />

auch über 80 Jahre nach Erscheinen<br />

noch Pflichtlektüre für jeden Spieler<br />

von 1300 bis 1800 DWZ.<br />

Partieanalyse<br />

Die Aufarbeitung der eigenen Schöpfungen<br />

ist der wichtigste Teil des<br />

schachlichen Arbeitens. Hier spielen<br />

alle Partiesituationen eine Rolle und<br />

man hat sich unter Wettkampfbedingungen<br />

bereits Stunden mit den Problemen<br />

auseinandergesetzt.<br />

Nachfolgend eine wünschenswerte,<br />

wenn auch aufwändige Vorgehensweise:<br />

1| Zunächst ist der Gedankenaus-<br />

tausch mit dem Gegner direkt<br />

nach der Partie zweckmäßig. Hier<br />

erfahren Sie unterschiedliche<br />

Sichtweisen einer Stellung.<br />

Vielleicht gab es zur positionellen<br />

Herangehensweise auch alterna-<br />

tiv eine taktische? Spielten Sie<br />

am Damenflügel, für den Gegner<br />

war aber ein Vorgehen im<br />

Zentrum der angesagte Plan?<br />

2| Danach folgt die eigenständige<br />

Analyse (bitte ohne Schachpro-<br />

grammhilfe) inklusive eines<br />

Datenbankabgleichs (falls<br />

vorhanden). Wo hörte die<br />

Eröffnungstheorie auf, was war<br />

die Neuerung?<br />

3| Bringen Sie die Ergebnisse zu<br />

Papier und gleichen Sie diese mit<br />

einem Trainer oder Vereinska-<br />

meraden ab. Steht kein Partner<br />

zur Verfügung ist die Computer-<br />

engine als letzte Mittel natürlich<br />

erlaubt.<br />

Sie müssen das Rad nicht neu erfinden;<br />

profitieren Sie von dem, was<br />

andere sich erarbeitet haben und<br />

schauen Sie den Meistern auf die Finger!<br />

Das Studium gut kommentierter<br />

Großmeisterpartien bietet eine weitere<br />

wesentliche Möglichkeit dazuzulernen.<br />

Aktualität ist dabei nicht<br />

entscheidend. Gute Dienste leistete<br />

mir dabei ein altes Turnierbuch: Zurich<br />

International Chess Tournament,<br />

1953 von David Bronstein (englische<br />

Originalversion, derzeit noch liefer-<br />

bar, ca. 10 €, es gibt auch eine deutsche,<br />

allerdings gekürzte Ausgabe).<br />

Empfehlenswert ab ca. DWZ 1800).<br />

schach in der<br />

Praxis<br />

spielen, spielen, spielen<br />

Ohne Spielen geht es nicht! Den analytischen<br />

Trockenübungen muss der<br />

Sprung ins Wasser folgen. Erst die<br />

turniermäßige Anwendung und die<br />

damit verbundene Bewertung in unserem<br />

Punkte(DWZ)-System zeigt<br />

die wahre Spielstärke. Eine rege<br />

Turnierteilnahme kann sogar größere<br />

Wissenslücken kompensieren.<br />

Einmal traf ich auf einen Schüler mit<br />

DWZ 1800, der Schwierigkeiten beim<br />

Mattsetzen mit dem Turm aufwies.<br />

Bei der Turnierauswahl würde ich<br />

auf doppelrundige Veranstaltungen<br />

verzichten. Sie sind körperlich zu anstrengend<br />

und für den wichtigsten<br />

Teil der Schachpartie, der Analyse<br />

(mit dem Gegner), bleibt keine Zeit.<br />

Es ist unabdingbar, das in der Partie<br />

Erfahrene zu verarbeiten. Auch<br />

wenn diese Turnierform gerade in<br />

Deutschland im Trend liegt, da wenige<br />

Urlaubstage benötigt werden, ist<br />

für den Lernenden eine längere Veranstaltung<br />

zwei kurzen Turnieren mit<br />

Doppelrunden vorzuziehen.<br />

Auch ein Schnellturnier von Zeit zu<br />

Zeit kann dem Erhalt der Spielstärke<br />

förderlich sein. Blitzpartien machen<br />

Spaß, bringen schachlich jedoch<br />

kaum weiter.<br />

Partievorbereitung<br />

Nehmen Sie davon Abstand, sich unmittelbar<br />

vor der Partie noch mit Varianten<br />

herumzuschlagen. Die Vorbereitung<br />

sollte vor Turnierbeginn,<br />

spätestens jedoch am Vorabend abgeschlossen<br />

sein. Eine Schachpartie<br />

ist zu anstrengend, um noch Energie<br />

für andere Dinge aufzuwenden. Die<br />

besten Ergebnisse sind in ausgeruhtem<br />

Zustand zu erzielen - idealerwei-<br />

se vom Bett ans Brett! Nun gut, etwas<br />

essen sollte man vorher schon noch.<br />

Doch gerade das Thema Verpflegung<br />

bei Schachspielern ist umstritten.<br />

Fachkundige Aussagen sind mir<br />

keine bekannt. Immer wieder hört<br />

man Sprüche wie „voller Bauch studiert<br />

nicht gerne“. Doch ich habe mit<br />

stark kohlenhydrathaltiger Nahrung,<br />

relativ kurz vor Partiebeginn beste<br />

Erfahrungen gemacht. Eine Schachpartie<br />

wird zumeist in der dritten und<br />

vierten Stunde entschieden, wenn die<br />

Zeit knapper wird, die Konzentration<br />

nachlässt und die Fehlerquote erheblich<br />

ansteigt. Hier muss man fit<br />

sein!<br />

In der nächsten Ausgabe von „Effizientes<br />

Training“ beschäftigen wir uns<br />

unter anderem mit Folgendem:<br />

• Elektronische Hilfsmittel: Von<br />

Datenbanken über DVDs bis hin<br />

zu Fritz, Rybka & Co..<br />

• Schach im Internet.<br />

• Wie erhalte ich fachkundige<br />

Unterstützung?<br />

12. Hilton Schachfestival Basel 2010<br />

Meister-, Amateur- und Seniorenturnier<br />

Freitag, 1. Januar – Dienstag, 5. Januar 2010<br />

Preissumme: CHF 12’000.- garantiert!<br />

Spiellokal: Hilton, Aeschengraben 31, Basel, Schweiz<br />

Modus / Kadenz<br />

Open 7 Runden; Senioren 5 Runden;<br />

2 Std. 40 Züge + 30 Min für den Rest der Partie<br />

Startgeld<br />

Meisterturnier (offen) CHF 120<br />

FM; Jugendliche bis Jg 90 CHF 60<br />

GM + IM frei<br />

Amateurturnier (bis Elo <strong>200</strong>0) CHF 100<br />

Jugendliche bis Jg. 90 CHF 50<br />

Seniorenturnier, Jg. 50 und älter CHF 90<br />

Blitzturnier CHF 10<br />

Wertung: Open: FIDE, SSB und DWZ. Senioren: SSB<br />

Infos & Anmeldungen<br />

Bruno Zanetti, Klusweg 52, 4153 Reinach BL<br />

Email: turnierleiter@schachfestivalbasel.ch<br />

www.schachfestivalbasel.ch<br />

anzEIgE


Unsere Neuerscheinungen <strong>200</strong>9<br />

Viorel Bologan: Ausgewählte Partien<br />

238 Seiten<br />

EURO 23,80<br />

ISBN 978-3-935-74816-2<br />

»Ich denke, dieses Buch sollten alle Schachspieler lesen, die an ihrer<br />

Vervollkommnung weiterarbeiten wollen.« Garry Kasparow<br />

Guido Kern/Jürgen Kaufeld: Schachstrategie der Welt klasse<br />

- 15 Trainingslektionen zu den Partien von Ulf Andersson<br />

226 Seiten<br />

EURO 22,90<br />

ISBN 978-3-935-74817-9<br />

»Dieses Buch öffnet die Augen für das, was einen Weltklassespieler<br />

wirklich ausmacht!« Peter Leko<br />

Unser Klassiker<br />

Prof. Dr. Christian Hesse: Expeditionen in die Schachwelt<br />

417 Seiten<br />

EURO 28,80<br />

ISBN 978-3-935-74814-8<br />

»Hesses ›Expeditionen in die Schachwelt‹ gehört zu den geistreichsten<br />

und lesenswertesten Büchern, die je über das Schachspiel verfasst<br />

wurden.« Der Standard, Wien<br />

Erhältlich über Buchhandlungen und den Fachhandel.<br />

Weitere Infos inkl. Leseproben: www.chessgate.de<br />

anzEIgE


IM Frank Zeller<br />

kommentiert Leserpartien<br />

“Die Schwierigkeit<br />

der Verteidigung“<br />

oder „als Weißer<br />

wie Schwarz<br />

spielen”<br />

Christian Langer hat uns seine Partie<br />

eingesandt. Als Weißer wähnte er<br />

sich in einer günstigen Variante des<br />

Sizilianers mit vertauschten Farben.<br />

Doch alsbald geriet sein König<br />

unter starken Druck und ihm blieb<br />

rätselhaft, was schief gelaufen war.<br />

Wir wollen versuchen, etwas Licht<br />

in diese wirklich komplizierte Partie<br />

und die anspruchsvolle Thematik des<br />

Wechselspiels Weiß-Schwarz, Angriff-Verteidigung<br />

zu bringen.<br />

Langer, Christian (2081) –<br />

Rößner, Uwe (1762)<br />

Englisch (A21) Bad Homburg, <strong>200</strong>9<br />

1. g3 Wer wohl hierbei Pate gestanden<br />

hat? 1. … d6 2. Lg2 e5 3. c4 f5<br />

Diese Struktur kennt man aus dem<br />

geschlossenem Sizilianisch mit vertauschten<br />

Farben. 4. d3 Eine Verschärfung<br />

wäre 4. d4, doch Weiß<br />

möchte in bekannten Bahnen verweilen.<br />

4. ... sf6 5. sc3 c6 6. sf3 Bei<br />

6. e3 Le7 7. Sge2 überlässt Weiß dem<br />

Schwarzen das Zentrum und erlaubt<br />

… d5. In Frage kam dafür 6. e4 nebst<br />

Sge2 mit einem recht dehnbaren<br />

Aufbau. 6. … Le7 7. c5! Die Idee des<br />

letzten weißen Zuges. 7. … 0–0. Mit<br />

7. … d5!? 8. Sxe5 Lxc5 könnte der<br />

Schwarze dem Weißen ein anderes<br />

34<br />

Gepräge aufzwängen, das latente<br />

Konturen eines Stonewalls aufweist.<br />

8. cxd6 Lxd6 9. 0–0<br />

Diese Stellung lässt sich in die Familie<br />

des offenen Sizilianers einreihen,<br />

nur dass hier der Weiße die beliebte<br />

schwarze Verteidigungswaffe imitiert.<br />

Die Frage ist, ob das ominöse<br />

„Mehrtempo“ ihm dabei Aussichten<br />

auf Vorteil bietet. In unserer Partie ist<br />

dabei gar nicht klar, ob im Vergleich<br />

zu einer vergleichbaren Variante mit<br />

vertauschten Farben ein Extrazug für<br />

Weiß vorliegt. Denn er bemühte mit<br />

c2-c4-c5xd6 seinen c-Bauern einmal<br />

mehr als üblich, und Schwarz hat nur<br />

einmal seinen Sf6 gezogen, während<br />

bei vertauschten Farben gern das<br />

Manöver Sg1-f3xd4 nebst dem späteren<br />

Rückzug Sdf3 gespielt wird.<br />

Ungewöhnlich ist vor allem die Bauernstellung<br />

auf c6, der steht sonst<br />

auf c7 oder c5. Dem Sb8 wird somit<br />

eine natürliche Entwicklung genommen<br />

und Weiß kann leichter den Zentrumsvorstoß<br />

d3-d4 realisieren oder<br />

mit e2-e4 das Feld e4 schwächen, da<br />

Schwarz schwerlich dort einen Springer<br />

hinbekommt.<br />

Weiß sollte mit seinem Mehrbauern<br />

im Zentrum auf Dauer eigentlich<br />

bessere Karten aufweisen. Dafür hat<br />

Schwarz einen klaren Plan: Mattangriff<br />

am Königsflügel, eingeleitet von<br />

f5-f4 zur rechten Zeit.<br />

9. ... de8!? Die will drohend nach<br />

h5. Zu raumgierig ist 9 ... c5 wegen<br />

10. Db3+ Kh8 11. Sg5 De7 12. Sb5!<br />

mit Problemen für den unterentwickelten<br />

Schwarzen. 9. … Sa6 geschah<br />

in Miles - McKay, BCF-ch 1973. Sehen<br />

sie, wie der legendäre Anthony<br />

das Thema interpretiert: 10. a3 De8<br />

11. b4 Sc7 12. Lb2 Kh8 13. e4 (der<br />

Schlüsselzug, der eine zentrale Basis<br />

schafft und d3-d4 droht!) 13. …<br />

fxe4 (bei 13. … f4 gibt 14. gxf4! Sh5<br />

[oder 14 ... exf4 15. e5] 15. f5 Sf4 16.<br />

d4 klaren Vorteil) 14. Sxe4 Sxe4 15.<br />

dxe4 De7 16. Dd2 Lg4 17. Sh4 (Auch<br />

dieser Zug gehört zum weißen Plan.)<br />

17. … Sb5! (Der Wind dreht sich! Am<br />

Königsflügel steht Weiß fest, Schwarz<br />

sollte auf die geschwächte Bauernformation<br />

am Damenflügel spielen.<br />

Miles gibt diesen preis:) 18. h3!? Le6<br />

19. Tad1!? a5! 20. bxa5 Lxa3!? 21.<br />

Lxe5! Lb3 22. La1 (Gibt die Qualität,<br />

dafür drücken die weißen Figuren<br />

geballt auf die schwarze Königsstellung)<br />

22. … Tad8? (Er sollte das Opfer<br />

annehmen, wenngleich Weiß starke<br />

Kompensation behält)


23. Dh6! (hat der Schwarze übersehen)<br />

Df7 24. Txd8 Txd8 25. Sf5 Lf8 26.<br />

Lf3 Sd4 27. Df4 Sxf3+ 28. Dxf3 Td7 29.<br />

h4! h5 30. De3 Le6? 31. Sxg7! Kh7<br />

(Wieder vergaß er den Damenausflug<br />

nach h6: 31 ... Lxg7 32. Dh6+!<br />

Kg8 33. Lxg7 Dxg7 34. Dxe6+. Man<br />

sollte meinen, dass man aus seinen<br />

Fehlern lernt … ) 32. Sxe6 Dxe6 33.<br />

Df3 1–0. Was können wir von Miles<br />

lernen? Weiß sollte jedenfalls mit<br />

seinen Trümpfen, den Mittelbauern<br />

wuchern. Spielt er d3-d4, so kann<br />

Schwarz mit … e5-e4 Raum am Königsflügel<br />

sichern. Deshalb ist der<br />

Zug e2-e4 sehr wichtig, er bereitet<br />

d3-d4 vor. Aber wann ist der richtige<br />

Moment dafür?<br />

10. dc2? Im Sizilianer geht die Dame<br />

fast immer nach c7 (oder hier c2).<br />

Man sollte aber nicht oberflächliche<br />

Züge spielen um Bedenkzeit zu sparen<br />

oder wenn man sich noch keine<br />

tief schürfende Gedanken über die<br />

weitere Entwicklung machen will.<br />

Weiß spielt hier und nachher etwas<br />

ins Blaue hinein – das wird bestraft<br />

und alsbald wird er sich in die Verteidigung<br />

gedrängt sehen. Zwei Züge<br />

boten sich an:<br />

A) 10. e4 aus obigen strategischen<br />

Erwägungen. Nun scheitert, ein wichtiger<br />

Umstand, 10. … f4 an 11. gxf4!<br />

exf4 12. e5; eine Variante, die die weißen<br />

Ziele verdeutlicht, ist 10. ... Dh5<br />

11. d4! fxe4 (11 ... exd4 12. Sxd4 Dxd1<br />

13. Txd1 fxe4 14. Sxc6 mit Vorteil) 12.<br />

Sxe5 Dxd1 13. Txd1. Man sehe, wie<br />

sinnvoll die weiße Dame auf d1 steht.<br />

Beim vis-a-vis mit der schwarzen auf<br />

h5 kann es zum Damentausch kommen<br />

– und der entschärft schwarze<br />

Angriffsbestrebungen! Eine<br />

andere Idee kommt bei 10. …<br />

Sa6 11. exf5 Lxf5 12. Sg5! zu<br />

tragen: Weiß schafft sich<br />

das stabile Springerfeld e4.<br />

Vielleicht steht er nicht<br />

unbedingt besser, aber<br />

mit einem springer auf e4<br />

kann man kaum mehr verlieren!<br />

Nach 10 ... fxe4 11. Sxe4<br />

Sxe4 12. dxe4 hängt erst mal der Ld6:<br />

Lc7 (12 ... Lc5 13. b4!) 13. Sh4 mit<br />

fester weißer Stellung. In der Praxis<br />

spielten die Weißen aber B) 10. b4!?<br />

Kh8 (10. … Lxb4? 11. Db3+ ist der<br />

Trick) 11. Tb1 Dh5 12. b5 (e3 oder e4<br />

ist zu überlegen) 12. … f4!? und in V.<br />

Raicevic –L. Navarovszky, Trencianske<br />

Teplice 1974, fiel dem Weißen das<br />

Verteidigen auch so schwer, dass<br />

er die Partie verlor. 10.<br />

... kh8 11. a3 Mit der<br />

Dame auf c2 erscheint<br />

11. e4 Dh5 12. d4?! fxe4<br />

13. Sxe5 Lf5 nicht so<br />

pointiert, aber 12. exf5<br />

Lxf5 13. Sg5 würde wieder<br />

Sicherheit bieten. 11. … dh5<br />

Leserpartien<br />

12. te1!? Weiß steht vor schwierigen<br />

Entscheidungen. Wie reagiert er auf<br />

das im Raum stehende … f4, … Lh3.<br />

Den Läufertausch zulassen? Anders<br />

gefragt: was droht Schwarz überhaupt?<br />

Nach … f4, … Lh3 und gegebenenfalls<br />

… Sg4 ist es schwer, Scheindrohungen<br />

und reale Drohungen im<br />

Voraus zu erkennen. Es ist schon unangenehm.<br />

Ehrlich gesagt, ich sehe<br />

auch keine wirklich befriedigende<br />

Verteidigung für Weiß, der ein, zwei<br />

Züge verschlafen hat. Die Idee, nach<br />

12. b4 f4 13. Lb2 Lh3 14. Lxh3 Dxh3<br />

15. Sg5 das Feld e4 zu besetzen,<br />

führt ebenso zu Schwierigkeiten: 15.<br />

… Dh5 16. Sce4 Le7! 17. Sxf6 (sonst<br />

droht 17. … Sg4) 17. ... Txf6 18. Sf3<br />

(das Wunschfeld zu besetzen, 18.<br />

Se4, scheitert an nackter Gewalt: 18.<br />

… Th6, Weiß bleibt ohne Verteidiger)<br />

18. ... Sd7 19. d4! und Weiß mag sich<br />

noch halten. 12. ... f4 13. b4 Lh3 14.<br />

Lh1!? fxg3!? Schwarz zeigt hier die<br />

Ungeduld des Amateurs. Er kann<br />

erst mit 14. ... Sbd7 die Reserven<br />

herbeiführen, bevor er losschlägt.<br />

15. hxg3!? Birgt die Gefahr, matt<br />

zu werden, aber bei 15. fxg3 verfügt<br />

Schwarz mit … a5 und … e4 über zwei<br />

unangenehme Hebelmöglichkeiten,<br />

die Weiß positionell erschüttern würden.<br />

15. … sg4 Wieder: erst ist 15. ...<br />

Sbd7 angesagt Jetzt stabilisiert Weiß<br />

e4 und bekommt etwas Luft. 16. se4<br />

Lc7<br />

35


36<br />

Leserpartien<br />

Ab hier hängt das Motiv … Lf1 in der<br />

Luft. Der Läufer darf dann nicht genommen<br />

werden, die Frage ist bloß,<br />

ob/was … Lf1 droht. 17. sc5? Danach<br />

wird der Angriff zu übermächtig. Weiß<br />

standen zwei kleine Störmanöver auf<br />

der Diagonalen c1-h6 zur Verfügung,<br />

die gehen, weil Weiß noch nicht Lb2<br />

gespielt und Schwarz vorschnell auf<br />

g3 getauscht hat: 17. Lg5!? mit den<br />

Ideen Lh4 oder Le7-d6 sowie 17. Dd2!,<br />

was Dg5 mit Damentausch beabsichtigt.<br />

Schwarz soll zu 17 ... h6 verleitet<br />

werden, wonach zumindest die<br />

Mattgefahr, die vom Turmmanöver<br />

Tf8-f6-h6 ausging, verschwindet. 17.<br />

... Lb6 18. Lb2 sd7! 19. d4 Weiß gelingt<br />

der zentrale Gegenschlag, doch<br />

sollte es bereits zu spät sein. 19. ...<br />

Lxc5! Gewinnt ein wichtiges Tempo.<br />

Das verlockende 19. ... exd4? 20. Sxd7<br />

d3 scheitert am Zwischenschach 21.<br />

Lxg7+! (21. exd3 Lxf2+) 21. ... Kxg7 22.<br />

Dc3+ Kg8 23. Sxb6. 20. bxc5<br />

20. … tf6 Der Schwarze hat bislang<br />

konsequent vorwärts gespielt, auch<br />

sein Zug ist logisch (Verdopplung/<br />

Schwenk nach h6), doch er hätte sehenswert<br />

die Partie beenden können<br />

mit 20. ... Lf1!!: Klar sind<br />

a) 21. Kxf1 Dxh1+ 22. Sg1 Txf2# und<br />

b) 21. Txf1 Txf3; aber was folgt auf<br />

c) 21. dxe5? Richtig, 21. … Sxf2!!<br />

räumt ab mit der Schlusspointe 22.<br />

Kxf2 (22. Kxf1 Dxh1+ 23. Kxf2 Txf3+<br />

24. exf3 Dh2+ 25. Ke3 Dxc2 oder 22.<br />

Txf1 Dxh1+ 23. Kxf2 Txf3+ 24. exf3<br />

Dh2+) 22. … Dxh1 23. Txf1 Txf3+! 24.<br />

exf3 Dh2+, ja, die unglückliche Damenstellung<br />

auf c2…<br />

d) bei 21. Sh4 ist … g5! entscheidend<br />

(21. ... Txf2 22. Txf1 Se3 23. Dd3 Txf1+<br />

24. Txf1 Sxf1 25. Kxf1 Tf8+ 26. Lf3<br />

wäre zu wenig). Man sehe 22. Txf1<br />

(weder 22. dxe5 gxh4 23. e6+ Sde5 24.<br />

Lxe5+ Dxe5 25. Txf1 hxg3 noch 22. f3<br />

gxh4 23. fxg4 Dxg4 retten den Tag) 22.<br />

... gxh4 23. dxe5 hxg3 24. e6+ Kg8 25.<br />

exd7 Dh2#.<br />

e) 21. Dd2 ist noch der beste Versuch,<br />

aber Schwarz gewinnt nach<br />

21. … Dh3!! 22. dxe5 Tf5!! (zugegeben<br />

schwer zu finden!) und bei 23.<br />

Dxd7 setzt 23. … Th5 24. Sh4 Dh2+ 25.<br />

Kxf1 Dxh1# matt. Schöne, forcierte,<br />

aber nicht leicht zu berechnende<br />

Wendungen.<br />

Manche Motive hängen etwas vom<br />

Zufall ab (ungedeckte Dame auf c2),<br />

weshalb dem Amateur kein Vorwurf<br />

gemacht werden kann. Selbst ein<br />

Großmeister hätte sich hier schwer<br />

getan. Man sieht, auch gekonntes<br />

Angreifen geht nicht einfach von der<br />

Hand!<br />

21. dxe5 Verständlich, dass Weiß sich<br />

entlasten möchte. Dabei konnte man<br />

durchaus ruhig Blut bewahren mit<br />

21. Tad1, denn jetzt funktioniert 21. ...<br />

Lf1 22. dxe5 Th6 23. Sh4 g5? wegen<br />

24. Txd7 gxh4 25. e6+ nicht mehr – es<br />

sind solche Feinheiten, die den unterschied<br />

machen!<br />

21. ... sdxe5 22. Lxe5 Auf Sicherheit.<br />

Wieder konnte mit 22. Tad1! die<br />

Spannung gehalten werden, denn<br />

22. … Sxf3+ (oder 22. ... Lf1 23. Lxe5!)<br />

23. exf3!(aber nicht 23. Lxf3 wegen<br />

des phantastischen … Lg2!! 24. Lxg2<br />

Dh2+ 25. Kf1 Se3#) lässt kein Matt<br />

zu, so würde Weiß bei 23. ... Lg2? 24.<br />

Lxg2 Dh2+ 25. Kf1 entschlüpfen. 22.<br />

... sxe5 23. sxe5 dxe5 24. tab1?! 24.<br />

e4 mit verteiltem Spiel war notwendig.<br />

Gerade, als Weiß die unmittelbare<br />

Gefahr abgewendet hat, rechnet<br />

er nachlässig. 24. ... taf8! 25. Lf3 Lf5!<br />

26. db2 Bei 26. e4 zieht der Läufer<br />

und Weiß erhält Probleme in der f-<br />

Linie. 26. ... dxc5 27. tbc1 db6<br />

und hier bot der Schwarze Remis an;<br />

er war zufrieden, gegen einen 300<br />

Punkte stärkeren Gegner die Punkte<br />

zu teilen. Die weißen Zentralbauern<br />

versprechen gewisse Gegenchancen,<br />

der Gewinn ist technisch sehr anspruchsvoll.<br />

Oft ruiniert der Amateur<br />

die Partie aus mangelnder Konzentration<br />

nach langer Spielzeit. Dennoch<br />

sollten sich die schwächeren<br />

Spieler mehr zutrauen, immerhin<br />

hat Rößner die überlegene Stellung<br />

herausgespielt und es war keinerlei<br />

Stärkeunterschied zu erkennen.


1<br />

4<br />

TakTikecke<br />

Taktik ist der bestimmende Teil des Schachs. Für virtuoses Positionsspiel interessiert<br />

sich kaum jemand, wenn die Partie durch einen Einsteller verloren wird.<br />

Versuchen Sie, die Diagramme zunächst vom Blatt zu lösen.<br />

Aus Sicht des Trainers ist übrigens der letzte und nicht der erste Zug der Lösung<br />

interessant. Er zeigt, ob das Motiv gefunden und sauber gerechnet wurde.<br />

Die StuDie DeS MonatS<br />

Zu gutem Taktiktraining gehören unabdingbar Schachstudien – partienahe<br />

Endspielstellungen, die zumeist ein spezielles Motiv intensiv beleuchten.<br />

Ihre Komplexität ist ungleich höher als bei Kombinationen, der damit einhergehende<br />

Zeitaufwand erheblich. Bauen Sie die Stellung deshalb immer<br />

auf dem Brett auf! Sie dürfen die Figuren auch bewegen.<br />

Für alle Studien gilt:<br />

Weiß ist immer am Zug.<br />

Solange es keinen anderen Hinweis gibt, gewinnt Weiß.<br />

Jede Figur hat ihre Bedeutung!<br />

Lösungen der Taktikecke auf Seite 56<br />

2<br />

5<br />

3<br />

6<br />

7<br />

37


ErinnErungEn<br />

Nachrichten aus der grauen<br />

Vorzeit des Schachlebens<br />

Robert Hübner<br />

Gewaltig ist die Überzeugungskraft<br />

des Gegenwärtigen.<br />

Was dem Menschen<br />

vor Augen steht, nimmt<br />

er als gegeben; nichts weist darauf<br />

hin, daß es jemals anders gewesen<br />

sein könnte. Zumal junge Leute erfahren<br />

die bestehenden Verhältnisse<br />

als etwas ganz Selbstverständliches,<br />

wachsen gleichsam in sie hinein und<br />

lernen, angemessen mit ihnen umzugehen.<br />

Aber auch alte Hasen, die<br />

manche Änderung erlebt und erlitten<br />

haben, können sich selten die Zeit<br />

gönnen, beim Wechsel der Erscheinungen<br />

stillzustehen. Zu groß sind<br />

die Anforderungen, die durch die<br />

stets nötige Anpassung an das Neue<br />

auf sie zukommen. Man zappelt sich<br />

ab, um nicht hinter dem Fortschritt<br />

der Erscheinungen zurückzubleiben;<br />

es ist keine Energie mehr übrig zur<br />

ruhigen Betrachtung des Alten.<br />

Höchst erstaunlich sind indessen<br />

die Veränderungen, welche das Bild<br />

des Lebens im Laufe der letzten zwei<br />

Generationen an seiner Oberfläche<br />

erfahren hat. Deutlich erinnere<br />

ich mich an die ersten Ausflüge mit<br />

der Straßenbahn aus einem abgelegenen<br />

Vorort in die stolze Stadt<br />

Köln. Nachdem der Wagen ruckend<br />

und zuckend aus dem Bahndamm<br />

in den Feldern auf die Hauptstraße<br />

eingeschwenkt war, glitten so links<br />

wie rechts nichts anderes als ausgebrannte<br />

Häuserfassaden am Auge<br />

vorbei. Automobile wurden mit großer<br />

Neugier als etwas Besonderes<br />

bestaunt. Nie habe ich in diesen Zeiten<br />

in fremden Wohnungen – von der<br />

38<br />

eigenen ganz zu schweigen - Kästen<br />

gesehen, aus denen in flimmernder<br />

Verzerrung schwarz-weiße Bilder in<br />

den Raum geschickt worden wären.<br />

Die gründliche Umgestaltung der<br />

Lebensumstände, die seitdem Platz<br />

gegriffen hat, ist umso bemerkenswerter,<br />

als die Menschen in ihrem<br />

Wesenskern völlig gleich geblieben<br />

sind. Dennoch beeinflussen diese<br />

Änderungen ihr Leben nachhaltig:<br />

mache Personen verursachen, andere<br />

erleiden dauernd die verschiedensten<br />

Umschichtungen in der Lebensführung.<br />

Dieser stete Wechsel ergreift natürlich<br />

alle Bereiche gesellschaftlicher<br />

Tätigkeit. Auch das Schachspielen<br />

ist nicht unberührt davon geblieben.<br />

Es ist das Ziel der folgenden kurzen<br />

Schilderungen, eine Ahnung davon<br />

zu vermitteln, wie sich das Schachleben<br />

in Form, Gehalt und Stimmung<br />

im Laufe der letzten fünfzig Jahre<br />

verändert hat.<br />

der erste Besuch in einem<br />

Schachklub (1958)<br />

Als klar wurde, daß die Beschäftigung<br />

mit dem Schachspiel auf<br />

mich eine gewisse Anziehungskraft<br />

ausübte, nahm man leider die Bekämpfung<br />

der Krankheitssymptome<br />

nicht mit Entschlossenheit zur Hand.<br />

Stattdessen versuchte man, einen<br />

Besuch beim örtlichen Schachklub<br />

in die Wege zu leiten.<br />

Das war nicht schwierig. Die Zusam-<br />

menkünfte der Spieler fanden in einem<br />

der ältesten Gebäude des Dorfes<br />

statt. Es war ein schmuckloses<br />

Haus aus dunkelrot gebrannten Ziegeln,<br />

das verloren an einer Straßenecke<br />

stand; vornehm verputzte Neubauten<br />

beäugten es verachtungsvoll<br />

aus einigem Abstand.<br />

Als ich die Eingangstüre aufstieß,<br />

zogen mir dichte Qualmschwaden<br />

entgegen: eine typische Kölner Kneipe<br />

hatte ihre Bleibe in dem alten Gebäude<br />

gefunden. Der Innenraum war<br />

von Dämmer und abgestandener<br />

Luft erfüllt. Am Tresen saßen einige<br />

müde Männer hinter ihrem Glas<br />

Bier; sonst schien der große Gastraum<br />

zu dieser frühen Abendstunde<br />

leer zu sein. Als der Wirt nach „den<br />

Schachspielern“ gefragt wurde, sagte<br />

er kein Wort, sondern wies nur<br />

durch Anheben des Kinns in eine be-


stimmte Richtung. Ich folgte diesem<br />

deutlichen Hinweis mit dem Blick<br />

und gewahrte eine besonders dunkle<br />

Ecke, in der sich die Umrisse einiger<br />

Personen undeutlich abzeichneten.<br />

Einige Augenblicke später stand ich<br />

an ihrem Tisch.<br />

Fünf Männer saßen dort über drei<br />

zerknitterte Wachstuchbretter gebeugt,<br />

die mit abgegriffenen, schäbigen<br />

Holzfiguren bestreut waren.<br />

Nach meiner Erinnerung waren es<br />

sämtlich alte Leute; aber einem jungen<br />

Knirps kommt schon ein Vierzigjähriger<br />

als Greis vor. Die Abwesenheit<br />

von Schachuhren fiel mir nicht<br />

auf – denn diese gefährlichen Geräte<br />

waren mir damals noch gänzlich unbekannt.<br />

Da einer der Herren spielfrei war, bereitete<br />

es keine Mühe, einen Gegner<br />

zu finden; mit großem Entgegenkommen<br />

erklärte sich der Unbeschäftigte<br />

zu einer Partie bereit. Ich führte die<br />

weißen Steine und baute eine – wie<br />

mir schien – recht vielversprechende<br />

Stellung auf. Ich hatte lang rochiert<br />

und begann einen Angriff gegen die<br />

gegnerische Königsstellung. Aber<br />

plötzlich erschien aus den Dunstschwaden<br />

des Zigarrenrauchs eine<br />

schwarze Dame auf e1, und ich war<br />

matt. Damit keine Mißverständnisse<br />

entstehen, möchte ich betonen, daß<br />

sich die Sache vollkommen korrekt<br />

abspielte: ich habe die Partie mitgeschrieben.<br />

Der Nebel, der das Brett<br />

verhüllte, dürfte denn auch weniger<br />

aus den Qualmfetzen des Lokals bestanden<br />

haben als aus den selbstgefertigten<br />

Erzeugnissen meines<br />

Gehirns. Das Gleiche ist mir später<br />

Hunderte von Malen widerfahren:<br />

die Partie wurde richtungsweisend<br />

für meine Schachlaufbahn.<br />

Mein Gegner half mir, den aus die-<br />

ErinnErungEn<br />

ser Partie zu ziehenden Lehrsatz zu<br />

formulieren. Nachdenklich strich er<br />

sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger<br />

der linken Hand über seine<br />

große Nase, und er äußerte sich<br />

zögernd, ohne jede Spur von Herablassung.<br />

„Siehst du,“ sprach er,<br />

„um solche Jrundlinienmatts zu vermeiden,<br />

is es jeraten, in jeder Partie<br />

möglichst schnell die Randbauern<br />

vorzuziehen.“<br />

Ich betrachtete erstaunt die Stellung.<br />

Meine Turmbauern standen auf a3<br />

und h3; aber da mein König sich auf<br />

c1 aufhielt, nützte dies wenig. Und<br />

so wurde mir klar, daß allgemeine<br />

Faustregeln beim Schachspielen<br />

nicht helfen, wenn man das Besondere<br />

der jeweiligen Lage außer acht<br />

läßt.<br />

Ich spielte an jenem Abend noch<br />

einige weitere Partien mit diesem<br />

und mit anderen Gegnern. Weil der<br />

Verein aber keine Mannschaft zusammenbringen<br />

konnte, die an Meisterschaften<br />

teilnahm, verzichtete<br />

ich darauf, Mitglied zu werden. Ich<br />

glaube nicht, daß er meinen Besuch<br />

lange überlebt hat.<br />

Dies war meine erste Begegnung mit<br />

dem offiziellen Schachbetrieb. Es<br />

war ein bescheidenes, unauffälliges<br />

Geschehen, fern jedem organisierten<br />

Heranführen und jeder beabsichtigten<br />

Lenkung – aber gerade darum<br />

nicht weniger eindrücklich und prägend.<br />

Dem eigenen Erleben und Urteilen<br />

des Betroffenen wurde aller<br />

Raum gewährt. Wie derartiges heute<br />

aussehen mag, weiß ich nicht.<br />

39


Jusuppow schachakademie<br />

Jussupow Schachakademie<br />

GM Artur Jussupow<br />

Tigersprung<br />

auf 1800<br />

Die offene Linie<br />

Die offene Linie ist ein wichtiger positioneller<br />

Faktor. Schwerfiguren<br />

benötigen eine geöffnete Linie, über<br />

die sie Druck ausüben und ins Spiel<br />

gelangen. Es ist sehr wichtig, eine<br />

offene Linie zu besetzen oder mindestens<br />

zu kontrollieren. Oft bestimmt<br />

der Kampf um eine einzige offene Linie<br />

den ganzen strategischen Verlauf<br />

einer Partie.<br />

Warum ist es so vorteilhaft, eine offene<br />

Linie zu kontrollieren?<br />

Das Ziel ist es, mit schweren Figuren<br />

auf der 7./2. oder auf der 8./1. Reihe<br />

einzudringen! Dort können die Türme<br />

oder die Dame entweder den gegnerischen<br />

König, oder schutzlose Bauern<br />

und andere Figuren von der Seite<br />

angreifen.<br />

Ohne diese Möglichkeit - wenn z.B.<br />

alle Felder gut vom Verteidiger gedeckt<br />

sind - ist die Kontrolle über offene<br />

Linien zwecklos.<br />

Janata - Boikovic<br />

Vrnjacka Banja JWM, 1963<br />

40<br />

Weiß hat die wichtige zentrale Linie<br />

unter seine Kontrolle gebracht und<br />

nutzt jetzt die Gelegenheit für einen<br />

raschen Angriff. 26.se7+! 26.b4 Dxc4<br />

27.Se7++- mit dem zusätzlichen Motiv<br />

Le6+ wäre ebenfalls eine schöne<br />

Alternative. 26...kf7 Nicht besser<br />

wäre 26...Kh7 wegen 27.Lf5+ nebst<br />

Sg6. 27.Td7!! Das Eindringen auf<br />

die 7. Reihe entscheidet diese Partie<br />

sofort. 27...sxd7 28.dxd7+- und<br />

Schwarz gab wegen 28.Dxd7 Dxe7<br />

29.Dxe7+ (oder 29.Le6++- ) 29...Kxe7<br />

30.Td7# auf. 1–0<br />

Im Kampf um die offene Linie nutzt<br />

man folgende Elemente:<br />

1) Einfache Verdopplung der Türme<br />

2) Benutzung eines Vorpostens<br />

3) Kontrolle über die Einbruchsfelder<br />

auf der 7. oder 8. Reihe<br />

4) Rechtzeitige Öffnung der Linie<br />

5) Verdopplung hinter den Bauern<br />

6) Bildung einer Batterie (Dame hinter<br />

den Türmen)<br />

7) Abtausch der schweren Figuren,<br />

um die Aktivität des Gegners auf<br />

der Linie zu neutralisieren<br />

In den folgenden Beispielen werden<br />

diese Elemente im Kampf um die offene<br />

Linie dargestellt.<br />

Capablanca, J. - Treybal, K.<br />

Karlsbad, 1929<br />

Wenn Weiß jetzt die h-Linie öffnet,<br />

erhält er am Königsflügel keine unmittelbaren<br />

Vorteile, da Schwarz<br />

dort ziemlich gut vorbereitet ist.<br />

Deswegen öffnet Capablanca eine<br />

andere Linie. 36. b5! axb5 37. h6+!?<br />

Ein wichtiges Zwischenschach. Die<br />

schwarzen Figuren haben nun noch<br />

weniger Raum und werden desorganisiert.<br />

Capablanca sieht, dass er<br />

die Kontrolle über die a-Linie gewinnt.<br />

Dieser Vorteil wird in der Partie<br />

eine entscheidende Rolle spielen.<br />

37. ... kf8 38. axb5 ke7 39. b6! Weiß<br />

hat jetzt einen wichtigen Vorposten<br />

auf der 7. Reihe. 39. ... db8 40. Ta1<br />

Tc8 Nach 40. ... Da8 folgt einfach 41.<br />

Dc3. 41. db4 Thd8 42. Ta7 Capablanca<br />

stellt seine Figuren auf optimale<br />

Positionen. 42. ... kf8 43. Th1 Le8 44.<br />

Tha1 kg8 45. T1a4 kf8 46. da3 Eine<br />

typische Turm-Dame-Batterie ist<br />

errichtet. 46. ... kg8 47. kg3 Ld7 48.<br />

kh4 kh8 49. da1 kg8 50. kg3 kf8 51.<br />

kg2 Le8<br />

Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen.<br />

Capablanca greift jetzt den Bauer<br />

b7 an. 52. sd2! Ld7 53. sb3 Te8<br />

Oder 53. ... Le8 54. Sa5 Td7 55. Sxb7<br />

Txb7 56. Txb7 Dxb7 57. La6 Db8 58.<br />

Lxc8 Dxc8 59. Ta8 Db7 60. Da7+-. 54.<br />

sa5 sd8 55. La6! bxa6 56. Txd7 Die<br />

schwarze Bauernkette ist gesprengt.


Die Stellung bricht schnell zusammen.<br />

56. ... Te7 57. Txd8+! Txd8 58.<br />

sxc6+-. 1–0<br />

Deep Blue - Kasparow, G (2795)<br />

New York (m/2), 1997<br />

24. Ta3! Weiß verdoppelt zuerst die<br />

Türme hinter dem a-Bauern, um im<br />

günstigen Moment die Linie zu öffnen.<br />

24. ... Tec8 25. Tca1 dd8 26. f4!?<br />

26. axb5 axb5 27. La7!? ist eine der<br />

Lieblingsideen von Karpov. So verhindert<br />

Weiß den Tausch der Schwerfiguren<br />

auf der a-Linie. Aber der<br />

Computer kennt wahrscheinlich die<br />

klassischen Partien nicht! 26. ... sf6<br />

27. fxe5 dxe5 28. df1!? Sehr präzise<br />

gespielt. Auf 28. Df2 folgt 28. ... a5!<br />

29. axb5 (29. Lb6 De8! 30. Lxa5?? Txa5<br />

31. bxa5 Lc5–+) 29. ... axb4 30. Txa8<br />

Txa8 31. Txa8 Dxa8 32. cxb4 Lxb5=.<br />

28. ... se8 Falls nun 28. ... a5, dann<br />

29. axb5 axb4 30. Txa8 Txa8 31. Txa8<br />

Dxa8 32. Dxc4+=. 29. df2 sd6 Nun ist<br />

29. ... a5 wegen 30. Lb6± schlecht und<br />

die schwarze Dame kann nicht nach<br />

e8 gehen. 30. Lb6 de8 31. T3a2 Le7<br />

32. Lc5 Lf8 Schwarz steht sehr passiv<br />

und muss in jedem Moment mit der<br />

Öffnung der Linie rechnen. Nach 32.<br />

... Df8 folgt 33. Sh5± („Deep Blue“).<br />

33. sf5! Lxf5 Der Computer bevorzugt<br />

33. ... Sxf5 34. exf5 bxa4±. 34.<br />

exf5 f6 Falls 34. ... Td8, dann 35. f6+-.<br />

35. Lxd6 Lxd6 36. axb5 axb5<br />

37. Le4! So behält Weiß die Kontrolle<br />

über die offene Linie. Offensichtlich<br />

versteht sogar der Computer dieses<br />

Konzept! 37. ... Txa2 38. dxa2 dd7<br />

39. da7± Trotz der ungleichfarbigen<br />

Läufer steht Weiß klar überlegen. 39.<br />

... Tc7 40. db6 Tb7 41. Ta8+ kf7 42.<br />

da6 Eine gute Umgruppierung der<br />

Schwerfiguren. 42. ... dc7 43. dc6<br />

db6+<br />

In der Partie spielte Weiß nun ungenau<br />

44. kf1? und erlaubte Kasparov<br />

Gegenspiel, was dieser aber nicht<br />

nutzte und verfrüht aufgab. Statt 44.<br />

Kf1? hätte der Computer 44. Kh1!<br />

spielen sollen. Dann hätte Schwarz<br />

keine Rettung gehabt. Nach 44. ...<br />

Tb8 folgt 45. Ta6 und falls 45. ... De3<br />

46. Dxd6 Te8 folgt, gewinnt 47. Ta1!,<br />

denn der Läufer auf e4 ist nun tabu:<br />

47. ... Dxe4 48. Ta7+! Kg8 49. Dd7+-<br />

und es gibt kein Dauerschach. 44. ...<br />

Tb8 45. Ta6 Hier gab Schwarz auf, obwohl<br />

er mit 45...De3!! 46. Dxd6 Te8!! -<br />

Jussupow schachakademie<br />

und falls 47. Lf3, dann 47. ... Dc1+ 48.<br />

Kf2 Dd2+ - Dauerschach hätte geben<br />

können. 1–0<br />

Keres, P. - Botwinnik, M.<br />

Tschigorin mem moskau, 1947<br />

Schwarz ist bereit für den Kampf um<br />

die offene c-Linie. Weiß sollte deswegen<br />

sofort den Abtausch der Schwerfiguren<br />

vorbereiten. Der nächste<br />

natürlich aussehende Zug ist ein<br />

positioneller Fehler. 25. e3? Notwendig<br />

wäre 25. Sa2!, um 25. ... Lb5<br />

mit dem Turmtausch zu parieren: 26.<br />

Txc7 Txc7 27. Tc1!=. 25. ... Lb5! 26.<br />

Tfe1 kg8 Möglich wäre sofort 26. ...<br />

Lc4!?. Falls 26. ... Se4, dann 27. Lxe4<br />

fxe4 28. Kg2 Kg8 29. f3=+. 27. f3 Der<br />

Kampf um die offene Linie geht verloren.<br />

Falls 27. Lf1, dann 27. ... Lxf1<br />

28. Kxf1 Se4 29. Sa2 Tc2 und Schwarz<br />

steht klar besser. Nach 27. Sa2!?<br />

folgt nicht 27. ...Tc2 wegen 28. Sc3!!<br />

mit der Idee 28. ... Txb2? 29. Sxd5!,<br />

sondern einfach 27. ... Lc4! mit Vorteil<br />

für Schwarz. 27. ... Lc4=+ 28. Lf1<br />

Schlecht wäre 28. e4? wegen 28. ...<br />

Sh5 und Schwarz steht klar besser.<br />

28. ... se8! Mit der Idee Sd6. 29. Lxc4<br />

Txc4 30. kf2 sd6 31. ke2?!<br />

41


42<br />

Jussupow schachakademie<br />

Stattdessen verdient 31. Se2!? Tc2<br />

32. b3=+ Beachtung, obwohl auch<br />

hier Schwarz Initiative besitzt. 31. ...<br />

b5! Schwarz muss sich mit aktiven<br />

Operationen am Damenflügel beeilen.<br />

32. kd3 Weiß bräuchte nur noch<br />

einen Zug, dann könnte er mit b2-b3<br />

ausgleichen. 32. ... b4! 33. sa2 Etwas<br />

zäher wäre 33. Se2 bxa3 34. bxa3 Txc1<br />

35. Sxc1 (35. Txc1 verliert nach 35. …<br />

Txc1 36. Sxc1 Sc4 einen Bauern) gewesen.<br />

Nach 35. ... Tb8 steht Schwarz<br />

nichtsdestotrotz klar besser. Nach<br />

33. axb4 folgt 33. ... Txb4 34. Tb1 Tcb8<br />

35. Kc2 Sc4 und Schwarz steht klar<br />

besser. 33. ... bxa3 34. bxa3 Ta4 35.<br />

Txc8+ sxc8 36. sc3 Txa3 und Schwarz<br />

gewann den Bauern und später auch<br />

das Endspiel. 0–1<br />

Jussupow, A. (2620) - Beitar (2310)<br />

Olympiade Thessaloniki, 1988<br />

21. Td1 Weiß übernimmt die Kontrolle<br />

über die offene Linie. 21. …<br />

de7 21. ... Dc6!? 22. Dd3+=. 22. dd3<br />

g6 Am Damenflügel vorzugehen,<br />

bringt Schwarz keine Erleichterung:<br />

22. ... Da3 23. Td2 a5 24. Kg2 a4 25.<br />

Dd6±. 23. dd6 Nach 23. Dd7 könnte<br />

Schwarz noch 23. ... Da3 antworten.<br />

23. ... Te8 24. dd7 Der Damentausch<br />

verspricht nicht sehr viel: 24. Dxe7<br />

Txe7 25. Td8+ Kg7 26. Kf1 Kf6 mit<br />

der Idee ...e5, ...Ke6, ...Td7=/+=. 24.<br />

... kf8?!<br />

Der letzte schwarze Zug geschah mit<br />

der Idee 25. ... Dxd7 26. Td7 Te7. Das<br />

ist aber sehr passiv. Schwarz sollte<br />

das Gegenspiel im Zentrum suchen:<br />

Besser ist 24. ... e5!?+=. 25. da4!?<br />

Weiß bereitet Td7 vor. 25. ... a5?!<br />

Besser wäre 25. ... Db7 26. Td7 De4<br />

mit Chancen auf ein Dauerschach<br />

gewesen. 26. Td7! Das ist besser als<br />

26. Dc6 Td8 27. Txd8+ Dxd8 mit der<br />

Idee…Dd1+. 26. ... dc5 27. db5! Das<br />

Turmendspiel bringt Weiß einen größeren<br />

Vorteil, weil sein Turm aktiver<br />

ist. Die Verschlechterung der Bauernstruktur<br />

am Damenflügel spielt<br />

dagegen keine so große Rolle. 27. ...<br />

dxb5 28. cxb5 Tc8? Dieser Zug verliert<br />

forciert. Auch andere Züge bringen<br />

scheinbar keine Erlösung: 28. ...<br />

a4!? 29. b4!?± oder 28. ... Te7 29. Td6<br />

Tb7 30. a4± . Aber der Schein trügt<br />

wie so häufig und in der Variante 28.<br />

... e5 29. Td6 Te6!! findet Dr. Fritz<br />

nach langen Berechnungen eine Rettung.<br />

Der schwarze König marschiert<br />

schnell zum Damenflügel und das<br />

scharfe Bauernendspiel endet Remis!<br />

29. Tb7 a4 Oder 29. ... Tc2 30.<br />

a4! und Weiß gewinnt beide Bauern<br />

am Damenflügel. 30. bxa4 Tc4 31.<br />

Txb6 Txa4 32. Ta6 und Schwarz gab<br />

auf. 1–0<br />

Botwinnik, M. - Boleslawski, I.<br />

UdSSR EM Moskau, 1945<br />

22. b4!? Weiß hat seine Türme schon<br />

verdoppelt. Aber im Zentrum alleine<br />

kann er nicht viel erreichen, da<br />

Schwarz noch alle Felder auf der 7.<br />

und 8. Reihe kontrolliert. Daher beginnt<br />

Botwinnik am Damenflügel zu<br />

agieren, mit dem Ziel, die schwarzen<br />

Figuren abzudrängen und so die<br />

Kontrolle über einige Felder (d7, d6)<br />

auf der d-Linie zu erhalten. 22. ... Le6<br />

23. Lb3 Es droht ein Generalabtausch<br />

auf d8 und dann Lxe6, was zur erheblichen<br />

Schwächung der schwarzen<br />

Bauernstruktur führen würde. 23.<br />

... Txd2 24. dxd2 Jetzt hat Weiß die<br />

Kontrolle über die offene Linie. 24. ...<br />

Lxb3 25. axb3 de6 26. c4 Lf6


Bei einem Urlaub in der<br />

Schweiz Ende der siebziger<br />

Jahre fing alles an. Ein<br />

kleiner Steppke vom Niederrhein<br />

beobachtete andere Urlauber<br />

beim Gartenschach, fand Gefallen<br />

an diesem Spiel und bekam nach<br />

der Rückkehr von seiner Mutter ein<br />

Schachbuch geschenkt. Schon recht<br />

bald zeigte sich, dass der 1971 geborene<br />

Christopher Lutz mehr Talent<br />

als seine Altersgenossen besaß<br />

und so war es nur folgerichtig, dass<br />

er 1983 die Deutsche C-Jugendmeisterschaft<br />

gewann. Seinen Ruf als<br />

größte deutsche Schachhoffnung seit<br />

Robert Hübner bestätigte Lutz in den<br />

Jahren 1989 und 1992, als er den Titel<br />

des Internationalen Meisters bzw.<br />

Großmeisters errang.<br />

Viele Jahre bekleidete Christopher<br />

Lutz in den Folgejahren das Spitzenbrett<br />

der <strong>SG</strong> Porz in der 1. Bundesliga<br />

und führte eine mit internationalen<br />

Schachgrößen gespickte Mannschaft<br />

an. Er gab das Vertrauen, das Mäzen<br />

Wilfried Hilgert in ihn setzte, mit<br />

guten Ergebnissen zurück und hatte<br />

großen Anteil an insgesamt sechs<br />

Schachlicher leBenSlauf<br />

deutschen Mannschaftsmeistertiteln<br />

zwischen 1994 und <strong>200</strong>4. Auch bei<br />

Deutschen Einzelmeisterschaften<br />

war er mit zwei Titeln in den Jahren<br />

1995 und <strong>200</strong>1 erfolgreich und<br />

selbstverständlich wurde er auch regelmäßig<br />

für die deutsche Nationalmannschaft<br />

bei Schacholympiaden<br />

nominiert.<br />

Seine höchste ELO-Zahl erreichte<br />

Lutz mit 2655 im Juli <strong>200</strong>2, im selben<br />

Jahr sekundierte er Wladimir Kramnik<br />

bei dessen Wettkampf gegen das<br />

Computerprogramm Deep Fritz, der<br />

mit einem 4:4 Unentschieden endete.<br />

Sukzessive erlahmte jedoch Lutz’<br />

Interesse am Turnierschach, auch<br />

aus finanziellen Gründen, er zog sich<br />

immer mehr aus der Szene zurück<br />

und beschränkte schließlich sein Engagement<br />

auf Mannschaftskämpfe,<br />

die er mit Ausnahme der<br />

Saison <strong>200</strong>7/<strong>200</strong>8, als er<br />

ein Jahr für Godesberg<br />

spielte, allesamt für die<br />

<strong>SG</strong> Porz bestritt.<br />

Das Schachspiel brachte<br />

Lutz aber nicht nur<br />

Geb. 24.2.1971 1978 mit 7 Jahren Schach erlernt 1983 Deutscher Meister<br />

C-Jugend (heute U15) 1987 Deutscher Meister A-Jugend (U20) 1989 Ernennung<br />

Internationaler Meister 1992 Ernennung Internationaler Großmeister mehrfacher<br />

Deutscher Mannschaftsmeister mit <strong>SG</strong> Porz von 1992 bis <strong>200</strong>6 an allen Schach-Olympiaden<br />

beteiligt; Silbermedaille Istanbul <strong>200</strong>2 Deutscher Einzelmeister 1995<br />

und <strong>200</strong>1 beste erreichte ELO-Zahl: 2655 (1.Juli <strong>200</strong>2)<br />

turniererfolGe: 2. Platz Baden-Baden 1992 (hinter Karpow), 2./3. Platz Dortmund<br />

1993 (hinter Karpow, punktgleich mit Kramnik), Sieger Pamplona Open 1996/1997<br />

Vereine: SV Neukirchen-Vluyn (1979-1985), PSV Turm Duisburg (1985-1988), <strong>SG</strong> Porz<br />

(1988-<strong>200</strong>7 und ab <strong>200</strong>8/<strong>200</strong>9), <strong>SG</strong> Godesberg (<strong>200</strong>7/<strong>200</strong>8)<br />

steckbrief<br />

sportliche Erfolge, sondern auch<br />

privates Glück. Er lernte die Schachmeisterin<br />

Anke Koglin kennen, die er<br />

<strong>200</strong>6 heiratete und mit der er heute<br />

eine gemeinsame Tochter hat. Mit<br />

seiner Familie lebt Lutz in Frechen<br />

bei Köln und obwohl er sich vom<br />

aktiven Schach weitgehend zurückgezogen<br />

hat, ist er dem königlichen<br />

Spiel beruflich weiterhin aufs Engste<br />

verbunden. Er leitet den Chessgate<br />

Verlag in Nettetal.<br />

Auch im nächsten Jahr wird Christopher<br />

Lutz wieder für seinen Stammverein<br />

in der 2.Bundesliga West an<br />

den Start gehen. Hinter Loek van<br />

Wely ist er an Brett 2 gemeldet und<br />

wird mit seinen Porzer Mitstreitern<br />

vermutlich wieder den Titel erringen,<br />

aber dennoch nicht aufsteigen.<br />

Steckbrief Christopher Lutz<br />

43


Doping im Schach<br />

Gibt es die Möglichkeit, kognitive Fähigkeiten<br />

mit stimulierenden Substanzen zu verbessern?<br />

Von Harald E. Balló, Andreas G. Franke, Klaus Lieb<br />

Ausgehend von Bemühungen, welche<br />

aus der Mitte der 90er Jahre datieren,<br />

hatte sich die Féderation des Echecs<br />

(FIDE) den Anti-Doping-Richtlinien<br />

der WADA nicht zuletzt deshalb unterworfen,<br />

weil die Aufnahme in das<br />

olympische Programm der Sommerspiele<br />

<strong>200</strong>8 angestrebt worden war.<br />

Erste Konsequenz auf Spielerebene<br />

war, dass im Zuge der Einführung<br />

von Dopingkontrollen renommierte<br />

Schachspieler wie Robert Hübner,<br />

Artur Jussupow und Jan Timman zurücktraten<br />

und es ablehnten, unter<br />

dem Damoklesschwert entwürdigender<br />

Dopingkontrollen zu spielen. Mit<br />

einer Latenzzeit von fast zwei Jahrzehnten<br />

hat das Dopingproblem nun<br />

auch die Deutschen Schachspieler<br />

mit aller Wucht getroffen, denn der<br />

Deutsche Schachbund (DSB) nahm<br />

umfassende Anti-Dopingrichtlinien<br />

in seine Satzung auf und jeder<br />

Schachspieler muss sich in Zukunft<br />

auf potenzielle Dopingkontrollen einstellen.<br />

Die im Vorfeld der Verabschiedung<br />

des Regelkonvoluts teilweise sehr<br />

polemisch geführte Diskussion in<br />

den Printmedien und verschiedenen<br />

Internetforen (repräsentativ sei hier<br />

lediglich die Webseite von Chessbase<br />

genannt) hat dabei die Notwendigkeit<br />

gezeigt, die Frage zu klären, ob<br />

denn Doping im Schach überhaupt<br />

möglich ist. Es gibt bislang keine<br />

wissenschaftliche Untersuchung, die<br />

belegt, dass eine Steigerung kognitiver<br />

Fähigkeiten im Schach durch<br />

Medikamente möglich ist. Die in der<br />

Öffentlichkeit geführte Diskussion<br />

könnte bei weiterem Fehlen sub-<br />

44<br />

stantieller wissenschaftlicher Untersuchungsdaten<br />

unter geistigen Leistungssportlern<br />

zu einem riskanten<br />

Konsum von potentiell leistungssteigernden<br />

Substanzen und unter Umständen<br />

im Zuge der Beschaffung<br />

solcher Substanzen zu illegalen Verhaltensweisen<br />

führen.<br />

Regelmäßiges Training führt in körperlichen<br />

Sportarten zu einer Steigerung<br />

der Leistungsfähigkeit. Auch<br />

im Schach wird damit eine Verbesserung<br />

der Spielstärke erreicht. Dabei<br />

wird auch insgesamt die geistige<br />

Leistungsfähigkeit erhöht. Die Palette<br />

der körperlichen und/oder geistigen<br />

Leistungsfähigkeit ist sehr breit:<br />

Ein Ruderer, der für seine Sportart<br />

trainiert, wird auch bei einem 100-<br />

Meter-Lauf bessere Zeiten erzielen<br />

können als jemand, der völlig untrainiert<br />

ist. Jedoch wird er gegen einen<br />

austrainierten Leichtathleten keine<br />

Chance haben. Ebenso werden beim<br />

Schachspielen bestimmte kognitive<br />

Leistungen trainiert, wohingegen andere<br />

kognitive Domänen völlig unangetastet<br />

bleiben.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zu neuronalen (Umbau-) Prozessen<br />

bei Schachspielern gibt es nicht. Es<br />

zeigen sich allerdings Verbesserungen<br />

der praktischen Leistungen bei<br />

Schachspielern (erkennbar an vermehrtem<br />

Gewinn von Schachpartien),<br />

was auf neuronale Veränderungen<br />

hindeuten könnte. Diese sind bisher<br />

jedoch nicht näher beschrieben<br />

worden.<br />

Schachspielen ist eine komplexe kognitive<br />

Leistung. Sie bedarf des koordinierten<br />

Einsatzes von mehreren<br />

Aspekten der Kognition wie Wachheit<br />

(Vigilanz), Ausdauer, (gerichtete) Aufmerksamkeit,<br />

Gedächtnis, planerisches<br />

Denken, Problemlösungsstrategie,<br />

Flexibilität (und Willenskraft).<br />

Diese erforderlichen Eigenschaften<br />

stellen höchste Anforderungen an<br />

das Gehirn. Einzelne, meist einfache,<br />

Aspekte sind bereits in unzähligen<br />

Studien untersucht worden und<br />

auch komplexe kognitive Leistungen<br />

waren Gegenstand von Untersuchungen.<br />

Untersuchungen der kognitiven<br />

Leistungen bei geistigen Hochleistungssportlern,<br />

wie es die Schachspieler<br />

sind, gibt es jedoch kaum.<br />

Welche Substanzen sind von<br />

Relevanz?<br />

Substanzen, die sich positiv auf die<br />

Kognition auswirken sollen, waren<br />

bisher nicht (oder kaum) auf dem<br />

Markt erhältlich. Das Koffein als<br />

Genussmittel ist weit verbreitet und<br />

fester Bestandteil unserer Kultur<br />

geworden. Verschreibungspflichtige<br />

Medikamente wie Methylphenidat<br />

und Modafinil hingegen sind erst in<br />

jüngster Vergangenheit zugelassen<br />

worden.<br />

Bei Koffein ist der vigilanzsteigernde<br />

Effekt bekannt, und die Auswirkungen<br />

auf die Vigilanz sind wissenschaftlich<br />

untersucht. Auswirkungen von Koffein<br />

auf andere Aspekte der Kognition<br />

sind weit weniger gut untersucht und<br />

zeigen widersprüchliche Ergebnisse,<br />

wobei in den existierenden Studien<br />

meist Koffeindosierungen zwischen<br />

<strong>200</strong> und 600 mg verwendet wurden,<br />

wobei eine Tasse Kaffee (ca. 150ml)<br />

50 – 150 mg Koffein enthält.<br />

Methylphenidat ist aus der Pharmakotherapie<br />

des Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitätssyndrom<br />

(ADHS) bekannt und verbessert bei<br />

diesen Patienten die gerichtete Aufmerksamkeit<br />

und Ausdauer bei insgesamt<br />

verminderter Hyperaktivität.<br />

In einzelnen Studien wurde es auch<br />

bei Gesunden mehrheitlich in Dosierungen<br />

von 20 mg angewendet und<br />

bezüglich einzelner kognitiver Teilaspekte<br />

untersucht. Diese Studien


scheinen einzelne Verbesserungen<br />

bestimmter, einfacher kognitiver<br />

Leistungen, v. a. der Vigilanz, nahezulegen.<br />

Modafinil wird in der Therapie der<br />

Narkolepsie, chronischem Schichtarbeitersyndrom<br />

und dem Schlafapnoesyndrom<br />

eingesetzt und scheint<br />

bei Gesunden erste Hinweise auf<br />

die Steigerung von selektiven kognitiven<br />

Funktionen zu zeigen. In den<br />

vorliegenden Arbeiten werden Dosierungen<br />

von <strong>200</strong> mg bis 400 mg<br />

eingesetzt.<br />

Die Ergebnisse zum Einsatz dieser<br />

Substanzen sind jedoch widersprüchlich<br />

und nicht konsistent. Sie zeigen<br />

sowohl positive als auch negative<br />

Auswirkungen auf einzelne Aspekte<br />

der Kognition. Immerhin: Sowohl in<br />

den für die Zulassung der Medikamente<br />

notwendigen, sicherheitsrelevanten<br />

als auch in späteren Studien<br />

zur Beurteilung kognitiver Leistungen<br />

bei Gesunden wurden keine<br />

schweren unerwünschte Wirkungen<br />

beobachtet. Leichte waren vereinzelt<br />

jedoch zu konstatieren. Die aufgezeichneten<br />

unerwünschten Wirkungen<br />

äusserten sich hauptsächlich in<br />

Form von Hypertonie, Tachykardie,<br />

Kopfschmerzen oder Uebelkeit.<br />

Schachspieler sind „geistige Leistungssportler“<br />

und können als die<br />

„Drosophila“ der Gehirnforschung<br />

angesehen werden. Sie sind oftmals<br />

in Schachsportvereinen organisiert<br />

und üben Schach nebenberuflich als<br />

Leistungssport auf Wettkampfniveau<br />

aus. Dabei trainieren Sie regelmäßig<br />

ein umfassendes Spektrum ihrer kognitiven<br />

Leistungen und messen sich<br />

mit anderen. Es liegt deshalb nahe,<br />

aktiv Schach spielende (psychisch<br />

und körperlich) gesunde Männer und<br />

Frauen zwischen dem 18. und 60. Lebensjahr<br />

für eine Untersuchung heranzuziehen.<br />

Der Nutzen einer solchen wissenschaftlichen<br />

Untersuchung und Prüfung<br />

ergibt sich für die Gruppe der<br />

Schachspieler, aber auch für die ge-<br />

samte Menschheit aus dem Gesichtspunkt,<br />

daß illegales „Doping“ durch<br />

Substanzgebrauch (wie z.B. anabole<br />

Steroide zum Muskelwachstum,<br />

Erythropoetin zur Verbesserung der<br />

Sauerstoffversorgung des Muskels)<br />

im „somatischen“ Leistungssport ein<br />

verbreitetes Problem ist. Viele Substanzen,<br />

die zur Steigerung der körperlichen<br />

Leistung führen, sind und<br />

werden noch heute fortwährend neu<br />

identifiziert und von der medizinischpharmazeutischen<br />

Industrie entwikkelt.<br />

Ihr Konsum wird im Sport dann<br />

konsekutiv untersagt, um Fairness im<br />

Leistungsvergleich zu gewährleisten.<br />

In den geistigen Sportdisziplinen ist<br />

bisher weder die Wirksamkeit eines<br />

solchen Substanzgebrauches untersucht,<br />

noch gibt es eindeutige Kriterien<br />

für das Verbot solcher Substanzen.<br />

Die Prüfung kann deshalb Auskunft<br />

über die Wirksamkeit der zu prüfenden<br />

Substanzen im Schachsport geben<br />

und soll (weiterhin) Fairness im<br />

geistigen Leistungssport garantieren.<br />

Bedeutende Risiken bestehen bei der<br />

Durchführung einer solchen klinischen<br />

Prüfung nicht, denn es handelt<br />

sich durchweg um zugelassene Medikamente<br />

(Methylphenidat, Modafinil)<br />

und ein Genussmittel (Koffein).<br />

Die bisherigen klinischen Prüfungen<br />

haben in den Phasen I bis IV ein Profil<br />

von Sicherheit, Verträglichkeit und<br />

Nutzen für Erkrankte ergeben, die zur<br />

Zulassung der Substanzen führte.<br />

Grundlagen der geplanten Studie:<br />

1 | Design: Prospektive, doppelblinde,<br />

randomisierte, Plazebokontrollierte,<br />

klinische explorative<br />

Prüfung/Pilotstudie der Phase I<br />

2 | Zielgruppe: Schachspieler<br />

3 | Prüfsubstanzen: Methylphenidat<br />

(Ritalin®), Modafinil (Vigil®), Koffein<br />

(Coffeinum®), Placebo<br />

4 | Durchführung: Spielen<br />

von 14 Schachpartien gegen<br />

standardisierten Gegner<br />

(Schachcomputer, z. B. Fritz)<br />

5 | Ziel: Bestimmung der<br />

doping im schach<br />

Modulationsmöglichkeit der zum<br />

Schachspielen nötigen (komplexen!)<br />

kognitiven Leistungen durch<br />

potentielle „Hirndopingmittel“<br />

(Prüfsubstanzen)<br />

6 | Frage: Ist Doping im Schachsport<br />

mit den Prüfsubstanzen möglich?<br />

Und sich daraus ergebende<br />

Implikationen (braucht man<br />

möglicherweise beim Schachspielen<br />

auch Dopingkontrollen, um Fairness<br />

zu garantieren?)<br />

die Einschlusskriterien:<br />

1 | Männer und Frauen<br />

2 | 18. – 60. Lebensjahr<br />

3 | Aktiv im Schachsport (organisiert<br />

im Vereinssport, Teilnahme an<br />

Wettkämpfen)<br />

die ausschlusskriterien:<br />

1 | bestehende schwerwiegende<br />

somatische Erkrankungen (z.B.<br />

Diabetes mellitus, bekannte Leber-<br />

und Nierenfunktionsstörungen)<br />

2 | bestehende psychiatrische<br />

Erkrankungen und psychiatrische<br />

Erkrankungen in der Vorgeschichte,<br />

die pharmakotherapeutisch<br />

behandelt werden mussten (z.B.<br />

organisch psychische Erkrankungen,<br />

Alzheimer-Demenz, bipolar affektive<br />

Störungen, Erkrankungen aus dem<br />

schizophrenen Formenkreis)<br />

3 | schwangere Frauen oder Frauen<br />

im gebärfähigen Alter, die keine<br />

medizinisch akzeptable/zuverlässige<br />

Schwangerschaftsverhütung<br />

durchführen<br />

4 | Raucher/- innen<br />

5 | regelmäßiger Kaffeekonsum,<br />

mehr als 5 Tassen<br />

6 | unregelmäßiger Tag-/Nachtrhythmus<br />

(z.B. Schichtarbeiter)<br />

Die Studie wird voraussichtlich zu Beginn<br />

des Jahres 2010 in der Klinik für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie der<br />

Universitätsmedizin Mainz (Direktor:<br />

Prof. Dr. med. K. Lieb) durchgeführt.<br />

Interessierte Probanden wenden<br />

sich bitte an Harald Balló über e-Mail<br />

hallo@ballo.de<br />

45


Die Partie des Monats<br />

GM Christopher Lutz<br />

Cheparinov, I. –Aronian, L.<br />

FIDE Grand Prix Sotschi <strong>200</strong>8<br />

Mit dem „Grand Prix <strong>200</strong>8/<strong>200</strong>9“ rief<br />

die FIDE eine Serie von 6 starken<br />

Rundenturnieren ins Leben. Leider<br />

überschatteten sowohl die Absagen<br />

der absoluten Topspieler (Anand, Topalov,<br />

Kramnik, Morozevich) die Veranstaltung<br />

als auch der nachträgliche<br />

Rückzug einiger Spieler - Carlsen<br />

und Adams lehnten die Teilnahme<br />

ab, nachdem kurzfristig Turnierorte<br />

verschoben und Regularien geändert<br />

wurden.<br />

Einer der in der Serie verbliebenen<br />

Spieler ist Levon Aronian. Der Armenier<br />

konnte das zweite GP-Turnier<br />

in Sotschi und das vierte in Naltschik<br />

gewinnen und ist damit Favorit<br />

auf den Gewinn des Grand Prix. Die<br />

nachfolgende Partie zeigt ihn in Aktion<br />

gegen den Bulgaren Ivan Chaparinov,<br />

der besonders als Topalov-Sekundant<br />

bekannt wurde.<br />

1. d4 d5 2. c4 c6 Mit 2. ... c6 beginnt<br />

die sogenannte Slawische Verteidigung.<br />

Meist wird (nach späterem ...<br />

e6) in die Halbslawische Verteidigung<br />

(auch Semi-Slawisch genannt) übergeleitet,<br />

die nahezu jeder Top-Großmeister<br />

in seinem Schwarz-Repertoire<br />

hat. 3. sf3 sf6 4. e3 4. Sc3 ist<br />

der Hauptzug. Schwarz könnte dann<br />

mit 4. ... dxc4 5. a4 Lf5 etc. die „echte“<br />

Slawische Verteidigung spielen<br />

oder mit 4. ... e6 Halbslawisch spielen.<br />

Nach 4. e3 ergeben sich einige<br />

neue Nuancen für beide Seiten.4. ...<br />

Lg4 Schwarz verfügt nun über drei<br />

Alternativen:<br />

1) 4. ... e6 lädt Weiß ein, mit 5. Sc3<br />

zu der Meraner Variante des Halbslawen<br />

überzuleiten (nach 5...Sbd7<br />

6.Ld3 dxc4 7.Lxc4 b5 etc.). Weiß kann<br />

46<br />

diese Variante umgehen mit 5. Ld3!?<br />

Sbd7 6. 0–0, dann hat er seinen Damenspringer<br />

noch nicht festgelegt.<br />

Nach 4. ... e6 5. Ld3 dxc4 6. Lxc4 c5<br />

würde eine Stellung aus dem Angenommenen<br />

Damengambit entstehen<br />

(siehe die Variante 1. d4 d5 2. c4<br />

dxc4 3. Sf3 Sf6 4. e3 e6 5. Lxc4 c5),<br />

allerdings haben beide Seiten einen<br />

Zug zusätzlich gebraucht (Weiß mit<br />

Lf1–d3xc4 statt Lf1xc4, Schwarz mit<br />

... c7-c6-c5 statt ... c7-c5).<br />

2) 4. ... g6 ist seltener, im Geiste der<br />

Grünfeld-Indischen Verteidigung (1.<br />

d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5). Weiß hat<br />

dann Aussicht auf einen kleinen Vorteil,<br />

mehr aber auch nicht.<br />

3) 4. ... Lf5 war lange Zeit auf Top-<br />

Niveau die populärste Fortsetzung.<br />

Weiß kann dann mit 5. Sc3 e6 6. Sh4<br />

auf die Eroberung des Läuferpaars<br />

hoffen (nach 6. ... Lg6 7. Sxg6 hxg6).<br />

In dieser Variante gab es bereits unzählige<br />

Partien, wobei Schwarz aber<br />

immer ganz gut gegenhalten konnte.<br />

Dennoch wurde zuletzt 4. ... Lg4<br />

beliebt. Vielleicht sagten sich die<br />

Schwarzspieler: Wenn Weiß nach 4.<br />

... Lf5 sowieso meinen Läufer gegen<br />

den Springer tauschen wird, warum<br />

strebe ich dann nicht mit den Tausch<br />

selbst an!? 5. h3 Lxf3 Schwarz kann<br />

dem sofortigen Tausch ausweichen,<br />

aber nach 5. ... Lh5 6. Sc3 e6 7. g4<br />

Lg6 8. Se5 wird Weiß unter vorteilhafteren<br />

Umständen dann doch den<br />

Läufer abtauschen.6. dxf3 e6<br />

Weiß hat das Läuferpaar erlangt,<br />

aber was hat der Schwarze dafür?<br />

|1| freie Entwicklung: die Springer<br />

können nach d7 und f6, der Läufer<br />

nach d6 oder vielleicht sogar<br />

b4<br />

|2| festen Halt im Zentrum<br />

|3| keine Schwächen<br />

|4| nach der kurzen Rochade wird<br />

sein König sicher stehen.<br />

Im Vergleich zu den Problemen, die<br />

der Schwarze sonst üblicherweise<br />

in der Eröffnung erleiden muss, hat<br />

Schwarz also ein komfortables Leben,<br />

und das „nur“ für den Preis des<br />

Läuferpaares.<br />

Um keine Missverständnisse aufkommen<br />

zu lassen: Der Besitz des<br />

Läuferpaares ist durchaus ein Vorteil<br />

und es gehört zu den Standardtechniken<br />

eines Top-Großmeisters,<br />

diesen in späten Mittelspiel- oder<br />

Endspielstellungen zur Geltung zu<br />

bringen.(Anm. JH dabei muss es<br />

eine Unterscheidung geben: 2 Läufer<br />

sind nicht unbedingt ein Läuferpaar!<br />

Um den uneingeschränkt positiven<br />

Begriff „Läuferpaar“ zu verdienen.<br />

muss die Stellung entsprechende<br />

Voraussetzungen aufweisen (z. B.


offene Diagonalen)) In der vorliegenden<br />

Eröffnungsstellung ist es jedoch<br />

bislang noch nicht gelungen, einen<br />

greifbaren Vorteil nachzuweisen.7.<br />

Ld3 Weiß wählt den ruhigeren Aufbau<br />

mit kurzer Rochade. Aggressiver,<br />

aber auch zweischneidiger ist ein<br />

Aufbau mit Sc3, Ld2 und der langen<br />

Rochade.7. ... sbd7 8. 0–0 Ld6 9. sc3<br />

0–0 Beide Seiten vollenden ihre Entwicklung<br />

und bringen ihre Figuren<br />

auf natürliche Felder.10. Ld2 te8<br />

11. dd1 Um den Textzug zu verstehen,<br />

schauen wir uns zwei andere<br />

Möglichkeiten an:<br />

|1| 11. e4? würde nach 11. ... dxe4 12.<br />

Sxe4 Sxe4 13. Dxe4 Sf6 zu einer<br />

Struktur führen, die dem Weißen<br />

nichts verspricht. Der Bauer d4<br />

neigt zur Schwäche, daher kann<br />

Weiß nicht sein Läuferpaar zur<br />

Geltung bringen. 11.e4? hat jedoch<br />

einen noch gravierenderen<br />

Nachteil, nach 11. ... e5! kann<br />

Weiß aufgrund seiner unglücklichen<br />

Figurenstellung Bauernverlust<br />

bereits nicht mehr vermeiden.<br />

Man sehe: 12. exd5 (12.<br />

Le3 exd4 13. Lxd4 Le5!) 12. ...<br />

exd4 13. Se4 Se5 14. Sxf6+ Dxf6<br />

15. De4 Sxd3 16. Dxd3 cxd5 17.<br />

cxd5 De5. und<br />

|2| 11. Tfd1 sieht natürlich aus, aber<br />

auch hier hat die Stellung der<br />

Dame auf f3 Nachteile: 11. ... e5!<br />

12. cxd5 cxd5 13. dxe5 (13. Sxd5?<br />

e4 14. Sxf6+ Sxf6–+ verliert eine<br />

Figur. 13. Lb5!? e4 14. Df5 ist<br />

scheinbar stark, da der Bauer<br />

d5 unter Druck gerät. Aber nach<br />

14. ... g6 15. Dg5 Kg7! muss Weiß<br />

bereits Verrenkungen unternehmen,<br />

um nicht seine Dame<br />

zu verlieren, z.B. 16. Sxd5? h6<br />

17. Dh4 g5) 13. ... Sxe5 14. De2<br />

a6 und Schwarz hat eine komfortable<br />

Isolani-Stellung, da die<br />

weißen Leichtfiguren sich gegenseitig<br />

auf die Füße treten.<br />

Mit dem Damenrückzug will Weiß<br />

seine Dame aus der Schusslinie ziehen<br />

und einen Schwenk nach c2 oder<br />

b3 ermöglichen. Gleichzeitig stellt<br />

Weiß eine strategische Drohung auf<br />

(wie wir gleich sehen werden).Ein<br />

Nachteil des weißen Damenzuges<br />

soll jedoch auch erwähnt werden:<br />

Der weiße Königsflügel ist nun relativ<br />

schutzlos, dies wird bald deutlich<br />

werden.11. ... dxc4 Schwarz löst die<br />

Spannung im Zentrum auf. Gerade<br />

zum richtigen Zeitpunkt, denn Weiß<br />

hatte mit seinem letzten Zug vorbereitet,<br />

mit c4-c5 und f2-f4 das Zentrum<br />

abzuschließen und sich Raumvorteil<br />

zu sichern.<br />

Dieser Plan wäre nach dem natürlichen<br />

11. ... De7? möglich gewesen:<br />

12. c5 Lc7 13. f4 und Schwarz<br />

kommt nicht aus der weißen Umklammerung<br />

heraus. Nach 13. ... b6<br />

14. b4 a5 15. a3 befestigt Weiß seine<br />

Bauernkette und kann dann z.B. mit<br />

Dd1–f3 nebst g2-g4-g5 angreifen. 11.<br />

... e5 wäre nun weniger effektiv als<br />

nach 11. Tfd1, da Weiß seine Dame<br />

nach b3 schwenken kann: 12. cxd5<br />

exd4 (12. ... e4? 13. dxc6 verliert einen<br />

Bauern; 12. ... cxd5 13. Db3) 13.<br />

exd4 Sxd5 14. Sxd5 cxd5 15. Db3 mit<br />

weißem Druckspiel. 11. ... Lc7!? ist<br />

jedoch eine interessante Alternative,<br />

die in einer Vorgängerpartie Cheparinov<br />

- Movsesian (Wijk aan Zee <strong>200</strong>8)<br />

gespielt wurde. Weiß kann dann nicht<br />

gleichzeitig c4-c5 und f2-f4 spielen:<br />

Auf 12.c5 ist 12...e5 befriedigend<br />

für Schwarz und auf 12.f4 wirkt sich<br />

nach der Öffnung des Zentrums mit<br />

12...dxc4 13.Lxc4 c5 der Aufzug des f-<br />

Bauern als Schwäche aus. In der genannten<br />

Partie folgte 12. Dc2 Tc8 13.<br />

Tad1 De7 14. Tfe1 e5 15. cxd5 e4 16.<br />

Partie des monats<br />

Lf1 cxd5 17. Db3 Sb6 18. Sb5 Lb8 19.<br />

Tc1 De6 20. Lb4 mit Remisschluss.<br />

12. Lxc4 de7 Schwarz strebt ... e6e5<br />

an und bringt dazu seine Dame<br />

in Stellung. Auf sofortiges ... e6-e5<br />

musste Schwarz mit Dd1–b3 und Angriff<br />

gegen f7 rechnen. 13. dc2 e5<br />

14. tae1?! Dieser Zug ist etwas eindimensional.<br />

Weiß will - wenn Schwarz<br />

14...e4 spielt - mit 15.f3 exf3 16.Txf3<br />

zum Angriff kommen. Jedoch ist<br />

Schwarz keineswegs gezwungen, die<br />

Spannung im Zentrum aufzugeben<br />

und kann sich stattdessen weiterentwickeln.<br />

14. Tfe1 Tad8 15. Tad1 ist eine<br />

flexiblere Aufstellung der Türme. Allerdings<br />

ist nach 15. ... Lb8 auch nicht<br />

so richtig ersichtlich, wie Weiß weiter<br />

vorgehen will. Vermutlich ist die Stellung<br />

ausgeglichen. 14. ... tad8 Wie<br />

wir gesehen haben, ist 14. ... e4 nicht<br />

sinnvoll. Auch 14. ... exd4 15.exd4<br />

würde dem weißen Turmzug mehr<br />

Sinn geben als er verdient. Schwarz<br />

zentralisiert stattdessen seine Figuren.15.<br />

Lb3 15. f4 wäre konsequent,<br />

um eine Klärung im Zentrum herbeizuführen.<br />

Schwarz kann dann jedoch<br />

mit 15. ... exd4 16. exd4 Df8 eine Isolani-Stellung<br />

herbeiführen, in der der<br />

Aufzug des f-Bauern eine erhebliche<br />

Schwächung für Weiß darstellt. 15.<br />

... Lb8 Schwarz bereitet die Batterie<br />

Lb8, Dd6 vor. Die Schwächung des<br />

weißen Königsflügels wird langsam<br />

bemerkbar. 16. se2 Weiß öffnet dem<br />

Ld2 die Diagonale d2-a5 und bringt<br />

den Springer in die Nähe des Königsflügels.<br />

Es wird allerdings ersicht-<br />

47


Partie des monats<br />

lich, dass der Damenturm auf e1 deplatziert<br />

ist. 16. ... dd6 17. g3 17. Sg3<br />

exd4 würde einen Bauern verlieren,<br />

daher ist dieser schwächende Bauernzug<br />

erzwungen. 17. ... sb6<br />

Der d-Bauer ist nun gefesselt, darum<br />

kann Weiß nicht gut auf e5 tauschen.<br />

Andererseits bereitet Schwarz ... e5e4<br />

nebst ... Sbd5 vor. 18. df5?! Weiß<br />

bringt seine Dame zum Königsflügel,<br />

um den eigenen Monarchen besser<br />

zu schützen. Allerdings landet die<br />

Dame schließlich auf dem passiven<br />

Feld g2 und nimmt nicht mehr am<br />

Spiel teil. Es erscheint sinnvoller, am<br />

Damenflügel zu spielen, z.B. 18. a3<br />

e4 19. Tc1 Sbd5 20. Sc3 Dd7 21. Kg2.<br />

Weiß will auf d5 tauschen und auf der<br />

c-Linie Gegenspiel erlangen. Sollte<br />

Schwarz sich in Richtung des Feldes<br />

f3 begeben, kann Weiß immer noch<br />

zur Verteidigung Dc2-d1-e2 spielen.<br />

18. La5!? ist auch eine Idee, um ggf.<br />

den ineffektiven Läufer gegen den<br />

Springer abzutauschen. 18. ... sbd5<br />

19. df3 e4 20. dg2 Man beachte, dass<br />

in den ersten 20 Zügen Weiß schon<br />

sechsmal mit der Dame gezogen hat.<br />

20. ... h5 Ein Vielzweck-Angriffszug:<br />

Einerseits hat Schwarz nun die latente<br />

Drohung ...h5-h4 mit einem weiteren<br />

Aufreißen des weißen Königsflügels,<br />

andererseits taucht die Möglichkeit<br />

der Umgruppierung ... Sh7-g5-f3(+)<br />

auf. 21. sf4 g6 Deckt den Bauern h5,<br />

um dem Sf6 freie Hand zu geben. 22.<br />

tc1 sh7<br />

48<br />

23. La5? Weiß provoziert ...b7-b6 und<br />

damit die Schwächung des Bauern<br />

c6, aber im Gegenzug gelangt der<br />

Springer nach g5 und Schwarz erlangt<br />

die Initiative. Es war notwendig,<br />

dies mit h3-h4 zu verhindern,<br />

die Stellung sollte dann immer noch<br />

ausgeglichen sein. Dazu bot sich an:<br />

|1| Entweder 23. Sxd5 cxd5 24. h4<br />

mit der weiteren Idee Tcc2, Tfc1<br />

nebst Tc5 und Druck gegen den<br />

Bauern d5. Sollte Schwarz mit<br />

... b7-b6 den Tc5 dann vertreiben<br />

wollen, wird das Feld c6<br />

schwach. Nach 24. h4 erscheinen<br />

mir die Chancen ausgeglichen.<br />

Zwar hat Schwarz einen<br />

Raumvorteil, aber die weiße<br />

Stellung ist fest. Mit 24. ... Dd7<br />

nebst ... Tdc8 kann auf der c-Linie<br />

gegengehalten werden, aber<br />

nach dem Abtausch der Türme<br />

verschwindet das Angriffspotenzial<br />

und die Stellung verflacht.<br />

Wenn Schwarz mit 24. ... g5 die<br />

Stellung zu sehr aufreißt, sieht<br />

er sich nach 25. Tc5 De6 26. f3!<br />

einem gefährlichen Konter ausgesetzt.<br />

|2| 23. h4 wäre auch eine gute Möglichkeit<br />

gewesen. 23. ... Sxf4 24.<br />

gxf4 öffnet die Diagonale b3-g8<br />

wieder für den Läufer und der<br />

weiße König steht sehr sicher.<br />

Und nach 23. ... Shf6 kann Weiß<br />

wieder mit 24. Tc5 oder 24. La5!?<br />

weiter am Damenflügel spielen.<br />

23. ... b6 24. Ld2 sg5 25. Ld1 h4 Bevor<br />

Weiß mit h3-h4 den Springer g5 wieder<br />

vertreibt, setzt Schwarz mit sei-<br />

nem Angriff nach. 26. gxh4 Die weiße<br />

Königsstellung ist nun aufgerissen,<br />

aber andererseits erlangt Weiß mit<br />

h4-h5 auch Drohungen gegen den<br />

schwarzen König. 26. ... sxf4 27. exf4<br />

se6 28. h5 28. f5 war auch möglich.<br />

Nach 28. ... Sxd4 29. fxg6 Dxg6 steht<br />

Schwarz etwas besser. Dagegen ist<br />

29. ... fxg6 30. Tc3!? zweischneidig für<br />

beide Seiten, da nicht klar ist, welcher<br />

König unsicherer steht. 28. ...<br />

sxd4 29. Le3 c5<br />

30. Lxd4? Mit diesem impulsiven<br />

Zug gelangt Weiß entscheidend in<br />

Nachteil. Cheparinov hatte sich von<br />

seinen nächsten beiden Zügen wohl<br />

Angriff gegen den gegnerischen König<br />

versprochen, aber das erweist<br />

sich als Strohfeuer. Viel schwerer ins<br />

Gewicht fallen dagegen die strategischen<br />

Nachteile: Schwarz bekommt<br />

einen mächtigen Freibauern und die<br />

absolute Kontrolle über die Diagonale<br />

b8-h2. Alternativen bestehen in 30.<br />

hxg6 Dxg6 31. Dxg6+ fxg6 mit Vorteil<br />

für Schwarz oder der besseren Fortsetzung<br />

30. b4!?. Nach 30. ... cxb4<br />

(30. ... Kg7 31. bxc5 bxc5 32. hxg6<br />

fxg6 33. Lg4 und beide Seiten haben<br />

Schwächen.) 31. Lxd4 Dxd4 32. hxg6<br />

fxg6 33. Dxg6+ Dg7 hat Schwarz aufgrund<br />

der weißen Bauernschwächen<br />

immer noch einen Vorteil, aber die<br />

ungleichfarbigen Läufer sollten nach<br />

dem Damentausch das Remis für<br />

Weiß sichern. 30. ... cxd4 31. La4 te7<br />

32. tc6 Das Eindringen des Turms<br />

bringt Weiß nicht den beabsichtigten<br />

Erfolg. 32. ... dxf4 Bis zum Ende


der Partie ist die weiße Dame angesichts<br />

des Matts auf h2 zur Passivität<br />

verdammt. Gerade in Stellungen<br />

mit ungleichfarbigen Läufern ist von<br />

entscheidender Bedeutung, wer die<br />

effektiveren Drohungen gegen den<br />

gegnerischen König aufstellen kann.<br />

Dieser Vorteil und der freie d-Bauer<br />

begründen, warum Schwarz auf Gewinn<br />

steht. 33. hxg6 f5<br />

Bauern können bekanntlich nicht seitwärts<br />

ziehen, weswegen der schwarze<br />

König bombensicher steht. 34. tfc1<br />

Der Versuch, mit 34. g7 den störenden<br />

g-Bauern loszuwerden, ist nach 34. ...<br />

Txg7 35. Tg6 Dh2+! auch keine Lösung<br />

für Weiß. 34. ... d3 35. tc8 Weiß will<br />

irgendwie an den gegnerischen König<br />

rankommen, aber Schwarz kann<br />

alle Annäherungsversuche lässig abwehren.<br />

35. ... Kg7! Noch ein weiterer<br />

genauer Zug. 35...Txc8 36.Txc8+ Kg7<br />

würde zwar auch gewinnen, aber warum<br />

nicht noch ein Tempo gewinnen?<br />

36. t1c4 Was sonst? 36. Txd8 Dxc1+<br />

37. Df1 Dc7 mit Mattdrohung auf h2<br />

und Angriff gegen den Turm. 36. ...<br />

txc8 37. txc8 tc7 Der Computer ist<br />

der Ansicht, dass 37. ... e3!? 38. fxe3<br />

Txe3 39. Db7+ Kf6 40. Dc6+ Kg5 noch<br />

schneller für Schwarz gewinnt, aber<br />

kurz vor der Zeitkontrolle will und<br />

muss Schwarz sich nicht auf solche<br />

Varianten einlassen. 38. txc7+ Lxc7<br />

Weiß spielt nach wie vor ohne Dame,<br />

also muss sich sein Läufer allein gegen<br />

den Vormarsch des d-Bauern<br />

wehren - aber das schafft er natürlich<br />

nicht. 39. Ld7 a6<br />

Ein kleiner, gemeiner Zug. Schwarz<br />

will mit ...b6-b5 dem Läufer den Rückzug<br />

versperren. Sowohl auf 40.La4<br />

als auch auf 40.Le8 oder 40.Le6 würde<br />

jetzt 40...e3 folgen, mit Gewinn des<br />

Läufers. 40. h4 b5 41. dh3 41. Le6 e3<br />

42. fxe3 Dxe3+ 41. ... d2<br />

0–1<br />

Partie des monats<br />

49


Expeditionen in die Schachwelt<br />

Schicksalhaftes Prof. Dr. Christian Hesse<br />

„Es war die Hand Gottes.“<br />

Fußballer Diego Maradona<br />

über das von ihm mit der<br />

Hand erzielte Tor im<br />

WM-Viertelfinale<br />

Argentinien-Deutschland<br />

1986.<br />

„Die Weltgeschichte ist<br />

auch die Summe dessen,<br />

was vermeidbar gewesen<br />

wäre.“ Konrad Adenauer<br />

Manchmal ist es reizvoll,<br />

Geschichte so zu denken,<br />

wie sie nicht gewesen ist.<br />

Darauf baut inzwischen<br />

sogar eine ultramoderne Strömung<br />

der Geschichtswissenschaft auf. Begründer<br />

dieser als Uchronie (lateinisches<br />

Kunstwort aus chronos =Zeit,<br />

ou=kein, also „Nicht-Zeit“) bezeichneten<br />

Methode der Geschichtssimulation<br />

ist der französische Philosoph<br />

Charles Renouvier. Uchronie schafft<br />

erfundene Vergangenheit und denkt<br />

sich die Geschichte so, wie sie plausiblerweise<br />

auch hätte sein können.<br />

Das kann man natürlich auch mit der<br />

Schachgeschichte machen.<br />

Es ist etwa durchaus möglich, dass<br />

ein illegaler Zug in der Partie v. feyerfeil<br />

- lipke bei einem in Breslau<br />

1889 gespielten Qualifikationsturnier<br />

um den Titel Nationaler Meister<br />

den weiteren Verlauf der Schachgeschichte<br />

entscheidend beeinflusst<br />

hat. Nach 52 Zügen kam es zur Unterbrechung<br />

in folgender Stellung<br />

50<br />

v. Feyerfeil - Lipke<br />

Breslau, 1889<br />

Bei Wiederaufnahme wurden die<br />

Kampfhandlungen - von allen Beteiligten<br />

unbemerkt - ohne den weißen<br />

Bauern auf h2 fortgesetzt. Nun<br />

zog v. Feyerfeil 53. th2 und verlor<br />

im 121. Zug. Aufgrund dieser Niederlage<br />

gewann ein gewisser Emanuel<br />

Lasker das Turnier. Hätte v.<br />

Feyerfeil dagegen remisiert, was bei<br />

korrektem Aufbau der Abbruchstellung<br />

wohl wahrscheinlich war, dann<br />

hätte er den Turniersieg vor Lasker<br />

errungen. Für den Fall, dass er das<br />

Turnier nicht gewinnen sollte, hatte<br />

sich Lasker bereits im Vorfeld entschieden,<br />

mit Schach als beruflicher<br />

Perspektive ganz aufzuhören. Doch<br />

nach dem Turniergewinn blieb er<br />

beim Schach und wurde 5 Jahre später<br />

Weltmeister.<br />

Es ist müßig zu spekulieren, wer<br />

im Fall von Laskers Rückzug vom<br />

Schach an seiner Stelle die Nachfolge<br />

von Wilhelm Steinitz angetreten<br />

hätte. Jedenfalls wäre die Schachgeschichte<br />

eine ganz andere.<br />

Dasselbe ist denkbar bei anderem<br />

Ausgang der letzten Partie des WM-<br />

Matches von 1882 zwischen Tschigorin<br />

und Weltmeister Steinitz. Steinitz<br />

wurde völlig überspielt. Nach seinem<br />

31. Zug blickte er auf diese für ihn<br />

prekäre Schachlandschaft:<br />

Tschigorin - Steinitz<br />

Havana, 1892 (WM-Match, letzte Partie)<br />

Tschigorin, nun am Ruder, ist auf Gewinn<br />

eingestellt. Allein seine Königsstellung<br />

mahnt zur Vorsicht. Aber er<br />

kann eine Mehrfigur reklamieren und<br />

hätte daran denken können, mit 32.<br />

Txb7 Lh5 33. Tb3 Txd5 34. Sf4! Txd6<br />

35. Sxh5+ die geballte Kraft seines<br />

Figurentrios zum Einsatz zu bringen.<br />

Es bedarf keines großen Raffinements,<br />

um diesen erheblichen Vorteil<br />

in einen hübschen Sieg umzumünzen.<br />

Der Wettkampf mit Steinitz wäre<br />

dann ausgeglichen gewesen und<br />

gemäß der getroffenen Vorabvereinbarung<br />

hätte eine Verlängerung die<br />

Entscheidung bringen müssen. Nach<br />

dem einseitigen Verlauf der letzten<br />

regulären Partie sicherlich mit psychologischen<br />

Vorteilen für den Herausforderer.<br />

Stattdessen passierte dies: 32.<br />

lb4??? Rumpelschach mit dem Läu-


fer als Rumpelfüßler! Ein kleiner,<br />

lumpiger Zug, der alles verdirbt. Die<br />

Gelegenheit zum Ausgleich im Match:<br />

verpasst und verpatzt. So ist Schach.<br />

Nach dem Knock-out-Schlag 32.<br />

... txh2+ musste Tschigorin wegen<br />

Matts in 2 Zügen aufgeben.<br />

Mag sein, dass auch die Flasche<br />

Brandy, die Tschigorin stets zu den<br />

Partien brachte und reichlich leerte,<br />

ihr Scherflein zu dieser Katastrophe<br />

beigetragen hat. Mit hochrotem Kopf<br />

saß er nach der zum Verlust verdorbenen<br />

Gewinnstellung wie vom Blitz<br />

getroffen am Brett. Steinitz blieb<br />

Weltmeister.<br />

Noch eine Nummer größer ist unser<br />

letztes Beispiel. Mein Kandidat<br />

für den folgenschwersten, schicksalsträchtigsten<br />

Zug der gesamten<br />

Schachgeschichte. Er geschah in der<br />

41. Partie des 1. WM-Kampfes Karpov<br />

- Kasparov beim Stand von 5:1.<br />

Dies ist die Lage der Dinge:<br />

Karpow - Kasparow<br />

Moskau, 1984 (WM-Match, 41. Partie)<br />

Weltmeister Karpow spielte hier den<br />

materiellen Reflexzug 33. txd1??<br />

Eine ganze Ewigkeit kann den Schaden<br />

dieser Sekunde nicht reparieren.<br />

Karpow übersah das naheliegende,<br />

auf der freien Bahn des Außenstürmers<br />

beruhende 33. a6! Selbst die für<br />

Schwarz beste Variante 33. ... Lb3 34.<br />

Sxb3 Ta4 35. Sc5 Ta5 36. Te4 Txc5 37.<br />

Te8+ Kf7 38. a7 Ta5 (oder auch Einschaltung<br />

von 38. … Tc1+ 39. Kh2 Ta1)<br />

39. a8D Txa8 40. Txa8 führt zu einem<br />

verlorenen Turm-Läufer-Endspiel:<br />

expeditionen in die schachwelt<br />

Ein gezielter Blick in GM Dworezkis<br />

Endgame Manual und dieses Endspiel<br />

mit jeweils 3 Bauern auf demselben<br />

Flügel wird als Sieg für die Turm-<br />

Partei erkannt, da die Bauernstruktur<br />

der stärkeren Seite intakt ist. Dworezki<br />

schreibt: „With three pawns on<br />

each side a fortress, as a rule, cannot<br />

be built. Salvation is possible only<br />

in exceptional cases, when the pawn<br />

structure of the stronger side has<br />

flaws.”<br />

Karpow hätte die Stellung wohl so<br />

gut wie sicher gewonnen, zumal er<br />

sich nach Abbruch in aller Ruhe mit<br />

der benötigten Technik hätte vertraut<br />

machen können. Er wäre Weltmeister<br />

geblieben und Kasparow mit<br />

6:1 psychologisch schwer, vielleicht<br />

vernichtend geschlagen gewesen.<br />

Hätte Kasparow je zurückkommen<br />

können?<br />

Doch mit dieser Frage kommen wir<br />

auf das Terrain der Theorie von Kleopatras<br />

Nase, über die der Philosoph<br />

Blaise Pascal einmal sagte: „Wenn<br />

sie kürzer gewesen wäre, hätte die<br />

Geschichte einen anderen Verlauf<br />

genommen.“<br />

Aus Christian Hesse, Expeditionen in<br />

die Schachwelt, Chessgate <strong>200</strong>7<br />

51


ücherecke<br />

Bücherecke<br />

Fragen der modernen Schachtheorie – ein Sowjet-klassiker<br />

Als der britische Verlag Quality<br />

Chess <strong>200</strong>4 gegründet<br />

wurde, hatte er es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, das<br />

Buch „Fragen der modernen Schachtheorie“<br />

des Ukrainers Isaak Lipnitzki<br />

von 1956 aus der Versenkung zu holen.<br />

Lipnitzki starb mit 36 Jahren, doch<br />

seine Partien gegen die sowjetische<br />

Elite zeigen, dass er einer von ihnen<br />

war. Was dem Leser sich in den „Fragen<br />

der Modernen Schachtheorie“<br />

offenbart, gleicht einem Grundkurs<br />

in sowjetischem Nachkriegsschach.<br />

Das Buch bietet viele Einsichten, die<br />

sich sonst erst nach jahrelanger Praxis<br />

bieten. Die Themen sind frisch,<br />

und mit der Lektüre wird der Vereinsspieler<br />

besser werden, das ist sicher.<br />

Manches wirkt zwar rührend veraltet,<br />

wenn man etwa die Grundstellung<br />

aus dem Le2-Najdorf als „Boleslawski-System“<br />

bezeichnet sieht, aber<br />

abgesehen von solchen der Zeit geschuldeten<br />

Petitessen ist das Buch<br />

nach wie vor sehr relevant. Der Titelzusatz<br />

„Schachklassiker“ spielt<br />

leider zu sehr ins Prahlerische hinüber,<br />

ist aber dennoch gerechtfertigt.<br />

Inhaltlich bauen die Kapitel aufeinander<br />

auf, daher ist es notwendig,<br />

das Buch von vorn bis hinten zu lesen:<br />

Zentrum, Flügelspiel, Mobilisierung<br />

der Figuren, Initiative bis hin<br />

zu einer Phänomenologie der Neuerungen.<br />

Auch wenn man glaubt, über<br />

52<br />

Autor: Isaak Lipnitzky VerlAg:<br />

Quality Chess, SprAche: Deutsch,<br />

Seiten: 236, ( Preis: 24,99 €) €<br />

das Thema „Flügelspiel“ schon mal<br />

etwas gehört zu haben, sollten die<br />

Kapitel systematisch gelesen werden.<br />

Die Ausführungen werden dabei<br />

zusätzlich kursiv hervorgehoben,<br />

was das Verständnis sehr erleichtert.<br />

Lipnitzki erörtert seine Themen im<br />

Für und Wider, und folgt man der<br />

Argumentation Schritt für Schritt,<br />

erschließt sich auch dem Spieler,<br />

der vieles für sich verstanden zu<br />

haben glaubte, noch einiges. Konkret<br />

heißt das: erst lesen wir von der<br />

Verwertung des Raumvorteils (Lisitsin-Botwinnik,<br />

Leningrad 1932),<br />

dann folgt ein Beispiel, in dem diese<br />

Strategie erfolgreich bekämpft wird<br />

(Botwinnik-Lilienthal, Moskau 1936).<br />

Quality Chess hat einen wichtigen<br />

publizistischen Schritt nach vorn gemacht.<br />

Jetzt müssen die Verlags-Bosse<br />

John Shaw und Jacob Aagaard als<br />

nächstes aber unbedingt die dreibändige<br />

Botwinnik-Partiensammlung herausbringen,<br />

wenn wir hier schon von<br />

Schachklassikern reden.<br />

lisitsin, g. – Botwinnik, M.<br />

Leningrad 1932<br />

Mit welchem Bauern nimmt Schwarz<br />

wieder?<br />

bewertung: kkkkk<br />

Fernando Offermann, DWZ 2084


Win with the Stonewall Dutch<br />

Ein Repertoire aus schwarzer<br />

Sicht behandelt „Win with<br />

the Stonewall Dutch“. Das<br />

Autorengespann besteht aus<br />

Sverre Johnsen (ELO 2171), Ivar Bern<br />

(ELO 2328, IM und Fernschachweltmeister)<br />

sowie GM Simen Adgestein.<br />

Die beiden letztgenannten sind jeweils<br />

auch mit einigen eigenen Partien<br />

vertreten. Die Idee das Wissen<br />

von ein oder zwei starken Spielern zu<br />

nutzen und einen enthusiastischen<br />

Amateur die Fleißarbeit machen zu<br />

lassen ist reizvoll und war schon in<br />

„Win with London System“ ganz erfolgreich.<br />

Im Vorwort wird dargestellt,<br />

wer für welche Themen verantwortlich<br />

war. Allerdings bleibt es an manchen<br />

Stellen trotzdem unklar, wessen<br />

Meinung man bei „I“ oder „We“<br />

jetzt liest, oder ob es sich etwa um<br />

die Meinung des Amateurs aufgrund<br />

einer Engine-Beurteilung handelt.<br />

Nach drei einführenden Partien folgt<br />

die Theorie in 12 Kapiteln. Sieben<br />

davon behandeln weiße Aufbauten<br />

mit g3, zwei Kapitel weiße Aufbauten<br />

ohne g3. In zwei weiteren wird<br />

counter-AttAck<br />

Zenon Francos neuestes Werk<br />

bildet eine Ergänzung zum<br />

Vorgänger:<br />

The Art of Attacking Chess<br />

aus dem Jahr <strong>200</strong>8. Es werden verschiedene<br />

Situationen beleuchtet, die<br />

Konterchancen bieten, auch wenn der<br />

gegnerische Angriff gut vorbereitet<br />

erscheint.<br />

Eine gute Defensivtechnik zeichnet<br />

fast jeden Meisterspieler aus. In der<br />

Praxis unterschätzt man oft eigene<br />

Verteidigungsmöglichkeiten, insbesondere<br />

als schwächerer Spieler.<br />

Das Buch ist in 7 Kapitel unterteilt,<br />

wobei Partien von fast allen aktuellen<br />

auf weiße Abweichungen im zweiten<br />

Zug (2. Sc3, 2. Lg5, 2. e4, 2. g4) eingegangen.<br />

Das letzte Kapitel behandelt<br />

weiße Aufbauten ohne d4, in denen<br />

der Stonewall-Aufbau als kritisch gilt.<br />

Beginnt Schwarz mit der Zugfolge 1.<br />

d4 e6, kann er sich die letzten drei Kapitel<br />

sparen, muss aber dann mit 2. e4<br />

(Übergang zu Französisch) rechnen.<br />

Jedes Kapitel beinhaltet: Eine Übersicht<br />

über die Partien, Kommentierte<br />

Musterpartien, eine Übungsaufgabe,<br />

sowie eine Theorie-Übersicht.<br />

Den Kern bilden kommentierte Partien,<br />

in denen Schachwissen rund um<br />

die Eröffnung vermittelt wird. Die Autoren<br />

legen dabei vor allem Wert auf<br />

das Verständnis und gehen trotzdem<br />

auf Feinheiten z.B. bzgl. der Zugfolge<br />

ein. Das gelingt sehr gut, jedoch ist<br />

eine Menge Arbeit erforderlich. Meistens<br />

werden eine oder mehrere Möglichkeiten<br />

für Schwarz vorgestellt.<br />

Die Hauptempfehlung steckt in den<br />

Musterpartien, teilweise aber auch in<br />

der Theorie-Übersicht oder gar in der<br />

Besprechung der Übungsaufgabe. Wer<br />

sich jedoch die Mühe macht, wird die<br />

entstehenden Strukturen besser ver-<br />

und früheren Top-Großmeistern aufgeführt<br />

sind. Dabei sind Prominente<br />

wie Steinitz, Tarrasch, Tal, Smyslow,<br />

Kortschnoi, Karpow, Leko und natürlich<br />

auch Kasparow, um nur einige zu<br />

nennen. Jeder mit seinem Stil, auch in<br />

einigen schon bekannten Partien. Am<br />

häufigsten ist der geniale Iwantschuk<br />

mit einigen tollen Schwarzpartien<br />

aufgeführt.<br />

Es beginnt mit dem Abschnitt: “Lasker,<br />

the Master of Defence and Counterattack”<br />

an, im Mittelteil über “Regrouping”<br />

und “Simplification” bis<br />

hin zu “Three Memorable Struggles”.<br />

Im letzten Kapitel werden 3 schöne<br />

bücherecke<br />

Autoren: Johnsen, Bern, Agdestein,<br />

SprAche: Englisch, VerlAg: GAMBIT,<br />

Seiten: 221 (Preis: 19,95 €)<br />

stehen, so dass das Buch durchaus<br />

auch für den Weißspieler interessant<br />

ist.<br />

bewertung: kkkkK<br />

Prof. Dr. Matthias Willems; DWZ 1980<br />

53


ücherecke<br />

Verteidigungsleistungen von einigen<br />

Ex-Weltmeistern gezeigt (Botwinnik,<br />

Fischer und Topalov) gezeigt. Es sieht<br />

oft nach einer Gratwanderung aus<br />

und nicht jeder hat den Weitblick<br />

Iwantschuks, trotzdem ist es erfreulich<br />

zu sehen, welche Chancen sich<br />

oft noch ergeben. Nach den Kapiteln<br />

sind stets einige Aufgaben aufgelistet,<br />

die ausführlich besprochen werden,<br />

um das Gelernte abzufragen.<br />

Fazit: Das Buch hilft bei der Entschei-<br />

1.d4, Band eins<br />

Quality Chess hat sich auf<br />

das Wappen geschrieben,<br />

außergewöhnliche Bücher<br />

mit hohen Maßgaben<br />

zu produzieren. Ich darf an Marins<br />

„Learn from the Legends“ oder „San<br />

Luis <strong>200</strong>5“ von Gershon/Nor erinnern.<br />

Auch Boris Awruchs „1.d4, Band 1“,<br />

kommt monumental daher. Der Autor,<br />

ein 31jähriger israelischer Großmeister<br />

mit einer Zahl um 2650, hat<br />

sich die faustische Aufgabe gestellt,<br />

ein komplettes Weißrepertoire basierend<br />

auf 1.d4 darzulegen. Band eins<br />

liegt nun in der deutschen Übersetzung<br />

vor, mit Henrik Teske wurde ein<br />

Großmeisterkollege gewonnen, der<br />

die Stellungseinschätzungen korrekt<br />

transponieren kann. Die Textpassagen<br />

sind kurz gehalten und streng auf<br />

Schachliches beschränkt. Dennoch<br />

umfasst das Epos gut 500 Seiten, dabei<br />

werden ausschließlich Entgegnungen<br />

betrachtet, in denen Schwarz mit …<br />

d5 antwortet. Das heißt Band zwo, mit<br />

dem Awruch gerade schwanger geht,<br />

wird alle möglichen indischen und<br />

unregelmäßigen Entgegnungen thematisieren.<br />

Das wird kaum schlanker<br />

werden!<br />

Ein Kernstück des Buches ist die katalanische<br />

Eröffnung, die auf 244 Seiten<br />

ausführlich seziert wird. Awruch<br />

muss, um nicht völlig im Wust der<br />

Varianten und Zugumstellungen zu<br />

versinken, irgendwo Abstriche ma-<br />

54<br />

dungsfindung und zeigt typische Stellungen<br />

im Mittelspiel. Somit kann<br />

man auch mit Hilfe der Aufgaben viel<br />

dazu lernen und die Spielstärke steigern.<br />

Der Nachteil ist, dass einige der<br />

beschriebenen Eröffnungen bzw. Stellungstypen<br />

recht selten in der Praxis<br />

auftauchen. Am häufigsten ist Spanisch<br />

mit der Ruy-Lopez-Variante erwähnt<br />

und entsprechend analysiert.<br />

Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt<br />

und das Layout ist wie üblich beim<br />

Autor: Boris Awruch, VerlAg: Quality<br />

Chess, SprAche: Deutsch,<br />

Seiten: 490, (Preis: 29,99 €)<br />

chen und sein Repertoire rigoros<br />

einschränken. Mal entwickelt er den<br />

Damenspringer nach d2, dann wieder<br />

nach c3. Da vermisse ich Erläuterungen<br />

zur Entscheidungsfindung.<br />

Aber seine Herangehensweise ist gerechtfertigt,<br />

die Methode und Auswahl<br />

konsistent und in seinen Analysen ist<br />

er äußerst gewissenhaft. Jedes Kapitel<br />

wartet mit einem Überblick und den<br />

wichtigsten Neuerungen auf (manchmal<br />

Neuerungen schon vor dem 10.,<br />

Gambit-Verlag ausgezeichnet.<br />

bewertung: kkkkK<br />

Joachim Kutzner, DWZ 2036<br />

Autor: Zenon Franco, VerlAg: Gambit,<br />

SprAche: Englisch, Seiten: 239,<br />

(Preis: 18,95 €)<br />

manchmal auch erst nach dem 20.<br />

Zug!). Zweifelsfrei eine großartige<br />

Arbeit! Die Frage ist nur, für wen er<br />

schreibt. Das ausgetüftelte Repertoire<br />

hält sicherlich Großmeisteransprüchen<br />

stand, aber die haben schon<br />

eins bzw. basteln sich ihr eigenes. Der<br />

durchschnittliche Turnierspieler ist<br />

damit überfordert. Starke Amateure<br />

können sich angesprochen fühlen,<br />

doch offenkundig will sich das Buch<br />

gar nicht bei einer Zielgruppe anbiedern.<br />

Es spricht durch seine Klasse<br />

und setzt auf den Leser, der gute Lektüre<br />

zu schätzen weiß. Erfolg wäre<br />

Awruch für sein engagiertes Werk zu<br />

wünschen.<br />

bewertung: kkkkK<br />

IM Frank Zeller, DWZ 2351<br />

Die Rezensionsexemplare<br />

wurden<br />

freundlicherweise von<br />

<strong>Schachversand</strong> <strong>Niggemann</strong>,<br />

www.schachversand.de,<br />

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Lösungen der TakTikecke<br />

11. ... th2+ 2. Kxh2 df2+ 3. Kh3<br />

th8+ 4. Kg4 th4+ 0-1<br />

Smit – Liebergesell, 2. BL West <strong>200</strong>3<br />

21. Sed5 cxd5 2. Sxd5 db8 3. Sf6+<br />

Kh8 4. dh6 Sh5 5. dxh7# 1–0<br />

Muheim – Langer, Bad Homburg<br />

<strong>200</strong>9<br />

31. … tc2+ 2. td2 dd1 mit<br />

Materialgewinn.<br />

41. e6 lxe6 2. ld4 f6 2. ... g6 3.<br />

De5 3. dg4 Kf7 4. tfe1<br />

Dahl – Schulz, Berlin 1956<br />

56<br />

löSungen taKtiKecKe<br />

51. … lxf2+ 2. txf2 dh1+ 0–1<br />

3. Kxh1 Sxf2+ 28. Kg1 Sxd1<br />

Langheinrich - Pelletier BL <strong>200</strong>6<br />

61. td4!+- 1. Td2 Ta8 2. Ld4 Sa4 ; 1.<br />

Tb1 Ta8 2. Ld2 Sa4,<br />

Dreev – Saldano, EUCup <strong>200</strong>2<br />

Eine der typischen Stellungen,<br />

7 in denen Materialvorteil schadet.<br />

Blanke D gegen D+L ist remis! 1.<br />

df6+ Kh5 2. df5+ Kh6 3. le3+ Kg7<br />

Einzige Züge signalisieren zumeist<br />

den korrekten Lösungsweg.. 4.<br />

dg5+ Kf8 5. lc5+ ld6 und nun wird<br />

es etwas schwieriger 6. de5!! Und<br />

hier taucht das Grundmotiv der<br />

Kreuzfesselung, das auch schon<br />

in den Taktikaufgaben 3 und 4<br />

eine Rolle spielte, auf. Der Ld6 ist<br />

verloren 6. … Kg8 7. lxd6 dd8 8.<br />

dg3+ Kh8 9. le5+ f6 10. dg5 und<br />

noch einmal unser Motiv. Zugleich<br />

wird das Damenschach auf d2<br />

verhindert. Gegen Lxf6 gibt es keine<br />

Verteidigung. Kubbel, L.


TURNIERKALENDER<br />

26.09.<strong>200</strong>9 Gera, Schlossstr. 24, Komm.<br />

zentrum d. Sparkasse<br />

Pokal des Oberbürgermeisters Gera<br />

� 08.45 Uhr • 7 • � 2 x 20 Min. <strong>SG</strong> 8€<br />

• F Sieger-Pokal +100€ u. weitere • K<br />

Förderverein Schach Gera e.V<br />

� tkirschner@gmx.de / www.schachtage.de<br />

26.09. - 02.10.<strong>200</strong>9 Eckernförde / Am Exer<br />

3. Offene Seniorenmeisterschaft von<br />

Schleswig-Holstein<br />

� 15.00 Uhr • 7 • � 40 Z./2h Rest 30<br />

min. • <strong>SG</strong> 70 € incl. 7x5 € Verzehrbons • F<br />

350/250/150/100/50€ + Sonderpreise • DWZ/<br />

ELO • K Schachverband Schleswig-Holstein<br />

� schach@gehrmann-malente.de /<br />

www.schachverband-sh.de/osem<br />

01. – 04.10.<strong>200</strong>9 47574 Goch, Kastellstr. 11<br />

XX. Gocher Open <strong>200</strong>9 (Niederrhein-Gegend)<br />

� 19.00 Uhr • 9 • � 2h/40+0,5h/Rest<br />

• <strong>SG</strong> 40(+10)€ • F 1000/650/350€ •<br />

DWZ/ELO • Veranstaltungsort Kultur- und<br />

Kongresszentrum Kastell • K Wolfgang Evers,<br />

Winfried van Ooyen � 0211-376421, 0172-<br />

1587737, 02823-9620<br />

� gerwers3107@arcor.de / gocher-open.de<br />

02. - 04.10.<strong>200</strong>9<br />

Forchheim, Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 10<br />

8. Forchheimer Sparkassen-OPEN<br />

� 18.15 Uhr • 5 • � 90 min./40Z. + 30<br />

min. Rest+30 sek. pro Zug • <strong>SG</strong> 30/25€ (A-<br />

oder B-Open) • Preisfond 2.675€ • DW/ELO<br />

• Veranstaltungsort Jahn-Kulturhalle • K<br />

Schachclub Forchheim � 09191-4829 Fax<br />

09191-310358 � udo.gueldner@t-online.de /<br />

www.schachclub-forchheim.de/open/<br />

02. - 10.10.<strong>200</strong>9<br />

75312 Bad Wildbad / Kurhaus<br />

11. BAD WILDBADER HERBST <strong>200</strong>9<br />

� 17.00 Uhr • 9 • � 2h/40Z. + 30 min.<br />

• <strong>SG</strong> Erw 60€ Jug 50€ • F 600/300/100 +<br />

Sonderpreise • DW/ELO• K SAAR-SCHACH-<br />

AGENTUR � 06841 – 17 28 08 Fax � info@<br />

schach-agentur.de / www.schach-agentur.de<br />

03. - 04.10.<strong>200</strong>9<br />

Hoyerswerda, Sparkassengeb., Schlossstraße<br />

XVI. Sparkassenschachturnier (Mannschaft)<br />

� 14.00 Uhr • 15 • � 2x15 min. •<br />

Preisfond 4800 € <strong>SG</strong> 80€ • K Thomas Delling<br />

Bleichgässchen 2, 02977 Hoyerswerda<br />

�. 03571/405452 � Delling@schachhoyerswerda.de<br />

/<br />

www.schach-hoyerswerda.de /AnmeldungST<br />

03. - 10.10.<strong>200</strong>9<br />

CH-8405 Winterthur, Zürcherstraße 106<br />

9. Winterthurer Schachwoche<br />

� 11.00 Uhr • 9 • � 100 min /40 Z. + 50<br />

min Rest • <strong>SG</strong> Erw CHF 170 (GM, WGM,<br />

IM, WIM frei) CHF 100 für FM Jug CHF 80<br />

für Junioren U18 • F <strong>200</strong>0/1500/1000/<br />

800/600/400/300/<strong>200</strong>/100 CHF. Es gilt das<br />

Hort-System (bis 10. Rang)• DWZ/ELO •<br />

Veranstaltungsort Hotel Zentrum Töss •<br />

� schach@svwinterthur.ch /<br />

www.schachwoche.org<br />

03. - 11.10.<strong>200</strong>9<br />

München, Mensa TU, Arcisstr. 17<br />

29. MÜNCHNER OIS<br />

� 16.00 Uhr • 9 • � 2h /40 Z. 1h Rest /<br />

Partie nach Endspurt-Modus • <strong>SG</strong> Erw 60€,<br />

Jug 15€ GM/IM frei • F Preisfond 6.000€ •<br />

DWZ/ELO • K schach.muenchen@t-online.de /<br />

www.schachbezirkmuenchen.de<br />

09. - 11.10.<strong>200</strong>9<br />

A-6691 Riezlern, Walserstr. 31<br />

Casino-Open Kleinwalstertal in Riezlern<br />

� 19.00 Uhr • 5 • � 2h/40 Z. + 30 min. Rest<br />

• <strong>SG</strong> 50€, keine Konditionen für Titelträger,<br />

jeder Spieler erhält Jetons im Wert von 25€<br />

• F 250/150/100 € + 5 Sachpreise F ab 30<br />

Teilnehmer garantiert. Sonderpreise je 100€<br />

für beste Frau, Senior, Fide-ELO 1801-<strong>200</strong>0,<br />

1601-1800 und 500-1600 • DWZ/ELO • K<br />

Jürgen Lenz � +49 711-486190 � jlz@gmx.<br />

de / www.schach-info.de/kleinwalsertal<br />

10. – 17.10.<strong>200</strong>9<br />

Senden bei Münster / Steverhalle<br />

27. Münsterland-Open<br />

� 17.00 Uhr • 9 • � 2h/40 Züge + 60<br />

min. • F 1500/1000/750/500/250/100 <strong>SG</strong><br />

50+10€ • GM/IM frei • DWZ/ELO • K Thomas<br />

Schlagheck, Lechtenbergweg 25, 48165<br />

Münster, �. (0251) 78 71 51<br />

Fax (0251) 390 79 90<br />

� Tschlag@muenster.de / www.sk32.de<br />

13. – 17.10.<strong>200</strong>9<br />

38667 Bad Harzburg / Bündheimer Schloß<br />

10. Bad Harzburger Open<br />

� 17.45 Uhr • 8 • � 90 1,5h/40 Z.+<br />

1h Rest • <strong>SG</strong> Erw 40€ Jug 30€ • F<br />

500/350/<strong>200</strong>/100/70/50€ • DW/ELO • K Joerg<br />

Baars � 05322 - 54299 � Joerg.Baars@<br />

t-online.de / www.schachseiten.de<br />

15. – 18.10.<strong>200</strong>9<br />

34497Korbach, Kirchstraße 7<br />

3. Korbacher Open<br />

� 18.00 Uhr • 7 • � 2h/40 Züge + 60 min.<br />

Rest bzw. C-Open 90 min • <strong>SG</strong> Erw 45€ Jug<br />

30€, GM/IM frei • F Preisfond 1940 € •<br />

DWZ/ELO • Veranstaltungsort Bürgerhaus,<br />

Kirchstraße 7, 34497 Korbach • K Daniel<br />

Bremer, � 05631/64685 � webmaster@<br />

schachfreunde-korbach.de /<br />

www.korbacher-open.de<br />

16. – 18.10.<strong>200</strong>9<br />

32657 Lemgo-Lieme, In der Ecke 10<br />

6. Lippe-Cup<br />

� 17.30 Uhr • 5 • � 2 h/40 Züge + 30 min.<br />

Rest • <strong>SG</strong> Erw 25€ Jug 15€ (GM/IM frei) • F<br />

400/250/100€ • DW/ELO • Veranstaltungsort<br />

Gemeindehaus Lieme • K Wolfgang<br />

Reykowski � 05231/3037079<br />

Mobil: 0175/5507787 / www.sf-lieme.de<br />

17. – 25.10.<strong>200</strong>9<br />

Berlin, Gemeinschaftshaus Lichtenrade<br />

Lichtenrader Herbst <strong>200</strong>9<br />

� 14.00 Uhr • 9 • � 2h /40 Z. + 1h Rest •<br />

<strong>SG</strong> Erw 60€ Jug 50€, IM/GM frei • Preisfond<br />

9.<strong>200</strong>€ • DWZ/ELO • Veranstaltungsort<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade,<br />

Barnetstraße/Lichtenrader Damm, Berlin<br />

• K Olaf Parnemann, � 01709415158 �<br />

1.vorsitzender@sw-lichtenrade.de /<br />

www.SW-Lichtenrade.de<br />

29.10. - 01.11.<strong>200</strong>9<br />

CH-6010 Luzern / Hotel Anker<br />

9. Luzerner Open<br />

� 17.00 Uhr • 7 • � Schweizer System<br />

36/90min + 30min • <strong>SG</strong> Erw 80€ Jug 40 € •<br />

F 950/750/625€ Gruppe A: Total CHF 8000<br />

Gruppe B: Total CHF 1500• ELO • K Mario<br />

Bobbià � ++41 78 752 79 45 � mbobbia@<br />

vtxmail.ch / www.sktribschen.ch<br />

29.10. - 01.11.<strong>200</strong>9<br />

73779 Deizisau / Altbacher Str. 1<br />

4. Int. Deizisauer Herbstopen A-Open<br />

� 17.30 Uhr • 7 • � 90 min./Partie + 30<br />

sek. pro Zug • <strong>SG</strong> Erw 35€ Jug 20€ • F<br />

750/500/350/<strong>200</strong>/100/50€ • DW/ELO • K Sven<br />

Noppes � info@herbstopen.de /<br />

www.herbstopen.de<br />

31.10. - 08.11.<strong>200</strong>9<br />

Bad Wiessee, Adrian-Stoop-Str. 37-47<br />

13. Offene Bayerische Schach Meisterschaft<br />

� 13.00 Uhr Check in (Beginn 16.00 Uhr)<br />

• 9 • � 40 Z.•90 min., 30 min. Rest + 30<br />

sek., Bonus ab dem ersten Zug • <strong>SG</strong> Erw<br />

90€, Jug 50€ (Anmeldung nach 25.10.<strong>200</strong>9<br />

57<br />

�: Start • : Runden • �: Bedenkzeit • <strong>SG</strong>: Startgeld • F: Preise • K: Kontakl


�: Start • : Runden • �: Bedenkzeit • <strong>SG</strong>: Startgeld • F: Preise • K: Kontakl<br />

58<br />

turnierkalender<br />

– 90€) • F Preisfond 16.500€ • DWZ/<br />

ELO • Veranstaltungsort Wandelhalle /<br />

Jodschwefelbad • K Tourist-Information und<br />

Horst Leckner � 08022-86030<br />

� info@oibm-bad-wiessee.de /<br />

www.oibm-bad-wiessee.de (Siehe Anzeige S.56)<br />

01.11.<strong>200</strong>9<br />

Münster, Stühmerweg 10<br />

28. Allerheiligen-Turnier<br />

� 17.00 Uhr • 9 • � 20 min/ Partie/Spieler<br />

• <strong>SG</strong> A: 15 € (auch IM/GM)/ B: 10€ / C: 8 €<br />

• F A 1. Platz : mind. <strong>200</strong>, alle weiteren<br />

Klassen und Ränge Startgeldausschüttung •<br />

Veranstaltungsort Studien Institut für komm.<br />

Verwaltung • K SK Münster � 0251/787151•<br />

� TSchlag@muenster.de / www.sk32.de<br />

20. – 22.11.<strong>200</strong>9<br />

33034 Brakel, Brunnenallee 79<br />

Kaiserbrunnen Winter-Special 13<br />

� 19.00 Uhr • 5 • � 2 h/40 Züge + 30 min.<br />

Rest • <strong>SG</strong> Erw 38€, Jug 28€ im <strong>SG</strong> sind fünf<br />

kleine Getränke enthalten • F 250/150/100€<br />

+ Sonderpreise • DWZ/Elo • K Jürgen Lenz<br />

� +49 711-486190 � jlz@gmx.de /<br />

www.schach-info.de/brakel<br />

26. - 30.12.<strong>200</strong>9<br />

Nordhorn, Wilhelm-Raabe-Str.<br />

19. Radisson Blu Weihnachtsfestival<br />

� 18.30 Uhr • 8 • � 2h /40 Z. + 30<br />

min. Rest • <strong>SG</strong> Erw 45€, Jug 25€ • F<br />

300/250/<strong>200</strong>/150/120/100 + 5 Sachpreise •<br />

DWZ/ELO • K Jürgen Lenz � (049) (0)7 11-48<br />

61 90 � jlz@gmx.de / www.schach-info.de<br />

01. – 05.01.<strong>200</strong>9<br />

CH-4051 Basel, Hilton Hotel<br />

12. Hilton Schachfestival Basel<br />

Meister-, Amateur- und Seniorenturnier<br />

� 15.00 Uhr • 7, Senioren Runden 5 • �<br />

2h /40 Z.+30 min. Rest • Preisfond 1<strong>200</strong>0 CHF<br />

• K Bruno Zanetti, Klusweg 52, 4153 Reinach<br />

BL � turnierleiter@schachfestivalbasel.ch /<br />

www.schachfestivalbasel.ch<br />

(Siehe Anzeige S.32)<br />

18. – 21.02.2010<br />

Bad Zwischenahn, Wandelhalle am Kurpark<br />

12. NordWest Cup<br />

� 16.00 Uhr • 7 • � 2 h/40 Züge + 30 Min<br />

Rest • <strong>SG</strong> Erw 50€ Jug 30€ (GM/IM frei) • F<br />

1000/600/350/300/250/<strong>200</strong>/150/100/50/20€ •<br />

DW/ELO • K Jürgen Wempe � 04403-1636<br />

� wempe@t-online.de /<br />

www.chessorg.de/nwcup.php<br />

06. – 13.02.2010<br />

A- 9500 Villach, Neubaugasse 9<br />

3. Villach Open<br />

9 • � 90 min + 30 sek. Bonus je Zug • <strong>SG</strong><br />

Erw 45€ Jug 15€ Sen 35€ • F 1000/700/500<br />

/300/<strong>200</strong>/100€ • DW/ELO • Veranstaltungsort<br />

Volkshaus Völkendorf • K Waldemar Grohm<br />

� 0699 100 167 09 � office@grohm.at /<br />

www.admira-villach.at<br />

Vorschau<br />

Die nächste Ausgabe der SCHACHWELT erscheint am<br />

14. Oktober im ausgewählten Zeitschriftenhandel.<br />

Abonnenten erhalten ihre Ausgabe früher.<br />

In der Oktoberausgabe lesen Sie unter Anderem:<br />

Karpow – Kasparow: 25 Jahre nach dem ersten großen<br />

Kontakt 12-rundiger Schaukampf in Valencia/Spanien<br />

Im Interview: Stefan Kindermann<br />

Doping im Schach: Ein unglücklicher Selbstversuch<br />

Effizientes Schachtraining, Teil 2


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Flüge, Taxi- oder Minibustransfers, Unterbringung für<br />

14/7 Nächte inkl. Halbpension im Hotel Maritim Galatzo<br />

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Sauna und des Fitnessbereichs, Reiseleitung,<br />

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Schachreisen richtet sich an alle Interessierten<br />

bis zu einer DWZ von <strong>200</strong>0. Der modular<br />

aufgebaute Seminarteil behandelt vorwiegend<br />

positionelle und strategische Elemente sowie<br />

Endspielthemen. Im abendlichen Teil erwarten<br />

Sie neben einem bunten Schachprogramm<br />

auch Gesellschaftsspiele aller Art.<br />

Die Macht der Bauern<br />

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65510 Hünstetten<br />

Tel.: 06126 - 95 83 45 · Fax.: 06126 - 95 83 84<br />

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In „Die Macht der Bauern“ erläutern die Autoren anhand praktischer Beispiele typische<br />

Strukturen und Strategien. Im einleitenden Abschnitt untersuchen sie die jeweiligen<br />

Auswirkungen der Bauernstellung auf die einzelnen Figuren. Der zweite Teil des<br />

Buches beschäftigt sich eingehend mit den wichtigsten Bauernkonstellationen. Dabei<br />

wird großer Wert gelegt auf die verständliche Darstellung von Stellungsmerkmalen und<br />

beiderseitigen Plänen.<br />

Das Studium der ausführlich kommentierten, mit zahlreichen praktischen Tipps versehenen<br />

Großmeisterpartien erhöht das Schachverständnis und verhilft dem Leser zu besseren<br />

Ergebnissen in der eigenen Praxis.<br />

Das Buch richtet sich an Vereinsspieler mit DWZ/Elo von 1300 bis 2<strong>200</strong>.<br />

Softcover, 192 Seiten VKP: 22,90 €, portofreie Lieferung innerhalb D,<br />

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