ANTRIEB & KOMPONENTEN PORTRÄT Im Gespräch: Nils Martens, Senior Vice President Division Battery and Fuel Cell Systems, Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies Brennstoffzelle und Batterie – eine erfolgreiche Hybridstrategie Mit der verstärkten Entwicklung hin zur Elektromobilität wird die lange vernachlässigte Brennstoffzelle immer populärer. Im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären Nils Martens, Senior Vice President Division Battery & Fuel Cell Systems, und Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies, welche Vorteile die Brennstoffzelle gegenüber der Lithium-Ionen-Batterie hat. Zudem erläutern die beiden Experten, wieso sie eine Hybridlösung aus beiden Technologien für den Königsweg halten. Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Bild: Freudenberg Sealing Technologies <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg Sealing Technologies ist nicht unbedingt als Anbieter von Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien bekannt, sondern eher als Hersteller von Dichtungen und thermoplastischen Produkten für die Industrie. Welche Gründe gibt es für Ihr Engagement in diesem Bereich und welche Vorteile versprechen Sie sich davon? Martens: Es gibt gleich mehrere Gründe dafür. Für Freudenberg Sealing Technologies stellten sich wie für alle automobilnahe Firmen die Frage: Wie stellen wir uns besser auf den Trend der Elektromobilität ein? Welche Geschäftsfelder in der E-<strong>Mobility</strong> können wir generell erschließen? Und wie können wir uns vor allem auch neben dem Komponentengeschäft verstärken? Aus unserer Sicht wurden hier die Karten gerade neu gemischt und alle fingen bei null an. Für uns war das Ganze eine Chance in das Systemgeschäft einzusteigen. Denn wann immer wir ein Produkt auf den Markt bringen, ist es für uns wichtig, eine sehr gute Qualitätskontrolle und eine hohe eigene Wertschöpfung für das Produkt zu haben und es in allen Facetten zu beherrschen und zu verstehen. Bei den Brennstoffzellen erfüllen wir diese selbstgestellten Anforderungen, denn wir sind hier schon seit 25 Jahren aktiv und konnten eine tiefe, eigene Wertschöpfung errei- „Viele Unternehmen – so auch Freudenberg – verfolgen ohnehin eine klare Hybridstrategie, sowohl Batterie- als auch Brennstoffzellentechnologie in der Tiefe zu verfolgen.“ Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies chen. Aktuell hat dies wahrscheinlich kein anderes Unternehmen in dieser Qualität zu bieten, womit wir natürlich auch sehr wettbewerbsfähig sind. Eine ähnliche Tiefe wollten wir bei der Batterie erreichen. Und haben dafür die Voraussetzung geschaffen, in dem wir die Mehrheit von XALT Energy, die hochenergetische Lithium-Ionen- Batteriepacks für emissionsfreie Schwerlastanwendungen entwickeln und produzieren, übernommen haben. Damit einher geht auch das Thema Wissensaufbau in diesen neuen Applikationen – was für uns sicherlich auch eine große Motivation war. In der Vergangenheit waren das eben Getriebe und Verbrennungsmotor. Und in Zukunft werden es Brennstoffzelle, Batterie und die entsprechenden Systeme sein. Obgleich unser Fokus im Systemgeschäft eindeutig auf den Heavy-Duty-Anwendungen mit den höchsten Anforderungen liegt, sind wir überzeugt, dass wir auf Basis dieses tiefen Technologieverständnisses später unsere Kunden mit ‚Komponenten für den Massenmarkt Automotive‘ vollumfänglich als führender Technologiepartner unterstützen können. Ein weiterer, wesentlicher Grund für unsere Entscheidung in den Geschäftsbereich massiv zu investieren war, dass wir ohnehin die Bereiche Elektronik, Software, Telematik-Knowhow, etc., ausbauen wollten. Denn das sehen wir als wichtige Kompetenz für unsere Unternehmen und den Konzern. <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn es um die E-Mobilität geht, hat die Automobilbranche lange auf Batterien gesetzt, die Brennstoffzelle konnte sich dagegen bisher nicht durchsetzen. Das scheint sich zu ändern, Experten prognostizieren bis 2050 einen Marktanteil von Wasserstofffahrzeugen von bis zu 73%. Was hat sich geändert, dass die Brennstoffzelle nun so populär ist? Martens: Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Ein wesentlicher Faktor ist, dass es in naher Zukunft verlässliche und kommerziell auch wettbewerbsfähige Brennstoffzellen geben wird. Das ist die absolute Grundvoraussetzung. Damit einher geht ein weiteres Kriterium. Speziell beim Schwerlast- oder auch Langstreckentransport sind die benötigten Reichweiten und Ladegeschwindig- 38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild Freudenberg Sealing Technologies Nils Martens, SVP Division Battery & Fuel Cell Systems, Dr. Manfred Stefener, VP Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 39