KEM Konstruktion Connected mobile Machines & Mobility (CMM) 2020
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Nils Martens, Senior Vice President Division Battery and Fuel Cell Systems, Dr. Manfred Stefener, Vice<br />
President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies<br />
Brennstoffzelle und Batterie –<br />
eine erfolgreiche Hybridstrategie<br />
Mit der verstärkten Entwicklung hin zur Elektromobilität wird die lange vernachlässigte Brennstoffzelle immer<br />
populärer. Im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären Nils Martens, Senior Vice President Division Battery &<br />
Fuel Cell Systems, und Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies,<br />
welche Vorteile die Brennstoffzelle gegenüber der Lithium-Ionen-Batterie hat. Zudem erläutern die beiden<br />
Experten, wieso sie eine Hybridlösung aus beiden Technologien für den Königsweg halten.<br />
Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg Sealing Technologies<br />
ist nicht unbedingt als Anbieter von Brennstoffzellen<br />
und Lithium-Ionen-Batterien bekannt, sondern<br />
eher als Hersteller von Dichtungen und thermoplastischen<br />
Produkten für die Industrie. Welche Gründe gibt<br />
es für Ihr Engagement in diesem Bereich und welche<br />
Vorteile versprechen Sie sich davon?<br />
Martens: Es gibt gleich mehrere Gründe dafür. Für Freudenberg<br />
Sealing Technologies stellten sich wie für alle automobilnahe<br />
Firmen die Frage: Wie stellen wir uns besser<br />
auf den Trend der Elektromobilität ein? Welche Geschäftsfelder<br />
in der E-<strong>Mobility</strong> können wir generell erschließen?<br />
Und wie können wir uns vor allem auch neben<br />
dem Komponentengeschäft verstärken? Aus unserer<br />
Sicht wurden hier die Karten gerade neu gemischt und alle<br />
fingen bei null an. Für uns war das Ganze eine Chance<br />
in das Systemgeschäft einzusteigen. Denn wann immer<br />
wir ein Produkt auf den Markt bringen, ist es für uns<br />
wichtig, eine sehr gute Qualitätskontrolle und eine hohe<br />
eigene Wertschöpfung für das Produkt zu haben und es<br />
in allen Facetten zu beherrschen und zu verstehen. Bei<br />
den Brennstoffzellen erfüllen wir diese selbstgestellten<br />
Anforderungen, denn wir sind hier schon seit 25 Jahren<br />
aktiv und konnten eine tiefe, eigene Wertschöpfung errei-<br />
„Viele Unternehmen –<br />
so auch Freudenberg –<br />
verfolgen ohnehin eine<br />
klare Hybridstrategie,<br />
sowohl Batterie- als<br />
auch Brennstoffzellentechnologie<br />
in der Tiefe<br />
zu verfolgen.“<br />
Dr. Manfred Stefener, Vice President<br />
Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />
Sealing Technologies<br />
chen. Aktuell hat dies wahrscheinlich kein anderes Unternehmen<br />
in dieser Qualität zu bieten, womit wir natürlich<br />
auch sehr wettbewerbsfähig sind. Eine ähnliche Tiefe<br />
wollten wir bei der Batterie erreichen. Und haben dafür<br />
die Voraussetzung geschaffen, in dem wir die Mehrheit<br />
von XALT Energy, die hochenergetische Lithium-Ionen-<br />
Batteriepacks für emissionsfreie Schwerlastanwendungen<br />
entwickeln und produzieren, übernommen haben.<br />
Damit einher geht auch das Thema Wissensaufbau in diesen<br />
neuen Applikationen – was für uns sicherlich auch eine<br />
große Motivation war. In der Vergangenheit waren das<br />
eben Getriebe und Verbrennungsmotor. Und in Zukunft<br />
werden es Brennstoffzelle, Batterie und die entsprechenden<br />
Systeme sein. Obgleich unser Fokus im Systemgeschäft<br />
eindeutig auf den Heavy-Duty-Anwendungen mit<br />
den höchsten Anforderungen liegt, sind wir überzeugt,<br />
dass wir auf Basis dieses tiefen Technologieverständnisses<br />
später unsere Kunden mit ‚Komponenten für den<br />
Massenmarkt Automotive‘ vollumfänglich als führender<br />
Technologiepartner unterstützen können. Ein weiterer,<br />
wesentlicher Grund für unsere Entscheidung in den Geschäftsbereich<br />
massiv zu investieren war, dass wir ohnehin<br />
die Bereiche Elektronik, Software, Telematik-Knowhow,<br />
etc., ausbauen wollten. Denn das sehen wir als<br />
wichtige Kompetenz für unsere Unternehmen und den<br />
Konzern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn es um die E-Mobilität<br />
geht, hat die Automobilbranche lange auf Batterien<br />
gesetzt, die Brennstoffzelle konnte sich dagegen bisher<br />
nicht durchsetzen. Das scheint sich zu ändern, Experten<br />
prognostizieren bis 2050 einen Marktanteil von<br />
Wasserstofffahrzeugen von bis zu 73%. Was hat sich<br />
geändert, dass die Brennstoffzelle nun so populär ist?<br />
Martens: Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Ein<br />
wesentlicher Faktor ist, dass es in naher Zukunft verlässliche<br />
und kommerziell auch wettbewerbsfähige Brennstoffzellen<br />
geben wird. Das ist die absolute Grundvoraussetzung.<br />
Damit einher geht ein weiteres Kriterium. Speziell<br />
beim Schwerlast- oder auch Langstreckentransport<br />
sind die benötigten Reichweiten und Ladegeschwindig-<br />
38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>