KEM Konstruktion Connected mobile Machines & Mobility (CMM) 2020
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Der Setsuna von Toyota<br />
ist kein marktreifes<br />
Konzept – im Gegenteil:<br />
Die Idee dahinter<br />
soll vielmehr darauf<br />
aufmerksam machen,<br />
dass Gegenstände<br />
künftig wieder eine<br />
längere Lebensdauer<br />
haben sollten. Eine Reperatur<br />
an einem der<br />
86 austauschbaren<br />
Holzpaneele muss kein<br />
Makel sein, sie kann<br />
auch eine Erinnerung<br />
erhalten<br />
Bild: Toyota<br />
15 % Investition. Am Aachener Zentrum für integrativen Leichtbau<br />
(AZL) der RWTH will man durch das Projekt iComposite 4.0 nun die<br />
Kosten insgesamt um 49 bis 64 % reduzieren, Schuler ist einer der<br />
Partner. Als Demonstrator wird in einem hybriden Verfahren aus<br />
Lang- und Endlosfaser ein Fahrzeugboden mit einer Wandstärke von<br />
2,15 mm hergestellt. Im ersten Schritt werden dabei die Langglasfasern<br />
per Roboter auf eine Negativform gespritzt, was für minimalen<br />
Verschnitt sorgt. Nicht steuerbar ist hier aber die Faserorientierung,<br />
weshalb anschließend bestimmte Bereiche mit Bändern aus Carbon<br />
verstärkt werden. Derzeit wird daran gearbeitet, während des Faserspritzens<br />
direkt die Ausrichtung der Fasern in Echtzeit zu messen.<br />
Der Vergleich mit dem Digitalen Zwilling des Bauteils legt fest,<br />
wo genau die Verstärkungsstruktur durch die Carbonbänder angebracht<br />
und mit welchen Parametern der anschließende RTM-<br />
Prozess gefahren werden muss. Diese vorausschauende Qualitätskontrolle<br />
wird für jedes einzelne Bauteil direkt im Fertigungsprozess<br />
durchgeführt, wodurch zwar jedes minimal individuell wird, die erforderliche<br />
Steifigkeit aber immer garantiert gegeben ist. Experimentiert<br />
wurde dabei auch mit den Anteilen Glasfaser und Carbon,<br />
wobei die Eigenschaften hinsichtlich Torsionssteifigkeit, Biegesteifigkeit<br />
und Frontaufprall gleich bleiben mussten. Dabei stellte sich<br />
ein hoher Carbon-Anteil als die beste Lösung heraus, obwohl das<br />
Material wesentlich teurer ist als die Glasfaser. Dabei wurde das<br />
Gewicht im Vergleich zum Referenzteil aus Carbon-Textil-Material<br />
von 7,9 auf 7 kg reduziert, die Kosten sanken um 50 %. „Im Serienprozess<br />
kämen wir bei 35.000 Bauteilen pro Jahr auf unter 150 €<br />
Stückkosten“, so Winterhalter. Weiteres Potenzial zur Reduktion der<br />
Werkzeugkosten sehen die Experten in der Verringerung der Werkzeugsteifigkeit,<br />
wodurch die RTM-Presse mit bauteilspezifischen<br />
Parametern noch mehr Einfluss nehmen könnte.<br />
Composite-Material ist in der Praxis angekommnen<br />
Einige Hersteller produzieren bereits Strukturteile aus Composite-<br />
Material: Die Firma SGL Carbon aus Wiesbaden arbeitet mit verschiedenen<br />
Partnern an der Entwicklung von Batteriekästen aus carbonfaserverstärktem<br />
Kunststoff (CFK). Nach der Produktion der ersten<br />
Prototypen für den chinesischen Automobilhersteller Nio im<br />
Jahr 2018 hat man inzwischen auch einen Großauftrag von einem<br />
nordamerikanischen OEM für die Serienproduktion des Deckels und<br />
Bodens für Batteriegehäuse aus carbon- und glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff in hoher Stückzahl erhalten. Weitere Aufträge kamen von<br />
einem europäischen Sportwagenhersteller sowie von BMW: Für die<br />
Münchner wird man einen glasfaserbasierten Deckel für ein Batteriegehäuse<br />
produzieren. „Herkömmliche Batteriekästen für Elektroautos<br />
werden überwiegend aus Aluminium und Stahl gefertigt. Im<br />
Vergleich dazu ist das Akkugehäuse aus CFK rund 40 % leichter“, erklärt<br />
Sebastian Grasser, Head of Automotive Segment im Geschäftsbereich<br />
Composites bei SGL Carbon.<br />
Auch hier sieht man aber das Gewicht nicht alleinig als Treiber des<br />
Leichtbaugedankens: Die Bauteile müssen gleichzeitig eine hohe<br />
Steifigkeit aufweisen, um die Fahrdynamik zu unterstützen. Zusätzlich<br />
muss das Material den Unterboden vor Durchschlag schützen,<br />
zu einem optimierten Thermomanagement beitragen, hervorragenden<br />
Brandschutz bieten und die Dichtheitsanforderungen hinsichtlich<br />
Wasser und Gas bestehen. Laut SGL-Carbon würden Verbundwerkstoffe<br />
all diese Anforderungen sehr viel besser erfüllen als jedes<br />
andere Material.<br />
Leichtbau nicht Top-Priorität<br />
Das Thema E-Mobilität und Leichtbau kennt auch Michael Begert<br />
vom Produktentwicklungsspezialisten Edag, nach dessen Aussage<br />
bedacht werden muss, dass etwa ein Drittel des Akkugewichtes auf<br />
Gehäuse und Anbauteile entfallen, wo es noch viel Potenzial zu he-<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>