KEM Konstruktion Connected mobile Machines & Mobility (CMM) 2020
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies
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Das<br />
Engineering<br />
Magazin<br />
<strong>2020</strong><br />
www.kem.de<br />
Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>)<br />
Titelstory Seite 50<br />
Sicherer Hydraulikanschluss<br />
unter widrigen Bedingungen<br />
Zweite <strong>CMM</strong> Expo<br />
geht an den Start<br />
Konferenz<br />
Seite 12<br />
Daten im Griff von<br />
<strong>Connected</strong> Cars<br />
Cloudtechnologie<br />
Seite 16<br />
Leichtbau ist mehr<br />
als Reichweite<br />
<strong>KEM</strong> Perspektiven<br />
Seite 34<br />
Im Gespräch | „Brennstoffzellen sind leichter“<br />
Nils Martens & Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies – Seite 38
ELEKTRISCH<br />
SPANNEN<br />
ENERGIE SPAREN<br />
OHNE DRUCKLUFT MIT<br />
ELEKTROSPANNERN<br />
Eine umweltverträgliche Lösung<br />
zum Energiefresser Druckluft bieten<br />
die TÜNKERS-Elektrospanner, die<br />
kompatibel zur Pneumatikserie<br />
mit Gleichstrommotor (24V) oder<br />
mit intelligenter Servotechnik in<br />
den verschiedensten Größen für<br />
Spannkräfte von 100 N bis 5000 N<br />
verfügbar sind.<br />
Bei technisch unveränderten Daten<br />
in Punkto Spannkraft, Abmaßen<br />
und Taktzeiten bilden sie eine echte<br />
Alternative für eine vollelektrisierte<br />
Automation von Spann- und<br />
Positionieraufgaben besonders in<br />
Anlagen, Vorrichtungen und auch<br />
Fahrzeugen in denen auf Druckluft<br />
komplett verzichtet wird.<br />
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2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong><br />
info@tuenkers.de<br />
www.tuenkers.de
EDITORIAL<br />
Systemdenken<br />
erfordert Vernetzung<br />
Vor Ihnen liegt die erste Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> Maschines & <strong>Mobility</strong> –<br />
kurz <strong>CMM</strong> – der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>. Zugegeben hört sich das zunächst etwas sperrig<br />
an, aber der folgende Querschlenker verdeutlicht vielleicht den dahinter stehenden Kerngedanken:<br />
Soeben las ich, dass es möglich wäre, den Zustand der Ozeane und damit die<br />
Artenvielfalt in ihnen zu erhalten und bis 2050 auch wieder zu stabilisieren. Voraussetzung<br />
sei, dass es der Menschheit gelänge, die Ozeane als System zu verstehen und<br />
entsprechend zu agieren – nicht nur über abgestimmte Fangquoten, sondern auch begleitende<br />
Maßnahmen wie der Aufforstung von Seegras, Algen und Mangroven. Eine<br />
Aufgabe für die Politik, nicht für die Technik, könnte man meinen. Doch dann folgt ein<br />
entscheidender Satz: „Bei ‚Oceans 2050‘ werden Technologie und Innovation eine<br />
wichtige Rolle spielen – man könnte etwa Fischereiflotten digital koordinieren.“<br />
(siehe faz.net vom 13.8.<strong>2020</strong>: hier.pro/oiDWL)<br />
An dieser Stelle richtet sich die Aufgabe dann doch ganz klar an KonstrukteurInnen und<br />
IngenieurInnen – und in den Vordergrund tritt insbesondere das Thema der Vernetzung,<br />
daher das vorangestellte ‚<strong>Connected</strong>‘ im Namen dieser Ausgabe. Wie auch in der<br />
Industrie 4.0 spielt die Vernetzung (nicht zuletzt über das Internet of Things – IoT)<br />
eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die verschiedenen Teilnehmer eines<br />
Gesamtsystems zu koordinieren. Ob es sich dabei um Schiffe der Fischfangflotten,<br />
Agrarmaschinen beim Smart Farming oder verschiedene Verkehrsteilnehmer (einschließlich<br />
der Pkw) handelt, ist letztlich zweitrangig – entscheidend ist: Informationen müssen<br />
jederzeit (und bei Bedarf in Echtzeit) ausgetauscht werden können und es bedarf<br />
entsprechender Systemlösungen, diese zu verarbeiten, um die richtigen Handlungsanweisungen<br />
abzuleiten. Die Rubrik ‚Automatisierung & Systemmanagement‘ stellt<br />
entsprechende Angebote vor. Als <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> informieren wir Sie in der Rubrik<br />
‚Antrieb & Komponenten‘ natürlich auch über die ‚Hardware‘ für den Bau von <strong>mobile</strong>n<br />
Maschinen und Fahrzeugen. Und die Rubrik ‚Entwicklungstools & Produktion‘ gibt<br />
nicht zuletzt Tipps insbesondere zum Testen von Komponenten und Gesamtsystem.<br />
Online finden Sie uns unter: kem.industrie.de/<strong>mobile</strong>-maschinen/<br />
Übrigens: Als TechnikerInnen können wir so unseren Teil dazu beitragen, dass mit<br />
Oceans 2050 die Idee Realität wird – am besten zum Vorteil aller Menschen.<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban<br />
Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
michael.corban@konradin.de
Inhalt<br />
Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong><br />
<strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong><br />
TITELSTORY<br />
Höhere Leistung<br />
und mehr Sicherheit<br />
Schnellverschlusskupplungen der Serie FF von Stauff ermöglichen<br />
das sichere und tropffreie Lösen und Verbinden<br />
von Hydraulikanschlüssen – und damit den einfachen<br />
Austausch von Anbaugeräten an Baumaschinen<br />
auch unter widrigen Umgebungsbedingungen.<br />
Bild: Schuler<br />
Bild: Daimler<br />
20<br />
Das automatisierte und autonome Fahren steht in der Gefahr,<br />
in die Schublade „Hype“ gesteckt zu werden. Denn<br />
die Euphorie der letzten Jahre ist in den letzten Monaten<br />
einer umfassenden Ernüchterung gewichen.<br />
34<br />
Vor drei Jahren machte ein Versuch darauf aufmerksam, dass<br />
Gewicht bei Akkus im E-Auto hinsichtlich Reichweite eher sekundär<br />
sei. Leichtbau wirkt jedoch wesentlich breiter im System und<br />
bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite.<br />
Magazin<br />
Branchennews<br />
Weltweit sicher durch die Fabrik per Omlox .................................... 6<br />
Klimaneutrale Kältemittel für die E-<strong>Mobility</strong> ..................................... 8<br />
Bosch startet 5G-Tests im Halbleiterwerk Reutlingen .................. 10<br />
Mobile Maschinen & Fahrzeuge<br />
Kongressmesse <strong>CMM</strong><br />
Ein neues Zeitalter wird eingeläutet ............................................... 12<br />
<strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong><br />
Functions-on-Demand-Lösungen in vernetzten Fahrzeugen .......... 14<br />
Automatisierung & Systemmanagement<br />
Cloudtechnologie<br />
Cloud-Technologien von Google treiben<br />
die digitale Transformation in der Automobilbranche ...................... 16<br />
Autonomes Fahren<br />
Stand der Entwicklung selbstfahrender Autos .............................. 20<br />
Testen in the Loop<br />
Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests<br />
auf konventionellen HiL-Prüfständen geschlossen ......................... 22<br />
Netzwerksimulation mit waveBEE hive ........................................ 24<br />
Spezialaufgaben<br />
Heißwasser-Zug senkt Glyphosatverbrauch ................................... 26<br />
News aus dem Bereich Automatisierung & Systemmanagement 28<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Perspektiven<br />
Elektromobilität und Leichtbau<br />
Leichtbau bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite ...... 34<br />
Bild: Pro-Beam<br />
62<br />
Für das präzise Zusammenschweißen sehr filigraner Kupfer-Hairpins,<br />
wie sie in Elektroantrieben zum Einsatz kommen, ist der<br />
Elektronenstrahl ein effizientes und wirtschaftliches Werkzeug.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Porträt<br />
Nils Martens und Dr. Manfred Stefener,<br />
Freudenberg Sealing Technologies<br />
Brennstoffzelle und Batterie – eine erfolgreiche Hybridstrategie .. 38
50<br />
Bild: Stauff (Kupplung), Gennady Poddubny/stock.adobe.com (Frontlader),<br />
Konradin Mediengruppe (Zusammenstellung)<br />
EJOT Qualität verbindet ®<br />
EJOT<br />
FÜGE<br />
TECHNIK<br />
Antrieb & Komponenten<br />
Baugruppen<br />
Steuerelemente-Halter mit MuCell-Schäumverfahren realisiert .... 30<br />
Elektromobilität<br />
DC-Kleinstmotoren im Teleskoparm eines Laderoboters .............. 44<br />
IP67-Leckagetests für Gehäuse von Traktionsbatterien ................. 46<br />
Antriebsstrategien<br />
Elring-Klinger-CEO Wolf gibt Ausblick<br />
über die Entwicklung im Antriebsstrang ........................................ 48<br />
Titelstory<br />
Mobilhydraulik<br />
Stauff optimiert Schnellverschlusskupplungen mit der Serie FF .... 50<br />
News aus dem Bereich Antrieb & Komponenten .......................... 54<br />
Entwicklungstools & Produktion<br />
Testen<br />
Prüflösungen für Lithium-Ionen-Batterien<br />
und Wasserstoffspeicher ............................................................... 56<br />
Phoenix-Testlab-Geschäftsführer Altmaier über<br />
Test- und Prüfanforderungen im Automotive-Bereich .................... 58<br />
Prozessüberwachung mit intuitiver Messtechnik .......................... 60<br />
Schweißen<br />
E-Mobilität bietet Anwendungsfelder für den Elektronenstrahl ..... 62<br />
News aus dem Bereich Entwicklungstools & Produktion .............. 64<br />
Individuelle Lösungen für<br />
Batteriesysteme und Lade-<br />
Infrastruktur in der Elektromobilität.<br />
• Breites Produktportfolio für<br />
vielfältige Materialien<br />
• Sicheres Verbinden von Multi-<br />
Material-Strukturen<br />
• Fügeverfahren an die Montagesituation<br />
angepasst<br />
• Dichtigkeit des Systems, z.B.<br />
durch Zusatzfunktionen<br />
• Lösbare Verbindungen für<br />
wertstoffgerechtes Recycling<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................................................................ 3<br />
Wir berichten über... ....................................................................... 10<br />
Impressum ..................................................................................... 66<br />
Vorschau ......................................................................................... 66<br />
Inserentenverzeichnis .................................................................... 66<br />
www.ejot.de/industrie<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 5
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Bild: Connect world/stock.adobe.com<br />
Ortungsstandard in der Smart Factory<br />
Weltweit sicher durch<br />
die Fabrik per Omlox<br />
Unter der Bezeichnung Omlox haben mehrere Industrieunternehmen auf Initiative<br />
des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf einen frei zugänglichen Ortungsstandard<br />
für die Vernetzung der Fabrik als Herzstück der Lieferkette entwickelt.<br />
Prinzipiell wird damit auch in der Fabrikhalle eine Lokalisierung so einfach, wie<br />
man es von der Ortung per GPS im Freien kennt.<br />
Um eine durchgängige Vernetzung der Smart Factory zu erleichtern, stellt Omlox Indoor-Navigationsdaten<br />
in einem einheitlichen Format bereit<br />
(co) Ziel von Omlox ist es, Ortungsdaten mittels<br />
eines Standards – und damit einer einheitlichen<br />
Schnittstelle – herstellerübergreifend<br />
zur Verfügung zu stellen. Daten ver-<br />
schiedener Lokalisierungstechnologien wie<br />
Ultrabreitband, RFID, 5G oder GPS lassen<br />
sich so zusammenführen. „Wir wollen Industriekunden<br />
den Einsatz von Hard- und Software<br />
verschiedener Hersteller erleichtern“,<br />
sagt Thomas Schneider, Entwicklungsgeschäftsführer<br />
bei der Trumpf GmbH + Co. KG<br />
in Ditzingen. „Das senkt Aufwand und Kosten,<br />
da Funktechnologien bislang oft nur für<br />
sich funktionieren.“ Mit Omlox sollen sich alle<br />
Ortsdaten in einem einheitlichen Koordinatensystem<br />
anzeigen lassen.<br />
Um die Weiterentwicklung des Standards für<br />
Ortungsdaten zu sichern, haben die Initiatoren<br />
die Profibus Nutzerorganisation e.V.<br />
(PNO) in Karlsruhe eingebunden. Sie verfügt<br />
aus der Tätigkeit im Bereich der Industriekommunikation<br />
über Feldbusse und Industrial<br />
Ethernet über die Erfahrung, offene und<br />
einfach nutzbare Standards voranzutreiben.<br />
Als Technologie ist und bleibt Omlox aber –<br />
wie auch IO-Link – von Profibus und Profinet<br />
unabhängig. Die Arbeitskreise werden in ihren<br />
Aktivitäten eigenständig operieren, können<br />
sich allerdings bei Bedarf der Erfahrung<br />
der existierenden Arbeitskreise bedienen.<br />
Aus technischer Sicht ist der mit Omlox einfach<br />
zu realisierende, kombinierte Einsatz<br />
verschiedener Ortungstechnologien zu begrüßen.<br />
Um Distanzen auch in Fabrikhallen<br />
zentimetergenau bestimmen zu können,<br />
müssen die Ortungslösungen unter anderem<br />
mit Metall zurechtkommen, das die Funkwellen<br />
ablenkt. Ultrabreitband (UWB) hat sich<br />
hier als besonders robuste Funktechnologie<br />
etabliert. Erst eine solch robuste Technik ermöglicht<br />
die effiziente Steuerung fahrerlose<br />
Transportsysteme oder Drohnen.<br />
www.omlox.com<br />
Mobile Arbeitsmaschinen<br />
Strategische Partnerschaft von STW und Siko<br />
(bt) Die Sensor-Technik Wiedemann GmbH,<br />
Kaufbeuren, und die Siko GmbH, Buchenbach,<br />
vereinbaren eine strategische Partnerschaft,<br />
mit dem Ziel, den Markt der <strong>mobile</strong>n<br />
Arbeitsmaschinen noch besser mit gemeinsamen<br />
Lösungen auf Basis individueller Stärken<br />
erschließen zu können. Durch die Zusammenarbeit<br />
profitieren die Kunden, indem sie auf<br />
komplette Systeme von der Messtechnik bis<br />
hin zu Automatisierung und Cloud-basierten<br />
Konzepten zugreifen können.<br />
Die strategische Partnerschaft ist die natürliche<br />
Erweiterung einer langjährigen, guten<br />
Zusammenarbeit und schafft die Basis für gemeinsame<br />
Entwicklungen und Abstimmung<br />
der Produktportfolios. STW bietet für den<br />
Markt der <strong>mobile</strong>n Arbeitsmaschinen Lösungen<br />
von Sensorik, Steuerungen, Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />
bis hin zu Vernetzung,<br />
Bild: STW<br />
Synergien durch die Partnerschaft in der Positionssensorik,<br />
Digitalisierung sowie Automatisierung<br />
Datenmanagement und Cloud-Anbindungen.<br />
Siko ist ein Spezialist für robuste und innovative<br />
Messtechnik für unterschiedlichste<br />
Messaufgaben, wie z.B. Längen-, Winkelund<br />
Drehzahlmesstechnik.<br />
Auf vertrieblicher Ebene sind gemeinsame<br />
Vermarktungsaktivitäten auf Basis des Eco-<br />
Systemgedankens vorgesehen. Darüber hinaus<br />
sind auch gemeinsame Entwicklungsprojekte<br />
geplant, die das Know-How der beiden<br />
Firmen optimal bündeln, um Produkte<br />
und Lösungen mit hohem Kundennutzen zu<br />
realisieren. Dazu gehört der Ausbau des Sensorikbaukastens<br />
für die Mobilhydraulik mit<br />
neuen bzw. erweiterten Funktionalitäten und<br />
die Bereitstellung funktional sicherer Systeme.<br />
Mathias Roth, Head of the Mobile Automation<br />
business unit, STW: „Gerade in den<br />
Bereichen der Positionssensorik, Digitalisierung<br />
sowie Automatisierung sehen wir hier<br />
große gemeinsame Chancen.“<br />
www.stw-mm.com<br />
6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
| AT11-17G |<br />
Multiachs-Servosystem AX8000:<br />
Minimale Zykluszeit, maximale Leistung<br />
Schneller Strom- und Lageregler:<br />
Stromregler-Reaktionszeit 1 μs<br />
Stromregler-Zykluszeit 62,5 μs (bis zu 16 μs)<br />
Drehzahlregel-Zykluszeit 62,5 μs (bis zu 32 μs)<br />
Lageregler-Zykluszeiten 62,5 μs<br />
EtherCAT-Zykluszeit 62,5 μs<br />
www.beckhoff.de/AX8000<br />
Das AX8000-System komplettiert die hochskalierbare Beckhoff Antriebstechnik. Das modular kombinierbare<br />
Multiachs-Servosystem AX8000 bringt Hochleistungs-Antriebstechnik mit optimierter Raumausnutzung<br />
in den Schaltschrank. Der AX8000 ermöglicht gleichmäßigere Bewegungsabläufe durch<br />
erhöhte Abtastraten und somit eine optimierte Produktqualität. Die Strommessung erfolgt innerhalb<br />
1 μs in einem FPGA.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 7
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Kühllösung von Technotrans für weltweit ersten Personenzug mit Wasserstoff-Brennstoffzelle<br />
Klimaneutrale Kältemittel für die E-<strong>Mobility</strong><br />
(bt) Die Technotrans SE, Sassenberg, liefert<br />
im Rahmen eines Serienauftrags eine maßgeschneiderte<br />
Batteriekühlung für den weltweit<br />
ersten Personenzug, der mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />
betrieben wird. Es ist<br />
gleichzeitig das erste realisierte Projekt des<br />
börsennotierten Unternehmens im Bereich<br />
der Wasserstofftechnologie. Im neuen Kühlsystem<br />
kommt das umweltschonende Kältemittel<br />
R1234yf zum Einsatz.<br />
„Mit diesem Projekt beweisen wir einmal<br />
mehr unsere technologische Vorreiterrolle im<br />
Bereich der flüssigkeitsbasierten Kühlung. Indem<br />
wir unser Know-how erfolgreich auf die<br />
wasserstoffbasierte Mobilität übertragen, erweitern<br />
wir konsequent unser Anwendungsspektrum<br />
und damit auch das Produktportfolio“,<br />
sagt Michael Finger, Vorstandsmitglied<br />
der Technotrans SE. Das Unternehmen entwickelte<br />
in enger Abstimmung mit dem Kunden<br />
ein spezifisches <strong>mobile</strong>s Kühlsystem<br />
und ist während der gesamten Projektlaufzeit<br />
von <strong>2020</strong> bis 2023 exklusiver Lieferant<br />
für die Wasserstoffzüge.<br />
Damit baut das Unternehmen seine Marktposition<br />
im Schienensegment weiter aus, erweitert<br />
seinen Kompetenzbereich und stärkt<br />
das Geschäft mit bahnqualifizierten Serienge-<br />
räten. Der Hersteller setzt bei seiner Kühllösung<br />
außerdem auf das Kältemittel R1234yf,<br />
das nicht ozonabbauend und mit einem<br />
GWP-Wert (Global Warming Potential) von 4<br />
annähernd klimaneutral ist.<br />
Der emissionsfreie Personenzug soll zunächst<br />
Dieselzüge auf Strecken ersetzen, die<br />
schwer oder überhaupt nicht elektrifizierbar<br />
sind. Er kombiniert dabei Lithium-Ionen-Batteriesysteme<br />
mit Wasserstoff-Brennstoffzellen.<br />
Bei der Umwandlung von Wasserstoff<br />
und Sauerstoff in Wasser entsteht Strom, der<br />
die Batterien auflädt und den Elektromotor<br />
„Indem wir unser<br />
Know-how erfolgreich<br />
auf die wasserstoffbasierte<br />
Mobilität übertragen,<br />
erweitern wir<br />
konsequent unser<br />
Anwendungsspektrum.“<br />
Bild: Technotrans<br />
Michael Finger, Vorstandsmitglied der<br />
Technotrans SE<br />
antreibt. Das Batteriekühlsystem sorgt unter<br />
anderem für ein konstantes Temperaturniveau<br />
und sichert damit den effizienten und<br />
gleichmäßigen Betrieb des Wasserstoffzugs.<br />
Ausschlaggebend für den Zuschlag sei vor allem<br />
die langjährige Lösungskompetenz des<br />
Systemherstellers gewesen. „Anspruchsvolle<br />
Projekte wie dieses erfordern weit mehr<br />
als Standard-Produkte von der Stange. Hier<br />
ist ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />
gefragt – und genau das ist<br />
unsere Spezialität.“<br />
www.technotrans.de<br />
KIT entwickelt Mensch-Maschine-Schnittstelle für Mähdrescher<br />
Intelligente Systeme erkennen Belastung<br />
(bt) Trotz moderner Maschinen gibt es bei der<br />
Ernte von Getreide innerhalb eines Tages<br />
Phasen einerseits mit sehr hoher und andererseits<br />
mit relativ geringer Arbeitsbelastung.<br />
Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie<br />
(KIT) entwickeln nun ein automatisiertes<br />
Assistenzsystem, das Fahrerinnen und<br />
Bild: Claas<br />
Fahrern abhängig vom aktuellen Beanspruchungsniveau<br />
Aufgaben zur Bearbeitung<br />
empfiehlt. Das System hält einer Unter- und<br />
Überforderung entgegen und die Daueraufmerksamkeit<br />
kontinuierlich aufrecht.<br />
Die neuartige Fahrerkabine besteht aus mehreren<br />
Teilsystemen. Dabei geht es vor allem<br />
darum, zu erkennen, wie sehr die Fahrerin<br />
oder der Fahrer aktuell beansprucht ist. In<br />
Studien wurde der Belastungszustand mittels<br />
Blickerfassung (Eye-Tracking) untersucht.<br />
Auch ein Fitnessarmband, das mithilfe von<br />
Lichtsignalen den Puls ermittelt und so das<br />
Stresslevel messen kann, sei vorstellbar. Diese<br />
sollen dann künftig über eine auf Augmented<br />
Reality (AR) basierende Schnittstelle ins<br />
Sichtfeld des Fahrers projiziert werden, um<br />
die Kabine nicht mit Bedienelementen zu<br />
überladen. Die an das Beanspruchungsniveau<br />
anpassungsfähige Mensch-Maschine-<br />
Schnittstelle hat nicht nur ökonomische sondern<br />
auch ökologische Vorteile. Durch die digitale<br />
Vernetzung der Fahrerkabine werden<br />
für die Ernte hilfreiche Informationen wie<br />
Wettervorhersagen oder Daten zur Bodenbelastung<br />
eingebunden.<br />
www.kit.eu<br />
8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
MIKRO HYDRAULIK<br />
LEE Komponenten für die Industrie- und<br />
Fahrzeughydraulik (IMH)<br />
LEE Hydraulische Miniaturkomponenten GmbH<br />
Am Limespark 2 · D-65843 Sulzbach<br />
+49 (0)6196 / 773 69 - 0<br />
info@lee.de · www.lee.de<br />
Die industrielle Mikrohydraulik ist der bei Lee am schnellsten wachsende<br />
Bereich. Kleinstes Format, optimierte Funktionalität und hohe Lebensdauer, sind<br />
dabei die Erfolgsfaktoren. Zu finden sind sie in der Automobilindustrie, bei Kraftund<br />
Landmaschinen-Herstellern und auch im industriellen Sektor.<br />
Von der individuellen Einzelfertigung bis zu millionenfachen<br />
Großserien – unsere flexible Infrastruktur und der hocheffektive<br />
Maschinenpark qualifizieren uns für alle Aufgaben der Sparte.<br />
THE LEE COMPANY MORE THAN 70 YEARS SINCE 1948<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 9
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Internationales Forschungsprojekt untersucht Einsatz von 5G<br />
Bosch startet 5G-Tests im Halbleiterwerk Reutlingen<br />
Bild: Bosch<br />
Halbleiter aus Siliziumkarbid in der Bosch Waferfab in Reutlingen<br />
(bt) Bosch setzt auf 5G als wichtigen Baustein<br />
für die Digitalisierung und Vernetzung in der<br />
Produktion und Logistik. Das Unternehmen<br />
beginnt jetzt mit Verträglichkeitstests und Kanalmessungen<br />
für den Aufbau eines 5G-Netzes<br />
im Halbleiterwerk in Reutlingen. „Bei<br />
Bosch haben wir uns frühzeitig mit 5G in Forschung<br />
und Entwicklung beschäftigt und sind<br />
überzeugt, dass der neue Mobilfunkstandard<br />
für einen Schub bei Industrie 4.0 sorgt“, sagt<br />
Dr. Michael Bolle, Bosch-Geschäftsführer und<br />
CDO/CTO. Das Unternehmen beteiligt sich<br />
daher aktiv am internationalen Forschungsprojekt<br />
5G-Smart mit dem Ziel, das Potenzial<br />
des neuen Kommunikationsstandards in realen<br />
Produktionsumgebungen zu erproben, zu<br />
demonstrieren und zu bewerten. Im Rahmen<br />
von 5G-Smart werden im Bosch-Halbleiterwerk<br />
in Reutlingen, am Ericsson-Standort in<br />
Kista in Schweden sowie auf dem 5G-Industry<br />
Campus Europe des Fraunhofer IPT in Aachen<br />
5G-Anwendungen für die Fertigung getestet.<br />
„Die Halbleiterfertigung ist äußerst komplex<br />
und sensitiv. Über 1000 Tests durchlaufen<br />
Wafer, ehe die mikroskopisch kleinen Elemente<br />
in unterschiedlichen Produkten zum<br />
Einsatz kommen. Elektromagnetische Wellen<br />
können bei der Fertigung Störquellen sein.<br />
Wir testen, wie sich 5G auf die Produktion<br />
auswirkt“, sagt Andreas Müller, Bosch-Forscher<br />
und Vorsitzender der internationalen<br />
Initiative 5G-ACIA (5G Alliance for <strong>Connected</strong><br />
Industries and Automation). Zudem werden<br />
Kanalmessungen durchgeführt. Sie sollen Erkenntnisse<br />
liefern, wie sich eine optimale<br />
Netzabdeckung gewährleisten lässt, wo und<br />
wie engmaschig beispielsweise Sendeantennen<br />
im Werk platziert werden müssen.<br />
Auf Basis der Ergebnisse plant Bosch, ein<br />
5G-Testnetz bis Herbst in der Halbleiterfertigung<br />
in Reutlingen zu errichten und erste<br />
5G-Anwendungen umzusetzen. Dabei prüfen<br />
Ingenieure, inwiefern sich Maschinen und<br />
Anlagen anstelle von W-LAN oder einer Verkabelung<br />
noch effizienter und besser über 5G<br />
realisieren und anbinden lassen. Einsatzfelder<br />
sind unter anderem autonome Transportsysteme,<br />
die über eine lokale Cloud gesteuert<br />
werden oder der Fernzugriff auf Maschinen<br />
und die Kommunikation von industriellen<br />
Anlagen untereinander.<br />
Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt<br />
in Reutlingen lassen sich künftig auch bei<br />
den Planungen von 5G-Netzen nutzen, beispielsweise<br />
im neuen Halbleiterwerk in<br />
Dresden. „Wir bauen in Dresden die weltweit<br />
erste 5G-fähige Halbleiterfabrik von<br />
Bosch. Von Tag eins an wird das Werk 5G-ready<br />
sein“, sagt Bolle. In die neue Waferfab investiert<br />
Bosch rund 1 Mrd. Euro – die größte<br />
Einzelinvestition der Firmengeschichte.<br />
www.bosch.com<br />
Wir berichten über<br />
5G-ACIA ..................................... 12<br />
FEV ............................................ 29<br />
Omron Electronics .................... 65<br />
Telemecanique Sensors ............ 54<br />
Aachener Zentrum für<br />
Freudenberg Sealing<br />
Phoenix Contact ........................ 26<br />
Toyota ........................................ 34<br />
integrativen Leichtbau ............... 34<br />
Technologies .............................. 38<br />
Phoenix Testlab .......................... 58<br />
Trimble ....................................... 26<br />
ABB ........................................... 54<br />
Google ................................. 16, 26<br />
Pöppelmann .............................. 30<br />
Trumpf ......................................... 6<br />
Aptiv .......................................... 21<br />
Groupe Renault ......................... 16<br />
Pro-Beam ................................... 62<br />
TU Berlin .................................... 22<br />
ASC ........................................... 65<br />
Inficon ....................................... 46<br />
PSA ............................................ 20<br />
TÜV Süd .................................... 29<br />
Audi ........................................... 20<br />
INRIX ......................................... 14<br />
Robomat .................................... 60<br />
Universität Duisburg-Essen ....... 34<br />
AVL ............................................ 22<br />
Intel ........................................... 28<br />
RWTH Aachen ........................... 34<br />
VDMA .................................. 12, 34<br />
AWS .......................................... 26<br />
International<br />
Schuler ...................................... 34<br />
Volterio ...................................... 44<br />
Azure ......................................... 26<br />
Automotive Task Force .............. 60<br />
Schurter ..................................... 60<br />
VW ............................................ 20<br />
BMW ......................................... 34<br />
Kirchhoff .................................... 34<br />
Schweizer Bundesbahn ............. 26<br />
Zentralverband Elektrotechnik-<br />
Bosch ................................... 10, 20<br />
Kistler .................................. 60, 64<br />
Sensor-Technik Wiedemann ........ 6<br />
und Elektronikindustrie .............. 54<br />
Commercetools ......................... 14<br />
KIT ............................................... 8<br />
SGL Carbon ............................... 34<br />
ZF .............................................. 28<br />
Continental ................................ 20<br />
McAfee ...................................... 20<br />
Siko .............................................. 6<br />
Zwick Roell ................................ 56<br />
Daimler ...................................... 20<br />
Mobileye .............................. 28, 29<br />
Smart Testsolutions ................... 64<br />
Deutsche Messe ....................... 12<br />
Nio ............................................. 34<br />
Society of American Engineers . 20<br />
Edag .......................................... 34<br />
Nissan ....................................... 28<br />
Stauff ......................................... 50<br />
Elring Klinger ............................. 48<br />
Nordsys ..................................... 24<br />
Technischen Universität Graz .... 44<br />
Faulhaber ................................... 44<br />
NXP ........................................... 28<br />
Technotrans ................................. 8<br />
10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
BUCHTIPPS<br />
MAGAZIN<br />
Technische Grundlagen, Rechtsprobleme, Rechtsfolgen<br />
Buchtipp: Autonomes Fahren<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Buchtipp: KI in der Industrie<br />
(bt) Die Entwicklung des Autonomen<br />
Fahrens, das sogenannte<br />
teleoperierte Fahren und auch<br />
die schon jetzt eingesetzten Fahrerassistenzsysteme<br />
werfen eine<br />
Vielzahl neuer juristischer Probleme<br />
auf, die nahezu jedes<br />
Rechtsgebiet tangieren. Dieses<br />
interdisziplinär ausgerichtete<br />
Handbuch verschafft einen systematischen<br />
Überblick über den aktuellen<br />
Stand der Entwicklungen<br />
sowie alle rechtlichen Implikationen.<br />
In einer Einführung werden<br />
die Grundlagen der Technik und<br />
Funktionsweise selbstfahrender<br />
Fahrzeuge verständlich erläutert.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
• Haftungsfragen des autonomen<br />
Fahrens<br />
• Marktrechtliche Fragestellungen<br />
• Immaterialgüterrechtliche Rahmenbedingungen<br />
• Telekommunikation und Datenschutz<br />
• Grundrechtliche Implikationen<br />
• Strafrechtliche Probleme<br />
• Prozessrecht und autonomes<br />
Fahren<br />
• Völker- und europarechtliche<br />
Implikationen des Autonomen<br />
Fahrens<br />
Das Buch bietet dabei einen Gesamtüberblick<br />
über die heterogenen<br />
Rechtsbereiche, eine gut<br />
verständliche Einführung in die<br />
technischen Grundlagen. Es orientiert<br />
sich dabei an den Problemen<br />
der Praxis.<br />
(bt) Das Rechtshandbuch Cybersecurity<br />
soll eine erste Anlaufstelle<br />
für die betriebliche Praxis<br />
sein, indem es, als umfassendes<br />
Kompendium konzipiert, die wesentlichen,<br />
mit dem Themenkomplex<br />
verbundenen Rechtsfragen<br />
aufgreift und umsetzungsgerechten<br />
Lösungsvorschlägen zuführt.<br />
Dabei legt die Darstellung<br />
besonderen Wert auf Interdisziplinarität<br />
und spricht Juristen,<br />
Techniker und Ingenieure an.<br />
Auszüge aus dem Inhalt:<br />
• Technische Grundlagen<br />
• Stand der Technik<br />
• Rahmenvorschriften<br />
• Technischer Datenschutz<br />
• Schutz von Kritischen<br />
Infrastrukturen<br />
• Forschung und IT-Sicherheit<br />
Nicht nur, dass die Zahl entsprechender<br />
Vorfälle zugenommen<br />
hat, auch gewinnt das Thema Cybersicherheit<br />
in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung immer stärker an<br />
Bedeutung und ist damit auch für<br />
den Ruf datenverarbeitender<br />
Wirtschaftszweige wichtig. Die<br />
Datensicherheit ist zwingend<br />
notwendig, um einen effektiven<br />
Datenschutz zu gewährleisten.<br />
Erschwert wird das Fehlen einer<br />
einheitlichen Systematik des<br />
Rechts der Cybersicherheit dadurch,<br />
dass es, weitaus stärker<br />
noch als das Datenschutzrecht,<br />
von technischen und organisatorischen<br />
Anforderungen abhängig<br />
ist. Dies erfordert ein hohes Maß<br />
an Interdisziplinarität.<br />
Bild: C.H.Beck<br />
Oppermann / Stender-Vorwachs<br />
(Hrsg.),<br />
Autonomes Fahren<br />
C.H.BECK, 2. Auflage, <strong>2020</strong><br />
XXII, 501 S., Softcover 89,00€<br />
ISBN 978-3-406-73285-0<br />
www.beck.de<br />
Bild: Hanser<br />
KI in der Industrie<br />
Grundlagen, Anwendungen,<br />
Perspektiven<br />
Robert Weber, Peter Seeberg<br />
136 Seiten, flexibler Einband<br />
ISBN: 978-3-446-46345-5,<br />
€ 39,99<br />
www.hanser-fachbuch.de<br />
i.Comp 8 und 9 TOWER T<br />
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Premium-Qualität<br />
für die Werkstatt<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 11
MOBILE MASCHINEN & FAHRZEUGE<br />
KONGRESSMESSE <strong>CMM</strong><br />
Die <strong>CMM</strong> (<strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong>) in Hannover zeigt Chancen und Praxis der Vernetzung<br />
Mobile Maschinen und autonome Fahrzeuge<br />
läuten ein neues Zeitalter ein<br />
Von 1. bis 2. Dezember <strong>2020</strong> zeigt in Hannover die zweite <strong>CMM</strong> (zuvor 5G <strong>CMM</strong>) das Potenzial <strong>mobile</strong>r<br />
Maschinen und autonomer Fahrzeuge. Die 2019 gestartete neue Kongressmesse stellt Schlüsseltechnologien<br />
für (teil-)autonome <strong>mobile</strong> Maschinen und Fahrzeuge vor und richtet sich schwerpunktmäßig<br />
an Produktverantwortliche und -entwickler in diesen Bereichen.<br />
Embedded Systems, Automationsund<br />
Softwarelösungen für <strong>mobile</strong><br />
Anwendungen und natürlich der<br />
neue Mobilfunkstandard 5G stehen<br />
im Mittelpunkt der <strong>CMM</strong> <strong>2020</strong><br />
Bild: Elnur/stock.adobe.com<br />
Der Name der Kongressmesse <strong>CMM</strong> – <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong><br />
& <strong>Mobility</strong> – lässt bereits erkennen, dass insbesondere<br />
die Möglichkeiten der Vernetzung beleuchtet werden, die viele Szenarien<br />
in <strong>mobile</strong>n Anwendungen erst möglich machen. Vor allem<br />
Künstliche Intelligenz (KI), 5G, <strong>mobile</strong> Automationslösungen und<br />
Embedded Systems ermöglichen in einer nie gekannten Geschwindigkeit<br />
neue <strong>mobile</strong> Applikationen. In absehbarer Zeit können Autos<br />
autonom fahren, Schiffe ohne Besatzung über die Weltmeere steuern,<br />
Felder von den Landwirten aus dem Büro bewirtschaftet werden<br />
und Flugzeuge ohne Piloten Menschen und Fracht sicher ans<br />
Ziel bringen. Fest steht, dass die Digitalisierung und die damit einhergehende<br />
Vernetzung von Maschinen und Fahrzeugen die Welt<br />
von morgen massiv beeinflussen wird.<br />
Um all das zu realisieren, müssen die komplexen Systeme und ihr<br />
Verhalten sicher getestet und validiert werden – neueste, innovative<br />
Technologien stellen hier mit der gestiegenen Zahl an Möglichkeiten<br />
zusätzliche Herausforderungen. Die Hersteller und Konstrukteure<br />
von <strong>mobile</strong>n Maschinen und Fahrzeugen stehen vor der Herausforderung,<br />
intelligente Komponenten und zukunftsweisende Kommu-<br />
nikationstechnologien wie 5G in ihre Produkte zu integrieren.<br />
Als Kongressmesse zeigt die <strong>CMM</strong> <strong>2020</strong> also, wie sich <strong>mobile</strong> Maschinen<br />
und Fahrzeuge vernetzen lassen und sie ist die Weiterentwicklung<br />
der 5G <strong>CMM</strong> Expo, die im Oktober 2019 an den Start ging.<br />
Sie bietet in diesem Jahr rund 100 Vorträge, Gesprächsrunden, Interviews<br />
und Pitches – und im begleitenden Ausstellungsteil können<br />
die TeilnehmerInnen sich selbst ein Bild von den Technologien und<br />
Dienstleistungen machen, die <strong>mobile</strong> Maschinen und Fahrzeuge<br />
intelligent beziehungsweise autonom werden lassen.<br />
Testfeld für 5G-Echtzeit-Use-Cases<br />
Für die Deutsche Messe AG als Veranstalterin der <strong>CMM</strong> spielt das<br />
Thema vernetzte Mobilität eine herausragende Rolle. In Hannover<br />
entsteht derzeit eines der ersten und größten Messegelände der<br />
Welt mit einer flächendeckenden, privaten 5G-Infrastruktur. Damit<br />
entwickelt sich das 100 ha große Ausstellungsgelände sukzessive<br />
zu einem hochinnovativen Multifunktions-Campus, der an 365 Tagen<br />
als Testfeld für 5G-Echtzeit-Use-Cases zur Verfügung steht.<br />
Ideeller Träger der <strong>CMM</strong> ist der Fachverband Elektrische Automation<br />
im VDMA. Ein weiterer Partner ist unter anderem die 5G-ACIA<br />
(Alliance for <strong>Connected</strong> Industries and Automation). „Die Vernetzung<br />
von Fahrzeugen ist ein hochinnovatives und volkwirtschaftlich<br />
12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
sehr bedeutendes Thema“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer des VDMA. Das Weltmarktvolumen für <strong>mobile</strong><br />
Maschinen liege bei jährlich 220 Milliarden Euro. „Die Innova -<br />
tionskraft geht immer stärker auch in die Vernetzung der Fahrzeuge<br />
– und wir haben Leitanbieter und Leitanwender vor der Tür und es<br />
muss unser Anspruch sein, die Leitmesse zum Themenfeld <strong>Connected</strong><br />
<strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> aufzubauen.“ Der Messestandort<br />
Hannover biete dazu die besten Voraussetzungen.<br />
Themen der <strong>CMM</strong> im Überblick<br />
• Anwendungen:<br />
Smart Farming, Smart Construction, Smart City,<br />
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS),<br />
Logistik/Intralogistik<br />
Besuch der Techtide<br />
direkt im Anschluss<br />
TIPP<br />
Ebenfalls zum zweiten Mal findet am 2. und 3. Dezember<br />
<strong>2020</strong> die Techtide statt. Die Digitalkonferenz des Landes<br />
Niedersachsen soll Treiber der Digitalisierung sein und steht<br />
für den offenen und intensiven Dialog. Sie ist Treffpunkt für<br />
Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik.<br />
Besucher der <strong>CMM</strong> haben die Möglichkeit, auch die Techtide<br />
direkt im Anschluss zu besuchen, da sie sich unmittelbar an<br />
die <strong>CMM</strong> anschließt. Die Techtide wird ebenfalls im Convention<br />
Center auf dem hannoverschen Messegelände durchgeführt.<br />
Veranstalter sind das Niedersächsische Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und die<br />
Deutsche Messe, in Zusammenarbeit mit der<br />
Digital-Community des Landes Niedersachsen.<br />
www.techtide.de<br />
Die Deutsche Messe will mit der <strong>CMM</strong> ein Schaufenster für den Einstieg in<br />
ein neues Zeitalter <strong>mobile</strong>r Maschinen und autonomer Fahrzeuge sein<br />
• Konnektivität:<br />
5G Systemlösungen, Telekommunikationsprovider und -dienstleistungen,<br />
Kommunikationslösungen für <strong>mobile</strong> Anwendungen,<br />
Komponenten und Bauelemente, Test- und Prüflösungen<br />
• Vernetzte Verkehrssysteme:<br />
Kommunikationslösungen, Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
autonomer Verkehrsträger<br />
• Komponenten:<br />
Sensorik und Datenerfassung, Positionsbestimmung und<br />
Navigation, Antriebssysteme & Steuerungstechnik, KI & Assistenzsysteme,<br />
Software- und Cloudlösungen, OPC UA<br />
(Open Platform Communications Unified Architecture)<br />
• Unmanned Vehicles:<br />
Autonomes Fahren, Autonome Wasserfahrzeuge, Autonome<br />
Schienenfahrzeuge, Unbemannte Flugobjekte, Zertifizierung,<br />
Beratung, Prüfungsdienstleistungen<br />
• What‘s Next?<br />
Future <strong>Mobility</strong>, Disruptive Anwendungen,<br />
Mensch und Mobilität 2050<br />
hier.pro/KVDE9<br />
Weitere Infos:<br />
<strong>CMM</strong> (<strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong>)<br />
1. - 2. Dezember <strong>2020</strong>, Convention Center,<br />
Messegelände Hannover<br />
hier.pro/KVDE9<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Solutions to Develop Tomorrow‘s <strong>Mobility</strong><br />
Test Systems – Integrierte Prüfstandslösungen:<br />
Für die Entwicklung leistungsfähiger Hybridkonzepte und Batterietechnologien<br />
werden hoch spezialisierte Einrichtungen zum Test von<br />
Fahrzeugenergiesystemen, elektrischen Antriebssträngen, Zellen und<br />
Batterien notwendig.<br />
Zu diesen Zukunfts themen realisieren wir die passenden Prüfstands-<br />
Lösungen, um die Test verfahren unter möglichst realen Bedingungen<br />
abzubilden. Wir stellen erprobte, skalierbare und leistungsfähige<br />
Testlösungen entlang des gesamten Antriebsstrangs bereit.<br />
Mit der zugehörigen Prüfstands-Software zur Steuerung ganzer<br />
Prüfzentren und zur Testdatenverwaltung bieten wir schlüsselfertige<br />
Technologien zur Entwicklung moderner Antriebskonzepte.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 13<br />
www.kratzer-automation.com | testsystems@kratzer-automation.com
MOBILE MASCHINEN & FAHRZEUGE<br />
CONNECTED MOBILITY<br />
Functions-on-Demand-Lösungen von Commercetools in vernetzten Fahrzeugen<br />
Die Zukunft der Mobilität<br />
Das vernetzte Auto, vor ein paar Jahren noch eine Zukunftsvision, ist Realität geworden. Verkehrsinformationen<br />
in Echtzeit erhalten oder sogar Einkäufe tätigen – das Internet hat in Fahrzeugen Einzug gehalten. Mit einem<br />
Sprachassistenten wird das Fahrzeug zu einem vielseitigen Touchpoint, der für Marken und Händler immer<br />
interessanter wird. Commercetools bietet in diesem Umfeld Functions-on-Demand-Lösungen an, die es<br />
Fahrern ermöglichen sich sicherer im Straßenverkehr zu bewegen.<br />
Hauke Rahm, Head of Customer Success, Commercetools GmbH, München<br />
Durch die Vernetzung wird das Auto selbst zu einem<br />
IoT-Gerät auf vier Rädern. Ein denkbares Geschäftsmodell<br />
im Bereich <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong>, um<br />
die Funktionalität vernetzter Autos zu erweitern,<br />
sind functions on demand<br />
Bild: chesky/stock.adobe.com<br />
Das Mobilitätsverständnis befindet sich derzeit in starkem Wandel.<br />
Während sich die Automotive-Industrie durch die Entwicklung<br />
von Sensoren und IT-Systemen dem Ziel des autonomen Fahrens<br />
nähert, treibt die öffentliche Verwaltung den Ausbau der Infrastruktur<br />
für E-Fahrzeuge voran. Von der effektiveren Zeitnutzung<br />
während der Autofahrt bis hin zur Inklusion von Menschen mit starken<br />
Sehschwächen oder anderen Einschränkungen im Straßenverkehr:<br />
Die künftigen Entwicklungen versprechen zahlreiche Vorteile.<br />
Doch bislang ist das elektrische, vollkommen selbstfahrende Auto<br />
noch Zukunftsmusik. Denn neben technischen Herausforderungen<br />
sind noch einige Hürden wie Rechts- und Sicherheitsfragen zu überwinden.<br />
Wesentlich naheliegender sind <strong>Connected</strong>-<strong>Mobility</strong>-Konzepte, die<br />
das Fahrerlebnis schon heute benutzerfreundlicher gestalten, aber<br />
ihr volles Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft haben. Diese halten<br />
für Marken, Händler und Automobilhersteller nie dagewesene<br />
Chancen bereit.<br />
Functions-on-Demand-Lösungen<br />
<strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong> beschreibt den Austausch und Empfang von<br />
Daten zwischen Fahrzeug und Internet. Ähnlich wie bei einem<br />
Mobiltelefon wird diese Vernetzung durch telematische Boxen ermöglicht,<br />
mit denen Nutzfahrzeuge als nächster großer Schritt in der<br />
Digitalisierung der Automobilbranche ausgestattet werden. Dadurch<br />
wird das Auto selbst zu einem IoT-Gerät auf<br />
vier Rädern. Ein denkbares Geschäftsmodell<br />
im Bereich <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong>, um die Funktionalität<br />
dieses vernetzten Autos noch zu erweitern,<br />
sind functions on demand (FOD).<br />
Diese digitalen Dienste lassen sich auch nach<br />
Kauf des Fahrzeuges noch zu dem Zeitpunkt<br />
freischalten, zu dem sie benötigt werden. Sie<br />
sorgen dafür, dass sich Fahrer rundum sicherer,<br />
effektiver, kostengünstiger und angenehmer<br />
im Straßenverkehr bewegen. Einige dieser<br />
Anwendungen, wie Funktionen aus den<br />
Bereichen Licht, Fahrerassistenz und Infotainment,<br />
werden bereits von Automobilherstellern<br />
auf Smartphone oder Tablet angeboten.<br />
Mit dem Angebot dieser Dienste kratzen Hersteller aber noch<br />
ganz an der Oberfläche des Potenzials. Denn durch ganzheitliche, integrierte,<br />
smarte Konzepte eröffnen sich bisher noch ungeahnte<br />
Möglichkeiten. Beispielsweise könnten die Services künftig automatisch<br />
die ideale Fahrtroute mit einem Zwischenstopp an der<br />
nächsten freien Ladestation planen und durch vorausschauende<br />
Wartung die Instandhaltungskosten des Fahrzeugs reduzieren.<br />
Backend-Algorithmen können Ausfälle vorhersagen, senden im<br />
Gefahrenfall eine Meldung an den Nutzer und benachrichtigen automatisch<br />
einen Pannendienst.<br />
In-Car Commerce: Das Auto als neuer<br />
Verkaufskanal<br />
Neben functions on demand dürften in nächster Zeit vor allem In-<br />
Car-Commerce-Konzepte für Marken, Händler und Automobilhersteller<br />
interessant werden. Denn die Deutschen verbringen einen<br />
signifikanten Anteil ihrer Zeit im Auto, darunter durchschnittlich<br />
mehr als 120 Stunden pro Jahr im Stau, so eine Studie des Verkehrsinformationsanbieters<br />
INRIX. Sie befinden sich dabei in einem<br />
bequemen, von Mitmenschen abgetrennten Raum ähnlich den eigenen<br />
vier Wänden – und damit in der idealen Lage, um beispielsweise<br />
Einkäufe zu erledigen. Von anderen Möglichkeiten des Online-Shoppings<br />
hebt sich der In-Car Commerce dabei vor allem in einem<br />
Punkt ab: Das Fahrzeug kann als vollkommen <strong>mobile</strong>r Touch-<br />
14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Damit der Fahrer bequem von unterwegs einkaufen kann, ohne die eigene<br />
Sicherheit oder die der anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden, bietet<br />
sich der Einsatz von Sprachassistenten für den In-Car Commerce an<br />
Bild: jamesteohart/stock.adobe.com<br />
point betrachtet werden und vermag es, Konsumenten direkt zum<br />
PoS zu befördern. Beispielsweise ist es so möglich, während der<br />
Fahrt schon einmal einen Warenkorb bei einem Lebensmittelgeschäft<br />
zusammenzustellen. Anschließend wird zur Abholung automatisch<br />
die effektivste Route zum Laden berechnet. Doch nicht nur<br />
die Erledigung von Lebensmitteleinkäufen von unterwegs ist denkbar.<br />
Auch das Finden, Reservieren und Bezahlen von Parkplätzen im<br />
Vorhinein wird mit <strong>Connected</strong>-<strong>Mobility</strong>-Konzepten möglich sein und<br />
so das Verkehrsaufkommen reduzieren. Zudem könnte die Gastronomie<br />
durch die Möglichkeit, Speisen von unterwegs vorzubestellen<br />
oder Tische zu reservieren, höhere Umsätze generieren.<br />
Bedienung durch Sprachassistenten<br />
Damit der Fahrer bequem von unterwegs einkaufen kann, ohne die<br />
eigene Sicherheit oder die der anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden,<br />
bietet sich der Einsatz von Sprachassistenten für den In-<br />
Car Commerce an. Bereits jetzt ist die Bedienung des Navigationssystems<br />
per Stimme oder die Telefonie mittels Freisprechanlage für<br />
Fahrer völlig selbstverständlich geworden. Dabei hat man beide<br />
Hände frei, wird nicht durch einen Bildschirm abgelenkt und muss<br />
das Auto nicht erst anhalten, um sicher Transaktionen wie Lebensmitteleinkäufe<br />
zu erledigen. Als weitere Möglichkeit ist eine Bedienung<br />
über Bildschirme durch den Beifahrer denkbar, der so die<br />
Fahrtzeit sinnvoll nutzen kann. Ganz gleich, auf welche Art und Weise<br />
Fahrer mit ihrem Fahrzeug interagieren werden – es ist nur eine<br />
Frage der Zeit, bis das Auto ein ebenso selbstverständlich verwendetes<br />
Mobilgerät sein wird wie das Smartphone oder das Tablet.<br />
Anbieterwettkampf um Platz im Auto<br />
Sobald die technischen Voraussetzungen für die Umsetzung von<br />
In-Car Commerce-Lösungen geschaffen sind, wird es durch dieses<br />
Potenzial zu einem Wettlauf der Anbieter kommen. Denn nur wer<br />
sich einen Platz im Auto sichert, also seine Anwendung auf dem integrierten<br />
<strong>mobile</strong>n System platziert, wird über den Touchpoint Umsätze<br />
generieren. In diesem Szenario profitieren am meisten die Automobilhersteller,<br />
denn ihnen kommt die Rolle der Gatekeeper zu,<br />
die über Kooperationen mit Händlern und Marken entscheiden. Die<br />
Anwendungsmöglichkeiten von <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong> im Allgemeinen<br />
und In-Car Commerce im Speziellen sind zahlreich. Allen Lösungen<br />
ist gemeinsam, dass sie das Fahrerlebnis der Zukunft auf dem Weg<br />
zum vollkommen autonomen Fahren effektiver, nutzerfreundlicher<br />
und innovativer als je zuvor gestalten werden.<br />
jg<br />
www.commercetools.com/de/<br />
Details zu den Lösungen von Commercetools für die<br />
Automobilindustrie:<br />
hier.pro/EYpDJ<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 15
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
CLOUDTECHNOLOGIE<br />
Cloud-Technologien von Google treiben die digitale Transformation in der Automobilbranche<br />
Zuverlässige, innovative Partner gesucht<br />
Die Automobilindustrie befindet sich in einer historisch einzigartigen Umbruchsituation – angetrieben durch Cloud-Technologien<br />
und digitalisierte Prozesse. Diese eröffnen Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten, Kundenanforderungen<br />
gerecht zu werden und im intensiven Wettbewerb zu bestehen. Angefangen bei <strong>Connected</strong> Cars bis hin zu Smart Factories,<br />
verwertet die Automobilbranche beispiellose Datenmengen. Um diese zu bewältigen, sind ein gutes Datenmanagement<br />
und folglich auch die Cloud unverzichtbar. In Hinblick auf die rasanten Entwicklungen in den Bereichen Vehicle-toeverything-Kommunikation,<br />
digitale Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit ihrer Umwelt, sowie autonomes<br />
Fahren, wird die Rolle von Cloud-Technologien in Zukunft wichtiger denn je sein.<br />
Gregor von Jagow, Head of Manufacturing, Automotive und Transport & Logistic bei Google Cloud DACH<br />
Während einige Automobilunternehmen ihre Prozesse hinsichtlich<br />
Datenmanagement intern halten, suchen sich andere<br />
externe Unterstützung, um diese Herausforderung bestmöglich<br />
zu bewältigen. Große Public-Cloud-Anbieter, wie auch Google Cloud<br />
DACH, Hamburg, bringen dabei einige grundlegende Vorteile mit:<br />
Allen voran sind dies kurzfristige Verfügbarkeit, transparente Preise,<br />
flexible Kapazitäten, extreme Skalierbarkeit und schnelle Reaktion<br />
bei Zwischenfällen. Um eine möglichst reibungslose Umstellung in<br />
eine Cloud-Umgebung sicherzustellen, steht für uns an erster Stelle,<br />
jeden Kunden genau dort abzuholen, wo er sich im Transformationsprozess<br />
befindet. Um diesen Prozess so effektiv wie möglich<br />
voranzutreiben und einen Mehrwert für das Ökosystem zu schaffen,<br />
achten wir stark darauf, jegliche Akteure im Lebenszyklus eines<br />
Autos – von Automobilherstellern über Händler bis hin zu Ersatzteile-Lieferanten<br />
– gleichermaßen und auf Augenhöhe einzubinden.<br />
Mit der <strong>Connected</strong> Vehicle Platform ist es beispielsweise möglich,<br />
Interessenten schon vor dem Kauf eine virtuelle In-Car Experience<br />
zu bieten, was das Kauferlebnis aufwertet. Zusätzlich unterstützen<br />
16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
Bild: Google<br />
Gregor von Jagow: „Um eine möglichst reibungslose Umstellung in eine<br />
Cloud-Umgebung sicherzustellen, steht für uns an erster Stelle, jeden<br />
Kunden genau dort abzuholen, wo er sich im Transformationsprozess<br />
befindet.“<br />
Die Automobilbranche verwertet riesige Datenmengen. Um<br />
diese zu bewältigen, sind ein gutes Datenmanagement und<br />
folglich auch die Cloud unverzichtbar<br />
Bild: Ico Maker/stock.adobe.com<br />
wir Händler mit dem Automotive Incentive Optimisation-Tool und<br />
modernisieren Ladenflächen mit unseren Shopfloor-Performance-<br />
Management-Lösungen.<br />
Sicherheit und Skalierbarkeit Kernthemen<br />
Gespräche mit aktuellen und zukünftigen Kunden zeigen uns immer<br />
wieder, dass diese in der Regel einen langfristigen Cloud-Partner<br />
suchen, der Seite an Seite mit ihnen arbeitet und sich bei jedem<br />
Schritt an den jeweiligen individuellen Bedürfnissen orientiert.<br />
Sicherheit, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Innovation sind Kernthemen<br />
dieser Gespräche. Besonders unser Ingenieur-zu-Ingenieur-<br />
Ansatz wird von vielen Kunden wertgeschätzt: Unsere IT-Teams arbeiten<br />
in direktem Austausch mit der IT des jeweiligen Kunden und<br />
100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />
www.oswald.de<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 17
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
CLOUDTECHNOLOGIE<br />
Google Cloud bietet in seinem Portfolio<br />
sowohl Hybrid-Cloud- (Kombination aus<br />
On-Premise- und Cloud-Infrastruktur)<br />
als auch Multi-Cloud-Architekturen an<br />
Der Autor<br />
PLUS<br />
Bild: phonlamaiphoto/stock.adobe.com<br />
können dieser so jederzeit als kompetenter und serviceorientierter<br />
Sparrings-Partner zur Seite stehen. So auch bei der Groupe Renault,<br />
mit der wir kürzlich eine Partnerschaft eingegangen sind. Mit dieser<br />
Zusammenarbeit vereinen wir die Stärke von Google Cloud in<br />
Machine Learning und Künstlicher Intelligenz mit Renaults Expertise<br />
in der Automobilherstellung, um neue Lösungen für das produzierende<br />
Gewerbe zu schaffen. Damit leisten wir zugleich einen Beitrag<br />
dazu, die Transformation der gesamten Industrie zu befördern.<br />
Renault war bereits vor der Kooperation äußerst fortschrittlich und<br />
ambitioniert in Hinblick auf Digitalisierung. Als einer der Vorreiter im<br />
Bereich Industrie 4.0 entwickelt die Groupe Renault bereits seit<br />
2016 eine eigene digitale Plattform, um Produktionsdaten von 22<br />
Konzernstandorten weltweit (die 76 % der Fahrzeugproduktion ausmachen)<br />
und mehr als 2500 Maschinen zu verbinden und zu aggregieren.<br />
Das entsprechend notwendige Datenmanagement soll nun<br />
durch die neue Partnerschaft optimiert werden. Auch die Schulung<br />
der Mitarbeiter ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Kooperation:<br />
Groupe Renault und Google Cloud planen, ein spezielles und erweiterbares<br />
Programm aufzubauen. Mitarbeiter erhalten fundierte<br />
Schulungen zur Förderung datenbasierter Entscheidungen. Mithilfe<br />
unserer Lösungen und Erfahrungen speziell in den Bereichen Smart<br />
Analytics, Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI),<br />
wird die Groupe Renault ihre Fertigungseffizienz sowie ihre Produktionsqualität<br />
in naher Zukunft merklich verbessern und letztlich<br />
durch Energieeinsparungen die Umwelt weiger belasten.<br />
Gregor von Jagow, Head of Manufacturing, Automotive und<br />
Transport & Logistic bei Google Cloud DACH<br />
Gregor von Jagow ist seit März 2019 bei Google tätig und<br />
betreut als Head of Manufacturing, Automotive und Transport<br />
& Logistic für Google Cloud Kunden aus diesen Bereichen<br />
in Deutschland. In dieser Funktion leitet er mit seinem<br />
Team alle Go-to-Market-Aktivitäten für Unternehmen dieser<br />
Branchen im Großkundenbereich. Nach seinem Studium der<br />
Wirtschaftsinformatik an der London Metropolitan University<br />
kam Gregor 2001 zu IBM und begann seine Karriere bei der<br />
IBM Software Group und betreute Unternehmenskunden verschiedenster<br />
Branchen. 2008 wechselte er als Sales Manager<br />
für SAP Cloud Lösungen zu SAP, wo er die Konzeption<br />
und den Aufbau der Cloud-Organisation und den Go-to-Market<br />
in der DACH-Region mit verantwortete. Von 2015 bis Anfang<br />
2019 arbeitete er als Director Strategic Accounts bei<br />
VMware in Deutschland.<br />
Bild: Google<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
CLOUDTECHNOLOGIE<br />
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
„Obwohl Cloud-Technologien viele<br />
Vorteile mit sich bringen, verstehen<br />
wir, dass einige Kunden<br />
Daten On-Premise aufbewahren<br />
wollen oder müssen.“<br />
Vorreiter bei umweltfreundlichen Rechenzentren<br />
Nachhaltigkeit ist erfahrungsgemäß für viele unserer Kunden aus<br />
der Automobilindustrie ein wichtiges Thema und fest in ihrer Unternehmensstruktur<br />
verankert. Google Cloud hat in seiner Branche eine<br />
Vorreiterrolle, was umweltfreundliche Rechenzentren angeht –<br />
Google Cloud ist in den letzten Jahren zu einem der weltweit größten<br />
Firmenkäufer von erneuerbaren Energien geworden. Tatsächlich<br />
liefern wir heute in unseren Rechenzentren, im Vergleich zu vor fünf<br />
Jahren, etwa sieben Mal so viel Rechenleistung mit der gleichen<br />
Menge an elektrischer Energie. Obwohl Cloud-Technologien viele<br />
Vorteile mit sich bringen, verstehen wir, dass einige Kunden Daten<br />
On-Premise aufbewahren wollen oder müssen – beispielsweise aus<br />
regulatorischen Gründen. Uns ist ebenfalls bewusst, dass besonders<br />
Großunternehmen hohe Ansprüche bei der Auswahl ihrer Technologie-Dienstleister<br />
haben und großen Wert auf ein vielfältiges, flexibles<br />
Lösungsangebot legen. Google Cloud bietet daher in seinem<br />
Standard-Portfolio sowohl Hybrid-Cloud- (Kombination aus On-Premise-<br />
und Cloud-Infrastruktur) als auch Multi-Cloud-Architekturen<br />
(parallele Nutzung von Cloud-Diensten und -Plattformen mehrerer<br />
Anbieter) an. Um einheitliche Entwicklungsprozesse und Abläufe in<br />
Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen zu ermöglichen, haben wir<br />
Anthos lanciert: Einen Open-Source-Ansatz im IT-Bereich, der unseren<br />
Kunden Wahlmöglichkeiten und Flexibilität bietet.<br />
Unser Ziel ist es, Cloud-Technologien Unternehmen jeglicher Branche<br />
und Größenordnung auf möglichst einfachem Weg zugänglich<br />
zu machen und damit einen echten Mehrwert für den Geschäftserfolg<br />
zu bieten. Die Automobilbranche besitzt ein riesiges Potenzial,<br />
sich durch innovative Technologien weiterzuentwickeln und die<br />
Mobilität von morgen neu zu erfinden. Dazu muss sie allerdings die<br />
digitale Transformation aktiv vorantreiben. Unternehmen mit hunderttausenden<br />
von Mitarbeitern zu verändern, die seit Jahrzehnten<br />
auf altbekannte Weise arbeiten, ist keine einfache Aufgabe. Genau<br />
diese Herausforderung zu bewältigen und Unternehmen auf ihrem<br />
Weg in einen technologisierten Arbeitsalltag zu begleiten, betrachten<br />
wir als unsere Aufgabe und wollen den Erfolg gemeinsam mit<br />
unseren Kunden erleben.<br />
jg<br />
www.google.com<br />
Details zu den Digitalisierungsinitiativen von Google:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 19
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Wo steht die Automotive-Industrie bei der Entwicklung selbstfahrender Autos<br />
Autonomes Fahren lässt auf sich warten<br />
„Hype“ gilt inzwischen fast schon als abschätzige Bezeichnung. Das automatisierte und autonome<br />
Fahren steht in der Gefahr, in diese Schublade gesteckt zu werden. Denn die Euphorie der letzten<br />
Jahre ist in den letzten Monaten einer umfassenden Ernüchterung gewichen.<br />
Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Die absolut sichere Erfassung komplexer<br />
Verkehrssituationen ist eine<br />
Grundvoraussetzung für autonomes<br />
Fahren<br />
Bild: Aptiv<br />
Daimler-Chef Ola Källenius verkündete schon Ende 2019, man<br />
wolle sich zunächst auf Assistenzsysteme bis zu SAE Level 2<br />
konzentrieren und die hohen Investitionen für das autonome Fahren<br />
in die Zukunft schieben. Continental-Chef Elmar Degenhardt ließ<br />
Ende April <strong>2020</strong> ähnliches verlauten. Und Corona gibt den ohnehin<br />
schon strapazierten Entwicklungsbudgets den Rest. Inzwischen<br />
muss auch dem Letzten klar geworden sein, dass selbstfahrende<br />
Autos in weite Ferne gerückt sind. Dabei ging man vor wenigen Jahren<br />
noch davon aus, dass schon Anfang dieses Jahrzehnts vollautomatisiertes<br />
Fahren nach SAE Level 4 in Serie gehen und Mitte der<br />
zwanziger Jahre gar autonome Fahrzeuge ohne Lenkrad nach SAE<br />
Level 5 die Straßen sicherer machen werden. Immerhin hatten Assistenzsysteme<br />
nach Level 1 und teilautomatisierte Fahrfunktionen<br />
nach Level 2 der SAE-Klassifikation (Society of American Engineers)<br />
in nur wenigen Jahren bis hinunter zu den Kleinwagen Fuß gefasst.<br />
Systeme wie ein Tempomat und Bremsassistent (Level 1) sowie<br />
Einparkhilfe oder Spurwechselassistent (Level 2) sind bereits in vielen<br />
Serienfahrzeugen zu finden. Sie unterstützen den Fahrer, nehmen<br />
ihm aber keine Entscheidung oder Verantwortung ab. Dies wird<br />
erstmals bei hochautomatisierten Fahrfunktionen nach Level 3 der<br />
Fall sein. Der Fahrer darf sich dann temporär anderen Tätigkeiten zuwenden,<br />
muss aber bei Bedarf die Fahrzeugführung rasch wieder<br />
übernehmen. So hat Audi im Flaggschiff A8 bereits einen Autobahn-<br />
Assistenten nach Level 3 an Bord, der das Fahrzeug auf Straßen mit<br />
getrennten Richtungsfahrbahnen im Stop-and-Go-Verkehr bis zu<br />
Tempo 60 über längere Strecken selbstständig bewegen kann. Allein,<br />
der Autobahn-Assistent ist noch nicht freigeschaltet, da es<br />
noch kein weltweit verbindliches Regel- und Rechtswerk zu hochautomatisierten<br />
Fahrfunktionen gibt.<br />
Stolpersteine statt Meilensteine<br />
Bislang unbeantwortet ist auch die juristische Frage: wer übernimmt<br />
die Verantwortung, wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall<br />
verursacht? Denn hundertprozentig sicher arbeiten rechnergestützte<br />
Fahrfunktionen noch lange nicht. Sie stoßen in unübersichtlichen<br />
Situationen wie Baustellen oder bei sich regelwidrig verhaltenden<br />
Verkehrsteilnehmern an ihre Systemgrenzen. Außerdem haben<br />
Forscher des Max-Planck-Instituts nachgewiesen, dass schon simple<br />
Farbmuster die Objekterkennung der Systeme verwirren können.<br />
Software-Spezialisten der amerikanischen Firma McAfee wiederum<br />
20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
AUTONOMES FAHREN<br />
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
Mit jedem Automatisierungslevel<br />
übernimmt<br />
die Elektronik mehr<br />
Aufgaben vom Menschen<br />
Bild: VDA<br />
haben ermittelt, dass für den Menschen einfach erkennbare Aufkleber<br />
auf Straßenschildern den Kameras andere Ziffern vorgaukeln<br />
und so gefährlich falsche Geschwindigkeitsbefehle hervorrufen können.<br />
Steigt das System aus, muss der Fahrer wieder die Fahrzeugführung<br />
übernehmen. Allerdings ist dieser Übergabeprozess deutlich<br />
komplexer als anfangs vermutet. Erstens muss jede hochautomatisierte<br />
Fahrfunktion schnell und zuverlässig abschätzen können,<br />
ab wann eine konkrete Fahrsituation ihre kognitiven und reaktiven<br />
Fähigkeiten übersteigt. Das, so geben Experten unter vier Augen<br />
zu, sei so aufwendig zu programmieren, dass es mittelfristig kaum<br />
kostengünstig zu lösen sei. Zweitens muss der Fahrer schnell und<br />
zuverlässig in die Fahrverantwortung zurückgeholt werden. Probandenstudien<br />
zeigen aber, dass dafür die Fahrer unterschiedlich lange<br />
teilweise bedenklich lange Zeit brauchen. Daher überlegen viele Automobilhersteller,<br />
von Level 2-Funktionen zu gegebener Zeit gleich<br />
auf Level 4 zu wechseln. Aktuell werden in die Serienfahrzeuge immer<br />
mehr Assistenzsysteme gepackt, die immer mehr Fahrsituationen<br />
meistern – aber immer bleibt der Fahrer in der Verantwortung.<br />
Aktuell sehen Automobilhersteller die Serienreife des hochautomatisierten<br />
und autonomen Fahrens erst in etlichen Jahren am Horizont<br />
Bild: Daimler<br />
Redundanz kostet Geld<br />
Dieser Sprung hin zu Level 4 scheint greifbar, zumindest in einzelnen<br />
Fahrsituationen. Vollautomatisiertes Fahren nach Level 4 wird<br />
beispielsweise von Daimler und Bosch seit Sommer 2019 in einem<br />
öffentlichen Parkhaus in Stuttgart erprobt. Auch Autobahnfahrten,<br />
bei der das Fahrzeug sämtliche Fahrdynamik- und Lenkvorgänge bis<br />
zur nächsten Ausfahrt selbst übernimmt, sind weitgehend beherrschbar.<br />
Bis alle Verkehrssituationen aber lückenlos gemeistert<br />
werden, müssen die Steueralgorithmen und die Sensorsets (Kamera,<br />
Radar, Lidar, eventuell Ultraschall und Infrarot) aber noch viel<br />
Feinschliff bekommen. Ergänzend müssen Level 4- und 5-Fahrzeuge<br />
unbedingt über eine redundante Lenkung, Brems- beziehungsweise<br />
Beschleunigungsfunktionen, Stromversorgung und Datenübertragung<br />
verfügen, da kein Fahrer mehr als Rückfallebene zur<br />
Verfügung steht. Unterm Strich dürften all diese Herausforderungen<br />
für horrende Kosten von anfangs etwa 100.000 Euro für (teil-)autonomes<br />
Fahren auf Level 4 und 5 sorgen. Kein Wunder, dass der ehemalige<br />
VW-Nutzfahrzeuge-Chef Andreas Renschler im Frühsommer<br />
<strong>2020</strong> davon sprach, dass wir solche „Roboterautos“ wohl erst ab<br />
2030 erleben würden. Und dann nur beim kommerziellen Transport<br />
von Menschen oder Gütern, da nur im Dauereinsatz und ohne den<br />
Kostenfaktor „Fahrer“ die hohen Beschaffungskosten eingespielt<br />
würden. Für private Pkw wird selbst Level 4 noch lange kein Business<br />
Case. PSA etwa ließ verlauten, dass man bei Privat-Pkw keine<br />
Chance für automatisiertes Fahren oberhalb von Level 3 sehe –<br />
nicht einmal bei Kooperationen mit anderen OEMs.<br />
jg<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 21
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
TESTEN IN THE LOOP<br />
Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests auf konventionellen HiL-Prüfständen geschlossen<br />
Vehicle in the Loop<br />
macht komplexe Tests noch einfacher<br />
Ein hochdynamischer Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand hat sich bei der Technischen Universität Berlin<br />
als hocheffiziente Testumgebung zur Analyse von elektrifizierten und hochautomatisierten Fahrzeugen<br />
bewährt. Der AVL Drivingcube schließt dabei die Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests auf<br />
konventionellen HiL-Prüfständen. Ein weiteres Plus ist, dass die Mitarbeiter hinsichtlich Kompetenzentwicklung<br />
und Schaffung einer einheitlichen Sprachbasis von der Prüfstandsumgebung profitieren.<br />
Fast wie in der Realität: Forscher der TU Berlin<br />
können mit ihrem Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand<br />
neben klassischen Antriebssystemen auch das<br />
Antriebs- und Energiemanagement von E-Fahrzeugen<br />
sowie autonome Fahrfunktionen<br />
untersuchen<br />
Bild: TU Berlin/AVL<br />
Der Fachbereich Kraftfahrzeuge der Technischen Universität Berlin<br />
unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Steffen Müller plante im<br />
Jahr 2016 die Anschaffung eines hochdynamischen Vehicle-in-the-<br />
Loop-Prüfstands (ViL-Prüfstand) zur Untersuchung, Analyse, Entwicklung<br />
und Forschung an Fahrzeugführungsregel-, Antriebs-, Fahrwerkregel-<br />
und Energiemanagementsystemen von Fahrzeugen. Der<br />
Prüfstand stellt mittlerweile das Herz des KFZB-Versuchszentrums<br />
für Kraftfahrzeugforschung der TU Berlin am Campus Wedding dar.<br />
Das Prüfstandskonzept baut auf einen 4WD-Antriebsstrangprüfstand<br />
mit Gesamtfahrzeug auf. Zur Sicherstellung realer Einsatzbedingungen<br />
– bis in den fahrdynamischen Grenzbereich – kommen<br />
hochdynamische Synchronmaschinen zum Einsatz. Lenkeingriffe<br />
werden durch die mechanische Entkopplung des Lenkgestänges<br />
am Radträger und das Anbringen eines linearen Lenkaktuators ermöglicht.<br />
Über Sensorschnittstellen wird das Testfahrzeug an die virtuelle<br />
Umgebung angebunden. Dadurch wird sichergestellt, dass<br />
die Steuergeräte im Fahrzeug mit allen notwendigen Umgebungs-<br />
und Fahrdynamikgrößen versorgt werden.<br />
Für die effiziente Entwicklung und Bewertung<br />
von innovativen Betriebsstrategien an<br />
Hybrid- und Elektrofahrzeugen kommt ein<br />
Batteriesimulator zum Einsatz.<br />
Praxistest im Bereich<br />
Umfelderkennung<br />
Die Inbetriebnahme erfolgte im Frühjahr<br />
2018. Direkt im Anschluss ergab sich die<br />
Möglichkeit, in einer Kooperation mit dem<br />
Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (Fokus) in<br />
Berlin, den Prüfstand im Forschungsprojekt RobustSense einzusetzen.<br />
Aufgabe war die Integration und Validierung einer neuen Plattform<br />
für robuste und zuverlässige Umfelderkennung für Fahrer -<br />
assistenzsysteme und hochautomatisiertes Fahren auch bei widrigen<br />
Wetterbedingungen.<br />
Zum Funktionsnachweis und zur Demonstration der Projektergebnisse<br />
rüsteten die Ingenieure ein Forschungsfahrzeug mit einer<br />
robusten Systemarchitektur für die beiden Fahrfunktionen<br />
• Adaptive Längsregelung (ACC – Adaptive Cruise Control) und<br />
• Spurhalteassistent (LKA – Lane Keep Assist)<br />
aus. Zur Umfelderkennung wurden neben der serienmäßigen<br />
Sensorik auch zusätzliche Referenzsensoren (Lidar und Kamera)<br />
verbaut.<br />
Reale Fahrversuche liefern Datenbasis<br />
In realen Fahrversuchen wurden zuvor unter winterlichen Bedingungen<br />
auf Überlandstraßen und Autobahnen die für die Umfelderkennung<br />
und Fahrdynamik kritischen Szenarien identifiziert und anschließend<br />
für den AVL Drivingcube virtuell abgebildet.<br />
Entsprechend der Validierungsmethode von RobustSense ersetzten<br />
die Projektbeteiligten die realen Fahrzeugsensoren am Prüfstand<br />
22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
TESTEN IN THE LOOP<br />
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
Bild: TU Berlin/AVL<br />
Blick in den Bedienraum des Vehicle-in-the-Loop-Prüfstands an der<br />
Technischen Universität Berlin<br />
Das Fahr- und Systemverhalten lässt sich bei unterschiedlichen Witterungs-<br />
und Verkehrsverhältnissen unter realen Belastungen testen<br />
Bild: TU Berlin/AVL<br />
durch Sensormodelle. Es wurden hier Sensormodelle für die Erkennung<br />
dynamischer Objekte und Straßenlinien sowie für Daten aus<br />
hochaufgelösten Karten, Lokalisierung mittels Satellitennavigation<br />
und Car2X-Kommunikation implementiert.<br />
Am Prüfstand konnte anschließend das Verhalten der automatisierten<br />
Funktionen bei unterschiedlichen Witterungs- und Verkehrsverhältnissen<br />
unter realen Belastungen des Antriebs-, Brems- und<br />
Lenksystems sowie der zugehörigen Steuergeräte und Anzeigen im<br />
Cockpit überprüft werden. Durch die gleichzeitige Visualisierung der<br />
erfassten Umgebung und der erkannten Objekte in der Robust -<br />
Sense-Plattform ließ sich deren Funktion und Zuverlässigkeit sehr<br />
effizient am Prüfstand testen.<br />
Umfassende Systemprüfung<br />
Mit dem Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand AVL Drivingcube ist die<br />
TU Berlin heute in der Lage, vollumfängliche Forschungen und Versuche<br />
an selbstfahrenden und elektrifizierten Fahrzeugen durchzuführen.<br />
Die neue Technologie erlaubt es, neben der Untersuchung<br />
klassischer Antriebssysteme auch das Antriebs- und Energiemanagement<br />
von E-Fahrzeugen sowie autonome Fahrfunktionen zu<br />
untersuchen.<br />
Das umgesetzte Konzept eines Fahrzeugprüfstands zum Betrieb sowohl<br />
des Antriebsstranges als auch des Lenk- und Bremssystems<br />
in Kombination mit der Simulation von Umfeldsensoren und der<br />
Fahrzeugkommunikation schließt die Lücke zwischen dem realen<br />
Fahrversuch und Tests auf konventionellen HiL-Prüfständen. Es bietet<br />
ein hohes Maß an Testeffizienz und ermöglicht die Validierung<br />
von unterschiedlichen Komponenten und Systemen sowie der Diagnosefunktionen<br />
des Gesamtfahrzeugs in nahezu allen Fahrszenarien<br />
unter verschiedensten Umgebungsbedingungen.<br />
Prüfstand fördert Verständnis<br />
Die erfolgreiche Nutzung fördert darüber hinaus die Kompetenzentwicklung<br />
der beteiligten Projektmitarbeiter, die Schaffung einer einheitlichen<br />
Sprachbasis sowie das Verständnis für die Einsatzmöglichkeiten<br />
und Nutzungsgrenzen der Prüfstandsumgebung. Der AVL<br />
Drivingcube zeigt sich als agile und effiziente Plattform für kooperatives<br />
und domänenübergreifendes Testen an integrierten hochautomatisierten<br />
Fahrzeugen. Bei mehreren demnächst anlaufenden<br />
F&E-Projekten ist der Prüfstand bereits zur Validierung beziehungsweise<br />
zur Demonstration der Projektergebnisse eingeplant.<br />
„Der AVL Drivingcube an der Technischen Universität Berlin hat sich<br />
als hocheffiziente Testumgebung zur Analyse von elektrifizierten<br />
und hochautomatisierten Fahrzeugen bereits in mehreren Forschungs-<br />
und Industrieprojekten bewährt“, fasst Professor Müller<br />
die positiven Erfahrungen zusammen.<br />
co<br />
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Weitere Details zum AVL Drivingcube finden sich hier:<br />
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AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
TESTEN IN THE LOOP<br />
Netzwerksimulation mit waveBEE hive von Nordsys<br />
Testen auf Konformität<br />
Mit der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen untereinander sowie mit der Infrastruktur mittels V2X-Kommunikation<br />
ergeben sich neue Anforderungen an die Testverfahren solcher vernetzten Systeme. Mit der Einbeziehung der Infrastruktur<br />
in ein V2X-Netzwerk wächst die Anzahl der beteiligten Kommunikationsteilnehmer und damit zwangsläufig auch die<br />
Zahl von möglichen Fehlerquellen. Bisher war der Testumfang auf klar definierbare Systemgrenzen beschränkt, die sich<br />
aus der Bordnetzarchitektur und den darin eigebetteten Sensoren ergeben haben. Restbussimulationen in HiL-Testumgebungen<br />
sind deshalb schon seit langem Stand der Technik. Mit der V2X-Kommunikation kommen externe Datenquellen<br />
ins Spiel, ohne die ein funktionales Testen der V2X-Anwendung gar nicht möglich ist.<br />
Manfred Miller ist geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Nordsys GmbH in Braunschweig<br />
Ein Beispiel für ein Lasttest-Szenario: Vier<br />
V2X-Stationen erzeugen insgesamt 256 DENM<br />
Nachrichten pro Sekunde, das Szenario wird in<br />
einem Editor erstellt und kann jederzeit reproduziert<br />
werden<br />
Bild: Nordsys<br />
Beim Testen von Kommunikationslösungen ist die Konformität<br />
und Kompatibilität auf der physikalischen Ebene eine Grundvoraussetzung<br />
für eine erfolgreiche Übertragung von Informationen.<br />
Fragen wie Frequenzstabilität oder Out-of-Band-Emissionen sind<br />
auch bei V2X-Testlösungen grundlegende Testumfänge. Allerdings<br />
sind sie nur der Anfang von weiterführenden Testverfahren, die für<br />
eine erfolgreiche Kommunikation erforderlich sind. Auf Transportund<br />
Protokollebene muss die Konformität gegen die entsprechenden<br />
Spezifikationen getestet werden. Bereits an diesem Punkt unterscheiden<br />
sich die Testverfahren für V2X-Systeme von anderen<br />
Kommunikationsstandards wie WiFi oder Bluetooth. Um diesen Zusammenhang<br />
besser zu verstehen, ist ein gedanklicher Ausflug in<br />
die generelle Funktionsweise der V2X-Kommunikation erforderlich.<br />
Beim Datenaustausch über V2X gibt es bei der Kommunikation keinen<br />
bidirektionale Datenstrom, der auf dem Prinzip „Anfrage und<br />
Antwort“ beruht. Vielmehr verwenden die Teilnehmer in einem V2X<br />
Netzwerk in der Regel Broadcasts (in einigen Fällen auch Multi- oder<br />
Unicast), um Informationen auszutauschen. Je nach Nachrichtentyp<br />
werden diese Broadcast-Nachrichten entweder<br />
periodisch oder bei Eintreten eines definierten<br />
Ereignisses (Event) generiert und<br />
ausgesendet. Die Datenstruktur der Nachrichten,<br />
sprich der Aufbau, Feldlängen, Datentypen<br />
sowie die gültigen Wertebereiche<br />
der einzelnen Datenelemente sind hierbei<br />
standardisiert. Wobei an dieser Stelle anzumerken<br />
ist, dass es nicht den einen weltweiten<br />
Standard für die Nachrichtenformate gibt,<br />
sondern verschiedene in den Weltregionen<br />
wie etwa der EU, den USA oder China.<br />
Basistest auf Konformität mit TTCN-3<br />
Bei der Konformitätsprüfung des Kommunikationsstacks – also der<br />
Teil, der für den korrekten Aufbau und den spezifikationskonformen<br />
Inhalt einer Nachricht verantwortlich ist – wird üblicherweise auf<br />
TTCN-3 als Testsprache gesetzt. Dabei wird der V2X-Softwarestack<br />
über eine speziell hierfür implementierte Testschnittstelle mit Test-<br />
Daten beschickt und die Ausgabedaten mit dem erwarteten Ergebnis<br />
oder einem Ergebnismuster verglichen. Die Prüfung auf Protokoll-Konformität<br />
wird schon seit vielen Jahren in der Telekommunikationsbranche<br />
verwendet und hat sich bewährt. Mit den entsprechenden<br />
Tools wie etwa Titan können diese Tests in TTCN-3 erstellt<br />
und ausgeführt werden.<br />
Diese Vorgehensweise ist in sich korrekt und Stand der Technik, sie<br />
liefert jedoch nur insofern valide Ergebnisse, als dass der Prüflauf<br />
immer nur einen begrenzten Satz von Test-Daten verwendet. Ob<br />
sich das System Under Test bei vom Test abweichenden Input-Daten<br />
ebenfalls korrekt verhält, lässt sich anhand dieser Methode nicht<br />
feststellen. Der Test auf Konformität mit der zugrundeliegenden<br />
Spezifikation beschränkt sich deshalb auf Konformität gegenüber<br />
den Testfällen. Letztlich kann über diese Testmethode nur punktuell<br />
24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
TESTEN IN THE LOOP<br />
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
Ein Verkehrsszenario mit vielen V2X-Netzwerkknoten und verschiedenen<br />
Nachrichtentypen, einer Stausituation und Ampeln, im Laborprüfstand<br />
waveBEE hive können solche komplexen Testszenarien geprüft werden<br />
Bild: Nordsys<br />
Detailsicht auf eine Stausituation an einer Autobahnabfahrt mit sich anschließender<br />
Ampelkreuzung. Die Anzahl der V2X-Netzknoten steigt in einem<br />
solchen Fall schnell an und erfordert entsprechende Tests<br />
geprüft werden, ob der Kommunikationsstack die eingehenden<br />
Nachrichten entsprechend der Spezifikation verarbeitet und ausgehende<br />
Nachrichten korrekt erzeugt. Die auf TTCN-3 basierenden<br />
Testverfahren entsprechen damit einer klinischen Stichprobenprüfung<br />
auf Konformität. Das Dilemma dabei ist, dass es rein rechnerisch<br />
selbst bei relativ einfach aufgebauten Nachrichtentypen (z.B.<br />
DENM) etwa 1040 Wertekombinationen gibt, die der Kommunikationsstack<br />
alle korrekt und vor allen Dingen zuverlässig abarbeiten<br />
können muss. Das Abtesten sämtlicher Kombinationen ist aufgrund<br />
der schieren Menge nicht möglich.<br />
V2X-Lasttests – wie lässt sich die Last erzeugen?<br />
Die Stabilität eines V2X-Systems hängt unter anderem damit zusammen,<br />
wie es auf eingehende Nachrichten reagiert. Nachrichten,<br />
die der Spezifikation entsprechen, müssen selbstredend sicher und<br />
zuverlässig verarbeitet werden. Die Frage, wie robust ein System<br />
ist, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Toleranz gegenüber<br />
sogenannten malformated Messages, also fehlerhaften Nachrichten,<br />
sowie das Verhalten bei sehr hoher Last. Die Durchführung<br />
von Lasttests im Bereich der V2X-Kommunikation führt schnell zu<br />
der Frage, wie eine hohe Last – sprich sehr viele Nachrichten von<br />
vielen Netzwerkknoten – erzeugt werden kann. Die naheliegendste<br />
Lösung für die Lasterzeugung wäre die Ausrüstung einer ganzen<br />
Fahrzeugflotte mit V2X-Sendern für die Testdurchführung. Theoretisch<br />
ist dies zwar möglich, der Aufwand hierfür jedoch viel zu groß.<br />
Bleibt die Installation und der Betrieb von hunderten V2X-Modems<br />
im Labor als Lastquelle? Allein der Anschaffungs- und Installationsaufwand<br />
wäre enorm. Der Betrieb auf engem Raum, etwa in einer<br />
Testkammer, ist auch angesichts der damit einhergehenden EMV-<br />
Probleme nicht ratsam. Hinzu kommt, dass die Modems alle gesteuert<br />
und synchronisiert sein müssen, um später reproduzierbare<br />
Testläufe für Regressionstests durchführen zu können. Ein weiterer<br />
Punkt, den es bei Lasttests zu berücksichtigen gilt, sind die verschiedenen<br />
Nachrichtentypen. In einem realen Lastszenario, wie es<br />
auch auf einer viel befahrenen, mehrspurigen Kreuzung der Fall ist,<br />
sind neben einer Vielzahl von CAM- und DENM- bzw. BSM-Nachrichten<br />
auch noch SPATEM-, MAPEM oder IVIM-Nachrichten in den<br />
Lasttest mit einzubeziehen. Betrachtet man die verkehrliche Situation<br />
zum Beispiel in den Großstädten Chinas mit mehrstöckigen Fahrbahnen,<br />
wird schnell klar, dass die Anzahl der Nachrichten bis zur<br />
Kanalauslastung führen kann. Die Betrachtung unterschiedlicher<br />
Nachrichtentypen ist deshalb erforderlich, da der Rechenaufwand<br />
sich bei den verschiedenen Nachrichtentypen unterscheidet. Ebenso<br />
spielen die Sendefrequenz und die Anzahl der Netzwerkknoten<br />
bei den Tests eine Rolle.<br />
So können beispielsweise 1000 Nachrichten pro Sekunde von 100<br />
Netzkonten bei 10 Hz erzeugt werden, oder aber eben auch von 200<br />
Netzkonten bei 5 Hz. In den beiden skizzierten Fällen werden zwar<br />
jeweils 1000 Nachrichten pro Sekunde für den Test herangezogen,<br />
die dabei entstehende Last für das zu prüfende System ist jedoch<br />
verschieden. Wie bereits erwähnt, spielt es auch eine Rolle, um<br />
welche Nachrichtentypen es sich handelt. Da in den derzeit spezifizierten<br />
Nachrichten nicht alle Datenelemente verpflichtend mit Werten<br />
befüllt sein müssen, lässt auch der Aspekt des tatsächlichen<br />
Payloads – also des Nachrichteninhalts – viel Spielraum für noch<br />
weiterführende Setups bei der Durchführung von Lasttests. Die derzeit<br />
häufig in Lastenheften gestellte Anforderung, „das V2X-System<br />
muss x-tausend Nachrichten pro Sekunde verarbeiten können“<br />
greift daher ohne nähere Definitionen nach den oben skizzierten Kriterien<br />
viel zu kurz. Die Teilnahme im V2X-Netzwerk ist im Realbetrieb<br />
mittels Zertifikatsketten abgesichert. Ausgehende Nachrichten<br />
werden dabei mit einem über den Nachrichteninhalt gebildeten<br />
Hash-Wert signiert. Die Empfängerseite validiert die Gültigkeit des<br />
auf Senderseite verwendeten Zertifikats. Somit kann der Empfänger<br />
die Vertrauenswürdigkeit des Senders und des Nachrichteninhalts<br />
feststellen. Das bedeutet, dass alle eingehenden Nachrichten<br />
aller Netzwerkteilnehmer entsprechend geprüft werden sollten. ge<br />
Den vollständigen Beitrag lesen Sie online:<br />
http://hier.pro/ooMvC<br />
www.nordsys.de<br />
Weitere Details<br />
http://hier.pro/gnXG7<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 25
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
SPEZIALAUFGABEN<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Der Testzug ist bereits auf einzelnen Teilen des regulären Schienennetzes in der Schweiz unterwegs<br />
Weniger Glyphosat dank Heißwasser-Zug<br />
Mit Volldampf gegen Unkraut<br />
Für die Schweizer Bundesbahn hat Phoenix Contact ein System auf einem Zug entwickelt, das<br />
Unkraut erkennt und durch heißes Wasser verwelken lässt. Das ist ökologischer als die chemische<br />
Keule, zudem kann die Unkrautbekämpfung besser geplant werden.<br />
Tobias Meyer, freier Mitarbeiter von <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Unkräuter sind ein Problem für Bahngleise, auch in der Schweiz.<br />
Denn durch die starke Durchwurzelung – manche Pflanzen werden<br />
sehr groß – kann das Gleisbett instabil werden, was die Sicherheit<br />
beeinträchtigen würde. Um dem unerwünschten Bewuchs Herr<br />
zu werden, setzte die Schweizer Bundesbahn (SBB) bisher auf chemische<br />
Herbizide wie Glyphosat, jährlich kamen 2,5 t zum Einsatz.<br />
Davon möchte man künftig aber weg, weshalb in verschiedenen Projekten<br />
mögliche Alternativen erforscht werden. Eine Option ist ein<br />
Zug, der heißes Wasser punktgenau auf die Unkräuter spritzt. Umgesetzt<br />
wurde das Testfahrzeug zusammen mit Phoenix Contact auf<br />
Basis des Steuerungssystems PLCnext. Die Ressourcen wurden dabei<br />
länderübergreifend zwischen der deutschen Tochtergesellschaft<br />
im niedersächsischen Bad Pyrmont und den Kollegen in der Schweiz<br />
verteilt. So konnten sich die Projektleiter und Programmierer direkt<br />
mit den technischen Gegebenheiten vor Ort intern abstimmen.<br />
„Toll an der Zusammenarbeit mit der Schweizer Bundesbahn ist,<br />
dass die Ansprechpartner – im Gegensatz zu manch anderen Lastenheften<br />
– wirklich eine konkrete Vorstellung haben, was sie machen<br />
wollen“, so Alexander Kowe, bei Phoenix Contact zuständig für<br />
Infrastructure Applications & Projects Industry Management and<br />
Automation. Daher konnte man mit großen Schritten voranschrei-<br />
ten: Der Startschuss fiel im September 2019, etwa zwei Monate<br />
später waren auf der SPS-Messe in Nürnberg bereits erste Ergebnisse<br />
des Prototyps zu sehen.<br />
Kameras identifizieren Pflanzen<br />
Das Prinzip ist recht einfach: Vorne an einem Waggon sind die<br />
Weedseeker-Kamerasensoren der Firma Trimble installiert, die das<br />
Unkraut erkennen. Entwickelt wurden diese, um Chemikalien im<br />
Ackerbau punktgenau auf unerwünschte Pflanzen zu sprühen. Die<br />
Steuerung reagiert darauf und öffnet die Ventile der Heißwasserwagen<br />
punktgenau. „Für den eigentlichen Test, ob die Pflanzen so<br />
wirklich effektiv behandelt werden können, reicht das Setting erst<br />
einmal aus“, berichtet Kowe. Dass das Heißwasser-Verfahren prinzipiell<br />
funktioniert, wurde zudem schon im Vorfeld in einem Depot<br />
überprüft, da dort ebenfalls mehrere hundert Meter Gleis liegen. Inzwischen<br />
ist der Zug auch auf einzelnen Teilen des regulären Schienennetzes<br />
unterwegs.<br />
Der Kern des Systems ist eine Steuerung der Baureihe Axiocontrol,<br />
genauer die AXC F 2152. Demnächst wird noch eine zweite dazukommen,<br />
denn der Zug wird laufend weiterentwickelt: Vorstellbar<br />
wäre, dass reguläre Personen- und Güterzüge, Drohnen oder Satelliten<br />
die Unkräuter ebenfalls detektieren und deren Position in einer<br />
Datenbank speichern. Deshalb sucht man aktuell ein System, das<br />
auf ein bis vier Zentimeter genaue GPS-Koordinaten einlesen und<br />
26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
SPEZIALAUFGABEN<br />
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Ein vorne an einem Waggon angebrachter Sensor erkennt das Unkraut und leitet die Information<br />
an die Steuerung weiter, die das Ventil des Heißwasserwagens punktgenau öffnet<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Die PLCnext-Steuerung AXC F 2152 verfügt über<br />
zwei Prozessorkerne, von denen einer nur die<br />
echtzeitkritischen Berechnungen vornimmt<br />
verarbeiten kann. So könnte das komplette 7600 km umfassende<br />
Schienennetz der SBB bezüglich Unkrautbewuchs abgebildet werden.<br />
„Denn den Heißwasserzug nur auf gut Glück irgendwo fahren<br />
zu lassen, ist natürlich nicht sehr effizient. Besser wäre es, bereits<br />
zu wissen, wo ein Einsatz notwendig ist“, erklärt Kowe. Bisher haben<br />
Mitarbeiter zu Fuß die Gleise unkrautfrei gehalten, was einerseits<br />
anstrengend und andererseits sehr zeitaufwändig ist: Die Gesamtlänge<br />
der Schweizer Schienen entspricht der Entfernung zwischen<br />
Berlin nach Peking.<br />
Der Zug jedoch kann mit bis zu 40 km/h fahren, was etwa 11 m/s<br />
entspricht. Daher müssen die Berechnungen in Echtzeit erfolgen<br />
und auf Millisekunden genau sein. Ein Fehler um ein bis zehn Millisekunden<br />
würde schon dafür sorgen, dass die Pflanze nicht getroffen<br />
wird. Zudem sollen die insgesamt 130.000 l Wasser in den beiden<br />
Tankwagen für möglichst lange Strecken reichen: Würden alle<br />
Ventile dauerhaft öffnen, wären die Vorräte nach rund 1,5 km geleert.<br />
Direkt an der Lok hängt der Wagen für die Technik, auf dem<br />
Frequenzumrichter, Pumpe und Wasserheizung in einem Container<br />
installiert sind, die Sensorik arbeitet an dessen Vorderseite. Bedingt<br />
durch die Ventilöffnungszeit müssen zwischen Sensorik und der ersten<br />
Düse mindestens 3,5 m liegen. Deshalb können die Ventile erst<br />
ab etwa der Mitte des Wagens sitzen. Den perfekten Zeitpunkt berechnet<br />
die Steuerung aus der Geschwindigkeit des Zuges sowie<br />
der Größe und der Position des Unkrautes.<br />
Daten in bestehende Infrastruktur einbinden<br />
Die Entscheidung für PLCnext als Plattform war vor allem der Möglichkeit<br />
geschuldet, den Zug sehr einfach in die bestehende datentechnische<br />
Infrastruktur einzubinden: „SPS-Programmierung können<br />
wir ja alle, aber die Serveranbindung über Hochsprachen lösen<br />
zu können, macht es uns hier sehr komfortabel und flexibel“, so Kowe.<br />
Derzeit ist der Zug datentechnisch noch autark, er soll jedoch<br />
ins Geoinformationssystem der SBB integriert werden. Die Daten<br />
über Unkrautpositionen sollen also in der vorhandenen Infrastruktur<br />
abgelegt werden. Welche Cloud dafür zum Einsatz kommt, ist noch<br />
nicht final geklärt: „Wir schauen gerade, ob wir das mit der unternehmenseigenen<br />
Proficloud realisieren, prinzipiell sind natürlich<br />
auch andere Cloudlösungen wie AWS, Google oder Azure möglich“,<br />
so Kowe. Die Kopplung ist aber nicht nur für die Einsatzplanung des<br />
Zuges notwendig, sondern ebenso für die Erfolgskontrolle: Denn<br />
die Wirksamkeit – die schlagartige Hitze lässt die Zellen platzen – ist<br />
immer erst nach einigen Tagen zu sehen, wenn die Pflanzen zu welken<br />
beginnen. Daher sollen später auch andere Züge oder Systeme<br />
mit Sensorik erkennen, wo noch was in welchem Zustand wächst.<br />
Vorteilhaft seien zudem die zwei Prozessorkerne, wodurch eine<br />
Lastenverteilung etabliert wurde: Ein Kern übernimmt lediglich die<br />
echtzeitkritischen Berechnungen, wodurch beispielsweise die Erkennung<br />
und Ventilsteuerung in etwa zwei Millisekunden erfolgen<br />
kann. Der andere Kern ist für alle weniger auf penible Reaktionszeiten<br />
ausgelegten Prozesse zuständig, beispielsweise das Heizen<br />
und die Temperaturüberwachung der Wasserwagen.<br />
Derzeit fahren auf dem Zug neben dem Lokführer noch ein Verantwortlicher<br />
und einen Techniker, der auch manuell eingreifen und<br />
so für den reibungslosen Betrieb der Wassersteuerung sorgen<br />
kann. „Es gibt aber bereits Überlegungen, ob man so einen Zug<br />
auch völlig autonom betreiben kann, denn auf der relativ kontrollierten<br />
Umgebung der Schiene ist das natürlich einfacher umzusetzen,<br />
als im Straßenverkehr“, sagt Kowe. Nach seiner Einschätzung habe<br />
der Spritzwasserzug im Vergleich zu anderen getesteten Verfahren<br />
wohl die höchsten Chancen, über den Prototyp hinaus realisiert zu<br />
werden. Verlaufen die Tests erfolgreich, geht das entwickelte Fahrzeug<br />
von der SBB meist an einen Dienstleister, der daraus dann eine<br />
marktreife Variante macht und auch den Betrieb übernimmt. Anfängliche<br />
Bedenken hinsichtlich der Gefahr für Tiere wie Eidechsen<br />
durch das heiße Wasser konnten inzwischen übrigens entkräftet<br />
werden: Die Vibrationen des Zuges eilen diesem voraus und verscheuchen<br />
die Fauna, bevor es der unerwünschten Flora an den<br />
Kragen geht.<br />
Mehr zum PLCnext-System von Phoenix Contact:<br />
hier.pro/sJ4lL<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 27
AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />
NEWS<br />
Entwicklung von Drohnen<br />
NXP kündigt zweiten HoverGames-Wettbewerb an<br />
Bild: nengredeye/stock.adobe.com<br />
Technologien für einen guten Zweck einsetzen –<br />
diesem Ziel widmen sich die NXP HoverGames in<br />
diesem Jahr vor dem Hintergrund der Pandemie<br />
(co) „Help Drones Help Others“ (Hilf Drohnen<br />
dabei, anderen zu helfen) – so lautet die Aufgabe<br />
des zweiten HoverGames-Wettbewerb<br />
der NXP Semiconductors N.V. aus Eindhoven.<br />
Der Halbleiterspezialist verfolgt damit<br />
das Ziel, die Vielseitigkeit von Drohnen gera-<br />
de bei der Bewältigung von Pandemien zu<br />
nutzen. Die Teilnehmer können dafür auf<br />
NXPs breites Portfolio an Automobil-, Industrie-<br />
und IoT-Technologien für Systemsteuerung,<br />
Vernetzung, Sicherheit und Motorsteuerung<br />
zurückgreifen.<br />
Eine Pandemie stellt viele Menschen vor<br />
schwierige Herausforderungen, die es zu bewältigen<br />
gilt. Die HoverGames wollen die<br />
Teilnehmer deswegen dazu inspirieren, Ideen<br />
für den Einsatz von Drohnen zu entwickeln,<br />
um Ersthelfer bei der Pandemiebekämpfung<br />
zu unterstützen. Dabei sollen die<br />
Entwickler das Ausmaß der Schwierigkeiten,<br />
denen sich die Gesellschaft während einer<br />
Pandemie stellen muss, sorgfältig bedenken,<br />
und ihre neuen Erkenntnisse dazu nutzen,<br />
gemeinsam an Open-Source-Codes und gemeinschaftlichen<br />
Projekten zu arbeiten. Ziel<br />
ist es, Lösungen zu entwickeln, die der Gesellschaft<br />
dabei helfen, sich auf zukünftige<br />
Herausforderungen besser vorzubereiten.<br />
Auch in diesem Jahr basiert die Hardware<br />
des Entwickler-Kits auf der PX4-Open-Source-Plattform.<br />
PX4 ist ein kommerziell eingesetzter<br />
Open-Source-Flight-Stack und unter-<br />
stützt moderne Flugzeugarchitekturen. Die<br />
Flugsteuerung von NXP umfasst Komponenten<br />
aus der Automobil- und IoT-Industrie. Der<br />
Bausatz für die voll funktionsfähige Drohne<br />
enthält außerdem einen stabilen und leichten<br />
Quadcopter-Drohnenrahmen aus Kohlefaser<br />
sowie eine mechanische Plattform, Motorsteuerungen<br />
und Motoren, Propeller sowie<br />
Telemetrie- und Fernsteuerungsfunk (RC-<br />
Funk). Einzig die Batterie muss lokal erworben<br />
werden. Zudem enthält der Bausatz in<br />
diesem Jahr eine zusätzliche Erweiterungskomponente:<br />
Das NavQ, eine i.MX8M-Mini-<br />
Vision-Entwicklungsplatine für Anwendungen<br />
der Künstlichen Intelligenz (KI).<br />
Die HoverGames richten sich an Entwickler,<br />
Ingenieure, Hacker und Studenten weltweit.<br />
Die innovativsten Ideen rund um das Thema,<br />
wie Technologien für einen guten Zweck eingesetzt<br />
werden können, werden mit Sonderpreisen<br />
prämiert. Der Wettbewerb endet am<br />
30. November <strong>2020</strong>, die Gewinner werden<br />
im Dezember <strong>2020</strong> bekannt gegeben. Alle<br />
Informationen zu den HoverGames gibt es<br />
hier:<br />
www.hovergames.com<br />
Frontkamera von ZF bietet ein deutlich erweitertes Sichtfeld von 100°<br />
Für verbesserte teilautomatisierte Fahrfunktionen<br />
Richtig gute<br />
Verbindungen<br />
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auch in kleinen Chargen.<br />
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(bec) Die ZF AG, Friedrichshafen, bringt jetzt<br />
ihre Frontkamera S-Cam in der Version 4.8<br />
mit einem Sichtfeld von 100° und mit nochmals<br />
verbesserter Bildverarbeitungstechnologie<br />
von Mobileye (einem Unternehmen von<br />
Intel) auf den Markt. Erstmals verbaut wird<br />
die S-Cam 4.8 im Nissan Rogue in den USA.<br />
Als eine der ersten Frontkameras verfügt die<br />
S-Cam 4.8 über ein horizontales Sichtfeld<br />
von 100° – ein wichtiger Schritt zur Erfüllung<br />
künftiger Sicherheitsvorschriften und für das<br />
Erlangen von Bestnoten bei Sicherheitsbewertungen,<br />
etwa von Euro NCAP (5 Sterne)<br />
oder IIHS (Top Safety Pick+). Diese setzen<br />
konsequent strengere Maßstäbe bei sicherheitsrelevanten<br />
Systemen und Funktionen<br />
an. Das Erhöhen des horizontalen Sichtfelds<br />
auf 100° hilft vor allem in engen Kurven oder<br />
an Kreuzungen, da die Frontkamera damit<br />
z. B. kreuzende Objekte noch früher identi -<br />
fizieren kann. Die S-Cam 4.8 bietet die Möglichkeit,<br />
Funktionen wie das automatische<br />
Notbremsen für Fußgänger und Radfahrer<br />
weiter zu verbessern. Gleichzeitig verfügt sie<br />
über eine herausragende Systemleistung<br />
beim Erkennen und Halten von Fahrspuren.<br />
Die Frontkamera ermöglicht teilautomati -<br />
sierte Fahrfunktionen für mehr Sicherheit<br />
und Komfort – etwa einen Autobahn- oder<br />
Stauassistenten. ZF bietet diese Techno -<br />
logien über das gesamte Spektrum der Pkw<br />
und Nutzfahrzeuge hinweg an.<br />
Mit seinem Systempartner Mobileye entwirft,<br />
entwickelt und liefert ZF Kamerasys -<br />
teme, die auf dem EyeQ4-Prozessor von Mobileye<br />
basieren. Dessen fortschrittliche Objekterkennungstechnologie<br />
kann effektiv<br />
zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer<br />
wie Fußgänger oder Fahrradfahrer beitragen.<br />
ZF integriert diese Technologie in seine<br />
S-Cam-Kamerafamilie, zu der mit der Tri-<br />
Cam 4 auch das wohl branchenweit erste<br />
Premiummodell mit drei Linsen zählt, das<br />
teilautomatisierte Fahrfunktionen unterstützt<br />
und mit einem Teleobjektiv für verbesserte<br />
Fernerkennungsleistung und einer Fisch -<br />
augenlinse für verbesserte Nahbereichserfassung<br />
bei gleichzeitig breiterem Sichtfeld<br />
ausgestattet ist.<br />
www.zf.com<br />
28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
1.13.0??.2XX<br />
1.13.0??.4XX<br />
vorne<br />
41×61 mm<br />
41×83mm<br />
hinten<br />
Software-Lösung von FEV zur Ermittlung des Fahrzeuggewichts in Echtzeit<br />
System ermöglicht optimierte Betriebsstrategien<br />
(bec) Wenn es um Effizienz und Reichweite<br />
beim Elektroauto geht, ist das Fahrzeug -<br />
gewicht ein entscheidender Faktor. Wer die<br />
Umwelteinflüsse und die Zuladung eines<br />
Fahrzeugs zu jeder Zeit präzise bestimmen<br />
kann, ist auch in der Lage, genaue Prognosen<br />
zu Reichweite und optimaler Routenführung<br />
bereitzustellen. Zudem müssen gemäß einer<br />
neuen Richtlinie der europäischen Union<br />
bereits ab Mai 2021 alle Nutzfahrzeuge eine<br />
Vorrichtung zur Gewichtsermittlung an Board<br />
nachweisen, die in der EU zugelassen<br />
werden. Der Ansatz der FEV Group GmbH,<br />
Bild: FEV Group<br />
Aachen, einem führenden Dienstleister in der<br />
Fahrzeug- und Antriebsentwicklung, ist kosteneffizient<br />
und präzise. Die selbst entwickelte<br />
Software-Lösung wertet die vorhandenen<br />
Sensordaten des Fahrzeugs aus, bringt diese<br />
in Korrelation miteinander und gleicht sie mit<br />
einem ebenfalls auf Sensordaten basierenden<br />
dynamischen Fahrzeugmodell ab. Damit<br />
ist die FEV-Lösung gegenüber anderen Ansätzen<br />
günstig, flexibel und kann in jeden<br />
Fahrzeugtyp integriert werden – sei es ein<br />
Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, ein E-Auto,<br />
ein Kleinwagen oder Lkw. Wichtig ist letztlich<br />
eine präzise, fahrzeugspezifische Kalibrierung<br />
der Algorithmen. Die exakte Ermittlung<br />
des Fahrzeuggesamtgewichts ist für verschiedene<br />
Anwendungsbereiche notwendig.<br />
So kann bei E-Fahrzeugen die Reichweite<br />
besonders genau bestimmt werden und das<br />
FEV-System ermöglicht eine optimierte Betriebsstrategie<br />
vom Energiemanagement bis<br />
hin zur Streckenführung der Navigation und<br />
der Ladestrategie. Dadurch werden für den<br />
Endverbraucher ein Komfortgewinn und damit<br />
ein weiteres Kaufargument geschaffen.<br />
www.fev.com<br />
fast forward solutions<br />
Modular<br />
Mechatronic<br />
Drive Solutions<br />
| Unzählige vordefi nierte<br />
Varianten<br />
| Lösungen wie<br />
maßgeschneidert<br />
Mobileye darf selbstfahrende Autos in Deutschland testen<br />
Auf nach München<br />
(eve) Die Mobileye Germany GmbH, Düsseldorf,<br />
ein Intel-Unternehmen, hat von der unabhängigen<br />
Prüforganisation TÜV Süd, München,<br />
ein Gutachten zur Zulassung von automatisierten<br />
Versuchsfahrzeugen erhalten.<br />
Die Zulassung ermöglicht es der Firma, die<br />
Sicherheit, Funktionalität und Skalierbarkeit<br />
seines selbstfahrenden Systems (SDS) für<br />
Robotaxis und private Pkw mit Autopilot auf<br />
Deutschlands Straßen zu demonstrieren.<br />
Das SDS besteht aus einer Echtzeit-Bildverarbeitungs-Technologie<br />
auf Basis eigener EyeQ<br />
Chips, True Redundancy durch zwei unabhängige<br />
Umgebungserfassungs-Subsysteme,<br />
Road Experience Management (REM) – einer<br />
crowdbasierten Kartierungsfunktion – sowie<br />
dem Sicherheitskonzept Responsibility-Sensitive<br />
Safety (RSS). TÜV Süd ermöglichte<br />
durch die Begutachtung, dass Mobileye die<br />
behördliche Genehmigung erhielt.<br />
Als Grundlage für die unabhängige Fahrzeugbewertung<br />
durch TÜV Süd in Deutschland<br />
diente das bestehende Programm von Mobileye<br />
in Israel, wo das Unternehmen bereits<br />
seit einigen Jahren automatisierte Fahrzeuge<br />
Bild: Intel<br />
testet. Um die Zulassung zu erhalten, wurden<br />
die Mobileye-Testfahrzeuge einer Reihe<br />
von Sicherheitstests unterzogen und umfassende<br />
technische Unterlagen zur Verfügung<br />
gestellt. Teil der Genehmigung war darüber<br />
hinaus eine ganzheitliche Sicherheitsbewertung<br />
hinsichtlich der Funktions- und Fahrzeugsicherheit<br />
einschließlich Gefahrenana -<br />
lyse. Die Fahrzeuge können sich problemlos<br />
in den normalen Straßenverkehr einfügen<br />
dank des Mobileye-RSS-Sicherheitsmodells.<br />
www.<strong>mobile</strong>ye.com<br />
https://www.tuvsud.com/de-de<br />
Modulares System:<br />
| DC Motoren<br />
| Getriebe<br />
| Bremsen<br />
| Encoder<br />
bMotion<br />
Modular Mechatronic Drive Solutions<br />
www.buehlermotor.com
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
BAUGRUPPEN<br />
Leichter, formstabiler Steuerelemente-Halter aus Recycling-Kunststoff mit MuCell-Schäumverfahren realisiert<br />
Mehr Funktion, weniger Gewicht<br />
Von der <strong>Konstruktion</strong> bis zur Serienfertigung unter einem Dach: Hinter der Bezeichnung Halter SAM<br />
verbirgt sich eine erfolgreiche, zeitgemäße Entwicklung für die Automobilindustrie, die die Leistungs -<br />
fähigkeit des Kunststoffspezialisten Pöppelmann K-Tech demonstriert. Der Halter für Steuerelemente,<br />
der im Beifahrer-Fußraum von Fahrzeugen verbaut wird, vereint Leichtbau und Funktionsintegration<br />
mit mehr Ressourcenschonung.<br />
Sabrina Zerhusen, Marketingbeauftragte K-Tech, Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne<br />
Halter SAM vereint die hohen Anforderungen der Automobilindustrie:<br />
kompakte <strong>Konstruktion</strong>, geringes Gewicht, beste Formstabilität und<br />
Funktionsintegration<br />
Eine Gewichtsreduzierung ist in unterschiedlichen Branchen bei<br />
der <strong>Konstruktion</strong> von technischen Bauteilen eine wichtige<br />
Eigenschaft. Von Verfahren, die immer leichtere Bauteile hervor -<br />
bringen, profitiert ganz besonders die Automobilindustrie, denn<br />
weniger Gesamtgewicht ist u. a. mit weniger Kraftstoffverbrauch<br />
bzw. einer höheren Reichweite der Fahrzeuge verbunden.<br />
Eine Reduktion des Bauteilgewichts lässt sich auf verschiedenen<br />
Wegen erreichen: durch den Austausch von Produkten aus Metall<br />
gegen leichtere Kunststoff-Spritzgussteile, durch eine besonders<br />
kompakte <strong>Konstruktion</strong> oder durch eine Funktionsintegration, die<br />
bestimmte weitere Komponenten überflüssig macht. Im besten Fall<br />
lassen sich gleich mehrere dieser Möglichkeiten in einem Produkt<br />
vereinen.<br />
Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist Pöppelmann K-Tech, eine Divi -<br />
sion der Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne. Der Geschäfts -<br />
bereich hat sich auf die Entwicklung und Serienproduktion hochpräziser<br />
technischer Kunststoffteile mit innovativen Herstellungsverfahren<br />
spezialisiert, die vor allem in der Automobil industrie eingesetzt<br />
Bild: Pöppelmann<br />
werden. Die Auftraggeber sind sowohl Hersteller konventioneller<br />
Fahrzeuge als auch Anbieter von E-Fahrzeugen. Stefan Bröring, Projektmanager<br />
bei Pöppelmann K-Tech, erklärt: „Wir setzen zur Herstellung<br />
unserer Produkte Verfahren wie das physikalische Schäumen<br />
(TSG) ein, um das Gesamtgewicht zu verringern. Dabei spielt<br />
das Material eine grundlegende Rolle. Es muss zu 100 % zur <strong>Konstruktion</strong><br />
passen, damit eine wirtschaftliche Lösung entsteht.“<br />
Ein Erfolgsprodukt des Herstellers wurde unter dem Namen Halter<br />
SAM für einen namhaften Automobilhersteller entwickelt. Dabei<br />
handelt es sich um eine Halterung für Steuergeräte, die im Bei -<br />
fahrer-Fußraum der Fahrzeuge verbaut wird. Das Bauteil fungiert<br />
gleichzeitig als Teil der Fußablage. Damit muss es einerseits die<br />
Halter-Funktion zuverlässig erfüllen und gleichzeitig der Gewichts -<br />
belastung durch den Beifahrer standhalten – und dabei möglichst<br />
wenig zum Gesamtgewicht des Fahrzeugs beitragen.<br />
Mit dem Quick Check die Machbarkeit prüfen<br />
Für anspruchsvolle Produkte wie dieses hat sich der Quick<br />
Check von Pöppelmann K-Tech bewährt. Dabei wird jede Anfrage<br />
gleich zu Beginn eines Projekts auf die Parameter Material, <strong>Konstruktion</strong>,<br />
Werkzeug und Prozess überprüft. Beim Material-Check<br />
spielen z. B. erforderliche Festigkeit und notwendige Temperatur -<br />
beständigkeit eine wichtige Rolle. Die Frage nach der <strong>Konstruktion</strong><br />
stellt frühzeitig die Weichen in der Funktionalität. Die Ermittlung des<br />
optimalen Werkzeugs schließt Produktions- und Zykluszeiten mit<br />
ein. Bei der Fertigung nimmt die Automatisierung eine zentrale Stellung<br />
ein, damit entschieden werden kann, mit welcher Technologie<br />
und unter welchen Vorgaben am besten produziert wird und was<br />
die Werkzeuge leisten müssen. Nachgeschaltete Prozesse wie<br />
Montage, Sauberkeitsanforderungen und Qualitätsaspekte werden<br />
miteinbezogen.<br />
Das Projekt bei Pöppelmann K-Tech startete, wie bei jeder derar -<br />
tigen Anfrage, mit der Prüfung der verschiedenen Parameter auf<br />
Basis der CAD-Daten, damit die <strong>Konstruktion</strong> des Bauteils kunststoffgerecht<br />
in Relation zum Material ausgelegt wird. „Wir haben<br />
u. a. geprüft, welche Festigkeit des Endprodukts erforderlich ist,<br />
welcher Temperatur es standhalten muss und welche Anforde -<br />
rungen es bezüglich Flexibilität bzw. Formstabilität erfüllen soll“,<br />
beschreibt Bröring.<br />
Ein weiterer Aspekt der <strong>Konstruktion</strong>sentwicklung bei diesem<br />
Projekt war die Orientierung an Eco-Design-Gesichtspunkten. Eco-<br />
Design berücksichtigt bei der Gestaltung eines Produkts dessen<br />
Umwelteinwirkungen entlang seines gesamten Lebensweges –<br />
von der Rohmaterialherstellung über die Herstellung des Produkts<br />
30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild: Pöppelmann<br />
Hochpräzise technische<br />
Bauteile aus Kunststoff für<br />
die Automobilindustrie<br />
von Pöppelmann K-Tech:<br />
Halter SAM vereint Leichtbau,<br />
Funktionsintegration<br />
und Ressourcenschonung
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
BAUGRUPPEN<br />
Der Quick Check von Pöppelmann K-Tech für die beste und wirtschaftlichste Lösung: Überprüfung der Parameter Material, <strong>Konstruktion</strong>, Werkzeug und<br />
Prozess gleich zu Beginn eines Projekts<br />
Bild: Pöppelmann<br />
selbst bis hin zu seiner späteren Entsorgung. Gleichzeitig spielte bei<br />
diesem Bauteil die Festigkeit des Endprodukts eine wichtige Rolle:<br />
Es sollte an seinem Einsatzort im Beifahrer-Fußraum besonderer<br />
Beanspruchung standhalten, nämlich der Abstützung durch die Füße<br />
des Beifahrers mit einer errechneten Belastung von etwa 110 kg.<br />
Mehr Ressourcenschonung: Zur Herstellung des Halters SAM verwendet<br />
Pöppelmann K-Tech ein Rezyklat, das sich hervorragend für technische<br />
Anwendungen einsetzen lässt<br />
Funktionsintegration mit Halter SAM: Das Bauteil dient als Halterung von<br />
Steuergeräten und ist gleichzeitig Teil der Fußablage im Beifahrer-Fußraum<br />
des Fahrzeugs<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Mehr Formstabilität und weniger Gewicht<br />
Bei der Frage danach, mit welchem Material und welcher Tech -<br />
nologie das Produkt am besten realisiert werden kann, zählt bei<br />
Pöppelmann K-Tech u. a. auch die Wirtschaftlichkeit in der Serienproduktion.<br />
Beim Halter SAM entschieden sich die Experten des Kunststoffspezialisten<br />
für das Material PP FG30. Dabei handelt es sich<br />
um ein gemeinsam mit einem Lieferanten entwickeltes Rezyklat,<br />
das sich hervorragend für technische Anwendungen einsetzen lässt<br />
und gleichzeitig zur Ressourcenschonung beiträgt.<br />
Der Produktionsprozess findet im MuCell-Verfahren statt – ein physikalisches<br />
Schäumen von Thermoplast, das das Gewicht des Endprodukts<br />
deutlich reduziert. Das Schäumverfahren ist in die Spritzgießproduktion<br />
integriert: Das Treibmittel (Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid)<br />
wird direkt in die Kunststoffschmelze eingebracht,<br />
wodurch sich mikrozellulare Strukturen im Material bilden, die das<br />
Endprodukt deutlich leichter machen.<br />
Das MuCell-Verfahren bietet aber neben einer Gewichtsreduzierung<br />
auch funktionelle Vorteile: Die auf diese Weise hergestellten Formteile<br />
zeichnen sich durch eine verbesserte Dimensionsstabilität aus,<br />
denn das injizierte Gas sorgt dafür, dass sich das Bauteil kaum verzieht.<br />
„Mit einer angepassten <strong>Konstruktion</strong> lässt sich bei einem<br />
Bauteil zwischen 10 und 30 % an Gewicht einsparen. Mit dem<br />
Schäumprozess können wir zusätzlich eine Reduktion von weiteren<br />
7 bis 12 % erzielen“, erklärt Bröring.<br />
Für die Serienproduktion des Halters SAM sollte ein wirtschaftlicher<br />
und gleichzeitig absolut zuverlässiger Prozess erreicht werden. „Dafür<br />
prüfen wir beispielsweise, was das hierfür zu verwendende<br />
Werkzeug leisten muss und wie es am effektivsten ausgelastet<br />
wird“, erläutert Bröring. Zur Serienfertigung steht ein moderner<br />
Maschinenpark zur Verfügung. Bei diesem Projekt wurde ein hoher<br />
Automatisierungsgrad erreicht. Im Spritzprozess werden die hochpräzisen<br />
technischen Kunststoffteile in 2+2-Werkzeugen mit Kas -<br />
kade und einer hocheffizienten Werkzeugkühlung gefertigt. Pro<br />
32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
iCreating Connectors<br />
Klein, schnell<br />
und sicher -<br />
CKSH SQUICH ®<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Pöppelmann K-Tech realisiert alle Prozessschritte unter einem Dach – von<br />
der Entwicklung bis zur Serienproduktion<br />
ILME hat seinen bewährten Schnellanschluss<br />
SQUICH ® jetzt auch auf die<br />
kompakte Baureihe „21.21“ 3- und<br />
4-polig für 10A 400V 4KV 3 übertragen.<br />
Auf Knopfdruck wird ein vibrationssicherer<br />
Anschluss nach Käfigzugfederprinzip<br />
hergestellt. So sparen Sie bis<br />
zu 50 % der Anschlusszeit gegenüber<br />
herkömmlichen Anschlussarten.<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Leichteres Endprodukt<br />
mit MuCell: Treibmittel<br />
wird im Spritzguss -<br />
prozess direkt in die<br />
Kunststoffschmelze<br />
eingebracht, wodurch<br />
sich mikrozellulare<br />
Strukturen im Material<br />
bilden<br />
Zyklus werden 20 Zukaufteile, bei denen es sich um Buchsen und<br />
Schrauben handelt, umspritzt. Dann findet die vollautomatische<br />
Inline-Montage und anschließend die vollautomatische Verpackung<br />
der Produkte statt.<br />
Individuelle Lösungen für zahlreiche Branchen<br />
Pöppelmann K-Tech hat mit diesem Projekt seine Leistungsfähigkeit<br />
unter Beweis gestellt: Das Ergebnis ist eine gewichtsoptimierte und<br />
gleichzeitig belastungsfähige <strong>Konstruktion</strong>, die mehr Ressourcenschonung<br />
durch den Einsatz des Rezyklats beweist. Die Befes -<br />
tigungselemente für die Steuergeräte wurden dabei in die Bodenplatte<br />
integriert. „Insgesamt ist der Halter SAM ein erfolgreiches<br />
Beispiel dafür, wie sich auch mit hochpräzisen technischen Bau -<br />
teilen Leichtbau, Funktionsintegration und Ressourcenschonung<br />
kombinieren lassen“, unterstreicht Bröring. Ob konventionelles Fahrzeug<br />
oder E-Auto – nach der beschriebenen Vorgehensweise ent -<br />
wickelt Pöppelmann K-Tech für seine Kunden aus der Automobil -<br />
industrie wie auch aus zahlreichen weiteren Branchen individuelle,<br />
wirtschaftliche und zukunftsorientierte Lösungen, die detailliert auf<br />
die aktuellen Anforderungen der jeweiligen Branche eingehen. bec<br />
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PERSPEKTIVEN<br />
Leichtbau bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite<br />
Ganzheitlich abspecken<br />
Vor drei Jahren machte ein Versuch darauf aufmerksam, dass Gewicht bei E-Autos hinsichtlich Reichweite<br />
eher sekundär sei. Leichtbau wirkt jedoch wesentlich breiter im System, die Technologie wird<br />
daher nicht unwichtiger – ihre Vorteile verlagern sich jedoch: Künftig verschiebt sich die Grundlage<br />
des Effizienzgewinns vom Endprodukt Auto in den Produktionsprozess.<br />
Tobias Meyer, freier Mitarbeiter für <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Leichtbau soll künftig<br />
nicht mehr nur auf die<br />
CO2-Emissionen am<br />
Auspuff zielen, sondern<br />
auch Faktoren<br />
wie Produktion und<br />
Materialaufwand positiv<br />
beeinflussen<br />
Bild: Schuler<br />
Ob Leichtbau oder nicht, diese Frage stellt sich ein Ingenieur eigentlich<br />
nicht. Für uns ist es völlig natürlich, ein Bauteil aus so<br />
wenig Material und so leicht wie möglich zu fertigen“, sagt Christoph<br />
Wagener von Strukturteil-Zulieferer Kirchhoff Automotive. Vor wenigen<br />
Jahren wurde der Leichtbau noch als wichtige Säule im Automobilbau<br />
der Zukunft gesehen – dann schlug die E-Mobilität ein wie<br />
eine Bombe: Die als grüne Speerspitze angesehenen Fahrzeuge tragen<br />
gerne eine halbe Tonne Akku unter dem Boden. Es scheint, als<br />
seien die zuvor im Verbrenner mühevoll eingesparten Kilos nun völlig<br />
irrelevant. Ein im Jahr 2017 medial viel beachteter Versuch von<br />
Ferdinand Dudenhöffer – damals Professor an der Universität Duisburg-Essen<br />
– belegte diese These teilweise: Der Verbrauch von<br />
schwer beladenen E-Autos fällt im Vergleich zu leeren Fahrten kaum<br />
höher aus. Grund sei hier vor allem die Energierückgewinnung (Rekuperation)<br />
beim Bremsen, wobei der Generator durch mehr Gewicht<br />
auch mehr Strom produziert und so die Zuladung großteils<br />
ausgleiche. Das dem nicht ganz so ist, im Kern aber stimmt, erklärt<br />
Wagner Anhand der hohen Effizienz der aktuellen Motoren, E-Antrieb<br />
wie Verbrenner: 100 kg Gewichtseinsparung würden bei Diesel<br />
und Benzin etwa 0,12 bis 0,16 l auf 100 km sparen, beim E-Auto<br />
blieben 0,46 kWh mehr im Akku. Da solche immensen Gewichtsreduktionen<br />
jedoch sehr aufwändig sind, sieht er die Ziele des künftigen<br />
Leichtbaus nicht mehr in der reinen CO 2 -Reduktion, sondern<br />
auch in der Schonung von Ressourcen durch weniger Materialeinsatz.<br />
Zudem könnten dann auch andere Bauteile wie Achsen schlan-<br />
34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
escha.net<br />
Batteriegehäuse aus CFK für E-Autos werden bereits in Serie produziert<br />
Bild: SLG Carbon<br />
ker gebaut werden. Eine größere Fahrzeugmasse ist zudem im<br />
Crashfall nachteilig, da mehr Energie abgebaut werden muss. „Somit<br />
wird in Zukunft der Fokus noch stärker auf einem kostengünstigen,<br />
ganzheitlichen und systemischen Leichtbau liegen“, prognostiziert<br />
Wagener. „Durch Dinge wie den Digital Twin sind Leichtbau-<br />
Konzepte heute zudem besser zu verkaufen, da der Nutzen in einem<br />
komplexen System wesentlich schneller erkennbar ist.“<br />
Ganzheitlicher Blick statt nur CO 2 -Reduktion<br />
Auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Hybride Leichtbautechnologien<br />
des VDMA wiesen die Experten daher mit Blick auf<br />
das oben genannte Gewichtsexperiment Dudenhöffers darauf hin,<br />
dass dessen Schlussfolgerungen weiter gedacht werden müssten:<br />
Denn wenn ein E-Auto von vornherein leichter gebaut wird, kann<br />
auch der Motor schwächer ausgelegt und die Batterie damit kleiner<br />
sein, was insgesamt weniger Rohstoffe verbraucht. Der Leichtbau<br />
wird künftig daher nicht mehr nur ein Konzept zur Gewichtsreduktion<br />
mit dem direkten Ziel einer höheren Reichweite sein, sondern<br />
den Footprint des Fahrzeugs an sich verbessern. Dabei beeinflusst<br />
das Konzept inzwischen nicht mehr nur das Fahrzeug an sich, sondern<br />
auch dessen Produktionsprozesse. Denn auch deren Emissionen<br />
werden künftig stärker beachtet werden: Aktuell liegt der Fokus<br />
noch auf den Batterien, die öffentlichkeitswirksam immer „grüner“<br />
produziert werden. Aber auch andere Komponenten wie Aluminium<br />
und Kunststoffe müssen hier wohl künftig in größerem Kontext betrachtet<br />
werden, weshalb ein ressourcenschonender Leichtbau<br />
auch im E-Auto sinnvoll ist.<br />
Patric Winterhalter, Produktmanager Composites bei Pressenhersteller<br />
Schuler sieht daher einen steigenden Bedarf für Leichtbauanwendungen,<br />
Faserverbund stelle dabei eine wichtige Technologie<br />
dar: „Aktuell sind die Herausforderungen hier die ineffiziente Materialausnutzung,<br />
hohe Ausschussraten und teilweise keine fortlaufende<br />
Qualitätssicherung. Zudem sind die Verfahren nur für kleine<br />
und mittlere Produktionsvolumen geeignet.“ Notwendig sei daher<br />
eine Steigerung der Produktivität und Effizienz. Derzeit wird vor allem<br />
mit dem Harzinjektionsverfahren (RTM) gearbeitet, dabei wird<br />
die – mit Verschnitt – vorkonfektionierte Faser in eine Form gelegt<br />
und diese dann mit Harz ausgespritzt. Dabei staffelt sich die Kostenverteilung<br />
eines RTM-Bauteils in 50 % Material, 35 % Betrieb und<br />
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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Der Setsuna von Toyota<br />
ist kein marktreifes<br />
Konzept – im Gegenteil:<br />
Die Idee dahinter<br />
soll vielmehr darauf<br />
aufmerksam machen,<br />
dass Gegenstände<br />
künftig wieder eine<br />
längere Lebensdauer<br />
haben sollten. Eine Reperatur<br />
an einem der<br />
86 austauschbaren<br />
Holzpaneele muss kein<br />
Makel sein, sie kann<br />
auch eine Erinnerung<br />
erhalten<br />
Bild: Toyota<br />
15 % Investition. Am Aachener Zentrum für integrativen Leichtbau<br />
(AZL) der RWTH will man durch das Projekt iComposite 4.0 nun die<br />
Kosten insgesamt um 49 bis 64 % reduzieren, Schuler ist einer der<br />
Partner. Als Demonstrator wird in einem hybriden Verfahren aus<br />
Lang- und Endlosfaser ein Fahrzeugboden mit einer Wandstärke von<br />
2,15 mm hergestellt. Im ersten Schritt werden dabei die Langglasfasern<br />
per Roboter auf eine Negativform gespritzt, was für minimalen<br />
Verschnitt sorgt. Nicht steuerbar ist hier aber die Faserorientierung,<br />
weshalb anschließend bestimmte Bereiche mit Bändern aus Carbon<br />
verstärkt werden. Derzeit wird daran gearbeitet, während des Faserspritzens<br />
direkt die Ausrichtung der Fasern in Echtzeit zu messen.<br />
Der Vergleich mit dem Digitalen Zwilling des Bauteils legt fest,<br />
wo genau die Verstärkungsstruktur durch die Carbonbänder angebracht<br />
und mit welchen Parametern der anschließende RTM-<br />
Prozess gefahren werden muss. Diese vorausschauende Qualitätskontrolle<br />
wird für jedes einzelne Bauteil direkt im Fertigungsprozess<br />
durchgeführt, wodurch zwar jedes minimal individuell wird, die erforderliche<br />
Steifigkeit aber immer garantiert gegeben ist. Experimentiert<br />
wurde dabei auch mit den Anteilen Glasfaser und Carbon,<br />
wobei die Eigenschaften hinsichtlich Torsionssteifigkeit, Biegesteifigkeit<br />
und Frontaufprall gleich bleiben mussten. Dabei stellte sich<br />
ein hoher Carbon-Anteil als die beste Lösung heraus, obwohl das<br />
Material wesentlich teurer ist als die Glasfaser. Dabei wurde das<br />
Gewicht im Vergleich zum Referenzteil aus Carbon-Textil-Material<br />
von 7,9 auf 7 kg reduziert, die Kosten sanken um 50 %. „Im Serienprozess<br />
kämen wir bei 35.000 Bauteilen pro Jahr auf unter 150 €<br />
Stückkosten“, so Winterhalter. Weiteres Potenzial zur Reduktion der<br />
Werkzeugkosten sehen die Experten in der Verringerung der Werkzeugsteifigkeit,<br />
wodurch die RTM-Presse mit bauteilspezifischen<br />
Parametern noch mehr Einfluss nehmen könnte.<br />
Composite-Material ist in der Praxis angekommnen<br />
Einige Hersteller produzieren bereits Strukturteile aus Composite-<br />
Material: Die Firma SGL Carbon aus Wiesbaden arbeitet mit verschiedenen<br />
Partnern an der Entwicklung von Batteriekästen aus carbonfaserverstärktem<br />
Kunststoff (CFK). Nach der Produktion der ersten<br />
Prototypen für den chinesischen Automobilhersteller Nio im<br />
Jahr 2018 hat man inzwischen auch einen Großauftrag von einem<br />
nordamerikanischen OEM für die Serienproduktion des Deckels und<br />
Bodens für Batteriegehäuse aus carbon- und glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff in hoher Stückzahl erhalten. Weitere Aufträge kamen von<br />
einem europäischen Sportwagenhersteller sowie von BMW: Für die<br />
Münchner wird man einen glasfaserbasierten Deckel für ein Batteriegehäuse<br />
produzieren. „Herkömmliche Batteriekästen für Elektroautos<br />
werden überwiegend aus Aluminium und Stahl gefertigt. Im<br />
Vergleich dazu ist das Akkugehäuse aus CFK rund 40 % leichter“, erklärt<br />
Sebastian Grasser, Head of Automotive Segment im Geschäftsbereich<br />
Composites bei SGL Carbon.<br />
Auch hier sieht man aber das Gewicht nicht alleinig als Treiber des<br />
Leichtbaugedankens: Die Bauteile müssen gleichzeitig eine hohe<br />
Steifigkeit aufweisen, um die Fahrdynamik zu unterstützen. Zusätzlich<br />
muss das Material den Unterboden vor Durchschlag schützen,<br />
zu einem optimierten Thermomanagement beitragen, hervorragenden<br />
Brandschutz bieten und die Dichtheitsanforderungen hinsichtlich<br />
Wasser und Gas bestehen. Laut SGL-Carbon würden Verbundwerkstoffe<br />
all diese Anforderungen sehr viel besser erfüllen als jedes<br />
andere Material.<br />
Leichtbau nicht Top-Priorität<br />
Das Thema E-Mobilität und Leichtbau kennt auch Michael Begert<br />
vom Produktentwicklungsspezialisten Edag, nach dessen Aussage<br />
bedacht werden muss, dass etwa ein Drittel des Akkugewichtes auf<br />
Gehäuse und Anbauteile entfallen, wo es noch viel Potenzial zu he-<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Zusammen mit mehreren Partnern aus der Industrie erforscht das AZL neue<br />
Methoden zur wirtschaftlichen Composite-Fertigung<br />
Bild: AZL<br />
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ben gäbe. „Aktuell genießt Leichtbau im Topmanagement wenig<br />
Aufmerksamkeit, die Entwicklungsbudgets sind rückläufig. Priorität<br />
haben dagegen Digitalisierung, Elektrifizierung und Autonomes Fahren“,<br />
führt Begert weiter aus. Im Elektroauto-Segment geht es aktuell<br />
eher darum, möglichst schnell in den Markt zu kommen, was<br />
auch eine zügige Entwicklung erfordert. Hier gilt dann ein um wenige<br />
Kilo leichteres Chassis schnell als eher sekundär.<br />
Ein Trend, der künftig in einem Atemzug mit Leichtbau genannt werden<br />
wird, sind Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit durch nachwachsende<br />
Rohstoffe. Dass es Holz als zentrales <strong>Konstruktion</strong>smaterial<br />
ins Kfz (zurück)schafft, sehen Experten aktuell noch nicht, eine<br />
längere Lebensdauer der Fahrzeuge jedoch schon: „Bauteile aus Faserverbundstoffen<br />
erreichen eine Lebensdauer von 25 Jahren oder<br />
über eine Million Kilometer. Konventionelle Karosserien sind auf<br />
200.000 Kilometer ausgelegt“, weiß Begert. Fahrzeuge selbst werden<br />
aber nicht so alt, weshalb eine Mehrfachnutzung anzustreben<br />
sei, der Break-Even-Point von Carbon liege bei zwei bis drei Verwendungen.<br />
Edag erforscht entsprechende Konzepte aktuell im EU-Forschungsprojekt<br />
Fibereuse.<br />
Vererbbare Dauerbrenner<br />
Das Konzeptfahrzeug Setsuna ist eine schöne Utopie: Es zeigt<br />
schon einmal – wie eben bei Concept Cars üblich – wo die Reise<br />
hingehen kann und dass Toyota diese Aspekte bereits auf dem<br />
Schirm hat. Ein zentrales Element im Armaturenbrett ist die Anzeige<br />
des Fahrzeugalters in Jahren, der Zeiger kann maximal bis 100 reichen.<br />
Der japanische Autohersteller möchte damit verdeutlichen,<br />
dass man künftig wieder mehr auf langlebige Produkte setzen sollte,<br />
die eventuell sogar vererbt werden und auf deren Gebrauchsspuren<br />
man sogar stolz ist. Dabei muss das Fahrzeug nicht unbedingt<br />
zum liebevoll erhaltenen Klassiker werden, der irgendwann nur<br />
noch Sonntags aus der Garage kommt. Ein besserer Vergleich wäre<br />
der robuste Massivholz-Esstisch in schnörkelloser Gestaltung, der<br />
auch nach drei Generationen noch in der Küche stehen und täglich<br />
genutzt werden kann – auch wenn man ihm sein Alter durchaus ansieht.<br />
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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Nils Martens, Senior Vice President Division Battery and Fuel Cell Systems, Dr. Manfred Stefener, Vice<br />
President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies<br />
Brennstoffzelle und Batterie –<br />
eine erfolgreiche Hybridstrategie<br />
Mit der verstärkten Entwicklung hin zur Elektromobilität wird die lange vernachlässigte Brennstoffzelle immer<br />
populärer. Im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären Nils Martens, Senior Vice President Division Battery &<br />
Fuel Cell Systems, und Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies,<br />
welche Vorteile die Brennstoffzelle gegenüber der Lithium-Ionen-Batterie hat. Zudem erläutern die beiden<br />
Experten, wieso sie eine Hybridlösung aus beiden Technologien für den Königsweg halten.<br />
Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg Sealing Technologies<br />
ist nicht unbedingt als Anbieter von Brennstoffzellen<br />
und Lithium-Ionen-Batterien bekannt, sondern<br />
eher als Hersteller von Dichtungen und thermoplastischen<br />
Produkten für die Industrie. Welche Gründe gibt<br />
es für Ihr Engagement in diesem Bereich und welche<br />
Vorteile versprechen Sie sich davon?<br />
Martens: Es gibt gleich mehrere Gründe dafür. Für Freudenberg<br />
Sealing Technologies stellten sich wie für alle automobilnahe<br />
Firmen die Frage: Wie stellen wir uns besser<br />
auf den Trend der Elektromobilität ein? Welche Geschäftsfelder<br />
in der E-<strong>Mobility</strong> können wir generell erschließen?<br />
Und wie können wir uns vor allem auch neben<br />
dem Komponentengeschäft verstärken? Aus unserer<br />
Sicht wurden hier die Karten gerade neu gemischt und alle<br />
fingen bei null an. Für uns war das Ganze eine Chance<br />
in das Systemgeschäft einzusteigen. Denn wann immer<br />
wir ein Produkt auf den Markt bringen, ist es für uns<br />
wichtig, eine sehr gute Qualitätskontrolle und eine hohe<br />
eigene Wertschöpfung für das Produkt zu haben und es<br />
in allen Facetten zu beherrschen und zu verstehen. Bei<br />
den Brennstoffzellen erfüllen wir diese selbstgestellten<br />
Anforderungen, denn wir sind hier schon seit 25 Jahren<br />
aktiv und konnten eine tiefe, eigene Wertschöpfung errei-<br />
„Viele Unternehmen –<br />
so auch Freudenberg –<br />
verfolgen ohnehin eine<br />
klare Hybridstrategie,<br />
sowohl Batterie- als<br />
auch Brennstoffzellentechnologie<br />
in der Tiefe<br />
zu verfolgen.“<br />
Dr. Manfred Stefener, Vice President<br />
Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />
Sealing Technologies<br />
chen. Aktuell hat dies wahrscheinlich kein anderes Unternehmen<br />
in dieser Qualität zu bieten, womit wir natürlich<br />
auch sehr wettbewerbsfähig sind. Eine ähnliche Tiefe<br />
wollten wir bei der Batterie erreichen. Und haben dafür<br />
die Voraussetzung geschaffen, in dem wir die Mehrheit<br />
von XALT Energy, die hochenergetische Lithium-Ionen-<br />
Batteriepacks für emissionsfreie Schwerlastanwendungen<br />
entwickeln und produzieren, übernommen haben.<br />
Damit einher geht auch das Thema Wissensaufbau in diesen<br />
neuen Applikationen – was für uns sicherlich auch eine<br />
große Motivation war. In der Vergangenheit waren das<br />
eben Getriebe und Verbrennungsmotor. Und in Zukunft<br />
werden es Brennstoffzelle, Batterie und die entsprechenden<br />
Systeme sein. Obgleich unser Fokus im Systemgeschäft<br />
eindeutig auf den Heavy-Duty-Anwendungen mit<br />
den höchsten Anforderungen liegt, sind wir überzeugt,<br />
dass wir auf Basis dieses tiefen Technologieverständnisses<br />
später unsere Kunden mit ‚Komponenten für den<br />
Massenmarkt Automotive‘ vollumfänglich als führender<br />
Technologiepartner unterstützen können. Ein weiterer,<br />
wesentlicher Grund für unsere Entscheidung in den Geschäftsbereich<br />
massiv zu investieren war, dass wir ohnehin<br />
die Bereiche Elektronik, Software, Telematik-Knowhow,<br />
etc., ausbauen wollten. Denn das sehen wir als<br />
wichtige Kompetenz für unsere Unternehmen und den<br />
Konzern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn es um die E-Mobilität<br />
geht, hat die Automobilbranche lange auf Batterien<br />
gesetzt, die Brennstoffzelle konnte sich dagegen bisher<br />
nicht durchsetzen. Das scheint sich zu ändern, Experten<br />
prognostizieren bis 2050 einen Marktanteil von<br />
Wasserstofffahrzeugen von bis zu 73%. Was hat sich<br />
geändert, dass die Brennstoffzelle nun so populär ist?<br />
Martens: Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Ein<br />
wesentlicher Faktor ist, dass es in naher Zukunft verlässliche<br />
und kommerziell auch wettbewerbsfähige Brennstoffzellen<br />
geben wird. Das ist die absolute Grundvoraussetzung.<br />
Damit einher geht ein weiteres Kriterium. Speziell<br />
beim Schwerlast- oder auch Langstreckentransport<br />
sind die benötigten Reichweiten und Ladegeschwindig-<br />
38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild Freudenberg Sealing Technologies<br />
Nils Martens, SVP Division<br />
Battery & Fuel Cell Systems,<br />
Dr. Manfred Stefener, VP<br />
Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />
Sealing Technologies<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 39
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
PORTRÄT<br />
Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />
„Im Bereich Brennstoffzellen<br />
sind wir schon seit einigen<br />
Jahren aktiv und können im<br />
erheblichen Maß eine eigene<br />
Wertschöpfung erreichen. Aktuell<br />
kann dies so wahrscheinlich<br />
kein anderes Unternehmen<br />
erreichen.“<br />
Nils Martens, SVP Division Battery<br />
& Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />
Sealing Technologies<br />
keiten nicht mit reinen batterieelektrischen Lösungen zu<br />
erreichen. Zudem hat eine Batterie hinsichtlich der wichtigen<br />
Parameter Gewicht und Bauraum gewisse Nachteile<br />
gegenüber einer Brennstoffzelle. Das sind einige Gründe,<br />
wieso derzeit der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur<br />
weltweit vorangetrieben wird und auch zunehmend<br />
staatlich gefördert wird. Dadurch entsteht Planungssicherheit<br />
für Abnehmer, dass sie in Zukunft die Brennstoffzelle<br />
in ihren Fahrzeugen oder Schiffen entsprechend<br />
auch nutzen können.<br />
Stefener: Darüber hinaus werden die Themen rund um<br />
Brennstoffzelle oder Batterie in den verschiedenen Weltregionen<br />
– auch schon in der Vergangenheit – unterschiedlich<br />
bewertet. Wir hätten heute keine Serienfahrzeuge<br />
mit Brennstoffzellenantrieb auf dem Markt, wenn<br />
Japan und Korea nicht schon vor zwanzig Jahren entsprechende<br />
Forschungs- und Entwicklungs- sowie Förderschwerpunkte<br />
gesetzt hätten. In diesen beiden Ländern<br />
wird das Thema Wasserstoff-Wirtschaft ganz großgeschrieben.<br />
Demgegenüber stand in Europa die letzten<br />
zehn Jahre eher die Batterieelektrik im Fokus. Wichtig ist:<br />
Wenn es um Elektromobilität geht, hilft uns beides. Viele<br />
Unternehmen – so auch Freudenberg – verfolgen ohnehin<br />
eine klare Hybridstrategie und damit sowohl Batterieals<br />
auch Brennstoffzellentechnologie in der Tiefe. In diesem<br />
Fall meint Hybrid die Kombination aus Brennstoffzelle<br />
und Batterie. Mit dieser Strategie kann man in den unterschiedlichen<br />
Anwendungsbereichen immer das Optimum<br />
an Leistung, Reichweite und Kosten herausholen.<br />
Nur mit einer Technologie lässt sich das nicht so gut erreichen.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir hier<br />
in Zukunft kein gegeneinander sehen werden, sondern<br />
im Wesentlichen ein auf die Anwendung zugeschnittenes<br />
Rightsizing von Batterien und Brennstoffzellen, so dass<br />
man den besten ökonomischen Wert für die jeweilige Anwendung<br />
erreicht.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie erheben den Anspruch, <strong>Konstruktion</strong>serfahrung<br />
von Brennstoffzellensystemen<br />
mit hohem Wirkungsgrad und langer Lebensdauer zu<br />
haben. Können Sie das näher erläutern?<br />
Stefener: Man kann das natürlich auf verschiedenen Ebenen<br />
sehen. Freudenberg ist zwar von jeher als Komponentenhersteller<br />
bekannt. Tatsächlich entwickeln wir aber<br />
schon seit über fünfundzwanzig Jahren funktionskritische<br />
Komponenten für Brennstoffzellen. Dabei handelt es sich<br />
unter anderem um Dichtungen, Gasdiffusionslagen, Filter<br />
oder Befeuchter. Alles Dinge, ohne die man sich den Betrieb<br />
einer Brennstoffzelle gar nicht vorstellen kann. Was<br />
jetzt hinzukommt, auch durch unsere Akquisitionsstrategie,<br />
ist das Thema Elektrochemie, sodass wir auch mit einer<br />
hohen Wertschöpfung aktive Brennstoffzellen-Zellkomponenten<br />
fertigen können. Und wir können Systeme<br />
bauen. Die Lebensdauer von Systemen hängt von mehreren<br />
Faktoren ab. Einerseits natürlich von der Leistungsfähigkeit<br />
oder der Lebensdauer der Kernkomponente des<br />
Brennstoffzellen-Stacks. Die Erfahrung, wie man Zellenkomponenten<br />
leistungsfähig und langlebig macht, haben<br />
wir durch die genannte Akquisition sozusagen eingekauft.<br />
Ich selbst habe 27 Jahre Erfahrung im Brennstoffzellenbereich<br />
und mich auch in meiner Doktorarbeit damit<br />
beschäftigt. Daraus ergibt sich für Freudenberg diese<br />
starke <strong>Konstruktion</strong>serfahrung von Brennstoffzellensystemen<br />
mit hohem Wirkungsgrad und langer Lebensdauer.<br />
Darüber hinaus besitzen wir ein ganzheitliches Verständnis<br />
der Brennstoffzellenmechanismen, also dem Design,<br />
den Materialien, den Komponenten und den Betriebsstrategien.<br />
Und sehr wichtig sind bei der Entwicklung von<br />
Brennstoffzellensystemen unsere jahrzehntelangen Testerfahrungen<br />
mit diesen Lösungen. Die Aussagen bezüglich<br />
Leistungsfähigkeit und Lebensdauer haben wir in<br />
über dreißig-, vierzigtausend Stunden Testzeiten nachgewiesen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche technischen Vorbeziehungsweise<br />
Nachteile hat die Brennstoffzellentechnologie<br />
gegenüber Lithium-Ionen-Batterien?<br />
Stefener: Es gibt bei der Brennstoffzelle und der Lithium-<br />
Ionen-Batterie Prinzip-bedingte Unterschiede. Eine Batterie<br />
ist ein sehr dynamischer Energie- oder Leistungslieferant,<br />
mit dem man eine Mobilitätsanwendung, wie das<br />
Starten, Stoppen, eine Rückspeisung von Energie,<br />
schnelle Lastwechsel, wunderbar abdecken kann. Der<br />
Nachteil der Batterie ist, dass sie im Vergleich zu vielen<br />
Brennstoffen eine relativ niedrige Speicherdichte hat. Dabei<br />
ist die Lithium-Ionen-Batterie derzeit die beste Batterietechnik.<br />
Nichtsdestotrotz ist ihre Speicherdichte beispielsweise<br />
im Vergleich zu Wasserstoff geringer. Das<br />
heißt, wenn man Reichweite erzielen möchte, also lange<br />
fahren will, dann schafft man das mit weniger Gewicht<br />
mit einer Brennstoffzelle und einer entsprechenden Energiespeicherung.<br />
Und das sind die jeweiligen Vor- und<br />
Nachteile. Die Brennstoffzelle hat längere Reichweiten,<br />
weniger Gewicht und sie lässt sich schnell ‚Nachtanken‘.<br />
Die Batterie hat Vorteile hinsichtlich Dynamik und schnelle<br />
Reaktionszeit, aber systematisch kürzere Reichweiten.<br />
Letztendlich muss man nach den Anforderungen der Applikation<br />
entscheiden. Es gibt Anwendungen, bei denen<br />
man mit einer reinen Batterie gut zurechtkommt. Aber<br />
40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
wie bereits angesprochen, ist im Endeffekt eine Kombination<br />
beider Technologien am vielversprechendsten.<br />
Denn damit kann man Reichweite und Dynamik verbinden<br />
und damit technisch und kostenseitig das Optimum<br />
erreichen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Eine Kernkomponente in der<br />
Freudenberg-Brennstoffzellen-Technologie ist die<br />
Membran-Electrode-Assembly (MEA). Was muss man<br />
sich darunter vorstellen und welche Vorteile ergeben<br />
sich dadurch?<br />
Stefener: Die sogenannte Membran-Elektroden-Einheit<br />
oder Membrane Electrode Assembly ist die elektrochemische<br />
Kernkomponente. Der Name kommt daher, dass<br />
sie aus den Komponenten Membran sowie zwei Elektroden<br />
– Anode und Kathode – zusammengesetzt ist. Die<br />
Membran nimmt in der Brennstoffzelle die Elektrolytfunktion<br />
wahr. Die MEA kann man sich bei der Brennstoffzelle<br />
als eine flache Einheit von ungefähr 0,25 mm<br />
Dicke und der Größe eines DIN-A4-Blattes vorstellen. In<br />
dieser Einheit wird die elektrische Leistung erzeugt,<br />
wenn man Wasserstoff und Sauerstoff zuführt.<br />
Es gibt derzeit weltweit nur eine Handvoll Unternehmen,<br />
die solche Kernkomponenten herstellen können, die noch<br />
relativ teuer sind. Das Know-how, solche Komponenten<br />
Bereits Mitte der 1990er Jahre entwickelte Freudenberg Sealing Technologies<br />
Komponenten für Brennstoffzellen und hat u. a. serienreife Gasdiffusionslagen<br />
sowie Dichtungen für Brennstoffzellen-Stacks entwickelt<br />
herzustellen, ist also eine Besonderheit. Freudenberg verfügt<br />
über diese Technologie und hat eine ganze Reihe von<br />
Patenten, die den Herstellungsprozess für diese Membran-Elektroden-Einheiten<br />
abdecken. Der Vorteil: Man<br />
kann die Einheiten funktional sehr stark auf die jeweilige<br />
Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />
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PORTRÄT<br />
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Dr. Manfred Stefener<br />
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<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg konzentriert sich<br />
mit der Brennstoffzelle auf Anwendungen außerhalb<br />
des Pkws. In welchen Applikationen kommen Ihre<br />
Systeme zum Einsatz und gibt es schon konkrete Anwendungsfälle,<br />
etwa im Segment Kreuzfahrt?<br />
Stefener: Wir konzentrieren uns mit Brennstoffzellen-<br />
Systemen auf den Heavy-Duty-Bereich, mit Brennstoffzellen-Komponenten<br />
auch auf den PKW-Sektor. Bei<br />
Heavy Duty sind das im Wesentlichen die Segmente<br />
Bus, LKW, Züge und die Schifffahrt. In diesem Sektor haben<br />
wir ein gemeinsames Förderprojekt mit der Meyer<br />
Werft und dem Kreuzfahrtbetreiber Carnival. Das Ziel ist<br />
es, im Jahr 2021 auf der AIDAnova Brennstoffzellen zu installieren<br />
und darauf aufbauend weitere Schiffe mit dieser<br />
Technologie auszustatten. Bei einem weiteren Projekt<br />
entwickeln wir gemeinsam mit Flixbus einen Brennstoffzellen-Hybridbus<br />
mit passendem Batterie-und BZ-System.<br />
Das Thema Reisebus ist sehr interessant für Freudenberg,<br />
allein in Europa beträgt das jährliche Marktvolumen<br />
rund 9.400 Fahrzeuge. Zudem lassen sich hier Synergien<br />
nutzen, denn die Leistungs- und Technikanforderungen<br />
sind ähnlich wie im Lkw-Segment, dem mit Abstand<br />
größten im Heavy-Duty-Bereich.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Nachhaltigkeit ist dieser Tage ein<br />
großes Thema. Wie sieht es vor diesem Hintergrund<br />
mit Themen wie Wiederverwendung, Aufarbeitung<br />
und Recycling Ihrer Systeme aus?<br />
Martens: Bei Batterie-Systemen kommen Sie heute als<br />
großer Hersteller nicht umher, Recycling anzubieten. Das<br />
ist auch unser Anspruch an uns selbst, eine wirklich nachhaltige<br />
Lösung für unsere Kunden bereitzustellen. Freudenberg<br />
macht das Stand heute über Partner in Europa,<br />
in Nordamerika und auch in Südamerika. Bei unseren<br />
Pouch-Zellen ist die erreichbare Recyclingquote mit über<br />
90% sehr hoch. Darüber hinaus sind unsere XALT Batteriesysteme<br />
bewusst so konzipiert worden, dass sie einen<br />
Retrofit ermöglichen. Das heißt, man kann sie theoretisch<br />
nach Ende der initialen Nutzungsdauer mit neuen<br />
Batteriezellen wieder einsatzfähig machen. Zudem sind<br />
die Systeme so entwickelt, dass eine hohe Recyclingquote<br />
des Gesamtsystems zum Ende der Lebensdauer sichergestellt<br />
ist.<br />
Darüber hinaus beteiligen wir uns aktiv in verschiedenen<br />
Research-Projekten, die sich mit dem Recycling der Batteriezellen<br />
beschäftigen. Hierbei geht es unter anderem<br />
um Fragen, wie man in der Herstellung bestimmte Parameter<br />
verändern kann, um das Recycling zu vereinfachen<br />
und wie sich die Rohmaterialien zurückgewinnen und<br />
wiederverwenden lassen.<br />
Stefener: Im Brennstoffzellenbereich sieht das ganz ähnlich<br />
aus. Unser Brennstoffzellen-Stack wird mit Hinblick<br />
auf Ressourcenschutz und Recycling entwickelt. Freudenberg<br />
nutzt unter anderem ein patentiertes Verfahren<br />
zur Minimierung des Platinverbrauchs – der Platin-Katalysator<br />
ist der größte Kostenpunkt einer Brennstoffzelle.<br />
Zudem verfügen wir über ein etabliertes Recyclingsystem<br />
für Platin, dass eine Rückgewinnung von 98 % des<br />
genutzten Platins ermöglicht. Durch die Verwendung von<br />
recyceltem Platin spart man große Mengen an Energie.<br />
Wie gesagt, da besteht eine etablierte Technologie, das<br />
ist der wesentliche Punkt.<br />
Auch die anderen Stoffe in der Brennstoffzelle, wie<br />
Kunststoffe, Aluminium, Stahl, und Kohlenstoff, lassen<br />
sich recyceln und weiter- beziehungsweise wiederverwenden.<br />
www.fst.com<br />
Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />
Details zum Thema Brenstoffzellen-Technologie<br />
von Freudenberg Sealing Technologies:<br />
hier.pro/HFHNa<br />
42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Konferenz<br />
SMARTE MASCHINEN<br />
IM EINSATZ<br />
EFFIZIENT, SICHER UND<br />
NACHHALTIG MIT KI<br />
1. Dezember <strong>2020</strong><br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Smarte Maschinen schaffen Mehrwert – dank<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
Gerade in der derzeitigen schwierigen Phase müssen Unternehmen<br />
möglichst effizient, sicher und nachhaltig wirtschaften.<br />
Künstliche Intelligenz bietet hier enorme Chancen für alle, die<br />
die neuen Technologien einzusetzen wissen.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentieren die Konradin Mediengruppe<br />
und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />
Automatisierung IPA den Kongress „Smarte Maschinen im Einsatz“,<br />
in dem zahlreiche Forscher und Experten aus Unternehmen –<br />
vom innovativen Start-up über die Träger des Deutschen<br />
Zukunftspreises bis zum Weltkonzern – die Potenziale aufzeigen<br />
und über ihre Erfahrungen mit KI-Lösungen berichten.<br />
Nutzen Sie die exklusive Gelegenheit zum<br />
Networking und melden Sie sich schnell an.<br />
Vor Ort stehen nur wenige Plätze zur<br />
Verfügung!<br />
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nur 610,– € danach 640,– € (zzgl. MwSt.)<br />
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möglich: Frühbucher bis<br />
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(zzgl. MwSt.)<br />
Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 43
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
DC-Kleinstmotoren von Faulhaber im Teleskoparm eines Laderoboters von Volterio<br />
Klein, kräftig und robust<br />
DC-Kleinstantriebe leisten heute in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen beachtliches. Sie<br />
überzeugen durch ihre geringe Leistungsaufnahme, wandeln elektrische Energie effizient in Bewegungsenergie<br />
um, sind einfach in der Drehzahl regelbar, leicht, leise und zuverlässig. Dadurch treiben sie in vielen<br />
Branchen immer wieder die Technik voran. Inzwischen gilt das auch für die Elektromobilität. Treibende<br />
Kraft eines Laderoboters für Elektroautos sind grafitkommutierte DC-Kleinstantriebe von Faulhaber.<br />
Andreas Seegen, Leiter Marketing bei Faulhaber und Ellen-Christine Reiff, Redaktionsbüro Stutensee<br />
(Österreich) abgeschlossen hat. Heute ist er Geschäftsführer der<br />
Volterio GmbH und der Laderoboter steht kurz vor dem Start der<br />
Serienproduktion.<br />
Leistungsstarke Antriebstechnik für<br />
den Roboterarm des Ladesystems<br />
Elektromobilität ist unbestreitbar im Kommen, doch bis zur funktionierenden<br />
Standardtechnologie gibt es noch ein paar Hürden<br />
zu bewältigen. Eine davon ist der Ladevorgang. Straßenzüge mit<br />
massenhaft aneinandergereihten Ladesäulen sind keine akzeptable<br />
Lösung. Sie machen den Stadtraum nicht gerade schöner, und auch<br />
in der eigenen Garage würde man gern darauf verzichten, weil doch<br />
recht viel Platz verloren geht und das Kabel schnell zur Stolperfalle<br />
werden kann. Eine Alternative ist induktives Laden. Dabei ist das<br />
Equipment unter dem Straßenbelag oder im Garagenboden praktisch<br />
unsichtbar. Das hat jedoch seinen Preis und für die Installation<br />
sind oft umfangreiche Erdarbeiten notwendig. Im Vergleich zum Kabelkontakt<br />
geht zudem immer ein Teil des Stroms verloren, und dieser<br />
Anteil wird größer, wenn das Fahrzeug nicht genau über der<br />
Spule parkt. Die Autohersteller lösen das, indem sie eine Navigationshilfe<br />
anbieten, um die Abstände zwischen den beiden Spulen<br />
genau zu justieren. Inzwischen gibt es jedoch eine vielversprechende<br />
Alternative, bei der es solche Probleme prinzipbedingt nicht gibt:<br />
den Laderoboter von Volterio. Die Idee stammt aus der Masterarbeit,<br />
die Christian Flechl 2014 an der Technischen Universität Graz<br />
Bild: Faulhaber<br />
Teleskoparm statt Kabel<br />
Das System besteht aus einer Fahrzeug- und einer Bodeneinheit.<br />
Die Fahrzeugeinheit lässt sich einfach in Elektroautos integrieren<br />
und kann meist sogar nachgerüstet werden. Die Bodeneinheit liegt<br />
im „Ruhezustand“ als unauffällige, lediglich sechs Zentimeter hohe<br />
<strong>Konstruktion</strong> auf dem Boden. Zum Laden parkt man das Auto einfach<br />
darüber. Haben sich beide Einheiten identifiziert, fährt teleskopartig<br />
ein Roboterarm aus, auf dem der „Stecker“ – ein konisch-runder<br />
Stromüberträger – sitzt. Er steuert das Gegenstück am Unterboden<br />
des Fahrzeugs an und stellt den vollen Kontakt auch dann her,<br />
wenn das Fahrzeug nicht optimal steht. Es genügt, wenn sich der<br />
Anschluss in einem 50 auf 50 cm großen Feld befindet. Sein Ziel findet<br />
der Roboter über ein Ultraschall-System. Die Verbindung ist in<br />
weniger als 15 Sekunden hergestellt. Die Ladeleistung eines Ladegeräts<br />
mit Heimanschluss beträgt 22 kW, womit auch große Autobatterien<br />
in vier bis fünf Stunden aufgeladen werden können. Die<br />
Technik ist aber dafür ausgelegt, bis zu 100 kW Gleichstrom zu bewältigen,<br />
was die Ladezeit auf eine Stunde senkt.<br />
Die Suche nach dem passenden Motor<br />
Bei der Entwicklung des Prototyps kam es auch auf die Motoren an,<br />
die die drei Achsen des Roboterarm bewegen: „Wir wollten eine<br />
möglichst flache Einheit bauen, also ging es im Gerät von Anfang an<br />
sehr eng zu“, erinnert sich Flechl. „Zugleich sind jedoch erhebliche<br />
Gewichte der hochstromtauglichen Kabel und Stecker zu bewegen,<br />
die Motoren müssen daher – in Verbindung mit dem passenden Getriebe<br />
– bei minimalem Volumen ein hohes Drehmoment und eine<br />
hohe Dynamik erreichen.“ Bei seiner Internetrecherche stieß der<br />
junge Diplomingenieur recht schnell auf Faulhaber, denn für die geforderte<br />
Spezifizierung gibt es nicht viele Angebote auf dem Markt.<br />
„Der Austausch mit anderen Experten hat mir bestätigt, dass ich<br />
dort an der richtigen Adresse bin. Die Zusammenarbeit gestaltete<br />
sich dann sehr angenehm. Die Antriebsexperten haben das ganze<br />
Projekt mit eingehender technischer Beratung, passender Antriebsauswahl<br />
und den Komponenten gesponsert.“ In den Prototypen<br />
wurden DC-Kleinstmotoren der Baureihe CR mit Planetengetriebe<br />
und passendem Motion Controller eingebaut. Darüber hinaus hat<br />
der Antriebsspezialist aus Schönaich zu Testzwecken weitere Antriebe<br />
ausgewählt und zur Verfügung gestellt.<br />
44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
ELEKTROMOBILITÄT<br />
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
Bild: Volterio<br />
Das Ladesystem besteht aus einer Fahrzeug- und einer Bodeneinheit. Die<br />
Fahrzeugeinheit lässt sich einfach in Elektroautos integrieren und kann<br />
meist sogar nachgerüstet werden<br />
Leichte und kompakte DC-Kleinstmotoren<br />
DC-Kleinstmotoren mit Grafitkommutierung sind mit Durchmessern<br />
von 23 bis 38 mm besonders leicht und kompakt. Durch die <strong>Konstruktion</strong><br />
als Glockenankermotor mit der patentierten, freitragenden<br />
Rotorspule mit Schrägwicklung, die um einen ruhenden Magneten<br />
rotiert, kann fast der gesamte Motordurchmesser für die elektrische<br />
Spulenwicklung genutzt werden. Dadurch erreichen die Motoren im<br />
Verhältnis zu ihrer Größe und ihrem Gewicht höhere Leistungen und<br />
Drehmomente als konventionelle Ausführungen. Die kleinen Motoren<br />
liefern je nach Baugröße Drehmomente bis etwa 220 mNm. Zudem<br />
arbeiten sie ohne Rastmoment, wodurch ein präziser Positionierbetrieb,<br />
eine sehr gute Drehzahlregelung und ein insgesamt höherer<br />
Wirkungsgrad im Vergleich zu anderen DC-Motortypen erreicht<br />
wird. Der Begriff „Grafitkommutierung“ bezieht sich auf das<br />
verwendete Bürstenmaterial in Kombination mit einem Kommutator<br />
aus einer Kupferlegierung. Dieses Kommutierungssystem ist<br />
sehr robust und eignet sich besonders für dynamische Hochleistungsapplikationen<br />
mit schnellem Start-/Stoppbetrieb, wie es der<br />
dreiachsige Roboterarm des Ladegeräts erfordert. Das Ladegerät<br />
ist für etwa 20.000 Zyklen ausgelegt; dafür wird nur rund ein Prozent<br />
der Lebensdauer der Antriebe benötigt. Wichtig ist auch die Robustheit<br />
der Antriebe, denn die Ladeeinheit soll auch nach längerem<br />
Stillstand und bei ungünstigen Witterungsbedingungen und mit<br />
Straßenstaub am Boden zuverlässig funktionieren.<br />
Mittlerweile hat sich der Prototyp in ausgiebigen Testreihen bestens<br />
bewährt, und bewiesen, dass die Technologie den konkurrierenden<br />
Konzepten in entscheidenden Aspekten deutlich überlegen ist. Auch<br />
mehrere Hersteller von Premium-Autos haben sich davon überzeugt<br />
und sind nun dabei, die Serienfertigung der Ladesysteme zu organisieren.<br />
Derweil wendet sich Volterio bereits neuen Aufgaben zu:<br />
„Automatisierte Ladevorgänge lassen sich vielseitig nutzen“, fährt<br />
Flechl fort. „Das gilt für den gesamten Bereich der Logistik sowie<br />
für alle fahrerlosen Fahrzeuge. Auch an E-Lkw wird inzwischen gearbeitet.<br />
Wir entwickeln die passenden Laderoboter dazu, und freuen<br />
uns, dass Faulhaber uns dabei weiter mit geeigneten Motoren, Getrieben<br />
und Controllern unterstützt.“<br />
jg<br />
www.faulhaber.com<br />
Details zu den grafitkommutierten DC-Kleinstmotoren<br />
von Faulhaber:<br />
hier.pro/y5BaG<br />
Si-Akademie<br />
<br />
3. Praxiskongress<br />
Recht<br />
Foto: © zolnierek, fotolia.com<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3. Dezember <strong>2020</strong><br />
Hotel Chester<br />
Convention Center<br />
<br />
Kursgebühr<br />
Frühbucherpreis<br />
<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
www.praxiskongress-recht.de<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 45
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
IP67-Leckagetests von Inficon prüfen Gehäuse von Traktionsbatterien auf Wasserdichtheit<br />
Das Gehäusematerial<br />
bestimmt die Grenzleckrate<br />
Batterien und Brennstoffzellen in Elektrofahrzeugen müssen zuverlässig vor Umwelteinflüssen wie Wasser geschützt<br />
werden. Die Hersteller setzen für die Gehäuse der Energieträger auf die Schutzklasse IP67. Deren Anforderungen<br />
in eine exakte Leckrate zu übersetzen, mit der Gehäuse im Fertigungsprozess auf Dichtheit geprüft<br />
werden können, ist nicht trivial. Messtechnikspezialist Inficon bietet hierfür geeignete Prüfmethoden und<br />
-lösungen an, um Wasserdichtheit für Traktionsbatterien gemäß Schutzklasse IP67 zu gewährleisten.<br />
Mark Blaufuß, Application Engineer Alternative Drive Trains, Inficon GmbH, Köln<br />
Einer der größten Feinde der Lithium-Ionen-Batterietechnologie<br />
im Straßenverkehr ist Wasser.<br />
Dringt es in die Batterie, droht ein Kurzschluss<br />
und sogar der Brand von Batterie und Fahrzeug.<br />
Gehäuse mit Schutzklasse IP67 schützen<br />
fach, die Anforderungen der IP67 in eine<br />
exakte Leckrate zu übersetzen.<br />
Bild: Kim/stock.adobe.com<br />
Alternative Antriebskonzepte – ob reines Elektrofahrzeug oder<br />
mit Brennstoffzelle – verwenden Elektromotoren. Und diese<br />
Motoren werden aus Batterien gespeist. Bei deren Fertigung wird<br />
die sorgfältige Qualitätssicherung unverzichtbar. Zuverlässigkeit, Betriebssicherheit<br />
und Langlebigkeit der Batterie sind für Automobilhersteller<br />
darum so wichtige Kriterien wie für ihre Kunden. Dabei ist<br />
einer der größten Feinde der Lithium-Ionen-Batterietechnologie im<br />
Straßenverkehr praktisch unausweichlich: Wasser. Dringt Wasser in<br />
die Batterie, droht ein Kurzschluss und sogar der Brand von Batterie<br />
und Fahrzeug. Aber nicht nur die Traktionsbatterie muss durch ihr<br />
Gehäuse dauerhaft geschützt sein, auch die Elektronik im Batteriesteuergerät<br />
darf keinem Wasser ausgesetzt werden. Viele Hersteller<br />
orientieren sich darum bei der Fertigung ihrer Gehäuse an der entsprechenden<br />
Schutzklasse IP67. Dabei macht die IP67 keine exakten<br />
Vorgaben, wann genau ein Bauteil ausreichend gegen die Möglichkeit<br />
eines Wassereintritt geschützt ist. Zudem ist es nicht ganz ein-<br />
Schutzklasse IP67 taucht<br />
Komponenten ins Wasser<br />
Eine eingehende Betrachtung verdeutlicht<br />
zwei Dinge. Erstens: Die für einen Schutz<br />
nach IP67 erforderlichen Grenzleckraten sind<br />
üblicherweise nur mit modernen Prüfgasmethoden<br />
zu testen. Zweitens: Das Gehäusematerial<br />
selbst hat einen deutlichen Einfluss<br />
auf die Dichtheitsanforderungen, weil Wassertropfen<br />
sich von manchen Materialien<br />
leichter ablösen und so durch einen Leckkanal<br />
eindringen. Sehr oft werden Batteriegehäuse für Lithium-Ionen-<br />
Akkus oder Gehäuse für die Batteriesteuerelektronik nach IP67 ausgelegt.<br />
Die Prüfung gemäß dieser Schutzklasse verlangt, dass nach<br />
einem Tauchbad von 30 Min. in 1 m Tiefe das Bauteil seine völlige<br />
Funktionsfähigkeit bewahrt haben muss. In manchen Fällen bedeutet<br />
dies, dass keinerlei Wasser in das Bauteil eingedrungen sein darf.<br />
In einem Testaufbau lässt sich anhand verschiedener Glaskapillaren<br />
mit definiertem Durchmesser und mit einer Länge von in unserem<br />
Fall jeweils 10,5 mm ermitteln, bei welchem Durchmesser eines<br />
Leckkanals sich ein Tropfen gerade noch zeigt – ohne sich aber abzulösen.<br />
Der Differenzdruck beträgt dabei 0,1 bar (wie bei einem Gehäuse<br />
in 1 m Wassertiefe). Das Ergebnis: Während sich bei einem<br />
Glas-Leckkanal von 25 μm Durchmesser in einer halben Stunde noch<br />
drei Tropfen ablösen, formt sich bei einem Durchmesser von 20 μm<br />
zwar noch ein Tropfen, löst sich aber erst nach einem Zeitraum von<br />
mehr als 30 Min. ab. Was solch ein Versuchsaufbau zeigt: Wenn der<br />
Durchmesser eines Leckkanals aus Glas etwas weniger als 20 μm<br />
beträgt, ist der Wasserdruck von 0,1 bar mit den Kräften im Gleichgewicht,<br />
die das Wasser an der Oberfläche des Leckkanals haften<br />
lassen. Anders gesagt: Das Bauteil darf als völlig wasserdicht gelten.<br />
46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild: Inficon<br />
IP67-Test: Zusammenhang zwischen Leckrate und Wassereintritt,<br />
ermittelt anhand von Glaskapillaren<br />
Temperaturschwankungen verfälschen<br />
Ergebnisse der Druckmethode<br />
Leckraten in der Größenordnung von 10 -3 mbar∙l/s (0,06 sccm) stellen<br />
in der Praxis die Grenze dessen dar, was sich mit einer herkömmlichen<br />
Druckabfallprüfung unter idealen Bedingungen gerade<br />
noch feststellen lässt. Für ihre Dichtheitsprüfung in der Fertigung<br />
greifen viele Hersteller darum nur bis zu Grenzleckraten von<br />
10 -2 mbar∙l/s (bzw. bis 1 sccm) und bei der Prüfung auf Groblecks zur<br />
tendenziell unzuverlässigeren Druckabfallprüfung. Denn gerade bei<br />
großen Bauteilvolumina wird die Messung der Druckveränderung<br />
schon durch kleinste Temperaturschwankungen während des Prüfprozesses<br />
stark beeinträchtigt. Dies lässt sich bei der Druckabfallprüfung<br />
nicht vollständig kompensieren – sie führt dann sehr leicht<br />
zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen. Darum bieten<br />
sich für alle Grenzleckraten im Bereich 10 -3 mbar∙l/s oder kleiner<br />
eher die zuverlässigeren, prüfgasbasierten Methoden an. Die Wahl<br />
der konkreten Prüfmethode hängt auch davon ab, welche Druckdifferenz<br />
ein Bauteil verträgt. Viele Teile, die dazu ausgelegt sind, die<br />
Schutzklasse IP67 einzuhalten, widerstehen nur recht kleinen<br />
Druckdifferenzen von 0,1 oder 0,2 bar.<br />
Ist beispielsweise ein Battery Pack bereits zusammengebaut und<br />
der Hersteller möchte die Integrität der Dichtungen testen, verbietet<br />
sich ein zu hoher Differenzdruck, denn er könnte die Dichtungen<br />
beschädigen. Darum ist hier unter anderem die prüfgasgasbasierte<br />
Roboterschnüffellecksuche empfehlenswert. Dabei wird im Bauteil<br />
ein Prüfgasüberdruck von nur 0,1 bar erzeugt, und ein Roboterarm<br />
führt den Prüfgassensor automatisch an den Dichtungen des Battery<br />
Packs entlang, um gegebenenfalls austretendes Prüfgas zu detektieren.<br />
Nun hat man es in diesem Fall mit einem Materialmix zu<br />
tun. Denn in diesem Szenario besteht ein etwaiger Leckkanal auf<br />
seiner einen Seite aus dem Gehäusematerial, meist Aluminium,<br />
und auf seiner anderen Seite aus dem Polymer der Dichtung. Entsprechend<br />
sollte man auch die Grenzleckrate, gegen die die Dichtung<br />
zu prüfen ist, zwischen den materialtypischen Leckraten mitteln.<br />
Für dieses Prüfszenario wäre also eine Grenzleckrate im Bereich<br />
10 -4 mbar∙l/s ausreichend (auch wenn das reine Aluminiummaterial<br />
eine Prüfung gegen 10 -5 bar∙l/s erfordern würde).<br />
jg<br />
www.inficon.com<br />
ROBOTER<br />
UND MASCHINE<br />
WERDEN EINS<br />
www.br-automation.com/robotics<br />
Maximale Präzision durch mikrosekundengenaue<br />
Synchronisierung<br />
Roboter und Maschinenautomatisierung<br />
aus einer Hand<br />
Einfache Umsetzung<br />
von Robotikapplikationen<br />
Details zu Dichtheitsprüflösungen von Inficon für die<br />
Automobilindustrie:<br />
hier.pro/7mE3b
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
ANTRIEBSSTRATEGIEN<br />
Dr. Stefan Wolf, CEO von Elring Klinger, über die zukünftigen Entwicklungen im Antriebsstrang<br />
„Wir ernten jetzt die Früchte“<br />
Gibt es eine dominierende Lösung für den Antrieb der Zukunft oder kommt ein breit diversifizierter<br />
Antriebsmix? Dr. Stefan Wolf, CEO der Elring Klinger AG, nimmt in diesem Interview zu diesen Fragen<br />
Stellung und erläutert den Transformationsprozess bei Elring Klinger.<br />
Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> Automobilkonstruktion, Besigheim<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was<br />
zeichnet Ihre Brennstoffzellen<br />
aus?<br />
Bild: Elring Klinger<br />
Seit 15 Jahren beschäftigt sich Elring Klinger mit der Batterietechnik<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Diese Transformation im Antriebsstrang<br />
betrifft Elring Klinger massiv. Wie bewältigen Sie den Wandel<br />
im Produktportfolio und seine finanziellen Implikationen?<br />
Wolf: Wir haben zum Glück frühzeitig die richtige Richtung eingeschlagen,<br />
etwa vor 20 Jahren in Richtung Brennstoffzelle und vor 15<br />
Jahren in Richtung Batterietechnik. Inzwischen liefern wir komplette<br />
Batteriemodule – beispielsweise für den Sion von Sono Motors –<br />
und Brennstoffzellensysteme für Prototypenfahrzeuge von chinesischen<br />
OEMs.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Eine solche Transformation kostet viel<br />
Geld…<br />
Wolf: Ja, wir haben bereits einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag<br />
in die Batterie- und Brennstoffzellentechnik investiert und<br />
können daher jetzt dessen Früchte ernten. In Zukunft werden wir<br />
schwerpunktmäßig weiter in diesen Bereichen investieren und sind<br />
dabei auch weltweit für Partnerschaften offen, um bei der Technik<br />
und den Fertigungsvolumen weitere Schritte zu gehen. Denn bei<br />
unseren Brennstoffzellen-Stacks sind wir ohne Zweifel weltweit<br />
führend. Eine solche Technik mit so hoher Leistungsdichte bietet<br />
derzeit kein Wettbewerber an.<br />
Wolf: Der Knackpunkt ist die<br />
Umwandlung des Wasserstoffs<br />
und der dabei nutzbaren elektrischen<br />
Energie. Dieser Prozess<br />
findet zwischen zwei metallischen<br />
Bipolarplatten statt. Im Vergleich<br />
zu anderen am Markt angebotenen<br />
Brennstoffzellenstacks<br />
zeigen Elring-Klinger-<br />
Brennstoffzellen hohe Leistungsdichten.<br />
Realisiert werden diese<br />
durch ein geschütztes Bipolarplatten-Design,<br />
das ein äußerst<br />
kompaktes Dichtungskonzept<br />
und eine optimale Flächennutzung<br />
ermöglicht. Basis für die<br />
Umsetzung eines solchen Designs<br />
bilden hochpräzise Fertigungsprozesse, die aus bestehenden,<br />
in Serie produzierten Produkten heraus entwickelt wurden. Wir haben<br />
das geschafft und können dadurch aus dem eingebrachten Wasserstoff<br />
eine sehr hohe elektrische Leistungsdichte generieren.<br />
Sprich, wir können entweder bei gleicher elektrischer Leistung das<br />
Volumen und den Wasserstoffbedarf der Brennstoffzelle verringern<br />
oder bieten bei gegebener Brennstoffzellengröße mehr elektrische<br />
Leistung und Reichweite als Wettbewerbssysteme.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Kunden wollen Sie für Ihre<br />
Batterie- und Brennstoffzellentechniken gewinnen?<br />
Wolf: Wir sehen unsere zukünftigen Kunden eher bei neuen OEMs<br />
und Start-Up-Unternehmen. Auf der letzten „AutoShanghai“ war ich<br />
über die Vielzahl und Qualität der angebotenen Fahrzeuge erstaunt.<br />
Da waren etliche neue Anbieter dabei, die technisch gute Fahrzeuge<br />
präsentiert haben und die wir mit unseren Elektrifizierungslösungen<br />
unterstützen. Besonders freut mich, dass viele Techniker, Vorstände<br />
und Eigentümer dieser Unternehmen die Technik in den Vordergrund<br />
stellen. Sie sind von ihren Lösungen überzeugt und setzen<br />
sie konsequent und sehr engagiert um. Ich würde mir wünschen,<br />
dass die europäische Automobilindustrie eine ähnliche Dynamik an<br />
den Tag legt, um ihre Vorreiterrolle weiter zu behaupten.<br />
48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
ANTRIEBSSTRATEGIEN<br />
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
Wolf: Unser Ansatz ist, dass wir möglichst viele Komponenten für<br />
die neuen Antriebstechniken aus unseren klassischen Geschäftsfeldern<br />
liefern. Beispielsweise stanzen, prägen, sicken, wärmebehandeln,<br />
beschichten und montieren wir in unserem Werk Dettingen<br />
die einzelnen metallischen Lagen für unsere Zylinderkopfdichtungen.<br />
Auf den gleichen Anlagen fertigen wir – natürlich mit anderen<br />
Werkzeugen – inzwischen die Bipolarplatten für Brennstoffzellen-<br />
Stacks. Diese „Zulieferung“ aus eigener Produktion ergänzt um<br />
ausgewählte zugekaufte Komponenten sichert uns eine hohe Wertschöpfung.<br />
www.elringklinger.de<br />
„Brennstoffzellen-Hybride<br />
werden ihren Markt<br />
haben, da sie auf das<br />
bestehende Tankstellennetz<br />
aufsetzen können<br />
und eine vernünftige<br />
Reichweite haben.“<br />
Brennstoffzellen von Elring Klinger haben eine hohe Leistungsdichte<br />
Bild: Elring Klinger<br />
Bild: Elring Klinger<br />
Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Vorstands, Elring Klinger AG<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt die Akquisition von<br />
Hofer in Ihrer Elektrifizierungs-Strategie?<br />
Wolf: Hofer ist eine unglaublich versierte und technisch sehr fortschrittliche<br />
Entwicklungsgesellschaft für elektrische Antriebsstränge.<br />
Dieses hohe technische Niveau von Hofer bei elektrischen Antriebssystemen<br />
ergänzt sich optimal mit unserem Industrialisierungs-Know-how.<br />
Im Gemeinschaftsunternehmen Hofer Powertrain<br />
Products werden wir solche innovativen Antriebslösungen auch in<br />
größeren Stückzahlen auf den Markt bringen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wann und mit wem?<br />
Wolf: Serienstart für unseren ersten batterieelektrischen Antriebsstrang<br />
wird demnächst mit einem renommierten europäischen<br />
Sportwagenhersteller sein. Weitere sind im Serienanlauf. Wir sehen<br />
uns als High-End-Anbieter, der in der Nische ausgefeilte System -<br />
lösungen anbietet.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind weitere Partnerschaften oder Übernahmen<br />
möglich? Ist da etwas Konkretes in Planung?<br />
Wolf: Wir werden sicherlich nicht bei Flachdichtungen, Kunststoff-<br />
Gehäuseteilen und Abschirmtechnik nach neuen Kooperationen und<br />
Übernahmekandidaten Ausschau halten. In diesen Bereichen ist<br />
Konsolidierung angesagt, neue Investitionen werden dort nur noch<br />
punktuell getätigt. In unseren neuen Bereichen Batterie- und Brennstoffzellentechnik<br />
werden wir uns über unsere technische Führungsrolle<br />
positionieren. Dort ist vieles möglich.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Volkswagen legt sich sehr auf den batterieelektrischen<br />
Antrieb fest. Ist das die Lösung aller Umweltprobleme?<br />
Wolf: Der batterieelektrische Antrieb wird ein Beitrag sein, aber<br />
nicht der alleinige. Ich bevorzuge einen technologieoffenen Ansatz,<br />
der für jede Anwendung nach dem dafür passenden Antrieb sucht.<br />
Deshalb denke ich, dass wir in Nutzfahrzeugen oder großen Pkw<br />
noch lange Dieselmotoren sehen werden, bei anderen Pkw Ottomotoren<br />
oder Hybridantriebe und im Großstadtverkehr durchaus<br />
batterieelektrische Antriebe. Auch Brennstoffzellen-Hybride werden<br />
ihren Markt haben, da sie auf das bestehende Tankstellennetz aufsetzen<br />
können und eine vernünftige Reichweite haben.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Umsatzanteil generieren Sie<br />
noch mit klassischen Produkten?<br />
Wolf: Es sind noch immer mehr als 90 %.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird sich das Umsatzverhältnis<br />
zwischen klassischen und neuen Produktsegmenten mittelfristig<br />
entwickeln?<br />
Wolf: Wir gehen davon aus, dass wir mit Flachdichtungen, Kunststoff-Gehäuseteilen<br />
und Abschirmtechnik im Jahr 2030 noch knapp<br />
die Hälfte des Umsatzes generieren, weitere 25 bis 30 % mit neuen<br />
Antriebstechniken sowie Strukturleichtbau und etwa zehn Prozent<br />
mit unseren kunststofftechnischen Produkten für Automobil-, Medizin-<br />
und allgemeine Industriekunden. Den Rest wird unser Ersatzteilgeschäft<br />
beitragen, das bis dahin noch stark auf Verbrennungsmotoren<br />
bezogen sein wird.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kann Elring Klinger Kompetenzen aus den<br />
klassischen Geschäftsfeldern für neue Produkte nutzen?<br />
Details zum Thema Elektromobilität bei Elring Klinger:<br />
hier.pro/xNQHX<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 49
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
TITELSTORY<br />
Stauff optimiert Schnellverschlusskupplungen mit der Serie FF<br />
Höhere Leistung<br />
und mehr Sicherheit<br />
Schnellverschlusskupplungen der Serie FF ermöglichen das sichere und<br />
tropffreie Lösen und Verbinden von Hydraulikanschlüssen – und damit den<br />
einfachen Austausch von Anbaugeräten an Baumaschinen. Welche Vorteile<br />
sie unter widrigen Umgebungsbedingungen wie Vibration, Staub, Schmutz<br />
und unsanfter Behandlung bieten, erläutert Boris Mette, Leiter Marketingkommunikation<br />
bei der Walter Stauffenberg GmbH (Stauff) in Werdohl.<br />
50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
TITELSTORY<br />
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Zum schnellen Lösen und Verbinden von<br />
Hydraulikleitungen bietet Stauff die Schnellverschlusskupplungen<br />
der Serie FF an, die nach und nach die Serie FH ersetzt. Was<br />
sprach für die Weiterentwicklung?<br />
Boris Mette (Stauff): Von <strong>mobile</strong>n Maschinen wird auf der Baustelle<br />
immer mehr Flexibilität erwartet – gefragt sind Multifunktions -<br />
geräte, die sich durch verschiedene Anbaugeräte an die jeweils zu<br />
erledigende Aufgabe anpassen lassen. Schnellverschlusskupplungen<br />
für die Hydrauliksysteme schaffen die Voraussetzung dafür,<br />
dass die Werkzeuge in diesen Fällen schnell und sicher getauscht<br />
werden können. Einfache Schraubkupplungen können die Basis-Anforderungen<br />
der Baumaschinenindustrie durchaus erfüllen, aber<br />
Kunden und Anwendungen verlangen mehr. Für uns Hersteller stehen<br />
dann zusätzliche Eigenschaften im Pflichtenheft. Dazu gehört<br />
neben dem schnellen Lösen und Verbinden der Hydraulikleitung<br />
etwa das Vermeiden von Lufteinschlüssen beim Kuppeln – das verhindert<br />
Blasenbildung im Hydrauliksystem. Zudem sollen die Kupplungen<br />
gut zu reinigen sein, weil sie im Betrieb häufig verschmutzt<br />
sind. Beim Kuppeln ist also möglichst wirkungsvoll zu verhindern,<br />
dass Staub und Schmutz in das Hydrauliksystem eindringen können.<br />
All diese Anforderungen erfüllt bereits unsere Serie FH. Bei<br />
den Schnellverschlusskupplungen handelt es sich schon um Flat-<br />
Face-Kupplungen, also flachdichtende Kupplungen, die sich einfach<br />
reinigen lassen. Der Lufteinschluss beim Kuppeln ist minimal und<br />
beim Verbinden und Lösen der Kupplungshälften entsteht höchstens<br />
ein Ölfilm auf den Stirnseiten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was kann die Serie FF besser?<br />
Bild: Stauff (Kupplung), Gennady Poddubny/stock.adobe.com (Frontlader), Konradin Mediengruppe (Zusammenstellung)<br />
Mette: Potenzial für Verbesserungen besteht immer – und mit der<br />
Serie FF erschließen wir unseren Anwendern weitere Vorteile. Das<br />
Kürzel beschreibt die Kupplungsbauart ‚Flat Face‘; wichtig dabei<br />
aber ist, dass aus Kundensicht der Übergang von FH zu FF nahtlos<br />
erfolgen kann, weil beide Baureihen miteinander austausch- und<br />
mischbar sind. Mit Blick auf die Verbesserungen ist die Serie FF<br />
strömungstechnisch optimiert – und bietet damit bei gleicher Baugröße<br />
einen höheren Durchfluss im Vergleich zur Vorgängerserie FH.<br />
Anbaugeräten steht damit eine höhere hydraulische Leistung zur<br />
Verfügung. Um gleichzeitig die Haltbarkeit der Kupplung zu verbesseren,<br />
gerade bei dynamischer Belastung, wurde auch die Dichtung<br />
in der Loshälfte verbessert. Sie ist nun weniger anfällig gegenüber<br />
Kratzern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ist bei höherer übertragbarer Leistung die<br />
Sicherheit gegeben?<br />
Mette: Definitiv – wir bieten nun sogar noch höhere Sicherheiten.<br />
Die nach ISO 16028 vorgeschriebenen Impuls- und Berstdruckprüfungen<br />
gemäß ISO 18869 (‚Hydraulic fluid power – Test methods for<br />
couplings actuated with or without tools‘) ergaben bessere Werte<br />
als bei der FH-Serie. Die maximalen Betriebsdrücke sind höher als<br />
von der Norm verlangt. Damit die Kunden stets die höchste Perfor-<br />
Mit der FF-Serie hat Stauff Schnellverschlusskupplungen<br />
für Hydrauliksysteme entwickelt, bei denen dank<br />
intelligenter Detailkonstruktion gegenüber der Vorgängerserie<br />
FH der Durchfluss erhöht werden konnte<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 51
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
TITELSTORY<br />
Im Stauff-Prüfzentrum werden die FF-Schnellverschlusskupplungen<br />
einer Druckimpulsprüfung unterzogen<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen wir zurück zur Serie FF – bei den<br />
Baugrößen haben sich ebenfalls Veränderungen gegenüber der<br />
Vorgänger-Serie ergeben?<br />
mance erhalten, verzichtet Stauff konsequent auf Low-Budget-<br />
Varianten. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal der neuen FF-Serie ist<br />
zudem die integrierte Verriegelung. Nach der Verbindung der Kupplungshälften<br />
kann der Bediener die Loshälfte durch eine 90-Grad-<br />
Drehung fest verriegeln. Ein Lösen nur durch Zurückziehen der<br />
Kupplungshülse ist dann ausgeschlossen, denn vorher muss die<br />
Entriegelung durch Drehen in der Gegenrichtung gelöst werden. Ein<br />
unbeabsichtigtes Lösen der Kupplung ist damit faktisch unmöglich.<br />
Auf Wunsch kann die Kupplung aber auch ohne Verriegelung bestellt<br />
werden – diese Option nutzt beispielsweise ein renommierter Hersteller<br />
von Multifunktionsfahrzeugen, weil die FF-Serie hier in sehr<br />
beengten Bauräumen eingesetzt wird.<br />
Bild: Stauff<br />
Mette: Zusätzlich zu den drei gängigen Baugrößen NW 10, 12 und<br />
19 folgen jetzt vier weitere zwischen NW 6,3 bis 38. Schritt für<br />
Schritt wird damit die FH-Serie durch die FF-Serie abgelöst und bezüglich<br />
des Einsatzspektrums erweitert. Der Anwender kann damit<br />
auch weiter von dem Vorteil der Flat-Face-Kupplungen profitieren,<br />
dass die Beweglichkeit erhalten bleibt. Im Vergleich zur einfacheren<br />
Schraubkupplungsverbindung bleiben bei der Flat-Face-Kupplung<br />
die Kupplungshälften in axialer Richtung drehbar zueinander. Somit<br />
können Drehmomente, die vom Schlauch ausgehen, nicht negativ<br />
auf die Kupplungsverbindung einwirken. Das erhöht ebenfalls die<br />
Lebensdauer und Sicherheit der Verbindung. Zur hohen Lebensdauer<br />
trägt übrigens auch die Zink-Nickel-Beschichtung bei, die bei<br />
Stauff-Kupplungen zum Einsatz kommt. Übrigens: Speziell die FF-<br />
Serie gehört zu unseren komplexeren Produkten – sie wurde vollständig<br />
bei Stauff entwickelt. Das Entwicklungszentrum in Werdohl<br />
und das Produktions- und Montagewerk in Meinerzhagen schaffen<br />
damit eine wesentliche Voraussetzung für das hohe Qualitätsniveau<br />
der Flat-Face-Kupplungen. Und im Rahmen des Stauff-Line-Serviceangebotes<br />
liefern wir auch fertig konfektionierte Schlauchleitungen<br />
mit Kupplungen der FF-Serie.<br />
Die FF-Serie<br />
im Überblick<br />
PLUS<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bietet gerade mit Blick auf die Verfügbarkeit<br />
und Lebensdauer <strong>mobile</strong>r Maschinen die Digitalisierung –<br />
Stichwort Predictive Maintenance – Chancen, den Einsatz der<br />
Mobilhydraulik noch zuverlässiger zu machen?<br />
Mette: Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Unser Geschäftsbereich<br />
Diagtronics arbeitet an genau diesen Lösungen. Die kontinuierliche<br />
Erfassung von Messgrößen wie Druck, Temperatur und Ölqualität<br />
kann die Lebensdauer von Hydrauliksystemen deutlich steigern und<br />
ungeplante Ausfälle vermeiden. Für diese Aufgaben bieten wir ein<br />
breites Portfolio an stationären und <strong>mobile</strong>n Mess- und Testgeräten,<br />
die sich in Konzepte und Plattformen für die vorausschauende Wertung<br />
einbinden lassen. Erst kürzlich haben wir einen Messwertaufnehmer<br />
vorgestellt, die sich als ‚Datensammler‘ einfach an die<br />
Messkupplungen im Hydrauliksystem anschließen lässt, verschiedene<br />
Parametersätze erfassen und speichern und die Werte dann<br />
etwa auf einen PC übertragen kann. Eine andere Neuheit ist das<br />
Auslesen von fest installierten Druck- und Temperatursensoren per<br />
RFID. Die Vorteile durch die Nutzung der berührungslos arbeitenden<br />
RFID-Technologie liegen auf der Hand: Messungen können denkbar<br />
einfach, ohne aufwändige Schulung und binnen weniger Sekunden<br />
mit nur einem Knopfdruck durchgeführt und prozesssicher dokumentiert<br />
werden – ohne temporäre Öffnung des Systems. Potentielle<br />
Gefahren für Mensch, Maschine und Umwelt können ebenso<br />
wie Schmutzeintrag ins System faktisch ausgeschlossen werden.<br />
Die Flat-Face-Schnellverschlusskupplungen der Serie FF lösen<br />
nach und nach die Vorgängerserie FH ab. Beide Baureihen<br />
sind aber miteinander austausch- und mischbar. Die<br />
Schnellverschlusskupplungen eignen sich für widrige Umgebungsbedingungen<br />
und sind jetzt in der FF-Ausführung in<br />
sieben Nennweiten zwischen NW 6,3 und 38 verfügbar. Die<br />
Serie FF bietet folgende Verbesserungen:<br />
• Strömungstechnisch optimiert: Höherer Durchfluss bei gleicher<br />
Baugröße, damit steht Anbaugeräten mehr hydraulische Leistung<br />
zur Verfügung.<br />
• Höhere Sicherheiten: Die maximalen Betriebsdrücke sind höher<br />
als von der Norm verlangt.<br />
• Verbesserte Dichtung: Weniger anfällig gegenüber Kratzern.<br />
• Zusätzliche Sicherheit durch Verriegelung: 90°-Drehung<br />
verhindert unbeabsichtigtes Lösen der Kupplung.<br />
Bild: Stauff<br />
52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
„Die kontinuierliche<br />
Erfassung von Messgrößen<br />
wie Druck, Temperatur<br />
und Ölqualität<br />
kann die Lebensdauer<br />
von Hydrauliksystemen<br />
deutlich steigern und<br />
ungeplante Ausfälle<br />
vermeiden.“<br />
Bild: Stauff<br />
Boris Mette, Leiter Marketingkommunikation, Stauff Deutschland<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns abschließend noch die<br />
Zukunft der Mobilhydraulik betrachten. Im Pressenbau haben<br />
sich ja elektrische Antriebe durchaus als Alternative zu hydraulischen<br />
Antrieben etabliert – wie sieht die Situation in der Mobilhydraulik<br />
aus? Könnten nicht künftig ebenfalls kompaktere und<br />
leistungsfähigere elektrische Antriebe das Rennen machen –<br />
und dabei ohne das aufwändige Handling mit Hydraulikflüssigkeiten<br />
auskommen?<br />
Mette: Gerade in <strong>mobile</strong>n Anwendungen, wo kompakte Bauweise<br />
und geringes Gewicht zählen, kann die Hydraulik ihre Vorteile der<br />
hohen Leistungsdichte optimal ausspielen. Elektroantriebe sind hier<br />
noch kein direkter Wettbewerb – das bestätigen unsere Kunden, die<br />
Maschinenhersteller, regelmäßig. Natürlich gibt es Demonstratoren<br />
und Prototypen von <strong>mobile</strong>n Arbeitsmaschinen, die vollelektrisch<br />
arbeiten. In Nischenanwendungen mag das Sinn bringen, zumal<br />
sich der elektrische Primärantrieb in den unteren Leistungsklassen<br />
etablieren wird. Aber auf breiter Ebene sehen wir noch keine Ebenbürtigkeit<br />
der Antriebskonzepte. Aus unserer Sicht handelt es sich<br />
hinsichtlich <strong>mobile</strong>r Arbeitsmaschinen zudem um einen wachsenden<br />
Markt – nicht zuletzt mit Blick auf die eingangs erwähnten möglichst<br />
flexibel einsetzbaren ‚Universalmaschinen‘. Das lässt sich nur<br />
mit flexiblen Verbindungen für die Anbaugeräte realisieren – der<br />
Kupplungstechnik kommt hier also eine hohe Bedeutung zu, zumal<br />
die Anforderungen an die Reinheit des Hydraulikmediums steigen.<br />
Hier ist einerseits Filtrationstechnik gefragt, andererseits aber erneut<br />
die Lösungen unseres Geschäftsbereichs Diagtronics. Partikelzähler<br />
und -monitore von Stauff für den <strong>mobile</strong>n oder stationären<br />
Einsatz ermöglichen die präzise Bestimmung der Reinheitsklassen<br />
von Hydraulikflüssigkeiten gemäß internationaler Normen, denn die<br />
Verschmutzungsanalyse ist ein entscheidendes Element in jedem<br />
Ölmanagement-Programm. Eine frühzeitige Erkennung der Systemverschmutzung<br />
vermeidet teure Reparaturen und Ausfälle – Predictive<br />
Maintenance ist damit also ein entscheidender Baustein, die<br />
Verfügbarkeit der <strong>mobile</strong>n Maschinen sicherzustellen. (eve/co)<br />
www.stauff.com<br />
Weitere Details zu den Schnellverschlusskupplungen<br />
von Stauff:<br />
hier.pro/sKMyl<br />
be proactive. be SW
ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />
NEWS<br />
Positionsschalter von Telemecanique Sensors für <strong>mobile</strong> Anwendungen<br />
Schalter im Kleinformat<br />
(eve) Telemecanique Sensors hat mit dem<br />
XCMV einen neuen Miniatur-Positionsschalter<br />
für <strong>mobile</strong> Anwendungen im Programm. Er<br />
findet in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen<br />
Einsatz, u.a. in der Verpackung, Logistik<br />
und Fördertechnik sowie in Werkzeugmaschinen,<br />
Aufzügen, Rolltreppen und in der Bahntechnik.<br />
Aufgrund seiner kompakten Bauform<br />
kann er selbst bei äußerst beengten Platzverhältnissen<br />
eingesetzt werden. Der neue Positionsschalter<br />
ist sowohl mit integriertem<br />
Deutsch-, AMP- oder M12-Stecker als auch<br />
mit Kabelanschluss erhältlich. Zudem ist die<br />
neue Kompaktversion kompatibel mit Standardpositionsschaltern<br />
nach EN50047 und<br />
Miniaturpositionsschaltern der bewährten<br />
Baureihe XCM. Dank zuverlässiger Klick-Verbindungen<br />
sind die Schalter sofort einsatzbereit.<br />
Um einen zuverlässigen Betrieb unter<br />
rauen Umgebungsbedingungen zu gewährleisten,<br />
entsprechen die Modelle der Serie<br />
der Schutzart IP66, IP69K und IK04. Zudem<br />
Bild: Telemecanique Sensors<br />
ist der Einsatz unter extremen Betriebstemperaturen<br />
von -40 °C bis +70 °C möglich. Der<br />
Positionsschalter ist nach EN 60947-5-2 zertifiziert<br />
und erfüllt alle Anforderungen der wichtigsten<br />
internationalen Normen für Industrieanwendungen<br />
(UL, CSA und CCC).<br />
www.tesensors.com<br />
Batteriemarkt in Deutschland wächst laut ZVEI auch 2019 stark<br />
Lithium-Ionen-Batterien mit großem Marktanteil<br />
(jg) „Der deutsche Batteriemarkt hat 2019 insgesamt<br />
weiter deutlich zugelegt. Die Volumina<br />
der Märkte zeigen, welch hohe Bedeutung<br />
die verschiedenen Batteriesysteme für<br />
viele Anwendungen haben“, sagt Christian<br />
Bild: Destatis/ZVEI<br />
Eckert, Fachverbandsgeschäftsführer Batterien<br />
im ZVEI – Zentralverband Elektrotechnikund<br />
Elektronikindustrie e.V., Frankfurt am<br />
Main. Der deutsche Batteriemarkt ist im vergangenen<br />
Jahr insgesamt um 17 % auf 4,2<br />
Mrd. Euro gestiegen und hat damit sein<br />
Wachstum im Vergleich zu 2018 beschleunigt.<br />
Lithium-Ionen-Batterien hatten mit 1,6<br />
Mrd. Euro den größten Anteil am Markt. Das<br />
Segment wuchs um 21 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Um 40 %, auf 1,7 Mrd. Euro, wuchs<br />
der Markt für sonstige Batteriesysteme (u. a.<br />
Zink-Luft-Batterien und Nickel-Cadmium-Batterien),<br />
wohingegen der Markt für Bleibatterien<br />
um 14 % auf 940 Mio. Euro nachgab.<br />
Vor allem die Elektromobilität und der weitere<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien sind<br />
Treiber des wachsenden Bedarfs an elektrischen<br />
Energiespeichern. Li-Ion-Batterien sind<br />
die Schlüsseltechnologie für den Markthochlauf<br />
der E-Mobilität und finden zudem in vielen<br />
weiteren Bereichen wie Mobiltelefonen<br />
oder Elektrowerkzeugen Anwendung.<br />
www.zvei.org<br />
Thermischer Durchflussmesser von ABB analysiert Brennstoffzellen<br />
Präzise und schnell<br />
(jg) Der thermische Masse-Durchflussmesser<br />
Sensyflow FMT700-P Compact der ABB AG<br />
Mess- & Analysentechnik, Frankfurt am<br />
Main, ist die neueste Entwicklung in einer<br />
Produktreihe, die sich bereits für die Ansaugluftmessung<br />
von Motoren auf Prüfständen<br />
bewährt hat. Mit einer Genauigkeit von<br />
0,8 % des Messwerts über erweiterbare und<br />
einstellbare Messbereiche eignet sich dieser<br />
Durchflussmesser gut zur Feinabstimmung<br />
der Effizienz von Zellen, die Wasserstoff und<br />
Luft zur Erzeugung elektrischer Energie kombinieren<br />
und dabei nur Wasser ausstoßen.<br />
Der Masse-Durchflussmesser wurde entwickelt,<br />
um herkömmliche Turbolader und Komponenten<br />
zu testen. Seine zusätzliche Fähig-<br />
keit, die Leistung von Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />
zu analysieren, ist für die Automobilindustrie<br />
von besonderem Interesse, da<br />
Wasserstoff eine der vielversprechendsten<br />
Lösungen zur Beseitigung von Kohlenstoffemissionen<br />
von Schwertransportern bietet.<br />
Gerrit Weppner, Global Product Manager für<br />
thermische Masse-Durchflussmesser bei<br />
ABB, erklärt, warum der neue Durchflussmesser<br />
für derartige Forschungen so gut geeignet<br />
ist: „Der P-Compact misst die Masse<br />
der strömenden Gase direkt in der Einheit<br />
kg/h. Das bedeutet, der Prozess geht schnell<br />
und die Ergebnisse sind sofort vergleichbar,<br />
da sie nicht erst kompensiert werden müssen.<br />
Er ist auch über einen großen Messbe-<br />
reich von 80 bis 5000 kg/h für ein Gerät mit<br />
einer Nennweite von 200 mm hochpräzise.<br />
Bei einem Wasserstoff-Brennstoffzellentest<br />
wird die Luftmenge gemessen, die in die<br />
Brennstoffzelle gelangt, um sich mit Wasserstoff<br />
zu verbinden. Die Ansprechzeit beträgt<br />
weniger als 25 ms, wodurch er sich zum Erkennen<br />
schneller Laständerungen eignet.“<br />
www.de.abb.com<br />
Bild: ABB<br />
54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Veranstalter:<br />
elektro AUTOMATION & <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
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22. September - 1. Oktober <strong>2020</strong><br />
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Der Roboter als Teil der Maschine<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 55
ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
TESTEN<br />
Prüflösungen von Zwick Roell für Lithium-Ionen-Batterien und Wasserstoffspeicher<br />
Tests für zuverlässige Energieträger<br />
Hybrid, rein elektrisch oder Brennstoffzellen? Diese Frage spaltet Hersteller und Autofahrer. Alle Technologien<br />
versprechen den Verkehr klimafreundlicher zu machen – aber sie müssen auch über viele<br />
Jahre zuverlässig arbeiten. Zwick Roell unterstützt die Hersteller mit intelligenten Prüflösungen für Forschung,<br />
Entwicklung und Serienproduktion. Ziel ist, einen sicheren Langzeit-Betrieb zu gewährleisten.<br />
Aleksander Koprivc, Industry Manager Automotive, Zwick Roell<br />
Bild: Zwick Roell<br />
Die Stoßrichtung für eine klimafreundliche Mobilität ist klar definiert.<br />
Jedoch beschreiten die Hersteller aktuell unterschiedliche<br />
Wege – von neuen Hybrid-Varianten, über den rein elektrischen<br />
Antrieb bis hin zum Wasserstoffantrieb. Wie schon bei Verbrennungsantrieben<br />
spielen Material- und Bauteilprüfungen in F&E und<br />
Qualitätssicherung eine wichtige Rolle, um Fahrzeuge sicher und zuverlässig<br />
zu machen.<br />
oder die einfache Überprüfung der Festigkeit<br />
der Schweißnähte von Ableitern. Zudem ist<br />
es wichtig eine Lithium-Ionen-Zelle in ihrem<br />
Leistungszyklus zu verstehen. Dabei spielt<br />
zum Beispiel die Kenntnis der mechanischen<br />
Zellverformung durch Aufblähen (Swelling)<br />
beim Ladevorgang eine relevante Rolle für<br />
die Auslegung des Batteriezellen-Umfeldes.<br />
Die genannten Prüfungen werden meist mit<br />
Prüfmaschinen im Kraftbereich bis 10 kN<br />
durchgeführt. Um präzise Kennwerte ermitteln<br />
zu können, müssen beispielsweise die<br />
Probenhalter für die Zugprüfung nicht nur<br />
sehr gut ausrichtbar sein, sondern auch sehr<br />
dünne Folien (< 30 μm) ohne Beschädigung<br />
sicher halten können. Darüber hinaus sind für<br />
diese Prüfungen sehr genau messende Kraftaufnehmer<br />
sowie Extensometer für Längenbeziehungsweise<br />
Dehnungsmessungen notwendig.<br />
Speziell bei der Ermittlung der Dehnungswerte<br />
sehr dünner Elektrodenfolien ist es wichtig, dass keine<br />
Beeinflussung der Materialkennwerte durch berührende<br />
Extensometer erfolgt. Daher werden hier idealerweise berührungslose<br />
video- oder laserbasierte Extensometer eingesetzt. Die Zwick<br />
Roell GmbH & Co. KG, Ulm, Anbieter von Prüfmaschinen, bietet<br />
Herstellern und Zulieferern daher ein breites Portfolio von Kraftaufnehmern<br />
und Extensometern an.<br />
3-Punkt-Biegeversuch an<br />
einer Lithium-Ionen-Zelle<br />
Mechanische Prüfungen von Lithium-Ionen-Batterien<br />
Lithium-Ionen-Batterien in Elektro- und Hybridfahrzeugen speichern<br />
Energie und entscheiden daher maßgeblich über die Reichweite.<br />
Aus diesem Grund liegt auf den Lithium-Ionen-Zellen ein besonderes<br />
Augenmerk, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Qualitätssicherung.<br />
Die für diese Batteriesysteme verwendeten Werkstoffe<br />
sind im Betrieb neben elektrochemischen und thermischen<br />
auch mechanischen Belastungen ausgesetzt und müssen entsprechend<br />
ausgelegt werden. Zu den relevanten Parametern zählen daher<br />
Zugspannung, Knick- und Rissfestigkeit, Scherkräfte, Siegelnahtfestigkeit,<br />
Haft- und Durchstoßfestigkeit, Elastizität, Temperaturspannung<br />
sowie Druckfestigkeit. Zusätzlich müssen einige Komponenten<br />
des Zellgehäuses noch Funktionsprüfungen bestehen. Dazu<br />
gehören unter anderem die Scherkraftermittlung an Terminals, die<br />
Durchstoßfestigkeit von Sicherheitsventilen prismatischer Zellen<br />
Haftfestigkeit von Elektrodenbeschichtungen<br />
Zu den wichtigsten Komponenten von Lithium-Ionen-Batterien, neben<br />
Elektrolyten und Separatoren, zählen die Elektroden und ihre<br />
Beschichtungen. Das Zusammenspiel zwischen Elektrodenbeschichtung,<br />
Separator und Elektrolyt legt die Eigenschaften der Batterie<br />
fest und ist daher im Fokus weiterführender Batterieentwicklungen.<br />
Während der Ladezyklen lagern sich zum Beispiel Lithium-<br />
Ionen in den Beschichtungen der Anoden und Kathoden ein (Inter -<br />
kalation) und führen dort auf Dauer zu mechanischen Veränderungen.<br />
Dadurch können sich immer weniger Ionen anlagern und die<br />
Kapazität der Batterie wird geschwächt. Auch die Haftfestigkeit der<br />
Beschichtungen auf den Elektroden ist von großer Bedeutung. Sie<br />
trägt maßgeblich zur internen Leitfähigkeit der Batterie bei und ändert<br />
sich mit dem Alter. Daher muss sichergestellt sein, dass die<br />
Haftung dauerhaft gewährleistet ist. Der Prüfspezialist bietet mit der<br />
Allround-Line-Materialprüfmaschine und einer speziellen Vorrichtung<br />
eine geeignete Prüflösung an. Beim sogenannten Z-Zugversuch<br />
werden parallel geführte Prüfplatten mit einem speziellen doppel-<br />
56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild: Zwick Roell<br />
Um auch Wasserstoff als Energieträger<br />
verwenden zu können, ist eine<br />
möglichst hohe spezifische Energiedichte<br />
im Speicher- und Verteilungssystem<br />
unabdingbar. Diese<br />
wird durch die Kompression von<br />
gasförmigem Wasserstoff erreicht<br />
Zwick Roell bietet mit dem Nanoindenter ZHN eine effiziente Lösung für<br />
die Untersuchung der mechanischen Eigenschaften dünner Schichten an<br />
Bild: Zwick Roell<br />
seitigen Klebeband versehen. Die zugeschnittene Elektrode wird<br />
zwischen den Platten eingelegt und anschließend durch eine definierte<br />
Vorkraft mit Haftbändern fest verklebt. Um die Haftfestigkeit<br />
zu ermitteln, erfolgt anschließend der Abzugversuch bis zum Abriss<br />
der Beschichtung vom Stromsammler. Beim Zugversuch löst sich<br />
die Elektrode impulsartig vom Substrat, was eine hohe zeitliche Auflösung<br />
bedingt. Die Mess-, Steuer- und Regelelektronik Test Control<br />
des Unternehmens bietet eine Messwerterfassungsrate von 2000<br />
Hz und kann diese Kraftspitzen präzise erfassen und darstellen. Aus<br />
den gemessenen Daten lassen sich wertvolle Informationen über<br />
die mechanische Stabilität der Elektrodenbeschichtung, insbesondere<br />
der Adhäsion zum Stromsammler gewinnen. So entsteht ein<br />
schlüssiger Zusammenhang zwischen verwendeten Materialien,<br />
Prozessparametern sowie elektrochemischen Vorgängen in der<br />
Batterie und der resultierenden Qualität der Anbindung. Neben der<br />
Haftfestigkeit zählen auch die Elastizitätskennwerte der Beschichtungen<br />
zu den relevanten Größen. Die Untersuchung der mechanischen<br />
Eigenschaften dünner Schichten war bislang aber zeitaufwendig<br />
und kostenintensiv. Das Unternehmen bietet mit dem Nanoindenter<br />
ZHN eine effiziente Lösung an. Die Prüfungen mit Kräften bis<br />
2 N und Endringtiefen kleiner 0,2 μm folgen der Norm ISO 14557-1.<br />
Bei der Nanoindentation zur Bestimmung der Eindringhärte nach<br />
DIN 14577 wird meist eine Berkovich-Pyramide langsam und mit<br />
konstanter Geschwindigkeit in die Oberfläche gedrückt. Beim Erreichen<br />
der maximalen Prüfkraft wird diese bis zu 30 s konstant gehalten<br />
und dann wieder auf Null reduziert. Das Resultat ist eine Eindringkurve<br />
mit unterschiedlichem Belastungs- und Entlastungsverlauf.<br />
Daraus lassen sich sowohl plastische als auch elastische Kenngrößen<br />
wie Eindring- und Elastizitätsmodul bestimmen.<br />
Tests an Batteriemodulen und -packs<br />
Lithium-Ionen-Zellen, ob zylindrische, prismatische oder Pouch-<br />
Zellen, sind in sogenannten Modulen zusammengefasst und elektrisch<br />
verbunden. Aus mehreren verbundenen Modulen entsteht so<br />
ein Batteriepack. Je kleiner die Module, umso flexibler können diese<br />
im Fahrzeug angeordnet werden. Qualität und Anzahl der Module<br />
bestimmen die Leistung und die verfügbare Energie der Batterie.<br />
Dadurch ist es möglich eine Batterie auf Fahrzeugtyp und -größe anzupassen.<br />
Im Strukturverbund des Batteriepacks müssen die empfindlichen<br />
Zellen permanent konditioniert und geschützt werden.<br />
Diese Aufgaben übernimmt das Batterie Management System, das<br />
die Zellen elektrisch koppelt und regelt. Zusätzlich gibt es ein Thermomanagement,<br />
das die Zellen im optimalen thermischen Zustand<br />
hält und bei Bedarf kühlt oder heizt, um die optimale Betriebstemperatur<br />
der Zellen zu sicheren. Der Strukturverbund übernimmt<br />
auch den mechanischen Schutz der Zellen, so dass im Crashfall mechanische<br />
Beeinflussung von außen wie etwa eindringende Metallteile,<br />
Quetschen oder externes Feuer möglichst auf Null gesenkt<br />
wird. Um dies zu gewährleisten ist es notwendig verschiedene mechanische<br />
Prüfungen durchzuführen. Dazu gehören unter anderem<br />
Quetsch-, Biege-, Eindring- und Torsionsprüfungen an kompletten<br />
Packgehäusen Modulare mechanische Prüflastrahmen in unterschiedlichen<br />
Ausführungen ermöglichen die Prüfung unterschiedlichster<br />
Batteriepack-Größen als auch unterschiedlichster Prüfkräfte.<br />
Ein typisches Prüfsystem für solche Prüfungen ist eine 600-kN-Prüfmaschine<br />
von Zwick Roell mit einer zwei Meter breiten Aufspannplatte<br />
zum Fixieren von Batteriepacks. Eine verschiebbare Krafteinleitungseinheit<br />
ermöglicht die Druckprüfung an verschiedenen kritischen<br />
Stellen des Batteriepacks.<br />
Werkstoffverhalten unter einer<br />
Hochdruck- Wasserstoffatmosphäre<br />
Um auch Wasserstoff zukünftig als kommerziellen Energieträger<br />
verwenden zu können, ist eine möglichst hohe spezifische Energiedichte<br />
im Speicher- und Verteilungssystem unabdingbar. Diese wird<br />
durch die Kompression von gasförmigem Wasserstoff erreicht.<br />
Aktuell wird seitens der Automobilindustrie zunehmend die Hochdruckspeicherung<br />
mit Drücken von 70 MPa (700 bar) favorisiert. In<br />
Verdichtern und Verbindungsleitungen der Wasserstoffinfrastruktur<br />
treten noch höhere Drücke auf. Die in diesem Bereich zum Einsatz<br />
kommenden Werkstoffe sind neben den Belastungen durch Temperatur<br />
und Druck gleichzeitig der Einwirkung von Wasserstoff ausgesetzt.<br />
Um einen sicheren Betrieb der Komponenten zu gewährleisten,<br />
müssen die Bauteile ausreichend dimensioniert und die dafür<br />
erforderlichen Kenndaten ermittelt werden. Dazu wird eine servo -<br />
hydraulische Prüfmaschine der Ulmer für Prüfkräfte bis 100 kN um<br />
einen Wasserstoffdruckbehälter bis 100 MPa erweitert, der auch zusätzliche<br />
Prüfungen in einem Temperaturbereich von -85 bis +150 °C<br />
ermöglicht. Mit diesem Prüfsystem lassen sich quasistatische Zugversuche<br />
sowie Ermüdungs- und Bruchmechanikversuche an primär<br />
metallischen Werkstoffen durchführen. Als Medien können Wasserstoff<br />
in verschiedenen Reinheitsgraden sowie Referenzmedien eingesetzt<br />
werden. Zur Peripherie der Anlage gehört ein Druckkompressor<br />
zur Aufbereitung des Wasserstoffs, ein ausgeklügeltes<br />
Kühlsystem sowie eine Heizeinrichtung.<br />
jg<br />
www.zwickroell.com<br />
Details zu den Prüflösungen von Zwick Roell für die<br />
Automobilindustrie:<br />
hier.pro/LvdVB<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 57
ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
TESTEN<br />
Phoenix-Testlab-Geschäftsführer Altmaier über Test- und Prüfanforderungen im Automotive-Bereich<br />
„Wir warten auf die Brennstoffzelle“<br />
Neue Techniken wie Elektroantrieb, autonomes Fahren und der Leichtbau erfordern sehr umfangreiche Komponenten-<br />
und Systemtests. Die Phoenix Testlab GmbH, Blomberg, will mit neuen Test- und Prüfkapazitäten ihre<br />
Kunden bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder unterstützen, sagt Geschäftsführer Dr.-Ing. Holger Altmaier.<br />
Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> Automobilkonstruktion, Besigheim<br />
Neben Lithium-Ionen-Batterien testet Phoenix<br />
Testlab die elektrischen Antriebe auch auf EMV,<br />
Lebensdauer und Umwelteinflüsse<br />
Bild: Phoenix Testlab<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Womit beschäftigt sich das Unternehmen<br />
Phoenix Testlab?<br />
Altmaier: Phoenix Testlab prüft und zertifiziert technische Produkte.<br />
Die Prüfungen und Tests finden in unseren akkreditierten Laboren<br />
zentral am Standort Blomberg statt. Wir führen zum Beispiel technisch-physikalische<br />
Prüfungen an Automotive-Komponenten wie Airbags,<br />
Steuergeräten, Lithium-Ionen-Batterien oder auch Lenkrädern<br />
durch. Für andere Industriebranchen testen wir Elektroantriebe, Frequenzumrichter<br />
und ebenfalls Steuergeräte, aber auch Ballastwasseranlagen<br />
für Schiffe. Unser Testspektrum ist dabei sehr groß:<br />
EMV, Vibration, Funk, Klima, Korrosion, elektrische Gerätesicherheit<br />
– um nur ein paar Disziplinen zu nennen. Wir testen aber nicht nur,<br />
sondern erledigen auch regulatorische Zulassungen für funktechnische<br />
Einrichtungen nach weltweiten Standards. Das können Keyless-Entry-Systeme<br />
für Fahrzeuge sein, klassische Funkgeräte, aber<br />
auch eine Bluetooth- oder WLAN-Schnittstelle in einer Kaffeemühle.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Phoenix Testlab feierte 2019 sein 25-jähriges<br />
Jubiläum. Was waren die wichtigsten Meilensteine?<br />
Altmaier: Anstoß war die EU-Richtlinie zur elektromagnetischen<br />
Verträglichkeit ab 1989, die besagt, dass alle elektrischen und elek-<br />
tronischen Komponenten elektromagnetisch<br />
verträglich sein müssen. Damals entstand ein<br />
ungeheuer großer Test- und Prüfbedarf, dem<br />
Phoenix Testlab sein Entstehen verdankt. Bis<br />
1996 waren wir hauptsächlich mit EMV-Prüfungen<br />
für industrielle Automatisierungssysteme<br />
befasst. Danach haben wir uns zu einem<br />
integrierten Prüfdienstleister weiterentwickelt<br />
mit zusätzlichen Laboren für Umweltsimulationsprüfungen,<br />
für Funkeinrichtungen<br />
und für Tests zur elektrischen Gerätesicherheit.<br />
Ab 1998 übernahmen wir als ein privater<br />
Dienstleister sukzessive von Behörden die<br />
regulatorische Zulassung von funktechnischen<br />
Anlagen für die Märkte Europa, USA,<br />
Kanada und Japan. 2005 begannen wir mit<br />
ersten Tests von Lithium-Ionen-Batterien in Auto<strong>mobile</strong>n. 2015<br />
schließlich gründeten wir unser erstes Tochterunternehmen in Taiwan<br />
zur regulatorischen Zulassung von funktechnischen Anlagen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Meilensteine stehen kurz und<br />
mittelfristig an?<br />
Altmaier: Kurzfristig müssen wir die Auswirkungen der Corona-Krise<br />
gut überwinden. Derzeit lassen sich die Folgen bei unseren Kunden<br />
nur schwer absehen, weshalb auch wir unsere kurzfristigen Ziele<br />
an der Situation anpassen. Mittel- bis langfristig steht die Erweiterung<br />
unserer Prüflabore im Vordergrund. Damit wollen wir das Problem<br />
von steigenden Lieferzeiten beseitigen, da wir in der Vergangenheit<br />
schon Kundenaufträge mangels weiterer Prüfkapazitäten<br />
ablehnen mussten. Seit Anfang letzten Jahres haben wir die Labore<br />
für EMV-, Funk- und Umweltsimulationsprüfungen sowie Batterietests<br />
erweitert und bauen die Prüfgewerke auch jetzt noch aus. In<br />
neuen Klimakammern und Schwingprüfanlagen können wir größere<br />
Prüflinge (bis drei Tonnen) als bisher testen, außerdem entsprechen<br />
sie den aktuellen Prüfvorschriften und Spezifikationen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie entwickelt sich das Prüfgeschäft für<br />
Elektrofahrzeuge?<br />
Altmaier: Neben Lithium-Ionen-Batterien testen wir inzwischen<br />
auch die Antriebe auf EMV, Lebensdauer und Umwelteinflüsse. Das<br />
umfasst die eigentlichen Elektromotoren sowie die Frequenzum-<br />
58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
TESTEN<br />
ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
Bild: Phoenix Testlab<br />
„Neben Lithium-Ionen-<br />
Batterien testen wir inzwischen<br />
auch die Antriebe<br />
auf EMV, Lebensdauer<br />
und Umwelteinflüsse.<br />
Außerdem prüfen<br />
wir die Ladestecker<br />
samt integrierter Elektronik<br />
unseres Schwesterunternehmens<br />
Phoenix<br />
Contact E-<strong>Mobility</strong>.“<br />
Dr.-Ing. Holger Altmaier, Geschäftsführer, Phoenix Testlab GmbH<br />
richter. Außerdem prüfen wir die Ladestecker samt integrierter Elektronik<br />
unseres Schwesterunternehmens Phoenix Contact E-<strong>Mobility</strong>.<br />
Bei den Lithium-Ionen-Batterien konzentrieren wir uns derzeit auf<br />
Lebensdauerprüfungen. Ein interessantes ergänzendes Prüffeld wären<br />
Zerstörungsprüfungen, bei denen die Batterien gequetscht,<br />
überladen, überlastet oder mit Feuer beaufschlagt werden. Allerdings<br />
würden wir uns dabei auf die Messung der technisch-physikalischen<br />
Parameter beschränken. Für chemische und Materialanalysen<br />
arbeiten wir mit Partnern zusammen. Perspektivisch müssen<br />
wir uns mit dem Thema Brennstoffzellentests auseinandersetzen.<br />
Der Charme an der Geschichte ist, dass wir diese Technik mit bestehenden<br />
Prüfständen und nur leichten Modifikationen testen können.<br />
Eigentlich warten wir nur darauf, dass unsere Kunden intensiver<br />
in diese Technik einsteigen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind die Prüfungen für Automotive-Kunden<br />
anders als die Tests für den allgemeinen Industriebereich?<br />
Altmaier: Absolut. Die Prüfspezifikationen für Automotive-Komponenten<br />
sind wesentlich umfangreicher und schärfer. Beispielsweise<br />
sorgen die Leichtbauziele für maximal „abgespeckte“ Komponenten,<br />
die nur noch die absolut notwendigen Lebensdauerreserven<br />
aufweisen. Diese „optimierten“ Produkte müssen Sie sehr intensiv<br />
prüfen, um ihre Serienreife bestätigen zu können.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stichwort Leichtbau: Wie stellt sich Phoenix<br />
Testlab auf diesen Trend ein?<br />
Altmaier: Wir haben einige Kunden, für die wir Strukturanalysen an<br />
Komponenten vornehmen. Wir denken darüber nach, zu unseren<br />
dreiachsigen elektrodynamischen Schwingprüfanlagen weitere abgestimmte<br />
Prüfstände anzuschaffen. Solche Anlagen sind auch zum<br />
Testen von Batteriegehäusen interessant, da diese noch ein großes<br />
Gewichts-Einsparpotenzial haben, aber dennoch robust über die Lebenszeit<br />
bleiben sollen.<br />
www.phoenix-testlab.de<br />
Details zu Prüfungen für die Automobilindustrie von<br />
Phoenix Testlab:<br />
hier.pro/FT0iE<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 59
ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
TESTEN<br />
Prozessüberwachungssysteme von Kistler für hohe Qualität<br />
Mehrwert durch intuitive Messtechnik<br />
Um die hohen Anforderungen der Automobilindustrie zu erfüllen, benötigt die Schweizer Schurter AG 100-Prozent-Kontrolle<br />
und -Rückverfolgbarkeit im Produktionsprozess. In den neuen Vollautomaten zur Fertigung komplexer<br />
und sicherheitsrelevanter Teile sind vier Systeme von Kistler für die Kraft-Weg-Überwachung integriert<br />
– schnelle Taktzeit, automatische Sortierung und Messmittelfähigkeitsprüfung inklusive.<br />
sche Bereiche in hohen Stückzahlen zu fertigen. André Schürmann<br />
ist Head of Automation & Maintenance bei Schurter. Er betont: „Wir<br />
verfügen über langjährige Erfahrung im Automatisieren von Prozessen<br />
zur Sicherungsherstellung und sind dank unseres Technologievorsprungs<br />
nach wie vor in der Lage, in der Schweiz nicht nur zu entwickeln,<br />
sondern teilweise auch zu fertigen – was von den Kunden<br />
sehr honoriert wird.“ Für die Herausforderung, die kleinteilig aufgebauten<br />
Sicherungen möglichst vollautomatisiert und in hohen Stückzahlen<br />
produzieren zu können, holte man die Robomat AG ins Boot:<br />
„Robomat hat uns für die Anlagenentwicklung ein sehr detailliertes<br />
Angebot inklusive 3D-Layout und genauer Preisvorstellung vorgelegt,<br />
das uns im Verbund mit der Nähe und engen Zusammenarbeit<br />
von Anfang an als Gesamtpaket überzeugt hat“, so Schürmann.<br />
Bild: Kistler Gruppe<br />
An einer der 16 Stationen wird die Kraft beim Aufsetzen des Deckels überwacht<br />
(links der Bildmitte); im Vordergrund ist der zweite Sensor für die<br />
Gegenprüfung zu sehen<br />
Das Portfolio des Schweizer Elektronikherstellers Schurter AG,<br />
Luzern, ruht auf den beiden Grundsäulen Elektrokomponenten<br />
sowie Eingabesysteme. Hinzu kommen in den letzten Jahren verstärkt<br />
kundenspezifische Lösungen mit hoher Fertigungstiefe, die<br />
im Geschäftsbereich „Solutions“ gebündelt werden. Durch den<br />
Trend zur Elektromobilität nehmen elektrische Sicherungen aktuell<br />
eine Schlüsselrolle ein, insbesondere bei der Batteriefertigung für<br />
E-Auto<strong>mobile</strong>. Da jede Batteriezelle einzeln abgesichert werden<br />
muss, kommen pro Fahrzeug schnell 400 bis 500 Sicherungen zusammen.<br />
Für einen Endkunden aus der Automobilindustrie erhielt<br />
das Unternehmen 2017 den Auftrag, Sicherungen für sicherheitskriti-<br />
Präzise Prüfung im Sekundentakt<br />
Markus Zimmermann, Inhaber und Geschäftsführer von Robomat,<br />
erläutert das Projekt: „In der Anlage werden zwei Varianten von Sicherungen<br />
mit einer Stückzahl von etwa 3000 Teilen pro Stunde und<br />
einer Taktzeit von 2,7 s gefertigt. In dieser kurzen Zeitspanne durchläuft<br />
das Produkt 16 verschiedene Stationen. Die Herausforderung<br />
beim Anlagendesign war die Abstimmung der Prozessschritte, um<br />
die kurze Taktzeit zu erreichen. Das Schöne dabei war, dass Schurter<br />
das Sicherungsdesign zu Beginn noch nicht finalisiert hatte, so dass<br />
man spezielle Anforderungen im Design noch berücksichtigen konnte.<br />
Das geht natürlich nur bei entsprechender Nähe zum Kunden.“<br />
Um die hohen Anforderungen an Traceability und Qualität im Automobilumfeld<br />
zu erfüllen, setzt man auf Systeme zur Kraft-Weg-Überwachung<br />
der Kistler Gruppe, Winterthur. Insgesamt kommen vier<br />
piezoelektrische Kleinkraftsensoren vom Typ 9217A plus die entsprechenden<br />
Auswertesysteme Maxymos BL in der neuen Anlage<br />
zum Einsatz. „Neben den guten Erfahrungen in der Vergangenheit<br />
gaben vor allem der kleine Kraftbereich und die sehr niedrige Ansprechschwelle<br />
den Ausschlag für Kistler“, erklärt Zimmermann. Die<br />
gemessenen Kenngrößen werden während des Prozesses aufgezeichnet<br />
und visualisiert. Geprüft werden sowohl die Federkraft als<br />
auch die Kraft beim Aufsetzen des Deckels der Sicherungen. Auch<br />
die Sensoren selbst werden geprüft. „Das Besondere an dieser Anlage<br />
ist, dass die Messtechnik im Prozess selbst gegengeprüft wird.<br />
Etwa alle 100 Teile findet eine Messung der Sensorik statt. Das<br />
heißt, es wird nachgeschaut, ob die Sensoren noch das erfassen,<br />
was sie sollen“, erklärt Zimmermann. „Getrieben wird diese Entwicklung<br />
von den Anforderungen in der Automobilindustrie. Laut<br />
der Norm IATF 16949 der International Automotive Task Force für sicherheitskritische<br />
Bauteile muss die Messmittelfähigkeit regelmäßig<br />
im Fertigungsprozess überprüft werden. Der Endkunde hat diese<br />
Eigenschaft eigens bei uns vor Ort auditiert“, ergänzt Schürmann.<br />
Die Kombination aus anspruchsvollen Kundenvorgaben, zu erfüllen-<br />
60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Bild: Kistler Gruppe<br />
Pro Stunde werden etwa 3000 elektrische Sicherungen mit der neuen<br />
Anlage gefertigt<br />
der Norm und Komplexität der Anlage führte dazu, dass ein neues<br />
Niveau bei der Qualitätsdatenerfassung erreicht wurde. „Pro Sicherung<br />
werden 76 spezifische Datensätze erfasst und in einer zentralen<br />
Datenbank gespeichert – zusätzlich zu Kraft und Weg auch Ofentemperatur,<br />
Lufttemperatur und viele weitere Größen. Das ist die<br />
umfassendste Erfassung von Qualitätsdaten, die wir bis dahin in einer<br />
Anlage realisiert haben“, erläutert Zimmermann. Schurter und<br />
Robomat haben damit alle Anforderungen bezüglich der geforderten<br />
Qualitätssicherung und Dokumentation erfüllt.<br />
In Phase werden kritische Faktoren<br />
intensiv getestet und optimiert<br />
Bis zur Serienfertigung ist es noch letzter Weg zu gehen. Zwar ist<br />
nach etwa einem Jahr Entwicklungszeit die Abnahme durch den<br />
Endkunden erfolgt, dies ist aber noch nicht gleichbedeutend mit der<br />
angestrebten 24/7-Volumenproduktion. In Phase zwei werden kritische<br />
Faktoren wie Materialien, Anlageneinstellungen und weitere<br />
Parameter getestet und optimiert. „In Bezug auf die Messtechnik<br />
war dank der intuitiven Bedienbarkeit der Systeme kein großer Aufwand<br />
nötig“, sagt Schürmann. „Wir hatten Produkte von Kistler bereits<br />
zuvor eingesetzt und können uns daher auf Performance, Service<br />
und Preis-Leistungsverhältnis verlassen“, sagt Zimmermann.<br />
„Andere Teile der Anlage erfordern aufgrund der hohen Komplexität<br />
jedoch einen gewissen Inbetriebnahme- und Optimierungsaufwand.<br />
Der Vorteil ist, dass nach Zielerreichung die Einstellungen direkt<br />
für eine zweite Anlage übernommen werden, um die geplanten<br />
hohen Stückzahlen abdecken zu können“, ergänzt er. Auch dann werden<br />
die Lösungen des Messtechnikspezialisten wieder mit an Bord<br />
sein. „Wir schätzen die gute Zusammenarbeit, den kompetenten<br />
Support sowie die Nähe zum Kunden und werden auch zukünftig<br />
gerne auf Kistler setzen“, erklärt Zimmermann abschließend. Und<br />
Schürmann gibt einen Ausblick auf das, was kommen wird: „Für<br />
E-Mobilität und Industrie 4.0 müssen Anlagen immer intelligenter<br />
werden. Condition Monitoring, Predictive Maintenance und Traceability<br />
auf Losgröße werden zunehmend zum Standard gehören. Das<br />
erfordert eine Messtechnik, die sich leicht integrieren lässt sowie<br />
präzise und verlässliche Ergebnisse liefert. Qualitätsüberwachung<br />
im Prozess liefert klaren produktiven Mehrwert und wird daher<br />
mehr und mehr in die industrielle Fertigung integriert.“<br />
jg<br />
www.kistler.com<br />
FMSC Sicherheitssteuerung<br />
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Details zu Lösungen von Kistler für die Automotive-<br />
Industrie:<br />
hier.pro/MPFVe<br />
www.zwickroell.com<br />
zwickiLine bis 5 kN<br />
Manchmal sind es die kleinen Details die den Unterschied<br />
ausmachen. Egal wie klein oder groß die Prüfherausforderung<br />
ist, die Prüfmaschine zwickiLine eignet sich für<br />
die Forschung und Entwicklung genauso hervorragend<br />
wie für die laufende Qualitätssicherung.
ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
SCHWEISSEN<br />
Elektronenstrahlanlagen ermöglichen<br />
kurze Taktzeiten<br />
durch das automatische Beund<br />
Entladen sowie der Erzeugung<br />
des Vakuums parallel zum<br />
Schweißprozess<br />
Bild: Pro-Beam<br />
E-Mobilität bietet Anwendungsfelder für den Elektronenstrahl<br />
Präzises Schweißen filigraner Teile<br />
Die Elektronenstrahltechnologie von Pro-Beam bietet gute Voraussetzungen, um leitende Metalle, wie<br />
Kupfer und Nickel oder Leichtbaumetalle wie Aluminium und Aluminiumlegierungen mit sehr schmalen<br />
Nähten zu schweißen oder Bauteile zu härten. Auch für das präzise Zusammenschweißen sehr filigraner<br />
Kupfer-Hairpins, wie sie in Elektroantrieben zum Einsatz kommen, ist der Elektronenstrahl ein effizientes<br />
und wirtschaftliches Werkzeug.<br />
Marlina Schütze, Marketing, Pro-Beam GmbH & Co. KGaA, Gilching<br />
Die Bauteile eines Fahrzeugs sind extremen Belastungen ausgesetzt.<br />
Darum sind deren mechanischen Eigenschaften von<br />
hoher Bedeutung. Hierzu trägt auch die Qualität der Schweißnähte<br />
bei, sodass der Elektronenstrahl als ideales Werkzeug gilt: Er erzielt<br />
dank geringer Wärmeentwicklung präzise und verzugsarme Ergebnisse.<br />
Zudem bleiben die Bauteile durch die Arbeit im Vakuumumfeld<br />
spritzerfrei.<br />
„Der Elektronenstrahl wird dem Bedürfnis der Automobilbranche<br />
nach einfacher Automatisierung sowie Prozessparameter-Überwachung<br />
gerecht und ist anderen thermischen Verfahren überlegen“,<br />
erklärt Dr. Thorsten Löwer, Leitung Entwicklung und Anlagentechnik<br />
bei der Pro-Beam Gruppe in Gilching. So ist der Elektronenstrahlprozess<br />
jederzeit reproduzierbar und mechanische Gütewerte bleiben<br />
erhalten. Gerade bei geometrisch komplexen Bauteilen aus dem<br />
Bereich des konventionellen Antriebsstrangs kommt Anwendern<br />
die dynamische Strahlführung mit Freiheiten in Schweißfigur und<br />
-geschwindigkeit zugute.<br />
Mit dem zu 100 Prozent digital steuer- und nachvollziehbaren Prozess<br />
vereinfacht man auch die Qualitätskontrolle: Die elektronenop-<br />
tische Bilderzeugung erlaubt einen präzisen Pre- und Post-Prozess –<br />
so erübrigen sich zusätzliche Werkzeuge.<br />
Die Komponenten im elektrischen Antriebsstrang sind durch die höheren<br />
Drehmomente einer größeren Krafteinwirkung ausgesetzt<br />
und unterliegen daher häufig noch größeren Belastungen und Kriterien,<br />
sodass der Einsatz des Elektronenstrahls prädestiniert ist.<br />
„In mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit haben wir unsere<br />
Technologie und Anlagen weiterentwickelt, sodass wir als erstes<br />
Unternehmen Komponenten für E-Autos mit dem Elektronenstrahl<br />
fügen konnten“, berichtet Dr. Thorsten Löwer.<br />
Effizienter und robuster Schweißprozess<br />
So kommt der Elektronenstrahl beispielsweise bei Hairpin-Statoren<br />
für Elektromotoren zum Einsatz, bei denen bis zu 300 Kupfer-Pins<br />
gefügt werden. Hier ist er besonders geeignet, da im Gegensatz zu<br />
anderen Strahlverfahren keine lichtoptischen Effekte entstehen.<br />
Aufgrund der hohen Absorptionsraten lässt sich ein hocheffizienter<br />
und robuster Schweißprozess darstellen. Ferner ermöglicht das digitale<br />
Verfahren eine reproduzierbare Schweißperlengeometrie und<br />
auch bei Höhenversätzen von über 1 mm gelingt ein präzises Resultat.<br />
Dabei verhindert die, dem Kontaktieren vorgelagerte, elektronenoptische<br />
Prozessüberwachung Fehlschweißungen aufgrund von<br />
62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Industrie<br />
Bild: Pro-Beam<br />
Mit dem Elektronenstrahl<br />
können sechs<br />
Hairpin-Paare gleichzeitig<br />
geschweißt werden<br />
– bei 300 Kontakten<br />
je Stator eine deutliche<br />
Zeitersparnis<br />
Bild: Pro-Beam<br />
Positionsabweichungen der Pins.<br />
Eine zusätzliche Produktivitätssteigerung erhalten Hersteller mit der<br />
Mehrstrahl-Technik: Dank einer möglichen flexiblen Ablenkung des<br />
Elektronenstrahls können mehrere Positionen eines Bauteils gleichzeitig<br />
geschweißt werden. Beim Stator bedeutet das ein Fügen von<br />
bis zu sechs Pin-Paaren parallel.<br />
Der Elektronenstrahl zeigt seine besondere Stärke auch beim<br />
Schweißen der Kurzschlussläufer-Rotoren von Elektroantrieben:<br />
Dank seinem zuverlässigen und stabilen Tiefschweißprozess erzielt<br />
er die benötigte Einschweißtiefe von über 60 mm in nur einem<br />
Schweißdurchgang. Dieses Vorgehen sowie die individuelle Strahlführung<br />
erlauben schmale Nähte, eine Kompensation möglicher<br />
geometrischer Varianzen mittels automatischer Fugensuche und damit<br />
ein nahezu verzugsfreies Ergebnis.<br />
Durch seine hohe Präzision und Qualität überzeugt der Elektronenstrahlprozess<br />
auch bei Bauteilen, die einem hohen Anspruch an<br />
Langzeitstabilität und Dichtigkeit unterliegen. Als solche Komponenten<br />
gelten unter anderem die Kühlsysteme und Batteriegehäuse bei<br />
Elektroantrieben. Sie tragen dazu bei, dass die Batterie das Fahrzeug<br />
ohne Komplikationen antreiben kann. Um einen möglichst geringen<br />
Einfluss auf die Reichweite der Batterie zu nehmen, greifen<br />
viele Hersteller bei der Produktion von Fahrzeugkomponenten auf<br />
Aluminium zurück – so auch bei diesen Bauteilen. Beim Fügen dieser<br />
Aluminiumgehäuse und Kühlsysteme sorgt der Elektronenstrahlprozess<br />
für ein poren- und spritzerfreies Ergebnis bei gleichzeitig<br />
präzisen Nähten, sodass die gewünschte Dichtigkeit, eine optimale<br />
Stabilität sowie Haltbarkeit erzielt wird.<br />
Diese Beispiele deuten das Potenzial des Elektronenstrahls für den<br />
Elektromobilitätsmarkt an. In der Luft- und Raumfahrt, bei Großforschungsprojekten<br />
und in der klassischen Automobilindustrie ist er<br />
aufgrund seiner Präzision und Vielfältigkeit bereits ein etabliertes<br />
Werkzeug. Dr. Thorsten Löwer meint: „Hersteller aus dem Bereich<br />
der E-Mobilität können schon heute auf Erfahrungen aufbauen, Synergien<br />
nutzen und sich mit einer hohen Qualität, Schnelligkeit und<br />
Kosteneffizienz optimal für diesen Zukunftsmarkt aufstellen.“ bt<br />
www.pro-beam.com<br />
Hairpins mit Schweißperlengeometrie<br />
nach<br />
dem Schweißen mittels<br />
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ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />
NEWS<br />
Faseroptische Verbrennungsanalyse von Kistler steigert Effizienz von Motoren<br />
Effekte der Verbrennung sichtbar machen<br />
(jg) Die Kistler Gruppe, Winterthur, Schweiz,<br />
bietet die faseroptische Verbrennungsana -<br />
lyse jetzt auch für Vorkammerzündkerzen an.<br />
Das erweitert die Optionen für Entwicklungsingenieure,<br />
um intensive Forschung an Motoren<br />
mit Vorkammerzündkerzen voranzutreiben.<br />
Ziel dieser Entwicklung ist es, die Effizienz<br />
von Motoren hinsichtlich ihres Kraftstoffverbrauchs<br />
und CO 2 -Emissionen zu steigern.<br />
Der Druck, Verbrennungsmotoren weiterzuentwickeln,<br />
nimmt im selben Maße zu<br />
wie die Forderung, Kraftstoffverbrauch und<br />
Emissionen zu senken. Ab 2021 gelten EU-<br />
Regulierungsgesetze, die den CO 2 -Ausstoß<br />
eines PKW auf 95 g CO 2 pro Kilometer limitieren.<br />
Wird der Wert überschritten, drohen<br />
hohe Geldstrafen für Automobilhersteller.<br />
Die Grenzwerte lassen sich mit einer Kombination<br />
aus E-Maschine und Verbrennungsmotor<br />
erreichen. Aus diesem Grund sind diese<br />
Hybridkonzepte wegweisend. Gleichzeitig<br />
muss das Potenzial des Verbrennungsmotors<br />
noch weiter ausgeschöpft werden. Dies geschieht<br />
zum Beispiel mit Vorkammerzündkerzen,<br />
deren Einsatz die Effizienz von Ottomotoren<br />
steigert. Dieses Zündungsprinzip hat<br />
sich in Großmotoren sowie im Motorsport<br />
bereits lange bewährt – nun soll es den Weg<br />
in die Großserie finden.<br />
Bild: Kistler Gruppe<br />
Bei der faseroptischen Analyse<br />
werden kleine Sichtfenster<br />
an der Außenwand der<br />
Vorkammer angebracht, um<br />
Prozesse im Motor detailliert<br />
zu erfassen und damit Hinweise zu Optimierungspotenzialen<br />
zu liefern. Das neu entwickelte<br />
Design der Schweizer erlaubt die Analyse<br />
komplizierterer Vorgänge unter Berücksichtigung<br />
verschiedener Kraftstoffgemische<br />
– zuvor war die Messtechnologie nur für gängige<br />
Zündkerzen nutzbar. Vorgänge im Brennraum<br />
wie Klopfen oder Vorentflammung werden<br />
dank optischer Analysen räumlich und<br />
zeitlich abgebildet und ermöglichen ein detailliertes<br />
Verständnis der Prozesse. „Um<br />
Motoren der Zukunft auf Kraftstoffverbrauch<br />
und Emissionen hin zu optimieren, müssen<br />
wir die Vorgänge der Vorkammerzündung genau<br />
verstehen. Das war in diesem Detail bislang<br />
nicht möglich. Mit unseren Sensoren<br />
machen wir Effekte der Verbrennung sichtbar<br />
und können an der Eliminierung ineffizienter<br />
Störfaktoren arbeiten“, erklärt Dr. Frank Wytrykus,<br />
Experte für optische Technologien bei<br />
Kistler.<br />
Bei diesen speziellen Zündkerzen wird das<br />
Kraftstoffluftgemisch in einer Vorkammer gezündet<br />
– daher der Name. Die Expansion<br />
schießt die Flamme durch kleine Bohrungen<br />
in den Brennraum und erzeugt so eine großflächige<br />
Hauptverbrennung. Die Hauptverbrennung<br />
wird damit an mehreren Orten im<br />
Brennraum initiiert und die Wahrscheinlichkeit<br />
einer gleichmäßigen Verbrennung steigt.<br />
Die Herausforderung liegt in der Dimensionierung<br />
der Vorkammer: Kleine Änderungen<br />
im Design haben bereits große Auswirkungen<br />
auf die Verbrennung. So ist zum Beispiel<br />
die Klopfempfindlichkeit von Motoren mit Vorkammerzündkerze<br />
höher. Für einen optimalen<br />
Emissions- und Wirkungsgrad der Motoren<br />
müssen solche unkontrollierten Verbrennungsvorgänge<br />
wie Klopfen oder Vorentflammung<br />
sowie Rußentstehung jedoch vermieden<br />
werden. Der Hersteller unterstützt mit<br />
der neuen Technologie für Vorkammerzündkerzen<br />
Automobilhersteller dabei, Prozesse<br />
im Motor zu optimieren, und treibt die Forschung<br />
an alternativen Brennverfahren voran.<br />
Das ist notwendig, um die EU-Emissionsziele<br />
für das Jahr 2021 zu erfüllen.<br />
www.kistler.com<br />
Prozessrechner von Smart Testsolutions erweitert CVM-System um Datenanalysefunktionen<br />
Schnelle Datenübertragung<br />
(jg) Die Smart Testsolutions GmbH, Stuttgart,<br />
erweitert seine Produktfamilie für die Spannungsüberwachung<br />
an Brennstoffzellen (Cell<br />
Voltage Monitoring, CVM) um den schlanken<br />
Prozessrechner Slim Master. Dieser ist für<br />
den Einsatz an Brennstoffzellen-Prüfständen<br />
oder als <strong>mobile</strong>s Diagnosemodul optimiert.<br />
Der Rechner erweitert den CAN-Bus basierten<br />
Messbetrieb eines CVM-Systems des<br />
Anbieters um komplexe Datenanalysefunktionen.<br />
Zudem ermöglicht er eine sehr<br />
schnelle Datenübertragung via Ethernet. Die<br />
integrierte Skript verabeitung ermöglicht im<br />
CVM-System eine große Bandbreite weiterer<br />
Funktionen, ohne dass ein PC eingebunden<br />
werden muss. „Mit seinen besonderen Eigenschaften,<br />
der sehr schlanken Bauweise<br />
und dem attraktiven Preis bietet sich der Slim<br />
Master vor allem für Prüfstandsanwendungen<br />
und den <strong>mobile</strong>n Einsatz als Diagnosemodul<br />
an“, berichtet Smart-Testsolutins-Ge-<br />
schäftsführer Wolfgang Neu.<br />
Der Slim Master arbeitet im Temperaturbereich<br />
-20 bis +50 Grad Celsius und ist nicht<br />
speziell gegen das Eindringen von Wasser<br />
geschützt. Dafür kostet er nur etwa die Hälfte<br />
des CVM Master Moduls, das das Unternehmen<br />
bereits seit mehreren Jahren im<br />
Portfolio hat. Im Preis enthalten sind ein Realtime-Betriebssystem<br />
mit Treibern für die<br />
Messmodule und die CAN/LVDS und Ethernet-Protokolle,<br />
sowie ein Webserver zur Ausführung<br />
der optionalen CVM-App. Möglich<br />
wird der deutlich günstigere Preis auch durch<br />
die Verwendung handelsüblicher Steckverbinder<br />
und Kabel. Zum Einsatz kommen<br />
RJ45-Stecker für die LAN-Anbindung, SUB-D<br />
für CAN und die Kommunikation mit den<br />
Intelli-Probe-Messmodulen sowie M8 für die<br />
Stromversorgung. Außerdem verfügt auch<br />
dieser Prozessrechner über einen Weitbereichsspannungseingang<br />
von 7 bis 36 V. Ein<br />
weiterer Vorteil der neuen Prozess-Baugruppe:<br />
sie ist deutlich flacher gebaut als das<br />
Master Modul und somit leichter unterzubringen<br />
und zu transportieren.<br />
www.smart-testsolutions.de<br />
Bild: Smart Testsolutions/Emanuel Zifreund<br />
64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>
Professional Power<br />
Näherungssensoren von Omron bieten zuverlässige Erkennung von Eisen und Aluminium<br />
Langlebig und für raue Bedingungen<br />
(jg) Hersteller in der Automobilindustrie sind<br />
bestrebt, der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen<br />
nachzukommen und den Kraftstoffverbrauch<br />
durch leichtere Fahrzeuge zu senken,<br />
indem sie Aluminium gegenüber Eisen vorziehen.<br />
Da die Verbreitung gemischter Produktionslinien,<br />
die beide Metalle enthalten,<br />
zunimmt, steigt auch die Nachfrage nach<br />
Näherungssensoren mit geeignetem weiten<br />
Schaltabstand. Die neue E2EW-Serie der<br />
Omron Electronics GmbH, Langenfeld, einem<br />
Anbieter von End-to-End-Automatisierungslösungen,<br />
wurde für genau diese Anforderungen<br />
entwickelt. Die langlebigen Näherungssensoren<br />
bieten aktuell den weitesten<br />
Schaltabstand in ihrer Kategorie und wurden<br />
optimiert, um den rauen Bedingungen typischer<br />
Automobilschweißprozesse mit einer<br />
Fluorkunststoffbeschichtung standzuhalten,<br />
die eine erhöhte Spritzbeständigkeit bietet.<br />
Der Schaltabstand der Serie ist etwa doppelt<br />
so weit wie bei Vorgängermodellen für eisenhaltige<br />
Metalle und sechsmal so weit wie bei<br />
Vorgängermodellen für Aluminium. Damit<br />
bieten sie die Lösung für Produktionslinien<br />
für Mischmetall. Aufgrund der identischen<br />
Schaltabstände für beide Metalle unterstützen<br />
die Sensoren eine gemeinsame <strong>Konstruktion</strong><br />
für die Positionserkennung. Zudem<br />
reduzieren sie unerwartete Anlagenausfälle,<br />
indem sie Erfassungsfehler bei instabilen Ob-<br />
Bild: Omron<br />
jekten minimieren. Zu den Funktionen gehören<br />
laut Hersteller:<br />
• Weltweit weitester Schaltabstand für Eisen<br />
und Aluminium. Die entsprechenden<br />
Schaltabstände ermöglichen eine gemeinsame<br />
<strong>Konstruktion</strong> für die Positionserkennung<br />
in gemischten Produktionslinien, die<br />
sowohl Eisen- als auch Aluminiumkomponenten<br />
enthalten.<br />
• Die erhöhte Spritzbeständigkeit: Die Sensoren<br />
habe eine 60 Mal so lange Lebensdauer<br />
wie frühere Modelle in typischen<br />
Kfz-Schweißanwendungen.<br />
• IIoT-fähig mit IO-Link: Die Unterstützung<br />
von IO-Link ermöglicht die Erfassung von<br />
Daten zur Erkennungsebene und zu Temperaturänderungen<br />
von Näherungssensoren<br />
von einem einzigen Standort aus in<br />
Echtzeit.<br />
www.industrial.omron.de<br />
Transport und Verkehr<br />
Schaltnetzteile für<br />
Bahnanwendungen<br />
• maßgeschneidert<br />
• intelligent<br />
• effizient<br />
Beschleunigungssensoren von ASC helfen, <strong>Konstruktion</strong>sfehler zu vermeiden<br />
Robust und hochpräzise<br />
(jg) Die Entwicklung von Wasserfahrzeugen<br />
kommt nicht ohne komplexe Tests an Modellen<br />
unter realen Seegangsbedingungen in Simulationsbecken<br />
aus. Auf diese Weise erhalten<br />
die Konstrukteure wichtige Hinweise auf<br />
eventuelle Mängel in der Schiffskonstruktion.<br />
In diesen Test- und Messanwendungen sind<br />
robuste und hochpräzise Sensoren wie die<br />
triaxialen, kapazitiven Beschleunigungssensoren<br />
OS-315 LN der ASC GmbH, Pfaffenhoffen,<br />
gefragt, die selbst rauesten Offshore-<br />
Bedingungen standhalten. Die LN-Sensoren<br />
(Low-Noise) zeichnen sich durch ihre hohe<br />
Empfindlichkeit (2000 bis 10 mV/g) aus und<br />
erfassen aufgrund ihrer sehr guten Rauschdichte<br />
(7 bis 400 μg/Hz) selbst niedrige<br />
Frequenzen und Amplituden genau.<br />
Auch Inertial Measurement Units (IMUs) wie<br />
die IMU7.x.y des Unternehmens sind bei<br />
Test- und Messanwendungen im Schiffsbau<br />
unverzichtbar. Das IMU7-Baukastensystem<br />
basiert auf präzisen triaxialen Beschleunigungs-<br />
und Drehratensensoren und erlaubt<br />
unterschiedlichste kundenspezifische Sensorkonfigurationen.<br />
Verbaut werden entweder<br />
LN-Beschleunigungssensoren oder MF-<br />
Beschleunigungssensoren (Medium-Frequency)<br />
für Beschleunigungen von ±2 g bis<br />
±50 g sowie MEMS-Drehratensensoren mit<br />
Vibrationsringen mit einem Ratenbereich von<br />
±75°/s bis ±900°/s.<br />
www.asc-sensors.de<br />
Bild: ASC<br />
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und Herstellung kundenspezifischer<br />
Schaltnetzteile und Stromversorgungslösungen.<br />
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INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
AVL Deutschland GmbH,<br />
Mainz-Kastel ........................... 68<br />
B&R Industrie-Elektronik GmbH,<br />
Bad Homburg ......................... 47<br />
Beckhoff Automation<br />
GmbH & Co. KG, Verl ................ 7<br />
Bühler Motor GmbH,<br />
Nürnberg ................................ 29<br />
Eichenberger Gewinde AG,<br />
CH-BURG AG .......................... 37<br />
EJOT GmbH & Co.KG Geschäftsbereich<br />
Verbindungstechnik,<br />
Bad Berleburg .................... 5<br />
ESCHA GmbH & Co. KG,<br />
Halver ..................................... 35<br />
Fiessler Elektronik GmbH & Co.<br />
KG, Aichwald .......................... 61<br />
Höhl & Westhoff GmbH,<br />
Wuppertal ............................... 61<br />
ZUM SCHLUSS<br />
ILME GmbH Elektrotechnische<br />
Handelsgesellschaft, Wiehl ..... 33<br />
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Hilzingen ................................. 65<br />
Kabeltronik Arthur Volland<br />
GmbH, Denkendorf ................ 28<br />
KAESER KOMPRESSOREN<br />
SE, Coburg .............................. 11<br />
Kratzer Automation AG,<br />
Unterschleißheim ................... 13<br />
LEE-Hydraulische Miniatur- Komponenten<br />
GmbH, Sulzbach ........ 9<br />
MICRO-EPSILON-MESS- TECH-<br />
NIK GmbH & Co. KG,<br />
Ortenburg ................................. 3<br />
Neugart GmbH, Kippenheim .. 41<br />
Schöne neue Welt – Fahrerassistenzsysteme neu gedacht...<br />
VORSCHAU<br />
Komponenten der Antriebstechnik bilden immer<br />
noch das ‚mechanische‘ Herz des Maschinenbaus,<br />
verfügen aber mehr und mehr auch über<br />
‚intelligente‘ Sensorik<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Oswald Elektromotoren GmbH,<br />
Miltenberg .............................. 17<br />
pro-beam GmbH & Co. KGaA,<br />
Gilching ................................... 19<br />
Stäubli Electrical Connectors<br />
GmbH, Weil am Rhein ............ 15<br />
Schwäbische Werkzeugmaschinen<br />
GmbH, Schramberg ......... 53<br />
TFC Niederlassung Bochum,<br />
Bochum .................................. 23<br />
Topcon Electronics GmbH & Co.<br />
KG, Geisenheim ..................... 59<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH,<br />
Ratingen ................................... 2<br />
ZwickRoell GmbH & Co. KG,<br />
Ulm ......................................... 61<br />
Cartoon: Erik Liebermann<br />
Mit der Automation, Motion & Drives bietet die<br />
Hannover Messe jährlich die Chance, sich ganzheitlich<br />
zu den Themen Integrierte Automation, Industrial IT<br />
sowie Antriebs- und Fluidtechnik zu informieren. Vom<br />
Maschinenbau über Elektrotechnik und Robotik bis hin<br />
zur Prozessautomation entstehen Synergien zwischen<br />
den Branchen ebenso wie zwischen Produktion und Intralogistik.<br />
Die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> widmet sich deshalb<br />
dem Themenbereich mit der Sonderausgabe Antreiben<br />
– Steuern – Bewegen, die im Vorfeld der Hannover<br />
Messe <strong>2020</strong> erscheint. Die Ausgabe fokussiert Trends<br />
und integrierte Konzepte der Industrie 4.0 sowie praktische<br />
Anwendungen dieser Technologien, die oft das<br />
‚Herz‘ innovativer Produkte bilden.<br />
ISSN 1612–7226<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />
Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />
Korrespondent:<br />
Nico Schröder M.A. (sc), Phone +49 170 6401879<br />
Redakteure:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />
Evelin Eitelmann (eve), Phone +49 711 7594–4653;<br />
Jörn Kehle (jke), Phone +49 711 7594–407;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax: –1257<br />
carmelina.weber@konradin.de<br />
Layout:<br />
Ana Turina, Phone +49 711 7594–273<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 55 vom 1.10.2019<br />
Auftragsmanagement:<br />
Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />
Leserservice:<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>,<br />
Phone +49 711 7252–209<br />
E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos<br />
nur an qualifizierte Empfänger geliefert.<br />
Bezugspreise: Inland 84,90 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.; Ausland: 84,90 € inkl. Versandkosten.<br />
Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />
Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info<br />
USA: TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />
nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />
<strong>Konstruktion</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten.<br />
Reproduktionen gleich welcher Art, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
Printed in Germany.<br />
© <strong>2020</strong> by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
Die <strong>KEM</strong>-Sonderausgabe Antreiben – Steuern – Bewegen 2021<br />
erscheint am 23.03.2021<br />
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