01.09.2020 Aufrufe

KEM Konstruktion Connected mobile Machines & Mobility (CMM) 2020

Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies

Trendthemen: Kongressmesse CMM, Connected Mobility, Cludtechnologie, autonomes Fahren, Testen in the Loop, Antriebe und Komponenten, Entwicklungstools und Produktion; KEM Perspektiven: Elektromobilität und Leichtbau; KEM Porträt: Nils Martens und Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies

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Das<br />

Engineering<br />

Magazin<br />

<strong>2020</strong><br />

www.kem.de<br />

Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>)<br />

Titelstory Seite 50<br />

Sicherer Hydraulikanschluss<br />

unter widrigen Bedingungen<br />

Zweite <strong>CMM</strong> Expo<br />

geht an den Start<br />

Konferenz<br />

Seite 12<br />

Daten im Griff von<br />

<strong>Connected</strong> Cars<br />

Cloudtechnologie<br />

Seite 16<br />

Leichtbau ist mehr<br />

als Reichweite<br />

<strong>KEM</strong> Perspektiven<br />

Seite 34<br />

Im Gespräch | „Brennstoffzellen sind leichter“<br />

Nils Martens & Dr. Manfred Stefener, Freudenberg Sealing Technologies – Seite 38


ELEKTRISCH<br />

SPANNEN<br />

ENERGIE SPAREN<br />

OHNE DRUCKLUFT MIT<br />

ELEKTROSPANNERN<br />

Eine umweltverträgliche Lösung<br />

zum Energiefresser Druckluft bieten<br />

die TÜNKERS-Elektrospanner, die<br />

kompatibel zur Pneumatikserie<br />

mit Gleichstrommotor (24V) oder<br />

mit intelligenter Servotechnik in<br />

den verschiedensten Größen für<br />

Spannkräfte von 100 N bis 5000 N<br />

verfügbar sind.<br />

Bei technisch unveränderten Daten<br />

in Punkto Spannkraft, Abmaßen<br />

und Taktzeiten bilden sie eine echte<br />

Alternative für eine vollelektrisierte<br />

Automation von Spann- und<br />

Positionieraufgaben besonders in<br />

Anlagen, Vorrichtungen und auch<br />

Fahrzeugen in denen auf Druckluft<br />

komplett verzichtet wird.<br />

Einfach bestellen<br />

im Tünkers E-Shop:<br />

SHOP.TUENKERS.DE<br />

2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong><br />

info@tuenkers.de<br />

www.tuenkers.de


EDITORIAL<br />

Systemdenken<br />

erfordert Vernetzung<br />

Vor Ihnen liegt die erste Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> Maschines & <strong>Mobility</strong> –<br />

kurz <strong>CMM</strong> – der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>. Zugegeben hört sich das zunächst etwas sperrig<br />

an, aber der folgende Querschlenker verdeutlicht vielleicht den dahinter stehenden Kerngedanken:<br />

Soeben las ich, dass es möglich wäre, den Zustand der Ozeane und damit die<br />

Artenvielfalt in ihnen zu erhalten und bis 2050 auch wieder zu stabilisieren. Voraussetzung<br />

sei, dass es der Menschheit gelänge, die Ozeane als System zu verstehen und<br />

entsprechend zu agieren – nicht nur über abgestimmte Fangquoten, sondern auch begleitende<br />

Maßnahmen wie der Aufforstung von Seegras, Algen und Mangroven. Eine<br />

Aufgabe für die Politik, nicht für die Technik, könnte man meinen. Doch dann folgt ein<br />

entscheidender Satz: „Bei ‚Oceans 2050‘ werden Technologie und Innovation eine<br />

wichtige Rolle spielen – man könnte etwa Fischereiflotten digital koordinieren.“<br />

(siehe faz.net vom 13.8.<strong>2020</strong>: hier.pro/oiDWL)<br />

An dieser Stelle richtet sich die Aufgabe dann doch ganz klar an KonstrukteurInnen und<br />

IngenieurInnen – und in den Vordergrund tritt insbesondere das Thema der Vernetzung,<br />

daher das vorangestellte ‚<strong>Connected</strong>‘ im Namen dieser Ausgabe. Wie auch in der<br />

Industrie 4.0 spielt die Vernetzung (nicht zuletzt über das Internet of Things – IoT)<br />

eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die verschiedenen Teilnehmer eines<br />

Gesamtsystems zu koordinieren. Ob es sich dabei um Schiffe der Fischfangflotten,<br />

Agrarmaschinen beim Smart Farming oder verschiedene Verkehrsteilnehmer (einschließlich<br />

der Pkw) handelt, ist letztlich zweitrangig – entscheidend ist: Informationen müssen<br />

jederzeit (und bei Bedarf in Echtzeit) ausgetauscht werden können und es bedarf<br />

entsprechender Systemlösungen, diese zu verarbeiten, um die richtigen Handlungsanweisungen<br />

abzuleiten. Die Rubrik ‚Automatisierung & Systemmanagement‘ stellt<br />

entsprechende Angebote vor. Als <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> informieren wir Sie in der Rubrik<br />

‚Antrieb & Komponenten‘ natürlich auch über die ‚Hardware‘ für den Bau von <strong>mobile</strong>n<br />

Maschinen und Fahrzeugen. Und die Rubrik ‚Entwicklungstools & Produktion‘ gibt<br />

nicht zuletzt Tipps insbesondere zum Testen von Komponenten und Gesamtsystem.<br />

Online finden Sie uns unter: kem.industrie.de/<strong>mobile</strong>-maschinen/<br />

Übrigens: Als TechnikerInnen können wir so unseren Teil dazu beitragen, dass mit<br />

Oceans 2050 die Idee Realität wird – am besten zum Vorteil aller Menschen.<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban<br />

Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

michael.corban@konradin.de


Inhalt<br />

Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong><br />

<strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong><br />

TITELSTORY<br />

Höhere Leistung<br />

und mehr Sicherheit<br />

Schnellverschlusskupplungen der Serie FF von Stauff ermöglichen<br />

das sichere und tropffreie Lösen und Verbinden<br />

von Hydraulikanschlüssen – und damit den einfachen<br />

Austausch von Anbaugeräten an Baumaschinen<br />

auch unter widrigen Umgebungsbedingungen.<br />

Bild: Schuler<br />

Bild: Daimler<br />

20<br />

Das automatisierte und autonome Fahren steht in der Gefahr,<br />

in die Schublade „Hype“ gesteckt zu werden. Denn<br />

die Euphorie der letzten Jahre ist in den letzten Monaten<br />

einer umfassenden Ernüchterung gewichen.<br />

34<br />

Vor drei Jahren machte ein Versuch darauf aufmerksam, dass<br />

Gewicht bei Akkus im E-Auto hinsichtlich Reichweite eher sekundär<br />

sei. Leichtbau wirkt jedoch wesentlich breiter im System und<br />

bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite.<br />

Magazin<br />

Branchennews<br />

Weltweit sicher durch die Fabrik per Omlox .................................... 6<br />

Klimaneutrale Kältemittel für die E-<strong>Mobility</strong> ..................................... 8<br />

Bosch startet 5G-Tests im Halbleiterwerk Reutlingen .................. 10<br />

Mobile Maschinen & Fahrzeuge<br />

Kongressmesse <strong>CMM</strong><br />

Ein neues Zeitalter wird eingeläutet ............................................... 12<br />

<strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong><br />

Functions-on-Demand-Lösungen in vernetzten Fahrzeugen .......... 14<br />

Automatisierung & Systemmanagement<br />

Cloudtechnologie<br />

Cloud-Technologien von Google treiben<br />

die digitale Transformation in der Automobilbranche ...................... 16<br />

Autonomes Fahren<br />

Stand der Entwicklung selbstfahrender Autos .............................. 20<br />

Testen in the Loop<br />

Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests<br />

auf konventionellen HiL-Prüfständen geschlossen ......................... 22<br />

Netzwerksimulation mit waveBEE hive ........................................ 24<br />

Spezialaufgaben<br />

Heißwasser-Zug senkt Glyphosatverbrauch ................................... 26<br />

News aus dem Bereich Automatisierung & Systemmanagement 28<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Perspektiven<br />

Elektromobilität und Leichtbau<br />

Leichtbau bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite ...... 34<br />

Bild: Pro-Beam<br />

62<br />

Für das präzise Zusammenschweißen sehr filigraner Kupfer-Hairpins,<br />

wie sie in Elektroantrieben zum Einsatz kommen, ist der<br />

Elektronenstrahl ein effizientes und wirtschaftliches Werkzeug.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Porträt<br />

Nils Martens und Dr. Manfred Stefener,<br />

Freudenberg Sealing Technologies<br />

Brennstoffzelle und Batterie – eine erfolgreiche Hybridstrategie .. 38


50<br />

Bild: Stauff (Kupplung), Gennady Poddubny/stock.adobe.com (Frontlader),<br />

Konradin Mediengruppe (Zusammenstellung)<br />

EJOT Qualität verbindet ®<br />

EJOT<br />

FÜGE<br />

TECHNIK<br />

Antrieb & Komponenten<br />

Baugruppen<br />

Steuerelemente-Halter mit MuCell-Schäumverfahren realisiert .... 30<br />

Elektromobilität<br />

DC-Kleinstmotoren im Teleskoparm eines Laderoboters .............. 44<br />

IP67-Leckagetests für Gehäuse von Traktionsbatterien ................. 46<br />

Antriebsstrategien<br />

Elring-Klinger-CEO Wolf gibt Ausblick<br />

über die Entwicklung im Antriebsstrang ........................................ 48<br />

Titelstory<br />

Mobilhydraulik<br />

Stauff optimiert Schnellverschlusskupplungen mit der Serie FF .... 50<br />

News aus dem Bereich Antrieb & Komponenten .......................... 54<br />

Entwicklungstools & Produktion<br />

Testen<br />

Prüflösungen für Lithium-Ionen-Batterien<br />

und Wasserstoffspeicher ............................................................... 56<br />

Phoenix-Testlab-Geschäftsführer Altmaier über<br />

Test- und Prüfanforderungen im Automotive-Bereich .................... 58<br />

Prozessüberwachung mit intuitiver Messtechnik .......................... 60<br />

Schweißen<br />

E-Mobilität bietet Anwendungsfelder für den Elektronenstrahl ..... 62<br />

News aus dem Bereich Entwicklungstools & Produktion .............. 64<br />

Individuelle Lösungen für<br />

Batteriesysteme und Lade-<br />

Infrastruktur in der Elektromobilität.<br />

• Breites Produktportfolio für<br />

vielfältige Materialien<br />

• Sicheres Verbinden von Multi-<br />

Material-Strukturen<br />

• Fügeverfahren an die Montagesituation<br />

angepasst<br />

• Dichtigkeit des Systems, z.B.<br />

durch Zusatzfunktionen<br />

• Lösbare Verbindungen für<br />

wertstoffgerechtes Recycling<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................................................................ 3<br />

Wir berichten über... ....................................................................... 10<br />

Impressum ..................................................................................... 66<br />

Vorschau ......................................................................................... 66<br />

Inserentenverzeichnis .................................................................... 66<br />

www.ejot.de/industrie<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 5


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Bild: Connect world/stock.adobe.com<br />

Ortungsstandard in der Smart Factory<br />

Weltweit sicher durch<br />

die Fabrik per Omlox<br />

Unter der Bezeichnung Omlox haben mehrere Industrieunternehmen auf Initiative<br />

des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf einen frei zugänglichen Ortungsstandard<br />

für die Vernetzung der Fabrik als Herzstück der Lieferkette entwickelt.<br />

Prinzipiell wird damit auch in der Fabrikhalle eine Lokalisierung so einfach, wie<br />

man es von der Ortung per GPS im Freien kennt.<br />

Um eine durchgängige Vernetzung der Smart Factory zu erleichtern, stellt Omlox Indoor-Navigationsdaten<br />

in einem einheitlichen Format bereit<br />

(co) Ziel von Omlox ist es, Ortungsdaten mittels<br />

eines Standards – und damit einer einheitlichen<br />

Schnittstelle – herstellerübergreifend<br />

zur Verfügung zu stellen. Daten ver-<br />

schiedener Lokalisierungstechnologien wie<br />

Ultrabreitband, RFID, 5G oder GPS lassen<br />

sich so zusammenführen. „Wir wollen Industriekunden<br />

den Einsatz von Hard- und Software<br />

verschiedener Hersteller erleichtern“,<br />

sagt Thomas Schneider, Entwicklungsgeschäftsführer<br />

bei der Trumpf GmbH + Co. KG<br />

in Ditzingen. „Das senkt Aufwand und Kosten,<br />

da Funktechnologien bislang oft nur für<br />

sich funktionieren.“ Mit Omlox sollen sich alle<br />

Ortsdaten in einem einheitlichen Koordinatensystem<br />

anzeigen lassen.<br />

Um die Weiterentwicklung des Standards für<br />

Ortungsdaten zu sichern, haben die Initiatoren<br />

die Profibus Nutzerorganisation e.V.<br />

(PNO) in Karlsruhe eingebunden. Sie verfügt<br />

aus der Tätigkeit im Bereich der Industriekommunikation<br />

über Feldbusse und Industrial<br />

Ethernet über die Erfahrung, offene und<br />

einfach nutzbare Standards voranzutreiben.<br />

Als Technologie ist und bleibt Omlox aber –<br />

wie auch IO-Link – von Profibus und Profinet<br />

unabhängig. Die Arbeitskreise werden in ihren<br />

Aktivitäten eigenständig operieren, können<br />

sich allerdings bei Bedarf der Erfahrung<br />

der existierenden Arbeitskreise bedienen.<br />

Aus technischer Sicht ist der mit Omlox einfach<br />

zu realisierende, kombinierte Einsatz<br />

verschiedener Ortungstechnologien zu begrüßen.<br />

Um Distanzen auch in Fabrikhallen<br />

zentimetergenau bestimmen zu können,<br />

müssen die Ortungslösungen unter anderem<br />

mit Metall zurechtkommen, das die Funkwellen<br />

ablenkt. Ultrabreitband (UWB) hat sich<br />

hier als besonders robuste Funktechnologie<br />

etabliert. Erst eine solch robuste Technik ermöglicht<br />

die effiziente Steuerung fahrerlose<br />

Transportsysteme oder Drohnen.<br />

www.omlox.com<br />

Mobile Arbeitsmaschinen<br />

Strategische Partnerschaft von STW und Siko<br />

(bt) Die Sensor-Technik Wiedemann GmbH,<br />

Kaufbeuren, und die Siko GmbH, Buchenbach,<br />

vereinbaren eine strategische Partnerschaft,<br />

mit dem Ziel, den Markt der <strong>mobile</strong>n<br />

Arbeitsmaschinen noch besser mit gemeinsamen<br />

Lösungen auf Basis individueller Stärken<br />

erschließen zu können. Durch die Zusammenarbeit<br />

profitieren die Kunden, indem sie auf<br />

komplette Systeme von der Messtechnik bis<br />

hin zu Automatisierung und Cloud-basierten<br />

Konzepten zugreifen können.<br />

Die strategische Partnerschaft ist die natürliche<br />

Erweiterung einer langjährigen, guten<br />

Zusammenarbeit und schafft die Basis für gemeinsame<br />

Entwicklungen und Abstimmung<br />

der Produktportfolios. STW bietet für den<br />

Markt der <strong>mobile</strong>n Arbeitsmaschinen Lösungen<br />

von Sensorik, Steuerungen, Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

bis hin zu Vernetzung,<br />

Bild: STW<br />

Synergien durch die Partnerschaft in der Positionssensorik,<br />

Digitalisierung sowie Automatisierung<br />

Datenmanagement und Cloud-Anbindungen.<br />

Siko ist ein Spezialist für robuste und innovative<br />

Messtechnik für unterschiedlichste<br />

Messaufgaben, wie z.B. Längen-, Winkelund<br />

Drehzahlmesstechnik.<br />

Auf vertrieblicher Ebene sind gemeinsame<br />

Vermarktungsaktivitäten auf Basis des Eco-<br />

Systemgedankens vorgesehen. Darüber hinaus<br />

sind auch gemeinsame Entwicklungsprojekte<br />

geplant, die das Know-How der beiden<br />

Firmen optimal bündeln, um Produkte<br />

und Lösungen mit hohem Kundennutzen zu<br />

realisieren. Dazu gehört der Ausbau des Sensorikbaukastens<br />

für die Mobilhydraulik mit<br />

neuen bzw. erweiterten Funktionalitäten und<br />

die Bereitstellung funktional sicherer Systeme.<br />

Mathias Roth, Head of the Mobile Automation<br />

business unit, STW: „Gerade in den<br />

Bereichen der Positionssensorik, Digitalisierung<br />

sowie Automatisierung sehen wir hier<br />

große gemeinsame Chancen.“<br />

www.stw-mm.com<br />

6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


| AT11-17G |<br />

Multiachs-Servosystem AX8000:<br />

Minimale Zykluszeit, maximale Leistung<br />

Schneller Strom- und Lageregler:<br />

Stromregler-Reaktionszeit 1 μs<br />

Stromregler-Zykluszeit 62,5 μs (bis zu 16 μs)<br />

Drehzahlregel-Zykluszeit 62,5 μs (bis zu 32 μs)<br />

Lageregler-Zykluszeiten 62,5 μs<br />

EtherCAT-Zykluszeit 62,5 μs<br />

www.beckhoff.de/AX8000<br />

Das AX8000-System komplettiert die hochskalierbare Beckhoff Antriebstechnik. Das modular kombinierbare<br />

Multiachs-Servosystem AX8000 bringt Hochleistungs-Antriebstechnik mit optimierter Raumausnutzung<br />

in den Schaltschrank. Der AX8000 ermöglicht gleichmäßigere Bewegungsabläufe durch<br />

erhöhte Abtastraten und somit eine optimierte Produktqualität. Die Strommessung erfolgt innerhalb<br />

1 μs in einem FPGA.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 7


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Kühllösung von Technotrans für weltweit ersten Personenzug mit Wasserstoff-Brennstoffzelle<br />

Klimaneutrale Kältemittel für die E-<strong>Mobility</strong><br />

(bt) Die Technotrans SE, Sassenberg, liefert<br />

im Rahmen eines Serienauftrags eine maßgeschneiderte<br />

Batteriekühlung für den weltweit<br />

ersten Personenzug, der mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

betrieben wird. Es ist<br />

gleichzeitig das erste realisierte Projekt des<br />

börsennotierten Unternehmens im Bereich<br />

der Wasserstofftechnologie. Im neuen Kühlsystem<br />

kommt das umweltschonende Kältemittel<br />

R1234yf zum Einsatz.<br />

„Mit diesem Projekt beweisen wir einmal<br />

mehr unsere technologische Vorreiterrolle im<br />

Bereich der flüssigkeitsbasierten Kühlung. Indem<br />

wir unser Know-how erfolgreich auf die<br />

wasserstoffbasierte Mobilität übertragen, erweitern<br />

wir konsequent unser Anwendungsspektrum<br />

und damit auch das Produktportfolio“,<br />

sagt Michael Finger, Vorstandsmitglied<br />

der Technotrans SE. Das Unternehmen entwickelte<br />

in enger Abstimmung mit dem Kunden<br />

ein spezifisches <strong>mobile</strong>s Kühlsystem<br />

und ist während der gesamten Projektlaufzeit<br />

von <strong>2020</strong> bis 2023 exklusiver Lieferant<br />

für die Wasserstoffzüge.<br />

Damit baut das Unternehmen seine Marktposition<br />

im Schienensegment weiter aus, erweitert<br />

seinen Kompetenzbereich und stärkt<br />

das Geschäft mit bahnqualifizierten Serienge-<br />

räten. Der Hersteller setzt bei seiner Kühllösung<br />

außerdem auf das Kältemittel R1234yf,<br />

das nicht ozonabbauend und mit einem<br />

GWP-Wert (Global Warming Potential) von 4<br />

annähernd klimaneutral ist.<br />

Der emissionsfreie Personenzug soll zunächst<br />

Dieselzüge auf Strecken ersetzen, die<br />

schwer oder überhaupt nicht elektrifizierbar<br />

sind. Er kombiniert dabei Lithium-Ionen-Batteriesysteme<br />

mit Wasserstoff-Brennstoffzellen.<br />

Bei der Umwandlung von Wasserstoff<br />

und Sauerstoff in Wasser entsteht Strom, der<br />

die Batterien auflädt und den Elektromotor<br />

„Indem wir unser<br />

Know-how erfolgreich<br />

auf die wasserstoffbasierte<br />

Mobilität übertragen,<br />

erweitern wir<br />

konsequent unser<br />

Anwendungsspektrum.“<br />

Bild: Technotrans<br />

Michael Finger, Vorstandsmitglied der<br />

Technotrans SE<br />

antreibt. Das Batteriekühlsystem sorgt unter<br />

anderem für ein konstantes Temperaturniveau<br />

und sichert damit den effizienten und<br />

gleichmäßigen Betrieb des Wasserstoffzugs.<br />

Ausschlaggebend für den Zuschlag sei vor allem<br />

die langjährige Lösungskompetenz des<br />

Systemherstellers gewesen. „Anspruchsvolle<br />

Projekte wie dieses erfordern weit mehr<br />

als Standard-Produkte von der Stange. Hier<br />

ist ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />

gefragt – und genau das ist<br />

unsere Spezialität.“<br />

www.technotrans.de<br />

KIT entwickelt Mensch-Maschine-Schnittstelle für Mähdrescher<br />

Intelligente Systeme erkennen Belastung<br />

(bt) Trotz moderner Maschinen gibt es bei der<br />

Ernte von Getreide innerhalb eines Tages<br />

Phasen einerseits mit sehr hoher und andererseits<br />

mit relativ geringer Arbeitsbelastung.<br />

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie<br />

(KIT) entwickeln nun ein automatisiertes<br />

Assistenzsystem, das Fahrerinnen und<br />

Bild: Claas<br />

Fahrern abhängig vom aktuellen Beanspruchungsniveau<br />

Aufgaben zur Bearbeitung<br />

empfiehlt. Das System hält einer Unter- und<br />

Überforderung entgegen und die Daueraufmerksamkeit<br />

kontinuierlich aufrecht.<br />

Die neuartige Fahrerkabine besteht aus mehreren<br />

Teilsystemen. Dabei geht es vor allem<br />

darum, zu erkennen, wie sehr die Fahrerin<br />

oder der Fahrer aktuell beansprucht ist. In<br />

Studien wurde der Belastungszustand mittels<br />

Blickerfassung (Eye-Tracking) untersucht.<br />

Auch ein Fitnessarmband, das mithilfe von<br />

Lichtsignalen den Puls ermittelt und so das<br />

Stresslevel messen kann, sei vorstellbar. Diese<br />

sollen dann künftig über eine auf Augmented<br />

Reality (AR) basierende Schnittstelle ins<br />

Sichtfeld des Fahrers projiziert werden, um<br />

die Kabine nicht mit Bedienelementen zu<br />

überladen. Die an das Beanspruchungsniveau<br />

anpassungsfähige Mensch-Maschine-<br />

Schnittstelle hat nicht nur ökonomische sondern<br />

auch ökologische Vorteile. Durch die digitale<br />

Vernetzung der Fahrerkabine werden<br />

für die Ernte hilfreiche Informationen wie<br />

Wettervorhersagen oder Daten zur Bodenbelastung<br />

eingebunden.<br />

www.kit.eu<br />

8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


MIKRO HYDRAULIK<br />

LEE Komponenten für die Industrie- und<br />

Fahrzeughydraulik (IMH)<br />

LEE Hydraulische Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · D-65843 Sulzbach<br />

+49 (0)6196 / 773 69 - 0<br />

info@lee.de · www.lee.de<br />

Die industrielle Mikrohydraulik ist der bei Lee am schnellsten wachsende<br />

Bereich. Kleinstes Format, optimierte Funktionalität und hohe Lebensdauer, sind<br />

dabei die Erfolgsfaktoren. Zu finden sind sie in der Automobilindustrie, bei Kraftund<br />

Landmaschinen-Herstellern und auch im industriellen Sektor.<br />

Von der individuellen Einzelfertigung bis zu millionenfachen<br />

Großserien – unsere flexible Infrastruktur und der hocheffektive<br />

Maschinenpark qualifizieren uns für alle Aufgaben der Sparte.<br />

THE LEE COMPANY MORE THAN 70 YEARS SINCE 1948<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 9


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Internationales Forschungsprojekt untersucht Einsatz von 5G<br />

Bosch startet 5G-Tests im Halbleiterwerk Reutlingen<br />

Bild: Bosch<br />

Halbleiter aus Siliziumkarbid in der Bosch Waferfab in Reutlingen<br />

(bt) Bosch setzt auf 5G als wichtigen Baustein<br />

für die Digitalisierung und Vernetzung in der<br />

Produktion und Logistik. Das Unternehmen<br />

beginnt jetzt mit Verträglichkeitstests und Kanalmessungen<br />

für den Aufbau eines 5G-Netzes<br />

im Halbleiterwerk in Reutlingen. „Bei<br />

Bosch haben wir uns frühzeitig mit 5G in Forschung<br />

und Entwicklung beschäftigt und sind<br />

überzeugt, dass der neue Mobilfunkstandard<br />

für einen Schub bei Industrie 4.0 sorgt“, sagt<br />

Dr. Michael Bolle, Bosch-Geschäftsführer und<br />

CDO/CTO. Das Unternehmen beteiligt sich<br />

daher aktiv am internationalen Forschungsprojekt<br />

5G-Smart mit dem Ziel, das Potenzial<br />

des neuen Kommunikationsstandards in realen<br />

Produktionsumgebungen zu erproben, zu<br />

demonstrieren und zu bewerten. Im Rahmen<br />

von 5G-Smart werden im Bosch-Halbleiterwerk<br />

in Reutlingen, am Ericsson-Standort in<br />

Kista in Schweden sowie auf dem 5G-Industry<br />

Campus Europe des Fraunhofer IPT in Aachen<br />

5G-Anwendungen für die Fertigung getestet.<br />

„Die Halbleiterfertigung ist äußerst komplex<br />

und sensitiv. Über 1000 Tests durchlaufen<br />

Wafer, ehe die mikroskopisch kleinen Elemente<br />

in unterschiedlichen Produkten zum<br />

Einsatz kommen. Elektromagnetische Wellen<br />

können bei der Fertigung Störquellen sein.<br />

Wir testen, wie sich 5G auf die Produktion<br />

auswirkt“, sagt Andreas Müller, Bosch-Forscher<br />

und Vorsitzender der internationalen<br />

Initiative 5G-ACIA (5G Alliance for <strong>Connected</strong><br />

Industries and Automation). Zudem werden<br />

Kanalmessungen durchgeführt. Sie sollen Erkenntnisse<br />

liefern, wie sich eine optimale<br />

Netzabdeckung gewährleisten lässt, wo und<br />

wie engmaschig beispielsweise Sendeantennen<br />

im Werk platziert werden müssen.<br />

Auf Basis der Ergebnisse plant Bosch, ein<br />

5G-Testnetz bis Herbst in der Halbleiterfertigung<br />

in Reutlingen zu errichten und erste<br />

5G-Anwendungen umzusetzen. Dabei prüfen<br />

Ingenieure, inwiefern sich Maschinen und<br />

Anlagen anstelle von W-LAN oder einer Verkabelung<br />

noch effizienter und besser über 5G<br />

realisieren und anbinden lassen. Einsatzfelder<br />

sind unter anderem autonome Transportsysteme,<br />

die über eine lokale Cloud gesteuert<br />

werden oder der Fernzugriff auf Maschinen<br />

und die Kommunikation von industriellen<br />

Anlagen untereinander.<br />

Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt<br />

in Reutlingen lassen sich künftig auch bei<br />

den Planungen von 5G-Netzen nutzen, beispielsweise<br />

im neuen Halbleiterwerk in<br />

Dresden. „Wir bauen in Dresden die weltweit<br />

erste 5G-fähige Halbleiterfabrik von<br />

Bosch. Von Tag eins an wird das Werk 5G-ready<br />

sein“, sagt Bolle. In die neue Waferfab investiert<br />

Bosch rund 1 Mrd. Euro – die größte<br />

Einzelinvestition der Firmengeschichte.<br />

www.bosch.com<br />

Wir berichten über<br />

5G-ACIA ..................................... 12<br />

FEV ............................................ 29<br />

Omron Electronics .................... 65<br />

Telemecanique Sensors ............ 54<br />

Aachener Zentrum für<br />

Freudenberg Sealing<br />

Phoenix Contact ........................ 26<br />

Toyota ........................................ 34<br />

integrativen Leichtbau ............... 34<br />

Technologies .............................. 38<br />

Phoenix Testlab .......................... 58<br />

Trimble ....................................... 26<br />

ABB ........................................... 54<br />

Google ................................. 16, 26<br />

Pöppelmann .............................. 30<br />

Trumpf ......................................... 6<br />

Aptiv .......................................... 21<br />

Groupe Renault ......................... 16<br />

Pro-Beam ................................... 62<br />

TU Berlin .................................... 22<br />

ASC ........................................... 65<br />

Inficon ....................................... 46<br />

PSA ............................................ 20<br />

TÜV Süd .................................... 29<br />

Audi ........................................... 20<br />

INRIX ......................................... 14<br />

Robomat .................................... 60<br />

Universität Duisburg-Essen ....... 34<br />

AVL ............................................ 22<br />

Intel ........................................... 28<br />

RWTH Aachen ........................... 34<br />

VDMA .................................. 12, 34<br />

AWS .......................................... 26<br />

International<br />

Schuler ...................................... 34<br />

Volterio ...................................... 44<br />

Azure ......................................... 26<br />

Automotive Task Force .............. 60<br />

Schurter ..................................... 60<br />

VW ............................................ 20<br />

BMW ......................................... 34<br />

Kirchhoff .................................... 34<br />

Schweizer Bundesbahn ............. 26<br />

Zentralverband Elektrotechnik-<br />

Bosch ................................... 10, 20<br />

Kistler .................................. 60, 64<br />

Sensor-Technik Wiedemann ........ 6<br />

und Elektronikindustrie .............. 54<br />

Commercetools ......................... 14<br />

KIT ............................................... 8<br />

SGL Carbon ............................... 34<br />

ZF .............................................. 28<br />

Continental ................................ 20<br />

McAfee ...................................... 20<br />

Siko .............................................. 6<br />

Zwick Roell ................................ 56<br />

Daimler ...................................... 20<br />

Mobileye .............................. 28, 29<br />

Smart Testsolutions ................... 64<br />

Deutsche Messe ....................... 12<br />

Nio ............................................. 34<br />

Society of American Engineers . 20<br />

Edag .......................................... 34<br />

Nissan ....................................... 28<br />

Stauff ......................................... 50<br />

Elring Klinger ............................. 48<br />

Nordsys ..................................... 24<br />

Technischen Universität Graz .... 44<br />

Faulhaber ................................... 44<br />

NXP ........................................... 28<br />

Technotrans ................................. 8<br />

10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


BUCHTIPPS<br />

MAGAZIN<br />

Technische Grundlagen, Rechtsprobleme, Rechtsfolgen<br />

Buchtipp: Autonomes Fahren<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Buchtipp: KI in der Industrie<br />

(bt) Die Entwicklung des Autonomen<br />

Fahrens, das sogenannte<br />

teleoperierte Fahren und auch<br />

die schon jetzt eingesetzten Fahrerassistenzsysteme<br />

werfen eine<br />

Vielzahl neuer juristischer Probleme<br />

auf, die nahezu jedes<br />

Rechtsgebiet tangieren. Dieses<br />

interdisziplinär ausgerichtete<br />

Handbuch verschafft einen systematischen<br />

Überblick über den aktuellen<br />

Stand der Entwicklungen<br />

sowie alle rechtlichen Implikationen.<br />

In einer Einführung werden<br />

die Grundlagen der Technik und<br />

Funktionsweise selbstfahrender<br />

Fahrzeuge verständlich erläutert.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

• Haftungsfragen des autonomen<br />

Fahrens<br />

• Marktrechtliche Fragestellungen<br />

• Immaterialgüterrechtliche Rahmenbedingungen<br />

• Telekommunikation und Datenschutz<br />

• Grundrechtliche Implikationen<br />

• Strafrechtliche Probleme<br />

• Prozessrecht und autonomes<br />

Fahren<br />

• Völker- und europarechtliche<br />

Implikationen des Autonomen<br />

Fahrens<br />

Das Buch bietet dabei einen Gesamtüberblick<br />

über die heterogenen<br />

Rechtsbereiche, eine gut<br />

verständliche Einführung in die<br />

technischen Grundlagen. Es orientiert<br />

sich dabei an den Problemen<br />

der Praxis.<br />

(bt) Das Rechtshandbuch Cybersecurity<br />

soll eine erste Anlaufstelle<br />

für die betriebliche Praxis<br />

sein, indem es, als umfassendes<br />

Kompendium konzipiert, die wesentlichen,<br />

mit dem Themenkomplex<br />

verbundenen Rechtsfragen<br />

aufgreift und umsetzungsgerechten<br />

Lösungsvorschlägen zuführt.<br />

Dabei legt die Darstellung<br />

besonderen Wert auf Interdisziplinarität<br />

und spricht Juristen,<br />

Techniker und Ingenieure an.<br />

Auszüge aus dem Inhalt:<br />

• Technische Grundlagen<br />

• Stand der Technik<br />

• Rahmenvorschriften<br />

• Technischer Datenschutz<br />

• Schutz von Kritischen<br />

Infrastrukturen<br />

• Forschung und IT-Sicherheit<br />

Nicht nur, dass die Zahl entsprechender<br />

Vorfälle zugenommen<br />

hat, auch gewinnt das Thema Cybersicherheit<br />

in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung immer stärker an<br />

Bedeutung und ist damit auch für<br />

den Ruf datenverarbeitender<br />

Wirtschaftszweige wichtig. Die<br />

Datensicherheit ist zwingend<br />

notwendig, um einen effektiven<br />

Datenschutz zu gewährleisten.<br />

Erschwert wird das Fehlen einer<br />

einheitlichen Systematik des<br />

Rechts der Cybersicherheit dadurch,<br />

dass es, weitaus stärker<br />

noch als das Datenschutzrecht,<br />

von technischen und organisatorischen<br />

Anforderungen abhängig<br />

ist. Dies erfordert ein hohes Maß<br />

an Interdisziplinarität.<br />

Bild: C.H.Beck<br />

Oppermann / Stender-Vorwachs<br />

(Hrsg.),<br />

Autonomes Fahren<br />

C.H.BECK, 2. Auflage, <strong>2020</strong><br />

XXII, 501 S., Softcover 89,00€<br />

ISBN 978-3-406-73285-0<br />

www.beck.de<br />

Bild: Hanser<br />

KI in der Industrie<br />

Grundlagen, Anwendungen,<br />

Perspektiven<br />

Robert Weber, Peter Seeberg<br />

136 Seiten, flexibler Einband<br />

ISBN: 978-3-446-46345-5,<br />

€ 39,99<br />

www.hanser-fachbuch.de<br />

i.Comp 8 und 9 TOWER T<br />

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Premium-Qualität<br />

für die Werkstatt<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 11


MOBILE MASCHINEN & FAHRZEUGE<br />

KONGRESSMESSE <strong>CMM</strong><br />

Die <strong>CMM</strong> (<strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong>) in Hannover zeigt Chancen und Praxis der Vernetzung<br />

Mobile Maschinen und autonome Fahrzeuge<br />

läuten ein neues Zeitalter ein<br />

Von 1. bis 2. Dezember <strong>2020</strong> zeigt in Hannover die zweite <strong>CMM</strong> (zuvor 5G <strong>CMM</strong>) das Potenzial <strong>mobile</strong>r<br />

Maschinen und autonomer Fahrzeuge. Die 2019 gestartete neue Kongressmesse stellt Schlüsseltechnologien<br />

für (teil-)autonome <strong>mobile</strong> Maschinen und Fahrzeuge vor und richtet sich schwerpunktmäßig<br />

an Produktverantwortliche und -entwickler in diesen Bereichen.<br />

Embedded Systems, Automationsund<br />

Softwarelösungen für <strong>mobile</strong><br />

Anwendungen und natürlich der<br />

neue Mobilfunkstandard 5G stehen<br />

im Mittelpunkt der <strong>CMM</strong> <strong>2020</strong><br />

Bild: Elnur/stock.adobe.com<br />

Der Name der Kongressmesse <strong>CMM</strong> – <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong><br />

& <strong>Mobility</strong> – lässt bereits erkennen, dass insbesondere<br />

die Möglichkeiten der Vernetzung beleuchtet werden, die viele Szenarien<br />

in <strong>mobile</strong>n Anwendungen erst möglich machen. Vor allem<br />

Künstliche Intelligenz (KI), 5G, <strong>mobile</strong> Automationslösungen und<br />

Embedded Systems ermöglichen in einer nie gekannten Geschwindigkeit<br />

neue <strong>mobile</strong> Applikationen. In absehbarer Zeit können Autos<br />

autonom fahren, Schiffe ohne Besatzung über die Weltmeere steuern,<br />

Felder von den Landwirten aus dem Büro bewirtschaftet werden<br />

und Flugzeuge ohne Piloten Menschen und Fracht sicher ans<br />

Ziel bringen. Fest steht, dass die Digitalisierung und die damit einhergehende<br />

Vernetzung von Maschinen und Fahrzeugen die Welt<br />

von morgen massiv beeinflussen wird.<br />

Um all das zu realisieren, müssen die komplexen Systeme und ihr<br />

Verhalten sicher getestet und validiert werden – neueste, innovative<br />

Technologien stellen hier mit der gestiegenen Zahl an Möglichkeiten<br />

zusätzliche Herausforderungen. Die Hersteller und Konstrukteure<br />

von <strong>mobile</strong>n Maschinen und Fahrzeugen stehen vor der Herausforderung,<br />

intelligente Komponenten und zukunftsweisende Kommu-<br />

nikationstechnologien wie 5G in ihre Produkte zu integrieren.<br />

Als Kongressmesse zeigt die <strong>CMM</strong> <strong>2020</strong> also, wie sich <strong>mobile</strong> Maschinen<br />

und Fahrzeuge vernetzen lassen und sie ist die Weiterentwicklung<br />

der 5G <strong>CMM</strong> Expo, die im Oktober 2019 an den Start ging.<br />

Sie bietet in diesem Jahr rund 100 Vorträge, Gesprächsrunden, Interviews<br />

und Pitches – und im begleitenden Ausstellungsteil können<br />

die TeilnehmerInnen sich selbst ein Bild von den Technologien und<br />

Dienstleistungen machen, die <strong>mobile</strong> Maschinen und Fahrzeuge<br />

intelligent beziehungsweise autonom werden lassen.<br />

Testfeld für 5G-Echtzeit-Use-Cases<br />

Für die Deutsche Messe AG als Veranstalterin der <strong>CMM</strong> spielt das<br />

Thema vernetzte Mobilität eine herausragende Rolle. In Hannover<br />

entsteht derzeit eines der ersten und größten Messegelände der<br />

Welt mit einer flächendeckenden, privaten 5G-Infrastruktur. Damit<br />

entwickelt sich das 100 ha große Ausstellungsgelände sukzessive<br />

zu einem hochinnovativen Multifunktions-Campus, der an 365 Tagen<br />

als Testfeld für 5G-Echtzeit-Use-Cases zur Verfügung steht.<br />

Ideeller Träger der <strong>CMM</strong> ist der Fachverband Elektrische Automation<br />

im VDMA. Ein weiterer Partner ist unter anderem die 5G-ACIA<br />

(Alliance for <strong>Connected</strong> Industries and Automation). „Die Vernetzung<br />

von Fahrzeugen ist ein hochinnovatives und volkwirtschaftlich<br />

12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


sehr bedeutendes Thema“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer des VDMA. Das Weltmarktvolumen für <strong>mobile</strong><br />

Maschinen liege bei jährlich 220 Milliarden Euro. „Die Innova -<br />

tionskraft geht immer stärker auch in die Vernetzung der Fahrzeuge<br />

– und wir haben Leitanbieter und Leitanwender vor der Tür und es<br />

muss unser Anspruch sein, die Leitmesse zum Themenfeld <strong>Connected</strong><br />

<strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> aufzubauen.“ Der Messestandort<br />

Hannover biete dazu die besten Voraussetzungen.<br />

Themen der <strong>CMM</strong> im Überblick<br />

• Anwendungen:<br />

Smart Farming, Smart Construction, Smart City,<br />

Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS),<br />

Logistik/Intralogistik<br />

Besuch der Techtide<br />

direkt im Anschluss<br />

TIPP<br />

Ebenfalls zum zweiten Mal findet am 2. und 3. Dezember<br />

<strong>2020</strong> die Techtide statt. Die Digitalkonferenz des Landes<br />

Niedersachsen soll Treiber der Digitalisierung sein und steht<br />

für den offenen und intensiven Dialog. Sie ist Treffpunkt für<br />

Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik.<br />

Besucher der <strong>CMM</strong> haben die Möglichkeit, auch die Techtide<br />

direkt im Anschluss zu besuchen, da sie sich unmittelbar an<br />

die <strong>CMM</strong> anschließt. Die Techtide wird ebenfalls im Convention<br />

Center auf dem hannoverschen Messegelände durchgeführt.<br />

Veranstalter sind das Niedersächsische Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und die<br />

Deutsche Messe, in Zusammenarbeit mit der<br />

Digital-Community des Landes Niedersachsen.<br />

www.techtide.de<br />

Die Deutsche Messe will mit der <strong>CMM</strong> ein Schaufenster für den Einstieg in<br />

ein neues Zeitalter <strong>mobile</strong>r Maschinen und autonomer Fahrzeuge sein<br />

• Konnektivität:<br />

5G Systemlösungen, Telekommunikationsprovider und -dienstleistungen,<br />

Kommunikationslösungen für <strong>mobile</strong> Anwendungen,<br />

Komponenten und Bauelemente, Test- und Prüflösungen<br />

• Vernetzte Verkehrssysteme:<br />

Kommunikationslösungen, Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

autonomer Verkehrsträger<br />

• Komponenten:<br />

Sensorik und Datenerfassung, Positionsbestimmung und<br />

Navigation, Antriebssysteme & Steuerungstechnik, KI & Assistenzsysteme,<br />

Software- und Cloudlösungen, OPC UA<br />

(Open Platform Communications Unified Architecture)<br />

• Unmanned Vehicles:<br />

Autonomes Fahren, Autonome Wasserfahrzeuge, Autonome<br />

Schienenfahrzeuge, Unbemannte Flugobjekte, Zertifizierung,<br />

Beratung, Prüfungsdienstleistungen<br />

• What‘s Next?<br />

Future <strong>Mobility</strong>, Disruptive Anwendungen,<br />

Mensch und Mobilität 2050<br />

hier.pro/KVDE9<br />

Weitere Infos:<br />

<strong>CMM</strong> (<strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong>)<br />

1. - 2. Dezember <strong>2020</strong>, Convention Center,<br />

Messegelände Hannover<br />

hier.pro/KVDE9<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Solutions to Develop Tomorrow‘s <strong>Mobility</strong><br />

Test Systems – Integrierte Prüfstandslösungen:<br />

Für die Entwicklung leistungsfähiger Hybridkonzepte und Batterietechnologien<br />

werden hoch spezialisierte Einrichtungen zum Test von<br />

Fahrzeugenergiesystemen, elektrischen Antriebssträngen, Zellen und<br />

Batterien notwendig.<br />

Zu diesen Zukunfts themen realisieren wir die passenden Prüfstands-<br />

Lösungen, um die Test verfahren unter möglichst realen Bedingungen<br />

abzubilden. Wir stellen erprobte, skalierbare und leistungsfähige<br />

Testlösungen entlang des gesamten Antriebsstrangs bereit.<br />

Mit der zugehörigen Prüfstands-Software zur Steuerung ganzer<br />

Prüfzentren und zur Testdatenverwaltung bieten wir schlüsselfertige<br />

Technologien zur Entwicklung moderner Antriebskonzepte.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 13<br />

www.kratzer-automation.com | testsystems@kratzer-automation.com


MOBILE MASCHINEN & FAHRZEUGE<br />

CONNECTED MOBILITY<br />

Functions-on-Demand-Lösungen von Commercetools in vernetzten Fahrzeugen<br />

Die Zukunft der Mobilität<br />

Das vernetzte Auto, vor ein paar Jahren noch eine Zukunftsvision, ist Realität geworden. Verkehrsinformationen<br />

in Echtzeit erhalten oder sogar Einkäufe tätigen – das Internet hat in Fahrzeugen Einzug gehalten. Mit einem<br />

Sprachassistenten wird das Fahrzeug zu einem vielseitigen Touchpoint, der für Marken und Händler immer<br />

interessanter wird. Commercetools bietet in diesem Umfeld Functions-on-Demand-Lösungen an, die es<br />

Fahrern ermöglichen sich sicherer im Straßenverkehr zu bewegen.<br />

Hauke Rahm, Head of Customer Success, Commercetools GmbH, München<br />

Durch die Vernetzung wird das Auto selbst zu einem<br />

IoT-Gerät auf vier Rädern. Ein denkbares Geschäftsmodell<br />

im Bereich <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong>, um<br />

die Funktionalität vernetzter Autos zu erweitern,<br />

sind functions on demand<br />

Bild: chesky/stock.adobe.com<br />

Das Mobilitätsverständnis befindet sich derzeit in starkem Wandel.<br />

Während sich die Automotive-Industrie durch die Entwicklung<br />

von Sensoren und IT-Systemen dem Ziel des autonomen Fahrens<br />

nähert, treibt die öffentliche Verwaltung den Ausbau der Infrastruktur<br />

für E-Fahrzeuge voran. Von der effektiveren Zeitnutzung<br />

während der Autofahrt bis hin zur Inklusion von Menschen mit starken<br />

Sehschwächen oder anderen Einschränkungen im Straßenverkehr:<br />

Die künftigen Entwicklungen versprechen zahlreiche Vorteile.<br />

Doch bislang ist das elektrische, vollkommen selbstfahrende Auto<br />

noch Zukunftsmusik. Denn neben technischen Herausforderungen<br />

sind noch einige Hürden wie Rechts- und Sicherheitsfragen zu überwinden.<br />

Wesentlich naheliegender sind <strong>Connected</strong>-<strong>Mobility</strong>-Konzepte, die<br />

das Fahrerlebnis schon heute benutzerfreundlicher gestalten, aber<br />

ihr volles Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft haben. Diese halten<br />

für Marken, Händler und Automobilhersteller nie dagewesene<br />

Chancen bereit.<br />

Functions-on-Demand-Lösungen<br />

<strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong> beschreibt den Austausch und Empfang von<br />

Daten zwischen Fahrzeug und Internet. Ähnlich wie bei einem<br />

Mobiltelefon wird diese Vernetzung durch telematische Boxen ermöglicht,<br />

mit denen Nutzfahrzeuge als nächster großer Schritt in der<br />

Digitalisierung der Automobilbranche ausgestattet werden. Dadurch<br />

wird das Auto selbst zu einem IoT-Gerät auf<br />

vier Rädern. Ein denkbares Geschäftsmodell<br />

im Bereich <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong>, um die Funktionalität<br />

dieses vernetzten Autos noch zu erweitern,<br />

sind functions on demand (FOD).<br />

Diese digitalen Dienste lassen sich auch nach<br />

Kauf des Fahrzeuges noch zu dem Zeitpunkt<br />

freischalten, zu dem sie benötigt werden. Sie<br />

sorgen dafür, dass sich Fahrer rundum sicherer,<br />

effektiver, kostengünstiger und angenehmer<br />

im Straßenverkehr bewegen. Einige dieser<br />

Anwendungen, wie Funktionen aus den<br />

Bereichen Licht, Fahrerassistenz und Infotainment,<br />

werden bereits von Automobilherstellern<br />

auf Smartphone oder Tablet angeboten.<br />

Mit dem Angebot dieser Dienste kratzen Hersteller aber noch<br />

ganz an der Oberfläche des Potenzials. Denn durch ganzheitliche, integrierte,<br />

smarte Konzepte eröffnen sich bisher noch ungeahnte<br />

Möglichkeiten. Beispielsweise könnten die Services künftig automatisch<br />

die ideale Fahrtroute mit einem Zwischenstopp an der<br />

nächsten freien Ladestation planen und durch vorausschauende<br />

Wartung die Instandhaltungskosten des Fahrzeugs reduzieren.<br />

Backend-Algorithmen können Ausfälle vorhersagen, senden im<br />

Gefahrenfall eine Meldung an den Nutzer und benachrichtigen automatisch<br />

einen Pannendienst.<br />

In-Car Commerce: Das Auto als neuer<br />

Verkaufskanal<br />

Neben functions on demand dürften in nächster Zeit vor allem In-<br />

Car-Commerce-Konzepte für Marken, Händler und Automobilhersteller<br />

interessant werden. Denn die Deutschen verbringen einen<br />

signifikanten Anteil ihrer Zeit im Auto, darunter durchschnittlich<br />

mehr als 120 Stunden pro Jahr im Stau, so eine Studie des Verkehrsinformationsanbieters<br />

INRIX. Sie befinden sich dabei in einem<br />

bequemen, von Mitmenschen abgetrennten Raum ähnlich den eigenen<br />

vier Wänden – und damit in der idealen Lage, um beispielsweise<br />

Einkäufe zu erledigen. Von anderen Möglichkeiten des Online-Shoppings<br />

hebt sich der In-Car Commerce dabei vor allem in einem<br />

Punkt ab: Das Fahrzeug kann als vollkommen <strong>mobile</strong>r Touch-<br />

14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Damit der Fahrer bequem von unterwegs einkaufen kann, ohne die eigene<br />

Sicherheit oder die der anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden, bietet<br />

sich der Einsatz von Sprachassistenten für den In-Car Commerce an<br />

Bild: jamesteohart/stock.adobe.com<br />

point betrachtet werden und vermag es, Konsumenten direkt zum<br />

PoS zu befördern. Beispielsweise ist es so möglich, während der<br />

Fahrt schon einmal einen Warenkorb bei einem Lebensmittelgeschäft<br />

zusammenzustellen. Anschließend wird zur Abholung automatisch<br />

die effektivste Route zum Laden berechnet. Doch nicht nur<br />

die Erledigung von Lebensmitteleinkäufen von unterwegs ist denkbar.<br />

Auch das Finden, Reservieren und Bezahlen von Parkplätzen im<br />

Vorhinein wird mit <strong>Connected</strong>-<strong>Mobility</strong>-Konzepten möglich sein und<br />

so das Verkehrsaufkommen reduzieren. Zudem könnte die Gastronomie<br />

durch die Möglichkeit, Speisen von unterwegs vorzubestellen<br />

oder Tische zu reservieren, höhere Umsätze generieren.<br />

Bedienung durch Sprachassistenten<br />

Damit der Fahrer bequem von unterwegs einkaufen kann, ohne die<br />

eigene Sicherheit oder die der anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden,<br />

bietet sich der Einsatz von Sprachassistenten für den In-<br />

Car Commerce an. Bereits jetzt ist die Bedienung des Navigationssystems<br />

per Stimme oder die Telefonie mittels Freisprechanlage für<br />

Fahrer völlig selbstverständlich geworden. Dabei hat man beide<br />

Hände frei, wird nicht durch einen Bildschirm abgelenkt und muss<br />

das Auto nicht erst anhalten, um sicher Transaktionen wie Lebensmitteleinkäufe<br />

zu erledigen. Als weitere Möglichkeit ist eine Bedienung<br />

über Bildschirme durch den Beifahrer denkbar, der so die<br />

Fahrtzeit sinnvoll nutzen kann. Ganz gleich, auf welche Art und Weise<br />

Fahrer mit ihrem Fahrzeug interagieren werden – es ist nur eine<br />

Frage der Zeit, bis das Auto ein ebenso selbstverständlich verwendetes<br />

Mobilgerät sein wird wie das Smartphone oder das Tablet.<br />

Anbieterwettkampf um Platz im Auto<br />

Sobald die technischen Voraussetzungen für die Umsetzung von<br />

In-Car Commerce-Lösungen geschaffen sind, wird es durch dieses<br />

Potenzial zu einem Wettlauf der Anbieter kommen. Denn nur wer<br />

sich einen Platz im Auto sichert, also seine Anwendung auf dem integrierten<br />

<strong>mobile</strong>n System platziert, wird über den Touchpoint Umsätze<br />

generieren. In diesem Szenario profitieren am meisten die Automobilhersteller,<br />

denn ihnen kommt die Rolle der Gatekeeper zu,<br />

die über Kooperationen mit Händlern und Marken entscheiden. Die<br />

Anwendungsmöglichkeiten von <strong>Connected</strong> <strong>Mobility</strong> im Allgemeinen<br />

und In-Car Commerce im Speziellen sind zahlreich. Allen Lösungen<br />

ist gemeinsam, dass sie das Fahrerlebnis der Zukunft auf dem Weg<br />

zum vollkommen autonomen Fahren effektiver, nutzerfreundlicher<br />

und innovativer als je zuvor gestalten werden.<br />

jg<br />

www.commercetools.com/de/<br />

Details zu den Lösungen von Commercetools für die<br />

Automobilindustrie:<br />

hier.pro/EYpDJ<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 15


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

CLOUDTECHNOLOGIE<br />

Cloud-Technologien von Google treiben die digitale Transformation in der Automobilbranche<br />

Zuverlässige, innovative Partner gesucht<br />

Die Automobilindustrie befindet sich in einer historisch einzigartigen Umbruchsituation – angetrieben durch Cloud-Technologien<br />

und digitalisierte Prozesse. Diese eröffnen Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten, Kundenanforderungen<br />

gerecht zu werden und im intensiven Wettbewerb zu bestehen. Angefangen bei <strong>Connected</strong> Cars bis hin zu Smart Factories,<br />

verwertet die Automobilbranche beispiellose Datenmengen. Um diese zu bewältigen, sind ein gutes Datenmanagement<br />

und folglich auch die Cloud unverzichtbar. In Hinblick auf die rasanten Entwicklungen in den Bereichen Vehicle-toeverything-Kommunikation,<br />

digitale Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit ihrer Umwelt, sowie autonomes<br />

Fahren, wird die Rolle von Cloud-Technologien in Zukunft wichtiger denn je sein.<br />

Gregor von Jagow, Head of Manufacturing, Automotive und Transport & Logistic bei Google Cloud DACH<br />

Während einige Automobilunternehmen ihre Prozesse hinsichtlich<br />

Datenmanagement intern halten, suchen sich andere<br />

externe Unterstützung, um diese Herausforderung bestmöglich<br />

zu bewältigen. Große Public-Cloud-Anbieter, wie auch Google Cloud<br />

DACH, Hamburg, bringen dabei einige grundlegende Vorteile mit:<br />

Allen voran sind dies kurzfristige Verfügbarkeit, transparente Preise,<br />

flexible Kapazitäten, extreme Skalierbarkeit und schnelle Reaktion<br />

bei Zwischenfällen. Um eine möglichst reibungslose Umstellung in<br />

eine Cloud-Umgebung sicherzustellen, steht für uns an erster Stelle,<br />

jeden Kunden genau dort abzuholen, wo er sich im Transformationsprozess<br />

befindet. Um diesen Prozess so effektiv wie möglich<br />

voranzutreiben und einen Mehrwert für das Ökosystem zu schaffen,<br />

achten wir stark darauf, jegliche Akteure im Lebenszyklus eines<br />

Autos – von Automobilherstellern über Händler bis hin zu Ersatzteile-Lieferanten<br />

– gleichermaßen und auf Augenhöhe einzubinden.<br />

Mit der <strong>Connected</strong> Vehicle Platform ist es beispielsweise möglich,<br />

Interessenten schon vor dem Kauf eine virtuelle In-Car Experience<br />

zu bieten, was das Kauferlebnis aufwertet. Zusätzlich unterstützen<br />

16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

Bild: Google<br />

Gregor von Jagow: „Um eine möglichst reibungslose Umstellung in eine<br />

Cloud-Umgebung sicherzustellen, steht für uns an erster Stelle, jeden<br />

Kunden genau dort abzuholen, wo er sich im Transformationsprozess<br />

befindet.“<br />

Die Automobilbranche verwertet riesige Datenmengen. Um<br />

diese zu bewältigen, sind ein gutes Datenmanagement und<br />

folglich auch die Cloud unverzichtbar<br />

Bild: Ico Maker/stock.adobe.com<br />

wir Händler mit dem Automotive Incentive Optimisation-Tool und<br />

modernisieren Ladenflächen mit unseren Shopfloor-Performance-<br />

Management-Lösungen.<br />

Sicherheit und Skalierbarkeit Kernthemen<br />

Gespräche mit aktuellen und zukünftigen Kunden zeigen uns immer<br />

wieder, dass diese in der Regel einen langfristigen Cloud-Partner<br />

suchen, der Seite an Seite mit ihnen arbeitet und sich bei jedem<br />

Schritt an den jeweiligen individuellen Bedürfnissen orientiert.<br />

Sicherheit, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Innovation sind Kernthemen<br />

dieser Gespräche. Besonders unser Ingenieur-zu-Ingenieur-<br />

Ansatz wird von vielen Kunden wertgeschätzt: Unsere IT-Teams arbeiten<br />

in direktem Austausch mit der IT des jeweiligen Kunden und<br />

100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />

www.oswald.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 17


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

CLOUDTECHNOLOGIE<br />

Google Cloud bietet in seinem Portfolio<br />

sowohl Hybrid-Cloud- (Kombination aus<br />

On-Premise- und Cloud-Infrastruktur)<br />

als auch Multi-Cloud-Architekturen an<br />

Der Autor<br />

PLUS<br />

Bild: phonlamaiphoto/stock.adobe.com<br />

können dieser so jederzeit als kompetenter und serviceorientierter<br />

Sparrings-Partner zur Seite stehen. So auch bei der Groupe Renault,<br />

mit der wir kürzlich eine Partnerschaft eingegangen sind. Mit dieser<br />

Zusammenarbeit vereinen wir die Stärke von Google Cloud in<br />

Machine Learning und Künstlicher Intelligenz mit Renaults Expertise<br />

in der Automobilherstellung, um neue Lösungen für das produzierende<br />

Gewerbe zu schaffen. Damit leisten wir zugleich einen Beitrag<br />

dazu, die Transformation der gesamten Industrie zu befördern.<br />

Renault war bereits vor der Kooperation äußerst fortschrittlich und<br />

ambitioniert in Hinblick auf Digitalisierung. Als einer der Vorreiter im<br />

Bereich Industrie 4.0 entwickelt die Groupe Renault bereits seit<br />

2016 eine eigene digitale Plattform, um Produktionsdaten von 22<br />

Konzernstandorten weltweit (die 76 % der Fahrzeugproduktion ausmachen)<br />

und mehr als 2500 Maschinen zu verbinden und zu aggregieren.<br />

Das entsprechend notwendige Datenmanagement soll nun<br />

durch die neue Partnerschaft optimiert werden. Auch die Schulung<br />

der Mitarbeiter ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Kooperation:<br />

Groupe Renault und Google Cloud planen, ein spezielles und erweiterbares<br />

Programm aufzubauen. Mitarbeiter erhalten fundierte<br />

Schulungen zur Förderung datenbasierter Entscheidungen. Mithilfe<br />

unserer Lösungen und Erfahrungen speziell in den Bereichen Smart<br />

Analytics, Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI),<br />

wird die Groupe Renault ihre Fertigungseffizienz sowie ihre Produktionsqualität<br />

in naher Zukunft merklich verbessern und letztlich<br />

durch Energieeinsparungen die Umwelt weiger belasten.<br />

Gregor von Jagow, Head of Manufacturing, Automotive und<br />

Transport & Logistic bei Google Cloud DACH<br />

Gregor von Jagow ist seit März 2019 bei Google tätig und<br />

betreut als Head of Manufacturing, Automotive und Transport<br />

& Logistic für Google Cloud Kunden aus diesen Bereichen<br />

in Deutschland. In dieser Funktion leitet er mit seinem<br />

Team alle Go-to-Market-Aktivitäten für Unternehmen dieser<br />

Branchen im Großkundenbereich. Nach seinem Studium der<br />

Wirtschaftsinformatik an der London Metropolitan University<br />

kam Gregor 2001 zu IBM und begann seine Karriere bei der<br />

IBM Software Group und betreute Unternehmenskunden verschiedenster<br />

Branchen. 2008 wechselte er als Sales Manager<br />

für SAP Cloud Lösungen zu SAP, wo er die Konzeption<br />

und den Aufbau der Cloud-Organisation und den Go-to-Market<br />

in der DACH-Region mit verantwortete. Von 2015 bis Anfang<br />

2019 arbeitete er als Director Strategic Accounts bei<br />

VMware in Deutschland.<br />

Bild: Google<br />

18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


CLOUDTECHNOLOGIE<br />

AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

„Obwohl Cloud-Technologien viele<br />

Vorteile mit sich bringen, verstehen<br />

wir, dass einige Kunden<br />

Daten On-Premise aufbewahren<br />

wollen oder müssen.“<br />

Vorreiter bei umweltfreundlichen Rechenzentren<br />

Nachhaltigkeit ist erfahrungsgemäß für viele unserer Kunden aus<br />

der Automobilindustrie ein wichtiges Thema und fest in ihrer Unternehmensstruktur<br />

verankert. Google Cloud hat in seiner Branche eine<br />

Vorreiterrolle, was umweltfreundliche Rechenzentren angeht –<br />

Google Cloud ist in den letzten Jahren zu einem der weltweit größten<br />

Firmenkäufer von erneuerbaren Energien geworden. Tatsächlich<br />

liefern wir heute in unseren Rechenzentren, im Vergleich zu vor fünf<br />

Jahren, etwa sieben Mal so viel Rechenleistung mit der gleichen<br />

Menge an elektrischer Energie. Obwohl Cloud-Technologien viele<br />

Vorteile mit sich bringen, verstehen wir, dass einige Kunden Daten<br />

On-Premise aufbewahren wollen oder müssen – beispielsweise aus<br />

regulatorischen Gründen. Uns ist ebenfalls bewusst, dass besonders<br />

Großunternehmen hohe Ansprüche bei der Auswahl ihrer Technologie-Dienstleister<br />

haben und großen Wert auf ein vielfältiges, flexibles<br />

Lösungsangebot legen. Google Cloud bietet daher in seinem<br />

Standard-Portfolio sowohl Hybrid-Cloud- (Kombination aus On-Premise-<br />

und Cloud-Infrastruktur) als auch Multi-Cloud-Architekturen<br />

(parallele Nutzung von Cloud-Diensten und -Plattformen mehrerer<br />

Anbieter) an. Um einheitliche Entwicklungsprozesse und Abläufe in<br />

Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen zu ermöglichen, haben wir<br />

Anthos lanciert: Einen Open-Source-Ansatz im IT-Bereich, der unseren<br />

Kunden Wahlmöglichkeiten und Flexibilität bietet.<br />

Unser Ziel ist es, Cloud-Technologien Unternehmen jeglicher Branche<br />

und Größenordnung auf möglichst einfachem Weg zugänglich<br />

zu machen und damit einen echten Mehrwert für den Geschäftserfolg<br />

zu bieten. Die Automobilbranche besitzt ein riesiges Potenzial,<br />

sich durch innovative Technologien weiterzuentwickeln und die<br />

Mobilität von morgen neu zu erfinden. Dazu muss sie allerdings die<br />

digitale Transformation aktiv vorantreiben. Unternehmen mit hunderttausenden<br />

von Mitarbeitern zu verändern, die seit Jahrzehnten<br />

auf altbekannte Weise arbeiten, ist keine einfache Aufgabe. Genau<br />

diese Herausforderung zu bewältigen und Unternehmen auf ihrem<br />

Weg in einen technologisierten Arbeitsalltag zu begleiten, betrachten<br />

wir als unsere Aufgabe und wollen den Erfolg gemeinsam mit<br />

unseren Kunden erleben.<br />

jg<br />

www.google.com<br />

Details zu den Digitalisierungsinitiativen von Google:<br />

hier.pro/F7qTo<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 19


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Wo steht die Automotive-Industrie bei der Entwicklung selbstfahrender Autos<br />

Autonomes Fahren lässt auf sich warten<br />

„Hype“ gilt inzwischen fast schon als abschätzige Bezeichnung. Das automatisierte und autonome<br />

Fahren steht in der Gefahr, in diese Schublade gesteckt zu werden. Denn die Euphorie der letzten<br />

Jahre ist in den letzten Monaten einer umfassenden Ernüchterung gewichen.<br />

Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Die absolut sichere Erfassung komplexer<br />

Verkehrssituationen ist eine<br />

Grundvoraussetzung für autonomes<br />

Fahren<br />

Bild: Aptiv<br />

Daimler-Chef Ola Källenius verkündete schon Ende 2019, man<br />

wolle sich zunächst auf Assistenzsysteme bis zu SAE Level 2<br />

konzentrieren und die hohen Investitionen für das autonome Fahren<br />

in die Zukunft schieben. Continental-Chef Elmar Degenhardt ließ<br />

Ende April <strong>2020</strong> ähnliches verlauten. Und Corona gibt den ohnehin<br />

schon strapazierten Entwicklungsbudgets den Rest. Inzwischen<br />

muss auch dem Letzten klar geworden sein, dass selbstfahrende<br />

Autos in weite Ferne gerückt sind. Dabei ging man vor wenigen Jahren<br />

noch davon aus, dass schon Anfang dieses Jahrzehnts vollautomatisiertes<br />

Fahren nach SAE Level 4 in Serie gehen und Mitte der<br />

zwanziger Jahre gar autonome Fahrzeuge ohne Lenkrad nach SAE<br />

Level 5 die Straßen sicherer machen werden. Immerhin hatten Assistenzsysteme<br />

nach Level 1 und teilautomatisierte Fahrfunktionen<br />

nach Level 2 der SAE-Klassifikation (Society of American Engineers)<br />

in nur wenigen Jahren bis hinunter zu den Kleinwagen Fuß gefasst.<br />

Systeme wie ein Tempomat und Bremsassistent (Level 1) sowie<br />

Einparkhilfe oder Spurwechselassistent (Level 2) sind bereits in vielen<br />

Serienfahrzeugen zu finden. Sie unterstützen den Fahrer, nehmen<br />

ihm aber keine Entscheidung oder Verantwortung ab. Dies wird<br />

erstmals bei hochautomatisierten Fahrfunktionen nach Level 3 der<br />

Fall sein. Der Fahrer darf sich dann temporär anderen Tätigkeiten zuwenden,<br />

muss aber bei Bedarf die Fahrzeugführung rasch wieder<br />

übernehmen. So hat Audi im Flaggschiff A8 bereits einen Autobahn-<br />

Assistenten nach Level 3 an Bord, der das Fahrzeug auf Straßen mit<br />

getrennten Richtungsfahrbahnen im Stop-and-Go-Verkehr bis zu<br />

Tempo 60 über längere Strecken selbstständig bewegen kann. Allein,<br />

der Autobahn-Assistent ist noch nicht freigeschaltet, da es<br />

noch kein weltweit verbindliches Regel- und Rechtswerk zu hochautomatisierten<br />

Fahrfunktionen gibt.<br />

Stolpersteine statt Meilensteine<br />

Bislang unbeantwortet ist auch die juristische Frage: wer übernimmt<br />

die Verantwortung, wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall<br />

verursacht? Denn hundertprozentig sicher arbeiten rechnergestützte<br />

Fahrfunktionen noch lange nicht. Sie stoßen in unübersichtlichen<br />

Situationen wie Baustellen oder bei sich regelwidrig verhaltenden<br />

Verkehrsteilnehmern an ihre Systemgrenzen. Außerdem haben<br />

Forscher des Max-Planck-Instituts nachgewiesen, dass schon simple<br />

Farbmuster die Objekterkennung der Systeme verwirren können.<br />

Software-Spezialisten der amerikanischen Firma McAfee wiederum<br />

20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


AUTONOMES FAHREN<br />

AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

Mit jedem Automatisierungslevel<br />

übernimmt<br />

die Elektronik mehr<br />

Aufgaben vom Menschen<br />

Bild: VDA<br />

haben ermittelt, dass für den Menschen einfach erkennbare Aufkleber<br />

auf Straßenschildern den Kameras andere Ziffern vorgaukeln<br />

und so gefährlich falsche Geschwindigkeitsbefehle hervorrufen können.<br />

Steigt das System aus, muss der Fahrer wieder die Fahrzeugführung<br />

übernehmen. Allerdings ist dieser Übergabeprozess deutlich<br />

komplexer als anfangs vermutet. Erstens muss jede hochautomatisierte<br />

Fahrfunktion schnell und zuverlässig abschätzen können,<br />

ab wann eine konkrete Fahrsituation ihre kognitiven und reaktiven<br />

Fähigkeiten übersteigt. Das, so geben Experten unter vier Augen<br />

zu, sei so aufwendig zu programmieren, dass es mittelfristig kaum<br />

kostengünstig zu lösen sei. Zweitens muss der Fahrer schnell und<br />

zuverlässig in die Fahrverantwortung zurückgeholt werden. Probandenstudien<br />

zeigen aber, dass dafür die Fahrer unterschiedlich lange<br />

teilweise bedenklich lange Zeit brauchen. Daher überlegen viele Automobilhersteller,<br />

von Level 2-Funktionen zu gegebener Zeit gleich<br />

auf Level 4 zu wechseln. Aktuell werden in die Serienfahrzeuge immer<br />

mehr Assistenzsysteme gepackt, die immer mehr Fahrsituationen<br />

meistern – aber immer bleibt der Fahrer in der Verantwortung.<br />

Aktuell sehen Automobilhersteller die Serienreife des hochautomatisierten<br />

und autonomen Fahrens erst in etlichen Jahren am Horizont<br />

Bild: Daimler<br />

Redundanz kostet Geld<br />

Dieser Sprung hin zu Level 4 scheint greifbar, zumindest in einzelnen<br />

Fahrsituationen. Vollautomatisiertes Fahren nach Level 4 wird<br />

beispielsweise von Daimler und Bosch seit Sommer 2019 in einem<br />

öffentlichen Parkhaus in Stuttgart erprobt. Auch Autobahnfahrten,<br />

bei der das Fahrzeug sämtliche Fahrdynamik- und Lenkvorgänge bis<br />

zur nächsten Ausfahrt selbst übernimmt, sind weitgehend beherrschbar.<br />

Bis alle Verkehrssituationen aber lückenlos gemeistert<br />

werden, müssen die Steueralgorithmen und die Sensorsets (Kamera,<br />

Radar, Lidar, eventuell Ultraschall und Infrarot) aber noch viel<br />

Feinschliff bekommen. Ergänzend müssen Level 4- und 5-Fahrzeuge<br />

unbedingt über eine redundante Lenkung, Brems- beziehungsweise<br />

Beschleunigungsfunktionen, Stromversorgung und Datenübertragung<br />

verfügen, da kein Fahrer mehr als Rückfallebene zur<br />

Verfügung steht. Unterm Strich dürften all diese Herausforderungen<br />

für horrende Kosten von anfangs etwa 100.000 Euro für (teil-)autonomes<br />

Fahren auf Level 4 und 5 sorgen. Kein Wunder, dass der ehemalige<br />

VW-Nutzfahrzeuge-Chef Andreas Renschler im Frühsommer<br />

<strong>2020</strong> davon sprach, dass wir solche „Roboterautos“ wohl erst ab<br />

2030 erleben würden. Und dann nur beim kommerziellen Transport<br />

von Menschen oder Gütern, da nur im Dauereinsatz und ohne den<br />

Kostenfaktor „Fahrer“ die hohen Beschaffungskosten eingespielt<br />

würden. Für private Pkw wird selbst Level 4 noch lange kein Business<br />

Case. PSA etwa ließ verlauten, dass man bei Privat-Pkw keine<br />

Chance für automatisiertes Fahren oberhalb von Level 3 sehe –<br />

nicht einmal bei Kooperationen mit anderen OEMs.<br />

jg<br />

www.aptiv.com<br />

Details zu den Lösungen für autonome Mobilität von<br />

Aptiv :<br />

hier.pro/QO7rh<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 21


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

TESTEN IN THE LOOP<br />

Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests auf konventionellen HiL-Prüfständen geschlossen<br />

Vehicle in the Loop<br />

macht komplexe Tests noch einfacher<br />

Ein hochdynamischer Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand hat sich bei der Technischen Universität Berlin<br />

als hocheffiziente Testumgebung zur Analyse von elektrifizierten und hochautomatisierten Fahrzeugen<br />

bewährt. Der AVL Drivingcube schließt dabei die Lücke zwischen realem Fahrversuch und Tests auf<br />

konventionellen HiL-Prüfständen. Ein weiteres Plus ist, dass die Mitarbeiter hinsichtlich Kompetenzentwicklung<br />

und Schaffung einer einheitlichen Sprachbasis von der Prüfstandsumgebung profitieren.<br />

Fast wie in der Realität: Forscher der TU Berlin<br />

können mit ihrem Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand<br />

neben klassischen Antriebssystemen auch das<br />

Antriebs- und Energiemanagement von E-Fahrzeugen<br />

sowie autonome Fahrfunktionen<br />

untersuchen<br />

Bild: TU Berlin/AVL<br />

Der Fachbereich Kraftfahrzeuge der Technischen Universität Berlin<br />

unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Steffen Müller plante im<br />

Jahr 2016 die Anschaffung eines hochdynamischen Vehicle-in-the-<br />

Loop-Prüfstands (ViL-Prüfstand) zur Untersuchung, Analyse, Entwicklung<br />

und Forschung an Fahrzeugführungsregel-, Antriebs-, Fahrwerkregel-<br />

und Energiemanagementsystemen von Fahrzeugen. Der<br />

Prüfstand stellt mittlerweile das Herz des KFZB-Versuchszentrums<br />

für Kraftfahrzeugforschung der TU Berlin am Campus Wedding dar.<br />

Das Prüfstandskonzept baut auf einen 4WD-Antriebsstrangprüfstand<br />

mit Gesamtfahrzeug auf. Zur Sicherstellung realer Einsatzbedingungen<br />

– bis in den fahrdynamischen Grenzbereich – kommen<br />

hochdynamische Synchronmaschinen zum Einsatz. Lenkeingriffe<br />

werden durch die mechanische Entkopplung des Lenkgestänges<br />

am Radträger und das Anbringen eines linearen Lenkaktuators ermöglicht.<br />

Über Sensorschnittstellen wird das Testfahrzeug an die virtuelle<br />

Umgebung angebunden. Dadurch wird sichergestellt, dass<br />

die Steuergeräte im Fahrzeug mit allen notwendigen Umgebungs-<br />

und Fahrdynamikgrößen versorgt werden.<br />

Für die effiziente Entwicklung und Bewertung<br />

von innovativen Betriebsstrategien an<br />

Hybrid- und Elektrofahrzeugen kommt ein<br />

Batteriesimulator zum Einsatz.<br />

Praxistest im Bereich<br />

Umfelderkennung<br />

Die Inbetriebnahme erfolgte im Frühjahr<br />

2018. Direkt im Anschluss ergab sich die<br />

Möglichkeit, in einer Kooperation mit dem<br />

Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (Fokus) in<br />

Berlin, den Prüfstand im Forschungsprojekt RobustSense einzusetzen.<br />

Aufgabe war die Integration und Validierung einer neuen Plattform<br />

für robuste und zuverlässige Umfelderkennung für Fahrer -<br />

assistenzsysteme und hochautomatisiertes Fahren auch bei widrigen<br />

Wetterbedingungen.<br />

Zum Funktionsnachweis und zur Demonstration der Projektergebnisse<br />

rüsteten die Ingenieure ein Forschungsfahrzeug mit einer<br />

robusten Systemarchitektur für die beiden Fahrfunktionen<br />

• Adaptive Längsregelung (ACC – Adaptive Cruise Control) und<br />

• Spurhalteassistent (LKA – Lane Keep Assist)<br />

aus. Zur Umfelderkennung wurden neben der serienmäßigen<br />

Sensorik auch zusätzliche Referenzsensoren (Lidar und Kamera)<br />

verbaut.<br />

Reale Fahrversuche liefern Datenbasis<br />

In realen Fahrversuchen wurden zuvor unter winterlichen Bedingungen<br />

auf Überlandstraßen und Autobahnen die für die Umfelderkennung<br />

und Fahrdynamik kritischen Szenarien identifiziert und anschließend<br />

für den AVL Drivingcube virtuell abgebildet.<br />

Entsprechend der Validierungsmethode von RobustSense ersetzten<br />

die Projektbeteiligten die realen Fahrzeugsensoren am Prüfstand<br />

22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


TESTEN IN THE LOOP<br />

AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

Bild: TU Berlin/AVL<br />

Blick in den Bedienraum des Vehicle-in-the-Loop-Prüfstands an der<br />

Technischen Universität Berlin<br />

Das Fahr- und Systemverhalten lässt sich bei unterschiedlichen Witterungs-<br />

und Verkehrsverhältnissen unter realen Belastungen testen<br />

Bild: TU Berlin/AVL<br />

durch Sensormodelle. Es wurden hier Sensormodelle für die Erkennung<br />

dynamischer Objekte und Straßenlinien sowie für Daten aus<br />

hochaufgelösten Karten, Lokalisierung mittels Satellitennavigation<br />

und Car2X-Kommunikation implementiert.<br />

Am Prüfstand konnte anschließend das Verhalten der automatisierten<br />

Funktionen bei unterschiedlichen Witterungs- und Verkehrsverhältnissen<br />

unter realen Belastungen des Antriebs-, Brems- und<br />

Lenksystems sowie der zugehörigen Steuergeräte und Anzeigen im<br />

Cockpit überprüft werden. Durch die gleichzeitige Visualisierung der<br />

erfassten Umgebung und der erkannten Objekte in der Robust -<br />

Sense-Plattform ließ sich deren Funktion und Zuverlässigkeit sehr<br />

effizient am Prüfstand testen.<br />

Umfassende Systemprüfung<br />

Mit dem Vehicle-in-the-Loop-Prüfstand AVL Drivingcube ist die<br />

TU Berlin heute in der Lage, vollumfängliche Forschungen und Versuche<br />

an selbstfahrenden und elektrifizierten Fahrzeugen durchzuführen.<br />

Die neue Technologie erlaubt es, neben der Untersuchung<br />

klassischer Antriebssysteme auch das Antriebs- und Energiemanagement<br />

von E-Fahrzeugen sowie autonome Fahrfunktionen zu<br />

untersuchen.<br />

Das umgesetzte Konzept eines Fahrzeugprüfstands zum Betrieb sowohl<br />

des Antriebsstranges als auch des Lenk- und Bremssystems<br />

in Kombination mit der Simulation von Umfeldsensoren und der<br />

Fahrzeugkommunikation schließt die Lücke zwischen dem realen<br />

Fahrversuch und Tests auf konventionellen HiL-Prüfständen. Es bietet<br />

ein hohes Maß an Testeffizienz und ermöglicht die Validierung<br />

von unterschiedlichen Komponenten und Systemen sowie der Diagnosefunktionen<br />

des Gesamtfahrzeugs in nahezu allen Fahrszenarien<br />

unter verschiedensten Umgebungsbedingungen.<br />

Prüfstand fördert Verständnis<br />

Die erfolgreiche Nutzung fördert darüber hinaus die Kompetenzentwicklung<br />

der beteiligten Projektmitarbeiter, die Schaffung einer einheitlichen<br />

Sprachbasis sowie das Verständnis für die Einsatzmöglichkeiten<br />

und Nutzungsgrenzen der Prüfstandsumgebung. Der AVL<br />

Drivingcube zeigt sich als agile und effiziente Plattform für kooperatives<br />

und domänenübergreifendes Testen an integrierten hochautomatisierten<br />

Fahrzeugen. Bei mehreren demnächst anlaufenden<br />

F&E-Projekten ist der Prüfstand bereits zur Validierung beziehungsweise<br />

zur Demonstration der Projektergebnisse eingeplant.<br />

„Der AVL Drivingcube an der Technischen Universität Berlin hat sich<br />

als hocheffiziente Testumgebung zur Analyse von elektrifizierten<br />

und hochautomatisierten Fahrzeugen bereits in mehreren Forschungs-<br />

und Industrieprojekten bewährt“, fasst Professor Müller<br />

die positiven Erfahrungen zusammen.<br />

co<br />

www.avl.de<br />

Weitere Details zum AVL Drivingcube finden sich hier:<br />

hier.pro/7GN1n<br />

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AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

TESTEN IN THE LOOP<br />

Netzwerksimulation mit waveBEE hive von Nordsys<br />

Testen auf Konformität<br />

Mit der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen untereinander sowie mit der Infrastruktur mittels V2X-Kommunikation<br />

ergeben sich neue Anforderungen an die Testverfahren solcher vernetzten Systeme. Mit der Einbeziehung der Infrastruktur<br />

in ein V2X-Netzwerk wächst die Anzahl der beteiligten Kommunikationsteilnehmer und damit zwangsläufig auch die<br />

Zahl von möglichen Fehlerquellen. Bisher war der Testumfang auf klar definierbare Systemgrenzen beschränkt, die sich<br />

aus der Bordnetzarchitektur und den darin eigebetteten Sensoren ergeben haben. Restbussimulationen in HiL-Testumgebungen<br />

sind deshalb schon seit langem Stand der Technik. Mit der V2X-Kommunikation kommen externe Datenquellen<br />

ins Spiel, ohne die ein funktionales Testen der V2X-Anwendung gar nicht möglich ist.<br />

Manfred Miller ist geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Nordsys GmbH in Braunschweig<br />

Ein Beispiel für ein Lasttest-Szenario: Vier<br />

V2X-Stationen erzeugen insgesamt 256 DENM<br />

Nachrichten pro Sekunde, das Szenario wird in<br />

einem Editor erstellt und kann jederzeit reproduziert<br />

werden<br />

Bild: Nordsys<br />

Beim Testen von Kommunikationslösungen ist die Konformität<br />

und Kompatibilität auf der physikalischen Ebene eine Grundvoraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Übertragung von Informationen.<br />

Fragen wie Frequenzstabilität oder Out-of-Band-Emissionen sind<br />

auch bei V2X-Testlösungen grundlegende Testumfänge. Allerdings<br />

sind sie nur der Anfang von weiterführenden Testverfahren, die für<br />

eine erfolgreiche Kommunikation erforderlich sind. Auf Transportund<br />

Protokollebene muss die Konformität gegen die entsprechenden<br />

Spezifikationen getestet werden. Bereits an diesem Punkt unterscheiden<br />

sich die Testverfahren für V2X-Systeme von anderen<br />

Kommunikationsstandards wie WiFi oder Bluetooth. Um diesen Zusammenhang<br />

besser zu verstehen, ist ein gedanklicher Ausflug in<br />

die generelle Funktionsweise der V2X-Kommunikation erforderlich.<br />

Beim Datenaustausch über V2X gibt es bei der Kommunikation keinen<br />

bidirektionale Datenstrom, der auf dem Prinzip „Anfrage und<br />

Antwort“ beruht. Vielmehr verwenden die Teilnehmer in einem V2X<br />

Netzwerk in der Regel Broadcasts (in einigen Fällen auch Multi- oder<br />

Unicast), um Informationen auszutauschen. Je nach Nachrichtentyp<br />

werden diese Broadcast-Nachrichten entweder<br />

periodisch oder bei Eintreten eines definierten<br />

Ereignisses (Event) generiert und<br />

ausgesendet. Die Datenstruktur der Nachrichten,<br />

sprich der Aufbau, Feldlängen, Datentypen<br />

sowie die gültigen Wertebereiche<br />

der einzelnen Datenelemente sind hierbei<br />

standardisiert. Wobei an dieser Stelle anzumerken<br />

ist, dass es nicht den einen weltweiten<br />

Standard für die Nachrichtenformate gibt,<br />

sondern verschiedene in den Weltregionen<br />

wie etwa der EU, den USA oder China.<br />

Basistest auf Konformität mit TTCN-3<br />

Bei der Konformitätsprüfung des Kommunikationsstacks – also der<br />

Teil, der für den korrekten Aufbau und den spezifikationskonformen<br />

Inhalt einer Nachricht verantwortlich ist – wird üblicherweise auf<br />

TTCN-3 als Testsprache gesetzt. Dabei wird der V2X-Softwarestack<br />

über eine speziell hierfür implementierte Testschnittstelle mit Test-<br />

Daten beschickt und die Ausgabedaten mit dem erwarteten Ergebnis<br />

oder einem Ergebnismuster verglichen. Die Prüfung auf Protokoll-Konformität<br />

wird schon seit vielen Jahren in der Telekommunikationsbranche<br />

verwendet und hat sich bewährt. Mit den entsprechenden<br />

Tools wie etwa Titan können diese Tests in TTCN-3 erstellt<br />

und ausgeführt werden.<br />

Diese Vorgehensweise ist in sich korrekt und Stand der Technik, sie<br />

liefert jedoch nur insofern valide Ergebnisse, als dass der Prüflauf<br />

immer nur einen begrenzten Satz von Test-Daten verwendet. Ob<br />

sich das System Under Test bei vom Test abweichenden Input-Daten<br />

ebenfalls korrekt verhält, lässt sich anhand dieser Methode nicht<br />

feststellen. Der Test auf Konformität mit der zugrundeliegenden<br />

Spezifikation beschränkt sich deshalb auf Konformität gegenüber<br />

den Testfällen. Letztlich kann über diese Testmethode nur punktuell<br />

24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


TESTEN IN THE LOOP<br />

AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

Ein Verkehrsszenario mit vielen V2X-Netzwerkknoten und verschiedenen<br />

Nachrichtentypen, einer Stausituation und Ampeln, im Laborprüfstand<br />

waveBEE hive können solche komplexen Testszenarien geprüft werden<br />

Bild: Nordsys<br />

Detailsicht auf eine Stausituation an einer Autobahnabfahrt mit sich anschließender<br />

Ampelkreuzung. Die Anzahl der V2X-Netzknoten steigt in einem<br />

solchen Fall schnell an und erfordert entsprechende Tests<br />

geprüft werden, ob der Kommunikationsstack die eingehenden<br />

Nachrichten entsprechend der Spezifikation verarbeitet und ausgehende<br />

Nachrichten korrekt erzeugt. Die auf TTCN-3 basierenden<br />

Testverfahren entsprechen damit einer klinischen Stichprobenprüfung<br />

auf Konformität. Das Dilemma dabei ist, dass es rein rechnerisch<br />

selbst bei relativ einfach aufgebauten Nachrichtentypen (z.B.<br />

DENM) etwa 1040 Wertekombinationen gibt, die der Kommunikationsstack<br />

alle korrekt und vor allen Dingen zuverlässig abarbeiten<br />

können muss. Das Abtesten sämtlicher Kombinationen ist aufgrund<br />

der schieren Menge nicht möglich.<br />

V2X-Lasttests – wie lässt sich die Last erzeugen?<br />

Die Stabilität eines V2X-Systems hängt unter anderem damit zusammen,<br />

wie es auf eingehende Nachrichten reagiert. Nachrichten,<br />

die der Spezifikation entsprechen, müssen selbstredend sicher und<br />

zuverlässig verarbeitet werden. Die Frage, wie robust ein System<br />

ist, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Toleranz gegenüber<br />

sogenannten malformated Messages, also fehlerhaften Nachrichten,<br />

sowie das Verhalten bei sehr hoher Last. Die Durchführung<br />

von Lasttests im Bereich der V2X-Kommunikation führt schnell zu<br />

der Frage, wie eine hohe Last – sprich sehr viele Nachrichten von<br />

vielen Netzwerkknoten – erzeugt werden kann. Die naheliegendste<br />

Lösung für die Lasterzeugung wäre die Ausrüstung einer ganzen<br />

Fahrzeugflotte mit V2X-Sendern für die Testdurchführung. Theoretisch<br />

ist dies zwar möglich, der Aufwand hierfür jedoch viel zu groß.<br />

Bleibt die Installation und der Betrieb von hunderten V2X-Modems<br />

im Labor als Lastquelle? Allein der Anschaffungs- und Installationsaufwand<br />

wäre enorm. Der Betrieb auf engem Raum, etwa in einer<br />

Testkammer, ist auch angesichts der damit einhergehenden EMV-<br />

Probleme nicht ratsam. Hinzu kommt, dass die Modems alle gesteuert<br />

und synchronisiert sein müssen, um später reproduzierbare<br />

Testläufe für Regressionstests durchführen zu können. Ein weiterer<br />

Punkt, den es bei Lasttests zu berücksichtigen gilt, sind die verschiedenen<br />

Nachrichtentypen. In einem realen Lastszenario, wie es<br />

auch auf einer viel befahrenen, mehrspurigen Kreuzung der Fall ist,<br />

sind neben einer Vielzahl von CAM- und DENM- bzw. BSM-Nachrichten<br />

auch noch SPATEM-, MAPEM oder IVIM-Nachrichten in den<br />

Lasttest mit einzubeziehen. Betrachtet man die verkehrliche Situation<br />

zum Beispiel in den Großstädten Chinas mit mehrstöckigen Fahrbahnen,<br />

wird schnell klar, dass die Anzahl der Nachrichten bis zur<br />

Kanalauslastung führen kann. Die Betrachtung unterschiedlicher<br />

Nachrichtentypen ist deshalb erforderlich, da der Rechenaufwand<br />

sich bei den verschiedenen Nachrichtentypen unterscheidet. Ebenso<br />

spielen die Sendefrequenz und die Anzahl der Netzwerkknoten<br />

bei den Tests eine Rolle.<br />

So können beispielsweise 1000 Nachrichten pro Sekunde von 100<br />

Netzkonten bei 10 Hz erzeugt werden, oder aber eben auch von 200<br />

Netzkonten bei 5 Hz. In den beiden skizzierten Fällen werden zwar<br />

jeweils 1000 Nachrichten pro Sekunde für den Test herangezogen,<br />

die dabei entstehende Last für das zu prüfende System ist jedoch<br />

verschieden. Wie bereits erwähnt, spielt es auch eine Rolle, um<br />

welche Nachrichtentypen es sich handelt. Da in den derzeit spezifizierten<br />

Nachrichten nicht alle Datenelemente verpflichtend mit Werten<br />

befüllt sein müssen, lässt auch der Aspekt des tatsächlichen<br />

Payloads – also des Nachrichteninhalts – viel Spielraum für noch<br />

weiterführende Setups bei der Durchführung von Lasttests. Die derzeit<br />

häufig in Lastenheften gestellte Anforderung, „das V2X-System<br />

muss x-tausend Nachrichten pro Sekunde verarbeiten können“<br />

greift daher ohne nähere Definitionen nach den oben skizzierten Kriterien<br />

viel zu kurz. Die Teilnahme im V2X-Netzwerk ist im Realbetrieb<br />

mittels Zertifikatsketten abgesichert. Ausgehende Nachrichten<br />

werden dabei mit einem über den Nachrichteninhalt gebildeten<br />

Hash-Wert signiert. Die Empfängerseite validiert die Gültigkeit des<br />

auf Senderseite verwendeten Zertifikats. Somit kann der Empfänger<br />

die Vertrauenswürdigkeit des Senders und des Nachrichteninhalts<br />

feststellen. Das bedeutet, dass alle eingehenden Nachrichten<br />

aller Netzwerkteilnehmer entsprechend geprüft werden sollten. ge<br />

Den vollständigen Beitrag lesen Sie online:<br />

http://hier.pro/ooMvC<br />

www.nordsys.de<br />

Weitere Details<br />

http://hier.pro/gnXG7<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 25


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

SPEZIALAUFGABEN<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Der Testzug ist bereits auf einzelnen Teilen des regulären Schienennetzes in der Schweiz unterwegs<br />

Weniger Glyphosat dank Heißwasser-Zug<br />

Mit Volldampf gegen Unkraut<br />

Für die Schweizer Bundesbahn hat Phoenix Contact ein System auf einem Zug entwickelt, das<br />

Unkraut erkennt und durch heißes Wasser verwelken lässt. Das ist ökologischer als die chemische<br />

Keule, zudem kann die Unkrautbekämpfung besser geplant werden.<br />

Tobias Meyer, freier Mitarbeiter von <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Unkräuter sind ein Problem für Bahngleise, auch in der Schweiz.<br />

Denn durch die starke Durchwurzelung – manche Pflanzen werden<br />

sehr groß – kann das Gleisbett instabil werden, was die Sicherheit<br />

beeinträchtigen würde. Um dem unerwünschten Bewuchs Herr<br />

zu werden, setzte die Schweizer Bundesbahn (SBB) bisher auf chemische<br />

Herbizide wie Glyphosat, jährlich kamen 2,5 t zum Einsatz.<br />

Davon möchte man künftig aber weg, weshalb in verschiedenen Projekten<br />

mögliche Alternativen erforscht werden. Eine Option ist ein<br />

Zug, der heißes Wasser punktgenau auf die Unkräuter spritzt. Umgesetzt<br />

wurde das Testfahrzeug zusammen mit Phoenix Contact auf<br />

Basis des Steuerungssystems PLCnext. Die Ressourcen wurden dabei<br />

länderübergreifend zwischen der deutschen Tochtergesellschaft<br />

im niedersächsischen Bad Pyrmont und den Kollegen in der Schweiz<br />

verteilt. So konnten sich die Projektleiter und Programmierer direkt<br />

mit den technischen Gegebenheiten vor Ort intern abstimmen.<br />

„Toll an der Zusammenarbeit mit der Schweizer Bundesbahn ist,<br />

dass die Ansprechpartner – im Gegensatz zu manch anderen Lastenheften<br />

– wirklich eine konkrete Vorstellung haben, was sie machen<br />

wollen“, so Alexander Kowe, bei Phoenix Contact zuständig für<br />

Infrastructure Applications & Projects Industry Management and<br />

Automation. Daher konnte man mit großen Schritten voranschrei-<br />

ten: Der Startschuss fiel im September 2019, etwa zwei Monate<br />

später waren auf der SPS-Messe in Nürnberg bereits erste Ergebnisse<br />

des Prototyps zu sehen.<br />

Kameras identifizieren Pflanzen<br />

Das Prinzip ist recht einfach: Vorne an einem Waggon sind die<br />

Weedseeker-Kamerasensoren der Firma Trimble installiert, die das<br />

Unkraut erkennen. Entwickelt wurden diese, um Chemikalien im<br />

Ackerbau punktgenau auf unerwünschte Pflanzen zu sprühen. Die<br />

Steuerung reagiert darauf und öffnet die Ventile der Heißwasserwagen<br />

punktgenau. „Für den eigentlichen Test, ob die Pflanzen so<br />

wirklich effektiv behandelt werden können, reicht das Setting erst<br />

einmal aus“, berichtet Kowe. Dass das Heißwasser-Verfahren prinzipiell<br />

funktioniert, wurde zudem schon im Vorfeld in einem Depot<br />

überprüft, da dort ebenfalls mehrere hundert Meter Gleis liegen. Inzwischen<br />

ist der Zug auch auf einzelnen Teilen des regulären Schienennetzes<br />

unterwegs.<br />

Der Kern des Systems ist eine Steuerung der Baureihe Axiocontrol,<br />

genauer die AXC F 2152. Demnächst wird noch eine zweite dazukommen,<br />

denn der Zug wird laufend weiterentwickelt: Vorstellbar<br />

wäre, dass reguläre Personen- und Güterzüge, Drohnen oder Satelliten<br />

die Unkräuter ebenfalls detektieren und deren Position in einer<br />

Datenbank speichern. Deshalb sucht man aktuell ein System, das<br />

auf ein bis vier Zentimeter genaue GPS-Koordinaten einlesen und<br />

26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


SPEZIALAUFGABEN<br />

AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Ein vorne an einem Waggon angebrachter Sensor erkennt das Unkraut und leitet die Information<br />

an die Steuerung weiter, die das Ventil des Heißwasserwagens punktgenau öffnet<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Die PLCnext-Steuerung AXC F 2152 verfügt über<br />

zwei Prozessorkerne, von denen einer nur die<br />

echtzeitkritischen Berechnungen vornimmt<br />

verarbeiten kann. So könnte das komplette 7600 km umfassende<br />

Schienennetz der SBB bezüglich Unkrautbewuchs abgebildet werden.<br />

„Denn den Heißwasserzug nur auf gut Glück irgendwo fahren<br />

zu lassen, ist natürlich nicht sehr effizient. Besser wäre es, bereits<br />

zu wissen, wo ein Einsatz notwendig ist“, erklärt Kowe. Bisher haben<br />

Mitarbeiter zu Fuß die Gleise unkrautfrei gehalten, was einerseits<br />

anstrengend und andererseits sehr zeitaufwändig ist: Die Gesamtlänge<br />

der Schweizer Schienen entspricht der Entfernung zwischen<br />

Berlin nach Peking.<br />

Der Zug jedoch kann mit bis zu 40 km/h fahren, was etwa 11 m/s<br />

entspricht. Daher müssen die Berechnungen in Echtzeit erfolgen<br />

und auf Millisekunden genau sein. Ein Fehler um ein bis zehn Millisekunden<br />

würde schon dafür sorgen, dass die Pflanze nicht getroffen<br />

wird. Zudem sollen die insgesamt 130.000 l Wasser in den beiden<br />

Tankwagen für möglichst lange Strecken reichen: Würden alle<br />

Ventile dauerhaft öffnen, wären die Vorräte nach rund 1,5 km geleert.<br />

Direkt an der Lok hängt der Wagen für die Technik, auf dem<br />

Frequenzumrichter, Pumpe und Wasserheizung in einem Container<br />

installiert sind, die Sensorik arbeitet an dessen Vorderseite. Bedingt<br />

durch die Ventilöffnungszeit müssen zwischen Sensorik und der ersten<br />

Düse mindestens 3,5 m liegen. Deshalb können die Ventile erst<br />

ab etwa der Mitte des Wagens sitzen. Den perfekten Zeitpunkt berechnet<br />

die Steuerung aus der Geschwindigkeit des Zuges sowie<br />

der Größe und der Position des Unkrautes.<br />

Daten in bestehende Infrastruktur einbinden<br />

Die Entscheidung für PLCnext als Plattform war vor allem der Möglichkeit<br />

geschuldet, den Zug sehr einfach in die bestehende datentechnische<br />

Infrastruktur einzubinden: „SPS-Programmierung können<br />

wir ja alle, aber die Serveranbindung über Hochsprachen lösen<br />

zu können, macht es uns hier sehr komfortabel und flexibel“, so Kowe.<br />

Derzeit ist der Zug datentechnisch noch autark, er soll jedoch<br />

ins Geoinformationssystem der SBB integriert werden. Die Daten<br />

über Unkrautpositionen sollen also in der vorhandenen Infrastruktur<br />

abgelegt werden. Welche Cloud dafür zum Einsatz kommt, ist noch<br />

nicht final geklärt: „Wir schauen gerade, ob wir das mit der unternehmenseigenen<br />

Proficloud realisieren, prinzipiell sind natürlich<br />

auch andere Cloudlösungen wie AWS, Google oder Azure möglich“,<br />

so Kowe. Die Kopplung ist aber nicht nur für die Einsatzplanung des<br />

Zuges notwendig, sondern ebenso für die Erfolgskontrolle: Denn<br />

die Wirksamkeit – die schlagartige Hitze lässt die Zellen platzen – ist<br />

immer erst nach einigen Tagen zu sehen, wenn die Pflanzen zu welken<br />

beginnen. Daher sollen später auch andere Züge oder Systeme<br />

mit Sensorik erkennen, wo noch was in welchem Zustand wächst.<br />

Vorteilhaft seien zudem die zwei Prozessorkerne, wodurch eine<br />

Lastenverteilung etabliert wurde: Ein Kern übernimmt lediglich die<br />

echtzeitkritischen Berechnungen, wodurch beispielsweise die Erkennung<br />

und Ventilsteuerung in etwa zwei Millisekunden erfolgen<br />

kann. Der andere Kern ist für alle weniger auf penible Reaktionszeiten<br />

ausgelegten Prozesse zuständig, beispielsweise das Heizen<br />

und die Temperaturüberwachung der Wasserwagen.<br />

Derzeit fahren auf dem Zug neben dem Lokführer noch ein Verantwortlicher<br />

und einen Techniker, der auch manuell eingreifen und<br />

so für den reibungslosen Betrieb der Wassersteuerung sorgen<br />

kann. „Es gibt aber bereits Überlegungen, ob man so einen Zug<br />

auch völlig autonom betreiben kann, denn auf der relativ kontrollierten<br />

Umgebung der Schiene ist das natürlich einfacher umzusetzen,<br />

als im Straßenverkehr“, sagt Kowe. Nach seiner Einschätzung habe<br />

der Spritzwasserzug im Vergleich zu anderen getesteten Verfahren<br />

wohl die höchsten Chancen, über den Prototyp hinaus realisiert zu<br />

werden. Verlaufen die Tests erfolgreich, geht das entwickelte Fahrzeug<br />

von der SBB meist an einen Dienstleister, der daraus dann eine<br />

marktreife Variante macht und auch den Betrieb übernimmt. Anfängliche<br />

Bedenken hinsichtlich der Gefahr für Tiere wie Eidechsen<br />

durch das heiße Wasser konnten inzwischen übrigens entkräftet<br />

werden: Die Vibrationen des Zuges eilen diesem voraus und verscheuchen<br />

die Fauna, bevor es der unerwünschten Flora an den<br />

Kragen geht.<br />

Mehr zum PLCnext-System von Phoenix Contact:<br />

hier.pro/sJ4lL<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 27


AUTOMATISIERUNG & SYSTEMMANAGEMENT<br />

NEWS<br />

Entwicklung von Drohnen<br />

NXP kündigt zweiten HoverGames-Wettbewerb an<br />

Bild: nengredeye/stock.adobe.com<br />

Technologien für einen guten Zweck einsetzen –<br />

diesem Ziel widmen sich die NXP HoverGames in<br />

diesem Jahr vor dem Hintergrund der Pandemie<br />

(co) „Help Drones Help Others“ (Hilf Drohnen<br />

dabei, anderen zu helfen) – so lautet die Aufgabe<br />

des zweiten HoverGames-Wettbewerb<br />

der NXP Semiconductors N.V. aus Eindhoven.<br />

Der Halbleiterspezialist verfolgt damit<br />

das Ziel, die Vielseitigkeit von Drohnen gera-<br />

de bei der Bewältigung von Pandemien zu<br />

nutzen. Die Teilnehmer können dafür auf<br />

NXPs breites Portfolio an Automobil-, Industrie-<br />

und IoT-Technologien für Systemsteuerung,<br />

Vernetzung, Sicherheit und Motorsteuerung<br />

zurückgreifen.<br />

Eine Pandemie stellt viele Menschen vor<br />

schwierige Herausforderungen, die es zu bewältigen<br />

gilt. Die HoverGames wollen die<br />

Teilnehmer deswegen dazu inspirieren, Ideen<br />

für den Einsatz von Drohnen zu entwickeln,<br />

um Ersthelfer bei der Pandemiebekämpfung<br />

zu unterstützen. Dabei sollen die<br />

Entwickler das Ausmaß der Schwierigkeiten,<br />

denen sich die Gesellschaft während einer<br />

Pandemie stellen muss, sorgfältig bedenken,<br />

und ihre neuen Erkenntnisse dazu nutzen,<br />

gemeinsam an Open-Source-Codes und gemeinschaftlichen<br />

Projekten zu arbeiten. Ziel<br />

ist es, Lösungen zu entwickeln, die der Gesellschaft<br />

dabei helfen, sich auf zukünftige<br />

Herausforderungen besser vorzubereiten.<br />

Auch in diesem Jahr basiert die Hardware<br />

des Entwickler-Kits auf der PX4-Open-Source-Plattform.<br />

PX4 ist ein kommerziell eingesetzter<br />

Open-Source-Flight-Stack und unter-<br />

stützt moderne Flugzeugarchitekturen. Die<br />

Flugsteuerung von NXP umfasst Komponenten<br />

aus der Automobil- und IoT-Industrie. Der<br />

Bausatz für die voll funktionsfähige Drohne<br />

enthält außerdem einen stabilen und leichten<br />

Quadcopter-Drohnenrahmen aus Kohlefaser<br />

sowie eine mechanische Plattform, Motorsteuerungen<br />

und Motoren, Propeller sowie<br />

Telemetrie- und Fernsteuerungsfunk (RC-<br />

Funk). Einzig die Batterie muss lokal erworben<br />

werden. Zudem enthält der Bausatz in<br />

diesem Jahr eine zusätzliche Erweiterungskomponente:<br />

Das NavQ, eine i.MX8M-Mini-<br />

Vision-Entwicklungsplatine für Anwendungen<br />

der Künstlichen Intelligenz (KI).<br />

Die HoverGames richten sich an Entwickler,<br />

Ingenieure, Hacker und Studenten weltweit.<br />

Die innovativsten Ideen rund um das Thema,<br />

wie Technologien für einen guten Zweck eingesetzt<br />

werden können, werden mit Sonderpreisen<br />

prämiert. Der Wettbewerb endet am<br />

30. November <strong>2020</strong>, die Gewinner werden<br />

im Dezember <strong>2020</strong> bekannt gegeben. Alle<br />

Informationen zu den HoverGames gibt es<br />

hier:<br />

www.hovergames.com<br />

Frontkamera von ZF bietet ein deutlich erweitertes Sichtfeld von 100°<br />

Für verbesserte teilautomatisierte Fahrfunktionen<br />

Richtig gute<br />

Verbindungen<br />

Distribution und Fertigung von Spezial- & Standardkabel-Lösungen.<br />

Kundenspezifi sche Sonderkonstruktionen<br />

auch in kleinen Chargen.<br />

Gerne erreichen Sie uns unter:<br />

info @ kabeltronik.de | www.kabeltronik.de<br />

(bec) Die ZF AG, Friedrichshafen, bringt jetzt<br />

ihre Frontkamera S-Cam in der Version 4.8<br />

mit einem Sichtfeld von 100° und mit nochmals<br />

verbesserter Bildverarbeitungstechnologie<br />

von Mobileye (einem Unternehmen von<br />

Intel) auf den Markt. Erstmals verbaut wird<br />

die S-Cam 4.8 im Nissan Rogue in den USA.<br />

Als eine der ersten Frontkameras verfügt die<br />

S-Cam 4.8 über ein horizontales Sichtfeld<br />

von 100° – ein wichtiger Schritt zur Erfüllung<br />

künftiger Sicherheitsvorschriften und für das<br />

Erlangen von Bestnoten bei Sicherheitsbewertungen,<br />

etwa von Euro NCAP (5 Sterne)<br />

oder IIHS (Top Safety Pick+). Diese setzen<br />

konsequent strengere Maßstäbe bei sicherheitsrelevanten<br />

Systemen und Funktionen<br />

an. Das Erhöhen des horizontalen Sichtfelds<br />

auf 100° hilft vor allem in engen Kurven oder<br />

an Kreuzungen, da die Frontkamera damit<br />

z. B. kreuzende Objekte noch früher identi -<br />

fizieren kann. Die S-Cam 4.8 bietet die Möglichkeit,<br />

Funktionen wie das automatische<br />

Notbremsen für Fußgänger und Radfahrer<br />

weiter zu verbessern. Gleichzeitig verfügt sie<br />

über eine herausragende Systemleistung<br />

beim Erkennen und Halten von Fahrspuren.<br />

Die Frontkamera ermöglicht teilautomati -<br />

sierte Fahrfunktionen für mehr Sicherheit<br />

und Komfort – etwa einen Autobahn- oder<br />

Stauassistenten. ZF bietet diese Techno -<br />

logien über das gesamte Spektrum der Pkw<br />

und Nutzfahrzeuge hinweg an.<br />

Mit seinem Systempartner Mobileye entwirft,<br />

entwickelt und liefert ZF Kamerasys -<br />

teme, die auf dem EyeQ4-Prozessor von Mobileye<br />

basieren. Dessen fortschrittliche Objekterkennungstechnologie<br />

kann effektiv<br />

zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer<br />

wie Fußgänger oder Fahrradfahrer beitragen.<br />

ZF integriert diese Technologie in seine<br />

S-Cam-Kamerafamilie, zu der mit der Tri-<br />

Cam 4 auch das wohl branchenweit erste<br />

Premiummodell mit drei Linsen zählt, das<br />

teilautomatisierte Fahrfunktionen unterstützt<br />

und mit einem Teleobjektiv für verbesserte<br />

Fernerkennungsleistung und einer Fisch -<br />

augenlinse für verbesserte Nahbereichserfassung<br />

bei gleichzeitig breiterem Sichtfeld<br />

ausgestattet ist.<br />

www.zf.com<br />

28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


1.13.0??.2XX<br />

1.13.0??.4XX<br />

vorne<br />

41×61 mm<br />

41×83mm<br />

hinten<br />

Software-Lösung von FEV zur Ermittlung des Fahrzeuggewichts in Echtzeit<br />

System ermöglicht optimierte Betriebsstrategien<br />

(bec) Wenn es um Effizienz und Reichweite<br />

beim Elektroauto geht, ist das Fahrzeug -<br />

gewicht ein entscheidender Faktor. Wer die<br />

Umwelteinflüsse und die Zuladung eines<br />

Fahrzeugs zu jeder Zeit präzise bestimmen<br />

kann, ist auch in der Lage, genaue Prognosen<br />

zu Reichweite und optimaler Routenführung<br />

bereitzustellen. Zudem müssen gemäß einer<br />

neuen Richtlinie der europäischen Union<br />

bereits ab Mai 2021 alle Nutzfahrzeuge eine<br />

Vorrichtung zur Gewichtsermittlung an Board<br />

nachweisen, die in der EU zugelassen<br />

werden. Der Ansatz der FEV Group GmbH,<br />

Bild: FEV Group<br />

Aachen, einem führenden Dienstleister in der<br />

Fahrzeug- und Antriebsentwicklung, ist kosteneffizient<br />

und präzise. Die selbst entwickelte<br />

Software-Lösung wertet die vorhandenen<br />

Sensordaten des Fahrzeugs aus, bringt diese<br />

in Korrelation miteinander und gleicht sie mit<br />

einem ebenfalls auf Sensordaten basierenden<br />

dynamischen Fahrzeugmodell ab. Damit<br />

ist die FEV-Lösung gegenüber anderen Ansätzen<br />

günstig, flexibel und kann in jeden<br />

Fahrzeugtyp integriert werden – sei es ein<br />

Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, ein E-Auto,<br />

ein Kleinwagen oder Lkw. Wichtig ist letztlich<br />

eine präzise, fahrzeugspezifische Kalibrierung<br />

der Algorithmen. Die exakte Ermittlung<br />

des Fahrzeuggesamtgewichts ist für verschiedene<br />

Anwendungsbereiche notwendig.<br />

So kann bei E-Fahrzeugen die Reichweite<br />

besonders genau bestimmt werden und das<br />

FEV-System ermöglicht eine optimierte Betriebsstrategie<br />

vom Energiemanagement bis<br />

hin zur Streckenführung der Navigation und<br />

der Ladestrategie. Dadurch werden für den<br />

Endverbraucher ein Komfortgewinn und damit<br />

ein weiteres Kaufargument geschaffen.<br />

www.fev.com<br />

fast forward solutions<br />

Modular<br />

Mechatronic<br />

Drive Solutions<br />

| Unzählige vordefi nierte<br />

Varianten<br />

| Lösungen wie<br />

maßgeschneidert<br />

Mobileye darf selbstfahrende Autos in Deutschland testen<br />

Auf nach München<br />

(eve) Die Mobileye Germany GmbH, Düsseldorf,<br />

ein Intel-Unternehmen, hat von der unabhängigen<br />

Prüforganisation TÜV Süd, München,<br />

ein Gutachten zur Zulassung von automatisierten<br />

Versuchsfahrzeugen erhalten.<br />

Die Zulassung ermöglicht es der Firma, die<br />

Sicherheit, Funktionalität und Skalierbarkeit<br />

seines selbstfahrenden Systems (SDS) für<br />

Robotaxis und private Pkw mit Autopilot auf<br />

Deutschlands Straßen zu demonstrieren.<br />

Das SDS besteht aus einer Echtzeit-Bildverarbeitungs-Technologie<br />

auf Basis eigener EyeQ<br />

Chips, True Redundancy durch zwei unabhängige<br />

Umgebungserfassungs-Subsysteme,<br />

Road Experience Management (REM) – einer<br />

crowdbasierten Kartierungsfunktion – sowie<br />

dem Sicherheitskonzept Responsibility-Sensitive<br />

Safety (RSS). TÜV Süd ermöglichte<br />

durch die Begutachtung, dass Mobileye die<br />

behördliche Genehmigung erhielt.<br />

Als Grundlage für die unabhängige Fahrzeugbewertung<br />

durch TÜV Süd in Deutschland<br />

diente das bestehende Programm von Mobileye<br />

in Israel, wo das Unternehmen bereits<br />

seit einigen Jahren automatisierte Fahrzeuge<br />

Bild: Intel<br />

testet. Um die Zulassung zu erhalten, wurden<br />

die Mobileye-Testfahrzeuge einer Reihe<br />

von Sicherheitstests unterzogen und umfassende<br />

technische Unterlagen zur Verfügung<br />

gestellt. Teil der Genehmigung war darüber<br />

hinaus eine ganzheitliche Sicherheitsbewertung<br />

hinsichtlich der Funktions- und Fahrzeugsicherheit<br />

einschließlich Gefahrenana -<br />

lyse. Die Fahrzeuge können sich problemlos<br />

in den normalen Straßenverkehr einfügen<br />

dank des Mobileye-RSS-Sicherheitsmodells.<br />

www.<strong>mobile</strong>ye.com<br />

https://www.tuvsud.com/de-de<br />

Modulares System:<br />

| DC Motoren<br />

| Getriebe<br />

| Bremsen<br />

| Encoder<br />

bMotion<br />

Modular Mechatronic Drive Solutions<br />

www.buehlermotor.com


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

BAUGRUPPEN<br />

Leichter, formstabiler Steuerelemente-Halter aus Recycling-Kunststoff mit MuCell-Schäumverfahren realisiert<br />

Mehr Funktion, weniger Gewicht<br />

Von der <strong>Konstruktion</strong> bis zur Serienfertigung unter einem Dach: Hinter der Bezeichnung Halter SAM<br />

verbirgt sich eine erfolgreiche, zeitgemäße Entwicklung für die Automobilindustrie, die die Leistungs -<br />

fähigkeit des Kunststoffspezialisten Pöppelmann K-Tech demonstriert. Der Halter für Steuerelemente,<br />

der im Beifahrer-Fußraum von Fahrzeugen verbaut wird, vereint Leichtbau und Funktionsintegration<br />

mit mehr Ressourcenschonung.<br />

Sabrina Zerhusen, Marketingbeauftragte K-Tech, Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne<br />

Halter SAM vereint die hohen Anforderungen der Automobilindustrie:<br />

kompakte <strong>Konstruktion</strong>, geringes Gewicht, beste Formstabilität und<br />

Funktionsintegration<br />

Eine Gewichtsreduzierung ist in unterschiedlichen Branchen bei<br />

der <strong>Konstruktion</strong> von technischen Bauteilen eine wichtige<br />

Eigenschaft. Von Verfahren, die immer leichtere Bauteile hervor -<br />

bringen, profitiert ganz besonders die Automobilindustrie, denn<br />

weniger Gesamtgewicht ist u. a. mit weniger Kraftstoffverbrauch<br />

bzw. einer höheren Reichweite der Fahrzeuge verbunden.<br />

Eine Reduktion des Bauteilgewichts lässt sich auf verschiedenen<br />

Wegen erreichen: durch den Austausch von Produkten aus Metall<br />

gegen leichtere Kunststoff-Spritzgussteile, durch eine besonders<br />

kompakte <strong>Konstruktion</strong> oder durch eine Funktionsintegration, die<br />

bestimmte weitere Komponenten überflüssig macht. Im besten Fall<br />

lassen sich gleich mehrere dieser Möglichkeiten in einem Produkt<br />

vereinen.<br />

Ein Spezialist auf diesem Gebiet ist Pöppelmann K-Tech, eine Divi -<br />

sion der Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne. Der Geschäfts -<br />

bereich hat sich auf die Entwicklung und Serienproduktion hochpräziser<br />

technischer Kunststoffteile mit innovativen Herstellungsverfahren<br />

spezialisiert, die vor allem in der Automobil industrie eingesetzt<br />

Bild: Pöppelmann<br />

werden. Die Auftraggeber sind sowohl Hersteller konventioneller<br />

Fahrzeuge als auch Anbieter von E-Fahrzeugen. Stefan Bröring, Projektmanager<br />

bei Pöppelmann K-Tech, erklärt: „Wir setzen zur Herstellung<br />

unserer Produkte Verfahren wie das physikalische Schäumen<br />

(TSG) ein, um das Gesamtgewicht zu verringern. Dabei spielt<br />

das Material eine grundlegende Rolle. Es muss zu 100 % zur <strong>Konstruktion</strong><br />

passen, damit eine wirtschaftliche Lösung entsteht.“<br />

Ein Erfolgsprodukt des Herstellers wurde unter dem Namen Halter<br />

SAM für einen namhaften Automobilhersteller entwickelt. Dabei<br />

handelt es sich um eine Halterung für Steuergeräte, die im Bei -<br />

fahrer-Fußraum der Fahrzeuge verbaut wird. Das Bauteil fungiert<br />

gleichzeitig als Teil der Fußablage. Damit muss es einerseits die<br />

Halter-Funktion zuverlässig erfüllen und gleichzeitig der Gewichts -<br />

belastung durch den Beifahrer standhalten – und dabei möglichst<br />

wenig zum Gesamtgewicht des Fahrzeugs beitragen.<br />

Mit dem Quick Check die Machbarkeit prüfen<br />

Für anspruchsvolle Produkte wie dieses hat sich der Quick<br />

Check von Pöppelmann K-Tech bewährt. Dabei wird jede Anfrage<br />

gleich zu Beginn eines Projekts auf die Parameter Material, <strong>Konstruktion</strong>,<br />

Werkzeug und Prozess überprüft. Beim Material-Check<br />

spielen z. B. erforderliche Festigkeit und notwendige Temperatur -<br />

beständigkeit eine wichtige Rolle. Die Frage nach der <strong>Konstruktion</strong><br />

stellt frühzeitig die Weichen in der Funktionalität. Die Ermittlung des<br />

optimalen Werkzeugs schließt Produktions- und Zykluszeiten mit<br />

ein. Bei der Fertigung nimmt die Automatisierung eine zentrale Stellung<br />

ein, damit entschieden werden kann, mit welcher Technologie<br />

und unter welchen Vorgaben am besten produziert wird und was<br />

die Werkzeuge leisten müssen. Nachgeschaltete Prozesse wie<br />

Montage, Sauberkeitsanforderungen und Qualitätsaspekte werden<br />

miteinbezogen.<br />

Das Projekt bei Pöppelmann K-Tech startete, wie bei jeder derar -<br />

tigen Anfrage, mit der Prüfung der verschiedenen Parameter auf<br />

Basis der CAD-Daten, damit die <strong>Konstruktion</strong> des Bauteils kunststoffgerecht<br />

in Relation zum Material ausgelegt wird. „Wir haben<br />

u. a. geprüft, welche Festigkeit des Endprodukts erforderlich ist,<br />

welcher Temperatur es standhalten muss und welche Anforde -<br />

rungen es bezüglich Flexibilität bzw. Formstabilität erfüllen soll“,<br />

beschreibt Bröring.<br />

Ein weiterer Aspekt der <strong>Konstruktion</strong>sentwicklung bei diesem<br />

Projekt war die Orientierung an Eco-Design-Gesichtspunkten. Eco-<br />

Design berücksichtigt bei der Gestaltung eines Produkts dessen<br />

Umwelteinwirkungen entlang seines gesamten Lebensweges –<br />

von der Rohmaterialherstellung über die Herstellung des Produkts<br />

30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Bild: Pöppelmann<br />

Hochpräzise technische<br />

Bauteile aus Kunststoff für<br />

die Automobilindustrie<br />

von Pöppelmann K-Tech:<br />

Halter SAM vereint Leichtbau,<br />

Funktionsintegration<br />

und Ressourcenschonung


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

BAUGRUPPEN<br />

Der Quick Check von Pöppelmann K-Tech für die beste und wirtschaftlichste Lösung: Überprüfung der Parameter Material, <strong>Konstruktion</strong>, Werkzeug und<br />

Prozess gleich zu Beginn eines Projekts<br />

Bild: Pöppelmann<br />

selbst bis hin zu seiner späteren Entsorgung. Gleichzeitig spielte bei<br />

diesem Bauteil die Festigkeit des Endprodukts eine wichtige Rolle:<br />

Es sollte an seinem Einsatzort im Beifahrer-Fußraum besonderer<br />

Beanspruchung standhalten, nämlich der Abstützung durch die Füße<br />

des Beifahrers mit einer errechneten Belastung von etwa 110 kg.<br />

Mehr Ressourcenschonung: Zur Herstellung des Halters SAM verwendet<br />

Pöppelmann K-Tech ein Rezyklat, das sich hervorragend für technische<br />

Anwendungen einsetzen lässt<br />

Funktionsintegration mit Halter SAM: Das Bauteil dient als Halterung von<br />

Steuergeräten und ist gleichzeitig Teil der Fußablage im Beifahrer-Fußraum<br />

des Fahrzeugs<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Mehr Formstabilität und weniger Gewicht<br />

Bei der Frage danach, mit welchem Material und welcher Tech -<br />

nologie das Produkt am besten realisiert werden kann, zählt bei<br />

Pöppelmann K-Tech u. a. auch die Wirtschaftlichkeit in der Serienproduktion.<br />

Beim Halter SAM entschieden sich die Experten des Kunststoffspezialisten<br />

für das Material PP FG30. Dabei handelt es sich<br />

um ein gemeinsam mit einem Lieferanten entwickeltes Rezyklat,<br />

das sich hervorragend für technische Anwendungen einsetzen lässt<br />

und gleichzeitig zur Ressourcenschonung beiträgt.<br />

Der Produktionsprozess findet im MuCell-Verfahren statt – ein physikalisches<br />

Schäumen von Thermoplast, das das Gewicht des Endprodukts<br />

deutlich reduziert. Das Schäumverfahren ist in die Spritzgießproduktion<br />

integriert: Das Treibmittel (Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid)<br />

wird direkt in die Kunststoffschmelze eingebracht,<br />

wodurch sich mikrozellulare Strukturen im Material bilden, die das<br />

Endprodukt deutlich leichter machen.<br />

Das MuCell-Verfahren bietet aber neben einer Gewichtsreduzierung<br />

auch funktionelle Vorteile: Die auf diese Weise hergestellten Formteile<br />

zeichnen sich durch eine verbesserte Dimensionsstabilität aus,<br />

denn das injizierte Gas sorgt dafür, dass sich das Bauteil kaum verzieht.<br />

„Mit einer angepassten <strong>Konstruktion</strong> lässt sich bei einem<br />

Bauteil zwischen 10 und 30 % an Gewicht einsparen. Mit dem<br />

Schäumprozess können wir zusätzlich eine Reduktion von weiteren<br />

7 bis 12 % erzielen“, erklärt Bröring.<br />

Für die Serienproduktion des Halters SAM sollte ein wirtschaftlicher<br />

und gleichzeitig absolut zuverlässiger Prozess erreicht werden. „Dafür<br />

prüfen wir beispielsweise, was das hierfür zu verwendende<br />

Werkzeug leisten muss und wie es am effektivsten ausgelastet<br />

wird“, erläutert Bröring. Zur Serienfertigung steht ein moderner<br />

Maschinenpark zur Verfügung. Bei diesem Projekt wurde ein hoher<br />

Automatisierungsgrad erreicht. Im Spritzprozess werden die hochpräzisen<br />

technischen Kunststoffteile in 2+2-Werkzeugen mit Kas -<br />

kade und einer hocheffizienten Werkzeugkühlung gefertigt. Pro<br />

32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


iCreating Connectors<br />

Klein, schnell<br />

und sicher -<br />

CKSH SQUICH ®<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Pöppelmann K-Tech realisiert alle Prozessschritte unter einem Dach – von<br />

der Entwicklung bis zur Serienproduktion<br />

ILME hat seinen bewährten Schnellanschluss<br />

SQUICH ® jetzt auch auf die<br />

kompakte Baureihe „21.21“ 3- und<br />

4-polig für 10A 400V 4KV 3 übertragen.<br />

Auf Knopfdruck wird ein vibrationssicherer<br />

Anschluss nach Käfigzugfederprinzip<br />

hergestellt. So sparen Sie bis<br />

zu 50 % der Anschlusszeit gegenüber<br />

herkömmlichen Anschlussarten.<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Leichteres Endprodukt<br />

mit MuCell: Treibmittel<br />

wird im Spritzguss -<br />

prozess direkt in die<br />

Kunststoffschmelze<br />

eingebracht, wodurch<br />

sich mikrozellulare<br />

Strukturen im Material<br />

bilden<br />

Zyklus werden 20 Zukaufteile, bei denen es sich um Buchsen und<br />

Schrauben handelt, umspritzt. Dann findet die vollautomatische<br />

Inline-Montage und anschließend die vollautomatische Verpackung<br />

der Produkte statt.<br />

Individuelle Lösungen für zahlreiche Branchen<br />

Pöppelmann K-Tech hat mit diesem Projekt seine Leistungsfähigkeit<br />

unter Beweis gestellt: Das Ergebnis ist eine gewichtsoptimierte und<br />

gleichzeitig belastungsfähige <strong>Konstruktion</strong>, die mehr Ressourcenschonung<br />

durch den Einsatz des Rezyklats beweist. Die Befes -<br />

tigungselemente für die Steuergeräte wurden dabei in die Bodenplatte<br />

integriert. „Insgesamt ist der Halter SAM ein erfolgreiches<br />

Beispiel dafür, wie sich auch mit hochpräzisen technischen Bau -<br />

teilen Leichtbau, Funktionsintegration und Ressourcenschonung<br />

kombinieren lassen“, unterstreicht Bröring. Ob konventionelles Fahrzeug<br />

oder E-Auto – nach der beschriebenen Vorgehensweise ent -<br />

wickelt Pöppelmann K-Tech für seine Kunden aus der Automobil -<br />

industrie wie auch aus zahlreichen weiteren Branchen individuelle,<br />

wirtschaftliche und zukunftsorientierte Lösungen, die detailliert auf<br />

die aktuellen Anforderungen der jeweiligen Branche eingehen. bec<br />

www.poeppelmann.com<br />

Detaillierte Informationen zu individuellen Kunststoff -<br />

lösungen für die Automobil- und Industriebranche:<br />

hier.pro/gZCra<br />

Anschluss ohne Werkzeug<br />

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mit oder ohne Aderendhülse<br />

Messpunkt auf jedem Kontakt<br />

4-fach codierbar<br />

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ILME GmbH<br />

Max-Planck-Str. 12, 51674 Wiehl<br />

www.ilme.de


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Leichtbau bedeutet für E-Autos weit mehr als nur Reichweite<br />

Ganzheitlich abspecken<br />

Vor drei Jahren machte ein Versuch darauf aufmerksam, dass Gewicht bei E-Autos hinsichtlich Reichweite<br />

eher sekundär sei. Leichtbau wirkt jedoch wesentlich breiter im System, die Technologie wird<br />

daher nicht unwichtiger – ihre Vorteile verlagern sich jedoch: Künftig verschiebt sich die Grundlage<br />

des Effizienzgewinns vom Endprodukt Auto in den Produktionsprozess.<br />

Tobias Meyer, freier Mitarbeiter für <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Leichtbau soll künftig<br />

nicht mehr nur auf die<br />

CO2-Emissionen am<br />

Auspuff zielen, sondern<br />

auch Faktoren<br />

wie Produktion und<br />

Materialaufwand positiv<br />

beeinflussen<br />

Bild: Schuler<br />

Ob Leichtbau oder nicht, diese Frage stellt sich ein Ingenieur eigentlich<br />

nicht. Für uns ist es völlig natürlich, ein Bauteil aus so<br />

wenig Material und so leicht wie möglich zu fertigen“, sagt Christoph<br />

Wagener von Strukturteil-Zulieferer Kirchhoff Automotive. Vor wenigen<br />

Jahren wurde der Leichtbau noch als wichtige Säule im Automobilbau<br />

der Zukunft gesehen – dann schlug die E-Mobilität ein wie<br />

eine Bombe: Die als grüne Speerspitze angesehenen Fahrzeuge tragen<br />

gerne eine halbe Tonne Akku unter dem Boden. Es scheint, als<br />

seien die zuvor im Verbrenner mühevoll eingesparten Kilos nun völlig<br />

irrelevant. Ein im Jahr 2017 medial viel beachteter Versuch von<br />

Ferdinand Dudenhöffer – damals Professor an der Universität Duisburg-Essen<br />

– belegte diese These teilweise: Der Verbrauch von<br />

schwer beladenen E-Autos fällt im Vergleich zu leeren Fahrten kaum<br />

höher aus. Grund sei hier vor allem die Energierückgewinnung (Rekuperation)<br />

beim Bremsen, wobei der Generator durch mehr Gewicht<br />

auch mehr Strom produziert und so die Zuladung großteils<br />

ausgleiche. Das dem nicht ganz so ist, im Kern aber stimmt, erklärt<br />

Wagner Anhand der hohen Effizienz der aktuellen Motoren, E-Antrieb<br />

wie Verbrenner: 100 kg Gewichtseinsparung würden bei Diesel<br />

und Benzin etwa 0,12 bis 0,16 l auf 100 km sparen, beim E-Auto<br />

blieben 0,46 kWh mehr im Akku. Da solche immensen Gewichtsreduktionen<br />

jedoch sehr aufwändig sind, sieht er die Ziele des künftigen<br />

Leichtbaus nicht mehr in der reinen CO 2 -Reduktion, sondern<br />

auch in der Schonung von Ressourcen durch weniger Materialeinsatz.<br />

Zudem könnten dann auch andere Bauteile wie Achsen schlan-<br />

34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


escha.net<br />

Batteriegehäuse aus CFK für E-Autos werden bereits in Serie produziert<br />

Bild: SLG Carbon<br />

ker gebaut werden. Eine größere Fahrzeugmasse ist zudem im<br />

Crashfall nachteilig, da mehr Energie abgebaut werden muss. „Somit<br />

wird in Zukunft der Fokus noch stärker auf einem kostengünstigen,<br />

ganzheitlichen und systemischen Leichtbau liegen“, prognostiziert<br />

Wagener. „Durch Dinge wie den Digital Twin sind Leichtbau-<br />

Konzepte heute zudem besser zu verkaufen, da der Nutzen in einem<br />

komplexen System wesentlich schneller erkennbar ist.“<br />

Ganzheitlicher Blick statt nur CO 2 -Reduktion<br />

Auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Hybride Leichtbautechnologien<br />

des VDMA wiesen die Experten daher mit Blick auf<br />

das oben genannte Gewichtsexperiment Dudenhöffers darauf hin,<br />

dass dessen Schlussfolgerungen weiter gedacht werden müssten:<br />

Denn wenn ein E-Auto von vornherein leichter gebaut wird, kann<br />

auch der Motor schwächer ausgelegt und die Batterie damit kleiner<br />

sein, was insgesamt weniger Rohstoffe verbraucht. Der Leichtbau<br />

wird künftig daher nicht mehr nur ein Konzept zur Gewichtsreduktion<br />

mit dem direkten Ziel einer höheren Reichweite sein, sondern<br />

den Footprint des Fahrzeugs an sich verbessern. Dabei beeinflusst<br />

das Konzept inzwischen nicht mehr nur das Fahrzeug an sich, sondern<br />

auch dessen Produktionsprozesse. Denn auch deren Emissionen<br />

werden künftig stärker beachtet werden: Aktuell liegt der Fokus<br />

noch auf den Batterien, die öffentlichkeitswirksam immer „grüner“<br />

produziert werden. Aber auch andere Komponenten wie Aluminium<br />

und Kunststoffe müssen hier wohl künftig in größerem Kontext betrachtet<br />

werden, weshalb ein ressourcenschonender Leichtbau<br />

auch im E-Auto sinnvoll ist.<br />

Patric Winterhalter, Produktmanager Composites bei Pressenhersteller<br />

Schuler sieht daher einen steigenden Bedarf für Leichtbauanwendungen,<br />

Faserverbund stelle dabei eine wichtige Technologie<br />

dar: „Aktuell sind die Herausforderungen hier die ineffiziente Materialausnutzung,<br />

hohe Ausschussraten und teilweise keine fortlaufende<br />

Qualitätssicherung. Zudem sind die Verfahren nur für kleine<br />

und mittlere Produktionsvolumen geeignet.“ Notwendig sei daher<br />

eine Steigerung der Produktivität und Effizienz. Derzeit wird vor allem<br />

mit dem Harzinjektionsverfahren (RTM) gearbeitet, dabei wird<br />

die – mit Verschnitt – vorkonfektionierte Faser in eine Form gelegt<br />

und diese dann mit Harz ausgespritzt. Dabei staffelt sich die Kostenverteilung<br />

eines RTM-Bauteils in 50 % Material, 35 % Betrieb und<br />

Kunststoffüberwürfe<br />

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4 Farben zur Steckplatzmarkierung


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Der Setsuna von Toyota<br />

ist kein marktreifes<br />

Konzept – im Gegenteil:<br />

Die Idee dahinter<br />

soll vielmehr darauf<br />

aufmerksam machen,<br />

dass Gegenstände<br />

künftig wieder eine<br />

längere Lebensdauer<br />

haben sollten. Eine Reperatur<br />

an einem der<br />

86 austauschbaren<br />

Holzpaneele muss kein<br />

Makel sein, sie kann<br />

auch eine Erinnerung<br />

erhalten<br />

Bild: Toyota<br />

15 % Investition. Am Aachener Zentrum für integrativen Leichtbau<br />

(AZL) der RWTH will man durch das Projekt iComposite 4.0 nun die<br />

Kosten insgesamt um 49 bis 64 % reduzieren, Schuler ist einer der<br />

Partner. Als Demonstrator wird in einem hybriden Verfahren aus<br />

Lang- und Endlosfaser ein Fahrzeugboden mit einer Wandstärke von<br />

2,15 mm hergestellt. Im ersten Schritt werden dabei die Langglasfasern<br />

per Roboter auf eine Negativform gespritzt, was für minimalen<br />

Verschnitt sorgt. Nicht steuerbar ist hier aber die Faserorientierung,<br />

weshalb anschließend bestimmte Bereiche mit Bändern aus Carbon<br />

verstärkt werden. Derzeit wird daran gearbeitet, während des Faserspritzens<br />

direkt die Ausrichtung der Fasern in Echtzeit zu messen.<br />

Der Vergleich mit dem Digitalen Zwilling des Bauteils legt fest,<br />

wo genau die Verstärkungsstruktur durch die Carbonbänder angebracht<br />

und mit welchen Parametern der anschließende RTM-<br />

Prozess gefahren werden muss. Diese vorausschauende Qualitätskontrolle<br />

wird für jedes einzelne Bauteil direkt im Fertigungsprozess<br />

durchgeführt, wodurch zwar jedes minimal individuell wird, die erforderliche<br />

Steifigkeit aber immer garantiert gegeben ist. Experimentiert<br />

wurde dabei auch mit den Anteilen Glasfaser und Carbon,<br />

wobei die Eigenschaften hinsichtlich Torsionssteifigkeit, Biegesteifigkeit<br />

und Frontaufprall gleich bleiben mussten. Dabei stellte sich<br />

ein hoher Carbon-Anteil als die beste Lösung heraus, obwohl das<br />

Material wesentlich teurer ist als die Glasfaser. Dabei wurde das<br />

Gewicht im Vergleich zum Referenzteil aus Carbon-Textil-Material<br />

von 7,9 auf 7 kg reduziert, die Kosten sanken um 50 %. „Im Serienprozess<br />

kämen wir bei 35.000 Bauteilen pro Jahr auf unter 150 €<br />

Stückkosten“, so Winterhalter. Weiteres Potenzial zur Reduktion der<br />

Werkzeugkosten sehen die Experten in der Verringerung der Werkzeugsteifigkeit,<br />

wodurch die RTM-Presse mit bauteilspezifischen<br />

Parametern noch mehr Einfluss nehmen könnte.<br />

Composite-Material ist in der Praxis angekommnen<br />

Einige Hersteller produzieren bereits Strukturteile aus Composite-<br />

Material: Die Firma SGL Carbon aus Wiesbaden arbeitet mit verschiedenen<br />

Partnern an der Entwicklung von Batteriekästen aus carbonfaserverstärktem<br />

Kunststoff (CFK). Nach der Produktion der ersten<br />

Prototypen für den chinesischen Automobilhersteller Nio im<br />

Jahr 2018 hat man inzwischen auch einen Großauftrag von einem<br />

nordamerikanischen OEM für die Serienproduktion des Deckels und<br />

Bodens für Batteriegehäuse aus carbon- und glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff in hoher Stückzahl erhalten. Weitere Aufträge kamen von<br />

einem europäischen Sportwagenhersteller sowie von BMW: Für die<br />

Münchner wird man einen glasfaserbasierten Deckel für ein Batteriegehäuse<br />

produzieren. „Herkömmliche Batteriekästen für Elektroautos<br />

werden überwiegend aus Aluminium und Stahl gefertigt. Im<br />

Vergleich dazu ist das Akkugehäuse aus CFK rund 40 % leichter“, erklärt<br />

Sebastian Grasser, Head of Automotive Segment im Geschäftsbereich<br />

Composites bei SGL Carbon.<br />

Auch hier sieht man aber das Gewicht nicht alleinig als Treiber des<br />

Leichtbaugedankens: Die Bauteile müssen gleichzeitig eine hohe<br />

Steifigkeit aufweisen, um die Fahrdynamik zu unterstützen. Zusätzlich<br />

muss das Material den Unterboden vor Durchschlag schützen,<br />

zu einem optimierten Thermomanagement beitragen, hervorragenden<br />

Brandschutz bieten und die Dichtheitsanforderungen hinsichtlich<br />

Wasser und Gas bestehen. Laut SGL-Carbon würden Verbundwerkstoffe<br />

all diese Anforderungen sehr viel besser erfüllen als jedes<br />

andere Material.<br />

Leichtbau nicht Top-Priorität<br />

Das Thema E-Mobilität und Leichtbau kennt auch Michael Begert<br />

vom Produktentwicklungsspezialisten Edag, nach dessen Aussage<br />

bedacht werden muss, dass etwa ein Drittel des Akkugewichtes auf<br />

Gehäuse und Anbauteile entfallen, wo es noch viel Potenzial zu he-<br />

36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Zusammen mit mehreren Partnern aus der Industrie erforscht das AZL neue<br />

Methoden zur wirtschaftlichen Composite-Fertigung<br />

Bild: AZL<br />

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ben gäbe. „Aktuell genießt Leichtbau im Topmanagement wenig<br />

Aufmerksamkeit, die Entwicklungsbudgets sind rückläufig. Priorität<br />

haben dagegen Digitalisierung, Elektrifizierung und Autonomes Fahren“,<br />

führt Begert weiter aus. Im Elektroauto-Segment geht es aktuell<br />

eher darum, möglichst schnell in den Markt zu kommen, was<br />

auch eine zügige Entwicklung erfordert. Hier gilt dann ein um wenige<br />

Kilo leichteres Chassis schnell als eher sekundär.<br />

Ein Trend, der künftig in einem Atemzug mit Leichtbau genannt werden<br />

wird, sind Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit durch nachwachsende<br />

Rohstoffe. Dass es Holz als zentrales <strong>Konstruktion</strong>smaterial<br />

ins Kfz (zurück)schafft, sehen Experten aktuell noch nicht, eine<br />

längere Lebensdauer der Fahrzeuge jedoch schon: „Bauteile aus Faserverbundstoffen<br />

erreichen eine Lebensdauer von 25 Jahren oder<br />

über eine Million Kilometer. Konventionelle Karosserien sind auf<br />

200.000 Kilometer ausgelegt“, weiß Begert. Fahrzeuge selbst werden<br />

aber nicht so alt, weshalb eine Mehrfachnutzung anzustreben<br />

sei, der Break-Even-Point von Carbon liege bei zwei bis drei Verwendungen.<br />

Edag erforscht entsprechende Konzepte aktuell im EU-Forschungsprojekt<br />

Fibereuse.<br />

Vererbbare Dauerbrenner<br />

Das Konzeptfahrzeug Setsuna ist eine schöne Utopie: Es zeigt<br />

schon einmal – wie eben bei Concept Cars üblich – wo die Reise<br />

hingehen kann und dass Toyota diese Aspekte bereits auf dem<br />

Schirm hat. Ein zentrales Element im Armaturenbrett ist die Anzeige<br />

des Fahrzeugalters in Jahren, der Zeiger kann maximal bis 100 reichen.<br />

Der japanische Autohersteller möchte damit verdeutlichen,<br />

dass man künftig wieder mehr auf langlebige Produkte setzen sollte,<br />

die eventuell sogar vererbt werden und auf deren Gebrauchsspuren<br />

man sogar stolz ist. Dabei muss das Fahrzeug nicht unbedingt<br />

zum liebevoll erhaltenen Klassiker werden, der irgendwann nur<br />

noch Sonntags aus der Garage kommt. Ein besserer Vergleich wäre<br />

der robuste Massivholz-Esstisch in schnörkelloser Gestaltung, der<br />

auch nach drei Generationen noch in der Küche stehen und täglich<br />

genutzt werden kann – auch wenn man ihm sein Alter durchaus ansieht.<br />

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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

PORTRÄT<br />

Im Gespräch: Nils Martens, Senior Vice President Division Battery and Fuel Cell Systems, Dr. Manfred Stefener, Vice<br />

President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies<br />

Brennstoffzelle und Batterie –<br />

eine erfolgreiche Hybridstrategie<br />

Mit der verstärkten Entwicklung hin zur Elektromobilität wird die lange vernachlässigte Brennstoffzelle immer<br />

populärer. Im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären Nils Martens, Senior Vice President Division Battery &<br />

Fuel Cell Systems, und Dr. Manfred Stefener, Vice President Fuel Cell Systems, Freudenberg Sealing Technologies,<br />

welche Vorteile die Brennstoffzelle gegenüber der Lithium-Ionen-Batterie hat. Zudem erläutern die beiden<br />

Experten, wieso sie eine Hybridlösung aus beiden Technologien für den Königsweg halten.<br />

Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg Sealing Technologies<br />

ist nicht unbedingt als Anbieter von Brennstoffzellen<br />

und Lithium-Ionen-Batterien bekannt, sondern<br />

eher als Hersteller von Dichtungen und thermoplastischen<br />

Produkten für die Industrie. Welche Gründe gibt<br />

es für Ihr Engagement in diesem Bereich und welche<br />

Vorteile versprechen Sie sich davon?<br />

Martens: Es gibt gleich mehrere Gründe dafür. Für Freudenberg<br />

Sealing Technologies stellten sich wie für alle automobilnahe<br />

Firmen die Frage: Wie stellen wir uns besser<br />

auf den Trend der Elektromobilität ein? Welche Geschäftsfelder<br />

in der E-<strong>Mobility</strong> können wir generell erschließen?<br />

Und wie können wir uns vor allem auch neben<br />

dem Komponentengeschäft verstärken? Aus unserer<br />

Sicht wurden hier die Karten gerade neu gemischt und alle<br />

fingen bei null an. Für uns war das Ganze eine Chance<br />

in das Systemgeschäft einzusteigen. Denn wann immer<br />

wir ein Produkt auf den Markt bringen, ist es für uns<br />

wichtig, eine sehr gute Qualitätskontrolle und eine hohe<br />

eigene Wertschöpfung für das Produkt zu haben und es<br />

in allen Facetten zu beherrschen und zu verstehen. Bei<br />

den Brennstoffzellen erfüllen wir diese selbstgestellten<br />

Anforderungen, denn wir sind hier schon seit 25 Jahren<br />

aktiv und konnten eine tiefe, eigene Wertschöpfung errei-<br />

„Viele Unternehmen –<br />

so auch Freudenberg –<br />

verfolgen ohnehin eine<br />

klare Hybridstrategie,<br />

sowohl Batterie- als<br />

auch Brennstoffzellentechnologie<br />

in der Tiefe<br />

zu verfolgen.“<br />

Dr. Manfred Stefener, Vice President<br />

Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />

Sealing Technologies<br />

chen. Aktuell hat dies wahrscheinlich kein anderes Unternehmen<br />

in dieser Qualität zu bieten, womit wir natürlich<br />

auch sehr wettbewerbsfähig sind. Eine ähnliche Tiefe<br />

wollten wir bei der Batterie erreichen. Und haben dafür<br />

die Voraussetzung geschaffen, in dem wir die Mehrheit<br />

von XALT Energy, die hochenergetische Lithium-Ionen-<br />

Batteriepacks für emissionsfreie Schwerlastanwendungen<br />

entwickeln und produzieren, übernommen haben.<br />

Damit einher geht auch das Thema Wissensaufbau in diesen<br />

neuen Applikationen – was für uns sicherlich auch eine<br />

große Motivation war. In der Vergangenheit waren das<br />

eben Getriebe und Verbrennungsmotor. Und in Zukunft<br />

werden es Brennstoffzelle, Batterie und die entsprechenden<br />

Systeme sein. Obgleich unser Fokus im Systemgeschäft<br />

eindeutig auf den Heavy-Duty-Anwendungen mit<br />

den höchsten Anforderungen liegt, sind wir überzeugt,<br />

dass wir auf Basis dieses tiefen Technologieverständnisses<br />

später unsere Kunden mit ‚Komponenten für den<br />

Massenmarkt Automotive‘ vollumfänglich als führender<br />

Technologiepartner unterstützen können. Ein weiterer,<br />

wesentlicher Grund für unsere Entscheidung in den Geschäftsbereich<br />

massiv zu investieren war, dass wir ohnehin<br />

die Bereiche Elektronik, Software, Telematik-Knowhow,<br />

etc., ausbauen wollten. Denn das sehen wir als<br />

wichtige Kompetenz für unsere Unternehmen und den<br />

Konzern.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn es um die E-Mobilität<br />

geht, hat die Automobilbranche lange auf Batterien<br />

gesetzt, die Brennstoffzelle konnte sich dagegen bisher<br />

nicht durchsetzen. Das scheint sich zu ändern, Experten<br />

prognostizieren bis 2050 einen Marktanteil von<br />

Wasserstofffahrzeugen von bis zu 73%. Was hat sich<br />

geändert, dass die Brennstoffzelle nun so populär ist?<br />

Martens: Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Ein<br />

wesentlicher Faktor ist, dass es in naher Zukunft verlässliche<br />

und kommerziell auch wettbewerbsfähige Brennstoffzellen<br />

geben wird. Das ist die absolute Grundvoraussetzung.<br />

Damit einher geht ein weiteres Kriterium. Speziell<br />

beim Schwerlast- oder auch Langstreckentransport<br />

sind die benötigten Reichweiten und Ladegeschwindig-<br />

38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Bild Freudenberg Sealing Technologies<br />

Nils Martens, SVP Division<br />

Battery & Fuel Cell Systems,<br />

Dr. Manfred Stefener, VP<br />

Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />

Sealing Technologies<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 39


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

PORTRÄT<br />

Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />

„Im Bereich Brennstoffzellen<br />

sind wir schon seit einigen<br />

Jahren aktiv und können im<br />

erheblichen Maß eine eigene<br />

Wertschöpfung erreichen. Aktuell<br />

kann dies so wahrscheinlich<br />

kein anderes Unternehmen<br />

erreichen.“<br />

Nils Martens, SVP Division Battery<br />

& Fuel Cell Systems, Freudenberg<br />

Sealing Technologies<br />

keiten nicht mit reinen batterieelektrischen Lösungen zu<br />

erreichen. Zudem hat eine Batterie hinsichtlich der wichtigen<br />

Parameter Gewicht und Bauraum gewisse Nachteile<br />

gegenüber einer Brennstoffzelle. Das sind einige Gründe,<br />

wieso derzeit der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur<br />

weltweit vorangetrieben wird und auch zunehmend<br />

staatlich gefördert wird. Dadurch entsteht Planungssicherheit<br />

für Abnehmer, dass sie in Zukunft die Brennstoffzelle<br />

in ihren Fahrzeugen oder Schiffen entsprechend<br />

auch nutzen können.<br />

Stefener: Darüber hinaus werden die Themen rund um<br />

Brennstoffzelle oder Batterie in den verschiedenen Weltregionen<br />

– auch schon in der Vergangenheit – unterschiedlich<br />

bewertet. Wir hätten heute keine Serienfahrzeuge<br />

mit Brennstoffzellenantrieb auf dem Markt, wenn<br />

Japan und Korea nicht schon vor zwanzig Jahren entsprechende<br />

Forschungs- und Entwicklungs- sowie Förderschwerpunkte<br />

gesetzt hätten. In diesen beiden Ländern<br />

wird das Thema Wasserstoff-Wirtschaft ganz großgeschrieben.<br />

Demgegenüber stand in Europa die letzten<br />

zehn Jahre eher die Batterieelektrik im Fokus. Wichtig ist:<br />

Wenn es um Elektromobilität geht, hilft uns beides. Viele<br />

Unternehmen – so auch Freudenberg – verfolgen ohnehin<br />

eine klare Hybridstrategie und damit sowohl Batterieals<br />

auch Brennstoffzellentechnologie in der Tiefe. In diesem<br />

Fall meint Hybrid die Kombination aus Brennstoffzelle<br />

und Batterie. Mit dieser Strategie kann man in den unterschiedlichen<br />

Anwendungsbereichen immer das Optimum<br />

an Leistung, Reichweite und Kosten herausholen.<br />

Nur mit einer Technologie lässt sich das nicht so gut erreichen.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir hier<br />

in Zukunft kein gegeneinander sehen werden, sondern<br />

im Wesentlichen ein auf die Anwendung zugeschnittenes<br />

Rightsizing von Batterien und Brennstoffzellen, so dass<br />

man den besten ökonomischen Wert für die jeweilige Anwendung<br />

erreicht.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie erheben den Anspruch, <strong>Konstruktion</strong>serfahrung<br />

von Brennstoffzellensystemen<br />

mit hohem Wirkungsgrad und langer Lebensdauer zu<br />

haben. Können Sie das näher erläutern?<br />

Stefener: Man kann das natürlich auf verschiedenen Ebenen<br />

sehen. Freudenberg ist zwar von jeher als Komponentenhersteller<br />

bekannt. Tatsächlich entwickeln wir aber<br />

schon seit über fünfundzwanzig Jahren funktionskritische<br />

Komponenten für Brennstoffzellen. Dabei handelt es sich<br />

unter anderem um Dichtungen, Gasdiffusionslagen, Filter<br />

oder Befeuchter. Alles Dinge, ohne die man sich den Betrieb<br />

einer Brennstoffzelle gar nicht vorstellen kann. Was<br />

jetzt hinzukommt, auch durch unsere Akquisitionsstrategie,<br />

ist das Thema Elektrochemie, sodass wir auch mit einer<br />

hohen Wertschöpfung aktive Brennstoffzellen-Zellkomponenten<br />

fertigen können. Und wir können Systeme<br />

bauen. Die Lebensdauer von Systemen hängt von mehreren<br />

Faktoren ab. Einerseits natürlich von der Leistungsfähigkeit<br />

oder der Lebensdauer der Kernkomponente des<br />

Brennstoffzellen-Stacks. Die Erfahrung, wie man Zellenkomponenten<br />

leistungsfähig und langlebig macht, haben<br />

wir durch die genannte Akquisition sozusagen eingekauft.<br />

Ich selbst habe 27 Jahre Erfahrung im Brennstoffzellenbereich<br />

und mich auch in meiner Doktorarbeit damit<br />

beschäftigt. Daraus ergibt sich für Freudenberg diese<br />

starke <strong>Konstruktion</strong>serfahrung von Brennstoffzellensystemen<br />

mit hohem Wirkungsgrad und langer Lebensdauer.<br />

Darüber hinaus besitzen wir ein ganzheitliches Verständnis<br />

der Brennstoffzellenmechanismen, also dem Design,<br />

den Materialien, den Komponenten und den Betriebsstrategien.<br />

Und sehr wichtig sind bei der Entwicklung von<br />

Brennstoffzellensystemen unsere jahrzehntelangen Testerfahrungen<br />

mit diesen Lösungen. Die Aussagen bezüglich<br />

Leistungsfähigkeit und Lebensdauer haben wir in<br />

über dreißig-, vierzigtausend Stunden Testzeiten nachgewiesen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche technischen Vorbeziehungsweise<br />

Nachteile hat die Brennstoffzellentechnologie<br />

gegenüber Lithium-Ionen-Batterien?<br />

Stefener: Es gibt bei der Brennstoffzelle und der Lithium-<br />

Ionen-Batterie Prinzip-bedingte Unterschiede. Eine Batterie<br />

ist ein sehr dynamischer Energie- oder Leistungslieferant,<br />

mit dem man eine Mobilitätsanwendung, wie das<br />

Starten, Stoppen, eine Rückspeisung von Energie,<br />

schnelle Lastwechsel, wunderbar abdecken kann. Der<br />

Nachteil der Batterie ist, dass sie im Vergleich zu vielen<br />

Brennstoffen eine relativ niedrige Speicherdichte hat. Dabei<br />

ist die Lithium-Ionen-Batterie derzeit die beste Batterietechnik.<br />

Nichtsdestotrotz ist ihre Speicherdichte beispielsweise<br />

im Vergleich zu Wasserstoff geringer. Das<br />

heißt, wenn man Reichweite erzielen möchte, also lange<br />

fahren will, dann schafft man das mit weniger Gewicht<br />

mit einer Brennstoffzelle und einer entsprechenden Energiespeicherung.<br />

Und das sind die jeweiligen Vor- und<br />

Nachteile. Die Brennstoffzelle hat längere Reichweiten,<br />

weniger Gewicht und sie lässt sich schnell ‚Nachtanken‘.<br />

Die Batterie hat Vorteile hinsichtlich Dynamik und schnelle<br />

Reaktionszeit, aber systematisch kürzere Reichweiten.<br />

Letztendlich muss man nach den Anforderungen der Applikation<br />

entscheiden. Es gibt Anwendungen, bei denen<br />

man mit einer reinen Batterie gut zurechtkommt. Aber<br />

40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


wie bereits angesprochen, ist im Endeffekt eine Kombination<br />

beider Technologien am vielversprechendsten.<br />

Denn damit kann man Reichweite und Dynamik verbinden<br />

und damit technisch und kostenseitig das Optimum<br />

erreichen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Eine Kernkomponente in der<br />

Freudenberg-Brennstoffzellen-Technologie ist die<br />

Membran-Electrode-Assembly (MEA). Was muss man<br />

sich darunter vorstellen und welche Vorteile ergeben<br />

sich dadurch?<br />

Stefener: Die sogenannte Membran-Elektroden-Einheit<br />

oder Membrane Electrode Assembly ist die elektrochemische<br />

Kernkomponente. Der Name kommt daher, dass<br />

sie aus den Komponenten Membran sowie zwei Elektroden<br />

– Anode und Kathode – zusammengesetzt ist. Die<br />

Membran nimmt in der Brennstoffzelle die Elektrolytfunktion<br />

wahr. Die MEA kann man sich bei der Brennstoffzelle<br />

als eine flache Einheit von ungefähr 0,25 mm<br />

Dicke und der Größe eines DIN-A4-Blattes vorstellen. In<br />

dieser Einheit wird die elektrische Leistung erzeugt,<br />

wenn man Wasserstoff und Sauerstoff zuführt.<br />

Es gibt derzeit weltweit nur eine Handvoll Unternehmen,<br />

die solche Kernkomponenten herstellen können, die noch<br />

relativ teuer sind. Das Know-how, solche Komponenten<br />

Bereits Mitte der 1990er Jahre entwickelte Freudenberg Sealing Technologies<br />

Komponenten für Brennstoffzellen und hat u. a. serienreife Gasdiffusionslagen<br />

sowie Dichtungen für Brennstoffzellen-Stacks entwickelt<br />

herzustellen, ist also eine Besonderheit. Freudenberg verfügt<br />

über diese Technologie und hat eine ganze Reihe von<br />

Patenten, die den Herstellungsprozess für diese Membran-Elektroden-Einheiten<br />

abdecken. Der Vorteil: Man<br />

kann die Einheiten funktional sehr stark auf die jeweilige<br />

Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />

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ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

PORTRÄT<br />

Nils Martens (re.) und<br />

Dr. Manfred Stefener<br />

erläutern die Gründe<br />

für das Engagement<br />

von Freudenberg<br />

Sealing Technologies<br />

im Bereich Brennstoff -<br />

zellen- Systeme<br />

Anwendung anpassen und auch Abhängigkeiten von anderen<br />

Herstellern reduzieren.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Freudenberg konzentriert sich<br />

mit der Brennstoffzelle auf Anwendungen außerhalb<br />

des Pkws. In welchen Applikationen kommen Ihre<br />

Systeme zum Einsatz und gibt es schon konkrete Anwendungsfälle,<br />

etwa im Segment Kreuzfahrt?<br />

Stefener: Wir konzentrieren uns mit Brennstoffzellen-<br />

Systemen auf den Heavy-Duty-Bereich, mit Brennstoffzellen-Komponenten<br />

auch auf den PKW-Sektor. Bei<br />

Heavy Duty sind das im Wesentlichen die Segmente<br />

Bus, LKW, Züge und die Schifffahrt. In diesem Sektor haben<br />

wir ein gemeinsames Förderprojekt mit der Meyer<br />

Werft und dem Kreuzfahrtbetreiber Carnival. Das Ziel ist<br />

es, im Jahr 2021 auf der AIDAnova Brennstoffzellen zu installieren<br />

und darauf aufbauend weitere Schiffe mit dieser<br />

Technologie auszustatten. Bei einem weiteren Projekt<br />

entwickeln wir gemeinsam mit Flixbus einen Brennstoffzellen-Hybridbus<br />

mit passendem Batterie-und BZ-System.<br />

Das Thema Reisebus ist sehr interessant für Freudenberg,<br />

allein in Europa beträgt das jährliche Marktvolumen<br />

rund 9.400 Fahrzeuge. Zudem lassen sich hier Synergien<br />

nutzen, denn die Leistungs- und Technikanforderungen<br />

sind ähnlich wie im Lkw-Segment, dem mit Abstand<br />

größten im Heavy-Duty-Bereich.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Nachhaltigkeit ist dieser Tage ein<br />

großes Thema. Wie sieht es vor diesem Hintergrund<br />

mit Themen wie Wiederverwendung, Aufarbeitung<br />

und Recycling Ihrer Systeme aus?<br />

Martens: Bei Batterie-Systemen kommen Sie heute als<br />

großer Hersteller nicht umher, Recycling anzubieten. Das<br />

ist auch unser Anspruch an uns selbst, eine wirklich nachhaltige<br />

Lösung für unsere Kunden bereitzustellen. Freudenberg<br />

macht das Stand heute über Partner in Europa,<br />

in Nordamerika und auch in Südamerika. Bei unseren<br />

Pouch-Zellen ist die erreichbare Recyclingquote mit über<br />

90% sehr hoch. Darüber hinaus sind unsere XALT Batteriesysteme<br />

bewusst so konzipiert worden, dass sie einen<br />

Retrofit ermöglichen. Das heißt, man kann sie theoretisch<br />

nach Ende der initialen Nutzungsdauer mit neuen<br />

Batteriezellen wieder einsatzfähig machen. Zudem sind<br />

die Systeme so entwickelt, dass eine hohe Recyclingquote<br />

des Gesamtsystems zum Ende der Lebensdauer sichergestellt<br />

ist.<br />

Darüber hinaus beteiligen wir uns aktiv in verschiedenen<br />

Research-Projekten, die sich mit dem Recycling der Batteriezellen<br />

beschäftigen. Hierbei geht es unter anderem<br />

um Fragen, wie man in der Herstellung bestimmte Parameter<br />

verändern kann, um das Recycling zu vereinfachen<br />

und wie sich die Rohmaterialien zurückgewinnen und<br />

wiederverwenden lassen.<br />

Stefener: Im Brennstoffzellenbereich sieht das ganz ähnlich<br />

aus. Unser Brennstoffzellen-Stack wird mit Hinblick<br />

auf Ressourcenschutz und Recycling entwickelt. Freudenberg<br />

nutzt unter anderem ein patentiertes Verfahren<br />

zur Minimierung des Platinverbrauchs – der Platin-Katalysator<br />

ist der größte Kostenpunkt einer Brennstoffzelle.<br />

Zudem verfügen wir über ein etabliertes Recyclingsystem<br />

für Platin, dass eine Rückgewinnung von 98 % des<br />

genutzten Platins ermöglicht. Durch die Verwendung von<br />

recyceltem Platin spart man große Mengen an Energie.<br />

Wie gesagt, da besteht eine etablierte Technologie, das<br />

ist der wesentliche Punkt.<br />

Auch die anderen Stoffe in der Brennstoffzelle, wie<br />

Kunststoffe, Aluminium, Stahl, und Kohlenstoff, lassen<br />

sich recyceln und weiter- beziehungsweise wiederverwenden.<br />

www.fst.com<br />

Bild: Freudenberg Sealing Technologies<br />

Details zum Thema Brenstoffzellen-Technologie<br />

von Freudenberg Sealing Technologies:<br />

hier.pro/HFHNa<br />

42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Konferenz<br />

SMARTE MASCHINEN<br />

IM EINSATZ<br />

EFFIZIENT, SICHER UND<br />

NACHHALTIG MIT KI<br />

1. Dezember <strong>2020</strong><br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Smarte Maschinen schaffen Mehrwert – dank<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

Gerade in der derzeitigen schwierigen Phase müssen Unternehmen<br />

möglichst effizient, sicher und nachhaltig wirtschaften.<br />

Künstliche Intelligenz bietet hier enorme Chancen für alle, die<br />

die neuen Technologien einzusetzen wissen.<br />

Vor diesem Hintergrund präsentieren die Konradin Mediengruppe<br />

und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />

Automatisierung IPA den Kongress „Smarte Maschinen im Einsatz“,<br />

in dem zahlreiche Forscher und Experten aus Unternehmen –<br />

vom innovativen Start-up über die Träger des Deutschen<br />

Zukunftspreises bis zum Weltkonzern – die Potenziale aufzeigen<br />

und über ihre Erfahrungen mit KI-Lösungen berichten.<br />

Nutzen Sie die exklusive Gelegenheit zum<br />

Networking und melden Sie sich schnell an.<br />

Vor Ort stehen nur wenige Plätze zur<br />

Verfügung!<br />

Frühbucher bis zum 30.09.<strong>2020</strong> bezahlen<br />

nur 610,– € danach 640,– € (zzgl. MwSt.)<br />

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ACHTUNG<br />

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Jetzt auch virtuelle Teilnahme<br />

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möglich: Frühbucher bis<br />

zum 30.09. bezahlen nur<br />

450,– € danach 490,– €<br />

(zzgl. MwSt.)<br />

Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 43


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

DC-Kleinstmotoren von Faulhaber im Teleskoparm eines Laderoboters von Volterio<br />

Klein, kräftig und robust<br />

DC-Kleinstantriebe leisten heute in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen beachtliches. Sie<br />

überzeugen durch ihre geringe Leistungsaufnahme, wandeln elektrische Energie effizient in Bewegungsenergie<br />

um, sind einfach in der Drehzahl regelbar, leicht, leise und zuverlässig. Dadurch treiben sie in vielen<br />

Branchen immer wieder die Technik voran. Inzwischen gilt das auch für die Elektromobilität. Treibende<br />

Kraft eines Laderoboters für Elektroautos sind grafitkommutierte DC-Kleinstantriebe von Faulhaber.<br />

Andreas Seegen, Leiter Marketing bei Faulhaber und Ellen-Christine Reiff, Redaktionsbüro Stutensee<br />

(Österreich) abgeschlossen hat. Heute ist er Geschäftsführer der<br />

Volterio GmbH und der Laderoboter steht kurz vor dem Start der<br />

Serienproduktion.<br />

Leistungsstarke Antriebstechnik für<br />

den Roboterarm des Ladesystems<br />

Elektromobilität ist unbestreitbar im Kommen, doch bis zur funktionierenden<br />

Standardtechnologie gibt es noch ein paar Hürden<br />

zu bewältigen. Eine davon ist der Ladevorgang. Straßenzüge mit<br />

massenhaft aneinandergereihten Ladesäulen sind keine akzeptable<br />

Lösung. Sie machen den Stadtraum nicht gerade schöner, und auch<br />

in der eigenen Garage würde man gern darauf verzichten, weil doch<br />

recht viel Platz verloren geht und das Kabel schnell zur Stolperfalle<br />

werden kann. Eine Alternative ist induktives Laden. Dabei ist das<br />

Equipment unter dem Straßenbelag oder im Garagenboden praktisch<br />

unsichtbar. Das hat jedoch seinen Preis und für die Installation<br />

sind oft umfangreiche Erdarbeiten notwendig. Im Vergleich zum Kabelkontakt<br />

geht zudem immer ein Teil des Stroms verloren, und dieser<br />

Anteil wird größer, wenn das Fahrzeug nicht genau über der<br />

Spule parkt. Die Autohersteller lösen das, indem sie eine Navigationshilfe<br />

anbieten, um die Abstände zwischen den beiden Spulen<br />

genau zu justieren. Inzwischen gibt es jedoch eine vielversprechende<br />

Alternative, bei der es solche Probleme prinzipbedingt nicht gibt:<br />

den Laderoboter von Volterio. Die Idee stammt aus der Masterarbeit,<br />

die Christian Flechl 2014 an der Technischen Universität Graz<br />

Bild: Faulhaber<br />

Teleskoparm statt Kabel<br />

Das System besteht aus einer Fahrzeug- und einer Bodeneinheit.<br />

Die Fahrzeugeinheit lässt sich einfach in Elektroautos integrieren<br />

und kann meist sogar nachgerüstet werden. Die Bodeneinheit liegt<br />

im „Ruhezustand“ als unauffällige, lediglich sechs Zentimeter hohe<br />

<strong>Konstruktion</strong> auf dem Boden. Zum Laden parkt man das Auto einfach<br />

darüber. Haben sich beide Einheiten identifiziert, fährt teleskopartig<br />

ein Roboterarm aus, auf dem der „Stecker“ – ein konisch-runder<br />

Stromüberträger – sitzt. Er steuert das Gegenstück am Unterboden<br />

des Fahrzeugs an und stellt den vollen Kontakt auch dann her,<br />

wenn das Fahrzeug nicht optimal steht. Es genügt, wenn sich der<br />

Anschluss in einem 50 auf 50 cm großen Feld befindet. Sein Ziel findet<br />

der Roboter über ein Ultraschall-System. Die Verbindung ist in<br />

weniger als 15 Sekunden hergestellt. Die Ladeleistung eines Ladegeräts<br />

mit Heimanschluss beträgt 22 kW, womit auch große Autobatterien<br />

in vier bis fünf Stunden aufgeladen werden können. Die<br />

Technik ist aber dafür ausgelegt, bis zu 100 kW Gleichstrom zu bewältigen,<br />

was die Ladezeit auf eine Stunde senkt.<br />

Die Suche nach dem passenden Motor<br />

Bei der Entwicklung des Prototyps kam es auch auf die Motoren an,<br />

die die drei Achsen des Roboterarm bewegen: „Wir wollten eine<br />

möglichst flache Einheit bauen, also ging es im Gerät von Anfang an<br />

sehr eng zu“, erinnert sich Flechl. „Zugleich sind jedoch erhebliche<br />

Gewichte der hochstromtauglichen Kabel und Stecker zu bewegen,<br />

die Motoren müssen daher – in Verbindung mit dem passenden Getriebe<br />

– bei minimalem Volumen ein hohes Drehmoment und eine<br />

hohe Dynamik erreichen.“ Bei seiner Internetrecherche stieß der<br />

junge Diplomingenieur recht schnell auf Faulhaber, denn für die geforderte<br />

Spezifizierung gibt es nicht viele Angebote auf dem Markt.<br />

„Der Austausch mit anderen Experten hat mir bestätigt, dass ich<br />

dort an der richtigen Adresse bin. Die Zusammenarbeit gestaltete<br />

sich dann sehr angenehm. Die Antriebsexperten haben das ganze<br />

Projekt mit eingehender technischer Beratung, passender Antriebsauswahl<br />

und den Komponenten gesponsert.“ In den Prototypen<br />

wurden DC-Kleinstmotoren der Baureihe CR mit Planetengetriebe<br />

und passendem Motion Controller eingebaut. Darüber hinaus hat<br />

der Antriebsspezialist aus Schönaich zu Testzwecken weitere Antriebe<br />

ausgewählt und zur Verfügung gestellt.<br />

44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


ELEKTROMOBILITÄT<br />

ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

Bild: Volterio<br />

Das Ladesystem besteht aus einer Fahrzeug- und einer Bodeneinheit. Die<br />

Fahrzeugeinheit lässt sich einfach in Elektroautos integrieren und kann<br />

meist sogar nachgerüstet werden<br />

Leichte und kompakte DC-Kleinstmotoren<br />

DC-Kleinstmotoren mit Grafitkommutierung sind mit Durchmessern<br />

von 23 bis 38 mm besonders leicht und kompakt. Durch die <strong>Konstruktion</strong><br />

als Glockenankermotor mit der patentierten, freitragenden<br />

Rotorspule mit Schrägwicklung, die um einen ruhenden Magneten<br />

rotiert, kann fast der gesamte Motordurchmesser für die elektrische<br />

Spulenwicklung genutzt werden. Dadurch erreichen die Motoren im<br />

Verhältnis zu ihrer Größe und ihrem Gewicht höhere Leistungen und<br />

Drehmomente als konventionelle Ausführungen. Die kleinen Motoren<br />

liefern je nach Baugröße Drehmomente bis etwa 220 mNm. Zudem<br />

arbeiten sie ohne Rastmoment, wodurch ein präziser Positionierbetrieb,<br />

eine sehr gute Drehzahlregelung und ein insgesamt höherer<br />

Wirkungsgrad im Vergleich zu anderen DC-Motortypen erreicht<br />

wird. Der Begriff „Grafitkommutierung“ bezieht sich auf das<br />

verwendete Bürstenmaterial in Kombination mit einem Kommutator<br />

aus einer Kupferlegierung. Dieses Kommutierungssystem ist<br />

sehr robust und eignet sich besonders für dynamische Hochleistungsapplikationen<br />

mit schnellem Start-/Stoppbetrieb, wie es der<br />

dreiachsige Roboterarm des Ladegeräts erfordert. Das Ladegerät<br />

ist für etwa 20.000 Zyklen ausgelegt; dafür wird nur rund ein Prozent<br />

der Lebensdauer der Antriebe benötigt. Wichtig ist auch die Robustheit<br />

der Antriebe, denn die Ladeeinheit soll auch nach längerem<br />

Stillstand und bei ungünstigen Witterungsbedingungen und mit<br />

Straßenstaub am Boden zuverlässig funktionieren.<br />

Mittlerweile hat sich der Prototyp in ausgiebigen Testreihen bestens<br />

bewährt, und bewiesen, dass die Technologie den konkurrierenden<br />

Konzepten in entscheidenden Aspekten deutlich überlegen ist. Auch<br />

mehrere Hersteller von Premium-Autos haben sich davon überzeugt<br />

und sind nun dabei, die Serienfertigung der Ladesysteme zu organisieren.<br />

Derweil wendet sich Volterio bereits neuen Aufgaben zu:<br />

„Automatisierte Ladevorgänge lassen sich vielseitig nutzen“, fährt<br />

Flechl fort. „Das gilt für den gesamten Bereich der Logistik sowie<br />

für alle fahrerlosen Fahrzeuge. Auch an E-Lkw wird inzwischen gearbeitet.<br />

Wir entwickeln die passenden Laderoboter dazu, und freuen<br />

uns, dass Faulhaber uns dabei weiter mit geeigneten Motoren, Getrieben<br />

und Controllern unterstützt.“<br />

jg<br />

www.faulhaber.com<br />

Details zu den grafitkommutierten DC-Kleinstmotoren<br />

von Faulhaber:<br />

hier.pro/y5BaG<br />

Si-Akademie<br />

<br />

3. Praxiskongress<br />

Recht<br />

Foto: © zolnierek, fotolia.com<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3. Dezember <strong>2020</strong><br />

Hotel Chester<br />

Convention Center<br />

<br />

Kursgebühr<br />

Frühbucherpreis<br />

<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

www.praxiskongress-recht.de<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 45


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

IP67-Leckagetests von Inficon prüfen Gehäuse von Traktionsbatterien auf Wasserdichtheit<br />

Das Gehäusematerial<br />

bestimmt die Grenzleckrate<br />

Batterien und Brennstoffzellen in Elektrofahrzeugen müssen zuverlässig vor Umwelteinflüssen wie Wasser geschützt<br />

werden. Die Hersteller setzen für die Gehäuse der Energieträger auf die Schutzklasse IP67. Deren Anforderungen<br />

in eine exakte Leckrate zu übersetzen, mit der Gehäuse im Fertigungsprozess auf Dichtheit geprüft<br />

werden können, ist nicht trivial. Messtechnikspezialist Inficon bietet hierfür geeignete Prüfmethoden und<br />

-lösungen an, um Wasserdichtheit für Traktionsbatterien gemäß Schutzklasse IP67 zu gewährleisten.<br />

Mark Blaufuß, Application Engineer Alternative Drive Trains, Inficon GmbH, Köln<br />

Einer der größten Feinde der Lithium-Ionen-Batterietechnologie<br />

im Straßenverkehr ist Wasser.<br />

Dringt es in die Batterie, droht ein Kurzschluss<br />

und sogar der Brand von Batterie und Fahrzeug.<br />

Gehäuse mit Schutzklasse IP67 schützen<br />

fach, die Anforderungen der IP67 in eine<br />

exakte Leckrate zu übersetzen.<br />

Bild: Kim/stock.adobe.com<br />

Alternative Antriebskonzepte – ob reines Elektrofahrzeug oder<br />

mit Brennstoffzelle – verwenden Elektromotoren. Und diese<br />

Motoren werden aus Batterien gespeist. Bei deren Fertigung wird<br />

die sorgfältige Qualitätssicherung unverzichtbar. Zuverlässigkeit, Betriebssicherheit<br />

und Langlebigkeit der Batterie sind für Automobilhersteller<br />

darum so wichtige Kriterien wie für ihre Kunden. Dabei ist<br />

einer der größten Feinde der Lithium-Ionen-Batterietechnologie im<br />

Straßenverkehr praktisch unausweichlich: Wasser. Dringt Wasser in<br />

die Batterie, droht ein Kurzschluss und sogar der Brand von Batterie<br />

und Fahrzeug. Aber nicht nur die Traktionsbatterie muss durch ihr<br />

Gehäuse dauerhaft geschützt sein, auch die Elektronik im Batteriesteuergerät<br />

darf keinem Wasser ausgesetzt werden. Viele Hersteller<br />

orientieren sich darum bei der Fertigung ihrer Gehäuse an der entsprechenden<br />

Schutzklasse IP67. Dabei macht die IP67 keine exakten<br />

Vorgaben, wann genau ein Bauteil ausreichend gegen die Möglichkeit<br />

eines Wassereintritt geschützt ist. Zudem ist es nicht ganz ein-<br />

Schutzklasse IP67 taucht<br />

Komponenten ins Wasser<br />

Eine eingehende Betrachtung verdeutlicht<br />

zwei Dinge. Erstens: Die für einen Schutz<br />

nach IP67 erforderlichen Grenzleckraten sind<br />

üblicherweise nur mit modernen Prüfgasmethoden<br />

zu testen. Zweitens: Das Gehäusematerial<br />

selbst hat einen deutlichen Einfluss<br />

auf die Dichtheitsanforderungen, weil Wassertropfen<br />

sich von manchen Materialien<br />

leichter ablösen und so durch einen Leckkanal<br />

eindringen. Sehr oft werden Batteriegehäuse für Lithium-Ionen-<br />

Akkus oder Gehäuse für die Batteriesteuerelektronik nach IP67 ausgelegt.<br />

Die Prüfung gemäß dieser Schutzklasse verlangt, dass nach<br />

einem Tauchbad von 30 Min. in 1 m Tiefe das Bauteil seine völlige<br />

Funktionsfähigkeit bewahrt haben muss. In manchen Fällen bedeutet<br />

dies, dass keinerlei Wasser in das Bauteil eingedrungen sein darf.<br />

In einem Testaufbau lässt sich anhand verschiedener Glaskapillaren<br />

mit definiertem Durchmesser und mit einer Länge von in unserem<br />

Fall jeweils 10,5 mm ermitteln, bei welchem Durchmesser eines<br />

Leckkanals sich ein Tropfen gerade noch zeigt – ohne sich aber abzulösen.<br />

Der Differenzdruck beträgt dabei 0,1 bar (wie bei einem Gehäuse<br />

in 1 m Wassertiefe). Das Ergebnis: Während sich bei einem<br />

Glas-Leckkanal von 25 μm Durchmesser in einer halben Stunde noch<br />

drei Tropfen ablösen, formt sich bei einem Durchmesser von 20 μm<br />

zwar noch ein Tropfen, löst sich aber erst nach einem Zeitraum von<br />

mehr als 30 Min. ab. Was solch ein Versuchsaufbau zeigt: Wenn der<br />

Durchmesser eines Leckkanals aus Glas etwas weniger als 20 μm<br />

beträgt, ist der Wasserdruck von 0,1 bar mit den Kräften im Gleichgewicht,<br />

die das Wasser an der Oberfläche des Leckkanals haften<br />

lassen. Anders gesagt: Das Bauteil darf als völlig wasserdicht gelten.<br />

46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Bild: Inficon<br />

IP67-Test: Zusammenhang zwischen Leckrate und Wassereintritt,<br />

ermittelt anhand von Glaskapillaren<br />

Temperaturschwankungen verfälschen<br />

Ergebnisse der Druckmethode<br />

Leckraten in der Größenordnung von 10 -3 mbar∙l/s (0,06 sccm) stellen<br />

in der Praxis die Grenze dessen dar, was sich mit einer herkömmlichen<br />

Druckabfallprüfung unter idealen Bedingungen gerade<br />

noch feststellen lässt. Für ihre Dichtheitsprüfung in der Fertigung<br />

greifen viele Hersteller darum nur bis zu Grenzleckraten von<br />

10 -2 mbar∙l/s (bzw. bis 1 sccm) und bei der Prüfung auf Groblecks zur<br />

tendenziell unzuverlässigeren Druckabfallprüfung. Denn gerade bei<br />

großen Bauteilvolumina wird die Messung der Druckveränderung<br />

schon durch kleinste Temperaturschwankungen während des Prüfprozesses<br />

stark beeinträchtigt. Dies lässt sich bei der Druckabfallprüfung<br />

nicht vollständig kompensieren – sie führt dann sehr leicht<br />

zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen. Darum bieten<br />

sich für alle Grenzleckraten im Bereich 10 -3 mbar∙l/s oder kleiner<br />

eher die zuverlässigeren, prüfgasbasierten Methoden an. Die Wahl<br />

der konkreten Prüfmethode hängt auch davon ab, welche Druckdifferenz<br />

ein Bauteil verträgt. Viele Teile, die dazu ausgelegt sind, die<br />

Schutzklasse IP67 einzuhalten, widerstehen nur recht kleinen<br />

Druckdifferenzen von 0,1 oder 0,2 bar.<br />

Ist beispielsweise ein Battery Pack bereits zusammengebaut und<br />

der Hersteller möchte die Integrität der Dichtungen testen, verbietet<br />

sich ein zu hoher Differenzdruck, denn er könnte die Dichtungen<br />

beschädigen. Darum ist hier unter anderem die prüfgasgasbasierte<br />

Roboterschnüffellecksuche empfehlenswert. Dabei wird im Bauteil<br />

ein Prüfgasüberdruck von nur 0,1 bar erzeugt, und ein Roboterarm<br />

führt den Prüfgassensor automatisch an den Dichtungen des Battery<br />

Packs entlang, um gegebenenfalls austretendes Prüfgas zu detektieren.<br />

Nun hat man es in diesem Fall mit einem Materialmix zu<br />

tun. Denn in diesem Szenario besteht ein etwaiger Leckkanal auf<br />

seiner einen Seite aus dem Gehäusematerial, meist Aluminium,<br />

und auf seiner anderen Seite aus dem Polymer der Dichtung. Entsprechend<br />

sollte man auch die Grenzleckrate, gegen die die Dichtung<br />

zu prüfen ist, zwischen den materialtypischen Leckraten mitteln.<br />

Für dieses Prüfszenario wäre also eine Grenzleckrate im Bereich<br />

10 -4 mbar∙l/s ausreichend (auch wenn das reine Aluminiummaterial<br />

eine Prüfung gegen 10 -5 bar∙l/s erfordern würde).<br />

jg<br />

www.inficon.com<br />

ROBOTER<br />

UND MASCHINE<br />

WERDEN EINS<br />

www.br-automation.com/robotics<br />

Maximale Präzision durch mikrosekundengenaue<br />

Synchronisierung<br />

Roboter und Maschinenautomatisierung<br />

aus einer Hand<br />

Einfache Umsetzung<br />

von Robotikapplikationen<br />

Details zu Dichtheitsprüflösungen von Inficon für die<br />

Automobilindustrie:<br />

hier.pro/7mE3b


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

ANTRIEBSSTRATEGIEN<br />

Dr. Stefan Wolf, CEO von Elring Klinger, über die zukünftigen Entwicklungen im Antriebsstrang<br />

„Wir ernten jetzt die Früchte“<br />

Gibt es eine dominierende Lösung für den Antrieb der Zukunft oder kommt ein breit diversifizierter<br />

Antriebsmix? Dr. Stefan Wolf, CEO der Elring Klinger AG, nimmt in diesem Interview zu diesen Fragen<br />

Stellung und erläutert den Transformationsprozess bei Elring Klinger.<br />

Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> Automobilkonstruktion, Besigheim<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was<br />

zeichnet Ihre Brennstoffzellen<br />

aus?<br />

Bild: Elring Klinger<br />

Seit 15 Jahren beschäftigt sich Elring Klinger mit der Batterietechnik<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Diese Transformation im Antriebsstrang<br />

betrifft Elring Klinger massiv. Wie bewältigen Sie den Wandel<br />

im Produktportfolio und seine finanziellen Implikationen?<br />

Wolf: Wir haben zum Glück frühzeitig die richtige Richtung eingeschlagen,<br />

etwa vor 20 Jahren in Richtung Brennstoffzelle und vor 15<br />

Jahren in Richtung Batterietechnik. Inzwischen liefern wir komplette<br />

Batteriemodule – beispielsweise für den Sion von Sono Motors –<br />

und Brennstoffzellensysteme für Prototypenfahrzeuge von chinesischen<br />

OEMs.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Eine solche Transformation kostet viel<br />

Geld…<br />

Wolf: Ja, wir haben bereits einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag<br />

in die Batterie- und Brennstoffzellentechnik investiert und<br />

können daher jetzt dessen Früchte ernten. In Zukunft werden wir<br />

schwerpunktmäßig weiter in diesen Bereichen investieren und sind<br />

dabei auch weltweit für Partnerschaften offen, um bei der Technik<br />

und den Fertigungsvolumen weitere Schritte zu gehen. Denn bei<br />

unseren Brennstoffzellen-Stacks sind wir ohne Zweifel weltweit<br />

führend. Eine solche Technik mit so hoher Leistungsdichte bietet<br />

derzeit kein Wettbewerber an.<br />

Wolf: Der Knackpunkt ist die<br />

Umwandlung des Wasserstoffs<br />

und der dabei nutzbaren elektrischen<br />

Energie. Dieser Prozess<br />

findet zwischen zwei metallischen<br />

Bipolarplatten statt. Im Vergleich<br />

zu anderen am Markt angebotenen<br />

Brennstoffzellenstacks<br />

zeigen Elring-Klinger-<br />

Brennstoffzellen hohe Leistungsdichten.<br />

Realisiert werden diese<br />

durch ein geschütztes Bipolarplatten-Design,<br />

das ein äußerst<br />

kompaktes Dichtungskonzept<br />

und eine optimale Flächennutzung<br />

ermöglicht. Basis für die<br />

Umsetzung eines solchen Designs<br />

bilden hochpräzise Fertigungsprozesse, die aus bestehenden,<br />

in Serie produzierten Produkten heraus entwickelt wurden. Wir haben<br />

das geschafft und können dadurch aus dem eingebrachten Wasserstoff<br />

eine sehr hohe elektrische Leistungsdichte generieren.<br />

Sprich, wir können entweder bei gleicher elektrischer Leistung das<br />

Volumen und den Wasserstoffbedarf der Brennstoffzelle verringern<br />

oder bieten bei gegebener Brennstoffzellengröße mehr elektrische<br />

Leistung und Reichweite als Wettbewerbssysteme.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Kunden wollen Sie für Ihre<br />

Batterie- und Brennstoffzellentechniken gewinnen?<br />

Wolf: Wir sehen unsere zukünftigen Kunden eher bei neuen OEMs<br />

und Start-Up-Unternehmen. Auf der letzten „AutoShanghai“ war ich<br />

über die Vielzahl und Qualität der angebotenen Fahrzeuge erstaunt.<br />

Da waren etliche neue Anbieter dabei, die technisch gute Fahrzeuge<br />

präsentiert haben und die wir mit unseren Elektrifizierungslösungen<br />

unterstützen. Besonders freut mich, dass viele Techniker, Vorstände<br />

und Eigentümer dieser Unternehmen die Technik in den Vordergrund<br />

stellen. Sie sind von ihren Lösungen überzeugt und setzen<br />

sie konsequent und sehr engagiert um. Ich würde mir wünschen,<br />

dass die europäische Automobilindustrie eine ähnliche Dynamik an<br />

den Tag legt, um ihre Vorreiterrolle weiter zu behaupten.<br />

48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


ANTRIEBSSTRATEGIEN<br />

ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

Wolf: Unser Ansatz ist, dass wir möglichst viele Komponenten für<br />

die neuen Antriebstechniken aus unseren klassischen Geschäftsfeldern<br />

liefern. Beispielsweise stanzen, prägen, sicken, wärmebehandeln,<br />

beschichten und montieren wir in unserem Werk Dettingen<br />

die einzelnen metallischen Lagen für unsere Zylinderkopfdichtungen.<br />

Auf den gleichen Anlagen fertigen wir – natürlich mit anderen<br />

Werkzeugen – inzwischen die Bipolarplatten für Brennstoffzellen-<br />

Stacks. Diese „Zulieferung“ aus eigener Produktion ergänzt um<br />

ausgewählte zugekaufte Komponenten sichert uns eine hohe Wertschöpfung.<br />

www.elringklinger.de<br />

„Brennstoffzellen-Hybride<br />

werden ihren Markt<br />

haben, da sie auf das<br />

bestehende Tankstellennetz<br />

aufsetzen können<br />

und eine vernünftige<br />

Reichweite haben.“<br />

Brennstoffzellen von Elring Klinger haben eine hohe Leistungsdichte<br />

Bild: Elring Klinger<br />

Bild: Elring Klinger<br />

Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Vorstands, Elring Klinger AG<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt die Akquisition von<br />

Hofer in Ihrer Elektrifizierungs-Strategie?<br />

Wolf: Hofer ist eine unglaublich versierte und technisch sehr fortschrittliche<br />

Entwicklungsgesellschaft für elektrische Antriebsstränge.<br />

Dieses hohe technische Niveau von Hofer bei elektrischen Antriebssystemen<br />

ergänzt sich optimal mit unserem Industrialisierungs-Know-how.<br />

Im Gemeinschaftsunternehmen Hofer Powertrain<br />

Products werden wir solche innovativen Antriebslösungen auch in<br />

größeren Stückzahlen auf den Markt bringen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wann und mit wem?<br />

Wolf: Serienstart für unseren ersten batterieelektrischen Antriebsstrang<br />

wird demnächst mit einem renommierten europäischen<br />

Sportwagenhersteller sein. Weitere sind im Serienanlauf. Wir sehen<br />

uns als High-End-Anbieter, der in der Nische ausgefeilte System -<br />

lösungen anbietet.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind weitere Partnerschaften oder Übernahmen<br />

möglich? Ist da etwas Konkretes in Planung?<br />

Wolf: Wir werden sicherlich nicht bei Flachdichtungen, Kunststoff-<br />

Gehäuseteilen und Abschirmtechnik nach neuen Kooperationen und<br />

Übernahmekandidaten Ausschau halten. In diesen Bereichen ist<br />

Konsolidierung angesagt, neue Investitionen werden dort nur noch<br />

punktuell getätigt. In unseren neuen Bereichen Batterie- und Brennstoffzellentechnik<br />

werden wir uns über unsere technische Führungsrolle<br />

positionieren. Dort ist vieles möglich.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Volkswagen legt sich sehr auf den batterieelektrischen<br />

Antrieb fest. Ist das die Lösung aller Umweltprobleme?<br />

Wolf: Der batterieelektrische Antrieb wird ein Beitrag sein, aber<br />

nicht der alleinige. Ich bevorzuge einen technologieoffenen Ansatz,<br />

der für jede Anwendung nach dem dafür passenden Antrieb sucht.<br />

Deshalb denke ich, dass wir in Nutzfahrzeugen oder großen Pkw<br />

noch lange Dieselmotoren sehen werden, bei anderen Pkw Ottomotoren<br />

oder Hybridantriebe und im Großstadtverkehr durchaus<br />

batterieelektrische Antriebe. Auch Brennstoffzellen-Hybride werden<br />

ihren Markt haben, da sie auf das bestehende Tankstellennetz aufsetzen<br />

können und eine vernünftige Reichweite haben.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Umsatzanteil generieren Sie<br />

noch mit klassischen Produkten?<br />

Wolf: Es sind noch immer mehr als 90 %.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird sich das Umsatzverhältnis<br />

zwischen klassischen und neuen Produktsegmenten mittelfristig<br />

entwickeln?<br />

Wolf: Wir gehen davon aus, dass wir mit Flachdichtungen, Kunststoff-Gehäuseteilen<br />

und Abschirmtechnik im Jahr 2030 noch knapp<br />

die Hälfte des Umsatzes generieren, weitere 25 bis 30 % mit neuen<br />

Antriebstechniken sowie Strukturleichtbau und etwa zehn Prozent<br />

mit unseren kunststofftechnischen Produkten für Automobil-, Medizin-<br />

und allgemeine Industriekunden. Den Rest wird unser Ersatzteilgeschäft<br />

beitragen, das bis dahin noch stark auf Verbrennungsmotoren<br />

bezogen sein wird.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kann Elring Klinger Kompetenzen aus den<br />

klassischen Geschäftsfeldern für neue Produkte nutzen?<br />

Details zum Thema Elektromobilität bei Elring Klinger:<br />

hier.pro/xNQHX<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 49


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

TITELSTORY<br />

Stauff optimiert Schnellverschlusskupplungen mit der Serie FF<br />

Höhere Leistung<br />

und mehr Sicherheit<br />

Schnellverschlusskupplungen der Serie FF ermöglichen das sichere und<br />

tropffreie Lösen und Verbinden von Hydraulikanschlüssen – und damit den<br />

einfachen Austausch von Anbaugeräten an Baumaschinen. Welche Vorteile<br />

sie unter widrigen Umgebungsbedingungen wie Vibration, Staub, Schmutz<br />

und unsanfter Behandlung bieten, erläutert Boris Mette, Leiter Marketingkommunikation<br />

bei der Walter Stauffenberg GmbH (Stauff) in Werdohl.<br />

50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


TITELSTORY<br />

ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Zum schnellen Lösen und Verbinden von<br />

Hydraulikleitungen bietet Stauff die Schnellverschlusskupplungen<br />

der Serie FF an, die nach und nach die Serie FH ersetzt. Was<br />

sprach für die Weiterentwicklung?<br />

Boris Mette (Stauff): Von <strong>mobile</strong>n Maschinen wird auf der Baustelle<br />

immer mehr Flexibilität erwartet – gefragt sind Multifunktions -<br />

geräte, die sich durch verschiedene Anbaugeräte an die jeweils zu<br />

erledigende Aufgabe anpassen lassen. Schnellverschlusskupplungen<br />

für die Hydrauliksysteme schaffen die Voraussetzung dafür,<br />

dass die Werkzeuge in diesen Fällen schnell und sicher getauscht<br />

werden können. Einfache Schraubkupplungen können die Basis-Anforderungen<br />

der Baumaschinenindustrie durchaus erfüllen, aber<br />

Kunden und Anwendungen verlangen mehr. Für uns Hersteller stehen<br />

dann zusätzliche Eigenschaften im Pflichtenheft. Dazu gehört<br />

neben dem schnellen Lösen und Verbinden der Hydraulikleitung<br />

etwa das Vermeiden von Lufteinschlüssen beim Kuppeln – das verhindert<br />

Blasenbildung im Hydrauliksystem. Zudem sollen die Kupplungen<br />

gut zu reinigen sein, weil sie im Betrieb häufig verschmutzt<br />

sind. Beim Kuppeln ist also möglichst wirkungsvoll zu verhindern,<br />

dass Staub und Schmutz in das Hydrauliksystem eindringen können.<br />

All diese Anforderungen erfüllt bereits unsere Serie FH. Bei<br />

den Schnellverschlusskupplungen handelt es sich schon um Flat-<br />

Face-Kupplungen, also flachdichtende Kupplungen, die sich einfach<br />

reinigen lassen. Der Lufteinschluss beim Kuppeln ist minimal und<br />

beim Verbinden und Lösen der Kupplungshälften entsteht höchstens<br />

ein Ölfilm auf den Stirnseiten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was kann die Serie FF besser?<br />

Bild: Stauff (Kupplung), Gennady Poddubny/stock.adobe.com (Frontlader), Konradin Mediengruppe (Zusammenstellung)<br />

Mette: Potenzial für Verbesserungen besteht immer – und mit der<br />

Serie FF erschließen wir unseren Anwendern weitere Vorteile. Das<br />

Kürzel beschreibt die Kupplungsbauart ‚Flat Face‘; wichtig dabei<br />

aber ist, dass aus Kundensicht der Übergang von FH zu FF nahtlos<br />

erfolgen kann, weil beide Baureihen miteinander austausch- und<br />

mischbar sind. Mit Blick auf die Verbesserungen ist die Serie FF<br />

strömungstechnisch optimiert – und bietet damit bei gleicher Baugröße<br />

einen höheren Durchfluss im Vergleich zur Vorgängerserie FH.<br />

Anbaugeräten steht damit eine höhere hydraulische Leistung zur<br />

Verfügung. Um gleichzeitig die Haltbarkeit der Kupplung zu verbesseren,<br />

gerade bei dynamischer Belastung, wurde auch die Dichtung<br />

in der Loshälfte verbessert. Sie ist nun weniger anfällig gegenüber<br />

Kratzern.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ist bei höherer übertragbarer Leistung die<br />

Sicherheit gegeben?<br />

Mette: Definitiv – wir bieten nun sogar noch höhere Sicherheiten.<br />

Die nach ISO 16028 vorgeschriebenen Impuls- und Berstdruckprüfungen<br />

gemäß ISO 18869 (‚Hydraulic fluid power – Test methods for<br />

couplings actuated with or without tools‘) ergaben bessere Werte<br />

als bei der FH-Serie. Die maximalen Betriebsdrücke sind höher als<br />

von der Norm verlangt. Damit die Kunden stets die höchste Perfor-<br />

Mit der FF-Serie hat Stauff Schnellverschlusskupplungen<br />

für Hydrauliksysteme entwickelt, bei denen dank<br />

intelligenter Detailkonstruktion gegenüber der Vorgängerserie<br />

FH der Durchfluss erhöht werden konnte<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 51


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

TITELSTORY<br />

Im Stauff-Prüfzentrum werden die FF-Schnellverschlusskupplungen<br />

einer Druckimpulsprüfung unterzogen<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen wir zurück zur Serie FF – bei den<br />

Baugrößen haben sich ebenfalls Veränderungen gegenüber der<br />

Vorgänger-Serie ergeben?<br />

mance erhalten, verzichtet Stauff konsequent auf Low-Budget-<br />

Varianten. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal der neuen FF-Serie ist<br />

zudem die integrierte Verriegelung. Nach der Verbindung der Kupplungshälften<br />

kann der Bediener die Loshälfte durch eine 90-Grad-<br />

Drehung fest verriegeln. Ein Lösen nur durch Zurückziehen der<br />

Kupplungshülse ist dann ausgeschlossen, denn vorher muss die<br />

Entriegelung durch Drehen in der Gegenrichtung gelöst werden. Ein<br />

unbeabsichtigtes Lösen der Kupplung ist damit faktisch unmöglich.<br />

Auf Wunsch kann die Kupplung aber auch ohne Verriegelung bestellt<br />

werden – diese Option nutzt beispielsweise ein renommierter Hersteller<br />

von Multifunktionsfahrzeugen, weil die FF-Serie hier in sehr<br />

beengten Bauräumen eingesetzt wird.<br />

Bild: Stauff<br />

Mette: Zusätzlich zu den drei gängigen Baugrößen NW 10, 12 und<br />

19 folgen jetzt vier weitere zwischen NW 6,3 bis 38. Schritt für<br />

Schritt wird damit die FH-Serie durch die FF-Serie abgelöst und bezüglich<br />

des Einsatzspektrums erweitert. Der Anwender kann damit<br />

auch weiter von dem Vorteil der Flat-Face-Kupplungen profitieren,<br />

dass die Beweglichkeit erhalten bleibt. Im Vergleich zur einfacheren<br />

Schraubkupplungsverbindung bleiben bei der Flat-Face-Kupplung<br />

die Kupplungshälften in axialer Richtung drehbar zueinander. Somit<br />

können Drehmomente, die vom Schlauch ausgehen, nicht negativ<br />

auf die Kupplungsverbindung einwirken. Das erhöht ebenfalls die<br />

Lebensdauer und Sicherheit der Verbindung. Zur hohen Lebensdauer<br />

trägt übrigens auch die Zink-Nickel-Beschichtung bei, die bei<br />

Stauff-Kupplungen zum Einsatz kommt. Übrigens: Speziell die FF-<br />

Serie gehört zu unseren komplexeren Produkten – sie wurde vollständig<br />

bei Stauff entwickelt. Das Entwicklungszentrum in Werdohl<br />

und das Produktions- und Montagewerk in Meinerzhagen schaffen<br />

damit eine wesentliche Voraussetzung für das hohe Qualitätsniveau<br />

der Flat-Face-Kupplungen. Und im Rahmen des Stauff-Line-Serviceangebotes<br />

liefern wir auch fertig konfektionierte Schlauchleitungen<br />

mit Kupplungen der FF-Serie.<br />

Die FF-Serie<br />

im Überblick<br />

PLUS<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bietet gerade mit Blick auf die Verfügbarkeit<br />

und Lebensdauer <strong>mobile</strong>r Maschinen die Digitalisierung –<br />

Stichwort Predictive Maintenance – Chancen, den Einsatz der<br />

Mobilhydraulik noch zuverlässiger zu machen?<br />

Mette: Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Unser Geschäftsbereich<br />

Diagtronics arbeitet an genau diesen Lösungen. Die kontinuierliche<br />

Erfassung von Messgrößen wie Druck, Temperatur und Ölqualität<br />

kann die Lebensdauer von Hydrauliksystemen deutlich steigern und<br />

ungeplante Ausfälle vermeiden. Für diese Aufgaben bieten wir ein<br />

breites Portfolio an stationären und <strong>mobile</strong>n Mess- und Testgeräten,<br />

die sich in Konzepte und Plattformen für die vorausschauende Wertung<br />

einbinden lassen. Erst kürzlich haben wir einen Messwertaufnehmer<br />

vorgestellt, die sich als ‚Datensammler‘ einfach an die<br />

Messkupplungen im Hydrauliksystem anschließen lässt, verschiedene<br />

Parametersätze erfassen und speichern und die Werte dann<br />

etwa auf einen PC übertragen kann. Eine andere Neuheit ist das<br />

Auslesen von fest installierten Druck- und Temperatursensoren per<br />

RFID. Die Vorteile durch die Nutzung der berührungslos arbeitenden<br />

RFID-Technologie liegen auf der Hand: Messungen können denkbar<br />

einfach, ohne aufwändige Schulung und binnen weniger Sekunden<br />

mit nur einem Knopfdruck durchgeführt und prozesssicher dokumentiert<br />

werden – ohne temporäre Öffnung des Systems. Potentielle<br />

Gefahren für Mensch, Maschine und Umwelt können ebenso<br />

wie Schmutzeintrag ins System faktisch ausgeschlossen werden.<br />

Die Flat-Face-Schnellverschlusskupplungen der Serie FF lösen<br />

nach und nach die Vorgängerserie FH ab. Beide Baureihen<br />

sind aber miteinander austausch- und mischbar. Die<br />

Schnellverschlusskupplungen eignen sich für widrige Umgebungsbedingungen<br />

und sind jetzt in der FF-Ausführung in<br />

sieben Nennweiten zwischen NW 6,3 und 38 verfügbar. Die<br />

Serie FF bietet folgende Verbesserungen:<br />

• Strömungstechnisch optimiert: Höherer Durchfluss bei gleicher<br />

Baugröße, damit steht Anbaugeräten mehr hydraulische Leistung<br />

zur Verfügung.<br />

• Höhere Sicherheiten: Die maximalen Betriebsdrücke sind höher<br />

als von der Norm verlangt.<br />

• Verbesserte Dichtung: Weniger anfällig gegenüber Kratzern.<br />

• Zusätzliche Sicherheit durch Verriegelung: 90°-Drehung<br />

verhindert unbeabsichtigtes Lösen der Kupplung.<br />

Bild: Stauff<br />

52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


„Die kontinuierliche<br />

Erfassung von Messgrößen<br />

wie Druck, Temperatur<br />

und Ölqualität<br />

kann die Lebensdauer<br />

von Hydrauliksystemen<br />

deutlich steigern und<br />

ungeplante Ausfälle<br />

vermeiden.“<br />

Bild: Stauff<br />

Boris Mette, Leiter Marketingkommunikation, Stauff Deutschland<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns abschließend noch die<br />

Zukunft der Mobilhydraulik betrachten. Im Pressenbau haben<br />

sich ja elektrische Antriebe durchaus als Alternative zu hydraulischen<br />

Antrieben etabliert – wie sieht die Situation in der Mobilhydraulik<br />

aus? Könnten nicht künftig ebenfalls kompaktere und<br />

leistungsfähigere elektrische Antriebe das Rennen machen –<br />

und dabei ohne das aufwändige Handling mit Hydraulikflüssigkeiten<br />

auskommen?<br />

Mette: Gerade in <strong>mobile</strong>n Anwendungen, wo kompakte Bauweise<br />

und geringes Gewicht zählen, kann die Hydraulik ihre Vorteile der<br />

hohen Leistungsdichte optimal ausspielen. Elektroantriebe sind hier<br />

noch kein direkter Wettbewerb – das bestätigen unsere Kunden, die<br />

Maschinenhersteller, regelmäßig. Natürlich gibt es Demonstratoren<br />

und Prototypen von <strong>mobile</strong>n Arbeitsmaschinen, die vollelektrisch<br />

arbeiten. In Nischenanwendungen mag das Sinn bringen, zumal<br />

sich der elektrische Primärantrieb in den unteren Leistungsklassen<br />

etablieren wird. Aber auf breiter Ebene sehen wir noch keine Ebenbürtigkeit<br />

der Antriebskonzepte. Aus unserer Sicht handelt es sich<br />

hinsichtlich <strong>mobile</strong>r Arbeitsmaschinen zudem um einen wachsenden<br />

Markt – nicht zuletzt mit Blick auf die eingangs erwähnten möglichst<br />

flexibel einsetzbaren ‚Universalmaschinen‘. Das lässt sich nur<br />

mit flexiblen Verbindungen für die Anbaugeräte realisieren – der<br />

Kupplungstechnik kommt hier also eine hohe Bedeutung zu, zumal<br />

die Anforderungen an die Reinheit des Hydraulikmediums steigen.<br />

Hier ist einerseits Filtrationstechnik gefragt, andererseits aber erneut<br />

die Lösungen unseres Geschäftsbereichs Diagtronics. Partikelzähler<br />

und -monitore von Stauff für den <strong>mobile</strong>n oder stationären<br />

Einsatz ermöglichen die präzise Bestimmung der Reinheitsklassen<br />

von Hydraulikflüssigkeiten gemäß internationaler Normen, denn die<br />

Verschmutzungsanalyse ist ein entscheidendes Element in jedem<br />

Ölmanagement-Programm. Eine frühzeitige Erkennung der Systemverschmutzung<br />

vermeidet teure Reparaturen und Ausfälle – Predictive<br />

Maintenance ist damit also ein entscheidender Baustein, die<br />

Verfügbarkeit der <strong>mobile</strong>n Maschinen sicherzustellen. (eve/co)<br />

www.stauff.com<br />

Weitere Details zu den Schnellverschlusskupplungen<br />

von Stauff:<br />

hier.pro/sKMyl<br />

be proactive. be SW


ANTRIEB & KOMPONENTEN<br />

NEWS<br />

Positionsschalter von Telemecanique Sensors für <strong>mobile</strong> Anwendungen<br />

Schalter im Kleinformat<br />

(eve) Telemecanique Sensors hat mit dem<br />

XCMV einen neuen Miniatur-Positionsschalter<br />

für <strong>mobile</strong> Anwendungen im Programm. Er<br />

findet in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen<br />

Einsatz, u.a. in der Verpackung, Logistik<br />

und Fördertechnik sowie in Werkzeugmaschinen,<br />

Aufzügen, Rolltreppen und in der Bahntechnik.<br />

Aufgrund seiner kompakten Bauform<br />

kann er selbst bei äußerst beengten Platzverhältnissen<br />

eingesetzt werden. Der neue Positionsschalter<br />

ist sowohl mit integriertem<br />

Deutsch-, AMP- oder M12-Stecker als auch<br />

mit Kabelanschluss erhältlich. Zudem ist die<br />

neue Kompaktversion kompatibel mit Standardpositionsschaltern<br />

nach EN50047 und<br />

Miniaturpositionsschaltern der bewährten<br />

Baureihe XCM. Dank zuverlässiger Klick-Verbindungen<br />

sind die Schalter sofort einsatzbereit.<br />

Um einen zuverlässigen Betrieb unter<br />

rauen Umgebungsbedingungen zu gewährleisten,<br />

entsprechen die Modelle der Serie<br />

der Schutzart IP66, IP69K und IK04. Zudem<br />

Bild: Telemecanique Sensors<br />

ist der Einsatz unter extremen Betriebstemperaturen<br />

von -40 °C bis +70 °C möglich. Der<br />

Positionsschalter ist nach EN 60947-5-2 zertifiziert<br />

und erfüllt alle Anforderungen der wichtigsten<br />

internationalen Normen für Industrieanwendungen<br />

(UL, CSA und CCC).<br />

www.tesensors.com<br />

Batteriemarkt in Deutschland wächst laut ZVEI auch 2019 stark<br />

Lithium-Ionen-Batterien mit großem Marktanteil<br />

(jg) „Der deutsche Batteriemarkt hat 2019 insgesamt<br />

weiter deutlich zugelegt. Die Volumina<br />

der Märkte zeigen, welch hohe Bedeutung<br />

die verschiedenen Batteriesysteme für<br />

viele Anwendungen haben“, sagt Christian<br />

Bild: Destatis/ZVEI<br />

Eckert, Fachverbandsgeschäftsführer Batterien<br />

im ZVEI – Zentralverband Elektrotechnikund<br />

Elektronikindustrie e.V., Frankfurt am<br />

Main. Der deutsche Batteriemarkt ist im vergangenen<br />

Jahr insgesamt um 17 % auf 4,2<br />

Mrd. Euro gestiegen und hat damit sein<br />

Wachstum im Vergleich zu 2018 beschleunigt.<br />

Lithium-Ionen-Batterien hatten mit 1,6<br />

Mrd. Euro den größten Anteil am Markt. Das<br />

Segment wuchs um 21 % im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Um 40 %, auf 1,7 Mrd. Euro, wuchs<br />

der Markt für sonstige Batteriesysteme (u. a.<br />

Zink-Luft-Batterien und Nickel-Cadmium-Batterien),<br />

wohingegen der Markt für Bleibatterien<br />

um 14 % auf 940 Mio. Euro nachgab.<br />

Vor allem die Elektromobilität und der weitere<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien sind<br />

Treiber des wachsenden Bedarfs an elektrischen<br />

Energiespeichern. Li-Ion-Batterien sind<br />

die Schlüsseltechnologie für den Markthochlauf<br />

der E-Mobilität und finden zudem in vielen<br />

weiteren Bereichen wie Mobiltelefonen<br />

oder Elektrowerkzeugen Anwendung.<br />

www.zvei.org<br />

Thermischer Durchflussmesser von ABB analysiert Brennstoffzellen<br />

Präzise und schnell<br />

(jg) Der thermische Masse-Durchflussmesser<br />

Sensyflow FMT700-P Compact der ABB AG<br />

Mess- & Analysentechnik, Frankfurt am<br />

Main, ist die neueste Entwicklung in einer<br />

Produktreihe, die sich bereits für die Ansaugluftmessung<br />

von Motoren auf Prüfständen<br />

bewährt hat. Mit einer Genauigkeit von<br />

0,8 % des Messwerts über erweiterbare und<br />

einstellbare Messbereiche eignet sich dieser<br />

Durchflussmesser gut zur Feinabstimmung<br />

der Effizienz von Zellen, die Wasserstoff und<br />

Luft zur Erzeugung elektrischer Energie kombinieren<br />

und dabei nur Wasser ausstoßen.<br />

Der Masse-Durchflussmesser wurde entwickelt,<br />

um herkömmliche Turbolader und Komponenten<br />

zu testen. Seine zusätzliche Fähig-<br />

keit, die Leistung von Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />

zu analysieren, ist für die Automobilindustrie<br />

von besonderem Interesse, da<br />

Wasserstoff eine der vielversprechendsten<br />

Lösungen zur Beseitigung von Kohlenstoffemissionen<br />

von Schwertransportern bietet.<br />

Gerrit Weppner, Global Product Manager für<br />

thermische Masse-Durchflussmesser bei<br />

ABB, erklärt, warum der neue Durchflussmesser<br />

für derartige Forschungen so gut geeignet<br />

ist: „Der P-Compact misst die Masse<br />

der strömenden Gase direkt in der Einheit<br />

kg/h. Das bedeutet, der Prozess geht schnell<br />

und die Ergebnisse sind sofort vergleichbar,<br />

da sie nicht erst kompensiert werden müssen.<br />

Er ist auch über einen großen Messbe-<br />

reich von 80 bis 5000 kg/h für ein Gerät mit<br />

einer Nennweite von 200 mm hochpräzise.<br />

Bei einem Wasserstoff-Brennstoffzellentest<br />

wird die Luftmenge gemessen, die in die<br />

Brennstoffzelle gelangt, um sich mit Wasserstoff<br />

zu verbinden. Die Ansprechzeit beträgt<br />

weniger als 25 ms, wodurch er sich zum Erkennen<br />

schneller Laständerungen eignet.“<br />

www.de.abb.com<br />

Bild: ABB<br />

54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Industrie<br />

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Der Roboter als Teil der Maschine<br />

• 24.09.<strong>2020</strong>, 10.00 - 11.30 Uhr<br />

Dezentrale Antriebe für modulare Maschinen<br />

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Zuverlässige Stromversorgung –<br />

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ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

TESTEN<br />

Prüflösungen von Zwick Roell für Lithium-Ionen-Batterien und Wasserstoffspeicher<br />

Tests für zuverlässige Energieträger<br />

Hybrid, rein elektrisch oder Brennstoffzellen? Diese Frage spaltet Hersteller und Autofahrer. Alle Technologien<br />

versprechen den Verkehr klimafreundlicher zu machen – aber sie müssen auch über viele<br />

Jahre zuverlässig arbeiten. Zwick Roell unterstützt die Hersteller mit intelligenten Prüflösungen für Forschung,<br />

Entwicklung und Serienproduktion. Ziel ist, einen sicheren Langzeit-Betrieb zu gewährleisten.<br />

Aleksander Koprivc, Industry Manager Automotive, Zwick Roell<br />

Bild: Zwick Roell<br />

Die Stoßrichtung für eine klimafreundliche Mobilität ist klar definiert.<br />

Jedoch beschreiten die Hersteller aktuell unterschiedliche<br />

Wege – von neuen Hybrid-Varianten, über den rein elektrischen<br />

Antrieb bis hin zum Wasserstoffantrieb. Wie schon bei Verbrennungsantrieben<br />

spielen Material- und Bauteilprüfungen in F&E und<br />

Qualitätssicherung eine wichtige Rolle, um Fahrzeuge sicher und zuverlässig<br />

zu machen.<br />

oder die einfache Überprüfung der Festigkeit<br />

der Schweißnähte von Ableitern. Zudem ist<br />

es wichtig eine Lithium-Ionen-Zelle in ihrem<br />

Leistungszyklus zu verstehen. Dabei spielt<br />

zum Beispiel die Kenntnis der mechanischen<br />

Zellverformung durch Aufblähen (Swelling)<br />

beim Ladevorgang eine relevante Rolle für<br />

die Auslegung des Batteriezellen-Umfeldes.<br />

Die genannten Prüfungen werden meist mit<br />

Prüfmaschinen im Kraftbereich bis 10 kN<br />

durchgeführt. Um präzise Kennwerte ermitteln<br />

zu können, müssen beispielsweise die<br />

Probenhalter für die Zugprüfung nicht nur<br />

sehr gut ausrichtbar sein, sondern auch sehr<br />

dünne Folien (< 30 μm) ohne Beschädigung<br />

sicher halten können. Darüber hinaus sind für<br />

diese Prüfungen sehr genau messende Kraftaufnehmer<br />

sowie Extensometer für Längenbeziehungsweise<br />

Dehnungsmessungen notwendig.<br />

Speziell bei der Ermittlung der Dehnungswerte<br />

sehr dünner Elektrodenfolien ist es wichtig, dass keine<br />

Beeinflussung der Materialkennwerte durch berührende<br />

Extensometer erfolgt. Daher werden hier idealerweise berührungslose<br />

video- oder laserbasierte Extensometer eingesetzt. Die Zwick<br />

Roell GmbH & Co. KG, Ulm, Anbieter von Prüfmaschinen, bietet<br />

Herstellern und Zulieferern daher ein breites Portfolio von Kraftaufnehmern<br />

und Extensometern an.<br />

3-Punkt-Biegeversuch an<br />

einer Lithium-Ionen-Zelle<br />

Mechanische Prüfungen von Lithium-Ionen-Batterien<br />

Lithium-Ionen-Batterien in Elektro- und Hybridfahrzeugen speichern<br />

Energie und entscheiden daher maßgeblich über die Reichweite.<br />

Aus diesem Grund liegt auf den Lithium-Ionen-Zellen ein besonderes<br />

Augenmerk, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Qualitätssicherung.<br />

Die für diese Batteriesysteme verwendeten Werkstoffe<br />

sind im Betrieb neben elektrochemischen und thermischen<br />

auch mechanischen Belastungen ausgesetzt und müssen entsprechend<br />

ausgelegt werden. Zu den relevanten Parametern zählen daher<br />

Zugspannung, Knick- und Rissfestigkeit, Scherkräfte, Siegelnahtfestigkeit,<br />

Haft- und Durchstoßfestigkeit, Elastizität, Temperaturspannung<br />

sowie Druckfestigkeit. Zusätzlich müssen einige Komponenten<br />

des Zellgehäuses noch Funktionsprüfungen bestehen. Dazu<br />

gehören unter anderem die Scherkraftermittlung an Terminals, die<br />

Durchstoßfestigkeit von Sicherheitsventilen prismatischer Zellen<br />

Haftfestigkeit von Elektrodenbeschichtungen<br />

Zu den wichtigsten Komponenten von Lithium-Ionen-Batterien, neben<br />

Elektrolyten und Separatoren, zählen die Elektroden und ihre<br />

Beschichtungen. Das Zusammenspiel zwischen Elektrodenbeschichtung,<br />

Separator und Elektrolyt legt die Eigenschaften der Batterie<br />

fest und ist daher im Fokus weiterführender Batterieentwicklungen.<br />

Während der Ladezyklen lagern sich zum Beispiel Lithium-<br />

Ionen in den Beschichtungen der Anoden und Kathoden ein (Inter -<br />

kalation) und führen dort auf Dauer zu mechanischen Veränderungen.<br />

Dadurch können sich immer weniger Ionen anlagern und die<br />

Kapazität der Batterie wird geschwächt. Auch die Haftfestigkeit der<br />

Beschichtungen auf den Elektroden ist von großer Bedeutung. Sie<br />

trägt maßgeblich zur internen Leitfähigkeit der Batterie bei und ändert<br />

sich mit dem Alter. Daher muss sichergestellt sein, dass die<br />

Haftung dauerhaft gewährleistet ist. Der Prüfspezialist bietet mit der<br />

Allround-Line-Materialprüfmaschine und einer speziellen Vorrichtung<br />

eine geeignete Prüflösung an. Beim sogenannten Z-Zugversuch<br />

werden parallel geführte Prüfplatten mit einem speziellen doppel-<br />

56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Bild: Zwick Roell<br />

Um auch Wasserstoff als Energieträger<br />

verwenden zu können, ist eine<br />

möglichst hohe spezifische Energiedichte<br />

im Speicher- und Verteilungssystem<br />

unabdingbar. Diese<br />

wird durch die Kompression von<br />

gasförmigem Wasserstoff erreicht<br />

Zwick Roell bietet mit dem Nanoindenter ZHN eine effiziente Lösung für<br />

die Untersuchung der mechanischen Eigenschaften dünner Schichten an<br />

Bild: Zwick Roell<br />

seitigen Klebeband versehen. Die zugeschnittene Elektrode wird<br />

zwischen den Platten eingelegt und anschließend durch eine definierte<br />

Vorkraft mit Haftbändern fest verklebt. Um die Haftfestigkeit<br />

zu ermitteln, erfolgt anschließend der Abzugversuch bis zum Abriss<br />

der Beschichtung vom Stromsammler. Beim Zugversuch löst sich<br />

die Elektrode impulsartig vom Substrat, was eine hohe zeitliche Auflösung<br />

bedingt. Die Mess-, Steuer- und Regelelektronik Test Control<br />

des Unternehmens bietet eine Messwerterfassungsrate von 2000<br />

Hz und kann diese Kraftspitzen präzise erfassen und darstellen. Aus<br />

den gemessenen Daten lassen sich wertvolle Informationen über<br />

die mechanische Stabilität der Elektrodenbeschichtung, insbesondere<br />

der Adhäsion zum Stromsammler gewinnen. So entsteht ein<br />

schlüssiger Zusammenhang zwischen verwendeten Materialien,<br />

Prozessparametern sowie elektrochemischen Vorgängen in der<br />

Batterie und der resultierenden Qualität der Anbindung. Neben der<br />

Haftfestigkeit zählen auch die Elastizitätskennwerte der Beschichtungen<br />

zu den relevanten Größen. Die Untersuchung der mechanischen<br />

Eigenschaften dünner Schichten war bislang aber zeitaufwendig<br />

und kostenintensiv. Das Unternehmen bietet mit dem Nanoindenter<br />

ZHN eine effiziente Lösung an. Die Prüfungen mit Kräften bis<br />

2 N und Endringtiefen kleiner 0,2 μm folgen der Norm ISO 14557-1.<br />

Bei der Nanoindentation zur Bestimmung der Eindringhärte nach<br />

DIN 14577 wird meist eine Berkovich-Pyramide langsam und mit<br />

konstanter Geschwindigkeit in die Oberfläche gedrückt. Beim Erreichen<br />

der maximalen Prüfkraft wird diese bis zu 30 s konstant gehalten<br />

und dann wieder auf Null reduziert. Das Resultat ist eine Eindringkurve<br />

mit unterschiedlichem Belastungs- und Entlastungsverlauf.<br />

Daraus lassen sich sowohl plastische als auch elastische Kenngrößen<br />

wie Eindring- und Elastizitätsmodul bestimmen.<br />

Tests an Batteriemodulen und -packs<br />

Lithium-Ionen-Zellen, ob zylindrische, prismatische oder Pouch-<br />

Zellen, sind in sogenannten Modulen zusammengefasst und elektrisch<br />

verbunden. Aus mehreren verbundenen Modulen entsteht so<br />

ein Batteriepack. Je kleiner die Module, umso flexibler können diese<br />

im Fahrzeug angeordnet werden. Qualität und Anzahl der Module<br />

bestimmen die Leistung und die verfügbare Energie der Batterie.<br />

Dadurch ist es möglich eine Batterie auf Fahrzeugtyp und -größe anzupassen.<br />

Im Strukturverbund des Batteriepacks müssen die empfindlichen<br />

Zellen permanent konditioniert und geschützt werden.<br />

Diese Aufgaben übernimmt das Batterie Management System, das<br />

die Zellen elektrisch koppelt und regelt. Zusätzlich gibt es ein Thermomanagement,<br />

das die Zellen im optimalen thermischen Zustand<br />

hält und bei Bedarf kühlt oder heizt, um die optimale Betriebstemperatur<br />

der Zellen zu sicheren. Der Strukturverbund übernimmt<br />

auch den mechanischen Schutz der Zellen, so dass im Crashfall mechanische<br />

Beeinflussung von außen wie etwa eindringende Metallteile,<br />

Quetschen oder externes Feuer möglichst auf Null gesenkt<br />

wird. Um dies zu gewährleisten ist es notwendig verschiedene mechanische<br />

Prüfungen durchzuführen. Dazu gehören unter anderem<br />

Quetsch-, Biege-, Eindring- und Torsionsprüfungen an kompletten<br />

Packgehäusen Modulare mechanische Prüflastrahmen in unterschiedlichen<br />

Ausführungen ermöglichen die Prüfung unterschiedlichster<br />

Batteriepack-Größen als auch unterschiedlichster Prüfkräfte.<br />

Ein typisches Prüfsystem für solche Prüfungen ist eine 600-kN-Prüfmaschine<br />

von Zwick Roell mit einer zwei Meter breiten Aufspannplatte<br />

zum Fixieren von Batteriepacks. Eine verschiebbare Krafteinleitungseinheit<br />

ermöglicht die Druckprüfung an verschiedenen kritischen<br />

Stellen des Batteriepacks.<br />

Werkstoffverhalten unter einer<br />

Hochdruck- Wasserstoffatmosphäre<br />

Um auch Wasserstoff zukünftig als kommerziellen Energieträger<br />

verwenden zu können, ist eine möglichst hohe spezifische Energiedichte<br />

im Speicher- und Verteilungssystem unabdingbar. Diese wird<br />

durch die Kompression von gasförmigem Wasserstoff erreicht.<br />

Aktuell wird seitens der Automobilindustrie zunehmend die Hochdruckspeicherung<br />

mit Drücken von 70 MPa (700 bar) favorisiert. In<br />

Verdichtern und Verbindungsleitungen der Wasserstoffinfrastruktur<br />

treten noch höhere Drücke auf. Die in diesem Bereich zum Einsatz<br />

kommenden Werkstoffe sind neben den Belastungen durch Temperatur<br />

und Druck gleichzeitig der Einwirkung von Wasserstoff ausgesetzt.<br />

Um einen sicheren Betrieb der Komponenten zu gewährleisten,<br />

müssen die Bauteile ausreichend dimensioniert und die dafür<br />

erforderlichen Kenndaten ermittelt werden. Dazu wird eine servo -<br />

hydraulische Prüfmaschine der Ulmer für Prüfkräfte bis 100 kN um<br />

einen Wasserstoffdruckbehälter bis 100 MPa erweitert, der auch zusätzliche<br />

Prüfungen in einem Temperaturbereich von -85 bis +150 °C<br />

ermöglicht. Mit diesem Prüfsystem lassen sich quasistatische Zugversuche<br />

sowie Ermüdungs- und Bruchmechanikversuche an primär<br />

metallischen Werkstoffen durchführen. Als Medien können Wasserstoff<br />

in verschiedenen Reinheitsgraden sowie Referenzmedien eingesetzt<br />

werden. Zur Peripherie der Anlage gehört ein Druckkompressor<br />

zur Aufbereitung des Wasserstoffs, ein ausgeklügeltes<br />

Kühlsystem sowie eine Heizeinrichtung.<br />

jg<br />

www.zwickroell.com<br />

Details zu den Prüflösungen von Zwick Roell für die<br />

Automobilindustrie:<br />

hier.pro/LvdVB<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 57


ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

TESTEN<br />

Phoenix-Testlab-Geschäftsführer Altmaier über Test- und Prüfanforderungen im Automotive-Bereich<br />

„Wir warten auf die Brennstoffzelle“<br />

Neue Techniken wie Elektroantrieb, autonomes Fahren und der Leichtbau erfordern sehr umfangreiche Komponenten-<br />

und Systemtests. Die Phoenix Testlab GmbH, Blomberg, will mit neuen Test- und Prüfkapazitäten ihre<br />

Kunden bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder unterstützen, sagt Geschäftsführer Dr.-Ing. Holger Altmaier.<br />

Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> Automobilkonstruktion, Besigheim<br />

Neben Lithium-Ionen-Batterien testet Phoenix<br />

Testlab die elektrischen Antriebe auch auf EMV,<br />

Lebensdauer und Umwelteinflüsse<br />

Bild: Phoenix Testlab<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Womit beschäftigt sich das Unternehmen<br />

Phoenix Testlab?<br />

Altmaier: Phoenix Testlab prüft und zertifiziert technische Produkte.<br />

Die Prüfungen und Tests finden in unseren akkreditierten Laboren<br />

zentral am Standort Blomberg statt. Wir führen zum Beispiel technisch-physikalische<br />

Prüfungen an Automotive-Komponenten wie Airbags,<br />

Steuergeräten, Lithium-Ionen-Batterien oder auch Lenkrädern<br />

durch. Für andere Industriebranchen testen wir Elektroantriebe, Frequenzumrichter<br />

und ebenfalls Steuergeräte, aber auch Ballastwasseranlagen<br />

für Schiffe. Unser Testspektrum ist dabei sehr groß:<br />

EMV, Vibration, Funk, Klima, Korrosion, elektrische Gerätesicherheit<br />

– um nur ein paar Disziplinen zu nennen. Wir testen aber nicht nur,<br />

sondern erledigen auch regulatorische Zulassungen für funktechnische<br />

Einrichtungen nach weltweiten Standards. Das können Keyless-Entry-Systeme<br />

für Fahrzeuge sein, klassische Funkgeräte, aber<br />

auch eine Bluetooth- oder WLAN-Schnittstelle in einer Kaffeemühle.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Phoenix Testlab feierte 2019 sein 25-jähriges<br />

Jubiläum. Was waren die wichtigsten Meilensteine?<br />

Altmaier: Anstoß war die EU-Richtlinie zur elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit ab 1989, die besagt, dass alle elektrischen und elek-<br />

tronischen Komponenten elektromagnetisch<br />

verträglich sein müssen. Damals entstand ein<br />

ungeheuer großer Test- und Prüfbedarf, dem<br />

Phoenix Testlab sein Entstehen verdankt. Bis<br />

1996 waren wir hauptsächlich mit EMV-Prüfungen<br />

für industrielle Automatisierungssysteme<br />

befasst. Danach haben wir uns zu einem<br />

integrierten Prüfdienstleister weiterentwickelt<br />

mit zusätzlichen Laboren für Umweltsimulationsprüfungen,<br />

für Funkeinrichtungen<br />

und für Tests zur elektrischen Gerätesicherheit.<br />

Ab 1998 übernahmen wir als ein privater<br />

Dienstleister sukzessive von Behörden die<br />

regulatorische Zulassung von funktechnischen<br />

Anlagen für die Märkte Europa, USA,<br />

Kanada und Japan. 2005 begannen wir mit<br />

ersten Tests von Lithium-Ionen-Batterien in Auto<strong>mobile</strong>n. 2015<br />

schließlich gründeten wir unser erstes Tochterunternehmen in Taiwan<br />

zur regulatorischen Zulassung von funktechnischen Anlagen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Meilensteine stehen kurz und<br />

mittelfristig an?<br />

Altmaier: Kurzfristig müssen wir die Auswirkungen der Corona-Krise<br />

gut überwinden. Derzeit lassen sich die Folgen bei unseren Kunden<br />

nur schwer absehen, weshalb auch wir unsere kurzfristigen Ziele<br />

an der Situation anpassen. Mittel- bis langfristig steht die Erweiterung<br />

unserer Prüflabore im Vordergrund. Damit wollen wir das Problem<br />

von steigenden Lieferzeiten beseitigen, da wir in der Vergangenheit<br />

schon Kundenaufträge mangels weiterer Prüfkapazitäten<br />

ablehnen mussten. Seit Anfang letzten Jahres haben wir die Labore<br />

für EMV-, Funk- und Umweltsimulationsprüfungen sowie Batterietests<br />

erweitert und bauen die Prüfgewerke auch jetzt noch aus. In<br />

neuen Klimakammern und Schwingprüfanlagen können wir größere<br />

Prüflinge (bis drei Tonnen) als bisher testen, außerdem entsprechen<br />

sie den aktuellen Prüfvorschriften und Spezifikationen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie entwickelt sich das Prüfgeschäft für<br />

Elektrofahrzeuge?<br />

Altmaier: Neben Lithium-Ionen-Batterien testen wir inzwischen<br />

auch die Antriebe auf EMV, Lebensdauer und Umwelteinflüsse. Das<br />

umfasst die eigentlichen Elektromotoren sowie die Frequenzum-<br />

58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


TESTEN<br />

ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

Bild: Phoenix Testlab<br />

„Neben Lithium-Ionen-<br />

Batterien testen wir inzwischen<br />

auch die Antriebe<br />

auf EMV, Lebensdauer<br />

und Umwelteinflüsse.<br />

Außerdem prüfen<br />

wir die Ladestecker<br />

samt integrierter Elektronik<br />

unseres Schwesterunternehmens<br />

Phoenix<br />

Contact E-<strong>Mobility</strong>.“<br />

Dr.-Ing. Holger Altmaier, Geschäftsführer, Phoenix Testlab GmbH<br />

richter. Außerdem prüfen wir die Ladestecker samt integrierter Elektronik<br />

unseres Schwesterunternehmens Phoenix Contact E-<strong>Mobility</strong>.<br />

Bei den Lithium-Ionen-Batterien konzentrieren wir uns derzeit auf<br />

Lebensdauerprüfungen. Ein interessantes ergänzendes Prüffeld wären<br />

Zerstörungsprüfungen, bei denen die Batterien gequetscht,<br />

überladen, überlastet oder mit Feuer beaufschlagt werden. Allerdings<br />

würden wir uns dabei auf die Messung der technisch-physikalischen<br />

Parameter beschränken. Für chemische und Materialanalysen<br />

arbeiten wir mit Partnern zusammen. Perspektivisch müssen<br />

wir uns mit dem Thema Brennstoffzellentests auseinandersetzen.<br />

Der Charme an der Geschichte ist, dass wir diese Technik mit bestehenden<br />

Prüfständen und nur leichten Modifikationen testen können.<br />

Eigentlich warten wir nur darauf, dass unsere Kunden intensiver<br />

in diese Technik einsteigen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind die Prüfungen für Automotive-Kunden<br />

anders als die Tests für den allgemeinen Industriebereich?<br />

Altmaier: Absolut. Die Prüfspezifikationen für Automotive-Komponenten<br />

sind wesentlich umfangreicher und schärfer. Beispielsweise<br />

sorgen die Leichtbauziele für maximal „abgespeckte“ Komponenten,<br />

die nur noch die absolut notwendigen Lebensdauerreserven<br />

aufweisen. Diese „optimierten“ Produkte müssen Sie sehr intensiv<br />

prüfen, um ihre Serienreife bestätigen zu können.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stichwort Leichtbau: Wie stellt sich Phoenix<br />

Testlab auf diesen Trend ein?<br />

Altmaier: Wir haben einige Kunden, für die wir Strukturanalysen an<br />

Komponenten vornehmen. Wir denken darüber nach, zu unseren<br />

dreiachsigen elektrodynamischen Schwingprüfanlagen weitere abgestimmte<br />

Prüfstände anzuschaffen. Solche Anlagen sind auch zum<br />

Testen von Batteriegehäusen interessant, da diese noch ein großes<br />

Gewichts-Einsparpotenzial haben, aber dennoch robust über die Lebenszeit<br />

bleiben sollen.<br />

www.phoenix-testlab.de<br />

Details zu Prüfungen für die Automobilindustrie von<br />

Phoenix Testlab:<br />

hier.pro/FT0iE<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong> 59


ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

TESTEN<br />

Prozessüberwachungssysteme von Kistler für hohe Qualität<br />

Mehrwert durch intuitive Messtechnik<br />

Um die hohen Anforderungen der Automobilindustrie zu erfüllen, benötigt die Schweizer Schurter AG 100-Prozent-Kontrolle<br />

und -Rückverfolgbarkeit im Produktionsprozess. In den neuen Vollautomaten zur Fertigung komplexer<br />

und sicherheitsrelevanter Teile sind vier Systeme von Kistler für die Kraft-Weg-Überwachung integriert<br />

– schnelle Taktzeit, automatische Sortierung und Messmittelfähigkeitsprüfung inklusive.<br />

sche Bereiche in hohen Stückzahlen zu fertigen. André Schürmann<br />

ist Head of Automation & Maintenance bei Schurter. Er betont: „Wir<br />

verfügen über langjährige Erfahrung im Automatisieren von Prozessen<br />

zur Sicherungsherstellung und sind dank unseres Technologievorsprungs<br />

nach wie vor in der Lage, in der Schweiz nicht nur zu entwickeln,<br />

sondern teilweise auch zu fertigen – was von den Kunden<br />

sehr honoriert wird.“ Für die Herausforderung, die kleinteilig aufgebauten<br />

Sicherungen möglichst vollautomatisiert und in hohen Stückzahlen<br />

produzieren zu können, holte man die Robomat AG ins Boot:<br />

„Robomat hat uns für die Anlagenentwicklung ein sehr detailliertes<br />

Angebot inklusive 3D-Layout und genauer Preisvorstellung vorgelegt,<br />

das uns im Verbund mit der Nähe und engen Zusammenarbeit<br />

von Anfang an als Gesamtpaket überzeugt hat“, so Schürmann.<br />

Bild: Kistler Gruppe<br />

An einer der 16 Stationen wird die Kraft beim Aufsetzen des Deckels überwacht<br />

(links der Bildmitte); im Vordergrund ist der zweite Sensor für die<br />

Gegenprüfung zu sehen<br />

Das Portfolio des Schweizer Elektronikherstellers Schurter AG,<br />

Luzern, ruht auf den beiden Grundsäulen Elektrokomponenten<br />

sowie Eingabesysteme. Hinzu kommen in den letzten Jahren verstärkt<br />

kundenspezifische Lösungen mit hoher Fertigungstiefe, die<br />

im Geschäftsbereich „Solutions“ gebündelt werden. Durch den<br />

Trend zur Elektromobilität nehmen elektrische Sicherungen aktuell<br />

eine Schlüsselrolle ein, insbesondere bei der Batteriefertigung für<br />

E-Auto<strong>mobile</strong>. Da jede Batteriezelle einzeln abgesichert werden<br />

muss, kommen pro Fahrzeug schnell 400 bis 500 Sicherungen zusammen.<br />

Für einen Endkunden aus der Automobilindustrie erhielt<br />

das Unternehmen 2017 den Auftrag, Sicherungen für sicherheitskriti-<br />

Präzise Prüfung im Sekundentakt<br />

Markus Zimmermann, Inhaber und Geschäftsführer von Robomat,<br />

erläutert das Projekt: „In der Anlage werden zwei Varianten von Sicherungen<br />

mit einer Stückzahl von etwa 3000 Teilen pro Stunde und<br />

einer Taktzeit von 2,7 s gefertigt. In dieser kurzen Zeitspanne durchläuft<br />

das Produkt 16 verschiedene Stationen. Die Herausforderung<br />

beim Anlagendesign war die Abstimmung der Prozessschritte, um<br />

die kurze Taktzeit zu erreichen. Das Schöne dabei war, dass Schurter<br />

das Sicherungsdesign zu Beginn noch nicht finalisiert hatte, so dass<br />

man spezielle Anforderungen im Design noch berücksichtigen konnte.<br />

Das geht natürlich nur bei entsprechender Nähe zum Kunden.“<br />

Um die hohen Anforderungen an Traceability und Qualität im Automobilumfeld<br />

zu erfüllen, setzt man auf Systeme zur Kraft-Weg-Überwachung<br />

der Kistler Gruppe, Winterthur. Insgesamt kommen vier<br />

piezoelektrische Kleinkraftsensoren vom Typ 9217A plus die entsprechenden<br />

Auswertesysteme Maxymos BL in der neuen Anlage<br />

zum Einsatz. „Neben den guten Erfahrungen in der Vergangenheit<br />

gaben vor allem der kleine Kraftbereich und die sehr niedrige Ansprechschwelle<br />

den Ausschlag für Kistler“, erklärt Zimmermann. Die<br />

gemessenen Kenngrößen werden während des Prozesses aufgezeichnet<br />

und visualisiert. Geprüft werden sowohl die Federkraft als<br />

auch die Kraft beim Aufsetzen des Deckels der Sicherungen. Auch<br />

die Sensoren selbst werden geprüft. „Das Besondere an dieser Anlage<br />

ist, dass die Messtechnik im Prozess selbst gegengeprüft wird.<br />

Etwa alle 100 Teile findet eine Messung der Sensorik statt. Das<br />

heißt, es wird nachgeschaut, ob die Sensoren noch das erfassen,<br />

was sie sollen“, erklärt Zimmermann. „Getrieben wird diese Entwicklung<br />

von den Anforderungen in der Automobilindustrie. Laut<br />

der Norm IATF 16949 der International Automotive Task Force für sicherheitskritische<br />

Bauteile muss die Messmittelfähigkeit regelmäßig<br />

im Fertigungsprozess überprüft werden. Der Endkunde hat diese<br />

Eigenschaft eigens bei uns vor Ort auditiert“, ergänzt Schürmann.<br />

Die Kombination aus anspruchsvollen Kundenvorgaben, zu erfüllen-<br />

60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Bild: Kistler Gruppe<br />

Pro Stunde werden etwa 3000 elektrische Sicherungen mit der neuen<br />

Anlage gefertigt<br />

der Norm und Komplexität der Anlage führte dazu, dass ein neues<br />

Niveau bei der Qualitätsdatenerfassung erreicht wurde. „Pro Sicherung<br />

werden 76 spezifische Datensätze erfasst und in einer zentralen<br />

Datenbank gespeichert – zusätzlich zu Kraft und Weg auch Ofentemperatur,<br />

Lufttemperatur und viele weitere Größen. Das ist die<br />

umfassendste Erfassung von Qualitätsdaten, die wir bis dahin in einer<br />

Anlage realisiert haben“, erläutert Zimmermann. Schurter und<br />

Robomat haben damit alle Anforderungen bezüglich der geforderten<br />

Qualitätssicherung und Dokumentation erfüllt.<br />

In Phase werden kritische Faktoren<br />

intensiv getestet und optimiert<br />

Bis zur Serienfertigung ist es noch letzter Weg zu gehen. Zwar ist<br />

nach etwa einem Jahr Entwicklungszeit die Abnahme durch den<br />

Endkunden erfolgt, dies ist aber noch nicht gleichbedeutend mit der<br />

angestrebten 24/7-Volumenproduktion. In Phase zwei werden kritische<br />

Faktoren wie Materialien, Anlageneinstellungen und weitere<br />

Parameter getestet und optimiert. „In Bezug auf die Messtechnik<br />

war dank der intuitiven Bedienbarkeit der Systeme kein großer Aufwand<br />

nötig“, sagt Schürmann. „Wir hatten Produkte von Kistler bereits<br />

zuvor eingesetzt und können uns daher auf Performance, Service<br />

und Preis-Leistungsverhältnis verlassen“, sagt Zimmermann.<br />

„Andere Teile der Anlage erfordern aufgrund der hohen Komplexität<br />

jedoch einen gewissen Inbetriebnahme- und Optimierungsaufwand.<br />

Der Vorteil ist, dass nach Zielerreichung die Einstellungen direkt<br />

für eine zweite Anlage übernommen werden, um die geplanten<br />

hohen Stückzahlen abdecken zu können“, ergänzt er. Auch dann werden<br />

die Lösungen des Messtechnikspezialisten wieder mit an Bord<br />

sein. „Wir schätzen die gute Zusammenarbeit, den kompetenten<br />

Support sowie die Nähe zum Kunden und werden auch zukünftig<br />

gerne auf Kistler setzen“, erklärt Zimmermann abschließend. Und<br />

Schürmann gibt einen Ausblick auf das, was kommen wird: „Für<br />

E-Mobilität und Industrie 4.0 müssen Anlagen immer intelligenter<br />

werden. Condition Monitoring, Predictive Maintenance und Traceability<br />

auf Losgröße werden zunehmend zum Standard gehören. Das<br />

erfordert eine Messtechnik, die sich leicht integrieren lässt sowie<br />

präzise und verlässliche Ergebnisse liefert. Qualitätsüberwachung<br />

im Prozess liefert klaren produktiven Mehrwert und wird daher<br />

mehr und mehr in die industrielle Fertigung integriert.“<br />

jg<br />

www.kistler.com<br />

FMSC Sicherheitssteuerung<br />

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Details zu Lösungen von Kistler für die Automotive-<br />

Industrie:<br />

hier.pro/MPFVe<br />

www.zwickroell.com<br />

zwickiLine bis 5 kN<br />

Manchmal sind es die kleinen Details die den Unterschied<br />

ausmachen. Egal wie klein oder groß die Prüfherausforderung<br />

ist, die Prüfmaschine zwickiLine eignet sich für<br />

die Forschung und Entwicklung genauso hervorragend<br />

wie für die laufende Qualitätssicherung.


ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

SCHWEISSEN<br />

Elektronenstrahlanlagen ermöglichen<br />

kurze Taktzeiten<br />

durch das automatische Beund<br />

Entladen sowie der Erzeugung<br />

des Vakuums parallel zum<br />

Schweißprozess<br />

Bild: Pro-Beam<br />

E-Mobilität bietet Anwendungsfelder für den Elektronenstrahl<br />

Präzises Schweißen filigraner Teile<br />

Die Elektronenstrahltechnologie von Pro-Beam bietet gute Voraussetzungen, um leitende Metalle, wie<br />

Kupfer und Nickel oder Leichtbaumetalle wie Aluminium und Aluminiumlegierungen mit sehr schmalen<br />

Nähten zu schweißen oder Bauteile zu härten. Auch für das präzise Zusammenschweißen sehr filigraner<br />

Kupfer-Hairpins, wie sie in Elektroantrieben zum Einsatz kommen, ist der Elektronenstrahl ein effizientes<br />

und wirtschaftliches Werkzeug.<br />

Marlina Schütze, Marketing, Pro-Beam GmbH & Co. KGaA, Gilching<br />

Die Bauteile eines Fahrzeugs sind extremen Belastungen ausgesetzt.<br />

Darum sind deren mechanischen Eigenschaften von<br />

hoher Bedeutung. Hierzu trägt auch die Qualität der Schweißnähte<br />

bei, sodass der Elektronenstrahl als ideales Werkzeug gilt: Er erzielt<br />

dank geringer Wärmeentwicklung präzise und verzugsarme Ergebnisse.<br />

Zudem bleiben die Bauteile durch die Arbeit im Vakuumumfeld<br />

spritzerfrei.<br />

„Der Elektronenstrahl wird dem Bedürfnis der Automobilbranche<br />

nach einfacher Automatisierung sowie Prozessparameter-Überwachung<br />

gerecht und ist anderen thermischen Verfahren überlegen“,<br />

erklärt Dr. Thorsten Löwer, Leitung Entwicklung und Anlagentechnik<br />

bei der Pro-Beam Gruppe in Gilching. So ist der Elektronenstrahlprozess<br />

jederzeit reproduzierbar und mechanische Gütewerte bleiben<br />

erhalten. Gerade bei geometrisch komplexen Bauteilen aus dem<br />

Bereich des konventionellen Antriebsstrangs kommt Anwendern<br />

die dynamische Strahlführung mit Freiheiten in Schweißfigur und<br />

-geschwindigkeit zugute.<br />

Mit dem zu 100 Prozent digital steuer- und nachvollziehbaren Prozess<br />

vereinfacht man auch die Qualitätskontrolle: Die elektronenop-<br />

tische Bilderzeugung erlaubt einen präzisen Pre- und Post-Prozess –<br />

so erübrigen sich zusätzliche Werkzeuge.<br />

Die Komponenten im elektrischen Antriebsstrang sind durch die höheren<br />

Drehmomente einer größeren Krafteinwirkung ausgesetzt<br />

und unterliegen daher häufig noch größeren Belastungen und Kriterien,<br />

sodass der Einsatz des Elektronenstrahls prädestiniert ist.<br />

„In mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit haben wir unsere<br />

Technologie und Anlagen weiterentwickelt, sodass wir als erstes<br />

Unternehmen Komponenten für E-Autos mit dem Elektronenstrahl<br />

fügen konnten“, berichtet Dr. Thorsten Löwer.<br />

Effizienter und robuster Schweißprozess<br />

So kommt der Elektronenstrahl beispielsweise bei Hairpin-Statoren<br />

für Elektromotoren zum Einsatz, bei denen bis zu 300 Kupfer-Pins<br />

gefügt werden. Hier ist er besonders geeignet, da im Gegensatz zu<br />

anderen Strahlverfahren keine lichtoptischen Effekte entstehen.<br />

Aufgrund der hohen Absorptionsraten lässt sich ein hocheffizienter<br />

und robuster Schweißprozess darstellen. Ferner ermöglicht das digitale<br />

Verfahren eine reproduzierbare Schweißperlengeometrie und<br />

auch bei Höhenversätzen von über 1 mm gelingt ein präzises Resultat.<br />

Dabei verhindert die, dem Kontaktieren vorgelagerte, elektronenoptische<br />

Prozessüberwachung Fehlschweißungen aufgrund von<br />

62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Industrie<br />

Bild: Pro-Beam<br />

Mit dem Elektronenstrahl<br />

können sechs<br />

Hairpin-Paare gleichzeitig<br />

geschweißt werden<br />

– bei 300 Kontakten<br />

je Stator eine deutliche<br />

Zeitersparnis<br />

Bild: Pro-Beam<br />

Positionsabweichungen der Pins.<br />

Eine zusätzliche Produktivitätssteigerung erhalten Hersteller mit der<br />

Mehrstrahl-Technik: Dank einer möglichen flexiblen Ablenkung des<br />

Elektronenstrahls können mehrere Positionen eines Bauteils gleichzeitig<br />

geschweißt werden. Beim Stator bedeutet das ein Fügen von<br />

bis zu sechs Pin-Paaren parallel.<br />

Der Elektronenstrahl zeigt seine besondere Stärke auch beim<br />

Schweißen der Kurzschlussläufer-Rotoren von Elektroantrieben:<br />

Dank seinem zuverlässigen und stabilen Tiefschweißprozess erzielt<br />

er die benötigte Einschweißtiefe von über 60 mm in nur einem<br />

Schweißdurchgang. Dieses Vorgehen sowie die individuelle Strahlführung<br />

erlauben schmale Nähte, eine Kompensation möglicher<br />

geometrischer Varianzen mittels automatischer Fugensuche und damit<br />

ein nahezu verzugsfreies Ergebnis.<br />

Durch seine hohe Präzision und Qualität überzeugt der Elektronenstrahlprozess<br />

auch bei Bauteilen, die einem hohen Anspruch an<br />

Langzeitstabilität und Dichtigkeit unterliegen. Als solche Komponenten<br />

gelten unter anderem die Kühlsysteme und Batteriegehäuse bei<br />

Elektroantrieben. Sie tragen dazu bei, dass die Batterie das Fahrzeug<br />

ohne Komplikationen antreiben kann. Um einen möglichst geringen<br />

Einfluss auf die Reichweite der Batterie zu nehmen, greifen<br />

viele Hersteller bei der Produktion von Fahrzeugkomponenten auf<br />

Aluminium zurück – so auch bei diesen Bauteilen. Beim Fügen dieser<br />

Aluminiumgehäuse und Kühlsysteme sorgt der Elektronenstrahlprozess<br />

für ein poren- und spritzerfreies Ergebnis bei gleichzeitig<br />

präzisen Nähten, sodass die gewünschte Dichtigkeit, eine optimale<br />

Stabilität sowie Haltbarkeit erzielt wird.<br />

Diese Beispiele deuten das Potenzial des Elektronenstrahls für den<br />

Elektromobilitätsmarkt an. In der Luft- und Raumfahrt, bei Großforschungsprojekten<br />

und in der klassischen Automobilindustrie ist er<br />

aufgrund seiner Präzision und Vielfältigkeit bereits ein etabliertes<br />

Werkzeug. Dr. Thorsten Löwer meint: „Hersteller aus dem Bereich<br />

der E-Mobilität können schon heute auf Erfahrungen aufbauen, Synergien<br />

nutzen und sich mit einer hohen Qualität, Schnelligkeit und<br />

Kosteneffizienz optimal für diesen Zukunftsmarkt aufstellen.“ bt<br />

www.pro-beam.com<br />

Hairpins mit Schweißperlengeometrie<br />

nach<br />

dem Schweißen mittels<br />

Elektronenstrahl-<br />

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ENTWICKLUNGSTOOLS & PRODUKTION<br />

NEWS<br />

Faseroptische Verbrennungsanalyse von Kistler steigert Effizienz von Motoren<br />

Effekte der Verbrennung sichtbar machen<br />

(jg) Die Kistler Gruppe, Winterthur, Schweiz,<br />

bietet die faseroptische Verbrennungsana -<br />

lyse jetzt auch für Vorkammerzündkerzen an.<br />

Das erweitert die Optionen für Entwicklungsingenieure,<br />

um intensive Forschung an Motoren<br />

mit Vorkammerzündkerzen voranzutreiben.<br />

Ziel dieser Entwicklung ist es, die Effizienz<br />

von Motoren hinsichtlich ihres Kraftstoffverbrauchs<br />

und CO 2 -Emissionen zu steigern.<br />

Der Druck, Verbrennungsmotoren weiterzuentwickeln,<br />

nimmt im selben Maße zu<br />

wie die Forderung, Kraftstoffverbrauch und<br />

Emissionen zu senken. Ab 2021 gelten EU-<br />

Regulierungsgesetze, die den CO 2 -Ausstoß<br />

eines PKW auf 95 g CO 2 pro Kilometer limitieren.<br />

Wird der Wert überschritten, drohen<br />

hohe Geldstrafen für Automobilhersteller.<br />

Die Grenzwerte lassen sich mit einer Kombination<br />

aus E-Maschine und Verbrennungsmotor<br />

erreichen. Aus diesem Grund sind diese<br />

Hybridkonzepte wegweisend. Gleichzeitig<br />

muss das Potenzial des Verbrennungsmotors<br />

noch weiter ausgeschöpft werden. Dies geschieht<br />

zum Beispiel mit Vorkammerzündkerzen,<br />

deren Einsatz die Effizienz von Ottomotoren<br />

steigert. Dieses Zündungsprinzip hat<br />

sich in Großmotoren sowie im Motorsport<br />

bereits lange bewährt – nun soll es den Weg<br />

in die Großserie finden.<br />

Bild: Kistler Gruppe<br />

Bei der faseroptischen Analyse<br />

werden kleine Sichtfenster<br />

an der Außenwand der<br />

Vorkammer angebracht, um<br />

Prozesse im Motor detailliert<br />

zu erfassen und damit Hinweise zu Optimierungspotenzialen<br />

zu liefern. Das neu entwickelte<br />

Design der Schweizer erlaubt die Analyse<br />

komplizierterer Vorgänge unter Berücksichtigung<br />

verschiedener Kraftstoffgemische<br />

– zuvor war die Messtechnologie nur für gängige<br />

Zündkerzen nutzbar. Vorgänge im Brennraum<br />

wie Klopfen oder Vorentflammung werden<br />

dank optischer Analysen räumlich und<br />

zeitlich abgebildet und ermöglichen ein detailliertes<br />

Verständnis der Prozesse. „Um<br />

Motoren der Zukunft auf Kraftstoffverbrauch<br />

und Emissionen hin zu optimieren, müssen<br />

wir die Vorgänge der Vorkammerzündung genau<br />

verstehen. Das war in diesem Detail bislang<br />

nicht möglich. Mit unseren Sensoren<br />

machen wir Effekte der Verbrennung sichtbar<br />

und können an der Eliminierung ineffizienter<br />

Störfaktoren arbeiten“, erklärt Dr. Frank Wytrykus,<br />

Experte für optische Technologien bei<br />

Kistler.<br />

Bei diesen speziellen Zündkerzen wird das<br />

Kraftstoffluftgemisch in einer Vorkammer gezündet<br />

– daher der Name. Die Expansion<br />

schießt die Flamme durch kleine Bohrungen<br />

in den Brennraum und erzeugt so eine großflächige<br />

Hauptverbrennung. Die Hauptverbrennung<br />

wird damit an mehreren Orten im<br />

Brennraum initiiert und die Wahrscheinlichkeit<br />

einer gleichmäßigen Verbrennung steigt.<br />

Die Herausforderung liegt in der Dimensionierung<br />

der Vorkammer: Kleine Änderungen<br />

im Design haben bereits große Auswirkungen<br />

auf die Verbrennung. So ist zum Beispiel<br />

die Klopfempfindlichkeit von Motoren mit Vorkammerzündkerze<br />

höher. Für einen optimalen<br />

Emissions- und Wirkungsgrad der Motoren<br />

müssen solche unkontrollierten Verbrennungsvorgänge<br />

wie Klopfen oder Vorentflammung<br />

sowie Rußentstehung jedoch vermieden<br />

werden. Der Hersteller unterstützt mit<br />

der neuen Technologie für Vorkammerzündkerzen<br />

Automobilhersteller dabei, Prozesse<br />

im Motor zu optimieren, und treibt die Forschung<br />

an alternativen Brennverfahren voran.<br />

Das ist notwendig, um die EU-Emissionsziele<br />

für das Jahr 2021 zu erfüllen.<br />

www.kistler.com<br />

Prozessrechner von Smart Testsolutions erweitert CVM-System um Datenanalysefunktionen<br />

Schnelle Datenübertragung<br />

(jg) Die Smart Testsolutions GmbH, Stuttgart,<br />

erweitert seine Produktfamilie für die Spannungsüberwachung<br />

an Brennstoffzellen (Cell<br />

Voltage Monitoring, CVM) um den schlanken<br />

Prozessrechner Slim Master. Dieser ist für<br />

den Einsatz an Brennstoffzellen-Prüfständen<br />

oder als <strong>mobile</strong>s Diagnosemodul optimiert.<br />

Der Rechner erweitert den CAN-Bus basierten<br />

Messbetrieb eines CVM-Systems des<br />

Anbieters um komplexe Datenanalysefunktionen.<br />

Zudem ermöglicht er eine sehr<br />

schnelle Datenübertragung via Ethernet. Die<br />

integrierte Skript verabeitung ermöglicht im<br />

CVM-System eine große Bandbreite weiterer<br />

Funktionen, ohne dass ein PC eingebunden<br />

werden muss. „Mit seinen besonderen Eigenschaften,<br />

der sehr schlanken Bauweise<br />

und dem attraktiven Preis bietet sich der Slim<br />

Master vor allem für Prüfstandsanwendungen<br />

und den <strong>mobile</strong>n Einsatz als Diagnosemodul<br />

an“, berichtet Smart-Testsolutins-Ge-<br />

schäftsführer Wolfgang Neu.<br />

Der Slim Master arbeitet im Temperaturbereich<br />

-20 bis +50 Grad Celsius und ist nicht<br />

speziell gegen das Eindringen von Wasser<br />

geschützt. Dafür kostet er nur etwa die Hälfte<br />

des CVM Master Moduls, das das Unternehmen<br />

bereits seit mehreren Jahren im<br />

Portfolio hat. Im Preis enthalten sind ein Realtime-Betriebssystem<br />

mit Treibern für die<br />

Messmodule und die CAN/LVDS und Ethernet-Protokolle,<br />

sowie ein Webserver zur Ausführung<br />

der optionalen CVM-App. Möglich<br />

wird der deutlich günstigere Preis auch durch<br />

die Verwendung handelsüblicher Steckverbinder<br />

und Kabel. Zum Einsatz kommen<br />

RJ45-Stecker für die LAN-Anbindung, SUB-D<br />

für CAN und die Kommunikation mit den<br />

Intelli-Probe-Messmodulen sowie M8 für die<br />

Stromversorgung. Außerdem verfügt auch<br />

dieser Prozessrechner über einen Weitbereichsspannungseingang<br />

von 7 bis 36 V. Ein<br />

weiterer Vorteil der neuen Prozess-Baugruppe:<br />

sie ist deutlich flacher gebaut als das<br />

Master Modul und somit leichter unterzubringen<br />

und zu transportieren.<br />

www.smart-testsolutions.de<br />

Bild: Smart Testsolutions/Emanuel Zifreund<br />

64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


Professional Power<br />

Näherungssensoren von Omron bieten zuverlässige Erkennung von Eisen und Aluminium<br />

Langlebig und für raue Bedingungen<br />

(jg) Hersteller in der Automobilindustrie sind<br />

bestrebt, der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen<br />

nachzukommen und den Kraftstoffverbrauch<br />

durch leichtere Fahrzeuge zu senken,<br />

indem sie Aluminium gegenüber Eisen vorziehen.<br />

Da die Verbreitung gemischter Produktionslinien,<br />

die beide Metalle enthalten,<br />

zunimmt, steigt auch die Nachfrage nach<br />

Näherungssensoren mit geeignetem weiten<br />

Schaltabstand. Die neue E2EW-Serie der<br />

Omron Electronics GmbH, Langenfeld, einem<br />

Anbieter von End-to-End-Automatisierungslösungen,<br />

wurde für genau diese Anforderungen<br />

entwickelt. Die langlebigen Näherungssensoren<br />

bieten aktuell den weitesten<br />

Schaltabstand in ihrer Kategorie und wurden<br />

optimiert, um den rauen Bedingungen typischer<br />

Automobilschweißprozesse mit einer<br />

Fluorkunststoffbeschichtung standzuhalten,<br />

die eine erhöhte Spritzbeständigkeit bietet.<br />

Der Schaltabstand der Serie ist etwa doppelt<br />

so weit wie bei Vorgängermodellen für eisenhaltige<br />

Metalle und sechsmal so weit wie bei<br />

Vorgängermodellen für Aluminium. Damit<br />

bieten sie die Lösung für Produktionslinien<br />

für Mischmetall. Aufgrund der identischen<br />

Schaltabstände für beide Metalle unterstützen<br />

die Sensoren eine gemeinsame <strong>Konstruktion</strong><br />

für die Positionserkennung. Zudem<br />

reduzieren sie unerwartete Anlagenausfälle,<br />

indem sie Erfassungsfehler bei instabilen Ob-<br />

Bild: Omron<br />

jekten minimieren. Zu den Funktionen gehören<br />

laut Hersteller:<br />

• Weltweit weitester Schaltabstand für Eisen<br />

und Aluminium. Die entsprechenden<br />

Schaltabstände ermöglichen eine gemeinsame<br />

<strong>Konstruktion</strong> für die Positionserkennung<br />

in gemischten Produktionslinien, die<br />

sowohl Eisen- als auch Aluminiumkomponenten<br />

enthalten.<br />

• Die erhöhte Spritzbeständigkeit: Die Sensoren<br />

habe eine 60 Mal so lange Lebensdauer<br />

wie frühere Modelle in typischen<br />

Kfz-Schweißanwendungen.<br />

• IIoT-fähig mit IO-Link: Die Unterstützung<br />

von IO-Link ermöglicht die Erfassung von<br />

Daten zur Erkennungsebene und zu Temperaturänderungen<br />

von Näherungssensoren<br />

von einem einzigen Standort aus in<br />

Echtzeit.<br />

www.industrial.omron.de<br />

Transport und Verkehr<br />

Schaltnetzteile für<br />

Bahnanwendungen<br />

• maßgeschneidert<br />

• intelligent<br />

• effizient<br />

Beschleunigungssensoren von ASC helfen, <strong>Konstruktion</strong>sfehler zu vermeiden<br />

Robust und hochpräzise<br />

(jg) Die Entwicklung von Wasserfahrzeugen<br />

kommt nicht ohne komplexe Tests an Modellen<br />

unter realen Seegangsbedingungen in Simulationsbecken<br />

aus. Auf diese Weise erhalten<br />

die Konstrukteure wichtige Hinweise auf<br />

eventuelle Mängel in der Schiffskonstruktion.<br />

In diesen Test- und Messanwendungen sind<br />

robuste und hochpräzise Sensoren wie die<br />

triaxialen, kapazitiven Beschleunigungssensoren<br />

OS-315 LN der ASC GmbH, Pfaffenhoffen,<br />

gefragt, die selbst rauesten Offshore-<br />

Bedingungen standhalten. Die LN-Sensoren<br />

(Low-Noise) zeichnen sich durch ihre hohe<br />

Empfindlichkeit (2000 bis 10 mV/g) aus und<br />

erfassen aufgrund ihrer sehr guten Rauschdichte<br />

(7 bis 400 μg/Hz) selbst niedrige<br />

Frequenzen und Amplituden genau.<br />

Auch Inertial Measurement Units (IMUs) wie<br />

die IMU7.x.y des Unternehmens sind bei<br />

Test- und Messanwendungen im Schiffsbau<br />

unverzichtbar. Das IMU7-Baukastensystem<br />

basiert auf präzisen triaxialen Beschleunigungs-<br />

und Drehratensensoren und erlaubt<br />

unterschiedlichste kundenspezifische Sensorkonfigurationen.<br />

Verbaut werden entweder<br />

LN-Beschleunigungssensoren oder MF-<br />

Beschleunigungssensoren (Medium-Frequency)<br />

für Beschleunigungen von ±2 g bis<br />

±50 g sowie MEMS-Drehratensensoren mit<br />

Vibrationsringen mit einem Ratenbereich von<br />

±75°/s bis ±900°/s.<br />

www.asc-sensors.de<br />

Bild: ASC<br />

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Ihr Spezialist für die Entwicklung<br />

und Herstellung kundenspezifischer<br />

Schaltnetzteile und Stromversorgungslösungen.<br />

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INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

AVL Deutschland GmbH,<br />

Mainz-Kastel ........................... 68<br />

B&R Industrie-Elektronik GmbH,<br />

Bad Homburg ......................... 47<br />

Beckhoff Automation<br />

GmbH & Co. KG, Verl ................ 7<br />

Bühler Motor GmbH,<br />

Nürnberg ................................ 29<br />

Eichenberger Gewinde AG,<br />

CH-BURG AG .......................... 37<br />

EJOT GmbH & Co.KG Geschäftsbereich<br />

Verbindungstechnik,<br />

Bad Berleburg .................... 5<br />

ESCHA GmbH & Co. KG,<br />

Halver ..................................... 35<br />

Fiessler Elektronik GmbH & Co.<br />

KG, Aichwald .......................... 61<br />

Höhl & Westhoff GmbH,<br />

Wuppertal ............................... 61<br />

ZUM SCHLUSS<br />

ILME GmbH Elektrotechnische<br />

Handelsgesellschaft, Wiehl ..... 33<br />

inpotron Schaltnetzteile GmbH,<br />

Hilzingen ................................. 65<br />

Kabeltronik Arthur Volland<br />

GmbH, Denkendorf ................ 28<br />

KAESER KOMPRESSOREN<br />

SE, Coburg .............................. 11<br />

Kratzer Automation AG,<br />

Unterschleißheim ................... 13<br />

LEE-Hydraulische Miniatur- Komponenten<br />

GmbH, Sulzbach ........ 9<br />

MICRO-EPSILON-MESS- TECH-<br />

NIK GmbH & Co. KG,<br />

Ortenburg ................................. 3<br />

Neugart GmbH, Kippenheim .. 41<br />

Schöne neue Welt – Fahrerassistenzsysteme neu gedacht...<br />

VORSCHAU<br />

Komponenten der Antriebstechnik bilden immer<br />

noch das ‚mechanische‘ Herz des Maschinenbaus,<br />

verfügen aber mehr und mehr auch über<br />

‚intelligente‘ Sensorik<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Oswald Elektromotoren GmbH,<br />

Miltenberg .............................. 17<br />

pro-beam GmbH & Co. KGaA,<br />

Gilching ................................... 19<br />

Stäubli Electrical Connectors<br />

GmbH, Weil am Rhein ............ 15<br />

Schwäbische Werkzeugmaschinen<br />

GmbH, Schramberg ......... 53<br />

TFC Niederlassung Bochum,<br />

Bochum .................................. 23<br />

Topcon Electronics GmbH & Co.<br />

KG, Geisenheim ..................... 59<br />

Tünkers Maschinenbau GmbH,<br />

Ratingen ................................... 2<br />

ZwickRoell GmbH & Co. KG,<br />

Ulm ......................................... 61<br />

Cartoon: Erik Liebermann<br />

Mit der Automation, Motion & Drives bietet die<br />

Hannover Messe jährlich die Chance, sich ganzheitlich<br />

zu den Themen Integrierte Automation, Industrial IT<br />

sowie Antriebs- und Fluidtechnik zu informieren. Vom<br />

Maschinenbau über Elektrotechnik und Robotik bis hin<br />

zur Prozessautomation entstehen Synergien zwischen<br />

den Branchen ebenso wie zwischen Produktion und Intralogistik.<br />

Die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> widmet sich deshalb<br />

dem Themenbereich mit der Sonderausgabe Antreiben<br />

– Steuern – Bewegen, die im Vorfeld der Hannover<br />

Messe <strong>2020</strong> erscheint. Die Ausgabe fokussiert Trends<br />

und integrierte Konzepte der Industrie 4.0 sowie praktische<br />

Anwendungen dieser Technologien, die oft das<br />

‚Herz‘ innovativer Produkte bilden.<br />

ISSN 1612–7226<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />

Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />

Korrespondent:<br />

Nico Schröder M.A. (sc), Phone +49 170 6401879<br />

Redakteure:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />

Evelin Eitelmann (eve), Phone +49 711 7594–4653;<br />

Jörn Kehle (jke), Phone +49 711 7594–407;<br />

Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />

Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Carmelina Weber<br />

Phone +49 711 7594–257, Fax: –1257<br />

carmelina.weber@konradin.de<br />

Layout:<br />

Ana Turina, Phone +49 711 7594–273<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 55 vom 1.10.2019<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />

Leserservice:<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>,<br />

Phone +49 711 7252–209<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos<br />

nur an qualifizierte Empfänger geliefert.<br />

Bezugspreise: Inland 84,90 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.; Ausland: 84,90 € inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />

Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info<br />

USA: TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />

Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />

<strong>Konstruktion</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten.<br />

Reproduktionen gleich welcher Art, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© <strong>2020</strong> by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

Die <strong>KEM</strong>-Sonderausgabe Antreiben – Steuern – Bewegen 2021<br />

erscheint am 23.03.2021<br />

EDA<br />

66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Sonderausgabe <strong>Connected</strong> <strong>mobile</strong> <strong>Machines</strong> & <strong>Mobility</strong> (<strong>CMM</strong>) <strong>2020</strong>


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