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Hemerocallis (Taglilie) - ÖGG

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BEITRÄGE DER FACHGRUPPE<br />

ALPENPFLANZEN UND BLÜTENSTAUDEN IN DER <strong>ÖGG</strong><br />

<strong>Hemerocallis</strong> (<strong>Taglilie</strong>)<br />

Miniatur-<strong>Taglilie</strong>n<br />

AUSGABE JUNI 2011<br />

Schutzgebühr EURO –,50<br />

Die <strong>Taglilie</strong> gehört zu den ältesten dem Menschen bekannten Pflanzen. Sie wurde schon vor ca. 1.000 Jahren in China<br />

wegen ihrer essbaren Blüten angebaut. <strong>Taglilie</strong>n kommen in China, Korea und Japan vor und umfassen 10–15 Arten,<br />

mit über 30.000 Sorten. <strong>Hemerocallis</strong> blühen in Ihrem Garten bei einer sorgfältigen Auswahl von Mai bis September,<br />

obwohl die Einzelblüte nur 1 Tag hält. Das Farbspektrum reicht von Weiß über Gelb, Orange bis zu Dunkelpurpur und<br />

tiefstem Rotschwarz. Wir kultivieren in der Gärtnerei 200 verschiedene Sorten. Nach langjähriger Beobachtung werden<br />

auch immer wieder welche aus dem Sortiment genommen, die sich bei uns nicht bewähren.<br />

Eine Kulturanleitung für <strong>Hemerocallis</strong> zu geben ist, glaube ich, unnötig, da es kaum eine pflegeleichtere Staude für den<br />

Garten gibt. Den Standort „Sonne bis Halbschatten― finden wir ebenfalls in fast jedem Garten. Es gibt nur einen Tipp:<br />

wenn eine Sorte nach Jahren blühfaul wird, graben Sie den ganzen Horst aus, machen Sie mit der Grabgabel ein paar<br />

Teilstücke, geben Sie in das Pflanzloch etwas Kompost oder organischen Dünger und schon können Sie wieder pflanzen.<br />

Wir führen Ihnen hier einige Sorten auf, die viel zu wenig verwendet werden, aber bei uns in der Gärtnerei einen hohen<br />

Stellenwert haben. Damit die <strong>Taglilie</strong>n den ganzen Sommer über blühen, ist es wichtig, frühe, mittlere und späte Blütezeiten<br />

zu beachten.<br />

Kleinblütige <strong>Taglilie</strong>n<br />

’August Orange’, orange, spät<br />

’Corky’, gelb auf roten Stielen<br />

’Flying Saucer’, orange, runde Blütenform<br />

’Jo-Jo’, orange<br />

Diese Sorten sind zwar kleinblumig, jedoch sehr blühfreudig<br />

und passen gut in Wildstaudenpflanzungen da<br />

sie trotz der kleinen Blüte eine Höhe von 80–120 cm<br />

bekommen.<br />

Eine unserer Lieblinge ist <strong>Hemerocallis</strong> citrina. Sie ist die<br />

geschmacklich beste von den essbaren Blüten (lt. Literatur<br />

kann man alle <strong>Hemerocallis</strong>blüten essen).<br />

<strong>Hemerocallis</strong> sp.<br />

’Brookwood Early One’, goldgelb mit mahagonifarbigem Auge<br />

’Daily Bread’, dottergelb<br />

’Fanfare’, dunkelrot<br />

’Little Paul’, orange mit rotem Schlund<br />

’Sachsen Contrast’, elfenbeinweiß mit violettem Auge<br />

’Penny´s Worth’, gelb, kleinblumig<br />

Bewährte großblumige <strong>Taglilie</strong>n<br />

’Arriba’, samtig, mahagonirot<br />

’Black Friar’, schwarzrot<br />

’Bonanza’, dunkelgelb mit großem braunen Ring<br />

’Ed Murray’, samtig, schwarzrot mit grünem Schlund<br />

’Gentle Shepert’, elfenbeinweiß<br />

’Grape Velvet’, dunkellila mit gelbgrünem Schlund,<br />

’Green Flutter’, leuchtend gelb mit grünem Schlund<br />

’Helle Berlinerin’, cremeweiß mit grünem Schlund<br />

’Hexenritt’, samtrot, großblättrig<br />

’Light the Way’, cremeweiß mit grünem Schlund<br />

’Moonlight Masquerade’, rosa mit dunkellila Schlund<br />

’Northbrook Star’, zitronengelb mit riesigen Blüten<br />

’Norton Orange’, reines Orange, großblumig<br />

’Prairie Moonlight’ hellgelb, großblumig<br />

’Rosy Lights’, gelborange, riesig, spinnenblütig<br />

’Siloam Harold Flickinger’, zitronengelb, gewellter Rand<br />

’Siloam Nugget’ reines orange, gewellter Rand<br />

’Vienna Nightstreet’, samtig, dunkelrot<br />

’Zitronenfalter’, zitronengelb, wüchsig


Zuletzt sollte noch die Miniatur-<strong>Taglilie</strong> ’Stella de Oro’ gesondert genannt werden, da sich diese zwergige, äußerst<br />

reich blühende Sorte als Beeteinfassung und als horstig wachsender Bodendecker eignet.<br />

‘Stella de Oro‘ wird ca. 40 cm hoch, hat orangegelbe rundliche Blüten und von allen Sorten die längste Blütezeit.<br />

Wenn wir nun Ihr Interesse geweckt haben, fordern Sie unsere aktuelle <strong>Hemerocallis</strong> – Liste mit über 100 Sorten an<br />

unter mail@feldweber.com.<br />

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Hermine Gruber für diesen zur Verfügung gestellten Artikel<br />

Aus „Newsletter Juli 2010“ von Christian H. Kreß<br />

Wusstest du übrigens, dass auch in Österreich einige erfolgreiche <strong>Hemerocallis</strong>züchter leben?<br />

Erich Zelinas ’Hexenritt’, ’Höllenfahrt’ und seine unübertroffene ’Vienna Nightstreet’ sind seit Jahren beliebt und hoch<br />

geschätzt. Ein weiterer privater Sammler und Züchter ist Franz Erbler, ein pensionierter Bäckermeister aus Pfarrkirchen<br />

bei Bad Hall in Oberösterreich. Ihn durfte ich bereits vor 15 Jahren kennen lernen. Er besitzt eine riesige Sammlung<br />

von weit über 1.000 Sorten <strong>Taglilie</strong>n. Schon recht bald begann er selbst sich in der Zunft des „Pollenschmierens― und<br />

der Selektion neuer <strong>Hemerocallis</strong> zu üben. Die Resultate können sich wahrlich sehen lassen! Es sind durchwegs bodenständige<br />

Sorten mit klaren Farben und ansehnlichen Blüten. Einige von seinen Züchtungen haben internationale<br />

Beachtung gefunden und wurden auch prämiert. Alle seine Sorten versah er mit dem Namenszusatz ’Haller…’, quasi<br />

benannt nach Bad Hall, dem Nachbarort von Pfarrkirchen im Traunviertel Oberösterreichs. Vor vielen Jahren besuchte<br />

ich ihn an einem lauen Sommerabend und half ihm bei der Namensgebung seiner neuesten Kreationen. Zu zweit lassen<br />

sich schließlich wesentlich mehr Namen finden! Damals entstand ’Haller Bernadette’, übrigens nach meiner zweiten<br />

Tochter benannt. ’Haller Dominik’, ’Haller Flamenco’, ’Haller Kardinal’, ’Haller Kleiner Hans’, ’Haller Susanne Weber’<br />

wurden aus der Taufe gehoben und noch viel Gutes mehr!<br />

Franz Erbler ist ein Mann mit einem Blick für das Wesentliche. Er ist unwahrscheinlich umtriebig und es ist kaum zu<br />

glauben, wie er seinen riesigen Garten mit all seinen Sämlingsbeeten bewältigt. Wenn du mal in der Gegend bist,<br />

kannst du sicher seinen Garten gegen Voranmeldung besichtigen. Übrigens befinden sich hier bei uns die meisten seiner<br />

Sorten in exklusiver Vermehrung und Verkauf. Zur Pflege sei noch gesagt, dass <strong>Hemerocallis</strong> einen guten, lehmigen<br />

Gartenboden in der vollen Sonne schätzen, sie kommen aber auch mit halbschattiger Lage zurecht. Alle 10 Jahre<br />

kannst du sie aufteilen und verpflanzen. Und noch etwas: nach der Blüte empfiehlt sich ein leichter Rückschnitt der<br />

Blätter und der abgeblühten Stängel. Ach ja, einen Trick verrate ich dir noch. Wenn du mit lauwarmem Wasser am<br />

Abend die Blütenknospen übergießt, blühen diese rascher auf, genau zu dem Zeitpunkt, wenn du sie deinen Gartenfreunden<br />

präsentieren willst! Und noch etwas. Wusstest du, dass die Anzahl der registrierten Züchtungen weltweit die<br />

unglaubliche Zahl von rund 60.000 Sorten beträgt?<br />

BEZUGSQUELLEN:<br />

STAUDEN - FELDWEBER<br />

Inh. Hermine Gruber<br />

4974 Ort/Innkreis 139<br />

Tel.: 0043-(0)7751-8320<br />

Fax: DW 16<br />

www.feldweber.com<br />

E-Mail: mail@feldweber.com<br />

BUCHTIPPS:<br />

<strong>Hemerocallis</strong> <strong>Taglilie</strong>n<br />

Walter Erhardt<br />

Taschenbuch: 169 Seiten<br />

Verlag: Ulmer (Eugen) (1. Januar 1988)<br />

Sprache: Deutsch<br />

ISBN-10: 3800163586<br />

ISBN-13: 978-3800163588 € 29,90<br />

2<br />

SARASTRO - STAUDEN<br />

Christian H. Kreß<br />

4974 Ort/Innkreis 131<br />

Tel.: 0043-(0) 664/2610362<br />

Fax: 0043-(0) 7751/8424-3<br />

www.sarastro-stauden.com<br />

E-Mail: office@sarastro-stauden.com<br />

Daylilies<br />

The Perfect Perennial<br />

Lewis Hill, Nancy Hill<br />

Pages: 208<br />

ISBN13: 9780882666518<br />

Adresse:<br />

ISBN10: 0882666517 $ 18.95 US<br />

Franz Erbler<br />

Zöhrmühlerstr. 18<br />

4540 Bad Hall<br />

Tel.: 07258/2597<br />

E-Mail: franz.erbler@24speed.at


1996 habe ich von Dipl. Ing. Fritz Kummert einige<br />

Wurzelstöcke von mir bis dahin unbekannten Pflanzen<br />

namens Roscoea erhalten. Seither haben diese<br />

Pflanzen mein besonderes Interesse geweckt. So<br />

habe ich mich in die spärlich vorhandenen, in deutscher<br />

Sprache gehaltenen Abhandlungen über die<br />

Gattung eingelesen. Die meisten Artikel sind in englischen<br />

Fachzeitschriften zu finden. Doch wer in der<br />

Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in der russischen,<br />

oder wie ich, in der französischen Besatzungszone<br />

zur Schule gegangen ist, hat mit der englischen Sprache<br />

seine liebe Not. Diese Erkenntnis veranlasste<br />

mich, die vielen englischsprachigen Artikel zu übersetzen<br />

und in eine vor allem für Pflanzenliebhaber<br />

und Hobbygärtner verständliche Zusammenfassung<br />

zu bringen. Weiterführende Erkenntnisse über die<br />

Gattung und fachliche Korrekturen der Abhandlung<br />

sind erwünscht. Wer eine weiterführende wissenschaftlich<br />

aufbereitete Abhandlung über die Gattung<br />

Roscoea wünscht, dem sei das in englischer Sprache<br />

erschienene Buch „The Genus Roscoea― von Jill<br />

Cowley, empfohlen.<br />

Besonderer Dank gilt Fritz Kummert für seine botanischen<br />

Informationen zur Gattung.<br />

Roscoea sind pflegeleichte Scheinorchideen - und bei<br />

leichtem Winterschutz sind manche Arten auch sehr<br />

gut für den Garten geeignet.<br />

Ähnlich wie bei vielen südostasiatischen Pflanzen<br />

fanden auch hier die aufgesammelten Individuen<br />

durch die Erstbeschreiber unter verschiedenen Namen<br />

Eingang in die Literatur. So wundert es nicht,<br />

dass die zur Familie der Ingwergewächsen<br />

(Zingiberaceae) zählende Gattung Roscoea fälschlich<br />

bis zu 80 verschiedene Arten und Unterarten zählte.<br />

Viele Beschreibungen wurden zudem nach Herbarienmustern<br />

erstellt, was im Laufe der Zeit zu großer<br />

Verwirrung geführt hat.<br />

Bei Beschreibungen<br />

von lebendem Material<br />

ergeben sich große<br />

Unterschiede durch die<br />

Vielfalt an Blütenfarben<br />

einzelner Arten. Außerdem<br />

verändern die<br />

Pflanzen ihren Habitus<br />

auch nach der Blüte<br />

ständig weiter. Sie<br />

wachsen nach dem<br />

William Roscoe (1753-1831) Verblühen bis zum Verwelken<br />

andauernd wei-<br />

www.liverpoolmuseum.org.uk<br />

ter und verändern ihr<br />

Aussehen im Alter beträchtlich. Die Pflanzen blühen<br />

zu einem Zeitpunkt, zu welchem sie ihre volle Größe<br />

Roscoeen und ihre Pflege<br />

noch lange nicht erreicht haben. Außerdem ist die<br />

Dauer der Blütezeit der einzelnen Blüten sehr kurz.<br />

Diese Umstände führten bei den frühen Pflanzensammlern<br />

zu großer Unsicherheit bei der Bestimmung<br />

der einzelnen Arten. Der Wirrwarr an falschen Bezeichnungen<br />

wurde bis in die Achtzigerjahre des vorigen<br />

Jahrhunderts beibehalten. Der englischen Botanikerin<br />

Jill Cowley ist es zu danken, dass sie 1982 die<br />

Gattung einer Revision unterzog und 2007 eine zusammenfassende<br />

Abhandlung mit dem Titel „The<br />

Genus Roscoea― im Verlag des Royal Botanic Garden,<br />

Kew, in Buchform herausbrachte.<br />

Den Gattungsnamen erhielt diese Scheinorchidee<br />

nach William Roscoe, (1753 - 1831). Er war der Gründer<br />

des Botanischen Gartens in Liverpool im Jahre<br />

1802. Die erste Beschreibung einer Roscoea hat der<br />

englische Arzt James Eduard Smith 1759 – 1828,<br />

vorgenommen. Er war Begründer der Linnean Society<br />

in Norwich, England, und er schrieb eine Reihe von<br />

Abhandlungen über Floren von England und Griechenland.<br />

Um die Gattung Roscoea haben sich im Lauf der Zeit<br />

zahlreiche Pflanzensammler, Botaniker und Gärtner<br />

verdient gemacht. Unter vielen anderen seien die Bedeutendsten<br />

genannt:<br />

Jean Marie Delavay, 1838 – 1895,<br />

Abbée, französischer Missionar,<br />

George Forrest, 1873-1932, englischer Botaniker,<br />

Heinrich von Handel-Mazzetti, 1852-1940,<br />

Wiener Pflanzensammler,<br />

Josef Dalton Hooker, 1785-1865<br />

Botanikprofessor der Universität Glasgow,<br />

Direktor des Botanischen Gartens Kew,<br />

Josef F. Charles Rock, 1884-1962<br />

Wiener Botaniker, Universität Washington,<br />

Camillo Carl Schneider, 1876-1951<br />

Gartengestalter in Wien,<br />

Frank Kingdon Ward, 1885 -1958, englischer Offizier.<br />

Aber auch in jüngster Zeit, seit China die Grenzen<br />

wieder geöffnet hat und westliche Wissenschafter das<br />

Land bereisen dürfen, wurden zahlreiche Expeditionen<br />

gestartet. Die gesammelten Pflanzen bzw. Samen<br />

werden mit den Anfangsbuchstaben der erforschten<br />

Gebiete oder der Namen der Wissenschafter<br />

bezeichnet, z. B.: CLDX (Chungtien-Lijiang-Dali-<br />

Expedition nach Yunnan, 1990) oder BBMS (Baker,<br />

Burkitt, Miller & Shrestha, zum Ganesh Himal, Nepal<br />

1992). Sie alle haben ihre Forschungsergebnisse in<br />

3


zahlreichen Abhandlungen niedergeschrieben und so<br />

zur Verbreitung dieser in Europa noch sehr selten<br />

gepflegten Pflanzengattung beigetragen. Der französische<br />

Botaniker Francois Gagnepain schrieb in seinen<br />

Werken über asiatische Pflanzen 1901-1902 ausführlich<br />

über die Gattung Roscoea. Die erste taxonomische<br />

Betrachtung der Gattung nahm um die Jahrhundertwende<br />

des vorigen Jahrhunderts Prof. Ludwig<br />

Eduard Theodor Loesener, (1865-1941), Kustos am<br />

Botanischen Museum Berlin-Dahlem, vor.<br />

Im Jahre 2007 wurde die Gattung von Jill Cowley<br />

neuerlich überarbeitet. Sie beschrieb 20 Arten,<br />

6 Varietäten und 21 Formen, sowie eine (Natur?)<br />

hybride zwischen Roscoea cautleyoides und Roscoea<br />

auriculata. Einige Arten haben den Weg auf das europäische<br />

Festland noch nicht gefunden. Es ist auch<br />

leicht möglich, dass hinkünftig weitere<br />

endemische Arten in den noch unerforschten<br />

weitläufigen Flusslandschaften<br />

des Himalayagebietes gefunden<br />

werden. Dabei ist zu bedenken,<br />

dass die Ausfuhr von Pflanzen<br />

durch die von vielen Ländern getroffenen<br />

Schutzmaßnahmen immer<br />

schwieriger wird und deshalb gefundene<br />

Pflanzen an Ort und Stelle bestimmt<br />

werden müssen.<br />

Inzwischen hat die eingehende Beschäftigung<br />

einiger experimentierfreudiger<br />

Gärtner zahlreiche Farbvarianten<br />

und Auslesen, und wahrscheinlich<br />

auch einige Hybriden hervor gebracht,<br />

deren kommerzielle Verwertung<br />

voll im Gange ist. Jedes Jahr erscheinen in den<br />

bunt bebilderten Websites von Gärtnereien und Blumenversendern<br />

Sorten unter neuen klangvollen Namen.<br />

Meist ist der Hobbygärtner erst beim zweiten<br />

Blick - oder auch gar nicht - in der Lage einen Unterschied<br />

zu erkennen. Eine bis jetzt bekannt gewordene<br />

Sortenauflistung würde den Rahmen des Artikels<br />

sprengen. Einige Pflanzen werden noch immer unter<br />

ihrem früheren Namen angeboten. Richtigerweise<br />

gelten diese Bezeichnungen als Synonyme von heute<br />

gültigen Namen.<br />

Die Gattung Roscoea ist Teil des Stammes der Hedichieae<br />

der Familie der Zingiberaceae, die etwa 50<br />

Gattungen mit rund 1200 Arten umfasst. Sie ist bis in<br />

Höhen von 4300 m in den subtropischen Gebieten<br />

Sino-Himalayas anzutreffen. Einige Arten der Gattung<br />

sind weitverbreitet von Pakistan, über Kaschmir, Nepal,<br />

Sikkim, und Bhutan bis Yunnan und Sichuan in<br />

China. Die Pflanzen sind an die klimatischen Verhältnisse<br />

mit kalten, trockenen Wintern und heißen, nassen<br />

Sommern angepasst. Sie bevorzugen auf Kalkgestein<br />

aufgewachsene lehmhaltige humusreiche Bö-<br />

4<br />

Roscoea sp.<br />

den. Sie sind je nach Art auf Bergwiesen ebenso wie<br />

an Waldrändern, in praller Sonne wie im Halbschatten<br />

zu finden.<br />

Einige Arten scheinen in kleineren Bereichen endemisch<br />

vorzukommen. Solche Populationen sind durch<br />

zunehmende Umwelteinflüsse besonders gefährdet.<br />

Seltene Arten sind auch durch kommerzielle Sammler<br />

in ihrer Existenz gefährdet. Durch die Biodiversitäts-<br />

Konvention 1992 von Rio de Janeiro, der sehr viele<br />

Länder beigetreten sind, ist vereinfacht ausgedrückt<br />

gesichert, dass für wissenschaftliche Zwecke gesammeltes<br />

Pflanzenmaterial nicht für eine spätere kommerzielle<br />

Nutzung verwendet werden darf. Genetische<br />

Ressourcen eines Landes dürfen daher von anderen<br />

Ländern nicht für den Handel verwertet werden.<br />

Durch weitere wissenschaftliche Bearbeitung des unermesslich<br />

großen Gebietes und seiner<br />

vielen unerforschten Täler ist aber<br />

zu hoffen, dass zukünftig weitere Arten<br />

dieser faszinierenden Pflanzengattung<br />

gefunden werden.<br />

Roscoeen erreichen Pflanzengrößen<br />

von 5 bis 100 cm Höhe. Das Farbspektrum<br />

der Blüten reicht von Weiß<br />

über Gelb, Rosa, Rot und Purpur bis<br />

Violett und Mauve. Die orchideenähnlichen<br />

Blüten verleihen den Pflanzen<br />

einen besonderen exotischen Reiz.<br />

Leider sind die Blüten sehr kurzlebig.<br />

Einige Arten erweisen sich bei leichtem<br />

Winterschutz (Vliesabdeckung) in unseren<br />

klimatischen Verhältnissen als<br />

absolut winterhart. Seit Jahren stocken<br />

Roscoea, alpina, auriculata und x beesiana in<br />

meinem Steingarten in einem etwas erhöhten Beet in<br />

Gemeinschaft mit Cypripedium calceolus, Pleione<br />

limprichtii und Lilium martagon var. cattaniae und erfreuen<br />

den Betrachter jedes Frühjahr mit neuem Zuwachs.<br />

Bei der Kultivierung der Pflanzen ist zu bedenken,<br />

dass man ihnen möglichst die klimatischen Bedingungen<br />

in ihrer ursprünglichen Heimat bieten sollte: Kalte<br />

trockene Winter und heiße feuchte Sommer. Schafft<br />

man ihnen diese Mindestbedingungen, bringt man sie -<br />

siehe `Kulturbedingungen´ - auch weiter. Roscoeen wachsen,<br />

wie bei der Familie der Ingwergewächse üblich,<br />

aus einem Rhizom mit mehreren fleischigen, verdickten<br />

Wurzeln, die sehr leicht brechen. Ihre Triebe entwickeln<br />

sich aus Blattscheiden, die einen aus Blättern<br />

gebildeten, steil aufragenden Pseudostamm ausbilden.<br />

Die meist dunkelgrünen Blätter sind lanzettförmig<br />

bis eiförmig-lanzettlich, manchmal etwas behaart.<br />

Aus dem Hochblatt des Pseudostammes entwickelt<br />

sich ährenförmig ein Blütenstand mit einer oder mehreren<br />

Einzelblüten, die meist nacheinander aufblühen.


Bei einigen Arten werden die Blüten von einem mehr<br />

oder weniger sichtbaren Blütenstiel getragen, bei wenigen<br />

Arten entspringt die Blüte ohne Stiel aus dem<br />

Deckblatt. Die Blüten sind Orchideenblüten ähnlich<br />

deshalb wurde wohl der deutsche Name<br />

„Ingwerorchideen“ gewählt. Die Blüten werden bis zu<br />

6 cm lang und bis zu 5 cm breit. Die seitlichen Staubblätter<br />

sind in Blütenblätter umgewandelt. Aus dem<br />

inneren Staubblatt entsteht eine<br />

Lippe mit zwei oft tief eingeschnittenen<br />

Lappen. Das Rückenblütenblatt<br />

ist aufgerichtet und zu einer helmförmigen<br />

Kapuze geformt. Die<br />

Staubbeutel im Inneren der Blüte<br />

sind aufrecht stehend und enden in<br />

einer Klaue. Die Samen reifen in<br />

einer Samenkapsel welche zumeist<br />

vom Pseudostamm umschlossen<br />

wird. Zur Reifezeit springt erst der<br />

Stamm und danach die Kapsel auf<br />

und die Samenkörner fallen zur<br />

Erde. Roscoeen verändern im Laufe<br />

der Wachstumsperiode ihre Größe<br />

oft merklich. Nach der Blüte entwickelt<br />

sich das Blattwerk weiter<br />

und verleiht der Pflanze ein verändertes<br />

Aussehen.<br />

Kulturbedingungen:<br />

Roscoeen kommen am besten unter lichten Büschen<br />

oder im Steingarten zur Geltung. Allerdings ist im<br />

pannonischen Klima auf strenge Winterkälte ebenso<br />

zu achten wie auf den Schutz vor anhaltenden Regenfällen.<br />

Ohne Schutzmaßnahmen führen solche<br />

Witterungsfälle zum sicheren Verlust der Pflanzen.<br />

Andauernde Bodenfeuchtigkeit führt unweigerlich zum<br />

Verfaulen der fleischigen Wurzeln. Die Pflanzen müssen<br />

entweder mit einer trockenen Torfschicht und<br />

einer Glasabdeckung frostfrei gehalten oder im<br />

Spätherbst aus dem Boden genommen und in Vermiculit<br />

frostfrei und trocken überwintert werden.<br />

An günstigen Standorten bilden sich im Laufe der Zeit<br />

größere „Klumpen― von Wurzelstöcken. Hat man aber<br />

mehrere Arten oder Sorten, pflegt man sie am besten<br />

in größeren Tontöpfen. Mit Steck-Etiketten und witterungsbeständiger<br />

Beschriftung behält man den Überblick.<br />

(Am besten eignet sich ein Brother `P-touch´<br />

Gerät mit „Laminated― Bändern. In teureren Ausführungen<br />

sind die Geräte auch für die Verwendung mit<br />

dem Computer geeignet.)<br />

Ende Februar pflanzt man die Wurzelstöcke in neues<br />

Substrat, belässt sie aber weiter in frostfreien hellen<br />

Räumen. Die Töpfe müssen tief genug sein, um Drainagesteine<br />

und die Wurzeln aufnehmen zu können.<br />

Über den Austriebsknospen soll sich etwa 5 bis 10 cm<br />

Substrat befinden. Die obersten 2 cm des Topfes wer-<br />

Roscoea procera<br />

Quelle: www.hardy-plant.org.uk<br />

den mit Mulch oder Grit aufgefüllt. Dies verhindert<br />

wirksam das Austrocknen wie auch den Austrieb von<br />

Beikräutern. Nach dem Einsetzen sollen die Wurzelstöcke<br />

stark angegossen werden. Damit wird der satte<br />

Erdanschluss an die Wurzeln sichergestellt. Danach<br />

lässt man das Substrat bis zum neuerlichen Gießen<br />

austrocknen. Bis zum Austrieb werden die Pflanzen<br />

mildfeucht gehalten. Während der Wachstumsperiode<br />

brauchen die Pflanzen viel<br />

Feuchtigkeit – aber keine Staunässe.<br />

Trotzdem muss darauf geachtet<br />

werden, dass die Erde nie ganz<br />

austrocknet. Die Topfkultur hat dabei<br />

den Vorteil, dass die Bewässerung<br />

kontrolliert und besser dosiert<br />

werden kann als bei in den Grund<br />

gesetzten Pflanzen. Dabei zu bedenken<br />

gilt es, dass manche Arten<br />

sehr große Wurzelstöcke mit langen<br />

fleischigen Wurzeln entwickeln.<br />

Diese verlangen dann relativ hohe<br />

und deshalb große Töpfe.<br />

Wichtig ist die Beachtung der Bewässerung.<br />

Im Frühjahr. Wenn<br />

Nachtfröste nicht mehr zu erwarten<br />

sind, werden die Töpfe ins Freie<br />

gestellt und angegossen. Die Töpfe<br />

werden so ausgebracht, dass vor<br />

allem im Hochsommer die pralle Mittagssonne vermieden<br />

werden kann. Am besten gräbt man die Töpfe<br />

in die Erde ein, um ein Überhitzen des Wurzelstockes<br />

wirksam zu verhindern. Manche Arten brauchen bis<br />

zum Austrieb längere Zeit. Man sollte die Geduld keinesfalls<br />

verlieren und neugierig in den Töpfen herumstochern.<br />

Verletzungen der unterirdischen Austriebe<br />

sind dann meist die Folge. Nach der Blüte wachsen<br />

die Pflanzen weiter und entwickeln ihre volle Größe.<br />

Deshalb ist der Bewässerung weiterhin Augenmerk<br />

zu schenken. Wenn die Blätter der Pflanze vergilben,<br />

setzt man die Wassergaben ab und lässt sie einziehen.<br />

Bevor die ersten Fröste eintreten nimmt man -<br />

wie weiter unten beschrieben - die Wurzelstöcke aus<br />

dem Topf und überwintert sie trocken. Man kann die<br />

Pflanzen auch in den Tontöpfen belassen und diese<br />

in einem frostgeschützten Raum bis zum Frühjahr<br />

überwintern. Das gibt zwar weniger Arbeit, hat aber<br />

den Nachteil, dass man die Ausbildung der neuen<br />

Wurzelstöcke nicht kontrollieren kann. Hat man mehrere<br />

Pflanzen wird man sich für einen Zwei- oder Dreijahres<br />

Rhythmus entscheiden.<br />

Bei Pflanzungen im Garten ist ähnlich vorzugehen wie<br />

bei Topfkulturen. Winter- und Nässeschutz in der<br />

Frostperiode muss unbedingt beachtet werden. Werden<br />

die Wurzelstockkolonien im Laufe der Jahre zu<br />

groß, wird man den Klumpen aus der Erde nehmen<br />

5


und vorsichtig teilen. Man kann aber nur bei im Garten<br />

angepflanzten Roscoea die ganze Pracht einer<br />

blühenden Kolonie genießen. Die Wurzelstöcke sollten<br />

aber mindestens 10 cm mit Substrat überdeckt<br />

werden, damit sie dem Winddruck widerstehen können.<br />

Die ganzjährige Pflege im Glashaus ist nur zu empfehlen,<br />

wenn die Gefahr von Überhitzung an heißen<br />

Sommertagen durch Dachöffnungen, Abschattungen<br />

und stetem Luftdurchzug gebannt werden kann. Seitliche<br />

Fensteröffnungen und Abschattungen in Pflanzenhöhe<br />

sind ebenso empfehlenswert, wie das Vorhandensein<br />

von Türen an beiden Enden des Glashauses,<br />

sodass eine ständige Durchlüftung gegeben<br />

ist.<br />

Roscoeen wachsen in jeder Gartenerde. Doch sollte<br />

man mit dem Ergebnis daraus nicht zufrieden sein.<br />

Schließlich ist eine Pflanze ein Lebewesen, für das<br />

man mit dem Erwerb auch eine gewisse Verpflichtung<br />

zur bestmöglichen Pflege übernommen hat. Abgesehen<br />

davon, dass man das schwer verdiente Geld<br />

nicht zum Fenster hinaus werfen will, wird man sich<br />

auch an Blüten erfreuen wollen. Deshalb wird man<br />

seinen Pflanzen das zuträglichste Substrat, in welchem<br />

sie sich am besten entwickeln können, bieten.<br />

Anzustreben ist eine möglichst ph-neutrale Zusammensetzung.<br />

Mit der nachstehend angeführten Zusammensetzung<br />

sind bisher sehr gute Ergebnisse<br />

erzielt worden, die an den vielen Blüten ebenso, wie<br />

am Zuwachs der Wurzelstöcke erkennbar sind.<br />

35 % Rhododendronerde, (fertiges Substrat)<br />

35 % Cyclamenerde, (fertiges Substrat)<br />

10 % Quarzsand, (Rasenquarz)<br />

6<br />

5 % Edasil (Lehmgranulat)<br />

5 % Vermiculit (Mineralischer Zuschlagsstoff)<br />

5 % Seramis (Ziegelsplitt)<br />

5 % Föhrenrinden (5 mm Schnitzel) vermischt mit<br />

wenig Holzkohlegrus.<br />

Dazu ein wenig organischen Dünger (Blut-, Fisch-<br />

oder Knochenmehl), oder `Agrosil Wurzel-Turbo´ unterheben.<br />

Um das Rhizom herum hat sich etwas grobkörniger<br />

Sand bewährt, der ein Faulen an dieser Stelle<br />

verhindert.<br />

Einen guten Wasserabzug erreicht man mit einer zwei<br />

Finger hohen Schicht aus Kalkstein- und/oder Bimskies,<br />

die man mit einem passenden Stück Vlies überdeckt.<br />

Erneuert man das Substrat nicht jährlich, sind während<br />

der Wachstumsperiode 14-tägige Gaben mit<br />

Flüssigdüngern angezeigt. Wenn dazu noch Regenwasser<br />

als Gießwasser benutzt wird, hat man seinen<br />

Pflanzen eine gute Pflege angedeihen lassen. Sie<br />

werden es dem Gärtner mit prächtigen, exotisch anmutenden<br />

Blüten lohnen.<br />

Der Blütenreigen beginnt je nach Witterung Ende April<br />

mit Roscoea cautleyoides und setzt sich bis zum<br />

Oktober mit R. purpurea fort, wobei die Hauptblütezeit<br />

in die Monate Juni bis August fällt. Bei feuchtem Sommer<br />

kann R. cautleyoides sogar ein zweites Mal im<br />

September zur Blüte schreiten.<br />

Roscoeen sind sehr robuste Pflanzen. Bisher sind<br />

keine Schädlinge und Krankheiten bekannt geworden,<br />

die zum Verlust von Pflanzen führen. Blattläuse und<br />

Rote Spinnmilben werden mit handelsüblichen Spritzmitteln<br />

behandelt. Die größten Gefahren für die Pflanzen<br />

gehen von Nacktschnecken aus. Sie können mit<br />

Schneckenkorn aber wirksam bekämpft werden.<br />

Vermehrung:<br />

Die Vermehrung von Roscoea ist auf zwei Arten möglich:<br />

Das Auseinandernehmen der Rhizome samt den<br />

fleischigen Wurzeln nach dem Ausnehmen aus der<br />

Erde ist die sicherste, weil arten- und sortenechte<br />

Möglichkeit. Nach dem Absterben der Blätter und der<br />

Pseudostängel nimmt man den Wurzelklumpen sorgfältig<br />

aus dem Substrat und spült die umgebende Erde<br />

vorsichtig aus dem Wurzelstock. Die alten Wurzeln<br />

werden herausgebrochen ohne die neugebildeten<br />

helleren Wurzeln zu beschädigen. Vorsicht: Die neugebildeten<br />

Wurzelverdickungen brechen sehr leicht<br />

ab. Nunmehr trennt man die in sich verharkten Wurzelstöcke<br />

mit den angedeuteten Austriebsaugen vorsichtig<br />

auseinander. Gleichzeitig fallen auch kleinste<br />

Wurzelstöcke an, die man als Jungpflanzen im kommenden<br />

Jahr weiter kultivieren kann. Mit einem starken<br />

Wasserstrahl kann man das an den Wurzeln anhaftende<br />

Substrat lockern und mit einem Borstenpinsel<br />

vorsichtig entfernen. Die gereinigten Wurzelstöcke<br />

legt man zum Trocknen auf einen saugfähigen Untergrund<br />

und lässt die Wurzeln abtrocknen. Mit einem<br />

Gebläse kann man diesen Vorgang beschleunigen.<br />

Nach dem Trocknen werden die Wurzelstöcke, wie<br />

oben erwähnt, in mit Vermiculit gefüllten Kunststoffboxen<br />

frostfrei überwintert.<br />

Die zweite Variante ist die Vermehrung aus Samen.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass bei Befruchtung durch<br />

Insekten auch Hybriden entstehen können, wenn<br />

mehrere Arten oder Sorten gleichzeitig in unmittelbarer<br />

Nähe blühen. Am sichersten ist die Bestäubung<br />

mit einem weichen Pinsel und die Abschottung der<br />

bestäubten Blüte mit feiner Gaze. (Teil eines Damenstrumpfes).<br />

Beim Absterben der Pflanze im Herbst<br />

kann man die Samenkapsel öffnen und den reifen<br />

meist mittelbraunfärbigen Samen entnehmen und<br />

nach dessen Trocknung sofort in ein Saatkistchen<br />

säen und das Gefäß in torfhaltigen Boden einsenken.


(Winterschutz nicht vergessen!) Allerdings gibt es<br />

noch zu wenig Erfahrung, wie winterhart die Samen<br />

der einzelnen Arten sind. Im Allgemeinen laufen die<br />

Samen aber meist gut auf.<br />

Man kann die Samen auch über den Winter trocken<br />

aufheben. Im Frühjahr weicht man die Samenkörner<br />

24 Stunden in lauwarmem Wasser ein und bringt sie<br />

in einer Saatschale aus. (mündlich: Dipl. Ing. Fritz<br />

Kummert). Es dauert allerdings je nach Art zwei bis<br />

vier Jahre, ehe sie das erste Mal zur Blüte schreiten.<br />

Eine weitere Möglichkeit teilte mir Pflanzenfreund<br />

Helmut Rau von der Gärtnerei „Gingerworld― aus<br />

München-Olching mit. Er hatte verblüffenden Erfolg<br />

bei der Aussaat von R. australis und R. scillifolia in<br />

körnigem Perlit bei Temperaturen zwischen 22 und<br />

28° C. Die ersten Keimlinge waren bereits nach<br />

3 Wochen sichtbar. Die Samenkörner der R. australis<br />

keimten zu 100%. Nach Ende der Frostperiode ka-<br />

Er hat uns auch folgende Bezugsquellen mitgeteilt:<br />

www.edrom-nurseries.co.uk www.crug-farm.co.uk www.rareplants.co.uk<br />

Marina Rauh Bernd Schober (führt R. auriculana,<br />

Rauschweg 131 Stätzlinger Str. 94a R.x beesiana,<br />

D-82140 Ochling D-86165 Augsburg R. purpurea,<br />

Email: gingerworld@gmx.de Telefon: +49821-72989500 R. cautleyoides)<br />

Fax: +49821-72989501<br />

www.der-blumenzwiebelversand.de<br />

BUCHTIPPS:<br />

Genus Roscoea<br />

(Kew Botanical Magazine Monograph)<br />

Autor: Jill Cowley<br />

Gebundene Ausgabe: 198 Seiten<br />

Verlag: Royal Botanic Gardens<br />

(30. April 2007)<br />

Sprache: Englisch<br />

ISBN-10: 1842461346<br />

ISBN-13: 978-1842461341 EUR 47,99<br />

Pfingstrosen<br />

Die schönsten Stauden- und Strauchpäonien<br />

Barbara und Jürgen Knickmann<br />

Umfang: 80 Seiten<br />

ISBN-13: 9783840479014<br />

Verlag AV Buch erhältlich im Buchhandel € 10,95<br />

men die Sämlinge in 9 cm Töpfen pikiert, ins Kalthaus.<br />

Als Substrat verwendete er ein Gemisch aus<br />

50% Aussaaterde und 50% Quarzsand. Ende Mai<br />

kamen die Töpfchen ins Freie und standen im Containerquartier<br />

bei praller Sonne. Bei Sonnenschein wurden<br />

die Pflänzchen zwei Mal täglich 10 Minuten lang<br />

fein beregnet. Anfang Juni erhielten die jungen<br />

Roscoea Pflänzchen ein paar Körner `Plantosan 4D´<br />

als Aufzuchtnahrung. Bereits im August erschienen<br />

bei den Pflanzen, mehrheitlich bei R. australis, bereits<br />

vereinzelt Blüten.<br />

Heinz Haberl, unser langjähriges Gruppenmitglied,<br />

stellte uns diesen ausführlichen Artikel dankenswerterweise<br />

zur Verfügung, welchen wir in verkürzter Fassung<br />

wiedergegeben haben.<br />

Einzug der Gräser und Farne<br />

in die Gärten<br />

Karl Foerster<br />

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten<br />

Verlag: Neumann, Stuttgart;<br />

Auflage: 7. A. (1998)<br />

Sprache: Deutsch<br />

ISBN-10: 9783800163656<br />

ISBN-13: 978-3800163656 € 29,90<br />

Das Blatt & Blüte Team empfiehlt besonders das Buch von DI Barbara Knickmann, den Blatt & Blüte<br />

Lesern von vielen Artikeln bekannt, und DI Jürgen Knickmann, Staudenfachmann an der Bundeslehr-<br />

und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn und Leiter des Staudensichtungsgartens Königshof<br />

in Wilfleinsdorf, welchen wir am 10. September 2011 unter seiner Leitung besichtigen dürfen.<br />

LESERBEITRÄGE SIND HERZLICH WILLKOMMEN<br />

Einsenden an: E-Mail: gruppe.alpundstaud@chello.at<br />

Oder schriftlich an die <strong>ÖGG</strong> (aber bitte nicht handschriftlich!).<br />

7


Wie groß mag das Erstaunen des ungarischen Arztes<br />

und Botanikers ARPAD von DEGEN (1866 –<br />

1934) gewesen sein, als er am 17. Juli des Jahres<br />

1907 diesen „Miniatur-Raps“ im kroatischen Velebit-<br />

Gebirge entdeckte?<br />

Auf Grund der weithin<br />

leuchtenden gelben Blütenfarbe<br />

dieses Kreuzblütengewächses<br />

drängt sich<br />

tatsächlich ein Vergleich<br />

mit der im Frühjahr weite<br />

Landstriche von Mitteleuropa<br />

prägenden Farbe<br />

der Rapsfelder auf. Bei<br />

den Brassicaceen ist<br />

Gelb augenscheinlich<br />

eine „beliebte― Blütenfarbe,<br />

erinnert sei nur an<br />

Arpad von Degen (1866-1934) Draba (Hungerblümchen),<br />

www. wikipedia.com Allyssum (Steinkraut), Biscutella<br />

(Brillenschötchen) und<br />

eben den Raps (Brassica napus ssp. napus). Im Gegensatz<br />

zur Häufigkeit jener landwirtschaftlichen<br />

Nutzpflanze liegt der Grund der auffallend späten<br />

Entdeckung bei Degenia offenbar in ihrer extremen<br />

Seltenheit. Unvoreingenommen nahmen wir früher<br />

an, dass sich das Velebit, jenes adriatische Küstengebirge,<br />

dort befindet, wo eben überall die Degenia<br />

wächst.<br />

A. v. DEGEN, der Autor einer Flora Velebitica und<br />

zwischen 1883 und seinem Lebensende Verfasser<br />

von etwa 1000 Publikationen, vermutete anfangs,<br />

dass er mit dieser ungewöhnlichen Pflanze eine<br />

neue Art von Alyssum oder Vesicaria gefunden<br />

hätte. Weil er aber später keine nähere Verwandtschaft<br />

zu diesen eurasiatischen Gattungen sah,<br />

stellte er sie in der Erstveröffentlichung seines Fundes<br />

(1909) zur nordamerikanischen Gattung<br />

Lesquerella. Auf Grund ihrer Eigenständigkeit überführte<br />

der Österreicher AUGUST von HAYEK<br />

(1871 – 1928), einer der besten Kenner der gesamte<br />

Balkan-Flora, die Art jedoch im Jahre 1910<br />

in eine neue – zu Ehren seines Botanikerkollegen<br />

benannte – monotypischen Gattung, Degenia.<br />

Kennen auch die Einheimischen keine Volksnamen<br />

in engeren Sinn (sie sprechen von velebitska<br />

degenija), so ist die Degenia im Velebit zumindest<br />

„virtuell“ allgegenwärtig. So findet sie sich z. B. auf<br />

den Umschlagseiten vieler Nationalparkprospekte,<br />

auf Wegweisern, als Emblem in den Stempeln<br />

mancher Berghütten, als Motiv auf der 50 Lipa-<br />

Münze und selbst am Beginn der Velebit-<br />

Internetseite … Beim Besuch des kleinen Botanischen<br />

Gartens im nordwestlichen Teil des Gebirgszuges<br />

präsentierte uns der Betreuer des Gartens<br />

selbstverständlich, verbunden mit einer gewissen<br />

Portion Ehrfurcht, ein Pflänzchen des unumstritte-<br />

8<br />

Degenia velebitica: Degenie<br />

Familie: Brassicaceae – Kreuzblütengewächse<br />

nen „Stars― der kroatischen Gebirgsflora. Auch ist<br />

in einschlägigen kroatischen Veröffentlichungen<br />

nicht ohne einen gewissen Lokalpatriotismus davon<br />

die Rede, dass die die kroatische Pflanzenwelt<br />

charakterisierende Degenia eine der bedeutsamsten<br />

Arten der Flora des Velebits und darüber hinaus<br />

ganz Europas sei.<br />

In ihrer Heimat wird Degenia, das Velebit-<br />

Wahrzeichen, auf Grund der Seltenheit als bedroht<br />

eingestuft und steht unter gesetzlichem Schutz.<br />

Artbeschreibung<br />

Ein „nahes Verwandtsschaftsverhältnis― besteht zu<br />

den Steinkräutern (Alyssum), die sich jedoch u. a.<br />

durch geringeren (weniger als 9 mm) Kronendurchmesser<br />

von Degenia (10-12 mm) unterscheiden.<br />

Degenia velebitica (DEGEN) HAYEK, Degenie:<br />

Niedrige, silbrig-graue, mit sternförmigen Haaren<br />

bedeckte Staude mit sterilen Rosetten und 3-10 cm<br />

hohem, traubigem Blütenstand; die wenigen Laubblätter<br />

linealisch-lanzettlich, 2-4 cm lang; Blüten<br />

10-12 mm im Durchmesser, mit 4 hellgelben Kronblättern,<br />

15 mm lang, 3,5-4,5 mm breit, mit langen<br />

Klauen versehen; die 4 Kelchblätter aufrecht, 7-8 mm<br />

lang, an der Basis leicht sackartig; Griffel lang; Narbe<br />

schwach zweilappig; reife Frucht 10-14 mm lang, ein wie<br />

aufgeblasen wirkendes, elliptisches Schötchen mit einer<br />

vertikalen Querwand; pro Fach 2 breit geflügelte Samen,<br />

diese 3,5-4 mm lang und 2,5-3 mm breit; Blütezeit: April<br />

bis Juni; 2n=16<br />

Degenia velebitica<br />

Degenia velebitica


Ökologie-Soziologie<br />

Keineswegs ein Kind der alpinen Stufe gedeiht<br />

Degenia velebitica auf windexponierten und<br />

schneearmen, beweglichen Kalkgeröllhalden, die<br />

oft nach Südost gerichtet und meist zwischen 1200<br />

und 1300 m NN gelegen sind. Im nordwestlichen<br />

Fundgebiet befindet sich das Vorkommen jedoch<br />

bei nur 300 m.<br />

Die Degenie siedelt in der Assoziation Bunio-<br />

Iberetum pruitii HORVATH 1931 (Bunio-Iberetum<br />

velebitica HORVATH), die zum Verband der alpinen<br />

Grobschutt-Gesellschaften (Thlaspion rotundifolii<br />

BR.-BL.1926) gehört. Neben den namengebenden<br />

Arten Bunium alpinum und Iberis pruitii<br />

sind Thymus acicularis und Seseli malyi Charakter<br />

und Differenzierungsarten dieser speziellen Assoziation.<br />

Weitere Begleitarten sind z. B. Drypis spinosa,<br />

Silene vulgaris ssp. prostrata, Sesleria junicifolia,<br />

Minuartia verna und Teucrium montanum.<br />

Die Populationen sind nicht sehr zahlreich und man<br />

vermutet, dass die Bestände zurück gehen. Die<br />

Geröllhalden sind weniger beweglich geworden,<br />

weil der Bewuchs der relativ vegetationsarmen Halden<br />

durch andere Pflanzen zunimmt, wodurch die<br />

Pflanzendecke dichter wird und schließlich die Halden<br />

zur Ruhe kommen. Teilweise werden auch die<br />

zurückgehende bzw. fehlende Beweidung (vor allem<br />

in jüngster Zeit) verantwortlich gemacht. Einen<br />

weiteren Grund für den Rückgang sieht man in der<br />

Pflanzenräuberei. Könnten nicht auch gesamtklimatische<br />

Veränderungen sowie Umweltbelastungen<br />

eine Rolle spielen?<br />

Verbreitung<br />

Weshalb bleibt die Degenie nur auf ganz wenige<br />

Fundpunkte beschränkt? Ist sie tatsächlich eine<br />

Reliktpflanze, wie oft behauptet wird?<br />

Im Velebit, dem größten Gebirgsmassiv Kroatiens,<br />

sind zwei „klassische― Fundgebiete bekannt: Diese<br />

befinden sich im mittleren Teil des Gebirgszuges,<br />

und zwar im nordwestlichen Teil der Dabarski Kukovi<br />

nordöstlich der Stadt Karlobag sowie in einem<br />

südöstlich davon gelegenen Bergmassiv im Sugarski<br />

kraj (Miljkovic Kuk, Krug, Pasji klanac und Pavelic<br />

plana bei Sugarska duliba).<br />

Eine außerhalb des eigentlichen Velebit-Gebirges<br />

gelegene Lokalität wurde erst im Jahre 1999 im<br />

küstennahen Hügelland nordwestlich der Stadt<br />

Senj entdeckt.<br />

Kultur<br />

Trotz ihrer Seltenheit ist die Degenie offensichtlich<br />

sehr schnell in Kultur gelangt, insbesondere in die<br />

Anlagen der Botanischen Gärten. Bei Beachtung<br />

einiger Grundregeln kann sie lange Jahre an einem<br />

ihr zusagenden Platz gut gedeihen und reichlich<br />

blühen. Voraussetzungen sind unserer Erfahrung<br />

nach ein sehr sonnenexponierter Standort (kann<br />

gegen Süden gerichtet sein) und ein durchlässiger<br />

Boden (viel Splitt im Substrat). Staunässe, speziell<br />

Winterstaunässe ist von Übel und wird kaum toleriert.<br />

Begleitpflanzen? – Eigentlich ist es die Degenie<br />

wert, ihr eine kleine, sehr gut drainierte, relativ<br />

feinkörnige Kalkschutthalde – nur für sich allein –<br />

zu gönnen. Es bietet sich an, möglichst mehrere<br />

Exemplare in diese Halde zu setzen, weil die Pflanzen<br />

nicht sehr ausbreitungsstark bzw. konkurrenzfähig<br />

sind. Außerdem ist so die Wahrscheinlichkeit<br />

des Ansatzes fruchtbarer Samen größer, die die<br />

einzige Möglichkeit der Vermehrung darstellen. Die<br />

Aussaaten, lediglich mit Sand bedeckt, laufen relativ<br />

gut auf. Pikierte Sämlinge sind problemlos weiter<br />

zu kultivieren. Im Spätherbst und eventuell Winter<br />

kann es sich erforderlich machen, die Freiland-<br />

Topfkulturen vor Nässe zu bewahren.<br />

Schutz: geschützt an allen natürlichen Stellen gemäß<br />

dem „1964 Nature Protection Act―!<br />

L. Lehmann<br />

Wir bedanken uns bei der Walter Meusel-Stiftung<br />

für diesen Beitrag<br />

Arktisch-Alpiner Garten<br />

Walter-Meusel Stiftung<br />

Schmidt-Rottluff-Straße 90<br />

D-09114 CHEMNITZ<br />

Tel.: 0049 371/426 895<br />

Fax: 0049 911/308 445 5007<br />

Email: jessen.walter-meusel-stiftung@gmx.de<br />

www.arktisch-alpiner-garten.de<br />

BEZUGSQUELLEN:<br />

Gerd Stopp flora montana<br />

Shakespearestr. 10 Ostpreußenstr. 4<br />

09127 Chemnitz 91555 Feuchtwangen<br />

Tel.: +49371/772007 Tel.: 0049(0)9852/613839<br />

Fax: +49371/7750623 Fax: 0049(0)9852/613843<br />

ZUR INFORMATION:<br />

ACHTUNG!!<br />

E-Mail: kontakt@floramontana.de<br />

Herr Hans M. Schmidt (flora montana) ist alljährlich auf<br />

der Raritätenbörse im Bot. Garten Wien vertreten. Eventuell<br />

bestellte Pflanzen werden hier ausgeliefert.<br />

Katalog anfordern.<br />

Steingärten<br />

Hans M. Schmidt<br />

Verlag: BLV Garten Plus<br />

München 2005<br />

ISBN 9783405169701<br />

Preis: € 7.95<br />

Die neuesten „Sammelblätter Gebirgspflanzen 2011“, von der<br />

„Walter Meusel-Stiftung“ (Arktisch-Alpiner Garten in Chemnitz)<br />

sind eingelangt und können an den Gruppenabenden entliehen<br />

werden.<br />

9


10<br />

F A R N E - dekorative Wedel für schattige Gartenplätze<br />

Uralt ist das Geschlecht der Farne, ihre Vertreter haben<br />

unsere Erde schon vor etwa 500 Millionen Jahren bevölkert,<br />

und wir finden sie heute noch in der gleichen Form<br />

– nur etwas kleiner! Sie sind über unseren Planeten,<br />

besonders in den tropischen Gebieten, in mehr als<br />

10.000 (!) Arten verbreitet. Spätestens seit dem Mittelalter<br />

spielten die blütenlosen<br />

Pflanzen auch im<br />

Aberglauben der Menschen<br />

eine große Rolle.<br />

Dass sie in unseren Gärten<br />

noch immer einen<br />

untergeordneten Rang<br />

einnehmen, hängt wohl<br />

damit zusammen, dass<br />

sie wie keine anderen<br />

Pflanzen mit dem Wald<br />

identifiziert werden und<br />

man daher glaubt, dass<br />

Asplenium<br />

scolopendrium<br />

sie im Garten nicht lange<br />

halten. Nun, die Kulturerfahrung<br />

hat gezeigt, dass<br />

sie keine großen Ansprü-<br />

che stellen. Im Baumschatten, in einem guten, humosen<br />

Boden, den wir mit Laub und fein zerkleinerten Holzstückchen<br />

immer wieder verbessern, fühlen sie sich<br />

recht wohl. Natürlich sollte ihr Standort im Herbst und<br />

Frühjahr nicht gelockert oder bearbeitet werden – am<br />

besten pflanzen wir sie in das kleine Stück „Wildnis im<br />

Garten―.<br />

Die idealen Farnbegleiter sind Haselwurz, Veilchen, Leberblümchen,<br />

Lerchensporn, Maiglöckchen, Efeu, Waldglockenblumen,<br />

Waldmeister usw. Wenn sich ihre Wedel<br />

aus einem geschlossenen Teppich niederer, polsterbildender<br />

Stauden erheben, dann lacht jedem Pflanzenfreund<br />

das Herz!<br />

Von der großen Artenanzahl gibt es allerdings nur wenige,<br />

die sich für unsere Gärten eignen. So etwa der sogenannte<br />

Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), der wohl häufigste<br />

Farn unserer Heimat, den man im waldigen Tiefland<br />

genauso antrifft wie in den Bergwäldern. Ein unverwüstlicher,<br />

oft fast wintergrüner Schatz für Gärten und Parkanlagen,<br />

der auch noch am besten Trockenheit und etwas<br />

Sonne verträgt. Auch der kräftige, üppige Austrieb im<br />

Frühjahr ist sehenswert. Es gibt vom Wurmfarn auch<br />

eine ganze Anzahl von Spielformen, die aber kaum angeboten<br />

werden.<br />

Ähnlich, nur etwas zarter und kleiner ist der sogenannte<br />

Frauenfarn (Athyrium filis-femina), der auch in der freien<br />

Natur ein Begleiter der vorigen Art ist.<br />

Sehr kräftig wachsend und bis zu 80 cm hoch ist der<br />

Straußen- oder Becherfarn (Matteuccia struthiopteris),<br />

seine Wedel bilden einen wunderbaren Trichter. Diese<br />

Art ist in der freien Natur seltener, steht auch vielfach<br />

unter Naturschutz und treibt seine Ausläufer auch zwischen<br />

Steinen und Felsen weiter, ohne für den Gartenbesitzer<br />

unangenehm zu werden.<br />

Sehr dankbar sind auch die sogenannten Schildfarne<br />

(Polystichum), die verschiedenen Arten wie P. lonchitis,<br />

P. aculeatum etc. sind verhältnismäßig selten in freier<br />

Natur zu finden, brauchen guten humosen Boden und<br />

Feuchtigkeit, sind aber sehr schön und vorteilhaft, da sie<br />

im Winter grün sind und sich in Schnee und Raureif oft<br />

als wunderbare Schönheiten offenbaren. Von P. setiferum<br />

gibt es auch einige schöne Gartenformen. Sehr<br />

beliebt ist auch der heimische Hirschzungenfarn (Phyllitis<br />

scolopendrium – früher war Scolopendrium der Gattungsname),<br />

der sich in seinem Habitus von den anderen<br />

Farnen unterscheidet, da seine Wedel nicht eingeschnitten,<br />

sondern nur am Rande gewellt sind. Der Name<br />

kommt von der Ähnlichkeit seiner Blätter mit der Zunge<br />

eines Hirsches. Die Pflanze ist ein Vertreter der Kalkalpen,<br />

kommt auch im Nahbereich von Wien mitunter vor<br />

und gedeiht vollkommen wintergrün und eigentlich problemlos<br />

in unseren Gärten.<br />

Begehrt, aber schwer im Garten zu kultivieren, da er eine<br />

ausgesprochen kalkfliehende Pflanze ist und unter Naturschutz<br />

steht, ist der Rippenfarn Blechnum spicant). Er<br />

wird nur fußhoch und braucht auch viel Feuchtigkeit.<br />

Der sogenannte Buchenfarn (Thelypteris phegopteris) ist<br />

ein reizender, sehr zierender kleiner Farn, der besonders<br />

in Steingärten passt und sich dort zwischen Felsen auch<br />

am wohlsten fühlt. Der Adlerfarn (Pteriium aquilinum) ist<br />

zwar schön, aber ein gefürchtetes Unkraut auf Lichtungen<br />

und Kahlschlägen und macht eine Aufforstung oft<br />

sehr schwierig, da er sehr stark wuchert. Daher ist er<br />

auch für den Garten nicht zu empfehlen, doch in größeren<br />

Parkanlagen gibt es sicher Plätze, wo er hinpasst.<br />

Erwähnen sollte man auch noch den Königsfarn<br />

(Osmunda regalis), den größten und gartenwürdigen<br />

Vertreter der Farne, bis 120 cm hoch, sehr schön, aber<br />

doch etwas empfindlich. Er braucht auch recht lange, bis<br />

er schöne Horste bildet.<br />

Damit wären sicher die wichtigsten und bekanntesten<br />

und auch in einschlägigen Betrieben erhältlichen Farne<br />

für unsere Gärten aufgezählt, obwohl es Bücher gibt, in<br />

denen über 80 genannt werden. Noch ein Wort zu den<br />

deutschen Namen, die oft wirklich verwirrend sind, oft<br />

geändert werden und auch regional sehr variieren. Wirklich<br />

helfen beim Erwerb kann daher nur der botanische<br />

Namen!<br />

Schönheit und Grazie der Formenwelt können uns die<br />

Farne wie kaum eine andere Pflanzengruppe vermitteln<br />

und näherbringen. Sicher ist unser mehr trockenes, konti<br />

-nentales Klima nicht gerade ideal für sie, aber vor allem<br />

unsere heimischen Formen sind härter und anpassungsfähiger<br />

als man glaubt, und sie können die schattigen<br />

Stellen unserer Gärten wirklich bereichern!<br />

Alfred Blazek<br />

Dieser Artikel ist bereits erschienen in der <strong>ÖGG</strong> Garten-<br />

Zeitung 04/83<br />

Buchtipp siehe Seite 7<br />

„Gräser und Farne bringen in die Gartenbilder<br />

das Wunder der Natürlichkeit“<br />

Karl Foerster


Grüne Erlebnistage<br />

INFORMATIONEN und TERMINE<br />

SCHULGARTEN KAGRAN<br />

1220 Wien, Donizettiweg 29, Tel.01/4000-8042<br />

Öffentliche Verkehrsmittel—U1 Kagran<br />

E-Mail:schulgarten@ma42.wien.gv.at<br />

www.park.wien.at/ma42<br />

April – Oktober jeden 1. Donnerstag im Monat, 10:00 – 18:00 Uhr<br />

Grüne Urlaubstage<br />

Juli und August, Montag - Mittwoch 10:00 - 18:00 Uhr<br />

7. Juli, Der Pflanzendoktor - Schädlinge und Nützlinge<br />

4. August, Der Pflanzendoktor - Unkraut oder Wildkraut<br />

1. September, Obst - reiche Ernte durch den richtigen Schnitt<br />

Museumszeiten:<br />

ganzjährig (an Werktagen) Montag bis Freitag, 08:00 – 14:00 Uhr<br />

Führungen nach Voranmeldung<br />

BOTANISCHER GARTEN DER UNIVERSITÄT WIEN<br />

Eingang Mechelgasse 2 1030 Wien<br />

Öffnungszeiten - Haupteingang: tägl. von 10:00 - 18:00 Uhr Info 01/4277/54100 www.botanik.univie.ac.at<br />

GARTENFÜHRUNGEN Sommer 2011 Beginn jeweils Mittwoch um 16:30 Uhr<br />

Treffpunkt: Botanischer Garten, Haupteingang; Ecke Mechel-/Prätoriusgasse Eintritt Frei!<br />

08. Juni Markus Hofbauer Giftpflanzen<br />

22. Juni David Wedenig Kraut und Unkraut<br />

13. Juli Peter Lampert Blütenökologie<br />

27. Juli Mag. Barbara Fuchshuber Vergessene Heilpflanzen der österreichischen Flora<br />

10. August Andreas Müller Kakteen im HBV<br />

24. August A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Kiehn Neues zum System der Blütenpflanzen<br />

Ein interessanter Tipp von Herrn FOI i. R. Robert Klaus:<br />

(Leiter des Alpengartens Belvedere i. R.)<br />

Samenliste (Englisch) bestellen bei:<br />

Vladislav Piatek<br />

Záhumenní 2129<br />

708 00 Ostrava-Poruba<br />

Tschechien<br />

www.alpine-seeds.com<br />

Email: V.Piatek@seznam.cz<br />

In letzter Minute erreicht uns die traurige Nachricht<br />

vom Ableben unseres lieben „Bobby― Klaus welcher<br />

am 16. Mai 2011 friedlich eingeschlafen ist.<br />

BLUMENGÄRTEN HIRSCHSTETTEN<br />

1220 Wien, Quadenstraße 15, Tel. 01/4000-8042<br />

Öffentliche Verkehrsmittel Bus 23A (ab U1 Kagraner Platz)<br />

oder S80 (ab U3 Simmering oder Südbahnhof)<br />

Grüne Urlaubstage<br />

E-Mail: blumengarten@ma42.wien.gv.at.<br />

www.park.wien.at/ma42<br />

(Florarium, Rosarium, Palmenhaus, Bauernhof)<br />

14. April - 16. Oktober; Donnerstag bis Sonntag, 10:00 bis 18:00 Uhr<br />

09. - 11. Sept. „TCM-Tage“ Traditionelle Chinesische Medizin<br />

Gastronomie im Palmenhaus Hirschstetten<br />

18. - 19. Juni, Marchfeld - Frühlingsgemüse<br />

09. - 10. Juli, Wachau - Alles um die Marille<br />

27. - 28. Aug., Fiesta Mexicana - ein Land stellt sich vor<br />

Wir wünschen einen schönen Sommer<br />

Das Blatt & Blüte Team<br />

Sämtliche Zeichnungen sind von Waltraute Jakum<br />

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Impressum BLATT & BLÜTE<br />

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Aktivitäten der Gruppe Alpenpflanzen und Blütenstauden<br />

Mo. 18 Uhr 12. September Pflanzentauschabend<br />

Mo. 18 Uhr 10. Oktober Abenteuer Flora Andina<br />

Vulkan - Zelt-Trekking in Mittelchile 2007-2011<br />

Reinhard Böhm-Raffay<br />

Veranstaltungsort ist der Vortragssaal der <strong>ÖGG</strong>, 1220 Wien, Siebeckstraße 14, Top 1.4<br />

25. Juni Raxwanderung<br />

Unsere nächsten interessanten Exkursionen:<br />

Führung: FI Franz Tod (Bot. Garten)<br />

Treffpunkt: 10:00 Uhr Talstation Raxseilbahn<br />

Es erwartet uns eine überwältigende Fülle der Alpenflora. Besuch des Alpengartens beim Ottohaus<br />

(Mittagessen möglich) Schlechtwetterprogramm: Besuch des Bergbau- u. Heimatmuseums in Gloggnitz<br />

Tipp: Hohe Bergschuhe, Wetterschutz. Bahnfahrer bitte Sommerfahrplan ab 12. Juni 2011 beachten!!<br />

23. Juli Schaugarten Brigitte Heller, 2122 Ulrichskirchen, Hohe Schule 2, Tel.:0664/4507114<br />

Treffpunkt: 10:00 Uhr beim Schaugarten Heller Anreise: A 5 Weinviertelautobahn – Ausfahrt Ulrichskirchen<br />

– bis Ortsmitte zum Kreisverkehr erste Ausfahrt rechts – nach 10 Meter links bergauf zum rosenbewachsenen<br />

Eckhaus – Gartenbesichtigung.<br />

Weiterfahrt zum Schaugarten Brigitte Parbus, 2123 Wolfpassing, Hauptstr. 73 Tel.: 0699/11800475,<br />

www.gartenlust.at, Mittagessen in Wolfpassing – durch das Kreuttal zum Obsthof Wittek, 2111 Mollmannsdorf,<br />

Thüringerhofstr. 10 Tel.: 02264/7391, www.obsthof-wittek.at<br />

Führung: Prof. Dir. Ing. Karl Holzer und 8.000 Marillenbäume erwarten uns dort. (Einkaufsmöglichkeit<br />

von Marillen, Marmeladen, Fruchtsäften usw.) – Heurigenbesuch in Stetten.<br />

10. Sept. Staudensichtungsgarten Königshof (heuer 25-jähriges Bestandsjubiläum) und<br />

Benary Samenzucht Kittsee<br />

Treffpunkt: 10:00 Uhr Staudensichtungsgarten Königshof, Königshoferstrasse (Anreise: A4 Ostautobahn);<br />

2462 Wilfleinsdorf bei Bruck/Leitha Tel.: 02162/68751<br />

Führung: DI Jürgen Knickmann; Besichtigung: Gräser und Echinacea Sortiment, ca. 26 verschiedene<br />

Weigelien, 48 Buddleja, Buxus-Kollektion, Steppengartenbeet u.v.m.<br />

Weiterfahrt nach 2421 Kittsee zum Mittagessen –<br />

Besuch der Benary Samenzucht GmbH., Schlossgärtnerei (www.benary.com);<br />

Führung: Züchter Roland Dörr (Tel.: 02143/2971): Samenzuchtgründung 1843 in Erfurt, Enteignung<br />

nach dem 2. Weltkrieg (DDR), Übersiedlung nach Hannoversch-Münden BRD, 1964 Gründung des<br />

Betriebsteiles in Kittsee (Pannonisches Klima!), Schließung Ende 2011 wegen firmeninterner Umstrukturierungsmaßnahmen.<br />

Wir sehen noch einige Celosien–Kulturen und die maschinelle Samenreinigung.<br />

Anmeldung im Büro der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft Tel.: 01/512 84 16 bis 10 Tage vorher!<br />

Exkursionsgebühr für NICHT <strong>ÖGG</strong>-Mitglieder € 5,00<br />

Autofahrer bitte die Anzahl der freien Plätze bekanntgeben!<br />

Die Beiträge stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar<br />

Erscheint 4 mal jährlich (März, Juni, September und Dezember) Kostenlos für Mitglieder der <strong>ÖGG</strong><br />

Eigentümer und Herausgeber: Österreichische Gartenbau-Gesellschaft, A-1220 Wien, Siebeckstr. 14<br />

Tel. 01/512 84 16 Fax.: 01/512 84 16/17 E-Mail: oegg@oegg.or.at, Internet: www.oegg.or.at<br />

Redaktion und Layout: Alpenpflanzen-Team, Tel. 0676-5632370 E-Mail: gruppe.alpundstaud@chello.at<br />

Nachdruck und jede sonstige Verwendung des Inhaltes nur mit Genehmigung der Redaktio n.

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