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Mut und Liebe 36/2020 Offenbach baut sich um

'Offenbach baut sich um' oder 'Dauerbaustelle Offenbach'? Gefühlt an allen Ecken und schon jahrelang begleiten uns die Großbaustellen in der Stadt. Nach der Erfolgsgeschichte 'Neuer Hafen' starten nun neue Bauprojekte, die die Mitte Offenbachs gravierend verändern werden. Mit der Umsetzung konkreter Vorschläge aus dem Zukunftskonzept Innenstadt soll außerdem der notwendige Strukturwandel für eine Belebung und neue Nutzung der Problemzonen im Zentrum erreicht werden. Offenbach erfindet sich neu! Wir sprachen mit verschiedenen Akteuren und Entscheidern über die Pläne, Vorhaben und Chancen.

'Offenbach baut sich um' oder 'Dauerbaustelle Offenbach'?
Gefühlt an allen Ecken und schon jahrelang begleiten uns die Großbaustellen in der Stadt.
Nach der Erfolgsgeschichte 'Neuer Hafen' starten nun neue Bauprojekte, die die Mitte Offenbachs gravierend verändern werden. Mit der Umsetzung konkreter Vorschläge aus dem Zukunftskonzept Innenstadt soll außerdem der notwendige Strukturwandel für eine Belebung
und neue Nutzung der Problemzonen im Zentrum erreicht werden. Offenbach erfindet sich
neu! Wir sprachen mit verschiedenen Akteuren und Entscheidern über die Pläne, Vorhaben
und Chancen.

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mut<br />

<strong>36</strong><br />

S T A D T M A G A Z I N<br />

offenbach <strong>baut</strong> <strong>sich</strong> <strong>um</strong><br />

SEPTEMBER/OKTOBER/NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

KOSTENLOS<br />

o f f e n b a c h


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MUT&LIEBE / GUDE /<br />

<strong>Liebe</strong> Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

'<strong>Offenbach</strong> <strong>baut</strong> <strong>sich</strong> <strong>um</strong>' oder 'Dauerbaustelle <strong>Offenbach</strong>'?<br />

Gefühlt an allen Ecken <strong>und</strong> schon jahrelang begleiten uns die Großbaustellen in der Stadt.<br />

Nach der Erfolgsgeschichte 'Neuer Hafen' starten nun neue Bauprojekte, die die Mitte <strong>Offenbach</strong>s<br />

gravierend verändern werden. Mit der Umsetzung konkreter Vorschläge aus dem Zukunftskonzept<br />

Innenstadt soll außerdem der notwendige Strukturwandel für eine Belebung<br />

<strong>und</strong> neue Nutzung der Problemzonen im Zentr<strong>um</strong> erreicht werden. <strong>Offenbach</strong> erfindet <strong>sich</strong><br />

neu! Wir sprachen mit verschiedenen Akteuren <strong>und</strong> Entscheidern über die Pläne, Vorhaben<br />

<strong>und</strong> Chancen.<br />

Nach wie vor haben wir jedoch alle mit den Einschränkungen durch die Corona Pandemie<br />

zu kämpfen. Besonders die kulturellen Aktivitäten leiden, alle Veranstaltungsankündigungen<br />

sind deshalb unter Vorbehalt. Auch in der Galerie Artycon am Wihelmsplatz finden bis auf<br />

weiteres keine <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong> Ausstellungen statt. Unter www.offenbach.de/future-of-culture<br />

besteht weiterhin die Möglichkeit seine Lieblingsorte in dieser<br />

schwierigen Siutation zu unterstützen.<br />

Auf den Kranlauf, die jährliche Benefizveranstaltung zugunsten der<br />

AIDS-Hilfe <strong>Offenbach</strong>, wollte man doch nicht ganz verzichten <strong>und</strong><br />

entwickelte ein besonderes Format: den Kranlauf virtuell – "Da wo<br />

Du bist". (1.–11. Okt.) Alle Teilnehmenden laufen, skaten, wandern<br />

oder walken eine individuelle Strecke <strong>und</strong> starten dort, wo sie<br />

sind: Zu Hause, im Büro oder im Fitnessstudio auf dem Laufband.<br />

Danach wird die Strecke <strong>und</strong> Zeit auf der Kranlauf-Homepage angeben.<br />

(Anmeldung / Infos: www.kranlauf.de)<br />

Also Kreativität <strong>und</strong> Zuver<strong>sich</strong>t sind aktuell gefragt, davon gibt es ja<br />

in <strong>Offenbach</strong> schon immer reichlich. Damit <strong>und</strong> mit Rück<strong>sich</strong>t <strong>und</strong><br />

Respekt kommen wir auch durch diese Krise.<br />

Dann bleibt alle ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> eine spannende<br />

Lektüre wünscht Euer <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong> Team<br />

IMPRESSUM<br />

MUT&LIEBE – Stadtmagazin <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

V.i.s.d.P: Petra Ba<strong>um</strong>gardt <strong>und</strong> Wolfgang Malik GbR<br />

Magazin <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong>, Brinkstr. 47, 63069 <strong>Offenbach</strong><br />

Tel.: 069 854541<br />

Mail: info@mut<strong>und</strong>liebeoffenbach.de<br />

www.mulionline.de<br />

Redaktion: Petra Ba<strong>um</strong>gardt, Wolfgang Malik<br />

Layout: Petra Ba<strong>um</strong>gardt • www.grafikdesign-ba<strong>um</strong>gardt.de<br />

Fotos: wie jeweils angegeben oder Rechte bei den<br />

jeweiligen Personen<br />

Titel: Foto: © Petra Ba<strong>um</strong>gardt<br />

Druck: Druck- <strong>und</strong> Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG,<br />

Frankfurt<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Kostenlose Auslage im ganzen Stadtgebiet, u.a.:<br />

OF InfoCenter, Gastronomie, Jugend- & Kulturstätten, vhs,<br />

OF-Bildungsbüro, Buchläden, Museen, Stadtbücherei, Einzelhandel,<br />

Arztpraxen, Rathaus, Sana Klinik<strong>um</strong> OF, Wochenmarkt<br />

Nächste Ausgabe: 1. Dezember <strong>2020</strong><br />

(Anzeigenschluss: 16.11.<strong>2020</strong>)<br />

Die Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen erfolgt ohne<br />

Gewähr. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der<br />

Herausgeber gestattet. Dieses gilt auch für Aufnahmen in elektronische<br />

Datenbanken <strong>und</strong> vervielfältigungen auf CD-ROM.<br />

Für Druck- <strong>und</strong> Satzfehler besteht keine Haftung.<br />

Auflage: 5.000 St.<br />

3


© <strong>Offenbach</strong> Neue<br />

THEMA<br />

8 Wo geht es hin, <strong>Offenbach</strong> –<br />

Interview mit Paul-Gerhard Weiß, Dezernet<br />

15 Zukunftskonzept Innenstadt<br />

18 <strong>Offenbach</strong> <strong>baut</strong> eine neue Mitte<br />

22 Kunst im KOMM – Kunstverein <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />

24 Brutalismus – Plädoyer für eine verpönte Architektur<br />

16 Verkehrsberuhigung am Wilhlemsplatz startet<br />

28 Netzwerkerin für mehr Lebensqualität – Sabine Süßmann<br />

31 BI Radentscheid<br />

32 Auf sechs Achsen kreuz <strong>und</strong> quer durch die Stadt –<br />

Bike <strong>Offenbach</strong><br />

35 Kunst für den Zukunftsbahnhof<br />

37 '<strong>Offenbach</strong> Neue' – Pop-up-Store im S-Bahnhof<br />

GOURMET<br />

38 Das SWANA Café macht <strong>Offenbach</strong> schöner<br />

40 Zurück ins ess:zimmer<br />

66 Süßes aus dem Netz – Riesling Gugelhupf<br />

INKLUSION<br />

42 LEBENSRÄUME <strong>baut</strong> mit an der neuen Stadtgesellschaft<br />

PROJEKT<br />

45 Mit Pinsel, Diabolo & Co... die Jugendkunstschule wird 40<br />

48 <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong> Kinderseite<br />

54 Sei einzigartig – Cocon Design<br />

© Jugendkunstschule<br />

4<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


BEWEGEN<br />

50 Grenzerfahrungen am Kaiserlei –<br />

CrossFit CIRCUS MAXIMUS<br />

KUNSTWERK<br />

56 R<strong>um</strong>penheimer Kunsttage<br />

58 Endlich wieder spielen –<br />

Ensemble THEATERATELIER 14 H<br />

60 Die besten Geschichten beginnen mit MUT –<br />

Julia Finkernagel<br />

62 Dominik Schmitt in der Galerie Thomas Hühsam<br />

65 Vorhang auf im Capitol Theater –<br />

Kleiner <strong>Offenbach</strong>er Kultursalon<br />

TIPP | ERLEBEN<br />

68 MUT&LIEBE Tipps<br />

71 Ausstellungs-/Veranstaltungsinfos Museen<br />

HÖRBAR<br />

74 CD-Tipps von Udo Boll<br />

75 Cartoon von Leonore Poth<br />

© Dominik Schmitt<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

© Julia Finkernagel<br />

5


MUT&LIEBE / SPECIAL /<br />

Antje Hagel © Foto: Marie Hagel<br />

sophie-von-la-roche-preis für antje hagel<br />

Alle zwei Jahre verleiht die Stadt <strong>Offenbach</strong> den<br />

Sophie-von-La-Roche-Preis. Ausgezeichnet werden<br />

damit Personen, Projekte oder Vereine, die <strong>sich</strong> mit<br />

besonderem Engagement für Chancengleichheit <strong>und</strong><br />

Gleichberechtigung für Mädchen <strong>und</strong> Frauen einsetzen.<br />

Antje Hagel, Leiterin des Fanprojekts <strong>Offenbach</strong> ist<br />

in diesem Jahr Preisträgerin <strong>und</strong> wird damit für ihre<br />

vielfältige <strong>und</strong> engagierte Arbeit im Bereich Frauen<br />

im Fußball ausgewürdigt.<br />

„Die Arbeit Antje Hagels richtet <strong>sich</strong> gegen Rassismus,<br />

Antisemitismus, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Homophilie,<br />

kurz - gegen alle spürbaren Diskriminierungen<br />

im <strong>und</strong> <strong>um</strong> das Stadion <strong>und</strong> darüber hinaus!“, lobte<br />

Stadträtin Marianne Herrmann bei der Preisverleihung<br />

am 28. August in der vhs. Antje Hagel initiierte<br />

mit anderen weiblichen Fans das „Netzwerk gegen<br />

Sexismus <strong>und</strong> sexualisierte Gewalt“, thematisierte<br />

„Sexismus im Stadion“ <strong>und</strong> war maßgeblich an der<br />

Entwicklung eines Handlungskonzeptes gegen sexualisierte<br />

Gewalt im Zuschauer*innensport Fußball<br />

beteiligt.<br />

Als Mitgründerin von „F_in – Netzwerk Frauen im<br />

Fußball“ ist sie Vorreiterin <strong>und</strong> Vorbild für gendersensible<br />

Fanarbeit in <strong>Offenbach</strong>, Hessen <strong>und</strong> darüber<br />

hinaus <strong>und</strong> rückt Frauen im Fußball immer wieder<br />

vom Seitenrand auf die Mittellinie, z.B. durch die<br />

Ausstellung Fan.Tastic Females – Football Her.Story,<br />

die Frauen als Fans <strong>und</strong> Funktionäre im Fußball vorstellte<br />

<strong>und</strong> die von Antje Hagel in Zusammenarbeit<br />

mit dem Amt für Kultur- <strong>und</strong> Sportmanagement <strong>und</strong><br />

dem OFC-Fanmagazin Erwin im Jahr 2019 organisiert<br />

wurde.<br />

Die Vergabejury befand das Fanprojekt <strong>Offenbach</strong><br />

<strong>und</strong> Antje Hagel als Leiterin einstimmig für preiswürdig.<br />

Auch Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke<br />

sagte: „Ich habe Antje Hagel als äußerst sympathisch<br />

<strong>und</strong> zupackend erlebt, eine echte Macherin. Sie hat die<br />

Anerkennung hart erarbeitet <strong>und</strong> absolut verdient.“<br />

Der Sophie-von-La-Roche-Preis ist mit 1.500 € dotiert,<br />

bisherige Preisträgerinnen waren u. a. Grete<br />

Steiner (2009), Parastou Forouhar (Künstlerin, 2012)<br />

<strong>und</strong> zuletzt 2018 Stephanie Taibi (Gründerin von<br />

Songmoo e.V.).<br />

6 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / SPECIAL /<br />

Dr. Inga Halwachs © Foto: Stadt <strong>Offenbach</strong> (url: /medien/img/of/presse/<br />

Halwachs-Inga-Frauenbuero.jpg)<br />

dr. inga halwachs ist neue<br />

frauen- <strong>und</strong> gleichstellungsbeauftrage<br />

für offenbach<br />

Am 30. Juni übergab Karin Dörr, langjährige Frauenbeauftragte<br />

der Stadt <strong>Offenbach</strong>, die Leitung des<br />

Frauenbüros im Rathaus an Dr. Inga Halwachs.<br />

„Die neue Leiterin des Frauenbüros bringt als promovierte<br />

Soziologin langjährige Erfahrung in der Gleichstellungsarbeit<br />

mit, so hat sie insgesamt 15 Jahre in<br />

ihren vorherigen beruflichen Stationen, dem Frauenreferat<br />

der Stadt Frankfurt <strong>und</strong> dem Gleichstellungsbüro<br />

der Technischen Universität Darmstadt, gewirkt.<br />

Ich bin überzeugt, dass wir eine sehr gute Wahl getroffen<br />

haben“, freut <strong>sich</strong> Oberbürgermeister Dr. Felix<br />

Schwenke.<br />

In den vergangenen 32 Jahren wurden im Frauenbüro<br />

zahlreiche Themen der Frauenförderung <strong>und</strong><br />

Gleichstellung bearbeitet, viele Kooperationen geschlossen<br />

<strong>und</strong> Aktionen durchgeführt. Trotzdem sind<br />

Gewaltprävention, Mädchenarbeit <strong>und</strong> die Vereinbarkeit<br />

von Beruf <strong>und</strong> Familie nach wie vor aktuelle<br />

Arbeitsbereiche. Teilweise zeigen <strong>sich</strong> diskriminierende<br />

oder Ungleichheit begünstigende Strukturen<br />

heute subtiler.<br />

Auch Väter <strong>und</strong> Familien rücken heute als Zielgruppen<br />

der Gleichstellungsarbeit ins Blickfeld. So<br />

zeigt <strong>sich</strong> z. B. beim Thema "Vereinbarkeit von Beruf<br />

<strong>und</strong> Familie" die starke Querschnittsdimension von<br />

Gleichstellungsthemen.<br />

„Nicht zuletzt ist eine gute Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf auch für Arbeitgeberinnen <strong>und</strong> Arbeitgeber<br />

Voraussetzung bei der Gewinnung von Fachkräften“,<br />

macht Oberbürgermeister Schwenke klar, dass die<br />

Aufgabe auch eine strategische Bedeutung für die<br />

Stadtverwaltung hat.<br />

Inga Halwachs möchte an die herausragende <strong>und</strong><br />

engagierte Arbeit ihrer Vorgängerin Karin Dörr <strong>und</strong><br />

an bestehende Netzwerke anknüpfen <strong>und</strong> die Arbeit<br />

mit der Expertise <strong>und</strong> der Unterstützung des Teams<br />

im Frauenbüro fortsetzen.<br />

Auch weiterhin setzt <strong>sich</strong> das Frauenbüro mit seinen<br />

Kooperationen, Maßnahmen <strong>und</strong> Aktionen für ein<br />

gewaltfreies, diskriminierungsfreies, gleichberechtigtes<br />

<strong>und</strong> selbstbestimmtes Leben von Frauen <strong>und</strong><br />

Mädchen ein.<br />

Infos:<br />

www.offenbach.de/fuer-frauen-<strong>und</strong>-maedchen/<br />

JUNI / JULI / AUGUST <strong>2020</strong><br />

7


MUT&LIEBE / SPECIAL /<br />

TOP 100 für<br />

ANTEC Antennentechnik<br />

Roberto Careddu <strong>und</strong> Pablo Gonzalez, Geschäftsführer<br />

von ANTEC © ANTEC<br />

Bereits z<strong>um</strong> zweiten Mal überzeugte die <strong>Offenbach</strong>er<br />

Firma ANTEC Antennentechnik als innovatives<br />

Unternehmen <strong>und</strong> wurde auch in diesem Jahr mit<br />

dem TOP 100-Siegel ausgezeichnet.<br />

Seit 1993 vergibt compamedia das TOP 100-Siegel<br />

für besondere Innovationskraft <strong>und</strong> überdurchschnittliche<br />

Innovationserfolge an mittelständische<br />

Unternehmen. Mentor von TOP 100 ist der Wissenschaftsjournalist<br />

Ranga Yogeshwar. „Den Mittelständlern<br />

geht es <strong>um</strong> die langfristige Zukunfts<strong>sich</strong>erung. Sie<br />

denken Fortschritt eben nicht aus der<br />

Perspektive des kurzfristigen Gewinns,<br />

vielmehr haben sie die Existenz<strong>sich</strong>erung<br />

des Unternehmens im Blick“, so<br />

Ranga Yogeshwar.<br />

Der Antennen-Kleinbetrieb ANTEC<br />

startete 1973 in einem Hinterhof in<br />

<strong>Offenbach</strong>. 2006 übernahmen Pablo<br />

Gonzalez <strong>und</strong> Roberto Careddu die<br />

Firma <strong>und</strong> beliefern seitdem gemeinsam mit ihrem<br />

Team ihre K<strong>und</strong>en mit modernen Technologien –<br />

egal ob Satelliten- <strong>und</strong> Breitbandtechnik, Internet,<br />

Telefonie oder Elektrotechnik. Zu den K<strong>und</strong>en gehören<br />

neben privaten Haushalten auch Konzerne wie<br />

Mobilfunkanbieter Vodafone oder das Bauunternehmen<br />

Vonovia. Pablo Gonzalez betont aber: „Wir sind<br />

ein Betrieb für Jedermann.“<br />

Besonders wichtig ist der Fimra die Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> Schulung ihrer Mitarbeiter. Sie bildet Einsteiger<br />

<strong>und</strong> Berufswechsler zu „Breitbandkabeltechnikern“<br />

aus. Der zweifache Top-100 Preisträger kooperiert<br />

ANTEC<br />

W W W . A N T E C - O F . D E<br />

8<br />

ANTEC Antennentechnik GmbH • Reichertweg 20 • OF • Tel.: 069 9855920 • www.antec-of.de


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

dabei mit kommunalen Institutionen <strong>und</strong> hat<br />

eigene Schulungs- <strong>und</strong> Ausbildungsrä<strong>um</strong>e eingerichtet.<br />

„Wir haben damit einen völlig neuen Beruf<br />

geschaffen“, erklärt Roberto Careddu.<br />

Viel Zeit plant ANTEC für Innovationen <strong>und</strong> Entwicklung<br />

des Unternehmens ein, mindestens einmal<br />

in der Woche treffen <strong>sich</strong> dazu die Abteilungsleiter.<br />

In der Corona-Pandemie konnte die Firma<br />

sogar expandieren, 15 neue Techniker wurden<br />

eingestellt. "Durch die verstärkte Nutzung von Homeoffice<br />

benötigen viele ein schnelles Internet", so<br />

Pablo Gonzalez.<br />

<strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong> gratuliert ANTEC Anntennentechnik<br />

zur verdienten Auszeichnung.<br />

Bewegen<br />

neu lernen…<br />

„…das Unmögliche möglich,<br />

das Mögliche leicht, das<br />

Leichte elegant machen.“<br />

Dr. Moshé Feldenkrais<br />

Feldenkrais<br />

Offene Gruppen jeden<br />

Donnerstag <strong>um</strong> 12 <strong>und</strong> 19 Uhr<br />

PraXis MiTTWOllen<br />

Physiotherapie<br />

<strong>und</strong> Feldenkrais<br />

Christa Mittwollen<br />

Bürgerstraße 12 | 63075 <strong>Offenbach</strong><br />

Telefon (069) 98 67 04 74<br />

praxis@mittwollen.de<br />

Eigentlich wollte die Gruppe in diesem Jahr ihr<br />

Nachbarschaftscafé of*base eröffnen. Doch im Ange<strong>sich</strong>t<br />

der Pandemie kam es anders. Es stellte <strong>sich</strong> die<br />

Frage, wie man <strong>sich</strong> solidarisch in der Stadtgesellschaft<br />

engagieren könne. Gemeinsam brachten sie<br />

<strong>sich</strong> bei der Initiative „Solidarisch trotz Corona“ ein<br />

<strong>und</strong> richteten mit weiteren Engagierten – zeitgleich<br />

<strong>und</strong> später im wertschätzenden Austausch mit dem<br />

FZOF – eine Hotline ein, <strong>um</strong> Einkaufspatenschaften<br />

<strong>und</strong> ander Unterstützung zu vermitteln.<br />

Die Nachbarschaftshilfe-Hotline soll auch über die<br />

aktuelle Phase hinaus langfristig Menschen helfen<br />

<strong>und</strong> zusammenbringen. Zur mittlerweile zweiten<br />

Covid-19- Welle startete die Gruppe am 1.9. ein<br />

weiteres Projekt.<br />

„Vereinzelung <strong>und</strong> Vereinsamung ist nicht erst aktuell<br />

ein gesellschaftliches Problem, dem viel zu wenig<br />

Aufmerksamkeit zukommt. Doch unbeschwerte Treffen<br />

<strong>und</strong> neue Bekanntschaften vermissen wir – <strong>und</strong> gerade<br />

vorerkrankte <strong>und</strong> ältere Menschen – jetzt erst recht.<br />

Mit dem Tele-Kaffeeklatsch holen wir etwas Café-Atmosphäre<br />

á la nette Gesprächsr<strong>und</strong>e zu euch nach Hause“,<br />

verspricht <strong>sich</strong> Mitinitiator David Malcharczyk hiervon.<br />

Dabei sei ihnen ein möglichst simpler Zugang<br />

erstmal besonders wichtig: Allein ein Telefonanschluss<br />

<strong>und</strong> ein respektvoller Umgang im Gespräch ist<br />

nötig. Dann kann über Hobbies gequatscht, Erfahrung<br />

ausgetauscht, Kulturelles genossen <strong>und</strong> Politisches<br />

diskutiert werden. Hierfür müssen nur einem Anrufbeantworter<br />

die Informationen über die aktuellen Termine<br />

sowie Einwahlangaben entlockt werden. Los geht<br />

es mit einem lokalen R<strong>und</strong><strong>um</strong>schlag „Was bietet uns<br />

unsere Stadt? Wo gibt es das beste Eis <strong>und</strong> was lässt<br />

<strong>sich</strong> sonst gerade unternehmen?, aktuellen St<strong>und</strong>en<br />

„Von Tatort bis Tagespresse“ <strong>und</strong> einer Diskussion zur<br />

Frage „Macht Corona uns sozialer?“. Diverse Themen<br />

sollen folgen, Vorschläge <strong>und</strong> Rückmeldungen sind<br />

gerne erwünscht.<br />

Nachbarschaftshilfe-Hotline: 069 34869068-0<br />

Tele-Kaffeeklatsch-Infodienst: 069 34869068-1<br />

Facebook: fb.me/kaffeeklatsch.of<br />

SEPTEMBER / OKTOBER www.mittwollen.de / NOVEMBER <strong>2020</strong> 9


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

wo geht es hin,<br />

offenbach?<br />

© Lemnitzer-Fotografie<br />

Ein Interview mit Paul-Gerhard Weiß, Dezernent. Ihm unterstehen das Stadtplanungsamt,<br />

das Amt für Umwelt, Energie <strong>und</strong> Klimaschutz, das Stadtschulamt, die Volkshochschule<br />

<strong>und</strong> die Stadtbücherei. Außerdem gehört die Flughafen AG <strong>und</strong> die Vertretung der<br />

Stadt in Fluglärmgremien in seinen Verantwortungsbereich.<br />

Paul-Gerhard Weiß, <strong>Offenbach</strong>er von Geburt an, in der Stadt groß geworden, lebt noch<br />

heute mitten drin <strong>und</strong> kennt wie ka<strong>um</strong> ein anderer die Gegebenheiten unserer Stadt.<br />

Seit fast 38 Jahren ist er für die Stadt tätig – erst als Stadtverordneter, heute im Magistrat<br />

als Dezernent.<br />

von Thomas Lemnitzer<br />

Ist es bei einer solchen Ämterfülle nicht schwierig,<br />

die Über<strong>sich</strong>t zu behalten?<br />

Paul-Gerhard Weiß: Es ist so: Ich führe ein sehr großes<br />

Dezernat, zugegebenermaßen, aber es bringt<br />

Vorteile, den Überblick über Dinge zu haben, die Zusammenhänge<br />

schnell zu erkennen <strong>und</strong> reagieren<br />

zu können. Die strategische Ausrichtung der Arbeitsgebiete<br />

bedeutet kurze Wege innerhalb der Verwaltungen.<br />

Und <strong>sich</strong>er auch viel Stress bei der Durchsetzung von<br />

Maßnahmen?<br />

P.-G. Weiß: Da ich meiner Arbeit gerne nachgehe,<br />

empfinde ich sie nicht als Stress.<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Bauen, damit haben viele Bürger<br />

ein Problem. <strong>Offenbach</strong> wächst <strong>und</strong> zwar rasant,<br />

doch die Infrastruktur, meint man, hinkt hinterher.<br />

Die Stadt verdichtet <strong>sich</strong>, überall werden Baulücken<br />

10<br />

geschlossen, in der Feldstraße wird eine ganze Straßenseite<br />

neu erschlossen, die Zahl der Kinder wird<br />

steigen. Wie gestaltet <strong>sich</strong> die Planung für neue<br />

Schulen?<br />

P.-G. Weiß: Für die östliche Innenstadt <strong>und</strong> das Lindenviertel<br />

bekommt die Bachschule wieder einen<br />

Gr<strong>und</strong>schulzweig vorgeschaltet, wie das früher auch<br />

war. Ich bin dort selbst zur Gr<strong>und</strong>schule gegangen.<br />

Damit können wir die Mehranforderungen in diesem<br />

Gebiet gut auffangen.<br />

Das Gefühl ist dennoch da: Es wird ge<strong>baut</strong> <strong>und</strong> ge<strong>baut</strong>,<br />

aber die Infrastruktur wie Kitas, Schulen etc.<br />

hinken hinterher. Ist Stadtentwicklung hier überhaupt<br />

planbar?<br />

P.-G. Weiß: Schulplanung ist momentan eines der<br />

Hauptthemen der kommunalen Politik. Das kann man<br />

ganz solide bewerkstelligen, indem das Stadtschulamt<br />

schnell von Genehmigungen <strong>und</strong> Ba<strong>um</strong>aßnah-<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

men informiert wird, woraufhin es dann den Bedarf<br />

mit einem erweiterten Horizont in die Zukunft anmeldet.<br />

Wir werden einen Anstieg der Schülerzahlen pro<br />

Jahrgang von circa 1000 im Jahre 2010 <strong>und</strong> aktuell<br />

1350 auf 1600 in fünf Jahren erleben, eine erhebliche<br />

Steigerung, die es notwendig macht, Schulra<strong>um</strong><br />

zu schaffen, was auch geschieht. Mathildenschule,<br />

Geschwister-Scholl-Schule <strong>und</strong> Edith-Stein-Schule<br />

werden <strong>um</strong>fangreich erweitert. In Bieber Nord, an<br />

der Bachschule <strong>und</strong> in R<strong>um</strong>penheim entstehen neue<br />

Gr<strong>und</strong>schulgebäude, <strong>und</strong> wir werden auch ein neues<br />

Gymnasi<strong>um</strong> bauen, ein großes mit sechs Zügen auf<br />

dem Gelände des Güterbahnhofs.<br />

Das ist in trockenen Tüchern?<br />

P.-G. Weiß: Ja, es geht im Planungsprozess zügig voran.<br />

Nun muss man fairerweise sagen, dass das Bevölkerungswachst<strong>um</strong><br />

in seiner Dynamik vor zehn Jahren<br />

noch nicht absehbar war. Unter dem Stichwort Urbanisierung<br />

nimmt die Bevölkerung in den Ballungsrä<strong>um</strong>en<br />

rasant zu. <strong>Offenbach</strong> ist innerhalb dieser<br />

zehn Jahre von 120.000 Einwohnern auf 140.000<br />

gewachsen, das hätte <strong>sich</strong> niemand trä<strong>um</strong>en lassen.<br />

P.-G. Weiß: Das ist richtig, man nimmt diese Bewegung<br />

zwar wahr, aber am Anfang nicht in ihrer Dynamik<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit. Doch dann realisiert man,<br />

dass der Trend anhält <strong>und</strong> merkt, jetzt müssen wir<br />

Kapazitäten aufbauen. Niemand möchte teure Überkapazitäten<br />

in den Sand setzen. Man braucht schon<br />

die Gewissheit, dass es <strong>sich</strong> <strong>um</strong> eine anhaltende gesellschaftliche<br />

Entwicklung handelt, die nicht zu verhindern<br />

ist, aber gesteuert werden muss. Es ist eine<br />

naive Vorstellung, Städte könnten einen Zaun bauen<br />

<strong>und</strong> sagen, hier kommt keiner mehr rein, das funktioniert<br />

nicht. Wir leben in einer freien Gesellschaft, wo<br />

jeder die Entfaltung seines Leben dort sucht, wo es<br />

ihm möglich erscheint.<br />

Ein Prozess, der <strong>sich</strong> verselbstständigt <strong>und</strong> nicht gesteuert<br />

werden kann?<br />

P.-G. Weiß: Wir können nur versuchen, es vor Ort gut<br />

zu machen. Wer nicht reagiert, der läuft in die Katastrophe.<br />

Wer den Wohnungsbau verhindert, erlebt<br />

nur einen massiven Anstieg der Mieten <strong>und</strong> prekären<br />

Wohnverhältnisse, die Zahl der Einwohner wächst<br />

trotzdem.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Deshalb aber jede Parzelle zubauen?<br />

P.-G. Weiß: Sicher nicht, es muss städtebaulich gut<br />

geplant sein, wir können es aber nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

abweisen. Aus meiner Sicht ist das nicht schlimm,<br />

denn <strong>Offenbach</strong> profitiert auch davon, es kommt<br />

anderes Publik<strong>um</strong> in die Stadt, die grössere soziale<br />

Mischung bekommt der Stadt auch ökonomisch gut.<br />

Bauherren <strong>und</strong> Bürger klagen über lange Bearbeitungszeiten<br />

in den Ämtern. Ist die Verwaltung überlastet?<br />

P.-G. Weiß: Wenn man eine solch enorme Bautätigkeit<br />

hat <strong>und</strong> zudem als Stadt bauen muss, dann fehlen<br />

schnell die Mitarbeiter. Die Stellen wurden geschaffen,<br />

aber das dazugehörige Personal, Ingenieure,<br />

Architekten, Stadtplaner, Verkehrsplaner, konnte zunächst<br />

nicht gef<strong>und</strong>en werden – ein Drama. Langsam<br />

kommt wieder etwas Bewegung in den Arbeitsmarkt,<br />

es gibt einige Initiativbewerbungen <strong>und</strong> auf Ausschreibungen<br />

sind Nachfragen zu verzeichnen. Unsere<br />

vorhandenen Mitarbeiter versuchen, das Problem<br />

engagiert zu meistern.<br />

Mit dem Rathaus Plaza ist in der Frankfurter Straße<br />

ein neues Büro- <strong>und</strong> Einkaufszentr<strong>um</strong> entstanden,<br />

dafür verschwinden alte Läden, die Innenstadt verödet,<br />

Nagelstudios <strong>und</strong> Billigketten (ohne diesen<br />

ihre Existenzberechtigung absprechen zu wollen)<br />

bestimmen das Bild, Eckkneipen werden geschlossen,<br />

die Innenstadt hat an Attraktivität verloren.<br />

P.-G. Weiß: Es gibt <strong>und</strong> gab schon immer Bemühungen,<br />

dem entgegen zu steuern. Der Bau des KOMM<br />

gehörte dazu <strong>und</strong> hatte auch punktuell Erfolg, aber<br />

das Kaufverhalten der Menschen hat <strong>sich</strong> in den vergangenen<br />

Jahren extrem gewandelt.<br />

Auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die so nicht<br />

zu erwarten war?<br />

P.-G. Weiß: Auch in Frankfurt <strong>und</strong> anderen Städten hat<br />

der Präsenzhandel (Zeil) Einbußen, die durch Flächenverkleinerungen<br />

aufgefangen werden. Corona hat den<br />

Trend z<strong>um</strong> Versandhandel <strong>sich</strong>er noch mal verstärkt.<br />

In <strong>Offenbach</strong> mischen <strong>sich</strong> die Problemwelten. Die<br />

Stadt hat, als klassische Einkaufsstadt für das Umland,<br />

spätestens seit dem Weggang der Kreisverwaltung<br />

nicht mehr die frühere Bedeutung. Heute weiß man,<br />

dass man zu einer klassischen Einkaufsstadt nie mehr<br />

zurückkommen wird.<br />

11


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Von der Hamburger Agentur Urbanista wurde ein<br />

neues Innenstadtkonzept erarbeitet. Vieles davon<br />

ist nicht ganz neu, einiges etwas beliebig: Plätze zu<br />

schaffen, die Treffpunkt, Einkaufsmeile, Arbeitsplatz<br />

<strong>und</strong> kultureller Mittelpunkt sind, die Stadtbibliothek<br />

in die Innenstadt zu verlegen – eine bunte Mischung<br />

von allem. Die Realitäten sehen da aber anders aus,<br />

utopische Scha<strong>um</strong>schlägerei?<br />

P.-G. Weiß: Nein! Wir müssen Stadt wieder neu denken<br />

<strong>und</strong> in Angriff nehmen. Wie das alles zu bewerkstelligen<br />

sein kann <strong>und</strong> in welchem Zeitrahmen, sei<br />

mal dahingestellt. Aber es gilt, die Stadt <strong>und</strong> auch<br />

ihre Einrichtungen wie z.B. die Bibliothek in den Innenstadtkern<br />

zu führen. Die Ansprüche haben <strong>sich</strong><br />

verändert. Die Stadtbücherei platzt aus allen Nähten.<br />

Ob der Geräuschkulisse werden originellerweise<br />

am Eingang Ohrstöpsel verteilt, eine Problemanzeige,<br />

es geht nicht mehr, die Nutzung im identischen<br />

Ra<strong>um</strong> zu organisieren. Die Idee hinter dem Urbanista-Konzept<br />

ist, Kultur, Handel, Bildung, Wohnen <strong>und</strong><br />

Arbeiten wieder zusammen zu führen. Dazu braucht<br />

es Ankerplätze <strong>und</strong> Ankerinvestitionen. Wenn man<br />

also etwas erneuert, dann mit einer Positionierung,<br />

die das ermöglicht. Früher war die Innenstadt auch<br />

keine Mono-Einzelhandelskultur, es war immer eine<br />

bunte Mischung. Die Zentralfunktionen der Stadt<br />

<strong>Offenbach</strong> als Oberzentr<strong>um</strong> haben <strong>sich</strong> verändert.<br />

Medizinische Versorgung – Ketteler Krankenhaus,<br />

Sana-Klinik<strong>um</strong>, ärztliche Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

– <strong>und</strong> berufliche Bildung wie Gewerbeschulen<br />

<strong>und</strong> die Hochschule für Gestaltung ziehen<br />

Menschen in die Stadt. Verwaltungsdienstleistungen<br />

<strong>und</strong> Handel sind dagegen stark zurückgegangen.<br />

Das heißt, in Bildung zu investieren wäre eine Möglichkeit,<br />

eine neue gewerbliche Schule, einen neuen<br />

universitären Zweig gründen eine andere?<br />

P.-G. Weiß: Wir haben uns erst einmal darauf kapriziert,<br />

die beruflichen Schulen in ihrem Bestand zu<br />

halten <strong>und</strong> zu erweitern. Es gibt immer wieder Bestrebungen,<br />

Ausbildungsberufe aus unserem beruflichen<br />

Schulsystem abzuziehen, dagegen haben wir<br />

uns gesträubt <strong>und</strong> erfolgreich gewehrt.<br />

Es werden auch immer wieder neue interessante<br />

Berufsfelder von den Schulen erschlossen, Umwelttechnik<br />

z.B., die zu einem breiteren <strong>und</strong> attraktiveren<br />

Spektr<strong>um</strong> führen.<br />

12<br />

Der Zustand einiger Schulen ist allerdings bedenklich,<br />

z<strong>um</strong> Beispiel der der Albert-Schweitzer-Schule,<br />

wo die alten Baracken abgerissen wurden <strong>und</strong> in<br />

kurzer Zeit neue Unterrichtsrä<strong>um</strong>e entstanden sind,<br />

eine Erweiterung des Ra<strong>um</strong>angebotes also stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat, die Schule aber personell unterbesetzt<br />

ist, seit zwei Jahren keinen Schulleiter hat <strong>und</strong> überbelegt<br />

ist.<br />

P.-G. Weiß: Das ist für so eine große Schule schon<br />

problematisch, <strong>sich</strong>er. Das mit dem neuen Schulleiter<br />

war Pech. Wir arbeiten gut mit dem Staatlichen<br />

Schulamt zusammen, aber die personelle Ausstattung<br />

ist Aufgabe des Landes. Wir als Schulträger<br />

müssen für ordentliche Gebäude <strong>und</strong> Ausstattung<br />

sorgen.<br />

Ordentliche Gebäude <strong>und</strong> Ausstattung: Da sehe ich<br />

aber noch erheblichen Handlungsbedarf. Die Schulen<br />

zu sanieren <strong>und</strong> modernisieren, ist ein sehr ambitioniertes,<br />

teures Projekt der Stadt. Die Schulen,<br />

die fertig sind, sind in einem Top-Zustand <strong>und</strong> die<br />

anderen haben es nach wie vor dringend nötig.<br />

P.-G. Weiß: Das ist uns bewusst, wir sind auf halber<br />

Strecke <strong>und</strong> setzen das Programm auch fort, müssen<br />

aber im Moment die Kapazitäten auf die Erweiterungen<br />

konzentrieren, weil die Stadt so schnell wächst.<br />

Dafür geben wir 200 Mio. € aus, da ist die Stadt am<br />

Anschlag <strong>und</strong> angespannt. Wir tun, was wir können:<br />

Alle <strong>Offenbach</strong>er Schulen wurden mit schnellem<br />

Internet ausgestattet, da sind wir führend in Hessen.<br />

Neben der Komplettsanierung der Bestandsgebäude<br />

von Geschwister-Scholl-, Edith-Stein- <strong>und</strong> Mathildenschule<br />

bekommen mehrere Gr<strong>und</strong>schulen wie<br />

z.B. Goethe- <strong>und</strong> Eichendorffschule eine Fenster- <strong>und</strong><br />

Fassadensanierung – wir sind dran!<br />

Schnelles Internet ist ja schön, nur muss es auch genutzt<br />

werden, <strong>und</strong> zu Corona-Zeiten sind da in vielen<br />

Bereichen beachtliche Lücken aufgetaucht.<br />

P.-G. Weiß: Die Digitalisierung der Schulen ist ein<br />

Drama. Dass die B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebenen für den<br />

sogenannte „Digitalpakt“ <strong>und</strong> die Verteilung der Gelder<br />

sehr lange gebraucht haben, ist bedauerlich. Wir<br />

reden heute noch von den „Wanka Milliarden“ (das Digitalpaket<br />

der damaligen B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />

Johanna Wanka von 2016). Umständliche, bürokratische<br />

Ausführungsbestimmungen auf Länderebne<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

haben die Freigabe der Gelder behindert, erst<br />

seit wenigen Monaten kann man auf die Gelder<br />

zugreifen. <strong>Offenbach</strong> hat sofort Anträge gestellt<br />

<strong>und</strong> als erste Kommune Bewilligungsbescheide<br />

erhalten, auch da wird <strong>sich</strong> die Lage durch Einbau<br />

von W-Lan, moderner Präsentationstechnik<br />

<strong>und</strong> der Anschaffung von Tablets verbessern. Wir<br />

wären froh gewesen, wenn wir schon vor drei Jahren<br />

damit hätten beginnen können, dann wären<br />

einige <strong>sich</strong>er besser durch die Schulschließung<br />

gekommen.<br />

<strong>Offenbach</strong> ist eine sehr junge Stadt. Fühlen Sie<br />

<strong>sich</strong> von Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> in Sachen Bildung im<br />

Stich gelassen – gerade mit unserer Bevölkerungsstruktur?<br />

Sollte da nicht mehr Druck ausgeübt<br />

werden? <strong>Offenbach</strong> kann das nicht alleine<br />

finanzieren <strong>und</strong> ist auf Gelder des Landes angewiesen.<br />

Wenn Wiesbaden (die Landesregierung)<br />

uns unter die Fittiche nehmen will, könnte man<br />

sagen: „Dann macht Ihr doch mal, macht es besser!<br />

P.-G. Weiß: Leider kann man Politik nicht durch<br />

Demonstration ersetzen, eine politische Aktion ändert<br />

nichts an den Gegebenheiten der kommunalen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> des Haushaltrechtes.<br />

Das Land hatte eine Doppelstrategie: Z<strong>um</strong> einen<br />

wurden die Kommune in großem Umfang entschuldet,<br />

z<strong>um</strong> anderen müssen sie künftig einen<br />

ausgeglichenen Haushalt nachweisen. Ich bin in<br />

<strong>Offenbach</strong> geboren, einen wirklich ausgeglichenen<br />

Haushalt gab es eigentlich nie. Nur durch die enorme<br />

Belastung der Bürger über die Gr<strong>und</strong>steuer<br />

war es jetzt möglich, den ausgeglichenen Haushalt<br />

nachzuweisen. Der harte Einschnitt hatte aber<br />

auch positive Konsequenzen: Heute ist die Stadt<br />

finanziell relativ solide aufgestellt, <strong>und</strong> es müssen<br />

keine neuen Kredite aufgenommen werden,<br />

<strong>um</strong> den laufenden Betrieb zu decken. Anz<strong>um</strong>erken<br />

bleibt: Die Übertragung von Aufgaben wie der<br />

Schaffung von Kitaplätzen <strong>und</strong> kleinen Schulklassen<br />

per Gesetz an die Kommunen durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Land ist sinnvoll, aber schwierig zu stemmen. Die<br />

Stadt soll bauen <strong>und</strong> erhalten, nur die Mittel dazu<br />

werden nicht bereitgestellt, was seit Jahrzehnten<br />

zu erheblichen Problemen führt.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Wetterpark <strong>Offenbach</strong><br />

Wetterexpedition für Groß & Klein<br />

Alle reden vom Wetter. Aber ka<strong>um</strong> jemand weiß,<br />

wie Hagelschauer oder Stürme entstehen <strong>und</strong><br />

wie man sie gar vorhersagt. Antworten gibt es bei<br />

spannenden Erfahrungs- <strong>und</strong> Erlebnisführungen<br />

für Kinder, Eltern <strong>und</strong> Großeltern im Wetterpark.<br />

Sonntag 06.09. / 13.09. / 20.09. / 27.09. /<br />

04.10. / 11.10. / 25.10., jeweils 14.30 Uhr<br />

Samstag 03.10., 14.30 Uhr<br />

Donnerstag 08.10. / 15.10., jeweils 16.30 Uhr<br />

Themenführung „Wetter & Musik “<br />

Zahlreiche Pop- <strong>und</strong> Schlagergrößen kommen<br />

musikalisch zu Wort <strong>und</strong> der textliche Stellenwert<br />

von Wetter <strong>und</strong> Klima hin<strong>sich</strong>tlich vieler Lebensbereiche<br />

wird begutachtet.<br />

Sonntag 18.10., 14.30 Uhr<br />

Schnitzeljagd im Wetterpark zu Halloween<br />

Spannende Wettergeheimnisse erwarten Euch.<br />

Seid bei dem Abenteuer dabei <strong>und</strong> sucht mit<br />

Euren Taschenlampen die Lösungen an den<br />

Exponaten im Wetterpark.<br />

Samstag 31.10., 20.00 Uhr<br />

An den Führungen können maximal 15 Personen<br />

teilnehmen. Die Teilnahme ist nur mit vorheriger<br />

Anmeldung möglich. Der Treffpunkt wird nach der<br />

Anmeldung mitgeteilt.<br />

Eintritt: 5,- € / 4,- € Senioren / 2,- € ermäßigt<br />

Anmeldung bis spätestens einen Tag vor der<br />

Führung unter wetterpark@ofinfocenter.de oder<br />

telefonisch unter 069/ 83 83 68 96.<br />

Vorschau:<br />

Nikolaus-Taschenlampen-Wanderung<br />

Samstag 05.12., 18.00 Uhr<br />

13<br />

© Stadt <strong>Offenbach</strong>, Alexander Habermehl


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Das bedeutet doch nichts anderes, als dass strukturell<br />

unterfinanzierte Kommunen wie <strong>Offenbach</strong><br />

durch Leistungsgesetze des B<strong>und</strong>es gezwungen sind,<br />

neue Schulden aufzunehmen - ein Teufelskreis?<br />

P.-G. Weiß: Wer bestellt, sollte auch bezahlen, da<br />

müssen wir natürlich dranbleiben. Alle, nicht nur der<br />

Oberbürgermeister sondern auch die Dezernenten<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter, die die Stadt in den Gremien des<br />

Städtetages vertreten, unternehmen enorme Anstrengungen,<br />

<strong>um</strong> sachgerechte Finanzierungen einzufordern<br />

<strong>und</strong> zu verhindern, dass immer neue Aufgaben<br />

ohne finanziellen Ausgleich hinzukommen.<br />

Thema Fahrradwege: In der Senefeldestraße wurde<br />

eine Fahrradstraße ge<strong>baut</strong>, die <strong>sich</strong>er viel Geld<br />

kostete <strong>und</strong> den Eindruck von Halbheit vermittelt.<br />

Ange<strong>sich</strong>ts fehlender <strong>und</strong> maroder Fahrradwege im<br />

Stadtgebiet stellt <strong>sich</strong> die Frage: Prestigeobjekt oder<br />

städtebauliches Konzept?<br />

P.-G. Weiß: Fahrradstraßen gehören durchaus z<strong>um</strong><br />

Gesamtkonzept. Zur Senefelderstraße: Sie war ein<br />

viel befahrener „Schleichweg“ zwischen Waldstraße<br />

<strong>und</strong> Sprendlinger Landstraße z<strong>um</strong> Ring mitten<br />

durchs Wohngebiet. Seit der Fertigstellung der Busschleuse<br />

hat <strong>sich</strong> der Verkehr aber deutlich verringert.<br />

Sicherlich ein sportliches Unterfangen, gerade<br />

hier, da die Straße über Jahrzehnte eine andere<br />

Funktion hatte, Verständnis zu wecken.<br />

Aber wie werden solche Maßnahmen finanziert?<br />

P.-G. Weiß: <strong>Offenbach</strong> streckt <strong>sich</strong> zu den Fördermitteln<br />

der Republik wie die Bl<strong>um</strong>e z<strong>um</strong> Licht, wir<br />

sind keine reiche Stadt <strong>und</strong> könnten solche Dinge<br />

alleine gar nicht in Bewegung setzen. Das Fahrradstraßen-Projekt<br />

Bike <strong>Offenbach</strong> wurde zu h<strong>und</strong>ert<br />

Prozent vom B<strong>und</strong> gefördert. Es sind sogenannte<br />

Anschubprojekte, die langfristige Entwicklungen<br />

fördern. Wir realisieren aber auch andere Projekte<br />

zur Förderung des Radverkehrs. In zehn Jahren wird<br />

<strong>sich</strong> das Stadtbild für Radfahrer gr<strong>und</strong>legend geändert<br />

haben. Auf Gr<strong>und</strong> der ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

müssen wir Geduld haben <strong>und</strong> Schritt für Schritt die<br />

Dinge entwickeln <strong>und</strong> <strong>um</strong>setzen.<br />

Migration, ein Reizthema, an dem <strong>sich</strong> die Geister<br />

scheiden. <strong>Offenbach</strong> ist eine multiethnische Gesellschaft,<br />

die <strong>sich</strong> über die ganze Stadt verteilt. Sicher<br />

gibt es immer mal wieder Konfliktpunkte, was dem<br />

engen Stadtra<strong>um</strong> geschuldet ist, aber im Großen <strong>und</strong><br />

Ganzen leben die Menschen friedlich <strong>und</strong> respektvoll<br />

miteinander. Es gibt keine harte Drogenszene,<br />

kein Rotlichtviertel, die Kriminalitätsrate liegt im<br />

b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt <strong>und</strong> monoethische<br />

Gebiete, eine Ghettoisierung, gibt es nicht.<br />

P.-G. Weiß: Einwanderung ist ein über Generationen<br />

<strong>sich</strong> entwickelnder Prozess, den wir in <strong>Offenbach</strong> mit<br />

Blick auf andere Städte sehr gut meistern. Dazu gehören<br />

erhebliche Bildungsanstrengungen mit Wissen<br />

<strong>und</strong> Erfahrung über Jahrzehnte. Und da sind die vielen<br />

Vereine, die hervorragende Arbeit leisten. In den letzten<br />

Jahren hatten wir viel Zuwanderung aus Ländern<br />

der Europäischen Union. Hier ist es das gute Recht<br />

der Menschen, dort zu leben, wo sie möchten, das<br />

sind unsere Freizügigkeitsbestimmungen. Aber auch<br />

Zuwanderung aus anderen Ländern lässt <strong>sich</strong> nicht<br />

einfach abweisen. Das gehört zu den gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen, die wir gestalten müssen. Zunächst<br />

ist das mit zusätzlichen Aufgaben verb<strong>und</strong>en,<br />

langfristig werden wir davon profitieren.<br />

Ein Fazit, ein Wunsch, ein großer Wurf…<br />

P.-G. Weiß: <strong>Offenbach</strong> ist eine lebenswerte Stadt. Ich<br />

bin froh, mittendrin zu wohnen <strong>und</strong> an der Gestaltung<br />

mitwirken zu können. Auch ich bin ungeduldig,<br />

würde viele Dinge rascher voranbringen wollen, aber<br />

Zukunft entwickelt <strong>sich</strong> nicht von jetzt auf gleicht, da<br />

bin ich Realist.<br />

Spekulationen über die Auswirkungen von Covid-19,<br />

die Folgen des Lockdowns möchte ich hier <strong>und</strong> heute<br />

nicht anstellen..<br />

Herr Weiß, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche<br />

Gespräch. Wenn es möglich sein sollte, in „normalen<br />

Zeiten" Rückschau zu halten, <strong>um</strong> dann in die Zukunft<br />

zu schauen, würde mich dies sehr freuen.<br />

14 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

zukunftskonzept innenstadt –<br />

die offenbacher city soll leben<br />

der Startschuss für konkrete Projekte ist gegeben<br />

© Johanna Springer für urbanista GmbH & Co. KG<br />

von Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

Ladenleerstände in deutschen Innenstädten gibt<br />

es nicht erst seit Corona. Aber mit dem Lockdown<br />

hat der Online-Handel nochmal Schwung bekommen<br />

<strong>und</strong> bei andauernden Hygienevorschriften<br />

überlegt man es <strong>sich</strong> zweimal, ob man z<strong>um</strong> Shoppen<br />

Läden in der Stadt aufsucht. So meldet der stationäre<br />

Einzelhandel vielerorts hohe Umsatzeinbußen.<br />

Veränderte Einkaufsgewohnheiten, eine niedrige<br />

lokale Kaufkraft, die kurze S-Bahn-Verbindung nach<br />

Frankfurt <strong>und</strong> zahlreiche andere Gründe machen der<br />

<strong>Offenbach</strong>er Innenstadt zwischen Marktplatz <strong>und</strong><br />

Kaiserstraße seit Jahren das Leben schwer. Daran<br />

konnte auch das KOMM-Center am Aliceplatz wenig<br />

ändern <strong>und</strong> hat wie man weiß selbst mit Leerständen<br />

zu kämpfen.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Die gute Nachricht: <strong>Offenbach</strong> ist mit diesen Problemen<br />

nicht allein, denn auch andere deutsche Innenstädte<br />

sind durch die Entwicklungen der letzten<br />

zehn bis fünfzehn Jahre in Schwierigkeiten. So arbeiten<br />

beispielsweise auch Köln <strong>und</strong> besonders die<br />

rechtsrheinischen Bezirke Deutz <strong>und</strong> Kalk oder die<br />

westfälische Stadt Gütersloh an Konzepten für eine<br />

nachhaltige Innenstadtbelebung, die nicht nur den<br />

Handel einbezieht.<br />

Der notwendige Strukturwandel, der in deutschen<br />

Innenstädten stattfinden muss, ist dringend, aber<br />

nicht einfach <strong>um</strong>zusetzen. In <strong>Offenbach</strong> ist die Innenstadtentwicklung<br />

Teil des Masterplans 2030 <strong>und</strong><br />

beinhaltet insgesamt 14 Projekte. Dem Zukunftskonzept<br />

Innenstadt widmet <strong>sich</strong> die Stadt zusammen<br />

mit dem IHK-nahen Verein „<strong>Offenbach</strong> offensiv“. Mit<br />

15


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

der Ausarbeitung hat man seit Mai 2018 das Hamurger<br />

Planungsbüro urbanista GmbH & Co. KG betraut.<br />

Etwa 250 <strong>Offenbach</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Offenbach</strong>er folgten<br />

im Januar 2019 einer Einladung in die leerstehende<br />

30. Etage des City Towers, <strong>um</strong> <strong>sich</strong> über das<br />

Zukunftskonzept auszutauschen <strong>und</strong> <strong>sich</strong> über Umfragen<br />

in den Prozess einzubringen. Das Plangebiet<br />

erstreckt <strong>sich</strong> auf den zentralen City- <strong>und</strong> Fußgängerzonenbereich<br />

zwischen der Berliner Straße im<br />

Norden, dem Marktplatz im Osten, der Geleitsstraße<br />

im Süden <strong>und</strong> der Kaiserstraße im Westen.<br />

„Die Hauptfrage, die wir uns immer wieder stellen, ist:<br />

Wie können wir die Innenstadt stärken?“, erklärt Hannah<br />

Sudholt, die im Team der Standortentwicklung<br />

bei der <strong>Offenbach</strong>er IHK arbeitet. „Der Einzelhandel<br />

ist immer noch standortprägend, schafft es aber nicht<br />

mehr, die Menschen in die Stadt zu locken“, gibt sie zu<br />

bedenken. Das jetzige Konzept bezieht die Teilbereiche<br />

Handel <strong>und</strong> Versorgung, Arbeit, Teilhabe <strong>und</strong> Repräsentation,<br />

Kultur <strong>und</strong> Gemeinschaftlichkeit sowie<br />

Wohnen ein. Nun ist der Gr<strong>und</strong>satzbeschluss verabschiedet<br />

<strong>und</strong> man kann mit der Umsetzung von fünf<br />

konkreten Projekten beginnen.<br />

Eines der Pilotprojekte ist die Umgestaltung des Polizeipavillons<br />

am Stadthof. „Hier gibt es ein Konzept,<br />

das Gastronomie mit Kultur verbindet“, sagt Birgitt<br />

Möbus, die beim Magistrat der Stadt <strong>Offenbach</strong> Ansprechpartnerin<br />

für den Einzelhandel in der Innenstadt<br />

<strong>und</strong> das City Management ist <strong>und</strong> außerdem<br />

aktiv im Zukunftsclub Innenstadt. Nächstes Jahr soll<br />

der Laden in die neue Stadtwache <strong>um</strong>- <strong>und</strong> Gastronomie<br />

in den städtischen Bau einziehen – mit einer<br />

begehbaren Terrasse auf dem Flachdach. „Insgesamt<br />

werden für das innenstädtische Zukunftskonzept nun<br />

Gutachten erstellt, welche Gebäude für die unterschiedlichen<br />

Nutzungsideen überhaupt in Frage kommen. Es<br />

ist aber eine Herausforderung, die richtigen Flächen zu<br />

finden, denn die Konzepte müssten <strong>sich</strong> auch tragen“,<br />

weiß sie.<br />

Zu den Projekten, die die Stadt im Zuge des Zukunftskonzepts<br />

Innenstadt selbst anstoßen möchte,<br />

gehören außerdem die „Station Mitte“, die eine Neuausrichtung<br />

der Stadtbibliothek mit Wissenshaus,<br />

öffentlichem Wohnzimmer <strong>und</strong> Kulturzentr<strong>um</strong> vorsieht.<br />

Als weiteres Schlüsselprojekt wird das „Kaufhaus<br />

Kosmopolis“ genannt, das als öffentlich-privates<br />

Partnerschaftsmodell belebende Wirkung entfalten<br />

soll. Ein ebenfalls wichtiger Baustein ist ein „grünes<br />

Band“ zwischen dem Hugenottenplatz <strong>und</strong> dem Platz<br />

der Deutschen Einheit sowie Programm an teils neuen<br />

Straßenfesten. Der Verein Digital Retro Park e. V.<br />

hat nun die Idee eines Windgartens vorgeschlagen,<br />

mit windgeschützten Sitzmöglichkeiten, einem essbaren<br />

Garten in den unteren Etagen <strong>und</strong> obendrüber<br />

Windräder auf Masten, sodass dort auch Energie für<br />

die Beleuchtung oder eine Handy-Ladestation gewonnen<br />

werden kann.<br />

Ein Ort der Begegnung <strong>und</strong> des Austauschs<br />

Die „Station Mitte“ soll ein neuer zentraler Treffpunkt<br />

für die gesamte Stadtgesellschaft <strong>Offenbach</strong>s werden<br />

<strong>und</strong> geht weit über die Funktion einer Bibliothek<br />

hinaus. Sie soll ein öffentlicher Ra<strong>um</strong> sein, wo Menschen<br />

Bildung <strong>und</strong> soziales Miteinander r<strong>und</strong> <strong>um</strong> Bücher,<br />

digitale Medien <strong>und</strong> Kultur gemeinsam erleben.<br />

Vorbilder dieses neuen Highlights in der Innenstadt<br />

ist beispielsweise die wiedereröffnete Stadtteilbibliothek<br />

in Köln-Kalk. Die <strong>Offenbach</strong>er Stadtbibliothek<br />

sieht eine Verlegung als Chance, denn im Flügel<br />

des Büsingpalais ist es eng geworden <strong>und</strong> die<br />

Einrichtung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.<br />

„Die Publik<strong>um</strong>sfläche ist mit 1100 Quadratmetern<br />

viel zu klein; es würden 4500 mindestens<br />

benötigt“, so Bibliotheksleiterin Nicole Köster. Die<br />

Stadtbibliothek sei in den letzten Jahren vermehrt<br />

zu einem Ort geworden, wo auch viel gelernt würde<br />

<strong>und</strong> wo Schüler oder Studenten teils einzeln, teils<br />

in Gruppen kämen, <strong>um</strong> <strong>sich</strong> Themen zu erarbeiten.<br />

„Es gibt insgesamt zu wenig Rä<strong>um</strong>e <strong>und</strong> auch die Gebäudetechnik<br />

ist nicht mehr ausreichend. Wir erhalten<br />

auch Anfragen von Vereinen, die <strong>sich</strong> gerne irgendwo<br />

regelmäßig treffen würden <strong>und</strong> wir würden unseren Besuchern<br />

einfach gerne diese Möglichkeit bieten – <strong>und</strong><br />

so die Stadtbibliothek noch stärker zu einem Ort der<br />

Begegnung zu machen“, erklärt Nicole Köster.<br />

Bei ihrer Vision ist die Standortfrage auch sehr wichtig,<br />

denn wenn die Stadtbibliothek zentraler angesiedelt<br />

wäre, würde sie auch von mehr Menschen<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> frequentiert werden. Es sollte<br />

auch Flächen geben, wo man einfach in Ruhe eine<br />

Zeitung lesen kann <strong>und</strong> dafür nicht etwas kons<strong>um</strong>ieren<br />

muss. „In der Stadtmitte <strong>und</strong> mit einem besseren<br />

Angebot könnten wir nochmal ganz andere <strong>und</strong> auch<br />

bildungsfernere Zielgruppen erreichen“, ist <strong>sich</strong> Nicole<br />

16 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


Köster <strong>sich</strong>er. Ihre Vorbilder für solch vielseitige<br />

Einrichtungen sind neben Köln-Kalk, Würzburg,<br />

Oslo <strong>und</strong> Helsinki, wo es sogar Probenrä<strong>um</strong>e für<br />

Musiker gibt.<br />

Die Frankfurter Straße bzw. die angrenzende<br />

Innenstadt sind deshalb im Moment bevorzugte<br />

Standorte. Konkret sind die bestehenden Gebäude<br />

C&A, Saturn <strong>und</strong> KOMM im Gespräch. Bei<br />

letzteren hat man schon mit den Investoren gesprochen<br />

<strong>und</strong> es stehen dort im Moment nicht<br />

die ausreichenden Flächen zur Verfügung. Das<br />

C&A-Gebäude soll hingegen entwickelt werden<br />

<strong>und</strong> so käme es als neuer Standort evtl. in Frage.<br />

„Es müsste auch ein Umdenken bei den Gebäudeeigentümern<br />

<strong>und</strong> Einzelhändlern stattfinden“, sagt<br />

Hannah Sudholdt. Dabei sollte nicht mehr der<br />

Umsatz pro Quadratmeter im Vordergr<strong>und</strong> stehen,<br />

sondern das Erlebnis pro Quadratmeter. Bei<br />

allen Projekten sollen <strong>sich</strong> aber die <strong>Offenbach</strong>er<br />

auch einbringen können. „Es gibt normalerweise<br />

einen Tag des Masterplans, zu dem wir einladen,<br />

durch Corona ist der Termin nach hinten gerutscht“,<br />

erklärt Hannah Sudholdt.<br />

„Das allerwichtigste ist, dass <strong>sich</strong> engagierte Leute<br />

<strong>um</strong> die einzelnen Projekte kümmern, die auch<br />

hinter den Sachen stehen, die beispielsweise im<br />

Kaufhaus Kosmopolis angeboten werden. Was uns<br />

nichts bringt, sind ge<strong>sich</strong>tslose Konzeptstores, wie<br />

es sie in Berlin oder Wien gibt“, erklärt Eva Kirchhoff<br />

von der Etagerie. Sie blickt auf über fünf<br />

Jahre Erfahrung mit Designern, Designprodukten<br />

in Verbindung mit Workshops <strong>und</strong> Mittagstisch<br />

zurück <strong>und</strong> gehört auch dem Verein <strong>Offenbach</strong><br />

Offensiv e. V. bzw. dem Zukunftsclub an. Sie findet<br />

die Konzepte für die Innenstadtentwicklung gut,<br />

weiß aber auch wieviel Arbeit <strong>und</strong> Engagement<br />

hinter den Ideen stecken.<br />

Soziale Stadtentwicklung<br />

Wir wirken mit:<br />

Arbeit<br />

Qualifizierung<br />

Neue Perspektiven<br />

Berliner Straße 190 • 63067 <strong>Offenbach</strong> a. M.<br />

www.mainarbeit-offenbach.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

offenbach <strong>baut</strong><br />

eine neue mitte<br />

Michael Dietrich ist mit seinem Team <strong>und</strong><br />

seinen Partnern seit Langem mit der Entwicklung<br />

von Immobilien erfolgreich auf dem<br />

Markt tätig. Die WasE-Firmengruppe ist jedoch<br />

nach einem jüngst abgeschlossenen Bauprojekt<br />

"Wohnen am spitzen Eck" in <strong>Offenbach</strong><br />

benannt. Die alte Brache an der ehemaligen<br />

„Fünf-Häuser-Gasse" wurde vor Kurzem von<br />

ihm zu nutzbarem Wohn- <strong>und</strong> Geschäftsra<strong>um</strong><br />

mit 68 Einheiten verdichtet <strong>und</strong> dient seitdem<br />

als Namensgeber.<br />

von Alexander Knöß<br />

Investoren wie Michael Dietrich sind scheinbar<br />

unabdingbar für die nachhaltige städteplanerischen<br />

Entwicklung <strong>Offenbach</strong>s. Der Stadt <strong>Offenbach</strong> selbst<br />

fehlen die erforderlichen Mittel, <strong>um</strong> strategisch<br />

wichtige Standorte selbst zu entwickeln. Sie schafft<br />

aber die baurechtlichen Rahmenbedingungen, steuert<br />

bei Bedarf nach <strong>und</strong> lenkt Entwicklungen in die<br />

richtige Richtung. Dabei tragen Investoren, wie die<br />

„WasE-Firmengruppe“, ihren Teil bei.<br />

Die Einwohner <strong>Offenbach</strong>s scheinen hingegen müde<br />

von den vielen Bautätigkeiten in ihrer Stadt zu sein.<br />

Sie fürchten eine immer schneller drehenden Spirale<br />

der Gentrifizierung. Neu<strong>baut</strong>en rufen eher Misstrauen<br />

<strong>und</strong> Resignation, als Begeisterung <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung<br />

hervor. Wir sprachen mit Michael Dietrich über seine<br />

Sichtweise auf die Entwicklung der Innenstadt <strong>und</strong><br />

war<strong>um</strong> er in seine Heimatstadt investiert.<br />

M. Dietrich: Nun ja, mein Büro ist in der Berliner Str.<br />

48, quasi vis-a-vis der Sparkasse. Da beschäftigt man<br />

<strong>sich</strong> doch auch eher mit dem was einem am nächsten<br />

ist. Im Zuge der Ba<strong>um</strong>aßnahmen am spitzen Eck<br />

haben wir unsere Autos im „Toys’R'us“-Parkhaus geparkt.<br />

Der damalige Betreiber <strong>und</strong> Hausverwalter<br />

wollte das Parkhaus zunächst selbst erwerben. Als<br />

er das doch nicht tat, wurden wir eher zufällig darauf<br />

angesprochen. Ebenso wurde ich als Nachbar<br />

auf das CityCenter aufmerksam gemacht, welches<br />

Herr Buchmann dann schweren Herzens auch verkauft<br />

hat. Es waren schwierige Verhandlungen aber<br />

die Chance, den gesamten Platz neu zu gestalten war<br />

zu verführerisch. Ich bin <strong>sich</strong>er, das ist eine riesige<br />

Chance, sowohl für die Stadt <strong>und</strong> hoffentlich auch<br />

für uns. Es ist der Platz, an dem wir sind. Das ist das<br />

Besondere daran. Vor unserer Haustür.<br />

Worin sehen Sie Ihre Aufgabe als Immobilieninvestor<br />

<strong>und</strong> worin liegt der besondere Reiz in der Umsetzung<br />

dieser Bauprojekte?<br />

M. Dietrich: Eine Immobilie zu bauen ist immer etwas<br />

Besonderes <strong>und</strong> hat mich schon immer begeistert.<br />

Immobilien halten viele Jahre <strong>und</strong> sind ein nicht so<br />

leicht vergängliches Gut. Sie prägen die Landschaft<br />

<strong>und</strong> ihr Umfeld. Beim Bau einer Immobilie wird man<br />

Grafik: © WasE Projekt GmbH<br />

Herr Dietrich, Sie entwickeln aktuell zwei zentrale<br />

prestigeträchtige Objekte der <strong>Offenbach</strong>er Innenstadt:<br />

Das ehemalige „Toys’R'us“-Gebäude <strong>und</strong> das<br />

nahe gelegene CityCenter am Marktplatz. Damit prägen<br />

Sie mit drei Gebäudekomplexen nachhaltig das<br />

Bild nahe dem zentralen, aber auch historischen<br />

Stadtkern neu. War<strong>um</strong> investieren Sie in <strong>Offenbach</strong><br />

<strong>und</strong> was ist das Besondere an diesem Standort?<br />

18<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Teil der Geschichte <strong>und</strong> betreibt oftmals Stadtentwicklung.<br />

Die beiden Immobilien am gleichen Platz<br />

ermöglichen reelle Chancen einer prägenden Stadtentwicklung.<br />

Das sollte gut sein für die Stadt, den<br />

Standort <strong>und</strong> die Einwohner.<br />

Der Marktplatz ist einer der am meisten frequentierten<br />

Plätze <strong>Offenbach</strong>s, das sehen die meisten<br />

Menschen, weil sie einfach dort vorbeikommen. Das<br />

„Toys“ wird auch deswegen im wahrsten Sinne des<br />

Wortes z<strong>um</strong> „Mobilitätshub“, weil alles, was in <strong>Offenbach</strong><br />

zur Mobilität beiträgt dort zu finden ist: S-Bahn,<br />

Bus, Taxi, Parkhaus, Fahrradparkhaus, Elektromobilität,<br />

Fußgänger etc. Wir werden auch Mietstationen<br />

für E-Roller, Räder als auch Carsharing integrieren.<br />

Der Umbau des alten „Toys’R'us“-Geländes hat begonnen.<br />

Es ist der Öffentlichkeit nicht entgangen,<br />

dass im Vorfeld die ein oder andere Hürde genommen<br />

werden musste. Wie empfanden Sie die Unterstützung<br />

seitens der städtischen Gremien <strong>und</strong> Verwaltung?<br />

Es ist im Allgemeinen schwierig, wenn viele mitreden.<br />

Da gibt es viele Positionen, auf die man einzugehen<br />

hat <strong>und</strong> doch wird man es allen niemals recht<br />

machen können. Egal, wie sehr man <strong>sich</strong> anstrengt.<br />

Auch mit den allerbesten Ab<strong>sich</strong>ten nicht. Leider<br />

Michael Dietrich<br />

Michael Dietrich ist in <strong>Offenbach</strong>-Bürgel aufgewachsen.<br />

Nach dem Abitur an der Albert-Schweitzer-Schule<br />

studiert er an der TU Darmstadt Physik.<br />

In den 1990er Jahren wird er durch seinen damaligen<br />

Arbeitgeber in R<strong>um</strong>änien sesshaft. Er wird zunächst<br />

mit einem kleinen Computerhandel, einem<br />

Druckereibetrieb <strong>und</strong> danach im Bau selbstständig.<br />

Das Bauunternehmen ist zu einer Firmengruppe<br />

mit fast 600 Mitarbeitern <strong>und</strong> einer Holdingstruktur<br />

gewachsen. Das Kerngeschäft ist der Bau von<br />

Logistikhallen, Industrie<strong>baut</strong>en <strong>und</strong> Betonfertigteilen.<br />

Im Fertigteilbereich ist Dietrich mit seinem<br />

Unternehmen in R<strong>um</strong>änien einer der Marktführer.<br />

Die Firmengruppe betreibt zudem eine Biogasanlage<br />

<strong>und</strong> eine Apfelplantage mit etwa 40 Hektar.<br />

Seit 2008 expandiert <strong>und</strong> investiert Dietrich international<br />

in New York, Straßburg <strong>und</strong> schließlich in<br />

<strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong> Berlin.<br />

2012 zieht es ihn mit seiner Frau <strong>und</strong> seinen vier<br />

Kindern im Alter zwischen 9 <strong>und</strong> 17 zurück nach<br />

Deutschland <strong>und</strong> er findet seine neue Heimat in<br />

Hanau. Von dort aus pendelt er täglich zu seinem<br />

deutschen Hauptfirmensitz nach <strong>Offenbach</strong>, zwei<br />

mal im Monat nach Berlin <strong>und</strong> alle vier Wochen<br />

nach R<strong>um</strong>änien.<br />

wird man deswegen allzu leicht verkannt. Ich denke,<br />

wir sind hier in den einen oder anderen politischen<br />

Machtkampf geraten, der in <strong>Offenbach</strong> leider vorherrscht<br />

<strong>und</strong> dadurch wurde es teilweise schwierig.<br />

Wie bei jedem Projekt gibt es den einen oder anderen<br />

Befürworter oder auch Bedenkenträger.<br />

Haben Sie mit Blick auf die Anstrengungen <strong>Offenbach</strong>s,<br />

bei der städteplanerischen Umsetzung des<br />

Masterplan <strong>Offenbach</strong>, Verständnis für die vielen<br />

Vorgaben <strong>und</strong> Wünsche, die Sie nun bei Ihren Projekten<br />

<strong>um</strong>setzen?<br />

M. Dietrich: Ich denke dem Masterplan gerecht zu<br />

werden. Wir haben drei Projekte in <strong>Offenbach</strong>, die<br />

im Masterplan als Schlüsselprojekte erwähnt sind,<br />

<strong>und</strong> ich bekenne mich ganz klar zu <strong>Offenbach</strong>. Ich<br />

bin froh, als <strong>Offenbach</strong>er Entwickler mein Hauptaugenmerk<br />

auf <strong>Offenbach</strong> lenken zu können. Ganz nach<br />

dem Motto: "Oh, wie schön ist '<strong>Offenbach</strong>'…"<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

19


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Worin unterscheiden <strong>sich</strong> Ihre Bauprojekte von denen<br />

Ihrer Konkurrenz?<br />

Ich hoffe als <strong>Offenbach</strong>er Entwickler meine Heimatstadt<br />

<strong>und</strong> ihre Umgebung besser zu verstehen, als<br />

meine Konkurrenz von „sonst wo her“. Und ich zahle<br />

meine Steuern in <strong>Offenbach</strong>, nicht in Hamburg, Berlin,<br />

München oder Frankfurt.<br />

Oftmals ernten Immobilienentwickler <strong>und</strong> Investoren<br />

den Ruf von "kapitalistischen Heuschrecken", die<br />

mit "leblosen funktionalen einheitlichen Gebäuden das<br />

Stadtbild verschandeln <strong>und</strong> die gewachsene Urbanität,<br />

die auch <strong>Offenbach</strong> ausmacht, zerstören". „Neu<strong>baut</strong>en<br />

sehen gleich aus, werden architektonisch vereinheitlicht<br />

<strong>und</strong> wirkt ideen- <strong>und</strong> kreativlos“. „Niemand könne<br />

<strong>sich</strong> die teuren Wohnungen oder Geschäftsflächen leisten“.<br />

Von neuen Bausünden, „durch Verdichtung <strong>um</strong><br />

jeden Preis“ ist die Rede <strong>und</strong> von „einer immer stärker<br />

werdenden <strong>und</strong> bewusst geförderten Gentrifizierung“.<br />

Welche Antworten haben Sie auf diese sinngemäßen<br />

Kritikpunkte? Wie können Sie den Menschen die Sorge<br />

nehmen, dass <strong>sich</strong> die neuen Bauprojekte negativ<br />

entwickeln?<br />

M. Dietrich: Zunächst haben wir uns große Mühe gegeben<br />

etwas „nicht Gewöhnliches“ zu erstellen. Im<br />

Falle des CityCenters haben wir uns davon distanziert,<br />

das Bestandshaus abzureißen. Das CityCenter<br />

gehört zu <strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong> hat dort seine städtebauliche<br />

Berechtigung. Das hat auch der Gestaltungsbeirat<br />

so gesehen <strong>und</strong> die Idee des Erhaltens gelobt.<br />

Die neue Fassade <strong>und</strong> die Aufstockung beseitigt ein<br />

Defizit <strong>und</strong> wertet den Platz auf. Durch den Abriss<br />

des letzten Restes der zweiten Ebene wird aus einem<br />

dunklen Loch quasi ein heller <strong>und</strong> nutzbarer Platz<br />

<strong>und</strong> die damalige Bausünde repariert. Der neue Look<br />

wird derart gestaltet, dass es <strong>sich</strong> nahtlos in das Umfeld<br />

einpasst. Genauso hat es auch der Gestaltungsbeirat<br />

gesehen <strong>und</strong> war von der Idee schnell begeistert,<br />

sodass dem Vorhaben zugestimmt wurde.<br />

Das "Toys" bekommt eine sehr aufwendige Fassade,<br />

die von dem renommierten Architekten Tchoban<br />

entworfen worden ist. Auch das vorhandene Parkhaus<br />

wird sehr aufwendig saniert <strong>und</strong> nicht einfach<br />

angemalt. All das würden wir nicht tun, wenn es uns<br />

nur <strong>um</strong> den wirtschaftlichen Aspekt gehen würde.<br />

Klar muss ein Projekt wirtschaftlich sein, sonst wird<br />

es ja nicht finanziert, aber verschandeln würde ich<br />

deswegen keinen Platz in keiner Stadt. Man bleibt<br />

als Investor mit dem Bau viele Jahre verb<strong>und</strong>en, deswegen<br />

ist es für mich wichtig, bei der Umsetzung am<br />

Ende einen guten Eindruck zu machen.<br />

Welche Meinung haben Sie persönlich zur Frage der<br />

Gentrifizierung?<br />

M. Dietrich: Ich glaube persönlich nicht, dass es in<br />

der Stadtmitte <strong>und</strong> vor allem nicht in <strong>Offenbach</strong> zu<br />

einer Gentrifizierung kommen wird. Das ist, wenn<br />

überhaupt, in kleinen Neubaugebieten, die isoliert<br />

betrachtet werden, möglich. <strong>Offenbach</strong> ist bunt <strong>und</strong><br />

war es schon immer. Das macht die Stadt in gewissen<br />

Sinne aus. Deswegen ist eine weite Streuung<br />

der Einwohner fördernd. Beim Wilhelmsplatz mit<br />

seinem Wochenmarkt <strong>und</strong> seinen Nebenstraßen hat<br />

man ja auch gezeigt, wie es geht.<br />

Wie ist Ihr persönlicher Blick auf die Entwicklung<br />

<strong>Offenbach</strong>s <strong>und</strong> des Stadtbildes?<br />

<strong>Offenbach</strong> ändert <strong>sich</strong>, ob wir es wollen oder nicht.<br />

Der lang diskutierte Marktplatz<strong>um</strong>bau samt der<br />

Neuausrichtung der Fußgängerzone in der Frankfurter<br />

Straße ist extrem wichtig. Allein durch das neue<br />

Erscheinungsbild wird die City belebt werden. Das<br />

bringt Frequenz <strong>und</strong> langfristig dadurch auch Qualität.<br />

Neue Nutzungskonzepte anstatt des bisherigen<br />

stationären Einzelhandels müssen gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Es muss wieder attraktiv werden, in die City zu<br />

gehen. Der klassische Einzelhandel ist dazu leider<br />

nicht in der Lage.<br />

Werden Sie <strong>sich</strong> als Unternehmen <strong>und</strong> persönlich<br />

nach einer erfolgreichen Immobilienentwicklung weiter<br />

in <strong>und</strong> für <strong>Offenbach</strong> engagieren?<br />

Wir sind <strong>und</strong> bleiben <strong>Offenbach</strong>er Projektentwickler<br />

<strong>und</strong> werden uns weiter für <strong>Offenbach</strong> engagieren<br />

<strong>und</strong> für <strong>Offenbach</strong> streiten. Viele Vereine <strong>und</strong> Kulturorganisationen<br />

wurden <strong>und</strong> werden weiter von uns<br />

unterstützt. Ich lebe nach dem Motto, wenn man in<br />

<strong>Offenbach</strong> Geld verdient, dann kann man es z<strong>um</strong> Teil<br />

auch dort ausgeben.<br />

20 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

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SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

21


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

kunst im KOMM<br />

Kunst, Kultur, Begegnung <strong>und</strong> Austausch im Einkaufszentr<strong>um</strong> mitten<br />

in der Stadt. Das neue Innenstadtkonzept <strong>baut</strong> auf solche Erlebnisorte<br />

<strong>und</strong> nutzungsgemischte Rä<strong>um</strong>e. Kreative Angebote neben dem<br />

Kons<strong>um</strong> sollen anregen <strong>und</strong> Synergien schaffen, die Innenstadt neu<br />

zu beleben.<br />

Mit unerschütterlicher Energie <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />

Engagement bespielt der <strong>Offenbach</strong>er Kunstverein<br />

bereits seit 2014 eine 280qm große Ladenfläche<br />

im 1. Stock des Einkaufszentr<strong>um</strong>s KOMM am<br />

Aliceplatz. Jeden Monat startet eine neue Ausstellung<br />

<strong>und</strong> der Kunstvereins organisiert die täglichen<br />

Öffnungszeiten von 14.00 – 20.00 Uhr (außer Sonntags).<br />

Frank Middendorf, ehemaliger KOMM-Manager,<br />

machte dies zur Bedingung zur kostenfreien Nutzung<br />

der Ladenfläche. "Mit unseren engagierten Mitgliedern<br />

haben wir dies bisher auch immer geschafft", so Gisela<br />

von Slatow, 2. Vorsitzende. (weitere Mitglieder des<br />

Vorstandes sind aktuell: Sylvester Kraatz, 1. Vorsitzender,<br />

Rita Jacoby, Roberto Tissino, Gerhard Lux,<br />

Jens Lay <strong>und</strong> Michael Ständer)<br />

Neben der Vielzahl der Ausstellungen mit regionalen<br />

<strong>und</strong> überregionalen Künstler*innen unterschiedlicher<br />

Genres finden auch Lesungen, politische Diskussionen,<br />

Musikdarbietungen <strong>und</strong> andere kulturelle<br />

Veranstaltungen statt. "Wir hatten hier auch schon die<br />

griechische <strong>und</strong> russische Gemeinde zu Gast", berichtet<br />

Giesela von Slatow. "Wir sind auch offen für Vereine<br />

oder theamatisch ausgerichtete Events."<br />

Für sein besonderes Engagement wurde der Kunstverein<br />

2017 mit dem Kuturpreis der Stadt ausgezeichnet.<br />

"Eine großartige Leistung im Ehrenamt mit<br />

beindruckenden Inhalten <strong>und</strong> viel Enthusiasmus", lobte<br />

Felix Schwenke, damaliger Kulturdezernent. "dabei<br />

nicht zuletzt ein ausstrahlungsstarker Beitrag zur hochwertigen<br />

Belebung der Innenstadt."<br />

An den Kunstan<strong>sich</strong>ten <strong>und</strong> der L<strong>um</strong>inale beteiligt<br />

<strong>sich</strong> der Kunstverein ebenfalls <strong>und</strong> in der Vorweihnachtszeit<br />

bekommen Künstler*innen die Gelegenheit<br />

'schöne Kunst zu kleinen Preisen' anzubieten.<br />

Mitten im Einkauszentr<strong>um</strong> erreicht man hier ein Publik<strong>um</strong>,<br />

das ansonsten seltener in Museen oder Galerien<br />

anzutreffen ist. So nutzte auch die Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

den zentralen Kulturort schon für gut besuchte<br />

Ausstellungen z<strong>um</strong> Beispiel '20 Jahre S-Bahn-Bau'<br />

oder '250 Jahre Aliceplatz'.<br />

22 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Der Kunstverein<br />

<strong>Offenbach</strong> e.V. wird mit<br />

dem Kulturpreis 2017<br />

der Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

ausgezeichnet.<br />

Fotos: © Rainer Golembiewski<br />

Ein weiteres Angebot für kunstinteressierte Bürger*innen<br />

ist in diesem Jahr neu dazugekommen. Die<br />

Artothek ist von der Stadtbibliothek ins KOMM <strong>um</strong>gezogen.<br />

Nach Absprache können aus einem F<strong>und</strong>us<br />

von ca. 600 Original-Bildern <strong>und</strong> Grafiken Exponate für<br />

die eigenen Wände für 1/2 Jahr ausgeliehen werden.<br />

Demnächst ist die Artothek auch online erreichbar.<br />

"Mit einem Künstlerstammtisch jeden 3. Freitag im Monat<br />

in der 'Süßen Limone' (Kirchgasse 29) bieten wir Mitgliedern,<br />

Bürger*innen <strong>und</strong> Künstlern zusätzlich eine ungezwunge<br />

Plattform z<strong>um</strong> kreativen Austausch. Neue Interessenten<br />

sind uns jederzeit willkommen", so von Slatow.<br />

Das Ausstellungsprogramm für 2021 ist bereits geplant,<br />

eine Jury trifft die Auswahl. Bewerbungen werden<br />

aber weiterhin gerne entgegen genommen.<br />

Ebenso ist der Verein offen für neue Mitglieder <strong>und</strong><br />

tatkräfte Unterstützer*innen, <strong>um</strong> auch weiterhin das<br />

ambitionierte, kulturelle Angebot für <strong>Offenbach</strong> zu<br />

stemmen.<br />

Infos: www.kunstverein-offenbach.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

AUSSTELLUNGEN IM<br />

Im KOMM Einkaufszentr<strong>um</strong>, Aliceplatz, 1. Stock<br />

www.kunstverein-offenbach.de /<br />

Mo. bis Sa.: 14.00 – 20.00 Uhr<br />

Bernhard Buff (Skulpturen) <strong>und</strong><br />

Marek Kochanowicz <strong>und</strong> Thilo Jenssen (Malerei)<br />

Vernissage: Fr. 18. Sept, 18.00 Uhr / 14.09. – 28.10.<br />

Stefanie Manhillen<br />

(Installationen mit mixed-Media)<br />

02.11. – Ende Nov.<br />

Dezember bis Jahresende:<br />

Ausstellung mit vielen neuen Bildern der<br />

<strong>Offenbach</strong>er Artothek sowie Skulpturen von<br />

Joseph-Stefan Wurmer<br />

Der Weihnachtsbasar im Kunstverein findet in diesem<br />

Jahr nicht statt. (Stand Sept., alle Termine unter Vorbehalt)<br />

23


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

In <strong>Offenbach</strong> sind noch heute viele markante Bauten<br />

dieser Ära zu bestaunen, die wichtige Bereiche<br />

der Innenstadt architektonisch prägen. Aber auch hier<br />

droht der vielleicht ambitioniertesten <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit<br />

von Anfang an heftig <strong>um</strong>strittenen Konstruktion<br />

des Brutalismus das Aus. Das letzte Teilstück<br />

der „Zweiten Ebene“, der ehemalige Fußgängerbrücken-Knotenpunkt,<br />

steht kurz vor dem Abriss (Stand<br />

Anfang Mai <strong>2020</strong>).<br />

Aber von vorne. Auch in <strong>Offenbach</strong> kam es nach dem<br />

Krieg, in der sogenannten Wirtschaftsw<strong>und</strong>erzeit, zu<br />

vielerlei Änderungen in der Infrastruktur <strong>und</strong> Straßenführung.<br />

Die Architektur war ganz auf die Neue<br />

Zeit ausgerichtet <strong>und</strong> auch gestalterisch auf höchstem<br />

Niveau. Alle Maßnahmen dienten dem Wandel<br />

von der Industriestadt zur Dienstleistungsstadt.<br />

So entstand bereits in den 1950er Jahren die Berliner<br />

Straße, die dann in den 1960er Jahren vierspurig<br />

ausge<strong>baut</strong> wurde. Diesem Ausbau mussten auch<br />

historische Gebäude, wie das ehemalige Wohnhaus<br />

der Schriftstellerin <strong>und</strong> Großmutter von Clemens <strong>und</strong><br />

Bettina Brentano, Sophie von La Roche, weichen. Dieser<br />

Abschnitt hieß damals noch Domstraße.<br />

Das Motto jener Zeit war die autogerechte Stadt. In<br />

ihr sollten <strong>sich</strong> Autofahrer <strong>und</strong> Fußgänger möglichst<br />

nicht begegnen <strong>und</strong> frei bewegen können.<br />

Die zweite Ebene entstand ab 1967, ganz im Geist der<br />

Zeit. Sie erstreckte <strong>sich</strong> südlich der Berliner Straße<br />

zwischen Herrn-, Berliner Straße <strong>und</strong> Marktplatz <strong>und</strong><br />

nördlich der Berliner Straße zwischen Schloßstraße,<br />

Französisches Gäßchen <strong>und</strong> Herrnstraße. Um die Bebrutalismus<br />

–<br />

plädoyer für eine<br />

verpönte architektur<br />

„Béton brut“ roher Beton, auch Brutalismus genannt,<br />

zählt zu den <strong>um</strong>strittensten Architekturstilen<br />

der Moderne. Von vielen verschmäht <strong>und</strong><br />

vielerorts abgerissen, offenbart <strong>sich</strong> für andere<br />

eine verkannte, rohe Schönheit in den Betonbauwerken,<br />

die in den 60er bis in die 80er Jahre<br />

entstanden.<br />

24 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


© P. Ba<strong>um</strong>gardt<br />

reiche miteinander zu verbinden wurden insgesamt<br />

vier Fußgängerbrücken angelegt.<br />

Neben der Zweiten Ebene entstanden im<br />

Innenstadtbereich weitere herausragende<br />

Bauten, wie das Parkbad, das N+M Haus (Berliner<br />

Str. 77, aktuell Standort der vhs), das<br />

nach seinem Umbau <strong>und</strong> Sanierung 2019 mit<br />

dem Deutschen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet<br />

wurde, sowie das Rathaus der Stadt<br />

<strong>Offenbach</strong>, das seit 2006 unter Denkmalschutz<br />

steht. Ein exaltierter Bau – über einem<br />

breiten Fuß erhebt <strong>sich</strong> eine Dreieckform in<br />

Stahl <strong>und</strong> Glas. Überall im <strong>und</strong> am Gebäude<br />

lassen <strong>sich</strong> noch heute die Maserungen der<br />

Holzverschalungen, z<strong>um</strong> Guss des Betons, erkennen.<br />

Jedes dieser Bauwerke ein herausragendes<br />

Exemplar eines Baustils, dessen roher<br />

Charme bis heute polarisiert.<br />

MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Fastfood-Filiale, soll dort zusätzlich ein<br />

hochwertiges Hotel einziehen. In einem<br />

Baukonzept von 2015 sollten die Reste der<br />

zweiten Ebene noch mit in die Umgestaltung<br />

einbezogen werden. Davon ist in der<br />

aktuellen Planung nicht mehr die Rede.<br />

Die letzten Teile der zweiten Ebene werden<br />

abgerissen, obwohl es ein besonders<br />

gelungenes Beispiel <strong>und</strong> Vorbild in <strong>Offenbach</strong><br />

gibt. Die Integration der Schwimmhalle<br />

des ehemaligen Parkbades mit dem<br />

Sheraton Hotel.<br />

Sehr schade! Damit geht ein weiteres,<br />

wichtiges Stück Architekturgeschichte <strong>Offenbach</strong>s<br />

verloren. Über Geschmack lässt<br />

<strong>sich</strong> bekanntlich streiten. Und dem aktuellen<br />

Zeitgeschmack der breiten Masse<br />

entsprechen die Gebäude des Brutalismus<br />

vielleicht nicht. Aber Sie sind<br />

Zeitzeugen, die den Bedürfnissen<br />

Ihrer Epoche entsprachen, diese<br />

spiegeln <strong>und</strong> vielleicht auch in<br />

Teilen geprägt <strong>und</strong> bereichert haben.<br />

Ein Abriss ohne Not ist daher<br />

die schlechteste denkbare Option.<br />

Stephanie Heeg-El-Sayed<br />

Anders als Rathaus <strong>und</strong> Stadtbad wurde die<br />

„Zweite Ebene“ von Anfang an von den <strong>Offenbach</strong>er<br />

Bürgern nicht angenommen. Man<br />

shoppte <strong>und</strong> flanierte lieber weiter auf Straßenniveau.<br />

Weder Geschäfte noch Gastronomie<br />

konnten jemals ernsthaft Fuß fassen, was<br />

z<strong>um</strong> kontinuierlichen Abstieg führte <strong>und</strong> <strong>sich</strong><br />

in vollkommener Trostlosigkeit manifestierte.<br />

Im April 2005 wurden alle Brücken abgebrochen.<br />

Über die Berliner Straße führt heute<br />

eine neue, leichtere Fußgängerbrücke.<br />

Auch das City-Center stammt aus den frühen<br />

70er Jahren. Nun soll es aufwendig saniert<br />

<strong>und</strong> teilweise aufgestockt werden. Neben den<br />

bisherigen Mietern vom Spielcasino bis zur<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

© Stephanie Heeg-El-Sayed<br />

Lust auf Brutalismus?<br />

Neben den oben genannten<br />

Bauten gibt es noch zahlreiche<br />

Bespiele dieser Architektur in<br />

<strong>Offenbach</strong>: Kirchen, Schulen,<br />

öffentliche Nutz<strong>baut</strong>en.<br />

Eine Führungen zu dem Thema<br />

mit Stadtführerin Stephanie<br />

Heeg-El-Sayed startet am<br />

10. Sept. <strong>2020</strong>, 17.00 - 19.00<br />

im Rahmen der Route der Industriekultur.<br />

Infos <strong>und</strong> Anmeldung unter<br />

sh@artefire.de<br />

25


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Mainstraße<br />

traße<br />

raße<br />

Für Klimaschutz <strong>und</strong> entspanntes<br />

Einkaufsvergnügen:<br />

Anfahrt <strong>und</strong> Abfahrt<br />

Verkehrsberuhigung am Wilhelmsplatz<br />

an Markttagen startet mit dem PKW<br />

Marktplatz Schloßstraße<br />

Frankfurter Straße<br />

Große Marktstraße<br />

Marktplatz<br />

Bleichstraße<br />

Schlossgraben gasse<br />

Ziegelstraße<br />

Marktplatz Schloßstraße<br />

Berliner Straße<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Q-Park<br />

Marktplatz<br />

Parkhaus<br />

Marktplatz<br />

Salzgäßchen<br />

Bieberer Straße<br />

Bleichstraße<br />

Sandgasse<br />

Schlossgraben gasse<br />

Ziegelstraße<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Q-Park<br />

Marktplatz<br />

Parkhaus<br />

Berliner Straße<br />

Salzgäßchen<br />

Wilhelmsplatz<br />

Bieberer Straße<br />

Sandgasse<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Wilhelmsplatz<br />

Wilhelmsplatz<br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Wochen—<br />

markt<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Wilhelmsplatz<br />

Mainstraße<br />

Frankfurter Straße<br />

Große Marktstraße<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Ziegelstraße<br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Wilhelmsplatz<br />

Wilhelmsplatz<br />

Marktplatz Schloßstraße<br />

Marktplatz<br />

Bleichstraße<br />

Wilhelmstraße<br />

Mainstraße<br />

Schlossgraben gasse<br />

Ziegelstraße<br />

Ziegelstraße<br />

Bleichstraße<br />

Mainstraße<br />

Bleichstraße<br />

Karlstraße<br />

Anfahrt <strong>und</strong> Abfahrt<br />

mit dem PKW<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Q-Park<br />

Marktplatz<br />

Parkhaus<br />

Waldstraße Waldstraße<br />

Berliner Straße<br />

Salzgäßchen<br />

Bieberer Straße<br />

Bieberer Straße<br />

Bleichstraße<br />

Sandgasse<br />

Karlstraße<br />

Karlstraße<br />

Berliner Straße<br />

Wilhelmsplatz<br />

Mainstraße<br />

Kleiner Biergr<strong>und</strong><br />

Bieberer Straße<br />

Parkhaus<br />

Waldstraße<br />

Karlstraße<br />

Berliner Straße<br />

Friedrichstraße<br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Großer Biergr<strong>und</strong><br />

Wochen—<br />

markt<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Wilhelmsplatz<br />

Wilhelmsplatz<br />

Parkplatz<br />

markt<br />

Wochen—<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Hugenottenplatz<br />

Parkplatz<br />

Hugenottenplatz<br />

Parkplatz<br />

Ziegelstraße<br />

Mathildenstraße<br />

Mathildenstraße<br />

Wilhelmstraße<br />

Bleichstraße<br />

Mainstraße<br />

Anfahrt <strong>und</strong><br />

mit dem PKW<br />

Karlstraße<br />

Karlstraße<br />

Karlstraße<br />

Bieberer Straße<br />

Karlstraße<br />

Berliner Straße<br />

Waldstraße Waldstraße<br />

Waldstraße Waldstraße<br />

Friedrichstraße<br />

Wilhelmstraße<br />

Wilhelmstraße<br />

Bleichstraße<br />

Waldstraße<br />

Bleichstraße<br />

Parkhaus<br />

Waldstraße<br />

Bismarcktraße<br />

Waldstraße<br />

Parkhaus<br />

Waldstraße<br />

Legende:<br />

Wilhelmstraße<br />

Wilhelmstraße<br />

Anfahrt nur für<br />

Lieferverkehr <strong>und</strong><br />

Anwohner mit<br />

Parkausweis A<br />

gesperrte Straße<br />

Bismarcktraße<br />

Bismarcktraße<br />

Waldstraße<br />

Bismarcktraße<br />

Anfahrt z<strong>um</strong><br />

Wilhelmsplatz<br />

Behindertenparkplatz<br />

© Magistrat der Stadt <strong>Offenbach</strong>, Amt für Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Gestaltung: U9, Visuelle Allianz<br />

Bismarcktraße<br />

Abfahrt vom<br />

Wilhelmsplatz<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Foto: © Alexander Habermehl<br />

Lange wurde darüber diskutiert – nun ist es soweit, das Projekt Verkehrsberuhigung<br />

am Wilhelmsplatz an Markttagen startet. Immer dienstags, freitags <strong>und</strong> samstags bleiben<br />

ab dem 18. August für einen Testzeitra<strong>um</strong> von drei Monaten die Seitenstraßen des<br />

Wilhelmsplatzes zwischen 8.00 <strong>und</strong> 16.00 Uhr gesperrt. Die Sperrung für den Durchgangsverkehr<br />

soll für ein <strong>sich</strong>ereres <strong>und</strong> komfortableres Einkaufsvergnügen auf dem<br />

Wochenmarkt <strong>und</strong> in den <strong>um</strong>liegenden Geschäften sorgen. Gerade zu Corona-Zeiten<br />

wird auf diese Weise mehr Platz geschaffen für Passanten <strong>und</strong> Radfahrer, denn auch<br />

der Radverkehr hat während der Pandemie deutlich zugenommen.<br />

Viele <strong>Offenbach</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Offenbach</strong>er sind begeistert von der Idee eines verkehrsberuhigten<br />

Wilhelmsplatzes. Denn eine Sperrung trifft den modernen Zeitgeist, Autos<br />

aus den engen Innenstädten zu verbannen <strong>und</strong> dadurch mehr Aufenthaltsqualität<br />

zu schaffen. Darüber hinaus sind weniger Autos gut für Umwelt <strong>und</strong> Klima. Marktbeschicker,<br />

Gastronomen <strong>und</strong> Beschäftigte des Einzelhandels sorgen <strong>sich</strong> hingegen <strong>um</strong><br />

das Ausbleiben von autofahrender K<strong>und</strong>schaft. Auf dem Wilhelmsplatz prallen also<br />

viele Interessen aufeinander <strong>und</strong> die Stadt will all diese Interessen abwägen, bevor sie<br />

eine Entscheidung für eine dauerhafte Regelung trifft. Ein Meinungsforschungsinstitut<br />

ist deshalb beauftragt worden, ein <strong>um</strong>fassendes <strong>und</strong> repräsentatives Meinungsbild<br />

zu erstellen. Befragt werden zu verschiedenen Zeiträ<strong>um</strong>en K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gäste des<br />

Wilhelmsplatzes, die Marktbeschicker, Einzelhändler <strong>und</strong> Gastronomen sowie in einer<br />

repräsentativen Telefon-Umfrage auch weitere Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger der Stadt.<br />

Trotz der Sperrung bleiben der Wochenmarkt, die Gastronomie <strong>und</strong> der Einzelhandel<br />

am Wilhelmsplatz weiterhin gut erreichbar. Autofahrer erreichen den Parkplatz auf dem<br />

Wilhelmsplatz über die Bleichstraße <strong>und</strong> Wilhelmstraße. Dort kann bis zu 1 St<strong>und</strong>e geparkt<br />

werden. Empfehlenswerter ist es jedoch, die <strong>um</strong>liegenden Parkhäuser anzusteuern.<br />

Mit 1 Euro pro St<strong>und</strong>e (6 Euro am Tag) besonders günstig ist das sehr nahe gelegene<br />

Parkhaus an der Ecke Waldstraße/Bismarckstraße. Bestens erreichbar ist der Wilhelmsplatz<br />

mit dem ÖPNV: Alle städtischen Buslinien halten am Marktplatz oder direkt am<br />

Wilhelmsplatz. Auch wer mit der Bahn kommt, muss vom Marktplatz nicht weit z<strong>um</strong><br />

lebendigen Ort des Marktgeschehens. Am besten, schnellsten <strong>und</strong> <strong>um</strong>weltfre<strong>und</strong>lichsten<br />

radelt es <strong>sich</strong> jedoch ganz bequem durch die Stadt bis z<strong>um</strong> Wochenmarkt – hierfür<br />

werden zusätzliche Fahrrad-Abstellplätze geschaffen.<br />

Weitere Infos: www.offenbach.de/verkehrsberuhigung-wilhelmsplatz<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

27


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

netzwerkerin für<br />

mehr lebensqualität<br />

sabine süßmann leitet seit 13 jahren<br />

das projekt "besser leben in offenbach"<br />

von Christine Ciampa<br />

Sabine Süßmann hat nur wenig Zeit für unser Gespräch<br />

an diesem heißen Freitag im August. Sie muss<br />

noch einiges für die Veranstaltung im Hafengarten<br />

vorbereiten. Dort findet das „Alte-Schinken-Festival“<br />

in Kooperation mit dem Verein Kino im DLM statt. Es<br />

werden Filmklassiker zu den Themen Wasser, Sommer<br />

<strong>und</strong> Hitze gezeigt, heute Abend läuft „Moby<br />

Dick“. Die Corona-Regeln limitieren die Zuschauerzahl<br />

auf 50 Personen <strong>und</strong> machen die Organisation<br />

nicht einfacher.<br />

„Kooperation“ ist ein Schlüsselbegriff für die 59-jährige<br />

Diplom-Verwaltungswirtin, die seit 1978 für die<br />

Stadt <strong>Offenbach</strong> arbeitet. Ihre berufliche Laufbahn begann<br />

mit einer Ausbildung zur Beamtin im mittleren<br />

Dienst <strong>und</strong> führte sie - immer wieder ergänzt durch<br />

Zusatzqualifikationen - über zahlreiche Stationen <strong>und</strong><br />

Aufgaben in der Kommunalverwaltung letztendlich<br />

zur Gemeinnützigen Baugesellschaft <strong>Offenbach</strong> mbh<br />

(GBO). In 2007 hat man ihr, seinerzeit noch unter der<br />

Leitung der Stadtwerke <strong>Offenbach</strong> Holding GmbH, die<br />

Federführung für das Projekt „Besser leben in <strong>Offenbach</strong>“<br />

(BliO) angetragen. Die Idee hinter der neuen<br />

Initiative der Stadtwerke <strong>und</strong> der Stadtverwaltung:<br />

durch viele kleine Maßnahmen für ein angenehmeres<br />

Wohn<strong>um</strong>feld <strong>und</strong> ein höheres Sicherheitsempfinden<br />

in den Quartieren zu sorgen. Von Anfang an sollten<br />

die Menschen vor Ort eingeb<strong>und</strong>en werden, <strong>um</strong> die<br />

richtigen Ansätze zu finden <strong>und</strong> die Akzeptanz zu erhöhen.<br />

28<br />

Im Dialog mit den Bürgern<br />

Was hat Sabine Süßmann an dieser Herausforderung<br />

gereizt? „Nachdem ich früher hauptsächlich hoheitliche<br />

Aufgaben innehatte, habe ich im Lauf der Jahre immer<br />

stärker den Dialog mit den Bürgern gesucht. Und ich bin<br />

extrem gut vernetzt, das ergibt kurze Wege <strong>und</strong> macht<br />

vieles einfacher.“ Es schien also gut zu passen. Der<br />

Startschuss damals fiel in der Östlichen Innenstadt.<br />

Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung im KJK Sandgasse<br />

wurde das Konzept vorgestellt, interessierte Anwohner<br />

wurden dazu eingeladen, <strong>sich</strong> aktiv einzubringen.<br />

Die Aktionen, die daraus im Mathildenviertel<br />

<strong>und</strong> sukzessive in weiteren „benachteiligten Stadtteilen“<br />

entstanden, waren vielfältig: Brachliegende<br />

<strong>und</strong> verwahrloste Pflanzscheiben <strong>und</strong> ehemals<br />

als Beete angelegte Flächen in der Nachbarschaft<br />

wurden wiederbelebt <strong>und</strong> gepflegt, Spielplätze gesäubert<br />

<strong>und</strong> aufgewertet, Bahnunterführungen gereinigt<br />

<strong>und</strong> verschönert, Schilder abgetragen oder in<br />

Ordnung gebracht, Kulturveranstaltungen, Feste <strong>und</strong><br />

Zwischennutzungen organisiert.<br />

Unterschiedlichste Akteure waren mit Leidenschaft<br />

dabei: engagierte Bewohner, ansässige Firmen, Bürgerinitiativen,<br />

Schulklassen, Kitas, Jugendzentren<br />

<strong>und</strong> Kreative wie der Graffiti-Künstler Marcus Dörr.<br />

Die unermüdliche Netzwerkerin Süßmann sorgte jeweils<br />

für die enge Abstimmung mit dem Quartiersmanagement,<br />

dem Ordnungsamt <strong>und</strong> anderen kommunalen<br />

Stellen, <strong>um</strong> die erfolgreiche Umsetzung der<br />

Maßnahmen zu <strong>sich</strong>ern.<br />

Lebendige Plätze<br />

Vom Mathildenviertel zog das Projekt weiter in<br />

die Südliche Innenstadt, Senefelderquartier mit<br />

Hauptbahnhof, nach Lauterborn <strong>und</strong> ins Nordend.<br />

Im Nordend nahm die BliO-Chefin als Erstes die<br />

Umgestaltung des Goetheplatzes in Angriff: neue<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Discountern hat sie als besonders negativ erlebt. „Ein<br />

Quartiersmarkt mit hochwertigen, regionalen Lebensmitteln<br />

schwebte mir schon lange vor, aber ich habe<br />

nicht daran geglaubt, dass ein Publik<strong>um</strong> dafür existiert“,<br />

gibt sie ehrlich zu. Nachdem <strong>sich</strong> der kleine Laden<br />

Genussverstärker mit seinem außergewöhnlichen<br />

Sortiment an Whisky, Gin, R<strong>um</strong> <strong>und</strong> Wein am Goetheplatz<br />

Jahr für Jahr hielt, änderte <strong>sich</strong> ihre Einschätzung<br />

<strong>und</strong> sie verfolgte die Idee mit der Bewohnerinitiative<br />

im Nordend weiter.<br />

Straßenführung, Wiederinbetriebnahme des Brunnens<br />

<strong>und</strong> neue Bänke, die Einrichtung eines Stadtteilbüros,<br />

ein Kinderprojekt. Öffentliche Plätze als<br />

attraktive Treff- <strong>und</strong> Identifikationspunkte für die<br />

Bewohner sind in Süßmanns Augen ein zentraler<br />

Faktor für Lebensqualität. Der beste Beweis für diese<br />

These ist der Wilhelmsplatz, der immer zuvorderst<br />

genannt wird, wenn es <strong>um</strong> die schönen Seiten <strong>Offenbach</strong>s<br />

geht.<br />

Sie lebt selbst im Nordend, engagiert <strong>sich</strong> dort auch<br />

privat, <strong>und</strong> fährt oft den wilden Müll weg, der vor<br />

ihrer Haustür landet. Die Schließung von kleinen<br />

Lebensmittelgeschäften <strong>und</strong> die Entwicklung hin zu<br />

© Lemnitzer-Fotografie<br />

Das Märktchen nimmt Gestalt an<br />

Süßmann fing an, für ihr neues Projekt potentielle<br />

Marktbeschicker abzuklappern. Sie gewann den Dottenfelderhof,<br />

der wieder<strong>um</strong> einen Gemüseproduzenten<br />

kannte. Das Finden eines Fleischers stellte <strong>sich</strong><br />

als besonders aufwändig heraus. So wurde im September<br />

2015 das „Das Märktchen“ geboren. Donnerstags<br />

von 15.00 bis 20.00 Uhr bietet es den Menschen<br />

aus dem Viertel <strong>und</strong> darüber hinaus Einkaufen <strong>und</strong><br />

Aufenthalt in entspannter Atmosphäre. „Es schlug ein<br />

wie eine Bombe“, erinnert <strong>sich</strong> die Initiatorin zufrieden,<br />

„viel mehr, als ich das erwartet hätte.“<br />

Das Betreiben des Märktchens verschlingt allerdings<br />

viel kostbare Zeit, die ihr für andere Projekte fehlt,<br />

was sie bedauert. Süßmann wird im Büro von einer<br />

Mitarbeiterin mit 30 St<strong>und</strong>en unterstützt. „Draußen“<br />

beschäftigt sie zwei sogenannte R<strong>und</strong>gänger in Vollzeit.<br />

Ihr Jahresbudget liegt bei 400.000 Euro, seit 2011<br />

hat es <strong>sich</strong> nicht mehr erhöht. Sie ist u.a. Ansprechpartnerin<br />

für die 120 bis 130 Paten im Stadtgebiet,<br />

die <strong>sich</strong> oft schon seit Jahren <strong>um</strong> Grünflächen, Spiel-<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

29


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

plätze <strong>und</strong> <strong>um</strong> den Alten Friedhof kümmern. Auch<br />

diese ehrenamtlich Engagierten brauchen nach<br />

wie vor ihre Unterstützung <strong>und</strong> Anerkennung.<br />

Es gibt noch viel zu tun<br />

Vor einem guten Jahr ist BliO ins Mathildenviertel<br />

zurückgekehrt, <strong>um</strong> den Mathildenplatz an<br />

der Marienkirche aufzuwerten. Und auch dieses<br />

Projekt wird sehr gut angenommen: Unter dem<br />

Motto „Après Midi“ kommen bei schönem Wetter<br />

freitags ab 17.00 Uhr Quartiersbewohner zusammen,<br />

<strong>um</strong> gemeinsam den Start ins Wochenende<br />

mit Weinen von Le Midi, Snacks <strong>und</strong> französischer<br />

Musik, manchmal live, zu zelebrieren. Für die Kinder<br />

hat die <strong>Offenbach</strong>er Künstlerin Thekra Jaziri<br />

einen farbigen Spielteppich neben der Grünanlage<br />

gestaltet.<br />

Sabine Süßmann kann <strong>sich</strong> vorstellen, weitere<br />

Orte mit den Bürgern vor Ort aufzuwerten <strong>und</strong><br />

mit Leben zu füllen, z.B. den Ostendplatz in Bieber<br />

oder den Dalles in Bürgel. Was würde sie<br />

mit der unerwarteten Spende eines Mäzens anfangen,<br />

lautet meine letzte Frage, bevor wir uns<br />

verabschieden. „Ein richtig großer Batzen?“ Ihre<br />

Augen funkeln: „Ich würde den Hauptbahnhof kaufen<br />

<strong>und</strong> ein Kulturzentr<strong>um</strong> mit Kommunalem Kino<br />

daraus machen <strong>und</strong> betreiben, da hätte ich richtig<br />

Bock drauf.“<br />

Aktionswochen<br />

Testfahrten<br />

Werkstatt– – – – – – – – – – – – –<br />

Starkenburgring 4<br />

63069 <strong>Offenbach</strong><br />

T 069 83838344<br />

www.artefakt-offenbach.de<br />

Wolle - Kurse - Stricktreff<br />

Taunusstr. 1 | 63067 <strong>Offenbach</strong><br />

www.maschenwahn.eu<br />

30<br />

SEPTEMBER / OKTOBER JUNI / JULI / NOVEMBER / AUGUST 2019 <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

bürgerinitiavtive radentscheid<br />

offenbach beschließt forderungskatalog<br />

– Unterschriftenaktion ab September<br />

„Für <strong>sich</strong>ere Radwege, bessere Luft, mehr<br />

Lebensqualität <strong>und</strong> weniger Lärm auf einem<br />

Weg zu einer klimaneutralen Stadt.“ Das<br />

sind die Eingangssätze der Präambel, der<br />

von der Bürgerinitiative Radentscheid <strong>Offenbach</strong><br />

in einem Pressegespräch vorgestellten<br />

Bürgerbegehrens. Nach fast drei<br />

Monaten Arbeit „in verschiedenen Veranstaltungsformaten“<br />

geht die Initiative<br />

„Radentscheid <strong>Offenbach</strong>“ nun mit ihren<br />

Forderungen an die Öffentlichkeit.<br />

Das Gesamtkonzept der Bürgerinitiative<br />

<strong>um</strong>fasst sechs Forderungsblöcke, die im<br />

Detail mit einem Zeitrahmen der Umsetzung<br />

<strong>und</strong> verschiedenen baulichen<br />

Konkretisierungen ausformuliert sind:<br />

erstens ein durchgängiges, leistungsfähiges Radwegenetz;<br />

zweitens <strong>sich</strong>ere Radwege auf Haupt<strong>und</strong><br />

Nebenstraßen; drittens eine <strong>sich</strong>ere Gestaltung<br />

von Kreuzungen <strong>und</strong> Einmündungen; viertens<br />

die Verbesserung der Mobilität für Fahrradfahrer<br />

<strong>und</strong> Fußgänger; fünftens der <strong>um</strong>fassende Ausbau<br />

der Anzahl von Fahrradstellplätzen <strong>und</strong> sechstens<br />

weitere unterstützende Maßnahmen zur Verkehrswende.<br />

Im Detail bezieht einer der Aktiven, Kai<br />

Kotzian zu einzelnen Punkten Position. Besonders<br />

liegt ihm am Herzen die Einrichtung von „Superblocks“,<br />

also die „zufahrtsbeschränkten Wohngebiete“<br />

<strong>und</strong> dass die „Radhauptverbindungen in maximal 300<br />

Metern von allen Teilen der Bevölkerung zukünftig zu<br />

erreichen sind“. Zu den sechs Zielen <strong>und</strong> Einzelforderungen,<br />

also z<strong>um</strong> Umbau der verkehrlichen Infrastruktur<br />

führt Jens Kohlberger, ein Mitglied der<br />

Autorengruppe ergänzend aus, dass „das finanziell<br />

von der Stadt gestemmt werden kann“, aber es dafür<br />

unter anderem die „Einführung einer stadtweiten<br />

Parkra<strong>um</strong>bewirtschaftung“ bräuchte.<br />

Dem Bürgerentscheid geht ein Bürgerbegehren<br />

voraus, für das 2800 Unterschriften ab September<br />

© Michael Hartmann, Radentscheid <strong>Offenbach</strong><br />

gesammelt werden sollen. Die Bürgerinitiative ist<br />

optimistisch, diese Stimmen schnell einsammeln<br />

zu können. „Unser Ziel ist", so Jochen Teichmann,<br />

Sprecher des Radentscheids, „dass <strong>sich</strong> die Kommunalpolitik<br />

jetzt bewegt“, <strong>sich</strong> für „mehr Respekt <strong>und</strong><br />

Gleichberechtigung aller VerkehrsteilnehmerInnen <strong>und</strong><br />

für mehr Flächengerechtigkeit einsetzt“. Er bringt es<br />

auf den Punkt: „Wir wollen eine Verkehrswende“. Aus<br />

den Diskussionen des Radentscheids mit interessierten<br />

BürgerInnen berichtend, unterstreicht der<br />

Presseverantwortliche Harry Neß dazu ergänzend<br />

die Dringlichkeit zur „Umsetzung der Forderungen in<br />

ein Mobilitätskonzept, das bisher in <strong>Offenbach</strong> weder<br />

vom Masterplan gefordert, noch vom Magistrat in Angriff<br />

genommen wurde“, <strong>und</strong> das, „obwohl <strong>Offenbach</strong><br />

als Umweltzone ausgewiesen ist“. Als Zeitrahmen zur<br />

Umsetzung der Forderungen gibt der Radentscheid<br />

dafür fünf Jahre vor.<br />

Harry Neß, BI Radentscheid <strong>Offenbach</strong><br />

Weitere Infos: radentscheid-offenbach.de<br />

31


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

© Stadt <strong>Offenbach</strong> a.M.<br />

auf sechs achsen kreuz <strong>und</strong> quer<br />

durch die stadt –<br />

Bike <strong>Offenbach</strong>: Neue fahrradgerechte Verbindungen sollen mehr<br />

Menschen aufs Rad bringen<br />

von Christina Dirlich<br />

32<br />

SEPTEMBER | OKTOBER | NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

Runter vom Autositz, rauf aufs Fahrrad – das ist das Ziel.<br />

Neun Kilometer Fahrradstraßen, sechs Achsen quer durchs<br />

Stadtgebiet. Dazu zusätzliche Fahrradständer. Mit dem Projekt<br />

Bike <strong>Offenbach</strong> entstehen Verbindungen für Fahrradfahrer, die<br />

die Stadt von Nord nach Süd <strong>und</strong> West nach Ost durchqueren<br />

<strong>und</strong> mit dem Umland verknüpfen. Bis z<strong>um</strong> kommenden Jahr<br />

sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Erste Erfahrungen mit<br />

Teilstücken zeigen: Trotz z<strong>um</strong> Teil lauter Kritik stellen <strong>sich</strong> erste<br />

Erfolge ein.<br />

„Wir sind eine wachsende Stadt <strong>und</strong> das stellt uns verkehrstechnisch vor<br />

große Herausforderungen“, erklärt Projektleiterin Ivonne Gerdts, die<br />

auch Radverkehrsbeauftragte der Stadt <strong>Offenbach</strong> ist. Wer die Stadt zu<br />

Hauptverkehrszeiten im Auto passieren will kennt das: Stoßstange an<br />

Stoßstange wälzt <strong>sich</strong> die Blechlawine mühsam voran. Weiterer Zuzug<br />

bringt den Verkehrsfluss immer weiter ins Stocken. „Deshalb wollen wir<br />

den Radverkehr in <strong>Offenbach</strong> attraktiver machen <strong>und</strong> versuchen, so viele<br />

Menschen wie möglich z<strong>um</strong> Umsatteln zu bewegen“, sagt Gerdts. Werden<br />

die Straßen entlastet <strong>und</strong> Staus reduziert, sorge das für bessere Luft,<br />

weniger Lärm <strong>und</strong> damit für eine höhere Lebensqualität.<br />

Seit 2017 arbeiten eine Hand voll Mitarbeiter der Stadt sowie der <strong>Offenbach</strong>er<br />

Projektentwicklungsgesellschaft OPG an der Umsetzung des<br />

Projekts. 6,5 Millionen Euro werden investiert, davon fördert das B<strong>und</strong>esministeri<strong>um</strong><br />

für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> nukleare Sicherheit (BMU) 4,5<br />

Millionen mit Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative. Die Achsen 2<br />

(Senefelder Straße nach Gravenbruch bzw. Richtung Dietzenbach/Heusenstamm)<br />

<strong>und</strong> 5 (Anbindung nach R<strong>um</strong>penheim/Maintal) sind fertig.<br />

© Christiane Dirlich<br />

33


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

An der Achse 6 (vom Mathildenplatz nach Obertshausen)<br />

fehlen lediglich kurze Abschnitte. Noch<br />

im Bau befinden <strong>sich</strong> die Achsen 1 (vom Hafen bis<br />

Neu-Isenburg), 3 (Verbindung nach Heusenstamm)<br />

<strong>und</strong> 4 (von der Frankfurter Straße z<strong>um</strong> Mathildenplatz).<br />

Gut 90 Fahrradständer wurden in den neuen<br />

Fahrradstraßen aufgestellt. Weitere folgen. Während<br />

die Teilstücke, die als Fahrradstraßen ausgewiesen<br />

sind, farblich markant in Rot <strong>und</strong> Blau gestaltet werden,<br />

kommen auf den anderen Abschnitten unterschiedliche<br />

Bauformen z<strong>um</strong> Einsatz wie Radfahrstreifen<br />

oder Radwege.<br />

Regeln auf der Fahrradstraße<br />

• Fahrräder haben Vorrang<br />

• Fahrräder dürfen nebeneinander <strong>und</strong> in<br />

beide Richtungen fahren<br />

Für Autos gilt: Durchfahrt verboten<br />

• Nur Anlieger frei<br />

• Maximal Tempo 30 für alle<br />

Informationen z<strong>um</strong> Projekt <strong>und</strong> zu den<br />

Tourterminen ab September:<br />

www.bikeoffenbach.de<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Der Autoverkehr soll auf die<br />

Hauptverkehrsstraßen geleitet werden, während die<br />

Planer für den Radverkehr bewusst Nebenstraßen<br />

gewählt haben. „Wir wollten dem subjektiven Sicherheitsempfinden<br />

gerecht werden <strong>und</strong> <strong>sich</strong>ere Routen für<br />

alle Generationen schaffen“, erläutert Ivonne Gerdts<br />

<strong>und</strong> begegnet so auch den Kritikern, die wie die Organisatoren<br />

des Radentscheids <strong>Offenbach</strong> den Ausbau<br />

der Fahrradwege an den Hauptverkehrsstraßen<br />

der Stadt fordern. Zudem sei Bike <strong>Offenbach</strong> eins von<br />

mehreren Projekten. Parallel werde an der Verbesserung<br />

der Radinfrastruktur auch an großen Verkehrsschlagadern<br />

wie der Bieberer Straße sowie an einem<br />

Radschnellweg, der Frankfurt, <strong>Offenbach</strong>, Mühlheim<br />

<strong>und</strong> Hanau verbindet, gearbeitet.<br />

Bei der Entscheidung, wo genau die Bike-<strong>Offenbach</strong>-Achsen<br />

entlangführen sollten, spielte die<br />

existierende Infrastruktur eine große Rolle. Ivonne<br />

Gerdts: „Das wichtigste war für uns, Schulen sowie<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Versorgungseinrichtungen mit einzubinden.“<br />

Darüber hinaus wollte man <strong>um</strong>liegende Orte<br />

wie Heusenstamm <strong>und</strong> Dietzenbach anbinden, <strong>um</strong><br />

auch Pendler z<strong>um</strong> Umsteigen aufs Rad zu motivieren.<br />

Die Stadt Neu-Isenburg wurde als Partner für<br />

das Projekt gewonnen.<br />

Dabei reicht es nicht, einfach Straßen <strong>um</strong>zubauen.<br />

Mit dem Projekt Bike <strong>Offenbach</strong> ist eine Menge Aufklärungsarbeit<br />

verb<strong>und</strong>en. So suchen die Verantwortlichen<br />

das Gespräch mit Anwohnern. Auf geführten<br />

Touren informieren die Fachleute die Teilnehmer<br />

unmittelbar. Vielen sei nicht klar, welche Regeln auf<br />

einer Fahrradstraße gelten, so Ivonne Gerdts.<br />

Z<strong>um</strong> Teil sei es schwer, Akzeptanz für das Projekt<br />

Bike <strong>Offenbach</strong> zu bekommen, so Gerdts. „Dabei versuchen<br />

wir immer, einen Kompromiss zu finden <strong>und</strong> alle<br />

Verkehrsteilnehmer zu berück<strong>sich</strong>tigen.“ Ein Beispiel:<br />

Auf der Senefelder Straße zwischen Birkenlohr- <strong>und</strong><br />

Weikertsblochstraße, wurde in diesem Jahr eine Busschleuse<br />

eingerichtet. Für Autos besteht ein Durchfahrtsverbot,<br />

Busse aber fahren. „Dort mussten wir<br />

viel Kritik von den Anwohnern einstecken“, sagt Ivonne<br />

Gerdts. Die Verkehrsführung wurde gr<strong>und</strong>legend<br />

geändert. Der Durchfahrtsverkehr nutzt diese Route<br />

noch immer, obwohl ein Durchfahrtsverbot besteht.<br />

Und Radfahrer kritisieren, die Straße hätte komplett<br />

– also auch für den Busverkehr – gesperrt werden<br />

müssen. „Doch wir brauchen dort den Busverkehr“, betont<br />

Gerdts. Normalerweise suchen die Verantwortlichen<br />

das Gespräch. Doch als das Durchfahrtsverbot<br />

in Kraft trat, war das wegen der Corona-Pandemie<br />

nicht möglich.<br />

„Die Veränderungen brauchen Zeit“, ist <strong>sich</strong> Ivonne<br />

Gerdts bewusst. Aber langsam zeigten <strong>sich</strong> erste Erfolge.<br />

Zwar lasse <strong>sich</strong> das noch nicht mit Zahlen belegen.<br />

Dennoch: „Gefühlt“ habe der Autoverkehr auf<br />

der Senefelder Straße inzwischen ab- <strong>und</strong> die Zahl<br />

der Radfahrer zugenommen. Eine Zählung nach den<br />

Sommerferien soll das untermauern.<br />

Dass <strong>sich</strong> in Sachen Radinfrastruktur in <strong>Offenbach</strong><br />

etwas tut, hat der ADFC bereits im vergangenen Jahr<br />

honoriert. Die Fahrradlobbyisten belohnten die kommunalen<br />

Anstrengungen für einen besseren Radverkehr<br />

mit Platz eins im ADFC-Fahrradklima-Test in der<br />

Kategorie „Aufholer“ in Städten 100. 000 bis 200. 000<br />

Einwohner.<br />

34 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


© P. Ba<strong>um</strong>gardt<br />

Umfragen der Deutschen Bahn zufolge<br />

wünschten <strong>sich</strong> die <strong>Offenbach</strong>er <strong>und</strong> andere<br />

Reisende die S-Bahn-Haltestelle Marktplatz<br />

fröhlicher, lebendiger <strong>und</strong> einladender. Insgesamt<br />

nutzen r<strong>und</strong> 37.000 Reisende jeden<br />

Tag die S-Bahn-Station. Damit ist sie die am<br />

meisten frequentierte Station der Stadt <strong>und</strong><br />

für die DB ein „Zukunftsbahnhof“.<br />

Hier sowie an 15 weiteren Stationen im<br />

ganzen B<strong>und</strong>esgebiet entwickelt die DB<br />

bereits seit letztem Jahr Konzepte, die dabei<br />

helfen sollen, dass <strong>sich</strong> die Menschen in<br />

den Stationen wohler fühlen.<br />

Das war eine Aufgabe, die Thekra Jaziri nur allzu<br />

gern übernahm. Die freischaffende <strong>Offenbach</strong>er<br />

Künstlerin, deren künstlerischer Schwerpunkt auf<br />

der sozialen <strong>und</strong> urbanen Kunst liegt, hat bereits<br />

mehrere großflächige Wandgemälde in <strong>Offenbach</strong><br />

geschaffen. Denn sie ist überzeugt davon, dass man<br />

durch Farbe Stimmungen vermitteln kann. „Ich habe<br />

mich riesig über den Auftrag gefreut. Denn der Marktplatz<br />

ist ja sozusagen der Eiffelturm von <strong>Offenbach</strong>“,<br />

berichtet Thekra <strong>und</strong> ihre Begeisterung über das<br />

gelungene Projekt ist immer noch deutlich spürbar.<br />

„Ich werde oft darauf angesprochen <strong>und</strong> besonders<br />

auch von Menschen aus anderen Kulturen, die eine<br />

bunte Stadtgestaltung eher gewohnt sind“, sagt sie.<br />

Thekra hat unter anderem die Seitenwand des<br />

Fahrradwegs am Hafen gestaltet, das Kohlelager<br />

<strong>und</strong> den würfelförmigen Bau der Gr<strong>und</strong>wassersanierungsanlage<br />

auf der Hafeninsel sowie den<br />

Mathildenplatz. Der Auftrag für den Marktplatz kam<br />

während des Lockdown, als alle anderen Jobs abgesagt<br />

wurden – <strong>und</strong> so konnte sie diese Zeit gut<br />

überstehen. „Es war schön, am Marktplatz zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> besonders zu dieser Zeit, als das soziale Leben<br />

sehr eingedämmt war. Passanten hielten den Da<strong>um</strong>en<br />

hoch <strong>und</strong> machten mir <strong>Mut</strong>“, erzählt Thekra.<br />

Sie weiß, dass Frauen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

SEPTEMBER | OKTOBER | NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

kunst für den<br />

zukunftsbahnhof –<br />

streetart-künstlerin thekra jaziri<br />

bringt farbe in die stadt<br />

von Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

in der Streetart-Szene immer noch ein eher ungewohnter<br />

Anblick sind. Als neben den Wänden des<br />

S-Bahn-Aufgangs auch noch das Dach des Glaspavillons<br />

zur Verschönerung bereitstand, konnte sie<br />

ihre Vision von der positiven Wirkung der Farbe<br />

voll ausleben. „Ich wollte diesen grauen Block durch<br />

Lichtreflexionen beleben“, erklärt sie. Weitere Ideen<br />

drehen <strong>sich</strong> <strong>um</strong> die Bewegung <strong>und</strong> den Fluss. Der<br />

Main, der für <strong>Offenbach</strong> ein charakteristisches Attribut<br />

ist, wurde als geschwungene Linie in die Gestaltung<br />

einbezogen <strong>und</strong> verleiht ihr eine lebendige<br />

Dynamik. Die Farbfelder in warmen Tönen bilden<br />

eine Landschaft, durch die man <strong>sich</strong> als Fußgänger<br />

35


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

© Thekra Jaziri<br />

Im Zuge der Verbesserungen gestaltet <strong>und</strong> möbliert<br />

die DB den gesamten Bahnsteig der S-Bahn-Station<br />

neuer <strong>und</strong> angenehmer. Er soll stärker in Bereiche<br />

z<strong>um</strong> Ankommen, Informieren <strong>und</strong> Warten aufgeteilt<br />

werden. Damit auch kurze Aufenthalte komfortabler<br />

werden, können die Fahrgäste neue Möbel z<strong>um</strong><br />

Anlehnen <strong>und</strong> Stehen testen. Außerdem sollen einige<br />

der Möbel mit einem USB-Anschluss ausgestattet<br />

sein, so dass Fahrgäste während der Wartezeit<br />

z<strong>um</strong> Beispiel ihr Handy aufladen können.<br />

gerne bewegt. Von oben zaubern die farbigen Glasfelder<br />

des Pavillons dazu farbige Lichtblitze auf die<br />

Haut. Dies wird durch bunte Folie erreicht.<br />

Ansonsten arbeitet Thekra meist frei Hand mit<br />

Sprühdosen, was sie auch vor ihrer Zeit an HfG<br />

schon gemacht hat. Sie studiert bei Heiner Bl<strong>um</strong><br />

„Experimentelle Ra<strong>um</strong>konzepte“ im Fachbereich Visuelle<br />

Kommunikation <strong>und</strong> gibt auch Workshops für<br />

die Kunst mit der Sprühdose, zuletzt in Maintal <strong>und</strong><br />

Mörfelden Walldorf. Bei ihren Projekten sieht <strong>sich</strong><br />

die Streetart-Künstlerin auch in einer Verantwortung<br />

den Menschen gegenüber: Sie möchte Stadtlandschaften<br />

schöner <strong>und</strong> lebenswerter machen.<br />

Am Mathildenplatz hat sie im Auftrag von „Besser<br />

leben in <strong>Offenbach</strong>“ (BliO) <strong>und</strong> den Stadtwerken einen<br />

bunten Spielteppich mit 65 Metern Länge <strong>und</strong><br />

fünf Metern Breite für Kinder auf den Beton gemalt.<br />

Ein weiterer Unterstützer dabei war die Traffe<strong>um</strong><br />

GmbH für Stadtdesign <strong>und</strong> Verkehrstechnik mit Sitz<br />

in Dreieich, die mit Thekra zusammen die technische<br />

Planung übernahm <strong>und</strong> dafür Spezialfarben<br />

der Marke Oré für die Umsetzung empfahl. Für den<br />

Spielteppich, der unter den Kinderfüßen hohen Belastungen<br />

ausgesetzt ist, wählte man ein besonders<br />

robustes Produkt.<br />

An der S-Bahn-Haltestelle Marktplatz, Ausgang Rathaus,<br />

sorgt außerdem ein so genannter Pop-Up-Store<br />

des <strong>Offenbach</strong>er Start-Ups <strong>und</strong> Fashion Labels „<strong>Offenbach</strong><br />

Neue“ für mehr Abwechslung.<br />

<strong>36</strong><br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

'offenbach<br />

neue'<br />

pop-up-store im s-bahnhof<br />

© <strong>Offenbach</strong> Neue, Maziar Rastegar<br />

'<strong>Offenbach</strong> Neue' ist das Herzensprojekt von Maziar Rastegar. Der Designer<br />

<strong>und</strong> überzeugte <strong>Offenbach</strong>er entwickelte eine spezielle Schrift<br />

mit <strong>Offenbach</strong> DNA. Die gewagte Mischung aus alter, deutscher Fraktur<br />

mit arabischen Schriftelementen provoziert <strong>und</strong> ist ein Statement.<br />

„Sie ist multikulturell, provokant <strong>und</strong> eckt an, wie <strong>Offenbach</strong>”, so Maziar. „Die<br />

Reaktionen haben das durchaus bestätigt <strong>und</strong> das freut mich.”<br />

Nur '<strong>Offenbach</strong>' in schwarz oder weiß <strong>und</strong> nichts weiter steht auf den<br />

Shirts, Sweatern <strong>und</strong> Hoodies. '<strong>Offenbach</strong>' als Statement, Visualisierung<br />

<strong>und</strong> Haltung einer multikulturellen, offenen Gesellschaft, integrativ statt<br />

ausgrenzend, trifft das Lebensgefühl vieler jungen <strong>Offenbach</strong>er*innen,<br />

die über nationale Grenzen hinweg eine eigene, interkulturelle Identität<br />

leben. „Das funktioniert nicht mit Gießen oder Wuppertal, das ist <strong>Offenbach</strong><br />

<strong>und</strong> man versteht es auch so.”<br />

Etwas verstanden hat auch die Deutsche Bahn, die bei ihrem Konzept Zukunftsbahnhof<br />

auch verstärkt auf die Einbeziehung lokaler Akteure setzt.<br />

In der S-Bahn-Haltestelle Marktplatz, Ausgang Rathaus, bot sie Maziar<br />

Rastegar <strong>und</strong> Sebastian Da<strong>um</strong>e – er unterstützt das Projekt seit März<br />

<strong>2020</strong> – die Möglichkeit einen Pop-up-Store für sechs Wochen einzurichten.<br />

Für das Team eine Chance, seine Produkte einer größeren Öffentlichkeit<br />

vorzustellen <strong>und</strong> das Angebot auszubauen.<br />

'<strong>Offenbach</strong> Neue' Mittwochs 13.00 bis 19.00 Uhr,<br />

S-Bahnhof Marktplatz, Ausgang Rathaus<br />

© P. Ba<strong>um</strong>gardt<br />

Weitere Infos: www.offenbachneue.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

© <strong>Offenbach</strong> Neue, Maziar Rastegar<br />

37


MUT&LIEBE / GOURMET /<br />

das SWANA Café macht offenbach<br />

ein bisschen schöner...<br />

© Ingrid Walter<br />

„Dass wir in <strong>Offenbach</strong> gelandet sind, war Schicksal“,<br />

sagt Swana Su, die Inhaberin des neuen Swana Cafés<br />

in der Bleichstraße 26, nahe des Wilhelmsplatzes. Im<br />

luftig gestalteten Ra<strong>um</strong> mit den großen Fenstern, den<br />

schönen Sitzmöbeln <strong>und</strong> den bunt bemalen Wänden<br />

fühlt man <strong>sich</strong> gleich wie im eigenen Wohnzimmer.<br />

Und so soll es auch sein: Ein Ort z<strong>um</strong> Bleiben, z<strong>um</strong>indest<br />

für einen Cappuccino oder mehr. Swana ist<br />

mit ihren Eltern <strong>und</strong> Brüdern sehr oft <strong>um</strong>gezogen,<br />

hat in China, Frankreich <strong>und</strong> Deutschland gelebt. Sie<br />

selbst kam 2019 von ihrer Ausbildung im Hospitality<br />

Management aus der französischen Schweiz zurück.<br />

Von dort hat sie ihre Leidenschaft für eine moderne<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Gastronomie mitgebracht <strong>und</strong> den<br />

Tra<strong>um</strong> vom eigenen Café. Bei ihrem Restaurantkonzept<br />

hat sie <strong>sich</strong> an berühmten Köchen wie Alain Ducasse<br />

<strong>und</strong> Massimo Bottura orientiert. Sie gelten als<br />

zwei der kreativsten Köche weltweit.<br />

38<br />

Zurück in Nidda bei Bad Vilbel, wo ihre Familie zuletzt<br />

wohnte, keimte in Swana die Idee auf, ein eigenes<br />

Café zu betreiben, doch alle Familienmitglieder<br />

waren <strong>sich</strong> einig, dass dort nicht genug los ist. Da traf<br />

es <strong>sich</strong> gut, dass in einem neu ge<strong>baut</strong>en Haus in der<br />

<strong>Offenbach</strong>er Bleichstraße eine Wohnung <strong>und</strong> ein Ladengeschäft<br />

frei waren. Zudem suchte Swanas <strong>Mut</strong>ter<br />

nach einem neuen Betätigungsfeld. Die Familie<br />

arbeitete fieberhaft an einem Konzept für eine neue<br />

Location, die es in dieser Art noch nicht in <strong>Offenbach</strong><br />

gab. „Unser Wunsch ist es, die Stadt einfach ein bisschen<br />

schöner zu machen, denn da ist noch Luft nach oben“,<br />

erklärt Swana lachend. Sie schätzt hier die offenen<br />

Menschen, den lockeren Umgang <strong>und</strong> das internationale<br />

Flair. Als die Familie am 20. Februar <strong>2020</strong> eröffnete,<br />

kamen dann auch gleich zahlreiche neugierige<br />

Gäste, <strong>um</strong> das Swana Café zu entdecken. Aber durch<br />

den Lockdown ging es erstmal nicht weiter.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / GOURMET /<br />

SWANA CAFÉ<br />

Bleichstraße 26, OF<br />

Dienstag bis Sonntag: 10.00 – 15.00 Uhr<br />

<strong>und</strong> 18.00 – 22.00 Uhr<br />

Um so größer war die Freude, als die Türen im Mai<br />

wieder geöffnet werden durften. Das Swana Café ist<br />

mit viel <strong>Liebe</strong> eingerichtet: So gibt es ein Bücherregal<br />

mit interessantem Lesestoff für die Gäste <strong>und</strong><br />

Swanas farbenfrohe Malereien zieren die beigefarbenen<br />

Wände. In das kulinarische Angebot des<br />

Cafés fließen chinesische Traditionen <strong>und</strong> moderne<br />

Fusion-Elemente ein. So wird beispielsweise eine<br />

große Sommerrolle mit Avocado, Mango oder Kiwi<br />

zubereitet <strong>und</strong> mit zartem Reispapier in Form gebracht.<br />

Das Ergebnis ist ein leckerer <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er<br />

Snack, den man ohne Reue genießen kann. Außerdem<br />

gibt es gebratenen Reis mit frischem Gemüse<br />

der Saison, verschiedene Bowls oder Glasnudelsuppe<br />

mit Kimchi <strong>und</strong> Gemüse. Insgesamt ist die Küche<br />

überwiegend vegetarisch.<br />

Eine Leckerei mit besonderer Bedeutung ist der herzhafte<br />

Lili Cake, der eigentlich nach Swanas <strong>Mut</strong>ter benannt<br />

ist, die inzwischen zur guten Seele des Cafés<br />

avanciert ist. In <strong>Offenbach</strong> jedoch hat der Name Lili<br />

durch Goethes Verlobte ja auch einen historischen<br />

Bezug, der auf jeden Fall liebevoll ist.<br />

Swanas <strong>Mut</strong>ter jedenfalls hat im Café viele neue<br />

Fre<strong>und</strong>e gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist <strong>sich</strong>tlich aufgeblüht. Ein<br />

ebenfalls tatkräftiger Helfer ist Swanas junger Bruder<br />

Alexandre, der unter anderem die Marzocco-Siebträger-Maschine<br />

fachgerecht bedient. Das Café brüht<br />

Espresso aus der Rösterei Hoppenworth & Ploch in<br />

Frankfurt, die viel Wert auf Qualität legt. Selbstverständlich<br />

gibt es auch erstklassigen Tee, der nach<br />

der Kunst der chinesischen Tee-Zeremonie zubereitet<br />

wird. Insgesamt achtet Swana auf frische Zutaten<br />

vom Markt <strong>und</strong> beste, naturbelassene Produkte.<br />

Das Café möchte ein Treffpunkt für Künstler, internationale<br />

<strong>und</strong> offenherzige Menschen sein – <strong>und</strong><br />

davon gibt es ja in <strong>Offenbach</strong> jede Menge.<br />

Text/Foto: Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

SENEFELDERSTR. 63•63069 OFFENBACH •069 20026922<br />

Di.–Do. 11.00 –18.00 | Fr. 10.30 –18.00 | Sa. 10.30 –14.00<br />

fb: conceptstore tafelgold | #conceptstoretafelgold<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

ACCESSOIRES FÜR EIN SCHÖNES ZUHAUSE<br />

39


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

zurück ins ess:zimmer<br />

– mit <strong>sich</strong>erheit!<br />

Gastronomie ist ein Bereich, in dem man ohne<br />

brennende Leidenschaft <strong>und</strong> Hingabe für <strong>und</strong> in die<br />

Sache selbstständig kau erfolgreich sein kann. Das<br />

war Daniela Klose <strong>und</strong> Nicole Bauch vom ersten Tag<br />

an klar. Seit Juni 2017 führen sie gemeinsam das<br />

ess:zimmer am <strong>Offenbach</strong>er Tennisclub (OTC). Credo:<br />

Frisches, regionales Essen, eine überschaubare aber<br />

abwechchlungsreiche Karte <strong>und</strong> ein hoher Serviceanspruch.<br />

In 'normalen' Zeiten ein hoher Anspruch,<br />

im Schatten von Corona eine Herausforderung!<br />

„Wir wollen, dass jeder unserer Gäste hier zufrieden<br />

raus geht, dass alle das Gefühl haben, einen schönen<br />

Abend verlebt zu haben“, erkärt Dani Klose, die hier<br />

vor der Geschäftsübernahme lange im Angestelltenverhältnis<br />

tätig war <strong>und</strong> die Lokalität/das Restaurant<br />

seit ihren/seinen Wiegezeiten kennt.<br />

Unter den geltenden Hygieneauflagen bedeutet dies<br />

in erster Linie ein ausgefeiltes Konzept – <strong>und</strong>: einen<br />

© Lemnitzer-Fotografie<br />

Mehraufwand an Kosten, Zeit <strong>und</strong> Geld für alle Beteiligten.<br />

Nach acht Wochen Schließung <strong>und</strong> erzwungener<br />

Reduktion auf den Verkauf im Abholservice<br />

sind die Damen vom ess:zimmer trotzdem verdammt<br />

froh darüber, endlich wieder loslegen zu können. Der<br />

weitläufige Terrassenbereich mit Blick auf die Tennisplätze<br />

wurde auf die angrenzende Rasenfläche<br />

ausgeweitet, Plätze drinnen wie draußen reduziert,<br />

<strong>um</strong> die geforderten Abstände zu gewähren. Alle Servicegäste<br />

tragen durchgängig Maske, die sanitären<br />

Anlagen werden alle paar St<strong>und</strong>en gereinigt <strong>und</strong><br />

sind mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, Gästelisten<br />

ordentlichst archiviert.<br />

„Die Gäste danken einem das. Jetzt, wo sie endlich wieder<br />

ausgehen können, freuen sie <strong>sich</strong>, wenn sie einen<br />

schönen Abend haben <strong>und</strong> ihn genießen können, ohne<br />

<strong>sich</strong> <strong>um</strong> ihre Sicherheit sorgen zu müssen. Wir hören<br />

das immer wieder. Viele kommen regelmäßig <strong>und</strong> ha-<br />

40 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

ess:zimmer<br />

Helene-Mayer-Str. 10, OF, 069 833470<br />

Montag bis Samstag: 16.00 – 22.00 Uhr<br />

Sonntag: 12.00 – 22.00 Uhr<br />

ben uns auch in der Lockdownphase über den Abholservice<br />

die Stange gehalten“, sind <strong>sich</strong> Daniela <strong>und</strong><br />

Nicole einig.<br />

Dass das ess:zimmer-Stammteam seit Jahren das<br />

selbe ist <strong>und</strong> der persönliche Bezug zu den einzelnen<br />

Gästen für Daniela <strong>und</strong> Nicole immer groß geschrieben<br />

wurde, zahlt <strong>sich</strong> jetzt aus.<br />

Nach wie vor liegt der kulinarische Schwerpunkt des<br />

ess:zimmers auf zünftiger <strong>Offenbach</strong>er Küche – was<br />

geht, wird in der Rergion gekauft. Man ist treuer K<strong>und</strong>e<br />

von Bäcker Beck, der Metzger Nussba<strong>um</strong> oder der<br />

Kelterei Stier (deren Äppelwoi momentan auch in<br />

einer spritziger Cocktailversion zu haben ist). Neben<br />

Klassikern, wie deftigen Handkäsvariationen oder<br />

dem traditionellen Schnitzel mit Grüner Soße findet<br />

<strong>sich</strong> auf der wechselnden Tageskarte viel Vegetarisches<br />

<strong>und</strong> gerne auch mal das „eine oder andere 'Multi-Kulti-Schmankerl“,<br />

wie Nicole es nennt.<br />

Der zeitaufwändigen Mehrarbeit, die das <strong>um</strong>fangreiche<br />

Hygienekonzept nach Wiedereröffnung so mit<br />

<strong>sich</strong> bringt, begegnen die ess:zimmer-Ladies mit Arbeitseifer<br />

<strong>und</strong> gewohnt klarer Aarbeitsteilung: Nicole<br />

schmeißt die Küche, Dani rockt den Service.<br />

Auch kulturelle Veranstaltungen, wie kleinere Konzerte<br />

<strong>und</strong> die Komische Nacht soll es, sobald die bestehenden<br />

Coronaregeln es zulassen, wieder geben.<br />

Solange das noch nicht geht, bleibt es beim kulinarischen<br />

Verwöhnprogramm – übrigens gänzlich ohne<br />

störenden Auto- <strong>und</strong> mit verschwindend wenig Fluglärmbegleitung.<br />

Und, seien wir mal ehrlich: Gibt es<br />

etwas Schöneres, als <strong>sich</strong> am lauen Sommerrabend<br />

mit gutem Essen <strong>und</strong> spritzigem Getränk verwöhnen<br />

zu lassen, während man anderen bei der schweißtreibenden<br />

Jagd nach der gelben Kugel zuschaut?<br />

Denise Freidank<br />

— — — — —<br />

Räder für alle<br />

— — — — —<br />

Mo geschlossen,<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr<br />

Reparatur/Beratung/<br />

Werkstatt/Probefahrt/<br />

Kaffee/Kino/Kultur<br />

Starkenburgring 4/<br />

Ecke Senefelderstraße<br />

63069 <strong>Offenbach</strong><br />

T 069 83838344<br />

www.artefakt-offenbach.de<br />

E laden@artefakt-offenbach.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

41


MUT&LIEBE / INKLUSION /<br />

LEBENSRÄUME <strong>baut</strong> mit an der neuen<br />

Stadtgesellschaft!<br />

Die Umsetzung zentraler Bestandteile des B<strong>und</strong>esteilhabegesetzes (BTHG) zu Jahresbeginn<br />

<strong>2020</strong>, darunter des freien Rechts auf Wohnart <strong>und</strong> Lebensform, stellt auch die Arbeit der Stiftung<br />

LEBENSRÄUME vor neue Herausforderungen. „Wie lässt <strong>sich</strong> die Zukunft der Stiftung im Kontext der<br />

neuen Rahmenbedingungen gestalten? Wie lässt <strong>sich</strong> deren Arbeit bestmöglich auf die <strong>sich</strong> wandelnden<br />

Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Handicaps anpassen?“ Mit solchen <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Fragen beschäftigen <strong>sich</strong> seit Frühjahr <strong>2020</strong> die r<strong>und</strong> 15 Teilnehmer der von der Stiftung ins<br />

Leben gerufenen Zukunftswerkstatt Teilhabe unter Leitung von Moderatorin Miriam Vogt.<br />

Das Projekt wird gefördert von der Sparkassenstiftung <strong>Offenbach</strong>. Wo die Stiftung damit heute<br />

steht – das erzählt Miriam Vogt im Interview.<br />

Frau Vogt – Was genau kann man <strong>sich</strong> unter einer<br />

Zukunftswerkstatt vorstellen? Wer sind die Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> was wollen Sie erreichen?<br />

Miriam Vogt (MV): Eine Zukunftswerkstatt basiert<br />

auf der Annahme, dass jeder Mensch Experte seiner<br />

Angelegenheiten <strong>und</strong> kreativ ist. Was gibt es besseres,<br />

als die eigene Zukunft, also das eigene Arbeits<strong>um</strong>feld,<br />

zu hinterfragen <strong>und</strong> mitzugestalten? In der<br />

Zukunftswerkstatt darf es auch mal verrückt zugehen,<br />

mutig entlang des Tellerrandes, oder darüber<br />

hinaus. Wer mit Menschen insbesondere in der Wohlfahrtspflege<br />

arbeitet, muss selbst lebendig bleiben<br />

im eigenen Denken <strong>und</strong> Tun. Die Vorgaben dieser<br />

Branche sind groß.<br />

Das Team, so bezeichnen wir die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt,<br />

setzt <strong>sich</strong> aus Führungskräften, Mitarbeitern<br />

der Stiftung LEBENSRÄUME <strong>und</strong> meiner<br />

Person zusammen sowie, für Experteninterviews,<br />

zusätzlich aus Klienten. Später sollen zudem Entscheidungsträger<br />

aus der Politik <strong>und</strong> maßgeblicher<br />

Behörden hinzugezogen werden. Begonnen haben<br />

wir mit einer Auftragsklärung. Bis zur ersten Testphase<br />

im August <strong>2020</strong> gehen wir über insgesamt<br />

drei Etappen. Das Ziel ist, eine intelligente Anpassung<br />

der Stiftung LEBENSRÄUME an die neuen Rahmenbedingungen<br />

wie Sozialra<strong>um</strong>orientierung* <strong>und</strong><br />

BTHG zu verwirklichen.<br />

* Sozialra<strong>um</strong>: Der Sozialra<strong>um</strong> wird bei den Leistungen zur<br />

Sozialen Teilhabe besonders hervorgehoben. Die Leistungen<br />

sollen dazu beitragen, dass Leistungsberechtigte möglichst<br />

selbstbestimmt <strong>und</strong> eigenverantwortlich in ihrem Sozialra<strong>um</strong><br />

leben können.<br />

42<br />

© Alice Slopianka<br />

Können Sie das noch etwas genauer erläutern?<br />

MV: Konkret bedeutet das: Mehr Individualität, mehr<br />

Auswahl, Wunsch <strong>und</strong> Wahlrecht des Klienten. Im<br />

BTHG <strong>und</strong> in der Sozialra<strong>um</strong>orientierung geht es<br />

dar<strong>um</strong>, Arrangements zu schaffen, die dafür sorgen,<br />

dass Menschen mit psychischen Handycaps zeitnah<br />

alleine klarkommen <strong>und</strong> wieder auf eigenen Beinen<br />

stehen können. Im Wesentlichen geht es also <strong>um</strong><br />

Unterstützung zur Selbsthilfe <strong>und</strong> Eigeninitiative in<br />

Kooperation mit Angeboten vor Ort <strong>und</strong> nicht <strong>um</strong><br />

eine möglichst lange Bindung an die Institutionen.<br />

Für Institutionen wie die Stiftung LEBENSRÄUME<br />

bedeutet das, <strong>sich</strong> Gedanken über eine mögliche<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


Zukunft zu machen. „Wie muss das Leistungsspektr<strong>um</strong><br />

der Stiftung künftig aussehen, <strong>um</strong> den Bedarfen<br />

von Menschen mit psychischen Handycaps<br />

gerecht zu werden? Wie können wir in einer zunehmend<br />

von Wettbewerb geprägten Situation die<br />

Attraktivität der Stiftung LEBENSRÄUME für die<br />

Mitarbeiter, Kooperationspartner <strong>und</strong> insbesondere<br />

Klienten <strong>sich</strong>erstellen? Wie gewinnen wir neue<br />

Klienten <strong>und</strong> schaffen es vielleicht sogar, dass sie<br />

'Fans' von LEBENSRÄUME werden? Wie kommen<br />

diese überhaupt zu uns? Etc.“<br />

Miriam Vogt (rechts)<br />

Miriam Vogt, Institut für Mental<strong>und</strong><br />

Verhaltenstraining (IMV)<br />

Gemeinsam mit Organisationen<br />

<strong>und</strong> Menschen entwickelt das IMV<br />

passgenaue Maßanzüge, die sie<br />

prägen. Die beiden Inhaber*innen<br />

Miriam Vogt <strong>und</strong> Albert Kapfinger<br />

verfügen über langjährige Expertise<br />

in den Bereichen Personal<strong>und</strong><br />

Organisationsentwicklung.<br />

In ihrer Arbeit bedienen sie <strong>sich</strong><br />

Techniken aus der Praxis, der<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> dem Hochleistungssport.<br />

Ihr Schwerpunkt liegt<br />

im Bereich Coaching als Teil der<br />

Führungskultur, in der Moderation<br />

sowie der Begleitung von Change.<br />

(www.institut-imv.de)<br />

In der Zukunftswerkstatt entwickeln Sie gemeinsam<br />

mit dem Team neue Ideen <strong>und</strong> Visionen, <strong>um</strong> den Teilhabeanspruch<br />

betroffener Menschen für die Arbeit<br />

der Stiftung LEBENSRÄUME neu zu definieren. Dabei<br />

bedienen Sie <strong>sich</strong> der kreativen Methode des Design<br />

Thinking. Was genau versteht man darunter?<br />

MV: Design Thinking ist ein Ansatz, der <strong>sich</strong> ganz<br />

wesentlich am Nutzer orientiert. Die Methode erstreckt<br />

<strong>sich</strong> über sechs Phasen, die bei Bedarf immer<br />

wieder durchlaufen werden. Das Feedback derjenigen,<br />

für die eine Lösung entstehen soll, fließt<br />

kontinuierlich in den Prozess mit ein. Am Ende entsteht<br />

eine Lösung, die Sinn <strong>und</strong> Nutzen stiftet.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Arbeiten in multiprofessionellen<br />

Teams<br />

WIR SUCHEN<br />

SIE!<br />

Sozialarbeiter*innen, Pädagog*innen,<br />

psychiatrischen Fachkräften <strong>und</strong><br />

Quereinsteiger*innen bietet die Stiftung<br />

LEBENSRÄUME spannende Jobangebote<br />

<strong>und</strong> interessante Perspektiven.<br />

Erfahren Sie mehr unter<br />

www.lebsite.de!<br />

Stiftung LEBENSRÄUME <strong>Offenbach</strong> am Main<br />

Seit 40 Jahren fördern <strong>und</strong> assistieren wir<br />

Menschen mit psychischen Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> Behinderungen in Stadt <strong>und</strong> Kreis <strong>Offenbach</strong>!<br />

Ludwigstraße 4 63067 <strong>Offenbach</strong> T 069 83 83 16 - 0<br />

info@lebmail.de www.lebsite.de


MUT&LIEBE / INKLUSION /<br />

Bei Design Thinking warten wir nicht auf „die“ zündende<br />

Idee, sondern versuchen, neu zu kombinieren<br />

<strong>und</strong> zu innovieren. Zu entwerfen <strong>und</strong> wieder zu<br />

verwerfen – Designer sind das gewohnt. Eine erste<br />

Idee ist erst der Anfang, diese gilt es immer wieder<br />

weiterzuentwickeln, zu kneten, reifen zu lassen,<br />

bis das „Besser“ entsteht.“ Dazu braucht es <strong>Mut</strong> <strong>und</strong><br />

Kreativität.<br />

Wenn ich Sie richtig verstehe, ist also das Ziel von<br />

Design Thinking, Lösungen zu finden, die aus Nutzer<strong>sich</strong>t<br />

überzeugend sind. Sie sprechen vom „Aufsetzen<br />

der K<strong>und</strong>enbrille.“ Können Sie uns das am<br />

Beispiel der LEBENSRÄUME genauer erläutern?<br />

MV: Am Anfang geht es dar<strong>um</strong>, <strong>sich</strong> ganz konzentriert<br />

mit dem Klienten zu beschäftigen: „Was braucht<br />

dieser? Was will dieser? Was glauben wir, was er<br />

brauchen könnte?“ Design Thinking ermutigt einen<br />

dazu, den Klienten in den Mittelpunkt zu stellen <strong>und</strong><br />

<strong>sich</strong> an seinen Bedürfnissen <strong>und</strong> Bedarfen zu orientieren.<br />

Und dabei offen im Denken zu bleiben –das<br />

ist ganz schön anstrengend.<br />

Wir haben beispielsweise Klienten interviewt, <strong>um</strong> zu<br />

erfahren, was sie wollen. Anstatt von vornherein zu<br />

sagen: „Ich bin der Experte, ich weiß doch am besten,<br />

was für ihn gut ist. Was er braucht.“ Diese multiprofessionelle<br />

<strong>und</strong> Ebenen übergreifende Zusammenarbeit<br />

ist eine tolle <strong>und</strong> gewinnbringende Erfahrung.<br />

44<br />

Lebensfreude pur!<br />

Bringen Sie Ihr Leben zur Sprache<br />

BiografieAtelier<br />

Rihab Dubau Biografin<br />

www.sunnyside-biografieatelier.de<br />

© ThomBal – AdobeStock<br />

Die Menschen lernen <strong>sich</strong> auf eine neue Art <strong>und</strong> Weise<br />

kennen.<br />

Dann geht es <strong>um</strong> die Konzentration auf eine Problemstellung,<br />

für die es eine Lösung braucht. Die<br />

Hypothese könnte wie folgt lauten: „Wenn wir Kompetenzen<br />

passgenau bündeln, gestalten wir die Verweildauer<br />

für (junge) Klienten optimal kurz. Hierfür<br />

wird ein erster Prototyp entwickelt, der dann in die<br />

Testphase geht <strong>und</strong> kontinuierlich weiterentwickelt<br />

wird.<br />

Wann sind Sie <strong>und</strong> das Team mit dem Erreichten zufrieden?<br />

Wann kann man davon sprechen, dass die<br />

Zukunftswerkstatt ein Erfolg war?<br />

MV: Wenn ein guter Mix aus „machbar“, „wünschenswert“<br />

<strong>und</strong> „<strong>um</strong>setzbar“ entsteht, hat das Team seine<br />

Aufgabe erfüllt. Die Stiftung LEBENSRÄUME als<br />

Organisation sowie deren Mitarbeiter haben hier<br />

gute Gene. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder<br />

Mensch kreativ ist <strong>und</strong> Freude daran hat, sein<br />

eigenes Arbeitsfeld zu gestalten. Sich kontinuierlich<br />

Freirä<strong>um</strong>e zur Weiterentwicklung als Organisation<br />

zu nehmen – das ist eine gute Kultur!<br />

Frau Vogt, haben Sie vielen Dank für das Interview!<br />

Das Interview führte Fabienne Schröder-Rust<br />

(www.fsr-kommunikation.de)<br />

Im Interesse der Lesbarkeit ist auf geschlechtsbezogene<br />

Formulierungen verzichtet worden.<br />

Über LEBENSRÄUME<br />

Die Stiftung LEBENSRÄUME ist eine gemeinnützige<br />

Organisation, die seit 1980 Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen <strong>und</strong> Behinderungen in<br />

Stadt <strong>und</strong> Kreis <strong>Offenbach</strong> fördert <strong>und</strong> assistiert.<br />

Zahlreiche Arbeits- <strong>und</strong> Gruppenangebote bieten<br />

praktische Hilfen bei der Tagesgestaltung, alltagsbegleitende<br />

Betreuungs- <strong>und</strong> Wohnangebote unterstützen<br />

in der eigenen Wohnung, in Wohngruppen<br />

oder im Wohn- oder Nachbarschaftshaus. Offene<br />

Treffs, Stammtische, Kreativ-, Sport- <strong>und</strong> Freizeitangebote<br />

tragen zu einem lebendigen Miteinander im<br />

sozialen Wohn<strong>um</strong>feld bei.<br />

Kontakt: Stiftung LEBENSRÄUME<br />

Ludwigstraße 4, 63067 <strong>Offenbach</strong><br />

Tel. 069 838316-16<br />

www.lebsite.de | info@lebmail.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


© Fotos: Jugendkunstschule OF<br />

mit pinsel,<br />

diabolo & co...<br />

MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

© Hintergr<strong>und</strong>: Uliana – Adobe Stock.com<br />

die jugendkunstschule<br />

wird<br />

40!<br />

Wo sonst Jonglierbälle <strong>und</strong> Diabolos fliegen,<br />

Staffeleien aufgeklappt <strong>und</strong> Farben gemischt<br />

werden <strong>und</strong> es von Kids <strong>und</strong> Teenies nur so<br />

wimmelt, standen plötzlich nur noch Materialboxen,<br />

eine neben der anderen, Kreativimpulse<br />

eingetütet <strong>und</strong> transportbereit.<br />

Frau Meyer, mit einer bunten Palette von exakt 73<br />

Angeboten sind Sie voller Power im Jubilä<strong>um</strong>sjahr<br />

ins Sommersemester gestartet, mit 20 Semesterkursen,<br />

32 Workshops bzw. Projekten <strong>und</strong> 21 Ferienkursen.<br />

Das Jugendkunstschulmobil, JuKuMo, hatte<br />

gerade seine Stationen angefahren <strong>und</strong> ist gleich<br />

wieder ausgebremst worden. Lockdown. Damit aber<br />

trotzdem etwas laufen konnte, haben sie eine geniale<br />

Idee aufgegriffen: die Bastelbox, ein Kreativitätsimpuls<br />

mit Papier, Ton, Anleitungen <strong>und</strong> mehr. Ein<br />

Angelika Amborn-Morgenstern<br />

im Gespräch mit Barbara Meyer,<br />

Leiterin der Jugendkunstschule<br />

<strong>Offenbach</strong><br />

Online-Angebot kam für Sie nicht in Frage. War<strong>um</strong>?<br />

Barbara Meyer (Leiterin der Jugendkunstschule): Die<br />

Jugendkunstschule war wie alle Schulen wegen<br />

des Corona-Virus geschlossen. Auch das JuKuMo<br />

fuhr nicht. Dies war ein schwerer Verlust für <strong>Offenbach</strong>s<br />

Kinder. Die Menschen konnten <strong>sich</strong> nur einzeln<br />

bzw. im Familienverband im Freien bewegen.<br />

Viele Familien leben in beengten Verhältnissen, oft<br />

gibt es ka<strong>um</strong> Bastelmaterialien, da das Basteln auf<br />

Schule <strong>und</strong> Kita übertragen wurde. Das Familienleben<br />

ist häufig von den Medien geprägt. Durch den<br />

Lockdown erhielten die Kinder viel unverplante Zeit<br />

<strong>und</strong> damit eine gute Gelegenheit z<strong>um</strong> kreativen Ge-<br />

45


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

stalten. Doch womit? Vielleicht gab es noch eine<br />

Schere im Haus – ist die auch für Kinder als Bastelschere<br />

geeignet? Papier <strong>und</strong> Farbe z<strong>um</strong> Malen,<br />

dachten wir uns, wird es geben, aber auch ein Pinsel<br />

<strong>und</strong> Wasser- oder Acrylfarbe? Wir wollten mit unserer<br />

JuKu-Bastelbox einen Anreiz geben, das Kreative<br />

nicht zu verlieren <strong>und</strong> den Kindern die Möglichkeit<br />

geben, mit dem Selbertun <strong>sich</strong> zu Hause eine kleine<br />

Auszeit zu nehmen. Die vielen positiven Rückmeldung<br />

von Eltern, die traurigen Kinderge<strong>sich</strong>ter<br />

beim Abholen der Bastelbox am JuKuMo, weil sie<br />

dort nicht bleiben <strong>und</strong> direkt basteln konnten, bestätigten<br />

unser Konzept, das <strong>sich</strong> im Miteinander<br />

der Künstler <strong>und</strong> Künstlerinnen <strong>und</strong> beim Packen<br />

immer weiter entwickelte.<br />

Nichts läuft in diesem Sommer wie geplant. Die Kids<br />

aus dem Projekt, das ich angeboten habe, hatten gerade<br />

noch Glück. Zwei Wochen später <strong>und</strong> es gäbe<br />

die hochglanzpolierten Specksteintiere nicht. Was<br />

von all dem, was Sie <strong>sich</strong> für die nächsten Monate<br />

vorgenommen haben, lässt <strong>sich</strong> realisieren?<br />

Was wird aus den Jubilä<strong>um</strong>sausstellungen, die die<br />

Arbeit der JuKu in der Stadt <strong>sich</strong>tbar machen sollten,<br />

was aus dem Geburtstagsfest am 24. Oktober im<br />

Rathausfoyer? Nichts lässt <strong>sich</strong> <strong>sich</strong>er planen. Macht<br />

Sie das nervös oder sehen Sie darin vielleicht auch<br />

eine Chance, Neues zu entwickeln?<br />

Barbara Meyer: Zunächst ist der Arbeitsaufwand<br />

deutlich höher – wie für andere Kultureinrichtungen<br />

auch. Wir müssen beständig neu schauen, was<br />

ist möglich, was muss geändert werden. Es erfordert<br />

automatisch eine höhere Flexibilität. So ist es<br />

mit den geplanten Jubilä<strong>um</strong>sausstellungen – kleine<br />

Arbeitsan<strong>sich</strong>ten aus der JuKu an unterschiedlichen<br />

Orten – wie auch mit dem Jubilä<strong>um</strong>sfest.<br />

Dieses ist am 24. Oktober von 11.00 bis 17.00 Uhr<br />

als fröhliches Familienfest geplant. Im Rathausfoyer<br />

möchten wir mit den Familien, Ehemaligen,<br />

Dozenten <strong>und</strong> Dozentinnen <strong>und</strong> allen Interessierten<br />

unseren 40. Geburtstag feiern. Neben kleineren<br />

Workshops <strong>und</strong> Präsentationen ist auch eine Ausstellung<br />

von Arbeiten aus den vergangenen Jahren<br />

geplant. Diese Ausstellung soll zwei Wochen<br />

stehen bleiben, damit auch später noch Besucher<br />

des Rathauses <strong>sich</strong> ein Bild von der Fantasie <strong>und</strong><br />

Kreativität der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen machen<br />

können. Derzeit planen wir die Feier, wie wir sie<br />

gerne durchführen möchten – immer mit dem Wissen,<br />

dass wir eventuell kurzfristig <strong>um</strong>planen müssen.<br />

Aber die Erfahrung zeigt: In der JuKu arbeiten<br />

viele kreative Köpfe zusammen. Wenn nötig, werden<br />

<strong>sich</strong> auch im Miteinander <strong>und</strong> Austausch die<br />

entsprechenden Ideen einstellen. Ich mache mir da<br />

wenig Sorgen.<br />

Die Corona-Krise ist nicht die erste Herausforderung<br />

für die JuKu. Sie hat schon einiges erlebt. Sich<br />

damals vor 40 Jahren als erste Jugendkunstschule<br />

in ganz Hessen gerade in <strong>Offenbach</strong> zu etablieren,<br />

war mutig. Die zähe Pionierarbeit von Kulturdezernent<br />

Ferdi Walter, Ihrem Vorgänger Dr. Bernd Spahn,<br />

der Pädagogin Bettina Harwerth <strong>und</strong> all den anderen<br />

hatte Erfolg. Der Existenzkampf ging weiter,<br />

die JuKu überstand die Umzüge vom BOK-Atelier in<br />

der Kaiserstraße in die ehemalige Bäckerei in der<br />

Friedrichstraße 16 <strong>und</strong> von dort in den Bernardbau,<br />

Herrnstraße 61. Und sie überstand die ständigen<br />

Wechsel der Ausstellungs- <strong>und</strong> Veranstaltungsorte<br />

am Semesterende, vom Foyer des Goethetheaters,<br />

heute Capitol, ins Büsingpalais, von dort ins Ledermuse<strong>um</strong><br />

<strong>und</strong> den Mariensaal in der Kraftstraße. Vor<br />

zwülf Jahren haben Sie <strong>sich</strong> dann als neue Leiterin<br />

eingeklinkt <strong>und</strong> den Neuanfang in den neuen<br />

Rä<strong>um</strong>en in der Herrnstraße mitgestaltet. Der neue<br />

Standort mitten im Kulturkarree war ja eine besondere<br />

Chance. Was haben Sie damals übernommen<br />

<strong>und</strong> was neu eingeführt?<br />

Barbara Meyer: Eigentlich war der Umzug das Beste,<br />

was mir persönlich bei Stellenantritt passieren<br />

konnte. Jedes Einzelteil wurde in die Hand genommen<br />

<strong>und</strong> erhielt in den neuen Rä<strong>um</strong>lichkeiten seinen<br />

Platz. So wusste ich sehr schnell, was alles in<br />

der JuKu vorhanden war <strong>und</strong> musste nicht mühsam<br />

nach <strong>und</strong> nach die Schränke <strong>und</strong> verschiedene Rä<strong>um</strong>e<br />

durchschauen.<br />

Mit dem Umzug haben wir ein neues Logo entwickelt<br />

bzw. einen Wettbewerb ausgeschrieben. Eine<br />

junge vierjährige Schülerin, die wie ihre ältere<br />

Schwester gerne auch einmal die Jugendkunstschule<br />

besuchen wollte, hat das w<strong>und</strong>erbare Motiv<br />

gemalt, ein Grafiker hat es noch bearbeitet.<br />

Als Weiteres starteten wir mit einem regelmäßigem,<br />

verlässlichen Ferienangebot. Mir war es wichtig,<br />

46 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

© Fotos: Jugendkunstschule OF<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

dass auch Eltern, die nicht so lange Urlaub wie die<br />

Kinder haben, trotzdem wissen, dass die Kinder in<br />

ihren Ferien gut betreut sind <strong>und</strong> etwas Sinnvolles<br />

machen. Als Vorteil erwies <strong>sich</strong> auch der neue<br />

Ort. In der Nähe der S-Bahn Haltestelle Marktplatz<br />

können die älteren Kinder alleine zur JuKu kommen<br />

oder die Eltern ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit<br />

vorbeibringen.<br />

Neuerungen wie das Ferienprogramm brauchen<br />

ihre Zeit z<strong>um</strong> Bekanntwerden. Aber die diesjährige<br />

Corona-Pandemie zeigt, dass dieses Format bei den<br />

Eltern angekommen ist. Sobald klar war, dass Kurse<br />

durchgeführt werden können, meldeten sie ihre<br />

Kinder an.<br />

Etwas ganz Besonderes ist natürlich unser JuKuMo!<br />

2010 entwickelte <strong>sich</strong> das Konzept des JuKuMo. In<br />

der Satzung der JuKu ist festgelegt, dass alle Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen die Möglichkeit erhalten sollen,<br />

kreativ künstlerisch tätig zu werden. Mit dem reinen<br />

Kurssystemen erreichten wir dieses Ziel immer<br />

weniger. Als gemeinnütziger Verein müssen wir<br />

Kursentgelte erheben, <strong>um</strong> die Dozenten <strong>und</strong> Dozentinnen<br />

– allesamt freischaffende Künstler*innen<br />

– bezahlen zu können. Für sie ist dies ein Teil<br />

ihres Lebensunterhaltes. Vielen Eltern war es aber<br />

nicht möglich (oder wichtig) das Kursentgelt aufzubringen.<br />

Die Künstlerin Brigitte Brautmann hatte<br />

die Idee des Kunstmobils, einer mobilen Kunstschule.<br />

Die SOH schaffte den Wagen an, die JuKu<br />

zahlte eine Miete <strong>und</strong> der Wagen wurde mit Fördergeldern<br />

<strong>um</strong>ge<strong>baut</strong>. Die ersten Einsätze starteten mit<br />

der JuKuMo-Haltestelle am Friedrichsweiher.<br />

Inzwischen ist das JuKuMo fest etabliert. Künstler*innen<br />

fahren „ihre“ regelmäßige Haltestelle an,<br />

Schulen, Einrichtungen <strong>und</strong> Institutionen buchen<br />

das JuKuMo für Feste <strong>und</strong> Veranstaltungen. Mit diesen<br />

Buchungen sowie der Unterstützung von Förderern<br />

<strong>und</strong> Sponsoren kann das für die Teilnehmenden<br />

kostenfreie mobile Angebot auch finanziert werden.<br />

Welche Angebote laufen am besten <strong>und</strong> welches<br />

davon ist Ihr Favorit?<br />

Barbara Meyer: Es fällt mir immer schwer, einen<br />

Favoriten zu nennen. Für mich hat jedes Angebot<br />

seinen Reiz. So finde ich es z<strong>um</strong> Beispiel etwas Besonderes,<br />

dass wir eine Goldschmiede haben <strong>und</strong><br />

eine Goldschmiedin, die in diese alte Technik einführt.<br />

Auch die Bildhauerkurse <strong>und</strong> verschiedene<br />

Maltechniken finde ich immer bereichernd, aber<br />

eigentlich sind es die Ergebnisse der einzelnen<br />

Kurse. Denn egal welche Technik stattfindet, jedes<br />

Kind entwickelt daraus etwas anderes <strong>und</strong> das ist<br />

für mich das Spannende. Dies sieht man vielleicht<br />

am deutlichsten beim JuKuMo, da hier nicht nur<br />

thematisch <strong>und</strong> auf eine Technik begrenzt gearbeitet<br />

wird, sondern mit diversen Materialien.<br />

Welches Ereignis oder Erlebnis war für Sie persönlich<br />

das Highlight?<br />

Barbara Meyer: Eine Semesterausstellung im ehemaligen<br />

Haus der Wirtschaft: Bevor diese Rä<strong>um</strong>lichkeiten<br />

renoviert wurden, durften wir hier frei<br />

wirken. Es war schön zu sehen, wie die anfänglichen<br />

Bedenken der Dozenten <strong>und</strong> Dozentinnen bezüglich<br />

des Ra<strong>um</strong>es in eine gespannte Neugierde <strong>und</strong> Gestaltungsfreude<br />

<strong>um</strong>schlug.<br />

Die JuKu feiert ihren 40. Geburtstag. Was wünschen<br />

Sie <strong>sich</strong> für die Schule? Z<strong>um</strong> Beispiel größere Finanzspritzen<br />

von der Stadt, damit sie noch viele Geburtstage<br />

erleben kann?<br />

Barbara Meyer: <strong>2020</strong> wurde der Zuschuss der Stadt<br />

47


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

für die Jugendkunstschule erhöht, sodass wir positiv<br />

in die Zukunft schauen können. Dafür bin ich<br />

sehr dankbar. Im Prinzip sehe ich das als unser<br />

Geburtstagsgeschenk. Das nächste Ziel ist ein<br />

E-Transporter als JuKuMo.<br />

Z<strong>um</strong> Abschluss noch eine futuristische Frage: Wie<br />

stellen Sie <strong>sich</strong> die JuKu der Zukunft vor? Welche<br />

Angebote könnten die Kids <strong>und</strong> Teenies von Morgen<br />

reizen? Was wird aus den Projekten "Walt Disney<br />

Manga <strong>und</strong> Co." oder dem "Fotowalk durch <strong>Offenbach</strong>"?<br />

Der Hörspielkurs <strong>und</strong> das Schattenfigurentheater<br />

von vor 40 Jahren konnten <strong>sich</strong> nicht halten.<br />

Aber Töpfern ist ein Dauerbrenner: Die Nixen <strong>und</strong><br />

Drachen, die aus dem Brennofen kommen, sehen<br />

noch genauso aus wie damals.<br />

Die Angebote sind Moden unterworfen, so wie<br />

in meiner Jugendzeit das Nähen ganz in war <strong>und</strong><br />

später lange Zeit als uninteressant galt, ist diese<br />

Technik gerade wieder in aller M<strong>und</strong>e. Hier ist es<br />

wichtig, den aktuellen Markt zu beobachten.<br />

Das kreative Schaffen soll ganz allgemein als wichtiger<br />

<strong>und</strong> selbstverständlicher Teil der Ausbildung<br />

von Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen angesehen werden.<br />

Ich habe erlebt, dass der/die Lehrer*in einem/r<br />

eher „schwach“ eingestuftem Schüler*in fasziniert<br />

beim Arbeiten in der Juku zuschaut. Hochmotiviert<br />

<strong>und</strong> konzentriert gestalten die Schüler*innen ihre<br />

Kunstwerke. Diese handwerklichen/händischen <strong>und</strong><br />

künstlerischen Fähigkeiten werden in der Schule<br />

leider zu wenig wertgeschätzt. Der Erfolg <strong>und</strong><br />

die Anerkennung hier in der Juku fördern aber das<br />

Selbstbewusstsein der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> vor allem lernen sie, durch diese Arbeiten auch<br />

alternative Lösungswege zu suchen, weil die Ideen<br />

<strong>sich</strong> oft nicht auf dem direkten Weg lösen lassen.<br />

Diese Softskills werden in der Arbeitswelt erwartet.<br />

Wenn wir es als Jugendkunstschule schaffen,<br />

dass diese kreativen Fähigkeiten als ein Talent<br />

wie jedes andere, z<strong>um</strong> Beispiel wie eine Begabung<br />

in den MINT-Fächern angesehen wird, wäre<br />

ich glücklich. Der Fokus auf die Kreativität zeichnet<br />

uns aus <strong>und</strong> dieser fehlt mir in der Schule oft.<br />

Kontakt: Jugendkunstschule <strong>Offenbach</strong> a. M. e.V.<br />

Herrnstr. 61, 63065 <strong>Offenbach</strong><br />

Tel: 069 812397<br />

www.juku-of.de<br />

48<br />

Buchstaben-Rätsel<br />

Bi__nen s__nd s__hr wic__tig für<br />

d__e Natur! A__er auch H<strong>um</strong>mel__<br />

u__d andere Inse__te__ brauc__en<br />

w__r. Des__al__ ist es gut, __in__n<br />

__unt__n Gart__n zu __ab__n.<br />

Hier sind verdeckte Wörter. Setze die richtigen Buchstaben<br />

ein <strong>und</strong> Ta-daa, die Sätze sind da. (TIPP: Kästchen mit<br />

derselben Farbe haben die gleichen Buchstaben)<br />

Auflösung siehe Seitenrand S. 61.<br />

BUCHTIPP<br />

Über die Grenze<br />

Autorin: Maja L<strong>und</strong>e<br />

Illustratorin: Regina Kehn<br />

Verlag: Urachhaus<br />

DIE GESCHICHTE<br />

Es ist das Jahr 1942. Norwegen ist von<br />

Deutschland besetzt. Vier Kinder müssen zu<br />

dieser Zeit von Norwegen nach Schweden<br />

flüchten. Ohne Hilfe von Erwachsenen.<br />

Es geht <strong>um</strong> Leben <strong>und</strong> Tod.<br />

Ich empfehle dieses Buch, weil in diesem Buch<br />

beschrieben wird, wie schlimm der Zweite<br />

Weltkrieg war, auch für Kinder.<br />

Die Geschichte ist sehr spannend.<br />

Für Kinder ab ca. 9 Jahren.<br />

192 Seiten, geb<strong>und</strong>en, Verlag Urachhaus<br />

ISBN 978-3-8251-5151-5 • 16,- Euro<br />

© info@nextmars.com – Adobe Stock.com


© Leonore Poth<br />

MUT&LIEBE / KINDERSEITE /<br />

Auflösung Buchstaben-Rätsel: Bienen sind sehr wichtig für die Natur! Aber auch H<strong>um</strong>meln<br />

<strong>und</strong> andere Insekten brauchen wir. Deshalb ist es gut, einen bunten Garten zu haben.<br />

Kinder-<br />

Seite<br />

BASTELTIPP Aquari<strong>um</strong><br />

Für das Aquari<strong>um</strong> braucht man einen Karton mit<br />

Deckel, eine Schere, einen Faden (durch<strong>sich</strong>tig oder<br />

blau), Buntstifte, Pappe <strong>und</strong> Wassermalfarben.<br />

LOS geht's!<br />

Male den Karton blau an. Schneide dann ein viereckiges<br />

Loch in den Deckel, sodass man gut durchgucken<br />

kann.<br />

Jetzt schneide aus der Pappe Fische (es dürfen auch<br />

andere Meeresbewohner sein). Dann male die Fische<br />

(<strong>und</strong> anderen Meeresbewohner) an <strong>und</strong> mache an<br />

einer Stelle ein kleines Loch mit der Schere, sodass<br />

ein dünner Faden hindurch passt. Durch die Löcher<br />

an den Fischen muss jetzt der Faden.<br />

Oben am Aquari<strong>um</strong> musst du jetzt auch Löcher<br />

machen (je nachdem, wie viele Fische oder andere<br />

Meeresbewohner es sind).<br />

Hallo, das hier ist die Kinderseite, die<br />

jetzt neu in der <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong> ist.<br />

Hier gibt es ein Rätsel <strong>und</strong> einen Buch<strong>und</strong><br />

Basteltipp. Viel Spaß!<br />

Eure Louise<br />

© Fotos: Christiane Dirlich<br />

© Hintergr<strong>und</strong> Grafik: Uliana –,<br />

Alexandra –Adobe Stock.com<br />

Den Faden mit den Fischen befestigst du oben am<br />

Karton. Jetzt nur noch den Deckel drauflegen <strong>und</strong><br />

das Aquari<strong>um</strong> an einen schönen Ort stellen.<br />

49


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

grenzerfahrungen<br />

am kaiserlei –<br />

CrossFit<br />

CIRCUS MAXIMUS<br />

Als ich meinen sportverliebten Fre<strong>und</strong> frage,<br />

wagenau man unter CrossFit versteht, beginnen<br />

seine Augen zu leuchten: „CrossFit, das ist was für<br />

Leute, die ein bisschen mehr wollen, als 'normaler'<br />

Freizeitport so bieten kann...“ – Eine Antwort, die<br />

ich erst einordnen kann, nachdem ich mir den<br />

CrossFit-Fortgeschrittenenkurs im Circus Maximus<br />

am <strong>Offenbach</strong>er Kaiserlei angeschaut habe.<br />

CrossFit? Die Trendsportart schwappte <strong>um</strong> 2012<br />

her<strong>um</strong> von den USA nach Deutschland über. Sie<br />

kombiniert verschiedene Einzeldisziplinen, wie<br />

Kraft- <strong>und</strong> Eigengewichtstraining, Koordinationsfähigkeit,<br />

Schnelligkeit, Turnen <strong>und</strong> Ausdauersport<br />

zu einem exakt zugeschnittenen,<br />

kompakten <strong>und</strong> auf maximale Funktionalität<br />

ausgelegten Trainingsprogramm. Ein Programm,<br />

das <strong>sich</strong> gewaschen hat! CrossFitter stemmen<br />

Gewichte <strong>und</strong> schwingen Kettlebells, sie heben<br />

ihre Zehen in unendlichen Wiederholungen an<br />

unerreichbar scheinende Reckstangen, springen<br />

Seil, hüpfen auf hohe Kisten, quälen <strong>sich</strong><br />

an Rad- wie Rudermaschinen oder ackern <strong>sich</strong><br />

durch klassische Gymnastikelemente. Die Fülle<br />

an Übungen scheint unerschöpflich.<br />

© Fotos: Lemnitzer-Fotografie<br />

50 JUNI / JULI / AUGUST <strong>2020</strong>


All das tun sie nach einem minutiösen Zeitprogramm<br />

– der Kampf gegen <strong>sich</strong> selbst ist hier also auch immer<br />

zugleich auch ein Kampf gegen die Uhr. Die Trainingshalle,<br />

die all dies möglich macht, nennt <strong>sich</strong> im<br />

Fachjargon Box. CrossFit-Boxen schießen seit 2012<br />

wie Pilze aus deutschem Boden. Seit 2012 werden<br />

b<strong>und</strong>esweit mehr als 250 Trainingsstätten gezählt.<br />

Ein wahrer Hype also – der manch gelegenheitsambitionierten<br />

Freizeitsportler schneller die eigenen<br />

Grenzen aufzeigt, als ihm lieb ist. Das Training ist<br />

intensiv <strong>und</strong> anspruchsvoll, das stetige Kratzen an<br />

der eigenen körperlichen Grenze gewollt. „Das heisst<br />

aber nicht, dass bei uns nur Hochleistungssportler<br />

trainieren!“, lacht Cem Kulens, der den Circus Maximus<br />

gemeinsam mit Fre<strong>und</strong>in Stefanie Winter seit<br />

2012 betreibt: „Bei uns ist jeder willkommen, auch<br />

Menschen, die aufgr<strong>und</strong> körperlicher Einschränkungen<br />

nicht alle klassischen Übungen mitmachen können,<br />

oder Leute, die vorher eine andere Sportart betrieben<br />

haben, der sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr<br />

nachgehen können. Nur bereit sein, <strong>sich</strong> auf das Ganze<br />

einzulassen, das müssen sie schon.“ Wer den inneren<br />

Schweineh<strong>und</strong> überwinden kann, erfährt dann im<br />

Circus Maximus, was der Unterschied zwischen den<br />

gängigen Fitnesstempeln <strong>und</strong> einem professionell<br />

angeleiteten, individuell zugeschnittenen Trainingsaufbau<br />

ist. Im Circus Maximus kennt jeder Coach jedes<br />

Mitglied – inklusive potenzieller Einschränkungen,<br />

Zielen <strong>und</strong> Ansprüchen. „Nur so garantieren wir<br />

ein sinnvoll aufge<strong>baut</strong>es, effektives Programm, von dem<br />

jeder etwas mitnehmen kann“, sagt Stefanie Winter.<br />

Jeder Kurs wird von zwei Coaches begleitet. Regelmäßig<br />

setzt setzen <strong>sich</strong> alle Trainer zusammen <strong>und</strong><br />

besprechen die jeweiligen Entwicklungen.<br />

Nebeneffekt ist eine vertraute, fast schon familiäre<br />

Atmosphäre. Ein Großteil der, im Circus Maximus<br />

trainierenden CrossFitter kommt seit Jahren, viele<br />

drei, vier, fünf Mal die Woche. Man kennt <strong>sich</strong>, man<br />

schätzt <strong>sich</strong>, man teilt die gemeinsame Leidenschaft.<br />

„Die Gruppe hat einen unglaublich motivierenden Effekt!“,<br />

erklärt Cem, „Natürlich arbeitet jeder gewissermaßen<br />

'für <strong>sich</strong>' – das Gruppengefühl, die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

ist aber da <strong>und</strong> eigentlich auch immer spürbar. Wir<br />

trainieren mit- nicht gegeneinander.“<br />

Während <strong>sich</strong> manch Normalsterblicher ange<strong>sich</strong>ts<br />

dieser Selbstdisziplin unweigerlich fragt, war<strong>um</strong> <strong>sich</strong><br />

Menschen so etwas antuen, waren Steffi <strong>und</strong> Cem<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Sind Sie schon<br />

PATE<br />

im KICKERS-<br />

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Helfen Sie mit, das Kickers-<br />

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OFFENBACH<br />

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CossFit von Beginn an verfallen. Für sie ist es Job<br />

<strong>und</strong> Hobby gleichermaßen. Nach dem Sportstudi<strong>um</strong><br />

in Frankfurt arbeiteten beide als Personal Trainer in<br />

etablierten Fitnessstudios. Als es dann dar<strong>um</strong> ging,<br />

was Eigenes hochzuziehen, war schnell klar, dass es<br />

eine Crossfit-Box sein sollte. Der Anspruch, sieben<br />

Tage die Woche ein maximal effektives <strong>und</strong> vor allem<br />

professionell begleitetes Training anbieten zu<br />

können, ist heute der selbe wie vor acht Jahren.<br />

Wer <strong>sich</strong> also traut, die eigenen Grenzen auszutesten<br />

oder einfach nur mal wissen will, wozu der eigene<br />

Körper nach ein paar professionell betreuten Trainingsmonaten<br />

so alles fähig ist, der besuche doch<br />

einfach mal das wöchentliche Probetraining im Circus<br />

Maximus. Ein neue sportliche wie körperliche<br />

Erfahrung auf höchstem Niveau ist auf jedem Fall<br />

garantiert...<br />

Denise Freidank<br />

CrossFit Circus Maximus<br />

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www.crossfitcircusmaximus.de<br />

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51


MUT&LIEBE / TIPP<br />

der herbst wird beerenrot<br />

<strong>und</strong> petrolgrün<br />

Wilhelmsplatz 12<br />

D-63065 <strong>Offenbach</strong><br />

Fon: 069 883333<br />

Fax: 069 885040<br />

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auch ‚heiße Schere‘<br />

TELEFON 0 69 / 86 00 45 55<br />

Wir versuchen noch der sommerlichen Hitze<br />

zu trotzen, da denkt Jutta Jäger schon an Herbst<br />

<strong>und</strong> Winter. Und der kommt in den schönsten<br />

Farben: Flauschige Decken <strong>und</strong> Schals in Cassis<br />

oder in den Farben des Meeres schmücken<br />

bereits jetzt die Fenster von 4 Zimmer & Garten<br />

– nur aus den besten Naturmaterialien versteht<br />

<strong>sich</strong>.<br />

Ein Jahr ist es nun her, seitdem sie den Laden in<br />

der Bleichstraße, an der Südseite des Wilhelmsplatzes,<br />

übernommen hat <strong>und</strong> mit viel <strong>Liebe</strong> ihr<br />

Sortiment führt.<br />

Für das Vertrauen <strong>und</strong> die Treue, die ihr K<strong>und</strong>en<br />

entgegenbringen, möchte sie <strong>sich</strong> herzlich<br />

bedanken. Im Laden setzt sie hauptsächlich auf<br />

nachhaltige Heim-Accessoires, wertige Kleinmöbel<br />

aus alten Hölzern, farbenfrohes Geschirr <strong>und</strong><br />

kompetente Beratung. Dabei legt sie Wert darauf,<br />

dass ihre hübschen Dinge aus kleinen Manufakturen<br />

aus Europa oder sogar aus <strong>Offenbach</strong><br />

kommen. Besonders wichtig ist ihr, dass Kinderspielzeug<br />

aus guten <strong>und</strong> unschädlichen Materialien<br />

gemacht ist.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / TIPP /<br />

Daneben gibt es originelle Karten <strong>und</strong> handgeschöpftes<br />

Geschenkpapier. Wer <strong>sich</strong> bei den Farben<br />

<strong>und</strong> dem gewünschten Ambiente in den eigenen<br />

Rä<strong>um</strong>en un<strong>sich</strong>er ist, den besucht sie auch gern.<br />

Dann kann man vor Ort ausprobieren, was zu was<br />

passt. Eine hübsche Vase an einem bestimmten<br />

Platz kann einen fre<strong>und</strong>lichen Akzent setzen <strong>und</strong><br />

schon ist es wohnlicher. „Besonders in diesen un<strong>sich</strong>eren<br />

Zeiten ist den Menschen ihr Zuhause wichtig.<br />

Dort soll es gemütlich <strong>und</strong> kuschelig sein <strong>und</strong> nicht<br />

mehr so cool <strong>und</strong> schlicht wie noch vor ein paar<br />

Jahren“, beschreibt sie den gegenwärtigen Einrichtungstrend.<br />

Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

4 Zimmer & Garten<br />

Bleichstraße 43, OF<br />

Di. / Do. / F.: 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Sa.: 9.00 bis 14.00 Uhr<br />

© Fotos: Ingrid Walter<br />

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DEKORATIVES UND AUSSERGEWÖHNLICHES<br />

GEÖFFNET:<br />

Dienstag / Donnerstag / Freitag: 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Samstag: 9.00 bis 14.00 Uhr<br />

1 Jahr 4 Zimmer & Garten!<br />

Vielen Dank für Ihre Treue <strong>und</strong> Unterstützung in dieser neuen Zeit!<br />

BLEICHSTRASSE 43 • OFFENBACH • TEL. 069 3535 8862<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

53


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

sei einzigartig!<br />

cocon design<br />

Sabine Henry ist wieder <strong>Offenbach</strong>erin. Im Mai<br />

ergab <strong>sich</strong> die Gelegenheit, im Hinterhof der Taunusstraße<br />

47 mit ihrem Atelier “cocon.design” einzuziehen.<br />

Dass der Vermieter dann auch noch eine<br />

bezahlbare Wohnung frei hatte, konnte die gelernte<br />

Damenschneiderin ka<strong>um</strong> fassen.<br />

Ihre Gr<strong>und</strong>schulzeit verbrachte Sabine Henry an der<br />

Eichendorffschule, danach zog die Familie in den<br />

Taunus. Die Stadt am Main blieb in guter Erinnerung<br />

Schon als Kind wollte Sabine Schneiderin werden<br />

<strong>und</strong> hat <strong>sich</strong> diesen Tra<strong>um</strong> nach der Mittleren Reife<br />

in einem Atelier im Frankfurter Mittelweg erfüllt. Danach<br />

folgten viele Jahre, in denen sie nicht nur vier<br />

Kinder groß zog, sondern in verschiedenen Branchen<br />

Erfahrungen sammelte, Kreativkurse in Oberursel<br />

gab <strong>und</strong> Brautkleider entwarf.<br />

Vor 10 Jahren meldete sie dann “cocon.design” als<br />

Gewerbe an. Der Name des Labels beschreibt Kleidung<br />

als eine Art “schützende Hülle”. Damals gab<br />

es noch die Verkaufsplattform “Dawanda”, erste Designmärkte<br />

kamen dazu. Zweimal nahm sie mit ihrer<br />

ausgefallenen Mode an der “Homemade Fair” im<br />

Lokschuppen (ehemalig HAFEN 2) teil, aus der vor<br />

sieben Jahren die Designfachvermietung “Etagerie”<br />

entstand.<br />

“Ich finde es klasse, dass ich hier gelandet bin. Der Umzug<br />

mitten im Lockdown war etwas schräg, aber ich bin<br />

super von der Hausgemeinschaft <strong>und</strong> meiner Atelier<br />

Partnerin, der Buchbinderin Anke Schmidts-Schopper,<br />

aufgenommen worden. Ich fühle mich sehr wohl, meine<br />

Tochter lebt hier, <strong>und</strong> ich mag die Designer- <strong>und</strong> Kreativ<br />

Community in <strong>Offenbach</strong>. Außerdem sind nur ein<br />

paar Schritte bis zur Etagerie." erzählt Sabine Henry.<br />

"Ich erinnere mich gut an die erste Besprechung in den<br />

noch leeren Etagerie-Rä<strong>um</strong>en. Seitdem präsentiere ich<br />

dort meine Kollektion <strong>und</strong> nutze diesen schönen Ort für<br />

Nähkurse. Unvergesslich der erste Kurs: Ein Teilnehmer<br />

mit einer knallroten Nähmaschine hat Schmucksäckchen<br />

für seine Frau angefertigt. Es gab in den weiteren<br />

Jahren aber auch mehrfach ältere Nähmaschinen, deren<br />

Motor abrauchte, <strong>und</strong> einige Teilnehmerinnen sind<br />

enge Fre<strong>und</strong>e geworden.”<br />

Wirtschaftlich ist Corona für die Designerin eine große<br />

Herausforderung. Von den geplanten acht Kreativmärkten<br />

bis Ende des Jahres findet lediglich der<br />

<strong>Offenbach</strong>er Künstlermarkt auf dem Wilhelmsplatz<br />

statt. Wenigstens finden, nach der coronabedingten<br />

Pause, wieder Nähkurse in der Etagerie statt (siehe<br />

Link unten).<br />

Besonders nachgefragt sind der Einsteigerkurs “Nähmaschinenführerschein”,<br />

Upcycling <strong>und</strong> der Doppelgängerkurs,<br />

in dem geliebte Kleidungsstücke nachgeschneidert<br />

werden. “Die Etagerie-Rä<strong>um</strong>e sind groß,<br />

da können wir gut Abstand halten. Ich hoffe, dass wir<br />

jetzt wieder mehr Kurse anbieten können.”<br />

Auf “Bernard lädt ein” am 2. Adventssamstag freut <strong>sich</strong><br />

Sabine Henry schon. Außerdem plant sie einmal monatlich<br />

eine “Offene Werkstatt”. Interessenten können<br />

gerne einen persönlichen Termin vereinbaren.<br />

www.cocon.design.de<br />

www.nähkurse-offenbach.de<br />

© Sabine Henry, Cocon Design<br />

54<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / PROJEKT /<br />

Kinder Fahrrad Korso<br />

für klein <strong>und</strong> groß<br />

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Kinder<br />

Tag<br />

Treffpunkt<br />

Büsingpark<br />

So. 20.09.<br />

15 Uhr<br />

Wir fahren ca. 1 St<strong>und</strong>e lang 5 km weit<br />

mit einer kleinen Pause, quer durch<br />

<strong>Offenbach</strong> auf den großen Straßen.<br />

Die Polizei begleitet uns <strong>und</strong> passt auf<br />

uns auf. Bringt eure Eltern,<br />

Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, Tanten,<br />

Onkel <strong>und</strong> Großeltern mit. Alle dürfen<br />

dabei sein, wir fahren langsam z<strong>um</strong><br />

Ziel, Spielplatz Büsingpark<br />

Nur mit<br />

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SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

55


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

bevor die kunsttage ausfallen,<br />

lassen wir uns etwas einfallen!<br />

unglaublich, aber wahr:<br />

wir finden statt!<br />

bunt, modern <strong>und</strong> vielfältiger<br />

als zuvor<br />

positive nachrichten aus r<strong>um</strong>penheim<br />

von mia pelenco<br />

Alljährlich finden in der dritten Septemberwoche<br />

die R<strong>um</strong>penheimer Kunsttage statt. Unsere Vorbereitungen<br />

im KUNST.ORT.RUMPENHEIM e.V. liefen<br />

schon lange auf Hochtouren, frei nach dem Motto<br />

„Nach den Kunsttagen ist vor den Kunsttagen“ – als<br />

wir im März durch die Corona-Pandemie eine Vollbremsung<br />

hinlegten. Zuerst dachten wir, nachdem<br />

sogar das gigantische Oktoberfest in München abgesagt<br />

wurde, dass wir dann auch chancenlos dastehen<br />

würden. Nach vielen Gesprächen mit Künstler*innen,<br />

mit der Stadt <strong>Offenbach</strong>, dem Kulturamt kamen wir<br />

immer mehr in die „Trotzdem“-Haltung.<br />

Not macht erfinderisch <strong>und</strong> treibt Ideen <strong>und</strong> Projekte<br />

gewaltig an. Wir starteten das Designprojekt „Webseite“,<br />

<strong>um</strong> eine gute Plattform für unsere INTERAKTI-<br />

VE Idee zu bieten. Und <strong>um</strong> alles in eine gemeinsame<br />

neue Form zu bringen, gingen wir ein Jahr früher als<br />

geplant das Designprojekt „Print“ an. Alles entwickelte<br />

<strong>sich</strong> in ungeheurem Tempo: Diskussionen, Designvorschläge,<br />

Web-Ideen per Videokonferenz. Die aktuell<br />

neu geschaffene Plattform des Kunst.Ort.R<strong>um</strong>penheim<br />

e.V. geht auch mit den R<strong>um</strong>penheimer Kunsttagen<br />

neu gestaltet ins Web:<br />

www.r<strong>um</strong>penheimer-kunsttage.de<br />

Dort sind alle diesjährigen Teilnehmer*innen zu finden.<br />

Und da der Auftritt im Worldwideweb bekanntlich<br />

grenzenlos ist, überschreiten wir mit den R<strong>um</strong>penheimer<br />

Kunsttagen <strong>2020</strong> alle bisher regionalen<br />

Grenzen.<br />

Das Ergebnis steht, <strong>und</strong> wir können nun im modernen<br />

Gewand starten: Über 40 Künstler*innen sind am<br />

Kunsttage-Wochenende „live <strong>und</strong> interaktiv“ zu erreichen,<br />

zu sprechen <strong>und</strong> zu sehen! Kommunikation<br />

ist alles: Wir sind <strong>sich</strong>tbar. Diese Präsenz ist für alle,<br />

56<br />

deren Beruf die Kunst ist, überlebensnotwendig. Also<br />

entschieden wir uns für einen kleinen, feinen RUND-<br />

GANG durch die ansässigen Werkstätten <strong>und</strong> Ateliers.<br />

live_r<strong>und</strong>gang: Die Besucher*innen können an 12<br />

Stationen 20 Kunstschaffende unterschiedlichster<br />

Kunstrichtungen besuchen. Es gelten die Hygiene<strong>und</strong><br />

Abstandsregeln, die alle Kunst-Orte selbstverantwortlich<br />

durchführen werden!<br />

Ab diesem Jahr sind sogar zwei ganz neue Ateliers<br />

mit dabei: Franziska Männche, Schmuckdesign <strong>und</strong><br />

Wiltrud Mohilo, L<strong>um</strong>inalistische Malerei. Matthias<br />

Block lässt seine temporäre Lichtinstallationskunst<br />

„Zeitreise“ wiederaufleuchten – anlässlich des Jubilä<strong>um</strong>s<br />

unseres Kunst-Ortes „1250 Jahre R<strong>um</strong>penheim“.<br />

Das Angebot ist unglaublich breit gefächert! Am besten<br />

nimmt man <strong>sich</strong> wieder einen Kunsttage-Flyer<br />

zur Hand mit Ortsplan <strong>und</strong> allen verzeichneten<br />

Kunst-Orten.<br />

Zuerst einmal werden wir den diesjährigen Preisträger<br />

des RUMPENHEIMER.KUNST.PREIS Lutz Kirchner<br />

aus Kassel feiern. Er erhält als erster Künstler des von<br />

der Familie Männche gestifteten Kunstpreises die<br />

DIANA. Unserem Wahrzeichen vor der Schlosskirche<br />

gewidmet, die Göttin der Jagd, die auch ohne Bogen<br />

ihre Pfeile wie Ideen durch die Luft wirbelt, so wie<br />

wir auf der Jagd nach Inspiration <strong>und</strong> guter Kunst.<br />

Seine preisgekrönte Arbeit „Sandy“ wird auf der Webseite<br />

der Kunsttage unter „Kunstpreis“ zu sehen sein.<br />

Die Ausschreibung bezieht <strong>sich</strong> ausschließlich auf<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


die Rä<strong>um</strong>e der Schlosskirche. Die geplante Installation seiner Arbeit<br />

musste jetzt wegen des begrenzten Zugangs der Schlosskirche auf eine<br />

digitale Präsentation ausweichen. Auf der Webseite kann man das Objekt<br />

im spannenden Prozess der Vergänglichkeit begleiten.<br />

interaktiv_web: zu den gewohnten Kunsttage-R<strong>und</strong>gang-Zeiten von<br />

12.00 bis 19.00 Uhr: Auf jeder Webseite der Künstler*innen sind die<br />

Kommunikationsmittel, mit denen Sie in Kontakt treten können aufgelistet,<br />

Handyn<strong>um</strong>mern hinterlegt, alle Möglichkeiten für das Social Networking,<br />

z<strong>um</strong> Stöbern im Web, z<strong>um</strong> direkten Gespräch mit einer/einem<br />

Teilnehmer/in Ihrer Wahl.<br />

ArtTalk: Eine nicht ganz ernst gemeinte, aber durchaus lehrreiche „Gebrauchsanleitung<br />

für die unfallfreie Kommunikation mit Künstlern“ von<br />

Thomas Möller auf Basis einer Idee von Dana Sitar nimmt die Hemmschwelle,<br />

mit den Künstler*innen in Kontakt zu treten: „ […] Was ist also<br />

das Geheimnis für eine unfallfreie Kommunikation mit Künstlern? Ganz<br />

einfach: Sie müssen sie nur auf die richtige Weise ansprechen. Ehrliche<br />

Fragen stellen. Echtes Interesse zeigen. Wir sind überzeugt: Sie können<br />

das! Und weil Sie jemand sind, der es wirklich wissen möchte, gibt es<br />

bei unserem ArtTalk gleich zwei Wege, die Künstler der R<strong>um</strong>penheimer<br />

Kunsttage anzusprechen. Entweder Sie schicken eine Nachricht über<br />

das ArtTalk-Mailfenster. Oder Sie rufen über eine unserer Leitungen die<br />

ArtTalk-Hotline an – <strong>und</strong> geraten dann an denjenigen oder diejenige,<br />

die gerade freiwillig Telefondienst macht. Anrufen ist vermutlich noch<br />

spannender, aber auch die etwas größere Herausforderung (für beide<br />

Seiten). Also: Seien Sie mutig. Hier geht es schließlich <strong>um</strong> Kunst. In<br />

R<strong>um</strong>penheim. […]. “<br />

Der Aufführungsort in der Schlosskirche bleibt leider für große Veranstaltungen<br />

weiterhin geschlossen. Deshalb findet das spannende<br />

RAHMENPROGRAMM an beiden Kunsttagen stattdessen virtuell statt.<br />

R<strong>um</strong>penheimer<br />

Kunsttage <strong>2020</strong><br />

18., 19., 20. Sept.<br />

• FREITAG, 18.9. / 19.00 Uhr<br />

Verleihung der „DIANA“<br />

Schirmherr der R<strong>um</strong>penheimer Kunsttage<br />

OB Dr. Felix Schwenke übergibt<br />

R<strong>um</strong>penheimer.Kunst.Preis <strong>2020</strong> an den<br />

Bildhauer Lutz Kirchner. (Aus Pandemiegründen<br />

leider nicht-öffentlich.)<br />

• SAMSTAG & SONNTAG, 19. + 20.9.<br />

12.00 bis 19.00 Uhr<br />

Die aktuell neu geschaffene Plattform des<br />

KUNST.ORT.RUMPENHEIM e.V. geht ins<br />

Web: www.r<strong>um</strong>penheimer-kunsttage.de<br />

interaktiv_web: über 40 Künstler*innen<br />

sind am 19. & 20. September online zu<br />

erreichen von 12.00 bis 19.00 Uhr.<br />

ArtTalk: per Telefon oder E-Mail<br />

live_r<strong>und</strong>gang: 12 Stationen in R<strong>um</strong>penheim<br />

öffnen ihre Ateliers & Werkstätten,<br />

zusammen mit Gast-Künstler*innen<br />

präsentieren 20 Kunstschaffende ihre<br />

neuesten Werke.<br />

Es gelten die aktuellen Hygiene- <strong>und</strong><br />

Abstandsregeln<br />

Infos: www.r<strong>um</strong>penheimer-kunsttage.de<br />

© R<strong>um</strong>penheimer Kunsttage<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

57


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

endlich wieder spielen!<br />

das ensemble THEATERATELIER 14H<br />

mit familienvorstellungen im capitol<br />

Samstag, 26. September „Ich <strong>und</strong> Du“<br />

Sonntag, 01. November „Die zweite Prinzessin“<br />

Beginn: jeweils 15.00 Uhr, Einlass: 14.30 Uhr, Eintritt: 7,- Euro.<br />

Karten nur im Vorverkauf. (Tel.: 0160-96709669 oder E-Mail:<br />

dasensemble@theateratelier.info) Für ein Hygiene-Konzept<br />

ist selbstverständlich gesorgt.<br />

Capitol Theater OF, Goethestraße 1-5<br />

Infos unter www.theateratelier.info<br />

Ensemble Theateratelier 14 H © Jochen Anderle<br />

Am Samstag, den 26. September zeigt das Ensemble<br />

Theateratelier 14H im „Kleinen <strong>Offenbach</strong>er Kultursalon“<br />

(Max Dienemann Saal/Univers<strong>um</strong>) im Capitol<br />

das Stück „Ich <strong>und</strong> Du“ von Ingeborg von Zadow.<br />

Thematisch zur Corona-Pandemie passend, geht es<br />

in der Geschichte <strong>um</strong> zwei unterschiedliche Figuren,<br />

die miteinander in Konflikt geraten, denn die eine ist<br />

zu leichtsinnig <strong>und</strong> die andere überängstlich. Altersempfehlung<br />

ab 5 Jahren.<br />

In der eigenen Theaterspielstätte von Projekt Bleichstraße<br />

14H können aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Hygiene<strong>und</strong><br />

Abstandsregeln momentan leider keine Veranstaltungen<br />

stattfinden. Der alternative Spielort ist<br />

so eine Möglichkeit für das Ensemble, Ulrike Happel<br />

<strong>und</strong> Sabine Scholz, ihrem Publik<strong>um</strong>, Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> Kindern, wieder Theatervorstellungen zu bieten.<br />

Am Sonntag, den 01. November zeigen wir das Kindertheaterstück<br />

„Die zweite Prinzessin“ nach dem<br />

Bilderbuch „The Second Princess“ für Kinder ab 4 Jahren.<br />

Unterstützt wird das Projekt vom Amt für Kultur<strong>und</strong><br />

Sportmanagement, den Stadtwerken <strong>Offenbach</strong>,<br />

der Bürgerstiftung <strong>und</strong> den Fre<strong>und</strong>en des Capitol<br />

Theaters <strong>Offenbach</strong> e.V.<br />

Spenden willkommen!<br />

Die ersten Sorgen <strong>um</strong> den Erhalt der Spielstätte konnten<br />

Dank der Unterstützung des Notfallfonds der Stadt <strong>Offenbach</strong>,<br />

dem Amt für Kultur- <strong>und</strong> Sportmanagement, privaten<br />

UnterstützerInnen <strong>und</strong> anderen Organisationen gemildert<br />

werden. Aktuell besteht immer noch ein Spendenaufruf<br />

unter www.offenbach.de/future-of-culture<br />

Oder direkt an:<br />

Projekt Bleichstraße 14 H e.V./ Städtische Sparkasse<br />

<strong>Offenbach</strong>, IBAN: DE88 5055 0020 0012 0038 70<br />

Neben den o.a. Spielterminen ist seit dem Lockdown<br />

im März, der das Ensemble mitten in den Proben zu<br />

einem neuen Stück traf, vieles inner- <strong>und</strong> außerhalb<br />

des Theaterateliers passiert. Nach dem ersten Schock<br />

über die verhinderte Premiere von „SCHÖPFUNG –<br />

Geschichten UM die WELT“ am 22. März wurden statt<br />

Dä<strong>um</strong>chen Videos gedreht, z.B. die „Kuhrona“, die auch<br />

<strong>und</strong> gerade in Zeiten von Corona auf zu engen Kontakt<br />

verzichtet <strong>und</strong> <strong>sich</strong> anderweitig nützlich machen will.<br />

Auch für das erwachsene Publik<strong>um</strong> wurden neue<br />

Dichtungen in Zeiten von Corona aufgenommen <strong>und</strong><br />

auf die Homepage gestellt. Daneben fanden noch<br />

zwei einwöchige Ferienkurse in Kooperation mit<br />

dem Klingspor Muse<strong>um</strong> für Kinder im Alter von 8<br />

bis 12 Jahren, unter dem Motto „Was ein Müll! Neue<br />

Mode aus Verpackungsmaterial“ statt.<br />

(Die beiden kostenfreien Workshops wurden mit B<strong>und</strong>esmitteln<br />

aus „Kultur macht stark, Bündnisse für Bildung“<br />

über die BJK – B<strong>und</strong>esvereinigung für kulturelle Kinder<strong>und</strong><br />

Jugendbildung e.V. mit der Förderung „Künste öffnen<br />

Welten“ finanziert.)<br />

Brandneu ist „Picknick am Grünen“, ein Walkakt zweier<br />

außergewöhnlichen Damen, die es schaffen im urbanen<br />

Ra<strong>um</strong> ein tra<strong>um</strong>haftes Sommerbild entstehen<br />

zu lassen.<br />

© Ensemble Theateratelier 14 H<br />

58


MUT&LIEBE / TIPP /<br />

<strong>Liebe</strong> Fre<strong>und</strong>e,<br />

wir haben so ne Lust mit Euch im Filmklubb, drinnen<br />

oder draußen die Atmosphäre zu genießen, <strong>und</strong> unser<br />

aller Seelen zu verwöhnen. Es ist jedes Mal klasse mit<br />

Euch!<br />

Aber diese Zeiten sind eine echte Herausforderung.<br />

Jetzt schon Programm bis November zu machen hat<br />

mir immer Spaß gemacht, doch die Ungewissheit, was<br />

dürfen wir, wie sind die Zahlen, keiner von den Künstlern<br />

will <strong>sich</strong> festlegen, jeder ist vor<strong>sich</strong>tig. Es ist eine<br />

Katastrophe! Flyer drucken, Graphik gestalten, Filmrechte<br />

anfordern - alles wieder wegwerfen. Gerade<br />

jetzt können wir nur flexibel entscheiden <strong>und</strong> deshalb<br />

am besten kurzfristig. Es ist am <strong>um</strong>weltfre<strong>und</strong>lichsten<br />

<strong>und</strong> geht am einfachsten über den Newsletter.<br />

Also wer informiert sein will über das aktuelle Programm<br />

– was läuft <strong>und</strong> was nicht: Schaut in den<br />

Newsletter <strong>und</strong> seid immer direkt am Geschehen.<br />

Anmeldung unter nic@filmklubb.de<br />

Hier ist ein Auszug aus unserem Programm<br />

(unter Vorbehalt):<br />

Aufgr<strong>und</strong> begrenzter Teilnehmerzahlen, bitten wir<br />

euch, euch zeitig anz<strong>um</strong>elden. Karten aus früheren<br />

Veranstaltungen können jederzeit eingelöst werden,<br />

bitte nur mit Voranmeldung.<br />

04. Sept. Die Verhessung der Welt - im Büsing Palais<br />

11. Sept. Die Lesebühne ihres Vertrauens<br />

© Julia Finkernagel<br />

09. Okt. Vorpremiere von Julia Finkernagels<br />

neuem Buch 'Immer wieder Ostwärts'<br />

im Büsing Palais<br />

Zur Buchmesse:<br />

14. Okt. Buchpremiere von Julia Finkernagels<br />

neuem Buch 'Immer wieder Ostwärts'<br />

Wie man in der Transsibirischen Eisenbahn<br />

duscht, ohne seekrank zu werden...<br />

im Büsing Palais<br />

15. Okt. Film, mit anschließender Diskussion<br />

Ho, Being There von Thomas Lüchinger<br />

24. Okt. Film: Master Cheng in Pohjanjoki<br />

29. Okt. Cinema & Cena mit Ida<br />

31. Okt. Accoustic jazzy soul mit Moon<br />

01. Nov. Frankfurt liest ein Buch: Das Mädchen<br />

Rosemarie Film von 1958,<br />

Lesung aus dem Buch von Erich Kuby,<br />

mit Christoph Pütthoff<br />

20. Nov. Cinema & Cena mit Ida<br />

Und noch viele Filme mehr … lasst euch überraschen<br />

...in <strong>Liebe</strong> eure Nic<br />

www.filmklubb.de<br />

SAMSTAG:<br />

10-14 UHR<br />

12. Sept. Lindenberg! mach dein Ding<br />

18. Sept. Barton Fink auf der Hotelterrasse des<br />

Sheraton<br />

24. Sept. Film: WorldTaxi<br />

25. Sept. Cinema & Cena mit Ida<br />

02. Okt. Zorro – Mit Filmsynchrongenie<br />

Ralph Turnheim<br />

weiterhin TANTE JOSÉS LADEN<br />

Portugiesische Spezialitäten <strong>und</strong> Schätze:<br />

Samstags von 10.00 – 14.00 Uhr<br />

Nic, José & die Tanten vom Filmklubb,<br />

Isenburgring <strong>36</strong>, Hinterhof, 63069 <strong>Offenbach</strong><br />

Bestellungen an<br />

nic@filmklubb.de • www.filmklubb.de<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong> 59


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

die besten<br />

geschichten<br />

beginnen mit<br />

MUT...<br />

Was passiert, wenn eine Quereinsteigerin aus<br />

Versehen beim Fernsehen landet <strong>und</strong> eine<br />

Reise-Sendung machen soll?<br />

Sie packt den Rucksack! Die Filmemacherin <strong>und</strong> Buchautorin<br />

Julia Finkernagel hat knapp fünfzig Reisefilme für die TV-Reihe „Ostwärts“ gedreht (zu sehen<br />

in den 3. Programmen der ARD). Ihr gleichnamiges erstes Buch über die Begegnungen<br />

unterwegs <strong>und</strong> die mitunter skurrilen Dreharbeiten zwischen Osteuropa <strong>und</strong> Zentralasien<br />

wurde prompt z<strong>um</strong> Spiegel-Bestseller.<br />

Ende Februar <strong>2020</strong> war die <strong>Offenbach</strong>erin nun wieder auf Drehreise. Mit Neugier <strong>und</strong><br />

H<strong>um</strong>or hat sie die vielfältigen Kategorien der Transsibirischen Eisenbahn erk<strong>und</strong>et <strong>und</strong><br />

ist mit verschiedenen Zügen von Moskau bis z<strong>um</strong> Baikalsee gefahren – mal wie die Einheimischen<br />

im Sammelschlafwagen, aber auch durchaus stilecht wie eine Zarin. Begleitet<br />

von einem gewitzten Russen stieg sie ab <strong>und</strong> zu aus: <strong>um</strong> das Leben im russischen Winter zu<br />

erk<strong>und</strong>en, Dörfer im Ural zu besuchen, die Grenze von Europa nach Asien zu überschreiten,<br />

Sibiriens Weite zu erleben, <strong>und</strong> <strong>um</strong> schließlich selig-lächelnd bäuchlings auf dem Baikalsee<br />

durchs Eis zu starren. Die dabei entstandene TV-Reportage wird in der Weihnachtszeit<br />

im HR <strong>und</strong> im MDR ausgestrahlt (sowie in der ARD-Mediathek).<br />

Wie man in der Transsibirischen Eisenbahn duscht, ohne seekrank zu werden...<br />

Auf der Reise durch Russland schrammte Julia Finkernagel übrigens nur haarscharf am<br />

Lockdown vorbei. Zurück in <strong>Offenbach</strong> nutze sie die Corona-Kontaktsperre, <strong>um</strong> ihr zweites<br />

Buch zu schreiben: „Immer wieder Ostwärts“ kommt am 15. Oktober heraus.<br />

© Fotos: Julia Finkernagel<br />

60


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

Julia Finkernagel<br />

Immer wieder Ostwärts<br />

Oder wie man in der Transsibirischen<br />

Eisenbahn duscht, ohne seekrank zu<br />

werden<br />

Knesebeck Verlag,<br />

erscheint am 15. Oktober <strong>2020</strong><br />

Gewitzt <strong>und</strong> selbstironisch erzählt die Journalistin darin von<br />

neuen Reiseabenteuern zwischen hier <strong>und</strong> Sibirien. Das tut sie<br />

aber nicht nur in ihren TV-Reportagen <strong>und</strong> Büchern, sondern<br />

auch live auf der Bühne!<br />

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse gibt Julia Finkernagel<br />

mehrere Auftritte in <strong>Offenbach</strong>, bei denen sie liest, erzählt, Bilder<br />

<strong>und</strong> Filmausschnitte zeigt.<br />

Buchpremiere <strong>und</strong> Lesungen<br />

in <strong>Offenbach</strong><br />

„Immer wieder Ostwärts“<br />

09. Oktober: Büsing Palais, Herrnstr. 82<br />

14. Oktober: Filmklubb <strong>Offenbach</strong>, Isenburgring <strong>36</strong><br />

Einlass 19.00 Uhr, Programm 20.00 Uhr<br />

Bitte anmelden: www.frankfurtticket.de oder<br />

nic@filmklubb.de (Alle Termine unter Corona-Vorbehalt.)<br />

Im neuen Buch pendelt die Kompassnadel!<br />

Zuerst geht es nordostwärts ins Baltik<strong>um</strong>:<br />

In Litauen trifft Julia Finkernagel ein<br />

»Wolfskind« <strong>und</strong> erhält Audienz bei einem<br />

schrägen Präsidenten. In Lettland steigt sie<br />

in die Tiefen dunkler sowjetischer Geheimnisse<br />

hinab <strong>und</strong> verliert <strong>um</strong> ein Haar das<br />

gedrehte Material (sowie ihren Verstand).<br />

In Estland wird sie trotz der etwas eigenen<br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft beinahe auf einer Insel<br />

eingebürgert. Südostwärts in Montenegro<br />

muss die Autorin einsehen, dass Nichtraucher<br />

auch mal draußen bleiben müssen,<br />

<strong>und</strong> als sie schließlich frostwärts mit der<br />

Transsib am Baikalsee ankommt, erfährt<br />

sie was es bedeutet, einen Drink »auf Eis«<br />

serviert zu bekommen.<br />

Ein h<strong>um</strong>orvolles <strong>und</strong> berührendes Buch<br />

über die ungeplanten Erlebnisse auf Reisen,<br />

über Fremde, die zu Fre<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> Pannen,<br />

die zu Stories werden. Und ein Buch vom<br />

Staunen <strong>und</strong> Schmunzeln – über die anderen,<br />

aber vor allem über <strong>sich</strong> selbst.<br />

© Fotos: Julia Finkernagel<br />

<br />

KARIN MÜLLER<br />

Senefelder Str. 15 | <strong>Offenbach</strong> | Tel.: 069/269 103 78<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo. Di. Do. Fr.: 9.00 – 13.00 <strong>und</strong> 15.00 – 18.00 uhr<br />

Mi. <strong>und</strong> Sa.: 9.00 – 13.00 uhr<br />

61


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

als künstler muss man intuitiv bleiben –<br />

dominik schmitt in der<br />

galerie thomas hühsam<br />

© Dominik Schmitt<br />

„Unsere gegenwärtige Situation ist auch für die Malerei <strong>und</strong> für mich eine Zeit des Umbruchs <strong>und</strong><br />

der Umorientierung“, sagt Dominik Schmitt, einer der aufstrebenden jungen Künstler Deutschlands.<br />

Für den September organisiert Thomas Hühsam eine Einzelausstellung mit ihm, die die<br />

Vielfältigkeit seines Werks zeigt. Die <strong>Offenbach</strong>er Galerie feiert in diesem Jahr ihr 30jähriges<br />

Jubilä<strong>um</strong> <strong>und</strong> vertritt deutsche Künstler von internationalem Rang. Thomas Hühsam war überhaupt<br />

der erste, der 2014 eine erste vollständige Ausstellung mit dem Ausnahmetalent gewagt<br />

hat – <strong>und</strong> der <strong>Mut</strong> wurde belohnt. Inzwischen werden die Bilder von Dominik Schmitt international<br />

gehandelt <strong>und</strong> er hat Sammler in Israel, Österreich, Russland, Spanien, in der Schweiz<br />

<strong>und</strong> in den USA.<br />

62 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

AUSSTELLUNG<br />

Dominik Schmitt:<br />

status quo vadis in veritas<br />

ananas<br />

Eröffnung: Sa., 5. Sept. <strong>2020</strong>, 19.00 Uhr,<br />

Galerie Thomas Hühsam<br />

Frankfurter Str. 61, <strong>Offenbach</strong><br />

vom 7. Sept. bis 7. Okt. <strong>2020</strong><br />

Öffnungszeiten nach Vereinbarung.<br />

Ebenfalls im September vom<br />

2. bis z<strong>um</strong> 7.9. sind Schmitts Werke in Southhampton<br />

(USA), Hamptons Art Fair (in diesem<br />

Jahr wegen Corona virtuell).<br />

Vom 9.10. bis z<strong>um</strong> 22.11.<strong>2020</strong> zeigt der<br />

Kunstverein Villa Streccius in Landau eine<br />

<strong>um</strong>fassende Werkschau mit dem Titel „LIEBE“.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.dominik-schmitt.com<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Schaut man die neuen Werke von Dominik Schmitt<br />

an, so fällt auf, dass sie trotz Detailreicht<strong>um</strong> luftiger<br />

wirken, den zentralen Motiven Landschaft, Himmel<br />

oder monochrome Freirä<strong>um</strong>e geben. „Das Schöne ist,<br />

dass es in der Kunst keine Regeln gibt <strong>und</strong> so darf ich<br />

mich auch verändern. Der Überfrachtung, die zu einer<br />

Art Markenzeichen meiner Bilder geworden ist, bleibe<br />

ich dennoch treu“, erklärt er. Die Arbeiten von Dominik<br />

Schmitt sind rätselhafte Universen, die den Betrachter<br />

mit einem Detail ins Bild ziehen. Die Protagonisten<br />

seiner Welten, Menschen <strong>und</strong> Tiere lassen uns tief<br />

blicken, bis in ihr Innerstes. Herz <strong>und</strong> Nieren werden<br />

freigelegt <strong>und</strong> offenbaren die Verletzlichkeit unseres<br />

Seins, die wir selbst oft vergessen.<br />

So werden unsere Augen in dem für die Ausstellung<br />

titelgebenden Werk „status quo vadis in veritas ananas“<br />

magisch von dem kleinen Wörtchen „ich“ angezogen,<br />

das wie in einer Träne zwischen den beiden<br />

Menschenwesen im Bild erscheint. Woher kommt<br />

dieses Ich <strong>und</strong> wohin geht es? Diese Frage glimmt<br />

bereits in dem ironisch-kryptischen Titel auf <strong>und</strong><br />

stellt gleichzeitig auch die Frage nach der Entwicklung<br />

der eigenen Kunst. Insgesamt spielt das Ich<br />

eine zentrale Rolle bei Dominik Schmitt, denn es ist<br />

soviel mehr als das, was man von außen sehen kann.<br />

Folglich sind auch seine Figuren ambivalent: Ein<br />

Pferd mit einem menschlichen Arm, mit Heiligenschein<br />

aus einem Kreissägeblatt auf dem gespaltenen<br />

Schädel, erscheint als Herrscher einer alptra<strong>um</strong>haften<br />

Welt. Links ein Mann scheinbar in Seitenlage<br />

schlafend. Weiter unten ein Hermaphrodit, ein Zwitterwesen<br />

aus Frau <strong>und</strong> Mann mit Vogelkopf, Brüsten<br />

<strong>und</strong> Penis. Darunter Tapetenmuster, Libellen, vielleicht<br />

ein Tisch, auf dem uns dieses Durcheinander<br />

von Leibern serviert wird.<br />

In dem titelgebenden <strong>und</strong> in anderen neuen Bildern<br />

erreicht Dominik Schmitt durch die Verwendung neuer<br />

Airbrush-Techniken <strong>und</strong> -Farben eine zusätzliche Dimensionalität,<br />

die seinen Werken mehr Tiefe gibt <strong>und</strong><br />

sie noch geheimnisvoller macht. Unter jeder Schicht<br />

könnte <strong>sich</strong> noch eine Botschaft verbergen, die zart<br />

hindurch schimmert <strong>und</strong> von längst Vergangenem<br />

erzählt, ähnlich der menschlichen Erinnerung, in der<br />

<strong>sich</strong> die Zeitebenen überlagern. Als ebenfalls neuer<br />

Aspekt ist eine Landschaft eingebettet, wie man sie<br />

in biblischen Darstellungen der Renaissance-Zeit<br />

findet. Bei Dominik Schmitt jedoch scheint die Land-<br />

63


MUT&LIEBE / KUNSTWERK /<br />

schaft vom Zahn der Zeit gezeichnet,<br />

die Bä<strong>um</strong>e sind dürr<br />

<strong>und</strong> tragen kein grünes Kleid.<br />

Ebenso wie manche Details,<br />

beispielsweise die Insekten, die<br />

die lebensgroßen Figuren <strong>um</strong>geben,<br />

atmet die Landschaft<br />

eine Art Endzeitstimmung aus<br />

oder scheint einer tra<strong>um</strong>haften<br />

Szenerie zu entspringen. Dominik<br />

Schmitt selbst möchte das<br />

Geheimnis seiner Bilder nicht<br />

zu tief durchdringen <strong>und</strong> erklären.<br />

„Unterm Strich läuft alles<br />

auf die Frage hinaus, war<strong>um</strong> ich<br />

so bin wie ich bin, aber ich versuche,<br />

nicht soviel von meinen<br />

eigenen Arbeiten zu verstehen.<br />

Als Künstler muss man intuitiv<br />

bleiben“, sagt Dominik Schmitt.<br />

Die Dinge kommen von selbst<br />

<strong>und</strong> die Bilder seien dem Denken<br />

oft einen Schritt voraus.<br />

Der menschliche Körper ist für<br />

ihn auch ein faszinierender Mechanismus,<br />

der alles Mögliche<br />

aufnimmt <strong>und</strong> das, was er nicht<br />

braucht, absondert.<br />

Die vielen Details, die alle rätselhaft sind, aber dennoch<br />

eine fabelhafte Symbiose ergeben, machen die<br />

Faszination von Dominik Schmitts Bildwelten aus. Sie<br />

entstehen in einer Mischtechnik, bei der Schmitt zunächst<br />

die Leinwand mit Papier, z<strong>um</strong> Teil einzelnen<br />

Schnipseln beklebt, dann mit Acrylfarbe <strong>und</strong> Wasser,<br />

Ölfarbe, Stiften <strong>und</strong> Kreiden, Airbrush <strong>und</strong> Kleister behandelt.<br />

Seine Vielseitigkeit spiegelt <strong>sich</strong> in seinem gesamten<br />

künstlerischen Schaffen wider. So ist Dominik Schmitt<br />

nicht nur als Maler <strong>und</strong> Zeichner hervorgetreten, sondern<br />

auch mit filmischen Arbeiten, Plastiken, Installationen,<br />

Musik <strong>und</strong> Lyrik. 1983 in Neustadt an der Wein-<br />

© Dominik Schmitt<br />

straße geboren, erhielt der Künstler bereits mehrere<br />

Auszeichnungen. Arbeiten von Schmitt waren bereits<br />

im Pariser Grand Palais, auf Messen in Miami, New<br />

York oder Palm Beach, auf der Nord-Art oder etwa der<br />

Berlinischen Galerie zu sehen.<br />

Galerist Thomas Hühsam hat das Ausnahmetalent des<br />

jungen Künstlers früh erkannt <strong>und</strong> stetig ermutigt. Im<br />

September zeigt der <strong>Offenbach</strong>er Galerist ca. fünfzehn<br />

Werke in unterschiedlichen Formaten, darunter auch<br />

zwei beeindruckend großformatige mit einer Höhe<br />

von 2,50 Metern.<br />

Ingrid Walter, walter-wortware.de<br />

64 SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / TIPP /<br />

vorhang auf im<br />

capitol theater<br />

„kleiner offenbacher<br />

kultursalon“<br />

© Lisa Beins<br />

Live-Auftritte zu Corona-Zeiten? Das Capitol<br />

Theater in <strong>Offenbach</strong> macht es mit Unterstützung<br />

der Stadtwerke <strong>Offenbach</strong> möglich.<br />

Der „Kleine <strong>Offenbach</strong>er Kultursalon“ bietet<br />

noch bis Oktober <strong>2020</strong> ein buntes Programm:<br />

von Magie bis Movie, von Märchen bis Krimi,<br />

von Pop bis postfaktisch.<br />

So erhalten Freiberufler*innen im Musik-, Theater-<br />

<strong>und</strong> Kulturbereich eine Bühne, die derzeit ka<strong>um</strong><br />

Auftritts- <strong>und</strong> somit Einnahmemöglichkeiten haben.<br />

Ihnen stellt das Capitol seinen Max-Dienemann-Saal,<br />

auch Univers<strong>um</strong> genannt, mit einer festen Ausstattung<br />

kostenfrei zur Verfügung. Zweiersofas <strong>und</strong> -sessel<br />

schaffen eine gemütliche Salon-Atmosphäre, zudem<br />

gibt es Getränke <strong>und</strong> Snacks.<br />

Der kleine historische Saal im Obergeschoss der<br />

ehemaligen Synagoge bietet eine gewölbte Decke,<br />

hohe Fenster, eine kleine Szenenfläche sowie<br />

fast 160 Quadratmeter Fläche <strong>und</strong> einen eigenen<br />

(nicht barrierefreien) Zugang. Die Auftretenden im<br />

Kultursalon organisieren den Ticketverkauf jeweils<br />

eigenständig <strong>und</strong> behalten alle Einnahmen daraus.<br />

Vorübergehend gilt in <strong>Offenbach</strong> wieder die<br />

CAPITOL Theater <strong>Offenbach</strong>, Goethestraße 1 – 5<br />

Weitere Infos unter www.capitol-online.de<br />

Bitte beachten Sie auch die aktuellen Corona-Hinweise auf<br />

www.offenbach.de.<br />

SEPTEMBER<br />

Fr, 04.09.20 / 20.00<br />

R<strong>um</strong>penheimer Kultur e.V. –<br />

Jeanine Vahldiek Band<br />

„Gute Laune Tour“<br />

Sa, 05.09.20 / 20.00<br />

Christian Elias Korber<br />

„Dunkelrot <strong>2020</strong> – I can’t breathe”<br />

- Eine Mischung aus Improvisation<br />

<strong>und</strong> geprobtem Theater<br />

So, 06.09.20 / 20.00<br />

Bernd Köstering & Christane Stiller<br />

„Überraschende Krimivariationen“<br />

Lesung<br />

Do, 10.09.20 / 20.00<br />

THE SLAGS „30 Jahre Himmel,<br />

Hölle <strong>und</strong> alles dazwischen –<br />

ein wildes, musikalisches Leben“<br />

Fr, 11.09.20 / 18.30 & 21.00<br />

Walk-a-Tones<br />

So, 13.09.20 / 20.00<br />

Bastian Korff & Florian Ludewig<br />

„Knallzucker“ - PopKabarett<br />

Fr., 18.09.20 / 20.00<br />

Felix Römer & Julian Heun<br />

Poetry Slam<br />

Sa, 19.09.20 / 20.00<br />

Mara Kochendörfer & Anna Maria<br />

Barth „S<strong>um</strong>mervibes“<br />

So, 20.09.20 / 20.00<br />

Ensemble Cienia<br />

Holzbläserquartett des Capitol<br />

Symphonie Orchesters<br />

Do, 24.09.20 / 20.00<br />

Duo Concertante<br />

“Mozart <strong>und</strong> Tango” Geigenduett<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

Fr, 25.09.20 / 20.00<br />

t-ra<strong>um</strong> „Von Gaunern <strong>und</strong><br />

anderen Galgenvögeln ein<br />

Abend mit Bertolt Brecht“<br />

Sa, 26.09.20 / 20.00<br />

Das ensemble THEATERATELIER 14H<br />

„Du <strong>und</strong> Ich“ Kindertheater<br />

So, 27.09.20 / 20.00<br />

Dr. Harry Keaton „Magie, Hirnakrobatik<br />

<strong>und</strong> H<strong>um</strong>or“<br />

OKTOBER<br />

Sa, 03. +10.10., Fr. 16.10.20<br />

jeweils 20.00<br />

t-ra<strong>um</strong> „Alles Klärchen?“<br />

von <strong>und</strong> mit Sarah C. Ba<strong>um</strong>ann<br />

Mi, 21.+ Do. 22.10.20 / 20.00<br />

„Con Piano“ Klavierkonzert<br />

Fr, 23.10.20 / 20.00<br />

„Con Piano“ Klavierkonzert<br />

Sa, 30.10.20 / 20.00<br />

t-ra<strong>um</strong> „Johan von Po entdeckt<br />

Amerika“<br />

Sa, 31.10.20 / 20.00<br />

R<strong>um</strong>penheimer Kultur e.V. –<br />

Duo Mimikry - Visual Comedy<br />

NOVEMBER<br />

So, 01.11.20 / 15.00<br />

Das ensemble THEATERATELIER 14H<br />

„Die zweite Prinzessin“<br />

Kindertheater<br />

65


MUT&LIEBE / GOURMET /<br />

Fünf-Quadratmeter-Regel, somit sind 31 Plätze<br />

verfügbar. Ansonsten dürfen 44 Besucher*innen<br />

die Veranstaltungen genießen.<br />

Ob Rock-Pop oder Klassik, Lesungen, Comedy<br />

oder Kindertheater: Für alle Generationen <strong>und</strong><br />

jeden Geschmack ist etwas dabei. Auf dem Programm<br />

stehen unter anderem Movie Songs, Poetry<br />

Slams <strong>und</strong> groteske Gesänge, One-Woman-<br />

Shows <strong>und</strong> die Walk-a-Tones, die unglaublichen<br />

Leistungen von Super-Hirn Dr. Harry Keaton <strong>und</strong><br />

eine Leiche, die genau auf der Grenze zwischen<br />

<strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong> Frankfurt liegt. Auch Mitwirkende<br />

des Capitol Symphonie Orchesters wie die<br />

Cellistin Mara Kochendörfer <strong>und</strong> die Violinistin<br />

Anna Maria Barth bereichern das Programm.<br />

Wegen der großen Nachfrage von Künstler*innen<br />

wie Besucher*innen wird das Programm bis<br />

in den Oktober hinein erweitert <strong>und</strong> aktualisiert<br />

– so bleiben Live-Auftritte in <strong>Offenbach</strong> auch<br />

nach der Open Air-Saison ge<strong>sich</strong>ert. Für die freien<br />

Termine können <strong>sich</strong> Kulturschaffende über<br />

ein Online-Formular bewerben. Das Theater hält<br />

seine Ausgaben durch eigenes Personal <strong>und</strong><br />

studentische Aushilfen so gering wie möglich.<br />

Dennoch entstehen Zusatzkosten, insbesondere<br />

für die Einhaltung der Schutz- <strong>und</strong> Hygienemaßnahmen.<br />

Neben den Stadtwerken <strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong><br />

dem Amt für Kultur- <strong>und</strong> Sportmanagement sind<br />

weitere Sponsoren für noch mehr Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> eine Verlängerung bis Dezember willkommen.<br />

Hinweis: Die geltenden Hygiene- <strong>und</strong> Schutzmaßnahmen<br />

sind zu beachten, nur am Platz dürfen die<br />

M<strong>und</strong>-Nasenmasken abgenommen werden. Bitte<br />

keine Getränke mitbringen, dafür aber unbedingt den<br />

ausgefüllten Datenerfassungsbogen (z<strong>um</strong> Download<br />

auf der Homepage).<br />

Weitere Infos für Besucher*innen <strong>und</strong> Bewerber*innen<br />

sowie zu den Veranstaltungen unter<br />

www.capitol-online.de<br />

Bitte beachten Sie auch die aktuellen Corona-<br />

Hinweise auf www.offenbach.de.<br />

süßes aus<br />

dem netz<br />

www.kuchenbaecker.com<br />

<strong>Liebe</strong> Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Nur wer <strong>sich</strong> ändert, bleibt <strong>sich</strong> treu.<br />

Die Worte des Liedermachers Wolf Biermann passen wie<br />

die Faust aufs Auge zur neuen Ausgabe des <strong>Mut</strong>&<strong>Liebe</strong><br />

Magazins, welche Sie gerade in Händen halten. <strong>Offenbach</strong><br />

verändert <strong>sich</strong>, nicht allein durch Corona. Laufen<br />

wir heute über die Frankfurter Straße, blicken wir in<br />

Ge<strong>sich</strong>ter, die <strong>sich</strong> hinter einem M<strong>und</strong>-Nasen-Schutz<br />

verbergen. Eine Veränderung, die notwendig ist, <strong>um</strong> uns<br />

<strong>und</strong> andere zu schützen. Daher an dieser Stelle ein Dank<br />

von mir an Sie, dass Sie die Hygienemaßnahmen unserer<br />

Stadt verinnerlicht haben <strong>und</strong> mittragen.<br />

Auch das Ge<strong>sich</strong>t unserer Stadt nimmt eine andere Gestalt<br />

an. Der Wandel hat vor Jahren schon begonnen <strong>und</strong><br />

wird in Zukunft unaufhaltsam weitergehen. Wer hätte<br />

gedacht, dass das Hafenviertel ein überaus begehrtes<br />

Wohnviertel werden würde, als der erste Spatenstich<br />

getan war? Genauso wird es vermutlich sein, wenn die<br />

Bau- <strong>und</strong> Umbauarbeiten des Goethe Quartiers <strong>und</strong> des<br />

neuen Kaiserlei beendet sind. Brache Flächen <strong>und</strong> verwaiste<br />

Bausünden aus den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren verschwinden<br />

aus dem Stadtbild werden durch Bauwerke<br />

moderner Baukunst ersetzt. Das ist eine Veränderung,<br />

die mir gefällt. Es begeistert mich, dass <strong>Offenbach</strong> sein<br />

(an mancher Stelle) schmuddeliges Kleidchen abstreift<br />

<strong>und</strong> <strong>sich</strong> herausputzt. Für alteingesessene <strong>Offenbach</strong>er<br />

<strong>und</strong> ihre Gäste. Die Modernisierung der S-Bahn Haltestelle<br />

Marktplatz <strong>und</strong> der Beginn der Sanierung des<br />

Toys-R-Us Gebäudes sind ein wichtiger, notwendiger<br />

Schritt, die Attraktivität unserer Innenstadt zu steigern.<br />

Denn die Innenstadt ist in der Regel ein Aushängeschild.<br />

Ich bin gespannt, was <strong>sich</strong> noch so tut in <strong>und</strong> <strong>um</strong><br />

unser Offebach. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht.<br />

Auch die Jahreszeit verändert <strong>sich</strong>, der Herbst steht vor<br />

der Tür. Passend dazu serviere ich Ihnen einen leckeren<br />

Riesling Guglhupf. Alle, die keinen Wein mögen, ersetzen<br />

den Riesling einfach durch hellen Traubensaft <strong>und</strong><br />

können den Kuchen alkoholfrei genießen.<br />

Bis z<strong>um</strong> nächsten Mal<br />

Ihr Kuchenbäcker Tobias Müller<br />

66


MUT&LIEBE / GOURMET /<br />

•••• Zutaten ••••<br />

Für den Tarte Boden<br />

320g Mehl Typ 405 • 350g Zucker • 35g Maisstärke<br />

• 1 Pck Backpulver • 1 Pck Vanillezucker • 1 TL Salz<br />

• 1 TL Muskat gemahlen • 4 Eier Größe M<br />

• 160ml Olivenöl • 160ml Weißwein / Riesling<br />

Glasur<br />

100g weiße Kuvertüre • 25g Kokosfett<br />

Material<br />

eine 22er Guglhupf Form • Fett für die Form<br />

Semmelbrösel oder Mehl für die Form<br />

Riesling Gugelhupf<br />

•••• so geht‘s ••••<br />

Eine 22er Guglhupf Form fetten <strong>und</strong> mit Semmelbröseln<br />

oder Mehl bestäuben. Beiseite stellen.<br />

Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen.<br />

Mehl, Zucker, Maisstärke, Backpulver, Vanillezucker,<br />

Salz <strong>und</strong> Muskat in einer großen Schüssel<br />

vermischen. Beiseite stellen.<br />

Die Eier zusammen mit dem Olivenöl <strong>und</strong> dem<br />

Wein in eine separate Schüssel geben <strong>und</strong> mit<br />

einem Schneebesen verquirlen.<br />

Flüssige Zutaten zur Mehlmischung gießen <strong>und</strong><br />

mit einem Teigschaber verrühren, bis <strong>sich</strong> alle<br />

Zutaten vermengt haben.<br />

Teig in die Guglhupf Form füllen <strong>und</strong> auf der<br />

mittleren Schiene für 55 Min. backen. Guglhupf<br />

zehn Minuten in der Form auskühlen lassen, auf ein<br />

Kuchengitter stürzen <strong>und</strong> erkalten lassen.<br />

Schokolade zusammen mit dem Kokosfett<br />

schmelzen lassen <strong>und</strong> über den Kuchen gießen.<br />

Wer keinen Wein mag, kann auch hellen Traubensaft<br />

nehmen.<br />

Buchtipp: Das Gewicht der Worte<br />

von Pascal Mercier<br />

Roman Hanser <strong>2020</strong><br />

572 Seiten, 26,- €<br />

ISBN 978-3-446-26569-1<br />

16 Jahre sind seit Nachtzug nach<br />

Lissabon ins Land gegangen.<br />

Nun hat der Schweizer Philosoph<br />

<strong>und</strong> Schriftsteller mit bürgerlichem Namen Peter Bieri<br />

einen neuen Roman vorgelegt. Wie schon im Nachtzug<br />

nach Lissabon ist der Hauptakteur mit der Kunst der<br />

Sprache, den Worten <strong>und</strong> dem, was sie uns sagen oder<br />

auch nicht, liiert.<br />

Simon Layland, schon als Kind von Sprachen faszinierter<br />

Übersetzer von Literatur, wird durch eine Fehldiagnose für<br />

72 Tage aus seiner beschaulichen Existenz gerissen <strong>und</strong><br />

erwägt, seine Zeit nicht bis z<strong>um</strong> Ende ertragen zu wollen.<br />

Die Wende: Alles ein Irrt<strong>um</strong>, eine furchtbare Verwechslung.<br />

Doch Layland hat für <strong>sich</strong> Entscheidungen getroffen, <strong>und</strong><br />

da er nun vor einem Neubeginn steht, reflektiert er sein<br />

erstes <strong>und</strong> sein neues, geliehenes Leben, grübelt über Gott<br />

<strong>und</strong> die Welt <strong>und</strong> vor allem über die Worte, die ihm, der<br />

doch von Worten lebt, manchmal nicht mehr genug sind.<br />

Mercier spinnt für den reisenden, tagträ<strong>um</strong>enden, schlaflosen<br />

Layland Handlungsstränge aus Betrachtungen über<br />

Familie, Bücher, Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind. In schönen Wortbildern<br />

verwebt er alles zu einem schön erzählten Roman, melancholisch,<br />

manchmal sentimental, mit vielen philosophischen<br />

Einsprengseln über Zeit, Geschichte <strong>und</strong> das Leben<br />

an <strong>sich</strong>.<br />

Thomas Lemnitzer<br />

67


MUT&LIEBE / INFO /<br />

PREMIERENLESUNG<br />

Ingrid Walter präsentiert<br />

Kurzprosa-Band<br />

„Porträts einer<br />

Frau“<br />

Die <strong>Offenbach</strong>er Autorin<br />

Ingrid Walter („<strong>Offenbach</strong><br />

zu Fuß“, Eine ungeplante<br />

Reise nach Wien, „<strong>Offenbach</strong>er<br />

Einladung“) hat<br />

ein neues Buch fertiggestellt.<br />

Diesmal ist es ein<br />

Band mit Kurzgeschichten<br />

<strong>und</strong> Erzählungen, die uns sowohl nach<br />

<strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong> Frankfurt als auch in die große Welt<br />

nach Frankreich, Italien, Kalifornien, Indien, Griechenland<br />

<strong>und</strong> Österreich führen. Dort werden Frauen unterschiedlichen<br />

Alters mit überraschenden Gegebenheiten<br />

<strong>und</strong> <strong>sich</strong> selbst konfrontiert.<br />

Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Bin ich die, die ich<br />

sein möchte, sein könnte? Das sind Fragen, die <strong>sich</strong><br />

die weiblichen Hauptfiguren in dem Erzählungsband<br />

„Porträts einer Frau stellen“. Die Protagonistinnen<br />

sind auf der Suche nach <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft,<br />

nach der eigenen Vergangenheit, nach ihrer Rolle<br />

in der Welt. Sie denken, sie handeln, sie lachen, sie<br />

lieben. Sie sind Töchter, Mütter, Ehefrauen, Singlefrauen,<br />

Zeitzeuginnen, Leserinnen. Sie sind mutig, geliebt<br />

oder auch überrascht vom Leben <strong>und</strong> seinen Weggabelungen.<br />

Sie sind ein Spiegel mit vielen Facetten,<br />

haben Ecken <strong>und</strong> Kurven <strong>und</strong> jede einzelne hat ihre<br />

Geschichte.<br />

Ingrid Walter fängt in jeder ihrer Kurzgeschichten<br />

das Wesentliche ihrer Figuren ein. Sie porträtiert sie<br />

dabei mal wie einen Abriss mit Kohlestift, mal sanft<br />

in Pastell, dann wieder in kräftigen Ölfarben. In der<br />

Gesamtheit entsteht so eine Sammlung von Frauenfiguren,<br />

die das zwiespältige Rollenverständnis der<br />

Frau in der Gesellschaft bis heute thematisiert <strong>und</strong><br />

infrage stellt. Das Buch erscheint im September <strong>2020</strong><br />

im Salsa-Verlag, Göttingen.<br />

Premierelesung mit Ingrid Walter<br />

10. Sept., 19.30 Uhr, Stadtbibliothek, Herrnstr. 84<br />

Bitte reservieren Sie rechtzeitig ein Ticket. Die Veranstaltung<br />

wird unter Einhaltung der Hygienevorschriften stattfinden.<br />

Weitere Infos unter: www.offenbach.de/bildung/stadtbibliothek/veranstaltungskalender<br />

68<br />

FOTOAUSSTELLUNG IM WAGGON<br />

Eisenbahn-Erinnerungen<br />

Dampfloks verkehren schon lange nicht mehr auf <strong>Offenbach</strong>s<br />

Hafenbahn. Geblieben ist der Waggon auf<br />

dem jetzt „Kulturgleis“. Zur Route der Industriekultur<br />

präsentiert der Waggon „Eisenbahn-Erinnerungen“:<br />

Peter Menne photographierte Dampfloks in England,<br />

der Schweiz – <strong>und</strong> die letzte Dampflok, die auf den<br />

Hafengleisen gefahren ist!<br />

Die Dampflok ist das Symbol der industriellen Revolution.<br />

Sie verbreitete <strong>sich</strong> zugleich mit den Fabriken.<br />

Heute ist sie – wie viele Fabriken <strong>und</strong> ihre Arbeiter –<br />

verschw<strong>und</strong>en. Peter Menne zeigt im Waggon Photographien,<br />

die Geschichten von Verfall <strong>und</strong> Umnutzung<br />

erzählen.<br />

Am Samstag erzählt die Initiative HBFOF von der Bedeutung<br />

des Hauptbahnhofs für die Industriekultur<br />

<strong>Offenbach</strong>s. Zuvor gibt es den Spaziergang „Hafen <strong>Offenbach</strong><br />

– vom Industriehafen z<strong>um</strong> urbanen Wohnquartier“<br />

mit Stadtarchivar Vicente Such-Garcia über<br />

den Waggon z<strong>um</strong> Hafenkran <strong>und</strong> zurück. Am Sonntag<br />

ist die Finissage mit dem Künstler Peter Menne.<br />

Waggon Kulturgleis Main (Höhe HfG)<br />

Fr. / Sa. / So. 11. – 13. Sept., 16.00 – 21.00,<br />

Fotoausstellung von Peter Menne im<br />

Rahmen der Route der Industriekultur<br />

Sa. 12. Sept.: 13.00: Spaziergang „Hafen <strong>Offenbach</strong><br />

– vom Industriehafen z<strong>um</strong> urbanen Wohnquartier“<br />

mit Stadtarchivar Vicente Such-Garcia<br />

Haus der Stadtgeschichte<br />

16.00: Initiative HBFOF: Die Bedeutung des<br />

Hauptbahnhofs für die Industriekultur<br />

<strong>Offenbach</strong>s<br />

So. 13. Sept., ab 16.00: Finissage<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

© Peter Menne


MUT&LIEBE / INFO /<br />

HOTELFILME IM SHERATON<br />

Sommer-Open–Air-Kino<br />

mitten in der Stadt: BARTON FINK<br />

Der Filmklubb <strong>und</strong> Ida Todisco präsentieren gemeinsam<br />

mit dem Sheraton <strong>Offenbach</strong> Open-Air-Kino auf<br />

der Hotel-Terrasse. Unter dem <strong>Offenbach</strong>er Sternenhimmel<br />

können die Zuschauer*innen die Abenteuer<br />

eines Drehbuchautors in einem bizarren New Yorker<br />

Hotel miterleben.<br />

18. Sept., Sheraton Hotel, auf der Terrasse<br />

Beginn: 19 Uhr, Snacks & Getränke<br />

Barton Fink (1991, Regie: Joel Coen, Ethan Coen)<br />

Filmstart: bei Anbruch der Dunkelheit, bei Regen<br />

im Hotel. Vorverkaufsstellen: Buchladen am Markt<br />

& filmklubb (nic@filmklubb.de)<br />

Keine Abendkasse! Karten: 12,- €<br />

Aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Situation kann es zu einer Verschiebung<br />

des Termins kommen.<br />

FOTOAUSSTELLUNG<br />

IM STADTTEILKIOSK<br />

<strong>Offenbach</strong>er Spaziergänge 2<br />

Nach dem Erfolg der Foto-Ausstellung im Frühjahr<br />

haben Chrstoph Schrief <strong>und</strong> Manfred Menzel mit Andreas<br />

Gräbner einen dritten Mitstreiter dazu gewonnen.<br />

Alle drei zeigen Teil 2 ihrer <strong>Offenbach</strong>er Spaziergänge<br />

im Stadtteilkiosk. Auch vor dem Kiosk sollen Fotografien<br />

an Stellwänden präsentiert werden, wenn das<br />

Wetter mitspielt. Einlass nur mit Maske.<br />

Stadtteilkiosk, Bismarckstr. 118, Fußgängertunnel<br />

19. Sept. – 24. Okt., Fr. 17–19 / Sa. 12–16 Uhr<br />

Vernissage Sa. 19. Sept., 11–15 Uhr<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

BOK Galerie im Kulturkarrée<br />

Kirchgasse 27-29, OF | Tel.: 0171 2842234<br />

www.b<strong>und</strong>-offenbacher-kuenstler.de<br />

Do. + Fr. 16.00 – 19.00, Sa. 11.00 – 15.00 Uhr<br />

04.09. – 19.09., Vernissage: Do.,3.9., 19.00 Uhr<br />

wann fällt der nächste schnee?<br />

Bonifer | Mühl: Diskurs<br />

Petra Maria Mühl <strong>und</strong> Hagen Bonifer betrachten <strong>sich</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Kunstwerke. Sie lassen diese stellvertretend<br />

in einem Art Kammerspiel in Dialog treten, mit überraschenden<br />

Paarbildungen.<br />

Hintergr<strong>und</strong>bild: Caroline Bachmann: UNIVERSUM 2,<br />

140x120 cm, Acryl auf Leinwand, 2019<br />

Skulptur: Brigitte Gutwerk: Lichtwandler, Alabaster,<br />

2019, 80 x 65 x 20 cm | © Brigitte Gutwerk <strong>2020</strong><br />

© Foto: Karl Lotz, <strong>2020</strong><br />

09.10. – 24.10., Vernissage: Do. 08.10., 19.00 Uhr<br />

Das Leichte <strong>und</strong> das Schwere<br />

Caroline Bachmann Papierarbeiten, Malerei,<br />

Zeichnung <strong>und</strong> Brigitte Gutwerk Steinbildhauerei<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

13. – 28. 11., Vernissage: Do. 12. 11., 19.00 Uhr<br />

Der Schemen II<br />

Barbara Bux Bleistiftzeichnungen <strong>und</strong><br />

Daniel Scheffel Malerei <strong>und</strong> Collagen<br />

Die Ausstellung findet im Rahmen des Kooperationsprojekts<br />

13/16 B<strong>und</strong> <strong>Offenbach</strong>er Künstler <strong>und</strong><br />

EULENGASSE statt.<br />

69


06.09.<strong>2020</strong>, 11.00 Uhr, Wilhelmsplatz, OF<br />

Künstlermarkt <strong>Offenbach</strong><br />

Am ersten Sonntag im September stellen in der Zeit von 11:00<br />

bis 18:00 Uhr Kunstschaffende <strong>und</strong> Kreative aus Stadt, Kreis <strong>und</strong><br />

Region <strong>Offenbach</strong> ihre Arbeiten auf dem Wilhelmsplatz aus. Der<br />

Künstlermarkt zählt mittlerweile zur festen Größe der Szene <strong>und</strong><br />

ist ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie.<br />

Die Palette der ausgestellten Objekte reicht von Acryl-Malerei,<br />

Filzhüten, hölzernen Gewürzmühlen, Gartenkunst, Keramikarbeiten<br />

über Skulpturen, Malerei <strong>und</strong> Metallkunst bis hin zu Porzellanarbeiten,<br />

Taschen <strong>und</strong> Schals.<br />

Für Kinder gibt es ein tolles Mitmachprogramm der Jugendkunstschule.<br />

Für kulinarischen Genuss sorgt die am Wilhelmsplatz ansässige<br />

Gastronomie. Zutritt nur mit Maske. Bitte Abstand halten.<br />

www.offenbach.de/veranstaltungen<br />

10.09.<strong>2020</strong> / Übertragung online<br />

Off-Topic - Online-Konferenz über<br />

Musik- <strong>und</strong> Clubkultur<br />

Wie kann es mit der Musik- <strong>und</strong> Clubkultur im Rhein-Main Gebiet<br />

weitergehen? Wie lässt <strong>sich</strong> mit Musik Geld verdienen? Was tun<br />

gegen Verdrängung der Clublandschaft? Und wie kann die Kulturförderung<br />

der Zukunft aussehen? Diesen <strong>und</strong> weiteren Fragen widmet<br />

<strong>sich</strong> die digitale Konferenz „Off-Topic“, die am 10. September<br />

online übertragen wird. Alle Panels, Speaker <strong>und</strong> Uhrzeiten gibt es<br />

unter www.offenbach.de/off-topic.<br />

© Aoki&Mats<strong>um</strong>oto<br />

OF<br />

stadt<br />

Sept/Okt/Nov<br />

infos<br />

01. – 11.10.<strong>2020</strong> / virtuell<br />

Kranlauf <strong>2020</strong> - „Da wo Du bist!“<br />

Die AIDS-Hilfe <strong>Offenbach</strong> <strong>und</strong> das städtische Sportmanagement<br />

laden z<strong>um</strong> „virtuellen“ Kranlauf <strong>2020</strong> ein. Alle Teilnehmenden<br />

laufen, skaten, wandern oder walken eine individuelle Strecke.<br />

Sie starten dort, wo sie sind: Zu Hause, im Büro, im Urlaub oder<br />

im Fitnessstudio auf dem Laufband. Danach wird die Strecke <strong>und</strong><br />

Zeit manuell auf der Homepage angeben. Die Benefizveranstaltung<br />

findet zu Gunsten der AIDS-Hilfe <strong>Offenbach</strong> statt.<br />

Anmeldung <strong>und</strong> Infos: www.kranlauf.de<br />

17./18.10.<strong>2020</strong>/ filmklubb, Isenburgring <strong>36</strong>, OF<br />

Bücherfest <strong>Offenbach</strong><br />

Das Bücherfest lädt auch in diesem Jahr wieder an zwei Tagen in<br />

den Filmklubb <strong>Offenbach</strong> ein. In gemütlicher Atmosphäre lesen Autorinnen<br />

<strong>und</strong> Autoren unter dem Motto „Krimi“ <strong>und</strong> „Herbstauslese“<br />

aus ihren Werken vor. Unter anderem mit dabei sind Leif Randt, Zoe<br />

Beck, Wolf Harlander <strong>und</strong> Olga Grjasnowa. Der Eintritt ist kostenlos.<br />

Die Teilnehmerzahl ist wegen Corona begrenzt. Anmeldung bis z<strong>um</strong><br />

16.10.<strong>2020</strong> (15 Uhr) über kultur@offenbach.de.<br />

www.offenbach.de/kultur<br />

www.filmklubb.de<br />

14.11. – 15.11.<strong>2020</strong>, Stadthalle OF<br />

Sa. 11.00 - 19.00 / So. 10. - 18.00 Uhr<br />

<strong>Offenbach</strong>er Sammelsuri<strong>um</strong><br />

<strong>Offenbach</strong>er Sammelsuri<strong>um</strong> – das ist der Kunst- <strong>und</strong> Handwerksmarkt<br />

mit dem besonderen Anspruch. Seit über 25 Jahren verzaubert<br />

das Sammelsuri<strong>um</strong> mit mehr als 160 Ausstellern seine Gäste.<br />

Dabei gibt es nicht nur fertige Waren zu sehen. Den Künstlern<br />

über die Schulter schauen zu können, das macht mit den Reiz des<br />

Marktes aus. Für alle Liebhaber angewandter Kunst oder Fans von<br />

individueller Mode, handgemachtem Schmuck <strong>und</strong> einfallsreicher<br />

Dekoration ist das <strong>Offenbach</strong>er Sammelsuri<strong>um</strong> schon lange ein fester<br />

Termin. www.offenbacher-sammelsuri<strong>um</strong>.de<br />

15.11.<strong>2020</strong>, 10.00 Uhr,<br />

Arbeiterwohlfahrt, Waldstr. 351, OF<br />

<strong>Offenbach</strong>er Behörden- <strong>und</strong> Volkswaldlauf<br />

Der „Behörden- <strong>und</strong> Volkswaldlauf“ wurde vor fast einem halben<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert ins Leben gerufen <strong>und</strong> ist inzwischen für alle Lauf- <strong>und</strong><br />

sogar Walking Begeisterte offen. Die 3 <strong>und</strong> 6 km lange Strecke, die<br />

zu 100% aus Waldwegen besteht, ist für alle offen. Start <strong>und</strong> Ziel<br />

sind am Uhrtürmchen vor den Gebäuden der AWO.<br />

Weitere Infos: www.behoerdenwaldlauf.de<br />

Bitte beachten: Alle Angaben unter Vorbehalt. Bedingt durch evt. neue Corona-Situationen<br />

können <strong>sich</strong> kurzfristig Änderungen ergeben. Termine <strong>und</strong> Veranstaltungen bitte aktuell<br />

erfragen.


HINWEIS: Alle Angaben unter Vorbehalt. Bedingt durch evt. neue<br />

Corona-Vorgaben können <strong>sich</strong> kurzfristig Änderungen ergeben.<br />

Termine <strong>und</strong> Veranstaltungen bitte aktuell erfragen.<br />

erleben<br />

W58 • Mehrgenerationen-Wohnhaus<br />

Weikertsblochstraße 58, <strong>Offenbach</strong> | Infos: juergen.heidi.platt@gmx.de<br />

So 20. Sept Sonntags-Café | 15.00<br />

Sa 26. Sept Open-Air-Konzert: Afroamerikanischer Lifestyle<br />

– Gospel, Pop <strong>und</strong> Soul mit Prince Boachie (Klavier) <strong>und</strong><br />

Naomie Ljebor (Gesang) Beitrag zur Interkulturellen Woche<br />

in <strong>Offenbach</strong><br />

So 18. Okt Sonntags-Café | 15.00<br />

So 15. Nov Sonntags-Café | 15.00<br />

Mi 25. Nov Repair-Café / Reparaturtreff<br />

Coronabedingte Änderungen sind möglich, evtl. auch begrenzte Teilnehmerzahlen <strong>und</strong>/<br />

oder schriftliche Vorabanmeldungen. Aktuelle Infos bitte erfragen.<br />

Frauen für <strong>Offenbach</strong>: Netzwerken in der aktuellen Zeit<br />

www.frauen-fuer-offenbach.de<br />

Leider können wir aus aktuellem Anlass keine Veranstaltungen anbieten. Aber<br />

wir vermissen Sie <strong>und</strong> möchten in der Pandemiezeit ein neues Format auf die<br />

Beine stellen, das es ermöglicht, die Corona-Richtlinien einzuhalten.<br />

„Zusammenkommen auf einen Kaffee, ein nettes Gespräch, einen kleinen<br />

Kunstgenuss, ein Spaziergang oder eine R<strong>und</strong>e Boule.“<br />

In unregelmäßigen Abständen wollen wir einen Anlaufpunkt im kleinen Kreis<br />

anbieten <strong>und</strong> gerne auch Ihre Vorschläge berück<strong>sich</strong>tigen. Schreiben Sie uns,<br />

wenn Sie etwas mit uns unternehmen möchten oder Ideen für ein kleines<br />

Treffen haben. Denn: Vorfreude ist die schönste Freude!<br />

https://www.frauen-fuer-offenbach.de/<br />

Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Netzwerkerin Margarete<br />

Rothe-Schwade für die kreative Gestaltung einer M<strong>und</strong>schutzmaske mit<br />

unserem Logo.<br />

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!<br />

Ihr Planungsteam Netzwerk Frauen für <strong>Offenbach</strong><br />

Ausstellung im KOMM<br />

CreativHaus <strong>Offenbach</strong> e.V., im KOMM Einkaufszentr<strong>um</strong>, Aliceplatz 11, OF<br />

01. – 30. Okt., Ra<strong>um</strong> 106, Mo. – Mi.: 15.00 – 18.00 Uhr, Do.: 16.00 – 20.00 Uhr<br />

Der Veren CreativHaus <strong>Offenbach</strong> präsentiert in seinem neuen Ra<strong>um</strong> im<br />

KOMM Einkaufszentr<strong>um</strong> Gemälde <strong>und</strong> Keramiken von Waltraud Meckel.<br />

Trotz Corona ist die 89jährige kreativ <strong>und</strong> künstlerisch tätig. Da sie auch<br />

Bücher schreibt, stellt sie während einer Lesung am 17. Oktober ihre Publikationen<br />

<strong>und</strong> ihre Lebensgeschichte vor.<br />

Weitere Information in der Tagespresse.<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

71


HINWEIS: Alle Angaben unter Vorbehalt. Bedingt durch evt. neue<br />

Corona-Vorgaben können <strong>sich</strong> kurzfristig Änderungen ergeben.<br />

Termine <strong>und</strong> Veranstaltungen bitte aktuell erfragen.<br />

erleben<br />

n Haus der Stadtgeschichte<br />

Di, Do, Fr: 10.00 – 17.00,<br />

Mi: 14.00 – 19.00<br />

Sa. u. So: 11.00 – 17.00, Eintritt: 2,50<br />

www.haus-der-stadtgeschichte.de<br />

Haus der Stadtgeschichte Herrnstr. 61, OF / AUSWAHL<br />

Die Ausstellungen des Druckerjahrs im Haus der Stadtgeschichte gehen weiter!<br />

FLACH - Von einem einzigen Stein – Eckhard Gehrmann<br />

Bis 13. Sept. / Finnissage: 13. Sept. Künstler <strong>und</strong> Kuratorin im Gespräch.<br />

Wir bitten <strong>um</strong> Anmeldung zu den Zeiten 14.00, 15.00 oder 16.00 Uhr an<br />

hds-terminplanung@offenbach.de oder 069/8065-2446. Der Eintritt ist frei.<br />

TIEF - Winterlandschaften – Dominik Gussmann<br />

27. Sept. – 22. Nov. / Vernissage: 27. Sept., 15.00 Uhr<br />

Wir bitten <strong>um</strong> Anmeldung zur Wunschzeit (Immer zur vollen St<strong>und</strong>e) an<br />

hds-terminplanung@offenbach.de oder 069/8065-2446. Der Eintritt ist frei.<br />

10. Okt., 15.00 Uhr »Hochdruck ohne Presse – Der mehrfarbige Linolschnitt«,<br />

Eintritt 5 €. Bitte anmelden (s.o.)<br />

Vortrag »Vom Grab in den Karton in die Vitrine« Vanessa Bär<br />

Mi., 14. Okt., 19.00 Uhr / 2,50 € Eintritt, Bitte anmelden (s.o.)<br />

© Einladung Eckhard Gehrmann,<br />

Haus der Stadtgeschichte<br />

Vortrag »Verliebt, verlobt, verloren– Lili Schönemann <strong>und</strong> Johann Wolfgang<br />

Goethe« Aninna Schubert<br />

Mi., 18. Nov., 19.00 Uhr / 2,50 € Eintritt, Bitte anmelden (s.o.)<br />

n DLM Deutsches Ledermuse<strong>um</strong><br />

www.ledermuse<strong>um</strong>.de<br />

Di. bis So.: 10.00 – 17.00<br />

Eintritt: 8,00 /erm.: 3,00<br />

DLM Deutsches Ledermuse<strong>um</strong> Frankfurter Str. 86, OF<br />

Zu sehen sind weiterhin die Ausstellungen LEDER.WELT.GESCHICHTE. <strong>und</strong><br />

STEP BY STEP: Schuh.Design im Wandel.<br />

STEP BY STEP: Schuh.Design im Wandel – verlängert bis 10. Januar 2021<br />

Wie entsteht ein Schuh? Woher kommt der Absatz? Antworten auf diese Fragen<br />

<strong>und</strong> vieles mehr bietet die Ausstellung anhand von ausgewählten Paaren<br />

aus den einzigartigen Beständen des DLM.<br />

© DLM, L. Brichta<br />

tierisch schön? – 3. Oktober bis 30. Mai 2021<br />

Tiere spielen seit Urzeiten eine wichtige Rolle – einerseits stellten sie eine<br />

Bedrohung für den Menschen dar, andererseits waren sie als Jagd- <strong>und</strong> Beutetiere<br />

existenziell. Einige dieser unterschiedlichen Ge<strong>sich</strong>tspunkte will die Ausstellung<br />

darstellen, analysieren <strong>und</strong> auch die eigene Sammlung kritisch in den<br />

Blick nehmen: Welche tierischen Rohstoffe wurden <strong>und</strong> werden von Menschen<br />

genutzt <strong>und</strong> wozu? Welche Rolle spielen die Einteilung von Tierarten in Nutz<strong>und</strong><br />

Haustier oder die den Tieren zugeschriebenen kulturellen Bedeutungen?<br />

Auch die Nachhaltigkeit des Materials Leder, insbesondere im Hinblick auf die<br />

Vermeidung von Plastikmüll wird untersucht.<br />

Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes Artentreffen entlang der S-Bahnlinie 8<br />

mit der Kunst- <strong>und</strong> Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim u. dem Nassauischen Kunstverein<br />

Wiesbaden. Artentreffen wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.<br />

FÜHRUNGEN (Auswahl, weitere Termine unter www.ledermuse<strong>um</strong>.de)<br />

Eintritt & Führung 10 €<br />

Die Führungen finden unter den vorgeschriebenen Abstands- <strong>und</strong> Hygienemaßnahmen<br />

statt. Max. 8 Personen. Bitte melden Sie <strong>sich</strong> im DLM unter Tel. 069 829798−0 oder<br />

info@ledermuse<strong>um</strong>.de an.<br />

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SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


HINWEIS: Alle Angaben unter Vorbehalt. Bedingt durch evt. neue<br />

Corona-Vorgaben können <strong>sich</strong> kurzfristig Änderungen ergeben.<br />

Termine <strong>und</strong> Veranstaltungen bitte aktuell erfragen.<br />

erleben<br />

So., 13. Sept., 15 Uhr: Der ökologische Schuhabdruck<br />

Wie nachhaltig sind Leder <strong>und</strong> seine Ersatzstoffe?<br />

Im Rahmen der Tage der Industriekultur Rhein-Main beleuchtet Dr. Inez<br />

Florschütz die Beziehung von Leder, Mensch <strong>und</strong> Umwelt.<br />

So., 20. Sept., 18.30 Uhr: Walk of Fame. Die großen Namen im Schuhdesign.<br />

U.a. Roger Vivier, Manolo Blahnik oder Jimmy Choo.<br />

So., 27. Sept., 15.00 Uhr Leder. Welt. Geschichte. — Eine Reise von <strong>Offenbach</strong><br />

in die Welt. Die Führung zeigt die außergewöhnlichen Schätze, die<br />

seit 1917 gesammelt wurden: Koptische Schuhe, Kindertragen der Comanchen,<br />

Parkas der Inuit, Krokodilledertaschen aus <strong>Offenbach</strong>er Produktion,<br />

Seidenstiefel der Kaiserin Sissi <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Jimmy Choo © DLM, M. Oezkilinc<br />

Gerne können Führungen bis zu 8 Personen auch individuell im DLM gebucht<br />

werden.<br />

n Klingspor-Muse<strong>um</strong><br />

Di, Do, Fr: 10.00 – 17.00 Uhr,<br />

Mi: 14.00 – 19.00 Uhr<br />

Sa <strong>und</strong> So: 11.00 – 18.00 Uhr<br />

2,50 erm.: 1,50 / Mi.: Eintritt frei<br />

Klingspor-Muse<strong>um</strong> Herrnstr. 80, OF, www.klingspor-muse<strong>um</strong>.de<br />

noch bis 13. Sept., Bedeckt <strong>und</strong> unbedeckt. Körper <strong>und</strong> Identität<br />

Drei künstlerische Positionen zeigen die Auseinandersetzung von Kleidung<br />

<strong>und</strong> Körperschmuck. Arbeiten von Sandra Heinz, Carola Willbrand, Alex Reinke<br />

Ausstellung „Die Stadt bemerken“ / Vernissage: Fr. 25. Sept., 19.00 Uhr<br />

Je größer die Stadt, je reicher die Stadt, desto mehr Menschen scheitern an ihr.<br />

Diese Erkenntnis hat seit Anfang des 20. Jhd. zunehmend Künstler*innen zur<br />

Stellungnahme in Wort <strong>und</strong> Bild getrieben. Barbara Fahrner beobachtet <strong>und</strong><br />

sammelt mit ihrem Werkkomplex EBENSO die Lebens<strong>um</strong>stände an prekären<br />

Orten. Ebenso findet sie das Leben in ihrer Umgebung vor – <strong>und</strong> hält es fest.<br />

EBENSO wird nun erstmals im Klingspor Muse<strong>um</strong> ausgestellt.<br />

Aspekte des Städtischen von Ernst Ludwig Kirchner, Frans Masereel <strong>und</strong> anderen<br />

Künstlern aus der Muse<strong>um</strong>s-Sammlung ergänzen die Ausstellung.<br />

FÜHRUNGEN UND VORTRÄGE<br />

(Auswahl, Infos & weitere Termine unter www.klingspormuse<strong>um</strong>.de)<br />

Alle Veranstaltungen finden gemäß der aktuellen Abstands- <strong>und</strong> Hygienevorschriften<br />

statt, wir bitten <strong>um</strong> telefonische Anmeldung 069 8065 2164<br />

So., 27. Sept., 13.00 Uhr, Führung durch die Ausstellung „Die Stadt bemerken“<br />

mit Dr. Stefan Soltek. Eintritt: 4 Euro<br />

Aus dem Buch „Your house is mine“ der<br />

Künstlergruppe Bullet. C Bullet<br />

Mi., 30. Sept., Vortrag: Lebensra<strong>um</strong> Stadt der Grafik von Frans Masereel <strong>und</strong><br />

Ernst Ludwig Kirchner von Martina Weiß<br />

So., 18. Okt., 11.30 Uhr, Ne Pas Plier –Bürger engagieren <strong>sich</strong>. Eine Aktionsgruppe<br />

im Pariser Vorort Ivry mit Stephanie Ehret-Pohl <strong>und</strong> Stefan Soltek<br />

Fr., 30. Okt., 19.00 Uhr, Stadt-An<strong>sich</strong>ten. Die Lokale Agenda der Stadt <strong>Offenbach</strong><br />

bezieht Position<br />

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MUT&LIEBE / HÖRBAR /<br />

SoulRock<br />

Moving Oos –<br />

Made From Sin<br />

CGR - Soulfood<br />

Dieses norwegische Musikerkollektiv,<br />

bestehend aus<br />

Mitgliedern der Bands „Spidergawd“,<br />

„Turbonegro“ <strong>und</strong> „Blood<br />

On The Wheels“, spielen mitreißenden<br />

Soul Rock der in Beine <strong>und</strong> Hirn geht.<br />

Der Name “Moving Oos” ist die Anspielung<br />

auf eine von Neil Youngs Beschreibungen<br />

einer bestimmten Art von Backing<br />

Vocals. Davon gibt es jede Menge<br />

Oohs, Ahhhs, <strong>und</strong> Yeahs. Der Hörer<br />

fühlt <strong>sich</strong> an Little Steven (bzw. überhaupt<br />

die E Street Band), frühe Doobie<br />

Brothers <strong>und</strong> Rare Earth erinnert. Z<strong>um</strong><br />

Glück balladenfrei präsentiert die Band<br />

hier 7 Rocker für den Sommer. Gibt es<br />

bisher nur auf Vinyl <strong>und</strong> mit beigelegter<br />

CD. So muss es sein.<br />

Chillout Weltpop<br />

Khruangbin – Mordechai<br />

Dead Oceans – 375<br />

Selbst wenn das Alb<strong>um</strong> schon im Juni<br />

erschienen ist <strong>und</strong> ein positives Presseecho<br />

hatte, z.B. eine halbe Seite in der<br />

Süddeutschen, im ME usw., möchte<br />

ich an dieser Stelle auch darauf hinweisen.<br />

Das Trio aus Houston Texas hat<br />

eine der entspanntesten Platten dieses<br />

Sommers veröffentlicht. Ideal für heiße<br />

Sommernächte auf der Terrasse. Es ist<br />

aber auch für den Spätsommer noch<br />

geeignet. Ihre seltsame Mischung aus<br />

Indie-Soul, Thai Funk, Dub, Bossa, Psychedelic<br />

<strong>und</strong> Pop ist so charmant, dass<br />

Mann/Frau einfach nicht widerstehen<br />

kann. Hier passt das Wort „Smooth“<br />

wirklich. Der Bandname<br />

bedeutet übrigens<br />

Fluggerät.<br />

JazzPop<br />

Once And Future Band –<br />

Deleted Scenes<br />

Castle Face – Import<br />

Noch ein Alb<strong>um</strong>, das eigentlich<br />

schon im April, natürlich als Import,<br />

veröffentlicht wurde. Euer Rezensent<br />

hat auch brav geordert. Doch,<br />

der Seuche sei Dank, dauerte die Lieferung<br />

schlappe 3 Monate. Ich glaube<br />

nicht, dass viele Leute (außer vielleicht<br />

einem SZ Redakteur) davon etwas mit<br />

bekommen haben. Nachdem ihr erstes<br />

Alb<strong>um</strong> vor drei Jahren völlig untergegangen<br />

ist, wird es wohl der zweiten<br />

Platte auch so ergehen. Eine solch kühne<br />

Mischung aus Beatles Pop, Steely<br />

Dan Jazz <strong>und</strong> ein Hauch Progrock ist<br />

wohl zu viel für den deutschen<br />

Markt. Für mich, eines der<br />

originellsten Alben dieses<br />

Jahres.<br />

Psychpop<br />

Permanent Clear Light -<br />

Cosmic Comics<br />

Sulatron – Broken Silence<br />

Das finnische Trio schöpft ihre Inspirationen<br />

aus der eher poppigen <strong>und</strong><br />

melodieseeligen Seite der britischen<br />

Psychedelic der späten sechziger Jahre.<br />

Hier grüßen die Small Faces,<br />

dort bimmelt die Strawberry<br />

Alarm Clock <strong>und</strong> die Beau<br />

Br<strong>um</strong>mels winken vom großen<br />

Teich herüber. Etwas aus dem Rahmen<br />

fällt der längste Track des Alb<strong>um</strong>s<br />

„Maurice n`est pas la“, der <strong>sich</strong> eher an<br />

deutschen Krautrock à la „Neu!“ orientiert.<br />

Insgesamt ein großer Spaß für<br />

Genreliebhaber.<br />

CD tipps<br />

von<br />

udo boll<br />

UrProg<br />

Rick Wakeman –<br />

Red Planet<br />

Madfish – Edel<br />

Mit seinem Alb<strong>um</strong> über den roten Planeten<br />

kehrt der Meister aller Tasten<br />

endlich wieder zu seiner Kernkompetenz<br />

zurück. Nach diversen, z<strong>um</strong> Teil<br />

eher peinlichen Solo Piano Alben<br />

spielt der Virtuose wieder in<br />

der Progrock-Liga. Unterstützt<br />

vom English Rock<br />

Ensemble setzt Wakeman auf<br />

analoge Synthesizer <strong>und</strong> Orgel.<br />

Natürlich wurde hier das Prograd<br />

nicht neu erf<strong>und</strong>en, aber wer „The Six<br />

Wives ...“ zu schätzen weiß, kann bedenkenlos<br />

zugreifen.<br />

74<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong>


MUT&LIEBE / THEMA /<br />

SEPTEMBER / OKTOBER / NOVEMBER <strong>2020</strong><br />

75


Online & Offline:<br />

Kurse an der vhs<br />

Volkshochschule – Weiterbildung <strong>und</strong> Bildungsmanagement<br />

Wir sind wieder für Sie!<br />

www.vhs-offenbach.de<br />

Volkshochschule<strong>Offenbach</strong><br />

© CC0 / Pixabay

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