Weihnachtswünsche - BUDAG

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22.12.2012 Aufrufe

20 Kultur Prättigau dkpMAGAZIN Weihnachten/Neujahr 2012/13 Mit Ross und Rennbännä Ein Schlittmer, eine Schlittmerin, ein Ross, eine prächtig geschmückte «Rennbännä» und genügend Schnee ergaben früher eine Kinderschlittenfahrt. Mit der Schwarzräumung der Strassen, der damit verbundenen Mobilität und Hektik ist dieser traditionelle Anlass jedoch aus dem Prättigau fast verschwunden. Fast, denn in Fideris fi ndet er alle paar Jahre immer noch statt. Text und Fotos Marietta Kobald, Kulturbeauftragte Prättigau Am Sonntag, 20. Januar 2013, ist es endlich wieder einmal so weit, dann werden sich auf dem Schulhausplatz von Fideris etwa 65 Schulkinder versammeln. Die grösseren in blauer Kutte, mit rotem Halstuch, Hut mit «Tschäppel» und umgehängtem, lustig bimmelndem Geröll. Sie, die Oberstufenschüler sind die Zugpferde, die Rosse. Ihnen wird ein anstrengender Tag bevorstehen, müssen sie doch einen Schlitten samt einem draufsitzenden Pärchen, Schlittmerin und Schlittmer – Kinder im Primarschulalter – über die vorgeschriebene Route ziehen. Die Schlittmer sind ebenso gekleidet, haben aber meist eine Zipfelmütze auf dem Kopf. Ihre Partnerin trägt traditionellerweise eine Bündner Tracht. Das junge Pärchen sitzt aber nicht einfach auf einem gewöhnlichen Schlitten. Nein, es ist eine, zu genau diesem Zweck vor zwei, drei Generationen von kundigen Schreinerhänden gemachte «Rennbännä», die auf einem Holzschlitten befestigt wird und mit einem Tannenreisigkranz und vielen farbigen Papierblumen geschmückt ist. Weihnachtswü Weihnachtswünsche Eine schöne Adventszeit! Spinnelenweg 1A 7260 Davos Dorf Mobile P. Adank 079 445 48 05 Mobile R. Barbaresi 079 631 69 86 pepiadank@bluewin.ch, www.pepi-adank.ch Wenn dann alle ihren Platz eingenommen haben, die Schlitten in Reih und Glied stehen, kann es losgehen. Erst einmal eine Runde durchs Dorf bis zur Kirche und nach dem Gottesdienst nach Strahlegg und wieder zurück. Die Rosse werden ihre Absätze in den Schnee stemmen, sich in die Zügel legen und einige Male ausrutschen – die Nagelschuhe stehen längst im Museum. Aber Hilfe beim Anfahren oder bei Steigungen ist garantiert, denn der Schlittmer hat die Aufgabe, seine «Liebste» heil nach Hause zu bringen. Sie wurde schliesslich von ihm vor Wochen auserwählt – die erste und wichtigste Handlung, die manchmal für viel Aufregung und Tränen sorgt. Damals war es so Früher, noch in den Vierzigerjahren, zog der Fideriser Kindertross nach Pany oder Saas. Später, bedingt durch den Verkehr und schwarz geräumte Strassen verkürzte man die Strecke, besuchte Küblis oder Jenaz. Jedoch meist in einem Abstand von mehreren Jahren, aber immer im Januar, denn der Februar als Katzenmonat war verpönt. Ausser aus Valzeina, Furna, Seewis und Fanas berichteten aus jeder Gemeinde des Prättigaus Zeitzeugen über die Kinderschlittenfahrt. In Klosters wurde vor etwa dreizehn Jahren die letzte organisiert. Heute ist es still geworden um diesen Brauch, der zuvor alle Jahre stattfand. Dank Unterstützung vom Tourismus hat sich dieser Anlass in Davos bis vor zwei Jahren gehalten, aber lange nicht alle Kinder haben jeweils daran teilgenommen. Derzeit ist man dabei, den Anlass wiederzubeleben. In Küblis hat man Anfang der 90er-Jahre eine Neuaufl age gestartet, aber bereits nach drei Jahren war der «Pfupf» raus. 1959 fuhren die Verheirateten zum letzten Mal aus, nach Klosters. Lange gehalten hat sich der Brauch in Saas. Noch gegen Mitte der 60er-Jahre führte tapezieren dekorative Techniken

Weihnachten/Neujahr 2012/13 Kultur Prättigau die Kinderschlittenfahrt nach Klosters ins Dörfji, und 1952 fuhren die Ledigen mit Ross und Schlitten nach Schiers. In allen anderen Gemeinden ist der Brauch kurz vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben worden. Aus welcher Zeit und woher diese Tradition stammt, kann nicht mehr eruiert werden. Man geht jedoch davon aus, dass er den Erwachsenen abgeguckt wurde. Schlittenfahrten gehörten in der Vergangenheit zu den wenigen Vergnügungen, die den damals eher eintönigen Winter belebten und Teilnehmer wie Zuschauer gleichermassen erheiterten. Es war vor allem die ledige Gesellschaft, die dann und wann eine Schlittenfahrt organisierte, versuchte, sich mit einer vergnüglichen Ausfahrt dem anderen Geschlecht zu nähern. Im Gegensatz zu der Kinderschlittenfahrt mit ihren zweibeinigen Rossen, lenkte der Schlittmer natürlich richtige Pferde. Aber auch sie sassen auf einer «Rennbännä», einer etwas grösseren, welche auf einem schmalen Ruttnerschlitten befestigt war. Rittlings nahmen die Herren Platz und führten ihr Pferd, züchtig seitwärts sassen, mit zusammengepressten Knien, die Damen. Trotz der vielen Arbeit: Schön wars! In erster Linie der Lehrerschaft und dem Schulrat ist es zu verdanken, dass dieser Brauch in Fideris noch durchgeführt wird. Sie organisieren den Anlass und geben bekannt, wer was zu tun hat. Mitverantwortlich ist aber sicher auch der etwa fünfjährige Turnus. Jedes Kind kann so mindestens einmal in seinem Leben an diesem Anlass teilnehmen, und somit müssen sich die Eltern, meistens die Mütter, nicht jedes Jahr mit dem Zusammentragen der nötigen Utensilien herumschlagen. Denn in kaum einem Haushalt mit Kindern nsche Weihnachtswünsche nsche Weihnachtswünsche Promenade 78, 7270 Davos Platz AUSSENISOLATIONEN Tel. +41 (0)81 413 60 07 Fax +41 (0)81 413 60 01 davos@schulerbuecher.ch www.schulerbuecher.ch ist heute eine «Rennbännä» zu fi nden, sind das Geröll, die Latten und das Leitseil, der Bogen für den Kranz, ist eine blaue Kutte, eine Zipfelmütze, geschweige denn eine Bündnertracht in der richtigen Grösse vorhanden. Das ist aber nur die eine Seite, denn es muss noch der halbbogenförmige Kranz über dem Schlitten erstellt und mit etwa fünfzig selbst gebastelten Papierblumen geschmückt werden. Zum Glück wird heutzutage nicht vorgeschrieben, wie die Papierblumen auszusehen haben, welche Farbe sie vorweisen müssen. So dürfen Mütter und Grossmütter ihre Fantasie ein wenig walten lassen, können Blumen aus Krepp- oder Seidenpapier anfertigen nach den verschiedensten «Rezepten» und in eigenen Lieblingsfarben. Dass dabei verglichen wird, wer denn nun den schönsten Schlitten hat, die prächtigsten Blumen, gehört dazu. Aber das stört kaum, denn einig werden sich am Schluss alle sein, Gross und Klein: «Schööön wars!» ■ Termin Sonntag, 20. Januar 2013, Fideris Informationen und eventuelles Verschiebedatum unter www.propraettigau.ch und weiter unter Veranstaltungen. 1. Start um 9 Uhr auf dem Schulhausplatz Runde durch das Dorf Gottesdienst um 10 Uhr 2. Start um ca. 11 Uhr bei der Kirche Strahlegg 12-13 Uhr Fideris Ankunft ca. 14 Uhr GIPSERARBEITEN CHEMINÉEBAU UMBAUARBEITEN HEINZ ADANK GmbH Goristrasse 3A • 7260 Davos Dorf Tel. 081 416 57 58 • Fax 081 416 58 01 www.heinzadank.ch • E-Mail: info@heinzadank.ch Wir wünschen Ihnen eine friedliche Adventszeit! 21

20 Kultur Prättigau<br />

dkpMAGAZIN Weihnachten/Neujahr 2012/13<br />

Mit Ross und Rennbännä<br />

Ein Schlittmer, eine Schlittmerin, ein Ross, eine prächtig<br />

geschmückte «Rennbännä» und genügend Schnee ergaben<br />

früher eine Kinderschlittenfahrt. Mit der Schwarzräumung<br />

der Strassen, der damit verbundenen Mobilität<br />

und Hektik ist dieser traditionelle Anlass jedoch aus<br />

dem Prättigau fast verschwunden. Fast, denn in Fideris<br />

fi ndet er alle paar Jahre immer noch statt.<br />

Text und Fotos Marietta Kobald, Kulturbeauftragte Prättigau<br />

Am Sonntag, 20. Januar 2013, ist es endlich wieder einmal<br />

so weit, dann werden sich auf dem Schulhausplatz von<br />

Fideris etwa 65 Schulkinder versammeln. Die grösseren in<br />

blauer Kutte, mit rotem Halstuch, Hut mit «Tschäppel» und<br />

umgehängtem, lustig bimmelndem Geröll. Sie, die Oberstufenschüler<br />

sind die Zugpferde, die Rosse. Ihnen wird ein anstrengender<br />

Tag bevorstehen, müssen sie doch einen Schlitten<br />

samt einem draufsitzenden Pärchen, Schlittmerin und<br />

Schlittmer – Kinder im Primarschulalter – über die vorgeschriebene<br />

Route ziehen. Die Schlittmer sind ebenso gekleidet,<br />

haben aber meist eine Zipfelmütze auf dem Kopf. Ihre<br />

Partnerin trägt traditionellerweise eine Bündner Tracht. Das<br />

junge Pärchen sitzt aber nicht einfach auf einem gewöhnlichen<br />

Schlitten. Nein, es ist eine, zu genau diesem Zweck vor<br />

zwei, drei Generationen von kundigen Schreinerhänden gemachte<br />

«Rennbännä», die auf einem Holzschlitten befestigt<br />

wird und mit einem Tannenreisigkranz und vielen farbigen<br />

Papierblumen geschmückt ist.<br />

Weihnachtswü<br />

<strong>Weihnachtswünsche</strong><br />

Eine schöne Adventszeit!<br />

Spinnelenweg 1A<br />

7260 Davos Dorf<br />

Mobile P. Adank 079 445 48 05<br />

Mobile R. Barbaresi 079 631 69 86<br />

pepiadank@bluewin.ch, www.pepi-adank.ch<br />

Wenn dann alle ihren Platz eingenommen haben, die Schlitten<br />

in Reih und Glied stehen, kann es losgehen. Erst einmal<br />

eine Runde durchs Dorf bis zur Kirche und nach dem<br />

Gottesdienst nach Strahlegg und wieder zurück. Die Rosse<br />

werden ihre Absätze in den Schnee stemmen, sich in die<br />

Zügel legen und einige Male ausrutschen – die Nagelschuhe<br />

stehen längst im Museum. Aber Hilfe beim Anfahren oder<br />

bei Steigungen ist garantiert, denn der Schlittmer hat die<br />

Aufgabe, seine «Liebste» heil nach Hause zu bringen. Sie<br />

wurde schliesslich von ihm vor Wochen auserwählt – die erste<br />

und wichtigste Handlung, die manchmal für viel Aufregung<br />

und Tränen sorgt.<br />

Damals war es so<br />

Früher, noch in den Vierzigerjahren, zog der Fideriser Kindertross<br />

nach Pany oder Saas. Später, bedingt durch den<br />

Verkehr und schwarz geräumte Strassen verkürzte man die<br />

Strecke, besuchte Küblis oder Jenaz. Jedoch meist in einem<br />

Abstand von mehreren Jahren, aber immer im Januar, denn<br />

der Februar als Katzenmonat war verpönt.<br />

Ausser aus Valzeina, Furna, Seewis und Fanas berichteten<br />

aus jeder Gemeinde des Prättigaus Zeitzeugen über die<br />

Kinderschlittenfahrt. In Klosters wurde vor etwa dreizehn<br />

Jahren die letzte organisiert. Heute ist es still geworden<br />

um diesen Brauch, der zuvor alle Jahre stattfand. Dank Unterstützung<br />

vom Tourismus hat sich dieser Anlass in Davos<br />

bis vor zwei Jahren gehalten, aber lange nicht alle Kinder<br />

haben jeweils daran teilgenommen. Derzeit ist man dabei,<br />

den Anlass wiederzubeleben. In Küblis hat man Anfang der<br />

90er-Jahre eine Neuaufl age gestartet, aber bereits nach drei<br />

Jahren war der «Pfupf» raus. 1959 fuhren die Verheirateten<br />

zum letzten Mal aus, nach Klosters. Lange gehalten hat sich<br />

der Brauch in Saas. Noch gegen Mitte der 60er-Jahre führte<br />

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