AUTOINSIDE Ausgabe 9 – September 2020
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BILDUNG<br />
der Wartung und der Überprüfung von Teilen<br />
beschäftigt. Im Bereich Performance und Aerodynamik<br />
gab es nun sicher etwas mehr zu tun.<br />
Aber in der Formel 1 wollen sich ja alle Teams,<br />
selbst Spitzenteams wie Mercedes-AMG Petronas,<br />
immer verbessern und von Rennen zu Rennen<br />
schneller werden. Von daher ist man immer<br />
gefordert, die Performance der Boliden zu<br />
verbessern.<br />
Das Rennteam in der Boxengasse während des Grand Prix von Ungarn <strong>2020</strong> in Action. Quelle: Sauber Motorsport AG<br />
Der 24-jährige Luzerner Automobil-Diagnostiker Roman<br />
Giger arbeitet seit <strong>2020</strong> als Junior-Mechaniker für das<br />
Hinwiler Formel-1-Team von Alfa Romeo Racing Orlen.<br />
Quelle: Sauber Motorsport AG<br />
Ziel kommen. Die Ingenieure und Aerodynamiker<br />
sind dafür zuständig, dass unsere Rennboliden<br />
möglichst schnell sind, wir dagegen,<br />
dass sie zuverlässig funktionieren. Denn wenn<br />
wie zum Saisonauftakt im österreichischen<br />
Spielberg andere Teams Ausfälle hinnehmen<br />
müssen, dann haben wir bei Alfa Romeo Racing<br />
Orlen automatisch grössere Chancen auf<br />
wichtige WM-Punkte.<br />
Wie sieht ein Arbeitstag von Ihnen bei<br />
Sauber Motorsport in Hinwil aus?<br />
Kein Tag ist gleich wie der andere. Vor dem F1-<br />
Saisonstart hatten wir viel mit dem Aufbau der<br />
Fahrzeuge zu tun. Dann waren wir vor allem<br />
im Bereich des Musterbaus gefragt. Schliesslich<br />
mussten die Ingenieure und Aerodynamiker<br />
wissen, ob ihre Ideen nicht nur auf den Computerzeichnungen<br />
funktionieren, sondern auch<br />
in der Realität. Sogar bei den Boxenstopp-Übungen<br />
durfte ich da schon mitmachen. Während<br />
der Saison haben wir nun mehr mit Arbeiten an<br />
Intercoolern und Wärmetauschern, aber auch<br />
dem Aufbau der Einsatzchassis zu tun. Zudem<br />
kommt immer wieder der Musterbau für Updates<br />
aus der Entwicklungsabteilung hinzu. Das<br />
macht meinen Alltag extrem spannend und abwechslungsreich.<br />
Hatten Sie selbst auch schon Kontakt mit<br />
den beiden Fahrern Kimi Räikkönen und<br />
Antonio Giovinazzi?<br />
Kimi Räikkönen hat bereits mehrmals, sogar<br />
schon mit seinem Sohn, bei uns in Hinwil vorbeigeschaut,<br />
aber nur wenig gesprochen. Antonio<br />
Giovinazzi habe ich bei der Sitzprobe<br />
kurz getroffen. Am meisten gesprochen habe<br />
ich mit Robert Kubica, der für die Saison <strong>2020</strong><br />
als Test- und Entwicklungsfahrer ins Team<br />
zurückkehrte, in dem er seine Formel-1-Karriere<br />
einst begann. Beim Anpassen seines Sitzes<br />
war ich dabei.<br />
Die ersten Rennen der Saison liefen für<br />
Alfa Romeo Racing Orlen nicht wunschgemäss.<br />
Bedeutet das jeweils Zusatzarbeit<br />
für alle in Hinwil?<br />
Wir im Bereich des Car Assembly sind mehr mit<br />
Was waren die grössten Umstellungen, als Sie<br />
von der Garage zur F1-Schmiede wechselten?<br />
Das sind zwei unterschiedliche Welten. Aber<br />
vor allem die Arbeit mit ganz anderen Materialien<br />
ist sehr interessant. In der Garage meines<br />
Vaters war ein Teil aus Karbon ein Highlight<br />
im Mechatroniker-Alltag. Hier arbeiten wir<br />
konstant mit Karbon und Titanium. Schon der<br />
kleinste Fehler kann zu einem Ausfall im Rennen,<br />
somit Punkte- und natürlich auch einem<br />
massiven Geldverlust führen. Die Konsequenzen<br />
sind bei einem Fehler in einer Garage zwar<br />
ebenfalls ärgerlich, aber lange nicht so gravierend.<br />
In meinem Alltag ist daher eine äusserst<br />
sorgfältige Arbeitsweise unabdingbar. Ausserdem<br />
warten wir nicht nur Autos wie in einer<br />
normalen Garage, sondern bauen diese. Daher<br />
muss ich auch mal neue Drehteile produzieren<br />
oder ganz neue Lösungsansätze finden.<br />
Wie viele Leute sind in Hinwil tätig?<br />
In meiner Abteilung, dem Car Assembly, sind<br />
wir sechs Mitarbeiter. Insgesamt sind in Hinwil<br />
aber über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt, bei der Sauber Motorsport AG,<br />
der Sauber Aerodynamics AG und der Sauber<br />
Engineering AG. Die letzten beiden übernehmen<br />
auch Kundenaufträge im Motorsport, anderen<br />
Sportarten oder selbst für die Lebensmittelindustrie.<br />
Und was raten Sie anderen Jugendlichen,<br />
die von einem Job im Motorsport träumen?<br />
Gute Bewerbungsunterlagen und Noten helfen<br />
sicher, aber auch private Erfahrungen im<br />
Motor- oder Kartsport sind hilfreich. Zudem<br />
muss man sich bewusst sein, dass man keinen<br />
normalen Job antritt und bereit sein, viel<br />
Zeit zu investieren. Manchmal ist nicht einfach<br />
um 17.30 Uhr, sondern vielleicht erst um<br />
21 oder 22 Uhr Schluss. Gehört man zum F1-<br />
Rennteam, ist man zwar weltweit unterwegs,<br />
aber auch an über 20 Wochenenden weg von<br />
zuhause. Daher ist für den Job sicherlich auch<br />
viel Herzblut nötig. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
sauber-group.com<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>September</strong> <strong>2020</strong> 59