27.08.2020 Aufrufe

AUTOINSIDE Ausgabe 9 – September 2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BILDUNG<br />

der Wartung und der Überprüfung von Teilen<br />

beschäftigt. Im Bereich Performance und Aerodynamik<br />

gab es nun sicher etwas mehr zu tun.<br />

Aber in der Formel 1 wollen sich ja alle Teams,<br />

selbst Spitzenteams wie Mercedes-AMG Petronas,<br />

immer verbessern und von Rennen zu Rennen<br />

schneller werden. Von daher ist man immer<br />

gefordert, die Performance der Boliden zu<br />

verbessern.<br />

Das Rennteam in der Boxengasse während des Grand Prix von Ungarn <strong>2020</strong> in Action. Quelle: Sauber Motorsport AG<br />

Der 24-jährige Luzerner Automobil-Diagnostiker Roman<br />

Giger arbeitet seit <strong>2020</strong> als Junior-Mechaniker für das<br />

Hinwiler Formel-1-Team von Alfa Romeo Racing Orlen.<br />

Quelle: Sauber Motorsport AG<br />

Ziel kommen. Die Ingenieure und Aerodynamiker<br />

sind dafür zuständig, dass unsere Rennboliden<br />

möglichst schnell sind, wir dagegen,<br />

dass sie zuverlässig funktionieren. Denn wenn<br />

wie zum Saisonauftakt im österreichischen<br />

Spielberg andere Teams Ausfälle hinnehmen<br />

müssen, dann haben wir bei Alfa Romeo Racing<br />

Orlen automatisch grössere Chancen auf<br />

wichtige WM-Punkte.<br />

Wie sieht ein Arbeitstag von Ihnen bei<br />

Sauber Motorsport in Hinwil aus?<br />

Kein Tag ist gleich wie der andere. Vor dem F1-<br />

Saisonstart hatten wir viel mit dem Aufbau der<br />

Fahrzeuge zu tun. Dann waren wir vor allem<br />

im Bereich des Musterbaus gefragt. Schliesslich<br />

mussten die Ingenieure und Aerodynamiker<br />

wissen, ob ihre Ideen nicht nur auf den Computerzeichnungen<br />

funktionieren, sondern auch<br />

in der Realität. Sogar bei den Boxenstopp-Übungen<br />

durfte ich da schon mitmachen. Während<br />

der Saison haben wir nun mehr mit Arbeiten an<br />

Intercoolern und Wärmetauschern, aber auch<br />

dem Aufbau der Einsatzchassis zu tun. Zudem<br />

kommt immer wieder der Musterbau für Updates<br />

aus der Entwicklungsabteilung hinzu. Das<br />

macht meinen Alltag extrem spannend und abwechslungsreich.<br />

Hatten Sie selbst auch schon Kontakt mit<br />

den beiden Fahrern Kimi Räikkönen und<br />

Antonio Giovinazzi?<br />

Kimi Räikkönen hat bereits mehrmals, sogar<br />

schon mit seinem Sohn, bei uns in Hinwil vorbeigeschaut,<br />

aber nur wenig gesprochen. Antonio<br />

Giovinazzi habe ich bei der Sitzprobe<br />

kurz getroffen. Am meisten gesprochen habe<br />

ich mit Robert Kubica, der für die Saison <strong>2020</strong><br />

als Test- und Entwicklungsfahrer ins Team<br />

zurückkehrte, in dem er seine Formel-1-Karriere<br />

einst begann. Beim Anpassen seines Sitzes<br />

war ich dabei.<br />

Die ersten Rennen der Saison liefen für<br />

Alfa Romeo Racing Orlen nicht wunschgemäss.<br />

Bedeutet das jeweils Zusatzarbeit<br />

für alle in Hinwil?<br />

Wir im Bereich des Car Assembly sind mehr mit<br />

Was waren die grössten Umstellungen, als Sie<br />

von der Garage zur F1-Schmiede wechselten?<br />

Das sind zwei unterschiedliche Welten. Aber<br />

vor allem die Arbeit mit ganz anderen Materialien<br />

ist sehr interessant. In der Garage meines<br />

Vaters war ein Teil aus Karbon ein Highlight<br />

im Mechatroniker-Alltag. Hier arbeiten wir<br />

konstant mit Karbon und Titanium. Schon der<br />

kleinste Fehler kann zu einem Ausfall im Rennen,<br />

somit Punkte- und natürlich auch einem<br />

massiven Geldverlust führen. Die Konsequenzen<br />

sind bei einem Fehler in einer Garage zwar<br />

ebenfalls ärgerlich, aber lange nicht so gravierend.<br />

In meinem Alltag ist daher eine äusserst<br />

sorgfältige Arbeitsweise unabdingbar. Ausserdem<br />

warten wir nicht nur Autos wie in einer<br />

normalen Garage, sondern bauen diese. Daher<br />

muss ich auch mal neue Drehteile produzieren<br />

oder ganz neue Lösungsansätze finden.<br />

Wie viele Leute sind in Hinwil tätig?<br />

In meiner Abteilung, dem Car Assembly, sind<br />

wir sechs Mitarbeiter. Insgesamt sind in Hinwil<br />

aber über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beschäftigt, bei der Sauber Motorsport AG,<br />

der Sauber Aerodynamics AG und der Sauber<br />

Engineering AG. Die letzten beiden übernehmen<br />

auch Kundenaufträge im Motorsport, anderen<br />

Sportarten oder selbst für die Lebensmittelindustrie.<br />

Und was raten Sie anderen Jugendlichen,<br />

die von einem Job im Motorsport träumen?<br />

Gute Bewerbungsunterlagen und Noten helfen<br />

sicher, aber auch private Erfahrungen im<br />

Motor- oder Kartsport sind hilfreich. Zudem<br />

muss man sich bewusst sein, dass man keinen<br />

normalen Job antritt und bereit sein, viel<br />

Zeit zu investieren. Manchmal ist nicht einfach<br />

um 17.30 Uhr, sondern vielleicht erst um<br />

21 oder 22 Uhr Schluss. Gehört man zum F1-<br />

Rennteam, ist man zwar weltweit unterwegs,<br />

aber auch an über 20 Wochenenden weg von<br />

zuhause. Daher ist für den Job sicherlich auch<br />

viel Herzblut nötig. <<br />

Weitere Infos unter:<br />

sauber-group.com<br />

<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>September</strong> <strong>2020</strong> 59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!