AUTOINSIDE Ausgabe 9 – September 2020
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REIFEN & RÄDER<br />
während der Reifenwechselsaison regelmässig<br />
in ein Recyclingcenter zu fahren.<br />
Im Recyclingcenter in Alpnach angekommen,<br />
werden die Pneu in drei Kategorien unterteilt:<br />
«Rollbar bis maximal 130 cm Durchmesser»,<br />
«Zerschnittene oder beschädigte Reifen sowie<br />
Über- und Untergrössen» und «EM-Reifen,<br />
Vollgummireifen, Gummiraupen, Förderbandgummi».<br />
Sortiert wird von Hand, bei Bedarf<br />
packen bis zu sechs Mitarbeiter mit an. «Einige<br />
Kunden sortieren ihre Altreifen auch selbst»,<br />
sagt Niederberger. Dazu werden sie von Zimmermann<br />
genau instruiert, allenfalls bekommen<br />
sie auch eine Testmulde mit anschliessender<br />
Auswertung und Rückmeldung. Denn<br />
die Sortierung muss korrekt sein: Je nach Art,<br />
Grösse und Zustand der Reifen werden sie von<br />
Alpnach ohne Umladen direkt weiter zu ihrem<br />
endgültigen Abnehmer geliefert.<br />
«Der Zustand der Reifen entscheidet über ihren<br />
weiteren Lebensweg», erklärt Abegg. Der «weitere<br />
Lebensweg» bedeutet in diesem Fall entweder<br />
die Weiterverarbeitung zu Granulat, das<br />
beispielsweise auf Sportplätzen und Kunstrasen<br />
eingesetzt wird, oder die thermische Verbrennung<br />
in Zementwerken. Dort sind Altreifen<br />
begehrt: Sie garantieren eine heisse und<br />
konstante Flamme respektive Hitze.<br />
Für die Weiterverarbeitung zu Granulat müssen<br />
die Altreifen hohe Kriterien erfüllen, die<br />
nur rund jeder dritte meistert, erklärt Niederberger.<br />
Der Pneu darf nicht beklebt, farbig oder<br />
verdreckt sein. Runflat-Reifen scheiden wegen<br />
ihrer Beschichtung ebenfalls aus. «Problematisch<br />
sind auch junge Pneus, die beispielsweise<br />
ein Loch haben und deswegen entsorgt werden»,<br />
sagt Niederberger. «Sie sind für die Granulatherstellung<br />
noch zu frisch und werden<br />
von den Herstellern nicht gerne genommen.»<br />
Rund 80 Prozent der Reifen kann Zimmermann<br />
in der Schweiz wiederverwerten. «Das<br />
ist gut so», betont Barmettler. «Es dauert ungefähr<br />
2,5 Monate, bis man die Bewilligung erhält,<br />
um Altreifen ins Ausland zu transportieren.»<br />
Zeit, in der die Pneus Platz wegnehmen.<br />
Denn Platz ist sowohl auf Abnehmer- wie Entsorgerseite<br />
die grosse Herausforderung: Pneus,<br />
die ungenutzt herumliegen, nützen niemandem<br />
etwas und sind nur im Weg. Daher bevorzugen<br />
Abnehmer eine Just-in-Time-Lieferung.<br />
«Eine unserer Stärken ist denn auch, dass wir<br />
Lagerplatz bieten können», sagt Barmettler.<br />
Zimmermann betreibt am Standort Alpnach<br />
ein eigentliches Pneumanagement. Mit den Abnehmern<br />
sind fixe Mengen vereinbart, die es<br />
zu erfüllen gilt. Daher nutzt der Recyclingspezialist<br />
seine Platzkapazitäten, um je nach Verfügbarkeit<br />
Pneus zu lagern, Zeit zu überbrücken<br />
oder Mengen auszugleichen. Denn entsprechend<br />
der Reifenwechselzeit ist auch die Reifenentsorgung<br />
ein saisonales Geschäft. «Platzprobleme<br />
haben wir nur dann, wenn unsere<br />
Abnehmer einen Annahmestopp verfügen»,<br />
erklärt Abegg.<br />
Doch bevor Abegg und sein Team die alten<br />
Reifen an ihren endgültigen Bestimmungsort<br />
liefern können, müssen sie auf die vom Abnehmer<br />
geforderte Grösse zugeschnitten respektive<br />
geschreddert werden. Das geschieht<br />
mit einer riesigen grünen Schredderanlage,<br />
deren Förderbänder sich über das Gelände<br />
schlängeln. Sie steht während der Saison<br />
rund 9 Stunden in der Woche im Einsatz und<br />
hat trotz ihrer schweren Aufgabe und ihren<br />
grossen Messern eine sensible Seite: Sie erkennt<br />
dank einem Sieb selbstständig, ob die<br />
geschredderten Stücke zu gross sind und<br />
schickt diese automatisch erneut durch den<br />
Schredder, bis sie passen. Sind die Reifen<br />
selbst für den gewaltigen Schredder zu gross,<br />
dann werden sie zuerst mit der Baggerzange<br />
geviertelt.<br />
Abegg geht achtsam mit der grossen Maschine<br />
um. Den Schredder neu einzustellen, die<br />
Messer zu schleifen oder ihn zu reinigen, ist<br />
aufwändig. Runflat-Reifen lässt er nicht durch<br />
die Anlage <strong>–</strong> sie würden alles verkleben.<br />
Hat der Schredder seine Arbeit getan, warten<br />
die zerstückelten Reifen auf ihren Abtransport.<br />
Während der Saison verlässt ungefähr<br />
ein Lastwagen pro Woche das Areal in Alpnach<br />
und bringt die Schnitzel an ihren Bestimmungsort,<br />
wo sie dann endgültig das Lebensende<br />
als Reifen erreicht haben. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
zimgroup.ch<br />
Das Sieb (grün) filtert zu grosse Stücke raus und schickt sie erneut auf die Reise durch den Schredder (Bild unten).<br />
Die fertigen Schnitzel warten hingegen auf den Abtransport. Gut sichtbar: die Karkassen der Reifen.<br />
Über ein Förderband gelangen die Reifen in den<br />
Schredder.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>September</strong> <strong>2020</strong> 29