Lebenszeichen | 73 | Winter 2006
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Lebens<br />
Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />
Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />
zeichen<br />
Nr. <strong>73</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Rettung in letzter Minute<br />
Mit einfühlsamer Beratung und tatkräftiger Hilfe rettet die ALfA einem Kind das Leben und bewahrt seine<br />
Mutter vor einem folgenschweren Schritt.<br />
Ein Donnerstag im März <strong>2006</strong>: Für Sandra ist es kein Tag<br />
wie jeder andere. Früh morgens macht sie sich auf den Weg<br />
zur Abtreibungsklinik. Zwei Kinder hat die an Diabetes leidende<br />
Mutter schon zur Welt gebracht. Einen geistig behinderten<br />
Sohn und eine gesunde Tochter. Keine der beiden Schwangerschaften<br />
verlief komplikationslos: Bluthochdruck, Kaiserschnitt.<br />
Nun ist Sandra zum dritten Mal schwanger. Das Geld ist knapp,<br />
die Probleme sind groß. In ihrer Not wandte sich Sandra an<br />
die »pro familia«. Doch statt Hilfe für eine größer werdende<br />
Familie anzubieten, weiß die »pro-familia«-Beraterin nur, wie<br />
man zu einer kleineren verhilft: Sie stellt Sandra den für die<br />
straffreie Abtreibung benötigten Beratungsschein aus und nennt<br />
ihr Adressen von Ärzten, die Abtreibungen durchführen. Dass<br />
auch das dritte Kind eigentlich erwünscht ist, nimmt sie gar<br />
nicht wahr.<br />
So findet Sandra schließlich den Weg in die Klinik von<br />
Deutschlands bekanntestem Abtreiber Friedrich Stapf. Die<br />
vorgeburtliche Kindstötung, die gleich im Anschluss an das<br />
Fortsetzung auf Seite 3
Lebens<br />
zeichen<br />
Editorial<br />
Liebe Mitstreiter, liebe Mitglieder der ALfA,<br />
Weihnachten steht vor der Tür. Da lohnt es sich, ein<br />
wenig inne zu halten und sich bewusst zu werden, was wir<br />
da eigentlich feiern. Das gilt besonders heute, wo sich nicht<br />
wenige immer größere Mühe geben, den christlichen Festen<br />
ihren Glanz zu nehmen. So wie in Berlin, wo nun zehn<br />
verkaufsoffene Sonntage eingeführt werden sollen – vier<br />
davon in der Adventszeit. Ruhe, Besinnlichkeit und Nachdenken<br />
über das Geheimnis des bevorstehenden Weihnachtsfestes<br />
werden so fast unmöglich gemacht.<br />
Aber war es damals, vor fast 2000 Jahren, nicht ähnlich?<br />
Ganz Judäa war auf den Beinen, um an der Volkszählung<br />
teilzunehmen. Maria hatte kaum Zeit, sich auf die Geburt<br />
ihres Kindes vorzubereiten. Aber sie hat es geschafft. Sie<br />
hat sich trotzdem Zeit genommen und beispielsweise die<br />
Babywäsche für ihr Kind genäht. Von Verwandten, die ihr<br />
mit Babykleidung hätten helfen können, ist in den biblischen<br />
Quellen jedenfalls nicht die Rede.<br />
Was ich damit sagen will? Auch wenn die gesellschaftlichen<br />
Bedingungen immer schwieriger und problematischer<br />
werden – letztlich kommt es auf unsere innere Haltung<br />
an. Die innere Freiheit – die Maria auch bei der Herbergssuche<br />
unter Beweis stellte – hilft einem jeden von uns, sich<br />
auf Weihnachten vorzubereiten, trotz aller Hektik. Das gilt<br />
auch für jene Mütter, die glauben, ihr Kind nicht annehmen<br />
zu können, die glauben, mit der Situation nicht fertig zu<br />
werden. Wenn es gelingt, ihre innere Haltung zum Kind<br />
unter ihrem Herzen zu verändern, wenn es gelingt, ihnen<br />
zum »Ja« zu ihrem Kind zu verhelfen, dann hat das Leben<br />
gewonnen.<br />
Genau das tut die ALfA mit ihrer verstärkten Gehsteigberatung,<br />
die schon für Hunderte von Kindern zur Lebensrettung<br />
wurde. Persönliche Ansprache, konkrete Hilfe<br />
beispielsweise mit einer Babyerstausstattung und persönliche<br />
Begleitung – das sind die<br />
Erfolgsgaranten, die Kindern<br />
dazu verhelfen doch<br />
noch das Licht der Welt<br />
zu erblicken.<br />
Das ist das Licht, das<br />
von Weihnachten ausgeht:<br />
In schwierigen Situationen<br />
»Ja« zu sagen.<br />
Mut zu haben und auch<br />
Vertrauen darauf, dass es<br />
gut gehen wird. Bei Maria<br />
und Josef waren es die<br />
Hirten, die gratulierten. Dr. Claudia Kaminski<br />
Weit ab vom normalen<br />
Leben – in einem armseligen Stall. In unserer heutigen<br />
gefühlsarmen und gefühlskalten Gesellschaft, in der Abtreibung<br />
faktisch dazugehört, sind es die unermüdlichen<br />
Einsätze von ALfA-Beraterinnen, die für die Frauen in<br />
Not da sind. Erreichbar, Tag und Nacht.<br />
Und es sind Ihre Spenden, die es uns immer wieder<br />
möglich machen, dort Hilfe zu leisten, wo sie gebraucht<br />
wird, die es uns erlauben, uns weiter für das Recht auf<br />
Leben eines jeden Menschen einzusetzen. Daher müssten<br />
wir eigentlich bei jedem Kinderlächeln, das wir nach<br />
erfolgreicher Beratung sehen, Ihnen sagen können: Danke!<br />
Sie haben dazu beitragen, dass das möglich ist.<br />
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen von Herzen eine<br />
besinnliche und friedliche Adventszeit und ein frohes,<br />
gesegnetes Fest der Geburt Jesu Christi,<br />
Ihre<br />
Claudia Kaminski<br />
P.S. Und vergessen Sie nicht: Jede Spende hilft. Nur<br />
mit Ihrer Unterstützung können wir uns auch in Zukunft<br />
erfolgreich für das Leben einsetzen.<br />
Impressum<br />
Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />
Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />
Telefon 0821 / 51 20 31<br />
Telefax 0821 / 15 64 07<br />
Internet www.alfa-ev.de<br />
E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />
Redaktion<br />
Monika und Reinhold Eichinger<br />
Alexandra Linder, M.A.<br />
Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />
Satz & Layout<br />
Rehder Medienagentur<br />
Aachen<br />
www.rehder-agentur.de<br />
Druck<br />
SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />
Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Erscheinungsweise<br />
vierteljährlich<br />
Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />
Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />
absetzbar.<br />
Spendenkonten<br />
Postbank Niederlassung München<br />
BLZ 700 100 80<br />
Konto 24 22 44 800<br />
Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />
BLZ 720 900 00<br />
Konto 504 0 990<br />
2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong>
Fortsetzung von Seite 1<br />
Vorstellungsgespräch erfolgen soll, ist wegen Sandras diabetesbedingtem<br />
Übergewichts und einer Erkältung ohne Narkose<br />
geplant. Auf dem gynäkologischen Stuhl hat Stapf bereits<br />
damit begonnen, seine tödlichen Instrumente in Sandras<br />
Gebärmutter einzuführen. Doch weil Sandra vor Schmerzen<br />
immer wieder zusammenzuckt und er fürchtet, die Gebärmutter<br />
zu beschädigen, unterbricht der Arzt seine Arbeit. Erst jetzt<br />
stellt er fest, dass Sandra bereits zwei Kaiserschnittentbindungen<br />
gehabt hat, weshalb bei ihr zur Aufweichung des Muttermundes<br />
die Gabe einer Mifegyne-Tablette indiziert gewesen wäre. In<br />
der Klinik war man offensichtlich automatisch davon ausgegangen,<br />
dass Sandra ihre beiden anderen Kinder auf natürlichem<br />
Wege bekommen hatte.<br />
Friedrich Stapf bleibt nichts anderes übrig, als Sandra einen<br />
neuen Termin – vier Tage später – und eine Abtreibungspille<br />
mit nach Hause zu geben. Diese solle sie anderthalb Tage vor<br />
dem neuen Termin einnehmen.<br />
Draußen vor der Klinik begegnet Sandra der Gehsteigberaterin<br />
Helene Grimm, die sie anspricht. »Ob sie es schon hinter<br />
sich habe?«, fragt Helene Grimm. Als Sandra verneint, bietet<br />
sie Sandra Beratung und Hilfe im nahe gelegenen Lebenszentrum<br />
an. Dort könne sie auch etwas trinken und sich erholen.<br />
Im Lebenszentrum wird Sandra dann von der ALfA-<br />
Mitarbeiterin und Hebamme Maria Grundberger freundlich<br />
empfangen und umfassend beraten. Endlich kann Sandra<br />
jemandem von ihren Problemen erzählen, den gesundheitlichen,<br />
den finanziellen und den persönlichen. Denn mit Maria hat<br />
Sandra einen Menschen getroffen, der zuhört. Anschließend<br />
MARKUS MOCKLER<br />
SEBASTIAN SIGLER<br />
Maria Grundberger vor der Abtreibungsklinik von F. Stapf<br />
machen sich die beiden Frauen auf den Weg zu einer Frauenärztin,<br />
bei der Maria für Sandra eine Ultraschalluntersuchung<br />
vereinbart hat.<br />
Als Sandra die Ultraschallaufnahmen sieht, wird deutlich,<br />
wie sehr sie auch an ihrem dritten Kind hängt, und dass sie nur<br />
aufgrund der Vielzahl der ungelösten Probleme keinen anderen<br />
Ausweg als die Abtreibung sah. In die Stapf-Klinik wird sie<br />
dank der ALfA keinen Fuß mehr setzen.<br />
Denn obwohl die Frauenärztin die weitere medizinische<br />
Betreuung von Sandra übernimmt, hält Maria Grundberger<br />
in den folgenden Wochen engen Kontakt zu Sandra. Gemeinsam<br />
mit Sandra packt die ALfA-Mitarbeiterin die Probleme an.<br />
Weil Sandras Arbeitgeber – sie arbeitet als Verkäuferin in einer<br />
Bäckerei – ihr trotz Schwangerschaft kündigte, strengt die<br />
ALfA auf Prozesskostenhilfebasis eine Kündigungsschutzklage<br />
für Sandra an. Mit Erfolg, denn Sandras Arbeitgeber zieht<br />
»Ohne die ALfA hätte ich das<br />
nie geschafft!«<br />
Geschafft: Sandras Tochter ist daheim<br />
daraufhin die Kündigung zurück. Wegen der finanziell angespannten<br />
Lage der Familie springt die ALfA zudem mit einer<br />
Soforthilfe in Höhe von 500,– Euro in die Bresche. Seit Mai<br />
<strong>2006</strong> unterstützt die ALfA darüber hinaus im Rahmen einer<br />
Patenschaft für das ungeborene Kind die Familie mit monatlichen<br />
Zuwendungen von 250,– Euro.<br />
Investitionen, die sich auszahlen: Denn inzwischen ist<br />
Sandras Tochter, die als Frühgeburt zur Welt kam, zu Hause<br />
bei ihren Eltern und Geschwistern. Sie wiegt bereits mehr als<br />
3.000 Gramm und ist über 44 cm groß. Sandra ist überglücklich<br />
und dankbar. »Ohne die ALfA«, sagt sie, »hätte ich das nie<br />
geschafft!«<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong> 3
Grund zur Freude<br />
Der Lebensschutz in Deutschland ist auf Erfolgskurs. Oder: Wofür die 1.000 weißen Holzkreuze stehen und<br />
warum selbst Alice Schwarzer inzwischen Angst bekommt.<br />
Die diesjährige 1.000 Kreuze-Aktion war die erfreulichste,<br />
die wir je durchgeführt haben – auch wenn es natürlich traurig<br />
stimmt, dass sie überhaupt notwendig ist. Erfreulich nicht nur,<br />
weil das Wetter mitspielte und ein strahlend blauer Himmel<br />
über Berlin lachte, sondern auch, weil die Stimmung anders<br />
war als sonst.<br />
Die schwarze Kleidung der Teilnehmer stand in starkem<br />
Kontrast zu dem strahlenden Sonnenschein, der so viele<br />
Die 1.000-Kreuze-Aktion für das Leben sorgte für Aufsehen<br />
Touristen und Berliner zum Bummeln in die Innenstadt und<br />
in die Straßencafés gelockt hatte. Noch nie wurden wir so viel<br />
»Beim nächsten Mal werden wir<br />
noch mehr werden.«<br />
fotografiert, so neugierig beachtet und beobachtet. Nahezu<br />
jeder hatte ein Kreuz aufgenommen, um so auf die tausenden<br />
Abtreibungen aufmerksam zu machen, die in Deutschland an<br />
jedem Werktag durchgeführt werden. Noch nie waren wir so<br />
viele – und noch nie habe ich so viele junge Gesichter bei<br />
unseren Aktionen gesehen. Sich umzudrehen, beispielsweise<br />
als wir von »Unter den Linden« auf den Platz vor der Hedwigskathedrale<br />
einbogen, und zu sehen: Es sind ja richtig viele, die<br />
da gekommen sind. Weit mehr als 1.000 Menschen, die ruhig<br />
und gesammelt demonstrierten. Und ich bin überzeugt: Beim<br />
nächsten Mal werden wir noch mehr werden. Noch mehr<br />
Menschen werden die Mühe auf sich nehmen, und für das<br />
Recht auf Leben in Deutschland auf die Straße gehen.<br />
Für ein solches Erlebnis kann man<br />
einfach nur dankbar sein. Schon bei<br />
der Kundgebung zeigte sich, dass es<br />
anders laufen würde als in den vergangenen<br />
Jahren. Schon von Beginn<br />
an strahlten die Teilnehmer mehr<br />
Aufmerksamkeit und Ruhe aus. Das<br />
Zeugnis einer Frau, die in schlichten<br />
und einfachen Worten von ihrer Abtreibung,<br />
ihrer Heilung und ihrem<br />
Leben danach erzählte, packte die<br />
Zuhörer. Und ihre Lieder trafen ins<br />
Herz und verströmten – trotz des<br />
traurigen Themas – Hoffnung.<br />
Hoffnung verbreiteten auch die<br />
1.000 weißen Holzkreuze. Denn sie<br />
stehen – zumindest für mich – nicht<br />
nur für die 1.000 ungeborenen Kinder,<br />
die täglich in Deutschland getötet<br />
werden. Sie stehen zugleich für die<br />
vielen Menschen, die in der Lebensrechtsbewegung<br />
arbeiten, und die sich<br />
dort, meist ehrenamtlich, nach Kräften<br />
und Talenten engagieren. Auch sie<br />
nehmen täglich ihr Kreuz auf sich:<br />
Die Misserfolge in der Beratung, die<br />
Missachtung durch die Medien, die<br />
Geringschätzung von Politikern, Kirchenmännern<br />
und -frauen.<br />
Das ist nicht immer leicht zu ertragen und viele von uns<br />
wünschen es sich sicher oft anders. Dennoch können wir auf<br />
ein recht erfolgreiches ALfA-Jahr zurückblicken: Erstmalig<br />
haben sich neben der F.A.Z., dem Rheinischen Merkur, idea,<br />
der Tagespost und etlichen Regionalzeitungen auch Spiegel<br />
und Focus für unsere Ansichten interessiert. Mit dem<br />
Rechtsanwalt Stefan Brandmaier haben wir einen Mitstreiter<br />
in unseren Reihen, der vor dem Landgericht München I mit<br />
Friedrich Stapf, dem populärsten Abtreiber Deutschlands, die<br />
Klingen kreuzte. Dass die Gehsteigberatung fortgesetzt werden<br />
kann, und schwangeren Frauen auch in Zukunft noch in letzter<br />
Minute Beratung und Hilfe angeboten werden kann, ist ihm<br />
JAN-PHILIPP GÖRTZ<br />
4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong>
LUDWIG HAGER<br />
Menschen aus allen Teilen Deutschlands beteiligten sich<br />
mit zu verdanken. Wie viele Kinder wir wohl im kommenden<br />
Jahr vor Stapfs Tötungseinrichtung werden retten können?<br />
»Na, das mit der Abtreibung würden Sie<br />
heute auch ganz anders sehen.«<br />
Und dann ist da noch Alice Schwarzer. Die Ärmste. In<br />
ihrem Editorial der aktuellen Ausgabe von EMMA mit dem<br />
Titel »Das Recht auf Abtreibung ist in akuter Gefahr« berichtet<br />
Deutschlands oberste Feministin von der Begegnung mit<br />
einem »Intellektuellen«, der so ganz nebenbei zu ihr sagt: »Na,<br />
das mit der Abtreibung würden Sie ja heute sicherlich auch<br />
ganz anders sehen, Frau Schwarzer. Nicht so leichtfertig wie<br />
damals.«<br />
Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Alice Schwarzer da<br />
stand. Atemlos, völlig perplex. Sie selbst schreibt: »Leichtfertig?<br />
Ich bin sprachlos. So sprachlos, dass ich nichts erwidere.«<br />
Alice Schwarzer hat Angst. Angst, dass ihre »Erfolge« aus den<br />
70er Jahren zunichte gemacht werden: »In Amerika«, schreibt<br />
sie weiter, »bringen christliche ›Lebensschützer‹ nach 33 Jahren<br />
gerade das Recht auf Abtreibung ernsthaft ins Wanken. Das<br />
könnte in nicht allzu ferner Zeit auch bei uns der Fall sein.<br />
Wenn wir nicht aufwachen.«<br />
Liebe Frau Schwarzer, wir haben da eine herzliche Bitte:<br />
Lassen Sie die Abtreibungsbefürworter ruhig weiter schlafen.<br />
Wir arbeiten derweil fleißig daran, auch in Deutschland einen<br />
besseren Schutz für ungeborene Kinder zu erwirken und das<br />
Abtreibungsunrecht ins Wanken zu bringen.<br />
Und noch ein Letztes: Wir danken Ihnen von Herzen, dass<br />
Sie uns diesen Erfolg zutrauen.<br />
Claudia Kaminski<br />
Blickpunkt<br />
Segnung ungeborener Kinder<br />
»Leben braucht Segen. Segen kommt vom Ansehen. So sieht<br />
Gott seine Schöpfung und besonders seine Geschöpfe, die<br />
Menschen, liebevoll an. Dieses Ansehen geben die Mütter an<br />
ihre Kinder weiter.« So begann Pater Kuhnert die erste Segensfeier<br />
in der Christkönig-Kirche in Uetersen. Drei Schwangere<br />
hatten von diesem ersten Angebot Gebrauch gemacht. Die<br />
Initiative ging von der ALfA-Gruppe Tornesch aus, deren Vorsitzende,<br />
Monika Friederich, sich bei diesem Angebot von der<br />
Schönstattbewegung inspirieren ließ. Bei Pater Kuhnert stieß<br />
sie damit auf offene Ohren. Sie selber hatte bei ihrem 5. Kind<br />
den Segen vom Erzbischof Joachim Kardinal Meisner beim<br />
Katholikentag in Berlin 1990 erhalten.<br />
Einzeln gingen die Frauen nach vorne und wurden von Pater<br />
Kuhnert gesegnet. Dadurch sollte deutlich werden, dass Gott<br />
zu jedem Kind »Ja« sagt. Er ist ein Freund des Lebens!<br />
Anschließend bekam jede Frau als Willkommensgeschenk ein<br />
Paar kleine Socken mit einem Segenswunsch. Auf die Frage,<br />
warum sie gekommen sei, antwortete eine Mutter: »Man muss<br />
sich oft fast schon entschuldigen, wenn man ein Kind bekommt.<br />
Da ergreift man jede Gelegenheit, wenn es einmal anders ist.«<br />
Im März dieses Jahres gab es dann eine zweite Segensfeier.<br />
Vier Frauen – zum Teil mit Familie – waren gekommen, um sich<br />
und das ungeborene Kind segnen zu lassen. »Leben braucht<br />
Segen, der helfen soll, die restliche Zeit der Schwangerschaft<br />
MONIKA FRIEDRICH<br />
Ein Segenswunsch als Willkommensgeschenk<br />
zu tragen und auch die Freude und das Schwere der Kindererziehung<br />
zu meistern«. So die Worte von Pater Kuhnert. »Gott<br />
ist leidenschaftlich an unserem Leben interessiert. Das fängt<br />
schon vor der Geburt an.« Jedes Kind sei von der Zeugung an<br />
einmalig. Auch die Presse nahm Anteil an den Segensfeiern<br />
und berichtete in guten Artikeln vor und hinterher in der örtlichen<br />
Zeitung.<br />
Monika Friederich, ALfA-Tornesch, Hilfe für Schwangere,<br />
Telefon (0 41 22) 96 05 06, www.alfa-nord.de.vu<br />
Heilig Geist Gemeinde, Uetersen-Wedel & Christkönig-Kirche,<br />
Pater Bernhard Kuhnert, Telefon (0 41 03) 21 54<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong> 5
Lebens<br />
zeichen<br />
Kultur des Lebens<br />
Mit dem »Trierer Bündnis für Lebensrecht und Menschenwürde« wirbt jetzt ein Netzwerk für den Schutz des<br />
Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.<br />
In der Nachfolge des 1991 im Zuge der Wiedervereinigung<br />
entstandenen »Runden Tisches Lebensrecht ungeborener<br />
Kinder« wurde in Trier auf Initiative des dortigen ALfA-<br />
Regionalverbandes jetzt das »Trierer Bündnis für Lebensrecht<br />
und Menschenwürde« gegründet. In diesem Bündnis haben<br />
sich zahlreiche Gruppen und Einzelpersönlichkeiten aus der<br />
Lebensrechtsbewegung und den beiden großen christlichen<br />
Kirchen zusammengeschlossen, um in der Region Trier gemeinsam<br />
für eine Kultur des Lebens zu werben. Aufgrund der<br />
Erfahrung, dass die Bemühungen einzelner Verbände häufig<br />
zu wenig Stoßkraft haben, um öffentlich gehört zu werden<br />
oder gar gesellschaftlichen Einfluss zu gewinnen, soll durch<br />
ein solches Netzwerk eine breitere Basis für die Lebensrechtsarbeit<br />
geschaffen werden.<br />
Grundlegendes Prinzip für die Arbeit der neuen Initiative<br />
ist die bedingungslose und uneingeschränkte Anerkennung der<br />
Würde und des Lebensrechts aller Menschen von der Zeugung<br />
bis zum natürlichen Tod – unabhängig davon, ob diese religiös,<br />
philosophisch, weltanschaulich oder humanistisch begründet<br />
wird. Die Themen des Bündnisses umfassen demnach das<br />
gesamte Spektrum der Infragestellung von Lebensrecht und<br />
6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong><br />
Menschenwürde: Embryonenforschung, »therapeutisches« und<br />
reproduktives Klonen, pränatale Selektionstechniken wie PID,<br />
Abtreibung, Versuche an Nichteinwilligungsfähigen, aktive<br />
Sterbehilfe bei Schwerstbehinderung oder aussichtslosem<br />
Leiden.<br />
Viele, selbst die Kirche, lehnten eine<br />
Zusammenarbeit ab<br />
Kämpft für die Kultur des Lebens: »Trierer Bündnis für Lebensrecht und Menschenwürde«<br />
Da die Herausforderungen durch Medizin- und Biotechnik<br />
in der breiten Öffentlichkeit oft nur unscharf und nicht selten<br />
entstellt wahrgenommen werden,<br />
sollen die Schwerpunkte des Bündnisses<br />
in der Information und Bewusstseinsbildung<br />
der Gesellschaft<br />
liegen. Darüber hinaus geht es um die<br />
Wahrnehmung von Möglichkeiten, die<br />
rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen<br />
für einen verstärkten Lebensschutz<br />
zu verbessern und somit<br />
um eine dementsprechende Einflussnahme<br />
auf Gesetzgebung und Politik.<br />
Entgegen den ursprünglichen<br />
Erwartungen gestaltete sich die Gründung<br />
des Netzwerkes nicht ohne<br />
Schwierigkeiten: Viele der eingeladenen<br />
Verbände, selbst aus dem katholisch-kirchlichen<br />
Bereich, lehnten<br />
eine Zusammenarbeit mit Lebensrechtsgruppen<br />
entweder explizit ab<br />
oder erklärten sich außerstande, klare<br />
Zielsetzungen zu einem umfassenden<br />
Lebensschutz mitzutragen. Trotz der<br />
stetig steigenden Bedrohungen des<br />
menschlichen Lebens zeigte sich bei<br />
vielen (noch) keine Einsicht in die<br />
Notwendigkeit einer Vernetzung all<br />
jener, die in irgendeiner Form für die<br />
Wahrung der Menschenwürde eintreten.<br />
Nicht wenige vertraten auch Positionen eines partiellen<br />
Lebensschutzes, der lediglich den Einsatz für einen bestimmten<br />
Teilbereich (aktive Sterbehilfe, Embryonenschutz) beinhaltete,<br />
jedoch die eindeutige Ablehnung der vorgeburtlichen Kindestötung<br />
nicht einschloss.<br />
ARCHIV<br />
Erste Erfolge trotz Startproblemen<br />
Trotz dieser Startprobleme ist die Arbeit des Bündnisses<br />
mittlerweile erfolgreich angelaufen. Im November steht ein
erster Studientag mit dem Thema »Die Würde des Menschen war unantastbar!?«<br />
auf dem Programm, bei dem die Referenten Prof. Dr. Wolfgang<br />
Ockenfels (Theologische Fakultät Trier) und Dr. Dr. Maria Overdick-Gulden<br />
(ALfA Trier) eine Bestandsaufnahme vergangener und gegenwärtiger<br />
Lebensschutzbemühungen in Kirche und Gesellschaft vorlegen werden.<br />
Weitere öffentliche Aktivitäten werden folgen, wobei vor allem die Bereiche<br />
»Schule« und »Arbeit mit Jugendlichen« in den Blick genommen werden<br />
sollen.<br />
Wer sich für die Arbeit des Bündnisses interessiert oder vielleicht selbst die<br />
Gründung eines solchen Netzwerkes überlegt, kann sich gerne mit dem ALfA-<br />
Regionalverband Trier in Verbindung setzen.<br />
Vorsitzender: Michael Frisch, Telefon (06 51) 3 10 11, email: mifrisch@web.de<br />
v ALfA informiert<br />
Gute Nachricht aus der Medizin<br />
Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist kein Karrierehindernis mehr. Die Lippenspalte<br />
wird innerhalb der ersten drei bis sechs Monate operativ verschlossen,<br />
der Knochendefekt der Gaumenspalte im<br />
zweiten Lebensjahr, verbliebene Knochenlücken<br />
nach Ersatz der Milchzähne.<br />
(Quelle: Apothekermagazin Baby und Familie<br />
8/<strong>2006</strong>)<br />
zugesandt von Frau Dr. Overdick-Gulden<br />
ARCHIV<br />
v ALfA aktiv<br />
ALfA-Mitglieder sind<br />
innovativ<br />
Im Regionalverband Lohne hilft Anneliese<br />
Espelage auf ihre Weise: Die junge Seniorin,<br />
Oma von sechs Enkelkindern, dichtet für die<br />
ALfA: Wer für einen Geburtstag, eine Familienfeier,<br />
ein Jubiläum oder ähnliches ein Gedicht<br />
braucht, bestellt es bei ihr. Wahlweise<br />
auch auf Plattdeutsch. Das – freiwillige –<br />
Honorar spendet sie der ALfA.<br />
ALfA meint: Diese Frau ist spitze!<br />
Im Regionalverband Osnabrück geht Nicole<br />
Blomeyer, Mutter einer ein Jahr alten Tochter<br />
neue Wege der Hilfe: In Foren im Internet<br />
schreibt sie an Frauen im Schwangerschaftskonflikt<br />
und rät ganz einfach, von Frau zu Frau,<br />
von der Abtreibung ab. Bescheiden sagt sie<br />
»Bei zwei Frauen ist mir das schon gelungen.«<br />
ALfA meint: Weiter so!<br />
Wenn Sie weitere Beispiele wissen: Bitte<br />
schreiben Sie mir!<br />
Claudia Kaminski<br />
eMail: Drckaminski@aol.com<br />
v Kurz gemeldet<br />
Zeugnis eines Abtreibungsopfers auf DVD<br />
Eine junge Frau kommt an den ALfA-Stand und erzählt von dem, was auf ihr<br />
lastet: »Das ist doch noch nichts«, sagt die Beraterin. »Mach das weg«,<br />
sagt der Freund. »Du kannst doch meinem Sohn nicht die Zukunft<br />
verbauen«, sagt seine Mutter. »Das musst du selbst entscheiden«,<br />
sagt ihre Mutter. Was sie selbst fühlt – danach fragt keiner. »Ist es<br />
weg?« fragt der Freund, als sie von der Abtreibung zurückkehrt, und<br />
da ist ihr klar, dass die Beziehung vorbei ist. Innere Leere, Selbstmordgedanken<br />
– sie erlebt all das, was man unter Post-Abortion-<br />
Syndrom versteht. »Ich will nicht, dass andere Frauen auch so leiden<br />
müssen« sagt sie, und kommt mit in den Unterricht und spricht mit<br />
den Jugendlichen.<br />
Die Osnabrücker Journalistin Susanne Haverkamp führte ein Gespräch<br />
mit der jungen Frau, das Sie auf DVD in der ALfA-Bundesgeschäftsstelle<br />
bestellen können. Preis: 5,– Euro<br />
Monika Diessel<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>73</strong> 7
Lebens<br />
zeichen<br />
[M] WWW.PIXELQUELLE.DE<br />
28.12.06<br />
Alle am Lebensrecht Interessierte sind am<br />
»Fest der unschuldigen Kinder« (28.12.<strong>2006</strong>)<br />
eingeladen, an der Prozession in Köln teilzunehmen.<br />
Die Veranstaltung beginnt mit einer<br />
Andacht um 16.30 Uhr in der Kirche St. Heribert<br />
in Köln-Deutz. Anschließend findet im<br />
Dom um 18.30 Uhr eine Heilige Messe statt.<br />
Dabei wird auch für das 30-jährige Bestehen<br />
des ALfA-Bundesverbandes und das 20-jährige<br />
Bestehen des ALfA-Regionalverbandes Köln<br />
gebetet werden. Anschließender Ausklang in<br />
einem nahe gelegenen, familienfreundlichen<br />
Restaurant.<br />
Infos und Anmeldung bei Julia Castor,<br />
Telefon (0 22 04) 42 55 23<br />
Lebt durch Unterstützung der ALfA in einer glücklichen Familie<br />
Liebe Post für die ALfA in Coburg<br />
Manchmal bedeutet Glück einfach nur zu wissen, dass jemand<br />
für einen da ist.<br />
Liebe R.,<br />
ich wünsche Dir und Deiner Familie ein schönes Fest. Ich möchte mich nochmals<br />
für alles, was Du für mich getan hast, bedanken. Wie Du ja weißt, habe<br />
ich meine Mama sehr früh verloren. Sie fehlt mir sehr und es macht mich traurig,<br />
dass sie meine zwei Süßen nicht mehr kennen lernen konnte. Und als Du in<br />
mein Leben gekommen bist, bist Du für mich meine Ersatzmama geworden.<br />
Wenn ich oft nicht weiter weiß, denke ich an Dich und frage mich, wie würdest<br />
Du das Problem lösen oder ich frage Dich gleich um Rat.<br />
Ich bin kein großer Briefeschreiber, aber eine Sache kann ich Dir ganz sicher<br />
schreiben: Du wirst immer bei mir und meinen Kindern einen Platz im Herzen<br />
haben. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich weiß, dass Du für uns da bist. Ich und<br />
meine Kinder sind jetzt eine richtige kleine (super) Familie. Dank Deiner Hilfe<br />
und der Hilfe von ALfA ging alles viel leichter. Ich habe viel von Dir gelernt und<br />
weiß jetzt, was ich meinen Kindern schuldig bin. Und ich bin stolz, Mama sein<br />
zu dürfen. Ich bedanke mich für Deine Aufrichtigkeit, Deine Hilfe und vielen,<br />
vielen Dank für Deine Freundschaft.<br />
Alles Liebe für Dich<br />
Deine Conny mit Justin und Lillian<br />
ALfA-Regionalverband Coburg, Rosemarie Falk,<br />
Telefon (0 95 61) 1 55 <strong>73</strong>, Spendenkonto 689 059, Sparkasse Coburg-Lichtenfels,<br />
BLZ 783 500 00<br />
In Münster findet am gleichen Tag ein »Kreuzweg<br />
für Ungeborene« um 15 Uhr im Dom (St.<br />
Paulus) statt. Treffpunkt: Grab des seligen<br />
Kardinal von Galen.<br />
v ALfA aktiv<br />
20 Jahre Regionalverband<br />
der ALfA in Köln<br />
Das war wirklich ein Grund zum Feiern:<br />
Hunderte gerettete Kinder und glückliche<br />
Mütter. In ihrem Festvortrag betonte Claudia<br />
Kaminski denn auch neben der politischen<br />
und steigenden medialen Wirkung<br />
die wertvollste Wirkung der ALfA in der<br />
Gesellschaft: jedes gerettete Kind, jede<br />
vor dem Post-Abortion-Syndrom bewahrte<br />
Frau. Glückliche Mütter und ihre Kinder<br />
hätten eine große Strahlkraft auf ihr Umfeld,<br />
so die Vorsitzende. Detailreich schilderte<br />
Ellen Esser die Geschichte des Regionalverbandes.<br />
Eine ordentliche Laudatio<br />
erhielt stellvertretend für alle im Regionalverband<br />
Elke Mannel durch Alexandra<br />
Linder: für unermüdliche Arbeit und Hilfe,<br />
für Kontakte zu Beratungsstellen, Klöstern<br />
(v.a. dem Augustinerinnenkloster), Politikern<br />
und Ämtern. Und dafür, dass vor allem<br />
Elke Mannel und Frau Esser für eines<br />
alles stehen und liegen lassen: für<br />
eine Schwangere in Not.<br />
Alexandra Linder