Lebenszeichen | 74 | Frühling 2007
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lebens<br />
Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />
Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />
zeichen<br />
Nr. <strong>74</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2007</strong><br />
Sonjas Baby darf leben<br />
Ohne die Hilfe der ALfA wäre Sonjas Baby nicht zur Welt gekommen - ALfA-Mitstreiter stehen einer jungen<br />
Mutter nicht nur in finanzieller Hinsicht bei<br />
Sonja wohnt in einem benachbarten Landkreis. Sie befand<br />
sich gerade in der kritischen Phase der 12./13. Schwangerschaftswoche<br />
und wollte das Kind nicht haben, da sie sich kurz<br />
zuvor von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte und mit ihrem<br />
älteren Kind zu ihrer Mutter gezogen war. Der Vater des Kindes<br />
drängte massiv auf eine Abtreibung. Nach mehreren Konfliktberatungen<br />
entschloss sie sich trotzdem für ihr Kind. Ihre<br />
Wohnsituation wurde jedoch immer unerträglicher und Sonja<br />
musste sich eine eigene Wohnung suchen, die sie selbst renovierte.<br />
Ihre finanzielle Situation sah ziemlich schlecht aus: Sie<br />
lebte von Hartz IV, hatte Schulden und bekam keinerlei<br />
Unterstützung, nicht einmal von ihrer Mutter.<br />
Fortsetzung auf Seite 3
Lebens<br />
zeichen<br />
TITELBILD: ARCHIV<br />
Editorial<br />
Liebe Mitstreiter und Freunde der ALfA!<br />
Hoffnung<br />
Es scheint, als komme weitere Bewegung in die Abtreibungsdebatte<br />
in Deutschland. Nach der anhaltenden Diskussion<br />
über die demografische Entwicklung gibt jetzt eine<br />
Studie zur Pränataldiagnostik Anlass zur Hoffnung: 90<br />
Prozent der Schwangeren wünschen psychosoziale Betreuung<br />
bei Behinderung des ungeborenen Kindes. Erstmalig<br />
wurde in dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend geförderten, dreijährigen wissenschaftlichen<br />
Modellprojekt aufgezeigt, dass Pränataldiagnostik<br />
und Abtreibung nicht folgenlos sind: Auch zwei Jahre<br />
später sei jeder Zweiten das Erlebte gedanklich und gefühlsmäßig<br />
noch sehr präsent, kommentierte die verantwortliche<br />
Professorin Anke Rohde. Und aus fachkundigem Mund<br />
war ebenso zu hören: »Die Erfahrung, ein krankes oder<br />
behindertes Kind zu bekommen, beziehungsweise eine<br />
Schwangerschaft abzubrechen, kann psychische Störungen<br />
verursachen.«<br />
Das Post-Abortion-Syndrom findet also vielleicht auch<br />
in Deutschland langsam aber sicher mehr Beachtung durch<br />
Mediziner, Psychologen und andere Experten, denn<br />
immerhin wurde deutlich, dass »jede Vierte auch nach zwei<br />
Jahren erhöht psychisch belastet ist.« Das weltweite Kerzenleuchten,<br />
von dem die ALfA Tornesch in dieser Ausgabe<br />
berichtet, kann jährlich Anlass werden, auf das Leiden der<br />
von Abtreibung betroffenen Frauen hinzuweisen.<br />
Die ALfA fordert übrigens seit langem eine Beratung<br />
vor vorgeburtlichen Untersuchungen, aber auch ein Recht<br />
auf Nichtwissen der Eltern des ungeborenen Kindes. Was<br />
es sicher nicht geben darf: Eine Beratungspflicht mit<br />
Scheinvergabe, wenn bei dem Kind eine Behinderung<br />
festgestellt wird. Eine solche Lösung würde das gescheiterte<br />
Beratungssystem nur<br />
fest zementieren.<br />
Aber ich sprach ja<br />
von Hoffnung! Anlass<br />
zur Hoffnung gibt<br />
auch das Ergebnis der<br />
Meinungsumfrage<br />
zum Thema Stammzellforschung,<br />
die<br />
TNS Infratest im Auftrag<br />
des Bundesverbands<br />
Lebensrecht,<br />
BVL, im Januar durchführte.<br />
Die Schüler<br />
in Deutschland sind<br />
überwiegend gegen<br />
embryonale Stammzellforschung<br />
und für<br />
Dr. Claudia Kaminski<br />
den Erhalt des seit 1991 geltenden Embryonenschutzgesetzes.<br />
(S. 5) Hoffen wir also auf die junge Generation, die<br />
zumindest in diesen Punkten eindeutig für das Leben<br />
votiert. Im Zusammenhang mit der Stammzellforschung<br />
selbst ist übrigens auch Hoffnung und Optimismus angesagt:<br />
Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat festgestellt,<br />
dass die Forschung an embryonalen Stammzellen<br />
bisher nur im Bereich der Grundlagenforschung agiert,<br />
dass aber seit vier Jahrzehnten Therapien mit adulten<br />
Stammzellen möglich sind. Die Erfolge beispielsweise aus<br />
Düsseldorf – Herzpatienten, die in nur einer Operation<br />
mittels adulter Stammzellen therapiert werden und mit<br />
einer besseren Herzleistung das Krankenhaus verlassen<br />
und wieder arbeitsfähig sind – geben doch nun wirklich<br />
Grund zur Hoffnung.<br />
Und meine Hoffnung ist, dass wir dank Ihrer Unterstützung<br />
weiterhin vielen Frauen das »Ja« zu ihrem Kind<br />
ermöglichen können.<br />
Ihre<br />
Claudia Kaminski<br />
Impressum<br />
Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />
Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />
Telefon 0821 / 51 20 31<br />
Telefax 0821 / 15 64 07<br />
Internet www.alfa-ev.de<br />
E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />
Redaktion<br />
Monika und Reinhold Eichinger<br />
Alexandra Linder, M.A.<br />
Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />
Satz & Layout<br />
Rehder Medienagentur<br />
Aachen<br />
www.rehder-agentur.de<br />
Druck<br />
SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH<br />
Saarbrücken; www.sdv-saar.de<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Erscheinungsweise<br />
vierteljährlich<br />
Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />
Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />
absetzbar.<br />
Spendenkonten<br />
Postbank Niederlassung München<br />
BLZ 700 100 80<br />
Konto 24 22 44 800<br />
Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />
BLZ 720 900 00<br />
Konto 504 0 990<br />
2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong>
DANIEL RENNEN<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Weil Sonja für den Umzug keine Helfer<br />
hatte, rief die zuständige Schwangerenberaterin<br />
von der Diakonie bei uns an. Kein<br />
Problem für uns: Kurzfristig erklärten sich<br />
zwei kräftige Männer und eine Mitarbeiterin<br />
bereit und so konnte der Umzug innerhalb<br />
eines halben Tages durchgeführt werden.<br />
In der neuen Wohnung war nur eine<br />
Stehlampe vorhanden und auch Gardinen<br />
fehlten. Unsere ALfA-Leute spendeten<br />
innerhalb weniger Tage Lampen, schlossen<br />
sie an und sogar passende Gardinen<br />
wurden aufgetrieben. Die Kosten für den<br />
Bodenbelag des Kinderzimmers streckte<br />
die ALfA vor. Das Geld hierfür hatten wir<br />
bereits bei der Mutter-Kind-Stiftung beantragt,<br />
aber es war noch nicht überwiesen<br />
worden. Als nächstes musste ein Einbauherd<br />
gesucht werden. Bis es soweit war,<br />
lieh ihr eine ALfA-Mitarbeiterin eine Kochplatte,<br />
damit Sonja wenigstens die Möglichkeit<br />
hatte, etwas zu kochen.<br />
Damit wir ihre Einkommenslage überprüfen<br />
konnten, ließ sie uns bereitwillig<br />
ihre Unterlagen einsehen. Wir bemerkten<br />
schnell, dass ihr zu wenig übrig blieb, um<br />
einigermaßen über die Runden zu kommen.<br />
Also schilderten wir der ALfA-Patenschaft<br />
ausführlich ihre Situation, reichten die erforderlichen<br />
Unterlagen ein und erhielten<br />
eine Zusage für ein halbes Jahr.<br />
Bei unseren Besuchen versorgten wir<br />
Sonja mit Kleidung, Geschirr und Wäsche.<br />
Plötzlich kam ein aufgeregter Anruf: In der 28. Woche stellten<br />
sich Wehen ein und man brachte sie in eine 50 km entfernte<br />
Klinik. Sie musste strenge Bettruhe einhalten. Die Geburt sollte<br />
Kindsvater verlangt das gemeinsame Sorgerecht,<br />
kümmert sich aber nicht um sein Kind<br />
möglichst lange hinausgezögert werden. Doch länger als eine<br />
Woche gelang es nicht. Das Baby kam 11 Wochen zu früh: 40<br />
Zentimeter groß und nur 1450 Gramm schwer auf die Welt.<br />
Schnell musste für das große Kind gesorgt werden. Die Kosten<br />
für die Unterbringung und den Schulhort musste Sonja auch<br />
tragen.<br />
Obwohl sie den Vater des Kindes, einen gut verdienenden<br />
Beamten, gleich benachrichtigt hatte, kam er erst nach einiger<br />
Zeit mit Blumen aus dem Supermarkt und stellte doch tatsächlich<br />
Ansprüche auf das gemeinsame Sorgerecht! Hierüber hatten<br />
wir aber bereits mit Sonja gesprochen. Da sie nicht einwilligte,<br />
verunglimpfte er sie im Krankenhaus in ihrer Abwesenheit.<br />
Seither kümmerte er sich gar nicht mehr um sein Kind.<br />
So weit entwickelt ist der Mensch bei der Mehrzahl der durchgeführten Abtreibungen.<br />
Dank der Unterstützung der ALfA blieb Sonjas Kind dieser Weg erspart..<br />
Nach sieben Wochen Sorgen und täglicher Fahrten ins<br />
Krankenhaus wurde das Baby mit 2.700 Gramm gesund entlassen.<br />
Sonja war überglücklich. Erst auf Druck des Jugendamtes<br />
zahlte der Kindsvater den Mindestunterhalt, ist aber<br />
heute noch das Geld für den Geburtsmonat schuldig.<br />
Zwischendurch wandte er sich wegen des Sorgerechts<br />
an eine Behörde und wollte sie »vorladen« lassen. Doch<br />
die Sachbearbeiterin meinte, dass er das anderweitig<br />
klären müsse, zumal er den Kontakt abgebrochen hatte.<br />
Sonja betont bei unseren Besuchen immer wieder, wie<br />
dankbar sie für die erhaltene ALfA-Hilfe ist. Ohne unsere<br />
Unterstützung hätte sie die vielen Probleme nicht zu lösen<br />
vermocht und ihr Baby wäre wahrscheinlich nicht geboren<br />
worden.<br />
Demnächst steht die Taufe an. Sie selbst hat zum Glauben<br />
gefunden und wird in die Kirche eintreten. Paten werden Mitglieder<br />
der ALfA. Wir wollen gerne erleben, wie sich das Kind<br />
weiter entwickelt und Verantwortung mitübernehmen.<br />
ALfA-Regionalverband Coburg, Rosemarie Falk, Tel. 09561-15573,<br />
E-Mail: arofa@falk-it.de<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong> 3
Das schrecklichste<br />
Erlebnis meines Lebens<br />
Marianne Neebs Buch »Lysander – Grenzerfahrung einer Mutter« ist das erschütternde Tagebuch ihrer großen<br />
Trauer und der Schuldgefühle, die sie infolge einer Abtreibung durchlebte.<br />
LebensZeichen sprach mit Frau Neeb.<br />
LZ: Wie verlief Ihr Leben, bevor Sie mit Ihrem Sohn<br />
Lysander schwanger wurden?<br />
Ziemlich normal. Neben meiner Aufgabe als Hausfrau lag<br />
mein Schwerpunkt auf der Erziehung meiner Kinder.<br />
LZ: Wie erging es Ihnen, als Ihr Arzt Ihnen die Diagnose<br />
»Trisomie 21« bei Ihrem ungeborenen Kind mitteilte?<br />
Es war für mich wie ein Schock. Es kam mir vor, als wenn<br />
ich nicht mehr mein eigenes Kind im Bauch hätte. Am liebsten<br />
wollte ich gleich ins Krankenhaus, um es weg machen zu lassen.<br />
Viele konnten meinen tiefen Schmerz nicht nachempfinden,<br />
da sie das Kind nicht im Mutterleib hatten. Es gab zwar viele<br />
tröstende Worte. Aber keiner konnte mir wirklich helfen. Außer<br />
einem klassischer Homöopathen, der mir ein Mittel in hoher<br />
Potenz gab.<br />
LZ: Möchten Sie uns von den Umständen des Abbruchs<br />
bzw. der Geburt berichten?<br />
Es war das schrecklichste Erlebnis in meinem Leben. Als<br />
die Wehen einsetzten, wölbte sich das Kind gegen die Bauchdecke<br />
und der Bauch verkrampfte sich. Als ich mich nach oben<br />
reckte, brach ich im Bett zusammen und plötzlich platzte die<br />
Fruchtblase. Alles war blutverschmiert und ich musste<br />
das tote Kind gebären. Es tat mir unendlich in der<br />
Seele weh, was ich meinem Kind angetan habe. Es<br />
war ein wunderschönes Kind, 22 Zentimeter groß<br />
und 250 Gramm schwer. Es war bereits alles ausgebildet.<br />
Sogar das Nagelbett war vorhanden. Es fehlte<br />
nur noch an Größe.<br />
ARCHIV<br />
LZ: Wie gingen Ihre Mitmenschen mit Ihrer<br />
Depression um?<br />
In dieser Zeit habe ich mich von der Gesellschaft<br />
und der Familie sehr zurückgezogen. Ich wollte am<br />
liebsten mit keinem mehr sprechen. Nur noch im<br />
Bett liegen und sterben.<br />
LZ: Weshalb sprechen Sie in Ihrem Untertitel von<br />
»Grenzerfahrungen«?<br />
Weil ich durch den Abbruch seelisch so tief erkrankt bin.<br />
Ab der Geburt des Kindes befand ich mich wochenlang wie<br />
in einer anderen Welt. Kurz vor der Beerdigung fiel es mir wie<br />
Schuppen von den Augen. In mir schrie es auf: »Lysander, wie<br />
konnte ich Dich nur hergeben? Du warst doch so nah bei mir.<br />
Hätte ich doch nur einfach Nein gesagt.« Ich war so entsetzt<br />
über mich, musste ständig weinen, fühlte mich einsam. Für<br />
mich blieb die Welt stehen.<br />
LZ: Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Nöten<br />
und Konflikten mit Ihrem Mann, Ihren Verwandten,<br />
Bekannten, Ärzten, Nachbarn gemacht?<br />
LZ: Wie sind Sie mit Ihren Depressionen fertig<br />
geworden? Was hat Ihnen in Ihrer schwierigen<br />
Situation nach der Abtreibung Kraft gegeben?<br />
Die Religion. Viel Gebet und Gottvertrauen auf der einen<br />
Seite, die Hilfe eines Homöopathen auf der anderen Seite.<br />
LZ: Wie sind Sie mit der Schuld – Ihrer eigenen und<br />
der vieler anderer – umgegangen?<br />
Sehr lange konnte ich mir überhaupt nicht verzeihen. Die<br />
Ärzte haben eine gewisse Teilschuld und die, die mich beraten<br />
haben, sind Mittäter. Inzwischen habe ich allen verziehen.<br />
LZ: Welche Erkenntnisse sind Ihnen aus Ihren Erfahrungen<br />
erwachsen?<br />
Ich muss eingestehen, dass ich von der Meinung der Gesellschaft<br />
sehr abhängig war. Ich war leider nicht in der Lage, die<br />
Entscheidung alleine zu treffen. Ich bin an diesem Schicksal<br />
4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong>
gereift. Heute brauche ich niemanden mehr, der mich berät.<br />
Ich treffe meine Entscheidungen selbst. So wie ich es mit<br />
meinem Gewissen vereinbaren kann.<br />
LZ: Wie kamen Sie dazu, ein Buch über Ihre Erfahrungen<br />
zu schreiben?<br />
So gerne wollte ich Frauen, die sich in einer ähnlichen<br />
Situation befinden, helfen, die richtige Entscheidung zu treffen,<br />
sie warnen, solch einen fatalen Schritt zu tun. Aber auch Eltern,<br />
die ein behindertes Kind haben,<br />
darin bestärken, dass auch dieses<br />
Leben sehr wertvoll ist.<br />
»Inzwischen habe<br />
ich allen verziehen«<br />
LZ: Welche Änderungen in<br />
unserer Gesellschaft würden Sie sich wünschen? Und wie<br />
kann jeder einzelne von uns konkret etwas zu einer Änderung<br />
beitragen?<br />
Die Gesellschaft sollte sich mehr auf christliche und ethische<br />
Werte besinnen und nicht leichtfertig über das ungeborene<br />
Leben entscheiden. Von Seiten der Ärzte wünsche ich mir<br />
mehr Aufklärung hinsichtlich der seelischen Folgen eines<br />
Abbruchs und die Rückbesinnung auf ihre eigentliche Aufgabe,<br />
nämlich Leben zu retten.<br />
Marianne Neeb, Lysander – Grenzerfahrungen einer Mutter. Books<br />
on Demand, 11 Euro.<br />
Standpunkt – ALfA mischt sich ein<br />
Mehrheit der Deutschen will keine embryonale Stammzellforschung<br />
Mehr als die Hälfte der Deutschen (56,3 %) wünscht<br />
eine Konzentration der Forschung auf adulte Stammzellen.<br />
Immerhin zwei Drittel der Bevölkerung (66,3 %) halten<br />
es für richtig, dass in Deutschland »keine menschlichen<br />
Embryonen zu Forschungszwecken erzeugt und zerstört<br />
werden« dürfen. Diese beiden wichtigen Ergebnisse<br />
einer bundesweiten TNS Infratest Meinungsumfrage<br />
konnte der Bundesverband Lebensrecht (BVL) Ende Januar<br />
in Berlin vorstellen. »Wer für die embryonale Stammzellforschung<br />
eintritt, der muss sich ab heute darüber<br />
im Klaren sein, dass er eine Politik macht, die gegen<br />
das steht, was die Mehrheit der Bevölkerung für richtig<br />
hält«, fasste die Vorsitzende des BVL zusammen.<br />
Der für Lebensrechtler positive Ausgang der Umfrage<br />
ist den Frauen zu verdanken: Sie waren es, die zu 63,7<br />
% eine Eingrenzung der Forschung auf die adulte Stammzellforschung<br />
befürworteten. Vermutlich sind sie als<br />
potentielle Spenderinnen von Eizellen und Empfängerinnen künstlich erzeugter Embryonen sensibler. Und auch bei der Frage<br />
nach dem bestehenden Embryonenschutzgesetz waren fast Dreiviertel (73,8 %) der Frauen für das Gesetz von 1991, das es<br />
verbietet, einen menschlichen Embryo für einen wissenschaftlichen oder medizinischen Zweck zu verwenden, der nicht dem<br />
Leben des Embryos dient. Aber auch bei Männern stößt das Embryonenschutzgesetz mit 56,9 % auf Zustimmung.<br />
Besonders erfreulich ist in jeder Hinsicht die Haltung der nachwachsenden Generation: Laut der Umfrage lehnen unter den<br />
Schülern (ab 14 Jahren) 61,9 % die embryonale Stammzellforschung ab. 76,2 % befürworten, dass in Deutschland keine<br />
Embryonen zu Forschungszwecken erzeugt und zerstört werden dürfen. »Die Jugend ist, zumindest was den Embryonenschutz<br />
betrifft, klar Pro-Life orientiert«, kommentierte die BVL Vorsitzende.<br />
Das lässt für die Zukunft hoffen, denn es wird auch in <strong>2007</strong> weitere Debatten über die Stammzellforschung geben.<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong> 5
Lebens<br />
zeichen<br />
Weltweites<br />
Kerzenleuchten<br />
Warum nehmen wir als Lebensschutzgruppe am weltweiten Kerzenleuchten teil?<br />
Die Idee stammt aus Amerika. Dort haben sich verwaiste<br />
Eltern vor neun Jahren entschlossen, Kerzen für verlorene<br />
Kinder anzuzünden. Das tun sie an allen Orten jeweils in der<br />
Zeitzone um 19 Uhr am zweiten Sonntag im Dezember. Auf<br />
diese Weise wandert als sichtbares Zeichen der Erinnerung<br />
Eine Klagemauer, Symbol für Schmerz, Reue und Einsamkeit<br />
eine Lichterkette um die ganze Erdkugel (siehe dazu<br />
www.compassionatefriends.org).<br />
Gedacht wird der Kinder, die durch eine Fehlgeburt oder<br />
bei der Geburt verstarben oder der Kinder, die einfach verloren<br />
gingen. Wir gedenken in erster Linie der Kinder, die durch<br />
Abtreibung umkamen.<br />
Um die ökumenische Andacht zu gestallten, haben wir eine<br />
Paar- und Familientherapeutin angesprochen. Frau Donath<br />
berichtet immer wieder, wie oft sie schon erfahren habe, dass<br />
Paare oder Einzelne unter einer auch schon lange zurückliegenden<br />
Abtreibung oder einer Fehlgeburt leiden, und<br />
wie sehr das ihr Leben beeinträchtigt. Es ist für sie immer<br />
überraschend, dass die kleinen Seelen der abgetriebenen Kinder<br />
das Leben der Überlebenden so sehr beeinflussen.<br />
Außerdem wirkt Frau Dieterich, eine Mitarbeiterin der<br />
Hospizbewegung, mit. Sie befasst sich mit Trauerarbeit. Sie<br />
weiß beispielsweise, wie sehr Rituale die Trauer erleichtern.<br />
In diesem Jahr wurde eine Mauer aus Pappkartons vor dem<br />
Altar errichtet. Sie stellte für die Anwesenden eine Klagemauer<br />
dar, in deren Ritzen sie auch<br />
ARCHIV<br />
Zettel mit eigenen Klagen<br />
stecken konnten. Sie wurde<br />
aber auch zum Symbol der<br />
Sprachlosigkeit und des lähmenden<br />
Schweigens angesichts<br />
des Todes. Auf der<br />
Mauer waren die Worte<br />
Schmerz, Reue, Wut, Schuld<br />
und Einsamkeit zu lesen. Aber<br />
zum Glück kann so eine<br />
Mauer auch durchlässig werden.<br />
So durchdrang ein Klang<br />
die Mauer, Kerzenschein<br />
verbreitete sich sichtbar durch<br />
die Ritzen, und trostvolle<br />
Bibelworte waren hinter der<br />
Mauer zu hören.<br />
Das Evangelium von den<br />
Emmausjüngern machte dann<br />
Mut zum Weitergehen. Auch<br />
den Kirchenmusikdirektor<br />
Richard Plath konnten wir für<br />
unsere Idee gewinnen, und so<br />
begleitete er einfühlsam an<br />
der Orgel das Geschehen.<br />
Die Kerzen wurden an der Osterkerze entzündet. Sie ist ein<br />
Symbol für Jesus, der Karfreitag ans Kreuz genagelt und Ostern<br />
auferstanden ist. Seine Wunden sind nicht verschwunden, aber<br />
verklärt.<br />
Im Gespräch nach der Andacht beschäftigten sich die<br />
Anwesenden damit, dass um verstorbene Kinder, gerade wenn<br />
sie sehr früh<br />
gehen, oft<br />
eine Mauer<br />
des Schweigens<br />
gebaut<br />
wird, die viel schlimmer als die Wahrheit ist. Es wäre besser,<br />
man fände eine Sprache, diese kleinen Seelen zu betrauern. So<br />
wurde der Wunsch ausgedrückt, neben dieser Andacht auch<br />
Eine Klagemauer als Symbol für<br />
Schmerz, Reue und Einsamkeit<br />
6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong>
einen Ort zu haben, der Trauer um<br />
die Kinder ermöglicht, etwa auf dem<br />
Friedhof in Uetersen, so wie er schon<br />
in einigen Nachbarorten für verstorbene<br />
und verlorene Kinder eingerichtet<br />
wurde.<br />
Natürlich würden wir als Lebensschützer<br />
lieber die Kinder vor<br />
einer Abtreibung retten. Aber durch<br />
diese Aktion kann zumindest gezeigt<br />
werden, dass sie einen Platz haben.<br />
Das hier nicht ein Zellklumpen (wie<br />
auf der Homepage von Pro Familia<br />
zu lesen) abgetrieben wurden, sondern<br />
ein vollwertiger Mensch. Stirbt aber<br />
ein Mensch, so bedarf der Überlebende<br />
der Trauer …<br />
Im Schwangerschaftskonflikt entscheidet<br />
sich die Frau eben entweder<br />
für ein lebendiges oder für ein totes<br />
Kind.<br />
Zum Glück nimmt auch die Presse<br />
jedes Jahr wieder regen Anteil an dieser<br />
Aktion, so dass auch immer die Öffentlichkeit<br />
von unserem Anliegen<br />
erfährt.<br />
Monika Friederich, AlfA-Tornesch, Hilfe<br />
für Schwangere, Tel.: 04122-96 05 06,<br />
www.alfa-nord.de.vu<br />
v ALfA aktiv<br />
ALfA-Coburg dankt<br />
Eine tolle Weihnachtsaktion startete<br />
die Klasse Vier der Grundschule<br />
Veitshöchheim: Den Erlös ihrer Tombola<br />
von 170,10 Euro spendeten die<br />
Kinder für die junge Mutter Sonja<br />
und ihr Baby (siehe Titelgeschichte).<br />
Eifrige Schüler und Schülerinnen aus<br />
der 3. Klasse der Grundschule Coburg-Neuses<br />
sammelten bei ihrer<br />
Weihnachtsfeier 201 Euro für eine<br />
andere arme Familie aus Coburg.<br />
Allen beteiligten Schülern, Lehrern<br />
und Spendern herzlichen Dank!<br />
Wir von der ALfA-Coburg meinen:<br />
Das war super und nachahmenswert<br />
und sollte einmal erwähnt werden!<br />
v Kurz gemeldet<br />
DEUTSCHES HERZZENTRUM MÜNCHEN<br />
Gute Nachrichten aus der Medizin<br />
Prof. Dr. Rüdiger Lange<br />
Jetzt hat auch Aachen einen ordentlichen Regionalverband. Obwohl sich dort seit<br />
Jahren regelmäßig Mitglieder der ALfA treffen, um Veranstaltungen wie Info-Stände<br />
in der Innenstadt oder<br />
Mahnwachen zu planen,<br />
Revolutionär: Herzklappen per Spritze!<br />
Prof. Dr. Rüdiger Lange, Direktor<br />
des Herzzentrums in München, will<br />
künftig Herzklappen innerhalb von<br />
Sekunden am offenen Herzen durch<br />
ein kleines Loch einsetzen oder in<br />
bestimmten Fällen über die Leistenvene<br />
und eine spritzenähnliche<br />
Schleuse zum Herzen schieben.<br />
Hoffnung für Babys: Von 100 Neugeborenen<br />
leidet eines an einem<br />
Herzfehler!<br />
Die Josefs-Gesellschaft macht aufmerksam auf Beratungsstellen für »Unterstützte<br />
Kommunikation«. Mithilfe eines Gerätes lernen hörende, aber von Geburt an stumme<br />
Kinder sich elektronisch auszudrücken. (Josefsgesellschaft Köln)<br />
Außerdem: Das Internetportal www.gewalt-gegen-kinder.de informiert Berufsgruppen,<br />
die mit Kindern zu tun haben, über Anzeichen von Gewaltanwendung (Quelle: Deutsches<br />
Ärzteblatt vom 19.1.<strong>2007</strong>)<br />
v ALfA intern<br />
Regionalverband für Aachen mit neuem Vorstand<br />
DANIEL RENNEN<br />
Der Regionalverband Aachen hat gewählt: die neue<br />
Vorsitzende Hildegard Rehder (rechts) während<br />
eines Beratungsgesprächs am ALfA-Stand.<br />
verfügte der Aachener Verband<br />
bis Mitte Februar<br />
nicht über einen ordentlichen<br />
Vorstand. Der ist jedoch<br />
erforderlich, um einen<br />
Regionalverband bilden und<br />
Delegierte auf die Bundesversammlung<br />
senden zu<br />
können. Am 13. Februar<br />
wählten die Aachener Hildegard<br />
Rehder zur Vorsitzenden,<br />
Ansgar Püllen zum<br />
Kassenwart und Rainer<br />
Klawki zum Schriftführer.<br />
Während der »Gründungsversammlung«<br />
sprach die ALfA-Bundesvorsitzende Claudia Kaminski über die »Situation<br />
des Lebensschutzes in Deutschland«.<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>74</strong> 7
Lebens<br />
zeichen<br />
Mitgliederversammlung des Regionalverbands München<br />
Die Rund-um-die-Uhr-Notrufnummer der ALfA soll noch weiter verbreitet werden<br />
Am Montag, dem 22. Januar, hielt der Regionalverband München in<br />
den Räumen der Freien Evangelischen Gemeinde seine jährliche Mitgliederversammlung<br />
ab. Nach den üblichen Formalitäten hielt Stefan<br />
Brandmaier, Rechtsanwalt, ein Kurzreferat über den sog. Stapfprozess.<br />
In dem Prozess ging es um die Gehsteigberatung vor der Abtreibungspraxis<br />
von Friedrich Andreas Stapf in München.<br />
Maria Grundberger, eine der Hauptpersonen in diesem Prozess, berichtete<br />
über ihre Erfahrungen bei der Beratung und Begleitung Schwangerer.<br />
In der anschließenden sehr engagiert geführten Diskussion wurde angeregt,<br />
die Notfallnummer von Vita-L, durch die Hilfesuchende sich<br />
rund um die Uhr an ALfA-Mitarbeiter wenden können, noch stärker<br />
zu verbreiten. Alexandra Linder wird zu diesem Zweck entsprechende<br />
Flyer und Aufkleber drucken lassen.<br />
Am Ende der Veranstaltung konnten wir ein neues Mitglied in unserem<br />
Regionalverband begrüßen, worüber wir uns besonders freuen. Allen,<br />
die zum guten Gelingen dieses Abends beigetragen haben, möchte<br />
ich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken. Wir können<br />
mutig in die Zukunft schauen.<br />
ARCHIV<br />
Antonia Egger (Vorsitzende des RV München)<br />
Maria Grundberger vor der Stapf-Klinik<br />
Freitag, 11. Mai, 19 Uhr<br />
11. bis 12. Mai <strong>2007</strong><br />
Fulda · Bonifatius Haus · Neuenberger Str. 3 - 5 · 36041 Fulda<br />
Begrüßung durch die Vorsitzende Dr. med. Claudia Kaminski<br />
Festvortrag: »Christentum und Menschenrecht auf Leben«<br />
Prof. Dr. theol. Peter Schallenberg, theologische Fakultät Fulda<br />
Grußworte<br />
Die Feier wird musikalisch umrahmt von Voice Garden<br />
Samstag, 12. Mai, 10 Uhr<br />
Vortrag: »Die Heiligkeit des Lebens«<br />
von Bischof Karl Josef Romer, Sekretär des Päpstlichen Rates für<br />
die Familie<br />
Città del Vaticano<br />
v ALfA aktiv<br />
vitaL-Notruftelefon<br />
0180 / 36 999 63 (9 Cent/Min)<br />
Frauen im Schwangerschaftskonflikt können<br />
anrufen, wann sie wollen – sie erreichen<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit eine<br />
unserer Beraterinnen. Den werktäglichen<br />
Tagesdienst teilen sich vier Damen im<br />
wöchentlichen Wechsel; eine weitere<br />
Beraterin übernimmt den Nacht- und Wochenenddienst<br />
jeweils für eine Woche.<br />
Bei den Telefonaten geht es zunächst<br />
darum, zuzuhören, dann um Beratung,<br />
Vermittlung an andere Hilfsstellen oder<br />
Ansprechpartner. Manchmal genügt auch<br />
ein intensives Gespräch oder ein kleiner<br />
Rat. Die Gesprächsinhalte und Fragen der<br />
Anrufer sind vielschichtig, sie erfordern<br />
Flexibilität und die Fähigkeit, zuhören und<br />
sich in die Lage der Anrufer versetzen zu<br />
können. Weitere Berater/-innen sind<br />
jederzeit herzlich willkommen.<br />
Im Anschluss laden wir herzlich zu einem Sektempfang ein.<br />
Es spielt die Band Sound Express.<br />
www.bonifatiushaus.de<br />
Alexandra Linder