Lebenszeichen | 75 | Sommer 2007
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Lebens<br />
Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />
Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />
zeichen<br />
Nr. <strong>75</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2007</strong><br />
Tausende Kinder gerettet<br />
Prominente Vertreter beider christlichen Kirchen hoben in Fulda die enorme Bedeutung der ALfA und ihrer<br />
Arbeit für Staat, Kirche und Gesellschaft hervor.<br />
Zum Feiern war den Frauen und Männern, die sich im<br />
Bonifatiushaus in Fulda eingefunden hatten, eigentlich nicht<br />
zumute. Dabei waren sie aus allen Teilen Deutschlands zusammengekommen,<br />
um gemeinsam auf das 30-jährige Bestehen<br />
der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) zurückzublicken. Vor<br />
drei Jahrzehnten hätte sich keiner träumen lassen, dass aus der<br />
ALfA, die inzwischen mehr als 10.500 Mitglieder zählt, einmal<br />
eine so große Lebensrechtsorganisation werden würde. Als sie<br />
mit den Schwerpunkten Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie sozialen Hilfen in das Vereinsregister eingetragen wurde,<br />
zählte die überkonfessionelle und überparteiliche Bürgerinitiative<br />
um die Augsburger Professorin Hedwig Seelentag ganze 40<br />
Mitglieder.<br />
In seinem Festvortrag legte Professor Peter Schallenberg<br />
von der theologischen Fakultät Fulda dar, echte Verwandlungen<br />
vollzögen sich immer von innen nach außen. Dagegen versuche<br />
der »säkulare Messianismus«, dem viele Staaten anheim fielen,<br />
eine Verwandlung zu erreichen, die von außen nach innen ziele.<br />
Fortsetzung auf Seite 3
Lebens<br />
zeichen<br />
Editorial<br />
Liebe Mitstreiter, liebe Mitglieder der ALfA,<br />
eigentlich wollte ich über das internationale Experten-<br />
Symposium schreiben, das der Bundesverband Lebensrecht<br />
am 24. Mai in Berlin veranstaltet hat. Fünf ausgewiesene<br />
Fachleute aus Deutschland, England und Österreich haben<br />
dabei überzeugende Therapieerfolge mit adulten Stammzellen<br />
und Stammzellen aus Nabelschnurblut vorgestellt<br />
und die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen<br />
sowohl aus ethischen wie auch aus wissenschaftlichen<br />
Gründen verworfen. »Embryonale Stammzellen sind Tumorzellen«,<br />
schockte etwa der Wiener Stammzellforscher<br />
Prof. Dr. Lukas Kenner die Teilnehmer. Und der<br />
Würzburger Medizinrechtsexperte Rainer Beckmann stellte<br />
klar, dass es nicht nur um die Änderung des Stammzellgesetzes<br />
geht, sondern auch um die des Embryonenschutzgesetzes<br />
von 1990. Das Ziel: Die Freigabe menschlicher<br />
Embryonen für die Forschung. Ein absoluter Dammbruch.<br />
Aber dann rief Frau S. an: Ihre 15-jährige Tochter sei<br />
im 7. Monat schwanger. Erst habe die Familie gedacht:<br />
Das Mädchen nimmt zu, was ist bloß los? Dann sei der<br />
Bauch spitz geworden. Und dann habe Lydia zu ihrer<br />
Mutter gesagt: »Das rumort immer so in meinem Bauch«.<br />
Ein Schwangerschaftstest sorgt für Klarheit. Der anschließende<br />
Besuch beim Arzt bringt letzte Gewissheit:<br />
Lydia erwartet einen kleinen Jungen. Vater des Kindes ist<br />
ein Freund des älteren Bruders, der sich nachts in Lydias<br />
Zimmer geschlichen hatte. Frau S. braucht dringend Hilfe.<br />
Ihr Mann ist schwer erkrankt, die Familie hoch verschuldet.<br />
Und der Kindsvater? »Lass es weg machen, das geht noch<br />
– in Holland, in Amerika – alles kein Problem!« Doch<br />
Lydia und ihre Mutter wollen, dass das Kind weiterlebt:<br />
»Alles andere wäre Mord!« Lydia geht erst einmal nicht<br />
mehr zur Schule. Die wird sie später nachholen. Sie freut<br />
sich auf ihr Kind. Wenn sie dennoch nachts in ihrem<br />
Zimmer sitzt und weint, dann<br />
weil der Vater des Kindes es<br />
umbringen lassen wollte. Das ist<br />
ihre wahre Not. Was Abtreibung<br />
bedeutet, weiß sie von ihrer 16-<br />
jährigen Freundin Corinna. Die<br />
hat auf Drängen der eigenen<br />
Mutter vor kurzem abgetrieben<br />
– und leidet nun sehr unter der<br />
Tötung ihres Kindes.<br />
Frau S. bittet die ALfA um<br />
ein wenig finanzielle Hilfe, damit Dr. Claudia Kaminski<br />
sie mit ihrer Tochter ein paar<br />
Tage dem Chaos daheim entfliehen können und Ruhe<br />
einkehren kann. Ich rufe Frau S. an, um ihr zu sagen, dass<br />
die Stiftung »Ja zum Leben« und die ALfA Lydia unbürokratisch<br />
helfen wollen. Da wartet Frau S. mit der<br />
nächsten Hiobsbotschaft auf: Der Vater von Lydias Kind<br />
habe noch ein weiteres Mädchen im Dorf geschwängert.<br />
Frau S. weint, als ich ihr versichere, dass wir auch dieser<br />
jungen Mutter Hilfe anbieten werden – und sagt, dass sie<br />
ehrenamtlich für die ALfA Aufklärungsarbeit leisten wolle,<br />
sobald Lydias Sohn aus dem Gröbsten raus ist: »Ich sehe<br />
doch an Lydias Freundin, wie viel Leid Abtreibung den<br />
Frauen antut. Da muss ich helfen.«<br />
Eine unmögliche Geschichte? Sie ist wahr. Und ich<br />
versichere Ihnen: Aus Geschichten wie diesen besteht der<br />
ALfA-Alltag. Unseren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern geht es wie Frau S.: Wir müssen helfen.<br />
Dabei vergessen wir nie: Die ALfA kann Lydia und<br />
vielen anderen Müttern in Not nur dann helfen, wenn Sie<br />
uns unterstützen! Deshalb bitte ich Sie: Helfen Sie uns<br />
helfen. Und glauben Sie mir: Jeder Euro hilft!<br />
Ihre<br />
Claudia Kaminski<br />
Impressum<br />
Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />
Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />
Telefon 0821 / 51 20 31<br />
Telefax 0821 / 15 64 07<br />
Internet www.alfa-ev.de<br />
E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />
Redaktion<br />
Monika und Reinhold Eichinger<br />
Alexandra Linder, M.A.<br />
Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />
Satz & Layout<br />
Rehder Medienagentur<br />
Aachen<br />
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Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
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Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />
Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />
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2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong>
Fortsetzung von Seite 1<br />
ARCHV<br />
Wenn das Ziel des Staates nicht die Wahrung der<br />
Menschenwürde sei, werde es gefährlich. Der<br />
Schutz des Embryos sei kein »katholisches Sonderrecht«.<br />
»Es geht nicht um die Einführung des<br />
Herz-Jesu-Festes als staatlichen Feiertag«, so<br />
Schallenberg, sondern um die Verteidigung des<br />
elementarsten aller Menschenrechte.<br />
Deutliche Worte fand auch Fuldas Bischof<br />
Heinz Josef Algermissen. Es sei damit zu rechnen,<br />
dass der andauernde »Generalangriff auf die<br />
christliche Menschenwürde« ein noch größeres<br />
Ausmaß annehmen werde. Algermissen zeigte sich<br />
überzeugt davon, dass am Ende der Debatte um<br />
die Forschung mit embryonalen Stammzellen »die<br />
Zulassung« stehen werde. Die Gesellschaft sei<br />
offensichtlich bereit, »zu allem Ja und Amen zu<br />
sagen, was die Industrie fordert«. Die ALfA lobte<br />
Algermissen mit den Worten: »Was Sie hier leisten,<br />
ist vorbildliche Laienarbeit im Sinne des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils«. Die Bundesvorsitzende der ALfA, Claudia Kaminski,<br />
die von den Delegierten tags darauf einstimmig in ihrem Amt<br />
bestätigt wurde, bat Algermissen: »Legen Sie auch in unserer<br />
Kirche die Finger in die Wunden.« Auch die Kirche sei in<br />
Fragen des Lebensschutzes manchmal zu zurückhaltend. Doch<br />
habe »politisch, diplomatisch, pragmatisch« zu sein, »mit dem<br />
Evangelium nichts zu tun«. Der Bischof versprach: »So weit<br />
ich das kann, werde ich Sie dabei begleiten.«<br />
Als Vertreter der Protestanten sprach anschließend Hartmut<br />
Steeb, Generalsekretär der Evangelischen Allianz und Vorsitzender<br />
des Treffens Christlicher Lebensrechts-Gruppen. Das<br />
Prof. Dr. Peter Schallenberg<br />
im Grundgesetz verankerte Recht auf Leben zeige die Notwendigkeit<br />
der ALfA, da die Verfassungswirklichkeit in Deutschland<br />
weit vom Gesetz entfernt sei. Der Vorsitzende der Juristen-<br />
Glück pur: Die Hebamme Maria Grundberger mit ihrem Sohn.<br />
Vereinigung Lebensrecht, Bernward Büchner, hob in seinem<br />
Grußwort hervor, dass auf nationaler wie internationaler Ebene<br />
immer lauter ein »Menschenrecht auf Abtreibung gefordert«<br />
»Wir Christen sind eingeknickt«<br />
werde. Selbst die Menschenrechtsorganisation Amnesty International<br />
diskutiere, ob sie für ein »Menschenrecht auf Abtreibung«<br />
eintreten solle. Büchner kritisierte, die Kirche befasse<br />
sich zwar mit Themen wie Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />
der Schöpfung, aber kaum mit dem Lebensschutz. Wer denke<br />
bei diesen Themen »auch an den Krieg gegen die Ungeborenen«<br />
und daran, dass auch die ungeborenen Kinder zu<br />
Gottes Schöpfung gehören?<br />
Scharfe Worte fand auch der Salzburger<br />
Weihbischof Andreas Laun. »Wir Christen sind<br />
eingeknickt«, so Laun. Beinah ganz Europa habe<br />
die Fristenlösung inhaliert. Es sei »Wahnsinn«,<br />
aber »die Kinder, die wir dringend brauchen, die<br />
machen wir täglich tot«. Den verstorbenen Erzbischof<br />
von Fulda Johannes Dyba zitierend fuhr<br />
Laun fort: »Wenn man am Rande eines Abgrundes<br />
steht, und einen Schritt zurückgeht, dann ist das<br />
ein großer Fortschritt.«<br />
So weit scheint weder Deutschland noch Europa<br />
zu sein. Für Kaminski kein Grund, Trübsal<br />
zu blasen: »Der Erfolg der ALfA spiegelt sich<br />
nicht in Gesetzen, sondern vor allem in den<br />
Gesichtern derjenigen Kinder, die durch das<br />
ehrenamtliche Engagement von ALfA-Mitgliedern<br />
gerettet werden konnten«. Einige der Geretteten<br />
waren in Fulda mit ihren Müttern anwesend. Sie<br />
repräsentierten Tausende, die in den letzten 30<br />
Jahren von der ALfA vor dem sicheren Tod bewahrt wurden.<br />
Insofern gab es viele Gründe, doch zu feiern. (Quelle: Die<br />
Tagespost)<br />
ARCHIV<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong> 3
Hartes Herz<br />
Oft verhindert der Druck des Umfeldes, dass Frauen, die entschlossen sind, ein ungeplantes Kind zur Welt<br />
zu bringen, daran festhalten. So frustrierend das auch ist – auf die Hilfe der ALfA ist auch dann Verlass.<br />
Maßstabsgetreue Embryomodelle machen die Entwicklung eines Kindes greifbar.<br />
Als wir sie kennen lernen, ist Veronika in der 6. Woche<br />
schwanger. Noch kann sie keinen klaren Gedanken fassen. Mit<br />
17 schon ein Kind? Schafft sie das? Was wird aus ihrer Lehrstelle?<br />
Wie wird ihre Mutter reagieren? Wovon soll sie leben? Fragen<br />
über Fragen schwirren durch ihren Kopf. Bisher hat sie nur<br />
mit ihrem Freund gesprochen. Er freut sich auf das Kind,<br />
obwohl er selbst noch in der Ausbildung ist.<br />
Die beiden gehen zur ALfA-Beratung. Für das Gespräch<br />
nimmt sich die Mitarbeiterin viel Zeit. Anhand von Biologiemodellen<br />
der Firma SOMSO erklärt sie die einzelnen Schwangerschaftsphasen.<br />
Sie zeigt ihnen, wie groß das Baby jetzt schon<br />
und wie weit es in der 12. Woche entwickelt ist, bis zu dem<br />
»Als sie das Modell in der Hand hält, kann<br />
sie sich vorstellen, ihr Kind zu bekommen.«<br />
eine Abtreibung straffrei aber rechtswidrig ist. Auch auf mögliche<br />
Folgen einer Abtreibung macht sie Veronika aufmerksam.<br />
4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong><br />
Veronika ist fasziniert von der Entwicklung im Mutterleib,<br />
nimmt die herausnehmbaren kleinen Embryonen vorsichtig in<br />
die Hand. Jetzt kann sie sich vorstellen, ihrem Kind das Leben<br />
zu schenken; außerdem soll sie ganz viel Hilfe bekommen.<br />
Etwas später findet sie den Mut, mit ihrer Mutter zu reden.<br />
Doch diese reagiert nur mit Vorwürfen. Sie fordert, dass der<br />
»Zellklumpen« weggemacht wird. Ganz verzweifelt wendet<br />
sich Veronika wieder an unsere Mitarbeiterin, die ihr verspricht,<br />
mit der Mutter zu reden. Um nicht zu riskieren, gar nicht erst<br />
eingelassen zu werden, bringt sie ein Blumenstöckchen als<br />
Geschenk mit. Es stellt sich heraus,<br />
dass auch die Mutter nicht Bescheid<br />
weiß. Von einem Post-Abortion-Syndrom<br />
hat sie noch nie etwas gehört.<br />
Warum soll das ausgerechnet ihrer<br />
Tochter passieren? Die ist doch selbst<br />
noch ein Kind und mit ihren knapp<br />
17 Jahren viel zu jung. Sie werde sie<br />
nicht unterstützen: nicht persönlich,<br />
nicht bei der Betreuung des Babys,<br />
erst recht nicht finanziell. Ihre Berufstätigkeit<br />
werde sie deswegen weder<br />
einschränken noch aufgeben. Trotz<br />
der Zusage umfassender Hilfe durch<br />
die ALfA bleibt sie hart. Der Entschluss<br />
ihrer Tochter interessiert sie<br />
nicht. Sie sei minderjährig und habe<br />
ihr zu gehorchen. Auch das Angebot,<br />
Veronika vorübergehend in eine andere<br />
Familie zu vermitteln, kann sie<br />
nicht umstimmen.<br />
Das Jugendamt bietet an, Veronika<br />
in einem Mutter-Kind-Haus unterzubringen.<br />
Auch das lehnt die Mutter<br />
ab. Veronika erzählt, dass ihre Mutter<br />
ihr gedroht habe, sie hinauszuwerfen<br />
und kein Wort mehr mit ihr zu sprechen,<br />
wenn sie das Kind behält.<br />
Dennoch hoffen wir immer noch auf<br />
einen guten Ausgang.<br />
Als der Mann unserer Mitarbeiterin Veronika einige Zeit<br />
später zufällig trifft und nach ihrem Befinden fragt, erzählt sie,<br />
dass ein Arzt gesagt habe, sie werde epileptische Anfälle<br />
bekommen, an denen sie sterben könnte, wenn sie das Kind<br />
zur Welt brächte. Sie habe große Angst und werde das Kind<br />
abtreiben. Mit dem Rat, vorher einen zweiten Arzt zu konsultieren,<br />
verabschiedet er sich. Noch vor seiner Rückkehr ruft<br />
Veronikas Mutter unsere Mitarbeiterin an und droht wütend<br />
mit einer Anzeige, falls sie sich weiter einmische.<br />
ARCHIV
DANIEL RENNEN<br />
Veronikas Beziehung zu ihrem Freund kriselt. Auch<br />
er kann Veronika nicht mehr umstimmen, zum Abtreibungstermin<br />
begleitet er sie nicht. Er hört nur, dass<br />
»es« in Nürnberg gemacht worden sei. Als ihre Schwester<br />
»Wir hoffen, dass Veronika das Trauma<br />
ihrer Abtreibung bewältigen wird.«<br />
eine Woche später entbindet, schlägt Veronikas Euphorie<br />
in Depression um. Sie muss ständig weinen und macht<br />
sich schwere Vorwürfe. Ihre Mutter schreit nur, sie solle<br />
gefälligst damit aufhören, denn sie wolle sich ja nur<br />
wichtig machen! So ein Theater mache sie nicht länger<br />
mit.<br />
Veronika ist verzweifelt. Wir bieten ihr an, unsere<br />
kostenlose Memory-Gesprächsgruppe für Frauen nach<br />
Abtreibung zu besuchen. Die erste Hürde meistert sie,<br />
indem sie sich selbst anmeldet und erzählt, wie sehr<br />
sie die Abtreibung bereue. Dass sie die Dinge beim<br />
Namen nennt, erstaunt uns. Jetzt hoffen wir, dass sie<br />
unter fachkundiger Leitung das Trauma ihrer Abtreibung<br />
bewältigen wird.<br />
Oft lässt das Umfeld keine Freude über das ungeborene Kind zu.<br />
Rosemarie Falk, ALfA Regionalverband Coburg<br />
Telefon 09561-15573, Fax 09561-201688<br />
Internet: www.alfa-coburg.falk-it.de<br />
Blickpunkt<br />
ARCHIV<br />
Pflegen oder töten<br />
Auf Einladung der ALfA kam Bobby Schindler nach Fulda. Er<br />
ist der Bruder von Terri Schiavo, die vor zwei Jahren in Amerika<br />
starb. Ihr Ehemann Michael hatte einen richterlichen Beschluss<br />
erwirkt, nachdem die Magensonde entfernt werden musste.<br />
Terri starb dreizehn Tage später: verhungert und verdurstet.<br />
»Wenn Terri noch leben würde, hätte ich sie jetzt mit hierher<br />
bringen können – alles, was sie dazu gebraucht hätte, wäre<br />
ein Rollstuhl«, erklärte Bobby Schindler. Nach ihrem Tod arbeitet<br />
er ausschließlich für die Terri Schindler-Schiavo Foundation,<br />
die es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen durch weltweite<br />
Vorträge für das Thema Euthanasie zu sensibilisieren. Dieses<br />
Anliegen führte ihn auch nach Fulda, wo er vor über dreihundert<br />
gebannt zuhörenden Schülern über seine Schwester und seine<br />
Arbeit sprach. Im Anschluss daran beantworteten er und Thomas<br />
Sitte, Palliativmediziner vom Schmerz- und Palliativzentrum<br />
Fulda, die zahlreichen Fragen, die die Schüler stellten. So<br />
wollten diese wissen, wie Bobby sich die Vorgehensweise<br />
seines Schwagers erkläre, und wie es komme, dass nicht mal<br />
so mächtige Männer wie der Gouverneur von Florida, Jeb Bush,<br />
oder der amerikanische Präsident George W. Bush, die sich<br />
beide für Terri eingesetzt hatten, etwas an ihrem Schicksal<br />
Bobby Schindler steht Schülern in Fulda Rede und Antwort<br />
ändern konnten, und wie es Terri wirklich ging. »Wir konnten<br />
nicht mit ihr reden, aber sie konnte reagieren: sie konnte lachen,<br />
lächeln, weinen und Gefühle zeigen«, beschrieb Bobby Schindler<br />
den Zustand seiner Schwester. »Wie sollte man mit Menschen,<br />
die so krank und pflegebedürftig sind, umgehen?« fragte ein<br />
Schüler. »Wir haben die Wahl,« antwortete Bobby Schindler.<br />
»Wir können sie pflegen, uns um sie kümmern, oder wir können<br />
sie töten.« Der Reaktion der Schüler auf den beeindruckenden<br />
Vortrag war deutlich anzumerken, dass die zweite Möglichkeit<br />
für sie keine Alternative darstellt.<br />
Cornelia Kaminski<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong> 5
Lebens<br />
zeichen<br />
Echo auf 30 Jahre ALfA<br />
Zur 30-Jahr-Feier erreichten die ALfA viele Grußworte, erbetene wie spontane. In einigen Fällen sahen<br />
sich die Angefragten außer Stande, ein Grußwort zu verfassen. Hier einige Auszüge:<br />
Dr. Doris Marquardt, Referentin für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend:<br />
Ich muss Sie um Verständnis bitten, dass die Bundeskanzlerin<br />
an Ihren Jubiläumsfeierlichkeiten nicht teilnehmen und aus<br />
Gründen der Gleichbehandlung auch kein Grußwort zur<br />
Verfügung stellen kann.<br />
Dr. Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg:<br />
»Das Engagement von ALfA ist wichtig: Durch Aufklärungsarbeit<br />
in den Medien<br />
und Fußgängerzonen,<br />
durch Informationsveranstaltungen<br />
tragen<br />
Sie dazu bei, das Bewusstsein<br />
für das<br />
›Lebensrecht für alle‹<br />
wach zu halten. (...)<br />
Natürlich wäre es uns<br />
allen lieber, wenn es<br />
einen Verein wie ALfA<br />
in unserem Land gar<br />
nicht bräuchte. Wir alle<br />
sollten daran mitarbeiten,<br />
dass es zu einem<br />
Mentalitätsumschwung<br />
in unserer Gesellschaft<br />
in den ethischen Fragen<br />
des menschlichen Lebens<br />
kommt. (...) Lassen<br />
Sie nicht nach in<br />
Ihrem Bemühen, Leben<br />
zu retten! Die ungeborenen<br />
Kinder, ihre<br />
Mütter und unsere<br />
Hartmut Steeb, Evangelische Allianz ganze Gesellschaft<br />
braucht Sie dringend!«<br />
Staatssekretariat, Erste Sektion Allgemeine Angelegenheit<br />
– aus dem Vatikan am 27. März <strong>2007</strong>, Msgr. Gabriel<br />
Caccia:<br />
»Papst Benedikt XVI. schließt Sie und Ihre Anliegen in sein<br />
Beten ein und erteilt Ihnen und allen Mitgliedern und Mitarbeitern<br />
der Aktion Lebensrecht für Alle von Herzen den<br />
erbetenen Apostolischen Segen.«<br />
Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln:<br />
»›Lebensrecht für Alle‹: Das ist ein Indikativ, der im Schöpferwillen<br />
Gottes selbst verwurzelt ist. Denn ›Kinder sind eine<br />
Gabe des Herrn‹ (Ps 127,3). (...) Und unsere erste Aufgabe<br />
besteht darin, dieses unvergleichlich kostbare Gut des Lebens<br />
(...) zu bewahren und zu behüten, zu pflegen und zu schützen.<br />
(...) Darum bin ich zutiefst dankbar dafür, dass seit nunmehr<br />
6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong><br />
ARCHIV<br />
ARCHIV<br />
30 Jahren Menschen sich unter dem Dach der ALfA für ihre<br />
Mitmenschen einsetzen, deren Lebensrecht Gefahr läuft,<br />
übergangen oder gar offen bestritten zu werden. Möge er, der<br />
nicht nur das Alpha ist, sondern auch das Omega, allezeit mit<br />
Ihnen sein! In Herzlicher Verbundenheit«<br />
Dr. Felix Genn, Bischof von Essen:<br />
»Ich spreche Ihnen meine herzlichen Glück- und<br />
Segenswünsche aus. Gott als Mensch beginnt als Kind zu leben<br />
im Schoß seiner Mutter Maria – wie jeder Mensch. (...) Der<br />
Mensch ist nicht der Mensch, den wir ›machen‹, erzwingen,<br />
klonen. Wer einem Menschen, einem Kind im Mutterleib, das<br />
Leben raubt, versteht den Menschen als den Herrn über Leben<br />
und Tod. Der Mensch erhebt sich über den Menschen und<br />
überhebt sich dabei. Das Leben ist daher von der Empfängnis<br />
an mit höchster Sorgfalt zu schützen.«<br />
Dr. Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück:<br />
»So gratuliere ich Ihrer Aktion schon jetzt auf diesem Weg<br />
zum Jubiläum und danke herzlich für alles Gute, das durch sie<br />
erreicht werden konnte. Der Schutz des Lebens, ganz besonders<br />
auch der ungeborenen Kinder, ist eine bleibende Herausforderung.<br />
Für die Zukunft wünsche ich ALfA alles Gute und Gottes<br />
Segen.«<br />
Prof. Dr. Stefan Pieper, Bundespräsidialamt:<br />
»Mit lebhaftem Interesse hat er (der Bundespräsident)<br />
Erzbischof Dr. Ludwig Schick
ARCHIV<br />
gelesen, dass Ihr Verein in diesem Jahr<br />
sein 30jähriges Jubiläum begehen kann.<br />
Ich muss Ihnen dazu mitteilen, dass es<br />
dem Bundespräsidenten nicht möglich sein<br />
wird, Ihrer Einladung zu (...) folgen. Sein<br />
übervoller Terminkalender steht dem<br />
ebenso entgegen wie die Präzedenzwirkungen,<br />
die er zu bedenken hat. Zu meinem<br />
Bedauern muss ich auch Ihre Erwartungen<br />
hinsichtlich eines Grußwortes enttäuschen.<br />
Der Bundespräsident legt Wert darauf,<br />
derartige Texte selbst zu verfassen, so dass<br />
ihm auch hier sein begrenztes Zeitbudget<br />
Grenzen setzt.«<br />
Gisela Koch, Rahel:<br />
»Mein Mann und ich möchten Ihnen<br />
ganz herzlich auch im Namen des Rahel<br />
e.V. zu diesem Jubiläum gratulieren. Wir<br />
wünschen Ihnen ganz persönlich, aber<br />
auch Ihrem Vorstand, Ihren Mitarbeitern<br />
und Mitgliedern Gottes reichen Segen für<br />
die weitere Arbeit in den nächsten Jahren.«<br />
v ALfA aktiv<br />
Vielen Dank!<br />
Liebe ALfA-Helferin,<br />
ich wollte Ihnen nochmals für Ihr Paket<br />
danken. Für die ganze Hilfe, die Sie und<br />
die ALfA mir gegeben haben. Ohne Sie<br />
hätte ich manchmal nicht weiter gewusst.<br />
Sie sind eine gute Ratgeberin und eine,<br />
auch wenn ich Sie leider nicht persönlich<br />
kenne, sehr herzliche Frau. Ich habe mir<br />
überlegt, wie ich Ihnen auch mal eine<br />
kleine Freude machen könnte. Und ich<br />
habe mir gedacht, Ihnen Fotos von meiner<br />
kleinen Tochter Siena Gabriela zukommen<br />
zu lassen. So wie ich Sie kenne, freuen<br />
Sie sich sicher darüber.<br />
Vielen, vielen Dank für alles!<br />
ARCHIV<br />
Essens Bischof Dr. Felix Genn<br />
v ALfA intern<br />
Der neue ALfA-Bundesvorstand stellt sich vor<br />
Die Bundesdelegiertenversammlung wählte:<br />
Erste Bundesvorsitzende: Dr. med. Claudia Kaminski (Ärztin und Leiterin Kommunikation<br />
und PR Malteser Hilfsdienst)<br />
Erste Stellvertretende Bundesvorsitzende: Alexandra Maria Linder M.A. (Übersetzerin,<br />
Familienmanagerin)<br />
Zweite Stellvertretende Bundesvorsitzende: Cornelia Kaminski (Studienrätin)<br />
Bundesschatzmeister: Volker Kleibrink (Unternehmer)<br />
Bundesschriftführer: Stefan Brandmaier (Rechtsanwalt)<br />
Als Beisitzer wurden gewählt:<br />
Julia Castor (Gemeindereferentin), Reinhold Eichinger (Beamter), Maria Grundberger<br />
(Hebamme), Thomas Kreter (Student der Theologie), Dr. jur. Dagobert Nolte<br />
(Geschäftsführer i.R.), Dr. med. Dr. theol. h.c. Maria Overdick-Gulden (Ärztin für<br />
innere Krankheiten a.D.), Dr. Raymond Georg Snatzke (Mathematiker).<br />
Claudia Kaminski<br />
eMail: Drckaminski@aol.com<br />
v Kurz gemeldet<br />
Brigitte thematisiert Post-Abortion-Syndrom<br />
Die Frauenzeitschrift »Brigitte«, die sicher nicht verdächtig ist, mit den »Lebensschützern«<br />
zu liebäugeln, hat in einer ihrer letzten Ausgaben das Thema Post<br />
Abortion Syndrom durchaus feinfühlig thematisiert. Zitat: »Viele Paare verlieren<br />
ihre Sprache, wenn es um Abtreibung geht, sagt Christiane Tennhardt von<br />
›Balance‹. Man kann es ja auch nicht üben. Mit der Gesellschaft schweigt auch<br />
der Einzelne.« Leider verweist der Artikel anschließend auf die Internetseite von<br />
»Pro Familia«, wo es weitere Informationen und Erfahrungsberichte gebe.<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>75</strong> 7
Lebens<br />
zeichen<br />
ARCHIV<br />
Papst zeichnet<br />
Lebensrechtler aus<br />
ARCHIV<br />
Selbst erfahrene Lebensrechtler bilden sich fort.<br />
»Wenn Kinder Kinder kriegen...«<br />
Seminarwochenende der ALfA in Norddeutschland<br />
Das Thema unseres Treffens stand längst fest, da häuften sich plötzlich<br />
in mehreren Regionalverbänden die Fälle, in denen sehr junge Mütter<br />
unsere Hilfe brauchten. So war es auch der konkrete Bedarf an Fortbildung,<br />
der uns nach Vechta führte. Gemeinsam organisiert von den Regionalverbänden<br />
Lohne und Osnabrück fand die Tagung nun schon zum 5. Mal<br />
statt; wir freuten uns besonders auch über das Interesse des Arbeitskreis<br />
Leben Nordhorn. Frau Wempe-Muhle vom SKF Vechta schilderte die<br />
Ursachen für Teenagerschwangerschaften und zeigte Wege der Prävention<br />
auf. In dem gut durchdachten Präventionskonzept für die Arbeit mit Schulklassen<br />
spielen auch Verantwortung und kritische Einschätzung der Medien<br />
eine Rolle. Anschließend berichtete Elke Feldmeier, Hilfe für Schwangere<br />
in Norddeutschland, über den Stand ihres Projektes zur Prävention<br />
in Schulen. Am Sonntag vormittag ging es dann um die Allerjüngsten:<br />
»Humane Vorkernstadien – schutzlos! Präimplantationsdiagnostik in<br />
Deutschland aus der Sicht der Christlichen Gesellschaftslehre«. Dr. Mareike<br />
Klekamp, Osnabrück, erklärte zunächst die naturwissenschaftlichen<br />
Grundlagen. Beklemmend war es zu erfahren, was heute weltweit im<br />
Bereich der Reproduktionsmedizin die Norm ist. Besonders eindrücklich<br />
wies sie auf das christliche Menschenbild hin: »Menschenwürde, Lebenswert<br />
und Daseinsrecht werden nicht erworben. Jeder ist von Gott angenommen.«<br />
Für uns alle hat sich der Weg nach Vechta wieder einmal gelohnt.<br />
Hoffentlich bis zum nächsten Jahr.<br />
Monika Diessel<br />
v ALfA Service<br />
ALfA-Newsletter<br />
Wöchentlich informiert unser Newsletter über aktuelle Meldungen und liefert<br />
Hintergrundinformationen zu Abtreibung, Stammzellforschung, Sterbehilfe<br />
etc. Der Bezug ist kostenlos. Nutzen Sie diesen Info-Service! Anmeldung und<br />
Archiv der bisherigen Ausgaben unter www.alfa-ev.de.<br />
Machen Sie auch Freunde auf dieses Angebot aufmerksam!<br />
Erhielt den Silvester-Orden: Das Ehepaar Esser<br />
Für ihre besonderen Verdienste um den Schutz des<br />
menschlichen Lebens erhielt das Kölner Ehepaar Dr.<br />
med. Ellen und Dr. iur. Werner Esser am Donnerstag<br />
den Silvesterorden, eine der höchsten päpstlichen<br />
Auszeichnungen. Frau Dr. Esser wirkt seit vielen<br />
Jahren im Kölner Regionalverband der Aktion Lebensrecht<br />
für Alle (ALfA) und ist dessen Ehrenvorsitzende.<br />
Dr. Werner Esser ist seit 1984 Sekretär der<br />
Juristen-Vereinigung Lebensrecht (JVL), deren<br />
Gründung seiner Initiative zu verdanken ist. Mit dem<br />
Silvesterorden würdigt Papst Benedikt XVI. das<br />
langjährige Engagement des Ehepaares Dr. Esser für<br />
die elementaren Rechte ungeborener Kinder sowie<br />
kranker und alter Menschen.<br />
v ALfA aktiv<br />
»Da ist alles dran!«<br />
Mit ihrem Mann und drei jugendlichen Töchtern<br />
wohnt sie in einer 3-Zimmer-Wohnung. Und nun<br />
der Nachzügler – wo sollen wir das Baby hintun?<br />
Sie fragte uns: »Können Sie uns helfen? Wir<br />
brauchen eine größere Wohnung.« Sie erzählt:<br />
»Als ich erfuhr, dass ich wieder schwanger bin,<br />
wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen<br />
sollte. Ich bin doch über 40, unsere Älteste ist<br />
schon 19. Ich habe auch an Abtreibung gedacht.<br />
Da kam meine Große aus der Schule, berichtet<br />
von dem Besuch einer Frau von der ALfA in der<br />
Klasse. ›Und sie hat uns gezeigt, wie so ein<br />
ungeborenes Baby in der sechsten Woche schon<br />
aussieht. Das ist voll süß, da ist ja schon so viel<br />
dran.‹ Und sie gab mir einen kleinen Anstecker<br />
mit winzig kleinen Füßen. ›Da war alles dran. Ich<br />
habe ihn gleich an meine Jacke gesteckt.‹«<br />
Monika Diessel