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blu September / Oktober 2020

blu ist das queere Lifestyle-Magazin für Berlin

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SEPTEMBER / OKTOBER <strong>2020</strong> | AUSGABE 131 | WWW.MÄNNER.MEDIA<br />

BERLIN<br />

TECHNIK<br />

Smartes<br />

Leben<br />

MUSIK<br />

Wir sprachen mit<br />

KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

präsentieren<br />

neue Werke<br />

ERASURE<br />

über „The Neon“<br />

INTERVIEWS: JOY DENALANE, ROSA VON PRAUNHEIM, RALF KÖNIG,<br />

HURTS, MARIANNE ROSENBERG, KATY PERRY


Helmut Newton, David Lynch and Isabella Rossellini, Los Angeles 1988<br />

AMERICA 1970s/80s<br />

EVELYN HOFER, SHEILA METZNER,<br />

JOEL MEYEROWITZ, HELMUT NEWTON<br />

HELMUT NEWTON FOUNDATION | MUSEUM FÜR FOTOGRAFIE | 09.10.20 - 16.05.2021<br />

JEBENSSTRASSE 2, 10623 BERLIN | DONNERSTAG - SONNTAG 11-20 UHR


INTRO 3<br />

Inhalt<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

STADT<br />

Ralf König, der Herr der<br />

Knollennasen, Deutschlands<br />

wohl bekanntester schwuler<br />

Comiczeichner, hatte Zeit für<br />

einen Chat mit uns zum Thema<br />

Altern.<br />

Kostenlos<br />

STYLE<br />

HEAVYTOOL: „Meine Gear ist als<br />

Nischenprodukt konzipiert, als<br />

Ergänzung zu namhaften Fetisch-<br />

Brands, die ja alle seit Jahren<br />

scharfe Rubber Gear anbieten. Ich<br />

habe mich da an meinen eigenen<br />

Interessen orientiert.“<br />

KULTUR<br />

Rüdiger Guhl aus Hamm hat ein<br />

ungewöhnliches Kunstprojekt<br />

gestartet, das sich dem „besten<br />

Stück“ des Mannes widmet.<br />

„@your_dick_pic_in_oil“ heißt das<br />

Projekt, in dem er sich mithilfe der<br />

Ölmalerei NUR um den Penis seines<br />

jeweiligen Models kümmert.<br />

Liebe Queers,<br />

als dieses Heft entstand, schwitzten wir bei<br />

über 30 Grad im Verlag, die Sonne verbrannte<br />

die ohnehin leidenden Straßenbäume, man<br />

sehnte sich schon nach dem Herbst. Und<br />

der wird toll! Nicht nur in Sachen Musik<br />

tut sich viel Gutes, Newcomer und „alte<br />

Häsinnen“ setzen zum Comeback an, auch<br />

die Modebranche wartet mit Highlights und<br />

spannenden Themen auf. Zudem führten<br />

wir zahlreiche Interviews mit Machern und<br />

Helden der Community, die auch in Corona-<br />

Zeiten Mut geben und mit Zuversicht in die<br />

Zukunft blicken lassen.<br />

Bleibt gesund und wascht euch die Hände ...<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Deine <strong>blu</strong> und männer* Redaktion<br />

www.männer.media<br />

www.facebook.com/<strong>blu</strong>mag<br />

JAN UND PETER WISSEN,<br />

WIE WICHTIG EIN LIEBE-<br />

VOLLES ZUHAUSE IST.<br />

DAS WOLLEN SIE<br />

WEITERGEBEN.<br />

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und Zukunft – mit Deinem Testament:<br />

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4 STADT<br />

Community<br />

MINI-FOLSOM<br />

„Ich plane eine Art Mini-<br />

Folsom auf dem Hof vor<br />

meinen prideART-Ateliers“,<br />

verriet uns Lars Deike. „Im<br />

Hof können alle Abstandsregeln<br />

beachtet werden,<br />

Desinfektionsmittel habe ich<br />

schon en masse eingekauft<br />

... Im Mittelpunkt steht die<br />

Kunst, auch meine Nachbarn<br />

hier wollen mitmachen“,<br />

freut sich der Maler, der sein<br />

Atelier fast genau dort hat,<br />

wo einst der Klub Polygon<br />

zum Technotanz lockte. Jetzt<br />

hoffen Lars Deike, Richard<br />

Schemmerer und Aaron Holloway<br />

auf weitere Künstler, die<br />

bei „UNBOUND“ mitmachen<br />

wollen. „Die Ausstellung wird<br />

am 12. und 13. <strong>September</strong><br />

geöffnet sein ...“ *rä<br />

www.gästeliste.net<br />

JUBILÄUM<br />

10 Jahre Rogate-Kloster<br />

<strong>2020</strong> wäre ein Jahr wie jedes andere gewesen. Ein Jahr voller Feste, Konsum,<br />

Reisen und Umweltzerstörung. Aber auch ein Jahr voller wichtiger queerer<br />

Veranstaltungen, die für queere Sichtbarkeit in einer radikaler werdenden Welt<br />

sorgen. Dann kam die Corona-Pandemie und die Welt stand mehr und mehr still.<br />

FOTO: SALZGEBER<br />

QUEERFILMFESTIVAL<br />

Der Spätsommer erfreut<br />

mit einem Community-<br />

Filmfestival von Salzgeber,<br />

das bundesweit die Szene<br />

beglücken soll. Vom 2. bis<br />

6. <strong>September</strong> findet in<br />

insgesamt 11 Städten das<br />

queerfilmfestival statt,<br />

das Motto ist „Uns gehört<br />

die Welt!“ – aus dem<br />

Eröffnungsfilm „Futur Drei“.<br />

Der Filmverleih Salzgeber<br />

präsentiert in Berlin, Dresden,<br />

Düsseldorf, Frankfurt, Köln,<br />

Leipzig, Magdeburg, München,<br />

Nürnberg, Stuttgart und Wien<br />

die besten queeren Filme des<br />

Jahres. 18 Filme, 12 davon sind<br />

exklusiv im Kino zu sehen,<br />

weitere sechs Filme – inklusive<br />

eines Kurzfilmprogramms<br />

– werden online gezeigt.<br />

Fast alle Filme laufen als<br />

Deutschlandpremieren. *rä<br />

www.queerfilmfestival.net<br />

Was der Natur teils durchaus nützte – das<br />

Bild des Delfins im klaren Wasser Venedigs<br />

ging um die Welt –, wird für die Szene aber<br />

zur Belastungsprobe. Denn das queere<br />

Leben spielt sich in großen Teilen in<br />

geschlossenen Räumen ab, die Safe Places<br />

der Szene sind die Klubs und Bars. Und<br />

die sind, so sie über keinen Außenbereich<br />

verfügen, geschlossen. Existenzen und<br />

Freiräume sind bedroht. Auch die großen<br />

CSD-Paraden und Pride-Demonstrationen<br />

fielen dieses Jahr meist aus: Zu hoch<br />

erschien das Risiko Hunderttausender<br />

beim Tanz für Gleichberechtigung. Auch<br />

das international gemochte und in Berlin<br />

so wichtige Lesbisch-schwule Stadtfest<br />

in Schöneberg musste pausieren. Und<br />

mit ihm der Eröffnungsgottesdienst des<br />

Rogate-Klosters, es wäre der zehnte Gottesdienst<br />

gewesen, ein wichtiges Signal aus<br />

der Kirche heraus in die Welt für Toleranz,<br />

Nächstenliebe und Gleichberechtigung.<br />

Eine geistliche Gemeinschaft, die die<br />

Verschiedenheit der sexuellen Identitäten<br />

feiert und für sie eintritt. Denn auch<br />

Schwule, Lesben, Trans* und alle Arten<br />

Queers suchen nach dem Sinn im Leben<br />

und dem Anfang allen Lebens. Das war<br />

und ist umstritten, auch innerhalb der<br />

Community, gehört aber zum Leben in<br />

Vielfalt und kann ein wichtiger Grund<br />

sein, den Nächsten und die Natur, Gottes<br />

Schöpfung, zu achten.<br />

Ein wichtiger queerer Beitrag!<br />

Ich freue mich über die Vielfalt im Leben<br />

und im Glauben, ich freue mich auf<br />

den Eröffnungsgottesdienst 2021 zum<br />

Lesbisch-schwulen Stadtfest im Juli<br />

nächsten Jahres. *rä<br />

27.9., Zehn Jahre Rogate-Kloster:<br />

ökumenische Eucharistie zum St. Michaelisfest<br />

und zum Monat der Diakonie,<br />

Zwölf-Apostel-Kirche, 10 Uhr


STADT 5<br />

GESUNDHEIT<br />

Chronische Schmerzen<br />

Wer unter chronischen Schmerzen leidet,<br />

etwa an Rheuma erkrankt ist, der muss<br />

lernen, damit umzugehen. Hierbei kann das Team<br />

des Body Health Centers von Physiotherapeut und<br />

Chiropraktiker Konstantinos Georgilakis helfen.<br />

Das ist jetzt dein Job!<br />

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Jetzt bewerben als<br />

sympathischer Verkäufer/Kassierer (m/w/d)<br />

Beginn: ab sofort | Art: Vollzeit und Teilzeit/unbefristet<br />

Was Sie bei uns bewegen:<br />

• Sie sorgen dafür, dass es läuft und alles seine Richtigkeit<br />

hat.<br />

• Sie wissen, was wo zu finden ist, stehen den Kunden<br />

mit Rat und Tat zur Seite und begeistern durch Qualität<br />

und Frische.<br />

• Und wenn es mal etwas zu beanstanden gibt, finden<br />

Sie immer eine gute Lösung.<br />

• Sie verräumen die Waren und stellen sicher, dass alles<br />

am richtigen Platz ist.<br />

Unser Angebot an Sie:<br />

Sicherer<br />

Arbeitsplatz<br />

Verlässlicher<br />

Betriebsrat<br />

Faires Gehalt und<br />

Sonderzahlungen<br />

Mitarbeiterrabatte<br />

beim Einkauf<br />

Durch Lady Gagas Tourabsagen rückte vor wenigen<br />

Jahren das Thema in den medialen Fokus: Fibromyalgie<br />

(Faser-Muskel-Schmerz), ein tiefer, diffuser, chronischer<br />

Muskelschmerz in mehreren Körperregionen. „Fibromyalgie<br />

ist nicht heilbar, entsprechende Beschwerden<br />

können jedoch in diversen, kombinierbaren Therapieansätzen<br />

erheblich gelindert werden“, so Diplom Psychologin<br />

Despina Papadimitratou des Body Health Centers.<br />

„Im Rahmen der Psychotherapie bietet das Body Health<br />

Center praktische Hinweise für den Umgang mit der<br />

Krankheit sowie den daraus resultierenden Stresssymptomen.<br />

Psychische Begleiterkrankungen: Depression,<br />

Angst, Schlafstörung,<br />

Zwangsstörung können<br />

notfalls auch psychotherapeutisch<br />

behandelt<br />

werden, ggf. durch<br />

Medikamente und<br />

langfristige Therapie.“<br />

Wer also unter chronischen<br />

Schmerzen<br />

leidet, der hat hier eine<br />

Chance, einen professionell<br />

begleiteten Weg zu<br />

finden, damit umzugehen,<br />

statt sich aus dem<br />

Leben mehr und mehr<br />

zurückzuziehen. *rä<br />

Body Health Center, Kleiststr. 23 – 26,<br />

U Wittenbergplatz, www.bodyhealthcenter.de


6 STADTGESPRÄCH<br />

NACHGEFRAGT<br />

ROSA VON<br />

PRAUNHEIM:<br />

„Marlene Dietrich beeindruckte mich“<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

Am 25. November 1942 wurde<br />

Deutschlands wohl umstrittenster<br />

Regisseur („Die Jungs vom<br />

Bahnhof Zoo“, „Nicht der Homosexuelle<br />

ist pervers, sondern die Situation,<br />

in der er lebt“, „Darkroom – Tödliche<br />

Tropfen“ ...) und Homo-Aktivist geboren:<br />

Rosa von Praunheim. Uns verriet<br />

der Künstler Privates.<br />

Welches war dein bestes<br />

Lebensjahrzehnt?<br />

Das kann ich so einfach nicht sagen.<br />

Jeder Mensch hat mehrmals am Tag<br />

unterschiedliche Stimmungen. Es<br />

gibt glückliche Momente, wenn man<br />

wahrgenommen wird. Etwa meine<br />

Ehrenauszeichnung beim „Max Ophüls<br />

Preis“ im Januar. Und wenn ein Stück, ein<br />

Film gut läuft, dann werden die Sorgen<br />

weniger.<br />

Du sorgst dich?<br />

Jeder freischaffende Künstler sorgt sich<br />

darum, die Miete nicht zahlen zu können.<br />

Dadurch, dass ich sehr produktiv bin,<br />

arbeite ich aber immer an bis zu zehn<br />

Projekten gleichzeitig, manche laufen,<br />

manche nicht. Man muss immer wieder<br />

kämpfen.<br />

Ermüdet das?<br />

Ich bin jetzt fünfzig Jahre im Beruf und<br />

muss weiterarbeiten. Und mach es gerne!<br />

Ich bekomme eine kleine Rente, es ist aber<br />

gut, dass ich arbeiten muss, das hält jung.<br />

Bist du jetzt gelassener als früher?<br />

Ja und nein. Die Ängste sind aber<br />

mitunter sehr groß, das ändert sich<br />

nicht. Ich weiß nur, dass das Kreative, das<br />

Malen, das Schreiben, dass das ein großes<br />

Geschenk ist.


STADTGESPRÄCH 7<br />

Infektiologie<br />

Ärzteforum Seestrasse<br />

Medizinisches Versorgungszentrum<br />

Schwerpunktpraxis für HIV/AIDS,<br />

Infektiologie, Hepatologie, Suchtmedizin,<br />

Hausärztliche Versorgung<br />

PrEP<br />

Priv. Doz. Dr. med. Wolfgang Schmidt<br />

Dr. med. Marcos Rust<br />

Dr. med. Luca Stein<br />

Dr. med. Christian Träder<br />

Infektiologie Ärzteforum Seestrasse<br />

Seestraße 64<br />

(Eingang: Oudenarder Straße)<br />

13347 Berlin<br />

Tel.: 030 . 455 095 - 0<br />

Fax: 030 . 455 095 - 22<br />

praxis@infektiologie-seestrasse.de<br />

www.infektiologie-seestrasse.de<br />

Termine auf doctolib.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo. 9 - 14 Uhr<br />

Di. 9 - 12 & 14 -18 Uhr<br />

Mi. 9 - 12 Uhr<br />

Do. 9 - 12 & 14-18 Uhr<br />

Fr. 9 - 12 Uhr<br />

Marienfelder Allee 212,<br />

12279 Berlin<br />

Telefon: 030 / 7231896<br />

Wie siehst du die jetzige Szene, etwa Formate wie<br />

„Prince Charming“.<br />

Ich finde ALLES gut, was Sichtbarkeit schafft. In Deutschland<br />

habe ich mich immer bemüht, Schwule ins Fernsehen<br />

zu bringen. Egal, wie trivial ein Format ist, es ist wichtig,<br />

dass Schwule wahrgenommen werden.<br />

Gehst du denn schwul aus?<br />

Ich war nie ein Partygänger, aber ich war früher natürlich<br />

überall mal in Berlin. Ich war nie ein Nachtschwärmer. Dass<br />

man Freitag bis Montag durchfeiert, ist ja eine neue Entwicklung.<br />

Es würde mir keinen Spaß machen, ich nehme<br />

keine Drogen und trinke nicht.<br />

Was für Musik hörst du zu Hause?<br />

Nichts. Ich bin eher musikfeindlich! Wenn, dann höre ich<br />

schräge Musik, keinen Pop. Thailändische Militärmusik,<br />

DDR-Politsongs, auch polnische Chansons. Elvis habe ich<br />

einmal live gesehen, das bleibt natürlich in Erinnerung.<br />

Oder Marlene Dietrich beeindruckte mich live sehr! Was<br />

jetzt noch nicht spruchreif ist, aber ich arbeite gerade an<br />

einem Film über Rex Gildo, da steht weniger seine Musik,<br />

eher sein Leben im Fokus. Aber die Musik von Juwelia finde<br />

ich wunderbar.<br />

Fühlst du dich genug gewürdigt von der queeren<br />

Welt?<br />

Man soll sich nicht zu wichtig nehmen. Aber ich freue mich,<br />

wenn ich wahrgenommen werde. Ich gehe nicht jeden Tag<br />

auf den Balkon und winke um 2 Uhr den applaudierenden<br />

Massen zu. (grinst)<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Guido Koschel<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

und Ästhetischer Chirurg<br />

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Tel.: 030 3393 0000<br />

0160 417 5595<br />

Pestalozzistr. 10<br />

10625 Berlin-Charlottenburg


8 STADTGESPRÄCH<br />

Ralf Königs 40-jähriges<br />

Zeichnerjubiläum<br />

NACHGEFRAGT<br />

Der Herr der Knollennasen, Deutschlands<br />

wohl bekanntester schwuler Comiczeichner<br />

Ralf König, hatte Zeit für einen Chat mit<br />

uns zum Thema Altern.<br />

Ab wann ist man in deinen Augen denn nicht<br />

mehr jung, also alt?<br />

Zwischen jung und alt gibt’s ja den schleichenden<br />

Übergang. Ich werde im August sechzig und weiß echt<br />

nicht, was ich davon halten soll. Aber ich empfehle<br />

schmeichelhafte Badezimmerspiegel-Beleuchtung.<br />

Ich hab noch die gute alte Glühbirne, mild mit<br />

höchstens 25 Watt.<br />

Wenn überhaupt: Wann hast du dich zum<br />

ersten Mal „reifer“ gefühlt?<br />

Das fing bei mir erst mit 45 allmählich an. Bis dahin<br />

hatte ich wenig Probleme mit Reife. Im Gegenteil, ich<br />

eierte testosteronbesoffen durch die Kulissen. Wunderbar.<br />

Auch in deinen Comics setzt du dich mit dem<br />

Thema Altern auseinander. Wie kommt das an?<br />

„Herbst in der Hose“ war ein bemerkenswerter Erfolg auch<br />

bei schwulen Lesern, die zwischendurch aufgehört hatten,<br />

mein Zeug zu kaufen. Klar, man muss die Verfallsdaten mit<br />

Humor nehmen. Die Tragödien zu Komödien machen ist<br />

eh ’ne gute Lebensphilosophie.<br />

Was sind für dich die schönen Seiten am<br />

Ü50-Sein?<br />

Hm. Tja. Keine Ahnung. *kopfkratz*<br />

Welches Lebensjahrzehnt war für dich denn das<br />

inspirierendste?<br />

Die 90er! Da war ich frisch in Köln, wenn ich Fotos sehe,<br />

möchte ich mich selbst ficken. Stattdessen bin ich liebestoll<br />

auf Brasilianer, Italiener und Griechen gesprungen, aber<br />

das war auch schön.<br />

Kannst du dich eigentlich mit dem Wort queer<br />

identifizieren? Oder bist du lieber schwul?<br />

Der SPIEGEL betitelte unlängst einen Artikel über mich<br />

„Schwuler alter weißer Mann“. Nun ist es raus, dabei<br />

soll’s bleiben. Im Ernst: Wir haben den Begriff „schwul“<br />

damals aus der Schmuddelecke gerupft und sauber neu<br />

eingetopft. Ich verstehe „queer“ als Sammelbegriff, aber<br />

ich bin schwul, klar!<br />

Worauf freust du dich <strong>2020</strong>?<br />

Auf mein 40-jähriges Zeichnerjubiläum. 1980 kam mein<br />

erstes Schwulcomix-Heftchen raus, beim Verlag Rosa<br />

Winkel. Also mache ich <strong>2020</strong> Comic-Lesungen mit dem<br />

ganz alten Stoff, das wird lustig. Politisch korrekt gab’s<br />

noch nicht.<br />

FOTO: VVG KÖLN<br />

*Fragen: Michael Rädel<br />

www.ralf-koenig.de


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und zwei Schubladen, 180 x 65 x 45 cm (B/H/T)


STADTGESPRÄCH 11<br />

INTERVIEW<br />

GYPSY:<br />

Mut statt Schande<br />

In Bochum lebt und wirkt<br />

diese grandiose Dragqueen,<br />

die nicht nur auf Instagram eine<br />

stetig wachsende Fangemeinde vereint.<br />

Wir sprachen mit der queeren<br />

Influencerin.<br />

Fühlst du dich als Kurdin und Dragqueen<br />

in Deutschland diskriminiert?<br />

Auf jeden Fall. Ich bin doppelt stigmatisiert.<br />

Von welcher Seite kommen die<br />

Anfeindungen?<br />

Wenn man mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln unterwegs ist und<br />

„südländischer“ aussieht, wird man<br />

mitunter von anderen „Südländern“<br />

angesprochen, die fragen, welche Nationalität<br />

man hat. Ich habe die Erfahrung<br />

gemacht, dass die Kommentare<br />

und die Ablehnung größer sind, wenn<br />

ich kurdisch sage, als wenn ich sage,<br />

ich sei deutsch. Die sagen dann Dinge<br />

wie: „Du bist ja eine Schande!“ Oder:<br />

„Wie kannst du als Bruder von uns<br />

so etwas machen?“ Da ich bei einer<br />

ehrlichen Antwort eher in gefährliche<br />

Situationen komme, so ist es mir in<br />

NRW schon oft passiert, verschweige<br />

ich es häufig. Viele mit Migrationshintergrund<br />

finden es eher okay, wenn ich<br />

sage, dass ich deutsch sei, denn dann<br />

gehöre ich ja zu „den Deutschen“.<br />

Wie gehst du mit Hass und<br />

Bodyshaming um?<br />

Ich versuche herauszufinden, woran<br />

das liegt, dass Leute andere beleidigen.<br />

Es kann eigentlich nur sein, dass diese<br />

Menschen sehr traurig und mit sich selbst<br />

unzufrieden sind. Ich versuche, dem Hass<br />

und den Beleidigungen keine Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Mit der Zeit wurde<br />

mir der Hass egal, aber ich zeige ihnen,<br />

dass ich trotzdem da bin, und das gibt mir<br />

Stärke.<br />

Ist Bochum ein schwieriger Ort für<br />

Dragqueens?<br />

Bochum ist sehr tolerant, ich habe da<br />

kaum gefährliche Situationen erlebt.<br />

Es gibt nur leider sehr wenige Möglichkeiten,<br />

sich zu entfalten, es gibt keine<br />

queeren Cafés oder Partys wie in Köln<br />

oder Berlin.<br />

Wie sieht es in deinem Umfeld aus,<br />

was sagt zum Beispiel deine Familie?<br />

Ich studiere Soziale Arbeit, daher ist mein<br />

Umfeld generell tolerant, und viele feiern<br />

mich ... In meiner Familie ist es etwas<br />

komplizierter ... „Das geht gar nicht!“, war<br />

die Reaktion auf mein Fremd-Outing.<br />

Meine Familie kommt aus einem Dorf in<br />

der Türkei, die kennen das nicht. Nach<br />

vielen Gesprächen wird es jetzt toleriert,<br />

aber nicht als gut empfunden. Einige<br />

folgen mir sogar auf Social Media!<br />

Meine Schwester schaut meine<br />

Interviews an und versteht mich<br />

dadurch viel besser. Teile meiner<br />

Familie sorgen sich aber auch um<br />

mich, wenn sie den ganzen Hate<br />

sehen, der zuweilen unter meinen<br />

Beiträgen steht.<br />

Ist Social Media für dich Segen<br />

oder Fluch?<br />

Ein bisschen von beidem, aber vor<br />

allem ein Segen. Ich hatte als Kind<br />

keine Vorbilder, und jetzt bekomme<br />

ich mit, wie viele Menschen ich<br />

erreichen kann, wie vielen ich Mut<br />

machen kann.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/gypsy.qween.35<br />

www.instagram.com/Kweengypsy<br />

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12 KULTUR<br />

AUSSTELLUNG<br />

Ausstellungsansicht „Zeit für Fragmente“, Hamburger Bahnhof – Museum für<br />

Gegenwart – Berlin, <strong>2020</strong>, © Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin /<br />

Foto: Mathias Völzke / The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. /<br />

Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York / VG Bild-Kunst Bonn, <strong>2020</strong><br />

Andy Warhol und Joseph Beuys<br />

Seit Juni ist in der Ausstellung<br />

„Zeit für Fragmente. Werke aus<br />

der Sammlung Marx und der Sammlung<br />

der Nationalgalerie“ bedeutende Kunst<br />

im „Hamburger Bahnhof – Museum für<br />

Gegenwart – Berlin“ zu erleben.<br />

„Nachdem bereits über 32.000 Berlinerinnen<br />

und Berliner die Museen besucht<br />

haben, die wir am 12. Mai <strong>2020</strong> wiedereröffnet<br />

haben, freuen wir uns, mit dem<br />

Hamburger Bahnhof ein weiteres Haus für<br />

das Publikum zugänglich zu machen“, so<br />

Michael Eissenhauer, Generaldirektor der<br />

Staatlichen Museen zu Berlin.<br />

Bis zum 4. <strong>Oktober</strong> ist die Sammlungspräsentation<br />

mit Kunst von unter anderem<br />

Marianna Castillo Deball, William Kentridge,<br />

Cy Twombly und Andy Warhol zu sehen,<br />

auch Werkgruppen von Joseph Beuys sind<br />

dann im Beuysflügel des Hamburger Bahnhofs<br />

im Rahmen eines Besuchs zu erleben.<br />

Große Kunst in einem beeindruckenden<br />

Gebäude in Berlins wunderschöner Mitte,<br />

was will man mehr? Wir empfehlen einen<br />

Besuch. *rä<br />

MESSE<br />

Der <strong>September</strong> wird #KUNST<br />

DIE Schweizer Kunstmesse für Fotografie,<br />

die photo basel, kommt im<br />

Spätsommer nach Berlin. Eingeladen<br />

wurde das Team aus dem Alpenstaat<br />

von der POSITIONS Berlin Art Fair,<br />

dem offiziellen Partner der Berlin<br />

Art Week, die wiederum zeitgleich<br />

mit dem Gallery Weekend, der paper<br />

positions berlin und der Berlin Biennale<br />

Kunstliebhaber und Künstler<br />

begeistert.<br />

Vom 10. bis 13. <strong>September</strong> wird Berlin<br />

also einmal mehr zum Hotspot der<br />

Kunstwelt. Und Kunst kann Berlin!<br />

„Wir sind mehr als gespannt darauf,<br />

Ihnen diese Neuigkeiten mitzuteilen<br />

– denn wir glauben aufrichtig<br />

daran, dass dieses Kunstereignis in<br />

Berlin sicherlich einer der kulturellen<br />

Höhepunkte des Jahres sein wird.<br />

Darüber hinaus freuen wir uns<br />

darauf, viele Sammler und auch<br />

lokale Besucher zu begrüßen, die<br />

in Scharen nach Berlin strömen (im<br />

vergangenen Jahr zählte die Berlin<br />

Art Week über 120.000 Besucher),<br />

um Kunstinstitutionen aller Art zu<br />

feiern“, freuen sich die Schweizer<br />

schon auf ihrer Homepage. Und die<br />

Berliner Kunst-Avantgarde kann sich<br />

auf noch mehr Input freuen! *rä<br />

10. – 13.9., paper positions berlin &<br />

POSITIONS Berlin Art Fair & photo<br />

basel berlin, im Flughafen Tempelhof,<br />

Hangar 3 – 4, U Platz der<br />

Luftbrücke, Berlin, positions.de<br />

FOTOS: M. RÄDEL


BILDBAND<br />

ASHKAN SAHIHI:<br />

„Berlin Beautiful Boys“<br />

Den nackten Mann abzulichten, ist eine Kunst. Dem<br />

VOGUE-Fotografen Ashkan Sahihi gelingt das hervorragend.<br />

Seine Bilder sind Teil des gerade erschienenen<br />

Bildbands „New Queer Photography“.<br />

KULTUR<br />

13<br />

Der 1963 in Teheran geborene Künstler zog 1987 nach<br />

New York, wo er in die Freiheit und den Schutz der queeren<br />

Community eintauchte, aber auch das Leid der damals<br />

wütenden Aids-Pandemie hautnah miterlebte. Viele<br />

seiner Freunde starben. 2013 verließ Ashkan Sahihi New<br />

York, um nach Berlin<br />

zu ziehen. Das Treiben<br />

und die Menschen der<br />

deutschen Hauptstadt<br />

an der Spree erinnerten<br />

ihn an das New York der<br />

1980er und inspirierten<br />

ihn zu neuer Kunst.<br />

„Berlin Beautiful Boys“<br />

heißt dann auch<br />

die schwarz-weiße<br />

Bilderstrecke, die das<br />

ungewöhnliche Buch<br />

dem Leser bietet. Zu<br />

sehen waren die Bilder<br />

schon in der Kehrer<br />

Galerie in Berlin. *rä<br />

Werner G., 76 Jahre:<br />

㤠175 РJetzt<br />

Entschädigung<br />

beantragen!“<br />

Hotline Entschädigung §175<br />

0800 175 2017<br />

schwuleundalter.de<br />

Das Buch „New Queer Photography“ von Herausgeber<br />

Benjamin Wolbergs erscheint bei www.verlag-kettler.de,<br />

ISBN: 978-3-86206-789-3, www.ashkansahihi.com


14 KULTUR<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTOS: R. GUHL<br />

RÜDIGER GUHL<br />

und die Schönheit des Gliedes<br />

Der selbstständige Make-up<br />

Artist, Maler und Fotograf<br />

aus Hamm hat ein ungewöhnliches<br />

Kunstprojekt gestartet, das sich<br />

dem „besten Stück“ des Mannes<br />

widmet. „@your_dick_pic_in_oil“<br />

heißt das Projekt, in dem er sich<br />

mithilfe der Ölmalerei NUR um<br />

den Penis seines jeweiligen Models<br />

kümmert. Ende des Jahres wird er<br />

in Köln und Berlin ausstellen. Wir<br />

fragten nach.<br />

Wie kamst du auf die Idee?<br />

Die Krise hat mich zurück zu meiner<br />

alten Kunstform geführt, der Malerei. In<br />

diesem Zusammenhang fiel mir auf: Wie<br />

oft bekommt man ungefragt ein #dickpic<br />

zugeschickt im Chat? Also habe ich mir<br />

15 Männer gesucht, die Lust hatten, an<br />

dem Projekt teilzunehmen. Mit diesen 15<br />

Bildern (drei sind bereits fertig) plane ich<br />

zum Ende des Jahres eine Ausstellung.<br />

Es geht um Body Positivity, richtig?<br />

Ja, es geht um mehr als die Größe. An<br />

meinen Bildern kann man nicht sehen, wie<br />

das Maß des Schwanzes ist, es geht alleine<br />

um die Schönheit des Gliedes.<br />

Wie läuft denn so eine Session bei<br />

dir ab?<br />

Ich bekomme ein Foto geschickt, live<br />

vorbeikommen geht eher nicht, Ölfarbenmalerei<br />

ist sehr aufwendig, dazwischen<br />

muss das Werk ja immer wieder trocknen.<br />

Wahrst du denn die Distanz zum<br />

Model?<br />

Die meisten Models sind Bekannte oder<br />

Freunde. Das Mitmachen war ein Vertrauensbeweis.<br />

Peinliche Momente gab es<br />

bisher nicht ... Der professionelle Abstand<br />

wird gewahrt.<br />

Worauf achtest du bei deinen<br />

Bildern?<br />

Durch fröhliche Farben wollte ich das<br />

Schmuddelige vom #dickpic nehmen.<br />

Der rote Faden ist bei allen Bildern die<br />

ähnliche Pose.<br />

Dir ist klar, dass du damit<br />

provozierst.<br />

Ich lebe von der Kunst und bin keinem<br />

Rechenschaft schuldig. Ich wollte auf<br />

das Thema „ungefragtes Schwanzbild“<br />

aufmerksam machen. Jemandem ungefragt<br />

ein Bild seines Glieds zu schicken,<br />

ist eine Machtdemonstration. Ich male<br />

die fröhliche Variante davon. Mir war auch<br />

wichtig, dass man nicht sehen kann, wie<br />

groß der Penis denn nun ist. Die Größe ist<br />

mir nicht wichtig!<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

17.10., Rüdiger Guhl:<br />

@your_dick_pic_in_oil, Brunos Store Berlin,<br />

Maaßenstraße 14, U Nollendorfplatz<br />

www.changeforamoment.com<br />

Instagram:<br />

@changeforamoment<br />

@your_dick_pic_in_oil<br />

@your_vagina_pic_in_oil<br />

YouTube: change for a moment


VERNISSAGE<br />

TINA WINKHAUS bei Welcome Interiors<br />

KULTUR 15<br />

Zum schönen Wohnen und guten<br />

Leben gehört ohne Frage die<br />

Kunst. Sei es, dass die Wohnobjekte<br />

und Möbel mit bestem<br />

Design erfreuen, oder dass Kunstwerke<br />

die Wohnräume zieren.<br />

Großartige Kunst von Tina<br />

Winkhaus gibt es jetzt bei<br />

Welcome Interiors zu bestaunen<br />

und zu kaufen. Die 1966 in Essen<br />

geborene Künstlerin studierte in<br />

den 1980ern an der „Bayerische<br />

Staatslehranstalt für Photographie“,<br />

und ist international ein<br />

Begriff, stellte schon in Frankreich<br />

im Pariser Centre Pompidou und<br />

in Norwegen, im Kunstmuseum<br />

Bergen aus. Ihre Kunst besticht<br />

durch die Motive, deren Tiefe<br />

und Präsenz. Die Vernissage ist<br />

am 12.9. ab 20 Uhr bei Welcome<br />

Interiors in der Yorckstraße 26. *rä<br />

www.tinawinkhaus.com,<br />

www.welcome-interiors.com<br />

SCHONMAL DRÜBER<br />

NACHGEDACHT?<br />

Unverbindliche und individuelle Beratung<br />

vom Facharzt für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie direkt am Nollendorfplatz.<br />

Beratung, Gesichtsverjüngung und<br />

ästhetische Operationen.<br />

Behandlung mit Botox, Hyaluronsäure,<br />

PRP-Plasmatherapie und Fadenlifting.<br />

© photo Diago Mariotta Mendez<br />

Dr. Steffen Schirmer · Plastischer und Ästhetischer Chirurg · In der Praxis Dr. Goldstein · Maaßenstraße 14 · 10777 Berlin<br />

Termine nach Vereinbarung · Telefon 030 - 215 20 05 · mail@drsteffenschirmer.com · www. drsteffenschirmer.com


16 KULTUR<br />

INTERVIEW<br />

FOTO: SELFIE<br />

BAMBI MERCURY<br />

„Bilder meiner Kinder ...“<br />

Er war einer der Stars bei<br />

„Queen of Drags“, aber schon<br />

zuvor ein bundesweiter Stern am<br />

Szenehimmel. Wir sprachen mit<br />

dem Performer und DJ Bambi Mercury<br />

über Privates.<br />

Die Krise trifft uns alle, Künstler<br />

aber besonders hart.<br />

Das Ding ist halt, dass ich mich vor Kurzem<br />

selbstständig gemacht und meinen alten<br />

Job an den Nagel gehängt habe. Und<br />

eigentlich hatte ich einen prall gefüllten<br />

Kalender, doch diese Termine sind nun<br />

alle weggefallen. Ich habe gerade wirklich<br />

die Arschkarte gezogen und einfach kein<br />

gutes Timing gehabt.<br />

Zurück zum alten Job willst du<br />

nicht?<br />

Nein, ich hatte mir dort schon mal eine<br />

Auszeit genommen und war einmal<br />

zurückgekehrt. Aber diese Arbeit macht<br />

mir einfach keine Freude! Ich habe mir<br />

eine Frist gesetzt, wie lange ich von<br />

meinen Rücklagen leben will. Wenn sich<br />

das alles weiterhin nicht rentiert,<br />

dann suche ich mir eine neue<br />

Arbeit, was allerdings<br />

gerade durch Corona<br />

auch in Berlin nicht<br />

einfach ist.<br />

Sorgt man sich als<br />

Vater noch etwas<br />

mehr?<br />

Die Kinder leben bei der<br />

Mutter, die ich natürlich<br />

unterstütze, mit Geld und<br />

mit Taten. Momentan geht<br />

es uns finanziell noch gut ... Aus<br />

Sicherheit, dass irgendetwas passieren<br />

könnte, die sind ja noch so klein, sehe ich<br />

meine Kinder gerade nicht.<br />

Wie organisiert ihr euch jetzt?<br />

Mein bester Freund wohnt hier um die<br />

Ecke, den besuche ich ab und zu; er wohnt<br />

auch alleine. Meistens organisieren wir uns<br />

über Social Media, mit Candy Crash<br />

habe ich am meisten Kontakt.<br />

Wie beruhigst du<br />

dich in diesen<br />

Zeiten?<br />

Ich schaue mir<br />

nicht mehr ALLE<br />

News an, ich<br />

hatte die Tage<br />

schon leichte<br />

Panikattacken. Was<br />

mir guttut, ist, wenn<br />

ich Bilder meiner Kinder<br />

zu sehen bekomme. Wenn<br />

ich sie lächeln sehe oder höre.<br />

Und der Gedanke daran, dass in meinem<br />

direkten Umfeld alle gesund sind und es<br />

allen gut geht.<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

*Interview: Michael Rädel


3 FRAGEN<br />

Katy Bähms Hochzeitspläne<br />

KULTUR 17<br />

In der LGBTIQ*-Szene Berlins sind die beiden<br />

bundesweit gebuchten DJs Katy Bähm und<br />

Francis ein liebenswerter und immer freundlicher Hingucker.<br />

Wir sprachen mit Katy, die 2019 durch „Queen<br />

of Drags“ international bekannt wurde.<br />

Wie lange seid ihr denn zusammen?<br />

Seit knapp sieben Jahren sind wir ein Paar ...<br />

Und wer stellte DIE Frage?<br />

Francis hat mir den Antrag auf einer Party im SchwuZ<br />

in Berlin gemacht, wo ich als DJane gebucht war. Ich<br />

wurde überrascht! Er hatte das mit dem Team vom<br />

Klub zusammen geplant ... Während der Show sollte<br />

ich auf die Bühne, dort machte Francis mir den Antrag.<br />

Werdet ihr dort auch feiern?<br />

Ein Datum steht noch nicht fest, auch wissen wir noch<br />

nicht, wo wir feiern werden. Denn durch die Corona-<br />

Krise ist superviel anders und vieles geht so gar<br />

nicht. Wir überlegen tatsächlich, erst mal eine kleine<br />

Hochzeit zu feiern, nur mit den Eltern und der Familie,<br />

und nächstes Jahr dann groß ...<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/WigsbyBaehm<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

VERNISSAGE<br />

TINA WINKHAUS<br />

Samstag, 12.09.<strong>2020</strong> // 20 Uhr<br />

WELCOME interiors<br />

Yorckstraße 26<br />

10965 Berlin<br />

Telefon 030 - 39 91 93 65<br />

Mo - Fr 10 - 19 Uhr | Sa 11 - 18 Uhr<br />

www.welcome-interiors.com


18 STYLE KULTUR<br />

VIP<br />

GEBURTSTAGS<br />

Im <strong>September</strong> und <strong>Oktober</strong> hat eine Fülle<br />

unserer Lieblinge Geburtstag. Wir können<br />

nicht allen gratulieren, wünschen ihnen<br />

aber das Beste! Ein paar besondere Prominente<br />

stellen wir dir hier kurz vor.<br />

ADES ZABEL<br />

Der am 26. <strong>September</strong> 1963 in<br />

Berlin geborene Künstler ist einer der<br />

größten Stars der bundesweiten LGBTIQ*-<br />

Szene, bekannt aus Kinofilmen, von<br />

Theaterbühnen und aus der Comedywelt.<br />

Ades Zabels fein beobachtete Witze waren<br />

oft die Vorlage für die Kalauer von Cindy<br />

aus Marzahn ... Ades – auch bekannt als<br />

Edith Schröder – ist Gründungsmitglied<br />

der legendären Teufelsberger Filmproduktion<br />

und liebt es, als DJ im Einsatz zu sein.<br />

www.facebook.com/ades.zabel<br />

NILE RODGERS<br />

Der Produzent von Welthits wie „Le<br />

Freak“, „We Are Family“, „Good Times“, „Like<br />

a Virgin“ sowie „Upside Down“ und „Frankie“<br />

komponierte für und arbeitete u. a. mit<br />

Elton John, Diana Ross, Madonna, David<br />

Bowie, Sister Sledge, Daft Punk und Chic.<br />

Bis heute ist er einer der gefragtesten<br />

Musiker der Welt. Der am 19. <strong>September</strong><br />

1952 Geborene machte Disco „chic“!<br />

www.instagram.com/nilerodgers<br />

RALPH MORGENSTERN<br />

Der Theater-, Kino- und<br />

TV-Schauspieler wurde am 3. <strong>Oktober</strong><br />

1956 geboren. Seine größten Erfolge<br />

feierte er neben dem Theater mit der<br />

Klatsch- und Boulevard-Sendung „Blond<br />

am Freitag“. Durch seine Zusammenarbeit<br />

mit Walter Bockmayer wurde er zur<br />

Comedy-Dragqueen-Legende.<br />

www.instagram.com/ralph_morgenstern<br />

NORBERT BISKY<br />

50 Jahre! Alles Liebe! Der am 10.<br />

<strong>Oktober</strong> in Leipzig geborene Norbert Bisky,<br />

der 1994 bis 1999 an der Hochschule der<br />

Künste in Berlin studierte und danach<br />

Meisterschüler bei Georg Baselitz war,<br />

trennt den Menschen von seiner eigenen<br />

Inszenierung. Er ist einer der wichtigsten<br />

zeitgenössischen Maler.<br />

www.facebook.com/norbertbiskyofficial<br />

JOEY ARIAS<br />

Vermutlich am 3. <strong>Oktober</strong> 1949<br />

wurde Joey geboren, seit den frühen<br />

1970ern ist der Queer eine internationale


KULTUR 19<br />

FOTOS: M. RÄDEL<br />

Norbert Bisky, Ades Zabel und Ralph Morgenstern<br />

KINDER<br />

Legende der Kunstszene. Joey arbeitete schon mit<br />

Klaus Nomi, Rihanna und David Bowie zusammen und<br />

weiß genau, wie man das Publikum in den Bann zieht.<br />

Berliner Sterne wie Gloria Viagra, Joko Koma und<br />

Barbie Breakout zählen zu den Freunden der queeren<br />

Legende.<br />

www.instagram.com/joeyariasnyc<br />

ANTON MILAGROS<br />

„Für mich ist eine Fotostrecke oder ein einzelnes<br />

Motiv dann gut, wenn es mich beim Betrachten<br />

inspiriert und meine weitere Entwicklung beeinflusst.<br />

Es gibt nichts Wichtigeres als Weiterentwicklung und<br />

Vielfalt in einer Arbeit“, verriet uns der aus Russland<br />

kommende Wahlberliner einmal. Anton Milagros<br />

(geboren am 16.10.1972) gehört zu den populärsten<br />

Fotografen der Szene, macht mit bei Chantals House<br />

of Shame und ist auch Designer. *rä<br />

www.anton-milagros.de


20 STYLE<br />

NACHGEFRAGT<br />

#FASHIONWEEK<br />

BERLIN:<br />

Phönix aus der Asche?<br />

Wir tauschten uns mit Modemacher<br />

Rolf Scheider und Fotograf<br />

und Model Darwin Stapel über den<br />

Teilumzug der Fashion Week nach<br />

Frankfurt am Main aus.<br />

„Berlin als Standort für die Shows<br />

und Performances wird nicht<br />

vergehen, Berlin bleibt auf jeden<br />

Fall ein Modestandort mit all den<br />

hier ansässigen Designer*innen und<br />

verorteten Möglichkeiten“, so Darwin<br />

Stapel. „Ausgehend von Statements der<br />

Kreativen der Branche hatte ich schon<br />

den Eindruck, dass viele Händler*innen<br />

nicht mehr nach Berlin gekommen sind,<br />

da wird der Teilumzug der Fashion Week<br />

aus wirtschaftlicher Sicht sicher Sinn<br />

machen. Für mich persönlich waren<br />

die Veranstaltungen der Messen nie<br />

ein Schwerpunkt im Programm. Berlin<br />

hat mit vielen wunderbaren Orten und<br />

Kreativen großes Potenzial: Mich reizen<br />

On-Site-Veranstaltungen wie Schauen<br />

oder Performances der Designer*innen.<br />

Ich fotografierte 2018 die Mode-Performance<br />

‚Threesome‘ von Julian Zigerli in<br />

der Galerie EIGEN+ART in Mitte. Richert<br />

Beil zeigte dieses Jahr in einer Textilreinigung<br />

in Prenzlauer Berg; das Label<br />

DSTM ließ seine Bodywear-Kollektion in<br />

mit dem Siciliano Contemporary Ballett<br />

und Choreografen Salvatore Siciliano<br />

inszenieren. Ich kann mir gut vorstellen,<br />

dass viele Kreative und Künstler*innen<br />

nun vielleicht umso mehr Initiative<br />

zeigen, ihre Mode zu präsentieren, und<br />

definitiv hierbleiben werden.“<br />

Foto: Joachim Baldauf,<br />

Make-up: Yasmin Heinz,<br />

Haare: Miriam Jochims,<br />

Styling: Anke Schloeder,<br />

Fashion Design:<br />

Carla Renée Loose<br />

Ohnehin wollen zum Beispiel Designer<br />

wie IVANMAN oder Kilian Kerner ihre<br />

Mode in Berlin präsentieren, beide sehen<br />

die Chance, dass die „neue Fashion<br />

Week“ auch – endlich – an einem anderen<br />

Termin als zeitgleich mit der Pariser<br />

Fashion Week gezeigt werden kann. „Ich<br />

vergleiche die Fashion Weeks nicht“,<br />

so Darwin Stapel. „Jede Stadt hat ihre


21<br />

eigene Szene, Orte und ihre ganz eigenen Künstler und<br />

zeichnet sich genau deshalb aus.“<br />

Rolf Scheider meldete sich via E-Mail zum<br />

Thema, hier sind einige Auszüge daraus:<br />

„Was Berlin nicht hinbekommen hat, ist eine gut<br />

funktionierende Mischung aus kommerziellen Interessen<br />

und Fun. Große Marken, die internationale Relevanz und<br />

auch die Mittel mitbringen, dazu kreative Newcomer und<br />

Berliner Brands, die von deren Fahrwasser profitieren. Wie<br />

es auch die internationalen Fashion Weeks vormachen. Nur<br />

gibt es diese etablierten, großen Namen in Deutschland<br />

kaum noch, und wenn, dann präsentier(t)en diese oft im<br />

Ausland, wie z. B. Joop, Boss etc.“, so der Modefachmann.<br />

„In Berlin hat man den Erfolg einer Fashion Week mehr<br />

an selfieorientierten Bloggern und Trash-TV-Serienstars<br />

gemessen. Die dann gern gesehene Gäste beim Brunch<br />

von Gala & Co. waren. Dass sich das lockere Come-tgether<br />

des F.A.Z.-Magazins in Ausstellungs-Atmosphäre für<br />

Journalisten, Designer und Branchen-VIPs als angesagte<br />

Branchen-Networking-Plattform<br />

erwies, das sagt doch<br />

eigentlich schon viel aus.<br />

Für internationale Gäste<br />

waren letztendlich die<br />

Termine hierzulande<br />

wegen teilweiser<br />

Überschneidung<br />

mit internationalen<br />

Veranstaltungen,<br />

wie zuletzt mit den<br />

Pariser Menswear-<br />

Schauen, nicht vorrangig.<br />

Mode ist Emotion<br />

und Lebensgefühl, aber vor<br />

allem auch Business.“<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

Also „Fashion Weak“ statt Fashion Week?<br />

„Berliner Labels, die etwas erreichen wollen, wandern ja<br />

auch ab zu den Messen in Paris oder Mailand. Berlin hat<br />

sie alle ziehen lassen, auch wenn es hier immer noch<br />

einige spannende Designer gibt – Esther Perbandt, Lena<br />

Hoschek, Marina Hoermanseder, Marcel Ostertag, Isabel<br />

Vollrath, William Fan, Irene Luft, Danny Reinke, Nobi Talai,<br />

um nur einige zu nennen. In Berlin hat man in Bezug auf<br />

die Fashion Week zu lange auf Laisser-faire gesetzt, was<br />

nicht selten mit Oberflächlichkeit einhergeht. [...] Statt<br />

eines strukturellen Aufbaus zur Modehauptstadt verließ<br />

man sich vielmehr auf die hippe Atmosphäre der Stadt als<br />

Selbstläufer. Wie es auch bei der Auswahl der Gästelisten<br />

in Berlin mehr um Oberflächlichkeit ging, wenn die so<br />

gehypten Influencer in den ersten Reihen der Catwalk-<br />

Shows den wenigen relevanten Medienvertretern – die<br />

von den Veranstaltern oft nicht mal gekannt wurden und<br />

teils Standing-Plätze zugewiesen bekamen – mit ihren<br />

Handys die Sicht auf die Mode versperren. [...] Frankfurt<br />

denkt unternehmerisch, als Bankenstadt beobachtet<br />

man sehr genau, wo es sich zu investieren lohnt. Zudem<br />

verfügt Frankfurt durch die gebündelte Messekompetenz<br />

bereits über ein international funktionierendes Netzwerk<br />

und Marketing. Der internationale Flughafen und die viel<br />

gepriesenen kurzen Wege sind da nur ein Surplus. Auch<br />

wenn Frankfurt für mich in puncto Mode die langweiligste<br />

Stadt Deutschlands ist, sehe ich den Umzug als Chance,<br />

der Mode in Deutschland den nötigen Rückenwind zu<br />

geben. Veränderung bietet immer auch Chancen – auch<br />

für Berlin.“ *rä<br />

visit<br />

www.visit.brussels


22 STYLE<br />

„MR GAY<br />

WORLD“<br />

EROTIK<br />

MODE VOM<br />

Der Hongkonger Mass Luciano war fleißig und<br />

präsentiert seine aktuellen Entwürfe für den<br />

Sommer <strong>2020</strong>.<br />

Und diese sportive Fashion ist so, wie die<br />

Kollektion auch heißt: „fierce“, also heftig,<br />

scharf und auch etwas wild. Zumindest, wenn<br />

sie von solchen Models getragen wird, wie sie<br />

hier bei uns zu sehen sind. „Ich mache Mode für<br />

Individualisten, die etwas extrovertiert sind, für<br />

Männer, die im Alltag nicht langweilig gekleidet<br />

sein wollen.“ Und die gerne etwas durchsichtige<br />

Netzmode tragen. Zu bekommen ist die<br />

Trendware über die von Mass Luciano betriebene<br />

Homepage MassBranded.com. *rä<br />

FOTOS: MASSBRANDED.COM


TREND<br />

Spätsommerliches Zeitloses<br />

Das ist kein Widerspruch, das<br />

sind modische Tatsachen. Denn<br />

TCHIBO hat ab <strong>September</strong> online und<br />

in allen Filialen zeitlose Fashion im<br />

Angebot, die vor allem ab dem Spätsommer,<br />

wenn der Herbst um die Ecke<br />

lugt, Sinn macht.<br />

Und zeitlos sind die klassischen<br />

Schnitte und Looks, die dich cool<br />

aber nicht ausgekühlt durch die kälter<br />

werdenden Tage kommen lassen.<br />

Uns besonders gefallen haben das<br />

Flanell-Hemd, der modischen Pullover<br />

aus 80 % Bio-Baumwolle und die<br />

praktische Cargo-Hose. Richtig klasse<br />

sind auch die beiden trendigen Jacken,<br />

der grüne oder dunkelblaue Parka<br />

mit Stepp-Innenfutter und Kapuze<br />

mit Teddyplüsch oder die Steppjacke<br />

mit zwei Druckknopf-Vordertaschen,<br />

Kapuze und elastischen Bündchen,<br />

ebenfalls in Grün und Dunkelblau zu<br />

bekommen. *rä<br />

www.tchibo.de<br />

Finden Sie<br />

Ihren passenden<br />

Partner über<br />

Jetzt parshippen


24 STYLE<br />

LICHT<br />

Ein GUPPY<br />

ist was Schönes<br />

Benannt wurde diese Lampe<br />

aus der Kölner Designschmiede<br />

neo nach DEM Fisch<br />

aller Aquarianer, dem Guppy. Bunt,<br />

schillernd, schön.<br />

Wie auch die hier vorgestellte<br />

Lampe von Designer Rodrigo Vairinhos<br />

ein echter Blickfang. Diese Lampe musst du aber nicht als<br />

Schwarm erwerben, sie wirkt auch solo ganz hervorragend. Wie<br />

ein schillernder Tropfen hängt sie von der Decke und taucht<br />

deine Bleibe in ein angenehmes Licht. Und veredelt damit auch<br />

jede WG-Küche zu einem stylishen und doch hyggeligen Raum.<br />

Inspiriert wurde der Möbeldesigner aber nicht nur von Mutter<br />

Natur, sondern auch vom Kubismus, jener Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

entstandenen Kunstrichtung, die durch klare Formen<br />

und dynamische Vielperspektivität gekennzeichnet war. *rä<br />

SCHUHE<br />

Dr. Martens<br />

Bilder von Schädeln, kryptischen Symbolen und<br />

rätselhaften Epigrammen: Jean-Michel Basquiat war<br />

einer der einflussreichsten postmodernen schwulen<br />

Künstler des 20. Jahrhunderts.<br />

Als er Anfang der 1980er-Jahre mit Werken wie<br />

„Hollywood Africans“ und „In Italien“ in die Kunstwelt<br />

vorstieß, war Basquiat ein kreatives, autodidaktisches<br />

Wunderkind. Er stellte die damaligen Normen infrage.<br />

Sein Werk entzieht sich auch heute noch jeder<br />

Kategorisierung. Basquiats grenzüberschreitende<br />

Herangehensweise an die Kunst verbindet ihn im<br />

Kern mit Dr. Martens. Diese neo-expressionistische<br />

Kollektion ist eine Würdigung des in Brooklyn geborenen<br />

Rebellen, Künstlers und Musikers.<br />

Der 1460-Stiefel und der 1461-Schuh<br />

bieten neue Leinwände für sein<br />

legendäres Werk – eine künstlerische<br />

Supernova aus Linienzeichnungen,<br />

kräftigen Farben und düsteren<br />

Texten, Zahlen und Symbolen.<br />

www.drmartens.com<br />

www.neo-studios.de<br />

DEIN GAY LIFE STYLE<br />

Berlin • Köln • Hamburg • München<br />

Foto by MUNDO UNICO<br />

brunos.de /brunos.de @brunos_de


KOSMETIK<br />

Ein attraktiver Kerl<br />

Der kann natürlich auch Falten haben,<br />

denn sie erzählen vom Lachen, Leben und<br />

Lieben. Aber ein Faltenbündel will man<br />

mit Anfang vierzig dann doch nicht<br />

sein!<br />

STYLE 25<br />

FOTO: HOME24<br />

MÖBEL<br />

Für die kleinen<br />

Kostbarkeiten<br />

Eine besonders schöne Pflanze, das Lieblingsbuch<br />

oder natürlich auch schön gerahmte Bilder: Sie alle<br />

wollen perfekt inszeniert werden. Und der aktuelle<br />

Trend zu kleinen Tischen für Accessoires und<br />

Designobjekte ist dafür eine ganz hervorragende<br />

Sache. Die Tischchen (etwa die von home24) passen<br />

auch in hippe Dachwohnungen und ins kleinste<br />

Homeoffice! Vor allem geben sie deinem Besitz aber<br />

den Thron, den er verdient und braucht, um dich zu<br />

inspirieren und zu beflügeln. *rä<br />

Daher lohnt es sich, achtsam<br />

zu leben, also wenig<br />

Alkohol zu konsumieren,<br />

besser nicht zu rauchen, viel<br />

Wasser zu trinken und Stress<br />

zu vermeiden. Und sich zu cremen,<br />

zu ölen, zu entspannen. Ein Produkt, das dir<br />

helfen kann, frisch und gesund zu sein und<br />

auch so auszusehen, das ist das „All-In-One<br />

Konzentrat“ von frei öl mit pharmazeutischem<br />

Hyaluron, das die pflegende Wirkung<br />

einer Creme mit der Power eines Serums<br />

verbindet. Eine klasse Ergänzung zur Tagesund<br />

Nachtpflege für normale bis trockene<br />

Haut. Dessen kurz- und mittelkettigen<br />

Hyaluronsäuren sollen bis in die tieferen<br />

Schichten der Haut wirken und dort dann<br />

dafür sorgen, dass dein Gesicht schön<br />

straff bleibt. Selbstverständlich ist das<br />

Konzentrat vegan! *rä<br />

www.freioel.de<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/SANGFOTO


26 STYLE<br />

INTERVIEW<br />

HEAVYTOOL<br />

GEAR<br />

Wir chatteten mit dem Designer HEAVYTOOL<br />

über seine gerade an den Start gegangene<br />

Rubber-Kollektion, die über einen brandneuen<br />

Online-Shop erworben werden kann. *rä<br />

Wie kamst du auf<br />

die Idee, Mode zu<br />

machen?<br />

Ich kam im Bauhaus Dessau<br />

auf die Idee, als ich einen Freund<br />

zu einer Klausur dorthin eingeladen<br />

habe. Es ging in erster Linie<br />

um seine Neuorientierung, die hatte<br />

mit der Materie zu tun. Da ich mich<br />

ja generell für spezielle Materialien<br />

interessiere und ich das Thema Latex<br />

sehr spannend fand, kam mir selbst<br />

die Idee, eine Kollektion zu entwickeln<br />

und zu entwerfen. Was ich dann auch<br />

getan habe. Es war spannend, mal in<br />

einem ganz anderen Feld etwas zu<br />

schaffen, da ich ja bisher Möbel und<br />

Objekte entwickelt habe, aus massiven<br />

Materialien wie Aluminium und Beton.<br />

Ich habe in der Zeit bei ihm in der<br />

Werkstatt sehr viel gelernt, da ich neugierig<br />

alles ausprobiert habe und mit<br />

der Produktion meiner ersten Musterteile<br />

mein Können verfeinert habe,<br />

da ich diese eigenhändig gefertigt<br />

habe. Learning by doing! Zudem<br />

war der ganze kreative Prozess<br />

sehr spannend, von meinen ersten<br />

Skizzen bis hin zum Entwurf von<br />

Logos, Sizelables und Details<br />

wie Schriftzügen. Eigentlich<br />

ein ähnlicher Prozess wie bei<br />

den Objekten. Nur dass aus<br />

Metall Latex wurde und aus<br />

Konstruktionszeichnungen<br />

für CNC-Maschinen<br />

Schnitte für Kleidung.<br />

Spannend! Die Neugier hat<br />

sich gelohnt und es fanden<br />

sich zudem einige Jungs,<br />

die selbst Erfahrung haben<br />

mit der Materie und dem<br />

Material, somit konnte<br />

ich mein handwerkliches<br />

SHORTS – BEACH – Z666<br />

Können in Bezug auf<br />

Latex verfeinern und entwickeln und<br />

war dankbar für all die Unterstützung<br />

aus meinem kreativen Freundeskreis.<br />

An wen richtet sich deine Mode?<br />

An Jungs, Kerle und Queers und<br />

alle, die Latex auch im Alltag mal in<br />

Kombination mit regulären Klamotten<br />

tragen wollen: im Gym, zum Feiern oder<br />

am Strand. Zum Biken oder einfach<br />

so. Meine Gear ist als Nischenprodukt<br />

konzipiert, als Ergänzung zu namhaften<br />

Fetisch-Brands, die ja alle seit Jahren<br />

scharfe Rubber Gear anbieten.<br />

Ich habe mich da an meinen eigenen<br />

Interessen orientiert. Ich trage selbst<br />

gerne Sportklamotten und habe immer<br />

ein, zwei Lieblingsbrands nebst den<br />

bekannten Marken. Momentan sind das<br />

New Balance und Le Coq Sportif. Man<br />

sieht, dass ich meine Designs gerne mit<br />

regulären Teilen kombiniere. Sporthose<br />

aus Nylon und dazu ein scharfes Latex-<br />

Tanktop. Oder meine Schnellfickerhose<br />

mit einer Bomberjacke.<br />

Es gibt unendlich viel sportliche, prollige<br />

Mode von namhaften Firmen, aber ich<br />

habe den Eindruck, im Latexbereich<br />

konzentriert sich meist alles sehr auf<br />

Schwarz.<br />

Mein Grundgedanke hinter dem Thema<br />

war also, sportliche alltagstaugliche<br />

Mode aus Latex zu entwerfen, mit<br />

mehr Farbe, die man zu regulären<br />

Mode- und Sportartikeln kombinieren<br />

kann. Zudem wollte ich mehr Details<br />

auf den Kleidungsstücken. Ich arbeite<br />

viel mit meinen vier Streifen, die von<br />

meinem Haupt-Logo abgeleitet sind<br />

(HEAVYTOOL) und habe ein weiteres<br />

rundes Logo entwickelt für meine<br />

Latex-Linie. Das sind daher meist<br />

sehr aufwendig gearbeitete Teile. Und<br />

wie das bei Latex üblich ist, ist alles<br />

handgearbeitet: vom gegossenen Logo


is zum eingearbeiteten Reißverschluss,<br />

bis hin zu jeder Naht.<br />

Wie bequem soll Fetisch-Mode<br />

denn sein? Oder kommt es darauf<br />

gar nicht an?<br />

Ich denke, zu Latex hat jeder eine eigene<br />

Beziehung. Für jeden fühlt sich das<br />

anders an. Der eine steht extrem drauf,<br />

andere finden es interessant oder mögen<br />

es gar nicht. Und es ist ja ein Material, das<br />

wirklich mit dem Körper und der Haut<br />

interagiert.<br />

Also meine Teile sitzen mal körperbetont,<br />

und andere locker, wie meine Boxerhose<br />

X8 zum Beispiel. Bequem ist bei Latex<br />

eher relativ. Der eine mag es eng anliegend,<br />

der andere eher locker. Bei meinen<br />

Produkten ist für jeden was dabei. Vom<br />

knackig sitzenden Wrestler-Body bis zur<br />

superweiten Skater-, Boxerhose, sexy<br />

Badehosen und slimfit geschnittenen<br />

Tanktops. Zudem gibt es Modeaccessoires<br />

wie Gürteltaschen. In Planung sind<br />

auch weitere kleine Modegegenstände<br />

passend zu den Outfits. Bequem ist<br />

also das, in was man sich letztendlich<br />

wohlfühlt. Und das findet man raus, wenn<br />

man Latex scharf findet, oder weiß es<br />

schon. Ich selbst mag beides. Anliegende<br />

Tops und bei den Hosen lieber weit und<br />

luftig. Also ja, bequem!<br />

Bei unserem letzten Gespräch<br />

hast du erwähnt, dass du darüber<br />

nachdenkst, auch Mode aus Stoff<br />

zu entwerfen. Was tut sich da?<br />

Das stimmt. Durch die allgegenwärtige<br />

„C“-Krise habe ich das aber auf 2021<br />

verschoben mit der Planung. Ich<br />

konzentriere mich jetzt voll auf den Start<br />

meiner Latex-Kollektion. Ich bin neu<br />

auf dem Markt und möchte erst mal,<br />

dass das anläuft, und Erfahrungen<br />

sammeln mit den Kunden,<br />

die da kommen. Also<br />

konzentriere ich mich<br />

voll auf die Produktion<br />

meiner ersten beiden<br />

Kollektionen. Man<br />

wächst ja bekanntlich<br />

mit den Erfahrungen,<br />

die man macht, und den<br />

einhergehenden Herausforderungen.<br />

Das fließt dann auch in den Ausbau<br />

ein, wenn es um die Erweiterung geht<br />

im Textilbereich. Da hat sich schon ein<br />

Investor aus der Schweiz gemeldet,<br />

mit dem das in Planung ist, der meine<br />

Sachen selbst cool findet. Es bleibt also<br />

spannend!<br />

Badehosen sehr scharf, vor allem die<br />

G47. Was freu ich mich auf den Strand<br />

in Barcelona im August, ich werde jeden<br />

Tag ein anderes Modell tragen! Das ist<br />

wirklich schwer, mich da festzulegen,<br />

da ich ja jedes Teil entworfen habe und<br />

da schon immer ein Stück „find ich<br />

selber geil“ dann drinsteckt. So soll das<br />

ja auch sein, denn vom Produkt bis hin<br />

zu meinen Models ist das 100 % Max<br />

& HEAVYTOOL und ich freu mich über<br />

alle Kerle, die an den Teilen die gleiche<br />

Freude haben wie ich selbst. Ich denke,<br />

HEAVYTOOL GEAR „sporty rubber“ soll<br />

den Fetisch auch ein wenig mehr in den<br />

Alltag tragen. Raus aus den Darkrooms<br />

an den Strand, Badesee, Sportplatz, ins<br />

Fitnessstudio oder direkt getragen zum<br />

Flanieren in der City oder zum Klubben.<br />

Das passt toll in die heutige Zeit, wo<br />

junge Menschen viel experimentieren,<br />

sich nicht mehr verstecken mit<br />

ihrer Sexualität, sich intensiv damit<br />

auseinandersetzen und jetzt erst recht<br />

für ihre Rechte kämpfen. Die junge hippe<br />

Generation ist mutig und oft sehr direkt<br />

und kommuniziert das verstärkt auch<br />

über ihre Mode und den Lifestyle. Also<br />

rein ins Latex und raus in die Welt mit<br />

sporty heavytool rubber gear. Seid bunt,<br />

laut, frei und supersexy!<br />

www.heavytool-gear.com<br />

INSTAGRAM:<br />

rubber.latex.by.heavytool.gear<br />

TANKTOP – PINK – GLZ77<br />

FOTOS: HEAVYTOOL GEAR<br />

Welches ist dein Lieblingsteil?<br />

Also drei mag ich ganz besonders, beide<br />

Schnellfickerhosen, in kurz und lang,<br />

das Sleeveless „BIKER-C17“ und die<br />

Boxerhose X8. Und ich finde alle meine


28 PARTY<br />

AMBIENT<br />

THOMAS LEMMER<br />

und CHRISTOPH<br />

SEBASTIAN PABST<br />

Mit der EP „Tiefschneegipfel“<br />

erschien eine der chilligsten<br />

Musikveröffentlichungen des Jahres.<br />

Die Tracks sind allesamt den Genres<br />

Ambient und Chill-out zuzuordnen.<br />

Besonders mystisch und verträumt<br />

begrüßt einen beim Hören der „Almseemorgen“,<br />

feenhafter Gesang und<br />

entspannte Breakbeats. Ganz ohne Ironie:<br />

Yogamusik. Der nächste Track namens<br />

„Atacamafirmament (Ambient Version)“<br />

ist ein melancholisches Klavierstück, das<br />

wie aus einem Filmabspann klingt – großes<br />

Kino, Klänge nach dem Drama! An The Orb<br />

erinnert die nächste Komposition, „Basaltsäulennebel“,<br />

ein einlullendes Klanggebilde,<br />

das einen sofort entstresst und beruhigt.<br />

„Tiefschneegipfel“, der Titeltrack, erfreut mit<br />

leichten Gitarrenklängen und Streichern,<br />

auch dieses Lied ist wieder eine sanfte<br />

Umarmung, die vor Sorge und Unmut<br />

schützt. Wer Schiller irgendwie mag, aber<br />

all den Gesang langsam nervig findet, dem<br />

sei diese EP empfohlen. Klasse! Thomas<br />

Lemmer hatte Zeit für einen Chat.<br />

Wie entsteht bei euch ein Track?<br />

Beim Wandern?<br />

Christoph und ich wohnen leider so weit<br />

voneinander entfernt, dass eine direkte<br />

Zusammenarbeit im Studio nicht möglich<br />

ist. Daher arbeiten wir beide komplett<br />

„remote“. Christoph arbeitet an kleinen<br />

Idee-Fragmenten, Melodien und Demo-<br />

Arrangements. Diese schickt er mir dann.<br />

Wenn wir uns beide einig sind, dass die<br />

Idee es wert ist, weiter verfolgt zu werden,<br />

dann schickt mir Christoph einen Export<br />

aller Spuren aus seiner DAW (Digital Audio<br />

Workstation). Diese importiere ich dann<br />

und komplettiere den Song. Das heißt, ich<br />

arbeite teils weiter an der Melodie, ändere<br />

Akkorde, wo ich denke, dass es Sinn<br />

macht, arrangiere den Song und bringe<br />

die Produktion und den Mix auf 100 %<br />

bis zur Abgabe an Thomas Hauser ins<br />

Mastering. Ideen sammeln wir eigentlich<br />

immer. Wir nutzen sogar Field Recorder,<br />

um Naturgeräusche aufzunehmen, die wir<br />

oft verwerten.<br />

Wie wichtig ist euch denn die<br />

Natur?<br />

Sehr wichtig. Die Natur ist voll von<br />

Inspiration. Bei unserem Debütalbum<br />

„Meerblick“ haben wir ja schon versucht,<br />

die Eindrücke und Bilder, die man in<br />

Verbindung mit dem Meer hat, in musikalische<br />

Klanglandschaften zu verwandeln.<br />

Nach „Meerblick“ haben wir dann überlegt,<br />

wie unser Folgealbum heißen könnte<br />

... Das Thema diesmal: Berge.<br />

Worauf legt ihr Wert bei einem<br />

Lied?<br />

Die Grundidee muss uns beiden zunächst<br />

einmal gefallen. Unser Credo lautet „keine<br />

Kompromisse“. Das heißt, es gibt nichts,<br />

was nicht ausdiskutiert wird. Die Melodien<br />

und Harmonien müssen einen ergreifen<br />

oder berühren. Aber auch die Produktion<br />

und das Mastering müssen uns vollends<br />

überzeugen. Wenn das der Fall ist, haben<br />

wir einen neuen Track fürs Album. Das<br />

Wichtigste für uns ist, dass die Musik uns<br />

berührt und eine Stimmung schafft, in die<br />

man wieder eintauchen will. Ist das nicht<br />

der Fall, haben wir unser Ziel verfehlt.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.sine-music.com


Kuckuck.Berlin<br />

Wohnen Schenken Schmücken Anziehen Erinnern<br />

Motzstr. 18 gegenüber dem Romeo und Romeo<br />

PARTY 29<br />

FUNK<br />

GROOVE ARMADA<br />

kommen zurück<br />

Anfang <strong>Oktober</strong> veröffentlichen Tom<br />

Findlay und Andy Cato ihr neues Album<br />

„Edge of the Horizon“, das sich wieder<br />

entschlossen Genres wie Dance, House<br />

und Elektro-Pop widmet. Alles in allem<br />

klingt es aber mehr nach den frühen<br />

1980ern und „Horse Meat Disco“ als die<br />

Vorgänger, die mit Hits wie „Song 4 Mutya“,<br />

„I See You Baby“, „Superstylin’“ und „If<br />

Everybody Looked the Same“ begeisterten.<br />

Eine dicke Prise 80er-Pop, ein<br />

Schuss Ska, Chill-out, Soul, Disco-Beats,<br />

dubbige Indie-Einsprengsel ... Das ganze<br />

Album ist ein Hit. Die Vorab-Chartsingle<br />

„Get Out on the Dancefloor (feat. Nick<br />

Littlemore)“ ist dabei nur eines der vielen<br />

Höhepunkte. *rä<br />

www.groovearmada.com


30 SZENE<br />

TERMINE<br />

ALLE TERMINE UND ÜBER 20.000<br />

WEITERE LOCATIONS WELTWEIT.<br />

KOSTENLOS IN DER SPARTACUS APP!<br />

DI 1.9.<br />

18:30 Mann-O-Meter,<br />

Rechtsberatung,<br />

Kostenlos, durch<br />

einen Anwalt.<br />

Bis 19:30 Uhr,<br />

Bülowstr. 106<br />

MI 2.9.<br />

19:00 delphi LUX,<br />

QueerFilmfestival:<br />

Future Drei, Um<br />

21:15 Uhr: Port<br />

Authority, YVA<br />

Bogen, Kantstr. 10<br />

18:00 Mann-O-Meter,<br />

Tests auf HIV und<br />

andere STIs, bis<br />

21:30 Uhr, anonym<br />

und ohne Voranmeldung,<br />

Bülowstr.<br />

106<br />

DO 3.9.<br />

20:00 BKA Theater,<br />

Ades Zabel &<br />

Company: Die<br />

wilden Weiber von<br />

Neukölln, Mehringdamm<br />

34<br />

FR 4.9.<br />

18:00 delphi LUX,<br />

QueerFilmfestival:<br />

Baby Jane, Um<br />

20:30 Uhr: Are We<br />

Lost Forever, YVA<br />

20:00 AHA, TGIF-Trash<br />

Goddess in Film,<br />

Gaby Tupper präsentiert<br />

que(e)re<br />

Filme, Monumentenstraße<br />

13<br />

SA 5.9.<br />

23:30 BKA Theater,<br />

Julian F. M. Stoeckel:<br />

Bleiben Sie<br />

doch bitte auf dem<br />

roten Teppich!,<br />

Mehringdamm 34<br />

SO 6.9.<br />

19:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Lisa Eckhart:<br />

Die Vorteile des<br />

Lasters, Schaperstraße<br />

24<br />

DI 8.9.<br />

18:30 Gespächskreis<br />

Homosexualität in<br />

der Advent-Kirche,<br />

Gesprächsmöglichkeit<br />

bei Tee,<br />

Kaffee, Keksen und<br />

Schmalzstullen,<br />

im Gemeindesaal<br />

der Advent-Kirche,<br />

Danziger Str. 203<br />

19:30 Mann-O-Meter,<br />

Literatunten<br />

Online: #allabendlichqueer,<br />

Autorenlesungen<br />

queerer<br />

Texte: https://ogy.<br />

de/lhxd, Bülowstr.<br />

106<br />

MI 9.9.<br />

19:00 Brezel, Vernissage:<br />

Gruppenausstellung<br />

- Fetish-<br />

PLAYERS Fetish in<br />

the House - Opening<br />

Lars Deike<br />

Fetish Art <strong>2020</strong>,<br />

Ausstellung vom<br />

09.-15.9.<strong>2020</strong>, täglich<br />

7 - 22.00 Uhr,<br />

Kalkreuthstr. 16<br />

20:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Tim Fischer:<br />

Die alten schönen<br />

Lieder, Schaperstraße<br />

24<br />

DO 10.9.<br />

18:00 Village, Vernissage:<br />

INSTINCT<br />

#UNITY - A Queer<br />

Collection Exhibition,<br />

Kurfürstenstr.<br />

31-32<br />

20:00 Tipi, Désirée Nick:<br />

Mutter Corsage -<br />

Die letzte lebende<br />

Diseuse, Große<br />

Querallee<br />

17:30 Mann-O-Meter,<br />

Tests auf HIV und<br />

andere STIs, anonym,<br />

ohne Voranmeldung,<br />

bis 20:30<br />

Uhr, Bülowstr. 106<br />

FR 11.9.<br />

20:00 BKA Theater,<br />

Sigrid Grajek: BER-<br />

LIN. Die 20er - eine<br />

Stadt im Taumel,<br />

Mehringdamm 34<br />

20:15 Pride-Art Ateliers,<br />

Daniel M.<br />

Schmude´s Male<br />

Nude Live Drawing<br />

goes Folsom, bis<br />

22:30 Uhr. Reservierung<br />

nötig unter:<br />

info@launchfotostudio.com,<br />

Wiesenweg<br />

1-4<br />

MO 14.9.<br />

18:00 Mann-O-Meter,<br />

Tests auf HIV und<br />

andere STIs, bis<br />

21:30 Uhr, anonym<br />

und ohne Voranmeldung,<br />

Bülowstr.<br />

106<br />

DI 15.9.<br />

19:30 Mann-O-Meter,<br />

Arbeitsrechtsberatung,<br />

Kostenlos,<br />

durch einen Anwalt.<br />

Bis 20:30 Uhr,<br />

Bülowstr. 106<br />

MI 16.9.<br />

21:00 delphi LUX, Queer<br />

Filmnacht: Future<br />

Drei, D <strong>2020</strong>, YVA<br />

Bogen, Kantstr. 10<br />

DO 17.9.<br />

16:00 Bierhof Rüdersdorf,<br />

Rüdersdorfer<br />

Hofmusik – DJ-Sets<br />

im Bierhof, bis 24<br />

Uhr, Rüdersdorfer<br />

Straße 70<br />

19:30 O-TonArt, MEGY<br />

B. - Einfach DIVA,<br />

Kulmer Straße 20A<br />

19:30 Renaissance<br />

Theater, Hedwig<br />

and the angry Inch,<br />

Knesebeckstr. 100<br />

FR 18.9.<br />

16:00 Metropol Berlin,<br />

Metropol Nights<br />

- Edition Queer &<br />

Beer Garden, bis<br />

23:30 Uhr, Nollendorfplatz<br />

5<br />

20:00 AHA, Wir hatten<br />

ja nix!!!, Show mit<br />

Kaey und Betty<br />

BücKse. Auch per<br />

Livestream, Monumentenstraße<br />

13<br />

SA 19.9.<br />

23:30 BKA Theater,<br />

Jurassica Parka:<br />

Late Night „Paillette<br />

geht immer“,<br />

Mehringdamm 34<br />

SO 20.9.<br />

12:00 Tempelhofer Feld,<br />

Life-Run-Benefizlauf<br />

der Berliner<br />

Aids-Hilfe e.V.,<br />

Anmeldeschluss<br />

zur Teilnahme:<br />

13.09.2019. Anmeldunglink<br />

auf: www.<br />

life-run.de, Tempelhofer<br />

Damm<br />

15:00 ://about blank,<br />

about Sektgarten,<br />

bis 23 Uhr, Markgrafendamm<br />

24B<br />

19:00 Stahlrohr 2.0,<br />

Sonntag-Stammtisch-Online,<br />

https://meet.google.com/yfh-zvkfbse,<br />

Paul-Robeson-<br />

Straße 50<br />

19:00 Berliner Ensemble,<br />

Panikherz,<br />

von Benjamin von<br />

Stuckrad-Barre,<br />

Bertolt-Brecht-<br />

Platz 1<br />

MO 21.9.<br />

18:00 Spreewiesn Berlin,<br />

GAYWIESN - Runde<br />

2, mit Mataina Ahwiesüss,<br />

Ronny;<br />

Band: Banausen<br />

LIVE, Mühlenstr.<br />

45-46<br />

DI 22.9.<br />

18:00 Mann-O-Meter,<br />

Tests auf HIV und<br />

andere STIs, bis<br />

21:30 Uhr, anonym<br />

und ohne Voranmeldung,<br />

Bülowstr.<br />

106<br />

19:00 Sonntags-Club<br />

e.V., Vortrag: Sexarbeit<br />

mit KAy<br />

Garnellen, Greifenhagener<br />

Straße 28<br />

FR 25.9.<br />

16:00 Bierhof Rüdersdorf,<br />

Rüdersdorfer<br />

Hofmusik – DJ-Sets<br />

im Bierhof, bis 24<br />

Uhr, Rüdersdorfer<br />

Straße 70<br />

18:00 ://about blank,<br />

about Sektgarten,<br />

bis 23 Uhr, Markgrafendamm<br />

24B<br />

20:00 BKA Theater,<br />

Daphne de Luxe:<br />

Kopf hoch, Brust<br />

raus!, Mehringdamm<br />

34<br />

SA 26.9.<br />

19:00 Suicide Circus,<br />

Biergarten mit DJ,<br />

Revaler Str. 99<br />

SO 27.9.<br />

10:00 Zwölf-Apostel-<br />

Kirche, Zehn Jahre<br />

Rogate-Kloster:<br />

Ökumenische<br />

Eucharistie zum<br />

St. Michaelisfest<br />

und zum Monat der<br />

Diakonie, An der<br />

Apostelkirche 1<br />

15:00 ://about blank,<br />

about Sektgarten,<br />

bis 23 Uhr, Markgrafendamm<br />

24B<br />

19:00 Stahlrohr<br />

2.0, Sonntag-<br />

Stammtisch-Online,<br />

https://meet.google.<br />

com/yfh-zvkf-bse,<br />

Paul-Robeson-<br />

Straße 50<br />

MO 28.9.<br />

14:00 XXL, Fuckin‘<br />

Monday, Cruising -<br />

Sex - Fun, Bornholmer<br />

Straße 7<br />

19:30 Mann-O-Meter,<br />

Literatunten Online:<br />

#allabendlichqueer,<br />

Autorenlesungen<br />

queerer Texte:<br />

https://ogy.de/lhxd,<br />

Bülowstr. 106<br />

18:00 Spreewiesn Berlin,<br />

GAYWIESN - Runde<br />

3, mit Mataina Ahwiesüss,<br />

Ronny;<br />

Band: Banausen<br />

LIVE, Mühlenstr.<br />

45-46<br />

19:00 AHA, Öffentliches<br />

AHA-Plenum -<br />

virtuell Mitreden,<br />

Mitgestalten,<br />

Mitentscheiden,<br />

Einwahldaten per<br />

E-Mail virtuell@ahaberlin.de,<br />

Monumentenstraße<br />

13<br />

DO 1.10.<br />

20:00 Berliner Kriminal<br />

Theater, Der<br />

Tatortreiniger,<br />

Umspannwerk Ost<br />

Palisadenstr. 48<br />

MO 5.10.<br />

20:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Erik Leuthäuser<br />

& Gäste:<br />

Wünschen, Schaperstraße<br />

24<br />

18:00 Spreewiesn Berlin,<br />

GAYWIESN - Runde<br />

4, mit Mataina Ahwiesüss,<br />

Ronny;<br />

Band: Banausen<br />

LIVE, Mühlenstr.<br />

45-46<br />

MI 7.10.<br />

21:00 Monster Ronson‘s<br />

Ichiban Karaoke,<br />

Piano Bar mit Jacu!,<br />

Warschauer Straße<br />

34<br />

FR 9.10.<br />

20:00 Theater im Keller,<br />

Travestieshow Diaries,<br />

Weserstr. 211<br />

MO 12.10.<br />

18:00 Spreewiesn Berlin,<br />

GAYWIESN - Runde<br />

5, mit Mataina Ahwiesüss,<br />

Ronny;<br />

Band: Banausen<br />

LIVE, Mühlenstr.<br />

45-46<br />

DI 13.10.<br />

18:30 Gespächskreis<br />

Homosexualität in<br />

der Advent-Kirche,<br />

Gesprächsmöglichkeit<br />

bei Tee,<br />

Kaffee, Keksen und<br />

Schmalzstullen,<br />

im Gemeindesaal<br />

der Advent-Kirche,<br />

Danziger Str. 203<br />

20:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Irmgard<br />

Knef: Barrierefrei -<br />

mit 95 noch dabei,<br />

Schaperstraße 24<br />

DO 15.10.<br />

20:00 Berliner Kriminal<br />

Theater, Lesung<br />

mit Jan Beck - Das<br />

Spiel, Umspannwerk<br />

Ost Palisadenstr.<br />

48<br />

SA 17.10.<br />

14:00 Goldene Gans,<br />

Marianne Rosenberg<br />

Showroom &<br />

Archiv, Samstags<br />

bis 19 Uhr geöffnet,<br />

Grimmstr. 7<br />

MO 19.10.<br />

18:00 Spreewiesn Berlin,<br />

GAYWIESN - Runde 6,<br />

mit Mataina Ah-wiesüss,<br />

Ronny; Band: Banausen<br />

LIVE, Mühlenstr. 45-46<br />

MI 21.10.<br />

20:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Maren<br />

Kroymann & Band,<br />

Schaperstraße 24<br />

FR 23.10.<br />

20:00 Berliner Kriminal<br />

Theater, Inspektor<br />

Campbells letzter<br />

Fall, Umspannwerk<br />

Ost Palisadenstr.<br />

48<br />

MO 26.10.<br />

20:00 Bar Jeder Vernunft,<br />

Sven Ratzke:<br />

Where Are We Now,<br />

Schaperstraße 24<br />

DO 29.10.<br />

20:00 Wintergarten,<br />

Golden Years - Die<br />

20er Jahre Varieté<br />

Revue No 2, Potsdamer<br />

Str. 96<br />

FR 30.10.<br />

19:30 Villa Elisabeth,<br />

Zafraan Ensemble:<br />

Exil, Invalidenstr. 3


AUSSTELLUNG<br />

Am Tacheles<br />

Das Gebäude und das von der<br />

Gentrifizierung erschlagene Gebiet<br />

drum herum stehen symbolisch für den<br />

Kampf von Kunst gegen Kommerz. Diese<br />

Ausstellung lässt den Geist der Avantgarde-Jahre<br />

in diesem (ohne Zweifel sehr<br />

schönen) Teil des Mitte-Kiezes aufleben.<br />

SZENE 31<br />

FOTO: SARA KARAYUSUF-ISFAHANI UND CHIARA BONETTI<br />

FOTO: N. NEDSREAL<br />

Vom 10. bis 13. <strong>September</strong> zeigt die<br />

Gruppenausstellung „Memories of Now“<br />

ungewöhnliche Kunst in einem immer<br />

noch ungewöhnlichen Stadtteil. Vielfalt<br />

und Gleichberechtigung in der Kunstwelt<br />

sollen durch das Projekt „art perspectives“<br />

von Mitgründerin Sara Karayusuf-Isfahani<br />

gefördert werden, das mit diesen drei<br />

Tagen in die zweite Runde geht. Ziel sei es,<br />

„Frauen in der Kunst sichtbarer zu machen<br />

und ihre Position zu stärken“, denn immer<br />

noch sind die meisten Museen und<br />

Galerien eine Männerdomäne (wenn auch<br />

oft in homosexueller Hand). Zu sehen sind<br />

Werke der Malerei, Skulptur, Videokunst,<br />

Performance, Sound, Textilarbeiten und<br />

Installationen. *rä<br />

9. – 13.9., Memories of Now, art perspectives<br />

Experience Gallery: AM TACHELES,<br />

Oranienburger Str. 54, S Oranienburger<br />

Straße, Besucher der Ausstellung<br />

müssen sich per E-Mail anmelden:<br />

art@inpactmedia.com<br />

DVD<br />

VERLEIH<br />

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STADTPLAN<br />

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anderen STI Behandlungen<br />

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4<br />

5


32 SZENE<br />

AUSSTELLUNG<br />

QUEERE KUNST VON<br />

STEFAN<br />

MERKT<br />

Die womöglich queersten VIPs der Musikwelt<br />

treffen hier auf von der Community heiß geliebte<br />

Sterne. Der Wahlberliner Künstler Stefan Merkt<br />

zeigt gerade seine „Musikbox“ im Café Konrad in<br />

Hannover.<br />

Mit dabei ist natürlich die Künstlerin, die Disco groß<br />

machte, Donna Summer, der queere Rock-Popper<br />

Freddie Mercury von Queen, DIE Schock-Dragqueen<br />

Divine (großes Bild ganz oben, ihre Filme mit<br />

John Waters sind legendär ...), „Mother Christmas“<br />

Mariah Carey und auch David Bowie – um nur einige<br />

der von Stefan Merkt mithilfe von Briefmarken zu<br />

Pop-Art veredelten Größen zu nennen.<br />

Seit 1989 sammelt, klebt und pinselt Stefan<br />

Merkt fleißig Briefmarken und eigene Kunst<br />

zu einem bunten Ganzen namens Stampagen<br />

(diese Bezeichnung wurde 1991 für seine Kunst<br />

erfunden).<br />

In Köln gründete Stefan Merkt die Galerie „Kölner<br />

BilderSchreck“, 1992 organisierte er die „Artists<br />

Against AIDS“ (vierzig Kunstveranstaltungen<br />

zum Kölner Welt-AIDS-Tag). Den Künstler aus<br />

Spaichingen interessieren dabei weniger die Informationen<br />

der Marken als deren Farben, Formen und<br />

Strukturen.<br />

Die Ausstellung „Musikbox“ ist seit Ende Juli im<br />

Café Konrad in der Knochenhauerstraße 34 in der<br />

Altstadt der niedersächsischen Landeshauptstadt<br />

Hannover zu sehen. Noch bis Ende <strong>Oktober</strong> wird<br />

hier die Welt ein bisschen bunter und schwuler. *rä<br />

Bild: S. Merkt „Freddie Mercury“<br />

www.stampagen.com<br />

Bild: S. Merkt „Mariah Carey“<br />

Bild: S. Merkt „Grace Jones“


SZENE<br />

33<br />

FETISCH<br />

FOLSOM <strong>2020</strong><br />

FOTO: XAMAX<br />

Die Corona-Pandemie und die ihr<br />

folgenden notwendigen Maßnahmen<br />

haben alles verändert. Auch die<br />

Fetischwelt: Dieses Jahr wird das Folsom-<br />

Fetisch-Fest ganz, ganz anders.<br />

Tommy Schenz vom Vorstand Folsom<br />

Europe e. V. meldete sich bei uns. „Der Verein<br />

Folsom Europe e. V. musste schweren<br />

Herzens das Straßenfest für diesen Herbst<br />

absagen – alles andere wäre unverantwortlich<br />

gewesen. Aber so langsam finden wir<br />

alle wieder den Weg zurück“, schrieb er uns<br />

via E-Mail. „Wir rechnen auch damit, dass<br />

am Folsom-Wochenende einige hundert,<br />

vielleicht auch tausend Besucher aus<br />

sfb_<strong>2020</strong>_<strong>blu</strong>2_september_Layout 1 21.08.20 12:47 Seite 1<br />

Europa trotz der Absage des Straßenfestes<br />

nach Berlin kommen werden. Nicht alle<br />

können Flüge und Hotels stornieren und<br />

Berlin ist sicher auch in diesen Zeiten eine<br />

Reise wert. Zudem werden zigtausende<br />

Augen aus aller Welt nach Berlin schauen<br />

an diesem Wochenende, mit tollen Erinnerungen<br />

an die letzten Jahre. Ihnen allen<br />

wollen wir ein Folsom-Erlebnis bieten.“<br />

Was also kann angeboten werden, ohne<br />

Leben zu gefährden?<br />

„Ein Straßenfest – auch in abgespeckter<br />

Form – kann es nicht geben. [...] Es wäre<br />

völlig illusorisch zu glauben, wir könnten<br />

für einen solchen Andrang das Social<br />

Distancing handhaben. Aber die Kerle<br />

werden trotzdem in die Fetischstores strömen,<br />

Bars und Restaurants besuchen, die<br />

Fuggerstraße und Motzstraße samt Umgebung<br />

erkunden und jeden verfügbaren Sitz<br />

indoor oder auf der Terrasse in Beschlag<br />

nehmen. Wir wollen gern dabei sein und<br />

die Fans begleiten bzw. eine Botschaft<br />

aus Berlin in alle Welt schicken. Wir planen<br />

daher ein VIRTUELLES FOLSOM EUROPE<br />

<strong>2020</strong>.“ Angekündigt ist unter anderem<br />

die Einspielung von Videogrüßen aus aller<br />

Welt – ein Livestream und Modenschauen<br />

sollen die Fetischwelt beglücken. *rä<br />

11. – 13.9., www.folsomeurope.info


34 SZENE<br />

EROTIK<br />

Wie rassistisch ist die<br />

schwule Pornoindustrie?<br />

FOTOS: WWW.INSTAGRAM.COM/RACECOOPER<br />

Der ehemalige Pornostar Race<br />

Cooper berichtet von strukturellem<br />

Rassismus in der schwulen<br />

Pornowelt – und verdeutlicht, warum er<br />

Bezeichnungen wie „BBC“ hasst und es<br />

satthat, dass schwarze Männer auf ein<br />

Körperteil reduziert, statt als Menschen<br />

mit Persönlichkeit und Seele wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

WENIGER GELD, WENIGER LOB,<br />

WENIGER ANERKENNUNG<br />

Race Cooper begann seine Pornokarriere<br />

2009 als Casting-Direktor beim Pornogiganten<br />

Raging Stallion, später stand er<br />

auch vor der Kamera. Strukturen, die beim<br />

Fernsehen als rassistisch galten – in der<br />

Pornowelt waren sie alltäglich, so Cooper. Der<br />

Ex-Pornostar prangert Rassismus als tägliche<br />

Konstante in dem Business an – ständig seien<br />

sowohl seine Arbeitsethik als auch seine<br />

Intelligenz infrage gestellt worden. Und: Die<br />

Charaktere schwarzer Männer in Pornos seien<br />

oft stereotype „Schläger“-Rollen, was Cooper<br />

als beleidigende und rassistische Vorurteile<br />

brandmarkt.<br />

Außerdem ein großer Vorwurf des ehemaligen<br />

Pornodarstellers: die Gehaltsunterschiede.<br />

Immer habe er weniger verdient als die<br />

weißen Darsteller. Die Botschaft dahinter ist<br />

für Cooper eindeutig: „Schwarze Menschen<br />

sind weniger wert.“<br />

Auch habe er viel seltener Lob, Anerkennung<br />

und Bestätigung erhalten als seine<br />

Kollegen. Heute glaubt Cooper: Er war nur<br />

der „Quotenschwarze“, der dem Studio Vielfalt<br />

bescheinigen sollte. Als das Studio schließlich<br />

mit Falcon Studios fusionierte, wurde nur ein<br />

Mitarbeiter entlassen: Cooper, der einzige<br />

schwarze Angestellte.<br />

DER RASSISMUS HINTER „BBC“<br />

Race Cooper hält auch allen Pornofans den<br />

Spiegel vor. Er spricht von einer Fetischisierung<br />

von Schwarzen – das sei ein lang anhaltendes<br />

und sehr erniedrigendes Problem. Was<br />

bedeutet das genau? Der Ex-Darsteller erklärt<br />

den feinen Unterschied zu anderen Fetischen:<br />

„Fetische wie Fisting oder das Nutzen<br />

einer Sexschaukel haben nichts mit Rasse<br />

oder Hautfarbe zu tun. Jeder kann daran<br />

teilhaben. Aber wenn dein Fetisch irgendein<br />

austauschbarer ‚schwarzer Kerl’ ist, nimmst<br />

du die menschliche Komponente heraus<br />

und behandelst sie einfach als Objekte<br />

aufgrund ihrer Hautfarbe“.<br />

Wenn man eine Ethnie oder Menschen<br />

aufgrund eines Merkmals zum Fetischobjekt<br />

macht, werde der Mensch genau das: ein<br />

Objekt. Man entmenschliche diese Person zu<br />

einer Sache, sagt Cooper. Und schwarze Männer<br />

in der Pornoindustrie würden oft sowieso<br />

auf nichts anderes als einen bestimmten<br />

Körperteil reduziert. Hand aufs Herz: Wem<br />

ist bewusst gewesen, wie diskriminierend die<br />

Bezeichnung „Big Black Cocks“ eigentlich ist?<br />

„Ein Mensch mit einer Seele wird auf einen<br />

schwarzen Dildo reduziert, wie die, die man<br />

kauft und besitzt – und man versteckt<br />

ihn unter seinem Bett, bis man geil und<br />

einsam ist.“<br />

Cooper verdeutlicht durch diese krasse<br />

Aussage: Dadurch bleibe bei Schwarzen<br />

der Eindruck zurück, sie hätten nur Wert in<br />

der sexuellen Befriedigung, die sie den Weißen<br />

bieten können *lm<br />

Den ganzen Text gibt es unter<br />

maenner.media/topics/rassismus<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur: Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur: Christian Knuth (ck)<br />

BESUCHERADRESSE:<br />

Köln: T: 0221 29497538,<br />

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Frankfurt: Kaiserstr. 72, 60329 Frankfurt,<br />

T: 069 83044510, F: 069 83040990<br />

redaktion@gab-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-11,<br />

redaktion@leo-magazin.de<br />

MITARBEITER:<br />

Thomas Wassermann, Steffen Rüth,<br />

Christian K.L. Fischer (fis), Jonathan Fink,<br />

Leander Milbrecht (lm), Dirk Baumgartl (dax),<br />

Felix Just (fj), Sabine Hannakampf,<br />

Katja Schwemmers<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: Extern<br />

Cover: Erasure, Foto: Phil Sharp<br />

ANZEIGEN:<br />

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Christian Fischer (cf): christian.fischer@<strong>blu</strong>.fm<br />

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VERLAG:<br />

<strong>blu</strong> media network GmbH,<br />

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

Geschäftsführer:<br />

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Vertrieb: Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft mbH,<br />

Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

Tel. 030-4 190 93 31<br />

Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

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beim Ausgehen oder Einkaufen unsere<br />

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Es gilt die <strong>blu</strong> Anzeigenpreisliste (gültig<br />

seit 1. Januar 2019). Namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Die<br />

Abbildung oder Erwähnung einer Person<br />

ist kein Hinweis auf deren sexuelle Identität.<br />

Wir freuen uns über eingesandte<br />

Beiträge, behalten uns aber eine Veröffentlichung<br />

oder Kürzung vor. Für eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos wird nicht<br />

gehaftet. Der Nachdruck von Text, Fotos,<br />

Grafik oder Anzeigen ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlags möglich.<br />

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten<br />

verantwortlich. Bei Gewinnspielen<br />

ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der<br />

Gerichtsstand ist Berlin. Abonnement: Inlandspreis<br />

30 Euro pro Jahr, Auslandspreis<br />

50 Euro pro Jahr. Bei Lastschriften wird<br />

die Abogebühr am 3. Bankarbeitstag des<br />

laufenden Monats abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegungseinheit<br />

<strong>blu</strong> Medien & Verlag GmbH<br />

<strong>blu</strong>/gab/leo unterliegt der IVW-<br />

Auflagenkontrolle


Tu,<br />

was<br />

andere auch<br />

tun<br />

Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />

erfolgreichen Behandlung kannst du<br />

leben, wie du es willst.<br />

Nimm dein Leben in die Hand und erfahre<br />

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Eine Initiative von<br />

für ein positives Leben mit HIV.


eLIFE<br />

Liebe Queers,<br />

alle Zeichen stehen wieder auf Neustart. Nachdem das<br />

erste halbe Jahr <strong>2020</strong> durch die Corona-Pandemie von<br />

Leid, Angst, Stillstand, Tod und Trauer geprägt war, geht<br />

es nun darum, wieder ohne Angst und mit neuem Wissen<br />

(und neuen Verhaltensweisen) nach vorne zu blicken. Im<br />

Januar 2021 lädt dazu die imm cologne in Köln ein, innovatives<br />

Wohnen zu entdecken. Aber nicht nur am Rhein,<br />

überall tut sich Spannendes und Hilfreiches für einen<br />

sicheren, entspannten und veränderten Alltag. Wir haben<br />

für dich in unserem Special einen großen Schwung News<br />

und Projekte zusammengestellt, die dich einstimmen<br />

sollen auf ein smartes 2021. *rä<br />

FOTO: ISTSOCKPHOTO.COM/KUPICOO<br />

MESSE<br />

imm cologne und LivingKitchen<br />

Ein interaktives Ideenfestival für die<br />

Lebenswelt von morgen in einer digital<br />

geprägten Zukunft.<br />

Überall auf der Welt sucht man nach innovativen<br />

Wegen, um den wirtschaftlichen<br />

Neustart zu pushen. Neuester Beitrag der<br />

Koelnmesse anlässlich des 2021er Messe-<br />

Doppels imm cologne und LivingKitchen<br />

ist der Connect Hub. Als Herzstück der<br />

neuen Halle Connect soll er ein Katalysator<br />

für die Erschließung neuer und branchenübergreifender<br />

Geschäftspotenziale<br />

für vernetztes Wohnen & Leben werden.<br />

Als interaktive Innovationswerkstatt<br />

und als Messeplattform für Networking,<br />

Wissenstransfer und Teambuilding lädt der<br />

Connect Hub Aussteller und Besucher ein,<br />

gemeinsame Lösungen zu entwickeln.<br />

SCHNITTSTELLE UND PLATTFORM<br />

Der Connect Hub bildet das kommunikative<br />

Zentrum und pulsierende Herzstück<br />

der im Rahmen des Masterplans Koelnmesse<br />

3.0 neu errichteten und pünktlich<br />

zur imm cologne 2021 fertigen Halle 1plus.<br />

Unter dem Titel Connect dient die Halle<br />

während imm cologne und LivingKitchen<br />

als Plattform für vernetztes Wohnen &<br />

Leben.<br />

Hier werden nicht nur innovative Geräte-<br />

Technik und smarte Anwendungen<br />

zur Vernetzung der Küche und des<br />

Hauses präsentiert – Connect ist auch<br />

die Schnittstelle zu den Branchen Energiemanagement,<br />

Mobilität, Logistik, Telekommunikation,<br />

Healthcare, Technology<br />

und Kultur. Als weiteres Highlight zeigt das<br />

Connected Home eine realistische Umsetzung<br />

von Smart-Home-Technologien für<br />

Architektur und Einrichtung in inszenierten<br />

Wohnwelten.<br />

„Die Einrichtungsmessen imm cologne<br />

und LivingKitchen haben sich schon<br />

immer als Diskussionsplattformen zur<br />

Klärung von Zukunftsfragen gesehen und<br />

entsprechende Formate initiiert“, führt<br />

Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter<br />

Messemanagement für die Themen<br />

Möbel, Einrichten und Design bei der<br />

Koelnmesse, an.<br />

18. – 24.1.2021, www.facebook.com/<br />

immcologne, www.koelnmesse.de


E-SCOOTER<br />

MOBILITÄT<br />

CANCEL CULTURE:<br />

eLIFE<br />

Das war wirklich ein grandioser Fehlstart.<br />

Kein Wunder, es war ja auch ein<br />

Herzensprojekt von Pannenminister<br />

Andreas Franz Scheuer von den<br />

Christsozialen der Unionsfraktionsgemeinschaft.<br />

Die Einführung der<br />

überall auf der Welt schon erfolgreich<br />

rollenden E-Scooter in Deutschland<br />

war so chaotisch, dass sie beinahe<br />

eine Totgeburt wurde und den Ruf der<br />

kleinen Flitzer nachhaltig zerstörte.<br />

Zu unrecht, meint unser Autor.<br />

Auf einmal waren sie überall. Nachdem<br />

wochenlang über Helmpflicht und<br />

Höchstgeschwindigkeiten gestritten<br />

wurde, glich es einer Invasion. In den<br />

Großstädten machten alienartige,<br />

langhalsige und mit seltsam leuchtenden<br />

Organen auf Menschenbrusthöhe<br />

ausgestattete Stolperfallen, binnen<br />

weniger Stunden Spaziergänge zu einem<br />

Hürdenlauf. Bereits nach wenigen Tagen<br />

dieses Masseneinfalls in die gentrifizierten<br />

Innenstädte, hatte die Spezies Mensch<br />

sich der Eindringlinge aber bemächtigt<br />

und besonders ihre Ausprägung des<br />

Partytouristen lief zu halsbrecherischer<br />

akrobatischer Höchstform auf, beim Versuch,<br />

die von Zauberkraft angetriebenen<br />

Metall- und Plastikfolen zu bändigen. Jede<br />

Nacht dann das gleiche gespenstische<br />

Schauspiel: Eine Armee von Kleintransportern<br />

sammelte die E-Scooter genannten<br />

Gegenstände ein und spuckte im Tausch<br />

neue aus. Besoffene wie besorgte Bürger<br />

erklärten dem Treiben umgehend den<br />

Krieg, immer wieder sah man schrecklich<br />

malträtierte Exemplare der Sorten TIER<br />

oder Lime am Straßenrand, in Brunnen<br />

oder gleich auf Mülleimern liegen. In der<br />

Folge entbrannte über die doch eigentlich<br />

ganz unschuldig wirkenden Wesen ein<br />

Shitstorm sondergleichen und der Autor<br />

dieses Textes stimmte munter mit ein.<br />

Ökobilanz, Billiglöhner, Wegwerfgesellschaft<br />

– die Kapitalismuskritik einer<br />

ganzen Gesellschaft wurde auf dieses<br />

unnütz erscheinende und von Andy B.<br />

Scheuer(t) geförderte Vehikel projiziert.<br />

Vieles davon ist im Grunde auch korrekt,<br />

denn ökologisch nachhaltig werden<br />

E-Scooter wohl kaum laufen, wenn dieselgetriebene<br />

Kleinlaster sie einsammeln und<br />

mit konventionellem Kohlestrom füttern.<br />

Die Fahrer der Kleinlaster ihren Dienst am<br />

Share-Economy-Hype als Soloselbstständige<br />

für Centbeträge verdingen zu<br />

lassen, ist ebenfalls eine Pervertierung des<br />

Gedankens Nachhaltigkeit. Aber. Nein,<br />

nicht so ein Aber. Es kam ja Corona. Und<br />

da in jeder Krise ... es muss dieser Satz<br />

nicht zu Ende geschrieben werden.<br />

DIE ZWEITE CHANCE<br />

Weil der öffentliche Nahverkehr schon<br />

im Wortsinne zu Volksseuchenzeiten<br />

noch unattraktiver erscheint, als er es in<br />

Autodeutschland eh ist, fingen besonders<br />

die eben noch laut fluchenden E-Scooter-<br />

Verächter – der Autor wieder inkludiert<br />

– an, sich noch mal etwas eingehender mit<br />

dem/den kleinen Gefährten zu befassen.<br />

Und was soll man sagen: 20 Kilometer<br />

pro Stunde ist ungefähr das, was ein<br />

geübter Radler in der Stadt schafft,<br />

nur, dass jener ziemlich verschwitzt am<br />

Ziel ankommt. Zudem ist ein Rad viel<br />

pflegebedürftiger, als zum Beispiel so ein<br />

TIER von Roller, das mit rund 600 Euro<br />

aus dem zerstörerischen Ausleihzirkus<br />

herausgekauft werden kann und dann mit<br />

gesundem Ökostrom aufgepäppelt, seine<br />

Dienste nur noch einem Herrn (m/w/d)<br />

andient und dies nahezu unkaputtbar. Mit<br />

einer Reichweite von rund 30 Kilometern<br />

ist eigentlich jedes innerstädtische Ziel<br />

gut errollerbar und zumindest der Autor<br />

tut exakt dies inzwischen täglich – mit<br />

steigender Freude. Probiert es mal aus. *ck<br />

FOTO: MAREK RUCINSKI / UNSPLASH / CC0


eLIFE<br />

WOHNEN<br />

HYGGE UND SMART<br />

Die Entscheidung für ein Smart Home geht in<br />

Zukunft einher mit der Wahl eines neuen Mitbewohners:<br />

Sie heißen Alexa (Amazon), Siri (Apple),<br />

Cortana (Microsoft) oder neuerdings auch Bixby<br />

(Samsung) und ziehen per Sprachsystem ins<br />

Heim; die unsichtbaren Helfer werden als Betriebssysteme<br />

für das Smart Home fungieren.<br />

Die Assistenten sind lernbegierig. Sie sorgen nicht nur<br />

für einen reibungslosen Ablauf im Alltag der Hausbewohner,<br />

sondern wissen auch um ihre Vorlieben.<br />

Laut Prognosen werden diese bald so schlau sein,<br />

einfache Sprachbefehle selbstständig an Dienstleister<br />

weiterzuleiten.<br />

Aber auch neue Produkte werden das tägliche Leben<br />

im Smart Home nachhaltig beeinflussen. Per Finger-<br />

Wink wird das komplette Raumlicht gesteuert, und<br />

nachts zeigen das durch Sensor ausgelöste dezente<br />

Notlicht und die Anzeige am Dusch-WC den rechten<br />

Weg. Die individuellen Duschprogramme auf Knopfdruck,<br />

die automatische Befüllung der Badewanne und<br />

das vollautomatische Spa sind keine Zukunftsvisionen,<br />

sondern werden von vielen Sanitärunternehmen<br />

bereits jetzt angeboten. Das WC fungiert nicht nur<br />

als komfortables Hygiene-Zentrum, sondern wird zur<br />

Gesundheits-Infosäule der Bewohner. Bereits auf dem<br />

Markt ist ein WC mit integrierter Urin-Analyse. Die<br />

Hersteller entwickeln bereits WCs mit umfassenden<br />

Analyse-Funktionen und Internet-Anschluss zum<br />

Hausarzt.<br />

Bewohner eines Smart Home erleben in Sachen Licht


eLIFE<br />

gerade den Beginn eines neuen Zeitalters:<br />

Nicht nur, dass mit der LED-Technologie<br />

der Stromverbrauch und die Langlebigkeit<br />

der Leuchtmittel optimiert werden – die<br />

neue Technologie eröffnet auch die<br />

Wahl verschiedener Lichtqualitäten.<br />

Die Auswahl der Kleiderfarbe vor dem<br />

Schrank erfordert ein anderes Licht als<br />

die Raum- oder Gesichtsbeleuchtung<br />

kurz vor dem Schlafengehen. Und<br />

per App können nun verschiedene<br />

Lichtszenarien angesprochen, kombiniert<br />

und programmiert werden. Gekoppelt mit<br />

Lichtsensoren und Funkschaltern wird<br />

auch der Bedienkomfort extrem erhöht.<br />

Das Design im Smart Home verändert<br />

sich und kann für die moderne Technik<br />

optimiert werden. Lose rumliegende<br />

Lautsprecherkabel gehören der<br />

Vergangenheit an – die Musik wird durch<br />

die Luft transportiert. Das Smart Phone<br />

wird einfach auf den Schreibtisch, ins<br />

Badezimmerregal oder auf den Tisch<br />

gelegt und über eine integrierte Ladestation<br />

ohne Kabelverbindung aufgeladen.<br />

Fernseher sind so flach wie Bilderrahmen,<br />

und per W-Lan holt man sich digitale<br />

Leihgaben aus den Museen der Welt<br />

ins Wohnzimmer. Die Lichtintensität<br />

wird dabei auf die Lichtverhältnisse im<br />

Zimmer angepasst, und das gewählte<br />

Foto oder Kunstwerk hat einen hohen<br />

Kontrastumfang.<br />

Ein Smart Home weckt auch bei<br />

Einbrechern Begehrlichkeiten, doch<br />

gerade im Bereich Sicherheit bietet die<br />

Smart Home-Technologie dem Hausbesitzer<br />

Unterstützung: Die missglückten<br />

Einbruchsversuche sind in den letzten<br />

Jahren auf eine Quote von 44 Prozent<br />

im Jahre 2016 gestiegen. Auch das<br />

Bundesinnenministerium sieht in seinem<br />

aktuellen Sicherheitsbericht eine Verbesserung<br />

der Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Sensoren schalten automatisch Außenleuchten<br />

oder Kameras ein. Und auch bei<br />

Rauchentwicklung durch ein Feuer, bei<br />

Gasaustritt aus einer defekten Gasleitung<br />

oder bei einer defekten Wasserleitung<br />

hilft die Digitalisierung: Ein Smart Home<br />

kann gegen elementare Gefahren besser<br />

geschützt werden.


eLIFE<br />

TECHNIK<br />

DIGITAL WELLBEING<br />

UNKAPUTTBAR<br />

Seit 2009 produziert<br />

das französische<br />

Unternehmen<br />

CROSSCALL Handys, die<br />

allen Witterungen und<br />

Geländewiderständen<br />

trotzen. Wasser, Regen,<br />

Feuchtigkeit und Staub<br />

stecken die robusten<br />

Outdoor-Telefone locker<br />

weg. Gleichzeitig dokumentieren sie alle deine Abenteuer<br />

in Action-Cam-Qualität. Das TREKKER-X4 beispielsweise<br />

bietet ein 170-Grad-Weitwinkelobjektiv und Slow-Motion-<br />

Aufnahmen bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Die bereits<br />

vorinstallierte X-CAM-App macht das Editing im Nachgang<br />

kinderleicht. Verstärktes Corning Gorilla Glass 5, glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff, Seitenbalken aus Aluminium und<br />

eine interne Metallplatte lassen Erschütterungen ganz<br />

einfach abprallen. Unter Wasser hält das Smartphone in<br />

zwei Meter Tiefe bis zu sechzig Minuten aus. *fj<br />

www.crosscall.com<br />

Nachhaltiger Tourismus wird für Urlauber immer<br />

wichtiger. Viele Hotels werben bereits heute damit,<br />

ökologisch verantwortungsvoll zu handeln. Dabei fließen<br />

nicht nur ein rücksichtsvoller Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen (z. B. Wasseraufbereitungsanlage) und die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Solaranlagen) in<br />

die Bewertung ein, sondern auch der Anbau einheimischer<br />

Pflanzen oder der Schutz von lokaler Kultur. Noch<br />

umweltbewusster als ein Besuch in einem „Green Hotel“?<br />

Einfach draußen pennen.<br />

SMARTWATCH<br />

Die PowerWatch ist DIE<br />

Smartwatch für alle, die ihre<br />

Zeit am allerliebsten draußen<br />

verbringen. Sie verfolgt den<br />

Kalorienverbrauch, Herzfrequenz,<br />

Schritte und Aktivitäten wie Joggen,<br />

Radfahren oder CrossFit. Darüber<br />

hinaus bleibt der Träger via GPS<br />

über zurückgelegte Höhenmeter<br />

informiert. Weitere Apps wie Apple<br />

Health Kit oder Google Fit können<br />

nachträglich installiert werden.<br />

Natürlich ist die Uhr wasserdicht<br />

und hält auch leichte Stöße gut aus.<br />

Und das Beste: Du musst die PowerWatch<br />

niemals aufladen, da die Batterie von deiner<br />

Körperwärme gespeist wird. *fj<br />

www.powerwatch.com


eLIFE<br />

ZUM WANDERN<br />

Das amerikanische Unternehmen GoSun hat sich auf Outdoor-Gadgets<br />

spezialisiert, die von Solarenergie angetrieben<br />

werden. Dazu zählen Solar-Kühlmodule, -Taschenlampen,<br />

-Smartphone-Ladegeräte oder auch der GoSun Solar<br />

Oven. In seiner sportlichsten Variante wiegt er weniger als<br />

1 Kilogramm und backt, kocht und gart feste Nahrung sowie<br />

Flüssigkeiten selbst bei bewölktem Himmel. *fj<br />

www.gosun.co<br />

LICHTQUELLE<br />

Anders als die meisten Laternen ist<br />

die Sitka-Lanterne von UCO Gear<br />

darauf ausgerichtet, das Licht von<br />

oben nach unten zu verteilen. Die<br />

Lichtquelle kann dazu einfach bis<br />

zu 66 Zentimeter weit ausgefahren<br />

werden. Sitka verfügt über einen<br />

komfortablen Tragegriff und ist<br />

in der Lage, über einen USB-Port<br />

andere Geräte mit Strom zu<br />

versorgen. *fj<br />

www.ucogear.com


eLIFE<br />

MOLESKINE<br />

Moleskine ist einer der bekanntesten<br />

Hersteller von Notizbüchern und<br />

Skizzenbüchern weltweit. Typischerweise<br />

sind die Produkte in beschichteten Karton<br />

gebunden, verfügen über ein Leseband<br />

und eine Falttasche mit Gummiband.<br />

Und wieso sollten die Italiener plötzlich<br />

papierloses Schreiben unterstützen?<br />

Tun sie nicht. Der Smart Writing Pen<br />

von Moleskine schreibt wie jeder andere<br />

Stift auf speziellem Papier, überträgt<br />

dabei aber alle Notizen in eine App,<br />

wenn man sich zuvor beispielsweise mit<br />

dem iPad verbunden hat. So fällt zwar<br />

weiterhin Papiermüll an, gleichzeitig wird<br />

das Vervielfachen von Aufzeichnungen<br />

bequemer und Zeichnungen können im<br />

Anschluss digital verändert werden. *fj<br />

de.moleskine.com<br />

KOMMUNIKATION<br />

FÜR DEN PAPIERLOSEN ALLTAG<br />

Bereits als die Menschen noch in Höhlen lebten, zeichneten sie mit Pigmenten aus verschiedenfarbigen<br />

Steinen Geschichten auf Wände. Später begannen sie Schriftzeichen<br />

zu erfinden und diese auf Tontafeln zu übertragen. Erst im 11. Jahrhundert jedoch kam<br />

das Papier, wie wir es heute kennen, nach Europa. Mittlerweile lernen wir das Schreiben<br />

mit dem Füllfederhalter und das „Schönschreiben“ bereits ab der 1. Klasse. Aber ist das<br />

Notieren auf Papier überhaupt noch up to date? Im Privaten kommunizieren wir nur<br />

noch selten per Brief – häufig bleibt es bei einer Handvoll Postkarten aus dem Urlaub.<br />

Auch in Hinblick auf den Umweltschutz gibt es viele Befürworter für den papierlosen<br />

Alltag. Diese Gadgets wollen es möglich machen.<br />

BLACKBOARD<br />

Das Blackboard von Boogieboard verfügt über ein simples LCD-Display und<br />

über zunächst nur wenige Funktionen. Die austauschbare Batterie des Gerätes<br />

hält so allerdings bis zu fünf Jahren. Über Templates können gerade Linien<br />

gezogen werden, die Rückseite des integrierten Stifts erlaub exaktes Löschen<br />

von Geschriebenem. Die halb transparente Oberfläche macht es zudem<br />

möglich, Bilder ziemlich exakt abzupausen oder Notizen auf Dokumenten zu<br />

machen, ohne dabei das Original tatsächlich zu beschriften. *fj<br />

www.writeonblackboard.com<br />

WIPEBOOK<br />

Ähnlich wie Whiteboards verfügen die<br />

Wipebook Notebooks über eine Oberfläche,<br />

die man wieder und wieder<br />

neu beschriften und reinigen kann. So<br />

braucht man eigentlich sein ganzes<br />

Leben lang nur noch ein einziges<br />

Notizbuch. Per App können Skizzen<br />

und Notizen dauerhaft gespeichert<br />

werden, sodass besonders geniale<br />

Ideen nie verloren gehen. *fj<br />

www.wipebook.com<br />

PHREE PEN<br />

Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller und<br />

Technologieunternehmen, die Smart Pens<br />

herstellen und so das papierlose Schreiben<br />

fördern. Das Problem: All diese Stifte benötigen<br />

für die einwandfreie Funktionsweise<br />

eine bestimmte Schreibunterlage oder<br />

Smart Paper. Phree strengte sich an, als<br />

erster Smart Pen auf allen Oberflächen<br />

gleich gut zu funktionieren. Von der<br />

Crowdfunding-Phase zur Massenproduktion<br />

hat es der Stift jedoch bislang nicht<br />

geschafft. *fj<br />

www.otmtech.com


MOBILITÄT<br />

VISION AVTR<br />

Du findest die Welt von James Camerons Avatar-Film<br />

ganz toll und so schön futuristisch? In Kooperation<br />

mit dem Team des Scifi-Movie ist dieses ungewöhnliche<br />

Konzeptfahrzeug für Mercedes-Benz entstanden.<br />

Die Inside-Out-Designstruktur lassen Innenraum und<br />

Umgebung miteinander verschmelzen. Gleichzeitig ist<br />

der Fahrer mit dem Wagen so verbunden wie nie zuvor.<br />

Und nachhaltig ist der VISION AVTR sowieso.<br />

Das Showcar VISION AVTR ist eine Hommage an den<br />

Kinoerfolg von James Cameron und ein Blick in eine<br />

ferne Zukunft der Automobilität. Im Januar präsentierte<br />

Mercedes-Benz das Concept Car erstmals auf der<br />

Consumer Electronics Show in Las Vegas. Durch die<br />

halb offene Struktur des Wagens kommt der Fahrer in<br />

unmittelbaren Kontakt mit der Außenwelt. Anstelle eines<br />

Lenkrads verfügt der VISION AVTR über ein biometrisches<br />

Bedienelement, das durch Handauflegen aktiviert wird. Der<br />

Fahrer wird an seiner Atmung erkannt.<br />

Das Einzige,<br />

das ansteckend<br />

sein sollte:<br />

Lebensfreude.<br />

Auf der Rückseite des Wagens befinden sich 33 bionische<br />

Klappen, die an Reptilienschuppen erinnern und der<br />

Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern dienen.<br />

Da der VISION AVTR die Vorder- und Hinterachse in der<br />

gleichen und entgegengesetzten Richtung steuern kann,<br />

ist er in der Lage sich bis zu 30 Grad seitwärts fortzubewegen<br />

– Krebsgang quasi. Das ist nicht nur wahnsinnig<br />

praktisch, sondern macht ihn auch in seiner Bewegung<br />

noch animalischer.<br />

In Sachen Antrieb setzen die Visionäre von Mercedes-Benz<br />

ganz auf „Circular Economy“, also auf einen ununterbrochenen<br />

Kreislauf bei der Herstellung und Versorgung<br />

der Batterie. Diese funktioniert auf Grundlage von<br />

graphenbasierter organischer Zellchemie und ist damit frei<br />

von seltenen Erden. Alle Materialien sind kompostier- und<br />

recycelbar. Auch der Innenraum ist aus nachhaltigen<br />

Rohstoffen gestaltet. Mehr zukunftsweisende Technologie<br />

von Mercedes-Benz gibt es auf der Website des Herstellers.<br />

Noch mehr futuristische Supercars findest du in der Supercars<br />

Edition von Mate – exklusiv auf www.readly.de. *fj<br />

Als eines der führenden Gesundheitsunternehmen<br />

entwickeln wir innovative<br />

Therapien wie Medikamente, Impfstoffe<br />

und Biologika.<br />

Mit unseren weltweiten Programmen<br />

engagieren wir uns für die Verbesserung<br />

der Gesundheitsversorgung.<br />

MSD ist ein internationales Unternehmen<br />

mit zwei Namen: In den USA und Kanada<br />

sind wir Merck & Co., Inc., mit Sitz in<br />

Kenilworth, NJ, USA.<br />

Erfahren Sie mehr über uns auf:<br />

www.msd.de<br />

MSD SHARP & DOHME GMBH,<br />

Lindenplatz 1, 85540 Haar.<br />

www.msd.de<br />

DE-NON-00111 05/19


eLIFE<br />

FOTO: NOLAN ISSAC / UNSPLASH / COO<br />

HANDWERK / BANKING<br />

BEZAHLEN OHNE ANFASSEN<br />

Die englischsprachige Handwerker-<br />

Plattform „Driller Queens“ aus Berlin<br />

bietet Unterstützung für Arbeiten in<br />

den eigenen vier Wänden und Workshops,<br />

bei denen die Gründerin Charly<br />

Machin handwerkliche Grundkenntnisse<br />

vermittelt.<br />

Einige der „Driller Queens“ sind Teil der<br />

LGBTIQ*-Community, Diversity steht eh<br />

im Kern der Unternehmensphilosophie,<br />

denn auf dieser Plattform wird nicht nur<br />

geheimwerkt, sondern auch an Geschlechterrollen<br />

geschraubt: Daher umfasst die<br />

Zielgruppe Frauen oder Menschen, die sich<br />

als Frau identifizieren, trans* oder nonbinary<br />

sind und natürlich Männer. Ziel ist<br />

es, die männerdominierte Handwerksbranche<br />

zu diversifizieren und den Vorbehalt<br />

jedes Einzelnen in Luft aufzulösen. Ideale<br />

Voraussetzungen, um ein bisschen mehr<br />

DIY-Flair nach Hause zu bringen.<br />

von Desinfektionsmittel und Masken<br />

ist besonders der Verzicht auf Bargeld<br />

eine Neuerung, an die sich auch die<br />

Kundschaft gewöhnen muss. Mit dem<br />

Zahlungsdienstleister SumUp hat das<br />

Unternehmen seinen Zahlungsverkehr<br />

komplett digitalisiert. Besonders<br />

praktisch: das Kartenlesegerät, welches<br />

in Kombination mit der App auf einem<br />

Smartphone genutzt werden kann, um<br />

jederzeit und überall Kartenzahlungen zu<br />

akzeptieren. Somit wird eine kontaktlose<br />

und sichere Lösung geschaffen, die mit<br />

allen NFC- und Magenetstreifensystemen<br />

kompatibel ist. Kombiniert steht dem<br />

neuen Lichtkonzept oder der Reparatur<br />

der Regendusche ja nichts mehr im Wege!<br />

*cv/ck<br />

Wie viele andere Klein- und Kleinstunternehmen<br />

haben die „Driller Queens“<br />

während der Corona-Krise mit einigen<br />

Herausforderungen zu kämpfen. Neben<br />

verstärkten Hygienemaßnahmen wie<br />

vermehrtes Händewaschen und Nutzung<br />

FOTO: NEIL HOARE


WENIGER<br />

DURCHHÄNGEN<br />

MEHR<br />

ABHÄNGEN<br />

Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />

steckt, kann dich gelassener machen.<br />

Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />

dein langfristig gesundes Leben am<br />

Besten ist.<br />

WENIGER HIV<br />

MEHR<br />

DU<br />

Mehr Infos unter LiVLife.de<br />

PM-DE-HVU-ADVT-190030 Okt 2019


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

OLIVER SECHTING:<br />

Zwänge im Alltag<br />

Ein Bilderbuch über Ängste und<br />

Zwänge und ihre Überwindung.<br />

Ein wichtiges Buch, denn manche<br />

Zwänge begleiten einen Menschen<br />

von Kindesbeinen an. Wir telefonierten<br />

mit dem Autor.<br />

Warum hast du dieses Buch<br />

geschrieben?<br />

Das Thema beschäftigt mich seit meiner<br />

Kindheit, es taucht ja auch in meiner<br />

Autobiografie und in einem Film von mir<br />

auf. In Deutschland gab es noch kein<br />

Kinderbuch über das Thema, die Idee,<br />

ein Buch darüber zu schreiben, kam mir<br />

letztes Jahr. Da habe ich mich dann mit<br />

meiner Schwägerin zusammengesetzt,<br />

die Illustratorin ist, und gefragt, ob sie sich<br />

vorstellen könne, bei so etwas mitzuarbeiten.<br />

Sie war gleich Feuer und Flamme, und<br />

so ging es los.<br />

Wer genau ist deine Zielgruppe: die<br />

Eltern oder interessierte Kinder?<br />

Die Kinder. Aber das Buch ist ab sechs<br />

Jahren, ein Alter, da wird Kindern ja auch<br />

oft noch vorgelesen. Es ist also auch für<br />

Erwachsene. Viele wissen über dieses<br />

Thema nicht so viel, es ist noch nicht so<br />

in der Gesellschaft angekommen wie zum<br />

Beispiel das Thema Depressionen. Es gibt<br />

Hintergrundinformationen, es kann auch<br />

helfen, Zwangsstörungen zu entdecken.<br />

Man muss nicht gleich in Panik verfallen,<br />

PSYCHOLOGIE<br />

„Echt? Du wirkst gar nicht schwul!“<br />

Hand aufs Herz: Viele von uns sind<br />

(leider) immer noch erleichtert,<br />

wenn sie hören, dass man ja nie darauf<br />

gekommen wäre, dass sie schwul sind.<br />

Heteronormative Stereotypen beherrschen<br />

eben auch noch unsere Köpfe. Wir<br />

wollen immer noch möglichst „normal“<br />

und nicht „schrill“ sein. Um es eigentlich<br />

wem recht zu machen?<br />

Den Mitmenschen, die uns nicht in der<br />

Öffentlichkeit küssen sehen wollen,<br />

den Menschen, die unsere natürliche<br />

Veranlagung als unnatürlich empfinden,<br />

den Wesen, die aus dem Zusammenhang<br />

gerissene Zitate religiöser Schriften wie<br />

Gewehrkugeln aufs Selbstwertgefühl<br />

feuern. Und auch innerhalb der Community<br />

geizt man nicht mit allen Arten<br />

von Shaming. „Ich bin ja nicht so tuntig<br />

wie der, oder?“, „Oje, muss der hier so<br />

rumkreischen?“, „Wer von euch beiden ist<br />

denn die Frau?“ und „Scheiße, da kommt<br />

xy, der ist mir echt zu peinlich tagsüber“<br />

...<br />

Natürlich kann man die Stimme eines<br />

Gesprächspartners als zu laut empfinden,<br />

das Parfüm zu aufdringlich, die<br />

Klamotten abscheulich. ABER der Grund,<br />

dass andere einen mit dem/der sehen,<br />

darf nicht der Grund für Ablehnung sein.<br />

Jeder ist schön und perfekt, so wie er/sie<br />

eben ist.<br />

Julius Thesing nimmt sich in seinem<br />

Buch „You don’t look gay – eine<br />

Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“ solcher Situationen


GESUNDHEIT<br />

aber im Auge behalten ... Manchmal<br />

schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />

einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />

gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />

ihrer Situation leiden.<br />

War das bei dir so?<br />

Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />

und habe immer wieder depressive<br />

Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />

erschöpfend ist.<br />

Hätte dir damals so ein Buch<br />

geholfen?<br />

Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />

da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />

bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />

was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />

14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />

20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />

in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />

es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />

Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />

es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />

Trifft dich als Autor die aktuelle<br />

Corona-Krise stark?<br />

Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />

einer Zwangserkrankung werden aber<br />

womöglich stärker davon mitgenommen.<br />

Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />

von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />

beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />

dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />

Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />

Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />

dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />

der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />

bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />

waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind bei mir ja auch relativ<br />

ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />

war der professionelle Blick auf das alles<br />

durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />

telefoniert habe.<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />

einzieht, ohne dass es kippt und<br />

noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />

Über allem steht immer meine psychische<br />

Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />

ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />

die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />

mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />

Aber natürlich freue ich mich auf die<br />

Buchveröffentlichung und das Feedback<br />

darauf.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />

Homophobie – und andere Arten von<br />

Diskriminierung! – versteckt sich in<br />

der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />

auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />

das Muster zu schwul? Macht man<br />

sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />

Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />

und vor allem informative Texte voller<br />

Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />

sich weiterzuentwickeln.<br />

Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />

– die gilt es Schritt für Schritt<br />

abzubauen. Und nein, niemand will<br />

an die ach so wichtigen Traditionen,<br />

aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />

muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />

wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />

handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />

Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />

Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />

und äußern, ist immer nur lustig und<br />

Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />

es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />

verändern. *rä<br />

Julius Thesing „You don’t look gay –<br />

eine Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“,<br />

www.bohem-verlag.de


GESUNDHEIT<br />

PARTNERSCHAFT<br />

FOTOS: RENATE VANAGA / CC0<br />

Homosexuelle Ehepaare<br />

sind glücklicher!<br />

Es ist allgemein bekannt, dass<br />

die Ehe für das körperliche und<br />

seelische Wohlbefinden förderlich<br />

ist. Aus einer <strong>2020</strong> im<br />

„Journal of Marriage and Family“ veröffentlichten<br />

Studie geht allerdings hervor:<br />

Gleichgeschlechtliche Ehepaare sind<br />

glücklicher als heterosexuelle Ehepaare.<br />

Für die Studie „Ehebelastung und psychische<br />

Belastung bei gleichgeschlechtlichen<br />

und heterosexuellen Paaren“ untersuchten<br />

Michael A. Garcia und Debra Umberson<br />

den Zusammenhang zwischen ehelicher<br />

Belastung und psychischer Belastung in<br />

hetero- und homosexuellen Ehen sowie<br />

Abweichungen in der Beurteilung der Belastung<br />

von Männern und Frauen in schwulen,<br />

lesbischen und heterosexuellen Ehen.<br />

Befragt wurden 756 US-amerikanische<br />

Männer und Frauen mittleren Alters in<br />

378 schwulen, lesbischen und heterosexuellen<br />

Ehen. Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wurden gebeten, Tagebuch<br />

zu Stress im Zusammenhang mit ihrer<br />

Ehe zu führen.<br />

Die Ergebnisse brachten bemerkenswerte<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

zum Vorschein: Männer in einer gleichgeschlechtlichen<br />

Ehe haben weniger<br />

psychische Probleme als ihre heterosexuellen<br />

Altersgenossen. Männer in<br />

heterosexuellen Ehen und Frauen in<br />

gleichgeschlechtlichen Ehen liegen im<br />

Mittelfeld. Das höchste Stresslevel weisen<br />

Frauen in heterosexuellen Ehen auf.<br />

ROLLENBILDER<br />

Für das höchst unterschiedliche<br />

Belastungslevel in den verschiedenen<br />

Personengruppen sind eine Reihe von<br />

Gründen verantwortlich, wobei die<br />

meisten von ihnen stark mit traditionellen<br />

Geschlechterrollen und damit verbundenen<br />

Erwartungen zusammenhängen. Traditionell<br />

wurde von Frauen erwartet,<br />

dass sie den Haushalt entweder alleine<br />

besorgen oder zumindest den Großteil<br />

übernehmen. In vielen heterosexuellen<br />

Ehen hat sich daran kaum etwas geändert.<br />

Ein weiterer Grund ist, dass gleichgeschlechtliche<br />

Ehepartner eher offen über<br />

Sexualität und Nichtmonogamie sprechen,<br />

als es in heterosexuellen Ehen der<br />

Fall ist. Während heterosexuelle Ehepartner,<br />

und hier besonders die Männer, häufig<br />

klassischen Ehebruch begehen, vereinbaren<br />

schwule Männer sehr viel öfter Regeln<br />

für sexuelle Begegnungen außerhalb der<br />

Ehe. Die Studie wird Auswirkungen auf<br />

die Forschung zu Familiendynamik und<br />

Gesundheit sowie auf die Beratung von<br />

verheirateten heterosexuellen, lesbischen<br />

und schwulen Paaren haben.<br />

Der Kampf um die Ehe für alle hat sich<br />

also gelohnt und vielleicht übernehmen<br />

die Heterosexuellen ja ein paar modernisierte<br />

Ausprägungen aus den queeren,<br />

stressreduzierten Vorzeigeehen.<br />

*Sabine Hannakampf


GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

FOTO: VOLODYMYR HRYSHCHENKO / UNSPLASH / CCO<br />

SARS-COV-2 UND HIV –<br />

als wäre ein Virus nicht genug!<br />

Nach aktuellem Wissensstand<br />

scheinen Menschen mit einer<br />

gut behandelten HIV-Infektion, d. h.<br />

einer Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />

und normaler CD4-Zellzahl<br />

(>200/μl), kein erhöhtes Risiko zu<br />

haben, sich mit SARS-CoV-2 zu<br />

infizieren oder schwer an COVID-19<br />

zu erkranken. Auf der 23. International<br />

AIDS Conference, die vom 6. bis<br />

10. Juli erstmalig virtuell stattfand,<br />

wurde ein Tag dem Thema COVID-19<br />

gewidmet. Priv.-Doz. Dr. Christoph<br />

Boesecke vom Universitätsklinikum<br />

Bonn hat am Kongress teilgenommen.<br />

Wir haben mit ihm gesprochen.<br />

Was wissen wir über das neue<br />

SARS-CoV-2-Virus, wenn wir es vor<br />

dem Hintergrund einer bestehenden<br />

HIV-Infektion betrachten?<br />

Es gab eine gesamte Session bei der<br />

Konferenz, die sich nur COVID-19 gewidmet<br />

hat. Die gute Nachricht, die sich in den<br />

letzten Monaten abzeichnete, wurde durch<br />

die internationale Vernetzung von den<br />

Behandlern und dem daraus resultierenden<br />

Erfahrungsaustausch bestätigt: HIV-Positive<br />

unter Therapie stecken sich nicht häufiger<br />

mit SARS-CoV-2 an, und wenn sie sich<br />

infizieren, haben sie keinen schwereren<br />

Krankheitsverlauf als Menschen ohne<br />

HIV-Infektion. Noch nicht ganz geklärt ist<br />

die Idee, dass HIV-Positive vielleicht sogar<br />

ein geringeres Risiko haben, einen schweren<br />

Verlauf von COVID-19 zu erleiden. Die<br />

Idee ist nicht ganz abwegig. Bei COVID-19<br />

kann es in der zweiten Phase zu einer<br />

Überreaktion des Immunsystems kommen,<br />

die Organe wie z. B. die Lunge oder das<br />

Herz schädigt. Man vermutet, dass die HIV-<br />

Therapie diese Überreaktion mindern oder<br />

verhindern kann.<br />

Was sind die Implikationen für Sie als<br />

Behandler und was ist für Menschen<br />

mit einer HIV-Infektion jetzt wichtig?<br />

Ich arbeite im Krankenhaus und dort ist es<br />

noch mehr als in den Arztpraxen wichtig<br />

gewesen, Kontakte zu reduzieren. Wir<br />

haben Sprechstunden reduziert, und auch<br />

Patienten haben von sich aus die Besuche<br />

eingeschränkt. Wichtig ist, dass die<br />

Laboruntersuchungen nicht<br />

zu lange rausgezögert<br />

werden, und natürlich,<br />

dass die Versorgung mit<br />

den Medikamenten<br />

sichergestellt ist. Das<br />

ist übrigens auch ein<br />

besorgniserregendes<br />

Ergebnis der Konferenz:<br />

In anderen Ländern<br />

funktioniert das weit<br />

schlechter. WHO und UNAIDS<br />

warnen, dass in einigen Ländern<br />

die Sterblichkeitsrate von HIV/Aids auf den<br />

Stand von vor über zehn Jahren zurückfallen<br />

könnte. Das ist wirklich dramatisch.<br />

Was können wir aus unserem Umgang<br />

mit HIV für den Umgang mit der<br />

aktuellen COVID-19-Pandemie als<br />

Gesellschaft lernen?<br />

Ich glaube, zwei wesentliche Dinge.<br />

Nur wenn alle mitmachen in einer<br />

Solidargemeinschaft, dann können wir<br />

auch etwas erreichen – in diesem Fall<br />

die Ansteckungszahlen reduzieren. Und<br />

Vorsicht vor Stigmatisierung Erkrankter<br />

oder von Menschen, die, aus welchen<br />

Gründen auch immer, z. B. in Risikogebieten<br />

unterwegs waren.<br />

Seit Beginn der Pandemie schwappten<br />

immer wieder vorgebliche<br />

Schutzwirkungen bzw. Heilungsvermutungen<br />

durch bestimmte<br />

Wirkstoffe der HIV-Therapie durch<br />

die Medien. Auch die PrEP wurde<br />

zeitweise als eventuell wirksam<br />

gegen eine Übertragung bzw. einen<br />

Ausbruch von/mit SARS-CoV-2<br />

bzw. COVID-19 gehandelt,<br />

es wurden Studien<br />

gemacht. Was kann<br />

zu diesem Komplex<br />

aktuell gesagt<br />

werden?<br />

Leider hat sich vor allem<br />

die Hoffnung in die<br />

Proteasehemmer bisher<br />

nicht erfüllen können.<br />

Es spielt wohl auch eine<br />

Rolle, zu welchem Zeitpunkt<br />

einer COVID-19-Erkrankung sie<br />

eingesetzt werden, es gab mehrere Studien,<br />

aber keine hat signifikante Wirksamkeit von<br />

HIV-Proteasehemmern nachweisen können.<br />

Beim Wirkstoff Emtricitabin/Tenofovir laufen<br />

aktuell noch Studien, eine größere in Europa,<br />

da bleibt es noch spannend. Allerdings ist<br />

es auf keinen Fall zu raten, eine bestehende<br />

HIV-Therapie zu verändern oder mit der PrEP<br />

anzufangen, um sich vor einer SARS-CoV-2<br />

Infektion zu schützen.<br />

*Interview: Christian Knuth


www.männer.media<br />

immer aktuell<br />

informiert


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

KATY PERRY:<br />

Alles wird gut!<br />

FOTO: L. VOLOSHIN<br />

Seit 2011 gehört Katy Perry<br />

laut Forbes zu den Bestverdienenden<br />

unter den Musikerinnen:<br />

mit eigener Modelinie, Label und einem<br />

Platz in der Jury von „American<br />

Idol“. Auch ihre Schwangerschaft<br />

und die Corona-Pandemie waren<br />

kein Grund für die 35-Jährige, sich<br />

zurückzulehnen. Im Gegenteil:<br />

Perry entpuppte sich in den letzten<br />

Monaten als der am härtesten arbeitende<br />

Popstar. Aus gutem Grund:<br />

ihr fünftes Studioalbum „Smile“. Wir<br />

sprachen mit Perry via Zoom.<br />

Katy, für deinen Auftritt bei der<br />

LGBTQ*-Benefiz-Veranstaltung<br />

„Can’t Cancel Pride“ hast du deine<br />

Hits „I Kissed A Girl“, „Peacock“,<br />

„Walking on Air“ und „Swish Swish“<br />

zu einem Medley remixen lassen.<br />

Bändelst du jetzt mit der Dance-<br />

Szene an?<br />

Es gab im Laufe der Jahre eine ganze<br />

Reihe toller Remixe meiner Songs. Ich<br />

habe mit DJs wie Calvin Harris und Zedd<br />

kollaboriert. Elektrogrößen wie Tiësto,<br />

Oliver Heldens, R3HAB, Benny Bennassi<br />

und Kaskade remixten meine Lieder. Und<br />

für das Festival war das ein Statement:<br />

Vieles wird gerade abgesagt, aber<br />

Dance-Remixe kann niemand canceln! Im<br />

Übrigen bin ich diesen Sommer auch beim<br />

digitalen „Tomorrowland“ aufgetreten,<br />

das ein EDM-Festival ist. Ich fand immer,<br />

dass die Künstler, die dort auflegen, zu<br />

den Coolsten gehören. Ich will auch immer<br />

gerne cool sein. Also winselte ich: „Bitte<br />

nehmt mich auf in euren Klub!“ Sie haben<br />

mein Flehen erhört.<br />

David Guetta war auch dabei.<br />

Den kenne ich schon lange. Es dürfte<br />

fast zehn Jahre her sein, dass David mir<br />

seinen Song „Titanium“ schickte. Auf der<br />

Demoversion sang bereits Sia das Stück.<br />

Ich erinnere mich genau, wie ich es mir im<br />

Flugzeug anhörte und dachte: Oh mein<br />

Gott, dieser Song ist so gut. Wer ist die<br />

Person, die da singt? Das ist ein Hit. David,<br />

du musst verrückt sein. Pack nicht mich<br />

auf die Platte – behalte Sia auf dem Track!<br />

Genau das schrieb ich ihm via E-Mail. Der<br />

Rest ist Musikgeschichte.<br />

Beim „Tomorrowland“<br />

bist du als Clown<br />

mit orangefarbener<br />

Perücke aufgetreten.<br />

Eine Anspielung auf<br />

Trump?<br />

An den hab ich dabei<br />

nicht gedacht. Ich werde<br />

orangefarbene Haare<br />

nicht von meiner Palette<br />

an Haarfarben streichen<br />

wegen dieser einen<br />

Person! Meine Schwester hat auch diese<br />

Haarfarbe, es wäre eine Beleidigung für<br />

sie. Selbst Trump kann die Farbe Orange<br />

nicht für sich allein beanspruchen.<br />

Du forderst deine Gefolgschaft<br />

über soziale Medien auf, von ihrem<br />

Stimmrecht bei der US-Wahl<br />

Gebrauch zu machen. Bei über 104<br />

Millionen Instagram-Followern<br />

dürftest du einen gewissen Einfluss<br />

haben.<br />

Es ist ein interessantes Jahr, denn uns<br />

Millennials und überhaupt allen steht die<br />

wichtigste US-Wahl bevor. Das habe ich<br />

zwar schon vor vier Jahren gesagt, aber<br />

diesmal meine ich es noch ernster. Auf die<br />

jungen Menschen kommt es an!<br />

Wir leben in Zeiten des Umbruchs.<br />

Glaubst du angesichts solcher<br />

Bewegungen wie LGBTIQ* und<br />

Black Lives Matter an eine bessere<br />

Zukunft?<br />

Ich bin eine hoffnungsvolle Optimistin. So<br />

ungemütlich und intensiv und chaotisch<br />

die Zeit gerade auch<br />

ist, ist sie dennoch<br />

notwendig, damit<br />

sich etwas bewegt.<br />

Ich bin dankbar, dass<br />

dadurch vieles an die<br />

Oberfläche kommt. All<br />

die schlechten Dinge<br />

entblößen sich gerade<br />

selbst. Das wirklich<br />

Beängstigende ist<br />

doch das, was nicht<br />

sichtbar ist für alle und<br />

unter den Teppich gekehrt wird. Für mich<br />

geht es darum, zuzuhören, zu lernen und<br />

denen eine Stimme zu geben, die sich<br />

auskennen.<br />

*Interview: Katja Schwemmers<br />

Das ganze Interview gibt es auf<br />

männer.media


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

MARIANNE<br />

ROSENBERG:<br />

„Im Namen der Liebe“<br />

Die in Berlin geborene Sängerin ist Kult. Und beständig erfolgreich. Marianne<br />

Rosenberg hatte in den 1970ern Hits wie „Lieder der Nacht“, „Fremder<br />

Mann“, „Herz aus Glas“, „Marleen“ und „Er gehört zu mir“. In den 1980ern war sie<br />

auch mit Coverversionen internationaler Hits populär, bevor sie sich für die Kultur-<br />

Avantgarde (Kai Hawaii, Rio Reiser) der Zeit entschied. Bis heute schafft sie es<br />

immer wieder in die Hitlisten – <strong>2020</strong> erklomm Marianne Rosenberg Platz eins der<br />

deutschen Albumcharts.<br />

Es scheint, als ob Sie mit Ihrem aktuellen<br />

Album genau den Nerv der Zeit getroffen<br />

haben. Wie haben Sie den Spitzenplatz<br />

gefeiert?<br />

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn ich<br />

habe 2, 3 Jahre an den Kompositionen und den<br />

Texten gearbeitet und dann noch mal fast ein<br />

Jahr zusammen mit meinem Produzenten Alex<br />

Wende im Hansa-Studio die Songs produziert.<br />

Auch mit diesem Studio hatte sich ein Kreis für<br />

mich geschlossen, denn dort habe ich 1970 mein<br />

allererstes Album aufgenommen. Dabei habe ich<br />

bei der Auswahl der Songs auch an meine Fans<br />

gedacht, denn in den letzten Jahren habe ich<br />

einige Ausflüge in andere Genres unternommen.<br />

Jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück zu<br />

meinen Roots. So habe ich für einige Songs<br />

auch einzelne Elemente aus der Discomusik<br />

und dem Phillysound der Siebziger wieder<br />

aufgegriffen, natürlich immer mit den<br />

aktuellen Grooves und Sounds, die ich<br />

heute toll finde.<br />

FOTO: S. LUDEWIG<br />

Welches Lied würden Sie dem<br />

hektischen Spotify-Hörer denn<br />

empfehlen, damit er einen<br />

guten Eindruck vom Album<br />

bekommt?<br />

Nun, man arbeitet natürlich nicht<br />

drei Jahre an einem Album, um<br />

einem ‚hektischen Spotify-Hörer‘<br />

einen guten Eindruck zu vermitteln,<br />

aber ich denke, dass die erste Single<br />

und der erste Hit aus dem Album „Wann<br />

(Mr. 100%)“ trotzdem ein guter Einstieg ist.<br />

Wie würden Sie das Album „Im Namen<br />

der Liebe“ beschreiben? Neben (fast<br />

klassischer) Disco finden sich ja auch<br />

mediterrane Popnummern drauf.<br />

Auch wenn mein Album aus mehreren musikalischen<br />

Facetten besteht, so gibt es doch etwas,<br />

was alle verbindet. Wir erleben immer mehr Hass in<br />

unserer Gesellschaft. Dem wollte ich auch Respekt<br />

und Toleranz entgegensetzen. Beides ist in der<br />

Liebe eine Selbstverständlichkeit und die Liebe


MUSIK<br />

war schon immer mein wichtigstes Thema. „Hass<br />

hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist eine Zeile<br />

aus dem Titelsong meines Albums „Im Namen der<br />

Liebe“.<br />

Textlich sind Sie weiterhin ernster und<br />

vielschichtiger als so viele Kollegen. Stört<br />

es Sie, wenn man Sie dann trotzdem zu<br />

Schlager zählt?<br />

Früher hätte mich das vielleicht gestört, aber<br />

auch ich werde älter, vielleicht weiser, in jedem<br />

Fall gelassener. Der deutsche Schlager und die<br />

deutsche Popmusik haben heute längst fließende<br />

Grenzen. Außerdem gibt es in jedem Genre gute<br />

und schlechte Musik. Die Substanz der Musik lässt<br />

sich durch ein Etikett oder eine Schublade nicht<br />

beeinflussen. Insofern habe ich mit dem Schlager<br />

überhaupt kein Problem.<br />

Wie erlebten Sie die erste Corona-Welle als<br />

Musikerin?<br />

Das war schon ein Schock, den ich erst nach<br />

Wochen realisiert habe. Aber ich habe die Zeit<br />

genutzt und habe wieder Songs geschrieben, die ich<br />

gerade jetzt im Hansa-Studio produziere. Ich plane,<br />

zu meinem fünfzigsten Jubiläum als Musikerin im<br />

<strong>September</strong> eine besondere Edition meines Albums<br />

zu veröffentlichen, auf dem zusätzlich neue Songs,<br />

neu produzierte Klassiker aus meinem Repertoire<br />

und einige besondere Mixe zu finden sein werden.<br />

Das macht mir wieder sehr viel Spaß.<br />

Freuen Sie sich schon, die neuen Lieder live<br />

zu spielen?<br />

Natürlich freue ich mich sehr darauf, meine Musik<br />

auch wieder auf die Bühne zu bringen. Das direkte<br />

Feedback der Konzertbesucher ist etwas ganz<br />

Besonderes für jeden Musiker. Ich bin ja sonst nicht<br />

dabei, wenn die Menschen meine Musik zu Hause<br />

oder im Auto hören, aber bei einem Konzert sind<br />

wir alle zusammen. Da gibt es immer Gänsehautmomente,<br />

auf und vor der Bühne. Daher habe ich<br />

eine Tournee im April 2021 zunächst durch zehn<br />

deutsche Städte sehr gerne zugesagt.<br />

Und welche Klassiker werden auf der Tour<br />

gespielt werden?<br />

Alle. Alle, die ich singen möchte und meine Fans<br />

hören wollen. Aber ganz besonders freue ich<br />

mich auf eine Fortsetzung von „Marleen“, die ich<br />

zusammen mit dem original Textdichter von damals<br />

entwickelt habe und die jetzt auch im <strong>September</strong><br />

auf der Jubiläums-Edition von „Im Namen der Liebe“<br />

veröffentlicht werden wird.<br />

ROCK<br />

Kesha, Elton John und Peaches<br />

Und auch noch Marc Almond! Alle<br />

aufgezählten Künstler, und noch<br />

einige mehr, machten mit bei dem<br />

Album „AngelHeaded Hipster: The<br />

Songs Of Marc Bolan and T.Rex“, das<br />

die Kunst von Marc Bolan würdigt.<br />

Unsere Anspieltipps sind zudem<br />

„Children of the Revolution“ von<br />

Kesha, „Cosmic Dancer“ von Nick<br />

Cave sowie „Bang a Gong (Get It<br />

On)“ von U2 feat. Elton John (kann<br />

man aus dem Film „Billy Elliot – I Will<br />

Dance“ mit Jamie Bell kennen). *rä<br />

COMEBACK<br />

YELLO<br />

bringen es auf den Punkt<br />

Künstler wie WestBam nennen<br />

sie als Vorbild – und das, obwohl<br />

sie es genau andersrum machen<br />

als etwa Kraftwerk, mit denen<br />

sie so oft verglichen werden. Denn<br />

im Unterschied zu Kraftwerk<br />

verwandeln Yello organisch<br />

erzeugte Töne zu elektronischen<br />

Klängen. <strong>2020</strong> gab es ein neues<br />

Album: „POINT“.<br />

Und auf den Punkt bringen es die<br />

beiden Musiker und Tüftler gerne.<br />

Sänger Dieter Meier (geboren<br />

am 4.3.1945) und Tüftler Boris<br />

Blank (geboren am 15.1.1952)<br />

aus der Schweiz sind seit den<br />

1970ern Inspiration für die<br />

Techno- und Elektroszene.<br />

Kennen wirst du „Vicious Games“,<br />

„You Gotta Say Yes to Another<br />

Excess“ und auch „The Race“ und<br />

„Rubberbandman“.<br />

„Ich vergleiche unsere Musik mit<br />

Bildwelten“, erklärt Boris Blank via<br />

E-Mail. „Ich bin ein Sound-Maler,<br />

der immerzu in seinem Atelier<br />

arbeitet. Wenn dann so sechzig<br />

oder siebzig Bilder da sind, stellt<br />

sich die Frage: Was soll man<br />

an die Ausstellung schicken?<br />

Welche Stücke würden auf ein<br />

Album passen?“ „Wenn Boris in<br />

seiner Musik versunken ist, ist<br />

er wie ein Kind im Sandhaufen“,<br />

so Dieter Meier. „Ich habe ein<br />

Dutzend Tricks entwickelt, wie<br />

ich dann das Studio betreten<br />

kann, ohne ihn zu Tode zu<br />

erschrecken.“ Meier schreibt die<br />

Lieder an seiner mechanischen<br />

Schreibmaschine „Hermes Baby“.<br />

„Die Schreibmaschine ist ein erotischer<br />

Gegenstand. Das Tippen<br />

ist ein Sich-Hineinempfinden.“ *rä<br />

www.yello.com<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Tourdaten<br />

6.4.2021 Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast,<br />

7.4.2021 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle<br />

Frankfurt, 8.4.2021 Köln, LANXESS arena,<br />

10.4.2021 Stuttgart, Liederhalle – Beethoven-<br />

Saal, 11.4.2021 Bochum, RuhrCongress, 13.4.2021<br />

Erfurt, Messe, 14.4.2021 Hannover, Swiss Life<br />

Hall, 16.4.2021 Berlin, Tempodrom, 17.4.2021<br />

Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, 18.4.2021 Hamburg,<br />

Barclaycard Arena


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

Erasure:<br />

„Wir sind altmodische Typen“<br />

FOTO: P. SHARP<br />

Vince Clarke und Andy Bell<br />

hauen noch mal einen raus und<br />

polieren auf ihrem neuen Album<br />

„The Neon“ die alten Stärken zu<br />

neuem Glanz.<br />

Im letzten, zehnten, Song von „The<br />

Neon“, diesem nun auch schon sage und<br />

schreibe achtzehnten Studioalbum, das<br />

Vince Clarke und Andy Bell zusammen als<br />

Erasure veröffentlichen, richtet Sänger<br />

Andy das Wort an sich selbst, genauer<br />

genommen an sein deutlich jüngeres<br />

Ich. „‚Kid You’re Not Alone‘ ist ein Lied für<br />

mich, doch geht es auch raus an all die<br />

anderen kleinen Andys, die dort draußen<br />

in der Welt herumirren und versuchen,<br />

ihren Weg zu finden. Für mich ist jeder<br />

junge Mensch ein kleines Wunder, und<br />

ich halte jeder und jedem von ihnen die<br />

Daumen.“ Bell ist Jahrgang 1964. Sein<br />

homosexuelles Erwachen als junger Mann<br />

in London fällt ziemlich genau in jene Zeit,<br />

in der Aids anfing zu grassieren. Er selbst<br />

ist HIV-positiv, es geht ihm aber gut. „Als<br />

Jugendlicher war ich ziemlich gehemmt“,<br />

so Andy Bell, den wir in London am Telefon<br />

erreichen:<br />

„Ich bin froh, dass ich mich damals nicht<br />

auch noch mit dem Internet und mit den<br />

sozialen Medien herumschlagen musste,<br />

denn diese Dinge rufen so viele Ängste<br />

und zusätzliche Unsicherheiten in jungen<br />

Menschen hervor. Aber die Botschaft des<br />

Songs ist eine dezidiert optimistische:<br />

Leute, macht euch nicht zu viele Sorgen.<br />

Es wird sich schon alles regeln und ihr<br />

werdet euren Weg machen. Guckt mich an!<br />

In der Schule war ich ein fröhlicher Vogel.<br />

Ich nahm wohl an, dass ich schwul sei,<br />

doch ich versuchte anfangs, meine<br />

Sexualität zu verdrängen. Ich hatte den<br />

üblichen Jungs-Spaß, mochte Alkohol<br />

und Partys und freundete mich sogar<br />

mit einigen meiner Lehrer an. Die späten<br />

Siebziger, frühen Achtziger waren ganz<br />

cool. Härter wurde es danach. Aids kam<br />

auf, Schwule starben daran, und mir war<br />

inzwischen klar, dass ich auf Männer<br />

stehe. Um das alles zu ertragen, versuchte<br />

ich mir vorzustellen, ich sei ein Alien von<br />

einem anderen Planeten. Immer, wenn<br />

meine Gedanken zu dunkel wurden, hat<br />

mich meine Fantasie an einen schöneren<br />

Ort getragen.“<br />

Dann machte er die Bekanntschaft von<br />

Vince Clarke. Vince war ein paar Jahre älter,<br />

hetero, nicht einfach nur ein Keyboarder,<br />

sondern ein Soundgenie, und schon ein<br />

Star mit den frühen Depeche Mode und<br />

Yazoo, einer Kollaboration mit Alison


MUSIK<br />

Moyet. Andy Bell schaffte den Sprung vom jugendlichen<br />

Außenseiter zum Sänger einer der erfolgreichsten Popgruppen,<br />

die es in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre<br />

gab. Erasure hatten vielleicht nie die Sophistication der Pet<br />

Shop Boys, aber sie hatten die Hits, von denen „Always“ der<br />

bis heute unübertroffen größte und tollste ist. Vince und<br />

er sind jetzt seit 35 Jahren ein musikalisches Gespann. „Ich<br />

war und bin ein Riesenfan von Vince. Die ersten Jahre war<br />

ich von seiner Persönlichkeit noch etwas eingeschüchtert,<br />

und bis heute ist unsere Verbindung von großer Wertschätzung<br />

und gegenseitiger Zuneigung geprägt.“<br />

JOY DENALANE<br />

Und nicht zuletzt auch von einer echten Lust an der<br />

gemeinsamen Arbeit. Natürlich ist auch „The Neon“ ein<br />

absolut unverkennbares Erasure-Album, den beiden<br />

ist hörbar nicht daran gelegen, ihre Marke noch einmal<br />

grundlegend neu zu positionieren. So steckt auch<br />

„The Neon“ voller charmanter, melodiedurchdrungener<br />

Synthie-Popsongs, frei von Schnickschnack, modischen<br />

Beats oder, nur mal so als Beispiel, einer Gastrapperin.<br />

„Wir sind schon irgendwo altmodische Jungs“, sagt Vince<br />

LET YOURSELF BE LOVED<br />

Joy Denalane<br />

Neues Album<br />

Let Yourself Be Loved 04.09.<strong>2020</strong><br />

Anzeigenformate.indd 3 14.08.20 13:56<br />

Clarke im Videogespräch aus seiner Wahlheimat Brooklyn.<br />

„Wir schreiben unsere Songs auf traditionelle Weise zu<br />

zweit anstatt zusammen mit acht oder zehn Leuten, wie<br />

heute im Pop üblich. Und ich spiele vorwiegend auf sehr<br />

alten, analogen Synthesizern, denn ich liebe die Körperlichkeit<br />

und Wärme, die von ihrem Klang ausgeht.“ Als er<br />

das letzte Mal durchzählte, habe Clarke 87 Synthesizer<br />

gehabt.<br />

Wie der Titel schon andeutet, ist „The Neon“ ein<br />

musikalisch helleres und weniger politisches Album als<br />

das 2017 erschienene „World Be Gone“. „Wir sind einfach<br />

keine so tolle politische Band“, hat Vince Clarke erkannt.<br />

Wir machen Popmusik, Punkt.“ Regelrecht euphorisch<br />

mutet etwa die Single „Hey Now (I Got A Feeling)“ an,<br />

auch „Nerves of Steel“ hat richtig Pep. „Entscheidend für<br />

uns ist, dass wir selbst Spaß haben mit unserer Musik“,<br />

so Vince Clarke, während Andy Bell nicht zuletzt sein<br />

privates Glück mit Ehemann Stephen Moss aus Florida für<br />

die schillernden neuen „The Neon“-Songs verantwortlich<br />

macht. „Ich fühle mich sehr glücklich in meinem Leben“,<br />

sagt er, „ja geradezu beseelt“.<br />

*Interview: Steffen Rüth


MUSIK<br />

Hurts:<br />

NACHGEFRAGT<br />

Zurück zur Essenz<br />

Theo Hutchcraft und Adam<br />

Anderson wenden sich auf<br />

ihrem fünften, nach einer Krise entstandenen,<br />

Album „Faith“ wieder<br />

ganz ihrer Kernkompetenz zu:<br />

dem abgründig-melancholischen<br />

Synthiepop.<br />

Als die beiden mittlerweile Mittdreißiger<br />

Theo Hutchcraft und Adam Anderson sich<br />

vor fünfzehn Jahren am Rande einer Kneipenschlägerei<br />

im heimischen Manchester<br />

kennenlernten, steckten sie persönlich<br />

in einer ganz ähnlichen Situation wie<br />

momentan viele. „Wir waren verunsichert,<br />

ein Stück planlos, ohne nennenswerte<br />

Arbeit, lebten von staatlicher Unterstützung<br />

und hatten keine Vorstellung, was<br />

die Zukunft bringt“, so Sänger Hutchcraft<br />

(33). „Wir fühlen mit den Menschen, die<br />

wegen der Corona-Krise gerade ratlos und<br />

voller Kummer vor ihrem Leben stehen<br />

und sich fragen, wie es weitergehen und<br />

woher das Geld für die nächste Miete<br />

kommen soll. Wir können uns damit identifizieren,<br />

was viele durchmachen, und ein<br />

bisschen geht es uns jetzt selbst ja auch<br />

wieder so wie 2005. Die Zeiten sind ohne<br />

Frage ungeheuer schwierig.“ Es mutet<br />

somit fast wie Vorsehung an, dass Theo<br />

im neuen Song „Voices“ ausgerechnet<br />

über Isolation sowie das Gefühl, im eigenen<br />

Kopf gefangen zu sein, spricht. „Ohne<br />

dass wir es hätten ahnen können, wurde<br />

eine persönliche Beklemmung<br />

zu einem global sehr weit<br />

verbreiteten Gefühl.“<br />

Auch abgesehen von<br />

den allgegenwärtigen<br />

Corona-Qualen<br />

haben Hurts keine<br />

einfache Zeit hinter<br />

sich. Wieder einmal, muss man sagen. Litt<br />

der Multi-Instrumentalist während der<br />

Schaffensphase am vorherigen Album<br />

„Desire“ unter Depressionen (inzwischen<br />

geht es ihm besser), so musste zuletzt<br />

Hutchcraft eine emotionale Talsohle<br />

durchschreiten. „Ich hatte den Drang<br />

verloren, Musik zu machen“, sagt er nun,<br />

mit zwei Jahren Abstand. Als Theo und<br />

Adam 2018 von einer langen Tournee, die<br />

sie unter anderem durchs riesige Russland<br />

führte, endlich wieder heimkehrten,<br />

waren sie so platt, dass sie die Zukunft<br />

von Hurts ernsthaft in Zweifel zogen.<br />

Nach vier Alben, einer rasanten, durch den<br />

frühen Hit „Wonderful Life“ katapultartig<br />

gestarteten, triumphalen Karriere auf der<br />

einen und – für die Kreativität der beiden<br />

freilich auch förderlichen – Selbstzweifel<br />

und Unsicherheiten auf der anderen Seite<br />

brauchte das Synthiepop-Duo eine Pause.<br />

„Um mal richtig krass rauszukommen und<br />

was Neues zu erleben, habe ich<br />

zum ersten Mal nach Jahren<br />

richtig Urlaub gemacht,<br />

und zwar hintereinander<br />

in Japan und in<br />

Mexiko“, berichtet<br />

Sänger Hutchcraft.<br />

„Ich wollte einfach<br />

mal wieder nur Tourist sein und staunen<br />

können.“ Zurück in London habe er sich<br />

danach erfolgreich bemüht, „in einen<br />

stinknormalen Alltag hineinzufinden<br />

und Körper wie Geist für eine Weile<br />

abzuschalten.“<br />

Die musikalischen Ideen, so Theo, hätten<br />

sich dann nach geraumer Zeit von sich aus<br />

gemeldet. „Adam und ich sind die Arbeit<br />

entspannt angegangen. Das Einzige, was<br />

wir wussten, war: zurückzugehen zur<br />

Essenz von Hurts.“ Das heißt, nach dem<br />

ungewohnt fröhlichen „Desire“-Album,<br />

„haben wir uns der Anziehungskraft von<br />

dunkler, introspektiver und melancholischer<br />

Popmusik sehr bereitwillig hingegeben.“<br />

So gibt es auf „Faith“ (der Albumtitel<br />

bleibt der Ein-Wort-Tradition treu) mit<br />

„Slave To Your Love“ und „Someday“ zwar<br />

durchaus auch Uptempo-Stücke, doch<br />

das balladeske „Darkest Hour“, das einfach<br />

nur wunderschöne, zerbrechlich klingende<br />

und brutal offene „All I Have To Give“<br />

und das von einer unheilvollen sexuellen<br />

Verstrickung handelnde („Der Text ist<br />

das Destillat einiger meiner schlimmsten<br />

Erfahrungen mit Ex-Freundinnen) „Suffer“<br />

sind die drei beeindruckendsten Lieder auf<br />

„Faith“. Dass Theo Hutchcraft gerade auf<br />

dem abgründigen „Suffer“ stimmlich mehr<br />

denn je so klingt wie Dave Gahan von<br />

Depeche Mode? „Ist kein Zufall. Ich liebe<br />

diese Band über alles und so sehr, dass ich<br />

auf einem Festival mal zu viel Angst hatte,<br />

sie zu treffen. Ich kneife nicht generell<br />

vor großen Stars, hatte zum Beispiel<br />

mal einen herrlichen Abend mit<br />

Elton John, aber die Jungs von<br />

Depeche Mode sind für mich<br />

Heilige. Da halte ich lieber<br />

Abstand.“ Und das kann<br />

ja gerade in diesen Zeiten<br />

auch nicht schaden.<br />

*Interview: Steffen Rüth


SOUL<br />

Roachford: „Twice in a Lifetime“<br />

<strong>2020</strong> war bisher ein hartes Jahr, die<br />

Corona-Pandemie macht Lust, es<br />

einfach zu löschen.<br />

Dieses Album von Ausnahmesänger<br />

Roachford macht hingegen wieder Lust<br />

weiterzuleben! Klingt dramatisch, ist aber<br />

MUSIK<br />

so. Discoider Soul des seit 1988 populären<br />

Sängers, der schon mit Hits wie „Lay Your<br />

Love on Me“ und „Cuddly Toy“ die Seelen<br />

streichelte. Unsere Anspieltipps sind „What<br />

We Had“ (mit Beverly Knight) und „Love<br />

Remedy“. Musik, die Energie gibt. *rä<br />

3 FRAGEN<br />

NENA: „Wandern“ zum „Licht“<br />

Die folkige Single ist ein Vorbote<br />

auf das kommende Album „Licht“<br />

der seit den 1980ern erfolgreichen<br />

Musikerin. Hier erfährst du mehr.<br />

„Wandern“ ist eine Ballade, die du<br />

zur Akustikgitarre singst.<br />

Für mein neues Album wollte ich einen<br />

transparenten, schlichten Sound. Einen<br />

Sound, der die Songs in den Mittelpunkt<br />

stellt und sich dadurch auszeichnet,<br />

dass jedes Element klar zu hören ist. Es<br />

ging mir um das Lagerfeuergefühl, das<br />

ich beim Schreiben hatte. Das sollte<br />

nicht durch unnötige Instrumentierung<br />

verloren gehen.<br />

und jeden starken Moment bewusst<br />

wahrzunehmen.<br />

Stichwort Erinnerungen.<br />

Sie können schön sein, und sie können<br />

auch schmerzhaft sein. Es ist ein<br />

Geschenk, dass wir uns überhaupt an<br />

etwas erinnern können. Aber ich erlaube<br />

es meinen Erinnerungen nicht, mir<br />

auf meiner Wanderschaft den Weg zu<br />

versperren.<br />

www.nena.de<br />

Und wohin geht die Reise<br />

inhaltlich?<br />

Im Song gehts um Beziehungen und<br />

darum, wie wir miteinander durchs<br />

Leben wandern. Ob als Liebespaar<br />

oder als Mutter und Kind, als Freunde<br />

oder auch einfach mit uns selbst ...<br />

Leben ist wie Wandern. Ein beweglicher<br />

Prozess. Und ich achte mein ganzes<br />

Leben darauf, beweglich zu bleiben<br />

FOTO: H. HOFFMANN PHOTOGRAPHY


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

JOY<br />

DENALANE:<br />

„Musik machen, die<br />

wir lieben“<br />

Auf ihrem neuen Album „Let<br />

Yourself Be Loved“ kreiert Joy<br />

Denalane (47) ihre urpersönliche<br />

Version des klassischen<br />

Soul der Motown-Ära.<br />

Ist die Berliner Künstlerin jetzt bald ein<br />

Weltstar? Joy Denalane lacht, und zwar<br />

so richtig. „Ich bleibe da sehr entspannt<br />

und gucke einfach mal, was passiert“,<br />

sagt Deutschlands nach wie vor führende<br />

Soulfachkraft. „Mein Album wird jetzt in<br />

der Tat auch in den USA veröffentlicht,<br />

und was das für Folgen hat, das werden wir<br />

sehen. Das Ziel war nicht, ein Album für den<br />

amerikanischen Markt zu machen. Sondern<br />

Musik zu machen, die wir lieben.“ Fakt ist<br />

jedenfalls: „Let Yourself Be Loved“ ist das<br />

erste Album einer deutschen Musikerin,<br />

das beim legendären US-amerikanischen<br />

Soul-Label „Motown“ veröffentlicht wird,<br />

der musikalischen Heimat von Marvin Gaye,<br />

Aretha Franklin, Stevie Wonder, den Supremes<br />

oder den Jackson Five. Und das ist<br />

ein Coup. „Ich freue mich sehr über diesen<br />

Zuspruch und darüber, dass ein Label, das<br />

mich als Musikerin so geprägt hat und deren<br />

Künstlerinnen und Künstler ich unheimlich<br />

mag, sagt: ‚„Das ist ein spannendes Album.<br />

Wir wollen mit Joy arbeiten.‘“<br />

Bereits vor fünf Jahren hatte Denalane, die<br />

1999 im „Mit Dir“-Duett mit ihrem späteren<br />

Ehemann Max Herre bekannt wurde und<br />

2002 mit „Mamami“ ein wegweisendes<br />

erstes Album veröffentlichte, in New<br />

York an Soulsongs gearbeitet, die den<br />

Motown-Geist der späten Sechziger- und<br />

Siebzigerjahre atmen, kam aber nicht weiter<br />

und widmete sich zunächst ihrer Platte<br />

„Gleisdreieck“. Sie sagt: „Wir haben das<br />

damals eigentlich ganz gut gemacht, aber<br />

den Sound noch nicht ganz richtig getroffen.<br />

Irgendetwas fehlte mir.“ Schließlich<br />

entschied sie sich, ihren langjährigen<br />

Freund und musikalischen Weggefährten<br />

Roberto Di Gioia, mit der Produktion zu<br />

betrauen – wenn auch beim zweiten Anlauf<br />

nicht in New York, sondern in München.<br />

Gemeinsam haben sie ein bemerkenswertes<br />

Werk geschaffen. Selten klang die 47<br />

Jahre alte Mutter zweier fast erwachsener<br />

Söhne spritziger, frischer und authentischer<br />

als auf „Let Yourself Be Loved“. Von den<br />

großen Klassikern inspirierte, aber doch<br />

vollkommen eigenständige Soulsongs wie<br />

„I Believe“ oder „Stand“ haben Tempo und<br />

Energie. „Ich wusste: Ich will ein Soul-Album<br />

machen“, sagt Joy, die als Kind ganze Tage<br />

mit der Plattensammlung ihres Soul und<br />

Jazz liebenden Vaters verbrachte. „Dementsprechend<br />

habe ich darauf geachtet, wie<br />

die Lieder aufgebaut sind. Für mich hätte<br />

es nicht gepasst, eine Nummer wie „I Gotta<br />

Know“ zurückgenommen zu singen. Da<br />

geht es um eine Botschaft, die man gerne<br />

auch laut und mit fester Stimme singt.“<br />

Die Motown-Ära war geprägt von<br />

gesellschaftlichen Umbrüchen, von Bürgerrechtsbewegungen<br />

und dem Kampf gegen<br />

Rassismus. Ist das Album auch deshalb so<br />

zeitgemäß, weil wir diese Auseinandersetzungen<br />

gerade in ähnlicher Form wieder<br />

erleben? „Für mich als schwarze deutsche<br />

Frau ist Rassismus stets brandaktuell.<br />

Natürlich hat die Debatte jetzt durch<br />

traurige Anlässe und furchtbare Ereignisse<br />

wie den Mord an George Floyd eine neue<br />

Sichtbarkeit erreicht. Nach außen hat sich<br />

also verstärkt, was für mich innerlich immer<br />

ein großes Thema gewesen ist. Ein Thema,<br />

das sich auch durch mein Schaffen zieht.<br />

Dass die Platte nun so gut in die Zeit passt,<br />

hatte ich natürlich nicht geplant.“<br />

Trotz aller Probleme sieht Joy die<br />

Gesellschaft grundsätzlich auf einem guten<br />

Wege. „Wir haben gerade die tolle Chance,<br />

über ein Thema zu sprechen, das durch<br />

die öffentliche Debatte in der Gesellschaft<br />

einen hohen Stellenwert gewonnen hat.<br />

Und ob jetzt Black Lives Matter, #MeToo,<br />

Diversity und vieles mehr – es stimmt<br />

mich sehr hoffnungsvoll, dass wir heute<br />

Diskussionen führen, die es so vor wenigen<br />

Jahren noch gar nicht gab“<br />

*Interview: Steffen Rüth<br />

FOTO: U. RINDERMANN


MUSIK<br />

HOUSE<br />

INNER CITY:<br />

„We All Move Together“<br />

Ein neues Album des legendären House-Projekts von und mit<br />

Kevin Saunderson erblickte vor wenigen Wochen das Licht der<br />

Welt. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein.<br />

Denn die Corona-Pandemie<br />

lässt die Klubber darben, da hilft<br />

zumindest neue Musik für den<br />

Dancefloor. Und Kevin Saunderson<br />

hat selbst die Infektion überlebt!<br />

Es sei ein Album, das sich auf<br />

das Positive und Verbindende in<br />

der Welt konzentriert, verrät der<br />

Musiker, der mit Hits wie „Ain’t<br />

Nobody Better“, „Pennies from<br />

Heaven“, „Till We Meet Again“ und<br />

„Good Life“ schon immer positive<br />

Vibes um die Welt schickte.<br />

Unsere Anspieltipps sind das<br />

verträumte „Soundwaves“ mit<br />

Zebra Octobra, das herausragende<br />

Vocal-House-Stück „Living in a<br />

Dream“, „That Feeling“ (ein Piano-<br />

House-Klubhit von 2018, damals<br />

mit Latroit) und der Titeltrack „We<br />

All Move Together“, der etwas<br />

technoider klingt und eine gute<br />

Botschaft hat – und etwas Inner-<br />

City-Geschichte erzählt. *rä<br />

ELEKTRO<br />

U96 „Transhuman“<br />

Wenn sich die Technogröße U96,<br />

also Ingo Hauss und Hayo Lewerentz,<br />

aus Hamburg mit einem langjährigen<br />

Mitglied der Düsseldorfer Legende<br />

Kraftwerk zusammentut, Wolfgang Flür,<br />

kann nur Großes dabei herauskommen.<br />

Nach dem Erfolg „Zukunftsmusik“<br />

arbeitete man auf Albumlänge zusammen.<br />

Und das neue Werk erfüllt alle<br />

hochgesteckten Erwartungen. Übertrifft<br />

sie sogar.<br />

Die inszenierte Coolness von Kraftwerk<br />

trifft hier auf den mitunter düsteren Technobombast<br />

von U96 (man erinnere sich<br />

an „Love Religion“ oder auch „I Wanna Be a<br />

Kennedy“), ohne dabei im 20. Jahrhundert<br />

stecken zu bleiben.<br />

„Transhuman“ ist ein absolut zur Zeit<br />

passendes Album mit einer Fülle an<br />

potenziellen Klubhits, die aber auch in<br />

jeder Galerie beglücken. Kunst für Kunst,<br />

Kunst für den Dancefloor? Nein, nicht<br />

nur. Auch für den Hörer im Homeoffice<br />

oder auf Balkonien sind Tracks wie<br />

„Sexercizer“, „Hamburg – Düsseldorf“<br />

oder „Transhuman“ ein Genuss.<br />

Unsere (weiteren) Anspieltipps sind<br />

„Planet in Fever“, „Specimen“ sowie<br />

„Kreiselkompass“. Eigentlich jedes Lied.<br />

Intelligenter Elektro, der Wärme in<br />

Social-Distancing-Zeiten bringt. Und das<br />

Cover, die Kuh, ist ein Pop-Art-Knaller.<br />

Stellt man sich als Vinyl auch gerne hin ...<br />

Großartigst! *rä<br />

NEUES ALBUM LICHT<br />

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

NAHUEL PÉREZ<br />

BISCAYART<br />

Geboren 1986 in Buenos<br />

Aires, startete Nahuel Pérez<br />

Biscayart seine Schauspielkarriere als<br />

Teenager in argentinischen Fernsehserien.<br />

Nach zahlreichen Rollen in der<br />

Heimat streckte er seine Fühler auch<br />

nach Europa aus und stand u. a. für<br />

Benoît Jacquot, Albert Dupontel oder<br />

Maria Schrader („Vor der Morgenröte“)<br />

vor der Kamera. Der große Durchbruch<br />

gelang ihm mit der Hauptrolle<br />

in dem gefeierten Aids-Drama „120<br />

BPM“ von Robin Campillo, in dem<br />

er den HIV-positiven Aktivisten<br />

Sean spielte. Nun ist der schwule<br />

Schauspieler, der sein Privatleben in<br />

Interviews nicht kommentiert, neben<br />

Lars Eidinger in „Persischstunden“ zu<br />

sehen. Der Film, der am 24. <strong>September</strong><br />

in die deutschen Kinos kommt, handelt<br />

von einem jüdischen Häftling,<br />

der 1942 in Frankreich vorgibt, einem<br />

SS-Kommandanten Farsi beizubringen,<br />

und so dem Tod zu entkommen<br />

versucht.<br />

Herr Biscayart, könnten wir<br />

dieses Gespräch eigentlich auch auf<br />

Deutsch führen?<br />

Leider nicht, sorry. Wirklich sprechen<br />

tue ich nur Spanisch, Französisch und<br />

Englisch.<br />

Dafür klingt Ihr Deutsch in<br />

„Persischstunden“ ziemlich gut ...<br />

Danke. Aber zum Glück soll das auch im<br />

Film nicht meine Muttersprache sein. Ich<br />

habe schon früher in Buenos Aires ein<br />

bisschen Deutsch gelernt. Ich war fasziniert<br />

von Sprachen, und nachdem mir das<br />

Englischlernen ziemlich leichtfiel, wollte<br />

ich noch mehr können. Also habe ich mir<br />

Deutsch und Chinesisch vorgenommen<br />

– und manchmal deutsche Wörter in chinesische<br />

Schriftzeichen übersetzt. Für den<br />

Film musste ich dann aber doch noch mal<br />

ein bisschen mehr pauken.<br />

War es auch das Spiel mit den Sprachen,<br />

das Sie an „Persischstunden“<br />

interessierte?<br />

Das war ohne Frage einer der Aspekte.<br />

Ich liebe Worte, Sprache, Kommunikation.<br />

Außerdem war das Drehbuch einfach<br />

spannend, vor allem, weil ich gerne Figuren<br />

spiele, die ihrerseits eine Rolle spielen. Und<br />

dann war da natürlich noch Lars Eidinger.<br />

Ich habe sehr darauf gedrängt, dass er die<br />

Rolle des SS-Offiziers bekommt, denn ich<br />

wollte unbedingt mal mit ihm arbeiten.<br />

Woher kannten Sie Eidinger?<br />

Ich hatte ihn im „Hamlet“ an der<br />

Schaubühne in Berlin gesehen und<br />

fand ihn großartig. Wie er auf der Bühne<br />

magnetisch alle Blicke auf sich zieht, das<br />

finde ich unglaublich inspirierend. Er hat<br />

etwas Funkelndes, das wollte ich mal in<br />

der direkten Zusammenarbeit erleben.<br />

Ich hoffe, dass sich von seiner Wirkung<br />

in unserem Film ein bisschen was auf die<br />

Leinwand überträgt – und vielleicht auch<br />

auf mich übertragen hat. Wobei wir wirklich<br />

sehr unterschiedlich sind. Während Lars<br />

ein richtiger Voll<strong>blu</strong>tschauspieler ist, bin ich<br />

einfach nur jemand, der gerne spielt.<br />

Wie genau meinen Sie das?<br />

Die Schauspielerei bestimmt nicht mein<br />

Leben oder meine Sicht darauf. Sie ist


FILM<br />

natürlich ein Teil davon, aber definitiv nicht<br />

ihr Zentrum. Lars ist quasi ein Gläubiger,<br />

wenn es um seine Kunst und seine Arbeit<br />

geht. Er glaubt fest an die Schauspielerei,<br />

wohingegen ich vielleicht eher ein Skeptiker<br />

bin und deswegen auch immer wieder<br />

damit ringe.<br />

Fällt es nicht schwer, sich einer<br />

Rolle zu verschreiben, wenn man<br />

der eigenen Arbeit skeptisch<br />

gegenübersteht?<br />

Nein, für mich ist das reizvoll. Verunsichert<br />

sein, Dinge hinterfragen – all das macht<br />

mich besser, wenn ich vor der Kamera<br />

stehe, würde ich sagen. Für einen<br />

Regisseur oder eine Regisseurin wäre das<br />

sicherlich schwerer. In der Funktion muss<br />

man sehr überzeugt sein von seiner Vision<br />

und fest daran glauben, sonst wird das<br />

nichts. Ich habe schon Dreharbeiten erlebt,<br />

wo der Regisseur diese Energie nicht<br />

mitbrachte – und aus der Sache schnell<br />

die Luft draußen war. Da kommt dann am<br />

Ende selten etwas Gutes heraus. Zum<br />

Glück habe ich aber auch oft genug die<br />

gegenteilige Erfahrung gemacht.<br />

An welche denken Sie am liebsten<br />

zurück?<br />

Ich habe schon mit vielen tollen Regisseuren<br />

gearbeitet, aber ganz besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist mir die<br />

französische Filmemacherin Rebecca<br />

Zlotowski, in deren Film „Grand Central“<br />

ich eigentlich nur eine kleine Rolle hatte.<br />

Selten habe ich jemanden erlebt, der mit<br />

so viel Sinnlichkeit und Leidenschaft bei<br />

der Sache ist – und diese Emotionen auf<br />

alle Beteiligten zu übertragen imstande<br />

war. Wenn jemand alle anderen mit seiner<br />

Begeisterung anstecken und zum Strahlen<br />

bringen kann, dann ist das schwer zu<br />

toppen!<br />

Kurz noch mal zurück zu „Persischstunden“:<br />

Wie sehr geht es einem an<br />

die Nieren, wenn man den Insassen<br />

eines Nazi-Lagers spielen muss?<br />

Für mich war das teilweise echt hart. Die<br />

Gratwanderung ist einfach schwierig:<br />

Einerseits will man die eigene,<br />

zerbrechliche Seele<br />

schützen und diese<br />

Thematik, also das<br />

Schicksal der<br />

Figur, nicht bis ins<br />

Letzte an sich<br />

herankommen<br />

lassen. Aber<br />

gleichzeitig<br />

ist es natürlich<br />

die Aufgabe,<br />

alles aufzusaugen<br />

und real werden zu<br />

lassen. Manchmal hat<br />

mir das wirklich die Kehle<br />

zugeschnürt. Vor allem, als wir nach<br />

einigen Wochen erfahren haben, dass die<br />

verlassene Fabrik, in der wir drehten, zu<br />

Stalins Zeiten tatsächlich ein Konzentrationslager<br />

war.<br />

Kann man da überhaupt abschalten,<br />

wenn man abends nach Drehschluss<br />

nach Hause kommt?<br />

Na ja, es hilft natürlich, dass man abends<br />

nach Hause kommt, eine Dusche nehmen<br />

kann, etwas isst und in einem warmen<br />

Zimmer sitzt. Wenn man gerade 14<br />

Stunden bei minus 15 Grad im Schnee<br />

verbracht und eine solche Rolle gespielt<br />

hat, dann weiß man das eigene Glück<br />

schon zu schätzen.<br />

Haben Sie beim Spielen dieser Rolle<br />

eine zusätzliche Verantwortung<br />

gespürt, weil Sie selbst nicht jüdisch<br />

sind?<br />

Nein, das gar nicht. Zum einen fühle ich<br />

mich manchmal fast wie ein Jude ehrenhalber,<br />

weil in meiner Schulzeit in Buenos<br />

Aires sicherlich sechzig oder siebzig<br />

Prozent meiner Freunde jüdisch waren<br />

und ich einen starken Bezug zu dieser<br />

Religion und Kultur habe. Aber zum<br />

anderen muss man sich diesen<br />

Druck nicht machen, wenn<br />

man eine Rolle spielt. Ich<br />

muss eine Figur zwar<br />

verkörpern, aber nicht<br />

sein. Das ist immer<br />

noch Schauspielerei<br />

und wir kreieren<br />

Fiktion. Trotzdem bin<br />

ich natürlich mit ganzem<br />

Herzen und aller<br />

Leidenschaft bei der<br />

Sache – und denke, dass<br />

ich genug Empathie habe,<br />

auch Dinge nachzuempfinden,<br />

die ich selbst nicht erlebt habe. Für meine<br />

Rolle in „120 BPM“ musste ich ja auch<br />

nicht am eigenen Leib erleben, wie es ist,<br />

an Aids zu sterben.<br />

Apropos „120 BPM“: Hat der Film<br />

vor drei Jahren Ihr Leben verändert?<br />

Das kann man sicherlich so sagen. Davor<br />

war ich nur ein verrückter Argentinier, der<br />

irgendwie auch versucht, in Frankreich<br />

Filme zu drehen. Danach wurde ich plötzlich<br />

als europäischer Schauspieler gesehen,<br />

gewann den César und wurde für den<br />

Europäischen Filmpreis nominiert. Und<br />

bekomme seither jede Menge spannender<br />

Angebote nicht nur in Frankreich, sondern<br />

auch aus dem Rest der Welt. Vermutlich<br />

weiß der argentinische Präsident immer<br />

noch nicht, wer ich bin. Macron dagegen<br />

schon!<br />

*Interview: Jonathan Fink


FILM<br />

DVD/VOD<br />

„Die glitzernden Garnelen“<br />

Der in Frankreich entstandene Kinofilm von Cédric Le Gallo und<br />

Maxime Govare ist eine tragische, lustige, nachdenkliche und<br />

auch einfach mal abstrus komische, mit allen Klischees, die es so<br />

gibt, spielende und aufräumende Produktion, die das Herz wärmt<br />

und auch die Lachmuskeln strapaziert.<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

Erzählt wird die Geschichte<br />

von Vize-Schwimmweltmeister<br />

Matthias Le Goff, einem<br />

Schwimmsportler, der von einem<br />

schwulen Reporter in einem Live-<br />

Interview in die Ecke gedrängt<br />

und beleidigt wird – und sich<br />

homophob wehrt. Vor laufender<br />

Kamera. Der Aufschrei ist groß<br />

und seine Karriere ist erst mal<br />

beendet – außer er nutzt die<br />

Chance, um sich vom Vorwurf der<br />

Homophobie reinzuwaschen: Er<br />

soll ein schwules Wasserballteam,<br />

die glitzernden Garnelen, für die<br />

Gay Games in Kroatien trainieren.<br />

Widerwillig startet er das Projekt,<br />

das ihn schon an den ersten<br />

Tagen mit allem konfrontiert,<br />

was er sich wohl genau so<br />

vorgestellt hat: Die Schwulen<br />

sind sexsüchtige Sportler, die<br />

eher auf ihre Figur als auf ihre<br />

spielerische Leistung achten, und<br />

die Lesben sind grobe Wesen, die<br />

einem Angst machen (und die<br />

Schwulen lästern sexistisch über<br />

diese Sportlerinnen. Und sagen<br />

auch noch, sie dürfen das ...).<br />

Nur Matthias’ Tochter ist hellauf<br />

begeistert von ihm in seiner<br />

neuen Rolle. Und dann geht es<br />

auch schon auf in Richtung Kroatien.<br />

Eine Busreise, auf der nicht<br />

nur ein tätowiertes A*schloch<br />

präsentiert wird ... Zudem ein Trip,<br />

der zusammenschweißt, der aber<br />

auch mit einem Todesfall endet.<br />

Der Film allerdings nicht, dessen<br />

Ende ist eine Hymne auf das<br />

Leben, ein Tanz zu Bonnie Tyler in<br />

einer Kirche. *rä<br />

www.salzgeber.de<br />

DVD<br />

Alles Gute,<br />

Flash Gordon!<br />

Zum 40. Geburtstag kommt der<br />

discoide Science-Fiction-Film „Flash<br />

Gordon“ nun in 4K Ultra HD neu auf den<br />

Markt.<br />

Der Film beginnt im Jahr 1980, der<br />

Footballspieler und Superhero Flash<br />

Gordon wird, in einem Flugzeug sitzend,<br />

Zeuge, wie die Sonne verschwindet. Und<br />

auch der Mond ist aus seiner Umlaufbahn<br />

gedrängt worden und droht auf die Erde<br />

zu fallen. Schuld daran ist der böse Kaiser<br />

Ming vom Planeten Mongo, der dort mit<br />

seiner Tochter Aura herrscht und Lust<br />

hatte, wieder einmal Trubel im Universum<br />

zu verursachen. Alle tausend Jahre will<br />

Ming, der an farbenprächtig inszenierte<br />

Mongolen- und Chinesenkaiser erinnert,<br />

an ihm aufgefallenen Planeten seine Kräfte<br />

ausprobieren, um dann zu entscheiden,<br />

wie er mit den Bewohnern dieser Welten<br />

umgeht.<br />

Die Erde ist in Gefahr, die Wissenschaft<br />

verzweifelt, jetzt muss der wasserstoffblonde<br />

Flash ran, denn der sieht nicht nur<br />

aus wie ein Pornostar, er kann es auch mit<br />

außerirdischen Supermächten aufnehmen.<br />

Zuerst bumst, Pardon, kracht er aber<br />

mit seinem Flugzeug bei zwei drolligen<br />

Wissenschaftlern in den Wintergarten. Der<br />

eine vermeintlich böse, der andere eher<br />

liebenswert queer (und wird vom scheinbar<br />

Bösen namens Hans Zarkov ermordet).<br />

Durch eine List nimmt Hans Flash und<br />

seine ständig aufgedrehte Begleiterin mit<br />

ins All, mit in den Kampf gegen das Böse.<br />

Bester Dialog im Kerker:<br />

„Du siehst großartig aus.“ „Das ist das<br />

Augen-Make-up.“ (schluchz)<br />

Der Film ist eine knallige Neuauflage<br />

der Science-Fiction-Serie aus den<br />

1930ern, voller heteronormativer und<br />

anderer Stereotypen, unglaublich trashiger<br />

Effekte, etwas Sexismus (Reiseleiterin<br />

Dale Arden ist immer auf die Hilfe starker<br />

Männer angewiesen und wird als Kätzchen<br />

bezeichnet ...), einer guten Portion<br />

Homoerotik, einer Prise Space Disco und<br />

mit dem weltbekannten Titellied von<br />

Queen. Ein großer und fast ungetrübter<br />

Spaß, auch wenn man mitunter nicht weiß,<br />

ob man lachen oder weinen soll. Filmstart<br />

in Deutschland war 1981, damals lobten der<br />

Spiegel und die FAZ den Film etwa für seine<br />

herzerfrischende Naivität. Dem schließen<br />

wir uns an.<br />

Zu den klasse Extras gehört unter anderem<br />

die neue Dokumentation „Lost in Space:<br />

Nic Roeg’s Flash Gordon“. *rä<br />

FOTO: STUDIOCANAL


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KUNST


KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

„La pêche miraculeuse<br />

(Pierre et Filip)“, 2019,<br />

Œuvre unique, ©<br />

Courtesy Templon,<br />

Paris – Brussels<br />

Pierre et Gilles<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“<br />

<strong>2020</strong>, © Courtesy<br />

Templon, Paris – Brussels<br />

AUSSTELLUNG<br />

PIERRE ET GILLES:<br />

„Motionless Wanderings“<br />

Seit 1976 arbeitet das Künstlerpaar<br />

zusammen und erschafft<br />

ikonische Kunst von legendären<br />

Zeitgenossen wie Karl Lagerfeld,<br />

Madonna, Naomi Campbell, Marc Almond,<br />

Nina Hagen, Jean Paul Gaultier, Kylie<br />

Minogue und auch Jeff Stryker.<br />

Im <strong>September</strong> öffnet eine Ausstellung<br />

mit neuen Werken der selbst zur Legende<br />

gewordenen Künstler: „Motionless<br />

Wanderings“. Ort des außergewöhnlichen<br />

queeren Happenings ist die Galerie Templon<br />

in Paris. Hier empfangen die Künstler<br />

am 10.9. ab 17:30 Uhr – und zeigen auch<br />

neue Kunst.<br />

Uns besonders angetan haben es die dort<br />

zu sehenden Bilder „Bonjour Pierre et<br />

Gilles“, „Le vendeur de tour Eiffel“ und „La<br />

pêche miraculeuse“.<br />

Fotograf Pierre und Maler Gilles entführen<br />

mit ihrer Kunst in eine auf den ersten<br />

Blick zauberhafte und märchenhafte<br />

Welt, die bei genauem Betrachten aber<br />

auch auf Themen wie Armut, Krieg,<br />

Altern, Hass und Leid aufmerksam<br />

macht.<br />

Ihr Bild „Bonjour Pierre et Gilles“ zum<br />

Beispiel zeigt das Paar als einfache<br />

Männer, entweder Gelbwesten auf<br />

dem Weg zur Demonstration oder<br />

auch Wohnungssuchende in einer Welt,<br />

die zwar noch in grüner Pracht und<br />

<strong>blu</strong>mengesäumt die müden Herzen<br />

erfreut, aber auch von Plattenbauten<br />

und dunklen Sturmwolken bedroht wird<br />

...<br />

Das Bild ist eine Hommage an Gustave<br />

Courbets Gemälde „Bonjour Monsieur<br />

Courbet“ von 1854, entstanden ist<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“ während des<br />

durch die Corona-Pandemie bedingten<br />

Lockdown, der in Frankreich das Leben<br />

fast zum Erliegen brachte. *rä<br />

10.9. – 24.10., Pierre et Gilles „Motionless<br />

Wanderings“, Galerie Templon Paris,<br />

30 rue Beaubourg, 75003 Paris, Di – Sa<br />

10 – 19 Uhr, Vernissage 10.9. 17:30 Uhr<br />

Pierre et Gilles „Le vendeur de tour Eiffel (Ibrahima Ramon Magassa)“,<br />

2019, Œuvre unique, © Courtesy Templon, Paris – Brussels


BUCH<br />

ROMAN<br />

Ein Mann der Kunst<br />

Über „den“ Kunstbetrieb<br />

wurden schon viele<br />

Bücher geschrieben. Selten war<br />

aber ein Buch so amüsant, wahr<br />

und unterhaltsam.<br />

FOTO: P. MATSAS/OPALE/LEEMAGE/IAIF<br />

Kristof Magnusson, geboren<br />

1976 in Hamburg, erst<br />

Kirchenmusiker, dann nach<br />

einem Studium in Leipzig Autor,<br />

erzählt in „Ein Mann der Kunst“<br />

von einem Künstler namens KD<br />

Pratz, der es sich nicht nehmen<br />

lässt, auf seine Burg über dem<br />

Rhein einzuladen, um die Gäste<br />

auseinanderzunehmen, mit dem<br />

Kunstgeschäft abzurechnen,<br />

sich aber auch zeitgleich als<br />

Größe in eben jener Szene zu<br />

inthronisieren. Denn obwohl er<br />

die Kunstwelt ablehnt und nichts<br />

mit ihr zu tun haben will, so lebt<br />

er doch sehr gut von ihr. Seine<br />

hoch gehandelten Gemälde<br />

ermöglichen ihm ja schließlich<br />

das Leben, das er führt, verleihen<br />

ihm die Größe, die er für sich<br />

beansprucht. Das Buch lässt uns<br />

teilhaben an äußerst witzigen<br />

und wortgewandten Dialogen<br />

zwischen dem Genie und dem<br />

Museums-Förderverein. Ein<br />

Buch, das auf hohem Niveau<br />

unterhält. Herrlich. *rä<br />

www.kunstmann.de<br />

KURZGESCHICHTEN<br />

BÖSE, BÖSE!<br />

Der eine liest gerne Lustiges, der andere Fürchterliches,<br />

wieder ein anderer Rabenschwarzes. Alfonso Pecorellis<br />

Buch „Zehn sehr böse Geschichten“ wird alle beglücken.<br />

Der Autor versteht es, Spannungsbögen aufzubauen, zu<br />

durchbrechen, zu überraschen und vor allem mit bösen<br />

Geschichten zu unterhalten. Es muss eben nicht immer<br />

„happy-go-lucky“ sein! Seine zehn Erzählungen über<br />

Liebe, Hass, Geld, Schuld, Sühne und Gier lassen sowohl<br />

das Teufelchen als auch das Engelchen auf deiner Schulter<br />

gespannt lesen und auch mal schmunzeln,<br />

etwa wenn aus einem hanseatischen Paar,<br />

das jahrzehntelang in Liebe vereint war, ein<br />

sich hassendes Duo wird ... Oder auch die<br />

Geschichte der reichen Erbin, die es nicht<br />

hinnimmt, erpresst zu werden.<br />

Drama kann unterhalten, Sarkasmus befreien<br />

und Boshaftigkeit in der Literatur das Herz<br />

vor Freude hüpfen lassen. Die Geschichten<br />

sind nichts für Kinder, das ist klar, Erwachsene<br />

werden aber ihre böse, nein, ihre helle<br />

Lesefreude daran haben. Ein tolles Geschenk<br />

auch für Leute, die es eigentlich nicht so mit<br />

dem Lesen haben.<br />

Alfonso Pecorellis Buch „Zehn sehr böse<br />

Geschichten“ ist im Riverfield Verlag<br />

erschienen. *rä<br />

FOTO: M. RÄDEL


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TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />

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