Discover Sudan Unterrichtsmaterialien Klasse 7-13

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Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe Arbeitsblatt 2.5 Leitfragen zum Text „Der lange Weg zum Frieden“ Erarbeiten Sie anhand des Textes „Der lange Weg zum Frieden“ die Gründe für den Bürgerkrieg von 1983 bis 2005. Stellen Sie Interessen und Ziele der Kolonialmächte dar. · Wohin führte die Ausbeutung an Rohstoffen? · Wie bewerten Sie die ägyptisch-europäische Kolonialzeit? · Gab es auch positive Aspekte? Erörtern Sie vor dem Hintergrund der Bombardierung von Ash-Shifa die vermeintliche Legitimität von sogenannten Präventivschlägen. · Textmaterial: „Blind gebombt“,in: Der Spiegel vom 2.8.1999; „Raketen aus dem Lichterbaum“, in: Der Spiegel vom 31.8.1998, „Clintons falsches Angriffsziel“, in: Der Spiegel vom 31.7.2000, Wikipedia-Artikel zu ash-Shifa-Arzneimittelfabrik. Wie beurteilen Sie verschiedene Formen moderner Entwicklungszusammenarbeit? (z.B. IWF, Weltbank, BMZ, Salesianer Don Boscos, Deutscher Entwicklungsdienst ...) · Welche positiven und negativen Folgen kann Entwicklungszusammenarbeit haben? Z. B. sind die Vergabe von Krediten oftmals an den Abbau von Subventionen im Bereich von Grundnahrungsmitteln gebunden (s. Text). · Halten Sie die Forderungen nach Privatisierung der Wirtschaft, die oft einen erheblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit hervorruft und somit zu einer Verarmung der Menschen führt, gerechtfertigt? Warum? Warum nicht? Welche Perspektive halten Sie für den Sudan wünschenswert? · Textmaterial: R. Neudeck, „Teilt den Sudan!“ (Die Zeit, 29.4.2004) · Pastoralschreiben der kath. Bischofskonferenz des Sudan aus Anlass der Unterzeichnung des umfassenden Friedensabkommens am 26.2.2005 · Welche Hoffnungen formulieren die Bischöfe nach dem Friedensschluss? · Formulieren Sie einen Leserbrief zu dem Artikel von R. Neudeck. Sollte sich Deutschland an der Friedensmission im Sudan beteiligen? · Organisieren Sie eine Stammtisch-Diskussion mit anschließender Reflexion der Argumente oder organisieren Sie Ihre Diskussion nach dem Vorbild der WDR-Sendung „HART aber fair“. „In Afrika gibt es keine Grenzen; nicht einmal zwischen Leben und Tod.“ · Diskutieren Sie das Zitat des Philosophen und Ex-Präsidenten des Senegal Léopold Sédar Senghor. Stellen Sie die Interessen von Staaten wie China, den USA oder Russland im Sudan dar. www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN« 24
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe Arbeitsblatt 2.6 Der Bürgerkrieg im Sudan: Europäisches Erbe Autor: Benedict Steilmann Der zweite Bürgerkrieg im südlichen Sudan hat 21 Jahre gedauert, von 1983 bis 2005. Einige behaupten, das sei nur die Fortsetzung des ersten Bürgerkriegs gewesen, der 1955, kurz vor der Unabhängigkeit des Sudans von England, begonnen und bis 1972 gedauert hat. Seit es den Staat Sudan gibt, herrscht dort also länger Krieg als Frieden. Der Streit begann noch in der Endphase der Kolo- nialzeit. Der heutige Sudan war um 1900 noch eine Kolonie, die offiziell unter gemeinsamer Verwaltung von Großbritannien und Ägypten stand. Tatsächlich waren jedoch die Engländer die eigentlichen Herr- scher. In den 1930er Jahren wurde im Süden die sogenannte „Southern Policy“ betrieben, die faktisch eine Trennung zwischen dem Nord- und dem Südsudan zur Folge hatte, ganz so, wie es die Verhältnisse heute widerspiegeln: der muslimischarabisch geprägte Norden und der Süden, wo Animisten (Anhänger von Naturreligionen) und Christen leben. Die Briten begannen im nördlichen Sudan mit dem Anbau von Baumwolle. Die großen Plantagen lagen am Nil, weil Baumwolle besonders viel Wasser braucht. Die langjährige monokulturelle Bewirtschaftung führte zu massiven Umweltschäden. Außerdem vernachlässigten die Briten den Anbau von Getreide, das deswegen zu teuren Preisen importiert werden musste. Armut war die Folge. Die Menschen im Nordsudan gerieten in immer stärkere Abhängigkeit von der Baumwolle. Wegen des wirtschaftlichen Schwerpunktes im Norden entwickelten die Briten dort wirtschaftliche und politische Infrastruktur, das heißt sie bauten Straßen, führten Verwaltungseinheiten ein und bauten mit Port Sudan sogar einen Seehafen am Roten Meer. Den Süden beließen sie so, wie er war: Hier gab es weder Straßen noch Schulen. Man wolle die kulturelle Eigenständigkeit des Südens bewahren, hieß es. Tatsächlich wollten die Briten verhindern, dass sich die Bevölkerung beider Kolonieteile gegen sie verbündete. Deswegen wurde das schon weit verbreitete Arabisch im Süden verboten, ebenso arabische Kleidung. Die neue Amtssprache war Englisch. Den Schulunterricht führten christliche Missionare durch. Muslimische Schulen wurden geschlossen. Eine politische und kulturelle Einheit des Sudan konnte so nicht mehr entstehen. Als in den 1940ern viele europäische Kolonialmächte anfingen, ihren Rückzug aus den afrikanischen Kolonien vorzubereiten, begannen die Engländer damit zuerst nur im Norden. Erst sehr spät entschieden sie sich, aus dem Norden mit seinen klaren Verwaltungsstrukturen und dem dörflichen, ursprünglichen Süden eine politische Einheit zu machen. Als das Land 1956 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, waren nur sechs von insgesamt 800 Stellen in der Verwaltung mit Südsudanesen besetzt. Es gab im ganzen Südsudan nicht mehr Menschen, die für eine solche Aufgabe ausgebildet waren. Die neue Regierung in Khartoum konnte aus dem neuen Vielvölkerstaat Sudan mit fast 600 Völker keine Einheit machen. Noch vor der Unabhängigkeit erhoben sich Truppenverbände im Süden und begannen den ersten Bürgerkrieg, weil sie politische und wirtschaftliche Benachteiligung fürchteten. Der Krieg endete 1972 mit einem Friedensabkommen, dass dem Süden eine Teilautonomie zusicherte. Wirtschaftliche Förderung, Straßenbau und Bildungssysteme blieben dem Süden jedoch weiterhin verwehrt. Das Verhältnis zwischen Nord und Süd blieb kritisch. Der zweite Bürgerkrieg begann, als Präsident Numeiri 1983 das Friedensabkommen aufkündigte. Numeiri strebte nach Kontrolle über den Süden, weil dort 1979 Erdöl entdeckt worden war. Unter Führung von Oberst John Garang eröffnete die neugegründete Sudanese People’s Liberation Army die Kämpfe. Die Kriege wurden auf beiden Seiten sehr grausam geführt. Im ersten Krieg starben eine halbe Million Menschen, im zweiten fielen oder verhungerten zwei Millionen. 4,5 Millionen Menschen sind vor dem Krieg innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. 2005 unterschrieben die Rebellen des Südens und die Regierung ein Friedensabkommen. Das besagt, dass 2009 Wahlen abgehalten werden sollen, nach denen alle politischen Ämter im Norden wie im Süden neu besetzt werden. 2011 soll die Bevölkerung des Südens über ihre Zukunft abstimmen. Es steht zur Debatte, ob der Süden dem Sudan angeschlossen bleibt oder zu einem eigenen Staat wird. www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN« 25
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