Discover Sudan Unterrichtsmaterialien Klasse 7-13
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Discover Sudan Unterrichtsmaterialien Klasse 7-13
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tell Dir vor, Du lebst im<br />
udan!<br />
<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong><br />
<strong>Unterrichtsmaterialien</strong> <strong>Klasse</strong> 7-<strong>13</strong><br />
www.discover-sudan.de
Don Bosco JUGED DRITTE WELT<br />
Don Bosco JUGEND DRITTE WELT<br />
JUGEND DRITTE WELT e.V. ist seit mehr als 25 Jahren in der internationalen Jugendhilfe und Entwicklungsarbeit<br />
tätig. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Förderung von Projekten für Straßenkinder und junge<br />
Menschen aus ärmsten Schichten. Mit dem Konzept „Bildung gegen Armut“ helfen wir benachteiligten<br />
Kindern und Jugendlichen aus der Armutsfalle und geben ihnen die Chance auf eine neue Zukunft.<br />
Weltweites Netzwerk<br />
Unsere erfahrenen Partner vor Ort sind die Salesianer Don Boscos. Die Ordensgemeinschaft wurde vor<br />
mehr als 150 Jahren von dem italienischen Priester Johannes Bosco in Turin in Italien gegründet und ist<br />
heute in <strong>13</strong>2 Ländern mit mehr als 16.500 Ordensleuten tätig. Das weltweite Netzwerk von Einrichtungen<br />
der internationalen Jugendhilfe und Entwicklungsarbeit ermöglicht verlässliche Zusammenarbeit bis in die<br />
entlegensten Winkel der Welt.<br />
Bildung als Schlüssel für Entwicklung<br />
In den über 4.000 Kindergärten, Grundschulen, weiterführenden Schulen, Ausbildungszentren und Universitäten<br />
der Salesianer bekommen Mädchen und Jungen an sozialen Brennpunkten Zugang zu Bildung und<br />
Berufsausbildung. Arbeitsvermittlung und Kleinkreditprogramme geben ihnen die Möglichkeit zum Aufbau<br />
einer eigenständigen Existenz.<br />
Unterstützung des Friedensprozesses im <strong>Sudan</strong><br />
Im Südsudan und in den Flüchtlingslagern bei Khartoum haben die Ordensleute auch während des Krieges<br />
die Menschen nicht verlassen. Seit dem Friedensschluss 2005 bringen sie Bildung dorthin, wo es keine<br />
mehr gibt. In Tonj, Wau und Juba entstehen Dorfschulen, Berufsausbildungszentren und Landwirtschaftsschulen.<br />
Damit ermöglichen die Salesianer Don Boscos vielen tausenden Flüchtlingen die Rückkehr in ihre<br />
Heimat und unterstützen den Friedensprozess im Südsudan.<br />
Globales Lernen in Deutschland<br />
Unser Leben ist eng mit dem der Menschen in anderen Ländern verflochten. Entscheidungen, die wir hier in<br />
Deutschland treffen, z.B. ob wir fair gehandelte Produkte kaufen, wirken sich auf die Menschen in Entwicklungsländern<br />
aus. JUGEND DRITTE WELT fördert deshalb Bewusstseinsbildung für globale Zusammenhänge.<br />
Besonders Kinder, Jugendliche und Lehrer werden mit unseren Bildungskampagnen wie „<strong>Discover</strong><br />
<strong>Sudan</strong>“ zu solidarischem Handeln motiviert.<br />
So können Sie helfen<br />
Der Aufbau von Schulen und Ausbildungszentren ist oft nur mit Hilfe von außen möglich. Lassen Sie sich<br />
gemeinsam mit Ihren Schülerinnen und Schülern eine Aktion einfallen. Durch Ihren Einsatz können Sie zusammen<br />
mit JUGEND DRITTE WELT den Grundstein für ein selbstständiges Leben junger Menschen ohne<br />
Armut legen.<br />
Impressum<br />
Autoren: Barbara Bergmann, Johannes Bergmann, Ulrike Lissek, Benedict Steilmann, Claudia Steiner, © JUGEND DRITTE WELT e.V.,<br />
Oktober 2007, Redaktion: Claudia Steiner, Benedict Steilmann (Don-Bosco-Stiftung „Bildung ohne Grenzen“), Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Esther Suchanek, Jens Röskens, Julia Kreuzer, Kontakt: Don Bosco JUGEND DRITTE WELT, „Bildung ohne Grenzen“, Sträßchensweg 3,<br />
531<strong>13</strong> Bonn, Tel.: +49/ (0)228 / 539 65 71, info@discover-sudan.de, www.discover-sudan.de, V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Dörrich<br />
Druck: Don Bosco Grafischer Betrieb, Ensdorf (www.dbg.donbosco.de), Gestaltung: Kreativ Konzept, Bonn (www.kreativ-konzept.com),<br />
Titelbild: Don Bosco Archiv, bearbeitet durch Kreativ Konzept<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«
Vorwort<br />
Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,<br />
„Stell‘ Dir vor, Du lebst im <strong>Sudan</strong>...“ Warum ausgerechnet im <strong>Sudan</strong>? In vielen afrikanischen Ländern<br />
tobten Bürgerkriege. Viele Regionen wurden zerstört. Viele Menschen starben oder litten Not.<br />
Die Antwort lautet: Weil der Frieden zwischen Nord und Süd nicht nur eine Chance für die Menschen<br />
in diesem Land bedeutet, sondern eine Chance für die Region, den Kontinent und die Welt. Ein dauer-<br />
hafter Frieden im <strong>Sudan</strong> hätte Beispielwirkung für andere Konflikte in Afrika. Für die Welt, für die inter-<br />
nationale Gemeinschaft, die an dem Friedensabkommen mitgewirkt hat, wäre es ein erneuter Beweis<br />
für die Kraft des Dialogs, wie er erstmals zum Ende des 30jährigen Krieges in Deutschland erbracht<br />
wurde. Es wäre eine Ermutigung für Frieden.<br />
Doch der Frieden im <strong>Sudan</strong> ist noch angreifbar. Er braucht Aufmerksamkeit und fortwährende Bekräftigung.<br />
Noch immer ist das Konfliktpotenzial im <strong>Sudan</strong> hoch, wie der Krieg in Darfur zeigt. Und auch zwischen Nord<br />
und Süd sind längst nicht alle Streitpunkte ausgeräumt. Internationale Aufmerksamkeit würde die Motivation<br />
der ehemaligen Kriegsgegner erhöhen, sich zu einigen.<br />
Durch unsere häufigen Besuche im <strong>Sudan</strong>, durch den Dialog mit Jugendlichen, Erziehern, Lehrern und Ausbildern<br />
dort wollen wir von JUGEND DRITTE WELT an diesem Frieden mitarbeiten. Wir wollen uns einmischen<br />
und nicht außen vor bleiben. Bildung und Erziehung helfen vor allem den jungen Menschen im <strong>Sudan</strong>,<br />
sich am Friedensprozess zu beteiligen. Und darin können wir sie unterstützen.<br />
Mit den beiliegenden Informationen und Materialien geben wir Ihnen vieles von unserem Wissen und unseren<br />
Erfahrungen zum Leben der Menschen im <strong>Sudan</strong> weiter.<br />
Mit den folgenden Texten, mit Anregungen und Fragen wollen wir am hohen sozialen Anspruch unserer<br />
Schülerinnen und Schüler in Deutschland ansetzen. Gerechtigkeit und Fairness sind wichtige Werte in ihrem<br />
Leben. Die jungen Menschen in unseren deutschen Schulen und Ausbildungsstätten sind offen für Dialog<br />
und Begegnung mit Alterskameraden in anderen Ländern. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir gemeinsam<br />
mit Ihnen dieses Potenzial fördern und Ihren Schülerinnen und Schülern eine Brücke zu den Menschen<br />
im <strong>Sudan</strong> bauen könnten.<br />
Jugendliche Phantasie und Kreativität kennt keine Grenzen. Kinder und Jugendliche können mit kreativen<br />
Aktionen zu Botschaftern des <strong>Sudan</strong> werden. Indem sie Öffentlichkeit für den <strong>Sudan</strong> schaffen und Unterstützung<br />
einfordern, zeigen sie in Deutschland Flagge für den Frieden im <strong>Sudan</strong>.<br />
Ich freue mich darüber, dass Sie mit diesen Materialien dem <strong>Sudan</strong> ein Forum in Ihrer Schule geben wollen.<br />
Für uns heißt das, wir können den Menschen im <strong>Sudan</strong> zeigen, dass ihr Leben, ihre Sorgen und Hoffnungen<br />
bei uns angekommen sind – und dass unserer gemeinsamen Hoffnung auf bessere Zukunft und auf gelingendes<br />
Leben nun Taten folgen.<br />
Viel Erfolg und schöne Lernerfahrungen mit „<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong>“ wünscht<br />
Jean Paul Muller SDB<br />
Missionsprokurator der Salesianer Don Boscos<br />
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Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort Jean Paul Muller S. 3<br />
„Gebrauchsanweisung“ S. 5<br />
Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge S. 7<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe S. 18<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien S. 26<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong> S. 38<br />
Anhang<br />
Anhang 1<br />
Anhang 2<br />
Anhang 3<br />
Anhang 4<br />
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Einleitung<br />
Stell Dir vor, Du lebst im <strong>Sudan</strong> –<br />
Eine „Gebrauchsanweisung“ für Unterrichtende<br />
Den <strong>Sudan</strong> zu entdecken kann für Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler heißen, eine Welt zu entdecken,<br />
die eben nicht so weit von unserer entfernt liegt, wie wir das von anderen Kontinenten gemeinhin denken.<br />
Entdecken heißt aber auch Erfahren. „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ – Pestalozzis Leitmotiv ist auch<br />
für uns maßgeblich.<br />
Das vorliegende Material bahnt eine Begegnung an. Eine Begegnung zwischen Kulturen, zwischen den<br />
Lebenswelten von Schülerinnen und Schülern hier in Deutschland und im <strong>Sudan</strong>. Es thematisiert die Realität<br />
sudanesischer Flüchtlinge, den Wiederaufbau eines kriegszerstörten Landes und Entwicklungsstrategien,<br />
aber auch Probleme in deren Umsetzung. Und es gewährt spielerischen Zugang zum Lebensalltag<br />
im größten afrikanischen Land.<br />
Diesem Vorhaben folgen die Autoren in vier Themenblöcken – überschrieben mit „Flüchtlinge“, „Vorgeschichte<br />
und Hintergrund“, „Entwicklungsstrategien“ und „Leben im <strong>Sudan</strong>“.<br />
Die Themenblöcke können einzeln oder auch im Verbund in den unterschiedlichen Jahrgängen der Sekundarstufen<br />
eingesetzt werden. Die Entscheidung, welche Materialien in welcher Lerngruppe wie aufbereitet,<br />
eingesetzt und kombiniert werden, bleibt Ihnen als Lehrerin und Lehrer vorbehalten und trägt damit<br />
der Eigenartigkeit Ihrer Lerngruppe Rechnung. Dennoch geben wir an einigen Stellen der Sammlung<br />
Anregungen.<br />
Die vorliegende Materialsammlung können Sie flexibel einsetzen. Sie können damit Lernangebote in den<br />
Fächern des gesellschaftswissenschaftlichen Bereiches sowie Religionslehre in beiden Sekundarstufen<br />
entwickeln – sowohl in Einzel- oder Doppelstunden, im Schulalltag mit seinem Stundenplanraster oder<br />
aber auch als Grundlage und Anregung für Projekttage oder -wochen. Auch längerfristige Unterrichtsvorhaben<br />
wie Stationenlernen, arbeitsteilige Gruppenarbeiten und andere freie Arbeitsformen, im Fachunterricht<br />
wie in fächer- und jahrgangsübergreifenden Gruppen sind möglich.<br />
„Lernen mit Kopf, Herz und Hand“: Lernziele in kognitiver, affektiver sowie instrumenteller Hinsicht finden<br />
ebenso Berücksichtigung wie der Erwerb von Kompetenzen, besonders in den Kompetenzbereichen von<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wir haben dabei die Orientierungshilfe „Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
in der Sekundarstufe I“ (Berlin 2007) verwendet, herausgegeben von Prof. Dr. Gerhard de Haan.<br />
Referenzrahmen sind die Schlüsselkompetenzen der OECD, nach denen Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
dem Erwerb von Gestaltungskompetenz dient. Schülerinnen und Schüler werden zu mündigen Bürgerinnen<br />
und Bürgern erzogen, die sich aktiv an gesellschaftlichen Prozessen beteiligen können. Deshalb<br />
kommt für uns das Lernprojekt besonders dort an sein Ziel, wo junge Menschen in Deutschland Initiative<br />
für ihre Alterskollegen im <strong>Sudan</strong> ergreifen.<br />
Für unser Projekt heißt dies:<br />
Das Prinzip der Korrelation findet besondere Berücksichtigung, da nur so die Mission der Salesianer Don<br />
Boscos für junge Menschen im Südsudan mit den Lebenswelten unserer Schülerinnen und Schüler in<br />
Kontakt gebracht werden kann.<br />
„<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong>“ ist praktisch orientiert. Das zeigt sich zum Beispiel im Nachbauen eines sudanesischen<br />
Rundhauses - besonders geeignet zum jahrgangsübergreifenden Arbeiten in einer Projektwoche.<br />
Einzelne Teile, z. B. im Baustein „Entwicklungsstrategien“, wurden für den Einsatz in der Gymnasialen<br />
Oberstufe entwickelt und tragen den besonderen Anforderungen des Zentralabiturs Rechnung (NRW; IF<br />
VI der Richtlinien und Lehrpläne des Faches Sozialwissenschaften).<br />
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Einleitung<br />
So, wie die Materialsammlung „<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong>“ vorliegt, können Sie direkt mit dem Unterricht beginnen.<br />
Die beiliegende CD-ROM gibt Ihnen die Möglichkeit, noch tiefer in das Thema einzusteigen. Sie enthält<br />
zusätzliche Arbeitsblätter und Materialien in elektronischer Form (pdf-Format). Besonders für den Baustein<br />
„Geschichte und Hintergrund“ empfehlen wir, den Text „Der lange Weg zum Frieden“ zum eigenen<br />
Hintergrund oder für ältere Schüler zu verwenden. Hier finden Sie außerdem Arbeitsblätter, die den Baustein<br />
„Entwicklungsstrategien“ und damit das Thema der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten<br />
Nationen vervollständigen. Außerdem helfen Ihnen Bilddateien, Interviews und Geschichten, den <strong>Sudan</strong><br />
in Ihrem <strong>Klasse</strong>nzimmer lebendig werden zu lassen. Ein kleiner Anhang in gedruckter Form liegt mit im<br />
Paket.<br />
Wann immer Sie Material von der CD-ROM für den Unterricht benötigen, wird die Bezeichnung der Datei<br />
an entsprechender Stelle genannt. Sämtliche Materialien finden Sie außerdem auf der Homepage von<br />
„<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong>“ zum Download (www.discover-sudan.de). Die Dateinamen entsprechen denen auf<br />
der CD-ROM.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!<br />
Für die Autoren:<br />
Ulrike Lissek<br />
Lehrerin für die Sekundarstufen I und II<br />
Legende<br />
Lehrerinformation<br />
Arbeitsblatt<br />
Bausteinverknüpfung<br />
Anhang<br />
CD-Rom<br />
www.discover-sudan.de<br />
Kennzeichnung der Informationen für Lehrer<br />
Verweis zu den zugehörigen Arbeitsblättern für Schüler<br />
Kombination mit einem anderen Unterrichtsbaustein bietet sich an<br />
Verweis auf weiteres Material im Anhang<br />
Verweis zu weiterem Material auf der beiliegenden CD-Rom<br />
Verweis zu weiterführenden Informationen im Internet<br />
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Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien<br />
Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge Autorin: Barbara Bergmann 1<br />
Inhalt<br />
· Lehrerinformation 1.1: Einstiegsmöglichkeiten<br />
· Lehrerinformation 1.2: Menschen im <strong>Sudan</strong><br />
· Lehrerinformation 1.3: Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong><br />
· Lehrerinformation 1.4: Leben im Flüchtlingslager<br />
· Lehrerinformation 1.5: Der Weg zurück in die Heimat – Leben im Südsudan<br />
· Lehrerinformation 1.6: Wie kann Frieden gelingen?<br />
· Arbeitsblatt 1.2a: Interview Peter Wuor<br />
· Arbeitsblatt 1.4a: Wie man eine Flüchtlingshütte baut<br />
· Arbeitsblatt 1.4b: Eine Schule in der Wüste<br />
· Arbeitsblatt 1.6c: Friedensgebet<br />
· Anhang 1: Folie Flüchtlingshütte<br />
· Anhang 2: Folie Karte IDP-Return-Routes<br />
Als PDF-Datei auf der beiliegenden CD<br />
· Arbeitsblatt 1.2: Weitere Interviews mit Jugendlichen aus dem <strong>Sudan</strong><br />
· Arbeitsblatt 2.2: Der lange Weg zum Frieden<br />
· Arbeitsblatt 2.3: Der Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong><br />
· Arbeitsblatt 1.3a: Opfer der Kriege<br />
· Arbeitsblatt 1.3b: Der inszenierte Konflikt<br />
· Arbeitsblatt 1.3c: <strong>Sudan</strong>-Experte zweifelt Opferzahlen an<br />
· Arbeitsblatt 1.3d: Genfer Flüchtlingskonvention<br />
· Arbeitsblatt 1.6a: Teilt den <strong>Sudan</strong><br />
· Arbeitsblatt 1.6b: Hirtenbrief der Bischofskonferenz<br />
· Arbeitsblatt 1.6d: Wie man eine Trommel baut<br />
· Film: „Graces Reise“<br />
· Fotostory: Leben in der Wüste<br />
1 Barbara Bergmann ist Studienrätin i.K. für die Fächer Geschichte, katholische Religion und Latein.<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong><br />
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Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Lehrerinformation 1.1<br />
Einstiegsmöglichkeiten<br />
„Woher kommst du?“ – Schülerinnen<br />
und Schüler mit Migrationshintergrund<br />
Für Schüler mit Migrationshintergrund ist das Thema<br />
„Flucht“ mit ganz persönlichen, schmerzlichen<br />
Erinnerungen verbunden. Hier ist der unterrichtende<br />
Lehrer der einzige, der abschätzen kann<br />
und abschätzen muss, wie er diese persönlichen<br />
Erfahrungen in den Unterricht integrieren kann.<br />
Sehr problematisch scheint es, die Schüler damit<br />
zu „überfallen“. Leichter ist es vermutlich für die<br />
Betroffenen, über Erfahrungen anderer zu sprechen,<br />
und von dieser „sachlichen“ Ebene aus auch<br />
eigene Erfahrungen mitzuteilen. Wichtig ist es,<br />
dass Sie als Lehrer den Schülern deutlich machen,<br />
dass Sie um ihre Schicksale wissen und grundsätzlich<br />
offen sind für ihre persönlichen Beiträge,<br />
zunächst aber auf das Schicksal der Menschen im<br />
<strong>Sudan</strong> eingehen möchten.<br />
Wenn auf dieses Signal persönliche Schülerbeiträge<br />
kommen, muss man diese natürlich<br />
aufgreifen.<br />
„<strong>Sudan</strong>“ – Einstiegsmöglichkeiten<br />
Medien: Afrika- oder Welt-Karte (Schulsammlung)<br />
· Brainstorming<br />
Zeitungsmeldung zur Lage im <strong>Sudan</strong><br />
(Aktuell aus der Tageszeitung)<br />
· Lokalisierung des <strong>Sudan</strong> anhand<br />
einer Afrika- oder Weltkarte<br />
· Aktuelle Zeitungsmeldung<br />
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8
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Lehrerinformation 1.2<br />
Menschen im <strong>Sudan</strong> und ihre Schicksale –<br />
Interviews mit Leitfragen<br />
a) Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Impulse<br />
Medien: Interview Peter Wuor (Arbeitsblatt 1.2a)<br />
Interviews (1-2b-Interviews.pdf)<br />
Jugendbroschüre<br />
„Der lange Marsch des Peter Wuor“<br />
Anhang 2: IDP-Return-Routes<br />
Leitfragen für die Gruppenarbeit<br />
1. Stellt euren Mitschülern unter Berücksichtigung<br />
der Leitfragen die Menschen vor, die euch in<br />
den Interviews begegnen.<br />
2. Welche Fragen ergeben sich für euch?<br />
3. Kennt ihr Menschen, die ähnliche Erfahrungen<br />
wie die sudanesischen Jugendlichen gemacht<br />
haben? Haben sie euch schon einmal von ihrem<br />
Leben erzählt?<br />
4. Könnt ihr von eigenen Erfahrungen berichten?<br />
(In <strong>Klasse</strong>n mit Migranten-Kindern)<br />
b) Unterrichtsgespräch<br />
Die Auswertung der Gruppenarbeit ermöglicht ein<br />
intensives Unterrichtsgespräch.<br />
Die Aufgabe, den Mitschülern einen Menschen<br />
vorzustellen, macht von Anfang an deutlich, dass<br />
es hier um persönliche Schicksale geht, jedes<br />
einzigartig und dennoch von einer gemeinsamen<br />
Tragik.<br />
Zu 1) „Zeige, wie der Krieg das Leben von… geprägt<br />
hat?“ Die erste Leitfrage zum Text führt zur<br />
persönlichen Problematik der Flucht (Trennung und<br />
Verlust der Familie, Überlebenskampf, Traumatisierung<br />
durch die Kriegserlebnisse, Problematik<br />
des Lebens im Flüchtlingslager, schulische und<br />
berufliche Probleme…).<br />
Die Frage nach den Gründen für die Flucht kann<br />
aufgrund der Interviews nur ansatzweise beantwortet<br />
werden, soll aber zur Frage nach den<br />
Ursachen der Bürgerkriege führen, die mit Hilfe<br />
des Unterrichtsbausteins 2 „Vorgeschichte und<br />
Hintergründe“ näher untersucht werden sollen.<br />
Die Frage nach den Zukunftsplänen soll den<br />
Blick nach vorne öffnen und zeigen, dass die<br />
betroffenen Menschen trotz ihrer Geschichte die<br />
Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufgegeben<br />
haben. Zugleich soll sie die Frage aufwerfen,<br />
welche Möglichkeiten es gibt, ihnen zu helfen.<br />
Der Versuch, die Fluchtwege der südsudanesischen<br />
Bevölkerung anhand der IOM-Karte „IDP<br />
Return routes“ (Anhang 2) zu rekonstruieren, lässt<br />
die Strapazen der Flucht noch deutlicher werden,<br />
zugleich ermöglicht es, mit der Geografie des<br />
Landes vertrauter zu werden.<br />
Zu 2) Welche Fragen ergeben sich für euch?<br />
Mit der zweiten Leitfrage für die Gruppenarbeit<br />
können Verständnisfragen geklärt werden. Außerdem<br />
ermöglichen die Schülerfragen die Strukturierung<br />
des weiteren Unterrichtsverlaufs.<br />
Zu 3) Kennt ihr Menschen, die ähnliche Erfahrungen<br />
wie die sudanesischen Jugendlichen<br />
gemacht haben? Haben sie euch schon einmal von<br />
ihrem Leben erzählt?<br />
Zu 4) Könnt ihr von eigenen Erfahrungen<br />
berichten? (In <strong>Klasse</strong>n mit Migranten-Kindern)<br />
Die dritte Leitfrage für die Gruppenarbeit bezweckt<br />
zum einen eine Auseinandersetzung mit ähnlichen<br />
Schicksalen von Menschen aus anderen Krisenregionen<br />
aus dem persönlichem Umfeld, vielleicht<br />
sogar mit der eigenen Geschichte, zum anderen<br />
soll es zum Gespräch in der eigenen Familie,<br />
besonders mit den Großeltern, anregen, die möglicherweise<br />
ebenfalls von Fluchterfahrungen im<br />
zweiten Weltkrieg erzählen können (Generationen-<br />
Gespräch).<br />
c) Visualisierungsmöglichkeit –<br />
Der <strong>Sudan</strong> aus der Vogelperspektive<br />
· Technik: Videobeamer + PC,<br />
schnelle Internet verbindung (DSL)<br />
· Installation von Google Earth<br />
Die SchülerInnen können den Weg der Flüchtlinge<br />
virtuell und aus der Vogelperspektive nachvollziehen.<br />
Der Internet-Dienstleister Google ermöglicht<br />
mit seinem kostenlosen Angebot „Google Earth“<br />
einen „Flug“ über den <strong>Sudan</strong>.<br />
Auf der Basis von Satellitenbildern können Nutzer<br />
am PC-Bildschirm oder über einen Beamer Landschaften<br />
durchqueren, beispielsweise den Nil<br />
entlang fahren.<br />
Dazu sind ein Computer mit schneller Internetverbindung<br />
und die Installation der entsprechenden<br />
Google-Software erforderlich. Kosten entstehen<br />
nicht.<br />
http://earth.google.de/download-earth.html<br />
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Arbeitsblatt 1.2a<br />
1-2b-Interviews.pdf<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
http://earth.google.de/<br />
download-earth.html<br />
9
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Lehrerinformation 1.3<br />
Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong> – Hintergründe<br />
a) Warum im <strong>Sudan</strong> Krieg ausbrach<br />
Medien: Der lange Weg zum Frieden (Kl 10-<strong>13</strong>)<br />
(2-Weg.pdf)<br />
Der Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong> (Kl 7-10)<br />
(Arbeitsblatt 2.3)<br />
Unterrichtsbaustein 2 setzt sich mit der Geschichte<br />
des <strong>Sudan</strong> und den Hintergründen der Kriege<br />
auseinander. Für die Mittelstufe reicht der Text<br />
„Der Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong>“ aus. Oberstufen schüler<br />
sollten den umfangreicheren und genaueren<br />
Text „Der lange Weg zum Frieden“ verwenden.<br />
b) Opfer der Kriege – Die Zahlen der<br />
jüngeren Kriege im <strong>Sudan</strong><br />
· Medien: Opfer der Kriege<br />
(1-3-a-Opfer-der.Kriege.pdf)<br />
· <strong>Sudan</strong>-Darfur: Der inszenierte Konflikt.<br />
Das Spiel mit der Weltöffentlichkeit,<br />
von Stefan Kröpelin (2006)<br />
(1-3-b-Der-inszenierte-Konflikt.pdf)<br />
· <strong>Sudan</strong>-Experte zweifelt Opferzahlen<br />
in Darfur an (2007)<br />
(1-3-c-<strong>Sudan</strong>-Experte-zweifelt.pdf)<br />
Die Zusammenstellung der Zahlen zu den Opfern<br />
der Kriege ermöglicht einen Eindruck von den<br />
Ausmaßen der Kriegsfolgen.<br />
Stefan Kröpelin ist einer der wenigen <strong>Sudan</strong>-Experten,<br />
die öffentlich die Opferzahlen des Darfur-Konfliktes<br />
anzweifeln, ohne die Tragik des Konfliktes<br />
zu banalisieren. Mit den beigelegten Texten lassen<br />
sich die Zahlen zu Darfur kontrovers diskutieren.<br />
Es wird deutlich, dass unterschiedliche Zahlen<br />
eine unterschiedliche Konstruktion der Wirklichkeit<br />
ermöglichen und dass die Verwendung und<br />
Interpretation von Opferzahlen eine politische<br />
Entscheidung ist.<br />
c) Die Genfer Flüchtlingskonvention<br />
vom 28.7.1951 – Die Magna Carta der<br />
Flüchtlingshilfe.<br />
· Einstieg: Ich packe einen Fluchtkoffer<br />
Dieses Gedankenexperiment ist ein emotionaler<br />
Einstieg in das Themenfeld Flucht. Die Aufgabe<br />
könnte so formuliert werden:<br />
„Stell Dir vor, du musst ganz schnell von zu Hause<br />
fliehen. Zeichne deinen Fluchtkoffer oder Fluchtrucksack<br />
und schreibe hinein, was du unbedingt<br />
mitnehmen willst. Denk daran, du musst den<br />
Koffer selbst tragen.“<br />
· Hauptteil: Flüchtlinge mit und ohne Rechte<br />
Medien: Textauszug aus der Genfer Flüchtlings-<br />
konvention (1-3-d-Konvention.pdf)<br />
Die Schüler lernen die Flüchtlingskonvention kennen<br />
und können den Inhalt ausgewählter Artikel<br />
wiedergeben.<br />
Arbeitsauftrag: „Wählt zwei Artikel der Konvention<br />
aus, die euch besonders wichtig erscheinen.<br />
Begründet eure Auswahl.“<br />
Der vorliegende Text ist eine unveränderte, allerdings<br />
stark gekürzte Auswahl.<br />
Mit Artikel 1 soll der Begriff des Flüchtlings<br />
problematisiert werden. Hier sind zunächst nur<br />
Personen genannt, die sich aus Furcht vor Verfolgung<br />
wegen Rasse, Religion, Nationalität oder<br />
wegen politischen Überzeugungen außerhalb des<br />
eigenen Landes befinden. Das Protokoll über die<br />
Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1967 weitet<br />
den Anwendungsbereich der Genfer Flüchtlingskonvention<br />
geografisch und zeitlich auch auf außereuropäische<br />
Flüchtlinge und Personen aus, die<br />
wegen Ereignissen nach dem 1.1.1951 geflohen<br />
sind.<br />
Nicht angesprochen sind Binnenflüchtlinge, sogenannte<br />
IDP (Internally Displaced Persons). Von den<br />
4,5 Millionen Bürgerkriegsflüchtlingen blieben vier<br />
Millionen innerhalb des <strong>Sudan</strong> und haben somit<br />
keinen Anspruch auf die international verbrieften<br />
Rechte von Flüchtlingen.<br />
Auch sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge sind nicht<br />
Bestandteil der Konvention. Die Diskussion um<br />
Asylbewerber in Deutschland, Bootsflüchtlinge<br />
und die „Festung Europa“ ist für das Thema<br />
wünschenswert. Sie kann unter der Frage geführt<br />
werden: „Warum gilt die Flüchtlingskonvention<br />
nicht auch für Menschen, deren Armut ihr Leben<br />
ebenso bedroht wie Krieg oder Verfolgung?“<br />
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2-Weg.pdf<br />
Arbeitsblatt 2.3<br />
1-3-d-Konvention.pdf<br />
1-3-a-Opfer-der.Kriege.pdf<br />
1-3-b-Der-inszenierte-<br />
Konflikt.pdf<br />
1-3-c-<strong>Sudan</strong>-Experte-<br />
zweifelt.pdf<br />
10
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
a) Einstieg<br />
Lehrerinformation 1.4<br />
Leben im Flüchtlingslager<br />
Medien: Flüchtlingshütte bei Khartoum (Folie)<br />
(Anhang 1)<br />
Fotostory<br />
(Leben_Wueste.pdf)<br />
Bau einer Flüchtlingshütte<br />
(Arbeitsblatt 1.4a)<br />
Jugendbroschüre<br />
„Der lange Marsch des Peter Wuor“<br />
Technik: Tageslichtprojektor,<br />
evtl. Videobeamer + PC<br />
Wenn geplant ist, eine Ausstellung zum Thema<br />
<strong>Sudan</strong> zu gestalten, bietet es sich an, eine Flüchtlingshütte<br />
nachzubauen. Weil solche Notunterkünfte<br />
in der Regel aus Materialien bestehen, die<br />
andere Menschen weggeworfen haben, sind sie<br />
ohne großen Aufwand nachzubauen.<br />
Weitere Photos ermöglichen einen anschaulicheren<br />
Einblick in das Lagerleben.<br />
b) Reisebericht: Eine Schule in der Wüste<br />
· Medium: Eine Schule in der Wüste<br />
(Arbeitsblatt 1.4b)<br />
Frage an den Text: Was erfahrt ihr aus dem Reisebericht<br />
über das Leben im Flüchtlingslager?<br />
Lehrerinformation 1.5<br />
Der Weg zurück in die Heimat – Leben im Südsudan<br />
a) Medium: Film „Graces Reise“<br />
(auf der beiliegenden DVD)<br />
Der Film erzählt die Geschichte eines <strong>13</strong>jährigen<br />
Mädchens, das mit seinem Vater zusammen vom<br />
Flüchtlingscamp Jabarona bei Khartoum in den<br />
Südsudan reist. Sie erkunden für ihre Familie die<br />
Möglichkeiten und Chancen, die sich im Süden<br />
für sie bieten. Sie finden jedoch kein blühendes,<br />
sondern ein zerstörtes Land. Doch dann zeichnet<br />
sich ein Hoffnungsschimmer ab…<br />
Dieser Film führt das bisher Gelernte bildhaft<br />
zusammen. Der Film bietet Ausgangspunkte für<br />
Diskussionen und Überlegungen. Zum Beispiel:<br />
Wie können die Rückkehr von Flüchtlingen und der<br />
Wiederaufbau des <strong>Sudan</strong> gelingen?<br />
Einen Beitrag leisten die Salesianer Don Boscos<br />
mit ihrer Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche<br />
im Südsudan. Der Film zeigt in Ansätzen ihre<br />
Arbeit.<br />
Hier ergeben sich Verbindungsmöglichkeiten mit<br />
dem Unterrichtsbaustein 3 zu Entwicklungsstrategien.<br />
Dort werden die Millenniums Entwicklungsziele<br />
(MDG) der Vereinten Nationen als<br />
internationale Lösungsstrategien gegen Armut mit<br />
Praxisbeispielen verknüpft. Zum Thema „Wiederaufbau“<br />
eignen sich die MDGs (s.o.) 2, 3 und 8.<br />
b) Wie sieht das Leben im Südsudan aus?<br />
Vergleichen Sie hierzu den Unterrichtsbaustein 4:<br />
„Leben im <strong>Sudan</strong>“. Dort werden neben Sachinformationen<br />
vielfältige Aktionsmöglichkeiten angeboten,<br />
mit denen sich der südsudanesische Alltag ins<br />
<strong>Klasse</strong>nzimmer holen lässt.<br />
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Anhang 1<br />
Leben_Wueste.pdf<br />
Arbeitsblatt 1.4a<br />
Arbeitsblatt 1.4b<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
11
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Lehrerinformation 1.6<br />
Wie kann Frieden gelingen?<br />
Das Geheimnis der Versöhnung liegt in der<br />
Erinnerung, oder:<br />
Die Frage nach den Kriegsgründen als Chance<br />
für den Frieden<br />
Medien: Rupert Neudeck „Teilt den <strong>Sudan</strong>!<br />
Wie das afrikanische Land gerettet<br />
werden kann“; in: Die Zeit, 29. April 2004<br />
(1-6a-Neudeck.pdf)<br />
Hirtenbrief der sudanesischen<br />
Bischofskonferenz 2005<br />
(1-6b-Hirten.pdf)<br />
Hans-Christian Rößler: „Die anderen<br />
Opfer des Darfur-Konfliktes“; in: FAZ,<br />
9. August 2007.<br />
Der Text ist im Archiv der FAZ.Net<br />
enthalten und kann dort für 3,- € im pdf-<br />
Format bezogen werden. (www.faz.net).<br />
Eine Google-Suche nach „Die anderen<br />
Opfer“ergibt den Text kostenfrei im<br />
HTML-Format.<br />
Friedensgebet<br />
(Arbeitsblatt 1.6c)<br />
Diskussionsstoff hierzu bieten zwei Zeitungsartikel:<br />
der Artikel von R. Neudeck in „Die Zeit“ vom<br />
29.4. 2004 und der Artikel von H.-C. Rößler „Die<br />
anderen Opfer des Darfur-Krieges“ in „FAZ“ vom<br />
9.08.2007.<br />
Das Hirtenwort der sudanesischen Bischofskonferenz<br />
zum Friedensschluss 2005 zeigt Wege zum<br />
Frieden auf.<br />
Abschluss der Reihe könnte ein Friedensgebet<br />
sein, z.B. von Bischof Waku aus Khartoum.<br />
Im Rahmen einer Projektwoche oder einer Ausstellung<br />
könnte man sicher auch ein „Trommeln<br />
für den Frieden“ organisieren. Die Schüler können<br />
die Trommeln selbst herstellen und möglicherweise<br />
ein eigenes Lied oder einen Rap dazu dichten.<br />
(1-6d-Trommelbau.pdf)<br />
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1-6a-Neudeck.pdf<br />
1-6b-Hirten.pdf<br />
1-6d-Trommelbau.pdf<br />
www.faz.net<br />
Arbeitsblatt 1.6c<br />
12
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Arbeitsblatt 1.1<br />
Interview Peter Wuor<br />
1. Menschen im <strong>Sudan</strong> und ihre Schicksale<br />
Bei ihrer Projektreise im Mai 2007 konnten Benedict Steilmann (BS) und Claudia Steiner (CS)<br />
vom <strong>Discover</strong>-<strong>Sudan</strong>-Team in den Weiterbildungszentren der Salesianer Don Boscos in<br />
Khartoum, Wau und El Obeid Interviews mit Jungendlichen und Erwachsenen führen, in denen<br />
diese von ihren Fluchterfahrungen und Zukunftshoffnungen erzählten.<br />
Interview: Peter Wuor, 20 Jahre<br />
Peter: Wir verließen Bentiu während des Krieges, 1997. Die Menschen verhungerten und<br />
wir beschlossen, nach Uganda zu gehen, solange wir noch die Kraft dazu hatten.<br />
BS: Wer ist „Wir“?<br />
Peter: Meine Eltern und meine beiden Schwestern. Meine beiden älteren Brüder sind von<br />
der SPLA (<strong>Sudan</strong>esische Volksbefreiungsarmee) getötet worden.<br />
BS: Wie alt warst du damals?<br />
Peter: Ich war 10 Jahre alt, als wir aus Bentiu geflohen sind.<br />
BS: Warum haben sich deine Eltern für Uganda entschieden?<br />
Peter: Sie kannten Leute, auch aus Bentiu, die schon nach Uganda gegangen waren.<br />
BS: Wie seid ihr nach Uganda gekommen?<br />
Peter: Natürlich zu Fuß. Wir haben ungefähr ein Jahr dafür gebraucht, obwohl uns viele Menschen auf<br />
dem Weg geholfen haben.<br />
BS: Und wo in Uganda seid ihr dann angekommen?<br />
Peter: In einem Flüchtlingslager tief im Wald, wo schon lauter andere Flüchtlinge aus dem <strong>Sudan</strong> waren.<br />
Das Lager wurde von Soldaten beschützt, aber trotzdem hat die LRA (Lord´s Resistance Army) von<br />
Joseph Kony immer wieder angegriffen. Außerhalb des Lagers war es sehr gefährlich.<br />
BS: Wie war das Leben im Camp sonst?<br />
Peter: Na ja, wir besaßen nichts mehr. Aber immerhin konnten wir im Lager zur Schule gehen. Ich habe<br />
dort meine Volksschulbildung abgeschlossen (Primary School). Wir hatten sogar sehr nette Lehrer. Aber<br />
dann kam nichts mehr. Als dann immer mehr Leute zurückkehrten, wollte ich auch fort aus dem Lager.<br />
BS: Wo wolltest du hin?<br />
Peter: Ich hatte von einem Don Bosco Vocational Training Center (Don Bosco Ausbildungszentrum) in der<br />
Nähe von Kampala gehört, das unsere Lehrer für sehr gut hielten. Andere <strong>Sudan</strong>esen wiederum wussten<br />
von einem Don Bosco Training Center in El Obeid, und da habe ich gesagt, da will ich hin.<br />
BS: Warum?<br />
Peter: Na, um einen Beruf zu lernen.<br />
BS: Wie bist du denn dann nach El Obeid gekommen, von Uganda aus?<br />
Peter: Zuerst wurden meine Familie und ich mit einem Transporter von den UN nach Bentiu gebracht.<br />
Und dann bin ich weiter nach El Obeid gelaufen.<br />
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<strong>13</strong>
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
BS: Zu Fuß?<br />
Peter: Zu Fuß gehen ist normal (lacht). So viele <strong>Sudan</strong>esen sind nach Uganda oder Kongo oder Zentral-<br />
Afrika oder Nigeria geflohen, und alle sind sie zu Fuß gegangen. Da war mein Weg nach El Obeid ganz<br />
einfach. Schließlich war der Krieg schon vorbei.<br />
BS: Hattest du Gepäck dabei?<br />
Peter: Ich hatte nur etwas zu essen dabei. 12 Kilo Lebensmittel. Das war schon schwer.<br />
BS: Wie lange hast du gebraucht?<br />
Peter: Einen Monat.<br />
BS: Zeigst du mir deine Fußsohlen?<br />
Peter: (Grinst und zieht seine Flip Flops aus. Er hat immer noch völlig verhornte Füße.)<br />
BS: Was willst du mit dem, was du hier im Don Bosco Vocational Training Center lernst, machen?<br />
Peter: Ich möchte Elektriker werden. Ich will den Menschen im Süden das Licht bringen. (Grinst und freut<br />
sich selbst über seinen Scherz.)<br />
BS: Willst du denn unbedingt zurück?<br />
Peter: Ich will unbedingt zurück nach Bentiu. Der Süden ist viel besser als der Norden. Ich will unbedingt<br />
im Süden leben. Schließlich haben wir jetzt Frieden.<br />
BS: War es für deine Familie gar keine Frage, zurückzukehren?<br />
Peter: Nein. Wir haben den Gouverneur im Radio gehört, auf BBC. Das konnten wir im Lager hören. Er<br />
hat gesagt: „I need my people to come back to South-<strong>Sudan</strong>. We have peace.” Und das war doch völlig<br />
klar: Du brauchst Menschen, wenn du ein Land haben willst. Sonst ist es ja nur Bodenfläche. („You need<br />
people if you want a country. Otherwise you have only land.”)<br />
BS: Glaubst du, dass der Frieden dauerhaft ist?<br />
Peter: Ja, das glaube ich schon. Frieden ist möglich. Und wir brauchen den Norden nicht, um in Frieden<br />
leben zu können. Schlimm ist aber, dass soviel zerstört wurde. Auch dass wir keine Schulen mehr haben.<br />
Man muss weit laufen, wenn man eine gute Ausbildung will.<br />
BS: Willst du mal heiraten?<br />
Peter: (Grinst verlegen) Ich bin ein armer Mann, ich kann nicht heiraten. Ich brauche wenigstens 100<br />
Kühe um zu heiraten. Zuerst muss ich für mich selbst sorgen können, bevor ich für andere verantwortlich<br />
werde.<br />
Leitfragen<br />
1. Zeige, wie der Krieg Peters Leben geprägt hat.<br />
2. Welche Fluchtgründe werden deutlich?<br />
3. Wie sehen seine Zukunftspläne aus?<br />
4. Versuche mit Hilfe der Karte IDP-Return-Routes, Peters Fluchtweg zu rekonstruieren.<br />
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14
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Arbeitsblatt 1.4a<br />
Wie man eine Flüchtlingshütte baut<br />
Wenn Flüchtlinge aus dem Südsudan nach langen Fußmärschen und Lastwagenfahrten in<br />
den Flüchtlingslagern rund um Khartoum ankamen, hatten sie kaum noch etwas an Besitz<br />
bei sich. Genauso geht es immer noch den Menschen, die aus den Dörfern in Darfur in die<br />
Lager ziehen. Das Wort „Lager“ klingt allerdings besser, als es ist. Nach der ersten Nacht<br />
auf dem nackten Wüstenboden sehnen sich Neuankömmlinge nach etwas Schutz vor der<br />
sengenden Sonne und nach etwas Abgeschiedenheit. Dann beginnen sie mit dem Bau<br />
einer Notunterkunft.<br />
Alles, was sich verbauen lässt, wird dabei verwendet: Plastiktüten, Pappe, Decken, Gras,<br />
Blech, Holz. Am schwierigsten ist das Grundgerüst. In der Wüste wachsen keine Bäume<br />
oder Büsche, die entsprechende Stangen hergeben. <strong>Sudan</strong>esen aus Khartoum bieten sie<br />
in den Lagern zum Kauf an. Wer kein Geld dafür hat, braucht Geduld oder Glück, um das<br />
passende Material zu finden.<br />
Das ist wichtig bei einer Flüchtlingshütte:<br />
· Schutz vor der Sonne<br />
· Schutz vor Blicken<br />
· Schutz vor Wind<br />
· Platz für die ganze Familie<br />
Darauf kann keine Rücksicht genommen werden:<br />
· Schutz vor Kälte: Im Winter kann es zwar nachts empfindlich kalt werden. Aber das sind nur zwei bis<br />
drei Monate im Jahr. Man muss sich eben einschränken können.<br />
· Schutz vor Regen: Es regnet selten mehr als zweimal oder dreimal im Jahr. Dann allerdings sintflutartig.<br />
Wenn die Hütte zerstört wird, muss man sie eben wieder aufbauen.<br />
Das braucht ihr, um anzufangen:<br />
· Stangen für ein Grundgerüst<br />
· Bindfaden<br />
· Material zum Verkleiden<br />
Überlegt vorher, wie viele Leute Platz haben sollen und wie groß das Gerüst sein muss. Mit Bindfaden<br />
bindet ihr die Stangen zusammen. Form ist nicht wichtig, sondern Stabilität. Anschließend nehmt ihr alles,<br />
was ihr zum Verkleiden der Wände gefunden habt. Der Bindfaden hilft euch wieder, alles zu verknoten.<br />
Tipp<br />
Setzt euch einen Zeitpunkt, an dem ihr mit dem Bau beginnen wollt und versucht, mit dem zurechtzukommen,<br />
was ihr habt. Wenn die Hütte steht, könnt ihr weitere Verbesserungen anbringen. Zum Beispiel die<br />
eine löchrige Decke gegen eine stärkere Plane austauschen, noch einige Bretter zur Verstärkung annageln<br />
und so weiter.<br />
Viel Erfolg!<br />
P.S.: Wenn ihr euer Haus fertig gebaut habt, dann macht doch ein Bild davon. Schickt es uns mit einer<br />
E-Mail oder mit der Schnecken-Post. Wir würden eure Hütte nämlich gerne auf unserer Internet-Seite<br />
zeigen. Vergesst nicht, eure Namen dazu zu schreiben. (info@discover-sudan.de)<br />
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info@discover-sudan.de<br />
15
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Arbeitsblatt 1.4b<br />
Eine Schule in der Wüste Autorin: Claudia Steiner<br />
Eine Schule in der Wüste<br />
Fast 40 Schüler sitzen im Halbdunkel ihres <strong>Klasse</strong>nraums und mustern uns neugierig. Durch<br />
das Schilfdach fällt diffuses Sonnenlicht. Als sich unsere Augen an das wenige Licht gewöhnt<br />
haben, sehen wir, dass die Jungen auf der einen und die Mädchen auf der anderen Seite des<br />
Raumes sitzen. Alle haben Schuluniformen an. Auf den Schulbänken liegen Schreibhefte.<br />
Schulbücher suchen wir vergebens. Die nackten Wände aus Lehmsteinen haben keine<br />
Fenster, dafür prangt hier und dort ein Loch. Die Tafel steht auf einem Stuhl. Es ist heiß wie<br />
in einem Backofen. Die Schule liegt mitten im Flüchtlingscamp Jabarona in der Nähe von<br />
Khartoum. Sicherlich nicht das, was wir in Deutschland als “gute Lernatmosphäre“ bezeichnen<br />
würden.<br />
Joseph Obura hat uns hergebracht. Er ist Pfarrer in Jabarona. Die Schule, die zur Gemeinde<br />
gehört, ist eine der wenigen in ganz Jabarona. Es ist eine Primary School, eine Volksschule<br />
bis zum achten Schuljahr, wie es sie früher auch in Deutschland gab.<br />
Die Schüler lernen gerne. Sie kommen sogar in den Ferien. Jeden Vormittag sitzen gut 250<br />
Mädchen und Jungen zwischen 6 und 16 Jahren unter dem Grasdach und büffeln. „Ich will<br />
möglichst viel lernen, bevor wir zurück in unser Heimatdorf im Südsudan gehen“, sagt Naomi,<br />
<strong>13</strong> Jahre. „Hier im Lager gibt es sonst nichts zu tun“, meint der 16-jährige Lawrence, „da<br />
komme ich lieber hier in die Schule und übe für die nächsten Prüfungen“.<br />
Beide sind in Jabarona geboren, weit weg von der Heimat ihrer Eltern, dem Südsudan. Sie haben<br />
das Land nie gesehen, sondern sind hier im Staub von Jabarona aufgewachsen, inmitten<br />
von zwei Millionen anderen Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Süden. Hier ist es anders als<br />
im lebendigen Süden. Stille ruht über dem Land, kein Lufthauch geht. Es ist, als würden alle<br />
auf etwas warten.<br />
Nach unserem Schulbesuch fahren wir weiter. Hütten aus zerfetzten Plastikbahnen und<br />
Stoffresten wechseln sich mit Häusern aus getrockneten Lehmsteinen ab. Vor einem solchen<br />
Haus halten wir. Hier wohnt die Familie von Joseph Obura. Seine Schwester und seine<br />
Schwägerin sitzen im Hof und waschen Wäsche. Kinder kommen angelaufen und bestaunen<br />
uns. Fremde sind hier eine Attraktion. Im Innern des Lehmhauses ist es erstaunlich kühl für<br />
einen Tag mit über 52 Grad in der Sonne, die mittags senkrecht steht, so dass nirgendwo<br />
Schatten herrscht. Offen gestanden sind wir froh, wieder zurück nach Khartoum fahren zu<br />
können.<br />
Auf der Rückfahrt sehen wir eine Köhlerei: Holzkohle liegt zum Verkauf aus. In der Wüste gibt<br />
es nichts außer Sand und Sonne. Eselskarren mit Wassertanks kreuzen unseren Weg. Wasser,<br />
Brennmaterial und Lebensmittel sind teuer. Ein Kanister von 20 Litern muss oft einen Tag<br />
lang für eine achtköpfige Familie reichen, Waschen und Kochen inklusive. Geld verdienen ist<br />
schwer, denn Arbeit im Camp ist rar. Viele versuchen ihr Glück mit Gelegenheitsarbeiten im<br />
20 Kilometer entfernten Zentrum von Khartoum.<br />
Die meisten Lagerbewohner träumen von der Rückkehr in ihre Heimat, so wie John Lemor.<br />
Der 23-jährige ist Lehrer an der Volksschule von Joseph Obura. „Ich würde am liebsten sofort<br />
gehen, aber wovon soll ich die weite Fahrt bezahlen?“, sagt er. Die hohen Kosten und die Unsicherheit,<br />
noch mal ganz bei Null anzufangen, halten viele Flüchtlinge davon ab, sich wirklich<br />
in den Süden aufzumachen. Die Zukunftsaussichten im Lager sind nicht rosig, aber man kann<br />
sie wenigstens einschätzen.<br />
Von insgesamt viereinhalb Millionen Flüchtlingen sind bisher erst zwei Millionen in den Südsudan<br />
zurück gekehrt. Damit sich auch der Rest auf den Weg macht, sind Hilfe bei der Rückkehr<br />
und der schnelle Aufbau von Dörfern, Straßen, Schulen und Krankenstationen im Süden<br />
nötig. Dann gehören die staubigen, trostlosen Camps in der Backofen-Wüste vor Khartoum<br />
hoffentlich bald der Vergangenheit an.<br />
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16
Unterrichtsbaustein 1 I Flüchtlinge<br />
Arbeitsblatt 1.6c<br />
Friedensgebet<br />
Bitte um Menschlichkeit<br />
Wir bitten dich<br />
mit der Kirche im <strong>Sudan</strong>:<br />
Wir erheben unsere Augen<br />
und Hände zum Himmel.<br />
Herr, wir bitten nicht um den Himmel.<br />
Wir bitten um Nahrung<br />
um Frieden und Gleichheit,<br />
um Liebe und Solidarität<br />
unter den Menschen hier auf Erden.<br />
Herr, jetzt hast du uns verwirrt.<br />
Es ist schwierig, dich zu finden,<br />
denn du bist zu uns gekommen<br />
und hast dein Ebenbild auf jedes<br />
menschliche Antlitz gedrückt.<br />
Warum aber zeigen diese Gesichter<br />
immer nur Konflikte,<br />
Hass und Selbstsucht?<br />
Herr, gib allen Menschen<br />
ihre Menschlichkeit zurück!<br />
Gabriel Zubeir Wako,<br />
Erzbischof von Khartoum, <strong>Sudan</strong><br />
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17
Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe Autor: Johannes Bergmann 1<br />
Inhalt<br />
· Lehrerinformation 2.1: Leitfragen zum Text „Der lange Weg zum Frieden“<br />
· Arbeitsblatt 2.1: Geografie und Vielvölkerstaat<br />
· Arbeitsblatt 2.2: Basisdaten zum <strong>Sudan</strong><br />
· Arbeitsblatt 2.4: Zeittafel<br />
· Arbeitsblatt 2.5: Leitfragen zum Text „Der lange Weg zum Frieden“<br />
· Arbeitsblatt 2.6: Der Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong> (<strong>Klasse</strong>n 7-10)<br />
· Anhang 3: Folie Karten<br />
Als PDF-Datei auf der beiliegenden CD<br />
· Arbeitsblatt 2.3: „Der lange Weg zum Frieden“ (Ab <strong>Klasse</strong> 10)<br />
· Arbeitsblatt 1.6a: „Teilt den <strong>Sudan</strong>!“<br />
· Arbeitsblatt 2.7: John Garang<br />
· Arbeitsblatt 2.8: Der Schillernde Diktator<br />
· Arbeitsblatt 2.9: Die neuen Kolonialherren<br />
1 Johannes Bergmann ist Politologe und Islamwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist.<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong><br />
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Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Lehrerinformation 2.1:<br />
Leitfragen zum Text „Der lange Weg zum Frieden“<br />
und weiterführende Impulse<br />
Die Arbeitsblätter 2.1 und 2.2 geben einen kurzen Überblick über die wichtigsten Daten zum <strong>Sudan</strong><br />
(Bevölkerung, Geografie, Wirtschaft).<br />
Die Geschichte des <strong>Sudan</strong> und die Gründe für die Bürgerkriege im Südsudan haben wir in zwei Texten<br />
und einer Zeittafel aufgearbeitet. Der Text „Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong>: Europäisches Erbe“ (Arbeitsblatt 2.6)<br />
richtet sich an die <strong>Klasse</strong>n 7-9, evtl. bis 10.<br />
Das Arbeitsblatt 2.3 „Der lange Weg zum Frieden“ ist für die Oberstufe gedacht (evtl. ab <strong>Klasse</strong> 10) und<br />
schlägt einen weiten Bogen durch die neuere Geschichte des <strong>Sudan</strong>. Auf dem Arbeitsblatt 2.4 finden Sie<br />
eine zusammenfassende Zeittafel als Überblick. Das begleitende Arbeitsblatt 2.5 bietet Schülerinnen und<br />
Schülern der Oberstufe eine Menge Fragen und Anregungen, um sich mit der jüngeren Geschichte sowie<br />
den Gründen der Konflikte im <strong>Sudan</strong> auseinanderzusetzen. Einzelne Fragen können Sie sicherlich auch für<br />
die <strong>Klasse</strong>n 7-9 nutzen. Anhang 3 zeigt die Verteilung von Öl und Gas im <strong>Sudan</strong> und eine politische Karte.<br />
Im Folgenden geben wir Ihnen zusätzliche Anregungen und weitere Impulse zu den Arbeitsblättern.<br />
Hinweise auf Zusatzquellen vervollständigen die Informationen für Sie als Lehrer/in.<br />
1. Erarbeiten Sie anhand des Textes „Der lange<br />
Weg zum Frieden“ die Gründe für den Bür-<br />
gerkrieg von 1983 bis 2005.<br />
(Koloniale Vergangenheit, Mitbestimmung, Macht<br />
und Einfluss, Autonomie, Ungleiche Verteilung von<br />
Ressourcen (Öl und Wasser), Ethnische Aspekte,<br />
religiöse Aspekte)<br />
2. Stellen Sie Interessen und Ziele der<br />
Kolonialmächte dar<br />
Wichtige Aspekte können hier sein: Monokultur,<br />
Infrastruktur, Bildung.<br />
Gab es auch positive Aspekte? (Immerhin erlaubte<br />
die Zeit der kolonialen Fremdbestimmung den<br />
Menschen ein relativ friedliches Miteinander?)<br />
(Erklärtes Ziel der Kolonialherren war zudem, die<br />
Sklaverei zu beenden.)<br />
3. Erörtern Sie vor dem Hintergrund der Bom-<br />
bardierung von Ash-Shifa die vermeintliche<br />
Legitimität von sogenannten Präventivschlä-<br />
gen.<br />
(Begründung für den Irakkrieg; Bombardierung<br />
eines im Bau befindlichen irakischen Atomreaktors<br />
durch Israel 1981; ähnliche Drohung heute in<br />
Hinblick auf Irans Atomprogramm...; Diskussion<br />
um Abschuss eines mit Selbstmordattentätern<br />
besetzten Flugzeugs...)<br />
Hierzu benötigen Sie folgende Zusatztexte:<br />
Text „Blind gebombt“,<br />
in: Der Spiegel vom 2.08.1999.<br />
Text „Raketen aus dem Lichterbaum“,<br />
in: Der Spiegel, vom 31.08.1998.<br />
Text „Clintons falsches Angriffsziel“,<br />
in: Der Spiegel, vom 31.07.2000.<br />
Alle drei Texte sind im Spiegel-Online-Archiv<br />
enthalten und können für jeweils 0,50 € im pdf-<br />
Format bezogen werden. www.spiegel-online.de<br />
Wikipedia-Artikel zu ash-Shifa-Arzneimittelfabrik<br />
4. Wie beurteilen Sie verschiedene Formen<br />
moderner Entwicklungszusammenarbeit?<br />
(IWF, Weltbank, BMZ, Salesianer...)<br />
Sie können in die Diskussion einbringen, ob dies<br />
eine moderne Form der Kolonialisierung sein kann.<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollten positive und<br />
negative Aspekte herausarbeiten.<br />
Z. B. sind die Vergabe von Krediten oftmals an den<br />
Abbau von Subventionen im Bereich von Grundnahrungsmitteln<br />
gebunden (s. Text).<br />
Sind die Forderungen nach Privatisierung der Wirtschaft,<br />
die regelmäßig einen erheblichen Anstieg<br />
der Arbeitslosigkeit hervorruft und somit zu einer<br />
Verarmung der Menschen führt, gerechtfertigt?<br />
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Arbeitsblätter 2.1 - 2.6<br />
www.spiegel-online.de<br />
www.wikipedia.de<br />
19
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
5. Welche Perspektive halten Sie für den<br />
<strong>Sudan</strong> wünschenswert?<br />
Diese Zusatztexte helfen Ihnen bei der Bearbeitung<br />
dieses Punktes.<br />
Auszüge des Friedensabkommens von 2005:<br />
Von der Regierung der Republik <strong>Sudan</strong> und der<br />
sudanesischen Volksbefreiungsbewegung/<strong>Sudan</strong>esische<br />
Volksbefreiungsarmee gemeinsam beschlossener<br />
Text über die Präambel, die Prinzipien<br />
und den Übergangsprozess, Auszüge im Internet<br />
bei missio-aachen.de (als Anhang im Text von<br />
H. Euler: „Zur Lage der Menschenrechte im <strong>Sudan</strong>.<br />
Islamischer Staat und kulturelle Vielfalt“,<br />
S. 66 - 72) http://www.missio-aachen.de/<br />
angebote-medien/shop/menschenrechte<br />
(Der Artikel ist kostenfrei als Download erhältlich.)<br />
Artikel „Teilt den <strong>Sudan</strong>!“ von Rupert Neudeck,<br />
in: Die Zeit, vom 29.04.2004.<br />
(auf der CD im Baustein 1 1-6-a-Neudeck.pdf)<br />
Hirtenbrief der Katholischen Bischofskonferenz<br />
des <strong>Sudan</strong> aus Anlass der Unterzeichnung des<br />
umfassenden Friedensabkommens (2005) (1-6-b-<br />
Hirten.pdf)<br />
„Erklärung der Bischöfe zur kritischen Situation<br />
in Darfur“ (2004); http://www.missio-aachen.de/<br />
angebote-medien/zeitschriften/weltkirche<br />
(Der Artikel ist kostenfrei als Download erhältlich.)<br />
Interview mit John Garang (28.07.2005)<br />
(2-7-Garang.pdf)<br />
Text „Der schillernde Diktator“ (Omar al-Baschir),<br />
in: Frankfurter Rundschau, vom 9.8.2007. (2-1-<br />
Diktator.pdf)<br />
Alternativ zur Formulierung eines Leserbriefes sind<br />
bei diesem Punkt auch eine Podiumsdiskussion<br />
oder eine klassisch geführte Debatte zur Zukunft<br />
des <strong>Sudan</strong> möglich.<br />
6. Rollenspiel Friedensverhandlung<br />
Stellen Sie mit Ihrer <strong>Klasse</strong> in einem Rollenspiel<br />
die Friedensverhandlungen zwischen John Garang<br />
(SPLA) und Omar al-Bashir (Präsident des <strong>Sudan</strong>)<br />
nach.<br />
Eine Gruppe berät John Garang, eine zweite Omar<br />
al-Bahsir. Jede Gruppe überlegt sich vorab:<br />
ihre eigene Position / ihre Verhandlungsmasse /<br />
die Situation der anderen Seite.<br />
Wichtige Aspekte dabei sind: Grenzziehung, Regierungsbeteiligung,<br />
Einnahmen aus den Ölquellen,<br />
Kontrolle über die Provinzen des Südens, Truppenverteilung,<br />
Kriegsgefangene<br />
7. Sollte sich Deutschland an der Friedens-<br />
mission im <strong>Sudan</strong> beteiligen?<br />
Organisieren Sie eine Stammtisch-Diskussion mit<br />
anschließender Reflexion der Argumente oder<br />
organisieren Sie Ihre Diskussion nach dem Vorbild<br />
der WDR-Sendung „HART aber fair“.<br />
8. Stellen Sie die Interessen von Staaten wie<br />
China, den USA oder Russland im <strong>Sudan</strong> dar.<br />
Zum weiteren Hintergrund: „Die neuen Kolonialherren.<br />
China erobert Afrika...“, in: „Die Zeit“,<br />
14.09.2006 (2-9-China-Afrika.pdf)<br />
Wirtschaftliche und politische Interessen:<br />
· Öl-Förderrechte im Südsudan und Darfur,<br />
· Interesse an Waffenverkäufen;<br />
· Die Nachbarstaaten Tschad und Eritrea auf<br />
lokaler Ebene (Unterstützung „eigener“ Ethnien<br />
über die Landesgrenzen hinweg);<br />
· Das Handeln von Russland, China und den USA<br />
auf internationaler Ebene.<br />
Textstellen zum Zusammenleben der Völker<br />
„In Afrika gibt es keine Grenzen; nicht einmal<br />
zwischen Leben und Tod.“<br />
Léopold Sédar Senghor<br />
(Philosoph und Ex-Präsident des Senegal)<br />
Textstellen zum Zusammenleben<br />
der Völker aus Koran und Bibel<br />
...Und hätte Gott gewollt, so hätte er euch zu einer<br />
einzigen Gemeinde gemacht; doch will er euch<br />
prüfen in dem, was er euch gab. Darum wetteifert<br />
miteinander im Guten...<br />
Koran 5,48<br />
Oh ihr Menschen, Wir haben euch von Mann und<br />
Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen<br />
gemacht, dass ihr einander kennen möchtet.<br />
Wahrlich, der Angesehenste von euch ist vor Gott<br />
der, der unter euch der Gerechteste ist. Siehe,<br />
Gott ist allwissend, allkundig.<br />
Koran 49,<strong>13</strong><br />
Und würde Gott nicht die einen Menschen durch<br />
die anderen im Zaum halten, so wären gewiss<br />
Klöster und Kirchen und Synagogen niedergerissen<br />
worden, worin der Name Gottes oft genannt<br />
wird. Gott wird sicherlich dem beistehen, der Ihm<br />
beisteht. Gott ist fürwahr allmächtig, gewaltig.<br />
Koran 22,41<br />
Verurteilt nicht andere, damit Gott euch nicht verurteilt.<br />
Denn euer Urteil wird auf euch zurückfallen,<br />
und ihr werdet mit dem selben Maß gemessen,<br />
das ihr bei anderen anlegt. Warum siehst du den<br />
Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken<br />
in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?<br />
Matthäus 7,<strong>13</strong><br />
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2-9-China-Afrika.pdf<br />
1-6-a-Neudeck.pdf<br />
www.missio-aachen.de<br />
www.frankfurter-<br />
rundschau.de<br />
2-7-Garang.pdf<br />
2-8-Diktator.pdf<br />
20
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Arbeitsblatt 2.1<br />
Geografie und Vielvölkerstaat<br />
Geografie des <strong>Sudan</strong><br />
Der <strong>Sudan</strong> umfasst eine Fläche von 2,5 Mio. km 2 und ist damit das größte Land Afrikas und das zehntgrößte<br />
Land der Erde überhaupt. Damit ist es siebenmal größer als die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 2100 km. Im Norden grenzt das „Land der Schwarzen“, so die<br />
arabische Bezeichnung für den <strong>Sudan</strong>, an Ägypten und Libyen, im Süden an Kenia, Uganda, den Kongo<br />
und die Zentralafrikanische Republik. Von der Westgrenze (Tschad) zur Ostgrenze (Äthiopien und Eritrea)<br />
beträgt seine Ausdehnung rund 1500 km. Die Fläche des Südsudans ist mit 650.000 km 2 noch rund dreimal<br />
so groß wie die der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Klimatisch teilt sich das Land in drei Zonen: Im Norden herrscht Wüstenklima vor, im Zentralsudan tro-<br />
penheißes Steppenklima und im Süden wintertrockenes Savannenklima. Während unserer europäischen<br />
Sommerzeit ist im Süden des <strong>Sudan</strong> Regenzeit, in der es für die Bevölkerung zu gefährlichen Überschwemmungen<br />
kommt. Wiederkehrende Dürreperioden, Bodenerosionen und Desertifikation sind zudem<br />
ständige Bedrohungen für die Bauern und die Menschen des Landes überhaupt. Die landwirtschaftlich<br />
nutzbaren Flächen haben die doppelten Ausmaße der Bundesrepublik. Allerdings werden jedoch nur 15%<br />
von ihnen landwirtschaftlich genutzt.<br />
Der <strong>Sudan</strong> als Vielvölkerstaat<br />
Derzeit leben rund 38 Mio. Einwohner im <strong>Sudan</strong>. Damit hat sich die Bevölkerung in den vergangenen 25<br />
Jahren trotz zahlreicher Bürgerkriege, die den <strong>Sudan</strong> heimgesucht haben, verdoppelt. Die Bevölkerung des<br />
Landes ist jung: 40% der <strong>Sudan</strong>esen sind unter 15 Jahre alt, das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt<br />
knapp unter 19 Jahre; die Lebenserwartung der Menschen bei 49 Jahren.<br />
Der Nil ist zusammen mit dem Atbara, der aus dem äthiopischen Hochland kommt, die Lebensader des<br />
Landes. Am Zusammenfluss von Weißem und Blauem Nil leben in der Hauptstadt Khartoum und den Städten<br />
Omdurman und Bahri zusammen 6,2 Millionen Menschen. Rund jeder sechste Einwohner <strong>Sudan</strong>s ist<br />
durch die Kriege der letzten 20 Jahre zum Flüchtling im eigenen Land geworden.<br />
Der <strong>Sudan</strong> ist ein ausgesprochener Vielvölkerstaat und gilt ethnisch wie kulturell als das vielfältigste Land<br />
Afrikas überhaupt. Insgesamt wurden 572 Ethnien gezählt. Für 70 Prozent der Bevölkerung ist Arabisch die<br />
Mutter- und Verkehrssprache. Im Südsudan werden neben Englisch noch über 140 verschiedene Sprachen<br />
gesprochen.<br />
Die ethnische Zusammensetzung des Landes<br />
Im Norden leben vor allem islamisch-arabische Völker. Sie machen etwa 40% der Gesamtbevölkerung<br />
aus. Im Westen gehört die Bevölkerung zu den nomadischen Beggara-Völkern, zu denen vor allem die Fur,<br />
Zaghawa und Messalit (insges. 20 % der Bevölkerung) gehören. Im Osten herrschen vor allem die Rasheida-<br />
und Beja-Völker. Im Zentrum des Landes sowie im Süden sind nilotische Völker wie Dinka, Nuer, Shilluk<br />
u.a. vorherrschend. Sie bilden ca. 30. % der Bevölkerung und sind hauptsächlich Anhänger verschiedener<br />
Naturreligionen. Zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum christlichen Glauben.<br />
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21
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Arbeitsblatt 2.2<br />
Basisdaten zum <strong>Sudan</strong><br />
<strong>Sudan</strong> Deutschland<br />
Fläche: 2.505.805 km 2 , davon 1,85 Mio. km 2 357.050 km 2<br />
Nordsudan, 650.000 km 2 Südsudan<br />
Einwohnerzahl: ca. 38 Mio., 572 Ethnien 82,4 Mio.<br />
(Schätzung Auswärtiges Amt)<br />
Sprachen: Arabisch (Mutter- oder Verkehrssprache für Deutsch<br />
ca. 70% der Bevölkerung), im Südsudan Englisch sowie Minderheitensprachen Friesisch,<br />
weitere einheimische Sprachen (über 140 Sprachen). Sorbisch, Dänisch und Romanes<br />
0-14 Jahre: 41,6 % 0-14 Jahre: <strong>13</strong>,9%<br />
15-64 Jahre: 56 % 15-64: 66%<br />
65 Jahre +: 2,4% 65 Jahre +: 19,8%<br />
Durchschnittsalter: 18,7 Jahre Durchschnittsalter: 41<br />
Lebenserwartung: 49 Jahre 79 Jahre<br />
Kindersterblichkeit: ca. 9,2% 0,4%<br />
Jede Frau bekommt durchschnittlich 4,7 Kinder 1,4 Kinder<br />
Religion: 70% Muslime, 20% animistische 33% Protestanten,<br />
Religionen, 5% Katholiken, 5% Protestanten 33% Katholiken,<br />
(v. a. im Süden) 3% Muslime<br />
Analphabetenquote bei den über 15-jährigen : 40% 0,75-3 %<br />
40% unter der absoluten Armutsgrenze von 1US $/ Tag <strong>13</strong>,9 % in relativer Armut*<br />
Bruttoinlandsprodukt: 96 Milliarden $ 2,6 Billionen $<br />
* In Entwicklungs- und Schwellenländern gilt als arm, wer weniger als einen oder zwei Dollar am Tag zur Verfügung hat. Industrieländer sprechen von<br />
„relativer Armut“. Hier wird als arm angesehen, wer weniger als 60 Prozent des nationalen Durchschnittseinkommens verdient. Für Deutschland ergibt<br />
sich so eine Armutsgrenze von 730,20 Euro im Westen und 604,80 Euro Einkommen im Osten pro Monat.<br />
Quellen: www.auswaertiges-amt.de, www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook, www.statistisches-bundesamt.de<br />
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22
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Arbeitsblatt 2.4<br />
Zeittafel<br />
Politische Ereignisse im <strong>Sudan</strong><br />
1955 Aufstände südlicher Truppenverbände:<br />
Der erste Bürgerkrieg im Südsudan beginnt mit einem Aufstand von Soldaten<br />
in der Stadt Torit.<br />
1. Januar 1956 Der <strong>Sudan</strong> wird unabhängig.<br />
November 1958 Die Armee übernimmt die Macht.<br />
Oktober 1964 Ein Volksaufstand beendet die Militärdiktatur.<br />
1969 Staatsstreich durch Oberst Jaafar al-Numeiri.<br />
1972 Das Abkommen von Addis Abeba beendet den Bürgerkrieg im Süden.<br />
1983 Gründung der <strong>Sudan</strong>esischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) unter Führung<br />
von Oberst John Garang; Beginn des zweiten Bürgerkrieges im Südsudan;<br />
Einführung der Scharia.<br />
1985 John Garang verkündet sein politisches Programm für einen „Neuen <strong>Sudan</strong>“.<br />
März/April 1985 Militärputsch und Volksaufstände setzen der Diktatur al-Numeiris ein Ende.<br />
Die islamische Umma-Partei gewinnt die Wahlen.<br />
30. Juni 1989 Staatsstreich des Generals Omar al-Bashir, der bis heute Staatsoberhaupt ist.<br />
November 1997 Die USA verhängen ein Embargo gegen den <strong>Sudan</strong>.<br />
Februar/März 2003 In Darfur liefern sich Aufständische und regierungstreue Milizen heftige Kämpfe.<br />
September 2004 Der UN-Sicherheitsrat droht der sudanesischen Regierung mit Sanktionen.<br />
9. Januar 2005 SPLA und Regierung unterzeichnen ein Friedensabkommen (CPA)<br />
für den Südsudan.<br />
1. August 2005 SPLA-Führer John Garang, seit Juli Vizepräsident des <strong>Sudan</strong>, stirbt bei<br />
einem Hubschrauberabsturz.<br />
5. Mai 2006 Die <strong>Sudan</strong>esische Befreiungsbewegung SLM im Westen des <strong>Sudan</strong> schließt ein<br />
Friedensabkommen mit der Regierung, das von zwei kleineren Rebellenfraktio-<br />
nen in Darfur nicht akzeptiert wird.<br />
28. Dezember 2006 Khartoum akzeptiert widerstrebend die Entsendung einer gemeinsamen<br />
Friedenstruppe der Afrikanischen Union und der UNO nach Darfur.<br />
14. Februar 2007 Auf dem Frankreich-Afrika-Gipfel in Cannes lehnt der <strong>Sudan</strong> die Stationierung<br />
von UN-Truppen ab.<br />
12. Juni 2007 Khartoum akzeptiert eine gemischte Friedenstruppe von UN-Soldaten und<br />
Soldaten der Afrikanischen Union zur Überwachung des Darfur-Abkommens.<br />
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23
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Arbeitsblatt 2.5<br />
Leitfragen zum Text „Der lange Weg zum Frieden“<br />
Erarbeiten Sie anhand des Textes „Der lange Weg zum Frieden“ die Gründe für den<br />
Bürgerkrieg von 1983 bis 2005.<br />
Stellen Sie Interessen und Ziele der Kolonialmächte dar.<br />
· Wohin führte die Ausbeutung an Rohstoffen?<br />
· Wie bewerten Sie die ägyptisch-europäische Kolonialzeit?<br />
· Gab es auch positive Aspekte?<br />
Erörtern Sie vor dem Hintergrund der Bombardierung von Ash-Shifa die vermeintliche<br />
Legitimität von sogenannten Präventivschlägen.<br />
· Textmaterial: „Blind gebombt“,in: Der Spiegel vom 2.8.1999; „Raketen aus dem Lichterbaum“,<br />
in: Der Spiegel vom 31.8.1998, „Clintons falsches Angriffsziel“, in: Der Spiegel vom 31.7.2000,<br />
Wikipedia-Artikel zu ash-Shifa-Arzneimittelfabrik.<br />
Wie beurteilen Sie verschiedene Formen moderner Entwicklungszusammenarbeit?<br />
(z.B. IWF, Weltbank, BMZ, Salesianer Don Boscos, Deutscher Entwicklungsdienst ...)<br />
· Welche positiven und negativen Folgen kann Entwicklungszusammenarbeit haben?<br />
Z. B. sind die Vergabe von Krediten oftmals an den Abbau von Subventionen im Bereich von<br />
Grundnahrungsmitteln gebunden (s. Text).<br />
· Halten Sie die Forderungen nach Privatisierung der Wirtschaft, die oft einen erheblichen Anstieg der<br />
Arbeitslosigkeit hervorruft und somit zu einer Verarmung der Menschen führt, gerechtfertigt? Warum?<br />
Warum nicht?<br />
Welche Perspektive halten Sie für den <strong>Sudan</strong> wünschenswert?<br />
· Textmaterial: R. Neudeck, „Teilt den <strong>Sudan</strong>!“ (Die Zeit, 29.4.2004)<br />
· Pastoralschreiben der kath. Bischofskonferenz des <strong>Sudan</strong> aus Anlass der Unterzeichnung des<br />
umfassenden Friedensabkommens am 26.2.2005<br />
· Welche Hoffnungen formulieren die Bischöfe nach dem Friedensschluss?<br />
· Formulieren Sie einen Leserbrief zu dem Artikel von R. Neudeck.<br />
Sollte sich Deutschland an der Friedensmission im <strong>Sudan</strong> beteiligen?<br />
· Organisieren Sie eine Stammtisch-Diskussion mit anschließender Reflexion der Argumente oder organisieren<br />
Sie Ihre Diskussion nach dem Vorbild der WDR-Sendung „HART aber fair“.<br />
„In Afrika gibt es keine Grenzen;<br />
nicht einmal zwischen Leben und Tod.“<br />
· Diskutieren Sie das Zitat des Philosophen und Ex-Präsidenten des Senegal Léopold Sédar Senghor.<br />
Stellen Sie die Interessen von Staaten wie China, den USA oder Russland im <strong>Sudan</strong> dar.<br />
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24
Unterrichtsbaustein 2 I Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Arbeitsblatt 2.6<br />
Der Bürgerkrieg im <strong>Sudan</strong>:<br />
Europäisches Erbe Autor: Benedict Steilmann<br />
Der zweite Bürgerkrieg im südlichen <strong>Sudan</strong> hat 21<br />
Jahre gedauert, von 1983 bis 2005. Einige behaupten,<br />
das sei nur die Fortsetzung des ersten Bürgerkriegs<br />
gewesen, der 1955, kurz vor der Unabhängigkeit<br />
des <strong>Sudan</strong>s von England, begonnen und bis<br />
1972 gedauert hat. Seit es den Staat <strong>Sudan</strong> gibt,<br />
herrscht dort also länger Krieg als Frieden.<br />
Der Streit begann noch in der Endphase der Kolo-<br />
nialzeit. Der heutige <strong>Sudan</strong> war um 1900 noch eine<br />
Kolonie, die offiziell unter gemeinsamer Verwaltung<br />
von Großbritannien und Ägypten stand. Tatsächlich<br />
waren jedoch die Engländer die eigentlichen Herr-<br />
scher. In den 1930er Jahren wurde im Süden die<br />
sogenannte „Southern Policy“ betrieben, die<br />
faktisch eine Trennung zwischen dem Nord- und<br />
dem Südsudan zur Folge hatte, ganz so, wie es die<br />
Verhältnisse heute widerspiegeln: der muslimischarabisch<br />
geprägte Norden und der Süden, wo<br />
Animisten (Anhänger von Naturreligionen) und<br />
Christen leben.<br />
Die Briten begannen im nördlichen <strong>Sudan</strong> mit dem<br />
Anbau von Baumwolle. Die großen Plantagen lagen<br />
am Nil, weil Baumwolle besonders viel Wasser<br />
braucht. Die langjährige monokulturelle Bewirtschaftung<br />
führte zu massiven Umweltschäden.<br />
Außerdem vernachlässigten die Briten den Anbau<br />
von Getreide, das deswegen zu teuren Preisen<br />
importiert werden musste. Armut war die Folge.<br />
Die Menschen im Nordsudan gerieten in immer<br />
stärkere Abhängigkeit von der Baumwolle.<br />
Wegen des wirtschaftlichen Schwerpunktes im<br />
Norden entwickelten die Briten dort wirtschaftliche<br />
und politische Infrastruktur, das heißt sie bauten<br />
Straßen, führten Verwaltungseinheiten ein und<br />
bauten mit Port <strong>Sudan</strong> sogar einen Seehafen am<br />
Roten Meer. Den Süden beließen sie so, wie er<br />
war: Hier gab es weder Straßen noch Schulen.<br />
Man wolle die kulturelle Eigenständigkeit des<br />
Südens bewahren, hieß es. Tatsächlich wollten<br />
die Briten verhindern, dass sich die Bevölkerung<br />
beider Kolonieteile gegen sie verbündete. Deswegen<br />
wurde das schon weit verbreitete Arabisch<br />
im Süden verboten, ebenso arabische Kleidung.<br />
Die neue Amtssprache war Englisch. Den Schulunterricht<br />
führten christliche Missionare durch.<br />
Muslimische Schulen wurden geschlossen. Eine<br />
politische und kulturelle Einheit des <strong>Sudan</strong> konnte<br />
so nicht mehr entstehen.<br />
Als in den 1940ern viele europäische Kolonialmächte<br />
anfingen, ihren Rückzug aus den afrikanischen<br />
Kolonien vorzubereiten, begannen die<br />
Engländer damit zuerst nur im Norden. Erst sehr<br />
spät entschieden sie sich, aus dem Norden mit<br />
seinen klaren Verwaltungsstrukturen und dem<br />
dörflichen, ursprünglichen Süden eine politische<br />
Einheit zu machen. Als das Land 1956 in die Unabhängigkeit<br />
entlassen wurde, waren nur sechs von<br />
insgesamt 800 Stellen in der Verwaltung mit Südsudanesen<br />
besetzt. Es gab im ganzen Südsudan<br />
nicht mehr Menschen, die für eine solche Aufgabe<br />
ausgebildet waren.<br />
Die neue Regierung in Khartoum konnte aus dem<br />
neuen Vielvölkerstaat <strong>Sudan</strong> mit fast 600 Völker<br />
keine Einheit machen. Noch vor der Unabhängigkeit<br />
erhoben sich Truppenverbände im Süden und<br />
begannen den ersten Bürgerkrieg, weil sie politische<br />
und wirtschaftliche Benachteiligung fürchteten.<br />
Der Krieg endete 1972 mit einem Friedensabkommen,<br />
dass dem Süden eine Teilautonomie<br />
zusicherte. Wirtschaftliche Förderung, Straßenbau<br />
und Bildungssysteme blieben dem Süden jedoch<br />
weiterhin verwehrt. Das Verhältnis zwischen Nord<br />
und Süd blieb kritisch.<br />
Der zweite Bürgerkrieg begann, als Präsident<br />
Numeiri 1983 das Friedensabkommen aufkündigte.<br />
Numeiri strebte nach Kontrolle über den<br />
Süden, weil dort 1979 Erdöl entdeckt worden war.<br />
Unter Führung von Oberst John Garang eröffnete<br />
die neugegründete <strong>Sudan</strong>ese People’s Liberation<br />
Army die Kämpfe.<br />
Die Kriege wurden auf beiden Seiten sehr grausam<br />
geführt. Im ersten Krieg starben eine halbe Million<br />
Menschen, im zweiten fielen oder verhungerten<br />
zwei Millionen. 4,5 Millionen Menschen sind vor<br />
dem Krieg innerhalb des Landes oder ins Ausland<br />
geflohen. 2005 unterschrieben die Rebellen des<br />
Südens und die Regierung ein Friedensabkommen.<br />
Das besagt, dass 2009 Wahlen abgehalten<br />
werden sollen, nach denen alle politischen Ämter<br />
im Norden wie im Süden neu besetzt werden.<br />
2011 soll die Bevölkerung des Südens über ihre<br />
Zukunft abstimmen. Es steht zur Debatte, ob der<br />
Süden dem <strong>Sudan</strong> angeschlossen bleibt oder zu<br />
einem eigenen Staat wird.<br />
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25
Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien Autorin: Ulrike Lissek 1<br />
Inhalt<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong><br />
· Lehrerinformation 3.1: Die Millenniumsentwicklungsziele – The Millennium Development Goals<br />
· Lehrerinformation 3.2: Verwendung der Arbeitsblätter<br />
· Arbeitsblatt 3.1: Vorbereitung MDGs<br />
· Arbeitsblatt 3.2: Die acht Millennium Development Goals (MDGs)<br />
· Arbeitsblatt 3.3: MDG 1 – Extreme Armut und Hunger beseitigen<br />
· Arbeitsblatt 3.4: MDG 2 – Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten<br />
· Arbeitsblatt 3.10a: MDG 8 – Eine globale Partnerschaft im Dienst der Entwicklung schaffen<br />
Als PDF-Datei auf der beiliegenden CD<br />
Zusatzmaterial<br />
· Arbeitsblatt 3.5: MDG 3 – Gleichstellung und größeren Einfluss von Frauen fördern<br />
· Arbeitsblatt 3.6: MDG 4 – Die Kindersterblichkeit senken<br />
· Arbeitsblatt 3.7: MDG 5 – Gesundheit der Mütter verbessern<br />
· Arbeitsblatt 3.8: MDG 6 – HIV/AIDS, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen<br />
· Arbeitsblatt 3.9: MDG 7 – Ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten<br />
· Arbeitsblatt 3.10b: Der Sweatshop-Skandal<br />
· Arbeitsblatt 3.11: Mittel zur Erreichung der Ziele (Frühestens ab Jg. 9)<br />
· Arbeitsblatt 3.12: Der Sachs-Report (Frühestens ab Jg. 9)<br />
· Arbeitsblatt 3.<strong>13</strong>: Kritik an den Millenniumszielen oder MDGs (Frühestens ab Jg. 9)<br />
· Arbeitsblatt 3.14: „Wir brauchen mehr Weltinnenpolitik“ (Frühestens ab Jg. 9)<br />
„Der lange Marsch des Peter Wuor“, Jugendbroschüre (als <strong>Klasse</strong>nsatz lieferbar)<br />
1 Ulrike Lissek hat acht Jahre an Gesamtschulen in Köln und Bergisch Gladbach unterrichtet. Seit August 2007 ist sie Lehrerin am<br />
Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen für die Fächer Politik/ Wirtschaft, Katholische Religionslehre und Sozialwissenschaften für die<br />
Sekundarstufen I und II.<br />
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Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Lehrerinformation 3.1<br />
The Millennium Development Goals (MDGs) –<br />
Die Millenniumsentwicklungsziele<br />
Zielpunkt des vorgeschlagenen Unterrichtsvorhabens<br />
(für die Jahrgänge 7 bis <strong>13</strong>) ist die Auseinandersetzung<br />
der Schülerinnen und Schüler mit<br />
dem Kernproblem der Menschheitsentwicklung:<br />
Bildung ist nicht allen Menschen gleichermaßen<br />
zugänglich.<br />
Die vorliegende Sammlung orientiert sich an<br />
„Kompetenzen“. Im Land Nordrhein-Westfalen<br />
zum Beispiel sind im Kernlehrplan Politik/Wirtschaft<br />
– Gymnasium/Sekundarstufe I (G8) folgende<br />
Kompetenzen benannt, die im Lernbereich Gesellschaftslehre<br />
erworben werden sollen:<br />
· „Die Kompetenzen […] unterstützen<br />
· den Aufbau eines Orientierungs-, Kultur- und<br />
Weltwissens,<br />
· die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und<br />
damit einer eigenen Identität,<br />
· die Wahrnehmung eigener Lebenschancen sowie<br />
· die mündige und verantwortungsbewusste<br />
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie an<br />
demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.“<br />
(a.a.O. S. 7)<br />
Die Arbeitsblätter zu den einzelnen MDGs sind<br />
vornehmlich für die unteren Jahrgänge geeignet,<br />
die abschließenden Texte zur Erreichung der Ziele,<br />
dem Sachs-Report, zur Weltinnenpolitik sind oberstufentauglich,<br />
evtl. aber auch für Jg. 9 und 10<br />
geeignet.<br />
Die Aufgabenstellungen sind den MDGs direkt<br />
zugeordnet – sie sind variabel einsetzbar, je nach<br />
Interesse und Fähigkeiten der Lerngruppe.<br />
Inhaltlich werden die Schülerinnen und Schüler in<br />
einem ersten Schritt vertraut gemacht mit den o.g.<br />
Zielen. Im zweiten Schritt erfahren sie Konkretisierungen<br />
durch Projekte der Salesianer Don Boscos<br />
im <strong>Sudan</strong>.<br />
Zuvor haben sich die Schülerinnen und Schüler<br />
vorbereitend selbst Gedanken gemacht zu der Frage,<br />
welche Ziele sie selbst hätten, fragte man sie<br />
nach ihrer Einschätzung. So wird der Fokus immer<br />
enger eingestellt –<br />
von eigener Vormeinung auf unterschiedlichen<br />
Niveaus über die Nennung der MDGs und ihre<br />
inhaltliche Füllung mit Hilfe des Vorwissens der<br />
Schülerinnen und Schüler bis hin zur inhaltlichen<br />
Auseinandersetzung mit den Zielen der MDGs und<br />
der Arbeit der Salesianer Don Boscos.<br />
Somit ist eine hohe Identifizierung mit den Unterrichtsinhalten<br />
möglich.<br />
Methodisch erlaubt das Material eine freie Umsetzung<br />
(eine möglichst hohe individuelle Anpassungsmöglichkeit<br />
des Stoffes an die Lerngruppe<br />
soll möglich bleiben): die allgemeine Vorbereitung<br />
und Einführung in die MDGs kann einzeln eingesetzt<br />
werden oder in Kombination mit den MDGs<br />
oder in einem dritten Schritt mit den Konkretisierungen<br />
durch die Salesianer. Eine arbeitsteilige<br />
Gruppenarbeit empfiehlt sich ebenso wie ein<br />
(modifiziertes) Stationenlernen – hierzu ist die<br />
Erstellung eines „Laufzettels“ ratsam, der eine<br />
Einteilung in fakultative und obligatorische Aufgabenstellungen<br />
beinhalten kann.<br />
Die vorliegende Materialanordnung stellt eine in<br />
sich stimmige Maximalform dar, die nach Bedarf<br />
gekürzt werden kann – nicht zuletzt, um sie den<br />
unterschiedlichen Jahrgangsstufen und ihren kognitiven,<br />
methodischen sowie affektiven Möglichkeiten<br />
anzupassen.<br />
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27
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Lehrerinformation 3.2<br />
Verwendung der Arbeitsblätter<br />
Zu MDG 1: Auswertung der Grafik<br />
Medien: Arbeitsblatt 3.3<br />
Die absoluten Zahlen der weltweit hungernden<br />
Menschen nahmen folgende Entwicklung:<br />
�����������������������������������<br />
Zu MDG 7: Ökologische Nachhaltigkeit<br />
Medien: Arbeitsblatt 3.9<br />
Die Informationen zum Pro-Kopf-Verbrauch von<br />
Wasser im <strong>Sudan</strong> variieren: Eine Quelle führt<br />
ein Beispiel an, wonach die Tochter einer neunköpfigen<br />
Familie jeden Tag zweimal mit einem<br />
15-l-Behältnis zur Wasserstelle geht. Demnach<br />
hätten 9 Personen zusammen 30 Liter Wasser<br />
zur Verfügung. Eine andere Quelle nennt einen<br />
Durchschnittsverbrauch pro Person von 20 Litern.<br />
Im Südsudan, wo zumindest während und nach<br />
der Regenzeit ausreichend Wasser vorhanden ist,<br />
dürfte diese Schätzung eher zutreffen, als für die<br />
trockenen Regionen in Darfur und die ländliche<br />
Umgebung von Khartoum.<br />
Zu MDG 8: Aufbau einer weltweiten<br />
Partnerschaft<br />
Medien: Arbeitsblatt 3.10<br />
Dieses Millenniumsziel ist vermutlich am schwersten<br />
von allen zu erfassen. Dahinter stecken komplexe<br />
globale Zusammenhänge wie Entschuldung,<br />
Subventionsabbau, Weltbankpolitik und Handelsbarrieren.<br />
Um das Thema nicht ausufern zu lassen,<br />
konzentrieren wir uns auf den Begriff des Weltbürgers,<br />
des Global Citizens, der sich über die<br />
Grenzen seines eigenen Landes hinaus auch für<br />
Menschen in anderen Teilen der Welt verantwortlich<br />
fühlt, sich als globaler Partner oder Mitbürger<br />
versteht.<br />
Im Folgenden finden Sie einige Möglichkeiten, wie<br />
sich auch Kinder und Jugendliche an der Umgestaltung<br />
der Weltordnung beteiligen können.<br />
1. Kinder und Jugendliche können die Regierung<br />
an ihr Versprechen erinnern, beispielsweise<br />
0,7% des Bruttonationaleinkommens für<br />
Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden.<br />
Oder sie können Politiker auf die schleppende<br />
Umsetzung der Millenniumsziele hinweisen<br />
und mehr staatliches Engagement fordern.<br />
Dahinter steckt die Grundidee von Demokratie:<br />
Die Regierung handelt im Auftrag des Volkes.<br />
Bürgerschaftliches Engagement unterstützt das<br />
Mandat der Regierung, indem Bürger immer<br />
wieder auf Missstände reagieren und sie der<br />
Regierung weitermelden, aber auch Kritik üben.<br />
Das Bundeskanzleramt, der Bundespräsident<br />
und die Entwicklungsministerin antworten<br />
normalerweise mit einer gewissen Zeitverzögerung<br />
auf eingehende Schülerpost. Und je mehr<br />
Öffentlichkeit Schülerinnen und Schüler mit<br />
ihren Aktivitäten erzeugen, desto eher wird das<br />
Engagement wahrgenommen.<br />
2. Unser Lebensstil geht häufig auf Kosten von<br />
Arbeiterinnen und Arbeitern und von Landwirten<br />
auf der Südhalbkugel, die wegen fehlender<br />
Sozialgesetzgebung in den Produktionsländern<br />
ausgebeutet werden. Hier ist die Frage angemessen:<br />
Will ich ausbeuterische Produktion von<br />
Lebensmitteln und Bekleidung unterstützen<br />
oder kann ich meine Lebensweise bewusster<br />
gestalten?<br />
Im fairen Handel verdienen die Kleinproduzenten<br />
von Kaffee und Tee, von Bananen, Kakao<br />
und Gewürzen und von Textilien deutlich mehr.<br />
Langfristige Zusammenarbeit, durch Verträge<br />
gesichert, ermöglichen ein sicheres Einkommen<br />
für die Familien der Erzeuger. Die Verbraucher in<br />
den Industriestaaten erhalten dafür im Gegenzug<br />
sehr hochwertige und manchmal einzigartige<br />
Produkte – bei Lebensmitteln oft sogar in<br />
Bio-Qualität. (www.transfair.org)<br />
3. Die Menschenrechte sind seit ihrer Erklärung<br />
durch die Vereinten Nationen 1948, wie die UN-<br />
Flüchtlingscharta (s. Unterrichtsbaustein 1 –<br />
Flüchtlinge), als verbindliche ethisch-moralische<br />
Grundlage für ein friedliches Miteinander zwi-<br />
schen den Ländern und Kulturen der Welt international<br />
anerkannt. Sie gelten aber auch im<br />
persönlichen Umfeld. Trotzdem weisen immer<br />
wieder Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty<br />
International oder Human Rights Watch<br />
auf deren Nichteinhaltung hin. Besonders dem<br />
<strong>Sudan</strong> wird seit seiner Unabhängigkeit 1956 vorgeworfen,<br />
schwer gegen die Menschenrechte<br />
zu verstoßen. Interessanterweise scheint ausgerechnet<br />
China, ebenfalls bekannt für Menschenrechtsverletzungen,<br />
dem <strong>Sudan</strong> die bisherige<br />
Rückendeckung allmählich zu entziehen, aus<br />
Angst vor eigenem Imageschaden im Vorfeld<br />
der olympischen Sommerspiele in Beijing 2008.<br />
Hier zeigt sich, dass der gewachsene internationale<br />
Protest gegen den Darfur-Konflikt und die<br />
fortwährenden Forderungen an China, endlich im<br />
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Arbeitsblatt 3.3<br />
Arbeitsblatt 3.9<br />
Arbeitsblatt 3.10<br />
www.transfair.org<br />
Unterrichtsbaustein 1<br />
28
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
UN-Sicherheitrat Sanktionen gegen den <strong>Sudan</strong><br />
zuzustimmen, Früchte tragen. Weitere Dynamik<br />
erhielt die Protestbewegung, als George Clooney<br />
und Mia Farrow sich 2007 das Thema zu<br />
eigen machten. Schüler können also sehr wohl<br />
in das Weltgeschehen eingreifen, indem sie sich<br />
bürgerschaftlichem Engagement anschließen.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der Sweatshop-<br />
Skandal, in den Nike zu Beginn des Jahrzehnts<br />
verwickelt war. Der Text „Mach dir deine Marke<br />
selbst“ erzählt, wie eine harmlose E-Mail ein<br />
Weltunternehmen zum Umdenken veranlasste.<br />
(3-10-a-Sweatshop.pdf)<br />
4. Politische Einflussnahme ist enorm wichtig für<br />
langfristige Veränderungen. Um aktuelle Verhältnisse<br />
zu verändern und auf akute Missstände<br />
zu reagieren, ist häufig Geld notwendig und<br />
jemand, der die nötige Arbeit tut. Dieses Material<br />
wurde von Don Bosco JUGEND DRITTE<br />
WELT erstellt, um Schülerinnen und Schüler zu<br />
informieren und zu motivieren, als Global Citizen<br />
Verantwortung zu übernehmen. Es soll aber<br />
auch auf die Bildungsmaßnahmen der Salesianer<br />
Don Boscos im <strong>Sudan</strong> hinweisen.<br />
Im Zusammenhang mit öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen zu den Punkten 1. und 2. (s.o.) finden<br />
Spenden für Bildungsprojekte der Salesianer im<br />
<strong>Sudan</strong> ein Ziel, das praktische und wirkungsvolle<br />
Verwendung sicher stellt. Spenden, die an Ihrer<br />
Schule im Zusammenhang mit „<strong>Discover</strong> <strong>Sudan</strong>“<br />
entstehen und bei JUGEND DRITTE WELT eingehen,<br />
werden zu 80 Prozent in Bildungsarbeit im<br />
<strong>Sudan</strong> investiert, und zu 20 Prozent für Bildungsarbeit<br />
in Deutschland. (s. dazu auch die Beilage<br />
„Schüler-Aktionen“ im Materialpaket)<br />
Information zum „Südwind-Magazin“<br />
Unter www.suedwind-magazin.at finden sich<br />
weitere interessante Informationen zu den MDGs.<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
3-10-1-Sweatshop.pdf<br />
www.suedwind-magazin.at<br />
29
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Auf dem Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 2000 haben 189 Staatsoberhäupter<br />
versprochen, die Armut bis 2015 zu beenden.<br />
Sie unterschrieben die Millenniumserklärung und versprachen, „Männer, Frauen und Kinder aus den<br />
unmenschlichen Bedingungen extremer Armut zu befreien“. Industrie- wie Entwicklungsländer verpflichteten<br />
sich zur Erfüllung von acht Millenniumsentwicklungszielen (MDGs). Die MDGs rufen zu weltweiter<br />
Zusammenarbeit auf, um die drängendsten Probleme unserer Zeit zu beheben.<br />
Tipp<br />
Arbeitsblatt 3.1<br />
Vorbereitung MDGs<br />
Um den obigen Text in seiner vollen Bedeutung zu durchdringen,<br />
solltest du einiges Vorwissen haben – oder es jetzt erwerben:<br />
1. Die „Vereinten Nationen“ – welche Aufgaben hat diese Organisation?<br />
· Wie ist sie aufgebaut?<br />
· Wer ist Mitglied?<br />
· Und wie wird man Mitglied?<br />
· Wo steht Deutschland?<br />
· Welche Verantwortung trägt hier unser Land?<br />
2. Kleine Wiederholung aus dem Erdkunde-Unterricht:<br />
· Welche Länder bezeichnet man als „Entwicklungsländer“?<br />
· Warum?<br />
3. Bevor du mit der inhaltlichen Arbeit auf den nächsten Seiten beginnst:<br />
· Welche Ziele vermutest du hinter den Milleniumsentwicklungszielen (MDGs)?<br />
· Auf welche Bereiche des Lebens werden sie sich vermutlich erstrecken?<br />
4. Genauer nachlesen kannst du die o.g. Erklärung unter<br />
http://de.takingitglobal.org/themes/mdg/index.html<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
http://de.takingitglobal.org/<br />
themes/mdg/index.html<br />
30
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
1. Extreme Armut und Hunger beseitigen<br />
2. Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten<br />
3. Gleichstellung und größeren Einfluss der Frauen fördern<br />
4. Die Kindersterblichkeit senken<br />
5. Die Gesundheit der Mütter verbessern<br />
6. HIV/AIDS, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen<br />
7. Ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten<br />
8. Eine globale Partnerschaft im Dienst der Entwicklung schaffen<br />
Aufgaben<br />
Arbeitsblatt 3.2<br />
Die acht Millennium Development Goals (MDGs)<br />
Du hast nun einen ersten Überblick, was die MDGs sind.<br />
1. Bewerte die Auswahl der Ziele. Vergleiche sie dazu mit deinen Vorschlägen.<br />
2. Fülle diese Kurzfassungen der MDGs inhaltlich. Was stellst du dir unter den Überschriften inhaltlich vor?<br />
3. Wo setzt du Schwerpunkte? Welches Ziel ist dir das wichtigste? Begründe.<br />
4. Siehst du „einen gemeinsamen Nenner“ bei allen Zielen? „Bildung“ ist für die Salesianer Don Boscos<br />
gleichzeitig Fundament und Zielpunkt der MDGs. Begründe diese Position.<br />
5. Detaillierte Informationen kannst du dir auf folgenden Internetseiten beschaffen:<br />
www.8goals4future.at und www.millenniumcampaign.de<br />
6. „Die Millenniumsziele werden nicht bei der UNO erreicht. Sie müssen in jedem einzelnen Mitgliedsstaat<br />
der Vereinten Nationen durch gemeinsame Anstrengungen der Regierungen und der Menschen<br />
verwirklicht werden“ sagt Kofi Annan, UN-Generalsekretär von 1997-2006.<br />
Beziehe Stellung zu dieser Aussage!<br />
7. Entwickle je eine Vignette zu den MDGs, die auf 5 x 5 cm mit einfachen graphischen Mitteln verdeutlicht,<br />
was das MDG aussagt. Klebe sie auf einen DIN-A-3 Bogen, um auf den ersten Blick klar zu haben,<br />
was das jeweilige Ziel ist!<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
www.8goals4future.at<br />
www.millenniumcampaign.de<br />
31
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
„Bis 2015 den Anteil der Menschen halbieren, deren Einkommen weniger als 1 US-Dollar pro Tag<br />
beträgt (im Vergleich zu 1990).“ 1 und „Bis 2015 den Anteil der Menschen halbieren, die unter Hunger<br />
und Unterernährung leiden.“<br />
„Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt müssen von weniger als einem Dollar pro Tag leben.<br />
Weitere 2,7 Milliarden Menschen haben weniger als zwei Dollar pro Tag zum Überleben. Jeden Tag gehen<br />
mehr als 800 Millionen Menschen, davon 300 Millionen Kinder, hungrig zu Bett. Alle 3,6 Sekunden verhungert<br />
ein Mensch; die große Mehrzahl sind Kinder unter fünf Jahren.“ 2<br />
Quelle: Deutsche Welthungerhilfe Hirtenfamilie aus Tonj (Südsudan)<br />
Die Ursachen der Armut liegen nicht nur in der extremen ungleichen Verteilung von Einkommen sondern<br />
vor allem auch in einer sozialen, ethnischen oder religiösen Diskriminierung (z. B. bei indigenen Bevölkerungsgruppen,<br />
Minderheiten, wirtschaftlich und sozial ausgegrenzten Randgruppen, Flüchtlingen, Vertriebenen,<br />
etc.). Besonders gefährdet sind Frauen und Kinder. Der Kampf gegen die Armut kann daher nicht<br />
getrennt werden von den Bemühungen um die Gleichstellung von Frauen und Männern, Demokratisierung,<br />
guter Regierungsführung (Good Governance) und der Beachtung von Menschenrechten sowie dem<br />
Schutz und der Erhaltung der natürlichen Ressourcen. (Quelle: Austrian Development Agency)<br />
Begriffe<br />
Arbeitsblatt 3.3<br />
MDG 1: Extreme Armut und Hunger beseitigen<br />
Die Zahl der Hungernden steigt wieder<br />
Betroffen sind vor allem Südasien und Afrika<br />
Keine<br />
Angabe<br />
25 34<br />
GUS und<br />
Osteuropa<br />
198 153 145<br />
Ostasien<br />
20 29 35<br />
Nahost<br />
166 193 199<br />
Afrika südlich<br />
der Sahara<br />
6 6 6<br />
Nordafrika<br />
291 277 293<br />
Südasien<br />
Zahl der Hungernden in Millionen<br />
Jahr 1992 1997 2001<br />
18 21 21<br />
Mittelamerika<br />
und Karibik<br />
42 34 33<br />
Südamerika<br />
76 65 66<br />
Südostasien<br />
Hunger<br />
Kurze Zeit zu hungern, kann einem Menschen normalerweise kaum etwas anhaben. Chronische Unterernährung<br />
ist jedoch gesundheitsschädlich und lebensgefährlich. International liegt die Definition für Hunger<br />
auf Erwachsene bezogen bei einem Verbrauch von weniger als 1690 Kalorien pro Tag.<br />
Unterernährung<br />
Die Nahrung reicht nicht aus, um den täglichen Energiebedarf zu decken. Die Folgen sind Antriebslosigkeit,<br />
verzögerte Entwicklung von Kindern und ein schwaches Immunsystem. Untergewicht während der<br />
Schwangerschaft und Kindheit führt zu rund 10 Prozent der weltweiten Krankheitsfälle.<br />
1 Franz Nuscheler, Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik. Bonn 2004, S. 576.<br />
Diesem Buch sind die Kurzerklärungen der anderen sieben MDGs ebenfalls entnommen.<br />
2 www.8goals4future.at<br />
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www.8goals4future.at<br />
32
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Mangelernährung<br />
Die Qualität und Zusammensetzung der Mahlzeiten ist ein wichtiger Faktor. Fehlen Vitamine, Mineralstoffe<br />
oder Proteine können Krankheiten wie Erblindung oder Anämie auftreten. (Quelle: Das Außenministerium<br />
der Republik Österreich)<br />
Armut<br />
Absolute Armut beginnt, wo das physische Existenzminimum nicht mehr gesichert ist. Relative Armut<br />
wird hingegen in Bezug auf das Wohlstandsgefälle einer Gesellschaft definiert. Laut Definition der Weltbank<br />
leben Menschen unterhalb der absoluten Armutsgrenze, wenn ihnen weniger als ein Dollar pro Tag<br />
an Kaufkraft zur Verfügung steht. (Quelle: Entwicklungspolitisches Glossar, S. 5)<br />
Aufgaben<br />
1. Du erarbeitest die Texte zu MDG 1 (siehe Arbeitsblatt 3.1), wertest die Grafik aus (Hilfen unter Aufg. 2)<br />
und liest den Text „Der lange Marsch des Peter Wuor“.<br />
2. Folgende Fragen/Aufgaben können dir helfen, die Grafik selbständig auszuwerten:<br />
a) Erstelle eine „Rangliste“ der Länder – beginne mit der Region, die am wenigsten betroffen ist.<br />
b) Addiere die Zahlen der hungernden Menschen (in Millionen) und überprüfe sie mit Hilfe des obigen<br />
Textes. Stimmen die Zahlen überein? Achte darauf, dass die drei Säulen jeweils die Zahlen für das Jahr<br />
1992, das Jahr 1997 und das Jahr 2001 angeben.<br />
c) Du kannst nun eine Entwicklung feststellen: Wie haben sich die Zahlen über die drei Jahre hin verändert?<br />
Kannst du dir Gründe für diese Entwicklung denken?<br />
d) Ist es überhaupt sinnvoll, die absolute Zahl aller weltweit hungernden Menschen zu kennen? Finde<br />
drei pro und drei contra-Argumente! Zu welcher eigenen Meinung kommst du?<br />
e) Worin siehst du die wichtigste „Erkenntnis“ aus der Beschäftigung mit diesem Schaubild?<br />
3. Suche dir aus Peters Lebensbericht eine Szene aus, die du in ein Bild umsetzt. Begründe deine Wahl!<br />
4. Verfasse einen „Parallelbericht“ über dein bisheriges Leben und überlege, wo „Schnittstellen der Übereinstimmung“<br />
mit Peter liegen – die Unterschiede herauszufinden fällt dir leichter? Dann beginne so.<br />
a) Warum will Peter unbedingt eine Ausbildung machen? Welche Zukunftspläne hat er?<br />
b) Diskutiert, welche Wege es aus der Armut gibt. Welchen haltet ihr für erfolgreich?<br />
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Arbeitsblatt 3.1<br />
33
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
„Bis 2015 sicherstellen, dass Jungen und Mädchen überall auf der<br />
Welt mindestens eine Grundschulbildung abschließen können.“<br />
Aufgaben<br />
Arbeitsblatt 3.4<br />
MDG 2: Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten<br />
1. Wie stehst du zu diesem Ziel? Begründe deine Ansicht!<br />
2. Erinnere dich an dein letztes Jahr in der Grundschule. Bist du der Ansicht,<br />
dass diese vier Jahre Schulbildung ausgereicht hätten, um dich<br />
für dein Leben (mit Beruf und Familie und Verantwortung in unserer<br />
Gesellschaft usw.) fit zu machen? Begründe deine Aussage.<br />
3. Im zweiten MDG ist – wie in den meisten Zielen- eine Mindestforderung,<br />
ein Mindestziel formuliert. Entwickle eine Erweiterung, die du<br />
dennoch für realistisch genug hältst, auch umgesetzt zu werden!<br />
Universelle Grundausbildung (primary schools)<br />
Die Don Bosco Primary School in Tonj im Südsudan<br />
Ohrenbetäubendes Geschrei schallt uns entgegen. Hunderte von Schülern in blauen Schulkitteln<br />
kommen auf uns zu gerannt. Alle wollen uns anfassen, begrüßen uns auf Englisch und<br />
Arabisch, rempeln sich an, springen hin und her und kreischen vor Aufregung. So wurden wir<br />
in der Don Bosco Volksschule in Tonj im Südsudan empfangen.<br />
In den <strong>Klasse</strong>nräumen nach der Pause sieht das Bild ganz anders aus. Zwischen 60 und 70<br />
Mädchen und Jungen sitzen eng gedrängt, aber mucksmäuschenstill, auf den Schulbänken,<br />
während die Lehrerin an die Tafel schreibt. Als wir eintreten, ist hier und dort ein leises<br />
Kichern zu hören. Nicht oft verlaufen sich Weiße in diese Gegend. Als das erste Eis gebrochen<br />
ist, stellen sie interessiert Fragen nach Deutschland. Wie sieht es dort aus? Wie heißt<br />
die Hauptstadt? Was heißt „Salaam aleikum“ auf Deutsch? Wir zeigen Fotos von unseren<br />
Kindern und alle sind begeistert.<br />
Nachdem die Schule nach dem Friedensschluss restauriert wurde, können wieder 1200 Schülerinnen<br />
und Schüler die Don Bosco Primary School in Tonj besuchen. Acht Jahre lang lernen<br />
sie dort Lesen, Schreiben, Mathematik, Englisch, Geschichte, Geografie genauso wie das Leben<br />
miteinander in der <strong>Klasse</strong>. Wenn sie nicht vorher abbrechen, weil ihre Eltern sie für andere Arbeiten brauchen.<br />
Viele möchten danach aber auch weiter lernen und später in Juba, der Hauptstadt des Südsudans,<br />
auf die Universität gehen. Deshalb hat Pater John Lee mit Spenden aus Südkorea einen <strong>Klasse</strong>nraum für<br />
die Oberschule eingerichtet. Es gibt aber viel mehr Anmeldungen als Plätze in der <strong>Klasse</strong>. Die Secondary<br />
School in Tonj muss deswegen dringend erweitert werden.<br />
Dorfschulen in der Region Tonj<br />
In den weiter entfernt liegenden Dörfern haben die Kinder und Jugendlichen meist gar keine Möglichkeit<br />
zur Schule zu gehen, weil es einfach keine Schule in erreichbarer Nähe gibt. Nicht so in Babcok:<br />
Als wir das kleine Dorf aus lauter zerstreuten Häusern besuchen, sitzen 16 Kinder auf selbstgebauten<br />
Holzbänken aus dicken Ästen unter einem großen Baum und lauschen dem Lehrer. Die Tafel hängt im<br />
Baum. Wenn es regnet, gibt es „regenfrei“.<br />
200 Meter weiter wird ein Graben gezogen. Ziegelsteine liegen aufgestapelt daneben. Dort wird von den<br />
Salesianern Don Boscos eine Schule mit Wänden und Dach gebaut. In einer solchen Schule sitzen die<br />
Kinder bequemer und das Schreiben fällt ihnen viel leichter. In weiteren neun Dörfern im Umkreis von 40<br />
km von Tonj beginnt der Schulbau demnächst. Bald wird es für die Schülerinnen und Schüler kein „regenfrei“<br />
mehr geben.<br />
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34
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Aufgaben<br />
1. Erstelle eine Liste mit Übereinstimmungen und Unterschieden bezüglich des Schulalltags im <strong>Sudan</strong> und<br />
in deiner Schule!<br />
2. Stell’ dir vor, du hast „regenfrei“. Diskutiere mit deinem Sitznachbarn die Vor- und Nachteile; haltet eure<br />
Argumente schriftlich fest. Wünscht ihr euch „regenfrei“?<br />
Aktions-Idee<br />
Was könnt ihr tun, damit die Kinder und Jugendlichen in der Nähe von Tonj auch an Regentagen in die<br />
Schule gehen können? Wenn euch nichts einfällt, hat euer Lehrer ein ganzes Heft mit Ideen für euch.<br />
Weitere Informationen 1<br />
Bildung wird allgemein als wesentliche Voraussetzung für Entwicklung betrachtet. Doch es gibt weltweit<br />
fast eine Milliarde Analphabeten unter den Erwachsenen und mehr als 100 Millionen Kinder haben keinen<br />
Zugang zu Bildung. 150 Millionen werden die Primarschule wahrscheinlich nicht abschließen. Insbesondere<br />
den Mädchen und Frauen ist der Zugang zu Bildung häufig verwehrt. Um Abhilfe zu schaffen, hat die<br />
UNO die Beseitigung des Bildungsdefizits in den Entwicklungsländern zu einer Priorität erklärt. Das zweite<br />
Millenniumsziel beinhaltet die Sicherstellung des Primarschulbesuchs aller Kinder, sowohl von Jungen als<br />
auch Mädchen, bis 2015. (Quelle: Bildungszusammenarbeit-Newsletter, ÖFSE, 02/2003)<br />
Regionale Verteilung der nicht eingeschulten<br />
Kinder im Primarschulalter 1998 - 2000<br />
Gesamtzahl 114 Millionen im Jahr 2000<br />
Afrika südlich der Sahara 37%<br />
Südasien 35%<br />
Was sind die Gründe für diese Situation?<br />
Lateinamerika und Karibik 2%<br />
Mittel- und Osteuropa sowie GUS 3%<br />
Arabische Staaten 7%<br />
Ostasien und Pazifikraum 14%<br />
(Quelle: Bericht über die menschliche Entwicklung 2003, S. 68)<br />
Der Schulbesuch ist in vielen armen Ländern der Welt teuer: für viele Familien sind Gebühren für die<br />
Schule und Kosten für Schuluniformen unerschwinglich. Gerade in Ländern, in denen sehr große Anteile<br />
der Bevölkerung als arm einzustufen sind, wäre ein kostenloser Zugang zu Bildung äußerst notwendig,<br />
damit alle Kinder zumindest die Grundschule besuchen können. Internationale Geldgeber wie die Weltbank<br />
knüpfen jedoch an Kredite für Länder in Asien, Lateinamerika und Afrika die Bedingung, dass die<br />
öffentlichen Ausgaben des Landes (für Bildung wie auch Gesundheit etc.), stark gekürzt bzw. gestrichen<br />
werden. Damit sinken die Chancen für Kinder aus armen sozialen Schichten, Grundbildung zu erlangen,<br />
gravierend.<br />
1 www.millenniumsziele.schule.at<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
www.millenniumsziele.<br />
schule.at<br />
35
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
Mädchen mit Schulausbildung führen ein anderes Leben<br />
Auswirkungen<br />
auf den Haushalt<br />
Auswirkungen auf<br />
die Gesellschaft<br />
Hat weniger Kinder, die in<br />
gleichmäßigeren Abständen<br />
zur Welt kommen<br />
Ein Mädchen mit<br />
Schulausbildung<br />
heiratet später<br />
Nimmt früher medizinische<br />
Hilfe für sich selbst und die<br />
Kinder in Anspruch<br />
Erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Kinder überleben:<br />
Übergang bei der Gesundheit<br />
Reduziert die Gesamtfruchtbarkeit:demographischer<br />
Übergang<br />
Versorgt und ernährt<br />
sich selbst und die<br />
Kinder besser.<br />
Verbessert die Lernchancen<br />
und die Schulausbildung<br />
der Kinder<br />
(Quelle: Bericht über die menschliche Entwicklung 2003, S. 103)<br />
Oft haben Familien aber nicht nur kein Geld für Schulkosten, sondern sie sind sogar darauf angewiesen,<br />
dass auch die Kinder arbeiten und Geld verdienen, um das Überleben der Familie bestreiten zu können.<br />
Diesbezüglich hat die Globalisierung der letzten Jahrzehnte die Situation oft noch verschärft: Die Strategie<br />
der Konzerne, mit Verlagerung eines Standortes zu drohen, verstärkt den Druck auf die Arbeiter/innen<br />
ernorm und drückt ihre Löhne weiter nach unten. Wenn das Einkommen der Erwachsenen aber nicht zum<br />
Überleben reicht, müssen auch Kinder Geld verdienen. Eine unerlässliche Maßnahme zur Reduzierung<br />
von Kinderarbeit und Ermöglichung des Grundschulbesuches ist daher die Verbesserung der Einkommenssituation<br />
für die Erwachsenen. (Quelle: Südwind NÖ Süd)<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
36
Unterrichtsbaustein 3 I Entwicklungsstrategien<br />
· „Aufbau eines nicht diskriminierenden Handels- und Finanzsystems“<br />
· „ Den besonderen Bedürfnissen der LLDCs (Least Developed Countries) Rechnung tragen (u.a. durch<br />
zoll- und quotenfreien Zugang für Exportgüter aus diesen Ländern, Schuldenerleichterungen für die<br />
HIPC (Heavily Indebted Poor Countries) und höhere ODA (Official Development Assistence: Öffentliche<br />
Entwicklungshilfe)“<br />
· „Den besonderen Bedürfnissen der Binnen- und kleinen Inselstaaten Rechnung tragen“<br />
· „Die Schuldenprobleme der Entwicklungsländer auf nationaler und internationaler Ebene umfassend<br />
angehen und die Schuldenbelastung langfristig tragbar machen.“<br />
· „Erarbeitung von gemeinsamen Strategien zur Beschaffung produktiver und menschenwürdiger Arbeit<br />
für junge Menschen.“<br />
· „In Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie unentbehrliche und erschwingliche Medikamente verfügbar<br />
machen.“<br />
· „In Zusammenarbeit mit dem Privatsektor dafür sorgen, dass die Vorteile der neuen Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien auch den Entwicklungsländern zur Verfügung stehen.“<br />
Aufgaben<br />
Arbeitsblatt 3.10<br />
MDG 8: Eine globale Partnerschaft<br />
im Dienst der Entwicklung schaffen<br />
1. Wie kann ein Handels- und Finanzsystem diskriminieren?<br />
2. Was verbindest du mit dem Begriff des Weltbürgers?<br />
3. Macht der öffentlichen Meinung: Lies den Text von Oliver Tolmein über den Nike Sweatshop.<br />
Was hat John Peretti mit seiner E-Mail bewirkt?<br />
4. Eine globale Partnerschft kann auch bedeuten, ein Projekt zu unterstützen. Ihr werdet zu Partnern<br />
der Durchführenden vor Ort und der Menschen, die von diesem Projekt profitieren.<br />
Welche Möglichkeiten fallen dir ein, Kinder und Jugendliche im <strong>Sudan</strong> zu unterstützen?<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN«<br />
37
Unterrichtsbaustein 1<br />
Flüchtlinge<br />
Unterrichtsbaustein 2<br />
Vorgeschichte und Hintergründe<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong> Autorin: Claudia Steiner 1<br />
Inhalt<br />
· Lehrerinformation 4.1: Einstieg<br />
· Lehrerinformation 4.2: Tagesablauf<br />
· Lehrerinformation 4.3: Leben ohne Strom<br />
· Lehrerinformation 4.4: Kochen und Essen wie im Südsudan<br />
· Lehrerinformation 4.5: Wohnen im Lehmhaus<br />
Unterrichtsbaustein 3<br />
Entwicklungsstrategien<br />
· Lehrerinformation 4.6: Schule im <strong>Sudan</strong> – Bildung hilft beim Wiederaufbau<br />
· Lehrerinformation 4.7: Spielen im Südsudan<br />
· Arbeitsblatt 4.1: Tabelle zur Fotostory „Tief im Süden“, Tagesablauf<br />
· Arbeitsblatt 4.2: Domino „Tagesablauf von Margret aus Wau im Südsudan“<br />
· Arbeitsblatt 4.3: Leben ohne Strom<br />
· Arbeitsblatt 4.4a: Kochen und Essen wie im Südsudan – Rezept Ful<br />
· Arbeitsblatt 4.5a: Wohnen im Lehmhaus – Bauanleitung Lehmhaus<br />
· Arbeitsblatt 4.6a: Schule im <strong>Sudan</strong> – Bildung hilft beim Wiederaufbau<br />
· Arbeitsblatt 4.6b: Die „Baumschule“ – Schule nach dem Krieg<br />
· Arbeitsblatt 4.7a: Spielen wie im <strong>Sudan</strong>- Spielanleitung Falfalad<br />
· Anhang 4: Fotos erzählen eine Geschichte<br />
Als PDF-Datei auf der beiliegenden CD<br />
· Fotostory „Tief im Süden“<br />
· Arbeitsblatt 4.4b: Kochen und Essen wie im Südsudan – Bauanleitung Metallherd<br />
· Arbeitsblatt 4.4c: Kochen und Essen wie im Südsudan- Huhn mit Gemüse<br />
· Arbeitsblatt 4.4d: Kochen und Essen wie im Südsudan – Rezept Linsensuppe<br />
· Arbeitsblatt 4.5b: Wohnen im Lehmhaus – Bauanleitung Lehmsteine<br />
· Arbeitsblatt 4.5c: Wohnen im Lehmhaus – Bauanleitung Lehmhäuschen aus Ton<br />
· Arbeitsblatt 4.7b: Spielen wie im Südsudan – Spielanleitung Comblita<br />
· Arbeitsblatt 4.7c: Spielen wie im Südsudan – Spielanleitung Sandrutschen<br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Redaktionelle Mitarbeit: Esther Suchanek, Jens Röskens<br />
1 Claudia Steiner arbeitet als Bildungsreferentin für die Don-Bosco-Stiftung „Bildung ohne Grenzen“.<br />
www.discover-sudan.de © UNTERRICHTSMATERIAL DER DON BOSCO AKTION »DISCOVER SUDAN« 38
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Unterrichtsbaustein 4<br />
„Leben im <strong>Sudan</strong>“<br />
Mit dem Unterrichtsbaustein „Leben im <strong>Sudan</strong>“<br />
begeben Sie sich gemeinsam mit Ihren Schülern<br />
und Schülerinnen auf eine Reise in das Alltagsleben<br />
im Südsudan. Als Annäherung an das Land<br />
nutzen Sie Fotos, die den Schülerinnen und Schülern<br />
einen ersten Eindruck vom Leben im <strong>Sudan</strong><br />
geben.<br />
Der Tagesablauf einer jungen Auszubildenden<br />
ermöglicht im Anschluss den direkten Vergleich<br />
zwischen dem Leben eines Jugendlichen in<br />
Deutschland und im <strong>Sudan</strong>. Als Ergänzung zum<br />
Lehrerinformation 4.1<br />
Einstieg<br />
a) „Woher kommst du?“<br />
Der Einstieg dient dazu, die Erfahrungen der Kinder<br />
mit Migrationshintergrund in die Unterrichtseinheit<br />
einzubeziehen.<br />
Auf einer Weltkarte wird mit Steckfähnchen<br />
markiert, aus welchen Ländern die Schüler in der<br />
<strong>Klasse</strong> stammen.<br />
Im Anschluss suchen die Schülerinnen und Schüler<br />
den <strong>Sudan</strong> auf der Karte. Sie finden die Städte<br />
Khartoum (Hauptstadt), Juba (Hauptstadt des<br />
Südsudan) und Wau (Südsudan). Vielleicht ist ja<br />
jemand in der Nähe des <strong>Sudan</strong> geboren.<br />
b) Fotos erzählen eine Geschichte<br />
Sechs Fotos aus dem <strong>Sudan</strong> werden ausgeschnitten<br />
und im <strong>Klasse</strong>nraum verteilt (Boden oder<br />
Wand). Die Fotos finden Sie im Anhang 4.<br />
Variante 1: Die Schülerinnen und Schüler bilden<br />
Gruppen zu ca. 5 Personen. Jede Gruppe sucht<br />
sich eines der ausgelegten Fotos aus und denkt<br />
sich eine Geschichte dazu aus.<br />
Tagesablauf können Sie den Text und das Interview<br />
mit Margret aus Wau aus dem Baustein 3,<br />
Arbeitsblatt 3.5 (3-5-MDG3.pdf) verwenden. Die<br />
eingesetzten Methoden sollen bei den Schülerinnen<br />
und Schülern einen Perspektivwechsel<br />
bewirken bis hin zu der konkreten Vorstellung, wie<br />
es wäre, selbst im <strong>Sudan</strong> zu leben.<br />
Die Plakate, die die Schülerinnen und Schüler erarbeiten,<br />
werden im <strong>Klasse</strong>nraum aufgehängt und<br />
bleiben während der gesamten Unterrichtsreihe<br />
zur Ergebnissicherung dort hängen.<br />
Frage: Was könnte auf dem Foto passiert sein?<br />
Was könnte die Person auf dem Foto gerade<br />
erlebt haben?<br />
Jede Gruppe erzählt ihre Geschichte der ganzen<br />
<strong>Klasse</strong>. Zur Präsentation klebt die Gruppe das Foto<br />
auf ein Plakat, schreibt 5 - 10 Stichworte dazu und<br />
hängt das Plakat im <strong>Klasse</strong>nraum auf.<br />
Alternativ können Sie die Fotos 5 bis 6 Mal<br />
kopieren. Jede Schüler/in kann sich dann ein Foto<br />
aussuchen und als Hausaufgabe eine Geschichte<br />
dazu schreiben.<br />
c) Fotostory<br />
Die Lehrerin stellt anhand der Fotostory „Tief<br />
im Süden“ (Tief_im_Sueden.pdf) das Leben im<br />
Südsudan vor.<br />
Aufgabe: Die Schülerinnen und Schüler machen<br />
sich dabei auf dem Arbeitsblatt 4.1 Notizen,<br />
welche Unterschiede ihnen zu ihrem Leben in<br />
Deutschland auffallen.<br />
Die Unterschiede zwischen dem Leben im Südsudan<br />
und dem Leben in Deutschland werden auf<br />
einem Plakat festgehalten.<br />
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Unterrichtsbaustein 3<br />
Arbeitsblatt 3.5<br />
Tief_im_Sueden.pdf<br />
Arbeitsblatt 4.1<br />
Anhang 4<br />
39
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Auflösung des Dominos<br />
Siehe Arbeitsblatt 4.1 + 4.2<br />
a) Spiel<br />
Lehrerinformation 4.2<br />
Tagesablauf<br />
Sonnenaufgang Wasser holen Tee kochen Hirse stampfen Geschwister anziehen Hirsebrei kochen<br />
Frühstück Eltern gehen aufs Feld Abwaschen, fegen Hühner füttern<br />
Morgenappell im<br />
Ausbildungszentrum<br />
Theoretischer Unterricht<br />
Nach Hause laufen Maniok schälen<br />
Benötigt wird ein kleiner Ball.<br />
Zwei Mauern im<br />
rechten Winkel bauen<br />
Bohnen waschen<br />
und einweichen<br />
Lehrerinformation 4.3<br />
Leben ohne Strom – Spiel und Unterrichtsgespräch<br />
Alle Schülerinnen und Schüler stellen sich im Kreis<br />
auf. Die Lehrer/in wirft den Ball einem/r Schüler/<br />
in zu. Diese/r nennt ein Haushalts- oder Alltagsgerät,<br />
das er täglich benutzt und für das man Strom<br />
braucht.<br />
Hat der Schüler/in den Begriff genannt, wirft er/<br />
sie den Ball weiter, bis alle mindestens einmal dran<br />
waren. Die Lehrerin notiert alle Begriffe.<br />
Schulmittagessen<br />
Geschwister aufpassen<br />
und gemeinsam<br />
Wasser holen<br />
b) Unterrichtsgespräch<br />
Auf Geschwister<br />
aufpassen<br />
Schulhof harken<br />
im Regen<br />
Mutter kommt vom<br />
Feld wieder<br />
Nach dem Spiel interpretieren die Schülerinnen und<br />
Schüler die Tabelle auf dem Arbeitsblatt 4.3.<br />
Im Unterrichtsgespräch werden folgende Fragen<br />
besprochen:<br />
· Welche technischen Geräte hast Du,<br />
die Margret nicht hat?<br />
· Wie sähe dein Tagesablauf ohne Handy,<br />
Fernseher und Auto aus?<br />
Im Regen zum<br />
Ausbildungszentrum<br />
laufen<br />
Mauern verputzen<br />
Gemeinsam mit der<br />
Mutter Wäsche waschen<br />
Wäsche aufhängen Feuerholz suchen Kochen Sonnenuntergang Abendessen Hausaufgaben machen<br />
Abwaschen Spielen mit Freundinnen<br />
Geschwister ins<br />
Bett bringen<br />
schlafen gehen<br />
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Arbeitsblatt 4.1 + 4.2<br />
Arbeitsblatt 4.3<br />
40
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Lehrerinformation 4.4<br />
Kochen und Essen wie im Südsudan<br />
Siehe Arbeitsblatt 4.4a<br />
Medien: Auf der CD oder im Internet finden Sie<br />
zudem eine Anleitung für den Bau eines Metallherdes,<br />
der im Südsudan üblich ist.<br />
4-4b-Metallherd.pdf<br />
Weitere Rezepte finden Sie auf der CD<br />
oder im Internet.<br />
4-4c-Huhn.pdf<br />
4-4d-Linsensuppe.pdf<br />
Lehrerinformation 4.5<br />
Wohnen im Lehmhaus – Projektwoche oder halbjährige AG<br />
Für eine Projektwoche oder eine halbjährige AG eignet<br />
sich besonders der Bau eines typischen südsudanesischen<br />
Rundhauses aus Lehmsteinen.<br />
Die Schüler erfahren beim Bauen, was das Leben im<br />
Südsudan ausmacht. Der Lehmhausbau lässt sich<br />
bestens fächerübergreifend verwirklichen.<br />
Das fertige Lehmhaus bietet eine gute Kulisse für<br />
eine Theater- oder Musikaufführung sowie andere<br />
Benefiz-Aktionen, mit denen die Schülerinnen und<br />
Schüler an die Öffentlichkeit treten, um den Bau<br />
einer Schule im Südsudan zu unterstützen.<br />
Die Bauanleitung finden Sie auf dem<br />
Arbeitsblatt 4.5a.<br />
Medien<br />
Anleitung zum Herstellen von Lehmsteinen<br />
4-5b-Lehmsteine.pdf<br />
Alternativ kann ein kleines Lehmhäuschen<br />
aus Ton gebaut werden oder ein ganzes<br />
Dorf als Modell.<br />
4-5c-Lehmhäuschen.pdf<br />
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Arbeitsblatt 4.4a<br />
4-4b-Metallherd.pdf ·<br />
4-4c-Huhn.pdf<br />
4-4d-Linsensuppe.pdf<br />
Arbeitsblatt 4.5a<br />
4-5b-Lehmsteine.pdf<br />
4-5c-Lehmhäuschen.pdf<br />
41
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Lehrerinformation 4.6<br />
Schule im <strong>Sudan</strong> – Bildung hilft beim Wiederaufbau<br />
Dieser Teil des Bausteins „Leben im <strong>Sudan</strong>“<br />
beschäf tigt sich mit dem Thema Bildung als<br />
Schlüssel zur Entwicklung sowie mit Gründen und<br />
Folgen von Analphabetismus.<br />
Diese Unterrichtseinheit steht in enger Verbindung<br />
zum Unterrichtsbaustein 3 „Entwicklungsstrategien“.<br />
Sie können die Einheit „Schule im <strong>Sudan</strong>“<br />
gut mit dem Baustein 3, Arbeitsblatt 3.4 zum<br />
Milleniumsentwicklungsziel II „Grundschulbildung<br />
für alle“ verknüpfen.<br />
a) Zustimmung/Ablehnung<br />
zu markanten Sätzen zur Bildung<br />
Als Einstieg bewerten die Schülerinnen und<br />
Schüler spontan prägnante Aussagen zum Thema<br />
Bildung. Auf die Bewertung folgt ein Unterrichtsgespräch<br />
über die Wichtigkeit und die Qualität von<br />
Schulbildung. Die Aussagen, auf die sich die <strong>Klasse</strong><br />
als allgemein gültig einigen kann, werden auf<br />
ein Plakat geschrieben und an die Wand gehängt.<br />
Die Schülerinnen und Schüler basteln sich aus<br />
Pappe je einen roten und grünen Kreis. Die Lehrerin<br />
liest die obigen Aussagen vor. Bei Zustimmung<br />
halten die Schülerinnen und Schüler die grüne<br />
Pappe hoch, bei Ablehnung die rote.<br />
· Jedes Kind hat ein Recht auf Schule und Bildung.<br />
· Eine Schule muss ein Gebäude sein.<br />
· Eine Schule ist dort, wo Kinder oder Jugendliche<br />
mit einer Lehrerin lernen.<br />
· Schule darf nichts kosten.<br />
· Bildung ist der Schlüssel zu menschenwürdigem<br />
Leben und zu jeder Entwicklung.<br />
· Die Schule muss Kindern und Jugendlichen<br />
zum Leben helfen. Sie ist nicht nur reine<br />
Wissensvermittlung.<br />
· Eine Schuluniform verhindert, dass alle teure<br />
Klamotten anhaben müssen, um in der <strong>Klasse</strong><br />
anerkannt zu werden.<br />
b) Warum Kinder nicht zur Schule gehen<br />
Anhand der Geschichte „Der lange Weg des Peter<br />
Wuor“ erarbeiten die Schülerinnen und Schüler<br />
verschiedene Gründe, warum Kinder und Jugendliche<br />
nicht in die Schule gehen können.<br />
Auf der Seite www.worldmapper.de gibt es eine<br />
ungewöhnliche Karte, die deutlich aufzeigt, wo<br />
wenige und wo viele Kinder Zugang zur Grundbildung<br />
haben. Das Schaubild auf Arbeitsblatt 4.5<br />
zeigt getrennt nach Erdteilen, wie viele Kinder im<br />
Grundschulalter nicht eingeschult werden.<br />
c) Analphabetismus<br />
Das Arbeitsblatt 4.6a regt Ihre Schülerinnen und<br />
Schüler an, sich mit Analphabetismus auseinander<br />
zu setzen. Sie sollen herausfinden, wie es sich<br />
anfühlt, nicht lesen und schreiben zu können und<br />
welche Konsequenzen dies im Leben haben kann.<br />
Für die Oberstufe empfehlen wir die Lektüre des<br />
Buches „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink. Dort<br />
werden die Folgen von Analphabetismus sehr<br />
deutlich herausgearbeitet.<br />
Bei Zeitmangel lesen Sie alternativ mit Ihren<br />
Schülerinnen und Schülern die Seiten 124 -129,<br />
<strong>13</strong>0 -<strong>13</strong>3 und 177 -180.<br />
Weitere Informationen zum Analphabetismus in<br />
Deutschland finden Sie unter folgenden Links:<br />
www.alphabetisierung.de<br />
www.zweite-chance-online.de<br />
www.freitag.de/2006/36/06360601.php<br />
Artikel zu Analphabetismus für <strong>Klasse</strong> 10-<strong>13</strong><br />
www.schwarz-auf-weiss.org/analphabetismusneu.htm<br />
Hintergrundartikel zu Analphabetismus für Oberstufe<br />
www.lesenschreiben.ch<br />
www.aobberlin.de<br />
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Unterrichtsbaustein 3<br />
www.worldmapper.de<br />
Arbeitsblatt 3.4<br />
Arbeitsblatt 4.6a<br />
Links<br />
42
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
d) Die Baumschule<br />
Entdecken Sie gemeinsam mit Ihren Schülerinnen<br />
und Schülern, wie es wäre, im <strong>Sudan</strong> zur Schule<br />
zu gehen. Mit den Vorschlägen auf dem Arbeitsblatt<br />
4.6b gestalten Sie den sudanesischen Schulalltag<br />
für kurze Zeit in Ihrem <strong>Klasse</strong>nzimmer.<br />
In einem Unterrichtsgespräch werten Sie am<br />
nächsten Tag die Erfahrungen der Schülerinnen<br />
und Schüler aus.<br />
Lehrerinformation 4.7<br />
Spielen im Südsudan<br />
Spiele auszuprobieren macht Spaß und schafft<br />
Bewegung.<br />
Auf dem Arbeitsblatt 4.7a stellen wir das Spiel<br />
Falfalad vor, das die Schüler leicht nachbauen<br />
können.<br />
e) Schule nach dem Krieg<br />
Als Abschluss des Bausteins „Schule im <strong>Sudan</strong>“<br />
schlagen Sie mit Ihrer <strong>Klasse</strong> die Brücke zum<br />
Wiederaufbau im Südsudan. Das Schaubild auf<br />
dem Arbeitsblatt 4.6b macht den Schülerinnen<br />
und Schülern deutlich, welche positiven Folgen<br />
der Schulbesuch hat. Im Anschluss arbeiten Sie<br />
mit Ihrer <strong>Klasse</strong> heraus, wie Schulbildung beim<br />
Wiederaufbau im <strong>Sudan</strong> helfen kann (siehe Fragen<br />
auf dem Arbeitsblatt 4.6b).<br />
Medien<br />
Zwei weitere Spiele finden Sie auf<br />
der CD oder im Internet<br />
4-7b-Comblita.pdf<br />
4-7c-Sandrutschen.pdf<br />
Arbeitsblatt 4.6b<br />
Arbeitsblatt 4.7a<br />
4-7b-Comblita.pdf<br />
4-7c-Sandrutschen.pdf<br />
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Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Notiere die Unterschiede zwischen Deutschland und dem <strong>Sudan</strong>, die dir beim Betrachten der Fotos auffallen.<br />
Zuhause/Wohnen<br />
Freizeit<br />
Natur/Landschaft<br />
Fortbewegung<br />
Anderes<br />
Tagesablauf<br />
Aufgabe 1: Recherchiere zuhause folgende Daten für die Orte:<br />
· Juba, Wau oder Malakal (jeweils Südsudan), Khartoum, deinen eigenen Wohnort<br />
· Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Mondaufgang<br />
· Temperaturen, Niederschlagsmenge, Wind, Luftfeuchtigkeit<br />
Suche die Orte nochmals auf einer Karte.<br />
www.wetteronline.de<br />
www.wetter.net<br />
www.lycos.de/nachrichten/wetter/laender/vorhersage.html<br />
Aufgabe 2: Wie sieht dein Tagesablauf aus? Erstelle eine Tabelle mit Uhrzeiten, z.B. so:<br />
6:30 h Aufstehen, waschen<br />
7:00 h Frühstücken<br />
8:00 h Schule<br />
…..<br />
15:30 h Treffen mit Freundin<br />
und so weiter …..<br />
Domino „Ein Tag im Leben von Margret aus Wau im Südsudan“<br />
Aufgaben:<br />
Arbeitsblatt 4.1<br />
Fotostory und Tagesablauf<br />
· Lest das Interview mit Margret Kamish aus Wau.<br />
· Bildet fünf Gruppen.<br />
· Schneidet die Kärtchen des Dominos entlang den gestrichelten Linien aus.<br />
· Legt sie in die richtige Reihenfolge, so dass der Tagesablauf von Margret aus Wau entsteht.<br />
· Schreibt zu jedem Kärtchen eine Uhrzeit.<br />
· Klebt den Tagesablauf auf ein Plakat.<br />
· Nehmt euren eigenen Tagesablauf zu Hilfe und diskutiert folgende Fragen:<br />
· Was unterscheidet deinen Tagesablauf von dem Tagesablauf von Margret aus Wau im Südsudan?<br />
· Wie viel Zeit kannst du mit Freunden verbringen und wie viel Margret?<br />
· Welche Aufgaben hast du in deiner Familie?<br />
· Könntest du die Aufgaben von Margret in ihrer Familie übernehmen? Warum? Warum nicht?<br />
· Schreibt eure Ergebnisse auf das Plakat. Stellt das Plakat der ganzen <strong>Klasse</strong> vor.<br />
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Links<br />
44
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45<br />
Geschwister ins<br />
Bett bringen<br />
Morgenappell im<br />
Ausbildungszentrum<br />
Schulhof harken<br />
im Regen<br />
Theoretischer Unterricht<br />
Sonnenaufgang Wasser holen<br />
Kochen Sonnenuntergang<br />
Auf Geschwister<br />
aufpassen<br />
schlafen gehen<br />
Mauern verputzen<br />
Im Regen zum<br />
Ausbildungszentrum<br />
laufen<br />
Bohnen waschen<br />
und einweichen<br />
Zwei Mauern im<br />
rechten Winkel bauen<br />
Geschwister aufpassen<br />
und gemeinsam<br />
Wasser holen<br />
Schulmittagessen<br />
Geschwister anziehen Hirsebrei kochen<br />
Mutter kommt vom<br />
Feld wieder<br />
Gemeinsam mit der<br />
Mutter Wäsche waschen<br />
Wäsche aufhängen Feuerholz suchen<br />
Tee kochen Hirse stampfen<br />
Abendessen Hausaufgaben machen<br />
Abwaschen, fegen Hühner füttern<br />
Abwaschen Spielen mit Freundinnen<br />
Nach Hause laufen Maniok schälen<br />
Frühstück Eltern gehen aufs Feld<br />
Arbeitsblatt 4.2<br />
Domino „Ein Tag im Leben von Margret aus Wau im Südsudan“<br />
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong>
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Arbeitsblatt 4.3<br />
Leben ohne Strom<br />
Lies die folgende Tabelle durch.<br />
· Was bedeuten die Zahlen?<br />
· Welche technischen Geräte hat Margret in Wau wahrscheinlich nicht, die du in Deutschland<br />
jeden Tag benutzt?<br />
· Was bedeutet es für Margret, keinen Fernseher und Kühlschrank zu haben und abends kein<br />
elektrisches Licht zum Hausaufgaben machen?<br />
<strong>Sudan</strong> Deutschland<br />
Einwohnerzahl 38.000.000 (Auswärtiges Amt geschätzt) 82.400.996<br />
Straßen Gesamt: 11,900 km 231 480 km (Straßen des<br />
Asphaltiert: 4,320 km überörtlichen Verkehrs)<br />
Erdpiste: 7,580 km (1996 est.)<br />
Stromerzeugung 2.581 566.900<br />
Millionen kWh/ Jahr<br />
Stromverbrauch 3.576 524.600<br />
Millionen kWh/ Jahr<br />
Radios 6,75 Millionen 51,4 Millionen<br />
Radiostationen <strong>13</strong> 842<br />
Fernseher 350.000 77,8 Millionen<br />
Fernsehsender 3 373<br />
Festnetzanschlüsse 670.000 55,046 Millionen<br />
Handys 1,828 Millionen 79,2 Millionen<br />
Internetanbieter 16 200<br />
Internetbenutzer 2,8 Millionen 50,616 Millionen<br />
Quellen: www.afrika-auf-einen-Blick.de, www.inwent.org/v-ez, www.sudan.net, www.statistisches-bundesamt.de,<br />
www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook, www.auswaertiges-amt.de<br />
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46
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Rezept Ful<br />
Ful ist ein traditionelles Gericht aus dem <strong>Sudan</strong>. Es wird sehr häufig<br />
in den Familien gegessen. Auch das Mittagessen, das in den Schulen<br />
angeboten wird, ist meistens Ful.<br />
Du brauchst für 5 Personen:<br />
500g dicke, braune Bohnen<br />
2 Zwiebeln<br />
Ful kann schmackhafter gemacht werden mit:<br />
5 Tomaten<br />
1 kleinen Aubergine<br />
1 Paket Schafskäse<br />
So bereitest du Ful zu:<br />
1. Lege die Bohnen einen Tag vor dem Kochen in eine Schüssel<br />
mit heißem Wasser.<br />
2. Lasse die Bohnen über Nacht einweichen (min. 12 Stunden).<br />
Am nächsten Tag:<br />
3. Heize den Ofen mit Kohlebriketts oder Holz.<br />
4. Schneide die Zwiebeln in ganz kleine Stückchen.<br />
5. Schneide Tomaten, Auberginen und Schafskäse in kleine Stücke.<br />
6. Brate die Zwiebeln in Öl an.<br />
7. Gebe die Bohnen dazu.<br />
8. Gieße heißes Wasser hinzu, bis alle Bohnen bedeckt sind.<br />
9. Gebe Auberginenstückchen dazu.<br />
10. Koche die Bohnen und Auberginen bis sie richtig weich sind.<br />
11. Zum Schluss: Mische die Tomatenstückchen, (Salat) und Schafskäse unter die heißen Bohnen.<br />
12. Gib eventuell etwas Öl dazu, damit das Ful nicht zu trocken wird.<br />
Dazu kannst du Fladenbrot reichen (1 Fladenbrot für 5 Schüler).<br />
Lass es dir schmecken!<br />
Überlege, wie es wäre, jeden Tag Ful zu essen.<br />
Aufgabe<br />
Arbeitsblatt 4.4a<br />
Kochen und Essen wie im Südsudan<br />
Rechne den Gehalt an KJoule, Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen aus, die eine Portion Ful enthält.<br />
Welchen Anteil des Tagesbedarfes eines 14-Jährigen Jugendlichen deckt eine Portion Ful ab?<br />
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47
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Hausbau ist im <strong>Sudan</strong> Frauensache. Und bei euch? Habt ihr Lust, ein echtes rundes Lehmhaus bei euch<br />
auf dem Schulhof zu bauen? Damit kommt ihr garantiert in eure Zeitung, mit Foto!<br />
Erlebnisberichte über den Hausbau findet ihr im Internet unter<br />
www.discover-sudan.de.<br />
Zeitaufwand bei gekauften Lehmsteinen: 1 ganzer Tag (7 – 8 h), wenn zwei Gruppen parallel an der Mauer<br />
und am Dach arbeiten.<br />
Zeitaufwand bei selbst hergestellt Lehmsteinen: ca. 5 - 6 Tage (die Lehmsteine müssen trocknen).<br />
Vorbereitungen<br />
Die im Folgenden beschriebene Anleitung ist für ein etwa 3,1 Meter hohes Haus mit einem Durchmesser<br />
von ca. 1,5 Metern gedacht.<br />
Zuerst müsst ihr euch entscheiden, ob ihr die Lehmsteine selbst herstellen oder kaufen wollt. Stellt ihr die<br />
Steine selbst her, ladet euch die Anleitung im Internet herunter. Diese Möglichkeit kostet euch weniger Geld.<br />
Die Bauanleitung für Lemsteine findet ihr auf der Lehrer-CD. (4-5-Lehmsteine.pdf)<br />
Arbeitet ihr mit gekauften Steinen, geht es direkt hier weiter.<br />
Materialien<br />
Die Materialien findet ihr in einem Baumarkt und bei einem Naturbauhandel oder direkt beim Hersteller<br />
von Lehmputzen (z.B. www.claytec.de, www.tierrfino.de, www.conluto.de).<br />
Für ein Haus von 1,5 m Durchmesser und 3,2 m Höhe braucht ihr:<br />
· Ca. 400 - 450 Lehmsteine (ca. 576 Euro bei Naturbau Bonn)<br />
· Ca 10 Sack Lehmunterputz – als Mörtel und Verputz:<br />
bei Naturbau Bonn ca. 150 Euro plus Kosten für Lieferung, ca. 40 Euro/ h<br />
· Dicker Balken für Tür: ca. 0,9 m lang, ca. 11 cm hoch (so hoch wie die Lehmsteine).<br />
· 10 Dachlatten: ca. 3 m lang, 0,48 cm breit und 0,24 cm hoch, ca. 1,7 Euro/Stück – ca. 17,00 Euro<br />
· 2 dünnere Dachlatten: ca. 2 m lang, 0,48 cm breit und 0,12 cm hoch, ca. 1,5 Euro/Stück – ca. 3 Euro<br />
· 10 cm x 10 cm dicker Holzklotz für das Dach<br />
· Noppenbahn: 11 m x 1 m, ca. 2,3 Euro/m – ca. 25 Euro<br />
· Strohmatten für Balkonverkleidung: 2 à 1,2 m x 6 m, ca. 15 Euro/Stück – ca. 30 Euro)<br />
· Silikon transparent (3 Tuben, ca. 1,5 Euro/Stück – ca. 4,5 Euro)<br />
· große kräftige Schere zum Zuschneiden der Noppenbahn und Strohmatten<br />
· Nägel zum Befestigen der Noppenbahn und Strohmatten<br />
· Tacker zum Befestigen der Noppenbahn und Strohmatten<br />
· Säge für die Dachlatten<br />
· Schrauben zum Befestigen des Daches auf dem Haus<br />
· 8 Winkeleisen zum Befestigen des Daches auf dem Haus<br />
· Hammer, eventuell eine Heißklebepistole<br />
· Bohrmaschine<br />
Arbeitsblatt 4.5a<br />
Wohnen im Lehmhaus<br />
· mehrere Spachtel zum Aufbringen der Mörtelmasse<br />
· 2 - 4 Zementkübel oder große Wannen zum Anrühren des Mörtels<br />
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www.discover-sudan.de.<br />
4-5-Lehmsteine.pdf<br />
Links<br />
48
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Jetzt geht’s los!<br />
Arbeitsblatt 4.5a<br />
Wohnen im Lehmhaus<br />
Teilt euch in zwei Gruppen auf: eine, die das Dach baut und eine,<br />
die die runde Mauer baut.<br />
Maurerinnen und Maurer<br />
1. Mit einer 75 cm langen Schnur, an deren einen Ende eine Kreide angebracht ist,<br />
zeichnet ihr einen Kreis von 1,5m Durchmesser auf den Boden. Lasst eine Lücke<br />
von ca. 0,8 m für die Tür frei.<br />
2. Mischt das Mörtelpulver in einem der Kübel mit Wasser im Verhältnis 4:1 (evtl. 3:1).<br />
Die Mörtelmasse darf nicht zu fest sein, aber auch nicht wegfließen, wenn man sie<br />
in die Hand nimmt.<br />
3. Setzt die erste Runde Lehmsteine auf den vorgezeichneten Kreis. Denkt an die<br />
Lücke für die Tür. Verstreicht die Lücken zwischen den Lehmsteinen mit den<br />
Händen mit Mörtel.<br />
4. Tragt Mörtel mit der Kelle oder mit den Händen auf die erste Reihe der Lehmsteine<br />
auf. Feuchtet die Lehmsteine an, entweder indem ihr sie in einen Eimer mit Wasser<br />
taucht oder indem ihr sie mit einer nassen Bürste abbürstet. Die Steine haften so<br />
besser. Setzt dann die nächste Reihe Lehmsteine auf. Macht so weiter, bis die<br />
Mauer ca. 1,5 m hoch ist.<br />
Übrigens: Arbeitsteilung klappt besser<br />
Während die dritte Maurerin rechts den Mörtel auf die Mauer aufträgt, feuchtet die<br />
Lehmbauerin links die Steine an. Sie gibt sie an die Maurerin in der Mitte weiter.<br />
Diese platziert die Steine auf der Mauer (3. Bild von oben).<br />
5. Wer gerade nicht mauern kann, rührt in den anderen Kübeln neuen Mörtel an.<br />
So habt ihr immer genug Mörtel zum Mauern zur Verfügung.<br />
6. Tauscht in regelmäßigen Abständen (ca. nach 1 Stunde) die Plätze, damit jede/r alle<br />
Arbeiten ausprobieren kann.<br />
7. Der Türsturz: Bei einer Höhe von ca. 1,25 m wird der Türsturz eingebaut. Bestreicht<br />
die Mauer links und rechts der Türlücke mit Mörtel und legt das vorbereitete Brett<br />
über die Lücke.<br />
8. Mauert weiter bis die Mauer ca. 1,60 m hoch ist.<br />
9. Verputzt die Mauer von außen mit der restlichen Mörtelmasse. Dann kann das Dach<br />
aufgesetzt werden.<br />
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49
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Arbeitsblatt 4.5a<br />
Wohnen im Lehmhaus<br />
Dachdecker und Dachdeckerinnen<br />
1. Sägt 8 Dachlatten auf einer Höhe von ca. 2,50 m ab. Die 50 cm langen Reststücke<br />
bewahrt ihr auf. Sie werden noch als Querverbindungen gebraucht (siehe 6.).<br />
2. Sägt 8 weitere Stücke auf eine Länge von 60 cm zu.<br />
3. Sägt den 10 cm x 10 cm großen Holzklotz zu einem achtkantigen Holzklotz<br />
zurecht.<br />
4. Schraubt die 8 Dachlatten mit einer Länge von 2,5 m gleichmäßig an das<br />
Achtkantholz von 10 cm x 10 cm x 10 cm Größe.<br />
5. Schraubt die 60 cm langen Querverbindungen ca. 35 cm von der unteren Kante<br />
auf den 2,50 m langen Dachlatten fest. (siehe Foto).<br />
6. Schraubt die noch übrig gebliebenen kürzeren 50 cm langen Dachlatten ca. 45 cm<br />
weiter oben auf den langen Dachlatten fest.<br />
7. Schraubt 3-4 dünnere Latten (ca. 0,12 cm hoch und 1 m lang) quer durch das Dach<br />
von einem Balken zum Balken gegenüber (siehe Foto).<br />
8. Schneidet von der Noppenbahn ein ca. 3,6 m langes Stück ab. Probiert aus, wie<br />
ihr sie um das Dachgestellt wickeln könnt, ohne dass sie sich zu sehr wellt.<br />
9. Beginnt, die Noppenbahn um das Dach zu wickeln und tackert oder nagelt sie fest.<br />
Reicht dies nicht aus, klebt sie zusätzlich mit Silikon oder Heißkleber an<br />
die Dachlatten.<br />
10. Probiert aus, wie ihr die Noppenbahn weiter wickeln müsst, um das Dach abzudecken.<br />
Schneidet sie eventuell in weitere 2-3 Stücke. Nagelt oder tackert sie<br />
wiederum an den Dachlatten fest, bis das Dach ganz davon bedeckt ist.<br />
11. Zerschneidet die Strohmatten in 5 Bahnen mit 60 cm Breite. Die Länge der<br />
jeweiligen Bahn hängt vom Umfang des Daches ab.<br />
12. Beginnt unten. Wickelt die Strohmatte nach und nach um das Dach und befestigt<br />
sie auf der Noppenbahn und dem darunter liegenden Dachgerüst mit Tacker, Nägeln,<br />
Silikon und Heißkleber.<br />
<strong>13</strong>. Macht weiter so, bis ihr bei der Spitze angekommen sein. Bindet die letzte Bahn<br />
an der Spitze zusammen.<br />
14. Jetzt kommt der große Moment: Setzt das Dach mit mehreren Helfern gleichzeitig<br />
auf die Mauer auf.<br />
15. Schraubt das Dach mit Winkeln an die Lehmsteine, damit es beim nächsten Sturm<br />
nicht wegfliegt (Foto).<br />
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50
Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Arbeitsblatt 4.6a<br />
Schule im <strong>Sudan</strong> – Bildung hilft beim Wiederaufbau<br />
1. Warum Kinder und Jugendliche nicht in die Schule gehen<br />
· Lies die Geschichte „Der lange Marsch des Peter Wuor“. Welche Gründe sind dort genannt,<br />
warum Kinder oder Jugendliche nicht in die Schule gehen können.<br />
· Gibt es auch in Deutschland Kinder oder Jugendliche, die nicht in die Schule gehen? Warum?<br />
· Wie kann Peter im Südsudan für seinen Lebensunterhalt sorgen, wenn er nicht in der Schule war<br />
und auch keine Ausbildung hat?<br />
· Erstellt in Kleingruppen ein Schaubild, welche Folgen es in Deutschland hat, wenn ein Jugendlicher<br />
die Schule ohne Schulabschluss verlässt.<br />
Regionale Verteilung der nicht eingeschulten<br />
Kinder im Primarschulalter 1998 - 2000<br />
Gesamtzahl 114 Millionen im Jahr 2000<br />
Afrika südlich der Sahara 37%<br />
Südasien 35%<br />
2. Analphabetismus hier in Deutschland<br />
Lateinamerika und Karibik 2%<br />
Mittel- und Osteuropa sowie GUS 3%<br />
Arabische Staaten 7%<br />
Ostasien und Pazifikraum 14%<br />
(Quelle: Bericht über die menschliche Entwicklung 2003, S. 68)<br />
· Versucht jemanden zu finden, der nicht oder nur sehr schlecht lesen und schreiben kann.<br />
· Fragt ihn nach seinen Erfahrungen? Wie orientiert man sich, wenn man keine Straßenschilder lesen<br />
kann? Wie unterschreibt man seinen Personalausweis? Was passiert mit der Telefon-Rechnung?<br />
· Wenn du niemanden findest, der nicht lesen und schreiben kann, mach Folgendes:<br />
· Stelle dir deinen Tag vor ohne Lesen und Schreiben. Wo bekommst du überall Schwierigkeiten?<br />
Gehe einkaufen und stell dir vor, dass du nicht lesen und schreiben kannst. Wie orientierst du dich? Wie<br />
bezahlst du?<br />
· Vielleicht kannst du dich noch an die Zeit erinnern, als du noch nicht lesen und schreiben konntest.<br />
Wie hast du dich zurechtgefunden?<br />
· Frage deine kleinen Geschwister, die noch nicht in der Schule sind, wie es für sie ist, nicht lesen und<br />
schreiben zu können.<br />
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Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
1. Die „Baumschule“<br />
Im <strong>Sudan</strong> findet die Schule oft im Freien unter einem großen zentralen Baum im Dorf<br />
statt, weil es kein Schulgebäude gibt. Wenn es ein Gebäude gibt, sitzen meistens 60 –<br />
70 Schüler und Schülerinnen in einer <strong>Klasse</strong>. In etwas größeren Orten tragen die Kinder<br />
und Jugendlichen eine Schuluniform. Der Unterricht ist entweder in Englisch (im Südsudan)<br />
oder in Arabisch (im Nordsudan). Die Schülerinnen und Schüler sprechen aber oft<br />
kein Englisch oder Arabisch sondern die Sprache ihres Volkes als Muttersprache. Stellt<br />
die Situation von Schülerinnen und Schülern nach und probiert folgendes aus.<br />
· Macht einen Tag lang Unterricht im Freien unter einem Baum auf kleinen Hockern oder<br />
auf dem Boden sitzend. Wie könnt ihr so lernen?<br />
· Verabredet eine Schuluniform (z.B. schwarze Hose, rotes Hemd) und kommt eine Woche<br />
lang/einen Tag lang in Uniform zur Schule. Was gefällt euch daran, was nicht?<br />
· Setzt euch einen Tag jeweils zu dritt oder viert an eine Schulbank. Habt ihr genug Platz zum Schreiben<br />
und Lernen?<br />
· Die Lehrerin hält den Unterricht einen Tag lang nur in Englisch. Wie viel versteht ihr?<br />
Diskutiert, ob Schülerinnen und Schüler Unterricht in ihrer Muttersprache brauchen?<br />
· Malt ein Bild, wie die ideale Schule aussähe? Was würde man dort tun und was würde man dort lernen?<br />
2. Schule nach dem Krieg<br />
· Aus dem unten abgedruckten Schaubild könnt ihr erkennen, wie sich Schulausbildung auf das Leben<br />
eines Mädchens im <strong>Sudan</strong> und anderen Ländern des Südens auswirkt. Was ändert sich im Leben eines<br />
Mädchens wie Margret aus Wau, wenn sie zumindest die achtjährige Grundschule besucht hat?<br />
· Überlege anhand der Geschichte „Der lange Marsch des Peter Wuor“, wie Schul- und Ausbildung für<br />
alle Kinder und Jugendlichen beim Wiederaufbau des Südsudan hilft?<br />
· Was können Kinder und Jugendliche in der Schule lernen, die sie beim Wiederaufbau und bei der Neugestaltung<br />
der Gesellschaft des Südsudan einsetzen können?<br />
· Wie will Peter mit seiner Ausbildung zum Wiederaufbau beitragen?<br />
· Überlegt, wie ein Stundenplan im Südsudan aussehen könnte? Welche Fächer brauchen die Kinder dort,<br />
um für das Leben gerüstet zu sein?<br />
Mädchen mit Schulausbildung führen ein anderes Leben<br />
Auswirkungen<br />
auf den Haushalt<br />
Auswirkungen auf<br />
die Gesellschaft<br />
Arbeitsblatt 4.6b<br />
Die „Baumschule“ – Schule nach dem Krieg<br />
Hat weniger Kinder, die in<br />
gleichmäßigeren Abständen<br />
zur Welt kommen<br />
Ein Mädchen mit<br />
Schulausbildung<br />
heiratet später<br />
Nimmt früher medizinische<br />
Hilfe für sich selbst und die<br />
Kinder in Anspruch<br />
Erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Kinder überleben:<br />
Übergang bei der Gesundheit<br />
Reduziert die Gesamtfruchtbarkeit:demographischer<br />
Übergang<br />
Versorgt und ernährt<br />
sich selbst und die<br />
Kinder besser.<br />
Verbessert die Lernchancen<br />
und die Schulausbildung<br />
der Kinder<br />
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Unterrichtsbaustein 4 I Leben im <strong>Sudan</strong><br />
Sicher gibt es in eurer Idealschule Platz für Sport und Spiel,<br />
egal ob im Südsudan oder in Deutschland.<br />
Legt los mit Spielen aus dem Südsudan!<br />
Weitere Spiele gibt es bei eurem Lehrer auf der CD oder im<br />
Internet www.discover-sudan.de.<br />
4-7-a.Comblita.pdf<br />
4-7-b.Sandrutschen.pdf<br />
Falfalad – Für zwei Spieler<br />
Falfalad ist ein sehr schnelles Spiel. Gute Reaktionen sind<br />
hier wichtig. Freunde von Rückschlagspielen wie Badminton,<br />
Tischtennis oder Squash haben hier sicher ihren Spaß.<br />
Was ihr zum Spielen braucht:<br />
Einen Stab oder eine Stange<br />
(wenigstens 2,00 m oder 2,50 m hoch)<br />
Praktisch sind Fahnenmasten, Straßenlaternen oder alte Zaunpfähle.<br />
Sie stehen meistens frei, denn rundherum braucht ihr viel Platz.<br />
Auf Brusthöhe macht ihr eine Markierung um die Stange.<br />
(Aus Klebeband, Bindfaden oder mit Kreide)<br />
Eine Schnur (ca. 2,00 m lang)<br />
Die wird in Höhe von 2,00 m oder 2,50 m an der Stange festgebunden.<br />
Alte Lumpen<br />
Aus denen formt ihr einen faustgroßen Ball, bindet ihn fest zusammen und befestigt ihn am anderen Ende<br />
der Schnur. Er darf nicht zu leicht sein. Ideal ist das Gewicht eines Hackysacks.<br />
Das Spielfeld ist fertig. Ihr könnt anfangen.<br />
Jeder Spieler stellt sich auf einer Seite der Stange auf. Einer gibt dem Ball Schwung, der andere spielt ihn<br />
mit der flachen Hand zurück. Ihr könnt den Ball schlagen, wie ihr möchtet, nur fangen ist verboten. Die<br />
Leine darf nicht berührt werden.<br />
Spielziel<br />
Arbeitsblatt 4.7a<br />
Spielen wie im <strong>Sudan</strong><br />
Euer Ziel ist, die Schnur oberhalb der Markierung an der Stange aufzuwickeln. Gewonnen hat, wer den<br />
letzten Schlag ausführt. Wenn der Ball unterhalb der Markierung zum Halten kommt, ist das Spiel unentschieden.<br />
Wenn ihr immer mit der Vorhand rechts an der Stange vorbeispielt, wickelt ihr beide die Schnur in einer<br />
Richtung auf. Das Spiel wird schneller und spannender, wenn ihr rechts und links an der Stange vorbeispielt.<br />
Damit wickelt ihr die Schnur wieder ab und macht die Erfolge eures Gegners zunichte. Natürlich<br />
müsst ihr eurerseits zusehen, dass ihr die Schnur in der richtigen Richtung wieder aufwickelt.<br />
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4-7-a.Comblita.pdf<br />
4-7-b.Sandrutschen.pdf<br />
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Anhang 1 I Flüchtlingshütte<br />
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Anhang 2 I Karte IDP Return Routes<br />
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Politische Karte des <strong>Sudan</strong><br />
Öl- und Gasvorkommen im <strong>Sudan</strong><br />
Anhang 3 I Karten<br />
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Quelle: www.wikipedia.de<br />
Zeichner: Domenico de-ga<br />
Quelle: www.wikipedia.org<br />
Zeichner: Michael Till-Lambrecht<br />
Diese Karte ist vervielfältigt unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentaiton, Version 1.2 oder einer späteren Version der<br />
Free Software Foundation (http://de.wikipedia.org/wiki/GNU-Projekt).
Anhang 4 I Fotos erzählen eine Geschichte<br />
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