Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 007

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PREDICTIVE MAINTENANCE «Die Anwender werden heute mit proaktiven Wartungskonzepten überschüttet.» Nikolaus Krüger darüber, wieso deren Etablierung stockt Wir unterhalten einen aufwendigen Maschinenpark, der zum Teil aus hochwertigen, selbst gebauten Betriebsmitteln besteht. So verfügt beispielsweise unsere spanende Fertigung über ein proaktives Wartungskonzept, weil gerade diese Maschinen einem hohen Verschleiss unterliegen. Gleiches gilt für unsere hochpräzise Schweissrobotik, die fern und proaktiv gewartet wird. Beide Bereiche fertigen rund um die Uhr und in diesen applizieren wir das gleiche, was wir unseren Kunden zu vermitteln versuchen. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gesammelt beziehungsweise ganz frech gefragt, wie sieht der Return on Invest aus? Das lässt sich nur schwer spezifizieren. Mit den Betriebsmittelaufwendungen, die wir Jahr für Jahr erweitern und verändern, streben wir natürlich einen permanenten Produktivitätsgewinn an, der in aller Regel zwischen drei und fünf Prozent liegt. Ich würde mich jetzt aber nicht soweit hinauswagen und sagen, dass diese fünf Prozent im Wesentlichen durch proaktive Wartung erreicht werden. Das ist eine Kombination unterschiedlicher Aktivitäten, die wir fahren. Die proaktive Wartung spielt dabei aber sicher eine grosse Rolle. Kern der proaktiven Wartung sind die Datenerfassung, die Datenanalyse und die Vorhersage wahrscheinlicher Ereignisse. Woher weiss man aber, welche Daten für die eigene Anwendung relevant sind? Zunächst einmal basiert das im Wesentlichen auf den Erfahrungswerten einzelner Menschen, die sie über Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte gesammelt haben. Die wissen ganz genau, wie ein Prozess oder eine Anlage reagiert, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Durch die demographische Entwicklung erhält aber die Datenerfassung und -analyse bei unseren Kunden einen neuen Stellenwert, weil es immer weniger Mitarbeitende gibt, die über eine Erfahrung von 20 oder 30 Jahren verfügen und es daher riechen, hören oder schmecken können, wenn in einem Prozess etwas nicht stimmt. Ergo braucht es Mathematik und Algorithmen, die diesen erfassen, um daraus Muster abzuleiten. Neben den reinen Maschinendaten lassen sich auch externe Parameter erfassen, um diese in einen Kontext zu bringen. Wann macht es Sinn, zum Beispiel Daten wie Raumtemperatur oder Luftfeuchtigkeit zu erfassen? Nehmen Sie das Beispiel einer Kalibriereinrichtung, die wir für unsere Durchflussmesstechnik brauchen. Um diese hochgenau kalibrieren zu können, bedarf es einer Fülle an Zusatzinformationen. Dazu ist es wichtig, dass man in dem Gebäude, in dem die Anlage steht, die Raumtemperatur erfasst - und zwar nicht an einer Stelle, sondern an mehreren Stellen, um daraus eine Netzmessung machen zu können. Auch bei den externen Daten gilt es, so viele Informationen wie möglich zu erfassen, sofern diese auf die Qualität einer Kalibrierung oder der Qualität einer Fertigung Einfluss haben. 10 #007
Raumtemperatur oder Luftfeuchtigkeit können demnach durchaus Sinn machen, um diese in einen Kontext zu setzen? Das ist sogar entscheidend! In einer Fertigung gibt es viele Dinge, die man erfassen kann und die einen Einfluss auf einen Prozess haben. Im Übrigen ist das ein Trend, den auch unsere Kunden sehen und jetzt komme ich nochmals auf das Thema Demographie zurück. Es wird immer schwieriger, Mitarbeitende zu finden, die über 20 oder mehr Jahre Erfahrung in ein und demselben Prozess verfügen. Deshalb haben wir uns bei Endress+Hauser daran gemacht, Sensoren zu entwickeln, welche mit technologischen Mitteln die Sinnesorgane eines Menschen ersetzen. So lassen sich zukünftig Riechen, Schmecken und Sehen als Zusatzinformationen in eine Anlage bringen. Über die Speicherkapazität und Prozessorgeschwindigkeit haben wir gesprochen. Wo sehen sie aktuell den Flaschenhals beim Thema «Proaktive Wartung»? Da gibt es zwei Punkte. Der eine Flaschenhals ist sicherlich das Budget, das nicht nur als finanzieller Aspekt zu sehen ist, sondern auch als eine Frage der menschlichen Ressourcen. Den zweiten Flaschenhals sehe ich im unendlichen Dschungel der vielen Angebote. Die Anwender werden heute mit proaktiven Wartungskonzepten nahezu überschüttet und tun sich schwer, sich in dieser Auswahl zurecht zu finden. Die Frage, mit wem sie eine Partnerschaft eingehen wollen, ist daher eine neue Dimension des Flaschenhalses. Inwieweit sollte sich ein Unternehmen darüber Gedanken machen, die gesammelten Daten einer Art «Zweitverwertung» zuzuführen? Ein digitaler Datensatz, der webbasiert zur Verfügung steht, lässt sich relativ einfach mit weiteren Informationen anreichern und multipel verwenden. Allerdings sollte man sich schon genau Gedanken darüber machen, wie diese Zweitverwertung aussehen soll. Ansonsten entstehen Kosten, denen kein echter Mehrwert gegenübersteht. Endress+Hauser | www.endress.com SICHERHEIT GEHT AUCH EINFACH. Unsere samos® PRO COMPACT Sicherheitssteuerung setzt neue Massstäbe. Profitieren Sie von unserer kompakten Komplettlösung für die Maschinensicherheit. + INTUITIVE HANDHABUNG + LIZENZFREIE SOFTWARE + ERFÜLLT ANFORDERUNGEN BIS SIL3 / PLE / CAT 4 + CE-BEGLEITUNG + BERATUNG Nikolaus Krüger Ehe er auf die Vertriebsseite wechselte, absolvierte Nikolaus Krüger (Jahrgang 1959) eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Er arbeitet seit 1988 für Endress+Hauser und bekleidete dort verschiedene Positionen in Produktmarketing, Marketing und Vertrieb. Seit 2008 gehört er dem Executive Board der Firmengruppe an. Dort verantwortet er heute als Chief Sales Offi cer die weltweite Vertriebs-, Engineeringund Serviceorganisation. Auf Verbandsebene engagiert sich Nikolaus Krüger unter anderem im deutschen Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und ist dort Vorsitzender des Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung. Hier erfahren Sie mehr: info.swiss@wieland-electric.com Tel. 052 235 21 00
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