KACHEN #24 (Herbst 2020) Deutsch Ausgabe
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RACHEL RAMEAU:<br />
EINE FRAU ENTFALTET SICH<br />
CHEFPORTRAIT<br />
Rachel Rameau kann kochen. Und zwar richtig gut,<br />
und das ohne förmliche Ausbildung: Im vergangenen<br />
Jahr wurde die Küchenchefin des Restaurants<br />
„de Pefferkär“ in Huncherange zum Mitglied der „Association<br />
des Maîtres Cuisiniers de France“ ernannt. Neben<br />
500 Männern ist sie erst die vierte Frau, der diese Ehre<br />
zuteilwurde. „Ich bin sehr, sehr stolz darauf“, sagt sie.<br />
Denn wer als Mâitre aufgenommen wird, wird zuvor von<br />
anderen Spitzenköchen beurteilt. „Und ich habe ja die<br />
Küche nicht gelernt. Ich komme nicht aus diesem Milieu.<br />
Und ich habe auch keine Erfahrung aus großen Küchen.“<br />
Auf Umwegen kam die aus dem lothringischen Sarrebourg<br />
stammende Rachel Rameau zum Kochen. In<br />
Grenoble hatte sie studiert, ein Medizinstudium geplant<br />
und wieder verworfen, schließlich einen Abschluss in<br />
Hotelmanagement gemacht. Als sie in Grenoble und Lyon<br />
keine Arbeit fand, folgte sie dem Rat ihrer Eltern. „Die<br />
sagten mir: Geh doch nach Luxemburg, da entwickelt sich<br />
was, da gibt es viel Arbeit.“ In Esch arbeitete sie in der<br />
Rezeption des Hotels Renaissance.<br />
Dort lernte sie dann vor fast dreißig Jahren<br />
Claude Rameau kennen, Sohn eines<br />
Franzosen aus den Vogesen und einer<br />
Luxemburgerin. Er war aus Frankreich<br />
weggegangen, um etwas von der Welt zu<br />
sehen. Er kam bis Luxemburg: „Warum<br />
sollte ich weiterziehen, wenn ich hier doch<br />
alles gefunden hatte? Diese Lebensqualität<br />
hat man sonst nirgendwo“, sagt Claude<br />
Rameau. Der Gault&Millau hat ihn zum „Sommelier des<br />
Jahres“ gekürt. „70 Prozent unserer Kunden nehmen die<br />
Weinkarte gar nicht in die Hand“, sagt er nicht ohne Stolz.<br />
„Sie verlassen sich auf das, was ich empfehle.“ Auch bei<br />
der Erklärung der Käseplatte mit fünfunddreißig Käsesorten<br />
hilft er gerne.<br />
Sie habe sich das Kochen selbst beigebracht, sagt Rachel<br />
Rameau. Einfach, weil es ihr so viel Spaß gemacht habe.<br />
„Und jeden Tag kann man etwas dazulernen.“ Diese Neugier<br />
habe sie vermutlich von ihrer Großmutter. Reich sei<br />
die nicht gewesen – der Großvater war Heizer auf einer<br />
Dampflokomotive. Aber sie habe immer Neues probieren<br />
wollen. Und als sie das erste Mal von Kaviar hörte, musste<br />
Kaviar gekauft werden, damit sie das probieren konnte.<br />
Vor knapp sechzehn Jahren eröffneten sie und ihr Mann<br />
Claude das Restaurant in Huncherange. „Als wir angefangen<br />
haben, haben wir immer gesagt: Wir möchten, dass<br />
„Man muss<br />
sich immer<br />
weiterentwickeln.<br />
Ich bin nie mit dem<br />
zufrieden, was ich<br />
weiß und was ich<br />
kann.“<br />
die Gäste sich so fühlen, als ob sie bei uns im Wohnzimmer<br />
essen würden.“<br />
Bodenständig hat es angefangen. Mit einer traditionellen<br />
Küche, mit Cassoulet und mit Choucroute. Und dazwischen<br />
ein paar „kleine Gerichte mit größerem Aufwand“,<br />
sagt Rachel Rameau. „Und als wir gesehen haben, dass<br />
das den Kunden gut gefiel, da haben wir das ausgebaut.<br />
Inzwischen habe ich viele Erfahrungen gesammelt, weil<br />
ich einfach mit den Dingen gearbeitet habe.“ Seit den<br />
Anfängen habe sich viel verändert: „Man muss sich<br />
immer weiterentwickeln. Ich bin nie mit dem zufrieden,<br />
was ich weiß und was ich kann“, sagt Rachel Rameau. Und<br />
sie ist überzeugt, mehr Frauen könnten Küchenchefinnen<br />
sein: „Man muss an sich glauben.“<br />
Heute spielt „de Pefferkär“ mit 14 Punkten des Gault&Millau<br />
in der ersten Liga der luxemburgischen Gastronomie.<br />
Vier Mal im Jahr wird die Karte geändert, praktisch<br />
wöchentlich gibt es ein Menu du Marché, dreigängig für<br />
45 und viergängig für 60 Euro. In der Küche steht auch<br />
Valentin Rameau, der im Gegensatz zur<br />
Mutter das Handwerk ausschließlich in<br />
Sterne-Restaurants gelernt hat und den es<br />
wieder an den heimischen Herd zog.<br />
Maximal vieundvierzig Plätze gab es im<br />
„de Pefferkär“ vor der Corona-Pandemie.<br />
Nach der Schließung, während der Claude<br />
und Rachel Rameau selbst einige Möbel<br />
reparierten, waren es nur noch achtundzwanzig.<br />
Und es sollen auch in einer<br />
„neuen Normalität“ nicht viel mehr werden. „Wir wollen<br />
an der Zahl nicht mehr viel ändern. Wir werden mit etwas<br />
weniger Gästen einen noch besseren Service anbieten<br />
können“, sagt Claude Rameau. Eines allerdings bleibt<br />
unverändert: Die zahlreichen sehr farbenfrohen Bilder<br />
des Malers Yves Blin, die auch beim Essen die Phantasie<br />
beflügeln. Blin ist der Vater von Rachel Rameau. „Kreativität<br />
ist wichtig“, sagt sie. „Ich bin jeden Morgen froh,<br />
wenn ich in der Küche stehe. Es ist eine Leidenschaft.“<br />
DE PEFFERKÄR<br />
49, route d’Esch — L-3340 Huncherange<br />
Tel. +352 / 51 35 75<br />
de-pefferkaer.lu<br />
93<br />
Dieter Ebeling<br />
Ramunas Astrauskas<br />
TEXT<br />
FOTO<br />
<strong>KACHEN</strong> No.24 | HERBST 20