5 Die regionale Holzkette
5 Die regionale Holzkette
5 Die regionale Holzkette
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Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
Regionales Holzprogramm<br />
Aufzeigen von Handlungsfeldern entlang der<br />
<strong>Holzkette</strong> für eine nachhaltige Regionalentwicklung<br />
am Beispiel der Region Berner Oberland Ost<br />
Prof. Dr. Paul Burger<br />
Philosophisches Seminar der Universität Basel<br />
Programm Nachhaltigkeitsforschung<br />
Dr. Alexandra Sauer<br />
Philosophisches Seminar der Universität Basel<br />
Programm Nachhaltigkeitsforschung<br />
Marianne Matthys<br />
Matrikel Nr. 1989-609-572<br />
Sägerei in Habkern 2008<br />
Masterarbeit eingereicht am Philosophischen Seminar am 31. Juli 2008<br />
i
Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort<br />
Zum Thema Holz und der Holzindustrie ist eine grosse Anzahl von Konzepten,<br />
Untersuchungen und Analysen vorhanden. Es scheint, als sei alles schon einmal<br />
irgendwann angedacht, beschrieben und kommuniziert worden. Was mich motiviert<br />
hat und worin ich meinen Beitrag sehe, ist der Fokus auf eine ganz bestimmte<br />
Region. Es ist mir ein Anliegen, umsetzbare Initiativen für ausgewählte<br />
Handlungsfelder vorzustellen.<br />
Ich bin also eingetaucht in die unermessliche Menge an Informationen über die<br />
Wald-, Forst und Holzwirtschaft, über den Rohstoff Holz und seine<br />
Einsatzmöglichkeiten. Dabei habe ich eine neue Sprache gelernt und mit vielen<br />
Menschen gesprochen. Daraus sind Erkenntnisse und Ideen entstanden, von denen<br />
ich denke, dass sie auf die <strong>regionale</strong>n Gegebenheiten passen. Auch ich kann nicht in<br />
die Zukunft sehen. So sind sie als Anstoss für diejenigen Menschen zu verstehen,<br />
die etwas verändern wollen.<br />
Gleichzeitig hat mich das Thema der Nachhaltigkeit weiter angespornt. Ich wollte<br />
verstehen, wie es damit in der <strong>regionale</strong>n Umsetzung aussieht. Wie ist eine<br />
nachhaltige Regionalentwicklung zu konzipieren? Kommt sie über das<br />
Konzeptionelle überhaupt hinweg? Wie können oder sollen regionalpolitische<br />
Akteure steuernd eingreifen und welche Initiativen sind geeignet sie anzustossen? Ist<br />
die Holzwirtschaft nicht per se schon nachhaltig? Ich habe nicht auf alle Fragen eine<br />
Antwort gefunden, aber auf dem Weg haben sich mir viele Erkenntnisse offenbart.<br />
Nicht nur durfte ich eine wunderschöne Region kennen lernen, sondern auch<br />
Begegnungen und Diskussionen mit den ansässigen Firmenvertretern als<br />
bereichernde Erinnerung mitnehmen. Ihre Begeisterung, ihr Stolz und ihren Humor<br />
werde ich nicht so schnell vergessen. Herzlichen Dank an alle, die mir mit Rat und<br />
Tat beiseite standen.<br />
ii
Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
Ich bezeuge mit meiner Unterschrift, dass meine Angaben über die bei der Erstellung<br />
meiner Masterarbeit benutzten Hilfsmittel, über die mir zuteil gewordene Hilfe sowie<br />
über frühere Begutachtung meiner Masterarbeit in jeder Hinsicht der Wahrheit<br />
entsprechen und vollständig sind.<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
iii
Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Zusammenfassung .......................................................................................................i<br />
1. Einleitung ..................................................................................................... 1<br />
1.1 Einführung und Problemstellung............................................................................................ 1<br />
1.2 Zielsetzung der Arbeit ............................................................................................................ 2<br />
1.3 Untersuchungsfragen und Aufbau ......................................................................................... 2<br />
2 Konzeption und methodische Vorgehensweise............................................ 5<br />
2.1 Der Untersuchungsablauf im Detail ....................................................................................... 5<br />
2.2 Auswahl der Forschungsmethode ......................................................................................... 6<br />
2.3 Datenerhebung ...................................................................................................................... 8<br />
2.4 Auswahl und Gewinnung der Interviewpartner .................................................................... 10<br />
2.5 <strong>Die</strong> Durchführung der Interviews ......................................................................................... 14<br />
2.6 Vorgehensweise bei der Auswertung .................................................................................. 15<br />
3 Grundlagen ................................................................................................ 16<br />
3.1 <strong>Die</strong> Bedeutung der Holzwirtschaft und die <strong>Holzkette</strong>........................................................... 16<br />
3.2 Nachhaltige Regionalentwicklung im Kontext der <strong>Holzkette</strong>................................................ 18<br />
3.2.1 <strong>Die</strong> Bedeutung der <strong>regionale</strong>n Ebene ......................................................................... 18<br />
3.2.2 Übergeordnete Strategien der nachhaltigen Entwicklung........................................... 21<br />
3.2.3 Nachhaltige Regionalentwicklung ............................................................................... 22<br />
4 Einflussfaktoren auf die Holzwirtschaft....................................................... 25<br />
5 <strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> .............................................................................. 30<br />
5.1 Vision und Ziele einer <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong>......................................................................... 30<br />
5.2 <strong>Die</strong> Beschreibung der Holzbaukette im Berner Oberland Ost ............................................. 34<br />
5.2.1 Regionale Holzvermarktung ........................................................................................ 34<br />
5.2.2 Holzbearbeitung (Sägebetriebe) ................................................................................. 36<br />
5.2.3 Holzverarbeitung ......................................................................................................... 41<br />
6 Handlungsfelder entlang der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong>..................................... 48<br />
6.1 Handlungsfeld Holzvermarktung: Initiative „Akzeptanz durch Transparenz“....................... 48<br />
6.2 Handlungsfeld Sägerei: Initiative „Starkes Bergholz – Eine Philosophie setzt sich durch“ . 50<br />
6.3 Handlungsfeld Sägerei: Initiative „Programm Hilfe zur Selbsthilfe“ ..................................... 52<br />
6.4 Handlungsfeld Holzbau: Initiative “Absatzförderung Holz – Ideen aus dem In- und Ausland“<br />
............................................................................................................................................. 53<br />
6.5 Handlungsfeld Holzbau: Initiative „Neue Baufelder für den Holzbau“ ................................ 55<br />
6.6 Handlungsfeld Kooperation: Initiative „Holz isch gsund“ .................................................... 58<br />
6.7 Handlungsfeld Kooperation: Initiative „Holz im Zentrum – Gebündelte Kompetenz“ ......... 60<br />
iv
Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
7 Schlussbetrachtungen................................................................................ 63<br />
7.1 Antworten auf die Untersuchungsfragen.............................................................................. 63<br />
7.2 Ausblick ................................................................................................................................ 65<br />
8 Literaturverzeichnis .................................................................................... 66<br />
9 Glossar....................................................................................................... 71<br />
10 Anhang....................................................................................................... 73<br />
v
Vorwort, Inhaltsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Graphik 1: Aufbau der Arbeit.........................................................................................................................3<br />
Graphik 2: Ablauf der Datenerhebung..........................................................................................................5<br />
Graphik 3: Holzbau im Zentrum der <strong>Holzkette</strong> ...........................................................................................17<br />
Graphik 4: Karte der Planungs- und Untersuchungsregion (Kreis) ...........................................................20<br />
Graphik 5: Strukturierung der Holzflüsse entlang der <strong>Holzkette</strong>................................................................34<br />
Graphik 6: Regionale Rohstoffsbeziehungen (Bezug und Absatz) ...........................................................36<br />
Graphik 7: Herausforderungen in der Sägeindustrie..................................................................................38<br />
Graphik 8: Betriebsgrösse der Stichprobe..................................................................................................41<br />
Graphik 9: Lieferbeziehung der Holzbaubetriebe: in die Region hinein und innerhalb der Region..........43<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Interviewpartner für Vision und Ziele der <strong>Holzkette</strong> ..................................................................10<br />
Tabelle 2: Grundlage BAFU 2001 und Resultate aus der Recherche ......................................................12<br />
Tabelle 3: Vorschläge zu Zielen und Indikatoren für die <strong>Holzkette</strong> im Berner Oberland Ost ...................32<br />
Tabelle 4: Stärken und Schwächenprofil des Holzbaus.............................................................................46<br />
Tabelle 5: Absatzförderung Holz: Ideensammlung ....................................................................................55<br />
vi
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Die</strong> vorliegende Masterarbeit entstand aus der Zusammenarbeit zwischen der<br />
Schweizer Berghilfe, der Universität Basel und der Regionalplanung Berner Oberland<br />
Ost. <strong>Die</strong> Arbeit stellt für die Region Berner Oberland Ost 1 Initiativen entlang der<br />
<strong>Holzkette</strong> vor. <strong>Die</strong>s unter der Prämisse einer nachhaltigen Regionalentwicklung. Das<br />
Glossar im Anhang erklärt die wichtigsten Begriffe.<br />
Ziel und Vorgehen<br />
<strong>Die</strong> Holzindustrie ist für ländliche Gebiete ein bedeutender Industriezweig und steht seit<br />
einigen Jahren unter Veränderungsdruck, der zu Strukturanpassungen führte. Es gibt<br />
aber Chancen, die Entwicklungspotentiale bieten. <strong>Die</strong> Arbeit nimmt sich zur Aufgabe,<br />
diese Chancen zu entwickeln und aufzuzeigen. Dazu ist nebst der Analyse der Ist-<br />
Situation in der Region auch die Richtung der Entwicklung zu bestimmen. <strong>Die</strong> Ist-<br />
Situation habe ich vor Ort mit einer Befragung ermittelt und dabei die Holzbaubetriebe<br />
aufgrund ihrer <strong>regionale</strong>n Bedeutung ins Zentrum gesetzt. In Kombination mit<br />
Einflussfaktoren lässt sich ein Stärken- und Schwächenprofil entwickeln. Zur<br />
Strukturierung der Analyse verwende ich den Begriff der <strong>Holzkette</strong> 2 . Um die<br />
Zielrichtung der Entwicklung einzugrenzen, führe ich theoretische Konzepte und<br />
Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung mit dem empirisch erhobenen Leitbild zur<br />
<strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> zusammen.<br />
Aus diesen zwei Bausteinen lassen sich konkrete Initiativen entwickeln, welche den<br />
Ist-Zustand näher an den Soll-Zustand führen. <strong>Die</strong> Initiativen haben zum Ziel, die<br />
vorhandenen Stärken zu nutzen und die Schwächen zu mindern. Sie sind<br />
zukunftsorientiert ausgestaltet. Dabei kombiniere ich die erhobenen Ideen der Experten<br />
und Akteure mit meinen eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen.<br />
1 <strong>Die</strong> Region erstreckt sich von Interlaken, entlang des linken Seeufers des Brienzersees bis an die<br />
Kantonsgrenze und von dort entlang des Finsterahorns, zum Breithorn und wieder nach Interlaken. Als wichtige<br />
Orte sind Interlaken, Meiringen, Grindelwald, Wengen und Mürren zu nennen. Vergleiche auch die Karte in<br />
Kapitel 3.2., Graphik 4.<br />
2 Damit bezeichne ich die vor- und nachgelagerten Verarbeitungsstufen bis zum Kunden, wie auch die<br />
zugewandten Akteure oder Branchen. Ich verwende sie als <strong>Holzkette</strong> im Sinne eines Gesamtblicks auf die<br />
Holzbranche. Als Holzbaukette verwende ich sie dann, wenn die Holzbaubetriebe im Mittelpunkt stehen.<br />
i
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Ergebnisse aus den Interviews<br />
<strong>Die</strong> Interviews betreffen drei Themenbereiche: Brancheninformationen (Experten-<br />
interviews mit Verbänden), die Situation der Holzbaukette (Firmeninterviews) und die<br />
Visionen und Ziele der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> (Interviews mit <strong>regionale</strong>n Experten).<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse aus den Experteninterviews mit Verbänden zeigen, dass der<br />
Strukturwandel in der Holzindustrie weiter vorangeht. <strong>Die</strong> Branche ist gekennzeichnet<br />
durch eine zunehmende Konzentration. Immer grössere Unternehmen mit einer immer<br />
grösseren Angebotspalette stehen einer Vielzahl kleiner, <strong>regionale</strong>r, handwerklicher<br />
Betriebe gegenüber. Der Trend zur Elementbauweise 3 hat die <strong>Holzkette</strong> aufgebrochen<br />
und traditionelle Absatzmärkte der kleinen, lokalen Sägereibetriebe sind zusammen-<br />
gebrochen. Der lokale Markt nimmt heute ein viel geringeres Volumen und Sortiment<br />
ab, was zu einem anhaltenden Sägereisterben führt(e). Dafür gewinnen Holzwerk-<br />
stoffhersteller an Bedeutung und Grösse. Für die Holzbaubetriebe haben sich<br />
Arbeitsweise und Anforderungen enorm verändert. Sie brauchen weniger Sägeholz<br />
dafür mehr verleimtes, normiertes Holz, welches von grossen, <strong>regionale</strong>n Produzenten<br />
industriell verarbeitet wird. <strong>Die</strong> Herkunft dieses Holzes ist nicht mehr nachvollziehbar.<br />
<strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> Holzbaukette im Berner Oberland umfasst die Holzvermarktung, die<br />
lokalen Sägereien und die Holzbaubetriebe. Als neuer Akteur baut die BEO Wald &<br />
Holz die koordinierte Holzvermarktung auf. Sie nimmt Einfluss auf die<br />
Holzverfügbarkeit, wobei sich ihre Rolle und Bedeutung noch nicht klar<br />
herauskristallisiert hat. Der Strukturwandel in der Holzindustrie und im Handwerk zeigt<br />
sich auch im Berner Oberland. <strong>Die</strong> Sägreibetriebe suchen ihre Zukunft in einem<br />
schrumpfenden Markt. <strong>Die</strong> Holzbaubetriebe haben sich auf den Elementbau<br />
spezialisiert. <strong>Die</strong>se homogene Ausrichtung der Branche und der lokale Absatzmarkt<br />
machen die Firmen anfällig für technologische Veränderungen und veränderte<br />
Marktbedingungen. Auch wenn der Holzbau durch den Elementbau „einfacher“<br />
geworden zu sein scheint, sind Herausforderungen wie Flexibilität, Kundenorientierung,<br />
Gespür für Trends und anhaltend hohe Qualität bei steigenden Anforderungen von<br />
Kundenseite unter einen Hut zu bringen. <strong>Die</strong>s stellt hohe Ansprüche an die<br />
Geschäftsführer. Sie sind sehr in der Gegenwart verankert. Ideen oder Projekte, die<br />
3 Bauweise bei der vorgefertigte Elemente ohne spezielle Baumaschinen in der Werkstatt montiert werden. Als<br />
Gegenstück ist die Massivholzbauweise zu nennen (-> Glossar).<br />
ii
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
ihnen eine Diversifikation ermöglichen würden, wurden wenige genannt. <strong>Die</strong> meisten<br />
Firmen wollen dasselbe etwas besser machen, sei es durch neue Maschinen oder<br />
grössere Hallen. Sie sind mit der jetzigen Situation (noch) zufrieden. Das<br />
Innovationspotential in Bezug auf Geschäfts- oder Unternehmensstrategien 4 ist<br />
deshalb als gering einzuschätzen. Was aber nicht heisst, dass diese Firmen nicht<br />
erfolgreich am Markt agieren. Der Informationsfluss innerhalb der Kette ist über<br />
langjährige Kundenbeziehungen etabliert, konzentriert sich aber auf die Abwicklung<br />
des Tagesgeschäfts und nicht auf Zukunft. <strong>Die</strong> Energieverwertung ist lokal gut<br />
organisiert.<br />
Handlungsfelder<br />
Aufgrund des erarbeiteten Stärken- und Schwächenprofils habe ich vier<br />
Handlungsfelder aufgeführt: 1. Holzvermarktung, 2. Sägerei, 3. Holzbau und 4.<br />
Kooperation. Ihnen zugewiesen sind sieben Initiativen: 1. Akzeptanz durch<br />
Transparenz (Kapitel 6.1), 2.1 Starkes Bergholz (Kapitel 6.2), 2.2. Programm Hilfe zur<br />
Selbsthilfe (Kapitel 6.3), 3.1 Absatzförderung Holz (Kapitel 6.4), 3.2. Neue Baufelder für<br />
den Holzbau (Kapitel 6.5), 4.1 Holz isch gsund (Kapitel 6.6) und 4.1. Kompetenz<br />
Zentrum Holz (6.7). Ihr Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung wird für jede<br />
Initiative - soweit als möglich - ausgewiesen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Auch die <strong>regionale</strong>n Betriebe der Holzbaukette können sich den globalen<br />
Einflussfaktoren der Holzwirtschaft nicht entziehen. Zwar schützt sie ihre lokale<br />
Verankerung vor schnellen Veränderungen, sie zeichnet sich aber schleichend ab.<br />
Daraus ergeben sich aber auch Chancen. Sie zu erkennen und wahrzunehmen, darum<br />
geht es. <strong>Die</strong> Aufgabe der <strong>regionale</strong>n Akteure liegt darin, diese Entwicklung zu<br />
unterstützen.<br />
4 Darunter fallen: Produkt & Markt-, Wettbewerbs-, Portfolio-, Restrukturierungs-, Wachstums- oder<br />
Kooperationsstrategien (Raisch 2007).<br />
iii
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
1. Einleitung<br />
1.1 Einführung und Problemstellung<br />
„<strong>Die</strong> Wertschöpfung der <strong>Holzkette</strong> soll verbessert werden“ (Holz 21 2008). <strong>Die</strong>se<br />
Forderung ist sowohl von Seiten der Holzindustrie als auch auf nationaler Ebene zu<br />
hören und zu lesen. Seminare, Aktionsprogramme und Projekte werden initiiert, um<br />
diese Forderung umzusetzen. Der Fokus auf die Holzwirtschaft ist dem gestiegenen<br />
Ölpreis, dem Strukturwandel, dem Auftritt neuer ausländischer Akteure sowie der<br />
Energiedebatte zu verdanken. Es wird wirtschaftlich wieder interessant, Holz zu ernten<br />
und zu verkaufen. <strong>Die</strong> regionalwirtschaftliche Bedeutung der Holzwirtschaft hängt von<br />
den Möglichkeiten der inner<strong>regionale</strong>n Verwertung im <strong>regionale</strong>n Wirtschaftskreislauf<br />
ab. Je mehr in der Region verarbeitet wird, desto geringer fällt der Export von<br />
Wertschöpfung aus der Region aus. Der Konzentrationsprozesse in der Holzindustrie<br />
geht zu Lasten von peripheren Regionen. Deshalb ist es für sie wichtig, dass ein<br />
Minimum an Verarbeitungskapazitäten in der Region verfügbar bleibt.<br />
<strong>Die</strong> Regionalpolitik und andere Akteure, die sich mit der Entwicklung von ländlichen<br />
Räumen auseinandersetzen, stehen nun vor der Herausforderung wie sie auf diese<br />
Veränderungen reagieren sollen. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Berghilfe, der<br />
Regionalplanung Berner Oberland Ost und der Universität Basel entstand das Projekt<br />
„<strong>regionale</strong>s Holzprogramm“. Das Ziel des Projektes ist es, Handlungsfelder entlang der<br />
<strong>Holzkette</strong> aufzuzeigen, die Entwicklungsperspektiven für eine nachhaltige<br />
Regionalentwicklung bieten. Untersucht wird die Region Berner Oberland Ost. 5<br />
Aufgrund der <strong>regionale</strong>n Struktur, fokussiere ich auf die Holzbaubetriebe mit den vor-<br />
und nachgelagerten Verarbeitungsprozessen: Holzvermarktung, Sägereien, Hobel- und<br />
Leimwerke, Holzbaubetriebe. Ich bezeichne sie als Holzbaukette.<br />
<strong>Die</strong>se Arbeit leistet somit einen Beitrag zur Frage, mit welchen Initiativen entlang der<br />
<strong>Holzkette</strong> die <strong>regionale</strong> Entwicklung des Berner Oberlands Ost gefördert werden kann.<br />
<strong>Die</strong>s unter der Prämisse einer nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />
5 Abgrenzung gemäss Fussnote 1 oder Graphik 4.<br />
1
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />
<strong>Die</strong>se Arbeit setzt sich zum Ziel, Handlungsfelder und Initiativen entlang der <strong>Holzkette</strong><br />
aufzuzeigen, die Entwicklungsperspektiven bieten und die Region stärken. Um das Ziel<br />
zu erreichen, ist in einem ersten Schritt die Ist-Situation der <strong>regionale</strong>n Holzbaukette zu<br />
erheben. Daraus ist ein Stärken- und Schwächenprofil zu erarbeiten. <strong>Die</strong> Erarbeitung<br />
des Leitbildes für die <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> gibt die Zielrichtung der Entwicklung vor. Aus<br />
dem Analyseprofil und den Erkenntnissen aus den Interviews, sind Initiativen zu<br />
erarbeiten, die das Leitbild unterstützen. <strong>Die</strong> Ist-Analyse fokussiert auf die Holz-<br />
baukette, das Leitbild umfasst die <strong>Holzkette</strong> in einem weiteren Rahmen und hat einen<br />
Ziel-Charakter (umfasst auch Wald- und Forstwirtschaft).<br />
Ich berücksichtige alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch,<br />
sozial), auch wenn das Gewicht auf der ökonomischen Dimension liegt.<br />
1.3 Untersuchungsfragen und Aufbau<br />
Mit der Arbeit sollen folgende Untersuchungsfragen beantwortet werden:<br />
• Welche Vision und Ziele könnte eine <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> unter der Prämisse der<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung verfolgen<br />
• Welche Herausforderungen prägen die heutige Situation entlang der<br />
Holzbaukette im Berner Oberland Ost<br />
• Welche Handlungsfelder leiten sich aus den Einflussfaktoren und der heutigen<br />
Situation der Holzbaukette ab<br />
• Inwieweit tragen die in den Handlungsfeldern eruierten Initiativen zur<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung bei und stärken damit die Region<br />
Der Aufbau der Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem empirischen Teil.<br />
Der Theoretische legt die Grundlagen, Vorgehensweise und Konzepte fest (Kapitel<br />
2 und 3). Der Empirische beschreibt die in der Region erhobenen Daten und<br />
Informationen. Sie finden Eingang in das Leitbild zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> und in die<br />
Beschreibung der <strong>regionale</strong>n Holzbaukette. <strong>Die</strong> Synthese aus den gewonnenen<br />
Erkenntnissen gehen in die Entwicklung der Initiativen ein (Kapitel 6). Sie sind als<br />
praktische Ansätze zur Nutzung der vorhandenen Stärken und zur Verminderung von<br />
2
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Schwächen zu verstehen. <strong>Die</strong>s impliziert eine problem- und lösungsorientierte<br />
Herangehensweise. Graphik 1 zeigt den Aufbau der Arbeit schematisch.<br />
Kapitel 1/2<br />
Einleitung<br />
Kapitel 3:<br />
Grundlagen,<br />
theoretisch<br />
Eingrenzung<br />
Kapitel 4:<br />
Vision und Ziele für die<br />
nachhaltige <strong>Holzkette</strong><br />
Kapitel 5.1<br />
Zielsystem<br />
Kapitel 6<br />
Handlungsfelder<br />
Initiativen<br />
Berner Oberland<br />
Nachhaltige Regional-<br />
Holzmarkt<br />
entwicklung<br />
Einführung/ Zielsetzung/<br />
Untersuchungsfrage<br />
Konzeption und Methodik<br />
Einflussfaktoren<br />
3<br />
Holzwirtschaft,<br />
<strong>Holzkette</strong><br />
Regionale<br />
Ebene<br />
Regionale Holzbaukette<br />
im Berner Oberland Ost<br />
Kapitel 5.2<br />
Ist-Analyse<br />
Handlungsfeld 1<br />
Handlungsfeld 1<br />
Handlungsfeld<br />
Initiative<br />
Initiative<br />
Initiative<br />
Initiative Initiative<br />
Graphik 1: Aufbau der Arbeit<br />
In Kapitel 2 stelle ich das methodische Vorgehen vor. Es beschreibt die Auswahl der<br />
Forschungsmethode und darauf aufbauend den Ablauf des qualitativen Verfahrens<br />
sowie die Eingrenzung der Untersuchung. In Kapitel 3 gebe ich eine kurze<br />
Einführung in die Holzindustrie und erkläre den Begriff der <strong>Holzkette</strong>, um seine<br />
Verwendung in der Arbeit einzuordnen. <strong>Die</strong> Begriffe der Region und der nachhaltigen<br />
Regionalentwicklung beschäftigen mich anschliessend. Dabei lege ich auch<br />
wissenschaftliche Problembereiche offen. In Kapitel 4 erläutere ich die<br />
über<strong>regionale</strong>n Einflussfaktoren auf die Holzwirtschaft, um zukünftige<br />
Herausforderungen zu kennen. <strong>Die</strong> Darstellung der empirischen Ergebnisse erfolgt in<br />
Kapitel 5. Zunächst stelle ich das entwickelte Leitbild für die <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> vor<br />
(Soll Betrachtung). Es umfasst eine Vision und acht Ziele. <strong>Die</strong> Prämisse der<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung und der übergeordneten Rahmenbedingungen<br />
fliessen ein. Danach beschreibe ich die <strong>regionale</strong> Holzbaukette, wie sie sich aus den
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Ergebnissen der Ist-Analyse darstellt. Daraus leite ich ein Stärken- und<br />
Schwächenprofil für die Handlungsfelder Holzvermarktung, Holzbearbeitung und<br />
Holzverarbeitung ab und entwickle Initiativen.<br />
Kapitel 6 beschreibt die Initiativen und ihre Erfolgsfaktoren. Jede Initiative verorte ich<br />
zwischen den Leitplanken der nachhaltigen Regionalentwicklung und weise ihren<br />
Beitrag zu den Zielen der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> aus.<br />
Das Kapitel 7 schlägt den Bogen zurück zu den Untersuchungsfragen, stellt sie den<br />
Ergebnissen gegenüber und zeigt offene Punkte. Der Ausblick fragt nach dem „wie<br />
weiter“ und stellt den Nutzen für die Region ins Zentrum.<br />
4
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
2 Konzeption und methodische Vorgehensweise<br />
In diesem Kapitel erläutere ich die Auswahl der Forschungsmethode, die das Design,<br />
die Durchführung und die Auswertung meiner Untersuchung bestimmen. <strong>Die</strong><br />
Entscheidung, eine qualitative Forschungsmethode anzuwenden, wähle ich, weil mir<br />
damit der Zugang zu Ideen leichter gelingt. Interviews führe ich einerseits mit<br />
Verbandsvertretern der Holzindustrie (Experteninterviews) und <strong>regionale</strong>n Experten<br />
(Leitbild <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong>) und andererseits mit Firmenvertretern<br />
(Firmeninterviews). 6. <strong>Die</strong> Graphik 2 verdeutlicht, dass Erkenntnisse nicht nur linear in<br />
die Arbeit einfliessen, sondern dass sie sich aufeinander beziehen, um am Ende<br />
Eingang in die Handlungsfelder zu finden.<br />
Ziele<br />
Sekundär<br />
Recherche<br />
Dauer:<br />
Feb – Juli 2008<br />
Quellen:<br />
� Bibliotheken<br />
� Verbandspublikationen<br />
� Studien<br />
� Internet<br />
� Aufbau von<br />
Branchenwissen<br />
� Input für<br />
Firmeninterviews<br />
Experten<br />
Interviews<br />
Dauer:<br />
April / Mai 2008<br />
Anzahl: 14<br />
Organisationen:<br />
� Verbände<br />
� Ausgewählte<br />
Experten<br />
Methodik:<br />
Leitfaden gestützte<br />
Interviews<br />
Mittel:<br />
� Persönlich<br />
� Telefonisch<br />
Ort:<br />
Zürich, Bern,<br />
Interlaken, Thun<br />
� Aufbau von<br />
Branchenwissen<br />
� Input für<br />
Firmeninterviews<br />
5<br />
Input<br />
Leitbild<br />
Erstellung<br />
Validierung<br />
Dauer:<br />
April / Juni 2008<br />
Anzahl: 4<br />
Organisationen:<br />
� Regionalplanung<br />
Oberland Ost<br />
� BEO Wald & Holz<br />
� Forstabteilung I<br />
� Wirtschaftkammer<br />
Methodik:<br />
Leitfaden gestützte<br />
Interviews<br />
Mittel:<br />
� Persönlich<br />
Ort:<br />
Interlaken<br />
� Vision und Ziele für<br />
<strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong><br />
Handlungsfelder (Initiativen)<br />
Graphik 2: Ablauf der Datenerhebung<br />
2.1 Der Untersuchungsablauf im Detail<br />
Firmen<br />
Interviews<br />
Dauer:<br />
Juni / Juli 2008<br />
Anzahl: 24<br />
Branchen:<br />
� Sägereien<br />
� Holzbau<br />
� Zimmereien,<br />
Schreinereien<br />
� Möbelindustrie<br />
Methodik:<br />
Leitfaden gestützte<br />
Interviews<br />
Mittel:<br />
� Persönlich<br />
Ort:<br />
Region Berner<br />
Oberland Ost<br />
� Struktur<br />
� Herausforderungen<br />
� Ideen<br />
Um den Zugang zum Thema einzuleiten, stand mir in der ersten Phase eine intensive<br />
Recherche von Sekundärinformationen bevor. <strong>Die</strong>s war die Grundlage, um die<br />
<strong>Holzkette</strong>, ihren Rohstoff, ihre verschiedenen Industrien (Waldwirtschaft, Holzbau,<br />
Papierindustrie, Schreinerei, Zimmerei, etc.) und Endprodukte im Ansatz zu erfassen.<br />
6 Alle Interviewpartner (Firmen und Experten) sind in Anhang 1 und 2 aufgeführt.
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Dazu nutzte ich einerseits Publikationen von Verbänden, Behörden und anderen<br />
Fachstellen im In- und Ausland. Recherchen im Bibliotheksverbund und Internet<br />
gehörten ganz besonders dazu. Zusätzlich habe ich Informationen zur Region und ihrer<br />
Charakterisierung zusammengetragen.<br />
Im Zuge der Analyse der Dokumente zur Bedeutung der <strong>Holzkette</strong> in der Region, stellte<br />
ich fest, dass es keine konkreten Vorstellungen über eine Vision zur <strong>regionale</strong>n<br />
<strong>Holzkette</strong> in der Region gab. 7 Sie sollte mir aber die Richtung für die<br />
Regionalentwicklung vorgeben. Deshalb erarbeitete ich mit <strong>regionale</strong>n Experten eine<br />
Vision und Ziele zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> (Leitbild).<br />
2.2 Auswahl der Forschungsmethode<br />
Im Rahmen dieser Arbeit mache ich Gebrauch von einem qualitativen<br />
Forschungsansatz. <strong>Die</strong>s deshalb, weil die Sicht der Befragten (Bergold und Flick 1987),<br />
die sich aus Erfahrungen und Marktkenntnissen ergeben, im Zentrum steht. 8 <strong>Die</strong><br />
Untersuchung dient also nicht - wie bei der quantitativen Sozialforschung - der<br />
Überprüfung von Hypothesen, die zuvor aufgrund von theoretischem Vorwissen<br />
gebildet wurden (Glaser und Strauss 1967). Vielmehr entwickle ich im Verlauf der<br />
Untersuchung und den Gesprächen Ideen zu den Handlungsfeldern. <strong>Die</strong>se basieren<br />
auf Hinweisen, Ideen der Experten, aus bestehenden erfolgreichen Beispielen oder aus<br />
meiner Erfahrung. Ein prozessorientiertes, flexibles Vorgehen war für das Erfassen von<br />
Ideen gefordert, da ich nicht wusste in welche Richtung sie sich entwickeln. Das<br />
persönliche, interaktive Interview als Datenerhebungsmethode, ist somit in diesem<br />
Kontext die geeignete Methode.<br />
<strong>Die</strong> Bezeichnung „qualitatives“ Interview stellt den Oberbegriff für verschiedene, in der<br />
Sozialforschung angewandte Befragungsmethoden dar, die sich z.B. im Grad ihrer<br />
Strukturierung unterscheiden 9 . Allen qualitativen Interviewformen gemeinsam ist die<br />
Offenheit und weitgehende Nicht-Standardisierung der Befragungssituation (Lamnek<br />
7 Z.B. Im Ansatz vorhanden im Dokument über die <strong>regionale</strong> Entwicklungsstrategie und Förderprogramm 2008 –<br />
2011. Es gibt in Kapitel 3.5 „Wald- und Holzwirtschaft“ Entwicklungsgrundsätze und Eckpunkte in Bezug auf<br />
Holzverwendung und Holzenergie vor. Jedoch wenig detailliert, als dass daraus Massnahmen abgeleitet werden<br />
könnten (Regionalplanung Oberland-Ost 2007).<br />
8 <strong>Die</strong> Analyse der Holzflüsse in der Region würde für einen quantitativen Ansatz sprechen. <strong>Die</strong>s würde eine viel<br />
grössere Stichprobe erfordern. Es hat sich aber gezeigt, dass auch eine geringe Stichprobe repräsentativ sein,<br />
dann nämlich, wenn sich die Aussagen wiederholen. Somit rechtfertigt sich auch hier der qualitative Ansatz.<br />
9 Kurzfragebogen, Leitfaden, Tonaufzeichnung des Gesprächs und Postskriptum (Witzel 1985).<br />
6
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
1995). Das Experteninterview ist ein qualitatives Interview, welches oft als<br />
Leitfadeninterview aufgesetzt wird. Experteninterviews werden angewendet, um<br />
Wissen von Experten über einen bestimmten Sachverhalt zu erheben. Als Experten<br />
gelten Personen, die sich mit dem betreffenden Thema sehr gut auskennen. Aufgrund<br />
ihrer Kenntnis und Position verfügen sie über genügend Distanz zur Thematik.<br />
Experten können grössere Zusammenhänge erkennen, analysieren und bewerten<br />
(Behnke et al. 2006).<br />
Hinsichtlich der verschiedenen Formen qualitativer Interviews kann im Kontext der<br />
Analyse von Stärken und Schwächen eine Orientierung an Witzel’s problemzentriertem<br />
Interview (Witzel, 1982, 1985) als sinnvoll erachtet werden. <strong>Die</strong> Anlehnung scheint<br />
zielführend, weil bei dieser Interviewform eine relevante, gesellschaftliche Problem-<br />
oder Fragestellung gefordert ist. <strong>Die</strong> Problemzentrierung, wie sie Witzel fordert, ist in<br />
diesem <strong>regionale</strong>n Kontext auf den ersten Blick nicht ohne weiteres zu sehen. Dennoch<br />
ist die Frage nach der Entwicklungsmöglichkeit von Regionen bzw. von ländlichen<br />
Räumen auch als eine relevante, gesellschaftliche Problemstellung zu verstehen und<br />
nicht nur als lokales Problem. Auch bietet sie mir die Möglichkeit den Zugang zu Ideen<br />
sicherzustellen und unterstützt die problem- und lösungsorientierte Herangehensweise.<br />
Deshalb werde ich nach dieser Methode verfahren. Das qualitative Interview als<br />
Bestandteil des problemzentrierten Interviews ist von drei zentralen Merkmalen<br />
gekennzeichnet: Der Problemzentrierung, der Gegenstands- und der Prozess-<br />
orientierung. <strong>Die</strong> Problemzentrierung erfordert nach Witzel Interviews, bei denen die<br />
subjektiven Sichtweisen und Auffassungen der Interviewpartner erfasst werden. <strong>Die</strong><br />
Problemsicht sollte dabei möglichst unbeeinflusst vom Interviewer aufgenommen<br />
werden können (z.B. durch offene Fragen). 10<br />
Das zweite zentrale Element ist die Gegenstandsorientierung. Es erlaubt ein<br />
gewisses Mass an Flexibilität im Umgang mit der Methode, die dem<br />
Untersuchungsgegenstand entsprechend angepasst werden kann und soll. In dieser<br />
Untersuchung habe ich auch Ad-hoc-Fragen eingebaut, wenn bestimmte<br />
Themenbereiche von den Befragten ausgeklammert wurden oder eine tiefer gehende<br />
Befragung notwendig war. So beispielsweise, wenn auf die Frage 14 11 „Welche<br />
Anforderungen erfüllen <strong>regionale</strong> Lieferanten aus ihrer Sicht zuwenig?“ eine negative<br />
10 Gleichzeitige habe ich auch geschlossene Fragen über Struktur, Beschaffungs- und Absatzmärkte gestellt, die<br />
wiederum eine höhere Vergleichbarkeiten innerhalb der vorgegebenen Kategorisierung ermöglichten.<br />
11 Sie Fragebogen in Anhang 4<br />
7
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Aussage nur ungern gemacht wurde. Eine Neuformulierung war dann notwendig, die<br />
sich auf die Situation oder auf vorhergehende Aussagen abstützte. Auch bei der<br />
Verwendung von regional- oder holzspezifischen Ausdrücken, musste ich nachfassen<br />
und Anpassungen vornehmen (Frage 9). Im Verlauf der Befragung, als der<br />
Problembereich „Zukunft Sägerei“ klar wurde, habe ich meine Befragung auch konkret<br />
auf diesen Problembereich zugespitzt.<br />
Unter Prozessorientierung als drittes zentrales Element meint Glaser und Strauss<br />
(Glaser und Strauss 1967), dass die Erhebung und Auswertung der Daten als ein<br />
aufeinander bezogener Prozess verstanden wird. So habe ich Ideen, die aus den<br />
Interviews kamen, teilweise in nachfolgenden Interviews eingebaut. Dadurch konnte ich<br />
zusätzliche Information generieren, Ideen validieren und branchenspezifische Aspekte<br />
berücksichtigen.<br />
Der Entscheid zu persönlichen Interviews mit Firmenvertretern ergab sich einerseits<br />
aus der Fragestellung, die um Themen der Beschaffung, Kunden und Ideen kreiste.<br />
<strong>Die</strong>se werden oft als vertraulich eingestuft. Andererseits wollte ich ein<br />
Vertrauensverhältnis schaffen, welches auch das Erzählen von Lebensgeschichten<br />
oder erlebten Begebenheiten erlaubt, um so vorsichtige Rückschlüsse auf soziale<br />
Interaktionen (z.B. für Fragen der Erfolgswahrscheinlichkeit von Kooperationen) und<br />
kulturelle Aspekte zu ziehen. Ein weiterer Grund war die Einsicht, dass die Branche für<br />
elektronische Umfragen wenig geeignet ist und somit eine tiefe Rücklaufquote zu<br />
erwarten gewesen wäre. 12 Deshalb führte ich alle Interviews am Sitz der Firma<br />
persönlich. Einzelne Expertengespräche, die ich telefonisch geführt habe, sind im<br />
Anhang 2 gekennzeichnet.<br />
2.3 Datenerhebung<br />
Bei der Datenerhebung auf Grundlage des problemzentrierten Interviews können<br />
verschiedene Instrumentarien zur Hilfe genommen werden. 13<br />
Um weitere vertiefte Brancheninformationen zu erhalten und dabei gleichzeitig einen<br />
ersten Fokus auf die aktuellen Potentiale, Hindernisse, Ideen der <strong>Holzkette</strong> zu erhalten,<br />
12 Erfahrungen aus der Umfrage des Holzclusters Biel-Seeland (Telefonisches Interview mit Fr. B. Huber)<br />
13 Kurzfragebogen, Leitfaden, Tonaufzeichnung des Gesprächs und Postskriptum (Witzel 1985).<br />
8
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
führte ich leitfadengestützte Experteninterviews mit den wichtigsten Verbänden der<br />
Holzindustrie. 14 Für die Datenerhebung wählte ich den Kurzfragebogen 15 und sprach<br />
Themenbereiche wie die Rolle des Verbandes an oder stellte Fragen zur <strong>regionale</strong>n<br />
<strong>Holzkette</strong>. Auch wollte ich herausfinden, welche Firmen als innovativ in der Branche<br />
bekannt sind. <strong>Die</strong>se Informationen wurden wiederum für die Erarbeitung des <strong>regionale</strong>n<br />
Leitbildes und der Firmeninterviews bzw. der Auswahl der Firmen genutzt.<br />
Ausschlaggebend für die Steuerung des Interviews war jedoch nicht der<br />
Kurzfragebogen, sondern aktuelle Äusserungen des Gesprächspartners.<br />
Für die Vision zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> erarbeitete ich einen Vorschlag, den ich zur<br />
Besprechung und Diskussion vorlegte 16 .<br />
Für die Erhebung der Ist-Situation mittels Firmeninterviews kombinierte ich<br />
standardisierte Fragen zu den Holzflüssen mit denen eines Leitfadens für die Frage<br />
rund um die Themen Herausforderungen, Wünsche und Ideen. In die Erarbeitung der<br />
Fragen flossen einerseits Erkenntnisse aus den Experteninterviews und<br />
Eigenerfahrungen ein. Andererseits Erfahrung aus Umfragen des Holzclusters<br />
Salzburg (Depner-Berger 2002) und Holzcluster Biel-Seeland (Huber 2007). <strong>Die</strong><br />
Fragen und das Ziel jeder Frage sind in Anhang 3 aufgelistet. <strong>Die</strong> Auswahl,<br />
Ausformulierung und Reihung der Fragen entstand in Anlehnung an den Fragebogen<br />
des Holzclusters Salzburg sowie nach der von Meyring empfohlenen Strukturierung<br />
(Meyring 2002). Der Einstieg begann mit einer Vorstellung meiner Person, dem Kontext<br />
und dem Ziel der Befragung.<br />
<strong>Die</strong> Befragung umfasste folgende Themenbereiche:<br />
• Administrative Informationen: Fragen 1, 3<br />
• Branchenstruktur: Fragen 2, 4, 5, 6<br />
• Holzfluss in der Beschaffung und Absatz: Fragen 7, 9, 10, 13, 16, 17<br />
• Ideen und Projekte: Fragen 8, 11, 12, 18, 19, 20<br />
• Hinderungsgründe, Probleme, Kooperationen, Wünsche: 14, 15<br />
14 <strong>Die</strong> Auflistung der Experten befindet sich in Anhang 2 und das Beispiele eines Kurzleitfadens in Anhang 5.<br />
15 <strong>Die</strong> Kurzfragebogen haben inhaltlich variiert, angepasst auf den Verband oder Experten. Ein Beispiel befindet<br />
sich im Anhang 5.<br />
16 Der Originaltext ist in Kapitel 5.2. ersichtlich<br />
9
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Es wurden insgesamt 20 Fragen, die mehrheitlich offene Antworten erlaubten,<br />
gestellt. Je nach Interviewpartner habe ich vertiefende Fragen ad-hoc eingeflochten.<br />
Es war nicht beabsichtigt, strikt nur die vorgegebenen Fragen zu stellen. Vielmehr<br />
sollten die Interviewpartner von selbst auf ihnen relevant erscheinende Bereiche und<br />
Ideen zu sprechen kommen. Alle Interviews wurden handschriftlich aufgezeichnet<br />
und können eingesehen werden. Da es sich bei den Firmeninterviews nicht um eine<br />
repräsentative Umfrage handelt, liegt keine Transkription und vollständige<br />
Interviewauswertung bei.<br />
Zu seinem ersten Einsatz kam der Fragebogen im Rahmen eines Probeinterviews mit<br />
einer Schreinerei. <strong>Die</strong>ser Vorlauf erlaubte eine Nachbesserung und Straffung der<br />
Fragen. Das Interview machte deutlich, dass als Gesprächspartner nur die Geschäfts-<br />
leiter in Frage kommen konnten, da es sich oft um strategische Fragestellungen<br />
handelt.<br />
2.4 Auswahl und Gewinnung der Interviewpartner<br />
<strong>Die</strong> Auswahl der Verbände für die Experteninterviews fand aufgrund ihrer Bedeutung<br />
und ihren Bezug zur Branchenstruktur im Berner Oberland statt. Ich habe sie<br />
telefonisch kontaktiert und um ein Treffen gebeten.<br />
Für die Erarbeitung der Vision zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> wählte ich vier Experten aus,<br />
die aus meiner Sicht einen übergreifenden Blick auf die <strong>Holzkette</strong> und ihre Vernetzung<br />
haben, selber eine Rolle spielen und die Region als Gesamtes kennen. <strong>Die</strong> befragten<br />
Personen und ihre organisatorische Eingliederung ist aus Tabelle 1 zu entnehmen.<br />
Organisation Fokus Ansprechpartner Treffen am<br />
1 BEO Holz Interlaken Holzindustrie Herr Hans Germann,<br />
Geschäftsführer<br />
2 Regionalplanung Oberland<br />
Ost, Interlaken<br />
3 Amt für Wald des Kantons<br />
Bern, Waldabt. I, Interlaken<br />
4 BEO Wald und Holz,<br />
Interlaken<br />
Regionalplanung Herr Stefan Schweizer,<br />
Geschäftsführer<br />
Waldwirtschaft und<br />
Energieholz<br />
Vermarktung von<br />
<strong>regionale</strong>m Holz.<br />
10<br />
Herr Rudolf Zumstein,<br />
Abteilungsvorsteher<br />
Herr Daniel Rohrer,<br />
Geschäftsführer<br />
Tabelle 1: Interviewpartner für Vision und Ziele der <strong>Holzkette</strong><br />
29.04.08<br />
30.04.08<br />
25.06.08<br />
20.06.08<br />
11.06.08
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Da die Bandbreite der Verarbeitungsvielfalt von Holz sich in der Vielzahl der Akteure<br />
und ihrer heterogenen Struktur spiegelt, musste eine Auswahl für die<br />
Firmeninterviews getroffen werden. Grossabnehmer wie die Bauindustrie, Papier-<br />
und Zellstoffwerke, Fensterproduzenten, Möbelwerke stehen z.B. den traditionellen<br />
Schnitzereibetrieben, Schmuckherstellern oder Instrumentenbau gegenüber. Als<br />
Input für den Produktions- bzw. Wertschöpfungsprozess deckt das Holz somit<br />
unterschiedliche Bedürfnisse ab (z.B. Bauen, Wohnen, Energie, Transport,<br />
Information, Musik). <strong>Die</strong> Eingrenzung muss einerseits so gestaltet sein, dass sie die<br />
zu untersuchenden <strong>regionale</strong>n Strukturen berücksichtigt und andererseits<br />
nachweislichen Einfluss auf die Regionalentwicklung aufweist. Aus den<br />
Sekundärinformationen über die Region Berner Oberland lassen sich die wichtigsten<br />
Industrien der Holzwirtschaft erkennen, die in der Tabelle 2 aufgeführt sind. <strong>Die</strong><br />
Problematik der Datenbeschaffung für den Gesamtüberblick der Wald- und<br />
Holzwirtschaft, wie sie bereits vom BAFU 2001 erkannt wurde, gilt auch für die<br />
Region Berner Oberland Ost. Eine wissenschaftlich fundierte Auswahl der zu<br />
untersuchenden Industrien nach Wertschöpfung und Materialflüssen ist innerhalb<br />
dieser Arbeit nicht möglich und muss einer Mischung aus Sekundärinformationen der<br />
Verbände und Strukturdaten der Region weichen, wie sie in Tabelle 2 dargestellt ist.<br />
Branchen Bemerkungen, Unterteilung Bedeutung und<br />
Gründe 17<br />
Wald- und<br />
Forstwirtschaft<br />
Private und öffentliche Betriebe und Unternehmen,<br />
Transportunternehmen, Holzhandel<br />
Sägereien Sägerei (z.T. auch mit Hobelwerk kombiniert),<br />
Plattenwerke, Furnierwerke<br />
11<br />
Gross.<br />
Holzwerkstoffe Span- und Faserplattenwerke Keine<br />
Zell- und<br />
Holzstoffhersteller<br />
Türen- und<br />
Fensterhersteller<br />
Grossbetriebe ausserhalb der Region Keine<br />
Wird oft von Holzbauern hergestellt oder als<br />
Fertigfabrikat eingekauft<br />
Sägereien: Gross<br />
Andere: Keine<br />
Siehe Holzbau<br />
17 Genaue Zahlen sind nicht verfügbar auch insbesondere deshalb, da die offizielle Einteilung des Bundes<br />
(Betriebsstättenzählung) Kleinstbetriebe nicht mitzählt. <strong>Die</strong> gemachte Einteilung beruht auf unterschiedlichen<br />
Adressverzeichnissen der Verbände und Resultate aus der <strong>regionale</strong>n Bedeutung (Volkswirtschaftsdirektion des<br />
Kt. Bern 2007). Gross = Hohe Anzahl Betriebsstätten, hohes Abnahmevolumen an Holz, regionalpolitische<br />
Bedeutung; Mittel= Mittlere Anzahl Betriebsstätten; mittleres Abnahmevolumen; Keine = Keine Betriebsstätten in<br />
der Region vorhanden.
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Branchen Bemerkungen, Unterteilung Bedeutung und<br />
Gründe 17<br />
Hobel- und<br />
Imprägnierwerke<br />
Oftmals an grossen Sägereibetriebe<br />
angeschlossen. Es gibt sieben im Kanton Bern,<br />
keine in der Region und ca. drei in der<br />
Wirtschaftsregion.<br />
Parketthersteller Keine<br />
Holzbau Zimmereien, Schreinereien (Bauschreinereien,<br />
Innenausbau), Fensterbauer, Fassaden, Türen,<br />
Parkettverleger, etc.<br />
Holzverpackungen /<br />
Paletten<br />
Möbelindustrie Schreinereien oder Innenausbau - oftmals auch im<br />
Holzbau tätig.<br />
Papier- Zellstoff und<br />
Kartonindustrie<br />
Verpackungsindustrie, Papier- und<br />
Pappeverarbeitung.<br />
Energieholz Pellethersteller, Restholz-Verwerter, Deponien,<br />
Thermische Kraftwerke.<br />
Holzwarenhandel Handel mit Holzwaren für die Bau- und Hobby.<br />
Insbesondere die Grossen wie HIAG und HG<br />
Commercial sind von Bedeutung. Transporte.<br />
12<br />
Siehe Sägereien<br />
Gross<br />
Keine<br />
Mittel<br />
Keine<br />
Gross<br />
Mittel<br />
<strong>Die</strong>nstleister Architekten, Holzbauingenieure, Planer. Mittel<br />
Andere Holzschnitzereien, Instrumentenbau,<br />
Schmuckhersteller, Drechsler, Dekorationen, etc.<br />
Mittel<br />
Endabnehmer Eigentümer, Konsumenten Gross<br />
Tabelle 2: Grundlage BAFU 2001 und Resultate aus der Recherche<br />
Aus Tabelle 2 lassen sich folgende Untersuchungsschwerpunkte für die<br />
Datenerhebung ableiten:<br />
• Wald- und Forstwirtschaft<br />
• Holzhandel<br />
• Sägereibetriebe<br />
• Hobel- und Imprägnierwerke<br />
• Holzbau (beinhaltet auch Türen und Fensterbau) und Möbelbau<br />
• Energieholz<br />
• Endabnehmer
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Nicht Teil dieser Arbeit ist die Wald- und Forstwirtschaft. Sie ist ein eigener<br />
Bereich, der hier nur als Inputlieferant und in Bezug auf seine<br />
Schnittstellenbedeutung berücksichtigt wird. Indirekt geht sie über eine<br />
umfassendere Definition einer nachhaltigen Regionalentwicklung ein, welche die<br />
Wälder als Bestandteile des Systems mit einschliesst. Auch andere schwergewichtig<br />
in der Logistik tätige Bereiche wie das Transport- und Entsorgungswesen, können<br />
nicht berücksichtigt werden.<br />
Der Holzhandel ist entweder als Grosshandel ausgestaltet oder Teil der Sägereien.<br />
Der exportorientierte Holzhandel ist für die Region nicht relevant.<br />
<strong>Die</strong> zwei Bereiche Sägerei und Holzbaubetriebe nehmen nicht nur die grössten<br />
Holzmengen in der Region auf, sie sind auch was ihre Anzahl an Betriebstätten und<br />
Arbeitsplätzen betrifft von Bedeutung 18 und charakterisieren die Branchenstruktur der<br />
Region. <strong>Die</strong> Hobel- und Imprägnierwerke spielen eine wichtige Rolle, da sie<br />
Bauteile für die Holzbauer vorfertigen (z.B. verleimtes Holz) und zwischen Sägerei<br />
und Holzbau liegen. In der Planungsregion sind Hobelaktivitäten teilweise bei den<br />
Sägereien zu finden.<br />
Das Thema Energieholz ist stark im Trend. Unterschiedlichste Akteure sind engagiert,<br />
insbesondere in der kommunalen Nutzung von Holzenergie. In der Region schiessen<br />
Projekte für Fernheizwerke aus dem Boden, so dass die Forstwirtschaft dazu<br />
übergegangen ist, die Versorgungskapazitäten von Waldholz, Altholz 19 , Sägerei-<br />
Restholz, etc. zu berechnen und Massnahmen zu definieren, wie die Versorgung der<br />
geplanten thermischen Heizkraftwerke in Zukunft sichergestellt werden kann (Interview<br />
mit Hr. Zumstein 2008). <strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> Bedeutung z. B. für den Arbeitsmarkt ist eher<br />
gering, da die Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Region relativ begrenzt ausfallen.<br />
Aus Sicht der Nachhaltigkeit und der geschlossenen Kreisläufe sind diese Projekte<br />
jedoch sehr zu begrüssen. Aus diesen Gründen werde auf dieses Thema nicht<br />
eingehen.<br />
18 <strong>Die</strong>s trifft zwar auf die Sägereien nicht zu, da die in der Region ansässigen, hauptberuflichen 6 Sägereibetriebe<br />
nur ca. 21 Arbeitsplätze aufweisen (Vgl. Kapitel 5.2.2). Sie sind jedoch in der Verarbeitungskette an erster Stelle,<br />
verarbeiten das <strong>regionale</strong> Holz für die weiteren Verarbeitungsketten und sind in Bezug auf die nachhaltige<br />
Regionalentwicklung ein wichtiges Bindeglied.<br />
19 Ein interessantes Gebiet insbesondere aus der Sicht geschlossener Kreisläufe. Altholz kann sowohl<br />
wiederverwertet (Spezialität) oder verbrannt werden. <strong>Die</strong>s ist jedoch ein Nischenmarkt und wird nicht weiter<br />
verfolgt.<br />
13
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
<strong>Die</strong> Gruppe der Endabnehmer der Holzbauten ist von grosser Bedeutung. Sie sind<br />
Entscheider und treiben die Nachfrage nach Holz. Ihre Untersuchung würde eine<br />
repräsentative Befragung nach sich ziehen. <strong>Die</strong>s lag ausserhalb der Möglichkeiten<br />
dieser Arbeit. Eingang finden sie jedoch über Informationen und Auswertungen aus<br />
anderen Studien (z.B. Henseling et. al. 2006).<br />
Mit diesen Argumenten konzentriere ich mich auf die Holzbaukette<br />
(Holzvermarktung, Sägereien und Holzbaubetriebe). <strong>Die</strong> Auswahl der Firmen entlang<br />
der Holzbaukette fand nach den Kriterien Branche, Grösse und Input aus den<br />
Experteninterviews statt. Ein weiteres Kriterium war die administrative Region Berner<br />
Oberland Ost. <strong>Die</strong> ausgewählten 40 Firmen erhielten einen Brief der<br />
Regionalplanung Berner Oberland Ost, der das Ziel und das Vorgehen beschrieb<br />
(Anhang 3). Einige Tage später kontaktierte ich die Firmen und bat um einen<br />
Gesprächstermin. Das Einverständnis war gross und Termine konnten erstaunlich<br />
kurzfristig realisiert werden. Mit 24 Firmen habe ich Gespräche geführt.<br />
2.5 <strong>Die</strong> Durchführung der Interviews<br />
<strong>Die</strong> Experteninterviews mit den Verbänden fanden in den Räumlichkeiten der<br />
Verbände statt und dauerten zwischen einer Stunde bis maximal 2 Stunden. Alle<br />
Interviewpartner waren offen und auskunftsfreudig. Der dadurch gewonnene Einblick<br />
und Informationsgehalt war sehr hilfreich.<br />
<strong>Die</strong> Gespräche zur Erarbeitung der Vision zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> wurden in den<br />
Räumen der Regionalplanung Berner Oberland Ost in Interlaken durchgeführt und<br />
dauerten zwischen einer und drei Stunden. Der Informationsgehalt der Gespräche war<br />
unterschiedlich.<br />
<strong>Die</strong> Gespräche mit den Firmen fanden alle in einer entspannten Atmosphäre in den<br />
Betrieben, Restaurants oder Wohnungen der Gesprächspartner statt. Entgegen der<br />
eigentlich angesetzten Zeit von 30 Minuten, dauerten die Gespräche aufgrund der<br />
Auskunftsfreudigkeit meiner Interviewpartner zwischen 45 Minuten und zwei Stunden,<br />
wobei auch Betriebsbesichtigungen stattgefunden haben. Ich achtete bei der<br />
Datenerhebung darauf, die Sichtweise der Befragten einzunehmen und nachzu-<br />
vollziehen.<br />
14
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Alle Interviews begannen mit der Einleitung zum Kontext und der Vorstellung meiner<br />
Person. Verständnisfragen dienten dazu, subjektive Einschätzungen besser<br />
nachzuvollziehen, um so Zusammenhänge erkennen zu können. <strong>Die</strong> Interviews<br />
wurden von mir im Anschluss an das Gespräch nochmals gesichtet, um Ideen oder<br />
Beobachtungen in weiteren Gesprächen zu vertiefen.<br />
2.6 Vorgehensweise bei der Auswertung<br />
<strong>Die</strong> Auswertung der Experteninterviews fokussierte auf Erkenntnisse für die<br />
Firmenbefragung und diente als Hintergrundinformation. <strong>Die</strong> Absicht dieser Interviews<br />
bestand also darin, das breite Material der Daten thematisch sinnvoll in den nächsten<br />
Schritt mit einzubeziehen und das Branchenwissen aufzubauen. Angaben zu<br />
innovativen Firmen dienten als Input für transferierbare Ideen. Mit dieser<br />
Vorgehensweise war der Prozesscharakter deutlich spürbar und hat sich bewährt.<br />
<strong>Die</strong> Auswertung der Äusserungen zur Vision der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> analysierte ich<br />
textlich nach Ähnlichkeiten und Unterschieden, um daraus Schlüsse für ein<br />
gemeinsames Verständnis zu ziehen.<br />
<strong>Die</strong> Resultate der Firmeninterviews wertete ich einerseits nach einzelnen Fragen aus,<br />
aber auch nach übergreifenden Themen. Das Ordnen bestand aber auch in der<br />
thematischen Zusammenführung der vielen, bei den interviewten Personen<br />
angesprochenen Aspekte, die ich nicht vorhersah. In ihren Äusserungen waren sie oft<br />
sprunghaft. Den Prozesscharakter nutzte ich bald und begann bereits nach den ersten<br />
Interviews mit der Auswertung, um erste Erkenntnisse zu gewinnen. <strong>Die</strong>se fanden<br />
wiederum Eingang in die nächsten Interviews. 20 <strong>Die</strong> ursprüngliche Absicht, die<br />
Beziehungen der <strong>regionale</strong>n Unternehmen untereinander visuell darzustellen, konnte<br />
ich nicht umsetzen, da die meisten Unternehmen an Endabnehmer lieferten und nicht<br />
wie erwartet untereinander im Austausch stehen.<br />
20 Auf die Validierung der Forschungsarbeit bzw. der Resultate wird hier nicht eingegangen, da es sich einerseits<br />
um eine nicht-repräsentative Umfrage handelt, kein Team von Forschern tätig war und andererseits diese<br />
Anforderung den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Hingegen habe ich mich ans Prinzip der<br />
Nachvollziehbarkeit und Transparenz gehalten.<br />
15
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
3 Grundlagen<br />
3.1 <strong>Die</strong> Bedeutung der Holzwirtschaft und die <strong>Holzkette</strong><br />
Viel wird momentan über das Potential Holz geschrieben. Der steigende Ölpreis, die<br />
Klimadebatte und neue Akteure mit grossen Kapazitäten haben Bewegung in den<br />
Holzmarkt gebracht. Allenthalben wird die Steigerung der Wertschöpfung in der Forst-<br />
und Holzwirtschaft gefordert. 21 <strong>Die</strong> Holzwirtschaft hat für die Regionalentwicklung von<br />
ländlichen Räumen eine grosse Bedeutung, da sie oftmals in Randgebieten<br />
angesiedelt ist. Dort schafft sie Arbeitsplätze, verhindert Abwanderung und bewahrt<br />
traditionelle Handwerksfähigkeiten. Sie prägt das Bild der Region, sei es durch ihre<br />
Waldbewirtschaftung oder durch die gewählte Bauweise (Hofer 2003).<br />
<strong>Die</strong> Holzwirtschaft ist der nachgelagerte Bereich der Forstwirtschaft. Sie kauft von der<br />
Forstwirtschaft als Rohstoff runde Stämme (Rundholz). <strong>Die</strong> Säge- und Hobelwerke<br />
erzeugen daraus Schnittholz (Balken, Bretter, Latten etc.). Je nach Kunde sägeroh,<br />
getrocknet, gehobelt, verleimt oder keilverzinkt. Aus dem Halbfabrikat Schnittholz<br />
stellen dann Zimmerleute, Schreiner, Möbel-, Parkett- und Palettenhersteller die<br />
Produkte für den Endkonsumenten her (Holzindustrie Schweiz 2008).<br />
<strong>Die</strong> traditionelle Darstellung der Holzindustrie verläuft entlang der Verarbeitungsstufen<br />
(BAFU 2001, Hofer 2003) mit der klassischen Unterteilung in Schreiner- oder<br />
Zimmereibetrieben. In der Realität findet sie nicht mehr so strikt statt. Firmen stellen<br />
sich entlang dem Nachfragebedürfnis (Kundenbedürfnis) auf. Für die Holzbaubetriebe<br />
ist dies das Bedürfnis Bauen- und Wohnen. Sie sind also Zimmerei und Schreinerei in<br />
einem und führen auch Planungsarbeiten durch.<br />
In vielen Dokumenten wird der Begriff der <strong>Holzkette</strong> gebraucht. Das Bild der <strong>Holzkette</strong>,<br />
für die Systematisierung der ineinandergreifenden Verarbeitungsstufen, wird auf<br />
verschiedene Weise gebraucht: sei es als Sinnbild ineinander greifenden Input- und<br />
Outputbeziehungen der Stoffströme, die von unterschiedlichen Akteuren genutzt,<br />
verarbeitet, gehandelt oder besitzt werden. Sei es als Bezeichnung für die<br />
Wertschöpfungskette der Forst- und Holzindustrie, in der jedes Unternehmen Teil eines<br />
21 Z.B. vom Verband der Holzindustrie Schweiz, Förderprojekte innerhalb von Holz 21 oder Ressourcenpolitik<br />
Holz (2008).<br />
16
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
gesamten Netzes darstellt (Holzindustrie 2008). Ich werde den Begriff der <strong>Holzkette</strong> so<br />
verwenden, dass ich damit die vor- und nachgelagerten Verarbeitungsstufen mit<br />
einbeziehe wie auch allfällige Netzwerke, welche zwischen den Betrieben bestehen. Es<br />
geht in der Betrachtung also einerseits um den Holzfluss und den<br />
Verarbeitungsprozess, aber auch um Informationsströme (Schmid 2004). Ich verwende<br />
den Begriff <strong>Holzkette</strong>, wenn ich nicht eine bestimmte Teilbranche bezeichnen will (für<br />
das Leitbild). Für die Untersuchung der Holzbaubetriebe verwende ich den Begriff<br />
Holzbaukette und beziehe die Holzvermarktung und Holzbearbeitung in die<br />
Betrachtung mit ein.<br />
Konzepte wie Cluster oder Netzwerk (Porter 1998) werden als Lösungsansätze<br />
miteinbezogen. 22 Den Kerngedanken des Kreislaufs, der nachhaltigen Wirtschafts- und<br />
Lebensweise und des gesamten Lebenszyklus nehme ich in Ansätzen auf und binde<br />
ihn in die nachhaltige Regionalentwicklung ein. Ich kann jedoch nicht auf alle Ansätze<br />
eingehen, nutze sie jedoch als Leitlinien im Verständnis der nachhaltigen<br />
Regionalentwicklung (siehe Kapitel 3.3.2).<br />
Graphik 3: Holzbau im Zentrum der <strong>Holzkette</strong><br />
22 Als Beispiele sind hier zu nennen: z.B. <strong>Holzkette</strong> St. Gallen, Holzcluster Salzburg oder Steiermark,<br />
COOPFORE (Steinmüller 2007)als Kooperation zw. Waldbesitzern, Netzwerk Holz in Österreich oder<br />
Graubünden Holz.<br />
17
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
3.2 Nachhaltige Regionalentwicklung im Kontext der <strong>Holzkette</strong><br />
Das Ziel der Regionalentwicklung ist die Entwicklung einer Region hin zu bestimmten<br />
vorgegebenen Zielen (Hahne 1999). Der Begriff der Nachhaltigkeit gibt in diesem<br />
Kontext den Zielkorridor vor. <strong>Die</strong> Holzbaukette ist das Objekt der Entwicklung. <strong>Die</strong><br />
Frage nach dem „Wie“, also welche Instrumente geeignet sind, das Ziel zu erreichen,<br />
ist eine vieldiskutierte Frage. <strong>Die</strong> Antwort hängt vom zugrunde gelegten Konzept der<br />
Entwicklung ab. Ebenso viel diskutiert ist die Frage nach dem „Wer“: Wer ist für die<br />
Vision und deren Umsetzung zuständig und welche Strukturen, Prozesse und<br />
Rahmenbedingungen sind notwendig? <strong>Die</strong>se Themen kann ich in der vorliegenden<br />
Arbeit nicht alle ansprechen.<br />
Als erstes interessiert mich der Begriff der „Region“. Einerseits für den<br />
Untersuchungsraum der Ist-Analyse und andererseits für die Entwicklung der<br />
Handlungsfelder.<br />
Was für die Zielsetzung der Arbeit relevant ist, ist die Erarbeitung der Prinzipien einer<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung sowohl aus übergeordneten Rahmenbedingungen<br />
als auch im Kontext der <strong>Holzkette</strong>. Sie fliessen beide in die Erarbeitung des Leitbildes<br />
zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> ein.<br />
3.2.1 <strong>Die</strong> Bedeutung der <strong>regionale</strong>n Ebene<br />
Um das Thema der nachhaltigen Regionalentwicklung zu fassen, ist zuerst zu klären,<br />
in welcher Ausprägung die Region als Betrachtungsraum relevant ist und was eine<br />
Region konstituiert.<br />
Regionen gibt es viele. Sie vereint Natur- und Kulturlandschaft, sie erlaubt räumliche<br />
Nähe und fördert gesellschaftliche Beziehungen. Sie ist ein überschaubarer<br />
Handlungsraum und erhält in der Diskussion um politische Entwicklungsstrategien<br />
wieder grössere Bedeutung (Luks 2005, Hahne 1999). <strong>Die</strong>s deshalb, weil sie ein<br />
überschaubarer Raum ist, indem die Umsetzung von Entwicklungsmassnahmen<br />
stattfindet. Aber von welcher Region spreche ich in dieser Arbeit überhaupt?<br />
Regionen können mittels unterschiedlichen Kriterien und Prinzipien abgegrenzt<br />
werden. Nach dem Homogenitäts- dem Funktional- oder dem Verwaltungsprinzip<br />
(Schmid 2004).<br />
18
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Betrachtet man das Teilsystem der Politik, so kann eine Region als Plan bzw. als<br />
Verwaltungseinheit konstruiert werden, wie dies für die Grenzziehung der Region<br />
Berner Oberland Ost gilt. In der Schweiz sind aber auch andere Einteilungskriterien 23 in<br />
Anwendung. <strong>Die</strong> Grenzziehung der politischen Region ist relativ stabil. Der Zweck<br />
besteht darin, langfristige Vergleichbarkeit in Bezug auf Entwicklungsstrategien,<br />
Standortfaktoren, Finanzplanung oder Förderprogramme zu schaffen (Dybe 2002). Der<br />
Bund hat in den 70iger Jahren 140 Raumplanungsregionen eingerichtet, die in der<br />
Regel als Gemeindeverbände unter kantonaler Hoheit überkommunale Aufgaben<br />
bewältigen. Einzelne Raumplanungsregionen sind kantonsübergreifend (Schuler<br />
2005). <strong>Die</strong>se Art der Abgrenzung der Region hat ein limitiertes Kriterienraster und<br />
nimmt kulturelle, sprachliche oder andere gewachsene Vernetzungen und Identitäten<br />
nicht explizit auf, wohl aber den funktionellen Zusammenhang. 24 Aus Sicht des Bundes<br />
gehört das Berner Oberland Ost auch zur Grossregion Espace-Mittelland (Kämpf,<br />
Schoder 2008). <strong>Die</strong>se Abgrenzung ist eine Mischung aus funktionaler und politisch-<br />
administrativer Einteilung.<br />
<strong>Die</strong> ausschliesslich statische (administrative) Abgrenzung (Systemgrenze) ist im<br />
Kontext der heutigen, horizontalen und vertikalen Vernetzungen aus meiner Sicht nur<br />
bedingt sinnvoll. Wirtschaftliche, politische und soziale Strukturen, Funktionen und<br />
Prozesse verflechten die Akteure untereinander und nehmen keine Rücksicht auf<br />
politische Grenzziehungen. 25<br />
Bezieht man die Leitidee der nachhaltigen Entwicklung in die Überlegungen mit ein,<br />
ist der Regionen Begriff deshalb wichtig, weil er den Ansatzpunkt der räumlichen Nähe<br />
als ein zentrales Anliegen der Nachhaltigkeit aufnimmt (Rumpf 2003). <strong>Die</strong> Region<br />
verstanden als Sinnbild der kleinräumigen Interaktionen, der Subsidiarität, Dezentralität<br />
und Selbstorganisierungsfähigkeit (Rumpf 2003). Somit statuiert die nachhaltige<br />
Entwicklung einen Regionen Begriff, der je nach Ausgestaltung der drei Dimensionen<br />
(ökonomischen, sozialen und ökologischen) unterschiedlich ausfallen kann. So betont<br />
23 Das Bundesamt für Statistik unterscheidet 5 Typologien der räumlichen Gliederung: Institutionelle<br />
Gliederungen, regionalpolitische Gliederungen, Analyseregionen, räumliche Typologien und neu auch<br />
infrakommunale Einheiten. <strong>Die</strong> Raumplanungsregionen fallen unter die regionalpolitische Gliederung (BFS<br />
2008a).<br />
24 Hier ist insbesondere die Interaktionsstruktur der Unternehmen gemeint. Je höher die wirtschaftliche bzw.<br />
branchenspezifische Austauschbeziehung auf stofflicher, sozialer oder finanzieller Ebene ausfällt, je grösser also<br />
die Intensität der Austauschbeziehung und die Ordnungsstruktur der Objekte ist, desto eher kann von einer<br />
Region gesprochen werden (Dybe 2002).<br />
25 Als Beispiel sind hier insbesondere die Grenzregionen zu nennen, welche sich über die staatlichen Grenzziehungen<br />
hinweg entwickeln wollen (z.B. Trinationale Region Basel).<br />
19
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
die ökonomische Dimension Wertschöpfung, Arbeitsplätze, die ökologische Stoff- und<br />
Energieströme und die soziale legt den Fokus auf Identifikation, räumliche Nähe. Dass<br />
diese Anforderungen nicht „eine“ Region konstituieren ist offensichtlich. Zusätzlich<br />
spielt aber noch die vierte Dimension, die institutionelle, eine Rolle.<br />
<strong>Die</strong>se kurzen Ausführen sollen verdeutlichen, dass es „die Region“ nicht gibt. <strong>Die</strong>s<br />
deshalb, weil sie je nach Fragestellung und hinterlegten Konzepten unterschiedlich<br />
abzugrenzen ist. Somit ist der Begriff weder eindeutig noch statisch, sondern<br />
kontextbezogen zu verstehen. 26<br />
In dieser Arbeit verstehe ich die Abgrenzung der Region in Bezug auf die <strong>Holzkette</strong><br />
und die nachhaltige Regionalentwicklung aus zwei Sichtweisen: Einerseits aus der<br />
politisch-administrativen, die sich um die exogene Steuerung von<br />
Entwicklungsprozessen kümmert. Als organisatorische Institution agiert die<br />
Regionalplanung im administrativ definierten räumlichen Gebiet des Berner Oberland<br />
Ost. Als funktionaler Regionen Begriff überlagern die Interaktionen der Unternehmen<br />
entlang der <strong>Holzkette</strong> diese statische Grenzziehung. Als zweite Sichtweise auf die<br />
Region sehe ich sie als Beziehungsgeflecht. Sie ist sie der Veränderung unterworfen,<br />
weil diese Beziehungen variabel sind. Deshalb ist der Begriff der Region aus meiner<br />
Sicht flexibel einzusetzen und wird in der Graphik 4 (Geoportal 2008) als Kreis<br />
dargestellt und zeigt die Ausdehnung in der ich die grösste Anzahl von Informationen<br />
gesammelt habe.<br />
Graphik 4: Karte der Planungs- und Untersuchungsregion (Kreis)<br />
26 <strong>Die</strong>se Feststellung postuliert entsprechend auch neue Anforderungen an eine „Regions“-organisation.<br />
20
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
3.2.2 Übergeordnete Strategien der nachhaltigen Entwicklung<br />
Für die Entwicklung von Zielen der nachhaltigen Regionalentwicklung 27 , in Bezug auf<br />
die <strong>Holzkette</strong>, sind übergeordnete Rahmenbedingungen miteinzubeziehen. Sie geben<br />
Leitplanken und Schwerpunkte vor, welche auf <strong>regionale</strong>r Ebene zu berücksichtigen<br />
sind. Auf politischer Ebene 28 mit Bezug zur Nachhaltigkeit und Holz sind es die<br />
folgenden: 29<br />
• Bundesebene: Strategie Nachhaltige Entwicklung des Bundes 2008 – 2011 (ARE<br />
2008). Neue Regionalpolitik des Bundes (NRP) (Bundesgesetz 2006, SECO<br />
2008). BAFU Ressourcenpolitik Holz. Sie zeigt die Ausrichtung des Bundes im<br />
Bereich der Holzförderung nach Ablauf des Förderprogramms holz 21 (BAFU<br />
2008).<br />
• Kantonale Ebene: Umsetzungsprogramm 2008 bis 2011 zur Neuen<br />
Regionalpolitik des Bundes (Kantonales Umsetzungsprogramm NRP 2008) und<br />
Wachstumsstrategie des Kantons Bern (Volkswirtschaftsdirektion des Kt. Bern<br />
2007).<br />
• Regionale Ebene: Leitbild Berner Oberland (Chance BEO 2006 a,b)<br />
Aus diesen Rahmenbedingungen lassen sich Schwerpunkte für die Zielrichtung der<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung ableiten. Sie können wie folgt zusammengefasst<br />
werden:<br />
• Drei Ziele: Es sind dies „ökologische Verantwortung“, „wirtschaftliche Leistungs-<br />
fähigkeit“ und „gesellschaftliche Solidarität“. <strong>Die</strong> Brundtland-Definition bildet die<br />
Grundlage (Brundtland 1987).<br />
• Regionen stehen im Zentrum: <strong>Die</strong> Regionen leisten einen Beitrag zum Wachstum<br />
der gesamten Schweiz, nutzen ihre natürlichen Ressourcen und ihr endogenes,<br />
lokales Potential (z.B. lokales Handwerk, Landschaft, Kultur, etc.). Regionale<br />
Zentren haben die Aufgabe eines Entwicklungsmotors (Stokar 2008).<br />
27 Das Thema der nachhaltigen Regionalentwicklung ist umfassend und kann hier nur gestreift werden. Eine<br />
pointierte Präsentation dazu hat Narodoslawsky (2005) gegeben.<br />
28 Rahmenbedingungen aus internationaler bzw. europäischer Ebene werde ich in dieser Arbeit nicht ausführen.<br />
29 Es gäbe hier sicherlich noch andere Einflussbereiche zu nennen, insbesondere aus dem Forstbereich und dem<br />
Wirtschaftsbereich. Auch die kantonale Energiestrategie oder die Strategie zum Tourismus könnten<br />
miteinbezogen werden. Ich erachte die hier erwähnten als ausreichend für die Vorgabe von<br />
Rahmenbedingungen.<br />
21
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Schwerpunktthemen sind: Wachstum, Klimawandel, Energie, nachhaltiges<br />
Bauen, Tourismus, nachhaltige Mobilität, Schutz vor Naturgefahren, Zusammen-<br />
arbeit, Wissensaustausch und Weiterbildung.<br />
• Ansatzpunkte auf <strong>regionale</strong>r Ebene: Wettbewerbsfähigkeit verbessern, Innovation<br />
und Unternehmertum fördern sowie mehr Wertschöpfung generieren (Wüthrich<br />
2007).<br />
• Vernetzung der Akteure: Öffentliche und private Akteure sind auf horizontaler und<br />
vertikaler Ebene zu Vernetzen, auch zwischen den Zentren und der Peripherie.<br />
• Verständnis von Wirkungszusammenhängen: Als Prinzip rückt es ins Zentrum<br />
und fordert eine sektorübergreifende Sichtweise. <strong>Die</strong> Region als administrative<br />
Einheit tritt in den Hintergrund.<br />
<strong>Die</strong> Schweizerische Eidgenossenschaft zielt mit diesem Programm auf die Stärkung<br />
der <strong>regionale</strong>n Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz ab. Es wird die Schaffung und<br />
Erhaltung von Arbeitsplätzen forciert und eine ausgewogene Entwicklung gefördert.<br />
Durch die Stärkung von Unternehmertum, Innovationsfähigkeit und Wertschöpfungs-<br />
systemen in den betreffenden Gebieten strebt die auch neue Regionalpolitik eine<br />
Verbesserung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Institutionen an den<br />
Strukturwandel an. Als Instrumente werden Finanzhilfen und Steuererleichterungen<br />
eingesetzt (Stokar 2008). <strong>Die</strong> Region als statisches Konstrukt tritt in den Hintergrund<br />
und macht einer dynamischen Sichtweise Platz. Es zeigt sich klar: Regionalpolitik<br />
ist Wachstumspolitik aus Eigenverantwortung.<br />
3.2.3 Nachhaltige Regionalentwicklung<br />
Wie sich aus den übergeordneten Rahmenbedingungen erkennen lässt, gehört das<br />
Adjektiv „nachhaltig“ ins Repertoire der neuen Regionalpolitik. Was impliziert eine<br />
nachhaltige Regionalentwicklung? <strong>Die</strong> Begriffe „nachhaltig“ und „Entwicklung“ sind<br />
normativ und somit nicht wertneutral. Es gibt keine allgemeingültige,<br />
operationalisierbare Definition von „nachhaltig“ und „Entwicklung“ (Braun 2000/2001).<br />
Geht es um Entwicklung, dann sind immer auch normative Konzepte hinterlegt, die<br />
sich in den verschiedenen Ansätzen wie „Lernende-Region“, „Innovative/kreative<br />
<strong>regionale</strong> Milieus“ oder „Industrial District“ manifestieren. Eine kurze Übersicht über<br />
diese Ansätze bietet Braun 2001/2002.<br />
22
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Nachhaltige (Regional)-Entwicklung wird von mir als Zielkorridor, als „fortlaufender und<br />
zu gestaltender Prozess“ (Walter 2002) ausgelegt. Nachhaltigkeit als Zielzustand ist<br />
aufgrund der inhärenten Konflikte, konträren Wirkungszusammenhängen und der<br />
Komplexität nicht exakt zu definieren (Wiesemann 1995). Für diese Arbeit erachte ich<br />
es als zielführend, Leitplanken aufzustellen, innerhalb derer der Zielkorridor definiert<br />
wird.<br />
Es werden folgende Leitlinien mit Bezug zur <strong>Holzkette</strong> und der Regionalentwicklung<br />
postuliert. Sie sind auch als Anforderungen an die Akteure und die zu<br />
untersuchenden Potentiale zu sehen. 30<br />
• <strong>Die</strong> Aktivitäten sollen die stoffliche Nutzung von Holz wo immer möglich priori-<br />
sieren. <strong>Die</strong> Kaskadennutzung, bei der die energetische Nutzung am Ende des<br />
Kreislaufes steht, ist anzustreben.<br />
• Es sollen keine Aktivitäten, die zur Gefährdung von Aufnahme- und Tragekapa-<br />
zitäten von Menschen, Tieren und Pflanzen beitragen, ausgeübt werden. Aktivi-<br />
täten sind langfristig auszurichten (Beitrag zur Stabilität und Vielfalt der Region<br />
und ihrer Lebensräume).<br />
• Durch Flexibilität und Innovation sollen sie zur Wertschöpfung beitragen, indem<br />
sie sich auch in einem dynamischen Umfeld langfristig behaupten können.<br />
• Als integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Systems nehmen sie die soziale<br />
Verantwortung wahr und tragen zum sozialen Zusammenhalt bei 31 .<br />
• Sie schaffen Rahmenbedingungen, die es den Menschen ermöglicht, ihre Ent-<br />
wicklungs- und Handlungsmöglichkeiten wahrzunehmen. <strong>Die</strong>s jedoch nicht auf<br />
Kosten der zukünftigen Generationen. Hindernisse sollen abgebaut und treibende<br />
Kräfte gefördert werden.<br />
• Mittels Vernetzung, Kooperationen und Partnerschaften (horizontal und vertikal)<br />
erhöhen sich die Erfolgschancen von Umsetzungsprojekten. Partizipation fördert<br />
Akzeptanz, Verantwortungsbewusstsein und Qualität. Eine nur sektorale Be-<br />
trachtungsweise greift zu kurz.<br />
30 Es handelt sich hierbei um verschiedenste Quellen und Herleitungen, die ich bereits in meiner Seminararbeit<br />
über die Anforderungen an eine nachhaltige <strong>Holzkette</strong> entwickelt habe (Matthys 2008).<br />
31 Hier wird die oftmals vernachlässigte soziale Dimension der Nachhaltigkeit angesprochen. Weitere Ausführungen<br />
sind z.B. zu finden in: Schäfer und Schön 1999; Rumpf 2003.<br />
23
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Produktion und Konsum von Holz sollen regional aufeinander abgestimmt<br />
werden, um Stoff-, Material- und Güterströme wo immer möglich, kleinräumig zu<br />
organisieren.<br />
<strong>Die</strong>se Leitlinien sind sowohl auf der Ebene der Region, als auch auf<br />
Unternehmensebene zu berücksichtigen. Auf Konzepte der nachhaltigen<br />
Unternehmensentwicklung werde ich hier nicht weiter eingehen, dazu habe ich nicht<br />
die notwendigen Daten und müsste die innerbetriebliche Sichtweise mit einbeziehen.<br />
24
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
4 Einflussfaktoren auf die Holzwirtschaft<br />
Ein kurzer Blick auf die Holzwirtschaft als Gesamtes gibt einen Eindruck über<br />
Herausforderungen, Trends und Vernetzung entlang der <strong>Holzkette</strong>. Der Fokus liegt auf<br />
den Einflussfaktoren, denen die <strong>regionale</strong> Holzwirtschaft (Systemgrenze) ausgesetzt<br />
ist. Ich werde die Faktoren, die über die vorgelagerte Stufe (Wald- und Forstwirtschaft)<br />
Einfluss nehmen auch kurz erwähnen. Dabei sind Rahmenbedingungen in Bezug auf<br />
den Rohstoff 32 (mit Bezug zur Bergregion) relevant. <strong>Die</strong> Charakterisierung ist nicht<br />
vollständig, sondern bietet eine Auswahl. Ich versuche, diejenigen Faktoren<br />
herauszustreichen, die in den folgenden Kapiteln relevant werden und gleichzeitig das<br />
Wissen über die Branche zu erhöhen.<br />
Zuerst ein kurzer Blick auf die Einflussfaktoren und Situation in der Wald- und<br />
Forstwirtschaft mit besonderem Fokus auf das Berner Oberland. 33<br />
• Mit einem Bewaldungsanteil von 26,5% an der Gesamtfläche ist das Berner<br />
Oberland ein relativ waldarmes Land (Streiff 2007). Der grösste Anteil des<br />
Waldes gehört der öffentlichen Hand oder Kooperationen. Nur 16 % sind<br />
Privatwälder, die meist sehr klein strukturiert sind (Interview Herr Zumstein,<br />
Oberförster Waldabteilung I).<br />
• Im Berner Wald sind die 80- bis 140-jährigen Bestände übervertreten (Jahres-<br />
bericht Waldabteilung I 2007). <strong>Die</strong>ses sogenannte Starkholz (Umfang über 50<br />
cm) ist für die Abnehmerindustrie weniger attraktiv, weil es höhere Verarbeitungs-<br />
kosten generiert (Pauli 2006). Es dominieren Fichte und Tanne, deren Einsatz-<br />
gebiet in der Holzverarbeitung gross ist.<br />
• <strong>Die</strong> Aufgaben der Waldabteilungen (Forstdienstaktivitäten) beinhalten nebst dem<br />
Kerngeschäft der Waldbewirtschaftung, auch die Öffentlichkeitsarbeit, Beratung<br />
sowie Aus- und Weiterbildung. Finanzierungsmittel durch den Kanton werden<br />
über Leistungsvereinbarungen gezahlt. Für 2007 erhielt die Waldabteilung I des<br />
Berner Oberlands CHF 3,6 Mio. für ihre Tätigkeiten bei 10,4 Vollzeitstellen<br />
(Jahresbericht 2007). Im Vergleich ist zu sagen, dass nur einzelne Betriebe im<br />
Mittelland und Jura selbsttragend sind (Holz 21 2004).<br />
32<br />
Ich werde hier nicht ins Lamento der schwierigen politischen Rahmenbedingungen eingehen. <strong>Die</strong>s ist Aufgabe<br />
der Verbände.<br />
33<br />
<strong>Die</strong> folgenden Zahlen und Fakten stützen sich insbesondere auf die Angaben der Volkswirtsdirektion des<br />
Kantons Bern, Amt für Wald 2008.<br />
25
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Kostentreiber sind u.a. die Holzerntekosten. Sie sind im Vergleich mit anderen<br />
Alpenregionen in der Schweiz relativ hoch (Holz 21 2004).<br />
• Anreizstrukturen werden durch Subventionen und Beiträge von Bund, Kantonen<br />
und Gemeinden gesetzt. Der Druck auf die Produktivität steigt. Von den Abneh-<br />
mern wird eine kontinuierliche Holzmenge übers Jahr verteilt gefordert, was aus<br />
ökologischer Sicht zu bedenken führt (z.B. Flur- und Wurzelschäden).<br />
• <strong>Die</strong> Aufteilung der Sortimente, welche aus dem Wald geerntet werden, sind über<br />
die Jahre relativ stabil geblieben: 70 % Stammholz, 20 % Energieholz, 10 %<br />
Industrieholz 34 . Energie und Industrieholz stehen vermehrt in Konkurrenz<br />
zueinander (Streiff 2007).<br />
<strong>Die</strong>ser kurze Einblick zeigt einerseits, dass der Rohstoff Holz Eigenschaften aufweist<br />
die Regional unterschiedlich sind und seine Verwendung limitieren. So spielen z.B.<br />
Standort, Wuchsform, Höhe und Alter eine Rolle. Aber nicht nur natürliche Faktoren<br />
spielen eine Rolle. Forstbetriebe nehmen Einfluss auf Menge, Sortiment und Qualität<br />
des geschlagen Holzes. Auch die Nachfrage nach Holz hat Einfluss. Sie zahlt höhere<br />
Preise für Holz, welches für ihre Verarbeitungsmethoden (Schwachholz, wenig<br />
Asteinschlüsse, Wertholz) am besten geeignet ist und stellt Forderungen an die<br />
Holzproduktion (Brainworker 2008).<br />
<strong>Die</strong> Schnittstelle zur Forst- und Waldwirtschaft ist die Vermarktung des Holzes,<br />
welche entweder direkt oder indirekt geschieht. <strong>Die</strong> Waldbesitzer (private und<br />
öffentliche) verkaufen einerseits direkt an die Sägereien oder nutzen die Möglichkeit<br />
von Vermarktungsorganisationen 35 , welche u.a. den Holzverkauf abwickeln. <strong>Die</strong>se<br />
Vermarktungsorganisationen entstanden und entstehen entweder aus Vertretern der<br />
Waldeigentümer oder durch Agenten (Lenca AG). Ihr <strong>Die</strong>nstleistungsangebot ist<br />
unterschiedlich.<br />
Als nächste Stufe wird Stammholz in den Sägereien weiterverarbeitet. Als<br />
Holzbearbeitungsbetriebe bezeichnet, führen sie auch Hobel- und Furnierarbeiten<br />
aus. Folgende Faktoren und Trends sind zu beobachten:<br />
34 Das Stammholz wird von den Sägewerken weiterverarbeitet; das Industrieholz dient als Rohmaterial für die<br />
Papier-, Zellstoff- und Plattenindustrie. Vermehrt wird aber auch Industrieholz als Energieholz verkauft.<br />
35 Im Berner Oberland ist es die BEO Wald & Holz. Auch im Kt. Waadt und in St.Gallen-Lichtenstein und<br />
Solothurn sind solche Koordinationsstellen entstanden (Holz 21 2003).<br />
26
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• <strong>Die</strong> Sägereibranche durchläuft auch weiterhin einen Konzentrationsprozess,<br />
wobei die Anzahl der Betriebe abnimmt und der Gesamteinschnitt konstant bleibt.<br />
Es gibt in der Schweiz noch ca. 350 bis 400 Sägereien (Holzindustrie 2008).<br />
Treiber für diese Entwicklung ist u.a. der Elementbau, der aufgrund zunehmend<br />
standardisierter Baunormen und einer strengeren Produkthaftung als (Leimholz)-<br />
Konkurrenz das Massivholz zurückdrängt.<br />
• <strong>Die</strong> Sägeindustrie ist eine reife Wirtschaftsbranche mit niedrigen Margen. Sie<br />
hängt stark von den Zyklen der Bauwirtschaft ab (Brainworker 2008).<br />
• Kleine Sägereibetriebe (bis Kleinstbetriebe) mit einer Einschnittmenge bis zu<br />
2’000m 3 /Jahr arbeiten handwerklich und mit geringer Technologieausstattung. 36<br />
Ihr Absatzmarkt ist traditionell binnenmarktorientiert, meist regional. Ihre<br />
Standorte sind historisch begründet und limitieren oftmals eine<br />
Weiterentwicklung. Sie verarbeiten mehrheitlich Tannen und Fichtenholz zu Bau-<br />
und Schnittholz (getrocknet oder sägeroh) und sind die Hauptabnehmer für Stark-<br />
holz. Sie wollen möglichst wenig Komplett- oder Mischpartien 37 . Nebst den Kosten<br />
für den Einkauf des Rundholzes, fallen Personalkosten zu Buche. Grosse hand-<br />
werkliche Fähigkeiten, qualitativ hochstehende Verarbeitung und langjährige<br />
Liefer- und Absatzbeziehungen sind Erfolgsfaktoren. Abnehmer sind Handwerks-<br />
oder Zimmereibetriebe, die meist ebenfalls kleinstrukturiert sind.<br />
• Daneben dominieren industrielle Grossbetriebe. <strong>Die</strong> sechs grössten Betriebe 38<br />
schneiden 50 % der Schweizer Produktion ein. Ca. 1/3 der von ihnen produ-<br />
zierten Schnittholzproduktion geht ins Ausland. Sie verfügen über einen<br />
Maschinenpark, der Leistungssteigerungs- und Kostensenkungspotenziale<br />
erlaubt. Oftmals arbeiten sie im Mehrschicht-Betrieb und liegen an erschlossenen<br />
Standorten. Sie verarbeiten Schnittholz weiter u.a. zu normierter, verleimter<br />
Ware, welche im europäischen Preiskampf steht. Sie beliefern hauptsächlich die<br />
Holzbaubetriebe, den Handel oder Weiterverarbeiter (direkt und indirekter<br />
Vertrieb). Um ihre Anlagen auszulasten, sie sind auf eine kontinuierliche Ver-<br />
sorgung mit Holz angewiesen und fahren einen Mehrschichtbetrieb.<br />
36 Sie arbeiten vielfach mit Gatter- und Blockbandsägen und nicht mit Spaner-Blockband-Kombinationen. Auch<br />
verwenden sie keine elektronische Werkeingangsvermessung und -sortierung. (Holz 21 2004).<br />
37 Damit werden Lieferungen bezeichnet, deren Inhalt (Qualitätsklasse) nicht genau bestellt werden kann.<br />
38 Es handelt sich um folgende Firmen: Stallinger Swiss Timber AG, Domat/Ems (GR); Schilliger GmbH, Haltikon<br />
und Perlen (SZ/LU); Despond SA, Bulle (FR); Zahnd SA, Rueyres (VD); Lehmann AG, Gossau (SG) und OLWO<br />
Otto Lädrach AG, Worb und Erlenbach i.S. (BE) (Holzindustrie 2008).<br />
27
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Es zeigt sich hiermit eine Aufteilung des Marktes in industrielle Fertigung versus<br />
handwerkliche Verarbeitung. Ist das nun gut oder schlecht? Darüber streiten sich<br />
die Experten. Auf jeden Fall ist es eine Tatsache, mit der umzugehen ist. Wie dies<br />
geschehen soll, wird aus meiner Sicht auf den verschiedenen politischen Ebenen<br />
(Verband, Bund, Kanton) unterschiedlich gehandhabt. Vorschläge dazu sind jedoch<br />
vorhanden (z.B. in Holz 21 2004).<br />
<strong>Die</strong> Holzbauindustrie als Teil der Holzindustrie verarbeitet das Holz der Holzbear-<br />
beitungsbetriebe weiter und verbaut es. Folgende Trends und Einflussfaktoren sind<br />
zu beobachten:<br />
• Wichtigster Treiber ist die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere die Bautätig-<br />
keit. Hier wird der grösste Anteil an Holz verbaut. Holz als Tragkonstruktions-<br />
material ist über die letzten sechs Jahre konstant über 10% geblieben. Im Jahr<br />
2006 ist dieser Anteil leicht angestiegen auf 12.0% (Materialanteile in der<br />
Tragekonstruktion 2007).<br />
• Holz als Baustoff erlebt wegen der Klimadebatte, neuen Brandschutzrichtlinien,<br />
neuen hybriden Werkstoffen, dem energieeffizienten Bauen sowie dem gesell-<br />
schaftlichen Trend zu Gesundheit und Natürlichkeit einen neuen Aufschwung<br />
(Cristallo 2007). Sanierungsprojekte stehen an.<br />
• Technologische Entwicklungen im Holzbau (Elementbauweise) haben die Anfor-<br />
derungen an die Holzwerkstoffe 39 (verleimtes Holz) verändert. <strong>Die</strong> traditionelle<br />
Massivbauweise hat stark abgenommen. Dadurch ist die Holzbaubranche<br />
vermehrt dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt (normierte Elemente) und<br />
differenziert sich nicht mehr in demselben Masse über <strong>regionale</strong> Bauweise und<br />
Fähigkeiten (z.B. Fleckbau, Chaletbau).<br />
• Der Elementbau verarbeitet normierte, kostengünstige, standardisierte Massen-<br />
ware, die passgenau montiert werden kann. 80 bis 90% des Nadelholzes ist<br />
inzwischen Massenware (Brainworker 2008).<br />
• Stürme können den Holzpreis und die verfügbare Holzmenge jederzeit schlag-<br />
artig ändern (z.B. die Stürme Lothar, Vivian). Nach grossen Unwettern hingegen<br />
steigt die Nachfrage nach Holz für den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur<br />
und schafft Aufträge für die Wirtschaft.<br />
39 Als Holzwerkstoffe werden Produkte bezeichnet, die durch Verpressen unterschiedlich geformter und<br />
unterschiedlich grosser Holzteile (Bretter, Stäbe, Furniere, Späne, Fasern) mit Klebstoffen, mit oder ohne<br />
Bindemittel hergestellt werden (Holzlexikon 2008).<br />
28
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• <strong>Die</strong> grösste Wertschöpfung innerhalb der <strong>Holzkette</strong> findet im Holzbau statt, da<br />
hier auch Planung und Beratung zum <strong>Die</strong>nstleistungsangebot gehören 40 (Cristallo<br />
2007)<br />
<strong>Die</strong> Holzbaubetriebe wie auch die Sägereien erfuhren eine starke Veränderung ihrer<br />
Branche. Das traditionelle Handwerk ist je länger je weniger gefragt. Der Hausbau<br />
muss immer schneller stattfinden und die verwendeten Holzwerkstoffe sind normiert<br />
und industriell gefertigt. <strong>Die</strong> Abnahme von Massivholzbauten wie auch von<br />
Listenbauholz entzieht den lokalen Sägereien einen wichtigen Teil der<br />
wirtschaftlichen Grundlage. Es findet auch hier - wie in anderen Branchen 41 - die<br />
Zweiteilung zwischen industrieller Fertigung nach effizienten, maschinenintensiven<br />
Methoden und der Ausrichtung auf traditionelle Nischenprodukte statt. Im folgenden<br />
Kapitel werde ich noch detaillierter auf die Situation in der Region eingehen und<br />
überprüfen, welche Auswirklungen zu beobachten sind.<br />
40 Als Beispiel die Preise für Rundholz: Fr. 100.-/m3, von Bretter: Fr. 400.-/m3, von Brettschichtholz: Fr. 800.-/m3<br />
und von Brettschichtholz montiert: Fr. 1300.-/m3 (Cristallo 2007).<br />
41 Z.B. die Bierbranche oder die Textilbranche.<br />
29
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
5 <strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong><br />
In diesem Kapitel stehen die empirischen Resultate im Vordergrund. In einem ersten<br />
Schritt stelle ich die erarbeitete Vision und Ziele zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> vor. Sie<br />
zeigen das gemeinsame Verständnis und dienen als Leitlinien für die Entwicklung der<br />
Handlungsfelder und Initiativen (Kapitel 6). Mit den Resultaten aus den<br />
Firmeninterviews zeichne ich ein Bild der <strong>regionale</strong>n Holzbaukette. Der Fokus der<br />
Erhebung liegt auf den Strukturen, Holzflüssen (Lieferantenbeziehungen), den<br />
Herausforderungen und den Ideen. <strong>Die</strong> Strukturierung der Resultate verläuft entlang<br />
der Holzbaukette und zeigt Stärken- und Schwächenprofile. Aus ihnen ergeben sich<br />
Handlungsfelder, die mit konkreten Initiativen Chancen aufzeigen.<br />
5.1 Vision und Ziele einer <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> ist eingebettet in die Entwicklung der Region. Deshalb hat sie<br />
sich an den Anforderungen einer nachhaltigen Regionalentwicklung zu orientieren.<br />
Visionen oder Ziele sind für die Region keine zu finden, weshalb sie zu entwickeln sind.<br />
Ich habe vier <strong>regionale</strong>n Experten einen Vorschlag 42 zur Vision und zu acht Zielen<br />
unterbreitet. Aufgrund der geringen Zahl der befragten Personen und der Qualität des<br />
erhaltenen Inputs, kann ich keine wissenschaftliche Analyse vornehmen. Ich versuche<br />
im Sinne der Befragten, ihre Beiträge und Vorschläge in die Vision und Ziele<br />
einzubauen und grosse Abweichungen als Diskussionspunkte auszuweisen.<br />
Vision (Ausgangstext):<br />
<strong>Die</strong> Wald- und Holzwirtschaft trägt massgeblich zu einer ausgeglichenen<br />
Branchenstruktur in der Region bei und leistet einen bedeutenden Beitrag zur<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Region.<br />
<strong>Die</strong> Vision wurde in ihren Grundzügen von den befragten Personen akzeptiert. Einer<br />
der Experten akzeptierte die Vision vollständig ohne Änderungen. <strong>Die</strong> anderen<br />
diskutierten die Begriffe „massgeblich“ (Vorschlag: „leistet einen Beitrag“),<br />
42 Der Vorschlag basiert auf folgenden Quellen und eigenen Einschätzungen: Entwicklungsstrategie und<br />
Förderprogramm 2008 -2011, BEO Holz Webseite, BEO Wald Webseite, BAFU Ressourcenpolitik Holz 2008. Er<br />
entspricht der unten aufgeführten Vision und den Zielen in der Tabelle 3.<br />
30
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
„ausgeglichen“ (Vorschlag: „gesund“), „bedeutend“ (Vorschlag: Wort weglassen) und<br />
„Wettbewerbsfähigkeit“ (Vorschlag: „Attraktivität des Rohstoffs“, „Wertschöpfung“).<br />
Als Gemeinsamkeit kann festgestellt werden, dass es sich um Einwände in Bezug auf<br />
die Bedeutung (massgeblich; weglassen von „bedeutend“) und die Wirkung<br />
(ausgeglichenen) der <strong>Holzkette</strong> handelt. Der Einwand „Wettbewerbsfähigkeit“ durch<br />
„Attraktivität des Rohstoffs“ zu ersetzen, impliziert aus meiner Sicht eine Ausweitung<br />
des Betrachtungs- und Wirkungsraums. <strong>Die</strong> anderen Vorschläge zu „massgeblich“ und<br />
„bedeutend“ weisen auf eine Verminderung der Bedeutung der Wald- und<br />
Holzwirtschaft für die Region hin. Der zusätzliche Vorschlag, dass sich die <strong>Holzkette</strong> in<br />
die Gesamtstruktur der Branchen einfügen soll, zeigt das Verständnis, dass die<br />
<strong>Holzkette</strong> ein integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Systems darstellt. <strong>Die</strong><br />
Nennung lautet: „Sie ist sich bewusst, dass sie ihre Aufgaben im Kontext der<br />
Tourismusbranche erfüllt“ und dass sie „Hand in Hand“ agiert.<br />
Aus diesen Einwänden und Vorschlägen lässt sich meiner Meinung nach folgende<br />
Anforderungen an die <strong>Holzkette</strong> ableiten:<br />
• Sie ist Teil der gesamten <strong>regionale</strong>n Entwicklung und deren Teilsystemen<br />
(Waldpolitik, Tourismus, Bevölkerungspolitik).<br />
• <strong>Die</strong> Unternehmensstruktur entlang der <strong>Holzkette</strong> ist so zu gestalten, dass grosse<br />
und kleine, industrielle und traditionelle Betriebe nebeneinander existieren<br />
können. Gesellschaft und Wirtschaft bleiben miteinander verzahnt und leben die<br />
räumliche Nähe.<br />
• Sie leistet einen Beitrag zur Regionalentwicklung durch die Qualität der Produkte<br />
und <strong>Die</strong>nstleistungen, durch Kundenorientierung und attraktive Arbeitsplätze.<br />
Zusätzlich wurden acht Ziele vorgeschlagen und mit den Experten diskutiert. <strong>Die</strong><br />
Tabelle fasst die Diskussion zusammen. <strong>Die</strong> Indikatoren konnten zuwenig detailliert<br />
diskutiert werden und der Beitrag der Befragten war zuwenig konkret, um sie hier in<br />
der Analyse zu berücksichtigen. Aus Gründen der Vollständigkeit sind sie aufgeführt.<br />
31
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Ziele 1- 8 Mögliche Indikatoren 43 Bemerkungen<br />
1. <strong>Die</strong> Waldwirtschaft<br />
steigert das nachhaltig<br />
nutzbare Holzpotential des<br />
Waldes.<br />
2. Das Angebot an<br />
Holzarten ist – wo möglich –<br />
an die <strong>regionale</strong> Nachfrage<br />
auszurichten.<br />
3. Der Absatz des<br />
<strong>regionale</strong>n Holzes in der<br />
Region nimmt zu (Rund-<br />
und Energieholz) und der<br />
Verkauf wird<br />
professionalisiert.<br />
4. <strong>Die</strong> Verarbeitung des<br />
Holzangebotes in der<br />
Region nimmt zu<br />
(Wertschöpfung).<br />
5. <strong>Die</strong> Holzwirtschaft nutzt<br />
das Synergiepotential mit<br />
der Tourismusindustrie im<br />
Einsatz und der<br />
Vermarktung von Holz.<br />
6. <strong>Die</strong> energetische Nutzung<br />
von Abfall-Altholz und<br />
Holzabfällen nimmt zu.<br />
7. Das Angebot an<br />
innovativen Holzprodukten<br />
und traditionellen<br />
Handwerksfähigkeiten wird<br />
gefördert.<br />
8. Das Verständnis aller<br />
Akteure entlang der<br />
<strong>Holzkette</strong> wird gefördert.<br />
1.1 Genutzte Holzmenge pro Jahr<br />
1.2 Anteil an mechanisierter<br />
Erntemethode<br />
1.3 Mobilisierte private Eigentümer<br />
2.1 Abnahmeverträge für<br />
bestimmte Holzarten<br />
2.2 Anbau von Energiewäldern<br />
3.1 Abnahme des Exports von<br />
Rundholz aus der Region<br />
3.2 Abnahme des Exports von<br />
Energieholz aus der Region<br />
3.3 Vermarktung über BEO Wald &<br />
Holz nimmt zu.<br />
4.1 Neu geschaffene Arbeitsplätze<br />
4.2 Anzahl Firmengründungen<br />
4.3 Zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
4.4 Stoffliche vor energetischer<br />
Nutzung (Kaskaden)<br />
5.1 Anzahl gemeinsamer Projekte<br />
im Holzbau<br />
5.2 Anzahl gemeinsamer Projekte<br />
in Öffentlichkeitsarbeit<br />
5.3 Anzahl gemeinsamer Themen<br />
(z.B. Holz und Gesundheit)<br />
6.1 Zunahme von Energieholz aus<br />
Abfallholz<br />
6.2 Anzahl neu erschlossener<br />
Quellen für Energieholz<br />
7.1 Anerkennung von innovativen<br />
Projekten durch Preise<br />
7.2 Anzahl spezialisierter Betriebe<br />
7.3 Anzahl Ausbildungsplätze in<br />
spezialisierten Betrieben<br />
8.1 Anzahl übergreifender Aus-<br />
und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
8.2 Anzahl gemeinsamer Projekte<br />
zw. Forschung und Praxis<br />
8.3 Aufbau eines gemeinsamen<br />
Leitbildes.<br />
32<br />
Wurde von den befragten<br />
akzeptiert.<br />
Hier war vor allem das<br />
Vermarktungsangebot<br />
angesprochen. <strong>Die</strong> Befragten<br />
sahen dieses Ziel als nicht<br />
realistisch (Wachstumszyklus der<br />
Bäume zu lange) oder bereits als<br />
realisiert („Der Förster schlägt,<br />
was bestellt wird“).<br />
Der erste Teil des Ziels für Rundholz<br />
wurde als nicht realistisch<br />
eingeschätzt, da die Verarbeitungskapazitäten<br />
der <strong>regionale</strong>n<br />
Sägereien nicht die Anforderungen<br />
(z.B. Trocknung) erfüllen.<br />
<strong>Die</strong> Professionalisierung des<br />
Verkaufs wurde akzeptiert, da<br />
bereits durch BEO Wald & Holz<br />
aufgegleist.<br />
Keine Einwände. Es wurde aber<br />
auf die Schwierigkeit verwiesen,<br />
die Verarbeitungskapazitäten zu<br />
erhöhen.<br />
Nur einer der Befragten konnte<br />
hier kreative Ideen generieren<br />
und sah Ansatzpunkte.<br />
Ist eines der grossen Ziele der<br />
BEO Wald & Holz. Keine<br />
Einwände und Unterstützung<br />
durch die Befragten.<br />
Keine Einwände. Unterstützung<br />
durch die Befragten.<br />
Keine Einwände. Unterstützung<br />
durch die Befragten.<br />
Tabelle 3: Vorschläge zu Zielen und Indikatoren für die <strong>Holzkette</strong> im Berner Oberland Ost<br />
43 Der Aufbau eines Indikatorensystems sollte bestimmte Anforderungen an die Methodik und Kommunikation<br />
erfüllen. Darauf wird hier nicht eingegangen. Vgl. dazu die Abhandlung zum Monetbericht (Bundesamt für<br />
Statistik 2003) oder Spangenberg 2004.
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
<strong>Die</strong>se Ziele und Indikatoren müssten nun mit einem breiter abgestützten Plenum<br />
diskutiert und konkretisiert werden. Als nächste Schritte sind auch die Indikatoren und<br />
Messgrössen zu bestimmen. Vertreter der Holzindustrie und Tourismus müssen in die<br />
Zieldefinition miteingebunden werden, fehlen sie doch bis anhin. Danach können aus<br />
den Zielen konkrete Massnahmen und Projekte abgeleitet werden. Als geeigneter<br />
Koordinator sehe ich die Volkswirtschaftskammer des Berner Oberlands, welche, im<br />
Kontext des Projektes Chance BEO 2006 Synergien nutzten kann (Chance BEO<br />
2006b) und die Einbettung in den gesamt<strong>regionale</strong>n Kontext Sinn macht (Chance BEO<br />
2006a).<br />
<strong>Die</strong> in Kapitel 3.2.3 aufgestellten Leitlinien decken sich weitgehend mit diesen Zielen.<br />
Einzig eine Aussage zu Aufnahme- und Tragekapazitäten fehlt (Stabilität und Vielfalt<br />
der Region und ihrer Lebensräume), wie auch Aussagen zu Material-, Energie- und<br />
Flächenverbrauch. Aus meiner Sicht wäre dies innerhalb von Ziel 1 zu integrieren mit<br />
Bezug auf das Ökosystem Wald. Eine Zuordnung zu den drei Dimensionen der<br />
Nachhaltigkeit ist hilfreich, um deren ausgeglichene Berücksichtigung sicherzustellen.<br />
<strong>Die</strong> hier aufgestellte Vision und die Ziele dienen als Leitlinien für die Auswahl der<br />
Handlungsfelder in Kapitel 7. Zuerst aber ein Blick auf die Resultate aus den<br />
Firmeninterviews, welche nun den Forschungsblick auf Strukturen und Ideen lenkt.<br />
33
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
5.2 <strong>Die</strong> Beschreibung der Holzbaukette im Berner Oberland Ost<br />
Resultate aus den Firmeninterviews zur Ist-Analyse und Ideen entlang der<br />
Holzbaukette werden vorgestellt. Ich strukturiere das Kapitel wie in Graphik 5<br />
dargestellt.<br />
Waldpflege,<br />
Holzernte<br />
Akteure<br />
� Forstunternehmen<br />
� Private,<br />
öffentl.<br />
Waldbesitzer<br />
Holzsortimente<br />
� Stammholz<br />
� Industrieholz<br />
� Energieholz<br />
Region<br />
Importe in die Region<br />
Holzvermarktung<br />
Akteur<br />
Beo Wald &<br />
Holz<br />
Holzbearbeitung<br />
Akteure<br />
� Sägereien<br />
� (Schwellenwerke)<br />
� Furnier/Plattenwerk<br />
� Zell-/Holzstoffwerke<br />
Transport, Logistik, Holzhandel<br />
34<br />
Holzverarbeitung<br />
Akteure<br />
� Hobel-/<br />
Imprägnierwerke<br />
� Holzbauer<br />
� Zimmereien<br />
� Schreinereien<br />
� Möbelschreiner<br />
� Bauteilehersteller<br />
� Parkett/Schindel<br />
� Verschiedene<br />
Energieholz, Abfallholz<br />
Exporte aus der Region<br />
Entsorgung,<br />
Wiederverwertung<br />
Akteure<br />
• Deponien<br />
• Handel<br />
• Energieprod<br />
Graphik 5: Strukturierung der Holzflüsse entlang der <strong>Holzkette</strong><br />
Holznutzung<br />
Akteure<br />
• Endverbraucher<br />
• Handel<br />
• Exporteure<br />
Der Untersuchungsraum ist die Region. <strong>Die</strong> Strukturanalyse bezieht sich auf die<br />
Planungsregion (in der Graphik 5 blaue Fläche). <strong>Die</strong> Dicke der Pfeile gibt eine<br />
Vorstellung, wo die Hauptflüsse des Holzes durchlaufen. <strong>Die</strong> fett markierten Akteure<br />
habe ich in meiner Untersuchung befragt und kann daraus Schlüsse in Bezug auf<br />
deren Struktur 44 ziehen. <strong>Die</strong> Holzbaukette in der Region hat ihre besonderen<br />
Charakteristiken, zeigt aber auch im Kleinen die gesamtschweizerischen<br />
Entwicklungen wie sie in Kapitel 4 dargestellt wurde. <strong>Die</strong> Hauptaussagen fasse ich nun<br />
im einzeln zusammen.<br />
5.2.1 Regionale Holzvermarktung<br />
<strong>Die</strong> koordinierte Holzvermarktung hat sich zum Ziel gesetzt, die Einkommen der<br />
Waldbesitzer zur erhöhen (Geschäftsziele BEO Wald & Holz 2008). Im Jahr 2006 als<br />
Verein 45 gegründet, vermarktet sie u.a. das Holz der Region Interlaken-Oberhasli 46 . <strong>Die</strong><br />
Mehrheit der öffentlichen Waldbesitzer und die Mehrheit der privaten Besitzer sind<br />
44 <strong>Die</strong> Struktur der Stichprobe kann wie folgt zusammengefasst werden: 24 Firmen befragt (n=24), Position der<br />
Befragten waren zu 100% Geschäftsleiter, zu 100 % männlich.<br />
45 Es ist gemäss Interview mit Herrn Rohrer geplant sie in absehbarer Zukunft in eine GmbH umzuwandeln.<br />
46 Sie entspricht der Planungsregion Berner Oberland Ost.
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
darin organisiert. Sie nimmt deshalb eine wichtige Funktion 47 in der Vermarktung des<br />
Rohholzes ein. Ihr Geschäftsführer ist der Revierförster von Innertkirchen. Im ersten<br />
Geschäftsjahr wurden 44'000 m 3 Holz vermittelt und abgerechnet. Mehr als doppelt so<br />
viel wie erwartet (Günter 2007). Für das Jahr 2008 wird eine Steigerung auf 45'000 bis<br />
50'000m 3 erwartet (Gemäss Email von D. Rohrer 2008). Nach eigenen Angaben nützt<br />
die BEO Wald & Holz Entwicklungs- und Synergiepotentiale, bündelt Kompetenzen<br />
und trägt zur verbesserten wirtschaftlichen Situation der Waldbesitzer bei.<br />
Welche Bedeutung und Einfluss hat sie nun auf die gesamte <strong>Holzkette</strong> im Rundholz<br />
Markt insbesondere auf die nächste Verarbeitungsstufe der Sägereien? Um diese<br />
Frage zu beantworten, sind die Hauptabnehmer des Holzes zu betrachten. Es sind dies<br />
als Grossabnehmer die Sägerei Reinhardt Holz AG in Erlenbach im Simmental (mit<br />
<strong>regionale</strong>m Vorrecht, Teil der Olwo Lädrach AG), Stallinger Swiss Timber AG in Chur<br />
und Schillinger AG (Haltikon) (Interview mit Hr. Rohrer). Ausser der Reinhardt Holz AG,<br />
liegen alle ausserhalb der Region. Zwei der lokalen Sägereien beziehen einen Teil<br />
ihres Holzes über die Holzvermarktung. Der Grund für die geringe Belieferung der<br />
lokalen Sägereien liegt an ihrem geringen Abnahmevolumen und an ihren besonderen<br />
Anforderungen bezüglich Holzpartien (Lieferung). Sie benötigen eine homogene<br />
Qualität des Rohstoffs. Für die Holzvermarktung bedeutet dies einen grösseren<br />
Aufwand.<br />
Vermarktet wird schwergewichtig Fichte und Tanne. Lärche und Weisstanne sind eher<br />
schwierig zu vermarkten. Bei den Dimensionen handelt es sich mehrheitlich um<br />
Schwachholz. Starkholz ist nur bei guter Qualität vermittelbar (Aussagen D. Rohrer)<br />
Im Hinblick auf die Regionalentwicklung, welche die gesamte <strong>Holzkette</strong> im Blickfeld<br />
hat, ist die Vermarktungsorganisation ein einflussreicher Akteur. Seine Rolle sollte<br />
deshalb klaren Spielregeln folgen, die allen zugute kommt. Im Handlungsfeld<br />
„Regionale Holzvermarktung“ (Kapitel 6.1) schlage ich vor, eine Initiative „Akzeptanz<br />
durch Transparenz“ zu starten. Sie soll Ziele, Regeln und Kompetenzen definieren.<br />
47 Sie ist auch im Energiemarkt engagiert mit einer Beteiligung an der Holz Energie GmbH, welche die<br />
Holzschnitzel für das Fernheizwerk Jungfrauregion in Wilderswil bereitstellt (BEO Wald & Holz 2008)<br />
35
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
5.2.2 Holzbearbeitung (Sägebetriebe) 48<br />
Der Fokus der Holzbearbeitung liegt auf den Sägereien in der Planungsregion. 49 Zuerst<br />
ein kurzer Blick auf Anzahl und Struktur der untersuchten Firmen. Es wurden sieben<br />
Sägereien untersucht (N=7), deren Geschäftsleiter zwischen 45 und 65 Jahre alt<br />
waren. Davon waren sechs traditionelle Sägebetriebe im Hauptberuf (inkl. Hobelwerk).<br />
Ein Interviewpartner betreibt die Sägerei vor allem für den Eigenbedarf. Alle Betriebe<br />
befinden sich an Standorten, die historisch begründet sind; jedoch in den wenigsten<br />
Fällen den heutigen Anforderungen in Bezug auf Transport, Ausbaumöglichkeiten und<br />
Lärm (nicht in Gewerbezonen) genügen.<br />
Ein erster Blick auf den Beschaffungsmarkt zeigt, dass die Mehrheit (60%) ihren<br />
Rohstoff lokal bzw. regional beschaffen.<br />
Graphik 6: Regionale Rohstoffsbeziehungen (Bezug und Absatz)<br />
<strong>Die</strong> Graphik 6 umreisst die Region (weisse Linie), kennzeichnet den Standort der<br />
Sägebetriebe (Gelbe Kreise mit Nummern 1-7). Ihre Beschaffungsgebiete sind<br />
schraffiert gekennzeichnet. <strong>Die</strong> Sägerei Nr. 6 bezieht v.a. Laubholz, welches nicht aus<br />
der Region stammt, alle anderen Nadelholzprodukte werden aus der Region bezogen.<br />
48 Eine Studie der Holzindustrie zur Situation und Zukunft der Schweizer Sägeindustrie vergleicht die<br />
Entwicklungen Schweiz mit dem europäischen Markt. Aus ihr können einzelne Punkte auf die Situation des<br />
Berner Oberland Ost übertragen werden (Holz 21 2004)<br />
49 Von den im bernischen Sägerverband registrierten 10 Firmen, wurden sieben befragt. Ihre Standorte können<br />
unter www.news-service.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/12229.pdf eingesehen werden<br />
(abgerufen am 1.06.08)<br />
36
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
<strong>Die</strong> Sägereien 1 und 2 beziehen aus demselben Einzugsgebiet. Zwei Betriebe<br />
beziehen ihr Holz auch bei BEO Wald & Holz (Pfeil BEO).<br />
Der Blick auf den Absatzmarkt zeigt, wohin das in den Sägereien verarbeitete Bau-<br />
und Schnittholz (getrocknet oder sägeroh) fliesst. Es sind 2 Richtungen zu<br />
unterscheiden: Weiterverarbeitung ausserhalb und innerhalb der Region.<br />
Der Abfluss aus der Region findet dann statt, wenn eine Weiterverarbeitung in Leim-<br />
und Hobelwerken gefragt ist. <strong>Die</strong>se Situation markieren die Pfeile, die aus der Region<br />
zu diesen Abnehmern 50 verlaufen. <strong>Die</strong> Gründe für den Abfluss liegen in der Tatsache,<br />
dass es keine Betriebe dieser Art und Grössenordnung in der Planungsregion gibt.<br />
Eine der Sägereien liefert aus der Region und bezieht das Holz nach der<br />
Weiterverarbeitung wieder (Symbolisiert durch �). Abnehmer ist die Firma Brand AG<br />
in Zollbrück.<br />
Innerhalb der Region findet die Weiterverarbeitung in den lokalen Holzbaubetrieben,<br />
Zimmereien, Schreinereien statt. Sie verwenden das Schnittholz als Bau- und<br />
Konstruktionsholz oder als Schreinerware für die unterschiedlichsten Zwecke. Das<br />
Volumen ist eher klein und muss bei den Sägebetrieben abgeholt werden. Auch der<br />
Direktvertrieb mit Selbstbedienung wird angeboten. 30 % bis 60 % des Absatzes<br />
entfällt auf drei bis vier Kunden. Der Kundenkreis ist somit gross. Wenige grössere<br />
Kunden stehen vielen Kleinkunden gegenüber. Es handelt sich um private Kunden.<br />
Es zeigen sich folgende Stärken der Sägebetriebe: 51<br />
• Kundennähe und -service: <strong>Die</strong> Kundenbasis ist gross und es handelt sich um<br />
langjährige Kundenbeziehungen, die auf Vertrauen basieren. <strong>Die</strong> Kunden sind<br />
regional, man kennt sich. Das Holz macht kurze Wege.<br />
• Flexibilität und Produktspezialitäten: Spezialmasse und schnelle Lieferungen sind<br />
an der Tagesordnung und zeichnen die <strong>regionale</strong>n Säger aus. Sie schneiden vor<br />
allem Starkholz ein, welches gesteigerte Anforderungen an die Verarbeitung<br />
stellt. Daraus liefern sie Spezialitäten wie Massivholz für den Fleckbau und<br />
andere spezielle Kundenabmessungen.<br />
50 Es sind dies: Olvo Lädrach AG in Worb (dazu gehört die Sägerei Reinhardt), Peter Holzbau AG in Blumenstein<br />
(PH), Neue Holzbau AG in Lungern (NH) und HP Gasser AG in Lungern (HP). Es sind dies alles Hobelwerke,<br />
Holzverarbeitungswerke, die insbesondere Brettschichthölzer (verleimt) herstellen. Aber auch in Zürich werden<br />
Bauunternehmer mit speziellen Produkten (Baggermatratzen) beliefert.<br />
51 <strong>Die</strong>se Punkte kamen insbesondere auch in der Diskussion mit den Holzbaubetrieben zur Sprache.<br />
37
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Verankerung: <strong>Die</strong> lokalen Sägereien verfügen in der Beschaffung über <strong>regionale</strong><br />
Marktkenntnisse. Ihre Arbeit, Flexibilität und Schnelligkeit wird von den Holzbau-<br />
betrieben und Kunden geschätzt.<br />
• Versorgung mit Rohstoff: <strong>Die</strong> Rundholzversorgung ist gemäss den Aussagen der<br />
meisten Säger zufrieden stellend, auch wenn in Bezug auf Qualität und<br />
Verfügbarkeit von Langholz noch Verbesserungspotential gesehen wird.<br />
Was die Schwächen der Sägebetriebe betrifft, kann folgendes gesagt werden:<br />
• Betriebsintern: Sowohl was ihre Grösse (im Durchschnitt 4 Mitarbeiter (inkl. Lehr-<br />
linge), Kostenstruktur (Lohnkosten), Arbeitsabläufe und Standortfaktoren<br />
(Transportbeschränkungen, Lärmvorschriften, Ausbaupotential) betrifft, arbeiten<br />
sie in einem schwierigen Umfeld. <strong>Die</strong>se Faktoren erklären auch die geringe<br />
industrielle Fertigung.<br />
• Marktveränderungen: <strong>Die</strong> Nachfrage nach den Hauptprodukten der Sägereien<br />
(Massivholz, Bauhölzer, Leistenholz) ist in den letzten Jahren zurückgegangen.<br />
Der Elementbau benötigt getrocknetes, verleimtes Holz (Brettschichtholz). Dem-<br />
entsprechend ist das Sägereisortiment für Holzbaubetriebe nur ergänzend.<br />
Trends hin zu Holz mit Philosophie und Herkunft (z.B. Mondholz 52 , <strong>regionale</strong>s<br />
Holz) wird nicht aktiv verfolgt. Graphik 7 verdeutlicht, dass fast die Hälfte der<br />
Sägebetriebe diese Marktveränderungen als eine grosse Herausforderung sehen.<br />
F8: Welches sind die wichtigsten 3<br />
Herausforderungen ihres<br />
Unternehmens?<br />
Qualität<br />
Infrastruktur<br />
16%<br />
Kapital<br />
11%<br />
38<br />
Rohstoff<br />
16%<br />
Interne<br />
Effizienz<br />
11%<br />
Markt Veränderungen<br />
46%<br />
Graphik 7: Herausforderungen in der Sägeindustrie<br />
• Innovationen/Ideen: <strong>Die</strong> wenigsten der Sägereibetriebe denken über konkrete<br />
Innovationen, Kooperationen oder neue Markterschliessungsstrategien nach 53 .<br />
52<br />
Mondholz ist Holz, das nach dem Mondkalender geschlagen wird und besondere Eigenschaften aufweist<br />
(Zürcher 2005).<br />
53<br />
Frage 11: Wenn Sie freie finanzielle Mittel hätten, welche Investitionen würden sie tätigen? Frage 20: Welche<br />
Vernetzung mit anderen Unternehmen / Branchen erachten Sie für ihr Unternehmen als sinnvoll? Frage 8:
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Bessere Maschinen, die die bestehenden Arbeitsabläufe verbessern, werden<br />
angestrebt. Nur ein Betrieb sieht auch die Suche nach neuen Märkten als<br />
Herausforderung. Kooperationen untereinander sind kein Thema. Andere<br />
Kooperationen werden nur vage angedacht (z.B. zu BEO Wald & Holz, zur<br />
Forschung oder Regionalplanung).<br />
• Investitionen und Kapital: Der Sägeindustrie ist eine investitions-, land- und<br />
lärmintensive Branche. Wie die Graphik 7 zeigt, ist eine der drei wichtigsten<br />
Herausforderungen das Beschaffen von Kapital und Infrastruktur (z.B.<br />
Lagerausbau, Trocknungsanlagen.<br />
• Nachfolgeproblematik: Standortfaktoren, Investitionsrückstand und schwankende<br />
Absatzmärkte machen es für Neueinsteiger schwieriger, Kapital zu beschaffen.<br />
<strong>Die</strong>s macht es für viele lokale Sägereien schwierig, einen Nachfolger zu finden.<br />
<strong>Die</strong>s lässt vermuten, dass ein weiterer Rückgang der Betriebe zu erwarten ist.<br />
• Abnehmer: <strong>Die</strong> Mehrheit des verarbeiteten Holzes geht in den Baubereich, sei es<br />
als Bauholz oder als Konstruktionsholz, für den Innen- und Aussenausbau,<br />
Dachbau, Fensterbau oder generell zur Weiterverarbeitung. Dadurch ergibt sich<br />
eine hohe Abhängigkeit von der Baukonjunktur und baurelevanten Einfluss-<br />
faktoren. <strong>Die</strong> Margen sind in diesem Bereich gering.<br />
Aus diesen Erkenntnissen und dem Stärken- und Schwächenprofil lassen sich das<br />
Handlungsfeld Sägerei folgende Initiativen ableiten, die ich hier kurz andeute, um<br />
sie dann in Kapitel 6 detailliert auszuführen:<br />
• Holz mit Philosophie und Herkunft: Weg von der Rohstoffsicht hin zu einer inte-<br />
grierten Sichtweise, bei der das Holz Emotionen weckt und sich zurückverfolgen<br />
lässt (Regionales Holz). <strong>Die</strong>ser Ansatz bieten neue Absatzmärkte in Zusammen-<br />
arbeit mit Verarbeitern, die solches Holz suchen. <strong>Die</strong> Initiative „starkes Bergholz –<br />
Eine Philosophie setzt sich durch“ (Kapitel 6.2) zeigt dieses Potential auf.<br />
• Positionierungsanalyse: Angebot für die Analyse und Beratung betrieblichen (z.B.<br />
finanzielle Situation, Integration von weiteren Verarbeitungsschritten, Aufbau von<br />
Infrastruktur) und rechtlichen (Nachfolgeplanung) Belangen. Um alternative<br />
Absatzmärkte zu erschliessen und gleichzeitig die Nachfolge aufzugleisen, ist<br />
Welches sind die 3 wichtigsten Herausforderungen ihres Unternehmens in den kommenden 5 Jahren? (N= 7,<br />
Mehrfachnennungen möglich, offene Frage)<br />
39
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
eine Analyse der Betriebe zu empfehlen. <strong>Die</strong> Initiative „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
(Kapitel 6.2.)hat dies zum Ziel.<br />
Wo ich zurzeit wenig Potential sehe oder bereits Projekte im Gange sind, sind<br />
folgende Themen:<br />
• Kooperation zwischen den Sägereibetrieben oder Holzwerkstoffindustrie:<br />
Kooperationen beruhen auf Freiwilligkeit und der Einsicht, dass gemeinsam mehr<br />
zu erreichen ist. Das sektorale Denken ist immer noch stark verankert, so dass<br />
ich in dieser Hinsicht fast ausschliesslich Skepsis 54 und grosse Zurückhaltung<br />
angetroffen habe. Trotzdem beinhalten die vorgestellten Handlungsfelder auch<br />
Kooperationsansätze, jedoch mit einem bestimmten Fokus (Kapitel 6.2.).<br />
• Auf- oder Ausbau eines Grosssägewerks: Der Ausbau bestehender Sägerei-<br />
betriebe zu industriellen Grossbetrieben ist aufgrund von Standortproblemen und<br />
Wirtschaftlichkeitsüberlegungen nicht zu empfehlen 55 . Kapazitäten für ein neues<br />
grosses Sägewerk konnten nicht erkannt werden.<br />
• Marktexpansion ins Ausland: Erschliessung von ausländischen Märkten bedingt<br />
ein spezifisches Produkt, Kooperation und Marktaufbau. Ein langfristiges Projekt.<br />
• Verbesserung des Marketings: Solange die Absatzmärkte lokal bleiben, sind<br />
Vermarktungsbestrebungen wenig sinnvoll. Besser ist es, die persönlichen<br />
Kundenbeziehungen weiterhin aufrechtzuerhalten und auszubauen.<br />
• Image der lokalen Sägebranche: <strong>Die</strong>s ist eine Verbandsarbeit, die nur Regionen<br />
übergreifend angegangen werden soll.<br />
• Label Schweizer Holz: Inwieweit sich ein Label Schweizer Holz vermarkten lässt,<br />
ist aus den von mir erhobenen Daten nicht abzuleiten. Bereits heute existiert das<br />
Q-Label Zertifizierungssystem (UVEK 2008), das alle Betriebe in der <strong>Holzkette</strong><br />
umfasst. Der Exportförderungsinitiative „Swisstimber“ hat sich keine der<br />
<strong>regionale</strong>n Firmen angeschlossen.<br />
In Bezug auf die Nachhaltigkeitsanforderungen sind die Sägebetriebe gut<br />
aufgestellt. Sie nutzen den Rohstoff in seiner gesamten Dimension (inkl. Schwarte,<br />
Ringe, Sägespäne, etc.) entweder selber für die Trockenkammer oder für thermische<br />
54 Vergleiche auch den Versuch des Sägereiverbandes Ostschweiz zur Initialisierung eines Businessplans für die<br />
Kooperation der Sägebetreibe, welcher durch die Projektteilnehmer wieder beerdigt wurde (Holz 21 2008a)<br />
55 Sollten jedoch bis auf 1 bis 2 lokale Sägewerke alle ihren Betrieb aufgeben, dann wäre es allenfalls sinnvoll,<br />
ein Projekt für ein mittleres Sägewerk anzustossen. Inwieweit ein Standort in Unterseen (Zeughäuser) geeignet<br />
ist, müsste untersucht werden (Idee aus Interview)<br />
40
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Kraftwerke (eigene oder fremde). Es sind kurze Transportwege zu den Sägereien<br />
festzustellen und es findet eine <strong>regionale</strong> Weiterlieferung statt. Sie sind ein integraler<br />
Bestandteil des gesellschaftlichen Systems, erhalten das traditionelle Handwerk,<br />
nehmen ihre soziale Verantwortung wahr und tragen zum sozialen Zusammenhalt<br />
bei (z.B. Gratisabgabe von Sägespänen, Mitarbeit in Vereinen, Integrationsfunktion).<br />
Der Informationsfluss wird durch persönliche Kundenbeziehungen sichergestellt.<br />
Wenig erfüllt, sind Anforderungen in Bezug auf Wertschöpfung (grundsätzlich gering)<br />
und langfristige Ausrichtung (Fehlende Nachfolgeregelung, Investitionen, selbständige<br />
Existenzsicherung). Wie bereits erwähnt sind Kooperationen, innovative Ideen und die<br />
Ausrichtung auf unternehmerische Dynamik wenig ausgeprägt.<br />
5.2.3 Holzverarbeitung<br />
Der Fokus der Holzverarbeitung liegt auf den Holzbaubetrieben in der<br />
Planungsregion 56 . Zuerst ein kurzer Blick auf Anzahl und Charakteristika der<br />
untersuchten Firmen. Es wurden 19 Interviews (N=19) 57 mit Geschäftsleitern geführt.<br />
Davon waren 16 Firmen im Holzbau (Frage 2) und drei Betriebe ausschliesslich in der<br />
Schreiner Branche (Möbel und Innenausbau) tätig. Eine Abdeckung der gesamten<br />
Region wurde angestrebt 58 .<br />
<strong>Die</strong> Grösse der Firmen variierte von eins bis 25 Personen. Wie aus der Graphik 8<br />
hervorgeht, beschäftigen 60% der Firmen weniger als 6 Mitarbeiter (inkl. Lehrlinge,<br />
Teilzeitangestellte). Es ist zu berücksichtigen, dass 50 % der Firmen einen Pool von<br />
zusätzlichen Fachkräften haben, den sie einsetzen können.<br />
7 bis 15<br />
21%<br />
Betriebsgrösse nach Mitarbeiter<br />
über 15<br />
16%<br />
41<br />
1 bis 3<br />
31%<br />
4 bis 6<br />
32%<br />
Graphik 8: Betriebsgrösse der Stichprobe<br />
56 <strong>Die</strong> Gesamtzahl der Betriebe kann nicht eruiert werden, da es viele Einzel-Personen Betriebe gibt.<br />
57 Ein Betrieb ist sowohl als Sägerei als auch als Holzbaubetrieb vertreten.<br />
58 Liste mit allen Firmen und ihren Standorten im Anhang 1
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Der durchschnittliche Umsatz der befragten Firmen betrug CHF 1,1 Mio. (N=17). Der<br />
Umsatz pro Mitarbeiter beläuft sich auf ca. CHF 140'000. Interessant ist, dass die<br />
profitabelsten Firmen vier Mitarbeiter beschäftigen und auf CHF 200'000 Umsatz pro<br />
Mitarbeiter kommen. 59<br />
Von den Holzbaubetrieben (N=16) bieten alle Firmen Produkt- und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
im Bereich Renovation/Umbau an: 2/3 davon sind im Elementbau tätig. Einzelne<br />
Spezialisierungen sind im Bauen mit Massivholz (z.B. Fleckbau, Massivholzdecken/-<br />
böden), Küchenbau, Renovation von historischen Gebäuden oder im Bauen von<br />
Ökonomiegebäuden zu finden. Ab einer Grösse von vier Mitarbeitern sind sie auch im<br />
Neubau tätig. <strong>Die</strong>se Struktur zeigt eine homogene Ausrichtung des Angebots mit<br />
einzelnen Spezialisierungen, die jedoch oft nur einen geringen Teil des Umsatzes<br />
ausmachen. Ich habe nur eine Firma interviewt, die auch eine starke Philosophie lebt.<br />
Alle Firmen bezeichnen ihren Absatzmarkt als lokal (eigene Gemeinde, Dorf), davon<br />
sind weitere 50 % auch noch regional (umliegende Gemeinden oder spezifische Orte<br />
wie Gstaad, Grindelwald) tätig. Nur drei Firmen sind National tätig. <strong>Die</strong>s jedoch<br />
aufgrund von bestehenden Kundenbeziehungen oder aufgrund ihres spezifischen<br />
Produktportfolios (Barockmöbel), nicht weil sie den Markt aktiv bearbeiten.<br />
Zur Frage „Woher beziehen Sie ihren Holzbedarf?“ 60 sind die Antworten so vielfältig<br />
wie die Einsatzgebiete des Holzes. Holzbaubetriebe verarbeiten im Umbau und in der<br />
Renovation alle möglichen Arten von Rohholz, Schnittholz und Holzwerkstoffe,<br />
Halbfabrikate und Fertigfabrikate. Allgemein beziehen sie ca. 30 % ihres Roh- und<br />
Schnittholzbedarfs direkt von den lokalen Sägereien und 70 % ausserhalb der Region<br />
als Brettschichtholz (getrocknet, verleimt, gehobelt) und als Holzwerkstoffe (Span-,<br />
Faser-, Furnierplatten). Während es früher mehr Roh- und Schnittholz eingekauft<br />
wurde, hat sich dieses Verhältnis durch die grosse Verbreitung der Elementbauweise,<br />
die auf Brettschichtholz aufbaut, verschoben. <strong>Die</strong> Hauptlieferanten für Brettschichtholz<br />
und Holzwerkstoffe sind die Firmen: Neuholz AG in Lungern (10), Brand AG in<br />
Zollbrück (11), Olwo Lädrach AG in Worb (12), Michel & Jenni AG in Belp (13), Peter<br />
Holzbau AG in Blumenstein (14). Der Bezug über Händler (15) wird ebenso genutzt:<br />
HG Commercial Interlaken, Baumat Thun und Hiag Bern. <strong>Die</strong>s speziell für Hobelware,<br />
59<br />
Es ist darauf hinzuweisen, dass die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen sind. <strong>Die</strong> Struktur der Arbeiter (Anteil an<br />
Lehrlingen) kann hier verzerrend wirken.<br />
60<br />
<strong>Die</strong> Frage 9 hat sich auf die 3 wichtigsten Lieferanten bezogen, so dass nicht alle Lieferantenbeziehungen<br />
erfasst wurden.<br />
42
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Täfer, Spanplatten, Leim- und Sperrholz, sowie Nicht-Holz-Fabrikate und Materialen.<br />
Graphik 9 zeigt die Holzflüsse in die Region. <strong>Die</strong> inner<strong>regionale</strong> Belieferung durch die<br />
Sägereibetriebe (Nr. 1 - 7) zeigt die gebietsspezifischen Austauschbeziehungen<br />
zwischen den Betrieben.<br />
Bern<br />
13<br />
14<br />
12<br />
11<br />
3<br />
7<br />
15<br />
2<br />
1<br />
Blaue Pfeile 10 - 14: Zuflüsse: Bau- und Schnittholz (gehobelt, geleimt, geschliffen), Halbfabrikate, Fertigfabrikate<br />
(Türen, Fenster) von ausserhalb der Region.<br />
Gelbe Pfeile 1 - 6: Inner<strong>regionale</strong> Belieferung an Holzbaubetriebe durch lokale Sägereien e<br />
Graphik 9: Lieferbeziehung der Holzbaubetriebe: in die Region hinein und innerhalb der Region<br />
Kombiniert man Exporte von Rohholz mit Importen von Halb- und Fertigfabrikaten so<br />
fällt folgendes auf:<br />
• Massiv-Rohholz wird von den Sägereien selten aus der Region exportiert und<br />
geht an die lokalen Holzbauer. Der Import findet meist aus der Region Espace-<br />
Mittelland oder über den Brünig Pass statt. Importiert werden Schnittwaren,<br />
Halbfabrikate oder Fertigfabrikate für den Holzbau.<br />
• <strong>Die</strong> Herkunft des Holzes, das ausserhalb der Region verarbeitet und in die<br />
Region eingeführt wird (Schnitt- und Bauholzholz), kann nicht mehr zurückverfolgt<br />
werden. <strong>Die</strong> Vermutung besteht, dass es sich nicht um <strong>regionale</strong>s Holz handelt.<br />
• Gehobelt und ofengetrocknet wird z.T. in der Region (Sägereien). Geleimt wird<br />
ausschliesslich ausserhalb der Region. <strong>Die</strong>s ist der Grund für die Abflüsse. Trans-<br />
portkosten fallen für die Holzbaubetriebe wegen der grossen Mengen nicht ins<br />
Gewicht.<br />
• Fertigfabrikate wie Türen und Fenster werden z.T. von den Holzbaubetrieben in<br />
der Region selbst gefertigt oder ausserhalb der Region bezogen (z.B. A+E<br />
Wenger AG, Wimmis).<br />
43<br />
4<br />
6<br />
10<br />
5
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• <strong>Die</strong> meisten Holzbaubetriebe beziehen auch bei den Grosshändlern (HIAG, HG<br />
Commercial und Baumat Thun). <strong>Die</strong> Herkunft dieses Holzes ist nicht nachvoll-<br />
ziehbar.<br />
• Holz, welches für den Massivholzbau verwendet wird, ist meist <strong>regionale</strong>s Holz.<br />
Es macht jedoch nur einen sehr geringen Anteil aus.<br />
Warum wird nicht regional bezogen und welche Anforderungen haben die<br />
Holzbetriebe (Frage 14, 15, N=17)? Daraus lässt sich ableiten welche Gründe gegen<br />
den <strong>regionale</strong>n Einkauf sprechen.<br />
• Qualität: <strong>Die</strong> Rohholzqualität muss den Anforderungen des Innenausbaus (Sicht-<br />
holz) und der Bauvorschriften erfüllen. Daraus folgt, dass qualitativ gutes Holz 61<br />
lokal verfügbar sein muss, was eine Ofentrocknung bedingt. Es haben aber nur<br />
vier Sägereien eine Trocknungsanlage, die für kleinere Mengen ausgerichtet ist.<br />
• Kurzfristige Lieferung: <strong>Die</strong> Bauzyklen werden immer kürzer. Deshalb sind kurz-<br />
fristige Lieferungen auf die Baustelle oder in die Betriebe notwendig. Lokale<br />
Sägereien bieten keine Transportdienstleistungen an, was den Aufwand für die<br />
Abnehmer aufwendig macht. <strong>Die</strong> Grosssägereien liefern direkt, innert kurzer Zeit.<br />
• Herkunft und Preis des Holzes: Architekten und Kunden fragen wenig nach<br />
<strong>regionale</strong>m Holz und auch wenig nach Schweizer Holz. Der Preis ist der aus-<br />
schlaggebende Entscheidungsfaktor für die Auftragsvergabe und nicht die Holz-<br />
herkunft. Der Preis der <strong>regionale</strong>n Sägereien wird als höher eingeschätzt als<br />
derjenige der grösseren Werke.<br />
Um Entwicklungspotentiale oder innovative Projekte im Holzbau herauszufinden,<br />
habe ich die Frage gestellt: „Wenn Sie freie finanzielle Mittel hätten, welche<br />
Investitionen würden Sie tätigen?“ Mit einer Zusatzfrage „Gibt es Ideen, die Sie<br />
umsetzen möchten?“ oder „Für welche Idee schlägt ihr Herz?“ habe ich versucht,<br />
nicht nur auf der finanziellen Ebene Ideen anzusprechen, sondern auch auf der<br />
emotionalen. <strong>Die</strong> meisten Antworten bezogen sich auf den Ausbau bestehender<br />
Kapazitäten bzw. Verbesserungen der innerbetrieblichen Abläufe im Bereich des<br />
Maschinenparks (CNC-Maschine, Hobel-, Fräsmaschine, Hallenkran) oder im<br />
Ausbau der Infrastruktur (grössere Halle für Bau oder Lagerung). Der Einbau einer<br />
61 Sowohl in Bezug auf die Einteilung in Klassen (A,B,C) als auch in Bezug auf die Verarbeitung durch die<br />
Sägereien.<br />
44
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Heizung oder Trocknungsanlage wurde weniger genannt (drei Nennungen, N = 15),<br />
dies lässt sich daraus erklären, dass die meisten Firmen bereits über Heizanlagen<br />
verfügen (Frage 16). Interessant ist, dass immerhin fünf Firmen eine<br />
Abbundmaschine beschaffen möchten. Ideen kamen zu neuen Produkten (Garten-<br />
häuser, Automobilunterstand), neuen Konzepten (Kauf von Liegenschaften - Umbau<br />
- Verkauf), zum Marketing/Absatzförderung (Fertighäuser mit Bildern, Internet als<br />
Verkaufskanal in die „Stadt“, Holz und Gesundheit) und zur Förderung der<br />
Zusammenarbeit (Zusammenarbeit mit Immobilienhändlern, Kompetenz Zentrum<br />
Holz).<br />
Das Stärken- und Schwächenprofil fasst die Resultate der Interviews zusammen 62 :<br />
Stärken Schwächen<br />
• Energie und Stoffkreisläufe sind relativ<br />
kleinräumig gehalten.<br />
• Der Einsatz von regenerierbaren Rohstoffen<br />
und Energien (Verwertung der<br />
Holzabfälle bei 80 % der Betriebe) wird<br />
genutzt.<br />
• <strong>Die</strong> Sicherheit vor gesundheitsbedrohlichen<br />
Arbeitsbedingungen sowie die<br />
soziale Absicherung- und Versorgungssicherheit<br />
wird über die Vorschriften des<br />
Verbandes (GAV) geregelt (Mindestlöhne,<br />
Soziale Normen)<br />
• <strong>Die</strong> lokale Verankerung der Betriebe und<br />
somit die <strong>regionale</strong> Identität sind gross.<br />
Kundenkontakte basieren auf langjährigen<br />
Beziehungen.<br />
• Es sind keine marktbeherrschenden<br />
Organisationen zu erkennen.<br />
• Selbstbestimmung ist ein wichtiger Wert.<br />
Der Wunsch nach Staats- und<br />
Lenkungseingriffen ist gering.<br />
• Holzbaubetriebe sind Teil des<br />
traditionellen Handwerks des Holzbaus.<br />
Sie tragen teilweise zum Erhalt des<br />
traditionellen Handwerks bei, wobei der<br />
Elementbau dem entgegenspielt.<br />
• <strong>Die</strong> strukturelle Vielfalt ist eher gering.<br />
Marktveränderungen hätten somit einen<br />
grossen Einfluss.<br />
• Lieferanten von verleimten Hölzern sind in der<br />
Planungsregion keine vorhanden.<br />
• Eine Ausbildungs- und Forschungsstrategie ist<br />
selten. Synergien zwischen Zimmerei- und<br />
Schreinereiausbildung werden (noch) nicht<br />
genutzt.<br />
• Zunehmende Etablierung von Zimmereibetrieben<br />
als reine Montageunternehmen<br />
(Werkstattlose bzw. Mikrobetriebe). Ihre soziale<br />
Absicherung scheint gering<br />
• Das Bewusstsein von ökologischen Ursache-<br />
und Wirkungszusammenhängen ist vorhanden.<br />
• Innovative Ideen sind ausserhalb der Region<br />
zu finden<br />
• Kooperationen innerhalb derselben<br />
Berufsgattung werden wenig genutzt, da nicht<br />
als sinnvoll erachtet.<br />
62 Ich strukturier hier gemäss den Anforderungen aus meiner Seminararbeit zum Thema „Anforderungen an eine<br />
nachhaltig optimierte <strong>Holzkette</strong> (Matthys 2008 unveröffentlicht)<br />
45
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Stärken Schwächen<br />
• <strong>Die</strong> mittleren und grösseren Betriebe<br />
haben sich so aufgestellt, dass sie beim<br />
Neubau den gesamten Holzbereich<br />
abdecken (Planung, Zimmerei,<br />
Schreinerei in einem). Dadurch bieten sie<br />
fast „Alles aus einer Hand“.<br />
• Vorschriften im Baubereich und in der<br />
Mitarbeiteradministration werden als komplex<br />
erachtet. <strong>Die</strong>s ist jedoch ein Punkt, der für fast<br />
alle Branchen gilt und KMUs besonders trifft.<br />
Tabelle 4: Stärken und Schwächenprofil des Holzbaus<br />
Aus dem Profil und den Ideen werde ich vier Initiativen, welche in Gesprächen mit<br />
Experten und aus eigener Einschätzung Entwicklungspotential aufweisen könnten.<br />
<strong>Die</strong>se sind dem Handlungsfeld Holzbau zuzuweisen.<br />
• Profilierung durch innovative Ideen: <strong>Die</strong> relative homogene Ausrichtung der<br />
Holzbaubetriebe (Umbau und Sanieren) macht sie anfällig für wirtschaftliche<br />
Schwankungen. Ideen, die Holz weiteren Anwendungsbereichen zuführt, könnte<br />
es Unternehmen erlauben, sich weiter zu profilieren. <strong>Die</strong> Initiative „Absatz-<br />
förderung Holz – Ideen aus dem In- und Ausland“ (Kapitel 6.3.) bringt dazu<br />
Vorschläge aus dem In- und Ausland.<br />
• Diversifikation Holzbau: Gibt es Möglichkeiten die relativ homogene Ausrichtung<br />
der Holzbaubetriebe stärker zu diversifizieren? Zusätzliche Märkte zu<br />
erschliessen mit einem veränderten Fokus? Dazu zeigt die Initiative „Neue<br />
Baufelder für den Holzbau“ (Kapitel 6.5.) Vorschläge auf.<br />
• Synergien und Emotionen: Das Thema der Bauökologie, also der Gesundheit und<br />
des Wohlfühlens bezieht den emotionalen Aspekt von Holz mitein. In der<br />
Tourismusregion Berner Oberland Ost ist das ein Anknüpfungspunkt (z.B.<br />
Wellness, Wohlfühlen, etc.), um so dem Thema Holz im weiteren Sinn förderlich<br />
zu sein. Im Handlungsfeld Kooperation beschreibe ich 4 Angebote im Kontext<br />
„Holz isch gsund“ (Kapitel 6.6).<br />
• Kompetenz Zentrum Holz: Als Drehscheibe nach aussen, soll das Zentrum<br />
Projekt Akquisitionen ermöglichen (z.B. für Grossprojekte und Förderprogramme),<br />
Entwicklung von Angeboten vorantreiben (z.B. im Bereich Sanierung, Bauherren-<br />
begleitung), Forschungsresultate erlebbar machen und als Begegnungsort<br />
Akteure der gesamten <strong>Holzkette</strong> zusammenbringen. Im Handlungsfeld<br />
Kooperation skizziere ich Ziele und Aufgaben der Initiative „Holz im Zentrum –<br />
Gebündelte Kompetenz“ (Kapitel 6.7).<br />
46
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Wo ich zurzeit das Potential nicht abschätzen kann oder bereits Projekte im Gange<br />
sind, sind folgende Themen:<br />
• Finanzielle Unterstützung für Infrastrukturmassnahmen: Einige der Holzbaufirmen<br />
planen Ausbau ihrer Vorfertigungskapazitäten (z.B. Halle, Maschinen, Kran).<br />
• Verwendung nachhaltiger Holzprodukte: Der Trend zu zertifizierten<br />
Holzbaustoffen und der Einsatz von recyclingfähigen (Holz)Baustoffen sind zu<br />
beobachten. Inwieweit er jedoch auf die <strong>regionale</strong>n Holzbaubetriebe<br />
durchschlägt, kann nicht abgeschätzt werden. Sollte sich hier der Trend<br />
durchsetzen, sind speziell die Leim- und Hobelwerke gefordert, da sie die Hölzer<br />
für den Holzbaubetrieb fertigen (Kristof 2008).<br />
47
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
6 Handlungsfelder entlang der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
<strong>Die</strong> in Kapitel 5 aufgestellten Initiativen der jeweiligen Handlungsfelder werden nun<br />
inhaltlich beschrieben und auf Erfolgsfaktoren hingewiesen. Um ihren Beitrag zu den in<br />
Kapitel 3.2.3 entwickelten Leitlinien für die nachhaltige Regionalentwicklung und den in<br />
Kapitel 5.1. entwickelten Vision und Ziele der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> zu beurteilen, wird<br />
zu jeder Initiative eine Einschätzung abgegeben. <strong>Die</strong>se Einschätzung ist subjektiv und<br />
kann auf dieser Abstraktionsebene nicht messbar sein, sondern ortet sie in den<br />
Zielkorridor ein.<br />
6.1 Handlungsfeld Holzvermarktung: Initiative<br />
„Akzeptanz durch Transparenz“<br />
<strong>Die</strong> <strong>regionale</strong> Holzvermarktung nimmt eine zentrale Rolle in der gesamten <strong>Holzkette</strong><br />
ein. Sie ist die Schnittstelle zwischen Wald/Forst- und Holzwirtschaft und hat deshalb<br />
auf beiden Seiten Verantwortung zu übernehmen. Ihr Ziel soll es sein, sowohl für die<br />
Wald/Forstwirtschaft als auch für die Holzwirtschaft als zuverlässiger Partner die<br />
Bedürfnisse beider Seiten zu berücksichtigen. Deshalb sind gemeinsam erarbeitete<br />
Verhaltensregeln sinnvoll, ermöglichen sie doch die Akzeptanz auf beiden Seiten<br />
langfristig zu sichern. Das Anbieten von zusätzlichen <strong>Die</strong>nstleistungen wie z.B. der<br />
Wertholzsubmission 63 , spezifische Holzschläge (z.B. Qualitäts- oder Zeitpunktbezogen<br />
wie beim Mondholz) erlaubt ihr eine noch bessere Positionierung.<br />
Ein Vorschlag für Verhaltensregeln, die ihr Selbstverständnis charakterisieren,<br />
könnte wie folgt aussehen.<br />
Ziel: <strong>Die</strong> Holzvermarktung nimmt ihre Schnittstellenfunktion zwischen Holzproduktion<br />
und -Verarbeitung war. Sie versteht sich als <strong>Die</strong>nstleister für beide Seiten. <strong>Die</strong><br />
Entwicklung der Region ist ihr ein Anliegen.<br />
63 Bei der Wertholzsubmission werden ausgewählte Baumarten und Sortimente von hochwertiger Qualität<br />
versteigert. Als Beispiele für Österreich der Waldverband Steiermark oder für die Schweiz der Waldverband in<br />
Solothurn.<br />
48
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Regeln und Kompetenzen:<br />
• Sie ist selbsttragend und unabhängig von Fördergeldern. Gewinnmaximierung ist<br />
jedoch nicht das erste Ziel. Dort wo sie öffentlich Aufgaben übernimmt, ist sie zu<br />
entschädigen.<br />
• Das Geschäftsgebaren muss nach innen und nach aussen transparent sein.<br />
• Sie trägt den Anforderungen der lokalen Sägereien Rechnung.<br />
• Sie entwickelt Ideen für weitere <strong>Die</strong>nstleistungen gemeinsam mit ihren Mitgliedern<br />
und setzt sie um.<br />
• Sie ist mit umfassenden Kompetenzen für den Holzverkauf ausgestattet, aber<br />
auch mit Einfluss auf die Steuerung der Produktion.<br />
• Organisatorisch ist sie so aufgestellt, dass sie, bei Interessenskonflikten oder<br />
Machtkonzentrationen Hand bietet zur Lösungsfindung.<br />
• <strong>Die</strong> Mitgliedschaft steht allen Akteuren der <strong>Holzkette</strong> offen.<br />
• Sie stellt sicher, dass sie über fundierte Kenntnisse der Betriebswirtschaft, des<br />
Prozessmanagements und der nachgelagerten Verarbeitungsstufen verfügt.<br />
Für den Prozess zur Erarbeitung dieser Regeln, kann auf die Erfahrungen des<br />
Projektes Plattform Holz Luzern & Holz 21 zurückgegriffen werden. 64 <strong>Die</strong> Anleitung<br />
hat zum Ziel, Entwicklungsprozesse im Hinblick auf ein gemeinsames<br />
Systemverständnis zu fördern und damit gemeinsames Handeln zu ermöglichen.<br />
Erfolgsfaktoren für dieses Handlungsfeld ist ein gemeinsames Verständnis über die<br />
Rolle und die Aufgaben. Das Ablegen des sektoralen Denkens hilft, eine breite<br />
Abstützung entlang der <strong>Holzkette</strong> zu sichern (Heeb 2008).<br />
<strong>Die</strong>ses Handlungsfeld leistet einen Beitrag zur Regionalentwicklung, indem die<br />
<strong>Holzkette</strong> gestärkt, lokale Sägereien unterstützt, das Einkommen der Waldbesitzer<br />
gesichert und das Nutzungspotential gesteigert wird (Beitrag zur Stabilität der<br />
<strong>regionale</strong>n Wirtschaft und Gesellschaft, sowie zur Exstenzsicherung und strukturellen<br />
Vielfalt). Wichtig ist der Fokus auf die Kaskadennutzung. Wo immer möglich soll die<br />
stoffliche Nutzung priorisiert werden. Ebenso leistet es einen Beitrag zur Verwirklichung<br />
der Ziele 2 und 3 des Leitbildes zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong>.<br />
64 Dort wird ein Vorgehen beschrieben, wie man eine Akteursplattform aufbaut (Heeb et. al. 2004).<br />
49
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
6.2 Handlungsfeld Sägerei: Initiative<br />
„Starkes Bergholz – Eine Philosophie setzt sich durch“<br />
Aufgrund der Weiterentwicklung der Verarbeitungstechnologien für Schwachholz, dem<br />
Elementbau, der Normierung im Bau und der Entwicklung von Holzwerkstoffen hat sich<br />
eine Nachfrageverschiebung von Stark- zu Schwachholz vollzogen. Der Bestand an<br />
Starkholz in den Gebirgswäldern ist aber immer noch beträchtlich. Starkholz aus dem<br />
Gebirge hat besondere Eigenschaften 65 , die es für spezifische Anwendungen<br />
prädestiniert. <strong>Die</strong> Forschung im Ausland 66 zeigt, dass traditionelles Wissen über<br />
qualitativ hochwertige Holzverarbeitung neue Abatzmärkte eröffnen kann, so dass es<br />
sich lohnt, neue Einsatzgebiete auszuprobieren. 67 In Österreich entstand deshalb die<br />
Arge Starkholz (2008).<br />
Aus gesellschaftlicher Sicht sind Themen wie <strong>regionale</strong> Identität, Gesundheit und<br />
Wunsch nach etwas Besonderem gut verknüpfbar mit dem Produkt Starkholz. Der<br />
Massivholzbau hat Zukunft (Lignovisionen 2008), wenn auch nicht mehr mit derselben<br />
Bedeutung wie früher. <strong>Die</strong> lokalen Sägereien sollten aus meiner Sicht weg von der<br />
Zulieferung an den Elementbau. Ihre Überlebenschance liegt im Nischenbereich, wo ihr<br />
Handwerk und traditionelles Wissen zum Tragen kommt und honoriert wird. Wie könnte<br />
das nun konkret aussehen?<br />
<strong>Die</strong> Vision für die Sägereien besteht in der Verbindung mit Gleichgesinnten. Der<br />
Zusammenhalt soll durch eine gemeinsame Philosophie geschaffen werden. Sie ist es,<br />
die die Einzigartigkeit des Bergholzes widerspiegelt und die <strong>Holzkette</strong> verknüpft. Eine<br />
Philosophie könnte dabei sein, im „Einklang mit traditionellen Wissen und der Natur“ zu<br />
agieren.<br />
Für eine Umsetzung stelle ich mir folgendes Vorgehen vor:<br />
• Zusammenschluss von Gleichgesinnten Sägereibetrieben. Dabei sollte die<br />
Grössenstruktur ausgeglichen sein, also keine Grosssägereien.<br />
65 Es schimmert und hat einen besonderen Glanz. Weil es weniger Jahrringe aufweist, besitzt es eine geringere<br />
Wasseraufnahme und ist damit insbesondere für Fassadenbau geeignet. (Interview mit Herrn Zürcher 2008).<br />
66 <strong>Die</strong> Starkholzfrage wurde in den letzten Jahren länderweise untersucht und mit verschiedenen<br />
Forschungsprojekten begleitet. Z.B. Cost Action E 40. Eine Zusammenfassung zu finden in Teitschinger, Müller<br />
2006.<br />
67 Zusammenfassung der Ergebnisse in Lignovisionen 2008.<br />
50
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Sie suchen entlang der <strong>Holzkette</strong> Partner, die ihre Philosophie teilen. Gemeinsam<br />
mit ihnen bestimmen sie, welche „Einzigartigkeit“ man am Markt anbieten will.<br />
• <strong>Die</strong> Sägereien vereinbaren untereinander, wer welche Fähigkeiten und<br />
Infrastruktur hat. So kann für jeden Betrieb ein Kernsortiment definiert werden (Es<br />
sollen nicht Alle alles machen). Kenntnisse der Stärken und Schwächen der<br />
Beteiligten sind dafür die Ausgangsbasis (Kapitel 6.3.).<br />
• Aufbau einer zusammenhängenden <strong>Holzkette</strong> vom Wald bis zum Haus bzw.<br />
Endprodukt. Sie ist nachvollziehbar und muss transparent sein. Es ist durchaus<br />
denkbar ein Label „starkes Bergholz“ daraus zu entwickeln, welches mit<br />
Ursprungs-, Verarbeitungs- und Entsorgungsgarantie überzeugt. Der Ansatz von<br />
integrierten Nutzungskaskaden, kann als Verkaufsargument genutzt werden und<br />
mit den wachsenden Bedarf an Energieholz verknüpft werden.<br />
Es ist gut möglich, dass eine Gruppe von Sägebetriebe auf das Thema Natürlichkeit<br />
und Tradition in Kombination mit der entsprechenden Erntemethode (Pferde-<br />
Maschinen) setzt, während eine andere Gruppe im Objektbau für den<br />
mehrgeschossigen Wohn- und Zweckbau Potentiale sieht 68 (Näher, Pahler 2007).<br />
Auch im Restaurations- und Sanierungsbereich sind Einsätze denkbar (Hohe Träger,<br />
grosse Spannweiten, Querschnittreduzierung) (Tratzmiller 2006). Wichtig ist, dass<br />
ein Netz an Beziehungen aufgebaut wird und die Kontrolle über die <strong>Holzkette</strong><br />
besteht.<br />
Auch das Thema Fleckbau, als traditionelle Bauweise im Berner Oberland, sollte<br />
besser kommuniziert werden. Der Begriff ergibt in Google keine Treffer, die auf das<br />
Berner Oberland oder auf die Bedeutung dieser Bauweise hindeuten. Ebenso ist nicht<br />
ersichtlich, welche Firmen in dieser Bauweise tätig und wo Ansprechpartner zu finden<br />
sind. Hier ist nicht der Produktfokus zu wählen, sondern der Kommunikationsfokus<br />
entlang der <strong>Holzkette</strong>. Wer liefert das Holz, wie wird es verbaut, welche Vorteile bietet<br />
es und wie ist der Wohlfühlfaktor. Dasselbe ist für den Chaletbau festzustellen, der als<br />
Begriff nicht positioniert ist.<br />
Einige Standortfaktoren lassen jedoch einen Ausbau oder Erhalt von Sägereien gar<br />
nicht erst zu (fehlende Gewerbezone, Zufahrtswege, Hanglage). Deshalb sind hier<br />
68 In Kombination mit der Initiative 6.5. sind hier auch Zielgruppenspezifische Angebote angesprochen. Z.B. für<br />
Spitäler oder Pflegeheime.<br />
51
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
andere Ansätze gefragt, die nicht auf eine Weiterführung des regulären Betriebs<br />
hinarbeiten, sondern auf alternative Konzepte, die ich in Kapitel 6. 6 ausführen werde.<br />
Mit dieser Initiative findet der Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung in der<br />
möglichst schonenden Be- und Verarbeitung, einer langfristigen Wertschöpfung und<br />
auch einer Verwertung der anfallenden Sägenebenprodukte, um die Energiekosten zu<br />
senken, statt. Der Beitrag zur Zielen 2 und 4 findet statt.<br />
6.3 Handlungsfeld Sägerei: Initiative<br />
„Programm Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
In Anlehnung an die obigen Ausführungen, ist für jede Sägerei ein Profil zu erstellen.<br />
Wo sind ihre Stärken, Schwächen, wo Gefahren und Chancen. Jede Sägerei hat dabei<br />
ein anderes Profil, steht vor anderen Herausforderungen. Sei dies in technologische<br />
Hinsicht, in Bezug auf die innerbetrieblichen Abläufe oder die Nachfolgeregelung. 69<br />
Inhaltlich sehe ich hier die Analyse auf den Ebenen: Strategie/Positionierung,<br />
Prozesse, Infrastruktur, Energieverbrauch 70 und Markt. Eine Ist-Analyse und ein<br />
Massnahmenplan zeigen die zukunftsgerichtete Ausrichtung auf. Mit diesem Profil<br />
kann beurteilt werden, welche Kapitalien die Sägerei in eine Zusammenarbeit einbringt<br />
und dabei ist nicht nur Sachkapital zu berücksichtigen sondern auch Wissens- und<br />
Humankapital.<br />
Kontakte zu Finanzinstituten, die sich die Philosophie der nachhaltigen Entwicklung<br />
auf die Fahne schreiben, sollten hier miteinbezogen werden, um das notwendige<br />
Kapital für Neuinvestitionen zu beschaffen.<br />
Welches Angebot die Sägerei in der Zukunft erbringt, muss aus ganz neuem<br />
Blickwinkel betrachtet werden, wobei Kopf und Herz offen für völlig neue Ideen sein<br />
müssen. Es muss ja nicht gleich ein Computer Tomograph 71 sein. <strong>Die</strong> Positionierung<br />
69 Ich gehe hier von der Prämisse aus, dass ein Interesse besteht, das Angebot der lokalen Sägereien weiterhin<br />
aufrecht zu erhalten. Dazu kann man auch eine andere Meinung haben und argumentieren, dass<br />
Strukturbereinigungen nicht aufgehalten werden sollten und können. Gemäss Aussagen der Holzbauer, ist es aus<br />
geschäftlicher Sicht für sie keine Bedrohung, sollten keine lokalen Sägereien mehr existieren. Ihre<br />
Holzversorgungen können sie zu 90% auch anderweitig decken (Ausser spezielles Kantholz für den Fleckbau).<br />
<strong>Die</strong>se Diskussion muss auf <strong>regionale</strong>r Ebene stattfinden und wird hier nicht weiter ausgeführt.<br />
70 Energiesparmöglichkeiten in Sägereien wurde genauer untersucht in Gloor Engineering 1996.<br />
71 Computer Tomograph zur genauen Qualitätsbestimmung von Holz (Rinnhofer 2008)<br />
52
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
der Sägereien bestehen darin, ihr Handwerk zu verkaufen. Es ist zu untersuchen,<br />
inwieweit diese hochstehende Arbeit überhaupt adäquat an die nächste<br />
Verarbeitungsstufe kommuniziert wird und wer bereit ist, dafür zu bezahlen. <strong>Die</strong>s<br />
bedingt eine kritische Selektion des Rohstoffs, eine hohe Verarbeitungsqualität und<br />
eine adäquate Vermarktung des Endproduktes. Erfolgreiche Beispiele dazu gibt es in<br />
der Schweiz. 72<br />
Erfolgsfaktoren sind hier die Bereitschaft der heutigen Besitzer, sich auf eine<br />
Nachfolgeregelung 73 bzw. Neuausrichtung einzulassen und somit auch auf individuelle<br />
und organisatorische Lernprozesse. <strong>Die</strong> persönliche Begleitung in diesem Prozess<br />
muss vor Ort stattfinden.<br />
Der Erhalt der lokalen Sägereien ist aus rein ökonomischer Sicht für die<br />
Holzbaubetriebe nicht geschäftsnotwendig, wie die Resultate aus den Interviews<br />
zeigen. <strong>Die</strong>s deshalb, weil die Sägereien fast nur Bauholz liefern. <strong>Die</strong> Auswirkung auf<br />
die Wertschöpfung fällt ebenfalls nicht ins Gewicht. Aus Sicht der nachhaltigen<br />
Regionalentwicklung findet hingegen ein Rückgang der Vielfalt der Holzwirtschaft<br />
und der Arbeitsplätze (gesamthaft 20 Mitarbeiter) statt. Es gehen aus sozialer und<br />
gesellschaftlicher Sicht Traditionen, Wissen, Fertigkeiten, soziales Engagement und<br />
<strong>regionale</strong> Identität verloren. Auch können Stoffströme nicht mehr in demselben Masse<br />
kleinräumig geführt werden. <strong>Die</strong> Umsetzung einer nachhaltigen Holznutzungskaskade<br />
setzt eine flächendeckende Infrastruktur an Verarbeitungsbetrieben voraus. Mit der<br />
Weiterführung der lokalen Sägereien wird ein Beitrag zum Leitbild der <strong>Holzkette</strong> (Ziel 4)<br />
geleistet.<br />
6.4 Handlungsfeld Holzbau: Initiative<br />
“Absatzförderung Holz – Ideen aus dem In- und Ausland“<br />
Bei dieser Initiative geht es um die Frage, inwieweit Projekt- oder Produktideen aus<br />
anderen Regionen der Schweiz 74 oder aus Österreich/Deutschland übernommen<br />
werden könnten. Es sollen Good Practise Ideen und Projekte sein, die mit den<br />
72<br />
Z.B. Florinett Holz AG, Bergün, der mit hoher Qualität und mit Spezialitäten wie Mondholz, Instrumentenholz<br />
sich einen Namen gemacht hat oder die Thoma AG in Österreich.<br />
73<br />
Angebot zur Weiterbildung im Bereich Nachfolgeregelung bietet der Holzbauverband Schweiz an (Vgl.<br />
Webseite, Rubrik Bildung)<br />
74<br />
Quelle für die Schweiz sind nebst eigenen Ideen u.a. <strong>Die</strong> Ausschreibung von Holz 21 zu Ideen (von Büren<br />
2007).<br />
53
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
endogenen Potentialen des Berner Oberlands in Einklang stehen. Ich werde hier keine<br />
umfassende Auflistung und Evaluation vornehmen, sondern einzelne Idee kurz<br />
beschreiben und weiterführende Informationen liefern.<br />
Potentiale/<br />
Themen<br />
Berge und<br />
Holz<br />
Geschichte<br />
und Zukunft<br />
mit Holz<br />
Beschreibung der Ideen Weiterführende<br />
Informationen<br />
Initiative mit entsprechenden Akteuren zum Thema<br />
Berge und Holz.<br />
Zugängen zu (SAC) Hütten Bergrestaurants,<br />
Skistationen, Bergbahnen.<br />
Fokus auf Produkte für: Hängebrücken, Stege,<br />
Terrassen, Anbauten, Handläufe.<br />
Zusammenarbeit mit: SAC, Bergbahnen, Sägereien,<br />
Holzbauern, Gemeinden.<br />
Holz als traditioneller Baustoff mit <strong>regionale</strong>n<br />
Geschichten verbinden. Zukunft und Tradition<br />
verknüpfen. Einerseits über Angebote und<br />
Informationsmaterial.<br />
1. Historische Wege mit Holz verknüpfen.<br />
2. Berner Oberländer Haus in Fleckbauweise. In<br />
verschiedenen Ausführungen, Informationsmaterial.<br />
Zusammenarbeit mit Tourismus, Pro Helvetia,<br />
Ballenberg, Arbeitsgemeinschaft für das Bergebiet,<br />
Stiftung Landschaftsschutz und anderer<br />
Umweltverbände.<br />
See und Holz Holz und See (Wasser) verknüpfen. Bauten, die<br />
Bezug zum See haben mit Holz bauen. Stege,<br />
Badeanstalten, Brücken, Boote, Badewannen,<br />
Sauna, etc.<br />
Holz und<br />
Naturparks<br />
Holz und<br />
Bewegung<br />
Zusammenarbeit mit Gemeinden, Eigentümer<br />
sensibilisieren und gemeinsame Projekte lancieren.<br />
Holzbauten für Naturparks, wie z.B.<br />
Vogelbeobachtungsstation, Aussichtsplattformen,<br />
Wege, Häuser, Restaurant.<br />
Zusammenarbeit mit Naturpark <strong>Die</strong>mtigtal und<br />
Verknüpfung mit dem Thema des <strong>regionale</strong>n Essens.<br />
Holz als temporärer und mobiler Werkstoff<br />
positionieren für Bauten (Pavillons), die nicht für die<br />
Ewigkeit gedacht sind.<br />
Faltbare Systeme aus Holz oder Steckprinzipien.<br />
Anwendung: Ausstellungen, Events, Kultur-,<br />
Musikveranstaltungen, etc.<br />
Zusammenarbeit mit Architekten, Empa, Event-<br />
Veranstaltern, Tourismus, Gemeinden.<br />
54<br />
Holz 21<br />
Holzbrücke Viamala, SAC<br />
Hütte Monte Rosa<br />
Holzspannbandbrücke in<br />
Ronneburg<br />
<strong>Holzkette</strong> St. Gallen:<br />
Toggenburger Haus<br />
Holzbaukunst in Österreich<br />
Holz 21<br />
Zeitungschrift: „zuschnitt.at<br />
2006“ zum Thema Wasser<br />
und Holz<br />
Beispiel von<br />
Vogelbeobachtungsstation in<br />
Ungarn (Breu 2004)<br />
Naturpark <strong>Die</strong>mtigtal<br />
Hegger (Hrsg.) 2005
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Potentiale/<br />
Themen<br />
Ideenfabrik<br />
mit Studenten<br />
Beschreibung der Ideen Weiterführende<br />
Informationen<br />
BrainStore, eine Ideenfabrik aus der Schweiz, ist<br />
darauf spezialisiert, unterschiedlichste Fachkräfte<br />
zusammen zu bringen und zur Ideenfindung<br />
anzuregen. Gemeinsam Ideen zu einem bestimmten<br />
Thema generieren.<br />
Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Laien.<br />
Tabelle 5: Absatzförderung Holz: Ideensammlung<br />
55<br />
Brainstore 2008<br />
Für die Umsetzung müssten Akteure aus verschiedenen Verarbeitungsstufen und<br />
„Holzfremde“ zusammenarbeiten. <strong>Die</strong> Verknüpfung von Akteuren entlang einer<br />
Geschichte ist das Ziel, so dass die <strong>regionale</strong> Identität und Einzigartigkeit bei den<br />
Einheimischen und Touristen spürbar wird.<br />
Bei der Weiterverfolgung oder Neuentwicklung von Ideen, ist als Erfolgsfaktor zu<br />
berücksichtigen, dass ein Innovationsfindungsprozess Engagement, Toleranz,<br />
Vertrauen und eine Portion Risiko braucht. Querdenker sind dabei wichtige<br />
Ideengeber, die nicht durch sektorales Denken mundtot gemacht werden dürfen. 75<br />
Ebenso sind Begegnungsorte wichtig, wo man sich trifft und Ideen diskutieren kann,<br />
z.B. im Kompetenz Zentrum Holz.<br />
Der Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung dieser Ideen betrifft die<br />
Förderung der Vielfältigkeit der <strong>Holzkette</strong>, ihre Wettbewerbsfähigkeit und hat den<br />
Anspruch, sinnstiftende Arbeitsplätze langfristig zu sichern und dabei das<br />
Innovationspotential der Akteure entlang (aber auch ausserhalb) der gesamten<br />
<strong>Holzkette</strong> zu nutzen. <strong>Die</strong> Ziele 4, 5, 7 und 8 der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> können damit<br />
gestärkt werden.<br />
6.5 Handlungsfeld Holzbau: Initiative<br />
„Neue Baufelder für den Holzbau“<br />
<strong>Die</strong>jenigen Holzbaubetriebe, welche ich befragt habe, sind zu 80 % in demselben<br />
Bereich tätig und mit ähnlichen Zielgruppen. Ihr Haupttätigkeitsfeld ist der Elementbau<br />
75 Vergleiche dazu die Erfolgsfaktoren der Regio Plus Veranstaltung (Heeb 2008a)
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
(Sanieren/Umbau/Neubau). Mit dieser Initiative möchte ich versuchen, Denkanstösse<br />
zu geben, wie einzelne Betriebe ihre Positionierung etwas diversifizieren könnten.<br />
Welche Trends, die Chancen eröffnen, sind zu beobachten? 76<br />
Der soziodemographische Wandel findet auch in den ländlichen Gebieten statt und<br />
führt zu einer verstärkten Alterung der Gesellschaft. Senioren sind nicht nur gut situiert<br />
sondern auch reisefreudig (Bieger 2005). Gleichzeitig verändern sich Lebensstile und<br />
es entstehen Neue, für die das Gute Gewissen 77 ein zentraler Lebensinhalt ist<br />
(Signorell 2008). Werte wie Familie, Lebensfreude und Gesundheit, verbunden mit<br />
Engagement für nachhaltige Lebensqualität kennzeichnen diese Gruppe. Auch die<br />
Tourismusindustrie nimmt diesen Trend auf (z.B. Flucht aus der Hektik, Ruhe der<br />
Natur, Umweltbewusst schlafen, Schlafen in Baudenkmälern) (Wettstein 2008). <strong>Die</strong><br />
Bauherrschaft im Tourismus legt Wert auf energieeffiziente Bauweise und auf<br />
Swissness, also den Einsatz von Schweizer Holz oder anderen <strong>regionale</strong>n Baustoffen<br />
(Wettstein 2008).<br />
<strong>Die</strong> private Bauherrschaft teilt sich, wie dies auch in anderen Branchen zu beobachten<br />
ist, in die Konsummuster „preis-sensitiv/günstig“ und „teuer“. So teilt sich auch der<br />
Baumarkt in schlüsselfertige Häuser im unteren Preissegment und Häuser im oberen<br />
Preissegment (Rubik et.al. 2006). <strong>Die</strong> Kunden hingegen wollen sehen, was gebaut<br />
wird, wollen mitreden, mitarbeiten, sich informieren, informiert werden. Steigende<br />
Anforderungen von Kundenseite bieten Potential zusätzliche <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
anzubieten. <strong>Die</strong>se Kundenwünsche und Trends stellen Anforderungen an die<br />
Bauweise und die Projekte, es sind aber auch Chancen, die eine Differenzierung<br />
ermöglichen. Als Beispiele sehe ich folgende Chancen:<br />
• Wohlfühlfaktor (Gesundheit): Neben der Herkunftsbezeichnung der Bausstoffe<br />
und des Holzes sind weiche Faktoren ein wichtiges Verkaufsargument.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass Qualitäten und positive Eigenschaften in<br />
einzelnen Fällen sogar eine Besserung bei gesundheitlichen Beschwerden ergab<br />
(Rubik et.al. 2006). Hier sind Verbindungen zur Initiative Starkes Bergholz zu<br />
nutzen.<br />
76 In Anlehnung an Kristof 2008.<br />
77 Es handelt sich hier um die Zielgruppe der LOHAS, was sich aus den Anfangsbuchstaben der Bezeichnung<br />
Lifestyle of health (Gesundheit) and sustainability (Nachhaltigkeit) ableitet (Signorelli 2008).<br />
56
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
• Veränderte Bedürfnisse: Umbauten müssen sich an die veränderbaren<br />
Bedürfnisse der Kunden anpassen können. Mobile Raumaufteilungen, flexible<br />
Anpassungen, hindernisfreies Wohnen oder altersgerechte Qualitätsstandards<br />
sind hier Stichworte, die in spezifische Angebote eingebaut werden können.<br />
• Zielgruppenorientierung: z.B. Alters- und Pflegeheime oder Spitäler, deren<br />
Bedürfnisse mit Holzbauten gut abgedeckt werden könnten (z.B. das erste Spital<br />
aus Holz). Thema Wohlbefinden als wichtiger Entscheidungsfaktor. Hier sind<br />
auch Grossinvestoren im Gesundheitsbereich als Zielgruppe interessant.<br />
• Energieeffizientes Bauen: Der freiwillige Energieausweis für Häuser kommt 2009<br />
(Knüsel 2008). Ein Angebot an Hausbesitzer, ihr Haus mit Wärmebildkameras auf<br />
die Energiesituation zu evaluieren. Das Wärmebild gibt Anlass für eine Beratung<br />
zu Sanierungsmöglichkeiten mit Holz. 78<br />
• Nähe zu Forschungserkenntnissen: Nutzen von neuen Erkenntnissen zu den<br />
besonderen Eigenschaften von Bergholz, welche für den Fassadenbau neue<br />
Einsatzmöglichkeiten bieten. Dank der geringen Wasseraufnahmefähigkeit und<br />
der engen Jahrringe weist es eine geringere Pilzanfälligkeit auf. Als<br />
Verkaufsargumente ist dies gut zu nutzen (Interview mit Herrn Zürcher 2008).<br />
• Haus- und Erwerbertyp: Je nach Erwerbertyp 79 sind auch Angebote à la Ikea<br />
denkbar, bei denen zukünftige Hausbesitzer am Haus selber mitbauen können. 80<br />
Sie erlauben zielgerichtete Angebote und zusätzliche Nischenpositionierungen.<br />
• Angebotspalette ausbauen: Kundeninformationen wie Finanzierungsrechner,<br />
aktuelle Bilder von Baustellen und Musterhäuser 81 , Angebote zum Probewohnen<br />
oder Planungstools für Inneneinrichtung.<br />
Nutzen von Intermediären, Meinungsbildnern und Multiplikatoren<br />
Liegt der Fokus auf der Förderung des Baustoffes Holz, so ist es wichtig, diejenigen<br />
Akteure anzusprechen, die darüber Entscheidungen treffen oder als Multiplikatoren und<br />
Meinungsbildner betrachtet werden. <strong>Die</strong>se Zielgruppen sind an Informationen,<br />
78 <strong>Die</strong>s wird sehr erfolgreich in St. Gallen gemacht:<br />
www.holzkettesg.ch/DesktopDefault.aspx?tabindex=11&tabid=1479&langid=1 (abgerufen am 20.07.08)<br />
79 Interessante Studie zu der Typologie von Bau- und Hauserwerbern in Deutschland: Unterschieden werden<br />
sechs Gruppen: Nestbauer, Rationale Erwerber, Pragmatische Erwerber, Selbstverwirklicher, Altersvorsorger und<br />
Familienversorger, Lebensabschnittserwerber und Weichensteller. Sie alle zeichnen sich durch unterschiedliche<br />
Bedürfnisse aus (Henseling et. al. 2006).<br />
80 Angebot eines dänischen Holzbetriebes der auch den Selbstbau anbietet (sweethome 2008)<br />
81 Als Beispiel für die Visualisierung von Block- und Fertighäusern mit Katalogauswahl zu bestellen (EWD 2008).<br />
57
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Hintergründen und Zusammenhängen stark interessiert. Auch kritische<br />
Bevölkerungsgruppen aus dem Umwelt-/Naturschutzbereich sind einzubeziehen, um<br />
als Meinungsbildner Einfluss zu nehmen.<br />
Als Meinungsbildner wäre zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Tourismus die<br />
Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit zu nennen. Hier laufen die Gesuche für<br />
Hotel Umbauten zusammen, Pläne werden besprochen und Entscheidungen getroffen.<br />
<strong>Die</strong> einflussreichen Umweltverbände sind hinlänglich bekannt.<br />
Als Erfolgsfaktoren sind das Gespür für Entwicklungen im Märkt und in der<br />
Gesellschaft zu bezeichnen. Es gilt Nischen zu erkennen und sich zu differenzieren.<br />
Das Ziel heisst: Von der technischen Sicht weg, hin zum Kunden mit seinen<br />
Bedürfnissen und Wünschen.<br />
In Bezug auf die nachhaltige Regionalentwicklung trägt die Initiative zur<br />
Diversifikation, zum Ausbau und zur Stabilität der Holzbranche bei. In Bezug auf die<br />
langfristige stoffliche Nutzung sollte sichergestellt sein, dass die Bauteile möglichst<br />
mehrfach genutzt werden können. In Bezug auf die Zielerreichung der <strong>regionale</strong>n<br />
<strong>Holzkette</strong> tragen die Vorschläge zu den Zielen 3,4,7 und 8 bei.<br />
6.6 Handlungsfeld Kooperation: Initiative<br />
„Holz isch gsund“<br />
<strong>Die</strong>se Initiative versucht den Vorteil des Holzbaus mit Gesundheit, Wohlbefinden,<br />
Emotionen und Wärme und dem endogenen Potential des Tourismus zu verknüpfen.<br />
Einerseits spreche ich die Zielgruppen Touristen, Firmen (Seminarbereich), aber auch<br />
die Vermittler Tourismusverbände, Veranstalter von Events an. Das Ziel ist die<br />
Holzarchitektur, welche die Region prägt, in den Kontext von Erleben und<br />
Wohlbefinden einzubetten. Damit kann zwar kein direkter Nutzen (Projekte), aber ein<br />
indirekter über die Sensibilisierung geschaffen werden.<br />
Zum Image des Berner Oberlands ist die Studie von Krohmer 2006 hilfreich, die zeigt,<br />
dass die Dachmarke Berner Oberland für Werte wie Natur, Berge, Seen, Aufbruch oder<br />
Wohlfühlen steht. Seit dem 2. Juli 2008 hat das Berner Oberland eine neue<br />
Kommunikationsplattform, die den Wirtschafts- und Lebensraum portraitiert und als<br />
58
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Anlaufstelle dient. In dieser Aufbruchstimmung sehe ich Chancen für das Thema Holz<br />
und Holzbau im Zusammenhang mit dem Tourismus. Kombiniert man die Werte der<br />
Dachmarke mit den Ergebnissen vieler Untersuchungen zum Einsatz von Holz im<br />
Wohnungsbau, so zeigt sich, dass Gesundheit, Wellness und Design/Optik als<br />
dominierende Trends im Bereich Holz anzusehen sind. Es gilt diese Faktoren, die in<br />
den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, aufzunehmen (Lehmann 2001,<br />
Junker 2006).<br />
Ich beschreibe vier Angebote, die ich mir im Tourismus vorstellen könnte.<br />
Angebot 1: Es fliegen die Sägespäne<br />
Rubrik: Brauchtum und Geschichte<br />
Inhalt: Besichtigung einer traditionellen Sägerei. Wie wird Holz verarbeitet, welche Holzarten<br />
wachsen im Berner Oberland, welche Produkte entstehen daraus. Gleichzeitig sind auch noch<br />
Schnitzereien und <strong>regionale</strong> Spezialitäten zu kaufen.<br />
Zielgruppe: Touristen, Firmen<br />
Ziel: Erhalt von Sägereien, die ihr Handwerk kommerziell nicht weiterführen können.<br />
Angebot 2: Behaglich, gesund wohnen im Holzhaus<br />
Rubrik: Wohnen im Berner Oberland<br />
Inhalt: Besichtigung eines traditionellen und neuen Holzhauses nach Minergie-Standard. Fragen zu<br />
Hauskauf, Hausbau, Sanierung.<br />
Zielgruppe: Interessenten, Immobilienhändler, Investoren.<br />
Ziel: Kontakt zu Mittlern, Multiplikatoren.<br />
Angebot 3: Vortrag: Das Holzhaus macht gesund<br />
Rubrik: Wellness und Gesundheit<br />
Inhalt: Vortrag zum Thema Gesundheit, Wohlbefinden, Allergien und Bauökologie, Baubiologie und<br />
neue Werkstoffe (Knüsel 2008).<br />
Zielgruppe: Spa- und Wellness Hotels, Alten- und Pflegeheime, Kurkliniken.<br />
Ziel: Neue Zielgruppen an das Thema heranführen, neue Sichtweise bieten.<br />
Angebot 4: Kunst mit Holz – Holz als Landschaft<br />
Rubrik: Brauchtum und Technologie, Event<br />
Inhalt: Kommunikation von innovativen Lösungen auch ausserhalb der Region.<br />
Zusammenarbeitsprojekte zwischen Holzschnitzern und Holzbaubetrieben, zwischen<br />
59
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Möbelproduzenten und Dekorationsherstellern. Aufbruch in neue Welten und damit darlegen, dass<br />
sektorales Denken passé ist. Ausstellung organisieren.<br />
Zielgruppe: Fachpublikum und Tourismus<br />
Ziel: Innovation und Zusammenarbeit darlegen. Gegenseitiger Ideenaustausch.<br />
Erfolgsfaktoren für die Umsetzung dieser Angebote sind eine Vision, Interesse,<br />
Freude und Bereitschaft zur Zusammenarbeit.<br />
Hier findet der Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung in der Stärkung und<br />
Vielfalt der <strong>Holzkette</strong> statt. <strong>Die</strong> Identität der Region und ihre Innovationskraft soll<br />
gefördert werden. Es werden Kooperationen und Partnerschaften aufgebaut und dabei<br />
die sektorale Sichtweise aufgebrochen. Dabei leistet sie einen Beitrag an die Ziele<br />
3,4,5,7 und 8.<br />
6.7 Handlungsfeld Kooperation: Initiative<br />
„Holz im Zentrum – Gebündelte Kompetenz“<br />
Bereits 1992 gab es einen Versuch zur Holzförderung Berner Oberland, gestartet durch<br />
die Volkswirtschaftskammer Berner Oberland. Der Versuch eine Zusammenarbeit<br />
zwischen Schreinern, Sägern und Zimmerleuten zu initiieren, ist nach meinen<br />
Informationen nicht zustande gekommen. 82 Der Markt hat sich mittlerweile verändert.<br />
<strong>Die</strong> Akteure auch? <strong>Die</strong> Interviews habe es gezeigt: Auch heute besteht nur in wenigen<br />
Fällen ein Bedarf nach Zusammenarbeit. Wichtig wird es deshalb sein, den konkreten<br />
Nutzen eines Zentrums für Holz zu kommunizieren. Ziel muss es sein,<br />
Anwendungswissen zu generieren und Projekt Akquisitionen zu erleichtern.<br />
Gleichzeitig soll das Zentrum als Ort der Begegnungen dienen, wo man Ideen mit<br />
Menschen aus anderen Bereichen diskutieren kann.<br />
Ich glaube nicht, dass ein Cluster Holz 83 Berner Oberland Ost der richtige Ansatzpunkt<br />
ist. Der Begriff hat zwar zurzeit Hochsaison 84 , doch sehe ich eher kleine Schritte, die<br />
mittels gemeinsamer Projekte angegangen werden sollten, statt einer Grossoffensive.<br />
82 Unterlagen wurden mir von einem der Interviewpartner zur Verfügung gestellt.<br />
83 Bei einem Cluster handelt es sich um eine geographische Konzentration von miteinander verbundenen<br />
Unternehmen und Institutionen in einem bestimmten Wirtschaftszweig. Er umfasst eine Reihe vernetzter<br />
Branchen und weitere für den Wettbewerb relevante Organisationseinheiten (Porter 1998)<br />
60
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Das Ziel des Kompetenz Zentrums Holz ist den Mitgliedern mit Fach- und<br />
Marktwissen zur Seite zu stehen, als Anlaufstelle Veränderungen erleichtern, durch<br />
Bündelung der Kräfte Zugang zu neuen Projekten oder Produkten ermöglichen. Das<br />
Kompetenz Zentrum Holz steht allen Akteuren in der <strong>Holzkette</strong> offen. Den<br />
Branchenschwerpunkt sehe ich im Holzbau aufgrund seiner <strong>regionale</strong>n Bedeutung. Es<br />
wären folgende Aufgabenschwerpunkten möglich:<br />
Zugang zu Projekten, Absatzmärkten und Kunden erleichtern:<br />
• Vernetzung: Initialisieren von Netzwerken für Grossprojekte: Grossprojekte sollen<br />
im Verbund zugänglich gemacht werden.<br />
• Akquisition: Sensibilisierung von Hauseigentümern, um so Sanierungsprojekte zu<br />
akquirieren. Veranstaltungen für Hauseigentümer und Holzbauer zum Thema<br />
„Energie effizientes Bauen mit Holz“ durchführen.<br />
• Akquisition von Fördergeldern, Spenden: Erhalt der historischen Bausubstanz in<br />
Natur- und Landschaftsschutz. Ziel ist es Sanierungsprojekte zu erkennen und<br />
Fördermittel zu beschaffen z.B. aus Stiftungen, Vereinen oder von Philanthropen.<br />
• Synergien zwischen den Branchen, Multiplikatoren und Meinungsbildner fördern:<br />
Tourismus, Hotellerie, Persönlichkeiten, Immobilienhändler, Ingenieure.<br />
Zugang zu Anwendungswissen erleichtern:<br />
• Innovation: Zusammenführen von Forschung und Praxis, Unterstützung in<br />
anwendungsorientierten Fragen. Strategische Partnerschaften z.B. mit Touris-<br />
mus, Umweltverbänden und Architekten fördern.<br />
• Weitblick: Auch Internationale Projekte und Experten sollen zum Zuge kommen.<br />
Sei dies anlässlich von Treffen mit Cluster-Mitgliedern oder Forschungsein-<br />
richtungen. Auch die europäische Anbindung an Forschungsprogramme sollte<br />
genutzt werden.<br />
• Gesellschaftsblick: Welche Entwicklungen in der Gesellschaft verändern das<br />
Wohnbedürfnis. Trendanalysen und Potentiale erkennen.<br />
Als Erfolgsfaktor sehe ich hier die aktive Gestaltung der Aufgabenbereiche durch<br />
die Teilnehmer und kommunizierte Erfolge (Heeb 2004) durch Projektakquisitionen.<br />
Zusätzliches Wissen alleine reicht wahrscheinlich nicht aus, um die Motivation zur<br />
84 Der Suchbegriff Cluster Holz liefert in Google 17'400 Treffer. In Deutschland und Österreich sind in allen<br />
Bundesländern Cluster entstanden.<br />
61
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Teilnahme aufrechterhalten. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit den Verbänden muss eine<br />
klare Rollenverteilung zum Ziel haben. Inwieweit das Holz Zentrum auch <strong>regionale</strong><br />
Sektionen von Verbänden repräsentiert, ist zu überprüfen. Es ist sicher sinnvoll, die<br />
Kräfte zu bündeln. Das Zentrum verfügt über technisches und ökonomisches Wissen<br />
und legt einen starken Fokus auf den Absatzmarkt und seine Entscheider und nicht<br />
auf den Rohstoff.<br />
Aus der Sicht der nachhaltigen Regionalentwicklung sind Strukturen und Prozesse<br />
relevant, die es den Akteuren erlauben, ihre Ideen zu entwickeln. <strong>Die</strong> Initiative trägt<br />
aktiv zur Vernetzung, Kooperation bei und erhöht die Erfolgschancen für<br />
Umsetzungsprojekte. Sie fördert innovative Kräfte und trägt zur Stabilität der<br />
Holzwirtschaft bei. Das Kompetenz Zentrum sollte zum Ziel 8 beitragen, indem es<br />
das Verständnis der Akteure entlang der <strong>Holzkette</strong> fördert.<br />
62
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
7 Schlussbetrachtungen<br />
7.1 Antworten auf die Untersuchungsfragen<br />
Ich habe mir für diese Arbeit das Ziel gesetzt, Handlungsfelder, die Entwicklungs-<br />
perspektiven für eine nachhaltige Regionalentwicklung bieten, entlang der <strong>Holzkette</strong><br />
aufzuzeigen. Dabei haben mich die folgenden Untersuchungsfragen geleitet:<br />
1. Welche Vision und Ziele könnte eine <strong>regionale</strong> <strong>Holzkette</strong> unter der Prämisse der<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung verfolgen<br />
2. Welche Herausforderungen prägen die heutige Situation entlang der Holzbau-<br />
kette im Berner Oberland Ost<br />
3. Welche Handlungsfelder leiten sich aus den Einflussfaktoren und der heutigen<br />
Situation der Holzbaukette ab<br />
4. Inwieweit tragen die in den Handlungsfeldern eruierten Initiativen zur<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung bei und stärken damit die Region<br />
Das Ziel meiner Arbeit impliziert eine problem- und lösungsorientierte<br />
Herangehensweise, d.h. ich zeige Stärken und Schwächen auf und leite daraus<br />
praktische Ansätze (Initiativen) zur Nutzung der vorhandenen Stärken und der<br />
Verminderung von Schwächen; all dies unter der Prämisse einer nachhaltigen<br />
Regionalentwicklung. Wie ausgeführt sind jedoch einige wissenschaftliche<br />
Problemfelder zu erkennen (Kapitel 3.2; 3.3), die sich aus den Begriffen „nachhaltig“,<br />
„Entwicklung“ und „Region“ ergeben. Ihre Definitionen sind normativ geladen und<br />
schwierig zu konkretisieren. Auf allgemeiner Ebene mit Bezug zu den drei<br />
Dimensionen der Nachhaltigkeit, kann ein Konsens hergestellt werden, wohin die<br />
Richtung geht. In dieser Arbeit habe ich dazu die Leitlinien der Nachhaltigkeit und die<br />
Vision als Ausgangspunkt und „Kompass“ genommen. Hinzu kommt die<br />
Schwierigkeit, den Begriff der Region zu definieren. Er verändert sich, je nachdem ob<br />
er aus ökologischer, ökonomischer oder soziologischer Betrachtung abgegrenzt wird.<br />
Somit ist die Frage inwieweit die „eruierten Initiativen zur nachhaltigen<br />
Regionalentwicklung beitragen“ nicht abschliessend zu messen. Ebenso die Frage<br />
„inwieweit sie die Region stärken“, da auch hier die Systemgrenze unklar ist<br />
(Untersuchungsfrage 4).<br />
63
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Zur Untersuchungsfrage 1 gibt Kapitel 5.1 Antworten und zeigt, dass in der<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> und ihrer<br />
Ausgestaltung, das <strong>regionale</strong> Verständnis, die Gesamtsicht und die Vernetzung unter<br />
den Akteuren gefördert wird. <strong>Die</strong> Erarbeitung der Vision und der Zielen ist wohl die<br />
einfachste Handlung. Dass sie auch wirklich gelebt und als Entscheidungskriterien<br />
bei Zielkonflikten in Betracht gezogen werden, ist eine grössere Herausforderung.<br />
<strong>Die</strong> Herausforderungen (Untersuchungsfrage 2) entlang der <strong>Holzkette</strong> betreffen<br />
insbesondere die lokalen Sägereien. Hier ist unmittelbarer Handlungsbedarf zu sehen,<br />
will man sie erhalten. <strong>Die</strong> Holzvermarktung ist gut aufgegleist und bietet für die<br />
Mobilisierung von Holz einen guten Ansatzpunkt.<br />
Der Holzbau ist auch in der Region mittelständisch geprägt. Inhaberführung,<br />
handwerkliche Strukturen und Geschlossenheit der Branche zeichnen ihn aus (Kristof<br />
2008). <strong>Die</strong> Betriebe sind in ihrem Produktangebot relativ homogen und austauschbar.<br />
Aufgrund der fragmentierten, lokalen Märkte sind sie (noch) nicht in Bedrängnis.<br />
<strong>Die</strong> daraus abgeleiten Handlungsfelder (Untersuchungsfrage 3) in Kapitel 6<br />
fokussieren weniger auf Kostensenkung als auf neue Betätigungsfelder bzw. auf eine<br />
veränderte Ausrichtung. Für die Holzvermarktung bedeutet dies, dass sie sich weiter<br />
professionalisiert, ihre Rolle mit Verantwortung trägt und Akzeptanz schafft. Für<br />
Sägereibetriebe kann die Ausrichtung auf spezifische Nischen (Bergholz, Starkholz)<br />
Chancen bieten. <strong>Die</strong>s in Verbindung mit Verarbeitern in der <strong>Holzkette</strong>, die dieselbe<br />
Philosophie vertreten. Für Holzbaubetriebe ist die Erweiterung des Angebots ein<br />
Ansatz, der nicht auf Wachstum sondern auf Wertschöpfung setzt. <strong>Die</strong> verstärkte<br />
Ausrichtung der Holzbaubetriebe an Problemlösungen, an spezifischen Produkten und<br />
an den Bedürfnissen der Kunden fördert den Absatz weiter. Gesellschaftliche<br />
Veränderungen eröffnen attraktive Zielgruppen. Auch Synergien mit anderen starken<br />
Branchen in der Region können genutzt werden.<br />
Der Beitrag der Handlungsfelder zur nachhaltigen Regionalentwicklung ist in Bezug auf<br />
die Leitlinien und die Vision zur <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong> überprüft worden. Auf dieser<br />
Abstraktionsebene bieten alle sieben Initiativen einen vermuteten positiven Beitrag, der<br />
jedoch nicht im Detail zu beziffern ist. Eine Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt.<br />
Doch dieser ist oft der schwierigste. Veränderungen brauchen einen starken Partner,<br />
64
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
der Strukturen und Wissen zur Verfügung stellt. Dazu kann die Initiative „Zentrum Holz“<br />
helfen.<br />
7.2 Ausblick<br />
Was bringt diese Untersuchung für die Region? Als erstes zeigt die Arbeit die<br />
Gesamtzusammenhänge zwischen Holzvermarktung, Holzbe- und Holzverarbeitung<br />
spezifisch für die Region auf. Es braucht eine durchgehende Kette an<br />
Verarbeitungsstufen, will man die Wertschöpfung in der Region erhalten. Soll die<br />
<strong>Holzkette</strong> gestärkt werden, müssen auch die schwächsten Glieder befähigt werden,<br />
sich neue Betätigungsfelder zu erschliessen. Konkret sind diese in den<br />
Handlungsfeldern lösungs- und umsetzungsorientiert beschrieben. Dabei hat mich der<br />
Aussenblick auf die <strong>Holzkette</strong> geleitet.<br />
Werden die Handlungsfelder als realistisch eingeschätzt, dann steht der grosse<br />
Brocken der Umsetzung bevor. Einerseits geht es um den Aufbau einer Kerngruppe<br />
und die Formulierung der Zielvorstellungen. Andererseits geht es um die Gewinnung<br />
der Partner und Firmen (Heeb 2008). Ob der Leidensdruck schon hoch genug ist, um<br />
die Entwicklung in Gang zu setzen, wird sich weisen.<br />
65
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
8 Literaturverzeichnis<br />
Arge Starkholz (2008). Starkes Holz für starke Kunden. Projekt zur Förderung des Starkholzabsatzes. Abgerufen am<br />
19.07.08 unter: http://www.starkholz-salzburg.at/deutsch/arge.php<br />
Behnke, J., Baur, N., Behnke, N. (2006). Empirische Methoden der Politikwissenschaft. Verlag Ferdinand<br />
Schöningh. Paderborn.<br />
BEO Wald & Holz (2008). Portrait und Zielsetzungen. Abgerufen am 11.07.08 unter: http://www.beowald.ch/wbv_ohsliint.html<br />
Bergold, J. B. & Flick, U. (Hrsg.) (1987). Einsichten - Zugänge zur Sicht des Subjekts mittels qualitativer Forschung.<br />
Tübingen: DGVT-Verlag<br />
Bieger, Th.; Laesser, Ch. (2005). Schweizer Reisen weniger häufig - Studie der Universität St. Gallen zum<br />
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70
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
9 Glossar<br />
Abbundanlagen<br />
Sie arbeiten selbstständig alle Abschnitte, Bohrungen und Klauen aus. Auf Wunsch kann dabei<br />
auch eine Hobeleinheit hintergeschaltet sein, die Teile oder auch alles hobelt. Sie ermöglichen,<br />
neue und alte Konstruktionen präzise und schnell herzustellen<br />
(http://de.wikipedia.org/wiki/Abbundmaschine abgerufen am 10.07.08).<br />
Blockware<br />
Unbesäumtes Nadel- und Laubschnittholz, aus stärkeren Stammstücken (Starkholz) erzeugt,<br />
Stapelung und Verkauf blockweise (http://www.holz-lexikon.de/ abgerufen am 1.06.08).<br />
Brettschichtholz<br />
Unter Brettschichtholz (kurz BSH) versteht man aus ca. 30 bis 40 mm dicken Lamellen verleimte<br />
und gehobelte Hölzer. Sie werden vorwiegend im Ingenieurholzbau, also bei hoher statischer<br />
Beanspruchung verwendet (http://de.wikipedia.org/wiki/Brettschichtholz, abgerufen am 20.07.08).<br />
Elementbau<br />
Bauverfahren bei dem Bauwerke aller Art aus in Werkstätten vorgefertigten<br />
Konstruktionselementen zusammengefügt werden. Der Fertigteilbau hat den Vorteil, dass<br />
zahlreiche Arbeitsschritte wetterunabhängig in Fabrikgebäuden durchgeführt werden können, aber<br />
auch den Nachteil, dass oft sperrige Elemente transportiert werden Als Gegenstück ist die<br />
Massivholzbauweise zu nennen (http://de.wikipedia.org/wiki/Fertigteilbau abgerufen am 25.07.08).<br />
Hobelware<br />
Unter dem Begriff Hobelwaren sind alle Schnittholzsortimente zusammengefasst, die eine<br />
Weiterveredelung durch Hobel, Profilieren, Fasen oder Nuten erfahren haben (http://www.holzlexikon.de/<br />
abgerufen am 1.06.08).<br />
Holzwerkstoffe<br />
Als Holzwerkstoffe werden Produkte bezeichnet, die durch Verpressen unterschiedlich geformter<br />
und unterschiedlich grosser Holzteile (Bretter, Stäbe, Furniere, Späne, Fasern) mit Klebstoffen, mit<br />
oder ohne Bindemittel hergestellt werden (http://www.holz-lexikon.de/ abgerufen am 2.4.08).<br />
Holzwirtschaft<br />
Im Gegensatz zur Waldwirtschaft beinhaltet die Holzwirtschaft nur den Holzhandel und die -<br />
industrien. Sie übernimmt von der Waldwirtschaft das produzierte Holz und verarbeitet es weiter.<br />
<strong>Die</strong> Weiterverarbeiter sind vor allem Sägewerke, Span-, Faser- und Sperrholzplattenhersteller,<br />
Zellstoff- und Papierhersteller, Brettschichtholzhersteller, Zimmereien, Möbelhersteller.<br />
www.wald.gr.ch/download/faktenblatt_holznutzung.pdf abgerufen am 1.07.08)<br />
Konstruktionsholz<br />
Holz in Tragkonstruktionen, Treppen, Podesten, Dachtragwerken, Stützen,<br />
Aussenwandkonstruktionen, tragenden und nichttragenden Innenwänden. (http://www.holzlexikon.de/<br />
abgerufen am 17.06.08).<br />
Künstliche Trocknung in Trockenkammern<br />
Im Gegensatz zur Freilufttrocknung verläuft die künstliche Trocknung, auch technische Trocknung<br />
genannt, unter künstlichen Klimabedingungen, meist in Kammern oder Durchlaufkanälen. Durch<br />
entsprechende Steuerung oder Regelung des Klimas können wesentlich niedrigere<br />
Endfeuchtigkeiten und kürzere Trocknungszeiten erreicht werden als bei der Freilufttrocknung.<br />
Häufig - insbesondere bei stark dimensioniertem Schnittholz - erfolgt Vortrocknung im Freien und<br />
anschließend künstliche Trocknung. (http://www.holz-lexikon.de/ abgerufen am 3.06.08).<br />
Lufttrocken<br />
Holz wird ohne künstliche Trocknung, also im Aussenklima getrocknet. Trocknung auf ca. 15%,<br />
schwankend je nach Jahreszeit zwischen ca. 12% und 20% (siehe auch Künstliche Trocknung). .<br />
(http://www.holz-lexikon.de/ abgerufen am 15.06.08).<br />
Massivholz (Vollholz)<br />
Vollholz liegt im Unterschied zu den durch Trennen des Holzes und erneutes Zusammenfügen mit<br />
unterschiedlicher Faserrichtung hergestellten Holzwerkstoffen - in seiner unveränderten<br />
gewachsenen Struktur vor. Vollhölzer werden als Schnittware (Balken, Bretter, Leisten, Pfähle,<br />
Stempel, Masten oder Schwellen) verwendet. (http://www.holz-lexikon.de/ abgerufen am 17.06.08).<br />
71
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
Stammholz<br />
Ausbeute an sägereiwürdigem Holz (auch Rundholz, Sagholz genannt) (http://www.holzlexikon.de/<br />
abgerufen am 1.06.08).<br />
Starkholz/Schwachholz<br />
Eine Besonderheit beim Rundholz stellt das Starkholz dar. Das Wort „stark“ bezieht sich hierbei auf<br />
den Durchmesser, der mindestens 40 cm betragen sollte. Dünneres („schwächeres“) Holz mit<br />
Durchmessern unter 20 cm wird dementsprechend als Schwachholz oder Dünnholz bezeichnet.<br />
Während Starkholz bei entsprechender Qualität in der Regel als Sägeholz (Schnittholz) gehandelt<br />
wird, wird das Schwachholz auf den Industrie- oder Energieholzmärkten angeboten.<br />
(http://de.wikipedia.org/wiki/Starkholz abgerufen am 1.06.08) Weiterführende Informationen zu<br />
finden unter: www.starkholz.at, www.starkholz-salzburg.at/deutsch/arge.php, www.starkholzforschung.de/,<br />
www.nachhaltige-waldwirtschaft.de/Verbund.241+M5d5d8354e1f.0.html (alle am<br />
15.07.08).<br />
72
Handlungsfelder in der <strong>regionale</strong>n <strong>Holzkette</strong><br />
10 Anhang<br />
Anhang 1: Liste der angeschriebenen und interviewten Firmen<br />
Anhang 2: Liste der Experten<br />
Anhang 3: Anschreiben an die Firmen<br />
Anhang 4: Fragebogen für die Firmenbefragung<br />
Anhang 5: Beispiel eines Leitfadens für die Experteninterviews<br />
73
Anhang M. Matthys<br />
Anhang 1: Angeschriebene und Befragte Firmen und Experten<br />
i
Anhang M. Matthys<br />
ii
Anhang M. Matthys<br />
iii
Anhang M. Matthys<br />
<strong>Die</strong>se Liste umfasst alle Firmen, die angeschrieben wurden. Ich habe aber ncht alle persönlich kontaktiert bzw. einzelne<br />
Firmenvertreter haben ein Interview abgelehnt.<br />
Experten Interviews (Leitfadengestützt) für allgemeine Informationen zur <strong>Holzkette</strong> und zum Leitbild:<br />
iv
Anhang M. Matthys<br />
Organisation/Institution Branche Ansprechpartner Beschreibung Treffen<br />
1 Verband Schweizerischer<br />
Schreinermeister und<br />
Möbelfabrikanten, Zürich<br />
Möbel- und Schreinermeister<br />
Hr. W. Zürcher Grösster Verband 2300 Mitglieder, wichtig für<br />
Region<br />
2 Lignum Schweiz, Zürich Holzwirtschaft Schweiz Herr Chr.Starck Insbesondere in Vermarktung von Holz und<br />
Förderung des Absatzes tätig<br />
3 Lignum ZH, Zürich Sektion Zürich Hr. W. Riegger Siehe Lignum Schweiz 25.4.08<br />
4 BEO Holz, Arbeitsgemeinschaft<br />
für das Holz Interlaken<br />
5 Wirtschaftskammer BOO,<br />
Interlaken<br />
6 Regionalplanung Oberland Ost,<br />
Interlaken<br />
Angegliedert an die<br />
Wirtschaftskammer<br />
Hr. H. Germann Vertritt die Thema Holz in der Region. Zum<br />
Thema Leitbild <strong>Holzkette</strong><br />
v<br />
22.04.08<br />
07.05.08<br />
29.04.08<br />
Wirtschaft in der Region Frau S. Huber zum Thema Leitbild 29.04.08<br />
Regionalplanung Hr. St. Schweizer,<br />
Geschäftsführer<br />
7 Holzbau Berner Oberland, Thun Holzindustrie Boss Holzbau AG, Hr.<br />
Boss, Geschäftsführer<br />
8 Amt für Wald des Kantons Bern,<br />
Interlaken<br />
9 Revierförster und Geschäftsführer<br />
BEO Wald und Holz GmbH,<br />
Interlaken<br />
Waldwirtschaft<br />
Energieholz<br />
Vermarktungsorganisation<br />
Herr R. Zumstein<br />
Abteilungsvorsteher<br />
Zum Thema Leitbild Hoizkette 30.04.08<br />
25.06.08<br />
Boss Holzbau vertritt die Sektion 04.06.08<br />
Zum Thema Leitbild <strong>Holzkette</strong>, Holzenergie 20.06.08<br />
Hr. D. Rohrer Zum Thema Leitbild <strong>Holzkette</strong> 11.06.08<br />
10 Plattform 21 Forschung Dr. J. Heeb, Wollhusen - Aufbau der Holzplattform 21.<br />
Kooperationsformen. Treffen in Bern.<br />
11 KMU Holzcluster Seeland, SHL<br />
Schweiz. Hochschule für<br />
Landwirtschaft, SHL<br />
Forschung Frau B. Huber Telefonisches Gespräch zum Erfahrungsaustausch<br />
für Befragung.<br />
2.05.08<br />
13.05.08
Anhang M. Matthys<br />
Organisation/Institution Branche Ansprechpartner Beschreibung Treffen<br />
12 Schweizer Berghilfe Non Profit Hr. D. Roos, Hr.<br />
K.Zgraggen<br />
13 Schweiz. Hochschule für die<br />
Holzwirtschaft, SH-Holz<br />
14 Schweiz. Hochschule für<br />
Landwirtschaft, SHL<br />
vi<br />
Verantwortlich für das Thema Holz, Mitglied<br />
der Projektgruppe, Auftraggeber<br />
Forschung Hr. E. Zürcher Telefonische Befragung zum Thema Starkholz<br />
und Zukunftsfähigkeit der Sägereibetriebe<br />
Forschung Hr. St. Brülhart, Dipl.<br />
Forstingenieur ETHZ<br />
Monatlich<br />
22.07.08<br />
Telefonische Befragung zum Thema Starkholz 24.07.08<br />
<strong>Die</strong> Experteninterviews wurden mit Leitfaden gestützten Interview Methode durchgeführt. Dort wo nichts vermerkt fanden sie mit<br />
einem persönlichen Gespräch statt.
Anhang M. Matthys<br />
Anhang 2: Brief an die Firmen<br />
vii
Anhang M. Matthys<br />
Anhang 3: Fragebogen zur <strong>Holzkette</strong> an Unternehmen<br />
Am Anfang des Gesprächs stand die Vorstellung meiner Person, das Projektumfeld und die beteiligten Akteure, das Ziel der<br />
Befragung sowie meine eigene Rolle.<br />
Frage Struktur Ziel der Frage Fragen Antwortmöglichkeit Einschränkung /<br />
Auswertung/<br />
Bemerkungen<br />
1 Allg. Info Zuordnung Name, Adresse, Ort Offen Alle Unternehmen<br />
2 Allg Info Einordnung der Branchen<br />
Grösse hängt mit Anzahl DL<br />
ab<br />
3 Allg. Info Funktion des<br />
Ansprechpartners<br />
4 Wertschöpfung Umsatz nach Branche<br />
5 Struktur der<br />
Branche<br />
Umsatz pro Mitarbeiter<br />
Vergleich mit anderen<br />
Branchen (Wertschöpfung)<br />
Branchenstruktur im Berner<br />
Oberland<br />
Aufteilung auf Interview<br />
(Durchschnitt aller<br />
Interviews)<br />
In welcher Branche sind Sie tätig? Mehrfachnennungen<br />
Säger<br />
Welche Funktion nehmen Sie im<br />
Unternehmen war?<br />
Welchen Umsatz hatten sie im<br />
Durchschnitt in den letzten 3<br />
Jahren?<br />
Wie viele Mitarbeitende<br />
beschäftigen sie zurzeit in ihrem<br />
Unternehmen (Voll- und Teilzeit)?<br />
viii<br />
Holzbau<br />
Zimmerer, etc.<br />
Selber ausfüllen lassen.<br />
Gibt es die Branchen noch?<br />
Auswahlliste Meist Geschäftsführer<br />
Offen Angabe ist freiwillig<br />
0 – 1<br />
2 – 3<br />
4 - 5<br />
6 – 10<br />
11 – 20<br />
21 und mehr<br />
Inkl. Lehrlinge und Ehefrau<br />
oder Familienmitglieder
Anhang M. Matthys<br />
Frage Struktur Ziel der Frage Fragen Antwortmöglichkeit Einschränkung /<br />
Auswertung/<br />
Bemerkungen<br />
- Im Verlauf des<br />
Gesprächs<br />
6 Produkt<br />
Palette<br />
Kernkompetenzen<br />
Welche wirtschaftliche<br />
Entwicklung, welche Zukunft<br />
sehen sie<br />
Spezialgebiete<br />
Breite der angebotenen<br />
Palette<br />
7 Positionierung Regionale Verknüpfung,<br />
Philosophie<br />
8 Probleme Welche Ideen, Investitionen<br />
sind in den Köpfen.<br />
Verknüpfung mit Frage 11.<br />
Wo müsste investiert<br />
werden.<br />
Wollen Sie weiter wachsen?<br />
Zukunft der Firma, Nachfolge?<br />
Wo liegen die ihre<br />
Kernkompetenzen? Worauf sind sie<br />
spezialisiert? Wofür sind sie in der<br />
Branche/Region bekannt?<br />
Welches ist ihr wichtigster<br />
Absatzmarkt?<br />
Welches sind die 3 wichtigsten<br />
Herausforderungen ihres Unternehmens<br />
in den kommenden<br />
Jahren?<br />
ix<br />
Abfrage nach 3 Produkten<br />
oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
1 Regional<br />
2 Kantonal<br />
3 National<br />
4 International (Land)<br />
Wurde oft freiwillig genannt im<br />
Zusammenhang mit Frage 4, 8,<br />
11<br />
Kodierung:<br />
Allgem. Umbau/Renovation<br />
Spezialgebiete (Massivholzbau,<br />
Schnitzereien, Historische<br />
Bauten) etc.<br />
80 % Im Umbau und<br />
Renovation<br />
Meist Lokal<br />
Offen 3 Antwortlinien Kategorien:<br />
1 Preis, Konkurrenz<br />
2 Mitarbeiter, Ausbildung<br />
3 Bauindustrie,<br />
Wirtschaftsentwicklung<br />
4 Nachfolgeplanung<br />
5 Standort:, Ausbaukapazität<br />
6 Kunden: Schwierig<br />
7 Finanzielle Mittel
Anhang M. Matthys<br />
Frage Struktur Ziel der Frage Fragen Antwortmöglichkeit Einschränkung /<br />
Auswertung/<br />
Bemerkungen<br />
9 Stoffstrom Rohstoff Herkunft aus der<br />
Region<br />
Anteil<br />
Gründe<br />
10 Stoffstrom Absatz des Rohstoffs,<br />
Halbfabrikate oder<br />
Weiterverarbeitung<br />
Woher beziehen Sie ihren<br />
Holzbedarf?<br />
Was beziehen Sie hauptsächlich?<br />
Warum? (Gründe)<br />
Anteil am Gesamteinkauf<br />
Welches sind ihre 3 wich-tigsten<br />
Abnehmer / Kunden?<br />
(Angabe von Namen, Verwendungszweck)<br />
11 Idee Innovative Ideen befragen Wenn sie freie finanzielle Mittel<br />
hätten, welche Investitionen würden<br />
Sie tätigen?<br />
12 Ideen,<br />
Bedürfnisse<br />
Welche Produkte/DL sind<br />
von einem zukünftigen reg.<br />
Anbieter gefragt<br />
Welche Holzprodukte würden Sie<br />
regional beziehen, wenn es einen<br />
Lieferanten gäbe?<br />
x<br />
Lieferant: Name, Ort<br />
Produkte<br />
Offen<br />
Anteil am Gesamtumsatz<br />
in %<br />
Firmenname, Ort<br />
Produkt/<strong>Die</strong>nstleistung<br />
Einordnung des Kunden<br />
ob Endver-brauch oder<br />
Weiterverarbeitung<br />
Offene Antwort<br />
Bezug nehmen zum<br />
Betrieb, Hilfestellung<br />
wofür (Maschinen,<br />
Markterschliessung, neue<br />
Kunden oder Produkte<br />
Textzeilen für 3 offene<br />
Antworten<br />
In der Diskussion nachfragen<br />
warum.<br />
Kategorie:<br />
1. Lokale Sägereien: Rohholz,<br />
Bauholz,<br />
2. Auswärts: Brettschichtholz,<br />
Lattenware, Leimholz<br />
Kategorie:<br />
1. Endabnehmer: zB. Private<br />
Eigentümer, Architekten,<br />
2. Weiterverarbeitung<br />
Kategorie:<br />
Maschinen<br />
Standort<br />
Infrastruktur<br />
Angebotserweiterung<br />
Marketing<br />
Mitarbeiter<br />
Allenfalls Rückschlüsse aus<br />
Antwort zu Frage 9.<br />
Kategorie:<br />
Keine
Anhang M. Matthys<br />
Frage Struktur Ziel der Frage Fragen Antwortmöglichkeit Einschränkung /<br />
Auswertung/<br />
Bemerkungen<br />
13 Regionaler<br />
Beschaffung<br />
14 Regionale<br />
Beschaffung<br />
15 Hinderungsgründe<br />
16 Verwendung<br />
von<br />
Stoffströmen<br />
17 Verwendung<br />
von<br />
Stoffströmen<br />
18 Ideen,<br />
Anbieter<br />
Wie regional verankert ist<br />
der Betrieb, Philosophie<br />
Was muss ein <strong>regionale</strong>r<br />
Lieferant bieten, wo sind<br />
Hinderungsgründe für den<br />
reg. Bezug<br />
Wo Probleme in den<br />
Schnittstellen zwischen den<br />
Branchen generell<br />
Wie sind die Abfallstoffströme<br />
bereits organisiert?<br />
Wohin geht Abfall, wenn<br />
nicht im eigenen Betrieb<br />
verwendet<br />
Gibt es Produkte, die man in<br />
der Region herstellen könnte<br />
und die gefragt sind oder<br />
auch potentielle neue<br />
Beziehen Sie Ihren Holz-Rohstoff<br />
aus der Region?<br />
Welche Anforderungen erfüllen<br />
<strong>regionale</strong> Lieferanten aus Ihrer Sicht<br />
zuwenig?<br />
Wo sehen Sie Probleme in der<br />
Beschaffung / Einkauf der<br />
Holzprodukte<br />
Verwerten Sie Säge-<br />
Nebenprodukte, Industrie-Restholz<br />
oder Abfall-Altholz? Bitte geben sie<br />
den % Anteil an?<br />
Wohin liefern Sie die (restlichen)<br />
Sägenebenprodukte, die sie nicht<br />
selbst Verwertung?<br />
Welche Lieferanten bzw. Abnehmer<br />
hätten Sie gerne in der Region<br />
xi<br />
Ja (teilweise)<br />
Nein<br />
10 Auswahlantworten,<br />
Mehrfachnennung<br />
3 offene Antworten<br />
möglich<br />
Auswahl Liste mit 5<br />
Antwortmöglichkeiten (2<br />
Fachnennung möglich)<br />
Offene Antwort<br />
Auswahl-Liste mit 8<br />
Antwortmöglichkeiten<br />
Offene Antwort auf 3<br />
Linien<br />
Laubholz<br />
Verleimtes Holz, Brettschicht<br />
Z.T. schon durch Frage 12 oder<br />
9 ersichtlich<br />
Durchführen, z.T. positiv<br />
formulieren und Bezug nehmen<br />
auf tägliche Situation<br />
Hilfestellung Nennung von:<br />
Qualität, Menge, Zuverlässigkeit,<br />
Preis, Verfügbarkeit<br />
Kategorien<br />
Keine<br />
Qualität<br />
Wenn Antwort „Verkauf an<br />
Dritte“ dann zu Frage 17 sonst<br />
zu Frage 18<br />
Antwort<br />
Nur wenn 14 Antwort auf<br />
„Verkauf an Dritte“ lautet<br />
z.t. schon durch Antworten aus<br />
Frage 14 ableitbar.<br />
Kodifizieren / Gruppen:
Anhang M. Matthys<br />
Frage Struktur Ziel der Frage Fragen Antwortmöglichkeit Einschränkung /<br />
Auswertung/<br />
Bemerkungen<br />
19 Generelle<br />
Ideen über<br />
Branche<br />
hinaus<br />
Kunden Keine<br />
Gibt es noch andere Ideen,<br />
was müsste verbessert<br />
werden,<br />
Schnittstellenprobleme<br />
Welche Verbesserungspotentiale in<br />
der Holzindustrie sehen Sie?<br />
20 Kooperation Ideen zu Kooperationen Welche Vernetzung mit anderen<br />
Unternehmen / Branchen erachten<br />
Sie für ihr Unternehmen als<br />
sinnvoll?<br />
Danke und Information zur<br />
Verfügbarkeit der Studie erwähnen<br />
xii<br />
Prüfen mit Frage 12 ob<br />
dasselbe oder noch zusätzlich<br />
-> Keine Auswertung<br />
offen Hilfestellung geben mit Angabe<br />
von Bereichen wie z.B.<br />
Lieferanten Kunden, Lobby,<br />
Verband, etc<br />
Kategorien:<br />
Keine<br />
Politische Vertretung<br />
Finanzielle Mittel.<br />
Schnittstelle Forstwirtschaft<br />
Offen Hilfestellung:<br />
Branchenübergreifend, Eigene<br />
Erfahrungen im Unternehmen?<br />
Keine<br />
Partnerschaften, Pooling,<br />
Zusammenschlüsse<br />
Hilfestellung durch Verband
Anhang M. Matthys<br />
Anhang 4: Bsp. aus den Kurzleitfaden Interviews mit Experten<br />
Mit wem: Lignum CH, Herr Starck, Direktor<br />
Wann: 7. Mai 2008, um 10.30. Uhr, Dauer 1.5.<br />
Wo: Falkenstrasse 26, 8008 Zürich<br />
Ziel des<br />
Projekte Verband, Trends, Problembereiche, Holztag BEO -> Regionale<br />
Interviews: Besonderheiten?<br />
Worum geht es in<br />
der Masterarbeit:<br />
Förderung des Beitrags der <strong>Holzkette</strong> zur Regionalentwicklung. Welche<br />
Lücken bestehen und welche Handlungsoptionen ergeben sich? Lernen von<br />
anderen.<br />
Position Herr Starck befragen zur Aussage „Kaskadennutzung verbessern“: Wo insbesondere? Position Lignum?<br />
Thema: Generell Holz und Holzindustrie in der Schweiz<br />
2.1. Situation in den verschiedenen Verarbeitungsstufen: � Wo erkennen Sie Potentiale?<br />
2.2. Vermittler: Architekten, Politische Institutionen etc. -> Welche Rolle spielen sie? Anknüpfungspunkte.<br />
2.3. Wie sieht die Zusammenarbeit entlang der <strong>Holzkette</strong> aus? Zwischen Schreinereien bzw. Möbelfabrikanten und Sägereien? Schwachstellen?<br />
2.4 Welche Projekte könnten die <strong>Holzkette</strong> konkret stärken? Gibt es bereits bestehende gute Ideen, Projekte (Zusammenarbeit)?<br />
z.B. Laubsägerei, Lärchen, Maschinenpark, Energiewälder, Alpen verwalden lassen?<br />
2.5. Wo liegen die Schwächen in der <strong>Holzkette</strong> (Sägereien? Laubholz?) -> Nachfragen insbesondere nach:<br />
Welche Rohstoffe, Halbfabrikate aus Holz kommen aus dem Ausland und könnten aber auch in der Schweiz hergestellt werden, wenn Infrastruktur vorhanden<br />
wäre?Bsp. Duo-Platten, verleimte Platten, Verarbeitung von Laubhölzern, Weihnachtsbäume, andere?<br />
2.6. Welche Regionen bzw. Projekte sind besonders innovativ für die Stärkung der <strong>Holzkette</strong>?<br />
2.7. Ausbildung und Wissenstransfer? -> Wie gut ist Zusammenarbeit mit Hochschulen? Wie findet Wissenstransfer in Forschung und Entwicklung statt?<br />
2.8. Welches sind die einflussreichsten, innovativsten Firmen in der Holzindustrie?<br />
xiii
Anhang M. Matthys<br />
Region Berner Oberland Ost:<br />
Kennen Sie die Region? Falls ja 3.1<br />
3.1. Wo sind die Stärken (Kompetenzen der Betriebe, Waldangebot, der Region? Welcher subjektive Eindruck von Waldangebot bzw. von den Akteuren haben<br />
sie erhalten? Schwächen?<br />
3.2. Wie schätzen sie die Rolle der BEO Holz ein (andere wichtige Institutionen Regionalplanung? Was müssten sie machen? Was machen sie?<br />
Varia: Tipps für Quellen? Erkenntnisse aus der Marktforschung?<br />
Danke!<br />
xiv