Lebenszeichen | 78 | Frühling 2008

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Lebens zeichen Mit Rhythmus für das Leben Junge Lebensrechtler Spaniens feiern ihren nationalen Kongress – Ein Erlebnisbericht Pro-Life-Aktivist Jesús Póveda beendet seinen Vortrag nicht, wie man normalerweise Vorträge beendet. Aus den Saallautsprechern dröhnt Popusik. »So müsst ihr sein, Ihr jungen Pro- Lifer! Laut!« ruft er den rund 350 Jugendlichen zu. Anschliessend wird die Musik bis zum Anschlag aufgedreht. Póveda springt vom Podium und fängt an zu tanzen. Die deutschen Besucher sind etwas überrascht, als der halbe Saal auf einmal in einer Polonäse um die Sitzreihen tanzt. Und der fast 50jährige Redner mittendrin. Fünf Minuten später sieht es aus, als wäre nichts gewesen. Nur die Krawatte Póvedas, des exzentrischen Urgesteins der spanischen Pro-Life-Bewegung, ist etwas verrutscht. »Ich habe noch nie gesehen, dass man den Jahrestag einer Abtreibung feiert« Seine Methoden sind unkonventionell. Besonders beliebt bei den spanischen Pro-Lifern: Geburtstagspartys vor Abtreibungs- ARCHIV Party-Atmosphäre auf dem spanischen Lebensrechts-Kongress 4 Lebenszeichen 78
kliniken. Dabei tragen sie gerettete Kinder an ihrem ersten Geburtstag zum Ort ihrer Rettung. Eine Geburtstagsparty für lebende Kinder. Póveda lacht, als er sagt: »Ich habe noch nie gesehen, dass man den Jahrestag einer Abtreibung gefeiert hat«. Es ist der Nationale Kongress der spanischen »Jugend für das Leben« am 13. Oktober 2007 in Valencia. Und offenbar sind die Sitten in Spanien etwas anders als in Deutschland. Sehr zur Freude der ausländischen Besucher. Und die kommen nicht nur von ALfA und vom BVL. Briten, Italiener, Letten, US- Amerikaner, ja sogar junge Leute aus Paraguay und Kolumbien wollen die spanische Jugend für das Leben dabei motivieren, neue Kraft zu tanken. Dies ist die Idee des Kongresses. Die »alten« Jungen wie Póveda wollen eine neue Generation für die ideenreichen Aktionen begeistern. Dies erscheint in Spanien auch dringend notwendig. Denn die sozialistische Regierung verfolgt alles andere als eine lebensfreundliche Politik. So wurde 2005 die Präimplantationsdiagnostik erlaubt. 2007 legalisierte die Regierung nicht nur das Klonen menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken, sondern setzte mit Bernat Soria einen wissenschaftlich umstrittenen Stammzellforscher als Gesundheitsminister ein, dessen Ergebnisse wiederholt von renommierten Fachzeitschriften kritisiert wurden. In manchen Büchern, die zur »Bürgererziehung« eingesetzt werden, wird die Abtreibung als »Recht« und wichtige Errungenschaft im Prozess der Emanzipation der Frau bezeichnet. Die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe wird wohl einen Teil des sozialistischen Wahlprogramms für 2008 bilden. Umso wichtiger ist die Aufklärung über Abtreibung und andere Lebensrechtsthemen in Spanien. Und die jungen Leute aus ganz Spanien sind entschlossen, dies in die Hand zu nehmen. Dazu bekamen sie bei ihrem Kongress großzügige Unterstützung. Die katholische Universität von Valencia stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung und viele Redner behandelten eine Vielzahl von Facetten der spanischen und auch der internationalen Realität. So sprach Lola Velarde vom Madrider »Institut für Familienpolitik« über die Verteidigung des Lebensrechtes auf internationaler Ebene. Die aktuelle spanische Regierung strebe an, das Recht auf »reproduktive Gesundheit« in internationalen Abkommen zu verankern. Wir stellten die ALfA vor Vielleicht hat die spanischen Jugendlichen auch der Bericht motiviert, den wir von der deutschen Situation geben konnten. So stellten wir die ALfA vor und berichteten vom Konflikt um die Gehsteigberatung in München. Zudem konnten wir wertvolle Kontakte knüpfen, aus denen eine intensivere Zusammenarbeit wachsen kann. Man sagte uns, dass die spanische Lebensrechtsbewegung 2009 einen großen Kongress abhalten möchte. Es wäre schön, wenn auch Teilnehmer aus Deutschland dabei sein könnten. Aber die Hauptdarsteller blieben die engagierten und lebendigen Jugendlichen selbst. Junge Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und klar für Werte einstehen. Junge Leute, die genauso gut feiern können, wie Redner mit interessierten und kritischen Fragen in die Mangel nehmen – und die dem Einstehen für das Recht auf Leben hoffentlich viel neuen Schwung verleihen werden. Maria und Sebastian Grundberger Blickpunkt Für das Leben unterwegs: Anny Pfahl Frau Pfahl lebt in Köln und ist Lehrerin im Ruhestand. Nach ihrer Pensionierung wollte sie »auf ihre alten Tage« noch etwas Sinnvolles tun und beschloss, sich für das Leben ungeborener Kinder einzusetzen. Sie lernte Frau Dr. Esser vom örtlichen Regionalverband der ALfA kennen und beteiligte sich an den im Sommer wöchentlich stattfindenden Informationsständen. Außerdem verfasst sie selbst Texte, die sie an den Scheibenwischern von Autos befestigt und in Briefkästen einwirft. In ihren Diskussionen mit Jugendlichen nimmt sie kein Blatt vor den Mund: »Ein Kind ist ein Geschenk Gottes, das darf man nicht töten.« Mit dieser klaren Position macht sie durchweg positive Erfahrungen. Da sie selbst als junge Frau einmal ungeplant schwanger war, kann sie besonders überzeugend darüber sprechen. Eine besondere Freude für sie war auch ein Anruf von Frau Dr. Esser: Eine Mutter, die abtreiben wollte, habe den Handzettel gefunden. Der Zettel habe sie davon abgehalten. Solche Rückmeldungen geben ihr neue Kraft, immerhin ist Anny Pfahl inzwischen über 80 Jahre alt! Eines der Flugblätter von Anny Pfahl wendet sich insbesondere an Männer: »Lieber Mann, Du gibst vor, Deine Frau zu lieben, und trotzdem verlangst Du von ihr die Abtreibung. Glaube mir, Du kannst sie gar nicht lieben ... Denn Du zerstörst sie physisch und psychisch, und das wird ihr früher oder später zum Bewusstsein kommen. ... Sie verliert immer mehr die Achtung vor sich selbst und auch vor Dir. Irgendetwas ist in ihr ... abgestorben im wahrsten Sinne des Wortes. ... Hilf Deiner schwangeren Frau und lasse Dein Kind nicht abtreiben. Du wirst feststellen, dass Eure Beziehung eine ganz andere Dimension bekommt ... Abtreibung ist keine Lösung!« Niemand weiß, wie viele Menschen sich von diesen Flugblättern haben beeinflussen lassen – aber das ist auch nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass Menschen das Bewusstsein für das Leben in der Öffentlichkeit präsent halten. Anny Pfahl tut dies. Alexandra Maria Linder Lebenszeichen 78 5
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