Lebenszeichen | 78 | Frühling 2008
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Lebens<br />
Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />
Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />
zeichen<br />
Nr. <strong>78</strong> ·<strong>Frühling</strong> <strong>2008</strong><br />
Johanna darf leben<br />
ALfA steht mit Rat und Tat bei einer Risikoschwangerschaft und großen finanziellen Problemen zur Seite<br />
Die ALfA Nordmünsterland hatte vor ein paar Jahren einer<br />
schwangeren Frau durch Rat und Unterstützung helfen können,<br />
ihr Kind zu bekommen. Die heute glückliche Mutter hörte<br />
davon, dass die 17-jährige Lisa schwanger ist, wollte ihre guten<br />
Erfahrungen nicht für sich behalten und machte Lisa auf die<br />
ALfA aufmerksam.<br />
Ich besuchte Lisa und ihren Vater, Lisa wohnt noch zu<br />
Hause. Sie war in der achten Woche schwanger, ging noch zur<br />
Schule und hatte vor, nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung<br />
zu beginnen. Der Kindesvater war 18 Jahre alt, hatte zwar einen<br />
Schulabschluss, aber noch keinen Ausbildungsplatz gefunden.<br />
Er hielt zu ihr, obwohl beide nicht über finanzielle Mittel<br />
verfügten. Die Situation war zwiespältig, denn Lisa und ihr<br />
Vater zogen durchaus eine Abtreibung in Erwägung. Bei einer<br />
Fortsetzung auf Seite 3
Lebens<br />
zeichen<br />
Editorial<br />
Liebe Mitstreiter und Freunde der ALfA!<br />
Heute habe ich eigentlich nur eine Botschaft: Es geht<br />
nichts über gelebtes Lebensrecht! Ich möchte Ihnen eine<br />
Erfahrung um Leben und Tod vermitteln – jedoch (noch?)<br />
nicht als offizielle Meinungsäußerung der ALfA.<br />
Hätte die Person, um die es geht, eine Patientenverfügung<br />
unterschrieben, abgeschlossen oder wie auch immer – diese<br />
Person würde heute nicht mehr leben. In der Patientenverfügung<br />
hätte gestanden: »Im Falle einer notwendigen<br />
Dialyse – Blutwäsche – lehne ich diese ab.« Punkt. Hätte<br />
das irgendwo gestanden, dann wäre eine künstliche Reinigung<br />
des Blutes nicht machbar gewesen und der Patient<br />
wäre an den körpereigenen Giften, welche die Niere nicht<br />
mehr ausscheiden konnte, gestorben. Warum? Weil das<br />
Pflegepersonal schon der Meinung war: »Das ist doch kein<br />
Leben mehr, das ist Quälerei – bei den Vorerkrankungen,<br />
da gibt es doch keine Perspektive mehr. Was sind das denn<br />
noch für Aussichten... machen Sie doch dem Leiden ein<br />
Ende!«<br />
Mit solchen Äußerungen wurde man täglich bei den<br />
Besuchen auf der Intensivstation konfrontiert.<br />
Der Patient selbst aber zeigte, trotz schon lange bestehender<br />
gesundheitlicher Probleme, – wenn auch anfangs<br />
nur gering – Lebenswillen und Lebensmut: er freute sich<br />
bei aller Krankheit noch auf den Enkel, der erst vier<br />
Wochen alt war und den er noch nicht gesehen hatte. Die<br />
Angehörigen merkten das, und sorgten dafür, dass die<br />
Verbindung zu dieser »Außenwelt« nicht abriss. Dann kam<br />
ein Gespräch mit dem Chefarzt: »Es kann gut sein, dass<br />
bei den Vorerkrankungen die Dialyse auch abgelehnt wird.<br />
Da kann man dann nichts machen. Und: Haben Sie ihn<br />
denn auch gefragt, ob er nicht »gehen« will? Der Zustand<br />
der Organe, der Gefäße und überhaupt – das ist ja keine<br />
Qualität mehr, da wird er eventuell ein Pflegefall. Wollen<br />
Sie das wirklich? Und.... das<br />
Pflegepersonal hat da oft die<br />
richtige Einstellung – und<br />
die sagen ja alle, dass es keinen<br />
Zweck mehr hat.«<br />
Welche Möglichkeit hat<br />
man da als Angehöriger?<br />
Die gute Nachricht: Es<br />
gab in diesem Fall keine Patientenverfügung.<br />
Gott sei<br />
Dank. Die nahen Verwandten<br />
konnten so sagen, dass<br />
eine Dialyse durchaus gewünscht<br />
und gewollt ist, Dr. Claudia Kaminski<br />
denn man wollte diesen Menschen<br />
gern – so Gott es auch wollte – noch ein wenig auf<br />
dieser Welt behalten. Trotz aller vom Pflegepersonal und<br />
vom Chefarzt attestierten »Lethargie, Apathie, Teilnahmslosigkeit<br />
und Müdigkeit.«<br />
Die Blutwäsche wurde mehrfach wiederholt – auch<br />
Dank der eingeholten Meinung von kompetenten Professoren:<br />
»Lassen Sie sich durch die therapie-nihilistische<br />
Einstellung nicht irritieren; die Nieren können sich erholen.<br />
Die Dialyse muss konsequent durchgeführt werden –<br />
Nachlässigkeit rächt sich. Das kann wieder werden.«<br />
Stand heute: Die Nieren des besagten Patienten arbeiten<br />
wieder. Selbstständig. Von Dialyse ist nicht mehr die Rede.<br />
Der Patient erholt sich langsam aber stetig.<br />
Patientenverfügung?<br />
Darüber sollte man nachdenken. Es gibt die Alternative<br />
der Vorsorgevollmacht. Meine ganz persönliche – nun sehr<br />
gefestigte – Meinung.<br />
Herzlich,<br />
Ihre Claudia Kaminski<br />
P.S. Wir sind bei unserer Arbeit auf Ihre Unterstützung<br />
angewiesen: Die ALfA wird sich weiter für das Lebensrecht<br />
in jeder Phase massiv einsetzen.<br />
Impressum<br />
Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />
Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />
Telefon 0821 / 51 20 31<br />
Telefax 0821 / 15 64 07<br />
Internet www.alfa-ev.de<br />
E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />
Redaktion<br />
Monika und Reinhold Eichinger<br />
Alexandra Linder, M.A.<br />
Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />
Satz & Layout<br />
Rehder Medienagentur<br />
Aachen<br />
www.rehder-agentur.de<br />
Druck<br />
SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />
Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Erscheinungsweise<br />
vierteljährlich<br />
Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />
Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />
absetzbar.<br />
Spendenkonten<br />
Postbank Niederlassung München<br />
BLZ 700 100 80<br />
Konto 24 22 44 800<br />
Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />
BLZ 720 900 00<br />
Konto 504 0 990<br />
2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong>
ARCHIV<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
staatlich anerkannten Schwangerenberatung<br />
hatten sie sich bereits<br />
über die entsprechenden Fristen<br />
informiert.<br />
Anhand einer Faltbroschüre<br />
zeigte ich den beiden die Entwicklung<br />
des ungeborenen Kindes. Lisa<br />
war von den kleinen Ansteckfüßchen<br />
sehr angetan. Als ich ihr das Embryomodell<br />
zeigte, wurde sie immer<br />
nachdenklicher. Über psychische<br />
Spätfolgen beziehungsweise ein<br />
Trauma nach einer Abtreibung sowie<br />
auch möglichen physischen Schäden<br />
hatte sie bis dahin noch nie etwas<br />
gehört. Die allgemeine Beratungsstelle<br />
hatte dies nicht mit einer Silbe<br />
erwähnt. Ich gab ihr zu diesem<br />
Thema schriftliche Informationen.<br />
Lisas Vater war vor allem sehr<br />
besorgt wegen der schwierigen finanziellen<br />
Verhältnisse. Daraufhin rechnete ich verschiedene<br />
Varianten durch und zeigte mögliche Hilfen der Ämter auf.<br />
Eine Soforthilfe und bei Bedarf weitere Hilfen durch die ALfA<br />
ließen auch Lisas Vater aufatmen: »Dann sieht es doch gar<br />
nicht so schlecht aus«.<br />
Daraufhin sagte Lisa zu mir, dass sie keine Abtreibung wolle<br />
und reichte mir ganz entschieden alle schriftlichen Informationen<br />
zurück. Als ich Lisa und ihren Vater verließ, hatte ich ein gutes<br />
Gefühl – dieses Kind würde leben dürfen.<br />
Bei einer der nächsten Untersuchungen stellte sich jedoch<br />
heraus, dass das Kind eine Fehlbildung aufwies: Gastroschisis,<br />
was bedeutet, dass im Darm eine offene Stelle neben dem<br />
Bauchnabelbereich ist. Wegen dieser erheblichen Komplikation<br />
musste Lisa fortan alle zwei Wochen die Uni-Klinik aufsuchen.<br />
Der besorgte Vater atmet auf: »Dann<br />
sieht es doch gar nicht so schlecht aus!«<br />
Szene aus dem polnisch-deutschen Film »Leben in mir« von 2004, einem eindringlichen<br />
Plädoyer für das Leben<br />
Es folgten belastende Behandlungen, da ansonsten das Kind<br />
nicht mehr versorgt worden wäre und lebensgefährliche<br />
Entzündungen hätten auftreten können. Sechs Wochen vor<br />
dem errechneten Geburtstermin musste das Kind per Kaiserschnitt<br />
zur Welt geholt werden. Baby Johanna wurde sofort<br />
operiert und konnte nach einigen Wochen aus dem Krankenhaus<br />
entlassen werden. Alles verlief eine Weile gut. Vor kurzem aber<br />
musste die Kleine wieder notoperiert werden. Nur ein oder<br />
zwei Tage später – und eine schwere Entzündung hätte zu<br />
ihrem Tod führen können. Ein künstlicher Darmausgang kann<br />
nach dieser erneuten Operation noch nicht zurück verlegt<br />
werden. Johanna muss nun noch einige Monate in der Klinik<br />
verbleiben und zu Kräften kommen, bis eine erneute Operation<br />
durchgeführt werden kann. Für die junge Mutter und auch deren<br />
Vater ist es eine schwere belastende Zeit. Auch in finanzieller<br />
Hinsicht. Damit Lisa ungehindert und so oft sie es möchte, ihr<br />
Kind besuchen kann, hilft ihr auch hier die ALfA weiter.<br />
Mechtilde Brüning, Vorsitzende des Regionalverbands<br />
Nordmünsterland, Bispinkweg 32, 48431 Rheine<br />
Nach der Geburt von Johanna<br />
erhielt ich einen Brief von Lisa.<br />
Liebe Frau Brüning,<br />
als erstes möchte ich mich bei Ihnen für die Glückwünsche<br />
bedanken. Ich habe mich sehr gefreut. Johanna und mir<br />
geht es den Umständen entsprechend gut. Ich wurde heute<br />
schon aus dem Krankenhaus entlassen. Freitag wird Johannas<br />
zweite Operation stattfinden. Danach müssen wir<br />
weitersehen, wie meine kleine Maus sich erholt. Sie ist<br />
heute genau eine Woche alt und wog bei ihrer Geburt 2430<br />
Gramm und war 42 cm groß. Ein klitzekleiner Mensch, finde<br />
ich. Ich bin furchtbar stolz auf sie. Mit Johannas Vater<br />
habe ich nichts mehr zu tun. Er hat sich vor knapp zwei<br />
Wochen von mir getrennt. Er will unbedingt einen Vaterschaftstest,<br />
den er auch bekommt, und will Johanna nicht<br />
als seine Tochter akzeptieren. Also bin ich jetzt allein erziehende<br />
Mutter und die einzige, um die es mir Leid tut, ist<br />
meine Tochter. Mal sehen wie es weitergeht. Das sind erst<br />
mal die Neuigkeiten von uns.<br />
Vielen Dank noch mal für Ihre Hilfe.<br />
Ganz liebe Grüße von Lisa und Johanna.<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong> 3
Lebens<br />
zeichen<br />
Mit Rhythmus für<br />
das Leben<br />
Junge Lebensrechtler Spaniens feiern ihren nationalen Kongress – Ein Erlebnisbericht<br />
Pro-Life-Aktivist Jesús Póveda beendet seinen Vortrag nicht,<br />
wie man normalerweise Vorträge beendet. Aus den Saallautsprechern<br />
dröhnt Popusik. »So müsst ihr sein, Ihr jungen Pro-<br />
Lifer! Laut!« ruft er den rund 350 Jugendlichen zu. Anschliessend<br />
wird die Musik bis zum Anschlag aufgedreht. Póveda springt<br />
vom Podium und fängt an zu tanzen. Die deutschen Besucher<br />
sind etwas überrascht, als der halbe Saal auf einmal in einer<br />
Polonäse um die Sitzreihen tanzt. Und der fast 50jährige Redner<br />
mittendrin. Fünf Minuten später sieht es aus, als wäre nichts<br />
gewesen. Nur die Krawatte Póvedas, des exzentrischen Urgesteins<br />
der spanischen Pro-Life-Bewegung, ist etwas verrutscht.<br />
»Ich habe noch nie gesehen, dass man<br />
den Jahrestag einer Abtreibung feiert«<br />
Seine Methoden sind unkonventionell. Besonders beliebt bei<br />
den spanischen Pro-Lifern: Geburtstagspartys vor Abtreibungs-<br />
ARCHIV<br />
Party-Atmosphäre auf dem spanischen Lebensrechts-Kongress<br />
4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong>
kliniken. Dabei tragen sie gerettete Kinder an ihrem ersten<br />
Geburtstag zum Ort ihrer Rettung. Eine Geburtstagsparty für<br />
lebende Kinder. Póveda lacht, als er sagt: »Ich habe noch nie<br />
gesehen, dass man den Jahrestag einer Abtreibung gefeiert hat«.<br />
Es ist der Nationale Kongress der spanischen »Jugend für<br />
das Leben« am 13. Oktober 2007 in Valencia. Und offenbar<br />
sind die Sitten in Spanien etwas anders als in Deutschland. Sehr<br />
zur Freude der ausländischen Besucher. Und die kommen nicht<br />
nur von ALfA und vom BVL. Briten, Italiener, Letten, US-<br />
Amerikaner, ja sogar junge Leute aus Paraguay und Kolumbien<br />
wollen die spanische Jugend für das Leben dabei motivieren,<br />
neue Kraft zu tanken. Dies ist die Idee des Kongresses. Die<br />
»alten« Jungen wie Póveda wollen eine neue Generation für<br />
die ideenreichen Aktionen begeistern. Dies erscheint in Spanien<br />
auch dringend notwendig. Denn die sozialistische Regierung<br />
verfolgt alles andere als eine lebensfreundliche Politik. So wurde<br />
2005 die Präimplantationsdiagnostik erlaubt. 2007 legalisierte<br />
die Regierung nicht nur das Klonen menschlicher Embryonen<br />
zu Forschungszwecken, sondern setzte mit Bernat Soria einen<br />
wissenschaftlich umstrittenen Stammzellforscher als Gesundheitsminister<br />
ein, dessen Ergebnisse wiederholt von renommierten<br />
Fachzeitschriften kritisiert wurden. In manchen Büchern,<br />
die zur »Bürgererziehung« eingesetzt werden, wird die Abtreibung<br />
als »Recht« und wichtige Errungenschaft im Prozess der<br />
Emanzipation der Frau bezeichnet. Die Legalisierung der<br />
aktiven Sterbehilfe wird wohl einen Teil des sozialistischen<br />
Wahlprogramms für <strong>2008</strong> bilden.<br />
Umso wichtiger ist die Aufklärung über Abtreibung und<br />
andere Lebensrechtsthemen in Spanien. Und die jungen Leute<br />
aus ganz Spanien sind entschlossen, dies in die Hand zu nehmen.<br />
Dazu bekamen sie bei ihrem Kongress großzügige Unterstützung.<br />
Die katholische Universität von Valencia stellte die<br />
Räumlichkeiten zur Verfügung und viele Redner behandelten<br />
eine Vielzahl von Facetten der spanischen und auch der internationalen<br />
Realität. So sprach Lola Velarde vom Madrider »Institut<br />
für Familienpolitik« über die Verteidigung des Lebensrechtes<br />
auf internationaler Ebene. Die aktuelle spanische Regierung<br />
strebe an, das Recht auf »reproduktive Gesundheit« in internationalen<br />
Abkommen zu verankern.<br />
Wir stellten die ALfA vor<br />
Vielleicht hat die spanischen Jugendlichen auch der Bericht<br />
motiviert, den wir von der deutschen Situation geben konnten.<br />
So stellten wir die ALfA vor und berichteten vom Konflikt um<br />
die Gehsteigberatung in München. Zudem konnten wir wertvolle<br />
Kontakte knüpfen, aus denen eine intensivere Zusammenarbeit<br />
wachsen kann. Man sagte uns, dass die spanische Lebensrechtsbewegung<br />
2009 einen großen Kongress abhalten möchte. Es<br />
wäre schön, wenn auch Teilnehmer aus Deutschland dabei sein<br />
könnten.<br />
Aber die Hauptdarsteller blieben die engagierten und lebendigen<br />
Jugendlichen selbst. Junge Leute, die mit beiden Beinen<br />
im Leben stehen und klar für Werte einstehen. Junge Leute,<br />
die genauso gut feiern können, wie Redner mit interessierten<br />
und kritischen Fragen in die Mangel nehmen – und die dem<br />
Einstehen für das Recht auf Leben hoffentlich viel neuen<br />
Schwung verleihen werden.<br />
Maria und Sebastian Grundberger<br />
Blickpunkt<br />
Für das Leben unterwegs: Anny Pfahl<br />
Frau Pfahl lebt in Köln und ist Lehrerin im Ruhestand. Nach ihrer<br />
Pensionierung wollte sie »auf ihre alten Tage« noch etwas<br />
Sinnvolles tun und beschloss, sich für das Leben ungeborener<br />
Kinder einzusetzen. Sie lernte Frau Dr. Esser vom örtlichen Regionalverband<br />
der ALfA kennen und beteiligte sich an den im<br />
Sommer wöchentlich stattfindenden Informationsständen. Außerdem<br />
verfasst sie selbst Texte, die sie an den Scheibenwischern<br />
von Autos befestigt und in Briefkästen einwirft. In ihren<br />
Diskussionen mit Jugendlichen nimmt sie kein Blatt vor den<br />
Mund: »Ein Kind ist ein Geschenk Gottes, das darf man nicht<br />
töten.« Mit dieser klaren Position macht sie durchweg positive<br />
Erfahrungen. Da sie selbst als junge Frau einmal ungeplant<br />
schwanger war, kann sie besonders überzeugend darüber sprechen.<br />
Eine besondere Freude für sie war auch ein Anruf von<br />
Frau Dr. Esser: Eine Mutter, die abtreiben wollte, habe den<br />
Handzettel gefunden. Der Zettel habe sie davon abgehalten.<br />
Solche Rückmeldungen geben ihr neue Kraft, immerhin ist Anny<br />
Pfahl inzwischen über 80 Jahre alt!<br />
Eines der Flugblätter von Anny Pfahl wendet sich insbesondere<br />
an Männer: »Lieber Mann, Du gibst vor, Deine Frau zu lieben,<br />
und trotzdem verlangst Du von ihr die Abtreibung. Glaube mir,<br />
Du kannst sie gar nicht lieben ... Denn Du zerstörst sie physisch<br />
und psychisch, und das wird ihr früher oder später zum Bewusstsein<br />
kommen. ... Sie verliert immer mehr die Achtung vor sich<br />
selbst und auch vor Dir. Irgendetwas ist in ihr ... abgestorben<br />
im wahrsten Sinne des Wortes. ... Hilf Deiner schwangeren<br />
Frau und lasse Dein Kind nicht abtreiben. Du wirst feststellen,<br />
dass Eure Beziehung eine ganz andere Dimension bekommt ...<br />
Abtreibung ist keine Lösung!«<br />
Niemand weiß, wie viele Menschen sich von diesen Flugblättern<br />
haben beeinflussen lassen – aber das ist auch nicht entscheidend.<br />
Entscheidend ist, dass Menschen das Bewusstsein für<br />
das Leben in der Öffentlichkeit präsent halten. Anny Pfahl tut<br />
dies.<br />
Alexandra Maria Linder<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong> 5
Lebens<br />
zeichen<br />
Pro-Life-Arbeit in<br />
der Stadt<br />
Jugendliche werben auf der Kölner Domplatte für den Lebensschutz<br />
Unsere jungen Leute nannten es eine »City Life« Aktion,<br />
eben Pro-Life-Arbeit in der Stadt. Sie fand im Anschluss an<br />
die Medizinmesse »Medica« am 17. November in Köln statt.<br />
Die Aktivitäten unserer Jugend, im Wesentlichen geplant und<br />
durchgeführt von Maria Grundberger und Thomas Kreter,<br />
können sich sehen lassen.<br />
Auch 6.500 Embryo-Modelle wechselten bei der »City Life«-Aktion den Besitzer.<br />
Um 11.30 Uhr trafen sich die Teilnehmer am Hauptbahnhof<br />
in Köln. Die Materialien, die zum Teil für die Medica in die<br />
Domstadt gebracht worden waren, wurden in Schließfächern<br />
deponiert, und es ging zunächst zum gemeinsamen Mittagessen<br />
Eine kolossale Truppe vor<br />
kolossaler Architektur<br />
in das Priesterseminar in Köln auf der Kardinal-Frings-Straße.<br />
Man war so freundlich, uns mit einem guten Mittagessen zu<br />
stärken, damit am Ende keiner von uns vor Entkräftung vorzeitig<br />
6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong><br />
ARCHIV<br />
die »City Life« Aktion verlassen muss. Hier besprachen wir<br />
Grundsätzliches zum Lebensrecht und tauschten unsere Erfahrungen<br />
aus. Das Ergebnis wird sicherlich in die tägliche Arbeit<br />
einfließen.<br />
Ab 14 Uhr ging es dann auf die Domplatte. Es galt, Material<br />
zu verteilen: »Klartext«, »Nur 10 Minuten«, die aktuelle BVL-<br />
Broschüre zur Stammzellenforschung,<br />
und rund 6.500 Embryos<br />
wechselten an diesem Nachmittag<br />
den Besitzer. Eine kolossale Truppe<br />
vor kolossaler Architektur und<br />
noch kolossalerem Gewirr von<br />
Menschen aus der ganzen Welt,<br />
von denen nunmehr viele einen<br />
Embryo in der Tasche hatten. Die<br />
Stimmung war großartig und<br />
einfach mitreißend.<br />
Auch das Wetter spielte mit,<br />
denn es gab weder Regen noch<br />
Schnee – nur die klirrende Kälte<br />
setzte uns arg zu. Aber Kaffee und<br />
kleine Hamburger der Firma mit<br />
dem gelben »M« brachten Wärme<br />
und Energie und leisteten somit<br />
unschätzbare Dienste.<br />
Es war zudem eine sehr schöne<br />
Erfahrung, zu erleben, dass drei<br />
Mitglieder des Vereins Leuchtturm<br />
– engagierte Christen – aus Bochum<br />
mitwirkten und mithalfen.<br />
Dies führte außerdem zu regem<br />
Gedankenaustausch. Was besonders<br />
zählt, war, dass wir hier wie<br />
auf der Medica unter den jungen<br />
Leuten neue Mitglieder werben konnten.<br />
Am Rande bemerkt: Es gelang uns, einer chinesischen<br />
Touristin, die über wenig Deutschkenntnisse verfügte und erst<br />
recht unsere Sprache nicht lesen konnte, klarzumachen, dass<br />
es uns, im Gegensatz zu ihrer Heimatregierung, darauf ankommt,<br />
Leben zu retten. Sie hat nach unserer Überzeugungsarbeit<br />
verschiedene Materialien mitgenommen. Vielleicht trägt das<br />
Früchte über die Grenzen hinweg.<br />
Gegen Abend waren wir alle rechtschaffen müde, aber sehr<br />
glücklich und zufrieden.<br />
Bedauerlicherweise hatten Freitagabend fünf junge Leute<br />
aus Osnabrück gegen 20 Uhr die Teilnahme wegen des Bahn-
© KLAUSM/PIXELIO<br />
Die Messestadt Köln war Austragungsort für die Aktion »City Life« der Aktion Lebensrecht für Alle<br />
streiks abgesagt, der aber zum Glück bereits am<br />
Samstagmorgen abgebrochen wurde.<br />
Erwähnen darf ich ein Geschwisterpaar, das aus<br />
München angereist war und trotz Bahnstreik bereits<br />
am Donnerstag auf der Messe Medica erscheinen<br />
konnte. Was die beiden anlangt, konnte man leider<br />
auch wieder sehen, wie wenig man sich auf Zusagen<br />
verlassen kann. Beide mussten in der Landesgeschäftsstelle<br />
NRW übernachten, obwohl wir eine private<br />
Unterkunft für die beiden organisiert hatten: Da der<br />
Zug sich jedoch verspätete, standen die beiden vor<br />
Auch heute noch kann man vor<br />
verschlossenen Herbergen stehen<br />
verschlossenen Türen, weil man diese nach 22 Uhr<br />
nicht mehr öffnen wollte. Alle Hotels in der Umgebung<br />
waren wegen der Messe ausgebucht. Gut, dass<br />
wir die Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf als Ausweichquartier<br />
nutzen konnten, wo es zwar zurzeit<br />
nicht sonderlich gemütlich, aber warm ist. Und: es<br />
ist alles vorhanden, was der Mensch benötigt. Interessant,<br />
dass man auch heute noch vor verschlossenen<br />
Herbergen stehen kann. Ehe wir auseinander gingen<br />
und mit Zügen und Autos in den Rest der Republik<br />
entschwanden, verabredeten wir, dass eine Neuauflage<br />
im kommenden Frühjahr stattfinden soll.<br />
v ALfA intern<br />
Neuwahl Regionalverband München<br />
Der Regionalverband München hielt am 29.Januar <strong>2008</strong> in München-<br />
Sendling seine jährliche Mitgliederversammlung ab. Dabei wurde der<br />
Vorstand des RV nach dreijähriger Amtsperiode wie folgt neu gewählt:<br />
1.Vorsitzende: Antonia Egger, 1. Stellvertreterin: Regina Dehler, 2. Stellvertreterin:<br />
Dr. Christina Agerer-Kirchhoff, Schriftführer: Magnus Brachat,<br />
Schatzmeister: Michael Rupp, Beisitzer: Maria Grundberger, Ingeborg<br />
Rupp, Annette Felix – Lee, Gabriele Burkhardt, Dr. Margarete Sedlmeyer<br />
Besonders hat uns gefreut, dass wir Annette Felix-Lee, Heike Wischnewski<br />
und Magnus Brachat als neue Mitglieder unseres RV gewinnen<br />
konnten.<br />
Ich danke allen, die uns in den letzten drei Jahren bei unserer Arbeit<br />
unterstützt haben und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im<br />
künftigen RV – Vorstand.<br />
Antonia Egger, 1. Vorsitzende<br />
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Mein Dank gilt allen, die mitgewirkt haben.<br />
Volker Kleibrink<br />
PS. Die Polizei hat sich rührend um uns gekümmert (sicher<br />
haben wir das Alexandra Linders guter Beziehung<br />
zu unseren Ordnungshütern in Köln zu verdanken) und<br />
ich hoffe, dass wir den Eindruck vernünftiger Staatsbürger<br />
aufrechterhalten konnten.<br />
<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>78</strong> 7
Lebens<br />
zeichen<br />
Bitte merken Sie sich<br />
folgenden Termin vor:<br />
Die diesjährige Bundesdelegiertenversammlung der Aktion<br />
Lebensrecht für Alle findet vom 30. Mai <strong>2008</strong> bis<br />
zum 1. Juni <strong>2008</strong> traditionell wieder im Bonifatiushaus<br />
in Fulda statt. Wir werden über Stammzellforschung,<br />
Post-Abortion-Syndrom und mehr informieren. Über Ihre<br />
Teilnahme würden wir uns sehr freuen. Nicht nur Delegierte,<br />
auch Gäste sind herzlich willkommen!<br />
Die Redaktion<br />
LIFE ISSUES INSTITUTE<br />
v Kurz gemeldet<br />
So weit ist der Embryo bereits in der 8. Schwangerschaftswoche<br />
entwickelt.<br />
Empörung einer Hilfsbedürftigen<br />
Eine junge Frau erlebt in einer Beratungsstelle nur kinderfeindliche<br />
Atmosphäre<br />
Die junge Frau von 27 Jahren war völlig ratlos, als sie den Weg zur<br />
ALfA fand.<br />
Sie ist arbeitslos und hat vor kurzem erfahren, dass sie schwanger<br />
ist. Sie möchte das Kind gerne behalten, ihr Partner ebenso, sofern<br />
sie irgendwo Rat und Hilfe bekommen können.<br />
In ihrer Not geht sie zu einem »Beratungsgespräch«, um sich über die<br />
denkbaren Alternativen und Hilfsmöglichkeiten aufklären zu lassen.<br />
Zu ihrer maßlosen Enttäuschung, ja Empörung, hört sie kein einziges<br />
Wort der Ermutigung, keine wohlmeinenden Ratschläge. Statt dessen<br />
drängt die Beraterin sie ohne Umschweife – alternativlos – zur Abtreibung.<br />
Man will ihr einreden, dass das erwartete Kind eine zu große<br />
Belastung für sie sei. Dann gibt man ihr die Adressen von Abtreibungsärzten<br />
und drückt ihr den Abtreibungsschein in die Hand. Vom Namen<br />
der Beratungsstelle hatte sie sich irreführen lassen: Sie hatte angenommen,<br />
dass man dort im Sinne einer harmonischen Familie reden<br />
und raten würde, also für eine Familie mit Kindern. Stattdessen erlebte<br />
sie eine extrem familien- und kinderfeindliche Atmosphäre. Sie kann<br />
nicht verstehen, dass derartige Stellen mit Steuergeldern finanziert<br />
werden.<br />
Als die junge Frau zu uns kam, fühlte sie sich durch das Treffen in der<br />
Beratungsstelle unter unerträglichen Druck gesetzt. Mehrere Gespräche<br />
und schließlich die Zusage einer Patenschaft haben es ihr dann ermöglicht,<br />
den bereits festgelegten Abtreibungstermin abzusagen. Jetzt<br />
ist sie enorm erleichtert und freut sich mit ihrem Partner sehr auf das<br />
gemeinsame Baby.<br />
Dr. Dagobert Nolte<br />
ARCHIV<br />
Filmvorführung:<br />
»Maria und ihre Kinder«<br />
Am Freitag, 23. November 2007, lud der Regionalverband<br />
München zur Vorführung des Filmes »Maria<br />
und ihre Kinder« ein. In dem Film wird die Bandbreite<br />
der Probleme, die Frauen zu einer Abtreibung bewegen<br />
können, aber auch die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten<br />
anschaulich dargestellt. Es kommen Frauen<br />
zu Wort, die eine Abtreibung hinter sich haben und<br />
oft noch nach Jahren darunter leiden, sowie zwei<br />
ehemalige Abtreibungsärzte, die sich inzwischen zu<br />
klaren Lebensschützern gewandelt haben. An die<br />
Filmvorführung schloss sich eine engagierte Diskussion<br />
an, in der die Teilnehmer von ihren eigenen Erfahrungen<br />
in der Beratung von Schwangeren berichteten<br />
und sich überlegten, wie sie sich künftig noch<br />
wirksamer für den Schutz der ungeborenen Kinder<br />
und ihrer Mütter einsetzen können.<br />
Antonia Egger