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Lebenszeichen | 81 | Winter 2008

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Lebens<br />

Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />

zeichen<br />

Nr. <strong>81</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2008</strong><br />

Glückliche Annabell<br />

Mit einer Patentschaft der ALfA im Rücken entscheidet sich eine junge Studentin gegen den massiven Druck<br />

aus ihrem Umfeld und für ihr Kind.<br />

Es war der Schock meines Lebens: Beide Linien des Schwangerschaftstests<br />

färbten sich rot. Ich war mitten im Studium und<br />

meine Beziehung gerade in der Krise. Drei Tage lang ignorierte<br />

ich, dass ich schwanger war. Am vierten wachte ich mit Übelkeit<br />

auf. Schlagartig wurde mir bewusst, dass schwanger zu sein,<br />

mehr bedeutet, als nur zwei rote Striche auf dem Test. Ich<br />

Fortsetzung auf Seite 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Editorial<br />

Liebe ALfA Mitglieder,<br />

Liebe Freunde des Lebensrechts!<br />

»Yes, we can« lautete das Motto des neuen Präsidenten<br />

der Vereinigten Staaten von Amerika. Was die wenigsten<br />

wissen: Barack Obamas berühmter Slogan ist ein Bibel-<br />

Zitat. Wie der Evangelist Matthäus berichtet, trat die Mutter<br />

des Johannes und des Jakobus mit ihren Söhnen vor Jesu<br />

und bat: »Sag, dass von diesen meinen zwei Söhnen einer<br />

zu deiner Rechten und einer zu deiner Linke sitze in deinem<br />

Reiche!« Als Jesu entgegnete: »Ihr wisst nicht, um was ihr<br />

bittet« und sie fragte: »Könnt ihr den Kelch trinken, den<br />

ich trinken werde?« antworteten beide: »Yes, we can« –<br />

»Wir können es.« (Mt 20, 20-22)<br />

Im kommenden Jahr werden wir reichlich Gelegenheit<br />

bekommen, zu sehen, was die USA unter Obamas Präsidentschaft<br />

alles können werden. Glaubt man den Ankündigungen,<br />

wird dazu leider auch die Protegierung vorgeburtlicher<br />

Kindstötungen und die Förderung der Embryonen<br />

verbrauchenden Stammzellforschung zählen.<br />

Bleibt die Frage: Was können wir tun? Eines ist sicher:<br />

So wenig wie Barack Obama werden wir die Welt retten.<br />

Glücklicherweise ist dies aber auch nicht mehr nötig. Denn<br />

die Welt ist – trotz allem Leid und allem Unrecht, dem wir<br />

tagtäglich begegnen – längst gerettet worden. Von Jesus<br />

Christus, dem Einzigen, der tatsächlich alles kann und der<br />

vor 2000 Jahren in diese Welt kam, um uns alle zu erlösen.<br />

Mit seiner Hilfe vermögen auch wir viel. Oft mehr, als<br />

wir uns selber zutrauen. Mitglieder der ALfA erfahren es<br />

jedenfalls immer wieder: Nicht selten ist es ein einziger<br />

Satz, der eine Frau im Schwangerschaftskonflikt zum Umdenken<br />

bewegt und einem Kind das Leben rettet. Manchmal<br />

reicht schon die Lösung eines kleinen Problems, um Menschen<br />

in Not eine neue Perspektive für ein Leben mit<br />

einem unerwarteten Kind zu eröffnen. Oft genügt es Menschen,<br />

die sich von<br />

ihrer aktuellen Situation<br />

überfordert fühlen,<br />

eine Weile liebevoll<br />

auf ihrem Lebensweg<br />

zu begleiten,<br />

um ihnen neuen Mut<br />

zu geben, die Herausforderungen<br />

des Lebens<br />

anzunehmen<br />

und zu bewältigen.<br />

In der Praxis<br />

nimmt die Hilfe, die<br />

die ALfA dabei leistet,<br />

höchst unterschiedliche<br />

Formen<br />

an. Sie reicht von der Dr. Claudia Kaminski<br />

Aufklärungsarbeit,<br />

über die Konflikt- bis zur Gehsteigberatung und von der<br />

Bereitstellung einer Babyausstattung, über Hilfe beim<br />

Umgang mit Ämtern und Behörden, bis zur tatkräftigen<br />

finanziellen Hilfe. Hilfe, die lohnt. Jedes Jahr können wir<br />

mehr Frauen, Paaren und Familien dabei helfen, »yes, we<br />

can« zu einer unerwarteten Schwangerschaft zu sagen.<br />

Bei all dem bleiben wir auf Ihre Großzügigkeit und auf<br />

die Hilfe dessen angewiesen, der vor zwei Jahrtausenden<br />

als wehrloses Kind in diese Welt kam. Eine Welt, die schon<br />

damals nicht wärmer war als heute. Aber dank ihm und<br />

Ihnen wird auch die ALfA sicher wieder im kommenden<br />

Jahr, dort wo Hilfe gefragt ist, sagen können: »Yes, we can!«<br />

Gesegnete Weihnachten und ein gnadenreiches Neues<br />

Jahr wünscht Ihnen<br />

Ihre<br />

Claudia Kaminski<br />

Impressum<br />

Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />

Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />

Telefon 0821 / 51 20 31<br />

Telefax 0821 / 15 64 07<br />

Internet www.alfa-ev.de<br />

E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />

Redaktion<br />

Monika und Reinhold Eichinger<br />

Alexandra Linder, M.A.<br />

Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />

Satz & Layout<br />

Rehder Medienagentur<br />

Aachen<br />

www.rehder-agentur.de<br />

Druck<br />

SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />

Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Erscheinungsweise<br />

vierteljährlich<br />

Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />

Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />

absetzbar.<br />

Spendenkonten<br />

Postbank Niederlassung München<br />

BLZ 700 100 80<br />

Konto 24 22 44 800<br />

Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />

BLZ 720 900 00<br />

Konto 504 0 990<br />

2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong>


Fortsetzung von Seite 1<br />

beschloss mit meinem Freund zu reden. Doch er kam mir<br />

zuvor und bat um ein wichtiges Gespräch. Noch bevor ich zu<br />

Wort kam, erzählte er, er habe sich in eine andere Frau verliebt,<br />

unsere Beziehung sei zu Ende. Als ich entgegnete, dass ich<br />

schwanger sei, entgleiste sein Gesicht<br />

kurz. Doch schnell fasste er sich, runzelte<br />

die Stirn und ich verstand, dass<br />

er bereits nach einer Lösung für das<br />

»Problem« suchte. Schließlich schaute<br />

er mich an und sagte: »Zum Glück<br />

müssen wir das Kind ja nicht kriegen,<br />

ich mache einen Abtreibungstermin<br />

und begleite Dich!«<br />

Als ich ihm meine moralischen<br />

Bedenken mitteilte, wurde er wütend:<br />

»Von Dir lasse ich mir doch kein Balg<br />

andrehen. Da kannst Du schauen, wo<br />

Du bleibst!« Traurig begab ich mich zu<br />

meiner Mutter in der Hoffnung, von<br />

ihr verstanden und getröstet zu werden.<br />

Meine Mutter war geschockt und musste<br />

sich erst einmal setzen. Nach einer Weile<br />

meinte sie, ich würde mir mit diesem<br />

Kind mein Leben und mein Studium<br />

zerstören! »Lass’ es wegmachen, das ist<br />

nicht so schlimm, ich habe es auch<br />

hinter mir!« Jetzt musste ich mich setzen.<br />

Jahrelang hatte ich mir einen Bruder<br />

oder eine Schwester gewünscht und<br />

nun erfuhr ich ganz nebenbei, dass<br />

meine Mutter abgetrieben hatte. Verzweifelt<br />

lief ich in meine Wohnung. Es war ein warmer<br />

Frühlingsabend, doch ich fror und alles schien grau. In einem<br />

Bach schwammen Enten und ich stellte mir vor, wie es wäre,<br />

hier mit meinem Kind zu spazieren und gemeinsam Enten zu<br />

füttern. In den folgenden Tagen fand ich kaum Schlaf. Schließlich<br />

war ich völlig erschöpft und fertig mit den Nerven. Ich ging<br />

»Lass’ es wegmachen, das ist nicht so<br />

schlimm, ich habe es auch hinter mir!«<br />

zur Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle und hoffte auf<br />

Unterstützung. Die Beraterin ging kaum auf meine Ängste ein.<br />

Vielmehr verstärkte sie diese, indem sie mir von völlig gestressten,<br />

alleinerziehenden Müttern erzählte. Kurz darauf hatte ich den<br />

Beratungsschein in der Hand. Mein Freund rief ständig an und<br />

machte Druck. Schließlich rief ich tatsächlich in einer Tagesklinik<br />

an und vereinbarte einen Abtreibungstermin. Ich war verzweifelt.<br />

Abends klingelte mein Telefon. Es war meine Tante. Als<br />

sie mich fragte, wie es mir ginge, fing ich an zu weinen. Tante<br />

Silke tröstete mich. Als junger Frau war ihr die Gebärmutter<br />

entfernt worden. Deswegen hatte sie nie Kinder bekommen<br />

DANIEL RENNEN / REHDER MEDIENAGTENUR<br />

können. Jahrelang war sie mir wie eine zweite Mutter. Sie erzählte<br />

mir, dass sie gespürt habe, dass mit mir etwas nicht stimme.<br />

Sie machte mir Mut und versprach mir mit dem Baby zu<br />

helfen. Auch gab sie mir die Telefonnummer von Maria Grundberger,<br />

einer Hebamme, die sie auf einem Vortrag kennen gelernt<br />

hatte. Ich rief Maria an und wir kamen sofort ins Gespräch.<br />

Blieb Annabell und ihrer Mutter erspart: Die Saugcurretage.<br />

Nach dem Telefonat wusste ich viel über das mir bis dahin<br />

unbekannte Post-Abortion-Syndrom, über das schlagende Herz<br />

meines Kindes und die furchtbaren Methoden der Abtreibung.<br />

Ihr Satz: »Du bist doch der einzige Mensch, der Dein Baby<br />

davor schützen kann, nicht in der Mülltonne zu landen«, ließ<br />

mich nicht mehr los. Am nächsten Tag telefonierten wir erneut.<br />

Maria versprach mir eine ALfA-Patenschaft, damit ich das<br />

Studium beenden könne. Plötzlich war die Welt nicht nur grau.<br />

Tante Silke und Maria hatten mir neuen Mut gemacht. In dieser<br />

Nacht träumte ich von meinem Kind; als Baby, als Kindergartenkind<br />

und als Teenager. Und ich war glücklich. Als ich<br />

wach wurde, schämte ich mich fürchterlich, dass der Abtreibungstermin<br />

bereits in meinem Kalender stand. Mit dickem<br />

Filzstift strich ich ihn durch und sagte der Klinik ab. Nun fiel<br />

die ganze Verzweiflung von mir ab. Tief in meinem Herzen<br />

spürte ich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Zum<br />

ersten Mal begann ich, mit meinem Baby zu reden.<br />

Vor fünf Monaten wurde Annabell geboren. Von der ALfA<br />

habe ich eine monatliche Patenschaft über 250 Euro erhalten.<br />

Ohne diese wäre es unmöglich, mein Studium fortzusetzen.<br />

Dafür bin ich unendlich dankbar. Meine Tante hilft mir sehr<br />

mit der Kleinen. Annabells Vater zeigt leider kaum Interesse<br />

an ihr. Trotzdem macht mich nichts so glücklich wie sie.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong> 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Vor der Höhle des Löwen<br />

Vom 24. bis zum 26. Oktober demonstrierten Mitglieder der ALfA während des Kongresses einer internationalen<br />

Vereinigung von Abtreibungsärzten.<br />

Kalt wehte der Wind durch die Straßen Berlins, als wir uns<br />

am 24. Oktober vor dem Eingang des Virchow-Langenbeck-<br />

Hauses trafen. Drei Tage lang demonstrierten wir dort für das<br />

Lebensrecht der ungeborenen Kinder. Denn an diesem Wochenende<br />

fand dort der FIAPAC-Kongress statt. FIAPAC steht<br />

Der Eingang zum Abtreiber-Kongress musste frei bleiben.<br />

MARIA GRUNDBERGER<br />

für den Tod von Frauen verantwortlich, die an den Folgen<br />

»unsachgemäßer« Abtreibungen stürben.<br />

Kurz darauf kam eine Dolmetscherin heraus und sagte:<br />

»Ich brauche eine Pause, denn mir schnürt es die Kehle zu, bei<br />

dem, was ich übersetzen muss!« Cornelia Kaminski und Alexandra<br />

Linder vom ALfA-Bundesvorstand hatten sich als<br />

Teilnehmer angemeldet und verfolgten das Geschehen drinnen.<br />

In den Pausen kamen sie zu uns heraus. So wie viele Abtreibungsärzte,<br />

von denen viele hier rauchten. Es herrschte eine<br />

eigenartige Atmosphäre. Trotz spürbarer Fronten kamen wir<br />

mit einigen ins Gespräch. Die Konversation verlief auf Deutsch,<br />

Französisch, Spanisch, Englisch und sogar nonverbal.<br />

»Das ist das Baby vor der Abtreibung.«<br />

Denn Juliane Bekku, eine Berliner Pastorin, hatte ihre vier<br />

Monate alte Tochter »Gratia« mitgebracht. Eingepackt in eine<br />

warme Decke und geborgen in den Armen ihrer Mutter sprach<br />

sie ihre eigene Sprache. Einer Ärztin, die in den Niederlanden<br />

Abtreibungen bis zur 21. Schwangerschaftswoche durchführt,<br />

trieb ihr Anblick Tränen in die Augen. Sie erzählte von Französinnen<br />

und deutschen Frauen, die ihre Klinik aufsuchten<br />

und dass deutsche Frauen meist alleine kämen und niemanden<br />

hätten, der mit ihnen um das Baby trauere. Sie berichtete, dass<br />

einige Frauen sich doch noch für ihr Kind entschieden und<br />

für »Internationale Vereinigung von Fachkräften und Verbänden<br />

zu Schwangerschaftsabbruch und Kontrazeption«.<br />

Wir streiften Ärztekittel über und stellten uns vor den Eingang.<br />

Unsere Anwesenheit schien die eintreffenden Abtreibungsärzte<br />

zu irritieren. Keine zehn Minuten später rollte der<br />

erste Polizeiwagen an. Christian Fiala, Abtreiber aus Wien und<br />

FIAPAC-Vorsitzender, war außer sich vor Wut. Die freundlichen<br />

Polizisten zeigten Verständnis für unser Engagement. Sie baten<br />

uns, uns neben dem Gebäude zu positionieren und den Eingang<br />

»Mir schnürt es die Kehle zu!«<br />

MARIA GRUNDBERGER<br />

freizuhalten. Die Abtreibungsärzte, unter ihnen viele Frauen,<br />

waren an roten Kongresstaschen zu erkennen. Wir schenkten<br />

ihnen Embryomodelle und Thomas Schührer sagte dazu: »Das<br />

ist das Baby vor der Abtreibung. Wir weinen mit den Frauen<br />

nach der Abtreibung. Kommen Sie doch einmal zu uns und<br />

hören Sie diese Frauen an!« Die meisten Ärzte nahmen die<br />

Modelle mit. Einige ließen sie einfach fallen. Viele fotografierten<br />

uns, andere ignorierten uns, manche wurden aggressiv. Eine<br />

Ärztin beschimpfte uns als »globale Frauenmörder«. Da wir<br />

auch gegen Abtreibung in der dritten Welt seien, seien wir auch<br />

»Reproductive Health«: Internationaler Code für Abtreibung.<br />

später Babyphotos schickten, über die sie sich sehr freue. Sie<br />

sagte, sie frage jede Frau vor der Abtreibung, ob sie wisse, wie<br />

4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong>


MARIA GRUNDBERGER<br />

groß das Baby in der jeweiligen Schwangerschaftswoche sei<br />

und zeigte mir mit ihren Händen, wie groß ein Kind in der<br />

zwanzigsten Schwangerschaftswoche ist. Ich bat sie, nie wieder<br />

Abtreibungen durchzuführen und versprach, für sie zu beten.<br />

Wann immer ich ihr begegnete, grüßte sie freundlich. Auch<br />

eine »Klartext«-Broschüre nahm sie mit.<br />

Wir kamen auch mit einem Professor aus Schweden ins<br />

Gespräch, der dort maßgeblich an der Legalisierung der Abtreibung<br />

beteiligt war und meinte, Abtreiber und Lebensrechtler<br />

müssten sich entgegenkommen. Als ginge es bei der Abtreibung<br />

um eine kleine Meinungsverschiedenheit, die sich beheben<br />

ließe, wenn man nur lange genug miteinander diskutiere.<br />

Eine slowenische Hebamme – Opfer eines Klinikbetriebes,<br />

der keine Rücksicht auf die Moralvorstellungen seiner Angestellten<br />

nimmt – plagten Gewissensbisse. In Slowenien assistiert<br />

sie bei Abtreibungen mit Mifegyne. Nach einem intensiven<br />

Gespräch versprach sie, ihre Rolle zu überdenken. Einige<br />

beschlossen, auch künftig zu FIAPAC-Kongressen zu reisen<br />

und an die Gespräche mit den Abtreibungsärzten anzuknüpfen.<br />

Vielleicht werden die Teilnehmer des Kongress so jedes Jahr<br />

weniger.<br />

Nach der Demo, ist vor der Demo: Die ALfA macht weiter.<br />

Maria Grundberger<br />

v ALfA Aktiv<br />

ALfA präsentiert sich auf Europas größter Jugendmesse<br />

Ȇber 150.000 Menschen von 14 bis 22 Jahren besuchen das<br />

Messegelände Berlin, um ihr Top-Event in Deutschlands Metropole<br />

mitzuerleben. Hier trifft sich die moderne Jugend von<br />

Heute«, wirbt die Jugendmesse »YOU« auf ihrer Homepage<br />

für sich selbst.<br />

Auch die ALfA war bei diesem außergewöhnlichen Großereignis<br />

mit einem Stand vertreten und präsentierte sich dem jugendlichen<br />

Publikum. Organisiert und durchgeführt wurde die Aktion<br />

von der ALfA-Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf unter der<br />

Mithilfe von ehrenamtlichen Helfern aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Mit dabei: Ein Pfarrer mit vier seiner 16 bis19 Jahre alten<br />

Schützlinge.<br />

Die Embryonenmodelle, mit denen wir die Entwicklung des ungeborenen<br />

Kindes verdeutlichen und die wir an die Jugendlichen<br />

verteilten, stießen – wie so oft – gerade bei dem jungen Publikum<br />

auf riesiges Interesse. Dabei fiel auf, wie groß die Unkenntnis<br />

über die Entwicklung der Embryos ist. Immer wieder gab<br />

es enormes Erstaunen darüber, wie weit entwickelt ein Embryo<br />

bereits in der 12. Schwangerschaftswoche ist.<br />

Bei den Gesprächen mit den Jugendlichen stellte sich auch heraus,<br />

welche Folgen die gesellschaftliche Verharmlosung der<br />

Abtreibung zeitigt. Viele Jugendliche räumten zu Beginn der<br />

Gespräche freimütig ein, im Falle einer ungewollten Schwangerschaft<br />

eine Abtreibung als Option zu betrachten. Der am<br />

häufigsten genannte Grund: die noch ausstehende Ausbildung.<br />

Reger Andrang am Messestand der ALfA auf der YOU.<br />

Im Verlauf der Gespräche stellt sich aber meist heraus, dass<br />

der wirkliche Grund ein mangelhaftes Unrechtsbewusstsein<br />

ist. Denn es gibt – das leuchtete den meisten Jugendlichen<br />

ein – keinen echten Grund, der gegen einen Abschluss der<br />

Ausbildung zu einem späteren Zeitpunkt spricht.<br />

Neben der Aufklärung über das Lebensrecht ungeborener Kinder,<br />

das Leid von Frauen im Schwangerschaftskonflikt und nach<br />

einer Abtreibung konnten wir auch mehr als 70 neue, zumeist<br />

jugendliche Fördermitglieder gewinnen.<br />

ARCHIV<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong> 5


Lebens<br />

zeichen<br />

ALfA hilft in großer Not<br />

HARTZ IV und Elterngeld machen es möglich: Arbeitslose Mutter hungert, um ihre Kinder zu ernähren.<br />

Eigentlich sollte ich mich nur ein wenig um eine junge Frau<br />

mit zwei Kindern kümmern, bat eine Mitarbeiterin der staatlichen<br />

Schwangerschaftsberatungsstelle. Kurz darauf rief die Frau<br />

selbst an und erzählte, dass ihr Baby nichts mehr zum Anziehen<br />

habe. Aus unserer Babykammer besorgte ich passende Kleidung<br />

und machte mich zu einem ersten Besuch auf.<br />

Gerade allein erziehende Mütter leiden stark unter finanziellen Problemen.<br />

Nach und nach schilderte Beate ihre momentane Situation.<br />

Ich merkte ihr deutlich an, dass sie sich schämte. Sie ist geschieden,<br />

beide Kinder leben bei ihr. Erst im Frühjahr hatte sie mit<br />

dem Vater ihres Babys eine Neubauwohnung bezogen. Beide<br />

Um das Gesicht vor den Leuten zu wahren,<br />

hatte sie alle Ersparnisse aufgelöst<br />

waren schon damals arbeitslos. Doch seit kurzem ist der Mann<br />

in Haft, weil er unter Alkoholeinfluss gewalttätig geworden<br />

war. Jetzt kann sie die Miete nicht mehr allein aufbringen. Um<br />

das Gesicht vor den Leuten zu wahren, hatte sie alle Ersparnisse<br />

aufgelöst und sogar ihr Auto verkauft.<br />

6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong><br />

Ihr Mann unterzog sich daraufhin erfolgreich einem Entzug.<br />

Beate ging es während dieser Zeit psychisch so schlecht, dass<br />

sie stationär behandelt werden musste. Nicht nur hier riet man<br />

ihr dringend zu einem Abbruch, sondern massiv auch ihr Bekanntenkreis.<br />

Es fiel ihr sehr schwer, sich den scheinbar einleuchtenden<br />

Argumenten zu verschließen. Doch die Liebe<br />

zu ihrem Kind ließ sie<br />

standhaft bleiben. Nach<br />

dem Klinikaufenthalt<br />

kam das Kind durch einen<br />

unverschuldeten Autounfall<br />

sechs Wochen zu<br />

früh auf die Welt. Der<br />

Zustand des Kindes war<br />

kritisch, weil die Lungen<br />

zusammenfielen. Doch<br />

alles ging gut und heute<br />

ist es ein gesundes<br />

Prachtkind.<br />

Einige Tage später<br />

brachte ich ihr einen großen<br />

Karton Lebensmittel<br />

und Windeln mit. Beate<br />

erzählte mir, dass sie kein<br />

Geld mehr habe. Zum<br />

Glück war die Miete für<br />

den laufenden Monat<br />

bezahlt. Allerdings war<br />

die Stromrechnung bereits<br />

angemahnt. Um zu<br />

verhindern, dass der<br />

Strom abgestellt wird,<br />

übernahm die ALfA-<br />

Coburg die Bezahlung.<br />

Für die Tilgung ihrer akuten<br />

Schulden zahlten wir<br />

ihr unseren Windelbonus von 100 Euro aus.<br />

Beates finanzielle Situation ist bedrängend. Von dem Hartz-<br />

IV-Geld kann sie gerade mal die Miete zahlen; Strom geht vom<br />

Unterhalt ab, der erst Mitte des Monats überwiesen wird.<br />

Kinder- sowie Erziehungsgeld sind erst am Monatsende auf<br />

dem Konto. Immer wieder muss sie sich zu Monatsbeginn<br />

Geld leihen, um überleben zu können. Ende des Monats zahlt<br />

sie das geliehene Geld zurück und steht dann wieder mit leeren<br />

Händen da. Ihre Familie hilft ihr nicht, wiel sie mit ihrem<br />

Partner nicht einverstanden ist. Beate hungert oft, damit ihre<br />

Kinder ausreichend zu essen haben. Psychisch ist sie noch sehr<br />

labil und denkt an Selbstmord. Das macht uns große Sorgen.<br />

Die Patenschaftsaktion wurde sofort informiert; wir erhielten<br />

für Beate einen Notfond, aus dem wir einige Monate lang einen


Beitrag zur Miete leisten können. Wir hoffen auf<br />

eine längerfristige Unterstützung, damit Beate die<br />

Zeit ohne Partner überbrücken kann. Den monatlichen<br />

Stromabschlag zahlen vorläufig wir.<br />

Jetzt ist ein neues Problem aufgetreten. Weil das<br />

Elterngeld ausgelaufen ist, gibt es wieder 100 Euro<br />

weniger. Der Antrag auf Landeserziehungsgeld<br />

Landeserziehungsgeld gibt es<br />

erst nach der U7 in vier Monaten<br />

wird erst bearbeitet, wenn Beate die Vorsorgeuntersuchung<br />

U7 nachweisen kann, die nicht vorgezogen<br />

werden kann. Sie bekommt daher vier Monate<br />

lang überhaupt kein Erziehungsgeld und ist völlig<br />

verzweifelt. Das Geld, hat man ihr unwirsch erklärt,<br />

würde zwar nachgezahlt, aber davon hat Beate derzeit<br />

gar nichts!<br />

Rosemarie Falk, ALfA-Regionalverband Coburg<br />

Telefon: 09561-15573, Telefax: 09561-201688<br />

Internet: www.alfa-coburg.falk.-it.de<br />

Mail: arofa@falk-it.de<br />

Blickpunkt<br />

Schüler zur Abtreibung<br />

Aussagen von Hauptschülern der 8. Klasse zur<br />

Abtreibung, nachdem sie die Filme »Der stumme<br />

Schrei«, »Maria und ihre Kinder« und »Tim lebt«<br />

gesehen hatten:<br />

»Bei einer Abtreibung tötet man ein lebendes<br />

Kind, ohne dass sich dieses wehren kann.«<br />

»Ich bring doch auch nicht einfach so meinen<br />

Bruder oder meine Verwandten um!«<br />

»Abtreibung ist Sünde, weil getötet wird. Die<br />

Frau ist schon Mutter, der Mann schon Vater.«<br />

»Kinder abzutreiben ist das Gleiche, wie wenn<br />

man einen Menschen tötet. Es ist ziemlich brutal<br />

und abscheulich, man sollte so was nicht machen.«<br />

»Bei den 10 Geboten heißt es, du sollst nicht<br />

töten. Bei einer Abtreibung tötest du einen Menschen<br />

der schon lebt, nur noch nicht geboren<br />

ist.«<br />

v Kurz gemeldet<br />

Der ALfA-Stand in der Lörracher Innenstadt.<br />

»Da ist ja schon alles dran!«<br />

Im Juli veranstalteten Mitglieder der ALfA ihren ersten Infostand in der<br />

Lörracher Innenstadt. Einen ganzen Vormittag lang verteilten wir dort<br />

Informationsmaterial an Passanten und warben für den Lebensschutz.<br />

»Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Ich habe hier ein Modell eines ungeborenen<br />

Kindes. Was glauben Sie, wie alt es ist?«, sprachen wir Vorbeigehende<br />

an. Eine junge Frau reagierte erstaunt, als sie erfuhr, dass<br />

unser Modell ein Kind in der zehnten Schwangerschaftswoche zeigt.<br />

»Da ist ja schon alles dran!«, sagte sie. Wir führten viele gute und interessante<br />

Gespräche über Fristenlösung, Spätabtreibungen und den Wert<br />

eines jeden Kindes – gesund oder behindert. An Kinder verteilten wir<br />

Luftballons und konnten so auch den Eltern die Anliegen der ALfA erläutern.<br />

Zwei Passanten waren von den Informationen so angetan, dass<br />

sie einen Antrag auf Mitgliedschaft stellten.<br />

Michael Schwantge<br />

AlfA Aktiv<br />

Kids sind Hits<br />

Im Rahmen der 850-Jahr-Feier der Stadt München präsentierte sich der<br />

RV München beim Altstadtfest in der Münchner Innenstadt mit einem<br />

Infostand. Das Interesse der Passanten war so rege, dass neun Standhelfer<br />

vier Stunden lang alle Hände voll zu tun hatten. Kindern schenkten<br />

wir die »Kids-sind-Hits«-Luftballone der ALfA. Erwachsenen überreichten<br />

wir Informationsmaterial zur Entwicklung des Kindes im Mutterleib<br />

sowie zu den Abtreibungsmethoden und ihren Folgen. Großen Anklang<br />

fanden auch die Embryonenmodelle.<br />

Antonia Egger<br />

ARCHIV<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>81</strong> 7


Lebens<br />

zeichen<br />

90 %<br />

Ist das eigene Kind erstmal auf der Welt, ist an eine Tötung<br />

nicht mehr zu denken.<br />

»Das ist ja furchtbar«<br />

Kommt eine schwangere Frau zu ihrem Gynäkologen…<br />

Eine verzweifelte Frau ging zu ihrem Gynäkologen und sagte: »Herr<br />

Doktor, ich habe ein ernstes Problem und benötige dringend ihre Hilfe.<br />

Mein Baby ist nicht einmal ein Jahr alt und ich bin schon wieder<br />

schwanger. Ich möchte aber keine Kinder, die so nahe aufeinander<br />

folgen.«<br />

»Verstehe«, sagte der Arzt. »Und was soll ich dagegen tun?«<br />

»Ich möchte, dass meine Schwangerschaft beendet wird und zähle<br />

dabei auf ihre Hilfe«, antwortete die Frau.<br />

Der Arzt schwieg und dachte nach. Nach einer Weile wandte er sich<br />

an seine Patientin: »Ich denke, ich weiß eine bessere Lösung für ihr<br />

Problem. Sie ist auch völlig gefahrlos für sie.«<br />

Erleichtert, dass der Arzt ihren Wunsch zu akzeptieren schien, lächelte<br />

die Frau. Doch der Arzt fuhr fort: »Wenn sie sich nicht gleichzeitig um<br />

zwei Kinder kümmern wollen, lassen Sie uns doch das in ihren Armen<br />

töten. Auf diese Weise vermeiden wir jedes Risiko, sie bei der Abtreibung<br />

zu verletzen. Obendrein gewännen Sie so auch mehr Zeit für<br />

sich. Zumindest bis das andere Kind geboren wird.«<br />

Die Frau war entsetzt und rief: »Herr Doktor, aber das ist ja furchtbar.<br />

Es ist ein Verbrechen ein Kind zu töten.«<br />

»Ich bin ganz ihrer Meinung«, sagte der Arzt. »Aber da es für Sie in<br />

Ordnung zu sein schien, ein Baby zu töten, dachte ich, diese Variante<br />

wäre für Sie die beste Lösung«, schmunzelte der Arzt, als er merkte,<br />

den Punkt gemacht zu haben.<br />

Er überzeugte die Frau, dass es keinen Unterschied zwischen der<br />

Tötung eines bereits geborenen und eines noch ungeborenen Kindes<br />

gibt. Denn das Verbrechen ist dasselbe.<br />

DANIEL RENNEN<br />

90 Prozent der Frauen, die mit einem positiven Trisomie-21-<br />

Befund konfrontiert werden, treiben ihr Kind ab. Das zeigte<br />

eine metaanalytische Auswertung von 20 Studien. Die<br />

Daten deuten auf eine Zunahme selektiver Abtreibung hin.<br />

v Kurz gemeldet<br />

Friedhof für Ungeborene<br />

In Bad Segeberg wird ein Friedhof für Ungeborene<br />

eingerichtet. Föten, die unter 1000 Gramm wiegen,<br />

unterliegen in Schleswig-Holstein nicht der Bestattungspflicht<br />

und wurden bisher verbrannt. Für viele<br />

Menschen aber ist ein Ort zum Trauern wichtig: Studien<br />

zufolge entwickeln ein Drittel der Betroffenen<br />

psychische Probleme, weil sie keinen Ort zur Trauerbewältigung<br />

besitzen. Die Gynäkologie der Segeberger<br />

Kliniken hat deshalb zusammen mit der evangelischen<br />

Gemeinde ein Grabfeld für »nicht bestattungspflichtige<br />

Föten« eingerichtet. Hier finden nun<br />

zweimal im Jahr Gottesdienste mit anschließender<br />

Beisetzung statt. Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt<br />

hatten oder eine Abtreibung vornehmen lassen,<br />

erhalten in der Klinik künftig eine Broschüre, die sie<br />

darüber informiert, dass ihr Fötus bestattet wird.

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