Lebenszeichen | 82 | Frühling 2009

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Lebens zeichen Editorial Liebe ALfA Mitglieder, Liebe Freunde des Lebensrechts! 114.484 vorgeburtliche Kindstötungen notiert das Statistische Bundesamt für das Jahr 2008. Das entspricht der Einwohnerzahl einer Stadt von der Größe Bremerhavens. Vor allem aber gilt: 114.484 Abtreibungen sind 114.484 vorgeburtliche Kindstötungen zuviel. Fakt ist aber auch: Die Zahl der dem Bundesamt gemeldeten Abtreibungen geht zurück. Über die Ursachen dieses Rückgangs darf nun spekuliert werden. Denkbar ist manches, und nur eines ist sicher ausgeschlossen. Nämlich dass das so genannte Schutzkonzept, das der Gesetzgeber mit der Reform des § 218 im Jahr 1995 einführte, nun – mit einer Verspätung von mehr als einem Jahrzehnt – greift. Auch von einem kontinuierlichen Rückgang auf niedrigem Niveau kann keine Rede sein. Dies nicht nur, weil die gemeldeten Abtreibungszahlen in den Jahren 2000 (134.609) und 2001 (134.964) gegenüber dem Jahr 1996 (130.899) jeweils ein Mehr von rund 4.000 vorgeburtlichen Kindstötungen aufwiesen, sondern auch weil der scheinbare Rückgang der Folgejahre keiner war. Zwar fielen die gemeldeten Abtreibungen im Jahr 2002 auf 130.387 und 2003 sogar auf 128.030. Zugleich sank jedoch der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter (15-45 Jahre) so rapide, dass die verbliebenen Frauen trotz sinkender absoluter Zahlen unter dem Strich häufiger abgetrieben hatten als im Jahr 2000. Nun sieht es jedoch so aus, als korrespondiere der Rückgang bei den gemeldeten vorgeburtlichen Kindstötungen auch mit einem Rückgang der Häufigkeit von Abtreibungen. Ganz sicher kann man sich nicht sein, da die Statistik generell mit Vorsicht betrachtet werden muss. So werden etwa so genannte Mehrlingsreduktionen nach künstlicher Befruchtung dort eben so wenig erfasst wie Abtreibungen, welche im Ausland durchgeführt werden. Auch Abtreibungen, die von Gynäkologen nicht gemeldet und bei den Krankenkassen unter anderen Ziffern (etwa als Ausschabung der Gebärmutter) abgerechnet werden, finden keinen Eingang in das Zahlenwerk. Lebensrechtler gehen deshalb davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Abtreibungen etwa doppelt so hoch Dr. Claudia Kaminski ist wie die gemeldete. Wenn trotzdem unter dem Strich ein echter Rückgang zu verzeichnen wäre, dann darf dahinter ein beginnender Mentalitätswandel vermutet werden. Als ALfA haben wir in den vergangenen Jahren feststellen können, dass gerade unter jungen Menschen das Interesse an unserer Aufklärungsarbeit spürbar zugenommen hat. Die von uns eingesetzten Embryomodelle haben sich zu einem wahren Renner entwickelt. Immer mehr Lehrer machen von den von uns entwickelten Unterrichtsmaterialien Gebrauch. Häufiger wünschen sie Informationen über das Post- Abortion-Syndrom. Und: Trotz oder auch gerade wegen des politischen Stillstands gewinnen wir immer mehr Neu- Mitglieder. Zugegeben, im täglichen Ringen um das Leben ungeborener Menschen geht all das oft unter. Und an Arbeit mangelt es nach wie vor nicht. Trotzdem: Es tut gut zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ihre Claudia Kaminski Impressum Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V. Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg Telefon 0821 / 51 20 31 Telefax 0821 / 15 64 07 Internet www.alfa-ev.de E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de Redaktion Monika und Reinhold Eichinger Alexandra Linder, M.A. Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.) Satz & Layout Rehder Medienagentur Aachen www.rehder-agentur.de Druck SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH Saarwellingen; www.sdv-saar.de Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Erscheinungsweise vierteljährlich Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten. Spenden sind erwünscht und steuerlich absetzbar. Spendenkonten Postbank Niederlassung München BLZ 700 100 80 Konto 24 22 44 800 Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg BLZ 720 900 00 Konto 504 0 990 2 Lebenszeichen 82
Fortsetzung von Seite 1 einmal ganz verschwunden. Frierend fragte ich mich, warum ich mich denn ausgerechnet heute für den »Straßendienst« gemeldet hatte. Es vergingen keine zehn Minuten, dann kam eine angestellte Abtreibungsärztin heraus und suchte Streit und drohte grundlos die Polizei zu rufen. Wenig später hielt ein Kleinbus vor der Klinik, der zu einer Psychiatrie gehörte. Zwei Betreuer stiegen aus und eskortierten eine Patientin zur Abtreibungsklinik. Die Frau hatte Tränen in den Augen und als ich mit ihr sprechen wollte, wurde ich von den Betreuern daran gehindert. Als einer der beiden später das Auto umparkte, kam ich doch noch ins Gespräch mit ihm und fragte ihn, wie die junge Frau denn gesund werden soll, wenn sie sie dem Trauma der Abtreibung auslieferten, und ob seine Psychiatrie Menschen heilen oder verwunden wolle? Der Betreuer war natürlich anderer Meinung und erklärte mir nüchtern, dass die Abtreibung das Beste für diese Frau sei. Zehn Minuten später kam eine Mutter, die ihre circa 16-jährige Tochter zur Abtreibung begleitete, oder besser gesagt dazu drängte. Ich gab der Tochter ein Embryomodell und hörte sie zu ihrer Mutter sagen: »Mama ich kann mein Baby doch nicht töten lassen, es hat ja schon kleine Finger und Füße!« Die Mutter nahm das Embryomodell, ließ es fallen und sagte: »Wenn Du nicht sofort mit in die Klinik kommst, schmeiß ich Dich zu Hause raus. Was Du tust, bestimme immer noch ich!« Ich bat die Tochter, statt auf ihre Mutter auf ihr Herz zu hören, zumal sie jetzt schon selber Mutter sei. Doch leider fand sie dazu keine Kraft. Ein Paar kam aus der Klinik. Sie hatten die Abtreibung hinter sich gebracht und warteten auf ein Taxi. Beide lehnten an der Hauswand, mit dem Rücken zueinander. Die Frau schaute traurig auf den Boden. Ich sprach sie an und sie flüsterte mir zu: »Ich hasse ihn und ich will mein Baby zurück!« Mindestens acht weitere Frauen ließen an diesem Vormittag ihr Kind abtreiben, die meisten waren ziemlich aggressiv. Ein Vater erzählte mir, während seine Frau in der Klinik abtrieb, dass sie vor zwei Jahren eine Frühgeburt gehabt hätten und die Tochter monatelang an Schläuchen gehangen habe, bevor sie an einer Gehirnblutung verstarb. Er berichte, wie hilflos er sich damals gefühlt habe, weil er seine Tochter nicht retten konnte. »Dein jetziges Kind könntest Du aber retten, wenn Du hochrennst und Deine Frau runterholst!«, flehte ich ihn an. »Nein, wir haben uns ganz bewusst für die Abtreibung entschieden und ich stehe dazu«, antwortete er mir. Als er dann über die Bankenkrise sprechen wollte, beendete ich das Gespräch. ARCHIV Da redet einer über die Bankenkrise, während gerade sein unschuldiges, kleines Baby stirbt. Von weitem entdeckte ich zwei junge Frauen, die sich suchend umschauten. Ich ging ihnen entgegen und fragte, ob sie Hilfe im Schwangerschaftskonflikt benötigen? »Ja« antwortete die eine. Beide blieben stehen und wir kamen ins Gespräch. Verena war in der zehnten Woche schwanger. Sie wollte abtreiben, weil sie am Anfang der Schwangerschaft Medikamente eingenommen hatte. Ihr Gynäkologe hatte ihr gesagt, dass wegen der Medikamenteneinnahme die Gefahr der Missbildung ihres Kindes bestehe und sie sicherheitshalber besser abtreiben solle. Sie könne ja wieder schwanger werden. Außerdem fühle sich ihr Freund zu unreif für ein Kind. Wir unterhielten uns lange. Ich schrieb die Namen der Medikamente auf und versprach ihr, mich so schnell wie möglich zu erkundigen, was diese Medikamente tatsächlich bewirken. Sie gab mir ihre Telefonnummer und ging zum Vorgespräch in die Abtreibungsklinik. Noch am selben Tag erhielt ich über die embryonaltoxikologische Beratungsstelle die Information, dass die eingenommenen Medikamente in der Schwangerschaft zwar nicht empfehlenswert seien, aber niemals Fehlbildungen verursachen. Diese Information bestätigten mir zwei weitere Gynäkologen, einer telefonierte dann auch mit Verena. Die nächsten Tage traf ich mich noch zweimal mit ihr und ihrem Freund. Ich konnte ihnen eine finanzielle Unterstützung durch die ALfA zusichern, worüber sie sich sehr freuten. Drei Tage später sagte Verena den Abtreibungstermin ab. Das Leben hatte über den Tod gesiegt. Lebenszeichen 82 3
Seite 1: Lebens Zeitschrift für die Lebensb
Seite 5 und 6: »Pro Choicer« (Abtreibungsbefürw
Seite 7 und 8: Viel Lob gab es von Besuchern wie v

Lebenszeichen | 82 | Frühling 2009

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?