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Lebenszeichen | 82 | Frühling 2009

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Lebens<br />

Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />

zeichen<br />

Nr. <strong>82</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2009</strong><br />

Sieg über den Tod<br />

Die Gehsteigberatung vor der Abtreibungsklinik ist hart und keineswegs immer erfolgreich.<br />

Und doch lohnt sie immer. Denn Menschenleben sind jede Anstrengung wert.<br />

Es war ein eiskalter Dezembertag. Das Thermometer zeigte<br />

minus 6 Grad, eigentlich viel zu kalt, um sich drei Stunden vor<br />

die Abtreibungsklinik zu stellen. Und als ich schon nach einer<br />

halben Stunde vor der Klinik dreimal angemotzt, mehrfach<br />

ignoriert und einmal sogar den »Stinkefinger« gezeigt bekam,<br />

war meine an diesem Tag ohnehin eher geringe Motivation erst<br />

Fortsetzung auf Seite 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Editorial<br />

Liebe ALfA Mitglieder,<br />

Liebe Freunde des Lebensrechts!<br />

114.484 vorgeburtliche Kindstötungen notiert das<br />

Statistische Bundesamt für das Jahr 2008. Das entspricht<br />

der Einwohnerzahl einer Stadt von der Größe Bremerhavens.<br />

Vor allem aber gilt: 114.484 Abtreibungen sind 114.484<br />

vorgeburtliche Kindstötungen zuviel. Fakt ist aber auch:<br />

Die Zahl der dem Bundesamt gemeldeten Abtreibungen<br />

geht zurück. Über die Ursachen dieses Rückgangs darf<br />

nun spekuliert werden. Denkbar ist manches, und nur eines<br />

ist sicher ausgeschlossen. Nämlich dass das so genannte<br />

Schutzkonzept, das der Gesetzgeber mit der Reform des<br />

§ 218 im Jahr 1995 einführte, nun – mit einer Verspätung<br />

von mehr als einem Jahrzehnt – greift.<br />

Auch von einem kontinuierlichen Rückgang auf niedrigem<br />

Niveau kann keine Rede sein. Dies nicht nur, weil die<br />

gemeldeten Abtreibungszahlen in den Jahren 2000 (134.609)<br />

und 2001 (134.964) gegenüber dem Jahr 1996 (130.899)<br />

jeweils ein Mehr von rund 4.000 vorgeburtlichen Kindstötungen<br />

aufwiesen, sondern auch weil der scheinbare<br />

Rückgang der Folgejahre keiner war. Zwar fielen die gemeldeten<br />

Abtreibungen im Jahr 2002 auf 130.387 und<br />

2003 sogar auf 128.030. Zugleich sank jedoch der Anteil<br />

der Frauen im gebärfähigen Alter (15-45 Jahre) so rapide,<br />

dass die verbliebenen Frauen trotz sinkender absoluter<br />

Zahlen unter dem Strich häufiger abgetrieben hatten als<br />

im Jahr 2000.<br />

Nun sieht es jedoch so aus, als korrespondiere der Rückgang<br />

bei den gemeldeten vorgeburtlichen Kindstötungen<br />

auch mit einem Rückgang der Häufigkeit von Abtreibungen.<br />

Ganz sicher kann man sich nicht sein, da die Statistik<br />

generell mit Vorsicht betrachtet werden muss. So werden<br />

etwa so genannte Mehrlingsreduktionen nach künstlicher<br />

Befruchtung dort eben so wenig erfasst wie Abtreibungen,<br />

welche im Ausland<br />

durchgeführt werden.<br />

Auch Abtreibungen,<br />

die von Gynäkologen<br />

nicht gemeldet und<br />

bei den Krankenkassen<br />

unter anderen<br />

Ziffern (etwa als Ausschabung<br />

der Gebärmutter)<br />

abgerechnet<br />

werden, finden keinen<br />

Eingang in das<br />

Zahlenwerk. Lebensrechtler<br />

gehen deshalb<br />

davon aus, dass<br />

die tatsächliche Zahl<br />

der Abtreibungen etwa<br />

doppelt so hoch<br />

Dr. Claudia Kaminski<br />

ist wie die gemeldete.<br />

Wenn trotzdem unter dem Strich ein echter Rückgang<br />

zu verzeichnen wäre, dann darf dahinter ein beginnender<br />

Mentalitätswandel vermutet werden. Als ALfA haben wir<br />

in den vergangenen Jahren feststellen können, dass gerade<br />

unter jungen Menschen das Interesse an unserer Aufklärungsarbeit<br />

spürbar zugenommen hat. Die von uns<br />

eingesetzten Embryomodelle haben sich zu einem wahren<br />

Renner entwickelt. Immer mehr Lehrer machen von den<br />

von uns entwickelten Unterrichtsmaterialien Gebrauch.<br />

Häufiger wünschen sie Informationen über das Post-<br />

Abortion-Syndrom. Und: Trotz oder auch gerade wegen<br />

des politischen Stillstands gewinnen wir immer mehr Neu-<br />

Mitglieder. Zugegeben, im täglichen Ringen um das Leben<br />

ungeborener Menschen geht all das oft unter. Und an Arbeit<br />

mangelt es nach wie vor nicht. Trotzdem: Es tut gut<br />

zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.<br />

Ihre<br />

Claudia Kaminski<br />

Impressum<br />

Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />

Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />

Telefon 0<strong>82</strong>1 / 51 20 31<br />

Telefax 0<strong>82</strong>1 / 15 64 07<br />

Internet www.alfa-ev.de<br />

E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />

Redaktion<br />

Monika und Reinhold Eichinger<br />

Alexandra Linder, M.A.<br />

Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />

Satz & Layout<br />

Rehder Medienagentur<br />

Aachen<br />

www.rehder-agentur.de<br />

Druck<br />

SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />

Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Erscheinungsweise<br />

vierteljährlich<br />

Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />

Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />

absetzbar.<br />

Spendenkonten<br />

Postbank Niederlassung München<br />

BLZ 700 100 80<br />

Konto 24 22 44 800<br />

Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />

BLZ 720 900 00<br />

Konto 504 0 990<br />

2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong>


Fortsetzung von Seite 1<br />

einmal ganz verschwunden. Frierend fragte ich mich, warum<br />

ich mich denn ausgerechnet heute für den »Straßendienst«<br />

gemeldet hatte. Es vergingen keine zehn Minuten, dann kam<br />

eine angestellte Abtreibungsärztin heraus und suchte Streit und<br />

drohte grundlos die Polizei zu rufen.<br />

Wenig später hielt ein Kleinbus vor<br />

der Klinik, der zu einer Psychiatrie<br />

gehörte. Zwei Betreuer stiegen aus und<br />

eskortierten eine Patientin zur Abtreibungsklinik.<br />

Die Frau hatte Tränen<br />

in den Augen und als ich mit ihr<br />

sprechen wollte, wurde ich von den<br />

Betreuern daran gehindert. Als einer<br />

der beiden später das Auto umparkte,<br />

kam ich doch noch ins Gespräch mit<br />

ihm und fragte ihn, wie die junge Frau<br />

denn gesund werden soll, wenn sie sie<br />

dem Trauma der Abtreibung auslieferten,<br />

und ob seine Psychiatrie Menschen<br />

heilen oder verwunden wolle?<br />

Der Betreuer war natürlich anderer<br />

Meinung und erklärte mir nüchtern,<br />

dass die Abtreibung das Beste für diese<br />

Frau sei. Zehn Minuten später kam<br />

eine Mutter, die ihre circa 16-jährige<br />

Tochter zur Abtreibung begleitete, oder<br />

besser gesagt dazu drängte. Ich gab der<br />

Tochter ein Embryomodell und hörte<br />

sie zu ihrer Mutter sagen: »Mama ich<br />

kann mein Baby doch nicht töten lassen,<br />

es hat ja schon kleine Finger und<br />

Füße!« Die Mutter nahm das Embryomodell,<br />

ließ es fallen und sagte: »Wenn Du nicht sofort mit in<br />

die Klinik kommst, schmeiß ich Dich zu Hause raus. Was Du<br />

tust, bestimme immer noch ich!« Ich bat die Tochter, statt auf<br />

ihre Mutter auf ihr Herz zu hören, zumal sie jetzt schon selber<br />

Mutter sei. Doch leider fand sie dazu keine Kraft.<br />

Ein Paar kam aus der Klinik. Sie hatten die Abtreibung<br />

hinter sich gebracht und warteten auf ein Taxi. Beide lehnten<br />

an der Hauswand, mit dem Rücken zueinander. Die Frau schaute<br />

traurig auf den Boden. Ich sprach sie an und sie flüsterte mir<br />

zu: »Ich hasse ihn und ich will mein Baby zurück!«<br />

Mindestens acht weitere Frauen ließen an diesem Vormittag<br />

ihr Kind abtreiben, die meisten waren ziemlich aggressiv. Ein<br />

Vater erzählte mir, während seine Frau in der Klinik abtrieb,<br />

dass sie vor zwei Jahren eine Frühgeburt gehabt hätten und<br />

die Tochter monatelang an Schläuchen gehangen habe, bevor<br />

sie an einer Gehirnblutung verstarb. Er berichte, wie hilflos er<br />

sich damals gefühlt habe, weil er seine Tochter nicht retten<br />

konnte. »Dein jetziges Kind könntest Du aber retten, wenn<br />

Du hochrennst und Deine Frau runterholst!«, flehte ich ihn<br />

an. »Nein, wir haben uns ganz bewusst für die Abtreibung<br />

entschieden und ich stehe dazu«, antwortete er mir. Als er dann<br />

über die Bankenkrise sprechen wollte, beendete ich das Gespräch.<br />

ARCHIV<br />

Da redet einer über die Bankenkrise, während gerade sein unschuldiges,<br />

kleines Baby stirbt.<br />

Von weitem entdeckte ich zwei junge Frauen, die sich<br />

suchend umschauten. Ich ging ihnen entgegen und fragte, ob<br />

sie Hilfe im Schwangerschaftskonflikt benötigen? »Ja« antwortete<br />

die eine. Beide blieben stehen und wir kamen ins Gespräch.<br />

Verena war in der zehnten Woche schwanger. Sie wollte abtreiben,<br />

weil sie am Anfang der Schwangerschaft Medikamente<br />

eingenommen hatte. Ihr Gynäkologe hatte ihr gesagt, dass<br />

wegen der Medikamenteneinnahme die Gefahr der Missbildung<br />

ihres Kindes bestehe und sie sicherheitshalber besser abtreiben<br />

solle. Sie könne ja wieder schwanger werden. Außerdem fühle<br />

sich ihr Freund zu unreif für ein Kind. Wir unterhielten uns<br />

lange. Ich schrieb die Namen der Medikamente auf und versprach<br />

ihr, mich so schnell wie möglich zu erkundigen, was<br />

diese Medikamente tatsächlich bewirken. Sie gab mir ihre Telefonnummer<br />

und ging zum Vorgespräch in die Abtreibungsklinik.<br />

Noch am selben Tag erhielt ich über die embryonaltoxikologische<br />

Beratungsstelle die Information, dass die eingenommenen<br />

Medikamente in der Schwangerschaft zwar nicht empfehlenswert<br />

seien, aber niemals Fehlbildungen verursachen.<br />

Diese Information bestätigten mir zwei weitere Gynäkologen,<br />

einer telefonierte dann auch mit Verena. Die nächsten<br />

Tage traf ich mich noch zweimal mit ihr und ihrem Freund.<br />

Ich konnte ihnen eine finanzielle Unterstützung durch die<br />

ALfA zusichern, worüber sie sich sehr freuten. Drei Tage später<br />

sagte Verena den Abtreibungstermin ab. Das Leben hatte über<br />

den Tod gesiegt.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong> 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Intensiver Austausch<br />

ALfA-Jugend war auf der »2. Internationalen Studentischen Prolife-Konferenz <strong>2009</strong>« in Edinburgh vertreten.<br />

Vom 6. bis 8. März durften Maria Grundberger und ich als<br />

Vertreter der »Jugend für das Leben, Deutschland« an der »2.<br />

Internationalen Studentischen Prolife-Konferenz <strong>2009</strong>« in<br />

Edinburgh, Schottland teilnehmen. Die Konferenz trug die<br />

Überschrift »I Am Here« (»Ich bin hier«) und bezog sich auf<br />

das wissenschaftliche Faktum, dass jedes neue menschliche<br />

Leben mit der Befruchtung beginnt. Ab<br />

diesem Moment existiert ein neues individuelles,<br />

schützenswertes menschliches Lebewesen,<br />

das ab hier lediglich eine quantitative<br />

Entwicklung vollzieht. Sei es innerhalb<br />

oder außerhalb des Mutterleibes.<br />

In den Hallen des Carberry Towers, in<br />

dem schon die schottische Königin Mary<br />

Stuart logierte, folgten wir gespannt den<br />

Beiträgen international renommierter Gastredner.<br />

So etwa Rebecca Kiessling aus<br />

Detroit (USA). Sie arbeitet für die »Feminists<br />

for Life« und beschäftigt sich speziell mit<br />

dem Thema Vergewaltigung und Abtreibung,<br />

da sie selbst so gezeugt wurde. Eindrucksvoll<br />

sprach auch »Rock for Life«-<br />

Gründer Bryan Kemper (USA) von »Stand<br />

True«, der viele junge Menschen bei Rockkonzerten<br />

erreicht. Andere Sprecher waren:<br />

Margaret Cuthill und Cathy MacBean (»British<br />

Victims of Abortion«), Monica McGhee<br />

(eine Teenagerin, die sich für ihr Kind<br />

entschied), Dr. Calum MacKellar (Direktor<br />

des schottischen Bioethikrats), Eoghan de<br />

Faoite (Sprecher der irischen Youth Defence)<br />

und einige weitere.<br />

Während der Konferenz ging es um Themen wie Abtreibung<br />

bei einer etwaigen Behinderung des ungeborenen Kindes, die<br />

Haltung zur Abtreibung bei Kindern, die durch Vergewaltigung<br />

oder Inzest gezeugt wurden sowie dem Umgang mit Traumata,<br />

»Wir konnten viele Anregungen für unsere Arbeit<br />

in Deutschland mit nach Hause nehmen.«<br />

4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong><br />

ARCHIV<br />

die erst aus einer Abtreibung resultieren, dem so gennanten<br />

»Post Abortion Syndrom« (PAS). Vertreterinnen der Kampagne<br />

»Silent No More« sprachen eindrucksvoll von ihren Leiden,<br />

die sie nach einer Abtreibung an Leib und Seele erfahren haben,<br />

ihrer Reue und von der möglichen Heilung dieser Wunden.<br />

Das Programm des Kongresses und die Arbeitsatmosphäre<br />

haben uns sehr gut gefallen und wir konnten viele Anregungen<br />

für unsere Arbeit in Deutschland mitnehmen. So gibt es etwa<br />

in den USA einen nationalen Schweigetag, an dem die studentischen<br />

Lebensschützer öffentlich an tausenden von Schulen<br />

und Universitäten Schweigeminuten für die Ungeborenen<br />

abhalten. Eine andere leicht zu übernehmende Aktion ist der<br />

nationale T-Shirt-Tag der Amerikaner an dem landesweit alle<br />

Lebensschützer T-Shirts tragen, die auf den Schutz unserer<br />

ungeborenen Brüder und Schwestern hinweisen. Aktionen also,<br />

Gut besucht: Einer der vielen Vorträge während des Kongresses<br />

die das gesellschaftliche Schweigen um das Thema Abtreibung<br />

brechen sollen.<br />

Neben diesen und anderen Anregungen konnten wir unsere<br />

Kontakte zu den verschiedenen Lebensschutzgruppen in<br />

Schottland, England, Wales, Irland, Nordirland und den Vereinigten<br />

Staaten ausbauen. Gerne würden Sprecher wie<br />

Rebecca Kiessling oder Bryan Kemper auch nach<br />

Deutschland kommen. Die sehr aktive Youth Defence<br />

aus Irland, mit der schon auf dem Weltjugendtag in<br />

Köln gemeinsame Aktionen unternommen wurden,<br />

lud uns eindringlich zu ihrer internationalen Konferenz im<br />

November nach Dublin ein. Der intensive Austausch mit den<br />

135 Delegierten aus dem englischsprachigen Raum machte<br />

Mut und unterstrich, dass es fatal wäre, nicht voneinander zu<br />

lernen und sich nicht gegenseitig im internationalen Kampf<br />

gegen das Unrecht der Abtreibung zu unterstützen. Dies machte<br />

gerade ein Beitrag aus Nordirland deutlich, der zeigte, dass<br />

Aktionen von Lebensschützern in Nachbarländern auch die<br />

jeweils eigene Gesetzgebung beeinflussen können. So wie die


»Pro Choicer« (Abtreibungsbefürworter) gegenseitig füreinander<br />

Werbung machen und sich öffentlich als geeinte Front präsentieren,<br />

müssen auch wir uns auf nationaler und internationaler<br />

Ebene mit den verschiedenen Vertretern des Lebensschutzes<br />

arrangieren und zusammentun. Verschiedene Charismen und<br />

Ansatzpunkte sollten nicht zur Spaltung führen, sondern zur<br />

»Es wäre fatal, nicht von<br />

einander zu lernen.«<br />

gegenseitigen Bereicherung. Zumal dadurch ganz verschiedene<br />

Gruppen der Gesellschaft erreicht werden. Zwist untereinander<br />

können wir uns nicht leisten. Es geht um das Leben oder den<br />

Tod unserer Kinder im Mutterleib und um unsere Zukunft.<br />

Michael Botzke<br />

Hier fand die Prolife-Konferenz statt: Carberry Towers<br />

v ALfA mischt sich ein<br />

Konfliktberatung: Anstelle des Kindes gilt es die Umstände<br />

abzutreiben, die bei der Schwangeren zum Konflikt führen.<br />

Vom 21.-23.11.2008 veranstaltete die ALfA in Köln eine Tagung<br />

zur Konfliktberatung. Ziel war es, die Teilnehmer in der facettenreichen<br />

Konfliktarbeit fachlich fundiert zu schulen und mit<br />

neuem Input zu versorgen. Maria Grundberger führte in die<br />

Problematik des Schwangerschaftskonflikts ein und wies uns<br />

Abtreibungen sind tödlich und können krank machen.<br />

auf mögliche Ursachen und die unterschiedlichen Ausdrucksformen<br />

hin. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung in der Gehsteigberatung<br />

eröffnete sie uns wichtige Grundregeln, die bei der<br />

Beratung von Frauen im Schwangerschaftskonflikt zu beachten<br />

sind. So gilt es zunächst den eigentlichen Hauptkonflikt der<br />

Schwangeren zu erkennen. Wichtig ist ferner die Schwangere<br />

DANIEL RENNEN / REHDER MEDIENAGENTUR<br />

über die physische Entwicklung des Kindes aufzuklären, Muttergefühle<br />

zu wecken und das so genannte Post Abortion Syndrom<br />

(PAS) anzusprechen. Kurz: Es gilt, anstelle des Kindes die Umstände<br />

abzutreiben.<br />

Von Gewinn war auch das Seminar über die staatlichen Hilfen,<br />

die einer schwangeren Frau zustehen. Wichtig ist, diese jeweils<br />

voll auszuschöpfen, bevor die Patenschaften der ALfA zur<br />

weiteren Stärkung der finanziellen Situation in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Auch die Frage, eine neue Beratungsstelle für Schwangere<br />

aufzubauen, wurde erörtet. Es gilt, sich bewusst zu machen,<br />

was heutzutage »zieht«, und danach sein Beratungsangebot<br />

auszurichten. Dieses reicht von finanzieller Unterstützung über<br />

die Organisation einer Tagesmutter und der persönlichen<br />

Begleitung bis hin zur Vermittlung von diversen Beratungen,<br />

wie z.B. Schuldner- oder Paarberatung. Der Aufbau eines<br />

Netzwerkes ist genauso notwendig wie hohe Professionalität<br />

und regelmäßige Teilnahme an Schulungen. Die Telefonberatung<br />

muss für die Schwangere in Not rund um die Uhr, werktags<br />

wie feiertags, erreichbar sein.<br />

Frau Dr. Pokropp-Hippen beleuchtete das Krankheitsbild des<br />

PAS und führte in die Therapiemethode »Katathym« ein, bei<br />

der Frauen mit dem Malen von Bildern ihren Gefühlen Ausdruck<br />

verleihen können und bei der entsprechend ausgebildete<br />

Therapeuten anschließend mit den Frauen über die Bilder ins<br />

Gespräch kommen und mit der Aufarbeitung des Traumas<br />

beginnen können.<br />

Tirza Schmidt, Hebamme<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong> 5


Lebens<br />

zeichen<br />

»Gut, dass ihr hier seid!«<br />

ALfA erstmals auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte in Düsseldorf mit Messestand vertreten.<br />

Auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte in der<br />

Düsseldorfer Messe (26.-28.2.<strong>2009</strong>) war erstmals auch die<br />

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA) mit einem Stand<br />

vertreten. An dem hochkarätig besetzten Treffen nahmen fast<br />

4000 Menschen teil.<br />

Da war zum Beispiel eine Krankenschwester, die auf der<br />

Entbindungsstation Dienst tat, gleichzeitig aber Frauen bei<br />

einer Abtreibung zu betreuen hatte. Sie berichtete von einem<br />

beklemmenden Gefühl, das erst endete, nachdem keine Abtreibungen<br />

mehr in ihrem Krankenhaus durchgeführt wurden.<br />

Eine andere ehemalige Krankenschwester aus einem<br />

süddeutschen Universitätsklinikum erzählte von dem ungeheuren<br />

Druck, den sie erst bemerkt habe, nachdem sie ihre Stelle<br />

gekündigt hatte. Außerdem sei es, obwohl das Gesetz niemanden<br />

zur Mitwirkung an einer Abtreibung zwinge, gar nicht so<br />

einfach, sich dieser zu entziehen, insbesondere nicht in einer<br />

großen Universitätsklinik. Besonders entwürdigend für die<br />

Frauen seien Spätabtreibungen gewesen, die sich oftmals über<br />

längere Zeit hinzogen und bei denen die Mütter mit ihrer<br />

Entscheidung und den Folgen allein gelassen würden.<br />

Stand der ALfA auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte<br />

Auch wenn man bisweilen das Gefühl hatte, dass wir sprichwörtlich<br />

Eulen nach Athen trügen, so hat man doch gemerkt,<br />

dass unsere Teilnahme notwendig war. Denn für viele Christen<br />

ist es schwer, in ihrem eigenen – privaten wie beruflichen –<br />

Umfeld für das Lebensrecht einzutreten, wie die uns erzählten<br />

persönlichen Geschichten zeigen.<br />

»Ganze Klassensätze an Embryo-Modellen<br />

wechselten in Düsseldorf den Besitzer.«<br />

6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong><br />

»Der Druck wurde erst nach<br />

der Kündigung bewusst.«<br />

Am überraschendsten war eine Begegnung mit einem Priester<br />

aus China, der unsere Botschaft mit Hilfe von Embryonenmodellen<br />

in seiner Heimat verkünden möchte, in der Hoffnung,<br />

dass er keine Probleme mit dem chinesischen Zoll bekommt.<br />

Seine Begleiterin wies darauf hin, dass in China das Leben<br />

vor der Geburt beim Alter mitgezählt werde, man also schon<br />

neun Monate alt sei, wenn man auf die Welt komme.<br />

Positiv war auch das Gespräch mit einem Frauenarzt, dem<br />

es nach eigenem Bekunden gelungen war, zahlreiche Frauen<br />

von der Abtreibung abzuhalten und damit vielen Kindern das<br />

Leben zu schenken. Ein sehr junges Paar aus der ehemaligen<br />

DDR hatte sich trotz des problemlosen Zugangs zur Abtreibung<br />

für ihr Kind entschieden. Eine Frau berichtete von ihrem<br />

Konflikt in der Schwangerschaft, obwohl sie immer gegen<br />

Abtreibung gewesen sei. Die erste Ultraschallaufnahme ihres<br />

Kindes habe ihr geholfen, eine Beziehung aufzubauen und<br />

die richtige Entscheidung zu treffen. Traurig, aber dennoch<br />

hoffnungsvoll war die Geschichte einer Mutter, die gegen den<br />

Rat aller Ärzte ihr Kind mit Down-Syndrom austrug und es<br />

dann doch kurz nach der Geburt beerdigen musste.<br />

So war unser Stand nicht nur Anlaufstelle für Informationen<br />

zum Thema Lebensrecht, sondern auch für das Bedürfnis von<br />

Menschen, einmal ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen.<br />

Viele der Besucher brauchten wir nicht anzusprechen, sie kamen<br />

ganz von allein, was auf anderen Messen so nicht der Fall<br />

ist. Die Leiterin des Standes gegenüber nahm allerlei<br />

Material, vor allem Embryonenmodelle und den Film<br />

»Maria und ihre Kinder« mit, um Jugendlichen in ihrer<br />

Kirchengemeinde die Abtreibungsthematik und<br />

-problematik näher zu bringen: Sie half sogar bei uns aus.<br />

Mehrfach kamen Schüler oder deren Eltern, die Materialien<br />

und Hinweise für eine Facharbeit oder ein Referat suchten.<br />

Ganze Klassensätze an Embryonen wechselten hierbei die<br />

Besitzer.


Viel Lob gab es von Besuchern wie<br />

von Ausstellern für unseren Einsatz für<br />

Kinder vor der Geburt: »Gut, dass ihr<br />

hier seid!«. Besonders gefreut hat uns das<br />

Lob des Kongressleiters, der extra an<br />

unseren Stand kam, um sich im Namen<br />

des Kongresses für unseren Besuch und<br />

Einsatz zu bedanken und unsere gute<br />

Arbeit im Einsatz für das Leben zu loben.<br />

Stefan Münz, ALfA-Mitglied und derzeit<br />

Praktikant in der LGS Nordrhein-Westfalen<br />

v Kurz gemeldet<br />

ARCHIV<br />

ALfA Bayern lädt ein<br />

Am Samstag, dem 18.4.<strong>2009</strong> beginnt<br />

um 14 Uhr im Haus St. Ulrich in Augsburg<br />

(Kappelberg 1, 86150 Augsburg)<br />

die diesjährige Mitgliederversammlung<br />

des Landesverbandes Bayern.<br />

Dabei wird ein neuer Vorstand gewählt.<br />

TOP 1: Begrüßung; Berichte des Vorstandes<br />

und aus den Regionalverbänden<br />

TOP 2: Entlastung des alten Vorstandes<br />

TOP 3: Wahl des/der Vorsitzenden,<br />

1. Stellvertreter, 2. Stellvertreter,<br />

Schatzmeister, Schriftführer<br />

TOP 4: Wahl der Beisitzer<br />

TOP 5: Wahl der Delegierten und<br />

Ersatzdelegierten zur Bundesdelegiertenversammlung,<br />

dem obersten Organ der<br />

ALfA<br />

TOP 6: Vortrag<br />

TOP 7: Verschiedenes. Auf zahlreiches<br />

Erscheinen freut sich<br />

schon jetzt<br />

Michael Rupp (Landesvorsitzender)<br />

Windlichter bilden die Zahl 1.000 – so viele Kinder werden jeden Werktag<br />

in Deutschland abgetrieben.<br />

Mahnwache vor dem Dom<br />

Anlässlich des Tags der Menschenrechte (10. Dezember) veranstaltete der ALfA-<br />

Regionalverband Aachen in der Fußgängerzone vor dem Aachener Dom eine<br />

Mahnwache. Angelockt durch die vorweihnachtlich anmutende Windlichter-<br />

Instalation, welche mit der Zahl 1.000 die Menge derjenigen Kinder symbolisierte,<br />

die an jedem Werktag in Deutschland abgetrieben werden, blieben viele Besucher<br />

des Weihnachtsmarktes neugierig stehen. Mit Flugblättern und Embryonenmodellen<br />

ausgerüstet, suchten die Mitglieder des ALfA-Regionalverbandes Aachen das<br />

Gespräch mit den Passanten. Die Reaktionen fielen – wie nicht anders zu erwarten<br />

– unterschiedlich aus. Positiv lässt sich vermerken: Vor allem junge Menschen<br />

zeigten reges Interesse an den originalgetreuen Embryomodellen. Viele waren<br />

überrascht, wie weit entwickelt ein Mensch in der 10. Schwangerschaftswoche<br />

ist. Ältere Semester reagierten teils mit Ermutigungen – »Das ist ja so wichtig«,<br />

»Gut, dass Sie das machen« –, teils mit offensichtlicher Betroffenheit und Abwehr.<br />

Hildegard Rehder, RV Aachen<br />

ALfA Aktiv<br />

Marsch für das Leben<br />

Am Samstag, dem 26.9. <strong>2009</strong> – einen Tag vor der Bundestagswahl am Sonntag,<br />

dem 27.9. – findet in Berlin der vom Bundesverband Lebensrecht (BVL) organisierte<br />

diesjährige »Marsch für das Leben« statt. Ursprünglich war der Marsch durch die<br />

Bundeshauptstadt für den 19.9. vorgesehen. Da der zeitgleich stattfindende Berlin-<br />

Marathon jedoch diesmal – anders als sonst – auch die Marschroute der Lebensrechtler<br />

beinhaltet, musste der Termin in Absprache mit der Polizei auf den 26.9.<strong>2009</strong><br />

verlegt werden.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>82</strong> 7


Lebens<br />

zeichen<br />

KARL LANGMANN / PIXELIO.DE<br />

0,018 %<br />

0,018 Prozent aller vorgeburtlichen Kindstötungen, die dem<br />

Statistischen Bundesamt im Jahr 2008 gemeldet wurden,<br />

wurden mit einer kriminologischen Indikation begründet. In<br />

114.463 Fällen waren die ungewollten Schwangerschaften<br />

demnach das Ergebnis eines gewollten Geschlechtsverkehrs.<br />

v Kurz gemeldet<br />

Doch kein Babyboom<br />

Binnen weniger Tage hat sich Ursula von der Leyens<br />

»Babyboom« in Luft aufgelöst. Denn im Oktober und<br />

November 2008 sind die Geburten gegenüber den<br />

Vorjahresmonaten um 11,9 beziehungsweise um<br />

11,7 Prozent zurückgegangen. Das bedeutet einen<br />

Gesamt-Rückgang gegenüber 2007 (Januar bis November)<br />

um 10.793 Kinder beziehungsweise um 1,7<br />

Prozent. Mitte Februar <strong>2009</strong> hatte die Ministerin auf<br />

einer Pressekonferenz noch von einer »Trendwende«<br />

CDU<br />

Dom St. Salvator zu Fulda<br />

BDV <strong>2009</strong><br />

Vom 15.-16. Mai <strong>2009</strong> findet im Fuldaer Bonifatiushaus die ordentliche<br />

Bundesdelegiertenversammlung der ALfA statt, zum ersten Mal zweiund<br />

nicht wie bisher dreitägig. Schwerpunkte der diesjährigen Versammlung<br />

sind die menschenwürdige Versorgung von Schwerstkranken<br />

als klare Alternative zur Euthanasie und praktische Lebensrechts- und<br />

Beratungsarbeit.<br />

Das Jahrestreffen beginnt am Freitagabend mit einem Eröffnungsvortrag<br />

von Prof. Dr. Schäfer zum Thema »Palliative Versorgung statt Euthanasie«.<br />

Professor Schäfer ist Chefarzt der Palliativstation des Juliusspitals<br />

in Würzburg.<br />

Am Samstag gehen wir mit drei Workshops für die Delegierten in die<br />

Praxis: »Neugeborene Eltern«, »Unterstützung von Frauen nach Abtreibung«<br />

und »Erfolgreiche Standarbeit« sind die Bereiche, in denen<br />

kompetente Fachleute eine Schulung und Gelegenheit zum regen<br />

Austausch anbieten. Die Workshops werden zeitlich hintereinander<br />

gelegt, so dass die Teilnahme an allen Angeboten möglich ist.<br />

Am Samstagnachmittag wird die reguläre Bundesdelegiertenversammlung<br />

mit den entsprechenden Tagesordnungspunkten abgehalten.<br />

Alle Delegierten oder ggf. Ersatzdelegierten erhalten innerhalb der<br />

nächsten Wochen eine gesonderte Einladung mit allen notwendigen<br />

Informationen. Auch Gäste sind wie immer herzlich willkommen!<br />

Familienministerin Ursula von der Leyen<br />

bei der Geburtenrate gesprochen und diese auch<br />

auf ihre Politik zurückgeführt. Dabei präsentierte sie<br />

Zahlen, die das stützen sollten. Allerdings begnügte<br />

sich die Ministerin damit, die Zahlen von Januar bis<br />

September 2008 (517.549) vorzulegen diese mit<br />

denen des Vorjahreszeitraums (514.152) zu vergleichen.<br />

Heraus kam ein Plus von 3.397 Geburten oder<br />

0,66 Prozent. Bleibt die Frage: Wer ist jetzt für den<br />

Rückgang der Geburten verantwortlich? Auch die<br />

Politik der Familienministerin?

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