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Zweitwohnungen im Alpenraum - Institut für Geographie

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Prof. Dr. Werner Bätzing<br />

Professor <strong>für</strong> Kulturgeographie<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong><br />

Entwicklung, aktueller Stand und Perspektiven eines gesellschaftlichen Bedürfnisses<br />

Disposition <strong>für</strong> die Dissertation<br />

Erlangen, 7. Juli 2009<br />

Roger Sonderegger, dipl. Geograph<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 1


<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong><br />

Inhalt<br />

1. Ausgangslage und persönliche Motivation.................................................................................................3<br />

2. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes...........................................................................................5<br />

3. Problemstellung..............................................................................................................................................6<br />

4. Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen.............................................................................................10<br />

5. Methodisches Vorgehen..............................................................................................................................11<br />

6. Inhalte und Gliederung der Arbeit............................................................................................................11<br />

6 Literaturverzeichnis......................................................................................................................................16<br />

7 Arbeitsplanung..............................................................................................................................................18<br />

Anhang....................................................................................................................................................................19<br />

Anhang I.............................................................................................................................................................19<br />

Anhang II...........................................................................................................................................................20<br />

Anhang III .........................................................................................................................................................21<br />

Anhang IV..........................................................................................................................................................21<br />

Anhang V ...........................................................................................................................................................22<br />

Roger Sonderegger<br />

Ruopigenhöhe 1<br />

CH - 6015 Reussbühl<br />

Tel: 041 534 39 30<br />

roger.sonderegger@hslu.ch<br />

Titelbild: Neubau von Ferienwohnungen in Grindelwald. Eigene Aufnahme, März 2009.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 2


1. Ausgangslage und persönliche Motivation<br />

In der Schweiz sind die Alpen traditionellerweise ein wichtiger Teil der nationalen Identität und eine<br />

ausgesprochen wichtige Feriendestination zugleich. Es ist ein Lebenstraum vieler Schweizer, ein eigenes<br />

„Hüsli“ in den Bergen zu besitzen. Viele konnten sich diesen Wunsch in den vergangenen 50 Jahren<br />

auch bereits erfüllen. Die Schweizerische Statistik weist heute rund 420´000 <strong>Zweitwohnungen</strong> aus,<br />

wovon rund 240´000 werden <strong>für</strong> Freizeit- und Ferienzwecke genutzt werden. Der Anteil der <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

am gesamten Wohnungsbestand liegt damit bei rund 11,8%; in den Kantonen Wallis und<br />

Graubünden liegen die Anteile der <strong>Zweitwohnungen</strong> insgesamt bei über 35%, und in einigen Destinationen<br />

(z.B. in Laax GR) liegt der Anteil sogar bei über 80%.<br />

Diese relativ hohen Zahlen gehen auf ein rasantes Wachstum der <strong>Zweitwohnungen</strong> in den Schweizer<br />

Alpen seit 1970 zurück. Im Vergleich mit 1970 gibt es heute rund 72% mehr Gästebetten, wie Tabelle<br />

1 oben aufzeigt. Die Hotellerie hingegen hat sich nach dem schnellen Wachstum um die Jahrhundertwende<br />

(bis zu den 1920er-Jahren, Belle Epoque) fast nicht mehr weiter entwickelt; seit 1970 sind die<br />

Bettenzahlen bis heute sogar leicht zurück gegangen.<br />

Tabelle 1: Entwicklung der Gästebetten in der Schweiz seit 1970<br />

1970 1988 1997 2001 2007 Veränderung<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> 580 000 700 000 850 000 900 000 1 Mio + 72%<br />

Hotellerie 264 600 272 200 261 100 261 100 241 000 - 9%<br />

Quelle: Krippendorf (1986) und BFS in Stettler (2007)<br />

Auch in Italien erlebte der Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> in den vergangenen 30 Jahren einen eigentliche<br />

Boom. In Aprica (Provinz Sondrio), Ponte di Legno (Brescia) und Asiago (Vizenca) liegen die Wachstumsraten<br />

seit 1981 bei über 60% (Bartaletti 2008), teilweise allerdings bedingt durch den Bau von<br />

grossen Resorts. Ausserdem besteht heute in vielen Gemeinden ein grosses Ungleichgewicht zwischen<br />

Hotel- und Zweitwohnungsbetten, welches <strong>im</strong> Extremfall von Gallio 1:116 beträgt. Auch andere Gemeinden<br />

weisen Verhältnisse von 1:40 und höher auf.<br />

In Frankreich machen die Gästebetten in <strong>Zweitwohnungen</strong> heute rund 10% des gesamten Bettenangebotes<br />

aus, und die Anzahl Wohnungen wird auf rund 3 Millionen Objekte geschätzt (Mignotte 2008).<br />

Zur Entwicklung können nur grundlegende Aussagen gemacht werden, nämlich dass die Bettenkapazitäten<br />

in den französischen Alpen zwischen 1948 und 1985 förmlich explodiert sind, weil sie mit staatlicher<br />

Unterstützung auf der grünen Wiese erstellt wurden und nicht einem langsamen Wachstumsprozess<br />

gefolgt sind (Bätzing 2005).<br />

Etwas anders sieht die Situation in Deutschland und Österreich aus. In den deutschen Alpen existiert<br />

zwar die Thematik der <strong>Zweitwohnungen</strong>, sie wurde beispielsweise in den Regionalen Entwicklungsberichten<br />

Mitte der 1970er-Jahre bereits diskutiert. Allerdings nehmen die Alpen in Deutschland insgesamt<br />

einen viel kleineren Stellenwert ein, da sie nur einen sehr kleinen Teil der Fläche einnehmen. Seit<br />

den 1970er-Jahren scheint die Diskussion um Zweitwohnsitze in den bayerischen Alpen an Bedeutung<br />

verloren zu haben; heute wird vielmehr die Besteuerung von Zweitwohnsitzen in Städten diskutiert. In<br />

den österreichischen Alpen wiederum bestehen heute bedeutend weniger <strong>Zweitwohnungen</strong> als in der<br />

Schweiz. Die Zahlen sind zwar auf nationaler Ebene vergleichbar (Österreich: 5,7% Nebenwohnungen<br />

plus 8,4% Wohnungen ohne Wohnsitzabgabe, Schweiz 11,9% <strong>Zweitwohnungen</strong>), und es gibt einige<br />

alpine Gemeinden mit Anteilen über 50%. Interessanterweise befindet sich aber der grösste Teil der<br />

österreichischen Nebenwohnsitze ausserhalb der Alpen <strong>im</strong> nördlichen Niederösterreich, als Freizeitwohnsitze<br />

<strong>im</strong> Vorland von Wien.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 3


Angesichts der Anzahl involvierter Menschen und des angesprochenen finanziellen Volumens lässt<br />

sich damit feststellen, dass das Phänomen <strong>Zweitwohnungen</strong> von grösserer Bedeutung <strong>für</strong> den <strong>Alpenraum</strong><br />

ist. Aus zahlreichen Bewertungen und langjähriger Erfahrung der Gemeinden mit dem Thema ist<br />

denn auch bereits viel praxisorientiertes Wissen über die <strong>Zweitwohnungen</strong> und deren Konsequenzen<br />

vorhanden.<br />

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema beschränkt sich hingegen in den letzten<br />

Jahren auf kleinere Projekte. Das bisher grösste schweizerische Forschungsprojekt (cf. Bieger / Beritelli<br />

2004) zielte darauf ab, die Vermietungsbereitschaft bei bestehenden Ferienbetten zu verbessern. In<br />

der Praxis hat sich dies jedoch als sehr schwierig herausgestellt. Bisher sind weder Habilitationen noch<br />

Dissertationen zum Thema verfasst worden, mit Ausnahme der Dissertation von Toni Amonn zur<br />

Besteuerung von <strong>Zweitwohnungen</strong> (Dissertation in Jurisprudenz an der Universität Basel). Andre<br />

Odermatt schrieb an der Universität Zürich seine Dissertation über <strong>Zweitwohnungen</strong> in Städten.<br />

Für die Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach <strong>Zweitwohnungen</strong> einem<br />

gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht. Dieses hat seine Wurzeln in der Zunahme von Freizeit,<br />

Wohlstand, Mobilität und des Anteils älterer Menschen an der Gesellschaft und entspricht damit wesentlichen<br />

Megatrends in Westeuropa. Obwohl die ersten <strong>Zweitwohnungen</strong> bereits um die Jahrhundertwende<br />

errichtet wurden, begann die relevante Entwicklung in der Nachkriegszeit, und sie hält bis<br />

heute an. Der Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> bildet denn auch direkt die Bedürfnisse der jeweiligen Gesellschaft<br />

ab, welche dahinter steht: Freizeitwohnsitze <strong>im</strong> Wiener Umland, Sommerfrische in Norditalien<br />

und an der spanischen Mittelmeerküste, Basis <strong>für</strong> die Ausübung von Wintersport in den französischen<br />

Alpen. In diesem Sinn erlaubt eine genaue Beobachtung der Nutzer von <strong>Zweitwohnungen</strong> auch Rückschlüsse<br />

auf die jeweilige Gesellschaft. Hier setzt auch die Forschung zum multilokalen Wohnen an.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> haben in der Nachkriegszeit das Beherbergungsgewerbe grundlegend verändert. Erst<br />

durch die Errichtung von Gästebetten in <strong>Zweitwohnungen</strong> konnte die Bettenkapazität <strong>für</strong> den heutigen<br />

Massentourismus <strong>im</strong> Wintersport überhaupt bereit gestellt werden. Entsprechend haben sich in<br />

den Alpen die touristischen Transportanlagen und die <strong>Zweitwohnungen</strong> ab 1950 parallel entwickelt.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> sind jedoch nicht nur in der Anzahl, sondern auch in der Qualität des Aufenthaltes<br />

bzw. des Reisens ein bedeutendes Phänomen. Sie ermöglichen nämlich einen Aufenthalt fast ohne<br />

persönlichen Kontakt mit anderen Menschen vor Ort (cf. Kohler 2009).<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> bauen gewissermassen eine Brücke zwischen Alltag (Zuhause) und der Gegenwelt<br />

(Alpen), d.h. sie erlauben eine Flucht in eine vertraute Oase, aber ohne das Risiko neuer und herausfordernder<br />

Elemente, die eine konventionelle Reise mit sich bringt. Ironischerweise bewirken sie aber<br />

auch eine schleichende Selbstzerstörung des Traumes vom idyllischen Eigenhe<strong>im</strong> durch Auflösung der<br />

Gegenweltlichkeit, denn eine rege Bautätigkeit führt schliesslich zu hoher Dichte und Zersiedlung,<br />

hohem Verkehrsaufkommen und anderen städtischen Elementen, denen am Zweitwohnsitz eben gerade<br />

ausgewichen werden wollte. Damit stellt der Zweitwohnungsbau ein klassisches Dilemma dar.<br />

Die persönliche Motivation <strong>für</strong> das Verfassen einer Doktorarbeit zum Thema <strong>Zweitwohnungen</strong> hat<br />

ihre Wurzeln einerseits in der engen Verbindung des Autors mit dem <strong>Alpenraum</strong>. Am Alpenrand in<br />

Luzern aufgewachsen, ist er seit vielen Jahren häufig in touristischen Destinationen und auf alpinen<br />

Touren <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> anzutreffen. Eine nachhaltige Nutzung dieses sensiblen Raumes liegt ihm deshalb<br />

besonders am Herzen. Zweitens ist die Thematik der <strong>Zweitwohnungen</strong> aus raumplanerischer und<br />

touristischer Sicht als besonders gravierend einzustufen und damit relevant <strong>für</strong> die zentralen Arbeits-<br />

und Interessengebiete des Autors.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 4


2. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes<br />

Eine Annäherung an den Begriff der Zweitwohnung verlangt zunächst einen Blick auf die beiden<br />

Wortteile. Der erste Teil des Wortes weist darauf hin, dass es sich hierbei nicht um den hauptsächlichen<br />

Wohnsitz handelt. Diese Frage ist aus steuerlichen und rechtlichen Gründen durchaus relevant,<br />

denn in den meisten Staaten (ausgenommen Deutschland) werden nur am Wohnsitz Steuern bezahlt.<br />

In der Schweiz ist der Wohnsitz beispielsweise <strong>für</strong> den Umgang mit der Lex Koller relevant; sie gilt <strong>für</strong><br />

„Personen <strong>im</strong> Ausland“. Der zweite Teil, „Wohnung“, ist <strong>für</strong> <strong>Zweitwohnungen</strong> in einem weiten Sinne<br />

zu verstehen, etwa als Behausung. Die Vielfalt an Ausprägungen ist dabei gross: sie reicht vom Dauerwohnwagen<br />

über den Schrebergarten und das multilokale Wohnen von Scheidungskindern bis zur<br />

Villa in St. Moritz. Allen diesen Formen ist gemeinsam, dass eine Zweitwohnung die Möglichkeit der<br />

Übernachtung und des Aufenthaltes bietet. Damit ist der Begriff der Zweitwohnung auch als Sammelbegriff<br />

<strong>für</strong> verschiedene Wohnformen zu verstehen.<br />

Der Begriff „<strong>Zweitwohnungen</strong>“ wird in der Literatur in zwei Funktionen verwendet. Insbesondere bei<br />

Touristikern bezeichnet er <strong>im</strong> engeren Sinn die Wohnungen in individuellem Privatbesitz, die nicht<br />

weitervermietet werden, und markiert damit das Gegenstück zur Bezeichnung „Ferienwohnung“. Im<br />

weiteren Sinn wird der Begriff „Zweitwohnung“ auch als Sammelbegriff <strong>für</strong> alle Ferien<strong>im</strong>mobilien<br />

verwendet und schliesst in dieser Form auch bewirtschaftete Wohnungen bzw. Hotelappartements ein.<br />

Sofern nicht anders angegeben, wird der Begriff der Zweitwohnung in der vorliegenden Arbeit <strong>im</strong><br />

weiteren Sinne verwendet. Mobile Einheiten (z.B. Wohnwagen) sowie stadtnahe Objekte / nicht auf<br />

den Zweck der Übernachtung ausgerichtete Formen (z.B. Schrebergarten, Haus <strong>im</strong> Weinberg) werden<br />

aufgrund der kleinen Quantität und der Wahl des <strong>Alpenraum</strong>es als Per<strong>im</strong>eter von der Untersuchung<br />

ausgeschlossen. Damit sind <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>für</strong> die vorliegende Untersuchung Wohnungen, die nicht<br />

am Wohnsitz liegen. Diese können sowohl <strong>im</strong> Eigentum als auch in Dauermiete zur Verfügung stehen<br />

und müssen nicht weitervermietet werden.<br />

Abbildung 1: Typisierung von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

1. Kommerziell genutzte<br />

Wohnungen in geteiltem<br />

Eigentum (div. Benutzer)<br />

‐ Hap<strong>im</strong>ag (t<strong>im</strong>e share)<br />

‐ REKA<br />

‐ Landal (t<strong>im</strong>e share)<br />

‐ Utoring (Kauf & Rückmiete)<br />

‐ Served Appartments, von<br />

Hotelbetrieb vermietet<br />

Wertschöpfung<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> weiteren Sinn<br />

2. Kommerziell genutzte<br />

Wohnungen in individuellem<br />

Eigentum (div. Benutzer)<br />

‐ Private Ferienwohnung<br />

(Zweitwohnung), zur<br />

Vermietung vergeben<br />

‐ Individuelle Wohnung von Ein‐<br />

he<strong>im</strong>ischen, zur Vermietung<br />

‐ Privates Ferienhaus / Chalet,<br />

zur Vermietung vergeben<br />

‐ Served Appartments <strong>im</strong> Privat‐<br />

eigentum, von Hotel vermietet<br />

3. Nicht kommerziell genutzte<br />

Wohnungen in individuellem<br />

Eigentum (bleibende Benutzer)<br />

‐ Private Zweitwohnung, Ferienhaus<br />

bzw. Chalet, nicht zur Vermietung<br />

‐ Elternhaus /‐wohnung (aus Erbschaft)<br />

‐ Leerwohnung wegen Wegzug<br />

‐ Pied‐a‐terre in anderer Stadt<br />

(Arbeit, Kultur, Partner)<br />

‐ Wohnwagen auf Dauerstandplatz<br />

‐ Schrebergarten, Hausboot etc.<br />

Ferienwohnungen <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> engeren Sinn<br />

„Kalte Betten“<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 5


In der Schweiz finden sich heute <strong>Zweitwohnungen</strong> vor allem in den Alpen und in den Städten. Dies<br />

bildet die beiden häufigsten Nutzungszwecke ab, nämlich die Freizeit bzw. Erholung einerseits und die<br />

Arbeit bzw. Ausbildung andererseits. Für die vorliegende Arbeit interessieren in erster Linie der <strong>Alpenraum</strong><br />

und damit vor allem die <strong>Zweitwohnungen</strong>, die zum Zweck von Freizeit und Ferien genutzt werden.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>für</strong> Arbeit und Ausbildung werden von der Untersuchung ausgeschlossen. In<br />

Auswanderungsregionen spielen ausserdem zurückgelassene und leerstehende Wohnungen (z.B. aus<br />

Familien- /Elternbesitz) eine wichtige Rolle. Die Formenvielfalt der <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong><br />

ist entsprechend den Nutzerbedürfnissen in der Freizeit beträchtlich; die oben stehende Darstellung<br />

gibt einen Überblick. Zur Abgrenzung der 3 Haupttypen von <strong>Zweitwohnungen</strong> dienen die Kriterien<br />

Eigentum und Nutzungsmuster.<br />

3. Problemstellung<br />

Die mit dem Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> verbundenen Gefahren sind in der Schweiz in den vergangenen<br />

Jahren ins Zentrum der öffentlichen Diskussion gerückt. Dazu gehören beispielsweise der<br />

Verbrauch von Landschaft und anderen Ressourcen, sowie die hohen Infrastrukturkosten betroffener<br />

Gemeinden. Sowohl in der Presse als auch auf Konferenzen und Tagungen ist das Thema <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

regelmässig zu finden. Die teilweise hitzig geführte Diskussion weist darauf hin, dass in der<br />

Schweiz sowohl eine gewisse Sensibilisierung als auch ein spürbarer Handlungsdruck vorhanden sind.<br />

Zusätzlich hat die vom Bundesrat geplante Aufhebung der Lex Koller (Gesetz über den Erwerb von<br />

Grundstücken durch Personen <strong>im</strong> Ausland) zu regen Diskussionen darüber geführt, ob dadurch der<br />

Druck auf den Bau von neuen Wohnungen noch zusätzlich verstärkt würde, und welche flankierenden<br />

Massnahmen bei den Kantonen (in der Schweiz sind diese laut Raumplanungsgesetz massgeblich <strong>für</strong><br />

die Planung zuständig) <strong>für</strong> eine kontrollierte Entwicklung ergriffen werden müssten. Allerdings wurde<br />

die geplante Aufhebung des Gesetzes durch die eidgenössischen Räte abgelehnt und zurück in die<br />

Verwaltung geschickt.<br />

Be<strong>im</strong> Kanton Graubünden, mit 37,2% Zweitwohnungsanteil der am stärksten betroffene Kanton der<br />

Schweiz, befindet sich eine kantonale Regelung des Zweitwohnungsbaus in Erarbeitung. Mit einem<br />

Richtplan greift hier erstmals der Kanton bei denjenigen Gemeinden ein, in denen der Zweitwohnungsbau<br />

eine zu grosse Dynamik angenommen hat, und er stellt diesen einen so genannten Werkzeugkasten<br />

zur Erarbeitung von Lösungen bereit (Kanton Graubünden 2009). Das Bundesamt <strong>für</strong><br />

Raumentwicklung hat <strong>im</strong> Rahmen des Raumkonzeptes Schweiz bei den <strong>Zweitwohnungen</strong> einen<br />

Schwerpunkt definiert, in dessen Rahmen ein regionales Pilotprojekt <strong>im</strong> Goms läuft. Gleichzeitig machen<br />

Medienberichte über zahlreiche spektakuläre Resorts darauf aufmerksam, dass die Attraktivität<br />

<strong>für</strong> grosse Investitionen in den Alpen nach wie vor gegeben scheint.<br />

Zweitwohnsitze haben <strong>für</strong> die betroffene Region sowohl grosse Vor- als auch gravierende Nachteile.<br />

Neben der Anzahl der Objekte ist auch die Gestaltung ein wichtiger Faktor einer Gesamtbewertung.<br />

Nachfolgend werden die wichtigsten Chancen und Gefahren, welche vom Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

in einer Alpenregion ausgehen, dokumentiert. Die Quellen da<strong>für</strong> liefern Beritelli (2007) und Stettler<br />

(2007), ergänzt durch eigene Überlegungen.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 6


Die vom Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> ausgehenden Chancen<br />

- Kurzfristig hohe Wertschöpfung: Die Planung, der Bau, der Verkauf und der Unterhalt von Wohnungen<br />

und Häusern generieren Wertschöpfung und Arbeitsplätze, insbesondere in der Baubranche.<br />

Eine Wertschöpfungskette <strong>im</strong> Zweitwohnungsbau wird in Abbildung 2 skizziert.<br />

- Arbeitsplätze bzw. Existenzsicherung: Mit der Wertschöpfung entstehen vor Ort qualitativ wertvolle<br />

Arbeitsplätze in Branchen ausserhalb des Tourismus: <strong>im</strong> Handwerk, Beratung, Planung (Architektur,<br />

Vermessung) etc. Der Verkauf von Bauland kann <strong>für</strong> lokale Bauern ausserdem die Sicherung<br />

ihrer Existenz bedeuten.<br />

- Regelmässige Einnahmen: Zweitwohnungsbesitzer kaufen oftmals Saisonabonnemente, z.B. von<br />

Bergbahnen oder <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>mbad.<br />

- Steuereinnahmen: Über die Liegenschaftssteuer und durch das steigende Vermögen der Bürger<br />

gelangt die Gemeinde zu mehr Steuereinnahmen. In St. Moritz betragen erstere jährlich rund 5<br />

Mio. Franken.<br />

- Investition in Beherbergungskapazität: <strong>Zweitwohnungen</strong> bringen eine oftmals willkommene zusätzliche<br />

Bettenkapazität, welche von extern finanziert wird.<br />

- Umnutzung von Ökonomiegebäuden: Schlecht genutzte traditionelle Ökonomiegebäude werden<br />

durch einen Umbau und eine Wohnnutzung vor dem fast sicheren Zerfall gerettet.<br />

- Mund-zu-Mund-Werbung: Zweitwohnungsbesitzer sind der Destination gegenüber loyal und emotional<br />

gebunden, und sie treten zu Hause als Botschafter <strong>für</strong> sie auf. Die persönliche Weiterempfehlung<br />

ist eine äusserst wertvolle Werbung.<br />

- Vertiefung der Beziehung Berggebiet – Unterland: Zweitwohnungsbesitzer setzen sich oftmals <strong>für</strong><br />

die Zukunft der Gemeinde ein, z.B. <strong>für</strong> eine intakte Natur oder <strong>für</strong> eine funktionierende Infrastruktur.<br />

Abbildung 2: Wertschöpfungskette be<strong>im</strong> Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

Verkauf von<br />

Bauland<br />

Planung, z. B.<br />

Architekt,<br />

Vermessung<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Baumeister,<br />

Handwerker,<br />

Lieferanten,<br />

Transport<br />

Dienstleistungen,<br />

z.B. Notar,<br />

Versicherung,<br />

Reinigung<br />

Die vom Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> ausgehenden Gefahren<br />

Steuern und<br />

Abgaben<br />

Konsum bei<br />

Aufenthalt, z.B.<br />

Restaurant,<br />

Bergbahn,<br />

Dorfladen<br />

- Langfristig tiefe Wertschöpfung / Beschäftigung: Nach der Bauphase sind die Wertschöpfungs-<br />

und die Beschäftigungseffekte vor Ort bescheiden, da keine Übernachtungen bezahlt und weniger<br />

Dienstleistungen benötigt werden. Allfällige Mietkosten werden ausserhalb der Alpen bezahlt.<br />

- Wirtschaftliche Strukturerhaltung: Das Baugewerbe hat oft eine starke Stellung in alpinen Regionen.<br />

Die einseitige Ausrichtung der Parahotellerie auf den Bau führt dazu, dass nur die Betriebe <strong>im</strong><br />

Baugewerbe profitieren, was einer langfristig nicht haltbaren Strukturerhaltung entspricht.<br />

- Kannibalisierung der Hotellerie: Die hohen Erträge, welche be<strong>im</strong> Bau und Verkauf von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

kurzfristig möglich sind, gefährden den langfristigen Weiterbestand der Hotellerie.<br />

Viele Hotels werden zu <strong>Zweitwohnungen</strong> umgebaut, z.B. in St. Moritz oder in Crans-Montana.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 7


- Grosser Flächenbedarf / Zersiedelung: Durch den hohen Platzbedarf pro Bett und die schlechte<br />

Auslastung beansprucht die Parahotellerie <strong>im</strong> Vergleich zur Hotellerie sehr viel Platz pro Übernachtung.<br />

Daraus folgen eine ästhetische und ökologische Abwertung und hohe Kosten <strong>für</strong> die<br />

Erschliessung.<br />

- Geschlossene Fensterläden: durch die langen Abwesenheiten der Zweitwohnungsbesitzer (durchschnittlich<br />

320 Tage <strong>im</strong> Jahr (Bieger / Beritelli 2005)) entsteht in vielen Alpenregionen in der Zwischensaison<br />

eine eigentliche Geisterstadtst<strong>im</strong>mung.<br />

- Boomartige Entwicklung: Verläuft die bauliche Entwicklung in einer Region besonders schnell,<br />

besteht die akute Gefahr, dass bei der Planung weniger sorgfältig vorgegangen wird.<br />

- Hohe Infrastrukturkosten: Zahlreiche Infrastrukturen und Dienstleistungen müssen vom Gemeinwesen<br />

auf die Spitzenzeiten ausgelegt werden, so z.B. die Versorgung mit Trinkwasser, die<br />

Abwasserkanalisation sowie die Müllabfuhr. Dadurch entstehen hohe Kosten <strong>für</strong> die Gemeinde,<br />

welche von den Verursachern nicht mitgetragen werden.<br />

- Bodenpreissteigerung: Durch stark steigende Bodenpreise wird es <strong>für</strong> Einhe<strong>im</strong>ische unter Umständen<br />

schwierig, selber noch Wohnraum zu finden. Aus St. Moritz müssen zahlreiche Einhe<strong>im</strong>ische<br />

wegziehen, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden.<br />

- Versteckte Fremdbest<strong>im</strong>mung: Die Einhe<strong>im</strong>ischen können an Einfluss in der Gemeinde verlieren.<br />

Eine Gegenüberstellung der Chancen und Gefahren zeigt auf, dass tendenziell die Vorteile kurzfristig<br />

überwiegen, während langfristig die Probleme Überhand nehmen. Die Ausprägung vieler Problembereiche<br />

hängt ausserdem stark davon ab, wie viele <strong>Zweitwohnungen</strong> vor Ort existieren, und in welchem<br />

Verhältnis sie zu den Erstwohnungen und den vorhandenen Hotelbetten stehen. Das Walliser Bergdorf<br />

Bellwald hat mit einer gewaltigen Spitzenbelastung der Infrastruktur zu kämpfen, weil sich die<br />

Bevölkerung vor Ort an Weihnachten rund verfünfzehnfacht. Andernorts lösen wenige Ferienhäuser<br />

gar keinen Handlungsbedarf bei der öffentlichen Infrastruktur aus. Dieses Beispiel gilt sinngemäss <strong>für</strong><br />

die meisten angesprochenen Problembereiche.<br />

Die angesprochene Gefahr der Strukturerhaltung in der Baubranche weist auf ein grundsätzliches<br />

Problem in der Parahotellerie hin, nämlich auf den system<strong>im</strong>manenten Zwang zum Wachstum. Im<br />

Verständnis von Messerli (1989, p. 115ff.) liegen der „touristischen Wachstumsmaschine“ verschiedene<br />

Zusammenhänge zu Grunde, die jeweils selbst verstärkend wirken. Für die Parahotellerie sind drei<br />

Kreiselwirkungen von unmittelbarer Bedeutung: Der touristische Wachstumskreisel, der Arbeitsmarkt-<br />

Bevölkerungskreisel und der Landwirtschaftskreisel. Ersterer beschreibt, dass jede Investition in den<br />

Tourismus eine neue Nachfrage auslöst. Die neue Nachfrage wiederum bewirkt verstärkte Investitionen<br />

in das Angebot; der Kreislauf verstärkt sich selbst.<br />

Der Arbeitsmarkt-Bevölkerungskreisel geht davon aus, dass die touristische Bautätigkeit zu attraktiven<br />

Arbeitsplätzen vor Ort führt, welche häufig saisonal durch Bauern besetzt werden. Dadurch wächst<br />

jedoch gleichzeitig das Baugewerbe auf eine überd<strong>im</strong>ensionale Grösse an, was wiederum zu einer stärkeren<br />

Ausrichtung der wirtschaftlichen Tätigkeit auf den Bau führt. Gemäss dem Landwirtschaftskreisel<br />

entsteht <strong>für</strong> die Landwirtschaft eine scheinbar ideale Konstellation, wenn Bauern ein wirtschaftliches<br />

Standbein auf dem Bau finden. Allerdings zwingt ein zweiter Arbeitsplatz einen Arbeitnehmer zu<br />

Konzessionen auf dem Hof, z.B. zu höherer Mechanisierung oder einer Verkleinerung des Betriebes.<br />

„Perfide wird die Situation dann, wenn der Nebenerwerbsbauer (...) seinen Arbeitsplatz (...) <strong>im</strong> Bausektor<br />

hat. (...) Dieser Arbeitsplatz bedeutet <strong>für</strong> den Bauern ein sicheres Einkommen, aber nur so lange,<br />

wie die (touristische) Wachstumsmaschine läuft. Als Bauer produziert er die Landschaft, in seinem<br />

zweiten Beruf aber verbraucht er sie. Dadurch gerät er in einen permanenten Konflikt zwischen Bodenerhaltung<br />

und Bodenverwertung. Als Bauer ist er dem ersteren verpflichtet, stellt damit aber seinen<br />

wichtigen Nebenerwerb in Frage. So erhält sich die Landschaft und die Landwirtschaft um den Preis<br />

ihres Verbrauches.“ (Messerli 1989, p. 118). Ausserdem wandern die Arbeitskräfte weiter aus der<br />

Landwirtschaft zum Baugewerbe ab. Es wird klar, dass die positive Rückkoppelung vor allem kurzfristig<br />

und die negative Rückkoppelung vor allem langfristig greifen.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 8


Zahlreiche Gemeinden <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> haben inzwischen selbständig Massnahmen ergriffen, um die<br />

schnell wachsende Zahl neuer Wohnungen zu begrenzen. In Bellwald haben die Einwohner vor kurzem<br />

an der Urne einer Kontingentierungsregelung <strong>für</strong> neue <strong>Zweitwohnungen</strong> mit grosser Mehrheit<br />

zugest<strong>im</strong>mt. Diese beschränkt die Anzahl möglicher Neubauten pro Jahr. In Zermatt ist die Anzahl<br />

jährlicher Neubauten beispielsweise über ein Kontingent von nutzbarer Bruttogeschossfläche geregelt.<br />

In Grindelwald schliesslich wurde mit einem sogenannten Erstwohnungsanteilplan (EWAP) festgelegt,<br />

dass ein gewisser Anteil der neu erstellten Wohnungen ausschliesslich der lokalen Bevölkerung zur<br />

Verfügung stehen muss, bzw. dass Besitzer von zwei Wohnungen in der Gemeinde Wohnsitz nehmen<br />

und entsprechend vor Ort Steuern bezahlen. Allerdings ist hierzu festzuhalten, dass der Plan sehr<br />

schlecht funktioniert und systematisch umgangen wird.<br />

Eine höhere Auslastung der Betten in der Parahotellerie könnte zahlreiche Probleme reduzieren oder<br />

lösen. Weil dies wie oben erwähnt in bestehenden Wohnungen sehr schwierig umzusetzen ist, stehen<br />

aktuell zahlreiche Resorts <strong>im</strong> öffentlichen Rampenlicht. Hier sollen neue Wohnungen meist so mit<br />

Dienstleistungen ausgestattet werden, dass lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze geschaffen werden<br />

können. Diese neuen Konzepte kombinieren die Vorteile von <strong>Zweitwohnungen</strong> (insbesondere Finanzierung)<br />

so mit den Vorteilen von Hotels (hoher Komfort, Beschäftigung, höhere Auslastung), dass<br />

sowohl <strong>für</strong> die Gäste als auch <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung langfristige Vorteile entstehen sollen. Auch zu<br />

Resorts ist bisher wenig Literatur, aber einiges an praxisorientiertem Wissen vorhanden, insbesondere<br />

bei den Planern und Betreibern.<br />

Noch weiter geht die Volksinitiative „Schluss mit dem uferlosen Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong>“ von<br />

Franz Weber. Sie verlangt einen max<strong>im</strong>alen Anteil von 20% der <strong>Zweitwohnungen</strong> in jeder Gemeinde.<br />

Diese Forderung hat jedoch bei Bevölkerung und Politik einen schweren Stand, da sie faktisch einen<br />

Stillstand der Entwicklung erzwingen würde, der aus einer Gesamtperspektive ebenso wenig wünschenswert<br />

ist wie ein unbegrenzter Bau neuer <strong>Zweitwohnungen</strong>. Damit lässt sich zusammenfassend<br />

sagen, dass aktuell an verschiedenen Orten intensive Bemühungen bestehen, funktionierende Instrumenten<br />

<strong>für</strong> den Umgang mit <strong>Zweitwohnungen</strong> zu finden. Dies weist auf die Wahrnehmung eines dringenden<br />

Handlungsbedarfes hin.<br />

Vor dem Hintergrund der Aussagen von Jost Krippendorf mag dies erstaunen, denn der Berner Tourismusexperte<br />

hat diese Problematik bereits <strong>im</strong> Jahr 1976 in seinem viel beachteten Werk „Die Landschaftsfresser“<br />

beschrieben. Er bringt die Problematik <strong>im</strong> Vorwort zur 4. Auflage seines bekannten<br />

Buches von 1986 mit den folgenden Worten auf den Punkt:<br />

„...wie oft werde ich wohl noch aufgefordert, über die touristischen Landschaftsfresser zu<br />

schreiben und zu reden. Ist es nicht unhe<strong>im</strong>lich, dass dieses Thema ein Dauerbrenner<br />

bleibt, ja in verschiedenen Feriengebieten aktueller denn je ist. Obwohl man darüber seit<br />

über einem Jahrzehnt spricht, Bücher veröffentlicht, Kongresse und Round-table-<br />

Gespräche durchführt und politische Bekenntnisse abgibt. Obwohl die Zusammenhänge<br />

längst jedermann klar geworden sein müssten. Obwohl es kaum noch Forschungslücken<br />

gibt und man eigentlich genau weiss, wie dem Ganzen beizukommen wäre, damit es endlich<br />

aufhört.“ Krippendorf (1986)<br />

Experten sind sich heute weitgehend darin einig, dass eine breite Palette an Instrumenten besteht, welche<br />

grundsätzlich dazu geeignet wären, die Entwicklung der <strong>Zweitwohnungen</strong> zu steuern. Diese reichen<br />

von Eingriffen ins Privatrecht über raumplanerische Massnahmen bis zu fiskalischen Abgaben an<br />

die Gemeinde (Beritelli 2007). Die bisherigen Erfahrungen in den Alpen zeigen jedoch, dass die Existenz<br />

von geeigneten Instrumenten nicht ausreicht, sondern dass das Problem bei der Anwendung bzw.<br />

der Umsetzung der Instrumente liegt. Krippendorf spricht in diesem Zusammenhang den Planungshorizont<br />

der Verantwortlichen Akteure (Bauherren, Politiker, Planer) an, ohne dies jedoch zu vertiefen.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 9


Empirische Untersuchungen zu den relevanten Prozessen liegen bisher noch keine vor. Diese Lücke<br />

soll durch die vorliegende Dissertation geschlossen werden. Ein Verständnis der abgelaufenen Prozesse<br />

bildet schliesslich auch die Grundlage <strong>für</strong> die Formulierung von Lösungsansätzen, die wirklich funktionieren.<br />

4. Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen<br />

Zuverlässige und vergleichbare Daten zu den <strong>Zweitwohnungen</strong> sind heute nur sehr schwierig zu erhalten.<br />

Bisher liegen auch keine internationalen Vergleiche Anzahl und Anteilen der <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

vor. Ebenso wenig ist international bekannt, inwiefern <strong>Zweitwohnungen</strong> ein gemeinsames Problem<br />

sind. Vor dem Hintergrund der Wichtigkeit und der Dringlichkeit des Problems in verschiedenen Staaten<br />

der Alpen scheint damit ein internationaler Vergleich interessant. Deshalb soll zunächst <strong>im</strong> Sinne<br />

eines Überblickes auf Gemeindeebene <strong>für</strong> den gesamten <strong>Alpenraum</strong> geklärt werden, wie viele <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

vorhanden sind, und in welchem Verhältnis sie zu Hotellerie und Erstwohnungen stehen.<br />

Dazu werden statistische Daten aus den sechs grossen Alpenstaaten zusammen gestellt.<br />

Zweitens interessiert angesichts der oben beschriebenen Problemstellung auch die Frage, wieso die<br />

von Krippendorf angesprochene Entwicklung <strong>im</strong> Zweitwohnungsbau ungebremst weiter gelaufen ist.<br />

Dazu werden vier vertiefte Fallstudien <strong>im</strong> Schweizerischen <strong>Alpenraum</strong> durchgeführt, in welchen die<br />

relevanten Akteure erkannt und in ihrem Handlungsinteresse und ihren Möglichkeiten beschrieben<br />

werden.<br />

Die dritte Fragestellung schliesslich umfasst die Bewertung vorhandener Lösungsansätze vor dem Hintergrund<br />

des dokumentierten Wissens in dieser Doktorarbeit. Dabei soll nicht eine Verhinderung des<br />

Zweitwohnungsbaus <strong>im</strong> Zentrum des Interesses stehen, sondern die Frage nach einer positiven Entwicklung<br />

einer Tourismusgemeinde unter Berücksichtigung eines offensichtlich vorhandenen Bedürfnisses<br />

nach <strong>Zweitwohnungen</strong>. Die drei zentralen Fragestellungen lauten damit wie folgt.<br />

1. Wie viele <strong>Zweitwohnungen</strong> existieren <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong>? Wie sind diese räumlich verteilt (auf den<br />

Ebenen Staat, Region und Gemeinde), und in welchem Verhältnis stehen sie zu Erstwohnungen,<br />

Hotellerie und Einwohnern? Wie schätzen Experten die Entwicklung und die heutige Situation in<br />

den Alpenstaaten ein?<br />

2. Welche Triebkräfte haben dazu geführt, dass in den vergangenen 30 Jahren der Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

in den Schweizer Alpen ungebremst weiter gelaufen ist? Wie ist die Entwicklung in<br />

den betroffenen Gemeinden verlaufen, und welche Konsequenzen sind daraus <strong>für</strong> den Tourismus<br />

entstanden?<br />

3. Wie kann in Zukunft das gesellschaftliche Bedürfnis nach <strong>Zweitwohnungen</strong> so befriedigt werden,<br />

dass die betroffenen Gemeinden touristisch aufgewertet werden?<br />

Die Dissertation verfolgt also drei hauptsächliche Interessen, neues Wissen zu erschliessen. Die Arbeitsplanung<br />

sieht vor, pro Fragestellung jeweils ein Arbeitspaket zu schnüren, welches auch einem<br />

Kapitel in der Dissertation entsprechen wird. Das Vorgehen und die detaillierte Auseinandersetzung<br />

mit den drei Fragestellungen finden sich <strong>im</strong> Kapitel „Inhalte und Gliederung der Arbeit“.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 10


5. Methodisches Vorgehen<br />

Jede der geplanten drei Forschungsfragen soll mit einer eigenen Methode beantwortet werden. Für die<br />

erste Fragestellung (Überblick <strong>Zweitwohnungen</strong> auf Gemeindeebene) werden einerseits statistische<br />

Daten zum Wohnungsbestand und zur Wohnbevölkerung zusammengestellt, andererseits werden rund<br />

ein Dutzend Expertengespräche zur Interpretation geführt. Für die zweite Fragestellung werden in<br />

erster Linie Leitfadeninterviews eingesetzt, um daraus ein Modell der beteiligten Kräfte bzw. Personen<br />

zu entwickeln. Den konzeptionellen Bezugsrahmen dazu bietet der Akteursansatz.<br />

Im Zentrum des Akteursansatzes steht die Betrachtung der Akteure, in der vorliegenden Untersuchung<br />

also aller am Zweitwohnungsbau beteiligten Personen (vgl. Abb. 2). Mit Hilfe des Akteursansatzes wird<br />

versucht aufzuzeigen, welche Rolle die beteiligten Akteure spielen, welche Interessen sie verfolgen und<br />

innerhalb welcher Rahmenbedingungen sie agieren. Dieses Vorgehen scheint deshalb vielversprechend,<br />

weil sämtliche relevanten Prozesse der Bauplanung (von Erstellung der Baugesetze über die Einzonung<br />

von Bauland bis zur Baubewilligung) lokal ablaufen und deshalb max<strong>im</strong>al durch die jeweiligen Akteure<br />

vor Ort geprägt werden. Beispiele hier<strong>für</strong> sind die so genannten Dorfkönige, welche gleichzeitig lokale<br />

Politik und Bauwesen prägen, oder be<strong>im</strong> Grindelwaldner Unternehmen Griwaplan, das als Generalunternehmer<br />

in den vergangenen Monaten <strong>im</strong> Zusammenhang mit Zweitwohnungsbau prominent in der<br />

Presse auftauchte.<br />

Bei der Wahl des Akteursansatzes als Untersuchungsmethode wird davon ausgegangen, dass sich Forschung<br />

und Raumplanung bisher stark auf die statt findenden Prozesse konzentriert haben, ohne nach<br />

den Gründen da<strong>für</strong> zu fragen (Nachfrage: gesellschaftliches Bedürfnis; Angebot: lokale Akteure). Der<br />

Akteursansatz wird also gewählt, weil damit treibende und bremsende Kräfte <strong>im</strong> Zweitwohnungsbau<br />

identifiziert und beschrieben werden können, was <strong>für</strong> das Verständnis des Zweitwohnungsbaus von<br />

zentraler Bedeutung ist. Nur eine Beobachtung der Akteure inkl. ihrer Möglichkeiten (Macht, Recht,<br />

Geld, Beziehungen) kann die Prozesse der Vergangenheit erklären. Eine besondere Herausforderung<br />

<strong>für</strong> die Untersuchungen wird dabei die Tatsache bilden, dass die einhe<strong>im</strong>ische Bevölkerung oftmals nur<br />

ungern über die Verhältnisse vor Ort Auskunft gibt. Über bauliche Aktivität wird gerne ein Mantel des<br />

Schweigens gelegt (Kohler 2009); Gegner und Kritiker werden sozial bestraft und ausgegrenzt.<br />

Für die Beantwortung der dritten Forschungsfrage schliesslich wird einerseits eine Analyse des neu<br />

erworbenen Wissens durchgeführt. Andererseits wird auf bestehendes Wissen <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

hybriden Beherbergungsmodellen aufgebaut, das aus der Literatur und aus Expertengesprächen zusammen<br />

gestellt wird.<br />

6. Inhalte und Gliederung der Arbeit<br />

1. Einleitung<br />

1.1. Thematischer Aufriss<br />

1.2. Fragestellungen und Ziele der Untersuchung<br />

1.3. Aufbau der Arbeit<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 11


2. Die Bedeutung des Tourismus <strong>für</strong> die Alpen<br />

2.1 Phasen der touristischen Entwicklung in den Alpen<br />

2.2 Unterschiedliche Entwicklung des Tourismus in den Alpenstaaten<br />

2.3 Wertschöpfung und Arbeitsplätze <strong>im</strong> alpinen Tourismus.<br />

Ziel: Einordnung der Fragestellung in den Kontext des Tourismus <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong>, Aufzeigen von Entwicklungen und<br />

Rahmenbedingungen (insbesondere seit dem 2. Weltkrieg), welche einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der<br />

Zweitwohnsitze hatten (etwa staatliche Rahmenbedingungen).<br />

Inhalte: Rückblick auf die touristische Entwicklung, Phasen der Entwicklung in der Schweiz und in<br />

anderen Alpenstaaten. Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus <strong>für</strong> den <strong>Alpenraum</strong>, auf Gemeindeebene<br />

(evtl. am Beispiel der Untersuchungsgemeinden detailliert aufzeigen). Rolle der Schweizerischen<br />

Regionalpolitik <strong>im</strong> internationalen Vergleich. Per<strong>im</strong>eter: <strong>Alpenraum</strong>, insbesondere Schweiz.<br />

Vorgehen: Literaturanalyse.<br />

3. Multilokales Wohnen als gesellschaftliches Bedürfnis<br />

Ziel: Beschrieb der relevanten Faktoren, die den Bau von Zweitwohnsitzen auf der Nachfrageseite angetrieben haben.<br />

Erfassung der aktuellen Nutzung der vorhandenen Wohnungen. Nennen und Bewerten von relevanten Entwicklungen.<br />

Per<strong>im</strong>eter: <strong>Alpenraum</strong>, jedoch generalisierend mit einzelnen Fallbeispielen. Fokus auf Freizeit und Tourismus, Verzicht<br />

auf die Analyse von anderen Zwecken.<br />

Inhalte: Wie sieht die Nachfrage nach <strong>Zweitwohnungen</strong> heute und in Zukunft aus? Wieso kaufen<br />

Menschen überhaupt <strong>Zweitwohnungen</strong> oder Ferienhäuser, und wieso gerade in der gewählten Region<br />

(Beziehung Region – Tourismusgemeinde (cf. Mikrozensusanalysen 2009), Zufall, Erbe etc.; Können<br />

Zweitwohnsitze Renditeobjekte sein? Welche Grösse wird bevorzugt, welche Lage, welche Destination?<br />

Was macht ein Angebot attraktiv, was wird nachgefragt auf dem Markt? Stadt-Land-Beziehung<br />

bzw. Alpen-Umland-Beziehung. Zukunft: wie werden sich Angebot und Nachfrage weiter entwickeln?<br />

Nutzung von Zweitwohnsitzen: was ist bekannt zur Auslastung, wo liegen Wissenslücken? Welche<br />

Faktoren hemmen eine Vermietung? (Resultate aus Bieger / Beritelli 2005). Tiefe Vermietung bzw.<br />

Ängste vor einer Vermietung beschleunigen Neubau.<br />

Bei der Analyse der Nachfrage wird besonderes Augenmerk auf die Forschung zum Themenbereich<br />

multilokales Wohnen gelegt. Dieser Forschungsbereich ist wichtig <strong>für</strong> ein ganzheitliches Verständnis<br />

des Themas <strong>Zweitwohnungen</strong>. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass das multilokale Wohnen (und<br />

damit das Bedürfnis nach <strong>Zweitwohnungen</strong>) in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Neue<br />

Nutzungsmuster wiederum haben Einfluss auf die Attraktivität der Standorte. Hierzu sind bereits Literaturanalysen<br />

vorgenommen worden, geplant sind diverse Expertengespräche.<br />

Vorgehen: Literaturanalyse und Expertengespräche. Die Expertenliste findet sich <strong>im</strong> Anhang I.<br />

4. <strong>Zweitwohnungen</strong>: Überblick und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes<br />

4.1 Begriffe, Definitionen und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes<br />

4.2 Typisierung von <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

4.3 Chancen und Probleme von <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> Überblick<br />

Ziel: Aufzeigen des aktuellen Standes des Wissens <strong>im</strong> breiten Überblick.<br />

Inhalte: Chancen und Probleme bzw. Kosten und Nutzen von <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> Überblick. Versuch<br />

einer Typisierung der <strong>Zweitwohnungen</strong> (s. Entwurf in Abb. 1 und Beritelli 2007 in Stettler 2007).<br />

Detaillierter Vergleich der Entwicklung und der Bedeutung von Parahotellerie und Hotellerie (Arbeitsplätze,<br />

regionale Wertschöpfung, Flächenverbrauch, etc.). Problematik der fehlenden Bereitschaft zur<br />

Vermietung [Studie „hot beds“ Beritelli]. Per<strong>im</strong>eter: <strong>Alpenraum</strong>.<br />

Vorgehen: Literaturanalyse, ergänzt durch Aussagen aus den Experteninterviews.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 12


5. Theoretischer Bezugsrahmen und methodisches Vorgehen<br />

5.1 Der Akteursansatz in der geographischen Forschung<br />

5.2 Gewählte Untersuchungsmethoden: Methodenmix<br />

Ziel: Beschrieb des theoretischen Bezugsrahmens und Legit<strong>im</strong>ierung der Wahl des Untersuchungskonzeptes<br />

Inhalte: Theoretischer Bezugsrahmen: Kritische Auseinandersetzung mit dem Akteursansatz sowie mit<br />

dem Ansatz der sozialen Milieux. Welche Organisationen, welche Menschen und Beziehungen spielen<br />

welche Rolle in der Raumentwicklung <strong>im</strong> touristischen Raum?<br />

Vorgehen: Literaturanalyse.<br />

6. Empirie I: Die quantitative D<strong>im</strong>ension der Zweitwohnsitze <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong><br />

6.1 Rahmenbedingungen in den Staaten, sowohl <strong>für</strong> die Nachfrager als auch <strong>für</strong> die Anbieter.<br />

6.2 Ermittlung der alpenweiten Anteile der Zweitwohnsitze auf Gemeindeebene, als Anteil am gesamten<br />

Wohnungsbestand und <strong>im</strong> Verhältnis zur Hotellerie, basierend auf der Anzahl Gästebetten als Vergleichsindikator.<br />

6.3 Wie wird die Entwicklung der Parahotellerie in anderen Staaten bewertet? Gilt sie – analog zur Schweiz –<br />

als problematisch?<br />

Ziel: Die Zahl und die Lage der Zweitwohnsitze <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> sind bekannt und dokumentiert. Auf einer Übersichtskarte<br />

wird auf Gemeindeebene dargestellt, wie viele Wohnungen bestehen. Es wird aufgezeigt, ob die Existenz von<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> in den jeweiligen Alpenstaaten als problematisch eingestuft wird.<br />

Inhalte: Geschichte und aktueller Stand der Rahmenbedingungen: basierend auf Kapitel 2. Vorgehen:<br />

Mit statistischen Daten und Expertengesprächen (Expertenliste s. Anhang II) soll der quantitative Aspekt der Zweitwohnsitze<br />

<strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> dokumentiert und interpretiert werden. Für die Beschreibung der Rahmenbedingungen in 6.1<br />

wird auf eine Literaturanalyse zurückgegriffen, ergänzt durch die Einschätzung der Experten. Die kritische Diskussion<br />

in Kapitel 6.3 basiert auf der Einschätzung durch die Experten.<br />

7. Empirie II: Exemplarische Analyse ausgewählter Gemeinden mit Hilfe des Akteurmodells<br />

Ziel: Erstellen eines Akteurmodells, welches alle relevanten Personen und Organisationen aufzeigt, die am Bau von<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> interessiert bzw. beteiligt sind, inkl. der bremsenden Kräfte. Dazu gehört auch eine Einschätzung ihres<br />

jeweiligen Handlungsspielraums sowie der Rahmenbedingungen, in denen sich alle Akteure bewegen, also z.B. die staatliche<br />

Gesetzgebung. Detailliertes Porträt der Untersuchungsregionen inkl. Entwicklung seit 1960. Per<strong>im</strong>eter: Schweiz.<br />

Inhalte: Detailliertes Aufzeigen der Rahmenbedingungen in der Schweiz: Verfassung, Lex Koller,<br />

Raumplanungsgesetz und Raumplanungsverordnung. Aufriss eines Vergleiches zu den raumordnungspolitischen<br />

Rahmenbedingungen in den übrigen Alpenstaaten. Welche positiven bzw. negativen Einflüsse<br />

hatten die <strong>Zweitwohnungen</strong> bisher auf die Gemeinde und welche Zukunft ist zu erwarten?<br />

Welche Akteure sind vor Ort am Bau von <strong>Zweitwohnungen</strong> beteiligt? Welche Verbindungen bestehen<br />

zwischen den Akteuren (Verwandtschaft, Verein, Partei etc.)? Wie liegen die Interessen, welche Konflikte<br />

entstehen daraus und welche Lösungsansätze sind denkbar? Woher kommen die Besitzer der<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong>? Gibt es eine „Partnerschaft“ mit einer best<strong>im</strong>mten Schweizer Stadt oder Region?<br />

Zur Auswahl der Untersuchungsgemeinden wird eine Analyse der Gemeinden <strong>im</strong> Bezug auf den<br />

Zweitwohnungsbau durchgeführt: qualitative-exemplarische Entwicklung, empirische Bestätigung. Die<br />

Typisierung kann auf den folgenden Fragen basieren: gibt es Abwanderungsgemeinden (evtl. Zusammenhang<br />

zur Entwicklung der Wohnbevölkerung aufzeigen) mit Zweitwohnungsdominanz „<strong>im</strong> Elternhaus“<br />

(Zweitwohnsitze sind nicht nur Neubauten <strong>für</strong> Reiche, Leerwohnungen durch Wegzug können<br />

in Gemeinden mit negativer Bevölkerungsentwicklung einen wichtigen Teil ausmachen), <strong>im</strong> Ge-<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 13


gensatz zu wachsenden Grossdestinationen bzw. anderen, d.h. lassen sich aus der Literatur und den<br />

Daten verschiedene Gemeindetypen ableiten?<br />

Für die Analysen dazu sind drei Indikatoren vorgesehen: Der Anteil der Neubauwohnungen am Bestand,<br />

der Anteil <strong>Zweitwohnungen</strong> am Gesamtbestand sowie die Bevölkerungsentwicklung. Für die<br />

Auswahl der Fallbeispiele sind <strong>im</strong> Zusammenhang mit den oben angesprochenen Gefahren in erster<br />

Linie Neubauten interessant. Entvölkerungsgemeinden und Destinationen <strong>im</strong> Abschwung hingegen<br />

sind zwar als Phänomen interessant und <strong>für</strong> die Interpretation von Überblickskarten bedeutend, tauchen<br />

aber gewissermassen als Nebenerscheinung auf. In der Art und der Dynamik der Problematik<br />

unterscheiden sie sich somit fundamental vom Charakter aufstrebender Tourismusgemeinden. Sie<br />

werden in Kurzstudien untersucht, während die ersten vier unten stehenden Gemeinden den Gegenstand<br />

der intensiven Fallstudien bilden. Für die Untersuchung wird hypothetisch von folgenden sechs<br />

Gemeindetypen ausgegangen.<br />

• Grossdestination (St. Moritz / Oberengadin)<br />

• Kleindestination mit gemässigter Entwicklung (Brigels)<br />

• Kleindestination mit problematischer Entwicklung (Münster <strong>im</strong> Goms)<br />

• Stadt am südlichen Alpenrand (Ascona)<br />

• Voralpine Destination <strong>im</strong> Abschwung (Sörenberg) Kurzstudie<br />

• Entvölkerungsregion (Gemeinde <strong>im</strong> Valle Maggia) Kurzstudie<br />

Exkurs in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Eugenio Burriel, Universitat de Valencia: Legal – illegal –<br />

total egal? Die illegale Erstellung von Zweitwohnsitzen in der Schweiz (z.B. Lauchernalp <strong>im</strong> Wallis)<br />

und ein Vergleich zur autonomen Region Valencia (ca. eine Viertelmillion illegale Bauten).<br />

Vorgehen: Feldforschung in den Schweizer Alpen. Auswahl der zu untersuchenden Gemeinden aufgrund der Datenanalysen<br />

in Kapitel 6. Aufzeigen der Entwicklung der Anzahl <strong>Zweitwohnungen</strong> seit 1960, Vergleich zu Erstwohnungen<br />

und Hotellerie. Analyse des Immobilienmarktes und der Neubauten. Analyse der Dorfentwicklung mit Hilfe der Landeskarten<br />

1:25‘000 ab 1960, Analyse von Postkarten oder Luftbildern (diese Vorarbeiten werden teilweise von Bachelorstudierenden<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihrer Bachelorarbeit geleistet). Führen von je 3-4 Expertengesprächen und Gesprächen mit<br />

Wohnungsbesitzern in jeder Gemeinde (Expertenliste s. Anhang III). Daraus entsteht ein Akteursmodell in verschiedenen<br />

Gemeinden. Sind in verschiedenen Gemeindetypen unterschiedliche Akteure entscheidend?<br />

8. Aktuelle Lösungsansätze: Hybride Betriebskonzepte, Resorts, Raumplanung und ökonomische<br />

Instrumente<br />

Ziel: Aufzeigen und Bewerten bekannter Instrumente und Lösungsansätze.<br />

Inhalt: Welchen Beitrag können Resorts zur Aufwertung des Tourismus in einer Tourismusgemeinde<br />

leisten? Klärung des Begriffes Aufwertung und Aufschlüsselung bzw. Herstellung der Messbarkeit. Der<br />

mögliche Beitrag der Raumplanung wird <strong>im</strong> Kapitel 7 diskutiert, wird hier aber nochmals aufgegriffen<br />

und mit den anderen Modellen verglichen. Für die Untersuchungen wird von der Hypothese ausgegangen,<br />

dass Resorts viele der Probleme <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Zweitwohnungen</strong> lösen können, indem sie<br />

warme Betten bringen.<br />

• Stellen hybride Betriebskonzepte eine Lösung dar? Was darf von Resorts erwartet werden?<br />

• Instrumente zur Beschränkung der Neubauten (raumplanerische, finanzielle Möglichkeiten)<br />

• Ansätze zur Erhöhung der Vermietungsdauer<br />

Vorgehen: Literaturanalyse und Expertengespräche (s. Anhang IV).<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 14


9. Bilanzierung: Stand und Entwicklung der <strong>Zweitwohnungen</strong> seit 1960<br />

Ziel: Konzise Formulierung von Stand und Entwicklung der Zweitwohnsitze seit 1960, bezogen auf den gesamten <strong>Alpenraum</strong><br />

(Teil 1) und speziell <strong>für</strong> die Schweiz (Teil 2). Versuch der bildlichen Darstellung eines Modells (vgl. „Tourismuswachstumsmaschine“<br />

von Jost Krippendorf). Bewertung der bisherigen Resultate.<br />

Inhalte: Bewertung der Entwicklung der <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>für</strong> den Tourismus und Tourismusgemeinden<br />

<strong>im</strong> Gesamten, auf dem Hintergrund bekannter Chancen und Gefahren (vgl. Kapitel 2). Stellen<br />

Zweitwohnsitze tatsächlich eine Bedrohung dar? Gibt es Schwellenwerte <strong>für</strong> die Entwicklung bzw. ein<br />

gesundes Gleichgewicht? Analyse der Entwicklung entlang der Kriterien einer Nachhaltigkeitsbeurteilung.<br />

In welchen Bereichen wird die Nachhaltigkeit verletzt? Die hier aufgezeigten Resultate bilden die<br />

Basis <strong>für</strong> die Formulierung eines zukünftigen Umgangs mit <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> Kapitel 10.<br />

Vorgehen: Zusammenführen der bisherigen Resultate aus den drei Forschungsfragen: Wie ist die aktuelle und zukünftige<br />

Situation alpenweit einzuschätzen? Welches sind die Triebkräfte? Wer sind die relevanten Akteure und welches ihre<br />

Interessen?<br />

10. Ausblick: Zukünftige Aufwertung von Tourismusgemeinden mit <strong>Zweitwohnungen</strong><br />

Ziel: Aufzeigen, Bewertung und Vergleich verschiedener Lösungsansätze (aus Kapitel 9). Beantwortung der Forschungsfrage<br />

3: Wie kann in Zukunft das gesellschaftliche Bedürfnis nach <strong>Zweitwohnungen</strong> so befriedigt werden, dass die betroffenen<br />

Gemeinden touristisch aufgewertet werden?<br />

Inhalt: Der Beschrieb und die abgeschätzte Entwicklung des gesellschaftlichen Bedürfnisses werden<br />

aus Kapitel 3 übernommen. Basierend auf den Erkenntnissen <strong>im</strong> Kapitel 8 (welche Lösungsansätze<br />

bringen welche Möglichkeiten <strong>für</strong> eine Aufwertung der Tourismusgemeinde?) wird die Antwort auf<br />

Forschungsfrage 3 gegeben. Formulierung der Konsequenzen <strong>für</strong> die Politik, die Raumplanung auf<br />

allen drei Stufen, die Tourismusorganisationen und weitere Akteure. Was geschieht bei einer Aufhebung<br />

der Lex Koller?<br />

Vorgehen: Syntheseleistung aus den Kapiteln 3 und 9 unter Einbezug der gesamten Dissertation. Daraus abgeleitet<br />

Beantwortung der Forschungsfrage 3.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 15


6 Literaturverzeichnis<br />

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Herausgegeben vom Wirtschaftsforum Graubünden. Online unter: wirtschaftsforumgr.ch.<br />

Ruppeiner, Michael (o.J.): Zweitwohnungsnachfrage in der Gemeinde Arosa: Eine sozialräumliche<br />

Analyse. Diplomarbeit am Geographischen <strong>Institut</strong> der Universität Zürich.<br />

Rütter-Fischbacher, Ursula und Thomas Ammann (2008): Ferienresorts - Nachhaltigkeit und Anforderungen<br />

an die Raumplanung. Im Auftrag des Bundesamtes <strong>für</strong> Raumentwicklung ARE. November<br />

2008<br />

Schnyder, Oliver (2006): <strong>Zweitwohnungen</strong> und ihre Eigentümer – Charakterisierung der Zweitwohnungseigentümer<br />

in der städtisch geprägten Top-Tourismusdestination Davos. Diplomarbeit am<br />

Geographischen <strong>Institut</strong> der Universität Zürich.<br />

Schwarzenbach, Robin (2008): <strong>Zweitwohnungen</strong> – besser als ihr Ruf? Die häufig kritisierten Immobilien<br />

sorgen in den Ferienregionen <strong>für</strong> eine erhebliche Wertschöpfung. In: NZZ vom 25.9.2008.<br />

Online-Ausgabe unter nzz.ch, Abfrage am 1.10.2008.<br />

Schweizerischer Verband der Immobilienwirtschaft SVIW (2005): <strong>Zweitwohnungen</strong>. Immobilia Oktober<br />

2005.<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 17


Sonderegger, Roger (2009): Lebens- und Mobilitätsstile <strong>im</strong> Umbruch. Mobile Lebensstile und Ferien<strong>im</strong>mobilien<br />

in der Zukunft. Referat anlässlich des Hap<strong>im</strong>ag-Forums in Berlin. tourismus-undumwelt.com<br />

Stettler, Jürg (2007): <strong>Zweitwohnungen</strong> und Tourismus: ein unlösbares Problem? Referat anlässlich des<br />

1. Hap<strong>im</strong>ag-Symposium in Interlaken vom 5. Dezember 2007.<br />

Vogt, Luisa (2008): Regionalentwicklung peripherer Räume mit Tourismus? Eine akteursorientierte<br />

Untersuchung am Beispiel des Trekkingprojekts Grande Traversata delle Alpi. Dissertation bei<br />

Prof. Dr. Werner Bätzing am Geographischen <strong>Institut</strong> der Universität Erlangen. Fränkische Geographische<br />

Gesellschaft.<br />

7 Arbeitsplanung<br />

Die Arbeitsplanung entstand aufgrund der Besprechung vom 7. April 2009 und enthält eine grobe<br />

Übersicht über die zu leistenden Arbeitspakete. Die gesamte Arbeitsleistung wurde in 12 Arbeitspakete,<br />

die mit Ausnahme der letzten beiden Pakete (Redaktion und Korrekturen) dem Aufbau der Arbeit<br />

entspricht. Geplante Abgabe der ersten Fassung ist Ende Juni 2011.<br />

Abbildung 3: Arbeitspakete / Zeitplanung<br />

2009 2010 2011 2012<br />

AP 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2<br />

Einleitung AP 1 X<br />

Tourismus AP 2<br />

Nachfrage AP 3<br />

Definition AP 4<br />

Methoden AP 5<br />

Daten AP 6 X<br />

Empirie AP 7 X<br />

Lösungen AP 8<br />

Bilanzierung AP 9<br />

Ausblick AP 10<br />

Redaktion AP 11 X<br />

Korrekturen AP 12 X<br />

Meilensteine Datenübersicht Grundlagen Empirie Entwurf Abgabe Prüfung<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 18


Anhang<br />

Anhang I<br />

Expertenliste <strong>für</strong> die Ermittlung der relevanten Triebkräfte bzw. vertieftes Verständnis der Nachfrage<br />

- PD Dr. Johanna Rolshoven, ETH Wohnforum/Centre for Cultural Studies in Architecture,<br />

ETHZ, D-Arch, ETHZ Hönggerberg, HIL G 65.1. rolshoven@arch.ethz.ch<br />

- Dr. André Odermatt, Geogr. <strong>Institut</strong> der Universität Zürich, 044635 52 44, and-<br />

re.odermatt@geo.uzh.ch<br />

- Nicola Hilti, Doktorand am Wohnforum ETH Zürich, 044 633 24 89, hilti@arch.ethz.ch<br />

- Dr. Pietro Beritelli, IDT an der Universität St. Gallen, 071 224 25 25, pietro.beritelli@unisg.ch<br />

- PD Dr. Peter Gresch, Raumplaner Goms / Dozent ETH, 41 31 382 80 80,<br />

pgresch@greschpartner.com<br />

- Peder Plaz, Wirtschaftsforum Graubünden, 081 253 34 34, info@wirtschaftsforum-gr.ch<br />

- Martin Keller, casafile GmbH, Scesana, 6574 Vira, 091 795 35 90, mkeller@casafile.ch<br />

- S<strong>im</strong>on Lehmann, CEO Interhome, 043 810 91 91, s<strong>im</strong>on.lehmann@interhome.ch<br />

- Flavio V. Ruffini, <strong>Institut</strong>e for Regional Development and Location Management, I-Bozen. 0039<br />

0471 055 310, flavio.ruffini@eurac.edu<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 19


Anhang II<br />

Expertenliste <strong>für</strong> die Erhebung der statistischen Daten und die Einschätzung der Situation in den fünf<br />

relevanten Alpenstaaten (Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich und Slowenien; <strong>für</strong> die Schweiz<br />

besteht hier kein Bedarf; Monaco und Liechtenstein werden in der gesamten Arbeit vernachlässigt).<br />

Land Erstkontakt Quellen und weitere Kontakte<br />

Frankreich Professeur Henri Rougier (wohnt bei Chamonix)<br />

Département de Géographie<br />

Université Jean Moulin<br />

18, rue Chevreul<br />

69362 Lyon cédex 7<br />

Tel. (+33) 4 78 78 70 08<br />

Fax (+33) 4 78 78 77 65<br />

Email: henri.rougier@wanadoo.fr<br />

Italien Bartaletti Fabrizio<br />

Professore ordinario<br />

DISAM - Dipart<strong>im</strong>ento di Scienze dell&<br />

rsquo;Antichità, del Medioevo e Geografico -<br />

ambientali<br />

Via Balbi 2<br />

16126 Genova<br />

Tel. +39-010 20951439<br />

Fax. +39-010 20951435 / 2095254<br />

email: bartfbi@unige.it<br />

Deutschland BBSR in Bonn (www.bbr.bund.de)<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Umwelt in München<br />

Österreich Dr. Ewald Galle<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

Nationaler Focal Point, Abteilung V/9<br />

Internationale Umweltangelegenheiten<br />

Stubenbastei 5<br />

A-1010 Wien<br />

Tel: +43 -1515221617<br />

ewald.galle@lebensministerium.at<br />

Slowenien Prof. Marjan Ravbar<br />

Anton Malik Geographical <strong>Institut</strong>e<br />

P. B. 306<br />

SI-1001 Ljubljana<br />

email: marjan.ravbar@zrc-sazu.si<br />

Tel: +386 1 200 27 23<br />

Fax: +382 1 4257 793<br />

CEMAGREF, St. Martin d`Heres<br />

DATAR, Paris (Minist. <strong>für</strong> Raumentwicklung)<br />

Le grandi stazioni turistiche nello<br />

sviluppo delle Alpi Italiane. Bologna<br />

1994.<br />

Deutscher Raumordnungsbericht 2005<br />

ÖROK-Atlas zur räumlichen Entwicklung<br />

Österreichs. www.oerok-atlas.at<br />

Statistik Austria. www.statistik.at<br />

Österreichische Raumordnungskonferenz:<br />

www.oerok.gv.at<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 20


Anhang III<br />

Expertenliste <strong>für</strong> die Feldarbeit in den Untersuchungsgemeinden<br />

Diese Listen der Gesprächspartner lassen sich erst erstellen, wenn die Untersuchungsgemeinden gewählt<br />

sind. Einige Schlüsselpersonen in den Gemeinden sind zu berücksichtigen, da diese <strong>für</strong> interessante<br />

Informationen viel versprechend sind. Dazu gehören die folgenden.<br />

- Wirt / Hotellier mit langjähriger Erfahrung<br />

- Inhaber / Leiter Baugeschäft<br />

- Handwerker<br />

- Architektur- bzw. Planungsbüro<br />

- Gemeindepräsident bzw. Ressortleiter Bau<br />

- Präsident und Mitglieder der lokalen Baukommission<br />

- Ortsplaner, Raumplaner<br />

- Landbesitzer<br />

- Weitere Personen, welche sich zum Thema exponiert haben (z.B. in der Presse)<br />

- Vertreter be<strong>im</strong> Kanton, z.B. bei der kantonalen Raumplanung, be<strong>im</strong> Denkmalschutz etc.<br />

- Immobilienhändler, z.B. Wüest und Partner<br />

Anhang IV<br />

Expertenliste <strong>für</strong> die Erarbeitung des Know-hows über hybride Betriebskonzepte, Resorts, raumplanerische<br />

Instrumente, Erhöhung der Vermietungsdauer und andere bekannte Lösungsansätze.<br />

Raumplanung<br />

- Lukas Bühlmann, Vereinigung der Landesplaner, 031 380 76 76, lukas.buehlmann@vlp-aspan.ch<br />

- Heidi Haag, Vereinigung der Landesplaner, 031 380 76 76, heidi.haag@vlp-aspan.ch<br />

- Prof. Dr. Giovanni Danielli, Hochschule Luzern, 079 670 90 12, giovanni.danielli@hslu.ch<br />

- Toni Brauchle, Bundesamt <strong>für</strong> Raumplanung, 031 322 28 78, toni.brauchle@are.admin.ch<br />

- Cla Semadeni, Kreisplaner Oberengadin, 081 257 23 21, cla.semadeni@arp.gr.ch<br />

Hybride Betriebskonzepte und Resorts<br />

- Aurelia Kogler, Hochschule <strong>für</strong> Technik und Wirtschaft in Chur, 081 286 39 64, aure-<br />

lia.kogler@fh-htwchur.ch<br />

- Kurt Scholl, CEO Hap<strong>im</strong>ag, kurt.scholl@hap<strong>im</strong>ag.ch<br />

- Roland Lymann, Hochschule Luzern / ehem. Vizedirektor der Reka, 041 228 99 85 ro-<br />

land.lymann@hslu.ch<br />

- Christoph Wiegand, Direktor Hotel Glogghuis, 041 669 77 77, hotel@glogghuis.ch<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 21


Anhang V<br />

Übersicht über die Fragestellungen der Dissertation <strong>im</strong> Gesamtzusammenhang<br />

Grundlagen: Chancen und<br />

Probleme in den Regionen (aus<br />

bestehendem Wissen)<br />

Lösungsansätze: Hybride<br />

Beherbergung, Instrumente der<br />

Raumplanung und ökonomische<br />

Instrumente<br />

Übersicht <strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong><br />

Analyse: Welche Akteure wirken wie<br />

auf die Entwicklung ein?<br />

(Akteursorientierte Fallstudien)<br />

Bilanz: Wie kann das gesellschaftliche<br />

Bedürfnis so genutzt werden, dass die<br />

betroffene Region aufgewertet wird?<br />

<strong>Zweitwohnungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Alpenraum</strong> Roger Sonderegger Seite 22<br />

Frage 1<br />

Frage 2 Frage 3

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