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Interfob 2011 - Bund Deutscher Holzwirte eV

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Überschrift<br />

Unterüberschrift<br />

FließtextBDH-Mitteilungen<br />

BUND DEUTSCHER<br />

HOLZWIRTE e. V.<br />

Jahrgang 59 – April 2012


Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Ulrich Blaik<br />

BDH-Preise 2010 – Die Arbeiten im Überblick 4<br />

Laura Dehne, Hans-Joachim Droste<br />

Holzwirtschaft zwischen Gestern und Heute – Hamburger Studenten in Rumänien 7<br />

Laura Dehne, Frederik Laleicke, Janina Zwiefelhofer<br />

<strong>Interfob</strong> <strong>2011</strong> – Sonnige Tage in Velden am Wörthersee 9<br />

Hajo Späthe<br />

Tag der Holzwirtschaft <strong>2011</strong> 11<br />

Vielfältige Nutzung von Biomasse – von Werkstoffen bis zu Pharmaprodukten<br />

Stephanie Helmling<br />

BDH-Preise <strong>2011</strong> – Zusammenfassungen der Arbeiten 15<br />

Daniel Müsgens, Jan Wenker, Przemko Döring, Vera Steckel<br />

Dampfdruckaufschluss und enzymatische Hydrolyse von Pappelholz zur Produktion 21<br />

von Fermentationsrohstoffen und Lignin<br />

Fokko Schütt<br />

VHÖ-Generalversammlung <strong>2011</strong> – Ein Blick auf den neuen BOKU-Standort 22<br />

Daniela Große Kathöfer<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V., Leuschnerstraße 91, 21031 Hamburg<br />

Redaktion<br />

Ulrich Blaik, Tel. 040 - 72 69 20 80 , ulrich.blaik@gmx.de<br />

Verantwortlich für die einzelnen Artikel sind die jeweiligen Autoren.<br />

Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts.<br />

Die Fotos zu den Artikeln wurden, wenn nicht anders vermerkt, von den jeweiligen Autoren bereitgestellt.<br />

Titelbilder und Rückseite<br />

Oben links: Universitäts- und Forschungszentrum Tulln, Sitz des BOKU-Instituts für Holzforschung.<br />

Oben rechts: Gruppenfoto bei der <strong>Interfob</strong>.<br />

Übrige Fotos: Impressionen von der Rumänien-Exkursion<br />

2 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.


Editorial<br />

Werte Mitglieder, ich grüße Sie!<br />

Was für ein schöner Sonntag (Gauck, 2012). Dieses<br />

Must Have zukünftiger Zitatensammlungen<br />

trifft für die Zeitangabe uneingeschränkt zu, auch<br />

heute, am 1. April, mein Wort drauf. Im Weiteren<br />

bedarf es da schon einer differenzierteren Einschätzung.<br />

Schön ist auf jeden Fall, dass die Morgensonne<br />

direkt in mein Fenster scheint. Weniger schön<br />

hingegen ist die Tatsache, dass sich bei der OMV,<br />

wenn auch nicht ganz unerwartet, kein neuer Vorstand<br />

finden ließ. Deswegen ist der Verein zwar<br />

noch nicht gleich am Ende – Selbstheilungskräfte,<br />

Ruck und was es nicht sonst noch so alles gibt, bieten<br />

sicher genügend Gestaltungsspielraum. Nicht<br />

unerwähnt lassen möchte ich dennoch an dieser<br />

Stelle, dass der Ortsverband Bergedorf des DHB<br />

(<strong>Deutscher</strong> Hausfrauenbund) sich aus eben diesem<br />

Grund im Februar aufgelöst hat, und dies nach immerhin<br />

40 Jahren des Bestehens.<br />

Kommen wir aber nun zum Heft. Es ist bereits<br />

wieder ein gutes Jahr, und das gut gerechnet, vergangen<br />

seit dem Erscheinen der letzten BDH-Mitteilungen.<br />

Von den meisten womöglich unbemerkt,<br />

wird der eine oder andere diese Tatsache doch eventuell<br />

mit einem „ganz schön lange Zeit“ quittiert<br />

haben. Zeit, die gewissermaßen gar nicht existiert.<br />

Klingt komisch, ist aber so – wenigstens in den<br />

Denkmodellen einiger namhafter Philosophen und<br />

Physiker. Ich gebe an dieser Stelle allerdings offen<br />

zu, dass meine Synapsen sich bisher, das betreffend,<br />

einer Durchleitung vertiefenden Gedankenguts<br />

nachhaltig widersetzt haben. Zeit gilt aber ebenso<br />

als relativ. Erscheint mir schon griffiger, da bin ich<br />

dann wieder vorn dabei, an der Oberfläche zumindest.<br />

Beispiel: Was für Sie, das BDH-Mitglied, als<br />

Wartezeit vielleicht lang erscheinen mag, mutet den<br />

gemeinen Homo politicus, als Amtszeit, vermutlich<br />

eher kurz an. Und bei Ephemera sp., der Eintagsfliege,<br />

sprengt die gleiche Zeitspanne sicher jegliches<br />

Vorstellungsvermögen ihrer Daseinsform. Weiter<br />

verfolgen kann und möchte ich diese Betrachtungen<br />

hier nicht, sondern jetzt, ohne Zeit zu verlieren,<br />

zum Eingemachten kommen.<br />

Obwohl, was den Inhalt der vorliegenden Ausgabe<br />

angeht, war ich kurzzeitig versucht, Ihnen<br />

einfach etwas aus meiner umfangreichen Texbausteinsammlung<br />

zu präsentieren, aber ohne Modifikationen<br />

geht es denn doch nicht. Wie gewohnt,<br />

gibt es natürlich einen ausführlichen Exkursionsbericht<br />

über die Fahrt nach Rumänien, dazu etwas<br />

von der <strong>Interfob</strong>, die diesmal in Österreich stattgefunden<br />

hat. Mit den Aktivitäten dort befasst sich<br />

auch der Bericht von der VHÖ-Generalversammlung.<br />

Ausführlich wird zudem vom Tag der Holzwirtschaft<br />

berichtet, was auf jeden Fall neu für alle<br />

Nicht-Leser des Holz-Zentralblatts ist. Um den langen<br />

Weg bei der Verwendung verholzter Rohstoffe<br />

zur Herstellung von Industriechemikalien geht es<br />

im Bericht aus der Forschung, in die auch die vom<br />

BDH prämierten Arbeiten Einblicke gewähren.<br />

Zugegebenermaßen alles sehr und Hamburg- und<br />

forschungslastig, aber wie heißt es so schön: mehr<br />

war nicht drin.<br />

Wie das zu ändern ist – bekannt. Umso mehr geht<br />

mein besonderer Dank – und der aus vollem Herzen<br />

– wiederum an die Autoren, ohne die es dieses<br />

Heft nicht gäbe. Ihnen, den Lesern, wünsche ich<br />

eine interessante Lektüre.<br />

Einem Dauerbrenner möchte ich auch diesmal wieder<br />

Platz einräumen. Bitte denken Sie an die Überprüfung<br />

Ihrer Daten im Mitgliederverzeichnis auf<br />

der Webseite des BDH. Und da ein Bild ja oft mehr<br />

sagt als 1000 Worte, verweise ich auf das folgende:<br />

Wer seine Login-Daten nicht mehr weiß, kann sie<br />

sich im Mitgliederbereich unter Passwort? schnell<br />

an die hinterlegte Mailadresse zusenden lassen.<br />

Dann nur noch die Daten aktualisieren – Fertig!<br />

Wenig Aufwand für ein aktuelles Mitgliederverzeichnis,<br />

das dann den schnellen und unkomplizierten<br />

Kontakt zu anderen <strong>Holzwirte</strong>n ermöglicht,<br />

und nur so etwas taugt.<br />

Und zack – schon sind wir am Schluss angekommen.<br />

Was bleibt? Die Erkenntnis: Es war auf jeden<br />

Fall eine Zeit. Musik wird zum Abschied ja immer<br />

gern genommen. „Always look on the bright side of<br />

life” von Monty Python, das hör ich mir jetzt an.<br />

Live gespielt von einer Original Hamburger Pankokenkapelle<br />

wäre natürlich um einiges angemessener,<br />

nähme aber auch wieder mehr Zeit in Anspruch.<br />

Die ist jetzt endgültig rum; „I’ll be back“<br />

(Terminator, 1984) verkneife ich mir lieber, deswegen<br />

einfach<br />

Tschüss, Ihr Ulrich Blaik<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 3


BDH-Preise 2010 – Die Arbeiten im Überblick<br />

Topochemische Untersuchungen<br />

an gebleichten Zellstoffen und<br />

dampfdruckvorbehandelten<br />

Faserstoffen zur Charakterisierung<br />

der Ligninverteilung<br />

Laura Dehne, Bachelor-Abschluss 2010<br />

Topochemische Untersuchungsmethoden wie z. B.<br />

zelluläre UV-Spektroskopie oder Raman-Spektroskopie<br />

wurden entwickelt, um die örtliche Lage chemischer<br />

Verbindungen in Feststoffen zu bestimmen.<br />

In Bezug auf das Holzgewebe wird die Verteilung<br />

und Konzentration von Lignin und Extraktstoffen<br />

in den Zellwänden und Zelllumina analysiert. Die<br />

räumliche Anordnung chemischer Verbindungen<br />

hat einen wesentlichen Einfluss auf die Eigenschaften<br />

des Holzes, sodass Kenntnisse darüber von zunehmendem<br />

Interesse sind.<br />

Für die topochemische Charakterisierung der Verteilung<br />

organisch-chemischer Verbindungen im<br />

Holzgewebe hat sich die Universalmikrospektralphotometrie<br />

(UMSP) als eine zuverlässige Methode<br />

erwiesen. Sie basiert auf der Absorption von ultraviolettem<br />

und sichtbarem Licht durch die im Holzgewebe<br />

vorhandenen phenolischen Komponenten.<br />

Die Methode ermöglicht in situ Untersuchungen<br />

von Holzgeweben auf zellulärer und subzellulärer<br />

Ebene und kann detaillierte Informationen über<br />

die qualitative und semi-quantitative Verteilung der<br />

phenolischen Komponenten geben.<br />

Bislang wurde die Universalmikrospektralphotometrie<br />

vorrangig für die Untersuchung nativer Holzgewebe<br />

oder zur Beschreibung der fortschreitenden<br />

Delignifizierung während der Kochung eingesetzt.<br />

Im Rahmen der Arbeit wurde mit Hilfe der UMSP<br />

erstmals die Verteilung von Restlignin in sechs unterschiedlich<br />

aufgeschlossenen sauerstoff-gebleichten<br />

Zellstoffen analysiert. Von den Zellstoffen wurden<br />

hierfür zunächst Semi-Dünnschnitte mit einer<br />

(Standard-)Dicke von 1 µm analysiert, deren UVspektroskopische<br />

Scanning-Profile aufgrund der geringen<br />

Konzentration an Restlignin (Kappazahlen<br />

zw. 2,5 und 11,2) keine aussagefähigen Ergebnisse<br />

lieferten. Die Schnittdicke wurde daraufhin auf<br />

5 µm erhöht, wodurch sich die Konzentration an<br />

messbaren phenolischen Verbindungen ebenfalls<br />

4 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

erhöhte. Anhand dieser Scanning-Profile konnte<br />

nachgewiesen werden, dass sich das Restlignin<br />

fast ausschließlich in den Mittellamellen und z. T.<br />

in der S2 konzentriert. Aufgrund der hohen Ortsauflösung<br />

von 0,25 µm x 0,25 µm war es möglich,<br />

einzelne Zellwandschichten der Fasern und Parenchymzellen<br />

voneinander zu unterscheiden und die<br />

Konzentration des Lignins in den einzelnen Schichten<br />

semi-quantitativ anzugeben. UV-spektroskopische<br />

Untersuchungen können somit unterstützend<br />

zu den klassischen Untersuchungsmethoden der<br />

Zellstoffanalytik eingesetzt werden und helfen, die<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf Delignifizierungsprozesse<br />

zu erweitern. Ebenso kann mit ihrer Hilfe<br />

die Effizienz von Aufschlussprozessen verglichen<br />

werden.<br />

Ebenso wurde in der Arbeit erstmals dampfdruckvorbehandelter<br />

Pappel-Faserstoff UV-spektroskopisch<br />

untersucht. Der Faserstoff stammt aus einer<br />

Serie von Dampfdruck-Vorbehandlungen zur Verbesserung<br />

eines nachfolgenden enzymatischen Abbaus<br />

der Cellulose im Sinne der Bioraffinerie. Für<br />

die Untersuchungen wurden Proben mit unterschiedlichem<br />

Schärfegrad der Behandlung ausgewählt.<br />

Neben der Charakterisierung der Verteilung<br />

von Lignin und phenolischen Komponenten in den<br />

Zellwänden sollten die chemischen Veränderungen<br />

der aromatischen Substanzen infolge der thermischen<br />

Behandlung nachgewiesen werden. Die<br />

Scanning-Profile zeigten signifikant höhere Absorptionswerte<br />

in der Sekundärwand, die auf Veränderungen<br />

der phenolischen Verbindungen infolge der<br />

thermischen Vorbehandlung zurück geführt werden<br />

müssen. Mit steigendem Schärfegrad war lokal<br />

eine Abnahme der Absorptionswerte in der Sekundärwand<br />

zu beobachten. Damit einhergehend ließen<br />

sich mit steigendem Schärfegrad vermehrt an<br />

die Zellwand angelagerte hochkondensierte phenolische<br />

Verbindungen nachweisen. Im Gegensatz<br />

zu den bisherigen Untersuchungen der klassischen<br />

Chemie an dampfdruck-vorbehandelten Faserstoffen<br />

ermöglicht die Mikrospektralphotometrie eine<br />

direkte „Einsicht“ in die Zellwand. Die Methode<br />

kann somit Aufschluss über das zeitliche und räumliche<br />

Fortschreiten der chemischen Veränderung innerhalb<br />

einzelner Zellwandschichten geben. Auch<br />

kann die Methode eingesetzt werden, um den Einfluss<br />

des Schärfegrades zu analysieren. In Kombi-


nation mit den klassischen Methoden können die<br />

UV-spektroskopischen Untersuchungen dazu beitragen,<br />

optimale Behandlungsparameter zu finden<br />

bzw. zu entwickeln.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Auch für eine Diplomarbeit wurde ein<br />

BDH-Preis vergeben.<br />

Titel: Investigation and Optimization<br />

of Dual Density Boards for IKEA<br />

Furniture Products (Daniel Schwartze).<br />

Für diese Arbeit existiert jedoch ein<br />

Sperrvermerk. Material zur Veröffentlichung<br />

wurde nicht bereitgestellt.<br />

Untersuchungen zur Dynamisierung<br />

des prozessorientierten Waldwachstumsmodells<br />

FORMIX 3-Q für den<br />

Einsatz in der forstbetrieblichen<br />

Planung im tropischen Feuchtwald<br />

Hans-Joachim Droste*<br />

Mit dem dramatischen Rückgang der tropischen<br />

Primärwälder gewinnen die bereits genutzten und<br />

vielerorts degradierten Feuchtwaldflächen zunehmend<br />

an Bedeutung, um die ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Waldfunktionen zum Nutzen<br />

von Mensch und Umwelt zu gewährleisten.<br />

Nur eine gezielte Inwertsetzung der degradierten<br />

Waldflächen kann diese vor einer weiteren Zerstörung<br />

oder einer vollständigen Umwandlung in<br />

ökologisch geringer wertigere Nutzungsformen bewahren.<br />

Gilt die nachhaltige Nutzung intakter tropischer<br />

Feuchtwälder bereits als schwierig, so stellt die<br />

Überführung degradierter Bestände in ein nachhaltiges<br />

Bewirtschaftungssystem eine erhebliche<br />

Herausforderung für die tropische Forstwirtschaft<br />

dar, da im Bereich der Ertrags- und Produktionsregelung<br />

grundlegende Informationen und längerfristige<br />

Erfahrungen zu Wachstum, Struktur und<br />

Dynamik dieser Bestände fehlen.<br />

Im Rahmen dieser Dissertation wird für Situationen<br />

mangelnder Eingangsdaten in den forstlichen<br />

Planungsprozess der Einsatz von prozessorientierten<br />

Waldwachstumsmodellen als Instrument zur Unterstützung<br />

der waldbaulichen Entscheidungsfindung<br />

empfohlen. Prozessorientierte Waldwachstumsmodelle<br />

stammen aus dem Bereich der Forschung und<br />

Lehre und simulieren das Wachstum der Wälder<br />

auf Basis ökophysiologischer Prozesse. Daher sind<br />

sie im Gegensatz zu den klassischen Planungsinstrumenten<br />

nicht auf empirische Wachstumsdaten<br />

aus Versuchsflächen angewiesen. Am Beispiel des<br />

Regenwaldmodells FORMIX 3-Q werden Optionen<br />

aufgezeigt, anhand derer sich ein prozessorientiertes<br />

Waldwachstumsmodell für den Einsatz in<br />

der tropenforstlichen Betriebsplanung dynamisieren<br />

lässt, um so mit dem Modell eine Vielzahl von<br />

Waldentwicklungspfaden praxisnah und plausibel<br />

simulieren zu können.<br />

In Anlehnung an das Verfahren des „pattern-oriented<br />

modeling“ werden dazu die forstlich relevanten<br />

Wachstumsprozesse aus den Bereichen Verjüngung,<br />

Standort und Durchforstung auf zeitliche und<br />

räumliche Muster untersucht, die musterbildenden<br />

Parameter und deterministischen Gesetzmäßigkeiten<br />

analysiert und in funktionale Relationen erfasst.<br />

Dieser Ansatz ermöglicht es, relevante Teilprozesse<br />

für die Modellentwicklung verfügbar zu machen,<br />

ohne dass die physiologischen Größen und Mechanismen<br />

vollständig bekannt und erforscht sein<br />

müssen.<br />

Die Analyse der ausgewählten Wachstumsprozesse<br />

basiert auf Felddaten, die im Zeitraum von 1989 bis<br />

2000 in der Deramakot Forstreserve in Sabah (Ost-<br />

Malaysia) im Rahmen des „Malaysian-German<br />

Sustainable Forest Management Projects“ erhoben<br />

wurden.<br />

Wie die meisten Waldwachstumsmodelle bildet<br />

FORMIX 3-Q die Verjüngungsprozesse in einer<br />

stark vereinfachten Form ab, bei der zeitliche und<br />

räumliche Muster unberücksichtigt bleiben. Darunter<br />

leidet die Qualität der Wachstums- und<br />

Ertragsprognosen. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse<br />

wird daher empfohlen, die Verjüngung<br />

als einen empirisch-dynamischen Prozess<br />

zu simulieren, bei dem die festgestellte funktionale<br />

Beziehung von Verjüngungsrate und Bestandesstruktur<br />

berücksichtigt wird. Dazu ist eine Unterscheidung<br />

nach ontogenetischer Entwicklungsstufe<br />

der Verjüngung und funktionaler Artengruppe<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 5


erforderlich, wobei hier eine Differenzierung in Klimax-<br />

und Pionierbaumarten ausreicht. Der musterbildende<br />

Einfluss der räumlichen Konstellation<br />

der Mutterbäume, der auch Gegenstand bekannter<br />

Theorien zur Baumartenvielfalt im Tropenwald ist<br />

(z. B. die Janzen-Connell-Hypothese), konnte anhand<br />

der verfügbaren Daten genauso wenig geklärt<br />

werden, wie die pantropische Allgemeingültigkeit<br />

der identifizierten Muster.<br />

Ein Großteil der Waldflächen Südostasiens, die für<br />

eine dauerhafte Bewirtschaftung vorgesehen sind,<br />

befindet sich in Regionen mit hoher Reliefenergie.<br />

Die Untersuchungen der Höhenkuren von Bäumen<br />

in verschiedenen Hanglagen haben sowohl<br />

auf Ebene funktionaler Artengruppen als auch auf<br />

Ebene ausgewählter Kennbaumarten Unterschiede<br />

im Höhenwachstum aufgedeckt. Die daraus resultierenden<br />

Unterschiede im simulierten Holzernteertrag<br />

weisen einen statistisch signifikanten Unterschied<br />

von bis zu 25% des potentiell erntefähigen<br />

Bruttovolumens auf. Die Hanglage sollte dementsprechend<br />

bei der Ertragsprognose im tropischen<br />

Feuchtwald berücksichtigt werden.<br />

Waldwachstumsmodelle ohne ein Teilmodell zur<br />

Abbildung von Durchforstungseingriffen sind in ihrem<br />

Potential als Hilfsinstrument der forstbetrieblichen<br />

Planung stark eingeschränkt, da sich eine Vielzahl<br />

von Entwicklungspfaden nicht abbilden lässt.<br />

In dieser Arbeit wird ein Durchforstungsmodell für<br />

FORMIX 3-Q vorgeschlagen, erfolgreich verifiziert<br />

und validiert. Damit lassen sich sowohl einmalige<br />

als auch mehrmalige Durchforstungseingriffe sowie<br />

schematische und situative Durchforstungseingriffe<br />

simulieren. Der höchste Anstieg des simulierten<br />

Holzernteertrags im polyzyklisch bewirtschafteten<br />

6 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

tropischen Feuchtwald liegt dabei bei 10-20%. Im<br />

Gegenzug liesse sich die Umlaufzeit ohne Ertragsverlust<br />

von 40 auf 35 Jahre verkürzen, wobei die<br />

ökologischen Folgen nicht untersucht wurden.<br />

Fazit: Die in dieser Dissertation entwickelten Vorschläge<br />

zur Dynamisierung von FORMIX 3-Q<br />

lassen sich grundsätzlich auch auf andere prozessorientierte<br />

Waldwachstumsmodelle übertragen und<br />

dienen damit der allgemeinen Verbesserung der<br />

Prognosegenauigkeit und der Einsatzmöglichkeiten<br />

von Modellen. Unter Berücksichtigung einer bedienerfreundlichen<br />

Umsetzung der Vorschläge lässt<br />

sich ein prozessorientiertes Waldwachstumsmodell<br />

so zu einem praxisgerechten Hilfsinstrument der<br />

forstbetrieblichen Planung entwickeln, mit dem<br />

sich verschiedene Entwicklungspfade zeit- und<br />

kostengünstig überprüfen lassen. Dies versetzt den<br />

Forstplaner in die Lage, die potentielle Inwertsetzung<br />

der Waldbestände und die langfristige ökonomische<br />

Konkurrenzfähigkeit der Waldbewirtschaftung<br />

gegenüber anderen Nutzungsformen bereits<br />

in der Planungsphase zu demonstrieren. Auch im<br />

Rahmen der Programme zur Reduktion von Emissionen<br />

aus Entwaldung und Walddegradationen<br />

(REDD) kann die Höhe der Kohlenstoffbindung<br />

bewirtschafteter Wälder mit Hilfe prozessorientierter<br />

Waldwachstumsmodelle dokumentiert werden.<br />

Damit kann der Einsatz prozessorientierter Waldwachstumsmodelle<br />

dazu beigetragen, degradierte<br />

Waldflächen vor der Umwandlung zu bewahren<br />

und als wertvollen Lebensraum für Pflanzen, Tiere<br />

und Menschen zu erhalten.<br />

* Dr. Hans-Joachim Droste ist Diplom-Forstwirt und arbeitet<br />

für den FSC International als Leiter der Abteilung für Standardentwicklung.


Holzwirtschaft zwischen Gestern und Heute<br />

– Hamburger Studenten in Rumänien<br />

Laura Dehne, Frederik Laleicke,<br />

Janina Zwiefelhofer, Studenten<br />

Für die Studenten der Holzwirtschaft der Universität<br />

Hamburg ist es jedes Jahr wieder ein aufregendes<br />

Ereignis, wenn verkündet wird, wohin die<br />

nächste große Exkursion geht. In diesem Jahr sollte<br />

es unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing Dr. Marius<br />

C. Barbu, Prof. Dr. Arno Frühwald und Prof. (FH)<br />

Katja Frühwald nach Rumänien gehen.<br />

Die Teilnehmer der Exkursion<br />

Holzwirtschaft in Rumänien? Den meisten Teilnehmern<br />

war dieses Land bisher nur als ehemaliger<br />

Ostblockstaat und als junges Mitglied der Europäischen<br />

Union bekannt und man dachte gleich an<br />

Transsylvanien und Vampire. Doch wir sollten das<br />

Privileg bekommen, noch viele weitere Seiten des<br />

Landes kennenzulernen.<br />

So machten sich am 09. Juni 41 Bachelor- und Masterstudenten<br />

aus Hamburg auf dem Luftweg nach<br />

Bukarest auf, um ihre 11-tägige Reise quer durch<br />

Rumänien zu starten.<br />

Unsere Rundreise startete in Bukarest und führte<br />

uns zunächst nach Brasov (Kronstadt). Von dort<br />

verlief die Route entlang der Ostkarpaten über Comanesti<br />

und Târgu Neamt nach Suceava, Radauti,<br />

Voronet, Câmpulung-Moldovenesc und Bârsana<br />

in den Norden Rumäniens. Anschließend ging es<br />

quer durch Siebenbürgen über Gherla (Neuschloss),<br />

Cluj (Klausenburg), Târgu-Mures (Neumarkt am<br />

Mieresch), Reghin (Sächsisch-Regen), Blaj (Blasendorf),<br />

Alba-Iulia, Sebes (Mühlbach) nach Sibiu<br />

(Hermannstadt) und entlang der Südkarpaten nach<br />

Brasov zurück.<br />

Mit dem aus Rumänien stammenden Prof. Barbu<br />

hätten wir keinen besseren Reiseleiter bekommen<br />

können und haben somit auf unserer Reise<br />

durch Rumänien Eindrücke gesammelt, die sicher<br />

sonst nicht möglich gewesen wären. Blicke hinter<br />

„verschlossene Türen und Junggeschichte“, Besuche<br />

abseits der Hauptroute und direkter Kontakt<br />

zu Einheimischen, haben die Exkursion zu einem<br />

einzigartigen Erlebnis gemacht. Daher wurden die<br />

Erwartungen an die Exkursion nicht enttäuscht,<br />

sondern bei weitem übertroffen.<br />

Schon auf unserer ersten Tour von Bukarest nach<br />

Brasov zeigte sich die starke Vielfalt des Landes.<br />

Kaum hatten wir den Großstadttrubel Bukarests<br />

hinter uns gelassen, eröffnete sich der weite Blick<br />

über die Walachei. Das ist die landwirtschlich<br />

wichtigste Tieflandebene Rumäniens, geprägt von<br />

Feldern, ehemaligen und noch betriebenen Zentren<br />

der Schwerindustrie und Bohrtürmen entlang<br />

des Prahovafluß-Beckens. Doch schon kurze Zeit<br />

später, der Kontrast hätte nicht größer sein können,<br />

taten sich bei Sinaia die ca. 2400 Meter hohen<br />

transsilvanischen Alpen (Karpaten) auf. Und mit<br />

den Bergen kamen die Wälder.<br />

Der Waldanteil Rumäniens beträgt etwa 27%, welches<br />

eine reine Waldfläche von 6,25 Mio. ha ergibt.<br />

Der überwiegende Waldanteil befindet sich in den<br />

Berg- und Hügellagen, wodurch die größte Waldfläche<br />

in den Karpaten liegt. Diese durchquerten wir,<br />

mit den steilen Berghängen zur einen, einem Blick<br />

in das tiefe Tal zur anderen Seite und einer riesen<br />

Portion Vertrauen in unseren erfahrenen Busfahrer.<br />

Unsere Reise bot uns sowohl Einblicke in hochmoderne<br />

Produktionswerke der aus Österreich stammenden<br />

Holzwerkstoffindustrie, als auch in die Produktionsstätten<br />

aus frühen Zeiten. Frühere Zeiten,<br />

das sind sowohl die Jahrzehnte der Produktion in<br />

Kombinaten, als auch Produkte, die einen weit zurückliegenden<br />

Ursprung haben. Ein gutes Beispiel<br />

hierfür ist die Herstellung von Streichinstrumenten<br />

der Firma Gliga-Instrumente in Reghin, die wir<br />

auf unserer Reise besuchten. Mit handwerklichem<br />

Geschickt werden dort Violinen, Violas, Celli und<br />

Kontrabässe gefertigt. Wie aus einem unbearbeitetem<br />

Stück Holz ein nach internationalen Maßstäben<br />

hochwertiges Instrument wird, konnten wir<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 7


auf einer sehr spannenden Führung bestaunen. Die<br />

Fertigungsdauer für eine Meistervioline beträgt ca.<br />

300 Stunden.<br />

Ein während der Exkursion immer wieder gern gesehenes<br />

Produkt war Formsperrholz. Mit einer langen<br />

Tradition ist dies in Rumänien von besonderem<br />

Interesse. Sowohl die hochmoderne Fa. Sortilemn,<br />

als auch die älteren, noch betriebenen Werke wie<br />

Stratusmob, konnten hierbei überzeugen. Vor allem<br />

die Firma StratusMob, früherer Produzent von<br />

Spanplatten, Faserplatten und Möbeln, hat sich<br />

heute auf die Produktion von Sperrholz spezialisiert.<br />

Aufgrund des teils im Norden befindlichen Buchenlandes,<br />

ist die Buche in Rumänien eine traditionell<br />

Corporate Design am lebenden Objekt<br />

wichtige Baumart. Aus diesem Grund besuchten<br />

wir in Ghimbav die Firma Forex, ein Erzeuger von<br />

Buchen- und Eichenschnittholz, die einen schönen<br />

Einblick in die moderne Laubholzverarbeitung geben<br />

konnte. Ebenfalls in Ghimbav stand die Besichtigung<br />

der Furnierherstellung der Losan-Gruppe<br />

auf dem Programm, welche sich natürlich, trotz<br />

des Standorts, nicht nur auf Buche beschränkt.<br />

Insgesamt ist zu erkennen, dass die Konkurrenz zu<br />

anderen Wirtschaftsräumen in Europa ein zentrales<br />

Anliegen der rumänischen Produzenten ist. Es<br />

ist nicht zu verneinen, dass die Transportstrecken<br />

in Rumänien ein gewisses Hindernis darstellen.<br />

Lange LKW-Kolonnen stehen modernen Bahnverbindungen<br />

gegenüber. Nichtsdestotrotz schaffen es<br />

die rumänischen Hersteller, den wirtschaftlichen<br />

8 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

Standortvorteil dahingehend zu nutzen, dass sie<br />

sich durchaus mit der Konkurrenz messen können.<br />

Zudem merkt man es den Rumänen an, daß der<br />

Blick in eine positive Zukunft geht. Mit viel Ehrgeiz<br />

und Kreativität bestreiten die Rumänen den<br />

Weg zur Festigung der eigenen Wirtschaft und<br />

zur Schaffung einer wichtigen Position in der Holzindustrie<br />

Europas. Neue Geschäftsideen und ein<br />

wachsender Dienstleistungssektor leisten ihren Beitrag<br />

zum Bild einer jeden Stadt.<br />

Zu den modernsten und neusten Werken Rumäniens<br />

gehören sicherlich die Anlagen der Firmen<br />

Schweighofer (Comanesti, Radauti und Sebes), Egger<br />

(Radauti) und Kronospan (Sebes und Brasov).<br />

Diese wurden an den unterschiedlichen Standorten<br />

von uns besichtigt, wodurch wir einen ganzheitlichen<br />

Einblick in die praktische Umsetzung der<br />

Studieninhalte gewinnen konnten. Alle Firmen<br />

nahmen uns herzlich in Empfang und führten uns,<br />

nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung und einer<br />

kleinen Einführung, durch die Produktion und<br />

Fertigung. Angefangen bei dem Rundholzplatz,<br />

über den Einschnitt und die Fertigung, bis hin zu<br />

den Endprodukten, wurde uns alles gezeigt und<br />

erläutert. Da wir in den meisten großen Firmen,<br />

vor allem in denen mit österreichischem Ursprung,<br />

deutschsprachige Führer hatten, konnten wir ungehindert<br />

und ohne Sprachbarrieren Fragen stellen.<br />

Diese wurden uns bereitwillig und großzügig beantwortet.<br />

Während unserer unzähligen Firmenbesuche ging<br />

es jedoch nicht immer nur um die Herstellung von<br />

Halbwaren. In den Räumlichkeiten der Fa. Mobex<br />

in Târgu Mureș bekamen wir beispielswies eine<br />

große Auswahl der unterschiedlichsten Möbelstücke<br />

im klassischen Design zu Gesicht. Neben der<br />

Technologie, ein Relief oder eine Struktur auf ein<br />

Werkstück zu übertragen, konnten wir das handwerkliche<br />

Geschick der angestellten Holzschnitzer<br />

bestaunen.<br />

Prägend für den Aufenthalt in Rumänien war, neben<br />

den Firmenbesuchen, das kulturelle Rahmenprogramm.<br />

Professor Barbu konnte täglich mit kleineren<br />

und größeren Programmpunkten ein Gefühl<br />

für die rumänische Geschichte und das Leben der<br />

Bewohner schaffen. An dieser Stelle wäre zum Beispiel<br />

der Besuch zahlreicher Klöster in Bukowina<br />

zu nennen. Die mit sehr aufwändigen Malereien<br />

verzierten und bis heute bewohnten Glaubensstätten<br />

zeigten die tief reichenden religiösen Wurzeln


der rumänischen Bevölkerung. Unter fachkundiger<br />

Führung einer Glaubensschwester konnte unter anderem<br />

das Moldau-Koster Sucevita in der gleichnamigen<br />

Gemeinde bestaunt werden. Als besonderes<br />

Highlight erwartete die Gruppe die einmalige Gelegenheit,<br />

direkt einer orthodoxen Eheschließung<br />

beizuwohnen. Dies war, in den sehr eindrucksvollen<br />

Räumlichkeiten einer solchen Kapelle, ein einmaliges<br />

Erlebnis. Nicht wenige Ansichtskarten fanden<br />

daher aus den besichtigten Klöstern ihren Weg<br />

nach Deutschland.<br />

Bekanntlich ist eine gute Stärkung ja das „A & O“<br />

einer jeden Exkursion. Die rumänische Küche ließ<br />

kaum einen Wunsch offen. Ob auf den Gipfeln hoher<br />

Berge oder im Zentrum der großen Städte, jede<br />

Rast und jedes Restaurant überraschte mit den unterschiedlichsten,<br />

hausmännischen Gerichten. Hinzu<br />

kam oft eine eindrucksvolle Atmosphäre. Vor allem<br />

der traditionelle Abend in Brasov, an dem wir<br />

unser Menü unter den Klängen traditionell rumänischer<br />

Musik einnehmen durften, ist uns im Gedächtnis<br />

geblieben. Das Highlight dieses Abends<br />

war eine Tanzgruppe in ausgefallenen Trachten, die<br />

rumänische Volkstänze aufführte. Ein weiterer unvergesslicher<br />

Abend war zudem der Burgenbesuch<br />

in Brasov. Durch das Nennen einer Parole öffnete<br />

sich das Tor des Brasover Schloßbergs zum Innenhof<br />

einer mittelalterlichen Burg. Im angegliederten<br />

Restaurant wurde unter den bezaubernden Klängen<br />

eines klassischen Ensembles ein leckeres Menü serviert.<br />

Als sehr waldreiches und holzwirtschaftlich stark<br />

geprägtes Land verfügt auch Rumänien über forst-<br />

und holzwirtschaftliche Studiengänge. Besucht<br />

wurden die Fakultät für Forstwirtschaft und die Fakultät<br />

für Holzwirtschaft in Brasov. Neben Einblicken<br />

in die Sammlung rumänischer Fauna wurden<br />

interessante Diskussionen über die Vergangenheit<br />

und Zukunft der rumänischen Forstwirtschaft geführt.<br />

„Die Holzwirtschaft beginnt am Waldweg“<br />

ist eine übliche Definition, wenn es um die Erklärung<br />

geht, was ein Holzwirt eigentlich macht. Um<br />

einen Eindruck vom Studium der Holzwirtschaft<br />

zu bekommen, stand natürlich auch der Besuch der<br />

holzwirtschaftlichen Fakultät auf dem Programm.<br />

Nach einem herzlichen Empfang und einer Präsentation<br />

der Schwerpunkte im Studium war klar:<br />

„Warum nicht mal ein Semester Holzwirtschaft in<br />

Rumänien studieren?“. Die Umformung der Studiengänge<br />

im Rahmen des Bologna-Prozesses macht<br />

es auch für angehende <strong>Holzwirte</strong> aus Deutschland<br />

relativ einfach, ein spannendes und interessantes<br />

Austauschsemester in Brasov zu verbringen.<br />

Alles in allem zeigte sich Rumänien, nicht nur wettertechnisch,<br />

von seiner besten Seite. Die Bevölkerung<br />

ist sehr freundlich und war uns deutschen<br />

Studenten gegenüber sehr offen. Wer also die Möglichkeit<br />

hat, Rumänien einen Besuch abzustatten,<br />

dem sei es an dieser Stelle empfohlen. Die zu gewinnenden<br />

Eindrücke und Erfahrungen sind auch für<br />

„Nicht-<strong>Holzwirte</strong>“ einmalig. Uns, den Teilnehmern<br />

der Exkursion, wird diese Reise jedenfalls in guter<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Die Exkursion wurde u. a. aus Mitteln des BDH gefördert.<br />

Dafür an dieser Stelle nochmals ausdrücklichen<br />

Dank.<br />

<strong>Interfob</strong> <strong>2011</strong> –<br />

Sonnige Tage in Velden am Wörthersee<br />

Hajo Späthe, Student<br />

14 Hamburger <strong>Holzwirte</strong> haben in diesem Jahr die<br />

Reise zur <strong>Interfob</strong> <strong>2011</strong> in Velden am Wörthersee,<br />

Österreich angetreten, um an diesem großartigen<br />

Event teilzunehmen.Ebenso waren 14 weitere Universitäten<br />

aus Finnland, Frankreich, Spanien, Polen,<br />

Österreich, Schweiz und Deutschland dabei. Die<br />

Studenten genossen vom 10. bis 14. Oktober eine<br />

wunderbar spätsommerliche, sonnige Woche in unserem<br />

Nachbarland. Organisiert wurde die <strong>Interfob</strong><br />

<strong>2011</strong> von den Studenten der BOKU – Universität<br />

für Bodenkultur Wien.<br />

Auch wir Hamburger kamen aus verschiedenen<br />

Richtungen nach Velden. Einige hatten das vorherige<br />

Wochenende in Wien verbracht, andere waren<br />

durch Österreich getourt oder sogar durch Europa<br />

gereist. Wir alle trafen uns im „Cap Wörth Hotel“<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 9


wieder. Vom Bahnhof wurden wir per Shuttleservice<br />

zum Hotel gebracht. Unsere Gruppe war bunt<br />

gemischt. Neben den „alten Hasen“, die bereits auf<br />

ihrer dritten oder vierten <strong>Interfob</strong> waren, waren<br />

auch viele zum ersten Mal dabei. So mischten sich<br />

Hamburger Bachelor- und Masterstudenten sowie<br />

unsere brasilianischen Austauschstudenten in blau/<br />

weißem Matrosenhemd und mit Kapitänsmütze<br />

mutig unters Volk.<br />

Am Dienstagmorgen begann der Tag mit den Präsentationen<br />

aller Universitäten. Nach dem Lunch<br />

folgte eine eindrucksvolle Motivationsrede von<br />

Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. h.c. Dr. nat. techn. Alfred<br />

Teischinger über den Werkstoff der Zukunft<br />

– Holz.<br />

Alfred Teischinger spannte einen weiten und spannenden<br />

Bogen. Angefangen bei der „Spruce Goose“<br />

(Fichtengans), mit einer Spannweite von 97,51 Metern,<br />

dem größten jemals aus Holz gebauten Flugzeug.<br />

Die gigantische Maschine wurde im zweiten<br />

Weltkrieg von Howard Hughes (USA) zum Überseetransport<br />

von Truppen und Material entwickelt.<br />

Schon damals wurde Sperrholz verwendet, um die<br />

Verwendung kriegsgewichtiger Materialien zu umgehen.<br />

Am 2. November 1947 erfolgte der erste und<br />

einzige Flug. Leider wurde das Projekt anschließend<br />

eingestellt, obwohl die „Spruce Goose“ in Technik<br />

und Design ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war.<br />

Es ging weiter, über Holzbrücken und Holztürme<br />

in der Geschichte. Ein Blick in die Vergangenheit,<br />

nur um uns einmal mehr das Potenzial von Holz<br />

in Erinnerung zu rufen. Ein Potenzial, welches<br />

wir, die heutigen Studenten, weiterentwickeln und<br />

verbreiten müssen. Erst heute, wo andere Rohstoffe<br />

knapp werden, rückt Holz wieder in den Blickpunkt.<br />

Teischinger wagte mit uns den Blick in die<br />

Zukunft. Holz als Energieträger der Zukunft, Holz<br />

als Baustoff der Zukunft, Holz für eine nachhaltige<br />

Zukunft. Nach diesem Vortrag waren sich alle<br />

Studenten im Raum wieder einmal sicher mit dem<br />

Stoff der Zukunft zu arbeiten.<br />

Daraufhin folgten mit EGGER und Mondi, die<br />

Präsentationen der Sponsoren. Mondi (Christian<br />

Skilich – „A changing world in a challenging environment“)<br />

ist eine international agierende Firma<br />

im Bereich der Papier- und Verpackungsindustrie.<br />

Mit 103 Betriebsstätten in 31 Ländern 2,41 Millionen<br />

Hektar eigenen verwalteten Land und 29000<br />

Mitarbeitern sollte Mondi jedem Holzwirt ein Begriff<br />

sein. Wichtigste Themen für Mondi waren<br />

10 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

während der Präsentation die Themen der Nachhaltigkeit<br />

und das internationale Team. Das Familienunternehmen<br />

EGGER (Hannes Exenberger<br />

und Martin Steinwender), welches 1961 von Fritz<br />

Egger in St. Johann (Tirol) gegründet wurde, hat<br />

sich auf den Möbel- und Innenausbau fokussiert.<br />

EGGER zeichnet sich nach eigenen Worten, trotz<br />

6500 Mitarbeitern in 17 Werken in 7 europäischen<br />

Ländern, noch immer durch den Pioniergeist und<br />

den Zusammenhalt eines Familienunternehmens.<br />

Das Motto: „Wir machen mehr aus Holz“ steht für<br />

innovative Produktentwicklung, auch EGGER hat<br />

sich der Nachhaltigkeit verschrieben. <strong>2011</strong> konnten<br />

einige Hamburger Holzwirtschaftsstudenten auf<br />

der letztjährigen Exkursion in Radauti (Rumänien)<br />

eines der EGGER Werke besichtigen.<br />

Anschließend durften wir noch Herrn Handl lauschen.<br />

Er vertrat den Fachverband der Holzindustrie<br />

Österreichs. Der Fachverband vertritt als Plattform<br />

der österreichischen Holzindustrie ca. 1.500<br />

Betriebe und damit 27.413 Beschäftigte. Der Großteil<br />

der Betriebe sind klein- mittelbetrieblich strukturierte<br />

Familienbetriebe. 1200 der Betriebe gehören<br />

der Sägeindustrie an, doch es sind auch Betriebe<br />

aus dem Baubereich, der Möbelindustrie, der Holzwerkstoffindustrie<br />

sowie der Skiindustrie vertreten.<br />

Der Produktionswert dieser Firmen liegt bei 6,87<br />

Mrd. EUR im Jahr. Die österreichische Holzindustrie<br />

hat eine konstante Exportquote von über 70%.<br />

Hautsächlich wird nach Deutschland und Italien<br />

exportiert. Der Handelsüberschuss betrug 2010<br />

1,67 Mrd. Euro. Auch Herr Handl war sehr darum<br />

bemüht uns, die Studenten zum Mitmachen aufzurufen.<br />

So schloss er seinen Vortrag mit der Vorstellung<br />

des Designerwettbewerbs novum Buche,<br />

ein Produktfindungs- und Objektwettbewerb mit<br />

einem Gesamtpreisgeld von 30.000 Euro. Novum<br />

Buche wird unter anderem vom Fachverband Österreichische<br />

Holzindustrie unerstützt und zielt auf<br />

die Verbindung von Studenten und Betrieben.<br />

Am Mittwoch folgten die Exkursionen mit unterschiedlichen<br />

Zielen. Ein Teil von uns besuchte die<br />

Forst-Fachmesse AUSTROFOMA, eine der europaweit<br />

größten Veranstaltungen der Forst und<br />

Holzwirtschaft, der Rest besichtigte Mondi in<br />

Frantschach und anschließend Stora Enso in St.<br />

Leonhard. Auf der AUSTRAFOMA konnten wir<br />

einen Tag lang 70 verschiedene Aussteller besuchen.<br />

Außerdem gab es einen 5 km langen Rundkurs auf<br />

welchen live die neusten Maschinen für die Hol-


zernte bewundert werden konnten. Neben Harvestern<br />

reihten sich dicht an dicht Seilbahnen, um<br />

Holz aus den unzugänglichen Hängen abzutransportieren.<br />

Beeindruckend war neben den Maschinen<br />

auch die große Anzahl an Menschen, die die<br />

Messe besuchten – alle waren mit einem neongelben<br />

Helm ausgestattet.<br />

Auch von der zweiten Exkursion wurde beeindruckt<br />

berichtet. So produziert Mondi in ihrem Werk in<br />

Frantschach ca. 250.000 Tonnen Kraftzellstoff (Sulfat)<br />

pro Jahr. Auch der kontinuierliche Kocher wird<br />

einigen in Erinnerung bleiben. Auf drei Papiermaschinen<br />

und zwei Sackpapiermaschinen am selben<br />

Standort (vertikale Integration) wird Kraftpapier<br />

hergestellt, welches z.B. für Zementsäcke, Futtersäcke<br />

oder Tragetaschen verwendet wird und somit<br />

über gute mechanische Eigenschaften verfügen muss.<br />

Außerdem wird Spezialzellstoff für Kaffeefilter, Teebeutel<br />

und Industriefilter hergestellt. Im BagApp-<br />

Center erfolgt die Prüfung der Säcke auf eventuelle<br />

Änderung der Qualität der Zellstoffe. Anschließend<br />

besuchte die Gruppe noch ein Brettsperrholzwerk<br />

von Stora Enso, einem schwedisch-finnischen Forest-<br />

Products-Konzern, welcher am Standort noch ein<br />

Säge- und Hobelwerk betreibt. Das Rundholz wird<br />

aus Slowenien, Ungarn und Österreich bezogen.<br />

Aufgrund der Finanzkrise war die Versorgungslage<br />

zur Zeit des Besuchs aber sehr angespannt.<br />

Ein Großteil der Produktion geht inzwischen in die<br />

vor 5 Jahren errichtete Produktionsanlage für CLT<br />

Tag der Holzwirtschaft <strong>2011</strong><br />

Vielfältige Nutzung von Biomasse<br />

– von Werkstoffen bis zu Pharmaprodukten<br />

Stephanie Helmling, Diplom 2010<br />

Auch <strong>2011</strong> fand der traditionelle Tag der Holzwirtschaft<br />

– zum 9. Mal in Folge – am Zentrum<br />

Holzwirtschaft auf dem Gelände des Johann Heinrich<br />

von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg statt.<br />

Rund 120 Gäste und Absolventen kamen zum Festkolloquium<br />

anlässlich der Verabschiedung von Direktor<br />

und Professor Dr. Jürgen Puls und zur Zeug-<br />

(Cross-Laminated-Timber; deutsch: Brettsperrholz)<br />

Das Brettsperrholz wird bei Stora Enso vorkonfektioniert,<br />

diese einzelnen Lagen werden anschließend<br />

vollflächig verleimt und verpresst. Nach dem Pressen<br />

können z.B. Fenster- oder Türöffnungen, Kabel-<br />

oder Rohrkanäle ausgefräst werden, somit lässt<br />

sich ein Einfamilienhaus innerhalb von einem Tag<br />

am Bauplatz errichten.<br />

Neben den von uns besuchten Exkursionen, gab es<br />

die Möglichkeit EGGER in ST. Johann, Hasslacher<br />

Norica Timber, Johann Offner, Wood K plus oder<br />

Schweighofer zu besuchen.<br />

Donnerstag hatten wir am „Sport & Games“ Tag<br />

noch einmal die Möglichkeit, die anderen Studenten<br />

besser kennen zu lernen. Beim Bogenbau, Fußball-<br />

oder Volleyballspielen, beim Schwimmen in<br />

Schwimmhalle oder Wörthersee, und nicht zuletzt<br />

beim Balancieren auf der Slackline hatten alle ihren<br />

Spaß.<br />

Eine wunderschöne Woche rund um Themen der<br />

Holzwirtschaft mit Studenten aus ganz Europa<br />

klang am Freitag beim Gala Dinner Abend gemütlich<br />

aus.<br />

Vielen Dank an die Studenten der BOKU für eine<br />

wunderbar organisierte <strong>Interfob</strong> <strong>2011</strong> im wunderschönen<br />

Velden bei herrlichstem Wetter. Wenn<br />

man eine solche <strong>Interfob</strong> miterlebt, kann man die<br />

<strong>Interfob</strong> 2012 in der Schweiz kaum erwarten.<br />

nisverleihung im Studiengang Holzwirtschaft der<br />

Universität Hamburg zusammen. Unter dem sehr<br />

aktuellen Leitthema „Vielfältige Nutzung von Biomasse<br />

– von Werkstoffen bis zu Pharmaprodukten“<br />

waren hochkarätige Referenten zu hören, die Einblicke<br />

in ihre Arbeiten und einen Überblick über<br />

den Stand der Forschung gaben.<br />

Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Rohstoffpotenziale<br />

von Holz und den daraus gewonnenen<br />

Produkten wie Fasern und Zellstoff. Dr. Dietmar<br />

Peters von der „Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />

e.V.“ (FNR), sprach über die Nutzung von<br />

Agrar- und Holzrohstoffen in Deutschland. Die<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt hier knapp<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 11


17 Mio. ha, wovon der größte Teil (86 %) für den<br />

Anbau von Nahrungsmitteln genutzt wird. Der<br />

Rest entfällt auf Bioenergie (12 %) und die industrielle<br />

Nutzung (2 %). Aus den Agrarrohstoffen werden<br />

Pflanzenöle, Fette und Zucker hergestellt, der<br />

Schwerpunkt liegt jedoch auf Stärkelieferanten wie<br />

Getreide und Kartoffeln. Bei steigender Nachfrage<br />

nach Holzrohstoffen zur energetischen Verwendung<br />

ist auch der durchschnittliche Holzeinschlag in den<br />

letzten Jahrzehnten angestiegen. Er liegt jedoch<br />

noch unter dem jährlichen Zuwachs. Das Problem<br />

ist demnach weniger die ausreichend vorhandene<br />

Menge als deren Verfügbarkeit: „Wir benötigen<br />

mehr Biomasse, also müssen wir sie mobilisieren.<br />

Wir müssen die Produktivität steigern, indem wir<br />

bekannte Verfahren effizienter machen und an<br />

den Klimawandel angepasste Rohstoffquellen finden“,<br />

erläutert Peters. „Forschung und Innovation<br />

sind dafür sehr wichtig.“ Das Förderprogramm zu<br />

Nachwachsenden Rohstoffen des <strong>Bund</strong>esministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) zielt darauf ab. Knapp die<br />

Hälfte der Fördersumme (177,3 Mio. EUR) wird in<br />

Projekte im Bereich Bioenergie investiert, ein weiterer<br />

Teil wird für Projekte der stofflichen Nutzung<br />

verwendet (34 %). Die Förderschwerpunkte zum<br />

Thema Biomasse liegen z. B. in der stofflichen Nutzung<br />

von Lignin, auf biobasierten Polymeren und<br />

biobasierten naturfaserverstärkten Kunststoffen,<br />

sowie der stofflichen und konstruktiven Nutzung<br />

von Holz. Im Bereich der energetischen Biomasse-<br />

Nutzung wird z. B. die Entwicklung von Bioethanol<br />

aus Lignocellulose gefördert. Peters dankte Puls<br />

im Namen der FNR: „Mit Herrn Puls wird heute<br />

ein national und international geachteter „Grand<br />

Seigneur“ der Holz- und Cellulosechemie verabschiedet.“<br />

Aber er betonte plattdeutsch: „So lang as<br />

der Orgel noch geiht, is de Kark noch nich ut.“ Soll<br />

heißen: So lange man noch atmet, lebt man noch.<br />

Da Puls immer mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr,<br />

wird er wohl auch im sogenannten Ruhestand aktiv<br />

bleiben.<br />

Aktuelle Forschungsbeispiele<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Fink vom Fraunhofer Institut<br />

für Angewandte Polymerforschung (IAP)<br />

in Potsdam stellte „Biobasierte technische Fasern<br />

und Komposite“ vor. Er brachte die Zuhörer zum<br />

Schmunzeln, da er nicht direkt – wie man es im<br />

Hörsaal sonst gewohnt ist – zum Thema „Holz“<br />

12 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

sprach: „Kunststoffe sind allgegenwärtig – wir leben<br />

im Kunststoffzeitalter“. Die Produktion hat<br />

sich von 1950 (1,5 Mio. t) bis 2010 (265 Mio. t)<br />

um jährlich durchschnittlich 9 % gesteigert, untermauerte<br />

der Physiker seine These. Die Anfänge waren<br />

durchaus biobasiert, wie Fink betonte. Gummi<br />

und Celluloid wurden aus Naturkautschuk bzw.<br />

aus Cellulose hergestellt, bevor die Kunststoffe aus<br />

Erdöl ihren Siegeszug antraten. Doch im Zuge der<br />

Nachhaltigkeitsdiskussion und Ressourcenknappheit<br />

sind Biopolymere heute wieder hochaktuell,<br />

wobei Holz und dessen Inhaltsprodukte Cellulose<br />

und Lignin eine herausragende Rolle spielen. Der<br />

Experte für Biopolymere und biobasierte Kunststoffe<br />

sieht für diese bei zunehmender Erdölverknappung<br />

ein großes Potenzial, der Bereich wächst<br />

überdurchschnittlich. Lignin z. B. ist massenhaft<br />

verfügbar, aber bisher ein wenig genutzter alternativer<br />

Rohstoff für die Materialentwicklung. Zurzeit<br />

wird weltweit daran geforscht, Carbonfasern auf Ligninbasis<br />

für den Massenmarkt herzustellen. „Gute<br />

Fasern zu kreieren ist auch unser Geschäft“, erklärt<br />

Fink, der das Fraunhofer Institut seit 2006 leitet.<br />

Anhand von Röntgenbeugungsaufnahmen von<br />

Naturfasern zeigt er auf, wie Kristallitorientierung<br />

und Fasereigenschaften zusammenhängen und welche<br />

Strukturen für technische Fasern gewünscht<br />

sind. In einem gerade begonnenen Forschungsprojekt<br />

gemeinsam mit der Fa. Amsilk in Martinsried<br />

geht es darum, die leistungsfähigste Naturfaser,<br />

nämlich Spinnenseide, industriell herzustellen.<br />

„Eine Spinne spinnt für ihre Verhältnisse schnell,<br />

doch die industrielle Produktion erfordert eine um<br />

Größenordnungen höhere Spinngeschwindigkeit.<br />

Die Produktivität ist somit ein Hauptproblem bei<br />

der technischen Umsetzung“, so der Institutsleiter.<br />

Zum Thema Komposite stellte er neben den bekannten<br />

Wood-Polymer-Composites (WPCs) auch<br />

naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFKs) und neuartige<br />

Biokomposite aus biobasierten Fasern und<br />

Matrixmaterialien vor, die höchsten Anforderungen<br />

genügen. Ziel ist es, die Eigenschaften von Biokunststoffen<br />

durch Faserverstärkung zu verbessern,<br />

der Markt hierfür wächst.<br />

Dr. Stefan Horner, der im Jahr 2000 bei Puls promovierte<br />

und nun bei Mercer International Inc.<br />

Zellstoff Rosenthal arbeitet, sprach über die effiziente<br />

Nutzung des Rohstoffes Holz in der Zellstoffindustrie.<br />

„Europa steht im Wettbewerb mit<br />

„low cost“-Zellstoffproduzenten. Die Personal- und


Energiekosten sind hier sehr hoch“, erläuterte Horner<br />

und warnte vor einer Verschiebung der Zellstoffproduktion<br />

nach Lateinamerika. Durch die<br />

Bioenergie-Ziele der EU bis 2020 (CO2-Emission-<br />

Reduzierung; Erhöhung des Anteils an erneuerbaren<br />

Energien an der Gesamtenergieproduktion,<br />

größtenteils durch Biomasse) prognostiziert Horner<br />

bis 2020 einen Versorgungsengpass für feste<br />

Biomasse von mehr als 200 Mio. Fm (nach CEPI,<br />

2009). Holz wird knapp werden, die Zellstoffindustrie<br />

muss also nach Alternativen der Wertschöpfung<br />

suchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Er wies<br />

auf die bedeutende Rolle der Industrie hin, die etablierte<br />

Logistikketten und Zugang zu Biomasse- und<br />

Faserholzressourcen besitzt. Aus Sicht von Mercer<br />

liegt die Wertschöpfung jedoch primär bei der Zellstofffaser,<br />

erst danach folgen spezielle Chemikalien<br />

Nicht nur Cellulose … Foto: C. Waitkus<br />

und an letzter Stelle die Bioenergie. Nach diesem<br />

interessanten Vormittagsprogramm konnten sich<br />

die rund 120 Gäste bei einem Imbiss stärken, der<br />

von der Gesellschaft der Freunde und Förderer des<br />

Zentrums Holzwirtschaft der Universität Hamburg<br />

e.V. (GFF) gesponsert wurde.<br />

Fichtenharz-Kaugummi<br />

Das Nachmittagsprogramm wurde von Prof. Dr.<br />

Bjarne Holmbom von der Åbo Akademi Universität<br />

in Finnland eröffnet. Er referierte über Holzextrakte<br />

und ihre chemischen Besonderheiten. Holmbom<br />

betonte, dass die Wertschöpfung aus dem Wald gesteigert<br />

und neue Produkte gefunden werden müssen.<br />

„Holzteer war früher das wichtigste finnische<br />

Produkt“, erklärte der Wallenberg-Preisträger, der<br />

2008 von Königin Silvia in Schweden die Auszeich-<br />

nung erhielt. 1998 fand er bei der Analyse von Astknoten<br />

eines Fichtenstamms heraus, dass sie einen<br />

überraschend hohen Prozentsatz Lignane enthalten<br />

(6-29 %). Mit seinem Kollegen C. Eckerman entwickelte<br />

er ein Verfahren, um die für die Zellstoffherstellung<br />

benötigten Hackschnitzel nach Astknoten<br />

und normalem Holz zu sortieren. Dadurch können<br />

HMR-Lignane (Hydroxymatairesinol) effizient gewonnen<br />

werden. Sie kommen seit 2006 in Pharma-,<br />

Kosmetik- und Diätprodukten zum Einsatz. Die<br />

vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Baumbestandteilen<br />

stellte er klar heraus: „Aus Rindenextrakten<br />

verschiedener Baumarten werden Arzneimittel<br />

hergestellt, die z.B. in Chemotherapien eingesetzt<br />

werden. Und Fichtenharz wurde vor 5000 Jahren<br />

in Schweden und Finnland als Kaugummi gekaut!“<br />

Harzsalbe zur Wundbehandlung ist dort seit 2008<br />

auf dem Markt. Seine Begeisterung für Bäume ist<br />

zu spüren: „Das sind ganz besondere Pflanzen! Sie<br />

sind sehr viel weiter entwickelt als Einjahrespflanzen<br />

und besitzen sehr effiziente chemische Abwehrsysteme.“<br />

Zum heiteren Abschluss seines Vortrags<br />

überreichte er Puls verschiedenste Lignan-Produkte<br />

aus Finnland – darunter auch Gesichtscreme, Salben<br />

und Tabletten gegen das Altern.<br />

Prof. Dr. Kaisa Poutanen vom Staatlichen Technischen<br />

Forschungszentrum VTT und der Universität<br />

Kuopio in Finnland, publizierte in den 1980ern<br />

und Anfang der 1990er Jahre zusammen mit Puls<br />

zahlreiche Arbeiten. Sie dankte ihm dafür, sie auf<br />

die „Xylan- und Xylanase-Reise“ geschickt zu haben<br />

und lobte die bilaterale Zusammenarbeit, „denn die<br />

EU gab es zu dieser Zeit noch nicht.“ In ihrem Vortrag<br />

erläuterte sie die Rolle der Xylane im Bereich<br />

Ernährung und Gesundheit. Arabinoxylane sind<br />

Polysaccharide in der Zellwand von Getreide und<br />

werden von Xylanase-Enzymen aufgeschlossen. In<br />

der Brotherstellung wird Xylanase zur Verbesserung<br />

der Teigeigenschaften verwendet. „In der EU<br />

werden im Jahr 10 Millionen Tonnen Weizenmehl<br />

produziert, das sind 200.000 t Arabinoxylane im<br />

Jahr“, erläutert sie ihr Arbeitsfeld. „Wir sind noch<br />

im Lernprozess, was die Bedeutung von Xylanen<br />

und die Strukturen von Zellwänden in Getreide<br />

angeht, aber sicher ist: sie sind sehr wichtig für den<br />

Erhalt unserer Gesundheit“.<br />

In seiner Laudatio ging Prof. Bodo Saake auf zahlreiche<br />

Forschungsschwerpunkte in Puls‘ beruflicher<br />

Laufbahn ein. Nach dem Holzwirtschafts-Studium<br />

folgte auf dessen Diplomarbeit in der Arbeitsgruppe<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 13


Der Laudator Foto: C. Waitkus<br />

von Prof. Dietrichs auch seine Promotion zum Thema<br />

„Trägergebundene xylanolytische Enzyme“. Der<br />

gebürtige Hamburger erhielt 1997 einen Ruf an die<br />

Universität Aalborg (Dänemark), blieb abgesehen<br />

von seiner Reisefreude jedoch seiner Heimatstadt<br />

treu. Als Pionier des Dampfdruckaufschlusses und<br />

der enzymatischen Hydrolyse der Produkte besitzt<br />

Puls ca. 250 Publikationen und Patente. Seine wissenschaftlichen<br />

Arbeiten reichen von der Kohlenhydratanalytik<br />

über die Weiterentwicklung der Enzymgewinnung<br />

bis zu biotechnologischen Arbeiten<br />

zu Hemicellulosen, Hemicellulasen und akzessorischen<br />

Enzymen wie Acetylxylanesterasen, Glucuronidasen<br />

und Ferulasäureesterasen. Wie vielfältig<br />

Puls‘ Arbeit war, zeigen parallele Forschungsarbeiten<br />

zur Holzqualität, z.B. zur Charakterisierung<br />

archäologischer Holzfunde (Mainzer Römerschiff,<br />

1981), zur Waldschadensforschung, Altpapier, Cellulose<br />

und Cellulosederivaten. 1998 wurde Puls<br />

Direktor und Professor an der <strong>Bund</strong>esforschungsanstalt<br />

für Forst- und Holzwirtschaft (BFH; nun<br />

vTI) und ab 2008 stellvertretender Leiter des Instituts<br />

für Holztechnologie und Holzbiologie im vTI.<br />

Durch die kommissarische Leitung des Instituts<br />

nahm er in den letzten Jahren auch administrative<br />

und repräsentative Aufgaben wahr. Saake schloss<br />

die Laudatio mit dem Puls-Zitat für fast jede Lebenslage:<br />

„Es bleibt spannend!“ Zuletzt ergriff der<br />

Geehrte selbst das Wort und dankte den Organisatoren<br />

für die Widmung des diesjährigen „Tages<br />

der Holzwirtschaft“ und zog ein positives Fazit: „Es<br />

läuft alles so gut hier, ich gehe beruhigt und guten<br />

Mutes in den Ruhestand und mache mir keine Sorgen<br />

um die Zukunft des Instituts“.<br />

14 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

Zeugnisverleihung<br />

Das Abendprogramm stand ganz im Zeichen der<br />

Absolventen. Seit dem letzten Tag der Holzwirtschaft<br />

im November 2010 schlossen 12 Diplomanden,<br />

16 Bachelor- und 17 Masterstudenten ihr<br />

Studium der Holzwirtschaft erfolgreich ab. Außerdem<br />

wurden vier Promotionen vollendet. Prof. Udo<br />

Mantau überreichte die Zeugnisse für die Fachbereiche<br />

Ökonomie und Weltforstwirtschaft, Prof.<br />

Peter Klein für die Holzbiologie, Prof. Jörg Ressel<br />

für die Holzphysik und Prof. Bodo Saake für die<br />

Holzchemie. Die besten Abschlussarbeiten wurden<br />

vom <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> (BDH), einem der<br />

ältesten Alumni-Clubs Deutschlands, mit Preisen<br />

ausgezeichnet.<br />

Preise für beste Abschlussarbeiten<br />

Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung für die<br />

beste Doktorarbeit erhielt Vera Steckel. Im Rahmen<br />

ihrer Promotion untersuchte sie den Einfluss von<br />

Trocknungs- und Prüfbedingungen auf die Emissionen<br />

flüchtiger organischer Verbindungen (volatile<br />

organic compounds, VOCs) aus Kiefer und Fichte.<br />

Dabei konnte sie feststellen, dass Emissionen von<br />

Holzprodukten für den Innenbereich eine Material-<br />

bzw. Produkteigenschaft von zunehmender<br />

Relevanz darstellen. Insbesondere Holz von Kiefer<br />

und, in geringerem Maß, Fichte zeichnet sich<br />

durch einen im Vergleich zu anderen heimischen<br />

Arten hohen Extraktstoffanteil aus, der zahlreiche<br />

VOCs umfasst. Schwerpunkte der Arbeit sind Untersuchungen<br />

zum Einfluss der technischen Trocknung<br />

auf die Produktemissionen von Kiefern- und<br />

Fichtenschnittholz und zum Einfluss der Prüfbedingungen<br />

auf die Produktemissionen von Kiefernholz.<br />

Es zeigte sich, dass die Einflussnahme durch<br />

unterschiedliche Trocknungstemperaturen und<br />

-methoden begrenzt ist. Die Tests unter variierten<br />

Prüfbedingungen ergaben zum Teil nicht-proportionale<br />

Änderungen der Prüfkammerkonzentration<br />

bei Veränderung von Beladungsgrad bzw. Luftwechselrate.<br />

Die beste Diplomarbeit erzielte in diesem Jahr<br />

Przemko Döring, der dafür den mit 600 Euro dotierten<br />

BDH-Preis erhielt. Im Rahmen seiner Arbeit<br />

führte Döring eine Erhebung in der Sägeindustrie<br />

durch. Die Sägewerksbetreiber wurden unter Anderem<br />

zum Stammholzverbrauch sowie zum Aufkommen,<br />

der Verwertung und der Sortimentsstruktur<br />

der anfallenden Sägenebenprodukte befragt.


Im Vergleich zu früheren Studien wurde auch die<br />

Integration der Sägeindustrie in den Energiemarkt<br />

untersucht. Die Ergebnisse werden im Rahmen des<br />

Projektes Rohstoffmonitoring des Arbeitsbereichs<br />

Ökonomie des Zentrums Holzwirtschaft Anfang<br />

2012 veröffentlicht.<br />

Die ebenfalls mit 600 Euro dotierte Auszeichnung<br />

für die beste Masterarbeit erhielt Jan Wenker, der<br />

im vorletzten Jahr auch mit seiner Bachelorarbeit<br />

einen der begehrten BDH-Preise gewann. In seiner<br />

Masterarbeit wurde die Erstellung von Ökobilanzen<br />

für Möbel näher beleuchtet. In diesem<br />

Zusammenhang stellte er zunächst theoretische<br />

Überlegungen zur Klassifizierung von Möbeln an,<br />

die im Anschluss zur Durchführung einer Ökobilanzstudie<br />

für ein industriell gefertigtes Möbelstück<br />

genutzt wurden.<br />

Über den mit 400 Euro dotierten Preis für die beste<br />

Bachelorarbeit freute sich Daniel Müsgens. In<br />

seiner Arbeit beschäftigte er sich damit, wie sich<br />

die räumliche Verteilung der mexikanischen Kiefer<br />

(Pinus patula) innerhalb eines Bestandes auf das<br />

BDH-Preise <strong>2011</strong> –<br />

Zusammenfassungen der Arbeiten<br />

The influence on branch growth by<br />

the spatial distribution at a pine<br />

plantation in the Eastern Cape –<br />

South Africa<br />

Daniel Müsgens, Bachelor-Abschluss <strong>2011</strong><br />

Die Bachelorarbeit beschäftigte sich damit, wie die<br />

räumliche Verteilung der mexikanischen Kiefer innerhalb<br />

eines Bestandes sich auf das Astwachstum<br />

und somit auf die Holzqualität auswirkt. Dies geschah<br />

am Beispiel von zwei Beständen in einer Pinus<br />

patula Plantage in Langeni, im Osten von Südafrika.<br />

Ziel des Plantagen-Managements sollte sein,<br />

einen maximalen Gewinn mit einem möglichst<br />

geringen Arbeitsaufwand zu erlangen. Das Wissen<br />

darüber, wie die Bäume miteinander konkurrieren,<br />

und welche Auswirkungen dies auf die Qualität des<br />

Holzes hat, kann der Forstwirtschaft dabei helfen,<br />

Astwachstum und somit auf die Holzqualität auswirkt.<br />

Dazu untersuchte er Bäume zweier Bestände<br />

in einer Kiefernplantage im Osten Südafrikas. Es<br />

zeigte sich, dass die Bäume mit wenig Konkurrenz<br />

messbar mehr Äste als auch dickere Äste besitzen,<br />

als solche, die in einer gleichmäßigen Konkurrenz<br />

stehen. Dies führt zu Astknoten im Stamm und<br />

wirkt sich negativ auf die Holzqualität aus. Pinus<br />

patula gehört zu den schnellwüchsigen Pinusarten<br />

und zählt in Südafrika zu den wichtigsten Plantagenbäumen.<br />

Das zum dritten Mal verliehene Reisestipendium<br />

für Doktoranden der mechanischen Holztechnologie<br />

in Höhe von 1000 Euro übergab Dr. Hans Korte<br />

im Namen der Stiftung Holzwirtschaft an Olaf<br />

Tackmann. Dieser promoviert zurzeit auf dem Arbeitsgebiet<br />

der mechanisch-technologischen Untersuchungen<br />

an Holz und Holzwerkstoffen. Musikalisch<br />

sehr schön untermalt wurde die Veranstaltung<br />

von Martin Meissner am Saxophon und Florian<br />

Treuer am Cajón.<br />

die Ressource Holz sinnvoller zu bewirtschaften,<br />

und so einen größeren Nutzen aus den gegebenen<br />

Bedingungen zu ziehen. Des Weiteren können die<br />

gesammelten Daten und Analysen für die weitere<br />

Forschung an Kiefernarten und für die Forstwirtschaft<br />

im Allgemeinen verwendet werden.<br />

Die Stand-Struktur, d. h. die räumliche Verteilung<br />

der Bäume in einem Bestand, hat direkten Einfluss<br />

auf mehrere qualitätsrelevante Eigenschaften<br />

des Holzes. So wird zum Beispiel die Stammform,<br />

Dichte, Biegefestigkeit, Faserlänge oder Astigkeit<br />

beeinflusst. In den letzten Jahren traten vermehrt<br />

Probleme beim Wachstum von Pinus patula Arten<br />

auf, die direkt mit der Methode und Durchführung<br />

der Durchforstung der Plantage verbunden sind.<br />

Ziel der Durchforstung ist, ein besseres Wachstum<br />

der verbleibenden Bäume zu erreichen, ihnen eine<br />

höhere Stabilität und eine bessere Vitalität zu verschaffen,<br />

und damit eine optimale Holzqualität zu<br />

erlangen, was aus wirtschaftlicher Sicht am relevan-<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 15


testen ist. Das geläufigste Verfahren in Südafrika<br />

ist die Reihendurchforstung, eine Form geometrischer<br />

Verdünnung. Dabei werden ganze Reihen<br />

von Bäumen in gleichmäßigem Abstand aus dem<br />

Bestand entfernt. Der wird dabei weiter geöffnet,<br />

wodurch der Wettbewerb zwischen den Bäumen<br />

deutlich verringert wird, und zusätzlich Rückewege<br />

für den Abtransport der Bäume geschaffen werden.<br />

Reihendurchforstung ist eine gängige Methode zur<br />

Verminderung der Bestandesdichte, wenn es keine<br />

geschulten Teams mit dem nötigen Sachverstand<br />

gibt. Die nicht-geometrischen Durchforstungsschemata<br />

erfordern hingegen komplexere Kenntnisse.<br />

Ein wesentlicher Vorteil der Reihendurchforstung<br />

ist die große Einsparung an Kosten, besonders für<br />

die nachfolgenden Durchforstungsaktivitäten. Obwohl<br />

die Reihendurchforstung eine sehr regelmäßig<br />

genutzte Bewirtschaftungsform in der Forstwirtschaft<br />

ist, kann sie häufig zu Problemen führen. Eines<br />

der Hauptprobleme ist das Auftreten von asymmetrischer<br />

räumlicher Verteilung der Bäume, die<br />

zu Lückenbildung und Bündelungen in den Baumstrukturen<br />

führen kann. Dies führt anschließend<br />

zu asymmetrischem Wettbewerb zwischen den<br />

Bäumen und dadurch zu einer unsymmetrischen<br />

Kronenform. Es entstehen längere Äste in größerer<br />

Anzahl mit stärkerem Durchmesser. Dies kann eine<br />

unregelmäßige Stammform und Druckholz zur<br />

Folge haben, da sich Krone und Äste immer bevorzugt<br />

zu einer Seite des Baumes hin entwickeln, was<br />

zu einseitiger Belastung des Stammes führt.<br />

In der Studie wurde der Effekt des räumlich-asymmetrischen<br />

Wettbewerbs zwischen den Bäumen<br />

durch Lücken im Bestand sowie aufgrund von Astigkeit<br />

untersucht. Es wurden alle Daten zur räumlichen<br />

Verteilung und zur Holzqualität der Bäume<br />

erfasst. Dazu wurden 120 Bäume von jedem Bestand<br />

gemessen, jeweils 60 Bäume aus gleichmäßigem<br />

Konkurrenzverhalten und 60 aus ungleichmäßigem.<br />

Bei diesen Bäumen wurde der BHD, die<br />

Gipfelhöhe, der Kronenumfang und die Ausrichtung<br />

der Kronenform nach Himmelsrichtungen<br />

vermessen.<br />

Anschließend wurden jeweils 15 Bäume aus jedem<br />

Bestand gefällt, um diese nochmals intensiver<br />

zu vermessen. Es wurden alle Durchmesser und<br />

Längen der Äste, sowie Anzahl und Position der<br />

Nodien im stehenden Baum bestimmt. Ziel war,<br />

die Auswirkungen der räumlichen Verteilung der<br />

Bäume zu analysieren, und so die Effekte auf das<br />

16 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

Wachstum der Äste und auf die Holzqualität zu ermitteln.<br />

Dabei wurde in fünf wesentlichen Schritten<br />

gearbeitet. Im ersten Schritt wurde analysiert,<br />

ob der Astdurchmesser im Zusammenhang mit<br />

der räumlichen Verteilung der Bäume steht. Dabei<br />

wurde aufgrund der Messungen statistisch bewiesen,<br />

dass Bäume ohne oder in asymmetrischer<br />

Konkurrenz dazu neigen, dicke Äste zur Lücke hin<br />

zu bilden. Im darauffolgenden Schritt wurden die<br />

Stämme in vier Sektionen aufgeteilt, um eine Aussage<br />

über die Häufung dicker Äste in bestimmten<br />

Stammteilen zu erhalten. Des Weiteren wurde verglichen,<br />

ob Bäume aus den beiden Ausgangsgruppen<br />

in besonderen Stammbereichen unterschiedlich<br />

dicke Äste haben. Dabei wurde bewiesen, dass bei<br />

ungleichmäßigem Wettbewerb mehr Äste vorliegen<br />

als bei gleichmäßigem. Zudem konnte nachgewiesen<br />

werden, dass bei den Bäumen aus dem asymmetrischen<br />

Wettbewerb die Varianz zwischen den<br />

verschiedenen Stammpartien sehr hoch war. Im<br />

dritten Schritt wurde der für die folgenden Arbeitsschritte<br />

notwendige Zusammenhang zwischen<br />

dem gemessenen Astdurchmesser und der Astlänge<br />

hergestellt. Das Ergebnis dieser Untersuchung<br />

zeigte einen Anstieg des Astdurchmessers mit zunehmender<br />

Astlänge. Anschließend wurde der Zusammenhang<br />

zwischen der Astlänge und dem Kronenumfang<br />

hergeleitet. Dies, um den statistischen<br />

Beweis von den Messungen am gefällten Baum auf<br />

die vorherige Stehendvermessung abzuleiten. Auf<br />

diese Weise sind die Kronen-Messungen der nicht<br />

gefällten Bäume verifizierbar und stehen für die<br />

weitere Beweiskette und nachfolgende Studien zur<br />

Verfügung. Der gemessene Kronenumfang kann<br />

als genereller Indikator für die Astlänge und den<br />

Astdurchmesser dienen. Im letzten Schritt wurde<br />

der Zusammenhang zwischen dem Kronenumfang<br />

und dem Wettbewerb der Bäume anhand eines<br />

Konkurrenz-Index (HEGYI) getestet. Dabei wurde<br />

gezeigt, dass der Kronenumfang in Form und<br />

Ausdehnung im direkten Zusammenhang mit dem<br />

Konkurrenzverhalten der Bäume steht.<br />

Durch die Studie konnte wissenschaftlich nachgewiesen<br />

werden, dass die Holzqualität von Pinus<br />

patula Bäumen durch die individuelle Positionierung<br />

im Bestand beeinflusst wird. Sicher ist weiter,<br />

dass die Art der Durchforstung einen starken<br />

Einfluss auf die Holzqualität hat. Bäume mit einseitiger<br />

Konkurrenz neigen dazu, ihre Kronen zu<br />

den Lücken hin zu bilde, die gerade durch die Rei-


hendurchforstung entstehen. Die Äste von Bäumen<br />

ohne Konkurrenz werden dabei meistens dicker<br />

als die Äste in Kronen, die von anderen Bäumen<br />

bedrängt werden, also ein gleichmäßiges Konkurrenzverhalten<br />

haben. Die Holzqualität von Kiefern<br />

ist stark abhängig von den Durchmessern der Astknoten.<br />

Dicke Astknoten im Holz haben eine dramatische<br />

Herabstufung von Qualität und Wert des<br />

Holzes zur Folge.<br />

Ökobilanzierung in der Möbelbranche<br />

– Klassifizierung unterschiedlicher<br />

Möbel sowie praktische Durchführung<br />

einer Ökobilanz<br />

Jan Wenker, Master-Abschluss <strong>2011</strong><br />

Im Rahmen der Masterarbeit am Zentrum Holzwirtschaft<br />

der Universität Hamburg wurde die Erstellung<br />

von Ökobilanzen für Möbel thematisiert<br />

(Wenker 2010). Die Abschlussarbeit ist als Vorbereitung<br />

für das vTI-Projekt „Ökobilanz-Daten für<br />

holzbasierte Möbel“ durchgeführt worden und beleuchtet<br />

eine mögliche Herangehensweise für die<br />

Ökobilanzierung industriell hergestellter Möbel.<br />

Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung sind<br />

Themen, die in den 1970er Jahren aufkamen und<br />

derzeit aktueller denn je sind. Ausgelöst durch die<br />

Ölkrisen, die die Endlichkeit von Ressourcen dramatisch<br />

vor Augen führten und steigende Mengen<br />

von zu entsorgendem Abfall, entstanden Methoden,<br />

mit denen die Umwelt betreffende Zusammenhänge<br />

dargestellt, analysiert und verstanden werden<br />

können (Klöpffer und Grahl 2009, S. 8). Zu den<br />

erwähnten Methoden gehört die Ökobilanzierung,<br />

die kontinuierlich weiterentwickelt und für verschiedene<br />

Fragestellungen adaptiert wurde. Nachdem<br />

in der frühen Phase der Ökobilanzierung vor<br />

dem Hintergrund des Abfallproblems überwiegend<br />

Ökobilanzstudien zu Verpackungen erstellt wurden,<br />

existieren inzwischen auch Ökobilanzen für<br />

viele andere Produkte.<br />

Heute sind es nicht allein die Verbraucher, die die<br />

angebotenen Produkte im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen<br />

kritisch hinterfragen, auch die<br />

Hersteller von Produkten setzen Ökobilanzstudien<br />

zunehmend zur Entscheidungsunterstützung ein.<br />

Ökobilanzen werden im Produktions- und Distributionsprozess,<br />

zur ökologischen Produktoptimierung<br />

sowie als Marketinginstrument herangezogen.<br />

Neben den rein wirtschaftlichen Belangen werden<br />

so auch Umweltaspekte immer stärker in die betrieblichen<br />

Entscheidungen mit einbezogen.<br />

Die Ökobilanzierung ist ein standardisiertes und<br />

genormtes Verfahren. Ausgehend von den Normen<br />

DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044<br />

wird die Methode der produktbezogenen Ökobilanzierung<br />

für die einzelnen zu bilanzierenden<br />

Produkte angewandt. Dabei ist es in vielen Fällen<br />

notwendig, die bestehenden Methoden für die im<br />

Einzelfall vorliegenden Produkte im Hinblick auf<br />

deren Besonderheiten zu spezifizieren bzw. weiterzuentwickeln.<br />

Die genannten Normen geben lediglich<br />

einen allgemeinen Handlungsrahmen vor.<br />

Es sind daher in der Masterarbeit zunächst theoretische<br />

Überlegungen zur Klassifizierung von Möbeln<br />

angestellt worden, die im Anschluss zur Durchführung<br />

einer Ökobilanzstudie für ein industriell gefertigtes<br />

Möbelstück genutzt wurden. Diese Überlegungen<br />

werden in dem vTI-Projekt aufgegriffen<br />

und in Zusammenarbeit mit Unternehmen der<br />

Möbelindustrie weiterentwickelt und zur Anwendung<br />

gebracht.<br />

Die Notwendigkeit zur vorbereitenden Klassifizierung<br />

ist durch die außerordentlich große Vielfalt<br />

der Produkte in der Möbelindustrie gegeben. Für<br />

die Belange der Ökobilanzierung ist es wichtig,<br />

genauere Kenntnisse über die verwendeten Materialien<br />

und die für die Produktion erforderlichen<br />

Fertigungsschritte zu erlangen. Um detailliertere<br />

Aussagen über die verwendeten Materialen treffen<br />

zu können, wurde eine Matrix entwickelt, die Möbel<br />

nach den beiden Kriterien Trägermaterial und<br />

Oberfläche systematisiert. Die verschiedenen von<br />

der Möbelindustrie hergestellten Möbel können<br />

in eine durch die beiden genannten Kriterien determinierte<br />

Klasse eingeordnet werden. Ausgehend<br />

von der Klassifizierung ist ein Flussdiagramm erstellt<br />

worden, das es erlaubt, für alle in der Praxis<br />

vorkommenden Möbelklassen die zur Herstellung<br />

notwendigen Fertigungsschritte zu ermitteln. Die<br />

Besonderheiten und gegebenenfalls Schwierigkeiten<br />

bei der Ökobilanzierung von Möbeln bestimmter<br />

Klassen, wie beispielsweise fehlende Daten von Vorketten,<br />

wurden aufgezeigt.<br />

Im Anschluss wurde eine Ökobilanz von der Wiege<br />

bis zum Werkstor (engl. cradle to gate) für ein<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 17


industriell gefertigtes Möbelstück erstellt. Die betrachtete<br />

funktionelle Einheit, also die Bezugsbasis<br />

für die Berechnungen, ist ein viertüriger Kleiderschrank.<br />

Dieser ist ein typisches industrielles<br />

Möbel aus Spanplatte, die mit Furnier beschichtet<br />

wurde. Nach der Erstellung der Sachbilanz, d. h.<br />

der Erfassung der Stoff- und Energieströme, die<br />

für dieses Möbelstück aufgewendet wurden, wurde<br />

eine Wirkungsabschätzung durchgeführt. Die<br />

Wirkungsabschätzung ist die Ableitung potentieller<br />

Umweltwirkungen aus den in der Sachbilanz ermittelten<br />

Werten. Es wurden in der durchgeführten<br />

Studie die Wirkungskategorien bzw. ökologischen<br />

Parameter Primärenergiebedarf, Treibhauseffekt<br />

(Treibhauspotential), stratosphärischer Ozonabbau<br />

(Ozonabbaupotential), Eutrophierung (Eutrophierungspotential),<br />

Versauerung (Versauerungspotential)<br />

sowie Sommersmog (Photochemisches<br />

Oxidantienbildungspotential) betrachtet.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Bereitstellung<br />

der elektrischen Energie für die Möbelherstellung<br />

sowie die Spanplattenherstellung als Vorkette große<br />

Anteile an den einzelnen Wirkungspotentialen<br />

haben.<br />

Weiterführende Informationen zum laufenden Forschungsprojekt:<br />

www.vti.bund.de und www.holzundklima.de<br />

Literaturhinweise:<br />

Frühwald, A., Scharai-Rad, M., Hasch, J., Wegener,<br />

G., Zimmer, B. (1997a) – Erstellung von Ökobilanzen<br />

für die Forst- und Holzwirtschaft. Informationsdienst<br />

Holz, Deutsche Gesellschaft für<br />

Holzforschung (DGfH) – Innovations- und Service<br />

GmbH: München, 28 Seiten<br />

Frühwald, A., Scharai-Rad, M., Wegener, G., Zimmer,<br />

B. (1997b) – Ökobilanzen Holz – Fakten lesen,<br />

verstehen und Handeln. Informationsdienst<br />

Holz, Deutsche Gesellschaft für Holzforschung<br />

(DGfH) – Innovations- und Service GmbH: München,<br />

24 Seiten<br />

Klöpffer, W., Grahl, B. (2009) – Ökobilanz (LCA).<br />

Ein Leitfaden für Ausbildung und Beruf. Wiley<br />

VCH-Verlag: Weinheim, 426 Seiten<br />

Wenker, J. L. (2010) – Ökobilanzierung in der<br />

Möbelbranche – Klassifizierung unterschiedlicher<br />

Möbel sowie praktische Durchführung einer Ökobilanz.<br />

Masterarbeit. Universität Hamburg, Fachbereich<br />

Biologie, 69 Seiten<br />

18 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

Kapazitätserfassung der deutschen<br />

Sägeindustrie und ihr Stammholzverbrauch<br />

und Angebot an Sägenebenprodukten<br />

Przemko Döring, Diplom <strong>2011</strong><br />

Im Rahmen der Diplomarbeit ist eine Erhebung in<br />

der Sägeindustrie durchgeführt worden. Die Arbeit<br />

stand im Zusammenhang mit dem Verbundprojekt<br />

„Rohstoffmonitoring“, das zur Aktualisierung der<br />

Holzrohstoffbilanz im Arbeitsbereich Ökonomie<br />

der Holz- und Forstwirtschaft des Zentrums Holzwirtschaft<br />

in Hamburg durchgeführt wurde. Die<br />

Erhebung ist von der Zukunft Holz GmbH (ZHG)<br />

und dem <strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)<br />

in Auftrag gegeben worden und wurde von dem<br />

Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie<br />

e.V. (VDS) und dem <strong>Bund</strong>esverband der Säge- und<br />

Holzindustrie Deutschland (BSHD) unterstützt.<br />

Die Sägeindustrie unterliegt in vielerlei Hinsicht<br />

ständigen Veränderungen. Technologische Weiterentwicklungen<br />

innerhalb der Branche und Veränderungen<br />

auf der Nachfragerseite sowie im Rohstoffangebot<br />

der Forstbetriebe tragen dazu bei. Um<br />

die mit Planungen verbundenen Risiken sowohl bei<br />

den Teilnehmern der Sägeindustrie als auch auf deren<br />

Abnehmerseite besser einschätzen und eingrenzen<br />

zu können, ist es wichtig, den aktuellen Markt<br />

der Sägeindustrie transparenter zu machen.<br />

Ziel der Erhebung war die Ermittlung aktueller<br />

Kennzahlen zum Stammholzeinschnitt, zu der<br />

Schnittholzausbeute sowie dem Aufkommen, der<br />

Struktur, der Verwertung und dem Vertrieb von<br />

Sägenebenprodukten in der Sägeindustrie. Darüber<br />

hinaus sollte anhand geplanter Kapazitätserweiterungen<br />

die zukünftige Stammholznachfrage der<br />

Sägeindustrie eingeschätzt werden. Aufgrund der<br />

zunehmenden Bedeutung der erneuerbaren Energien,<br />

auch im Hinblick auf das Erneuerbare Energien<br />

Gesetz (EEG), sollte geprüft werden, in welchem<br />

Maße die Sägeindustrie direkt an der Erzeugung<br />

von Energie und als Rohstoffzulieferer von Energieunternehmen<br />

beteiligt ist.<br />

Hierzu ist eine Befragung der Marktteilnehmer der<br />

Sägeindustrie durchgeführt worden. Die Befragung<br />

war für die Erlangung einer Stichprobe mit ausreichendem<br />

Repräsentationsgrad ausgelegt und um-


fasste eine mehrfache schriftliche und eine telefonische<br />

Befragung. Die Sägeindustrie als Zielgruppe<br />

der Erhebung, und bei der Befragung verwendete<br />

Fachbegriffe und Fragestellungen, wurden im Vorfeld<br />

definiert. Aufgrund der sich ständig verändernden<br />

Betriebsstruktur der Sägeindustrie wurden mit<br />

Hilfe einer Internet- und Literaturrecherche die<br />

Adressbestände, die aus früheren Studien vorlagen<br />

und zur Befragung hinzugezogen wurden, aktualisiert.<br />

Die Recherche umfasste auch die Ermittlung<br />

geeigneter Quellen zur Erfassung von branchenbezogenen<br />

Adressdaten und die Bereinigung der Adressbestände<br />

von doppelten und fehlerhaften Einträgen.<br />

Die durch die Befragung erhobenen Daten<br />

wurden einer Plausibilitätsprüfung unterzogen und<br />

abschließend ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung, die eine Darstellung<br />

der Entwicklungen in der Sägeindustrie – teilweise<br />

seit dem Jahr 2000 – einschließen, dienen als<br />

Basis einer weiterführenden Studie zur Sägeindustrie.<br />

Diese wird im Arbeitsbereich Ökonomie der<br />

Holz- und Forstwirtschaft des Zentrums Holzwirtschaft<br />

als Teil des Verbundprojektes „Rohstoffmonitoring“<br />

durchgeführt. Eine Veröffentlichung zum<br />

Thema unter dem Titel „Standorte der Holzwirtschaft<br />

– Sägeindustrie“ (U. Mantau, P. Döring)<br />

wird voraussichtlich Mitte des Jahres erscheinen.<br />

Einfluss von Trocknungs- und Prüfbedingungen<br />

auf die Emissionen<br />

flüchtiger organischer Verbindungen<br />

aus Kiefer und Fichte<br />

Vera Steckel, Diplom 2006<br />

Kiefer (Pinus sylvestris) und Fichte (Picea abies) enthalten<br />

im Vergleich zu anderen einheimischen Arten<br />

relativ viele Extraktstoffe, die direkt oder nach<br />

Abbaureaktionen als flüchtige Substanzen (volatile<br />

organic compounds, VOCs) an die Umgebung abgegeben<br />

werden können. Da im Hinblick auf Emissionen<br />

zunehmend Anforderungen an Bauprodukte<br />

und Möbel gestellt werden (vgl. europäische Bauproduktenrichtlinie<br />

bzw. ab 2013 Baupoduktenverordnung<br />

sowie verschiedene nationale Gütesiegel),<br />

sind Kenntnisse über Emissionseigenschaften von<br />

großem Interesse. Schwerpunkte der vorliegenden<br />

Arbeit sind Untersuchungen zum Einfluss der technischen<br />

Trocknung auf die Produktemissionen von<br />

Kiefern- und Fichtenschnittholz und zum Einfluss<br />

der Prüfbedingungen auf die Produktemissionen<br />

von Kiefernholz.<br />

Getestet wurde der Einfluss von vier verschiedenen<br />

Frischluft-Abluft-Trocknungen mit Temperaturen<br />

von 45 °C bis 115 °C auf die Höhe und Zusammensetzung<br />

der Produktemissionen von Proben aus<br />

Kiefer und Fichte. Die Emissionstests dieser und<br />

aller anderen Produktemissionsmessungen in dieser<br />

Arbeit fanden in Prüfkammern für eine Dauer von<br />

mindestens 28 Tagen statt. Zur qualitativen und<br />

quantitativen Bestimmung wurden die abgegebenen<br />

Verbindungen auf Tenax TA adsorbiert und<br />

mittels TD-GC-MS analysiert. Die am häufigsten<br />

detektierten Verbindungen waren Monoterpene<br />

und aliphatische Aldehyde.<br />

Kiefernkernholzproben aus Trocknungen bei geringeren<br />

Temperaturen setzten im Verlauf der<br />

Emissionsprüfungen zunächst deutlich größere<br />

Terpenmengen frei als entsprechende Proben aus<br />

Trocknungen bei höheren Temperaturen. Die höheren<br />

Terpenemissionen klangen jedoch deutlich<br />

schneller ab als die niedrigen, so dass es zu einer<br />

Angleichung der Werte kam. Kiefernsplintholzproben<br />

aus der Niedrigtemperaturtrocknung setzten<br />

in der Regel höhere Terpenemissionen frei als die<br />

Splintproben aus den übrigen Trocknungen. Insgesamt<br />

sanken die Terpenemissionen der Splintproben<br />

erheblich schneller als die der Kernproben.<br />

Splintproben aus Niedrig- und Standardtemperaturtrocknung<br />

emittierten in der Regel höhere Aldehydmengen<br />

als die Splintproben aus den anderen<br />

Trocknungen. Bei allen Kernholzproben betrug der<br />

Anteil der Terpene an den Gesamt-VOC-Emissionen<br />

konstant 98 % bis 99 % über den gesamten<br />

Prüfungsverlauf. Hingegen sank der Anteil der Terpene<br />

an den Splintholzemissionen in der Regel im<br />

Verlauf der Prüfung, während der Prozentsatz der<br />

Aldehyde stieg. Die Zusammensetzung der Produktemissionen<br />

nach Einzelsubstanzen und den<br />

prozentualen Anteilen der Substanzklassen war für<br />

alle getesteten Kiefernkern- bzw. Kiefernsplintproben<br />

vergleichbar und damit weitgehend unabhängig<br />

von der Trocknungstemperatur und -methode.<br />

Die getesteten Fichtenholzproben besaßen jeweils<br />

einen vergleichbar hohen Anteil an Kern- bzw.<br />

Splintholz. Der größte Unterschied bestand zwischen<br />

Proben aus der Niedrigtemperatur- im Ver-<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 19


gleich zu Proben aus der Hochtemperaturtrocknung,<br />

wobei erstere 2- bis 3-fach höhere Mengen<br />

freisetzten. Die Gesamt-VOC-Emissionen der Fichtenproben<br />

lagen um den Faktor 10 bis 100 niedriger<br />

als die der Kiefernproben. Die Abklinggeschwindigkeit<br />

der Emissionen war für Fichte höher als für<br />

Kiefer. Rund 90 % der Gesamt-VOC-Emissionen<br />

von Fichte bestanden aus Terpenen. Daneben wurden<br />

wenige Aldehyde und Alkohole detektiert.<br />

Emissionsprüfungen unter Bedingungen, die von<br />

den Standardparametern abweichen, wurden mit<br />

Kiefernkern- und Kiefernsplintproben durchgeführt.<br />

Bei Variation von Temperatur, relativer<br />

Luftfeuchte und Luftgeschwindigkeit in der Prüfkammer<br />

ging der größte Einfluss auf die Materialemissionen<br />

von der Temperatur aus. Eine Erhöhung<br />

der Prüftemperatur auf 30 °C steigerte die Terpenemissionen<br />

des Kernholzes bis zum 3-fachen, die<br />

des Splintholzes bis zum 2-fachen des unter Standardbedingungen<br />

ermittelten Werts. Jedoch glich<br />

sich bei Splintproben nach rund 14 Tagen Prüfdauer<br />

die Höhe der Terpenemissionen an die der Standardproben<br />

an. Die Aldehydemissionen von Splint<br />

waren bei 30 °C maximal 3-fach höher als die Aldehydemissionen<br />

unter Standardbedingungen. Bei 15<br />

°C betrugen die Terpenemissionen von Kern- und<br />

Splintproben nur rund 0,8 des Werts der Standardproben,<br />

während die Aldehydemissionen von Splint<br />

nur ein Drittel des unter Standardbedingungen beobachteten<br />

Werts betrugen. Für die Terpenemissionen<br />

aus Kernproben ergab sich ein senkender Effekt<br />

durch geringe Luftgeschwindigkeit in Abhängigkeit<br />

von der Temperatur. Die Aldehydemissionen des<br />

Splintholzes waren bei einer relativen Luftfeuchte<br />

von 75 % um den Faktor 1 bis 3 höher als unter<br />

Standardbedingungen.<br />

Ein Teil der Emissionsprüfungen wurde mit veränderten<br />

absoluten Werten von Beladungsgrad und<br />

20 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

Luftwechsel durchgeführt, wobei das Verhältnis<br />

der beiden Größen und die daraus resultierende flächenspezifische<br />

Luftwechselrate (q in m3 m-2 h-1)<br />

konstant blieb. Für vorwiegend diffusionskontrolliert<br />

emittierende Materialien besteht ein proportionaler<br />

Zusammenhang zwischen der Prüfkammerkonzentration<br />

und der Probenoberfläche bzw.<br />

dem Luftwechsel, so dass bei konstantem q keine<br />

Veränderung der Prüfkammerkonzentration zu<br />

erwarten ist. Für Terpen- und Aldehydemissionen<br />

aus Splintholz wurde dies bestätigt, nicht jedoch<br />

für Emissionen aus Kernholz. Außerdem wurden<br />

Emissionsprüfungen mit verändertem q durchgeführt.<br />

Während die Höhe der Terpen- und Aldehydemissionen<br />

der Splintholzproben proportional<br />

den Änderungen folgte, war dies für die Kernholzemissionen<br />

nicht der Fall. Daraus kann geschlossen<br />

werden, dass flüchtige Verbindungen aus hochemittierendem<br />

Kernholz nicht diffusionskontrolliert,<br />

sondern evaporationsdominiert freigesetzt werden.<br />

Der im ersten Versuchsteil beobachtete deutliche<br />

Einfluss der Luftgeschwindigkeit auf die Höhe der<br />

Kernholzemissionen bestätigt diese Schlussfolgerung.<br />

Insgesamt zeigte sich, dass die Einflussnahme auf<br />

die Produktemissionen von Kiefer und Fichte durch<br />

unterschiedliche Trocknungstemperaturen und<br />

-methoden begrenzt ist. Durch höhere Temperaturen<br />

konnten die Terpen- und Aldehydemissionen<br />

gesenkt werden, jedoch waren die absoluten Unterschiede<br />

gering und nivellierten sich im Verlauf der<br />

Prüfung.<br />

Eine evaporationsdominierte Terpenfreisetzung aus<br />

Kiefernkernholz kann die Reproduzierbarkeit der<br />

Messergebnisse beeinträchtigen, da die Evaporation<br />

stark von den Prüfparametern beeinflusst wird. Somit<br />

können bereits geringfügige Abweichungen von<br />

den Sollwerten die Emissionshöhe beeinflussen.


Dampfdruckaufschluss und enzymatische<br />

Hydrolyse von Pappelholz zur Produktion<br />

von Fermentationsrohstoffen und Lignin<br />

Fokko Schütt, Diplom 2009<br />

Die Verknappung von fossilen Rohstoffen ist seit<br />

längerer Zeit ein viel diskutiertes Thema und regenerative<br />

Energien werden aktuell in großem Umfang<br />

gefördert. Wäh¬rend Strom auch aus Wind-,<br />

Wasser- und Solarenergie gewonnen werden kann,<br />

können Chemikalien und viele Treibstoffe nur aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.<br />

Ein Ansatz zur Produktion von Plattform-Chemikalien<br />

wie Butandiol oder Ethanol ist die Fermentation<br />

dieser Stoffe aus Kohlenhydraten mit Hilfe<br />

verschiedener Mikroorganismen wie Bakterien oder<br />

Hefen.<br />

Die Bereitstellung von monomeren Kohlenhydraten<br />

für die Fermentation zu Chemie-Rohstoffen erfolgt<br />

derzeit im industriellen Maßstab nur aus nichtlignifizierten<br />

Agrarprodukten, wie zum Beispiel Mais<br />

oder Weizen. Diese verursachen hohe Kosten durch<br />

Pflege-, Dünger- und Bewässerungsbedarf und<br />

konkurrieren außerdem bei der Flächennutzung<br />

mit der Nahrungsmittelproduktion. Daher wird<br />

seit vielen Jahren in großem Umfang an der Nutzung<br />

von verholzten Rohstoffen für die Produktion<br />

monomerer Kohlenhydrate geforscht.<br />

In der Zellwand verholzter Zellen ist die Zugänglichkeit<br />

der Kohlenhydrate für den enzymatischen<br />

Abbau jedoch durch verschiedene Faktoren begrenzt.<br />

Die dichte Struktur aus kristalliner Cellulose,<br />

umgeben von Hemicellulosen und Lignin,<br />

muss durch geeignete Vorbehandlungsmethoden<br />

aufgelockert werden, da eine enzymatische Hydrolyse<br />

ansonsten nur sehr begrenzt möglich ist. Die<br />

verschiedenen Vorbehandlungsmethoden können<br />

physikalischer, chemischer oder physikochemischer<br />

Art sein.<br />

Im aktuellen Projekt wird Pappelholz aus Schnellwuchsplantagen<br />

durch eine Dampfdruck-Vorbehandlung<br />

für einen enzymatischen Abbau zugänglich<br />

gemacht. Untersuchungen über den<br />

Dampfdruckaufschluss werden häufig mit entrindeten,<br />

sortierten Hackschnitzeln hoher Qualität<br />

durchgeführt. Diese Hackschnitzel finden jedoch<br />

auch Verwendung in der Holzwerkstoff- und der<br />

Zellstoffindustrie. Für Holz aus Schnellwuchsplantagen<br />

ist eine Entrindung aufgrund der geringen<br />

Stammdurchmesser außerdem technisch und ökonomisch<br />

nicht sinnvoll. Die Versuche werden daher<br />

ohne vorherige Entrindung durchgeführt, um mit<br />

realistischem Rohmaterial zu arbeiten.<br />

Der Dampfdruckaufschluss zählt zu den physikochemischen<br />

Vorbehandlungsmethoden, dass<br />

heißt eine Kombination aus physikalischen und<br />

chemischen Vorgängen führt zu der Erhöhung<br />

der Zugänglichkeit. Während der Dampfdruckbehandlung<br />

wird ein großer Teil der Hemicellulosen<br />

abgebaut und gelöst. Das Lignin erweicht zwischenzeitlich<br />

und kann seine Position in der Zellwand<br />

ändern indem es koaguliert und beim Erkalten in<br />

dieser Form verbleibt. Diese Vorgänge führen zu<br />

einer Auflockerung der Zellwand und einer Vergrößerung<br />

der für die Enzyme zur Verfügung stehenden<br />

Oberfläche. Durch eine Zerfaserung des<br />

erweichten Materials wird mit geringem Energieaufwand<br />

eine weitere Vergrößerung der Oberfläche<br />

erreicht. Die Zerfaserung des Rohstoffes am Ende<br />

der Dampfdruckbehandlung wird häufig durch<br />

eine schlagartige Entspannung des Drucks (steam<br />

explosion) erreicht. Alternativ kann eine Mahlung<br />

in einem Refiner im Anschluss an die Vorbehandlung<br />

erfolgen.<br />

Im Rahmen der Arbeiten am HTB werden Aufschlüsse<br />

mit einem Dampfdruck-Refiner System für<br />

die anschließende enzymatische Hydrolyse zur die<br />

Produktion von Kohlenhydratlösungen optimiert.<br />

Für die Planung der Versuchsreihen wurde ein<br />

statistisches Design mit Hilfe der Software JMP<br />

von SAP erstellt. Mit den Ergebnissen der Experimente<br />

wurden Modelle entwickelt, in die verschiedene<br />

Faktoren wie Temperatur und Dauer des<br />

Aufschlusses sowie der Einsatz von sauren Katalysatoren<br />

einfließen. Die Modelle ermöglichen dann<br />

die Vorhersage des Einflusses dieser Faktoren auf<br />

die entsprechenden Zielgrößen, wie zum Beispiel<br />

Faserstoff-Extrakt und Kohlenhydratausbeuten.<br />

Der Aufschluss wurde zunächst ohne den Einsatz<br />

von Katalysatoren optimiert. Dabei wurde<br />

der Rohstoff bei Temperaturen zwischen 170-220<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 21


°C für 5-30 Minuten mit Sattdampf beaufschlagt.<br />

In dieser ersten Versuchsreihe wurden die höchsten<br />

Ausbeuten an Glucose und Xylose nach einem<br />

Dampfdruckaufschluss bei 210 °C und 15 min erreicht.<br />

Anschließend wurde die Versuchsreihe um<br />

Aufschlüsse mit einem Einsatz von bis zu 2,5%<br />

SO2 erweitert. Die Kohlenhydratausbeute konnte<br />

durch den Einsatz von SO2 deutlich gesteigert<br />

und die Temperatur des Aufschlusses auf 200 °C<br />

gesenkt werden. Es wird eine umfassende Massenbilanz<br />

der Aufschlüsse erarbeitet. Diese umfasst die<br />

Ausbeute und Kohlenhydratzusammensetzung der<br />

Fasern und des Extrakts, die Kohlenhydratausbeuten<br />

und Rückstände nach enzymatischer Hydrolyse<br />

sowie verschiedene Nebenprodukte.<br />

Hauptnebenprodukt bei der Gewinnung von Zuckern<br />

aus Holz ist das Lignin. Als stoffliche Verwertung<br />

des Lignins kommt zum Beispiel die Zugabe<br />

zu Phenolharzen zur teilweisen Substitution von<br />

Phenol in Frage. Das Lignin wird im Normalfall<br />

als Rückstand der enzymatischen Hydrolyse erhalten,<br />

kann alternativ aber auch durch eine alkalische<br />

Extraktion aus dem Faserstoff gewonnen werden<br />

bevor dieser enzymatisch hydrolysiert wird. Die<br />

alkalisch extrahierten Lignine unterscheiden sich<br />

von den Hydrolyserückständen vor allem durch ihren<br />

geringeren Kohlenhydratanteil und die engere<br />

Verteilung des Molekulargewichts. Die so erhaltenen<br />

Lignine werden aktuell charakterisiert und ihr<br />

Potential als Klebstoff in Phenolharzen getestet. Lignin<br />

hat zudem einen hohen Brennwert, so dass für<br />

22 <strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V.<br />

den Fall, dass eine stoffliche Verwertung nicht in<br />

Betracht gezogen wird, die thermische Verwertung<br />

eine gute Alternative bietet.<br />

Weitere Nebenprodukte sind organische Säuren<br />

(Essig säure, Ameisensäure), Abbauprodukte aus den<br />

Kohlenhydraten (Furfural, 5-Hydroxymethylfurfural)<br />

und verschiedene niedermolekulare phenolische<br />

Komponenten aus Extraktstoffen und Abbauprodukten<br />

des Lignins. Diese Nebenprodukte können<br />

inhibitorisch (hemmend) auf die Mikroorganismen<br />

wirken welche für die Fermentation der Kohlenhydrate<br />

genutzt werden und sollen daher in der Optimierung<br />

des Prozesses minimiert werden. Im aktuellen<br />

Projekt werden die Glucose und die Xylose an<br />

der TU Braunschweig und dem vTI Braunschweig<br />

mit Hilfe verschiedener Bakterien zu 2,3-Butandiol<br />

fermentiert, einer Chemikalie die als Grundstoff<br />

für Lösemittel oder Kunststoffe verwendet wird.<br />

Mit Hydrolysaten des vorbehandelten Faserstoffes<br />

wurden sehr gute Ergebnisse erzielt während die<br />

Verwertung der Extrakte aufgrund geringerer Kohlenhydratgehalte<br />

und höherer Gehalte an inhibitorischen<br />

Substanzen geringere Ausbeuten lieferte.<br />

Eine weitere Alternative für die Verwertung der Faserstoffe<br />

und Extrakte ist die Verwendung in Biogasanlagen.<br />

An der TU Hamburg Harburg wurde<br />

das Potential für die Biogasproduktion aus vorbehandeltem<br />

Pappel- und Fichtenholz getestet. In diesen<br />

Versuchen ergaben sowohl die Extrakte als auch<br />

die Faserstoffe gute Ergebnisse, so dass die Verwendung<br />

aller Produkte in jedem Fall sicher gestellt ist.<br />

VHÖ-Generalversammlung <strong>2011</strong> –<br />

Ein Blick auf den neuen BOKU-Standort<br />

Daniela Große Kathöfer, Diplom 2000<br />

Lebhaftes Grün, moderne Einrichtung und ein<br />

großzügiger Seminarbereich – der Ort der diesjährigen<br />

Generalversammlung des Verbandes <strong>Holzwirte</strong><br />

Österreichs (VHÖ) war gut gewählt. Doch Treffpunkt<br />

war nicht etwa ein Tagungshotel der Stadt<br />

Wien, sondern die neue Heimat der Holzwirtschaft<br />

der Universität für Bodenkultur (BOKU).<br />

Seit dem Spätsommer <strong>2011</strong> hat die Holzwirtschaft<br />

der BOKU ein neues Zuhause. 30 km vor den To-<br />

ren Wiens liegt das Universitäts- und Forschungszentrum<br />

Tulln (UFT). Rund 250 Wissenschaftler/<br />

innen aus den Bereichen Bioressourcen, nachwachsende<br />

Rohstoffe und biobasierte Technologien arbeiten<br />

in dem neu errichteten Gebäudekomplex.<br />

Hinter einer Lärchenfassade auf rund 15.000 qm<br />

Forschungsfläche haben sich gleich mehrere Institute<br />

der österreichischen Traditionsuniversität und<br />

verschiedene außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

angesiedelt. Neben dem BOKU-Institut für<br />

Holzforschung um Prof. Alfred Teischinger und


dem Institut für Fasertechnologie ist unter anderem<br />

auch der Arbeitsbereich Chemie der nachwachsenden<br />

Rohstoffe um Prof. Thomas Rosenau (ehemals<br />

BOKU-Standort Muthgasse/Wien) in die Geburtsstadt<br />

Egon Schieles gezogen. Gleichsam interessant:<br />

Der enge Partner der Holztechnologen, der For-<br />

Alles neu – Blick ins Technikum Foto: H. Plackner, VHÖ<br />

schungsbereich Massivholz und Verbundwerkstoffe<br />

des Kompetenzzentrums Wood Kplus, ist nun<br />

ebenfalls am UFT ansässig. Darüber hinaus befindet<br />

sich schon seit längerem das Institut für Naturstofftechnik<br />

am Interuniversitären Department für<br />

Agrarbiotechnologien (IFA) in Tulln.<br />

„Wir sind der Karotte gefolgt“<br />

Voran gegangen waren langjährige, kontroverse<br />

Diskussionen über das Für und Wider einer Umsiedlung<br />

nach Tulln. Ausgangspunkt: Das <strong>Bund</strong>esland<br />

Niederösterreich hatte großes Interesse an der<br />

Errichtung eines universitären Kompetenzzentrums<br />

gezeigt und war bereit, dies finanziell zu unterstützen.<br />

„Wir sind der Karotte gefolgt“, sagt daher auch<br />

Prof. Alfred Teischinger beim Rundgang durch die<br />

neuen Räumlichkeiten im Rahmen der VHÖ-Generalversammlung.<br />

Neben neuen Büros und Laboren<br />

konnte man sich insbesondere auf den Bau eines<br />

Technikums für Holzwerkstoffe sowie die Errichtung<br />

eines Fasertechnikums und einer Holzwerkstatt<br />

verständigen.<br />

Die Studierenden des Bachelor Holz- und Naturfasertechnologie<br />

und des Master Holztechnologie<br />

und Management – wie die Studiengänge in Wien<br />

heute heißen – sind zunächst nur am Rande von<br />

der Umsiedlung betroffen.Vorlesungen und Seminare<br />

finden weiterhin am Studienstandort Türkenschanze<br />

im 18. Bezirk statt. Nur Laborpraktika<br />

und die praktischen Tätigkeiten im Rahmen von<br />

Abschlussarbeiten werden außerhalb der Stadtgren-<br />

zen am UFT angesiedelt sein. Ansonsten gehen die<br />

Lehrenden auf Reisen.<br />

Neuer Vorstand zieht erste Bilanz<br />

Nach einem ausführlichen Rundgang durch das<br />

fast fertige „Neue Zuhause“ folgte die Generalversammlung<br />

unseres Schwesterverbandes – mit einer<br />

ersten Bilanz des neuen VHÖ-Vorstandes. Seit nun<br />

mehr einem Jahr sind sie im Amt: Manuel de Menech<br />

(Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Alfred<br />

Teischinger), Hannes Plackner (Schriftführer) und<br />

Robert Stanek (Stellvertretender Schriftführer), Stefan<br />

Vötter (Vermögensverwalter) und Stefan Liebert<br />

(stellvertretender Vermögensverwalter) sowie<br />

Rüdiger Lex (kooptiertes Mitglied).<br />

Der neue Vorstand war vor einem Jahr mit mehreren<br />

konkreten Vorschlägen und Ideen angetreten.<br />

Allem voran der „Club Holz“. Die acht bis zehn Mal<br />

im Jahr stattfindende Veranstaltung versteht sich<br />

als eine themenbezogene, fachspezifische Diskussionsrunde.<br />

Eröffnet wird vom jeweiligen Themenexperten<br />

des Abends mit einem kurzen Impulsreferat,<br />

danach soll die Diskussion ihre Eigendynamik entwickeln.<br />

Die ersten Veranstaltungen wurden von<br />

Mitgliedern und Vorstand als Erfolg gewertet.<br />

Mitgliederverwaltung wird „outgesourct“<br />

Um sich stärker inhaltlichen Aufgaben widmen zu<br />

können, geht der VHÖ nun neue Wege in Sachen<br />

Mitgliederverwaltung. Die Mitgliederverwaltung<br />

übernimmt in Zukunft – gegen eine Gebühr – der<br />

Alumniverband der BOKU für den VHÖ. So beschlossen<br />

es die rund 30 anwesenden VHÖ-Mitglieder.<br />

Eine Idee, die sich vielleicht auch auf den<br />

BDH (und seine immerhin deutlich über 650 Mitglieder)<br />

übertragen ließe.<br />

Premiere für neues Logo und Website<br />

Und dann gab es auf der Generalversammlung<br />

gleich noch eine weitere Premiere. Logo und Corporate<br />

Identity (CI) – beides neu – des rund 100<br />

Mitglieder umfassenden VHÖ wurden vorgestellt:<br />

Eine stilisierte Zellstruktur in grau und grün statt<br />

der sonst allgemein üblichen Jahrringe und Baumsilhouetten.<br />

Zum Einsatz kommen Logo und CI nun zum einen<br />

auf den Visitenkarten des Verbandes und den<br />

neuen Messe-Roll-Ups. Zum anderen konnte der<br />

Vorstand die komplett überarbeitete Homepage des<br />

Verbandes www.holzwirte.at vorstellen.<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Holzwirte</strong> e. V. 23

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