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Lebenszeichen | 92 | Herbst 2011

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Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />

Nr. <strong>92</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong><br />

Im Zentrum der Macht<br />

Beim diesjährigen »Marsch für das Leben« war vieles anders als sonst. Einiges war jedoch wie immer:<br />

Denn auch diesmal waren unter den Teilnehmern zahlreiche Mitglieder der ALfA und viele junge Gesichter.<br />

Berlin. 25 Grad, strahlender Sonnenschein, kaum eine Wolke<br />

am Himmel. Optimales Wetter für einen Badetag am Wannsee<br />

oder einen Besuch im Biergarten. Lena ist nervös. Tom wirkt<br />

gelöst. Den dritten Samstag im September hat er stets geblockt.<br />

Da nämlich lädt der Bundesverband Lebensrecht (BVL), der<br />

Dachverband der deutschen Lebensrechtsgruppen, zum »Marsch<br />

für das Leben« nach Berlin, um in der Hauptstadt für das Recht<br />

auf Leben zu demonstrieren. »Ja zum Leben: Für ein Europa<br />

ohne Abtreibung und Euthanasie!«, lautet das Motto. Lena<br />

und Tom sind mit einer Gruppe junger Menschen nach Berlin<br />

gereist. Die »Jugend für das Leben« (JfdL) Deutschland, die<br />

Jugendorganisation der ALfA, hat für sie zusammen mit anderen<br />

ein Rahmenprogramm rund um den Marsch organisiert. Gut 60<br />

Jugendliche haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht und<br />

auf andere Aktivitäten verzichtet. Um beim Aufbau zu helfen,<br />

haben sie sich bereits um 11 Uhr vor dem Bundeskanzleramt<br />

eingefunden, wo die Auftaktkundgebung stattfindet. Wenn<br />

sie wollte, könnte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel der<br />

Fortsetzung auf Seite 3


Editorial<br />

Liebe ALfA-Mitglieder,<br />

liebe Freunde des Lebensrechts!<br />

Die Wunde, die die Entscheidung des Bundestags, die<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland zuzulassen,<br />

dem Lebensrecht geschlagen hat, ist nicht einmal<br />

verheilt, da wirft schon die nächste Grenzüberschreitung<br />

ihre Schatten voraus. Wie kürzlich bekannt wurde, hat das<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

im vergangenen Jahr die Entwicklung eines neuartigen<br />

Gentests mit Steuergeldern in Höhe von rund 230.000 Euro<br />

gefördert. Mit ihm sollen Ärzte bei ungeborenen Kindern<br />

gezielt nach dem Down-Syndrom fahnden können. Früher,<br />

zuverlässiger und risikoloser als bisher.<br />

Der Test, der von einer Biotech-Firma mit Sitz am<br />

Bodensee vermarktet wird, soll möglicherweise bereits<br />

Ende des Jahres, spätestens aber im kommenden Frühjahr<br />

erhältlich sein. Schon heute fallen mehr als 90 Prozent der<br />

Kinder, bei denen das Down-Syndrom diagnostiziert wird,<br />

einer Abtreibung zum Opfer.<br />

Als Bundesvorsitzende der ALfA habe ich Bundesforschungsministerin<br />

Annette Schavan deshalb daran erinnert,<br />

dass nicht einmal die derzeit geltenden Bestimmungen, mit<br />

denen der Gesetzgeber meint, vorgeburtliche Kindstötungen<br />

rechtlich regeln zu dürfen, Abtreibungen rechtfertigen, die<br />

aufgrund einer solchen Diagnose durchgeführt werden. Wer<br />

es trotzdem tut, missbraucht also selbst den ungerechten<br />

§ 218 StGB noch.<br />

Natürlich kann der Staat Unternehmen nicht vorschreiben,<br />

was sie entwickeln dürfen und was nicht. In diesem<br />

Fall kommt erschwerend hinzu, dass die Kenntnis, ob ein<br />

Kind das Down-Syndrom hat oder nicht, ethisch indifferent<br />

ist. Gut oder schlecht ist, was Menschen mit dieser<br />

Erkenntnis anstellen.<br />

Uns aber ist klar, was<br />

die überwiegende Mehrheit<br />

der Menschen heute<br />

mit solchem Wissen anfängt.<br />

Darf der Staat also<br />

mit dem Geld seiner Bürger<br />

die Entwicklung eines<br />

Gentests fördern, dessen<br />

Ergebnisse dazu führen,<br />

dass unschuldige und wehrlose<br />

Kinder im Mutterleib<br />

getötet werden, und dies<br />

sogar im Widerspruch zu<br />

den vom ihm selbst erlassenen<br />

Gesetzen?<br />

Ich meine: Nein! Ein Dr. Claudia Kaminski<br />

Staat, der es dennoch tut,<br />

nimmt weder sich noch seine Gesetze ernst. Mehr noch.<br />

Er stiftet seine Bürger zum Rechtsbruch an. Ich habe daher<br />

Frau Schavan aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass ihr<br />

Ministerium künftig nur noch die Entwicklung von solchen<br />

Gentests fördert, mit denen Krankheiten diagnostiziert<br />

werden, die auch therapierbar sind.<br />

Realistisch betrachtet wird die ALfA weder die Markteinführung<br />

des neuartigen Gentests verhindern können<br />

noch, dass Menschen von ihm Gebrauch machen. Was wir<br />

können, ist Menschen darüber aufzuklären, was es mit dem<br />

Gentest auf sich hat und wie liebenswert und glücklich<br />

Menschen mit Down-Syndrom in aller Regel sind.<br />

All das – ob nun in der Standarbeit, in unseren Publikationen<br />

oder im Beratungsgespräch – können wir jedoch nur,<br />

weil Sie uns dies mit Ihren Spenden ermöglichen. Dafür<br />

sage ich Ihnen herzlichen Dank! Vergelt’s Gott!<br />

Ihre<br />

Claudia Kaminski<br />

Impressum<br />

Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />

Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />

Telefon 0821 / 51 20 31<br />

Telefax 0821 / 15 64 07<br />

Internet www.alfa-ev.de<br />

E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />

Redaktion<br />

Monika = und Reinhold Eichinger<br />

Alexandra Linder, M.A.<br />

Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />

Satz & Layout<br />

Rehder Medienagentur<br />

Aachen<br />

www.rehder-agentur.de<br />

Druck<br />

SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />

Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Erscheinungsweise<br />

vierteljährlich<br />

Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag<br />

enthalten. Spenden sind erwünscht und<br />

steuerlich absetzbar.<br />

Spendenkonten<br />

Postbank Niederlassung München<br />

BLZ 700 100 80<br />

Konto 24 22 44 800<br />

Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />

BLZ 720 900 00<br />

Konto 504 0 990<br />

2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong>


Fortsetzung von Seite 1<br />

Kundgebung lauschen. Später macht das Gerücht die Runde,<br />

Bundesministerin Schavan und Regierungssprecher Seibert<br />

hätten sie vom Fenster aus verfolgt.<br />

Auch die angekündigten Gegendemonstranten sind zur<br />

Stelle. Das Berliner Bündnis »What the Fuck«, bestehend<br />

aus Linksradikalen, Feministen, Homosexuellengruppen und<br />

Abtreibungsbefürwortern wie »pro familia« hatte aufgerufen,<br />

den Marsch zu stören.<br />

Punkt 13 Uhr betritt der BVL-Vorsitzende Martin Lohmann<br />

die Bühne und begrüßt die Lebensschützer: »Herzlich willkommen,<br />

liebe Freunde des Lebens! Wir sind hier, um ein klares<br />

Zeugnis für eine Kultur des Lebens zu geben.« Der Bonner<br />

»Wir sind hier, um ein klares Zeugnis<br />

für eine Kultur des Lebens zu geben.«<br />

Journalist und Publizist moderiert die Kundgebung, auf der<br />

verschiedene Redner sprechen: Lebensrechtler aus Deutschland,<br />

aber auch aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich, den USA,<br />

England und Irland sind gekommen. Die Ansprachen sind kurz<br />

und ernten lauten Beifall. Alle Redner sind gut zu verstehen, die<br />

Störungen der Gegendemonstranten verhaltener als im Vorjahr.<br />

Zwischen den Ansprachen werden Grußworte verlesen. Der<br />

Europaparlamentarier Martin Kastler und die Bundestagsabgeordneten<br />

Dorothee Bär, Philipp Mißfelder, Maria Böhmer,<br />

Wolfgang Bosbach, Frank Heinrich, Volker Kauder, Andreas<br />

Schockenhoff und Patrick Sensburg haben ein solches geschickt.<br />

Friedlich demonstrieren Lebensrechtler in Berlin.<br />

Auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Hubert<br />

Hüppe hat ein Grußwort verfasst. Außerdem der evangelische<br />

Bischof Hans-Jürgen Abromeit sowie seine katholischen<br />

Amtsbrüder Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Joachim Kardinal<br />

Meisner (Köln), Gerhard Ludwig Müller (Regensburg), Robert<br />

Zollitsch (Freiburg), Rainer Woelki (Berlin) und Nuntius Jean-<br />

Claude Périsset.<br />

Zum Schluss verliest Lohmann die »Berliner Erklärung<br />

zum Schutz des menschlichen Lebens«. Die Forderungen: Die<br />

Präimplantationsdiagnostik soll wieder verboten, die geltenden<br />

ARCHIV<br />

ARCHIV<br />

Abtreibungsgesetze und ihre Praxis korrigiert, die staatliche<br />

Abtreibungsfinanzierung unterlassen werden; Schwangere sollen<br />

wirksame Hilfen erhalten, das Leid der Abtreibungsfolgen<br />

nicht länger verharmlost und einem erneuten Aufkommen der<br />

Euthanasie Einhalt geboten werden.<br />

Die Spitze des rund 300 Meter langen Marsches<br />

Dann setzen sich die Lebensschützer in Bewegung. Sie tragen<br />

weiße Holzkreuze, Schilder mit freundlichen Baby-Fotos<br />

sowie Transparente mit lebensbejahenden Slogans. Im hinteren<br />

Teil des rund 300 Meter langen Zuges ist es ruhig, nur ab und<br />

an sind dort Pfiffe zu hören. An der Spitze hingegen herrscht<br />

tosender Lärm. Hier konzentrieren sich die etwa 400 Gegendemonstranten.<br />

Einigen von ihnen gelingt es – unbemerkt von<br />

der Polizei –, sich unter die Reihen der Teilnehmer zu mischen.<br />

Sie pfeifen oder skandieren Sprüche wie »Kein Gott, kein<br />

Staat, kein Patriarchat« oder »Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt<br />

Ihr uns erspart geblieben«. Immer wieder geraten Gegendemonstranten<br />

mit der Polizei aneinander, einzelne werden in<br />

Gewahrsam genommen. Vom Kanzleramt führt der Marsch<br />

– erstmals auf einer neuen Route – vorbei am Reichstag über<br />

die Prachtstraße »Unter den Linden« zum Bebelplatz. Hier<br />

»Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt Ihr<br />

uns erspart geblieben.«<br />

werden die Gegendemonstranten von der Polizei separiert,<br />

die Lebensschützer können die Hedwigs-Kathedrale betreten<br />

und den »Marsch für das Leben« mit einem ökumenischen<br />

Gottesdienst beschließen.<br />

Der BVL wertet den Marsch als großen Erfolg. Der Ort der<br />

Kundgebung, die neue Route, das Wetter: Alles habe gestimmt.<br />

Auch seien erneut mehr Teilnehmer gekommen. Die Polizei<br />

spricht von 2.200 Lebensschützern. Im nächsten Jahr hofft der<br />

BVL wieder im Zentrum der Macht sprechen und noch mehr<br />

Teilnehmer begrüßen zu dürfen. »Wir sind auf jeden Fall wieder<br />

dabei!«, meinen Lena und Tom, erschöpft, aber zufrieden am<br />

Ende eines ereignisreichen Tages.<br />

Matthias Lochner<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong> 3


Schafft Vertrauen: Kontinuität<br />

und Diskretion<br />

Es sind verschiedene Faktoren, die die soziale Arbeit der ALfA vor Ort erfolgreich machen. Doch personelle<br />

Kontinuität und Diskretion gehören genauso dazu wie tatkräftiges Engagement. Ein Beispiel: Der<br />

ALfA-Regionalverband Köln.<br />

Mütter und Kinder können sich bei der ALfA auf Diskretion verlassen (Fotos gestellt).<br />

Zu den festen Bestandteilen der vom WDR produzierten<br />

TV-Sendung »Zimmer frei!«, die längst Kultstatuts erlangt hat,<br />

gehört auch die »ultimative Lobhudelei«. Und es gibt vermutlich<br />

keinen Begriff, der knapper beschriebe, was Menschen<br />

erzählen, denen Frau Mannel und andere Mitglieder des ALfA-<br />

Regionalverbands Köln seit 1982 geholfen haben.<br />

Ein Beispiel: Frau Baum (Name von der Autorin geändert)<br />

lebt heute mit ihrem Baby in einer kleinen, aber hellen und gemütlichen<br />

Wohnung. Das kleine Mädchen schaut neugierig und<br />

strahlend in die Welt. Beinahe wäre ihr das verwehrt geblieben.<br />

Denn als Frau Baum unverhofft schwanger wird, bricht für<br />

sie zunächst die Welt zusammen. Sie weiß, dass ihr damaliger<br />

Freund auf keinen Fall ein Kind möchte. Sie selbst ist bereits<br />

39 Jahre alt und hat schon zwei Abtreibungen hinter sich. Ihr<br />

Arbeitsplatz ist befristet. All das sind keine guten Voraussetzungen,<br />

um ein Kind zu bekommen, denkt Frau Baum. Bereits<br />

den Schein für die Abtreibung in der Tasche, kommt sie mit<br />

4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong><br />

Frau Mannel in Kontakt. Und mit ihr begegnet sie zum ersten<br />

Mal jemandem, der ihre Situation aus einem anderen Blickwinkel<br />

sieht und sie ermutigt, sich ein Leben mit Kind aufzubauen.<br />

Die zahlreichen Gespräche mit Frau Mannel ermöglichen es<br />

Frau Baum, die Trennung von ihrem Lebenspartner zu verarbeiten<br />

und schließlich eine Beziehung zum Kind im Mutterleib<br />

zu entwickeln. Aber auch danach wird sie immer wieder von<br />

Zweifeln geplagt. Doch die Ruhe, die Frau Mannel ausstrahlt,<br />

und das gleichzeitige Engagement,<br />

das sie an den Tag legt, helfen ihr<br />

über die Zweifel hinweg. Mit Hilfe<br />

von Frau Mannel kann Frau Baum<br />

nicht nur den Vater des Kindes,<br />

zu dem sie heute keinen Kontakt<br />

mehr hat, zur Anerkennung der<br />

Vaterschaft und zur Zahlung von<br />

Unterhalt bewegen. Sie findet über<br />

sie auch eine Wohnung sowie Hilfe<br />

bei Behördengängen. Heute ist<br />

Frau Baum sehr zufrieden mit<br />

ihrem Leben und glücklich über<br />

das ihrer Tochter. Sie bereitet sich<br />

darauf vor, in Kürze wieder arbeiten<br />

zu gehen, um nicht in Hartz<br />

IV abzugleiten.<br />

Möglich ist dies, weil Frau<br />

Mannel und andere Mitglieder<br />

des ALfA-Regionalverbandes<br />

Köln sich im Laufe der Jahre in<br />

der Rheinmetropole hervorragend<br />

vernetzt haben. Auf diese Weise<br />

ist ein großes Hilfs-Netzwerk<br />

entstanden, bei dem kirchliche<br />

Beratungsstellen, wie die Diakonie<br />

und esperanza, die seriöse Arbeit<br />

der ALfA unterstützen. Auch Ordensfrauen, die immer wieder<br />

schwangere Mütter in ihrem Kloster aufnehmen, das Haus<br />

Adelheid vom Sozialdienst Katholischer Frauen (skf) und Haus<br />

Heisterbach, die schwangeren Frauen Wohnmöglichkeiten bieten,<br />

die Casa Angela in Bad Münstereifel – ein Haus, das auch<br />

kurzfristig Frauen aufnimmt – sowie viele andere gehören dazu.<br />

Die meisten Frauen sind nicht nur dankbar für die Ansprechpartner,<br />

die sie in ihrer Not bei uns finden, sondern halten den<br />

Kontakt auch noch lange nach der Geburt des Kindes. Sei es,<br />

PIXELIO.DE


um weiterhin von den alltagstauglichen Hilfen zu profitieren,<br />

sei es, um die menschliche Nähe zu genießen und ihnen zugewandte<br />

Menschen zu erleben. Dabei haben wir die Erfahrung<br />

Feste Ansprechpartner sorgen für Vertrauen bei Müttern und Kindern.<br />

gemacht, dass es wichtig ist, dass den Frauen ein und dieselbe<br />

Person als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Durch die<br />

personelle Kontinuität sowie durch Diskretion wird ein hohes<br />

Maß an Vertrauen gebildet.<br />

Neben diesem wichtigen sozialen Engagement organisieren<br />

die Mitglieder des Regionalverbandes Köln jeden Sommer<br />

mehrere Stände in der Innenstadt, um mit den Menschen, die<br />

vor allem bei schönem Wetter die Fußgängerzonen<br />

füllen, über das Lebensrecht<br />

von Menschen vor und nach der Geburt<br />

ins Gespräch zu kommen. Die Kinder<br />

freuen sich über die bunten Luftballons,<br />

jüngere Menschen kommen vor allem<br />

über die Embryomodelle miteinander ins<br />

Gespräch und jeder Interessierte erhält ein<br />

wenig Material, um zu Hause noch etwas<br />

nachlesen zu können. Mit einem eigens<br />

entwickelten Informationsblatt werden<br />

dabei auch neue Freunde des Lebensrechts<br />

gewonnen. Gern genommen wird<br />

auch das regionale Hilfe-Flugblatt. Eine<br />

Idee, die inzwischen auch andere ALfA-<br />

Regionalverbände für sich entdeckt haben.<br />

Im vergangenen Sommer hat der<br />

ALfA-Regionalverband Köln Frau Dr.<br />

Ellen Esser, die mehr als 20 Jahre lang<br />

für die Standarbeit verantwortlich war<br />

und darüber hinaus zahlreiche andere<br />

Aufgaben wahrnahm, mit großem Dank<br />

verabschiedet. Und auch wenn ihre Arbeit<br />

jetzt eine Nachfolgerin gefunden hat, so steht sie uns weiterhin<br />

mit Rat und Tat zur Verfügung.<br />

PIXELIO.DE<br />

Julia Castor, ALfA-Regionalverband Köln<br />

v ALfA mischt sich ein<br />

Post für den ersten Mann im Staate<br />

Die ALfA appelliert an Bundespräsident Christian Wulff, das Gesetz zur Präimplantationsdiagnostik<br />

(PID) nicht zu unterzeichnen.<br />

Die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V., Dr.<br />

Claudia Kaminski, und ihre Stellvertreterin, Alexandra Linder, haben sich<br />

schriftlich an Bundespräsident Christan Wulff gewandt und ihn gebeten<br />

»von einer Unterzeichnung des Gesetzes zur Präimplantationsdiagnostik<br />

abzusehen«. Die Lebensrechtlerinnen begründeten ihre Bitte mit »sechs<br />

guten Gründen«, die gegen eine Zulassung der PID sprächen. So heißt<br />

es in dem Schreiben unter anderem: Auch im Labor gezeugte Embryonen<br />

seien Menschen, die ein Recht auf Leben besäßen und darauf, dass sich<br />

der Staat schützend vor sie stelle, wenn es bedroht werde. Da der Embryo<br />

bei der künstlichen Befruchtung (IVF) seines natürlichen Schutzes<br />

durch die Mutter beraubt werde, sei der Staat sogar »in besonderem<br />

Maße verpflichtet, Leib und Leben dieser Menschen zu schützen«. Auch<br />

sei die PID »nicht auf Heilung, sondern auf Vernichtung angelegt«. Für<br />

jedes Kind, das nach Durchführungen einer PID geboren werde, würden<br />

33 weitere »selektiert und vom Leben ausgeschlossen«. Das sei ein »hoher<br />

Preis für ein gesundes Kind, das freilich – wie jeder andere Mensch<br />

auch – im weiteren Verlauf seines<br />

Lebens erkranken oder sich eine<br />

Behinderung zuziehen kann«. Weiter<br />

kritisieren die beiden Lebensrechtlerinnen,<br />

dass die PID aus der<br />

»Laborzeugung« eine »Zeugung auf<br />

Probe« mache, der die »Tendenz<br />

zur Ausweitung« innewohne<br />

und überdies »ungeeignet« sei,<br />

»Spätabtreibungen zu vermeiden«.<br />

Da die Ergebnisse der PID mittels<br />

einer Pränatalen Diagnostik (PND)<br />

überprüft würden, bedeute die Dr. Claudia Kaminski<br />

Zulassung der PID daher statt PND<br />

und ggfs. Abtreibung in vielen Fällen: IVF plus PID plus PND und ggfs.<br />

Abtreibung.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong> 5


Arbeitsreicher September<br />

Karlsruhe, Berlin, Salzburg: Im September hatte die »Jugend für das Leben« viel zu tun, um sich und andere<br />

weiterzubilden und das internationale Netzwerk für das Leben voranzubringen.<br />

Auch in diesem Jahr nahmen wir zusammen mit der »Jugend<br />

für das Leben« aus Österreich am Kongress »Freude am Glauben«<br />

in Karlsruhe teil, den das »Forum Deutscher Katholiken«<br />

dort vom 9. bis 11. September veranstaltete. Zusammen mit<br />

unseren österreichischen Freunden betreuten wir einen großen<br />

Stand, der uns zur Auslage unseres umfassenden Informationsmaterials<br />

diente.<br />

Besonders beliebt waren bei den Kongressbesuchern wieder<br />

die kleinen Füßchen- und Händchenanstecker, die als<br />

internationale Pro-Life-Symbole gelten. Die vielen Kinder,<br />

aus Österreich. Auch das von der Deutschen Bischofskonferenz<br />

neu aufgelegte Heft über die Entwicklung des ungeborenen<br />

Kindes wurde von den Teilnehmern sehr gut angenommen.<br />

Lebensschutz international: Ideen<br />

teilen und Beziehungen ausbauen<br />

Das von der österreichischen »Jugend für das Leben« mitgebrachte<br />

Heft über die Auswirkungen der Anti-Baby-Pille wurde<br />

gerade von Schülerinnen für die Vorbereitung von Referaten<br />

ARCHIV<br />

Reisende in Sachen Lebensschutz: Junge Lebensrechtler legen viele Kilometer zurück, um sich und andere fortzubilden.<br />

der Kongress wartet seit einigen Jahren mit einem eigenen<br />

Kinder- und Jugendprogramm auf, freuten sich über unsere<br />

bunten Luftballons.<br />

Zahlreiche Broschüren wurden von den erwachsenen Teilnehmern<br />

mitgenommen. Besonderes Interesse fanden dabei die<br />

Titel: »Seelsorge nach Abtreibung« der Aktion Lebensrecht für<br />

Alle e.V. und »Verzeih mir Kind« der »Jugend für das Leben«<br />

gewünscht. Die Atmosphäre am Stand und die Zusammenarbeit<br />

waren wie immer wunderbar und bereichernd.<br />

Und einige von uns sollten sich schon bald wiedersehen.<br />

Denn am 20. September trafen sich in einem Salzburger Hotel<br />

Mitglieder der deutschen und österreichischen »Jugend für das<br />

Leben« mit Bryan Kemper (Rock for Life, Stand True) und<br />

Eric Scheidler (Pro-Life Action League).<br />

6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong>


ARCHIV<br />

Hatten viel zu tun: Mitglieder der »Jugend für das Leben« auf dem Kongress »Freude am Glauben« in Karlsruhe.<br />

Im Fokus dieses Treffens standen ein konstruktiver Ideenaustausch<br />

hinsichtlich einer Verbesserung der Lebensschutzarbeit<br />

sowie der weitere Ausbau der internationalen Beziehungen.<br />

Angeknüpft wurde hierbei an die Konferenz, die wir im Rahmen<br />

des diesjährigen Marsches für das Leben in Berlin am<br />

17.09.<strong>2011</strong> ausgerichtet hatten.<br />

Nachdem Carina Broucek (Pressesprecherin der »Jugend<br />

für das Leben« aus Österreich) die langjährige und fruchtbare<br />

Vision: Erfolge US-amerikanischer<br />

Lebensrechtler nach Europa holen<br />

Arbeit ihrer Lebensschutzgruppe vorgestellt hatte, berichteten<br />

Bryan und Eric über ihre zahlreichen Erfahrungen. Vor allem<br />

die aktive Umsetzung der gemeinsamen Botschaft durch öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen und der Umgang mit Institutionen<br />

wie »Planned Parenthood«, dem US-amerikanischen Pendant<br />

zur deutschen »pro familia«, waren für uns von<br />

großem Interesse.<br />

Die anschließende Diskussion, die sich um die<br />

Übertragung der US-amerikanischen Erfolge in<br />

unseren europäischen Kontext drehte, war auch für<br />

die Freunde aus den Staaten spannend und lehrreich.<br />

Letztendlich wurde einmal mehr deutlich, wie<br />

wichtig der stetige Austausch von Erfahrungen<br />

mit anderen Lebensschutzgruppen ist, um unsere<br />

Arbeit weiter perfektionieren und fokussieren zu<br />

können. Dabei geben die immer fester werdenden<br />

internationalen Freundschaften nicht zuletzt Kraft,<br />

dem Gegenwind mutig zu trotzen, und Hoffnung<br />

auf eine Verbesserung des uneingeschränkten<br />

Lebensschutzes weltweit.<br />

Michael Botzke<br />

ARCHIV<br />

Ideenaustausch in konzentrierter Arbeitsatmosphäre<br />

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<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>92</strong> 7


400 Mio.<br />

Am 25. September 1980 trat in der Volksrepublik<br />

China die sogenannte Ein-Kind-Politik in Kraft. Wie<br />

der hohe Parteifunktionär und frühere Kommissar des<br />

chinesischen Gesundheitswesen Gao Qiang jetzt auf<br />

eine Frage des Lebensrechtlers und US-Abgeordneten<br />

Timothy Huelskamp bekannt gab, sind aufgrund<br />

dieser Politik in den vergangenen 30 Jahren rund<br />

400 Millionen Chinesen einer Abtreibung zum Opfer<br />

gefallen. Laut Presseberichten soll Qiang dabei nicht<br />

ohne Stolz darauf hingewiesen haben, dass dies mehr<br />

sei als die gesamte Bevölkerung der USA. In den<br />

Vereinigten Staaten von Amerika leben derzeit rund<br />

312 Millionen Menschen.<br />

ARCHIV<br />

v Kurz gemeldet<br />

Abtreibung war nie eine Option<br />

Schlagerstar Gunter Gabriel führt ein ziemlich<br />

bewegtes Leben. Doch vorgeburtliche Kindstötungen<br />

sind für ihn absolut tabu.<br />

In mancher Hinsicht mag der Country- und Schlagersänger Gunter<br />

Gabriel (»Komm unter meine Decke«, »Hey Boss, ich brauch mehr<br />

Geld«) kein leuchtendes Vorbild sein. Der heute 69-Jährige, über<br />

dessen scheinbar chronische Geldnot sich die Regenbogen-Presse<br />

regelmäßig auslässt, hat vier Kinder mit vier verschiedenen Frauen.<br />

Und auch jetzt will die Schlagerlegende, eigenen Angaben zufolge,<br />

gleich mehrere Geliebte haben. Ein stetes Leben sieht wohl anders<br />

aus. Aber eines war für den gebürtigen Westfalen nie eine Option:<br />

Abtreibung. »Wenn‘s passiert, passiert‘s«, sagte Gabriel kürzlich<br />

der Illustrierten »Super Illu«. Dabei räumte er freimütig ein, er habe<br />

kein einziges seiner Kinder gewollt. Aber weil seine Mutter an einer<br />

Abtreibung gestorben sei, »kam und kommt das für mich nie in Frage«.<br />

Mittlerweile hat der Schwerenöter, der in Hamburg auf einem<br />

Hausboot lebt und als Günter Caspelherr geboren wurde, drei Enkel.<br />

Europarat gegen Geschlechtsselektion<br />

Am 3. September hat die Parlamentarische Versammlung des Europarates in<br />

Straßburg mit großer Mehrheit von 81 zu 3 Stimmen und 3 Enthaltungen eine<br />

Entschließung verabschiedet, in der sie die Mitgliedsstaaten dazu auffordert, die<br />

Embryonenselektion bei künstlichen Befruchtungen und Abtreibungen wegen<br />

des Geschlechts des Kindes zu verbieten. Ausnahmen soll es nur geben dürfen,<br />

wenn eine geschlechtsbedingte schwere Erbkrankheit vorliegt. Bis Januar 2015<br />

soll dem Europarat über die ergriffenen Maßnahmen Bericht erstattet werden.<br />

OP im Mutterleib<br />

Spina Bifida, auch als offener Rücken bekannt,<br />

gehört zu den häufigsten Geburtsfehlern. Bei der<br />

schwersten Form liegen Teile des Rückenmarks<br />

des Kindes frei. Dies kann nach der Geburt zu<br />

gravierenden Beeinträchtigungen führen wie<br />

Flüssigkeitsansammlungen im Hirn, Inkontinenz<br />

und Lähmungen. Laut einer Studie, die an 183<br />

Spina Bifida-Kindern durchgeführt und im »New<br />

England Journal of Medicine« veröffentlicht<br />

wurde, sinken diese und andere Beeinträchtigung<br />

erheblich, wenn das Kind vor statt nach der<br />

Geburt operiert wird. Von den bereits im Mutterleib<br />

operierten Kindern konnten später doppelt<br />

so viele laufen wie von den Kindern, die nach der<br />

Geburt operiert wurden. Der erste Spina Bifida-<br />

Patient, der im Jahr 1997 im Mutterleib operiert<br />

wurde, ist der heute 13-jährige Daniel Meyer.<br />

Die Dauer einer solchen OP, die zwischen der 19.<br />

und 26. Schwangerschaftswoche durchgeführt<br />

wird, beträgt heute rund zwei Stunden.

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