10.08.2020 Aufrufe

Polizei in Staat und Gesellschaft - Leseprobe

Dieses studienbegleitende Lehrbuch stellt die politikwissenschaftlichen und soziologischen Grundlagen für die Polizeiarbeit dar. Während die Politikwissenschaft Analysen bereitstellt, um die Polizei und ihr Handeln zu verstehen, bietet die Soziologie unverzichtbares Hintergrundwissen, um die Bedeutung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse für die Gewährung von Sicherheit und Ordnung zu erfassen und als Polizei hierauf zu reagieren. In zehn Kapiteln beschreiben die Autorinnen und Autoren, die an polizeiausbildenden Hochschulen und Akademien lehren, die sozialwissenschaftlichen Fragestellungen mit stetem Bezug zur Rolle, Funktion und Organisation der Polizei sowie zu den politischen Bedingungen und Anforderungen an polizeiliches Handeln in Deutschland.

Dieses studienbegleitende Lehrbuch stellt die politikwissenschaftlichen und soziologischen Grundlagen für die Polizeiarbeit dar. Während die Politikwissenschaft Analysen bereitstellt, um die Polizei und ihr Handeln zu verstehen, bietet die Soziologie unverzichtbares Hintergrundwissen, um die Bedeutung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse für die Gewährung von Sicherheit und Ordnung zu erfassen und als Polizei hierauf zu reagieren.

In zehn Kapiteln beschreiben die Autorinnen und Autoren, die an polizeiausbildenden Hochschulen und Akademien lehren, die sozialwissenschaftlichen Fragestellungen mit stetem Bezug zur Rolle, Funktion und Organisation der Polizei sowie zu den politischen Bedingungen und Anforderungen an polizeiliches Handeln in Deutschland.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> <strong>Staat</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong> – E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

der polizeilichen Kompetenzen steuert die tägliche Arbeit <strong>in</strong> den vielen Tätigkeitsfeldern im<br />

Bereich Gefahrenabwehr, Strafverfolgung, Prävention <strong>und</strong> Opferschutz. Nicht zuletzt muss<br />

zudem die <strong>Polizei</strong> als Träger<strong>in</strong> des staatlichen Gewaltmonopols auch aktiv werden, um politische<br />

Entscheidungen durchzusetzen.<br />

Soziologie <strong>und</strong> Politikwissenschaft s<strong>in</strong>d zwei Bezugswissenschaften für die <strong>Polizei</strong>, die <strong>in</strong><br />

diesem Lehrbuch mit ausgewählten Themen mit entweder gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung oder<br />

aber spezifischem Bezug auf den <strong>Polizei</strong>vollzugsdienst vorgestellt werden.<br />

1.1 Politikwissenschaft<br />

Politikwissenschaft ist die Wissenschaft, die sich mit Politik befasst. So e<strong>in</strong>fach, aber tautologisch<br />

<strong>und</strong> somit unbrauchbar, ließe sich diese Wissenschaft beschreiben. Aber was ist Politik?<br />

Wer sich mit – weitaus umfangreicheren – E<strong>in</strong>führungswerken zur Politikwissenschaft befasst,<br />

wird feststellen, dass die verschiedenen Autoren ihren Gegenstand äußerst vielfältig def<strong>in</strong>ieren.<br />

Verschiedene Gr<strong>und</strong>überzeugungen, historische Kontexte, Ideologien, Forschungsrichtungen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Selbstverständnisse der Forscher führen zu e<strong>in</strong>er solchen Begriffsvielfalt.<br />

So verb<strong>in</strong>den manche Autoren die Politik mit bestimmten Normen <strong>und</strong> Werten. Dolf Sternberger<br />

(1961) def<strong>in</strong>ierte: „Der Gegenstand <strong>und</strong> das Ziel der Politik ist Friede.“ Franz Leopold<br />

Neumann (1950) schrieb: „Politische Wissenschaft ist die Wissenschaft von der Freiheit.“<br />

Mit normativen Politikbegriffen, die z.B. auch „Demokratie“ oder die „rechte Ordnung“<br />

umfassen, werden also Ziele vorgestellt, die den Weg <strong>und</strong> das Ergebnis politischen Handelns<br />

bestimmen sollen. Soll- <strong>und</strong> Zielwerte prägen diese Politikbegriffe.<br />

E<strong>in</strong> anderer Ansatz zur Politikdef<strong>in</strong>ition orientiert sich mehr am <strong>Staat</strong> <strong>und</strong> der Regierung. Diese<br />

gouvernementalen Politikbegriffe ranken sich um den <strong>Staat</strong> mit se<strong>in</strong>en Zwecken <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Organisation,<br />

um Machtgew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> Machterhalt, um Führung <strong>und</strong> Herrschaft – <strong>und</strong> damit aber<br />

auch um Unterordnung des Bürgers <strong>und</strong> die Anerkennung von Hierarchien im Geme<strong>in</strong>wesen.<br />

E<strong>in</strong> dritter Ansatz lässt sich als konfliktorientierter Politikbegriff bezeichnen. Hierbei wird zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt, dass es <strong>in</strong> der <strong>Gesellschaft</strong> unterschiedliche Interessen gibt, die mite<strong>in</strong>ander<br />

konfligieren. Politik wird dann u.U. verstanden als „gesellschaftliches Handeln, [...] welches<br />

darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verb<strong>in</strong>dlich zu regeln“ (Lehmbruch<br />

1968, zit. nach von Alemann, Forndran 1990, S. 37).<br />

<strong>Leseprobe</strong><br />

Diese Kurz-Typologie von Politikbegriffen ließe sich weiter fortführen. Es ließen sich jeweils<br />

gegensätzliche Ansätze benennen. Statt der <strong>Staat</strong>sbezogenheit des gouvernementalen Begriffes<br />

lässt sich e<strong>in</strong> emanzipatorischer setzen, der statt Macht <strong>und</strong> Herrschaft hervorzuheben,<br />

emanzipatorisch auf Teilhabe, Gleichheit <strong>und</strong> Demokratie setzt. Statt Konfliktorientierung<br />

kann e<strong>in</strong> weiterer Def<strong>in</strong>itionsansatz den Konsens <strong>in</strong> das Zentrum rücken.<br />

E<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung, was Politik ist <strong>und</strong> wie man sie def<strong>in</strong>ieren kann, besteht <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Politikwissenschaft nicht.<br />

Weith<strong>in</strong> durchgesetzt hat sich <strong>in</strong>zwischen jedoch bei der Suche nach e<strong>in</strong>em Wesensbegriff<br />

von Politik, dass diese mehrdimensional betrachtet werden muss. Nicht alle<strong>in</strong> die staatliche<br />

Ordnung, die gesellschaftlichen Konflikte oder die ideologischen Werte <strong>und</strong> Ziele können<br />

umschreiben, was Politik ist. In Übernahme des angelsächsischen Begriffstrios wird Politik <strong>in</strong><br />

polity-, policy- <strong>und</strong> politics-Dimensionen differenziert.<br />

© VERLAG DEUTSCHE POLIZEILITERATUR GMBH Buchvertrieb, Hilden<br />

Frevel, Salzmann (Hrsg.) „<strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> <strong>Staat</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong>“, 2. Auflage 2019<br />

ISBN 978-3-8011-0864-9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!