10.08.2020 Aufrufe

Polizei in Staat und Gesellschaft - Leseprobe

Dieses studienbegleitende Lehrbuch stellt die politikwissenschaftlichen und soziologischen Grundlagen für die Polizeiarbeit dar. Während die Politikwissenschaft Analysen bereitstellt, um die Polizei und ihr Handeln zu verstehen, bietet die Soziologie unverzichtbares Hintergrundwissen, um die Bedeutung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse für die Gewährung von Sicherheit und Ordnung zu erfassen und als Polizei hierauf zu reagieren. In zehn Kapiteln beschreiben die Autorinnen und Autoren, die an polizeiausbildenden Hochschulen und Akademien lehren, die sozialwissenschaftlichen Fragestellungen mit stetem Bezug zur Rolle, Funktion und Organisation der Polizei sowie zu den politischen Bedingungen und Anforderungen an polizeiliches Handeln in Deutschland.

Dieses studienbegleitende Lehrbuch stellt die politikwissenschaftlichen und soziologischen Grundlagen für die Polizeiarbeit dar. Während die Politikwissenschaft Analysen bereitstellt, um die Polizei und ihr Handeln zu verstehen, bietet die Soziologie unverzichtbares Hintergrundwissen, um die Bedeutung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse für die Gewährung von Sicherheit und Ordnung zu erfassen und als Polizei hierauf zu reagieren.

In zehn Kapiteln beschreiben die Autorinnen und Autoren, die an polizeiausbildenden Hochschulen und Akademien lehren, die sozialwissenschaftlichen Fragestellungen mit stetem Bezug zur Rolle, Funktion und Organisation der Polizei sowie zu den politischen Bedingungen und Anforderungen an polizeiliches Handeln in Deutschland.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Politische System der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

(Ismayr 2009, S. 517). Das Vertrauen <strong>in</strong> die Institution B<strong>und</strong>esverfassungsgericht ist <strong>in</strong> der<br />

Bevölkerung sehr hoch, sodass es bei Umfragen immer an der ersten Stelle rangiert – zumeist<br />

gefolgt von der <strong>Polizei</strong>.<br />

Im parlamentarischen Regierungssystem Deutschlands kommen dem B<strong>und</strong>espräsidenten<br />

vor allem Repräsentationsaufgaben nach <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen (<strong>Staat</strong>sbesuche, Ordensverleihungen)<br />

<strong>und</strong> notarielle Funktionen zu (Unterzeichnung von <strong>in</strong>ternationalen Verträgen;<br />

Ausfertigung, d.h. Unterzeichnung von verabschiedeten Gesetzen), während se<strong>in</strong> politischer<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e politische Macht ansonsten stark begrenzt ist. E<strong>in</strong>e gewisse Rolle spielt<br />

der B<strong>und</strong>espräsident bei der Regierungsbildung, bei der der B<strong>und</strong>eskanzler auf Vorschlag<br />

des B<strong>und</strong>espräsidenten gewählt wird, <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>er vorgezogenen Parlamentsauflösung,<br />

da sich der B<strong>und</strong>estag, im Gegensatz zu den meisten Landtagen, nicht selbst auflösen kann.<br />

Das deutsche <strong>Staat</strong>soberhaupt verfügt (im Gegensatz etwa zum österreichischen B<strong>und</strong>espräsidenten)<br />

über ke<strong>in</strong>e direkte politische Legitimation <strong>und</strong> wird nicht vom Volk gewählt,<br />

sondern von der B<strong>und</strong>esversammlung, e<strong>in</strong>em Organ, das alle<strong>in</strong> zur Präsidentenwahl zusammentritt.<br />

Die B<strong>und</strong>esversammlung setzt sich aus allen Mitgliedern des B<strong>und</strong>estages <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er gleichen Anzahl von Mitgliedern der Landesparlamente zusammen, die ihre Vertreter<br />

proportional (also im Verhältnis) zu den Mandatsverteilungen im jeweiligen Landesparlament<br />

entsenden. Im Vorfeld r<strong>in</strong>gen die Parteien um Kandidaten <strong>und</strong> Koalitionen, um die <strong>in</strong><br />

den ersten beiden Wahlgängen notwendige absolute Mehrheit der Mitglieder der B<strong>und</strong>esversammlung<br />

auf ihren Kandidaten zu vere<strong>in</strong>en.<br />

Die Amtszeit des B<strong>und</strong>espräsidenten beträgt fünf Jahre, wobei e<strong>in</strong>e (e<strong>in</strong>malige) Wiederwahl<br />

zulässig ist. Weiterh<strong>in</strong> muss der Bewerber m<strong>in</strong>destens 40 Jahre alt se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Altersbestimmung,<br />

die es ansonsten nur noch bei den Richtern des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts gibt. Sonstige öffentliche<br />

Ämter <strong>in</strong> Deutschland können mit Erreichen der Volljährigkeit übernommen werden. Ausdruck<br />

der Überparteilichkeit ist das „Ruhen“ der Parteimitgliedschaft während der Amtszeit. 1<br />

2.4 Parlament: B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat<br />

In der repräsentativen Demokratie Deutschlands stehen unter e<strong>in</strong>er legitimatorischen Perspektive<br />

Parlamente (Deutscher B<strong>und</strong>estag, Landesparlamente, kommunale Vertretungskörperschaften<br />

wie e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>derat oder e<strong>in</strong>e Stadtverordnetenversammlung) im Mittelpunkt<br />

des politischen Systems. Alle<strong>in</strong> Abgeordnete haben über Wahlen e<strong>in</strong>e direkte Bestätigung<br />

durch den Souverän (das Volk) erfahren. Auch wenn Exekutivpolitiker wie der B<strong>und</strong>eskanzler,<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten oder andere Regierungsmitglieder aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er personalisierten<br />

Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien besonders häufig auftauchen, s<strong>in</strong>d doch Parlamente auch<br />

unter historischer Perspektive der Kern von Demokratien.<br />

<strong>Leseprobe</strong><br />

Mit 598 Abgeordneten (2015: aufgr<strong>und</strong> von Überhang- <strong>und</strong> Ausgleichsmandaten 631; 2019<br />

sogar 709) ist der Deutsche B<strong>und</strong>estag e<strong>in</strong> relativ großes Parlament. In der Parlamentarismusforschung<br />

wird zwischen dem Typus e<strong>in</strong>es Arbeitsparlaments (z.B. der amerikanische<br />

Kongress) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Redeparlaments (z.B. das englische Unterhaus) unterschieden, wobei<br />

der B<strong>und</strong>estag <strong>in</strong> Richtung Arbeitsparlament tendiert. Um die politische Arbeit im B<strong>und</strong>estag<br />

verstehen zu können, müssen folgende Strukturmerkmale bedacht werden: Es handelt sich<br />

um e<strong>in</strong>e professionelle, trotz aller Diskussionen um Nebentätigkeiten von Abgeordneten,<br />

1 E<strong>in</strong>en Überblick über die Namen <strong>und</strong> Amtszeiten der B<strong>und</strong>espräsidenten gibt u.a. der Internetauftritt des B<strong>und</strong>espräsidenten<br />

unter http://www.b<strong>und</strong>espraesident.de/DE/Die-B<strong>und</strong>espraesidenten/Die-B<strong>und</strong>espraesidenten-node.html.<br />

© VERLAG DEUTSCHE POLIZEILITERATUR GMBH Buchvertrieb, Hilden<br />

Frevel, Salzmann (Hrsg.) „<strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> <strong>Staat</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong>“, 2. Auflage 2019<br />

ISBN 978-3-8011-0864-9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!