Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nach dem Frühstück im Freien packen wir<br />
zusammen und bereiten uns auf die heutige<br />
Tour vor. Es weht nur mit schwachen zwei<br />
bis drei Beaufort, angekündigt sind für den<br />
Nachmittag aber vier. Noch von gestern etwas<br />
euphorisch, stimmt die Mehrheit dafür,<br />
über Marstall zu fahren, also Ärö insgesamt<br />
zu umrunden. Um Strecke zu sparen kürzen<br />
wir dabei das Stück nach Marstall über die<br />
Untiefen hinweg ab.<br />
Zum Glück weht nur ein schwacher Wind.<br />
Die Schwerter sind vollständig hochgezogen<br />
und teilweise entriegeln wir zur Sicherheit<br />
auch die Ruder. Das Wasser ist glasklar, also<br />
stehen die meisten auf ihren Booten und gucken<br />
sich den Seeboden an. In diesem Gebiet<br />
wimmelt es von Schwänen, die wegen<br />
ihrer Mauser flugunfähig sind und heftig<br />
planschend das Weite suchen. Auch die Eiderenten<br />
sind betroffen, tauchen allerdings<br />
elegant ab und schwimmen zum Teil unter<br />
uns durch.<br />
Vor Marstall erreichen wir wieder das tiefe<br />
Wasser und die Schwerter werden runtergedrückt.<br />
Jetzt könnte der Spaß eigentlich richtig<br />
los gehen, aber statt der angekündigten<br />
S4 kreuzen wir gegen eine schlappe Brise<br />
und einen ätzenden Schwell um den südlichsten<br />
Punkt von Ärö, bevor wir die Spinnaker<br />
ziehen und zur Querung des kleinen<br />
Belts ansetzen.<br />
Bei diesem Schwachwind entscheidet sich<br />
jede Besatzung für eine andere Taktik und so<br />
Jahrbuch <strong>2007</strong> / 08<br />
zieht sich das Feld extrem auseinander. Wir<br />
sind ganz am nördlichen Ende und sehen<br />
Martins hellblauen Spi fast hinter dem Horizont<br />
verschwinden. Das ist wirklich extrem,<br />
aber wir wissen alle, wo wir hin wollen, die<br />
Bedingungen sind ein Kinderspiel. Am Ende<br />
dauert es allerdings eine knappe Stunde, bis<br />
sich alle auf der anderen Seite wieder treffen.<br />
Der nachfolgende Flieger entlang Als nach<br />
Norden wird zum reinsten Trapeztraining.<br />
Über dem Festland muss thermisch der Teufel<br />
los sein. Mal schießen wir im Doppeltrapez<br />
und voll gezogenem Cunningham dahin,<br />
dann fallen wir plötzlich wieder in ein Flautenloch,<br />
während 30 Meter neben uns ein<br />
anderes Boot in einer Bö fast kentert. Entspannt<br />
ist das nicht, aber je weiter wir nach<br />
Norden kommen, desto beständiger wird der<br />
Wind und spornt uns zum Endspurt an.<br />
Durch den gewundenen Fjord geht es bis<br />
in den letzten Winkel nach Mjelsvig. Als wir<br />
durch die vorgelagerte Enge fahren sehen<br />
wir vor uns die Skua. Sie hatte ebenfalls mit<br />
der Flaute zu kämpfen und während sie vertäut<br />
wird tragen wir unsere Boote die Böschung<br />
hoch und legen sie ins Gras. Heute<br />
war ein langer und aufgrund der schwachen<br />
Wind wirklich anstrengender Tag. Die Sonne<br />
geht unter als wir uns aus den Trockenanzügen<br />
schälen. Schnell noch unter die Dusche<br />
und dann an den von Geli gedeckten Tisch<br />
um uns auf die Grillwürstchen und den Salat<br />
55