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So wird die Brückenpassage zum Kinderspiel,<br />
da wir letztendlich einfach durchgeschoben<br />
werden. Dafür empfängt uns auf der Nordseite<br />
ein wahrer Hexenkessel: Durch den<br />
Strom schießt das Wasser durch die Fahrrinne<br />
nach Norden und trifft auf einen steifen<br />
Nordwind, der es zu asozial kurzen und hohen<br />
Wellen auftürmt. Es gibt einfach keine<br />
Alternative. Wir müssen wegen der Steine im<br />
Fahrwasser bleiben und wollen ja auch nicht<br />
umkehren. Also bolzen wir durch die Wellen.<br />
Wende folgt auf Wende, aber Ausweichmanöver<br />
sind zum Glück selten. Mit jedem<br />
Meter den wir vorankommen werden die<br />
Bedingungen ruhiger und nach 15 Minuten<br />
atmen wir erleichtert auf, als wir uns an der<br />
Ansteuerungstonne sammeln.<br />
Zur Belohnung folgt ein langer Flieger auf<br />
den Svendborgsund zu. Wie immer brillieren<br />
Rea und „Fearless Peter“ dabei, allerdings<br />
ist die Strecke zu kurz, um dem Rest des<br />
Pulks zu entwischen.<br />
Im Sund erwartete uns die reinste Bilderbuchlandschaft.<br />
Von Walen begleitet kreuzen<br />
wir an bunten Holzhäuschen in malerischer<br />
Kulisse vorbei und verlieren in der<br />
Mittagspause völlig die Zeit aus den Augen.<br />
Es ist schon 16:00 Uhr, als wir gestärkt durch<br />
Hotdogs und Softeis weiterfahren, allerdings<br />
wegen einer schwarzen Wolkenwand vor<br />
dem West-Ausgang des Sunds noch einen<br />
kleinen Zwischenstopp einlegen.<br />
Es weht noch eine schöne vier, als wir unter<br />
Spi durch die Brücke von Svendborg kreuzen.<br />
Leider lässt sie uns schon nach kurzer Zeit im<br />
Stich. Die schwarze Front hat den Wind einfach<br />
mitgenommen und so treiben wir kurze<br />
Zeit später mit Minimalgeschwindigeit im<br />
Höjestene Löb. Wie nicht anders zu erwarten<br />
outen sich Otto und Ulli dabei als Anarchisten<br />
und passieren wirklich jede Kardinaltonne<br />
an der untiefen Seite. Der Rest „trottet“<br />
allerdings brav hintereinander her und hält<br />
sich auf den sicheren Seiten.<br />
Jahrbuch <strong>2007</strong> / 08<br />
Immer weiter schläft der Wind ein. Am<br />
Ende des Fahrwassers haben zwar alle zueinander<br />
aufgeschlossen, aber Fahrt macht<br />
keiner mehr. Nichts regt sich und bis Söby<br />
ist es noch ein weiter Weg. Angesichts der<br />
spiegelglatten Südsee verlässt mich wirklich<br />
der Mut. Da tönt plötzlich ein Klingeln zu<br />
uns herüber und Martin kramt sein Handy<br />
hervor. Meine Eltern waren zum Glück nicht<br />
untätig. Sie haben Olli am Fähranleger abgefangen<br />
und halten momentan (unter Motor)<br />
auf Ärosköbing zu. Dorthin sollen wir ausweichen<br />
und wenn es nicht reicht, nehmen<br />
sie uns das letzte Stückchen an die Leine.<br />
Mit dieser guten Nachricht setzt auch der<br />
Wind wieder ein. Es reicht um ohne Trapez<br />
einen Schwimmer in die Luft zu bekommen.<br />
Sozusagen richtig entspanntes Cruisen auf<br />
halbem Wind. Zunächst müssen wir nach<br />
Kompass fahren, aber nach und nach lösen<br />
sich die Konturen von Ärosköbing aus dem<br />
Einheitsgrau von Ärö. Wir kommen sogar<br />
noch vor der Skua an und heben unsere Boote<br />
in die grasbewachsene Böschung.<br />
Mit der Ankunft der Skua setzt leider auch<br />
ein sanfter Sommerregen ein. Die allgemeine<br />
Begeisterung wegen der heutigen Tour<br />
ist allerdings durch nichts zu dämpfen. Otto<br />
organisiert Duschmarken, der Hafenmeister<br />
schenkt uns die Übernachtung und Steffi<br />
reserviert mit mir einen Tisch im besten Restaurant<br />
vor Ort. Als wir alle geduscht und<br />
trocken am Tisch sitzen und der Wirt noch<br />
mit einer Ladung Aquavit auftaucht ist der<br />
Tag nicht mehr zu toppen.<br />
3. Tag<br />
Es hat die ganze Nacht geregnet, aber am<br />
Morgen zeigt sich die Sonne und der Spielplatz<br />
verwandelt sich schnell in ein Trockenlager<br />
aus Schlafsäcken und Zelten. Das weiß<br />
vor allem Klaus zu schätzen, der sein Überzelt<br />
vergessen und damit die Nacht in einem<br />
Aquarium verbracht hat.<br />
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